Ausgabe 03/2023
| Neue Wege beschreiten: Coverinterview mit Thomas G. Winkler & Erich Wiesner | Zu Tisch mit … Simone Rongitsch und Reinhard Schertler | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Elisabeth Rohr - de Wolf Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Karin Fuhrmann, Katrin Gögele-Celeda | Round Table mit Frank Brün, Michael Klement und Alina Nichiforeanu | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Kreislaufwirtschaft
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Positionen & Meinungen
Neue Wege beschreiten
Partnerschaft. Thomas G. Winkler, CEO UBM Development, und Erich Wiesner, CEO Wiehag, über die
spannende Wandlung der UBM zum Holzbauspezialisten, die Zusammenarbeit beider Unternehmen und das
Nischendasein des Holzbaus in Österreich.
Das Gespräch führten: Patrick Baldia
Die UBM befindet sich gerade in einem
spannenden Konversionsprozess in Richtung
Holzbau beziehungsweise Holzhybridbau.
Wie ist es dazu gekommen, Herr
Winkler?
Thomas G. Winkler: Wir waren der größte
Hotelentwickler Europas und dann kam die
Pandemie. Und wenn man eines nicht sein
möchte, wenn es eine weltweite Pandemie
gibt, dann der größte Hotelentwickler
Europas. Daher mussten wir uns überlegen,
wie wir uns strategisch neu positionieren.
Welche Megatrends gibt es beziehungsweise
welche nachhaltigen Entwicklungen sind
auszumachen? Wir hatten zu diesem Zeitpunkt
schon mit Holzbau experimentiert. Und
so haben wir entschieden, aus der Not eine
Tugend zu machen und in Frankfurt anstatt
eines Leonardo-Hotels mit 350 Zimmern mit
dem UBM Timber Pioneer das erste Holzhybridhaus
der Stadt zu bauen.
Das klingt etwas riskant…
Winkler: Wir haben gewusst, dass wir mit der
Unterstützung der Politik rechnen können,
weil die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die
das Nebengebäude als Hauptquartier nutzen
wird, in Deutschland ein sehr hohes Ansehen
genießt. Andererseits haben wir gedacht:
Wenn wir schon ein baugenehmigtes Projekt,
wie die Deutschen sagen, „in die Tonne kloppen“,
dann müssen wir etwas spektakuläres
Neues machen. So ist es in groben Zügen zum
Konversionsprozess gekommen. Mittlerweile
sehen wir den Holzbau nicht nur als Trend,
sondern als echte Haltung. Als wir anfingen,
wollten wir 50 Prozent Holzbau machen und
einige meinten, es wäre schon gut, wenn es
jedes fünfte Projekt wäre. Heute sind wir
so weit, dass wir in Zukunft zu 90 Prozent
Holzbau machen möchten. Aktuell haben wir
eine Pipeline von mehr als 250.000 Quadratmetern.
Uns ist nicht bekannt, dass jemand
anderes so viel Holzbau macht.
Herr Wiesner, wie ist Ihre Wiehag mit der
UBM zusammengekommen, was ist da die
Hintergrundgeschichte?
Erich Wiesner: Ich habe gelesen, dass sich die
UBM strategisch neu auf „green. smart. and
more.“ ausrichtet und verstärkt in den Holzbau
gehen will. Da ist mir eingefallen, dass
ich Thomas Winkler kenne, weil wir einmal
gemeinsam in einem Aufsichtsrat zusammengearbeitet
haben. Seine Frau ist überdies
aus dem Innviertel. Ich habe ihm sofort Bilder
von unseren Referenzprojekten geschickt.
Thomas hat innerhalb kürzester Zeit darauf
reagiert. Dazu muss man sagen: Zu diesem
Zeitpunkt hatte die Ausschreibungsphase für
den Timber Pioneer bereits begonnen. Wir
sind also mehr oder weniger reingegrätscht,
als das Projekt schon in der Vergabephase
war. Thomas haben unsere internationalen
Projekte jedenfalls sofort sehr interessiert.
Er hat gesehen, dass wir etwas können, wo er
auch hinwill. Denn eines ist klar: Wenn man
so ein Pionierprojekt umsetzt, dann möchte
man auch die größtmögliche Sicherheit
haben, dass es wirklich gelingt. Wir sind dann
rasch zusammengekommen.
Wieso ist der Holzbau in Österreich so
ein Nischenthema, obwohl die Ressource
reichlich vorhanden wäre?
Wiesner: Der Holzbau in dieser Dimension
stellt eine absolute Nische dar. Traditionellerweise
findet man den Holzbau in den
kleineren Strukturen. Heute können auch
Großprojekte in Holzbauweise realisiert
werden, weil sich in Technik und Produktentwicklung
einiges getan hat. Zudem gibt es
von Investoren- und Bauherrenseite ein
wachsendes Interesse daran, nachhaltige
und möglichst CO2-neutrale Gebäude zu
errichten. Da findet aus meiner Sicht gerade
ein Paradigmenwechsel statt. Dieses Interesse
daran, in einer anderen Materialität, nämlich
in Holz zu bauen, bedeutet für Architekten
und Planer, letztlich auch für die Bauindustrie,
ein Abgehen von gewohnten Wegen und
Vorgehensweisen. Wir sehen, dass sich viele
sehr schwer damit tun.
Wie kommt das?
Wiesner: Es fehlen einfach das Know-how und
die Erfahrung. Das liegt auch an der Ausbildungssituation.
Erst Anfang der 90er Jahre
wurde der erste Holzbau-Lehrstuhl an der
technischen Universität in Graz eingerichtet.
Dies auf heftiges Drängen der Holwirtschaft.
Ich war als junger Funktionär persönlich beim
40 ImmoFokus