Ausgabe 03/2023
| Neue Wege beschreiten: Coverinterview mit Thomas G. Winkler & Erich Wiesner | Zu Tisch mit … Simone Rongitsch und Reinhard Schertler | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Elisabeth Rohr - de Wolf Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Karin Fuhrmann, Katrin Gögele-Celeda | Round Table mit Frank Brün, Michael Klement und Alina Nichiforeanu | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Kreislaufwirtschaft
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Zum Autor
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender
Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH
Wien.
Harry Potter
Kommentar: Hans Jörg Ulreich
Wenn wir uns auf die österreichischen Werbe- und Medienmeldungen
verlassen, gewinnen wir schnell den Eindruck, dass sich gerade
unheimlich viel bewegt in der Gesetzgebung und Politik, was ökologisch
nachhaltiges Bauen und Sanieren betrifft. Alles am Weg – so der
medial erzeugte Eindruck.
Wälder aus Kränen
Wer noch dazu oft und viel mit dem Auto durch unser Land unterwegs
ist, bekommt dieses Gefühl auch noch visuell bestätigt. Es scheint so,
als würde überall „auf Teufel komm raus“ gebaut werden. Fast um
jedes städtische Gebiet herum stehen richtige Wälder aus Kränen.
„Läuft!“, werden die einen sagen. „Der reinste Horror!“ wird vermutlich
den Boden- und Umweltschützern in den Kopf steigen. Für beide
Seiten habe ich Verständnis.
Jene, die wie ich in der Branche – an welcher Stelle auch immer – tätig
sind, wissen aber, dass der Schein verhängnisvoll trügt.
Nun gut, wir hören und lesen auch, dass die Baukosten explodieren,
die Zinsen steigen und Fachkräfte fehlen. Keine Frage, dass sich das
dämpfend auswirkt.
Andere Wahrheit
Doch die Wahrheit ist eine andere. Dass viele am Bau tätige Firmen schon
Mitarbeiter in großer Zahl abbauen, und gerade innerstädtische Bauprojekte
besonders in Wien im Boden, oder besser in den Mühlen der Behörden,
versickern, ist für Kenner kein Geheimnis.
Dass Architekten und Ziviltechniker mittlerweile ihr Tätigkeitsgebiet nicht
mehr bei Planabschluss, sondern bei Baubeginn beenden und zusätzlich
am besten nebenbei ein Studium der Kommunikationswissenschaften
abschließen, um in der Behördenkommunikation voranzukommen, darüber
wird schon lange in der Branche mit schwarzem Humor gewitzelt.
Die öffentlich verbreiteten Hürden im Baubereich, wie etwa Baukosten
und Zinsen, sind nur das Salz in einer sich über Jahrzehnte aufklaffenden
Wunde, die tiefer und tiefer wird.
Überbordende Regelwerke
Neun unterschiedliche Bauordnungen, pro Gemeinde (!) eine eigene
Flächenwidmung, Förderungs- und ÖNORM-Dschungel, überbordende
Regelwerke und Behördenirrwege verlangen den Berufsständen
mittlerweile Unmenschliches an Zusatzfähigkeiten ab, um ein
Projekt tatsächlich auf die Beine stellen zu können.
Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock
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