Ausgabe 05/2022
| Komplexer Markt: Coverinterview mit Astrid Grantner-Fuchs | Zu Tisch mit ... Martina Hirsch & Michael Molnar | Kommentare von unter anderem Klaus Baringer, Otmar Lahordynsky, Frank Brün, Georg Flödl, Anita Körbler, Karina Schunker, Sebastian Beiglböck, Wolfgang Fessl, Martin Prunbauer | Exklusiv im Interview: Bernhard Klein | Der 28. Real Circle: Quartiers- und Statdtent-wicklung | Über den Tellerrand: Der Radiomacher Karl Habsburg | Dompteure der Komplexität | Kooperation auf der Baustelle|
| Komplexer Markt: Coverinterview mit Astrid Grantner-Fuchs | Zu Tisch mit ... Martina Hirsch & Michael Molnar | Kommentare von unter anderem Klaus Baringer, Otmar Lahordynsky, Frank Brün, Georg Flödl, Anita Körbler, Karina Schunker, Sebastian Beiglböck, Wolfgang Fessl, Martin Prunbauer | Exklusiv im Interview: Bernhard Klein | Der 28. Real Circle: Quartiers- und Statdtent-wicklung | Über den Tellerrand: Der Radiomacher Karl Habsburg | Dompteure der Komplexität | Kooperation auf der Baustelle|
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Komplexer<br />
Teamplayer Markt<br />
Andrea Dissauer<br />
Astrid Grantner-Fuchs<br />
Wir leben Immobilien.<br />
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04 ImmoFokus
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<strong>Ausgabe</strong> 04|<strong>2022</strong> <strong>05</strong>
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08 ImmoFokus
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<strong>Ausgabe</strong> 04|<strong>2022</strong><br />
09
ImmoFokus.Rubrik<br />
18<br />
Autofreie Quartiere<br />
Wohnen ohne Auto<br />
Noch nie war der<br />
Markt so komplex<br />
COVERINTERVIEW MIT<br />
ASTRID GRANTNER-FUCHS<br />
38<br />
INHALT<br />
AUSGABE<br />
Rubriken<br />
12 VOM HERAUSGEBER<br />
14 EDITORIAL<br />
178 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Unternehmen & Projekte<br />
18 BILDERSTRECKE<br />
AUTOFREIE QUARTIERE<br />
30 START-UP<br />
32 TOP DEAL<br />
33 PROBLEMLÖSER<br />
34 IMMOBILIE IM FOKUS<br />
35 AUFSTEIGER<br />
Positionen & Meinungen<br />
38 COVERINTERVIEW MIT ...<br />
Astrid Grantner-Fuchs<br />
50 ZU TISCH MIT ...<br />
Martina Hirsch & Michael Molnar<br />
56 WEIN UND IMMOBILIEN<br />
60 PUTINS AMTSSITZ<br />
Kommentar von Otmar Lahodynsky<br />
62 FRIEREN FÜR DEN FRIEDEN<br />
Kommentar von Frank Brün<br />
64 WIR MACHEN WEITER<br />
Interview mit Michael Schmidt<br />
68 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
69 SANIERUNGSBLOCKADE IM<br />
MIETWOHNBAU BEENDEN<br />
Kommentar von Michael Pisecky<br />
70 DIE MASKEN SIND GEFALLEN<br />
Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />
72 DER MARKETER<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
73 NICHT IDEOLOGISCH, SONDERN TECHNO-<br />
LOGIE-OFFEN MUSS DISKUTIERT WERDEN<br />
Kommentar von Louis Obrowsky<br />
74 FRÜHER WAR ALLES BESSER<br />
Kommentar von Wolfgang Fessl<br />
76 STRAFEN SCHAFFEN<br />
KEINEN WOHNRAUM<br />
Kommentar von Martin Prunbauer<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
10 ImmoFokus
80<br />
Der 28. Real Circle<br />
Quartier- und Stadtentwicklungsentwicklung<br />
102<br />
Über den Tellerrand<br />
Karl Habsburg - Der Radiomacher<br />
50<br />
Zu Tisch mit ...<br />
Martina Hirsch und Michael Molnar<br />
<strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
ImFokus: Stadtentwicklung<br />
80 REAL CIRCLE<br />
Quartiers- und Stadtentwicklung<br />
94 VORTEILE DER 15-MINUTEN-STADT<br />
VOX FEMINA<br />
95 IMMOBILIEN MIT LADESTATION<br />
AUF DER ÜBERHOLSPUR<br />
Kommentar von Martina Hirsch<br />
96 NACHVERDICHTUNG<br />
Kommentar von Jasmin Soravia<br />
98 FRECH GESAGT<br />
Kolumne von Anita Körbler<br />
100 ILLMITZER GESPRÄCHE<br />
Kolumne von Thomas Malloth<br />
102 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Der Radiomacher<br />
108 DAS GFRETT MIT DEM KONDENSWASSER<br />
Siegerinterview FM-Day<br />
111 STADTENTWICKLUNG DIGITALER DENKEN<br />
Kommentar von Andreas Köttl<br />
112 ES BRAUCHT DURCHDACHTE<br />
WOHNANLAGEN<br />
Kommentar von Klaus Baringer<br />
113 DURCH UMWELTFREUNDLICHE<br />
MOBILITÄTSKONZEPTE<br />
ZUR GRÜNEN STADT<br />
Kommentar von Karina Schunker<br />
114 NACHHALTIG IN UNSICHEREN ZEITEN<br />
Kommentar von Georg Flödl<br />
116 UMWELTVERTRÄGLICHKEIT FÜR<br />
STADTENTWICKLUNGSPROJEKTE<br />
Kommentar von Sebastian Beiglböck<br />
118 EXPO RÜCKBLICK<br />
124 DAS DILEMMA MIT DER<br />
LEERSTANDSABGABE<br />
130 DOMPTEURE DER KOMPLEXITÄT<br />
134 KOOPERATION AUF DER BAUSTELLE<br />
138 DIE BASIS IST DAS PRODUKT<br />
Interview mit Bernhard Klein<br />
146 METAVERSE<br />
148 EXPOREAL EARLY BIRD FRÜHSTÜCK<br />
FRISCH GESTÄRKT IN DEN TAG<br />
152 EVENTS<br />
159 BUCHTIPPS<br />
160 OBSERVER<br />
162 VORSCHAU<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
11
Stadt der<br />
kurzen Wege<br />
„Neue Stadtquartiere<br />
ohne Verkehrskonzept<br />
kennen wir alle zur<br />
Genüge.“<br />
A<br />
lle reden von der 15-Minuten-<br />
Stadt- Anstelle von Städten mit<br />
getrennten Wohn-, Sozial- und<br />
Arbeitsvierteln sieht das 15-Minuten-Stadt<br />
Konzept das urbane Zentrum als ein<br />
Geflecht von Vierteln vor, in denen alle drei<br />
Funktionen nebeneinander bestehen. Im Kern<br />
beinhaltet es Überlegungen, Strategien und<br />
Maßnahmen, Städte durch die Dezentralisierung<br />
von Dienstleistungen wieder lokaler zu machen.<br />
Sie vereint mit der Mixed-Use-Nutzung, also<br />
der Mischung aus Wohnen, Einzelhandel und<br />
Büroflächen, und der „Stadt der kurzen Wege“<br />
zwei stadtplanerische Ansätze, die ihre Ausrichtung<br />
an den Bedürfnissen der Stadtbewohner<br />
schon in der Realität bewiesen haben.Das<br />
Modell lässt sich wie eine kleine Stadt in der<br />
Stadt verstehen.<br />
Klingt super. Auch in der Vergangenheit<br />
wurden immer wieder größere Quartierentwicklungen<br />
mit dem Stichwort „Wohnen<br />
& Arbeiten an einem Ort“ angekündigt und<br />
beworben. Doch was wurde in der Realität daraus?<br />
Es stimmt schon: Man wohnt und arbeitet<br />
in diesen neuen Stadtquartieren. Doch nicht<br />
alle, die dort wohnen, arbeiten auch dort – und<br />
umgekehrt. Immer mehr Berufseinsteiger<br />
können sich Wohnungen in den zentrumsnahen<br />
Quartieren nicht (mehr) leisten. Aber<br />
gerade dort entstehen bzw. sind die neuen<br />
Bürocluster entstanden. Nach wie vor wollen<br />
auch Unternehmen zeigen, dass sie sich Top-<br />
Standorte leisten können. Ihre Mitarbeiter<br />
müssen zum Teil lange Anfahrtswege in Kauf<br />
nehmen. Noch sind wir – Gott sei Dank – weit<br />
von amerikanischen und britischen Verhältnissen<br />
entfernt, wo eineinhalbstündige Anfahrtswege<br />
keine Ausnahme mehr darstellen.<br />
Noch. Arbeitgeber könnten dezentralisierte<br />
Kleinbüros einrichten, damit die Mitarbeitenden<br />
nicht so lange pendeln müssen. In diesen<br />
Gebäuden wären dann nicht nur Büros untergebracht,<br />
sondern auch Wohnungen und<br />
sogar Kindergärten.<br />
Angesichts der Wirtschaftskrise darf man aber<br />
die Frage stellen, wer dies alles bezahlen soll.<br />
Eines ist klar: Ohne optimierte Verkehrsinfrastruktur<br />
– öffentlich wie privat - wird es nicht<br />
gehen. Nur der zügige Ausbau des öffentlichen<br />
Nahverkehrs kann dazu führen, dass weniger<br />
Autos notwendig wären – und man trotzdem<br />
zügig durch die Stadt kommt. Neue Stadtquartiere<br />
ohne Verkehrskonzept kennen wir alle<br />
zur Genüge.<br />
Ihr<br />
Michael Neubauer<br />
Herausgeber<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
12 ImmoFokus
Mag. (FH) Andrea Dissauer MRICS<br />
Geschäftsführerin | EHL Immobilien Management<br />
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Was bringt<br />
der Herbst?<br />
„Jede Menge Top-Interviews<br />
und spannende<br />
Expertenbeiträge.“<br />
E<br />
r bringt jede Menge Events, Vortragsreihen,<br />
Messen und Foren – es<br />
scheint, als wolle man in kürzester<br />
Zeit alles Versäumte nachholen und<br />
rein präventiv alles vor dem nächsten schwarzen<br />
Schwan in sich hineinstopfen. Dabei ergibt sich<br />
ein regelrechtes Feuerwerk an geballtem Knowhow<br />
von der Expo bis zum Facility Management<br />
Day, der Blockchain Real, der Citytagung von<br />
Regioplan bis hin zu den Real 100 und unserem<br />
Real Circle. Natürlich ist diese Aufzählung nicht<br />
vollständig.<br />
Raumplanung und<br />
städtebauliche Verträge<br />
Diese <strong>Ausgabe</strong> steht ganz im Zeichen von Stadt,<br />
Raumplanung und städtebaulichen Verträgen.<br />
Beim zum 28. Mal stattfindenden Real Circle<br />
wurde dieses Thema von 30 Immobilienprofis<br />
diskutiert – mit oft sehr konträren Ansichten.<br />
Auch bei den Round Tables zu den Themen<br />
„Klima in der Stadt“ und „Allianzverträge“<br />
lieferten sich die eingeladenen Experten einen<br />
interessanten Schlagabtausch. Natürlich darf<br />
der Einstieg ins Heft mit einer Bilderstrecke<br />
über autofreie Quartiere nicht fehlen.<br />
führerin der sReal mit ihrem Kollegen Michael<br />
Molnar beim „Zu Tisch mit …“ zur digitalen<br />
Offensive befragt. Natürlich gibt es auch einen<br />
spannenden Nachbericht über die Expo – allem<br />
voran über das vom ImmoFokus organisierte<br />
Early-Bird-Frühstück. In „Über dem Tellerrand“<br />
spricht Herausgeber Michael Neubauer<br />
mit Karl Habsburg über die Macht der Medien<br />
und die Ukraine.<br />
Also, was bringt der Herbst? Eine neue <strong>Ausgabe</strong><br />
des ImmoFokus, einen wunderschönen<br />
Altweibersommer und hoffentlich keine weitere<br />
Coronawelle. Bleiben Sie gesund!<br />
Herzlichst<br />
Top-Interviews<br />
Im Coverinterview erzählt Astrid Grantner-<br />
Fuchs von steigenden Herausforderungen in<br />
der Bewertung und warum sie bei der ÖGNI<br />
einen Kurs zum ESG-Consultant besucht hat.<br />
Martina Hirsch haben wir als neue Geschäfts-<br />
Lisa Grüner<br />
Chefredakteurin<br />
Foto: Adobe Stock<br />
14 ImmoFokus
Digital<br />
Spezialisiert auf Digitalisierung in der Immobilienbranche<br />
Bernadette Fellner | Senior Manager<br />
Assurance<br />
Spezialisiert auf die Prüfung von Immobilienunternehmen<br />
Marius Richter | Partner<br />
Legal<br />
Spezialisiert auf Immobilienrecht<br />
Karl Koller | Partner - PwC Legal<br />
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Spezialisiert auf Immobilienberatung<br />
Peter Fischer | Director<br />
Tax<br />
Spezialisiert auf Immobiliensteuerrecht<br />
Franz Rittsteuer | Director<br />
Karl Koller<br />
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Bernadette Fellner Marius Richter Franz Rittsteuer<br />
Dedicated to Real Estate,<br />
focused on solutions.<br />
www.pwc.at/real-estate<br />
„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.
Unternehmen & Projekte<br />
018<br />
AUTOFREIE QUARTIERE<br />
Die Bau- und<br />
Immobilienwirtschaft<br />
will neben einer<br />
nachhaltigen Bauweise<br />
und Energieversorgung<br />
auch mit dem Verzicht<br />
auf das Auto einen<br />
Beitrag leisten. Schon<br />
jetzt gibt es das eine<br />
oder andere Bestpractice-Beispiel<br />
einer<br />
Quartiersentwicklung, in<br />
der die Bewohner auf ein<br />
Auto verzichten können.<br />
030<br />
START UP<br />
Das österreichische Start-up Wood_Space<br />
bietet modularen Qualitätsholzbau an.<br />
Dank massiver Vollholzmodule können<br />
Projekte vom Tiny-Haus, Shop, Kindergarten,<br />
mehrstöckigen Bürogebäude, Studentenheim<br />
bis zum Hotel/Motel in nur drei Monaten<br />
umgesetzt werden.<br />
033<br />
PROBLEMLÖSER CHEKKER<br />
CHEKKER® ist ein Assistenzsystem für Arbeiter<br />
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und unterstützt die ausführenden Personen<br />
maßgeblich durch das einfache und intuitive<br />
Anleiten sukzessiver Arbeitsschritte.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
16 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> 04|<strong>2022</strong><br />
17
Unternehmen & Projekte<br />
Wohnen ohne Auto<br />
Utopie. Der Klimawandel ist längst auch in unseren Breitengraden angekommen. Für die Bau- und<br />
Immobilienwirtschaft bedeutet das vor allem eins: nachhaltig planen, bauen und vor allem sanieren.<br />
Neben einer nachhaltigen Bauweise und Energieversorgung kann auch der Verzicht auf das Auto<br />
einen wertvollen Beitrag leisten. Schon jetzt gibt es das eine oder andere Best-practice-Beispiel einer<br />
Quartiersentwicklung, in der die Bewohner auf ein Auto verzichten können.<br />
Autor: Amelie Miller<br />
18 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
19
Unternehmen & Projekte<br />
Fotos: 6a Süd: VDX.at, 6 Süd: bildraum.at, 6 Nord: pentaplan.at<br />
REININGHAUS-GRÜNDE<br />
Die Stadt Graz setzt bei Bauprojekten auf Mobilitätsverträge, das heißt im Gegenzug zur Reduktion der PKW-Parkplätze verpflichten sich die Bauträger zu<br />
Maßnahmen für eine verbesserte Mobilität. Das sind zum Beispiel Geh- und Radwege, Fahrradabstellplätze, eine fußläufige Anbindung an Haltestellen, Infrastruktur<br />
für E-Mobilität, kostenlose Tickets für den öffentlichen Verkehr und Carsharing. Einen solchen Mobilitätsvertrag gibt es auch für die Stadt der kurzen Wege in den<br />
Reiningenhausgründen. So erhalten etwa Bewohner im ersten Jahr eine Jahreskarte für den öffentlichen Verkehr geschenkt. Rund 13,5 Kilometer Radweg werden<br />
neu gebaut, Car-Sharing und E-Taxis stehen in allen Quartieren zur Verfügung. Zusätzlich entstehen mit der Unesco Esplanade eine autofreie Flaniermeile,<br />
ein drei Hektar umfassender Park und mehrere kleine Stadtwäldchen.<br />
Größe des Areals: 54 Hektar<br />
Begrünung: 2.000 Bäume werden zusätzlich gepflanzt<br />
www.reininghausgruende.at<br />
20 ImmoFokus
Fotos: Markus Bstieler/Mario Ramoni, Ursula Meisser<br />
WOHNANLAGE MIT INTEGRIERTEM SOS-KINDERDORF<br />
Das Besondere an dem integrierten SOS-Kinder- und Familiendorf in<br />
Nußdorf-Debant ist nicht nur, dass hier SOS-Kinderdorf-Familien mit<br />
anderen Familien und Mietern in einer Gemeinschaft zusammenleben,<br />
sondern auch, dass der komplette innere Bereich der Siedlung autofrei<br />
und somit Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist. Geparkt<br />
werden die Autos in einer Tiefgarage oder entlang der Zugangsstraße.<br />
Mitte der 1950er Jahre gegründet, bestand das SOS-Kinderdorf ursprünglich<br />
aus sieben Häusern, die am Rande der Gemeinde errichtet<br />
wurden. Aufgrund der gewachsenen Infrastruktur entschied man sich<br />
später für den Neubau von 21 Familienhäusern, die sowohl für das<br />
SOS-Kinderdorf als auch für die Vermietung an Familien aus Nußdorf-<br />
Debant neuen Lebensraum schaffen sollten und im Mai 2012 an die<br />
Mieter übergeben wurden.<br />
Standort: FUCHSUNDPEER (heute archifuchs)<br />
in Zusammenarbeit mit Mario Ramoni<br />
Bauträger: SOS-Kinderdorf mit der Gemeinde Nußdorf-Debant,<br />
Osttiroler Siedlungsgenossenschaft GmbH (OSG)<br />
Auszeichnungen: austrian brick and roof award 2013<br />
HUNZIGER AREAL<br />
Das Hunziker Areal im Norden Zürichs ist das<br />
erste Projekt, das die Baugenossenschaft<br />
„mehr als wohnen“ umgesetzt hat, und<br />
wurde als autoarmer Quartierteil realisiert.<br />
Anspruch auf einen Parkplatz hat hier nur,<br />
wer aus gesundheitlichen oder beruflichen<br />
Gründen auf ein Auto angewiesen ist. Neben<br />
einer guten Anbindung an den Nahverkehr<br />
steht den Bewohnern eine Mobilitätsstation<br />
zur Verfügung, mit Elektro- und Lastenvelos<br />
und Fahrradanhängern, sowie verschiedene<br />
Car-Sharing-Angebote. Gewerbeflächen und<br />
Allmendräume in den Erdgeschossen der<br />
13 Quartiersgebäude beleben die Plätze<br />
und Zwischenräume. Demokratische<br />
Mitwirkungsprozesse und Mitgliederrechte<br />
tragen zur sozialen Nachhaltigkeit bei<br />
Architekten: Duplex Architekten,<br />
Futurafrosch, Müller Sigrist<br />
Architekten, Pool Architekten, Miroslav Šik<br />
Landschaftsarchitektur: Müller Illien<br />
Landschaftsarchitekten<br />
Bauherrschaft: Baugenossenschaft<br />
mehr als wohnen<br />
Auszeichnungen: World Habitat Award 2017<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
21
GENERATIONENWOHNEN AM WALDSTRAND<br />
Die kleine Siedlung in St. Egyden am Steinfeld in Niederösterreich besteht aus fünf Baukörpern, die in Holzbauweise<br />
errichtet wurden und sich so in den umgebenden Nadelwald einfügen. Die Gebäude mit sechseckigen<br />
Grundrissen sind im Kreis angeordnet und eröffnen so im Inneren eine Fläche, die als „Generationenplatz“<br />
konzipiert ist. Hier können die Bewohner zusammenkommen, sei es für Feierlichkeiten oder für den Austausch<br />
über Alltägliches. Um die Aufenthaltsqualität im Freien zusätzlich zu erhöhen, wurden die Eingangsbereiche<br />
der Häuser überdacht sowie ein Kinderspielplatz, eine Bocciabahn und zahlreiche Sitzmöglichkeiten realisiert,<br />
inklusive zusätzlicher Baumbepflanzungen, die im Sommer für ausreichend Schatten sorgen.<br />
Architekten: g.o.y.a.<br />
Landschaftsarchitektur: YEWO Landscapes<br />
Bauträger: Baugenossenschaft Frieden Wien<br />
Auszeichnungen: Holzbaupreis Niederösterreich 2021<br />
WOHNSIEDLUNG MAIERHOF<br />
Acht Häuser, die in Holzhybridbauweise errichtet<br />
wurden, gruppieren sich in Bludenz zusammen<br />
mit einem denkmalgeschützten Bestandsgebäude<br />
um einen grünen Innenhof. Die Anordnung der<br />
Gebäude folgt keiner klaren Struktur, um so den<br />
Charakter eines gewachsenen Dorfes und die<br />
Einbindung in die umgebende Berglandschaft zu<br />
verstärken. Dank einer eigenen Tiefgarage mit 67<br />
Stellplätzen ist die Wohnsiedlung weitestgehend<br />
autofrei. Für Besucher wurden 19 Parkplätze in die<br />
Außenanlage integriert. So bietet der Innenhof<br />
viel Platz, etwa für einen öffentlichen Spielplatz,<br />
Begegnungszonen und einen Quartierstreffpunkt.<br />
Architekten: Feld 72<br />
Landschaftsarchitektur: Gruber + Haumer –<br />
Landschaftsarchitektur OG<br />
Bauträger: Wohnbauselbsthilfe Vorarlberger<br />
gem. reg. Gen.m.b.H.<br />
Auszeichnungen: 8. Bauherrenpreis der Hypo<br />
Vorarlberg 2020, Anerkennung/Nominierung für<br />
Constructive Alps <strong>2022</strong><br />
22 ImmoFokus
MERWEDE<br />
Das autofreie Quartier an der Westseite des Merwedekanals in<br />
Utrecht will mit der Fertigstellung 2024 ein Vorzeigeprojekt für<br />
gesundes und nachhaltiges Leben sein. Gelingen soll das dank<br />
innovativer Konzepte, etwa mit den sogenannten multimodalen<br />
Mobilitätshubs. Dabei liegt der Fokus auf Carsharing, einer guten<br />
öffentlichen Verkehrsanbindung, Bereitschaftstaxis, Kiosken,<br />
an denen Pakete selbstständig abgeholt werden können, einem<br />
Fahrrad-Leihsystem und einer Infrastruktur des täglichen Bedarfs<br />
in unmittelbarer Nähe der Hubs. Ausreichend Grünflächen<br />
und eine nachhaltige Energieversorgung sind ebenfalls zentrale<br />
Punkte, die bei der Umsetzung des Quartiers eine Rolle spielen.<br />
Die Energieversorgung erfolgt mittels unterirdischem Wärmeund<br />
Kältespeicher. Die Dächer werden entweder begrünt oder<br />
mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.<br />
Architekten: Marco Broekman<br />
Bauträger: In Kooperation mit der Stadtverwaltung<br />
www.merwede.nl<br />
Fotos: g.o.y.a., BURA OKRA, Hertha Hurnaus<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
23
Unternehmen & Projekte<br />
Fotos: DanielHawelka, Luiza Puiu, ChristianFuerthner<br />
24 ImmoFokus
ASPERN SEESTADT<br />
Die Seestadt in Wien Donaustadt ist nicht autofrei, allerdings werden Maßnahmen<br />
gesetzt, freiwillig auf das Auto zu verzichten. So ist auf den Straßen<br />
in der Seestadt Platz für alle Verkehrsteilnehmer, der gleichermaßen fair<br />
genutzt werden soll. Für das Mobilitätskonzept in einem der größten Stadtentwicklungsgebiete<br />
Europas bedeutet das, vor allem breite Gehsteige und<br />
viel Platz für Fußgänger und spielende Kinder zu schaffen. Für einen grünen<br />
Straßenraum sorgen viele Bäume, Sträucher und Blumenbeete. Die Autos<br />
in der Seestadt parken in einer Sammelgarage. Die Car- und Bikesharing-<br />
Angebote werden über einen Mobilitätsfonds finanziert, der aus Abgaben<br />
der PKW-Garagen gespeist wird.<br />
Quartiersentwickler: 3420 aspern Development AG<br />
Gestaltung der grünen Spielstraße Grüne Saite: Hager Partner AG<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
25
Unternehmen & Projekte<br />
SIEDLUNG KALKBREITE<br />
Unter dem Titel „Ein neues Stück Stadt“ entwarfen<br />
2006 Quartierbewohner und Fachleute<br />
das Konzept einer nachhaltigen Bebauung des<br />
Kalkbreite-Areals in Zürich. Aus dieser Gruppe<br />
ist eine Genossenschaft entstanden, die das<br />
rund 6.350 Quadratmeter große Areal von der<br />
Stadt Zürich im Baurecht übernommen hat.<br />
Die Siedlung steht im Dreieck zwischen Seebahngraben,<br />
Badener- und Kalkbreitestrasse.<br />
Die Tramabstellanlage auf dem Areal wurde<br />
überdeckt, sodass eine 2.500 Quadratmeter<br />
große Terrasse über den Gleisen entstanden<br />
ist, die öffentlich zugänglich ist. Aufgrund der<br />
zentralen Lage und folglich guten Verkehrsanbindung<br />
ist der Wohn- und Gewerbebau<br />
autofrei konzipiert. Anstatt einer Tiefgarage<br />
wurden im Neubau 300 ebenerdige Fahrradabstellplätze<br />
errichtet.<br />
Architekten: Müller Sigrist Architekten AG<br />
Landschaftsarchitektur: haag.la,<br />
Freiraumarchitektur GmbH<br />
Bauherrschaft: Genossenschaft Kalkbreite<br />
Auszeichnungen: 2000 Watt Areal im Betrieb<br />
Fotos: Volker Schopp, Martina Meier, AnnABlaU<br />
26 ImmoFokus
WOHNHAUSANLAGE WALDMÜHLE RODAUN<br />
Die Wohnhausanlage Waldmühle Rodaun punktet<br />
mit ihrer Lage direkt am Wiener Wald. Das Wohnprojekt<br />
schmiegt sich mit zwei terrassenartigen<br />
Ebenen an einen bewaldeten Südhang und beherbergt<br />
nicht nur insgesamt 450 Wohnungen und<br />
77 Wohneinheiten, sondern auch einen 12.000<br />
Quadratmeter großen Freiraum in Inneren der<br />
Anlage. Diese Fläche wurde mit heimischen<br />
Baumarten begrünt und bietet neben zahlreichen<br />
Plätzen für Kinder auch genügend Platz für individuelle<br />
Erholung. Der Freiraum ist bis auf Einsatzfahrzeuge<br />
komplett autofrei. Neben einem eigenen<br />
Schwimmbad auf dem Dach der Hochgarage<br />
gibt es in der Waldmühle Rodaun Nahversorger<br />
sowie die Möglichkeit, einen Home-Office-Bereich<br />
inklusive Besprechungsraum anzumieten.<br />
Architekten: Schwalm-Theiss & Bresich,<br />
Goran Jakovljevic, Margarethe Cufer<br />
Bauträger: WBV-GPA Österreichisches<br />
Siedlungswerk Wien Süd<br />
Landschaftsarchitektur: Land in Sicht<br />
www.waldmuehle-rodaun.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
27
Unternehmen & Projekte<br />
Fotos: Waterfront Toronto<br />
28 ImmoFokus
QUARTIER QUAYSIDE<br />
Mit dem Quartier Quayside setzt die kanadische<br />
Hauptstadt ein Megaprojekt an der Waterfront<br />
Toronto um. Eine Besonderheit des Revitalisierungsprojekts<br />
ist der 8.000 Quadratmeter große<br />
urbane Wald, der am neuen Superblock in Holzbauweise<br />
entstehen wird. Die bewaldete Fläche<br />
ist autofrei konzipiert und soll den zukünftigen<br />
Bewohnern nicht nur Platz zur Naherholung bieten,<br />
sondern sogenannten Hitzeinseln im städtischen<br />
Bereich entgegenwirken. Der Klimakrise begegnet<br />
die Waterfront Toronto mit Fluchträumen in allen<br />
Gebäuden, deren Stromversorgung für 72 Stunden<br />
gesichert ist. In diesen können die Menschen vor<br />
Ort im Fall von Wetterextremen, Stromausfällen<br />
und anderen Notsituationen Zuflucht finden.<br />
Architekten: Alison Brooks Architects,<br />
Henning Larsen, Adjaye Associates<br />
Bauherrschaft: Waterfront Toronto<br />
Landschaftsarchitektur: SLA Landscapa<br />
Architects<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
29
Start-Up<br />
ImFokus<br />
Gründung<br />
Wood_Space, mit Sitz und Produktion<br />
in Hürm, Österreich, wurde 2019 mit<br />
dem Ziel gegründet, leistbaren, hochwertigen<br />
und nachhaltigen Raum für<br />
verschiedenste Anwendungen zu schaffen.<br />
Gründer<br />
Das Unternehmen ist ein gemeinsames<br />
Spin-Off des großen Holzbauers<br />
„Rubner“ mit dem Company Builder<br />
„What A Venture“ und wird von<br />
Thomas Gschwendtner (CEO) geleitet.<br />
Nachhaltige<br />
Modulgebäude<br />
aus Vollholz<br />
Wood_Space. Das österreichische Start-up bietet modularen<br />
Qualitätsholzbau an. Dank massiver Vollholzmodule können Projekte<br />
vom Tiny-Haus, Shop, Kindergarten, mehrstöckigen Bürogebäude,<br />
Studentenheim bis zum Hotel/Motel in nur drei Monaten umgesetzt werden.<br />
Marktvolumen<br />
Wood_Space hat bisher rund 250 Module<br />
für über 30 sowohl Groß- als auch<br />
Kleinprojekte gebaut und peilt für 2023<br />
einen Jahresumsatz von rund 20 Mio.<br />
Euro an.<br />
Mitarbeiter<br />
15-20<br />
Die Meinung des Profis<br />
Wood Space trifft mit seinem Konzept<br />
den Zeitgeist. Nachhaltigkeit, Flexibilität<br />
und Zeitersparnis sind aktuell bei<br />
Bauwerken drei essentielle „Needs“ des<br />
Marktes, die gleichermaßen bedient<br />
werden können.<br />
D<br />
ie Anlieferung der Module erfolgt<br />
schlüsselfertig. Bei Gebäuden,<br />
die aus mehreren Modulen<br />
bestehen, werden die Module vor<br />
Ort zusammengestellt und montiert. Damit<br />
kann das Gebäude jederzeit wieder in seine<br />
einzelnen Module geteilt und an einem anderen<br />
Ort aufgestellt werden. Durch die Verwendung<br />
von Schraubfundamenten wird der Boden nicht<br />
versiegelt, und somit kann der ursprüngliche<br />
Zustand des Bodens ganz einfach wiederhergestellt<br />
werden.<br />
Traditioneller Blockbau<br />
Das Start-up Wood_Space hat diese robuste,<br />
qualitativ hochwertige und langlebige<br />
Bauweise in Form von Vollholzmodulen<br />
aufgegriffen und setzt, neben einer modernen<br />
Interpretation, auf Vorfertigung und<br />
individuelle Konfiguration. Neue Projekte<br />
werden vom internen Architektenteam<br />
geplant, als vorgefertigte Module angeliefert<br />
und innerhalb weniger Tage vor Ort zu<br />
einem Gebäude errichtet. Die Module werden<br />
lokal, ausschließlich mit Holz aus Österreichs<br />
Wäldern, hergestellt. Mit Wand-, Boden- und<br />
Deckenaufbauten, die zu über 90 Prozent rein<br />
aus Holz bestehen, wird eine Bausubstanz<br />
geschaffen, die bis zu einer Tonne CO2<br />
pro Kubikmeter speichern kann. Mit der<br />
Firma „Rubner“ hat sich Wood_Space einen<br />
erfahrenen Partner an die Seite geholt. Gebaut<br />
wird zum Fixpreis innerhalb von drei<br />
Monaten.<br />
Holz ist ein angenehmes und beliebtes<br />
Material, das eine Tonne CO2 pro Kubikmeter<br />
speichern kann. Vor allem, wenn es<br />
aus der Region bezogen wird, ist es sehr<br />
vernünftig, dieses einzusetzen.<br />
IDEE<br />
GESCHÄFTSMODELL<br />
TIMING<br />
Johannes Kriegs-Au<br />
BOXIRCUS<br />
Foto: Wood_Space<br />
30 ImmoFokus
Die transparente<br />
Bauprojektdatenbank<br />
von IMMOunited<br />
NEUE GESCHÄFTE<br />
Erfahren Sie rechtzeitig, welche Bauprojekte<br />
in Ihrer Umgebung geplant sind, um neue<br />
Aufträge zu generieren.<br />
NACHHALTIGE PLANBARKEIT<br />
Behalten Sie Markt, Bauprojekte und<br />
Nachfrage immer im Blick, um Geschäftschancen<br />
frühzeitig zu erkennen.<br />
SCHNELLER PROJEKTERFOLG<br />
Analysieren Sie aktuelle Verkaufszahlen,<br />
um Ihre Objekte schnell zu verkaufen.<br />
ZUVERLÄSSIGES MARKTWISSEN<br />
Beobachten Sie (regionale) Entwicklungen<br />
sowie Ihren direkten Mitbewerb, um immer<br />
informiert zu sein.<br />
JETZT INKL.<br />
SHARE DEALS &<br />
UNTERNEHMENS-<br />
INSOLVENZEN<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Martina Sauer<br />
Head of Sales<br />
+43 1 997 1560-50<br />
sauer@rsgroup.at<br />
www.IMMOunited.com
ImmoFokus.Rubrik<br />
Top Deal<br />
ImFokus<br />
Londoner<br />
Büro-Schnäppchen<br />
Blöd gelaufen. Der Verkauf der künftigen Zentrale der Deutsche Bank in London führt<br />
die Auswirkungen der Zinswende gnadenlos vor Augen.<br />
V<br />
iele Deals werden ja aktuell nicht<br />
abgeschlossen, zu unsicher ist<br />
offensichtlich das Umfeld für<br />
Verkäufer und Käufer. Und wenn<br />
doch etwas gedreht wird, dann zu deutlich anderen<br />
Bedingungen als das noch vor einigen<br />
Monaten der Fall gewesen wäre, wie das Beispiel<br />
„21 Moorfields“, der in Bau befindlichen künftigen<br />
Zentrale der Deutsche Bank in London, zeigt:<br />
Wurde für das Bürogebäude vor Russlands<br />
Einmarsch in die Ukraine noch mehr als eine<br />
Milliarde Euro geboten, so wurde es kürzlich<br />
„nur“ um 935 Millionen Euro verkauft.<br />
Britische Medien berichteten von einem<br />
„Schnäppchen-Deal“, der offenbare, wie sich<br />
die steigenden Zinsen auf die Preise von Gewerbeimmobilien<br />
auswirken würden. Laut<br />
dem Verkäufer, dem britischen Developer<br />
Landsec, lag der Verkaufspreis um knapp<br />
zehn Prozent unter dem Wert von diesem<br />
März. Nichtdestotrotz konnte ein Entwick-<br />
lungsgewinn von rund 170 Millionen Euro<br />
eingefahren und der Loan-to-Value von 34<br />
auf 30 Prozent reduziert werden.<br />
„Großer Deal“<br />
Beobachter sprachen von einem „großen<br />
Deal“, der Preis hätte allerdings höher ausfallen<br />
können. Landsec meinte wiederum, dass<br />
der Verkauf im Einklang mit der Strategie<br />
stehe, Kapital aus Londoner Bürogebäuden<br />
abzuziehen und neue Gelegenheiten wahrzunehmen.<br />
Seit Ende 2020 konnten insgesamt<br />
Verkäufe im Gesamtvolumen von zwei Milliarden<br />
Euro bei einer Durchschnittsrendite<br />
von 4,35 Prozent realisiert werden.<br />
„21 Moorfields“, das direkt über der U-Bahnstation<br />
Moorgate errichtet wird und eine Gesamtfläche<br />
von rund 52.000 Quadratmetern<br />
haben wird, wird von Landsec jedenfalls bis<br />
Anfang 2023 fertiggestellt und dann an die<br />
Deutsche Bank übergeben. Der Bankriese<br />
hat einen Mietvertrag über 25 Jahre abgeschlossen,<br />
der dem neuen Eigentümer, dem<br />
australischen Bau- und Immobilienkonzern<br />
Lendlease, eine jährliche Nettomiete von fast<br />
45 Millionen Euro bescheren wird.<br />
Bei Landsec gibt man sich jedenfalls zufrieden<br />
mit der Transaktion und verweist auf<br />
die „enorme Flexibilität“, die man nun habe,<br />
in Immobilien mit höheren Renditen zu investieren.<br />
Wenig überraschend ist auch die<br />
Käuferin nicht unglücklich: „Die Akquisition<br />
weitet unsere europäische Investmentplattform<br />
substanziell“, so Neil Martin, CEO<br />
Europe bei Lendlease. Tatsächlich: Mit „21<br />
Moorfields“ wächst das weltweite Fondsvolumen<br />
auf rund 45 Milliarden Euro. Tendenz<br />
weiter steigend: Laut Martin sollen in Europa<br />
weitere Gelegenheiten wahrgenommen<br />
werden. Die aktuelle Entwicklungspipeline<br />
des Unternehmens aus „Down Under“ ist im<br />
Übrigen 75 Milliarden Euro schwer.<br />
Foto: WilkinsonEyre<br />
32 ImmoFokus
Problemlöser<br />
ImFokus<br />
Bernhard<br />
Reitinger<br />
Mitgründer und Geschäftsführer<br />
beamionic<br />
1. DAS PROBLEM<br />
Die Betonfertigteilbranche leidet unter dem Fachkräftemangel und sieht<br />
sich zeitgleich einem hohen Qualitäts- und Kostendruck sowie zunehmender<br />
Komplexität der herzustellenden Betonfertigteile ausgesetzt. Speziell in der<br />
Ausführung manueller Arbeitsschritte ist der Bedarf nach Digitalisierungslösungen<br />
groß, die Plandaten für Ausführende einfach und nachvollziehbar<br />
darstellen, ohne dass dabei der wesentliche Arbeitsprozess gestört wird.<br />
Arbeiter müssen beispielsweise anstelle von Papierplänen, die eine hohe<br />
Komplexität aufweisen und daher in der manuellen<br />
Ausführung Potenzial für Abweichungen bergen,<br />
Mittel erhalten, welche diese Digitalisierungslücke<br />
12<br />
schließen. Bislang wurde diese Thematik zwar<br />
allgegenwärtig präsent aufgegriffen, jedoch wenig<br />
systematische Lösungsansätze entwickelt.<br />
2. DIE LÖSUNG<br />
Die Antwort auf diese Digitalisierungslücke will CHEKKER liefern. Dabei<br />
handelt es sich um ein Assistenzsystem für Arbeiter in Fertigteilwerken,<br />
welches als Innovation durch die enge Zusammenarbeit der Grazer<br />
Softwareschmiede Robotic Eyes und dem deutschen Bauteilzulieferer,<br />
Schöck Bauteile, entstanden ist. CHEKKER ist kommerziell über das<br />
eigens gegründete Start-up und Tochterunternehmen, beamionic,<br />
erhältlich. Das System projiziert mithilfe eines Hochleistungsprojektors<br />
und unter Verwendung mehrerer Kameras Pläne im Maßstab 1:1 direkt<br />
auf die Arbeitsfläche und unterstützt die ausführenden Personen maßgeblich<br />
durch das einfache und intuitive Anleiten sukzessiver Arbeitsschritte.<br />
Die Symbiose aus Hard- und Software erlaubt zudem eine<br />
automatische Erkennung und Prüfung der verbauten Komponenten.<br />
DIE ZAHL<br />
CHEKKER ist innerhalb<br />
von 12 Monaten entstanden<br />
und zur Marktreife<br />
gewachsen. Von der ersten<br />
Idee, einem Besuch<br />
im Betonfertigteilwerk,<br />
bis hin zur Entwicklung<br />
in der eigens angemieteten<br />
Testhalle, der<br />
„Denkfabrik”, wurden<br />
Ressourcen so gebündelt<br />
und mithilfe agiler<br />
Softwareentwicklung<br />
CHEKKER entwickelt.<br />
Erste Pilotinstallationen<br />
sind bei Kunden bereits<br />
im Einsatz.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 03|2021<br />
www.chekker.com<br />
33<br />
Fotos: Chekker
Immobilie<br />
ImFokus<br />
33<br />
Das PlusEnergieQuartier21 in der Pilzgasse 33 in Wien Floridsdorf<br />
ist Teil des vom Bundesministerium für Klimaschutz<br />
geförderten Forschungsprojekts „Zukunftsquartier 2.0“ und<br />
vereint unter dem Motto „Produktive Stadt“ Wohnen, Arbeiten<br />
und Freizeit. Zu den Projektpartnern zählen Österreichische<br />
Forschungsförderungsgesellschaft FFG, FH Technikum<br />
Wien, Urban Innovation Vienna, Stadt der Zukunft – Innovationslabor,<br />
Institute of Building Research & Innovation,<br />
Hacon und Böhm.<br />
Fotos: Foster + Partners<br />
100<br />
Das Projektvolumen des ersten<br />
urbanen Plus-Energie-Quartiers<br />
beläuft sich auf hundert<br />
Millionen Euro. Ungefähr<br />
doppelt so hoch ist jenes des<br />
Stadtquartiers mit rund 500<br />
Wohneinheiten, das die Süba<br />
voraussichtlich bis 2027 im<br />
Zentrum von Wiener Neustadt<br />
realisieren wird.<br />
100<br />
Das zukunftsweisende Projekt der<br />
Süba, einer hundertprozentigen<br />
Tochter der Hallmann Holding,<br />
wurde Anfang Oktober bei<br />
der Expo Real in München<br />
mit dem Zertifikat Platin,<br />
der höchstmöglichen<br />
Auszeichnung der<br />
Deutschen Gesellschaft<br />
für Nachhaltiges<br />
Bauen, ausgezeichnet.<br />
34.000<br />
Voraussichtlich bis zum vierten Quartal 2024 entsteht auf 34.000<br />
Quadratmetern Bruttogeschoßfläche leistbarer und klimafitter<br />
Wohnraum mit rund 220 Einheiten. Für Gewerbe, Büro und sonstige<br />
betriebliche Nutzungen sowie einem Kindergarten und Serviced<br />
Apartments sind weitere 18.000 Quadratmeter vorgesehen.<br />
0<br />
Das PlusEnergieQuartier21 wird mittels Bauteilaktivierung völlig CO2-frei<br />
geheizt und gekühlt werden. Für eine fossilfreie Stromerzeugung sorgen<br />
Photovoltaik und Energie aus Wind. Zum Energiekonzept gehören darüber<br />
hinaus unter anderem eine effiziente Gebäudehülle, ein durchdachtes<br />
Lüftungskonzept, Dachbegrünung, Regenwassernutzung sowie ein<br />
Erdsondenfeld mit rund 110 Bohrungen bis zu einer Tiefe von 200 Metern.<br />
Stark: das Projekt wird künftig mehr grüne Energie erzeugen als es selbst<br />
verbraucht.<br />
4.000<br />
Nicht weniger als 4.000 Photovoltaikmodule<br />
sind zwecks Stromerzeugung<br />
an der Fassade und am Dach<br />
angebracht.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
34
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
Hohe Ziele<br />
Immobilien-Expertin. In der Erste Bank ist Karin Schmidt-Mitscher seit mehreren Jahren in diversen<br />
Führungsfunktionen tätig. Seit Oktober verantwortet sie den Bereich Wohnbau.<br />
1 2015<br />
Zwischen September 2015 und Juli 2017 war<br />
Schmidt-Mitscher Head of Shareholding &<br />
Business Development der UniCredit Bank<br />
Austria. Bei der Erste Bank-Konkurrentin<br />
war sie seit 1994 in diversen Funktionen tätig,<br />
unter anderem als Abteilungsleiterin Real<br />
Estate Consulting und Investment und CEO<br />
der UniCredit Leasing, ganz zu schweigen von<br />
diversen Beirats- und Aufsichtsratsmitgliedschaften.<br />
Nur ein Beispiel: Bis Juni 2017 war sie<br />
knapp zwei Jahre lang Aufsichtsratsmitglied<br />
der Card Complete Service Bank.<br />
2 2017<br />
Von 2017 bis 2019 leitete die Absolventin eines<br />
Master of Science (MSc) der TU Wien in Real<br />
Estate Investment and Valuation den Bereich<br />
Group Commercial Real Estate und Leasing der<br />
Erste Group.<br />
3 2020<br />
Schmidt-Mitscher verantwortete weiterhin<br />
das gruppenweite Leasinggeschäft der Erste<br />
Group, nunmehr als Geschäftsführerin der<br />
Erste Bank und Sparkassen Leasing. Zum<br />
selben Zeitpunkt wurde sie auch Geschäftsführerin<br />
der F & S Leasing, dem Absatzleasing-<br />
Spezialisten der S Leasing.<br />
4 2021<br />
Davor war Schmidt-Mitscher seit März 2021<br />
Geschäftsführerin des Österreichischen Volkswohnungswerks,<br />
dem Wohnbauunternehmen<br />
der Erste Bank. Seit dem vergangenen<br />
November ist die Absolventin der Universität<br />
Wien (Jus) zudem Mitglied des Vorstands<br />
der STUWO, der gemeinnützigen Studentenwohnbau<br />
Aktiengesellschaft.<br />
3<br />
5 <strong>2022</strong><br />
Seit dem 1. Oktober leitet Karin Schmidt-Mitscher<br />
den Bereich Wohnbau bei der Erste Bank. Damit<br />
ist die erfahrene Managerin für die gewerblichen<br />
und gemeinnützigen Wohnbauprojekte<br />
und -finanzierungen der heimischen Großbank<br />
verantwortlich. Nach eigenen Angaben will sie<br />
in ihrer neuen Funktion ein besonderes Augenmerk<br />
auf die Nachhaltigkeit der Projekte und auf<br />
leistbares Wohnen legen. Schmidt-Mitschers<br />
Vorgänger, der bisherige Bereichsleiter Reinhard<br />
Aumann, tritt indes nach über 40 Jahren in der<br />
Erste Group seine Pension an.<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
Foto: Daniel-Hinterramskogler<br />
<strong>Ausgabe</strong> 04|<strong>2022</strong><br />
35
Positionen & Meinungen<br />
038<br />
COVERINTERVIEW<br />
Astrid Grantner-Fuchs, Geschäftsführerin<br />
bei EHL Immobilien Bewertung spricht<br />
im Coverinterview über Inflation,<br />
Zinserhöhungen, ESG und den Einfluss von<br />
Krisen aus Bewertersicht. Und warum sie<br />
zuletzt eine Prüfung zum ÖGNI-Consultant<br />
abgelegt hat.<br />
064<br />
INTERVIEW MIT ...<br />
Michael Schmidt, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der 3SI Group spricht im<br />
Interview über seine Liebe zum Altbau,<br />
Zertifizierungen, ESG und seine Liebe zum<br />
Detail. Auch in der derzeitigen Situation will<br />
er weiter kaufen, entwickeln und verkaufen.<br />
<strong>05</strong>0<br />
ZU TISCH MIT ...<br />
Die s REAL Immobilienvermittlung<br />
setzt mit<br />
neuen Technologien<br />
auf Kundenservice. Im<br />
Interview erzählen<br />
Geschäftsführerin<br />
Martina Hirsch und<br />
Geschäftsführer<br />
Michael Molnar, warum<br />
die Zeit dafür reif ist.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
36 ImmoFokus
SIEMENSSTRASSE 89 1210 WIEN<br />
WWW.TWENTYONE.IMMO<br />
48° 16' 15.<strong>05</strong>2"<br />
CENTRAL HUB<br />
„1010 IST COOL,<br />
ABER TWENTY ONE<br />
IST COOLER.“<br />
EIN PROJEKT VON BONDI CONSULT
Positionen & Meinungen<br />
Noch nie war<br />
der Markt so<br />
komplex<br />
Herausfordernd. Astrid Grantner-Fuchs, Geschäftsführerin bei<br />
EHL Immobilien Bewertung spricht im Coverinterview über Inflation,<br />
Zinserhöhungen, ESG und den Einfluss von Krisen aus Bewertersicht.<br />
Und warum sie zuletzt eine Prüfung zum ÖGNI-Consultant abgelegt hat.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
Warum brennen Sie für Immobilien? Was<br />
ist Ihre Leidenschaft dahinter?<br />
Astrid Grantner-Fuchs: Das, was Immobilien<br />
so komplex und daher auch so spannend für<br />
mich macht, ist ihre Heterogenität. Wie man<br />
so schön sagt: Jedes Objekt ist einzigartig,<br />
und jede Liegenschaft birgt eine besondere<br />
Herausforderung. In der Gutachtenerstellung<br />
beschäftigt man sich mit genau damit, eine<br />
Liegenschaft mit all ihren Aspekten zu<br />
analysieren. In der EHL haben wir zudem eine<br />
große Bandbreite an Assetklassen, die wir<br />
bearbeiten. Da tun sich entsprechend vielfältige<br />
Themen und Fragen auf.<br />
Was ist Ihre Lieblingsassetklasse?<br />
Eindeutig das Wiener Zinshaus. Es zählt zu<br />
meiner absoluten Lieblingsassetklasse, vor<br />
allem, weil mich die historische Bausubstanz<br />
begeistert. Bei Besichtigungen finde<br />
ich immer wieder Baudetails oder Ornamente,<br />
die mein Herz höherschlagen lassen.<br />
Darüber hinaus ist ein solide saniertes und<br />
entwickeltes Zinshaus eines der besten<br />
Beispiele für eine nachhaltige Immobilienentwicklung.<br />
Ist nicht gerade das Zinshaus für Bewerter<br />
sehr herausfordernd?<br />
Ja natürlich. Gerade in den letzten Jahren<br />
haben wir am Zinshausmarkt außergewöhnliche<br />
Preisentwicklungen beobachten können.<br />
Das hat uns Bewerter sehr gefordert. Unsere<br />
zentrale Aufgabe ist es ja, in der Bewertung<br />
den Markt zu reflektieren. Wir zerlegen ein<br />
Zinshaus dabei gedanklich wie ein Anatom<br />
und sehen uns die einzelnen Bereiche auf<br />
Einheitenebene differenziert an. Darüber<br />
hinaus müssen etwaige Potenziale berücksichtigt<br />
werden.<br />
38 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
39
Positionen & Meinungen<br />
Die Zinshäuser hatten einen Peak,<br />
jetzt scheinen die Preise wieder etwas<br />
nachzulassen. Wie sehen Sie das?<br />
Wir sehen es noch nicht manifestiert. Es<br />
dauert ja immer eine Zeit, bis ein Preis im<br />
Grundbuch ersichtlich ist. Und aufgrund der<br />
vielen Share-Deals, auch im Zinshausbereich,<br />
findet man nicht alle Transaktionen im Grundbuch.<br />
Derzeit bekommen wir mit, dass sich<br />
das Preisniveau, nicht zuletzt aufgrund der<br />
gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />
anpasst und Preise, die bis vor wenigen Monaten<br />
noch aufgerufen wurden, in der Form wohl<br />
nicht mehr bezahlt werden. Es gibt derzeit<br />
viele Unsicherheiten im Markt, und das muss<br />
sich erst wieder einmal stabilisieren.<br />
Ist derzeit eine Pattsituation am Markt?<br />
Die Verkäufer bestehen noch auf die<br />
letzten Prozentpunkte, die Käufer sind<br />
aber nicht bereit, diese zu bezahlen …<br />
So hören wir es vom Markt. Das Transaktionsgeschehen<br />
ist insgesamt zurückgegangen. Es<br />
„Das gegenseitige<br />
Hinauflizitieren<br />
der Preise im<br />
Zinshausbereich<br />
scheint vorbei<br />
zu sein.“<br />
Astrid Grantner-Fuchs,<br />
EHL Immobilienbewertung<br />
ist nicht nur eine Pattsituation, sondern auch<br />
ein Abwarten. Aus der Entwicklersicht sind<br />
insbesondere die stark gestiegenen Baukosten<br />
zu berücksichtigen. Das gegenseitige Hinauflizitieren<br />
der Preise scheint jedenfalls vorbei zu<br />
sein. Insgesamt schätze ich den Zinshausbereich<br />
jedoch als sehr stabil ein.<br />
Die meisten Zinshäuser werden mit Gas<br />
beheizt. Wie wirkt sich das angesichts der<br />
derzeitigen Energiekrise aus?<br />
Meiner Meinung nach kann man Gas nicht<br />
isoliert betrachten. Wir haben ja auch erhebliche<br />
Preissteigerungen im Bereich weiterer<br />
Energieträger wie Pellets, Holz oder Erdöl.<br />
Mittelfristig wird es Lösungen geben müssen.<br />
Am Beispiel „Smart Block Geblergasse“ zeigt<br />
es sich, dass es machbar ist, Bestandsgebäude<br />
in Richtung alternative Energieversorgung zu<br />
drehen. Natürlich müssen die Rahmenbedingungen<br />
stimmen, damit so etwas umgesetzt<br />
werden kann. Es sind jedoch mögliche<br />
Zukunftsmodelle.<br />
40 ImmoFokus
Für viele unserer Kunden ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
in den Fokus gerückt,<br />
und da spielt es auch eine Rolle, mit welchen<br />
Dienstleistern sie zusammenarbeiten. Im Hinblick<br />
auf die Immobilien haben wir das gleiche<br />
Thema: Für viele institutionelle Investoren ist<br />
die Erfüllung von Nachhaltigkeitsaspekten<br />
ein Musskriterium geworden, vor allem bei<br />
Neubauprojekten im Ankauf.<br />
Welche Rolle spielen die ESG-Kriterien?<br />
Als Dienstleister werden auch wir dahingehend<br />
hinterfragt und geprüft. Bisher war<br />
im Rahmen einer Bewerter-Due-Diligence<br />
wichtig, wie z. B. das Team aufgebaut ist,<br />
welche Zertifizierungen und Weiterbildungen<br />
wir haben etc. Jetzt rücken auch Themen in<br />
Zusammenhang mit ESG in den Fokus – und<br />
das reicht vom Energieverbrauch im Büro<br />
bis zur Mülltrennung. Da müssen wir uns<br />
als Dienstleister entsprechend aufstellen,<br />
um langfristig am Markt attraktiv zu sein.<br />
Und in Bezug auf die Bewertung?<br />
Wir Bewerter haben ganz generell den<br />
Auftrag, uns laufend fort- und weiterzubilden.<br />
Wir machen selbst zwar keine Gebäudezertifizierung<br />
oder Taxonomiebewertung<br />
eines Objektes, aber wir müssen verstehen,<br />
was taxonomiekonform bedeutet und welche<br />
Kriterien dort eine Rolle spielen. Im Befundteil<br />
eines Gutachtens erfassen wir immer<br />
schon eine Vielzahl an Daten und Fakten, die<br />
auch bei einer Gebäudezertifizierung und<br />
in der EU-Taxonomie abgefragt werden. Aus<br />
meiner Sicht ist es wichtig, diesen Konnex<br />
Bringen Sie Work und Life<br />
nachhaltig in Balance.<br />
In flexiblen und begrünten<br />
Büros mit Wohnzimmer-<br />
Feeling – zentral gelegen<br />
und mit bester Infrastruktur.<br />
myhive-offices.com<br />
myhive am Wienerberg <strong>Ausgabe</strong> | myhive <strong>05</strong>|<strong>2022</strong> Ungargasse 41<br />
Eine Marke der IMMOFINANZ
Positionen & Meinungen<br />
42 ImmoFokus<br />
Flexibel arbeiten und dabei viele<br />
nachhaltige Vorteile genießen:<br />
• gute Erreichbarkeit<br />
• flexible Bürogrößen<br />
• optimale Infrastruktur inkl. Gastro<br />
• multifunktionale Gemeinschaftsflächen<br />
• E-Ladestationen<br />
• Green Lease<br />
• begrünte Terrassen-Landschaft<br />
myhive-offices.com<br />
myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />
Eine Marke der IMMOFINANZ
zu verstehen. Und dafür braucht es die<br />
entsprechende Weiterbildung. Die zentrale<br />
Aufgabe in der Bewertung ist nach wie vor<br />
zu erkennen, wie sich der Markt verhält und<br />
welche Trends sich abzeichnen. Projekte,<br />
die insbesondere für institutionelle Anleger<br />
konzipiert sind, müssen heute taxonomiekonform<br />
sein, sonst werden sie nicht<br />
gekauft.<br />
Wie wird in Bezug auf ESG bewertet?<br />
Ändern sich die Parameter?<br />
Die methodischen Ansätze und Parameter<br />
bleiben grundsätzlich die gleichen. Anpassungen<br />
wird es entsprechend der Sicht<br />
der Marktteilnehmer geben. Die Nachfrage<br />
nach taxonomiekonformen Objekten wird<br />
weiter steigen und so zu positiveren Bewertungen<br />
solcher Immobilien führen. Die<br />
methodische Abbildung liegt im Ermessen<br />
der Gutachter.<br />
Was fasziniert Sie an der Immobilienbewertung?<br />
Zur Immobilienbewertung kam ich durch<br />
Zufall. Spannend finde ich die vielfältigen<br />
Themen, die sich uns immer wieder stellen.<br />
Schon aus den unterschiedlichen Bewertungszwecken<br />
– sei es für die Finanzierung,<br />
die Bilanzierung, für Transaktionen oder für<br />
steuerliche Zwecke – ergeben sich verschiedenste<br />
Fragestellungen. Da ist es großartig,<br />
in so einem Team wie in der EHL tätig zu sein<br />
und auf dessen reichen Erfahrungsschatz<br />
zurückzugreifen.<br />
Wie hat sich Ihre Tätigkeit im Laufe der<br />
letzten Jahre verändert?<br />
Meine persönliche Tätigkeit hat sich durch<br />
die Führungsposition verändert. Gemeinsam<br />
mit Wolfgang Wagner als langjährig<br />
erfahrenem Kollegen darf ich das EHL-Bewertungsteam<br />
leiten, und ich kümmere mich<br />
dabei verstärkt um die Personalentwicklung<br />
und den -aufbau. Der Bewertungsprozess<br />
selbst hat sich mit der Marktentwicklung der<br />
vergangenen Jahre klar beschleunigt. Es wird<br />
ein höheres Tempo erwartet, worauf wir mit<br />
unserem großen Team gut reagieren können.<br />
Darüber hinaus verändern sich bei unseren<br />
Kunden insbesondere aus dem Bankenwesen<br />
oder den institutionellen Anlegern die<br />
Berichtspflichten und Reportinganforderungen,<br />
und das spiegelt sich auch zu uns<br />
zurück. Da geht es z. B. um Anforderungen<br />
im Hinblick auf erforderliche Benchmarks,<br />
Formerfordernisse in der Datenübertragung<br />
etc. Oft sind auch weitere Dokumentationen,<br />
zusätzlich zum eigentlichen Gutachten,<br />
gefragt. Auch die Kommunikation mit den<br />
Kunden ändert sich – teils wird über gesonderte<br />
IT-Tools oder spezifische Plattformen<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
43
Positionen & Meinungen<br />
Nehmen Sie<br />
gerne Risiko in Kauf?<br />
„Chi non risica<br />
non rosica …”<br />
„Ich glaube an den Nachwuchs und<br />
suche lieber länger, um Mitarbeiter<br />
mit dem passenden Mindset zu<br />
finden.“<br />
Welches Buch liegt<br />
auf Ihrem Schreibtisch?<br />
Mein Notizbuch<br />
Astrid Grantner-Fuchs,<br />
EHL Immobilienbewertung<br />
kommuniziert, nicht zuletzt, um eine entsprechende<br />
Dokumentation und Nachvollziehbarkeit<br />
der Prozesse zu gewährleisten.<br />
Welchen Einfluss hatte COVID-19 auf die<br />
Immobilienbewertung?<br />
Aus geschäftlicher Sicht hat es sich gar nicht<br />
ausgewirkt. Wir konnten auch in dieser Zeit<br />
weiterwachsen. Je nach Assetklasse hat es<br />
natürlich Veränderungen gegeben, das wurde<br />
bereits mehrfach diskutiert. Im Einzelhandel,<br />
ausgenommen Supermärkte, und bei Hotels<br />
sehen wir unterschiedlich gute Erholungstendenzen,<br />
vor allem im Hotelsektor ist wieder<br />
mehr Optimismus eingekehrt. Durch die Energiekrise<br />
und die steigenden Kosten kommt es<br />
z. B. im Einzelhandel nun zu einer ähnlichen<br />
Situation wie während der Pandemie: In der<br />
Kommunikation mit dem Vermieter oder<br />
Eigentümer wird im besten Fall versucht,<br />
gemeinsame Lösungen zu finden, um die<br />
steigenden Kosten zu bewältigen, damit man<br />
durch diese Krise kommt.<br />
Haben die Vermieter und Mieter gelernt,<br />
mit Krisen umzugehen?<br />
Ich hoffe doch. Man hat gesehen, dass dort,<br />
wo miteinander gesprochen wurde und man<br />
In den nächsten<br />
zehn Jahren möchte<br />
ich unbedingt…<br />
Noch gelassener<br />
werden.<br />
44 ImmoFokus
WORDRAP MIT ASTRID GRANTNER-FUCHS<br />
Morgen- oder<br />
Abendmensch?<br />
Mittlerweile<br />
Morgenmensch<br />
Ihr größtes Laster?<br />
Schokolade<br />
Wenn Sie zehn Millionen<br />
Euro im Lotto gewinnen würden,<br />
was machen Sie damit?<br />
In erster Linie die<br />
Familie versorgen<br />
und dann in Ruhe<br />
nachdenken …<br />
Lieblingshobby?<br />
Lesen und Musik<br />
Ihren Kaffee trinken<br />
Sie am liebsten?<br />
Klein & schwarz<br />
Wenn Sie das Radio<br />
im Auto aufdrehen,<br />
was läuft?<br />
Superfly<br />
Mit welcher Person<br />
(lebend oder bereits<br />
verstorben) würden Sie<br />
gerne einen Abend<br />
verbringen?<br />
Gustav Mahler<br />
Womit haben Sie Ihr<br />
erstes Geld verdient?<br />
Babysitten<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
45
Positionen & Meinungen<br />
46 ImmoFokus
versucht hat, einen gemeinsamen Nenner<br />
finden, beide Seiten profitiert haben. Den Weg<br />
über das Gericht zu gehen, ist für alle Beteiligten<br />
die ungünstigste und teuerste Variante.<br />
Die Zinsen steigen, die Inflation ebenso.<br />
Wie wirkt sich das auf den Markt aus?<br />
Das Zinsniveau hat sich durch die Zinsanhebung<br />
im letzten Jahr durch die FED schon<br />
gedreht, die Inflation hat auch schon letztes<br />
Jahr zu steigen begonnen. Das sind Trends,<br />
die massivst durch die Ukraine- und die<br />
Energiekrise verstärkt wurden. Am Ende des<br />
Tages werden wir eine Bewegung in den Immobilienrenditen<br />
sehen. Im Einzelabverkauf<br />
von Wohnungen hören wir von Bankenseite,<br />
dass die Nachfrage nach Darlehen derzeit<br />
zurückgegangen ist. Viele haben sicher noch<br />
versucht, vor Inkrafttreten der verschärften<br />
Richtlinien der FMA ihre Finanzierung unter<br />
Dach und Fach zu bringen. Zusammenfassend<br />
kann man sagen, dass die Situation, wie sie<br />
jetzt ist, noch nie so komplex und schwierig<br />
war. Ich kann mich nicht erinnern, wann<br />
jemals so viele schwer einschätzbare Variablen<br />
zusammengekommen sind. Klar ist aber<br />
auch, dass höhere Inflation immer zu verstärkten<br />
Immobilieninvestments geführt hat,<br />
da diese als langfristig sicheres Investment<br />
gelten. Und auch in dieser Marktsituation<br />
sind Bewertungen zu erstellen. Aus Bewertersicht<br />
ist gerade in solchen Phasen der Verweis<br />
auf das Stichtagsprinzip maßgeblich. Wir<br />
können zum gegebenen Stichtag nach bestem<br />
Wissen und Gewissen die Wertfeststellung<br />
durchführen, auch wenn in solchen Situationen<br />
wie jetzt der Markt schon in wenigen<br />
Monaten anders aussehen kann.<br />
Das Jahr <strong>2022</strong> ist fast durch, was erwartet<br />
die Immobilienwirtschaft 2023?<br />
Ich denke, es erwarten uns wohl weitere<br />
Zinserhöhungen, und es ist zu hoffen,<br />
dass sich die Inflation einbremst. Gerade<br />
was die Baupreise betrifft, wäre auf eine<br />
Abschwächung dieser enormen Dynamik<br />
der vergangenen Monate zu hoffen. Was auf<br />
uns zukommt, kann niemand mit Gewissheit<br />
sagen.<br />
Was unterscheidet die EHL vom Mitbewerb<br />
bzw. was macht gute Immobiliendienstleistungen<br />
aus?<br />
Uns alle trägt ein starker Servicegedanke.<br />
Wir sind EHL-weit ein Team, wir bieten<br />
unseren Kunden Ergebnisse und Lösungen<br />
an – und das mit Leidenschaft für die<br />
Themen, Freude am Tun und Zusammenhalt<br />
untereinander. Und das spüren unsere<br />
Kunden.<br />
Sie sagen, wenn man mit Spaß, Freude und<br />
Fleiß in seinem Job tätig ist, dann kommt<br />
der Erfolg von ganz alleine. Wie schätzen<br />
Sie den Nachwuchs ein?<br />
Ich glaube an den Nachwuchs. Wenn wir<br />
neue Mitarbeiter suchen, dann braucht es<br />
einmal eine entsprechende Ausbildung als<br />
Grundvoraussetzung, das ist klar. Mindestens<br />
genauso wichtig ist mir das Mindset<br />
– die Einstellung zum täglichen Tun muss<br />
passen. Bin ich mit Elan und Freude dabei,<br />
dann ist die Basis für eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit gelegt. Mir ist es lieber,<br />
man sucht länger und schaut darauf, dass<br />
neue Mitarbeiter wirklich gut in das Team<br />
passen.<br />
Gibt es viele Teilzeitanfragen?<br />
Meist wenn Bewerber parallel noch in Ausbildung<br />
sind, also z. B. einen Master machen.<br />
Wir haben auch einige Mütter in unserem<br />
Team, die in Teilzeit nach der Karenz wieder<br />
zurückgekommen sind. Darüber sind wir sehr<br />
froh, und das wird in der EHL immer schon<br />
stark gefördert und unterstützt, weil die meist<br />
jahrelange Erfahrung im Unternehmen für<br />
uns sehr wertvoll ist.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
47
Positionen & Meinungen<br />
„Wir führen zwar keine<br />
Taxonomieprüfungen durch, aber<br />
wir müssen die EU-Taxonomie<br />
verstehen.“<br />
Astrid Grantner-Fuchs,<br />
EHL Immobilienbewertung<br />
Welche Expertise müssen Neueinsteiger<br />
für den Bewertungsbereich mitbringen?<br />
Am liebsten natürlich eine Ausbildung in der<br />
Immobilienbewertung, die Bereiche Wirtschaft,<br />
Architektur, Raumplanung oder Recht<br />
sind jedoch genauso wertvolle Grundlagen<br />
für eine künftige Tätigkeit in der Bewertung.<br />
Da ist die Bandbreite groß. Wichtig sind der<br />
Spirit und das Interesse für die Tätigkeit.<br />
Darüber hinaus investieren wir intensiv in die<br />
Aus- und Weiterbildung unseres Teams. Wir<br />
sind sehr stolz, dass wir nunmehr fünf allgemein<br />
beeidete und gerichtlich zertifizierte<br />
Sachverständige und ebenso viele Mitglieder<br />
der RICS in unseren Reihen haben. In der<br />
Immobilienbewertung sind das wichtige<br />
Zertifizierungen für uns, und wir arbeiten<br />
kontinuierlich daran, in diesem Bereich noch<br />
stärker zu werden.<br />
Was war Ihre letzte Weiterbildung?<br />
Ganz aktuell habe ich bei der ÖGNI den<br />
Consultant-Kurs besucht, die Prüfung habe ich<br />
am 3. Oktober erfolgreich bestanden. Den Kurs<br />
habe ich jetzt nicht gemacht, weil wir in Zukunft<br />
Zertifizierungen in diesem Bereich anbieten<br />
wollen, sondern um die Logik und Hintergründe<br />
besser zu verstehen. Für mich gab es bei<br />
den technischen Details viel Neues zu lernen.<br />
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?<br />
Beruflich weiterhin an der Spitze dieses<br />
herausragenden Bewertungsteams und privat<br />
hoffe ich, bis dahin die Studienabschlüsse<br />
meiner beiden Kinder zu feiern.<br />
<br />
48 ImmoFokus
Astrid Grantner-Fuchs<br />
Astrid Grantner-Fuchs verantwortet seit über sechs Jahren den<br />
Bereich Immobilienbewertung in der EHL-Gruppe. Sie hat ein<br />
15-köpfiges Expertenteam aufgebaut und die EHL Immobilien<br />
Bewertung GmbH zum führenden unabhängigen Bewertungsunternehmen<br />
Österreichs gemacht. Frau Grantner-Fuchs hat Immobilienmanagement<br />
und Bewertung an der TU Wien studiert, ist<br />
zertifizierte Sachverständige und Mitglied der RICS. Weiters ist sie<br />
Vortragende am ACE der TU Wien, im Vorstand des Absolventenvereins<br />
ImmoABS aktiv und Mitglied des Salon Real.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
49
Positionen & Meinungen<br />
Zu<br />
Tisch<br />
mit …<br />
Martina Hirsch<br />
Michael Molnar<br />
Gedanken zu einem Menü verfasst<br />
50 ImmoFokus
Digitale<br />
Offensive<br />
Innovationsgetrieben. Die s REAL<br />
Immobilienvermittlung setzt mit neuen<br />
Technologien auf Kundenservice. Im<br />
Interview erzählen Geschäftsführerin<br />
Martina Hirsch und Geschäftsführer<br />
Michael Molnar, warum die Zeit dafür<br />
reif ist.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
S<br />
trahlender Sonnenschein, eine schöne<br />
Aussicht auf die Donau und spannende<br />
Interviewpartner treffe ich zum<br />
vereinbarten Zeitpunkt im Restaurant<br />
„The View“ an. Diesmal stehen Martina Hirsch<br />
und Michael Molnar, Geschäftsführende der s<br />
REAL Immobilienvermittlung, bei einem guten<br />
Essen Rede und Antwort zum Thema Digitalisierung.<br />
„Natürlich erfinden wir das Thema nicht,<br />
es ist ein Thema, mit dem sich die Branche beschäftigt“,<br />
beginnt Molnar. „Es ist wichtig, in<br />
verschiedenen Lösungsvarianten und -services<br />
zu denken. Daher haben wir unsere Serviceleistungen<br />
für Kunden erweitert, und da sehen wir<br />
den digitalen Weg als massive Unterstützung.<br />
Unser Kundenportal liefert Antworten auf Fragen<br />
der Kunden rund um die Immobilientransaktion.“<br />
Das Portal bietet Informationen vom Kauf über<br />
Verkauf Miete, Veranlagung in Immobilien bis<br />
zur Realisierung und vieles mehr. „Wir erkennen<br />
drei wesentliche Aspekte, die wir abdecken<br />
möchten: Der Kunde hat ein Bedürfnis nach<br />
Information, er möchte sich in der Komplexität<br />
des Themas sicher fühlen, und er will Transparenz.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
51
Positionen & Meinungen<br />
Martina Hirsch<br />
Martina Hirsch wurde 1978 in Wien geboren,<br />
seit 2008 tätig bei s REAL Immobilienvermittlung<br />
im Immobilienvertrieb, bisher<br />
verantwortlich für den Neubau- und Vorsorgebereich.<br />
Seit 1. Oktober <strong>2022</strong> hauptverantwortlich<br />
für die Bereiche Marketing, Sales,<br />
Erste-Bank- und Sparkassen-Kooperation,<br />
Aus- und Weiterbildung sowie Bewertung.<br />
Blockchain basierende Technologie und damit<br />
Sicherheit und Nachvollziehbarkeit.“ Damit<br />
kann dem Kunden eine Gesamtlösung angeboten<br />
werden, und der Weg für den digitalen<br />
Kaufvertrag ist frei. „In Summe haben wir <strong>2022</strong><br />
an die 50 Verträge digital abgeschlossen“, so<br />
Molnar. „Das klingt jetzt nach nicht viel, aber<br />
wir sind in diesem Bereich First Mover, und irgendwo<br />
muss man ja anfangen.“ Molnar erwartet<br />
sich Dynamisierung durch die Gesetzesänderung,<br />
dass nicht mehr beide Parteien digital<br />
zeichnen müssen. „Damit ist die letzte Hürde<br />
genommen, um das Service zu etablieren.“<br />
Diese Erkenntnis hat uns dazu geführt, nicht nur<br />
sehr stark auf den Vermittlungsaspekt zu achten,<br />
sondern ein Servicebegleiter zu werden, der einen<br />
Mehrwert für den Kunden kreiert.“ Hat der Kunde<br />
den Wunsch, sich in die Thematik einzulesen,<br />
steht ihm das Portal 24/7 zur Verfügung und<br />
bietet die Informationen, die er braucht. „Dieses<br />
Service wurde um immo-live erweitert“, so Molnar.<br />
„Der Kunde kann immer den aktuellen Stand<br />
abrufen, ob und wie viele Angebote es für seine<br />
Immobilie gibt.“ Im vierten Quartal 2021 liefen<br />
bereits zehn Prozent der Transaktionen über<br />
dieses digitale Bieterverfahren. „Eineinhalb Jahre<br />
nach der Markteinführung sind wir mit dem<br />
Produkt sehr zufrieden“, so Molnar.<br />
Digitaler Kaufvertrag<br />
Schon kommen unsere Vorspeisen. Martina<br />
Hirsch hat eine Tagessuppe mit Croutons<br />
bestellt, ich ein Beef Tartare mit Zwiebelmarmelade,<br />
Dijonsenf, Butter und Toast; Michael<br />
Molnar erhält ein farbenfrohes Kunstwerk –<br />
eine geeiste Marillensuppe mit Ingwer. Dabei<br />
kommen wir auf den digitalen Kaufvertrag zu<br />
sprechen: „Wir sind da ein Early Adopter“, ist<br />
Molnar stolz. „Wir sind mit dem Thema sehr<br />
früh im Markt und möchten unsere Kunden<br />
auf den Weg zum digitalen Kaufvertrag vorbereiten.“<br />
Molnar vertritt die Meinung, dass<br />
man in drei bis fünf Jahren an die 30 bis 50<br />
Prozent digitale Kaufverträge sehen werde.<br />
Der Gesetzgeber hat wesentliche Schritte zur<br />
Erleichterung eingeleitet, es ist nun möglich,<br />
dass alle Schritte einer Immobilientransaktion<br />
digital durchgeführt werden können. „Eine<br />
wesentliche Verbesserung ist, dass nicht mehr<br />
beide Seiten digital unterschreiben müssen,<br />
sondern auch hybride Kaufverträge möglich<br />
sind. Für viele Kunden zählt der Komfort, nicht<br />
mehr zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten<br />
Ort sein zu müssen, sondern digital<br />
abschließen zu können.“ Molnar begrüßt, dass<br />
die analoge Möglichkeit nach wie vor bestehen<br />
bleibe.<br />
Blockchain-Technologie<br />
Wie der digitale Kaufvertrag in der Praxis<br />
funktioniert, erklärt Molnar: „Rechtsanwälte<br />
und Notare brauchen einen Partner, der den<br />
digitalen Part abdeckt, und nutzen Plattformen<br />
wie zum Beispiel Advoodle. Diese bieten die auf<br />
Zu diesen Worten wird auch schon die<br />
Hauptspeise serviert. Wir haben gegrillten Ziegenkäse<br />
mit Kräuterseitlingen und Blattsalat,<br />
ein Lachs-Thunfisch-Carpaccio mit Sesammayonnaise,<br />
Wakame, Rote-Rüben-Sprossen und<br />
Keta-Kaviar sowie einen Branzino im Ganzen<br />
gegrillt bestellt.<br />
Martina Hirsch gibt Auskunft über die derzeitige<br />
Marktsituation: „In den letzten Monaten<br />
sind viele Dinge passiert, wo wir noch nicht<br />
einschätzen können, wo es hingeht. Jeder<br />
hätte gerne eine Prognose, wohin sich Kundenbedürfnisse<br />
und Preise entwickeln.“ Mit<br />
1. August hat sich die Vergabe der Kredite mit<br />
veränderten Konditionen, Eigenmittelanteilen<br />
und Laufzeiten geändert. „Dazu kommen<br />
Zinserhöhungen, Inflation, Lieferengpässe<br />
und damit einher nicht garantierte Fertigstellungen“,<br />
analysiert Hirsch. „Kosten und<br />
Zeiträume sind nicht greifbar, und es wirken<br />
viele unterschiedliche Faktoren auf der Preis-,<br />
Angebots- und Fertigstellungseite ein.“ Dazu<br />
kommt das Bestellerprinzip am Mietmarkt.<br />
„Auch hier gibt es viele offene Fragen. Es gibt<br />
„Der Markt ist unberechenbar,<br />
es gibt derzeit viele Marktfaktoren,<br />
die für Turbulenzen sorgen.“<br />
Martina Hirsch,<br />
s REAL Immobilienvermittlung<br />
52 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
53
Positionen & Meinungen<br />
Michael Molnar<br />
Michael Molnar wurde 1969 in Wien geboren, Jusstudium und Gerichtsjahr,<br />
1996 Eintritt in die s BAUSPARKASSE, ab 1998 im Produkt- und<br />
Prozessmanagement, 2000 Wechsel in die Geschäftsführung der s REAL<br />
Immobilienvermittlung. Aktuell für die Digitalisierung der s-REAL-Immobilien-Gruppe<br />
hauptverantwortlich und im Ressort unter anderem für die<br />
Bereiche IT & Prozessmanagement, Recht, HR und Controlling zuständig.<br />
ja nicht nur die institutionellen Vermieter, die<br />
das schon längere Zeit so handhaben, dass der<br />
Kunde provisionsfrei mieten kann, sondern<br />
auch die privaten Vermieter. Es kann sein, dass<br />
sich die Lage wie in Deutschland entwickelt,<br />
aber wissen kann man es nicht.“<br />
Insgesamt glaubt Hirsch daran, dass die starke<br />
Bautätigkeit in Wien, die für einen Wohnungsüberschuss<br />
gesorgt hat, langfristig absorbiert<br />
wird. „Die Bautätigkeit geht zurück, Wohnungen,<br />
die für den Einzelverkauf gedacht waren,<br />
wurden von Institutionellen aufgekauft und<br />
vermietet“, erzählt sie. „Bei den 50 –70 Quadratmeterwohnungen<br />
gibt es einen Überhang.“ Ob<br />
bei den Eigentumswohnungen die Nachfrage<br />
gesunken ist oder die neuen Kreditvergabekonditionen<br />
für Verunsicherung sorgen, kann<br />
sie nicht einschätzen. „Wir haben als Tochter<br />
von Erste Bank und Sparkassen gute Infos, aber<br />
da die neuen Kreditvorgabekriterien erst jetzt<br />
schlagend wurden, kann man noch nicht viel<br />
sagen. Ende des Jahres hat man sicher mehr<br />
Gespür dafür, wie sich die Lage entwickelt.“<br />
Bewegung im Markt<br />
„Der Markt ist unberechenbar. In den vergangenen<br />
Jahren sind die Preise stabil nach oben<br />
gegangen, jetzt gibt es viele Marktfaktoren, die<br />
für Turbulenzen sorgen“, so Hirsch. „Die ersten<br />
Zinsanstiege waren mit 25 Basispunkten angegeben,<br />
jetzt sind es dann schon 50 Basispunkte,<br />
und weitere Zinsschritte folgen. Man muss<br />
schauen, was die FED und die EZB machen.“<br />
Blickt man auf den Zinshausmarkt, so wurden<br />
in Wien Zinshäuser zu guten Preisen, aber wenig<br />
Rendite verkauft. „Die laufenden Erträge<br />
waren nicht ausschlaggebend für den Kauf,<br />
man setzte nur auf die Wertsteigerung.“<br />
Bei einem halbflüssigen Schokoladenkuchen<br />
mit hausgemachtem Karamelleis unterhalten<br />
wir uns über den USP der s REAL. „Als Tochter<br />
von Erste Bank und Sparkassen bieten wir eine<br />
österreichweite Abdeckung mit sämtlichen<br />
Spezialgebieten von Miete bis Gewerbe, von<br />
exklusiv bis Bauträger und Anlage. Es wird<br />
jede Bankfiliale durch s-REAL-Mitarbeiter betreut.“<br />
Der Immobilienschwerpunkt liegt klar<br />
im Bereich Wohnen. „In den letzten Jahren ist<br />
der Anteil an Gewerbeimmobilien gestiegen.“<br />
Zu Spezialimmobilien meint Hirsch: „Natürlich<br />
findet man es aufregend, ein Schloss im<br />
Portfolio zu haben, aber der Verkauf ist auch<br />
entsprechend schwierig. Unsere Bewertungsabteilung<br />
findet übrigens alle Immobilien speziell,<br />
als ob sie nur Sonderfälle zum Bewerten<br />
bekommen würden“, lacht Hirsch.<br />
Neue Aufgaben<br />
Hirsch ist seit 14 Jahren im Bereich Neubau<br />
und Bauträgerkooperationen bei der s REAL.<br />
„Ich war lange Zeit für den Bereich Vorsorgewohnungen<br />
verantwortlich, da haben sich<br />
viele Synergien mit dem Mutterkonzern ergeben“,<br />
so Hirsch. „Mein Wunsch, in einer neuen<br />
Position das Unternehmen weiter zu gestalten,<br />
wurde immer größer. Nach wochenlangen<br />
Hearings in einem standardisierter HR-Prozess<br />
wurde ich nach verschiedenen Kriterien ausgewählt<br />
und stieg in die Geschäftsführung auf.<br />
Ich freue mich, dass das gelungen ist, und ich<br />
jetzt Potenziale erkennen und heben darf.“<br />
Energieversorgung<br />
Ein brisantes Thema ist derzeit die Energie.<br />
„Wir merken bei der Nachfrage von Kunden,<br />
dass nicht mehr die Lage, sondern die Heizungsart<br />
ausschlaggebend ist.“ Werden Wohnungen<br />
mit Gasetagenheizung weniger wert?<br />
„Das ist eine Frage, die sich die Bewerter auch<br />
überlegen müssen, auch im Sinne der ESG-EU-<br />
Taxonomie-Themen“, so Hirsch.<br />
Molnar ergänzt, dass die Sehnsucht nach<br />
schnellen, einfachen Lösungen derzeit groß ist.<br />
„Es herrscht eine rasch wechselnde Dynamik.<br />
Vor ein paar Monaten hätte sofort eine Diesel-<br />
und Benzindeckelung eingeführt werden<br />
54 ImmoFokus
Lokal<br />
„Die Sehnsucht nach schnellen,<br />
einfachen Lösungen ist derzeit<br />
groß, dennoch müssen wir an der<br />
Klimawende festhalten.“<br />
sollen, drei Wochen später war es nicht mehr<br />
so ein Thema, weil der Preis um 15 Prozent<br />
gefallen ist. Die Menschen sind sehr verunsichert.<br />
Trotzdem muss man auch in politisch<br />
bewegten Zeiten langfristige Entscheidungen<br />
treffen. Daher ist es derzeit schwer, Trends zu<br />
identifizieren, weil es in vier Wochen wieder<br />
ein ganz anderes Thema zu bearbeiten gibt.“<br />
Die Situation sei derzeit absurd: „Menschen ist<br />
nicht nur die Energieversorgung, sondern auch<br />
die Energiespeicherung wichtig“, so Hirsch. „In<br />
Niederösterreich lassen sich alle ihre Öltanks<br />
auffüllen. Da versucht man, jahrelang weg von<br />
Öl und Gas zu kommen, und dann das. Aber Öl<br />
kann nun mal gespeichert werden, ebenso wie<br />
Michael Molnar,<br />
s REAL Immobilienvermittlung<br />
Holz.“ Da in Wien an die 80 Prozent der Häuser<br />
mit Gas beheizt werden, wäre für Hirsch eine<br />
Überlegung, nicht die Gasthermen zu ersetzen,<br />
sondern eine andere Befüllung beispielsweise<br />
mit grünem Gas zu finden, sinnvoller.<br />
„Man muss den Weg, den man gemeint hat,<br />
gehen zu wollen, weitergehen“, so Molnar.<br />
„Panisch zu reagieren ist keine Lösung. Wenn<br />
eine Infrastruktur über Jahrzehnte auf einer<br />
Struktur aufbaut und diese plötzlich wegbricht,<br />
dann passiert eine Umstellung nicht in<br />
zwei bis drei Monaten.“ Die Bedeutung der Klimawende<br />
sei ja nicht weg, nur weil gerade ein<br />
anderes Thema pressiere, sind sich die beiden<br />
Geschäftsführenden einig. <br />
DAS SAGT DER FALSTAFF<br />
Selbstverständlich hat man vom The View einen<br />
tollen Blick auf die Donau – aber auch die<br />
Küche lohnt einen Abstecher: internationale<br />
Gerichte von kreativer Pasta über Schnitzel<br />
bis hin zu Steaks vom Grill. 81 Punkte<br />
DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />
Einfache, gute Küche ohne Überraschungen<br />
mit guten Tartares und Steaks. Die Lage direkt<br />
an der Donau mit Blick auf das Wasser und<br />
die großen Schiffe lässt Hafenflair aufkommen.<br />
Angenehm sind die kostenfreien Parkplätze<br />
beim Lokal.<br />
The View<br />
Restaurant | Café | Bar<br />
Handelskai 265<br />
1020 Wien<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 10–1 Uhr, Küche 11–22 Uhr<br />
www.theview.at<br />
ImmoFokus Restaurantguide<br />
17<br />
PUNKTE<br />
Essen:<br />
Service:<br />
Weinkarte:<br />
Ambiente:<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
55
Advertorial<br />
Fotos: ROBIN CONSULT Moni Fellner/Lepsi, Wien Mitte<br />
Kontakt<br />
Tel.: +43 1 890 72 51-0<br />
E-mail: centermanagement@wienmitte.at<br />
Facebook: www.facebook.com/WIENMITTE.TheMall<br />
Instagram: www.instagram.com/wienmittethemall/<br />
YouTube: www.youtube.com/user/WIENMITTETheMall<br />
www.wienmitte-themall.at<br />
Höchste Platin<br />
DGNB-Zertifizierung<br />
für CC Real<br />
Einkaufszentrum „WIEN MITTE The Mall“ ausgezeichnet - „Millennium City“ folgt. In der<br />
Immobilienbranche werden Nachhaltigkeitszertifikate als „grüne Währung“ gehandelt. Hierbei ist eines<br />
der weltweit anerkanntesten die Zertifizierung der „Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen“<br />
(DGNB-Zertifizierung). Der „Gebäude im Betrieb“-2020-Standard“ (GiB) basiert auf Wertungen aus den<br />
Kriterien Ökologie, Ökonomie, sozio-kulturelle und funktionale Qualität.<br />
I<br />
m Fokus steht Gebäudeeigentümern,<br />
Bestandshaltern oder Betreibern bei der<br />
Optimierung der jeweiligen Gruppen<br />
der Bewertungskriterien ihrer Gebäude<br />
umfassend zu unterstützen und selbige langfristig<br />
zu optimieren, sodass sämtliches Potential<br />
zur nachhaltigen CO 2<br />
-Reduktion ausgeschöpft<br />
und die Gebäude „fit für die Zukunft“ adaptiert<br />
werden.<br />
Das größte und modernste Einkaufszentrum<br />
im Herzen Wiens, „WIEN MITTE The Mall“<br />
- von CC Real gemanagt - wurde als erstes Einkaufszentrum<br />
in Österreich von der Deutschen<br />
Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB)<br />
mit der Zertifizierung nach dem „Gebäude im<br />
Betrieb-2020-Standard“ in Platin - der höchst<br />
möglichen Zertifizierung - ausgezeichnet.<br />
CC Real führt aktuell die Zertifizierung des<br />
Einkaufszentrums „Millennium City“ im 20.<br />
Wiener Gemeindebezirk durch.<br />
56 ImmoFokus
Platin für „WIEN MITTE The Mall“.<br />
„Millennium City“ folgt.<br />
Der Platin-Status der Deutschen Gesellschaft<br />
für nachhaltiges Bauen (DGNB) wird ausschließlich<br />
an Projekte verliehen, die einen<br />
Gesamterfüllungsgrad von mindestens 80<br />
Prozent aufweisen können.<br />
Mit einem Gesamterfüllungsgrad von 82,9 Prozent<br />
reüssierte das Einkaufszentrum „WIEN<br />
MITTE The Mall“. „Unser Objekt verfügt über<br />
ein vollständig ausgestattetes Zähler-, Messund<br />
Monitoringsystem zur Erfassung der<br />
Verbrauchswerte von Strom, Wärme, Kälte<br />
und Wasser. Auf Basis dieses Systems können<br />
Maßnahmen zu Energieoptimierung gesetzt<br />
werden“, führt Jürgen Haussecker, Managen<br />
Director CC Real und verantwortlich zeichnend<br />
für das Facility-Management, aus.<br />
Über CC Real<br />
Seit 2015 ist CC Real für das Center Management von WIEN MITTE The Mall verantwortlich.<br />
Das 2006 gegründete Unternehmen CC Real mit Hauptsitz im Wiener Millennium<br />
Tower und 180 Mitarbeitern in mehreren Ländern, ist ein Investor und Betreiber von<br />
Gewerbeimmobilien mit verwalteten Assets von 2,7 Milliarden Euro und einem dynamischen<br />
und ständig wachsenden Portfolio. CC Real bietet ein Full-Service-Paket aus umfassenden<br />
INVESTMENT- (Transaktions-, Fonds- und Portfoliomanagement, einschließlich<br />
eigener AIFM-Gesellschaft) und REAL ESTATE MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-,<br />
Facility-, Construction-Management, Leasing) Dienstleistungen an. Darüber hinaus verfügt<br />
das Unternehmen über ausgewiesene Erfahrung bei Co-Investitionen in europäische<br />
Vermögenswerte mit internationalen institutionellen Investoren sowie mit Family Offices.<br />
Anfang 2021 hat sich CC Real zudem mit 50 Prozent am Non-Banking Debt Fund Manager<br />
Madigan Capital (Sydney, Australien) beteiligt.<br />
Vorbildwirkung für alle Einkaufscenter<br />
Im Vorfeld der Auditierungsphase setzte das<br />
Team der CC Real auf die Unterstützung und<br />
die fachliche Kompetenz von externen Unternehmen,<br />
um im Zuge von zahlreichen Detailevaluierungen<br />
in den Bereichen Energie- und<br />
Wasserverbrauch, Reduktion von Abfall, des<br />
umfassenden Schadstoff- und Umweltgutachtens,<br />
sowie Mobilität und der Erstellung eines<br />
entsprechenden Konzeptes ebendiese zu optimieren<br />
und zu verbessern. Damit wurden die<br />
Weichen für ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes<br />
Gesamtkonzept gestellt.<br />
„Die DGNB-Zertifizierung auf Platin Level ist<br />
der Lohn unserer intensiven Bestrebungen<br />
nach mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen<br />
der Mall. Wir hoffen, dass auch andere Center<br />
unserem Beispiel folgen werden, denn die<br />
Nachfrage von Investoren, Mietern und Kunden<br />
zeigt, dass nachhaltige Gebäude vermehrt<br />
an Bedeutung gewinnen“, freut sich „WIEN<br />
MITTE The Mall“ Center-Manager Florian<br />
Richter in seinem Bestreben bestätigt. <br />
Factbox<br />
Daten und Fakten<br />
∙ 30.000 m 2 Geschäftsflächen<br />
∙ 70.000 m 2 Büroflächen<br />
∙ ca. 60 Shops<br />
∙ 470 Auto-Stellplätze<br />
(täglich ab 17:00 Uhr und am Wochenende<br />
nur 2,50 Euro pro Stunde)<br />
∙ E-Tankstelle auf Deck 5 mit 10<br />
Schnelladern der WIEN ENERGIE<br />
Architektur von WIEN MITTE THE Mall:<br />
Büro Neumann + Steiner und<br />
Ortner & Ortner<br />
Kernöffnungszeiten der Shops:<br />
Mo - Fr 09:00 - 20:00 Uhr<br />
Sa 09:00 - 18:00 Uhr<br />
Zertifikat „Platin-Status der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen“ (DGNB)<br />
Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand DGNB, Geschäftsführer DGNB GmbH,<br />
Jürgen Hausecker, Managing Director CC Real, Roland Pinz, Managing Director CC Real,<br />
Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB<br />
Interspar:<br />
Mo - Fr 08:00 – 20:00 Uhr<br />
Sa 08:00 – 18:00 Uhr<br />
Interspar-pronto:<br />
Mo - So 06:00 – 23:00 Uhr<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
57
Wein &<br />
Immobilien<br />
Frisch von der Leber weg<br />
Ein lockeres Gespräch bei einem Weinstreifzug mit<br />
Nadja Hafez und Christian Zehetner, geschäftsführende<br />
Gesellschafter bei ADEQAT.<br />
Neue Marktchancen<br />
Komplexe Bedingungen. Neue Finanzierungsbedingungen, steigende Zinsen, höhere Energiekosten,<br />
der Ukraine-Krieg, der Klimawandel generell und die ESG-Kriterien: Bei gutem Wein erzählen die ADEQAT-<br />
Geschäftsführer Nadja Hafez und Christian Zehetner, wie sie auf Veränderungen reagieren.<br />
Kolumne: Lisa Grüner<br />
M<br />
it einem Weinklassiker aus<br />
dem Hause Pfaffl eröffnen wir<br />
unser Gespräch. Dem Haiden<br />
Grüner Veltliner Weinviertel<br />
DAC 2021 vom Weingut Pfaffl gibt der schwere<br />
Lösboden auf felsigem Untergrund Frucht und<br />
Fülle. Der gebietstypische Wein begrüßt im Duft<br />
mit einem scharfen Pfefferl, das charmant von<br />
Zitrus- und Orangentönen umspielt wird. Seit<br />
fünf Jahren sind Hafez und Zehetner ein starkes<br />
Team und seit Ende letzten Jahres auch neben<br />
Firmengründer Charly Derfler Gesellschafter.<br />
„Als Charly uns gefragt hat, ob wir uns beteiligen<br />
wollen, konnten wir uns das gut vorstellen“, so<br />
Christian Zehetner. Gearbeitet wird mit einem<br />
Teamkonzept. „Wir stellen Projektteams anhand<br />
von Qualifikation und Ressourcen zusammen,<br />
unabhängig, wer das Mandat akquiriert hat. Es<br />
partizipiert auch das ganze Team am Erfolg“, so<br />
Zehetner weiter. Damit soll der Kunde ideal<br />
beraten und betreut werden. „In der Assetklasse<br />
Hotel ist beispielsweise Kollegin Hafez federführend,<br />
weil sie den größten Erfahrungsschatz in<br />
diesem Bereich aufweisen kann.“<br />
Die momentane Marktlage<br />
„Es gibt multiple Herausforderungen, angefangen<br />
von den Finanzierungsbedingungen,<br />
höhere Energiekosten, der Ukraine-Krieg, der<br />
Klimawandel generell, die ESG-Kriterien, die<br />
man implementieren muss“, so Nadja Hafez.<br />
„Das alles zusammen hat bei vielen Investoren<br />
zu einem Strategiewechsel geführt. Wir<br />
sind unseren Kunden sehr nah, unabhängig<br />
davon, ob das jetzt ein institutioneller Investor,<br />
eine Privatstiftung, ein Family Office oder ein<br />
Projektentwickler ist. Wir schauen, dass wir<br />
unsere Kunden auch in Zeiten gut beraten, in<br />
denen sich Rahmenbedingungen ändern.“<br />
„Der Immobilienmarkt wurde in den letzten<br />
Jahren von einer Herausforderung nach der<br />
anderen geprägt“, ergänzt Zehetner. „Die Immobilienbranche<br />
hat sich sehr gut arrangiert<br />
mit den Dingen. Die COVID19-Pandemie war<br />
ein Turbo für viele Dinge, die bereits in den<br />
Kinderschuhen gesteckt sind, aber noch nicht<br />
den Weg in die Praxis gefunden haben – Stichwort<br />
Digitalisierung. Kurzfristig haben wir<br />
geglaubt, dass wir keine Büros mehr brauchen<br />
und Besprechungen nur mehr in Online-Konferenzen<br />
stattfinden, was sich aber relativiert<br />
hat. Home-Office hat sich stärker etabliert,<br />
doch der Wille, sich physisch im Büro zu treffen,<br />
ist ungebrochen. Interaktion im Büro führt<br />
immer zu kreativen, neuen Lösungen, und der<br />
soziale Kontakt zu Kollegen ist ja ohnehin für<br />
uns alle wichtig.“<br />
Das Soziale ist das Stichwort für den nächsten<br />
Wein. Wir schenken einen Hund Grüner Veltliner<br />
Weinviertel DAC Reserve 2021, ebenfalls<br />
aus dem Weingut Pfaffl, ein. Strahlend strohgelb<br />
mit einer deutlichen Pfefferwürze präsentiert<br />
er sich im Glas, eine perfekte Komposition<br />
von Mineralität, Zitrus und Pfeffer.<br />
Geteilte Lager im Hotelbereich<br />
„Umwälzungen, die durch die COVID19-<br />
Pandemie in Gang gesetzt wurden, schwächen<br />
sich jetzt wieder ab“, so Hafez. „Das sieht man<br />
am Hotelmarkt. Wenn bestimmte Rahmenbedingungen<br />
passen, ist es weiter eine beliebte<br />
Assetklasse, auch wenn die Investoren vorsichtiger<br />
und selektiver geworden sind.“ ADEQAT<br />
ist zurzeit aufgrund mehrerer Hotelmandate<br />
mit den europäischen Hotelinvestoren im intensiven<br />
Austausch. „Es hat sich gezeigt, dass<br />
es nach wie vor die klassischen Core-Investoren<br />
gibt, aber viele auch Vehikel mit opportunistischeren<br />
Ansätzen aufgelegt haben und zurzeit<br />
auf der Suche nach bestehenden Assets sind.“<br />
Die Lage wird angespannter<br />
Als nächsten Wein öffnen wir einen Chardonnay<br />
Salz & Tegel 2018 von Gerald Tschida. Der<br />
Wein aus Apetlon wird sofort zum Favoriten<br />
unter den Chardonnays gekürt. Zehetner, der<br />
58 ImmoFokus
Die Weine<br />
Haiden Grüner Veltliner Weinviertel<br />
DAC 2021, Weingut Pfaffl<br />
www.pfaffl.at<br />
Hund Grüner Veltliner Weinviertel<br />
DAC Reserve 2021, Weingut Pfaffl<br />
www.pfaffl.at<br />
Chardonnay Salz & Tegel 2018,<br />
Weingut Tschida<br />
www.tschida-wein.com<br />
Zweigelt Fuchsloch 2018,<br />
Weingut Tschida<br />
www.tschida-wein.com<br />
Beerenauslese 2021,<br />
Weingut Krug<br />
www.krug.at<br />
derzeit eine Sommelierausbildung macht, ist<br />
begeistert: „Wunderbar diese Vanille- und<br />
Honignoten“, schwärmt er. In der Nase hat der<br />
Salz & Tegel ein voluminöses Salzkaramell,<br />
mit verspielten Noten von Banane und exotischen<br />
Früchten. Die Mineralität ist einzigartig.<br />
„Das aktuelle Zinsniveau ist für viele, die gewohnt<br />
waren, mit günstigem Geld zu operieren,<br />
ein Problem“, so Zehetner. „Das betrifft<br />
alle Bauträger, die unter den Baukosten bereits<br />
stöhnen, aber auch die Investoren, die versuchen,<br />
auf einem Niedrigrenditemarkt mit<br />
Leverage-Effekten und günstigem Fremdkapital<br />
interessante Anlegerprodukte zu kreieren.“<br />
Hafez glaubt, dass nächstes Jahr Bestandsimmobilien<br />
auf den Markt kommen werden, die<br />
man in den letzten Jahren nicht gesehen hat.<br />
„Aber nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern<br />
auch wegen der ESG-Themen“, so Hafez.<br />
„Der Druck des manage to green wird immer<br />
höher. Einige Bestandhalter wollen keine<br />
Projektentwicklung und Bestandsoptimierung<br />
betreiben und verkaufen an Investoren mit<br />
Sanierungs- und Restrukturierungsteam im<br />
Haus.“<br />
Zehetner bestätigt den Manage-to-Core-<br />
Trend der Investoren. „Wir verkaufen heuer<br />
überwiegend Bestandsimmobilien. Da sehen<br />
wir einen großen Unterschied zu den letzten<br />
Jahren. Das Drehen von Bestandsimmobilien<br />
wird wichtiger.“<br />
Ein frommer Ansatz<br />
Beim Zweigelt Fuchsloch 2018 von Gerald<br />
Tschida überzeugt uns die intensive komplexe<br />
Frucht. Der kräftige, kirschfruchtige Zweigelt<br />
entfaltet sich bei Luftkontakt mit feinen Brombeere-<br />
und Pflaumennoten. Dabei kommen<br />
wir auf das Thema Nachhaltigkeit und ESG.<br />
„Wir müssen schneller werden, um die Ziele<br />
zu erreichen“, so Zehetner. „Bis vor einigen<br />
Jahren gab es Vorträge über ESG mit frommen<br />
Ansätzen, dann ist es immer mehr geworden.<br />
Jetzt werden im Speziellen aufgrund der Kosten<br />
die Betriebskosten zum Thema. Damit<br />
wird das Lebenszyklusmodell einer Immobilie<br />
immer wichtiger. Ein Zinshaus hat ja keine<br />
schlechte Bilanz, aber es muss auch investiert<br />
werden, wofür aber das aktuelle Mietrechtsgesetz<br />
für Vermieter wenig Anreize bietet.<br />
Die Integration von Erdwärme ins Zinshaus<br />
wird vermehrt ein Thema werden.“ Und dafür<br />
wird es Förderungen geben müssen. Insgesamt<br />
wären 22 Milliarden notwendig, um ganz Österreich<br />
thermisch zu sanieren. „Derzeit liegt<br />
die Sanierungsquote unter einem Prozent“, so<br />
Hafez. „Wenn wir so weitermachen, haben wir<br />
bis 2<strong>05</strong>0 die Hälfte geschafft. So erreicht man<br />
keine Klimaziele.“<br />
Digitalisierung<br />
„Von unseren Auftraggebern wird immer<br />
mehr gewünscht, dass der Verkaufsprozess<br />
diskret abgewickelt wird, also weg vom Bieterverfahren“,<br />
so Zehetner. „Das können wir sehr<br />
gut, unterstützt durch unsere hauseigene Software.<br />
Wir haben genaue Profile von Investoren<br />
und können schnell abgleichen, ob eine Immobilie<br />
passt. Wir arbeiten transparent, und die<br />
Auftraggeber wissen, auf welchem Tisch ihre<br />
Immobilie gerade liegt.“<br />
„Das Bieterverfahren war in einem steigenden<br />
Markt ein probates Mittel, in einem Markt,<br />
wie er jetzt ist, ist es nicht ideal“, so Hafez. „An<br />
unserer Software haben wir lange getüftelt,<br />
sie ist Datenbank, CRM, Kundendatei, für die<br />
Exposéerstellung, alles in einem. Das ermöglicht<br />
uns, einen kleinen Kundenkreis effizient<br />
anzusprechen.“<br />
Nächstes halbes Jahr<br />
Mit der Beerenauslese 2021 vom Weingut Krug<br />
habe ich den Geschmack von Nadja Hafez getroffen.<br />
Der goldgelbe Wein präsentiert sich<br />
duftig, vielfältig, süß mit echt pikanter Säure<br />
und elegantem Fruchtschmelz. „Die Fruchtnase<br />
entfaltet sich mit reifer Ananas, Akazienblüte,<br />
tropischen Früchten“, freut sich Zehetner<br />
für den feinen Abschluss. Jetzt wollen wir<br />
noch schnell in die Glaskugel schauen, wie sich<br />
der Markt entwickelt.<br />
„Es ist von exogenen Faktoren abhängig, man<br />
weiß nicht, wie weit auf die Inflation eingewirkt<br />
wird, das Zinsniveau weiter steigt, sich<br />
die Situation in der Ukraine entwickelt, es gibt<br />
noch keine Aussicht auf ein Ende oder Stabilität“,<br />
so Hafez. „Es ist Kapital am Markt, dass<br />
veranlagt werden muss, aber keiner will einen<br />
Fehler machen. Es war noch nie so schwierig,<br />
den Markt einzuschätzen.“<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
59
GEBÄUDE<br />
mit Geschichte -<br />
GESCHICHTEN<br />
über Gebäude<br />
(Folge 5)<br />
Zum Autor<br />
Otmar Lahodynsky war Journalist beim „profil“, EU-Korrespondent<br />
der „Presse“ und Außenpolitik-Chef beim<br />
„Kurier“. Er ist Ehrenpräsident der „Association of European<br />
Journalists“ (AEJ) und Dr-Karl-Renner-Preisträger.<br />
Putins Amtssitz<br />
Kommentar: Otmar Lahodynsky<br />
Der Kreml im Zentrum Moskaus stellt mit einer Fläche von fast 30<br />
Hektar das größte Freilichtmuseum der Welt dar. Er ist zugleich Sitz der<br />
russischen Regierung, des russischen Staatspräsidenten und des Patriarchen<br />
der russisch-orthodoxen Kirche.<br />
Bis Anfang des 18. Jahrhunderts residierten die Zaren des russischen<br />
Reichs im Kreml, ehe Zar Peter I der Große die Hauptstadt 1710 nach<br />
St. Petersburg verlegte. Der Kreml entstand aus einer mittelalterlichen<br />
Befestigungsanlage an den Ufern der Moskwa, von der bis heute die<br />
gewaltigen Mauern samt 20 Wehrtürmen erhalten sind. Der Moskauer<br />
Großfürst Iwan III, der die Herrschaft der Mongolen beendete, hat Ende<br />
des 15. Jahrhunderts in dieser Zitadelle mehrere Paläste und Kirchen<br />
bauen lassen. Zusammen mit später errichteten Gebäuden bildet der<br />
Kreml ein Ensemble, das 1990 von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt<br />
wurde.<br />
Lange Gänge, risiege goldene Flügeltüren<br />
Im „Großen Kremlpalast“ tagt heute die Regierung der Russischen Föderation.<br />
Im Senatspalast, wo einst die Regierung der Sowjetunion zusammentrat,<br />
befinden sich heute die Amtsräume des russischen Staatspräsidenten,<br />
Wladimir Wladimirowitsch Putin. Wenn der kleingewachsene<br />
Mann den langen Gang zu den Empfangsräumen entlangschreitet,<br />
öffnen Gardesoldaten für ihn die riesigen goldenen Flügeltüren. Eher<br />
seltsam wirken die langen Arbeitstische, an denen Putin in großer Distanz<br />
zu den Mitgliedern seines Sicherheitsrates Platz nimmt. Auch ausländische<br />
Gäste werden weit entfernt von Putin platziert, angeblich auch<br />
aus Angst vor Ansteckung mit Covid-19. Putin soll auch unterirdische<br />
Fluchtwege angelegt haben. In der Rüstkammer sind alte Waffen, Rüstungen,<br />
Prunkgewänder und Schmuck der Zaren ausgestellt.<br />
Zu den fünf Kirchen innerhalb der Kreml-Mauern gehört die weiße Mariä-Entschlafens-Kathedrale<br />
mit goldenen Kuppeldächern. In ihr wurden<br />
die Zaren gekrönt. Die Hauskirche der Großfürsten Moskaus war die<br />
Mariä-Verkündigungs-Kathedrale. In der Erzengel-Michael-Kathedrale<br />
liegen viele Zaren und Großfürsten begraben, darunter der für besondere<br />
Grausamkeit bekannte Iwan der Schreckliche. Der Glockenturm<br />
dieser Kirche war mit über 80 Metern Höhe lange das höchste Gebäude<br />
Moskaus.<br />
Die Zwölf-Apostel-Kathedrale mit einer geschnitzten goldgefärbten<br />
Ikonostase ist die Hauskirche des russischen Patriarchen Kyrill, der voll<br />
hinter Putins Angriffskrieg auf die Ukraine steht und sogar Truppen und<br />
Bewaffnung segnete.<br />
Der an die Kirche angebaute weiße Patriarchenpalast mit silbernen Kuppeln<br />
aus dem 17. Jahrhundert ist nicht länger die Residenz der Patriarchen<br />
und dient als Museum für russische Kultur.<br />
Außerhalb der Kreml-Mauern schließt der „Rote Platz“ an, an dem auch<br />
die Basilius-Kathedrale mit ihren bunten Zwiebeltürmen aus dem 16.<br />
Jahrhundert liegt. An der Kreml-Mauer wurde das Mausoleum für den<br />
1924 verstorbenen Kommunisten-Führer und Begründer der Sowjetunion<br />
Wladimir Iljitsch Lenin errichtet. Sein einbalsamierter Leichnam<br />
kann hier täglich außer Freitag und Sonntag besichtigt werden. Der<br />
Kreml ist für Touristen täglich außer Donnerstag geöffnet. Aber der<br />
Krieg Putins hat die Besucherzahl deutlich schrumpfen lassen.<br />
Aus sowjetischer Zeit stammt der gewaltige Klotz des staatlichen<br />
Kremlpalastes, in dem die 1991 von Gorbatschow aufgelöste kommunistische<br />
Partei der Sowjetunion, die KPdSU, tagte.<br />
60 ImmoFokus
Advertorial<br />
Verkauf Eigenheim<br />
Hauptwohnsitzbefreiung. Anteilige Steuerpflicht trotz Hauptwohnsitz.<br />
D<br />
ie Veräußerung einer Immobilie<br />
im Privatvermögen unterliegt –<br />
unabhängig von der Behaltedauer<br />
– der Immobilienertragsteuer<br />
von 30 Prozent. Steuerpflichtig ist die<br />
Differenz zwischen dem Veräußerungserlös<br />
und den steuerlichen Anschaffungskosten (spezielle<br />
Regelungen für am 31. März 2012 nicht<br />
mehr steuerverfangenes Altvermögen).<br />
Wird die Immobilie vom Verkäufer selbst als<br />
Hauptwohnsitz genutzt, so kann die Hauptwohnsitzbefreiung<br />
einschlägig sein. In diesem<br />
Fall fällt keine Immobilienertragsteuer an. Die<br />
Befreiung ist erfüllt, wenn<br />
• die Immobilie seit der Anschaffung bis zur<br />
Veräußerung durchgehend mindestens<br />
zwei Jahre als Hauptwohnsitz gedient hat<br />
oder<br />
• die Immobilie innerhalb der letzten zehn<br />
Jahre vor der Veräußerung mindestens fünf<br />
Jahre als Hauptwohnsitz genutzt wurde.<br />
Bei der Hauptwohnsitzbefreiung ist zu beachten,<br />
dass diese nur auf Eigentumswohnungen<br />
und Eigenheime (Wohnhäuser mit maximal<br />
zwei Wohnungen) anwendbar ist.<br />
Grundstücksfläche 1.000 Quadratmeter<br />
In einem aktuell vom BFG (Bundesfinanzgericht)<br />
behandelten Fall war strittig, bis zu welcher<br />
Grundfläche die Hauptwohnsitzbefreiung<br />
bei einem Einfamilienhausverkauf anwendbar<br />
ist (BFG 1. 6. <strong>2022</strong>, RV/7100215/2019). Bereits in<br />
früherer Rechtsprechung des VwGH (Verwaltungsgerichtshof)<br />
wurde klargestellt, dass die<br />
Hauptwohnsitzbefreiung nicht nur das Gebäude,<br />
sondern auch die umgebende Bodenfläche<br />
umfasst. Laut VwGH ist hierzu hinsichtlich<br />
der Grundstücksfläche auf eine typisierende<br />
Betrachtung abzustellen.<br />
Im spruchgegenständlichen Fall hatte das<br />
Grundstück eine Fläche von 2.890 Quadratmetern.<br />
Nach Ansicht des BFG ist bei der Feststellung<br />
der Ortsüblichkeit von Grundstücksgrößen<br />
nicht auf die unmittelbare Nachbarschaft<br />
abzustellen (im vorliegenden Fall wurde<br />
nachgewiesen, dass die Nachbargrundstücke<br />
sogar größer waren), sondern es kommt eine<br />
typisierende Betrachtung für ganz Österreich<br />
zur Anwendung.<br />
Die Finanzverwaltung führt dazu in den Einkommensteuerrichtlinien<br />
aus, dass eine Fläche<br />
bis 1.000 Quadratmeter angemessen ist. Das<br />
BFG hat sich dieser Meinung angeschlossen<br />
und festgehalten, dass für den Hausverkauf die<br />
Befreiung für das Gebäude selbst und für einen<br />
Grundstücksanteil von 1.000 Quadratmetern<br />
anwendbar ist. Der restliche Grundstücksteil<br />
über 1.000 Quadratmeter musste daher der<br />
Immobilienertragsteuer unterworfen werden.<br />
Eine Aufteilung des Kaufpreises war daher erforderlich.<br />
Fotos: AdobeStock, Michael Königshofer<br />
www.leitnerleitner.com<br />
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Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei<br />
LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf<br />
Immobilientransaktionen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
61
Zum Autor<br />
Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management<br />
und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real<br />
Estate Asset Management Association.<br />
Frieren für den Frieden<br />
Kommentar: Frank Brün<br />
„Heizen Sie schon?“ - Ist das<br />
das neue „schon geboostert“?<br />
Frieren für den Frieden – mehrheitsfähig<br />
scheint das nicht. Viele<br />
entscheiden sich in diesen Tagen<br />
fürs Heizen, während Freunde<br />
und Bekannte die Frage diskutieren,<br />
ob es bei 18 Grad okay ist,<br />
die Heizung aufzudrehen – die<br />
ganz Harten halten angeblich<br />
unter 17 Grad im Arbeitszimmer<br />
aus. Lieb, wie viel Smalltalk sich<br />
mit warmen Hauspatschen und<br />
Fleecejacken bestreiten lässt. Ich<br />
habe meine Heizung noch nicht<br />
angedreht (18,5 Grad), unsere<br />
Katze beschwert sich schon mangels warmem Schlafplatz. Letztens habe<br />
ich gelesen, dass ohne Internet Katzen nur schlechtgelaunte Haustiere<br />
wären und keine Videostars. Im Internet wird am häufigsten auf lustige<br />
Katzenvideos und erotischen Content zugegriffen. Erfolgreiche Versuche,<br />
die beiden Erfolgsmodelle zu kombinieren und erotische Katzenvideos<br />
zu produzieren, sind mir bisher nicht bekannt.<br />
Schmierentheater<br />
Das bringt uns zu der weit unterhaltsameren Kombination aus Immobilien<br />
mit Nachhaltigkeit und den Veröffentlichungen mancher Firmen<br />
über die eigene Nachhaltigkeit. Viele sagen, das sei teilweise wie ein<br />
Schmierentheater. Ich selbst bin ein absoluter Theaterliebhaber, nicht<br />
erst, seit die Tochter in der Schule die eingebildete Kranke gespielt hat.<br />
Ich weiß nicht, wie Ihnen das geht, das Einzige, was mich am Theater<br />
stört, sind die Schauspieler. Mich interessieren die Geschichten, aber<br />
mich langweilen die Schauspieler – beziehungsweise bei Nachhaltigkeitspräsentationen<br />
deren Präsentation des offensichtlichen Greenwashings.<br />
Selbst das begleitende<br />
Bullshit-Bingo liefert immer weniger<br />
Freude: Die Kollegen winken mittlerweile<br />
gelangweilt ab. Das Bingoblatt<br />
ist zu schnell voll und jeder gewinnt.<br />
Bingewatching<br />
Beim Jahrhundertereignis zur Beerdigung<br />
in London war mal wieder<br />
medialer Dauerkonsum angesagt. Da<br />
haben uns die Öffentlich-rechtlichen<br />
im In- und Ausland unaufgeregt einen<br />
schönen Fernsehtag geschenkt,<br />
inmitten von Ukraine-Krieg und explodierenden<br />
Preisen für Katzenfutter.<br />
Als nächstes freue ich mich auf<br />
die Übertragung der Krönung von Charles III parallel auf ORF, ARD, ZDF<br />
und BBC – und danach noch einmal in der Mediathek Ihres Vertrauens.<br />
Die Windsors sind wie eine öffentliche Familie. Wie die Lugners, nur<br />
mit Schloss. Man hat alles miterlebt, war bei allem dabei. Stundenlang<br />
wurde in Westminster angestanden. Ohne Gedränge. In Wien hätte<br />
sicher jemand gerufen „Zweiter Sarg bitte!“. Die Einschaltquoten waren<br />
sensationell.<br />
Die britische Krone hat mal einen großen Teil der Welt beherrscht, um<br />
mit ihm Handel zu treiben. Das sah in etwa so aus: Die anderen Länder<br />
gaben ihre Diamanten, Gold und Rohstoffe. Sie bekamen dafür: Linksverkehr,<br />
warmes Bier und Corned Beef. Andererseits brauchen wir die<br />
Royals, um Zeugen gelebter Märchen zu werden. Kate als Goldmarie und<br />
Meghan als Pechmarie. Deswegen hätte man in Österreich die Titel nicht<br />
abschaffen, sondern die Monarchie zwischenzeitlich wieder einführen<br />
sollen. Wer als Monarch – gar als Kaiser – in Frage käme, wäre nicht einfach<br />
zu entscheiden, aber Hofnarren gäbe es schon zur Genüge.<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
62 ImmoFokus
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Wir machen weiter<br />
Kontinuierlich. Michael Schmidt, geschäftsführender Gesellschafter der 3SI Group spricht im Interview über<br />
seine Liebe zum Altbau, Zertifizierungen, ESG und seine Liebe zum Detail. Auch in der derzeitigen Situation will<br />
er weiter kaufen, entwickeln und verkaufen.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
Was machen Sie anders als die anderen?<br />
Michael Schmidt: Ich versuche, mich immer<br />
neu zu erfinden, das Schlimmste für mich<br />
ist der Stillstand. Wir entwickeln uns in der<br />
Firma, mit unseren Projekten immer weiter,<br />
versuchen Neues, Besseres, Qualitatives in<br />
unsere Wohnungen hineinzubringen und uns<br />
vom Markt abzuheben. 0815 ist mir zu wenig,<br />
wir wollen besser sein als die anderen.<br />
„Wir wollen jedes<br />
Haus, das wir im<br />
Altbau bauen,<br />
zertifizieren<br />
lassen.“<br />
Michael Schmidt,<br />
3SI Group<br />
Was ist Ihr USP?<br />
Wir stecken bei den Altbauten, die wir entwickeln,<br />
sehr viel Liebe ins Detail. Dabei sind die<br />
Grundrisse ein ganz wichtiger Faktor. Ich bekomme<br />
die Grundrisse jeder einzelnen Wohnung<br />
auf meinen Tisch und gebe ihn frei, wenn<br />
das Maximum herausgeholt ist. Ich bringe<br />
mich auch bei der Auswahl des Parkettbodens,<br />
der Fliesen, der Duschkabinen etc. ein. Wir<br />
wollen kein standardisiertes Massenprodukt<br />
verkaufen. Und der Markt gibt uns Recht, wir<br />
haben gute Verkaufszahlen.<br />
Gibt es Synergien mit dem Facility Management,<br />
kaufen Sie speziell nachhaltige<br />
und leicht zu reinigende Materialien ein?<br />
Nachhaltigkeit ist ein Thema, bei mir geht es<br />
in erster Linie darum, dass es auch schön ist.<br />
64 ImmoFokus
Den Käufern und Mietern geht es hauptsächlich<br />
um die Optik, Fassade, Stiegenhaus, Eingangsbereich,<br />
Badezimmer müssen gefallen.<br />
Nachhaltigkeit ist ein Thema sowohl für uns<br />
als auch unsere Kunden, daran arbeiten wir<br />
täglich, und die Umsetzung gelingt uns immer<br />
besser. Wir versuchen, nach Möglichkeit mit<br />
Fernwärme zu arbeiten bzw. Luftwärmepumpen<br />
oder Photovoltaikanlagen einzubauen. Im<br />
Zinshausbereich hoffe ich, dass die Forschung<br />
hier schnell Lösungen anbieten kann, um<br />
nachhaltige Heizmöglichkeiten anzubieten.<br />
Nachhaltigkeit bietet ja einen Mehrwert …<br />
Natürlich, es geht ja nicht ausschließlich nur<br />
um Nachhaltigkeit, sondern auch darum, wie<br />
wir Wärme und Strom günstig erzeugen können.<br />
Das Ziel ist, langfristig Häuser autark zu<br />
machen. Daran arbeiten wir.<br />
Ist bei Altbauhäusern ESG bzw. die<br />
EU-Taxonomie Thema?<br />
Ja, ganz klar. Wir wollen jedes Haus, dass wir<br />
im Altbau bauen, zertifizieren lassen. Man<br />
muss sich immer vorstellen, dass das Zinshaus<br />
das Grünste ist, was es gibt, es steht schon über<br />
100 Jahre. Bei jedem Objekt, das wir nicht<br />
abreißen und neu bauen müssen, sparen wir<br />
viel CO2. Ein Neubau braucht Jahrzehnte, um<br />
das aufzuholen. Im Neubau ist es leichter, verschiedene<br />
Nachhaltigkeitskriterien einzuhalten.<br />
Gibt es rundherum mehr Fläche, sind auch<br />
Tiefbohrungen möglich.<br />
Nachverdichtung finde ich viel ökologischer<br />
als neue Bodenversiegelungen. Mit unseren<br />
Dachbodenausbauten schaffen wir neuen<br />
Wohnraum. Aber natürlich kann man den<br />
Neubau nicht wegdiskutieren, weil auch eine<br />
Masse an Wohnungen gebraucht wird.<br />
Michael Schmidt<br />
Michael Schmidt, geboren 1980 in Wien, gründete nach der Matura in der HTL<br />
Mödling 2001 mit seinem Vater Harald und seinem Bruder Claus das Familienunternehmen<br />
3SI Immogroup. Der inhabergeführte Immobilienentwickler hat<br />
sich neben dem Ankauf und der umfassenden Revitalisierung von Zinshäusern<br />
in den letzten Jahren auch auf die Errichtung von modernen, nachhaltig<br />
errichteten Neubauobjekten spezialisiert.<br />
Alle jammern über die Grundstückspreise,<br />
Sie kaufen weiter ein?<br />
Ja, wir kaufen weiter ein. Jede Krise bringt auch<br />
eine Chance mit sich, wir haben in der letzten<br />
Zeit wieder ein bisschen besser eingekauft,<br />
weil viele Teilnehmer am Markt zuwarten bzw.<br />
nicht kaufen können oder zu teuer gekauft<br />
haben. Viele sind davon ausgegangen, dass die<br />
Preise weiter steigen und sie das Grundstück<br />
schnell wieder drehen können. Wir wollen<br />
uns als Bauträger etablieren und den schwierigeren<br />
Weg gehen, viele Objekte selbst zu<br />
bauen. Das ist uns in den letzten Jahren sehr<br />
gut gelungen, deswegen sind wir jetzt nicht so<br />
stark vom Zinshaus- bzw. Grundstücksmarkt<br />
abhängig. Wir fahren in diesem Bereich einen<br />
anderen Kurs als viele Marktteilnehmer.<br />
Geht sich das mit Rendite aus?<br />
Das kommt immer auf die Kaufpreise drauf<br />
an. Auch bei den Baupreisen habe ich das<br />
Jammern nie ganz verstanden, natürlich, wenn<br />
ich am obersten Peak kaufe und dann die Baupreise<br />
und die Zinsen steigen, dann geht es sich<br />
von der Rendite nicht mehr aus. Wir haben<br />
immer etwas konservativer gerechnet, alle unsere<br />
Projekte sind auch, wenn sich die Zinsen<br />
auf vier Prozent raufbewegen, in trockenen<br />
Tüchern. Aber freuen würden wir uns darüber<br />
natürlich nicht.<br />
Man darf nicht immer das Schlechte sehen.<br />
Es sind die Verkaufspreise von Wohnungen<br />
parallel gestiegen, damit relativiert sich vieles<br />
wieder, und oft steigt man mit einem größeren<br />
Gewinn aus als davor.<br />
Ihr Unternehmen hat eben erst ein<br />
Leibrentenmodell gelauncht. Wie kamen<br />
Sie dazu?<br />
Ich bin sehr oft in den USA gewesen und habe<br />
mir dort angesehen, wie die Modelle funkti-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
65
Positionen & Meinungen<br />
zehn Liegenschaften dazubekommen, zum<br />
Beispiel ein Grundstück im 18. Bezirk, wo wir<br />
3.000 Quadratmeter bauen können, vor einer<br />
Woche habe ich den Zuschlag für ein Haus im<br />
9. Bezirk bekommen …<br />
„Ich glaube an die Immobilie und ans<br />
Zinshaus, dass die Preise runtergehen,<br />
daran glaube ich nicht.“<br />
onieren. In anderen Staaten in Europa ist das<br />
Leibrentenmodell gang und gäbe. Nach fünf<br />
Jahren Arbeit haben wir das Produkt mit der<br />
Wiener Leibrentenpension auf den Markt<br />
gebracht. Es schafft eine Win-Win-Situation<br />
für Käufer und Verkäufer. Der Verkäufer, der<br />
ja bereits in seinem letzten Lebensdrittel ist,<br />
bekommt keinen Kredit mehr, will aber sein<br />
Haus nicht verkaufen. So erhält er eine monatliche<br />
Pension und ein Wohnrecht aufs Haus<br />
beziehungsweise auf seine Wohnung. Für den<br />
Käufer ist es eine weitere Alternative anzukaufen,<br />
auch wenn es eigenmittelintensiv ist.<br />
Wir sind jetzt seit ein paar Wochen mit dem<br />
Produkt am Markt, und wir haben viele Anfragen.<br />
Da es ein neues Thema für viele ist, ist es<br />
arbeits- und erklärungsintensiv.<br />
Wie beschaffen Sie Ihr Kapital?<br />
Worauf wir stolz sind, ist, dass wir noch nie auf<br />
Mezzaninkapital oder Crowdfunding zurückgreifen<br />
mussten. Wir haben viele Eigenmittel,<br />
den Rest finanzieren die Banken. Wir haben in<br />
den letzten Jahren sehr gut gearbeitet und sind<br />
deswegen kapitalstark. Wir werden gut durch<br />
diese Krise kommen.<br />
Michael Schmidt,<br />
3SI Group<br />
Wie ist die Strategie in der nächsten Zeit?<br />
Momentan schauen wir von Monat zu Monat<br />
und von Jahr zu Jahr, im Hintergrund haben<br />
wir immer eine Fünf-Jahres-Planung. Diese<br />
ist durch den Ukraine-Krieg durcheinandergeraten,<br />
hat sich aber nicht viel verändert.<br />
Meine Strategie ist: Wir kaufen weiter, wir<br />
bauen weiter, und wir verkaufen weiter. Ich<br />
kann jetzt nicht alles über Bord werfen. Wir<br />
sind am Markt gut aufgestellt und etabliert,<br />
verfügen über Eigenmittel und können in der<br />
derzeitigen Situation noch zukaufen. Wir haben<br />
uns mit guten Baufirmen zusammengetan<br />
und bauen weiter. Natürlich trifft uns alle der<br />
Baumaterialmangel. Deswegen habe ich in ein<br />
eigenes Lager einiges an Material eingebracht.<br />
Zwei Baustellen in einem Altbau könnte ich<br />
sofort bestücken. Ich denke immer vor. Vielleicht<br />
bin ich zu übervorsichtig, aber was ist,<br />
wenn man kein Parkett, keine Fliesen oder<br />
Ytongsteine bekommt und eine Baustelle fertig<br />
werden muss. Dann kann ich auf mein eigenes<br />
Lager zurückgreifen und habe keine Bauverzögerung.<br />
Das ist für meine Kunden wichtig und<br />
für mich selbst auch, ich komme ja erst zu meinem<br />
Geld, wenn ich die Wohnungen übergebe.<br />
Wir haben in den letzten drei Monaten wieder<br />
Wie streng sind die Banken bei der Kreditvergabe<br />
in Bezug auf ESG?<br />
Wir werden alle Altbauten, die wir bauen, zertifizieren<br />
lassen. Als nächstes werde ich versuchen,<br />
für ein vollvermietetes Haus, das wir<br />
renoviert haben, ein Zertifikat zu bekommen.<br />
Beim Altbau ist ESG für die Banken noch kein<br />
Thema, wenn, dann betrifft das eher den Neubau.<br />
Vor allem, wenn Fonds ankaufen wollen.<br />
Haben Sie jemals überlegt, Anleihen<br />
aufzulegen?<br />
Wir sind sehr stolz, dass wir die letzten 21 Jahre,<br />
die wir auf dem Markt sind, ohne Fremdkapital,<br />
außer der Bankenfinanzierung, ausgekommen<br />
sind. Aufgrund der Corona-Krise haben wir<br />
sehr vorausschauend unsere Eigenmittelquote<br />
erhöht. Dadurch brauchen wir keine weitere<br />
Finanzierung. Wir streben ein kontinuierliches<br />
Wachstum an. Dadurch konnte ich zwar<br />
das eine oder andere nicht realisieren, aber wer<br />
weiß, wofür das gut war. Es gibt aber keine Projekte,<br />
die wir nicht umsetzen könnten. Für uns<br />
schließe ich Anleihen aus.<br />
Kaufen Sie auch rund um Wien?<br />
Wir fühlen uns auch mit innerstädtischen<br />
Grundstücken wohl. Grünland mit Umwidmungsoptionen<br />
reizen mich weniger.<br />
Sinken die Preise oder steigen sie?<br />
Im gehobenen Wohnungssegment muss jede<br />
Wohnung einzigartig sein, mit hoher Qualität.<br />
Diese Objekte sind sehr gefragt, deswegen haben<br />
wir im Sommer gut verkauft. Bei den Zinshäusern<br />
spürt man ein Abwarten, aber noch<br />
kein spürbares Sinken der Preise. Wir sehen<br />
eine Marktberuhigung, eine Verlangsamung,<br />
aber kein Sinken der Preise. Das betrifft nicht<br />
nur den Immobilienmarkt, sondern die ganze<br />
Welt. Man weiß nicht, wie sich der Krieg weiterentwickelt,<br />
aber ich glaube an die Immobilie<br />
und ans Zinshaus. Dass die Preise runtergehen,<br />
daran glaube ich nicht.<br />
66 ImmoFokus
Raum und<br />
Wirklichkeit<br />
Wir haben Gegenwart und Zukunft von<br />
Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.<br />
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder<br />
jederzeit unter:<br />
DiePresse.com/immobilien
Die bewegte<br />
ImmoWirtschaft<br />
Regelmäßige Kolumne<br />
über Fakten und Inhalte, die<br />
verändern und prägen.<br />
#33<br />
Sicher ist nur die Unsicherheit<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Mit meinen Gedanken konfrontiert, überraschte mich seine Antwort<br />
sehr: Er hört seit Beginn des Studiums von Krisen. Oftmals sprechen<br />
Vortragende von der Finanzkrise von 2008, von der Euro-Krise der folgenden<br />
Jahre, und er selbst ist in der Covid-19-Pandemie<br />
ins Studium eingestiegen. Sein Gedanke ist:<br />
Krisen sind doch völlig normal und der Normalzustand<br />
seien somit Krisen.<br />
In meiner dieswöchigen Lehrveranstaltung hat mich ein aufgeweckter<br />
Student gefragt, warum ich bei meinen Ausführungen von einer Krise<br />
spreche. Ich schaute ihn groß an und war mir über die Antwort nicht<br />
sicher. Hat er den Krieg in der Ukraine, in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
von uns in Mitteleuropa, nicht mitbekommen? Was ist mit der Energiekrise?<br />
Warum sind ihm die Teuerungswelle und die damit verbundenen<br />
Probleme entgangen? Vermutlich ist ihm als Student an der FH Campus<br />
noch nicht bewusst, dass es seit Wochen kaum mehr Kredite für Immobilientransaktionen<br />
gibt. Diese Finanzierungskrise kennt er vermutlich<br />
wirklich nicht, aber warum hinterfragt er meine Ausführungen zu den<br />
derzeitigen Krisen?<br />
Krise als Normalzustand<br />
Sein Gedanke überraschte mich und ich war baff.<br />
Im ersten Moment fiel mir hierzu nicht viel ein,<br />
und dies passiert selten. Beim genauen Nachdenken<br />
hat er tatsächlich recht. Und so einfach seine<br />
Wahrnehmung auf den ersten Blick wirkt, so<br />
radikal sind die Schlussfolgerungen daraus: Die<br />
Vernetzung unserer Welt, die Schnelllebigkeit und<br />
die Globalisierung haben uns viel Wohlstand gebracht,<br />
verbreiten aber nicht nur Viren in Wochen<br />
weltweit, sondern auch Krisen beziehungsweise Erschütterungen<br />
werden exportiert und importiert.<br />
Somit werden Krisen in den USA zu unseren, und<br />
asiatische „Verwerfungen“, beispielsweise im Immobiliensektor, beeinflussen<br />
das Investorenverhalten weltweit.<br />
Krise als Chance<br />
Wir werden demnach mit Krisen leben müssen. Vielmehr wird es unsere<br />
Herausforderung sein, Krisen als Chance zu sehen und diese aktiv zu<br />
meistern. Als Unternehmer gilt es demnach, noch resilienter zu werden<br />
und sich auch auf das Denkunmögliche vorzubereiten beziehungsweise<br />
schnell bei der jeweiligen Antwort zu sein. Wer hätte schon geglaubt,<br />
dass 2020 ein Virus die Welt lahmlegt? Wir brauchen eine Krisenbeweglichkeit<br />
und wir werden mit laufenden Krisen als Normalzustand planen<br />
müssen. Zeiten ohne Krisen gehören der Vergangenheit an und damit<br />
in die Geschichtsbücher. Das Berufsleben, auf welches sich meine Studenten<br />
vorbereiten, wird von Krisen und deren laufender Bewältigung<br />
geprägt sein. Wer krisenerprobt ist, gehört zu den Gewinnern.<br />
Fotos: Gottfried Poessl, Adobe Stock<br />
68 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real<br />
und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund<br />
Vermögenstreuhänder.<br />
Beenden wir die Sanierungsblockade<br />
im Mietwohnbau!<br />
Kommentar: Michael Pisecky<br />
Rund ein Drittel des Ausstoßes an CO²-Äquivalenten entsteht in der<br />
Wärmeaufbereitung und Kühlung bestehender Immobilien. Der Anteil<br />
an Investitionen, um die Immobilien klimafit zu machen, liegt allerdings<br />
bei 70 Prozent, das sind betragsmäßig über 250 Milliarden Euro.<br />
Seitens Regierung, Interessenvertretungen und Wirtschaft ist viel die<br />
Rede davon, wie und was denn erforderlich ist, um den Weg „raus aus<br />
den fossilen Brennstoffen“ zu bewältigen. Hier befindet sich einerseits<br />
das EWG (Erneuerbare-Wärme-Gesetz) schon nach der Begutachtung<br />
und vor Beschlussfassung, andererseits fehlen jedoch Begleitmaßnahmen<br />
im Wohnrecht, um hier auch für die Eigentümer die Möglichkeit<br />
zu schaffen, in ihren Häusern, und hier vor allem im mehrgeschossigen<br />
Wohnbau, die Umstellung der Heizsysteme in Gang zu setzen. Die dafür<br />
erforderlichen Notwendigkeiten wurden seitens des Fachverbandes der<br />
Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Begutachtung des EWG<br />
genau beschrieben.<br />
Durch die stark steigenden Energiekosten tritt nun eine zusätzliche Dynamik<br />
auf, was die Mietervertreter mit bemerkenswerten Forderungen<br />
auf den Plan ruft. Die „armen“ Mieter könnten doch das Heizsystem in<br />
ihren Wohnungen nicht beeinflussen, daher ist der Vermieter verantwortlich<br />
für die Umrüstung der Wärmeaufbereitung beziehungsweise<br />
Kühlung der Wohnungen. So einfach ist es eben nicht!<br />
Mieteinnahmen reichen nicht<br />
Der Vermieter ist auf die Zustimmung der Mieter angewiesen, da es sich<br />
nicht um Erhaltungsmaßnahmen, sondern um Verbesserungen handelt.<br />
Daher besteht der dringende Bedarf, diese Umrüstung im Mietrechtsgesetz<br />
so zu behandeln, dass keine Zustimmung der Mieter erforderlich<br />
ist. Alle anderen Rechte der Mieter bleiben selbstverständlich aufrecht.<br />
Dazu kommt, dass rund zwei Drittel der gewerblichen Mietwohnungen<br />
einer gesetzlichen Preisregelung unterliegen. Hier zeigt sich, dass die<br />
Mieteinnahmen nicht ausreichen, um solche Investitionen wirtschaftlich<br />
zu ermöglichen. Im gemeinnützigen Wohnungsbereich gibt es die<br />
Möglichkeit, diese Investitionen auf die Mieter umzulegen, und zwar<br />
nach dem Kostendeckungsprinzip. Im Gemeindebau in Wien erfolgen<br />
zahlreiche Investitionen mit Förderung, was darauf hindeutet, dass auch<br />
hier die Mieteinnahmen nicht reichen, um die Kosten für die Sanierung<br />
zu stemmen. Der Vorschlag von Vizekanzler Kogler, Mietwohnungen<br />
mit Gasheizungen mit einem Abschlag von 25 Prozent zu versehen, geht<br />
wohl völlig in die falsche Richtung. Diese Wohnungen, jetzt schon in<br />
der Preisgestaltung für den Mieter privilegiert, würden noch günstiger,<br />
möglicherweise besonders leistbar, aber nicht mehr lange beheizbar.<br />
Bestrafung ist wohl ein wenig konstruktiver Weg, die Probleme zu lösen.<br />
Unsere langjährigen Forderungen, Anreize für Investitionen zu schaffen<br />
und die Sanierungsblockade im Mietrechtsgesetz zu beenden, liegen auf<br />
dem Tisch – Heraussanieren muss sich lohnen, für den Vermieter, den<br />
Mieter und die Umwelt!<br />
Foto: Adobe Stock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
69
Zum Autor<br />
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.<br />
Die Masken sind gefallen<br />
Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann als Unternehmer wohl vieles<br />
politisch einstecken, mit den jüngsten Aussagen haben die vermeintlichen<br />
Experten der Arbeiterkammer allerdings den Bogen für mich endgültig<br />
überspannt. Es mag den einen oder die andere in der AK freuen,<br />
dass sich die Branche über die Studie aufregt und ich bei jeder möglichen<br />
Kommentarmöglichkeit, die mir eingeräumt wird, nicht müde werde,<br />
darüber zu zürnen.<br />
Nachverdichtung<br />
Vermutlich wird dies in der AK intern sogar als Erfolg gefeiert, wenn<br />
die Branche mit Zorn auf Studien reagiert, statt sie – wie eine Nachverdichtungsstudie<br />
aus dem Jahr 2018 – zu loben und mehrfach positiv zu<br />
zitieren. Damals, als nämlich eine AK-Studie unseren Branchenverdacht<br />
bestätigte und erhob, dass allein auf den bestehenden Wiener Gemeindebauten<br />
durch sanfte Nachverdichtung und Überbauung Platz für<br />
130.000 neue, günstige Wohnungen wäre, da wurde die Studie, nachdem<br />
auch die Branche sie wiederholt zitierte, relativ schnell von der ersten<br />
Homepageseite in die Subkategorie verschoben. Und AK-Vertreter<br />
wurden – etwa in medialen Streitgesprächen – ziemlich schnell leiser,<br />
wenn ich die hauseigenen AK-Argumente für innerstädtische Nachverdichtung<br />
ins Treffen führte.<br />
In den vergangenen Wochen hat die Abteilung Wohnen der Arbeiterkammer<br />
(AK) ordentlich und wild um sich geschlagen. In einem Onlinestreaming-Interview<br />
für die Tageszeitung „Heute“ wurde das Verbot<br />
befristeter Mietverträge eingefordert und als Argumentation tatsächlich<br />
gesagt, Vermieter würden ihren Mietern wie Erpresser die Verträge vorlegen.<br />
Damit noch lange nicht genug. In den darauffolgenden Tagen präsentierte<br />
man stolz eine neue Studie zu freifinanziertem Wohnbau, der laut<br />
derselben Luxus nur im Preis, aber nicht in der Qualität biete.<br />
Verdrehung von Fakten<br />
Nun – diesen Fehler aus 2018 konnten die braven AK-Soldaten nun mit<br />
ihrer aktuellen Studie intern wohl wieder wettmachen. Sie können<br />
sich auf die Schulter klopfen und wahrscheinlich auch Gratulationen<br />
einstecken; die Branche wütet. Dem nächsten politischen oder internen<br />
Karriere- oder Gehaltssprung wird nichts im Wege stehen. Eines aber<br />
wurde dabei von ihnen übersehen. Man hat damit nicht nur bei uns den<br />
Bogen überspannt. Wir lassen uns das auf keinen Fall gefallen, dass auf<br />
unsere Kosten und damit auf Kosten unserer Unternehmen und unserer<br />
Mitarbeiter hier ein Imageschaden mit offensichtlich verdrehten Fakten<br />
angerichtet worden ist.<br />
Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock<br />
70 ImmoFokus
| MT12-02G |<br />
Medien- und Steuerungstechnik<br />
auf einer Plattform:<br />
mit PC-based Control<br />
Beleuchtung<br />
Control<br />
Panel<br />
Audio<br />
Fassade<br />
Heizung,<br />
Lüftung,<br />
Klima<br />
Mit der – wie wir noch klar und breit aufzeigen werden – mutwilligen<br />
Verdrehung von Fakten hat eine der bedeutendsten Konsumentenschutzorganisationen<br />
in Österreich, finanziert durch öffentliche<br />
Gelder, nämlich gezeigt, worum es ihr im Ressort Wohnen nicht<br />
geht: nämlich um das aktuelle und zukünftige Wohl der Mieterinnen<br />
und Mieter, um ehrliche und transparente Aufklärung, um<br />
sachlich fundierte und expertenbestätigte Lösungen. Sonst könnte<br />
man selbst als Konsumentenvertreter solche Worte und solche Leitsätze<br />
wie eingangs genannt schlicht nicht gegen eine der wichtigsten<br />
Branchen des Landes in den Mund nehmen.<br />
Da präsentiert die AK eine Studie zu Luxuswohnbau ausgerechnet<br />
in derselben Woche, in der bekannt wird, dass manche Gemeindebaumieten<br />
in Wien vor der gesetzlichen Kategoriemietzinsanhebung<br />
noch zusätzlich erheblich steigen.<br />
Österreichische und Wiener Mieterschutzpolitik heißt, über die AK<br />
faktenferne Parolen gegen private Vermieter in der Öffentlichkeit<br />
zu verbreiten, um die wahren Verfehlungen zu überdecken.<br />
Niemand hat das sichtbarer gemacht als die AK in den vergangenen<br />
Tagen.<br />
Gerätemanagement<br />
Video<br />
Mediensteuerung<br />
Medientechnik neu gedacht: Als Spezialist für PC-basierte Steuerungssysteme<br />
ermöglicht es Beckhoff mit einem umfassenden und<br />
industrieerprobten Automatisierungsbaukasten, Multimedia,<br />
Gebäudeautomation sowie Entertainmentkonzepte vernetzt und<br />
integriert umzusetzen. Mit der modularen Steuerungssoftware<br />
TwinCAT und direkter Cloud- und IoT-Anbindung werden alle<br />
Gewerke von der A/V-Technik über die Gebäudeautomation<br />
bis hin zu Digital Signage Control, Device Management und<br />
Condition Monitoring, auf einer Plattform kombiniert. Hinzu kommt<br />
die maximale Skalierbarkeit aller Komponenten und die Unterstützung<br />
aller gängigen Kommunikationsstandards. So schafft Beckhoff die<br />
Grundlage für neue mediale und architektonische Erlebniswelten.<br />
Die Schlammschlacht, liebe Leserinnen und Leser, hatte für die<br />
Branche letztendlich doch etwas Gutes. Sofern nämlich nicht auch<br />
diese Studie rasch in eine schwer auffindbare Unterseite der Homepage<br />
verschwindet, werde ich sie noch lieber vorzeigen als die Studie<br />
über Nachverdichtungspotenzial – als Beweis nämlich für die<br />
wahren Ziele dieser Organisation.<br />
Scannen und die<br />
Beckhoff Highlights<br />
für die AV- und<br />
Medientechnik<br />
entdecken<br />
IoT<br />
Und die liegen leider nur dann wirklich im Bereich des Mieterschutzes,<br />
wenn sie zufällig auch den politischen Zielen der Hauspartei<br />
entsprechen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
71
Neues Denken beim Investieren<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Ich liebe Wien und<br />
gehe gerne durch<br />
die Innenstadt. Aufgrund<br />
meines Naturells<br />
bin ich vor allem<br />
von den Immobilien<br />
begeistert. Es bereitet<br />
einfach Freude,<br />
auf den Straßen zu<br />
flanieren und in den<br />
Erdgeschoss-Zonen<br />
Schaufenster zu bewundern,<br />
einen Kaffee<br />
trinken zu gehen<br />
oder auch einmal ein<br />
gutes Lokal zu besuchen.<br />
Wenn ich gleichzeitig den Blick gen Himmel schweifen lasse, sehe<br />
ich Wohnungen und Büros über den Erdgeschoss-Flächen. So macht<br />
Stadt Spaß, und vor allem ist dies auch nachhaltig: kurze Wege für alle,<br />
die sich ein Wohnen in den Bezirken leisten können oder wollen. Kurze<br />
Wege für alle, die dort arbeiten und shoppen beziehungsweise essen gehen.<br />
Kurze Wege für alle, welche das Leben genießen wollen.<br />
Im Gegensatz zu dieser städtischen Struktur suchen Investoren für ihre<br />
Portfolios einzelne Asset-Klassen wie Büro, Gewerbe, Handel oder Wohnen.<br />
Eine Durchmischung von unterschiedlichen Nutzungsarten bedeutet<br />
im Verkauf für den Eigentümer einen Abschlag. Offen gesprochen<br />
sind die Häuser in Wien aus vielen Gründen für Investoren akzeptiert<br />
und finden als Zinshäuser ihren Besitzer. Bei neuen Stadtentwicklungen<br />
ist diese Bereitschaft zu Mischnutzungen von internationalen Investoren<br />
kaum vorhanden. Eine Lösung ist es, die jeweiligen Nutzungen in<br />
einzelnen Baukörpern abzubilden und somit die vertikale Erschließung<br />
der Wiener Innenstadt horizontal nebeneinander zu ermöglichen. In<br />
diesem Fall kann der<br />
Projektentwickler<br />
ein Hotel oder ein<br />
Wohnhaus oder<br />
eben ein Bürohaus<br />
einzeln verkaufen.<br />
Die Erdgeschoss-<br />
Zonen bleiben meist<br />
unterentwickelt und<br />
das städtische Gesamtgefüge<br />
fügt sich<br />
in die gewohnten Satellitenstadtteile<br />
ein,<br />
die wir alle von Paris<br />
kennen. Ein Ortsbild<br />
im traditionellen Stil<br />
fehlt, ein Stadtteil kurzer Wege kann somit nicht umgesetzt werden, und<br />
viel wichtiger: In derartige Projektentwicklungen kommen kaum Besucher<br />
von außen. Wer will schon einen anonymen Stadtteil besuchen, der<br />
weder Flair noch Lebensqualität bietet? Ohne Frequenz werden die Erdgeschosszonen<br />
unattraktiv und die Spirale geht nach unten. Beispiele<br />
für diese Entwicklung fallen mir genug ein und wir sollten auf diese<br />
nicht stolz sein.<br />
Mut zum Neudenken<br />
Um gegenzusteuern braucht es Mut und die Bereitschaft, neue Wege zu<br />
gehen. Wenn wir die Gebiete, die wir alle lieben, nicht nur als historisches<br />
Geschenk genießen wollen, sondern derartige Strukturen heute<br />
entwickeln, braucht es Veränderung. Dies beginnt bei der Projektentwicklung,<br />
die auch einen öffentlichen Raum mitdenken muss. Dies<br />
betrifft die höhere Komplexität beim Bauen und vor allem beim Bewirtschaften<br />
derartiger Quartiere und macht beim Investor nicht Halt, der<br />
sich davor nicht fürchten sollte. Am Ende profitieren wir alle.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
72 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen<br />
Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB<br />
Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />
Nicht ideologisch, sondern Technologie-offen<br />
muss diskutiert werden<br />
Kommentar: Louis Obrowsky<br />
Der Wille ist da<br />
Die Immobilienwirtschaft steht klar hinter der Klimapolitik und der<br />
Umrüstung des historischen Gebäudebestandes auf erneuerbare Energieträger.<br />
Derzeit scheitert dies in vielen Fällen aber mangels rechtlicher<br />
Möglichkeiten, von den Kosten gar nicht zu reden. Und eines darf<br />
man nicht vergessen: Für die Immobilienwirtschaft stellen die verbleibenden<br />
17 Jahre bis zur postulierten Energiewende 2040 einen relativ<br />
kurzen Zeitraum dar. Was nicht in der nächsten Zeit, und damit meine<br />
ich wirklich die nächsten Monate, gesetzliche Realität wird, wird sich<br />
in der Umsetzung – auch wenn der gute Wille vorhanden ist – nicht<br />
mehr ausgehen.<br />
Das Agieren wird für die Immobilienwirtschaft immer schwieriger,<br />
denn von allen Seiten setzt es Verschärfungen. Neben den enormen<br />
Preissteigerungen der Bautätigkeit, der Steigerung der Bodenpreise,<br />
Lieferkettenengpässen, der hohen Inflation und dem Ukraine-Krieg<br />
ist die Anhebung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank<br />
ein zusätzliches Erschwernis für die Branche. Denn man muss davon<br />
ausgehen, dass jetzt die Zinsen für Immobilienkredite steigen und<br />
sich dadurch der Druck auf den Wohnimmobilienmarkt, aber selbstverständlich<br />
auch auf den Gewerbeimmobilienmarkt, weiter erhöht.<br />
Bei allem Verständnis für Rufe nach „Teuerung runter“ darf nicht vergessen<br />
werden, dass niemand einen Knopf hat, auf den er nur drücken<br />
muss, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Schon gar nicht die<br />
Immobilienwirtschaft.<br />
Denn – auch das wird gerne verschwiegen – wenn nicht jetzt rasch der<br />
Ausbau der Stromnetze beginnt, werden alle guten Ideen, die Strom<br />
benötigen, an den mangelnden Netzkapazitäten scheitern. Wenn<br />
man sich dazu die jahrzehntelange rechtliche Auseinandersetzung<br />
in Erinnerung ruft, dann muss man Zweifel haben, dass es in Zukunft<br />
schneller gehen kann. Und dass der Fachkräftemangel die Umsetzung<br />
der Maßnahmen weiter verzögert, ist ein weiteres ungelöstes Kapitel.<br />
Problemlösung gefragt<br />
In Zukunft wird die energetische Ausrüstung eines Gebäudes Basis<br />
seiner Werterhaltung darstellen. Wenn diese – mangels rechtlicher<br />
Möglichkeiten – nicht umgesetzt werden kann, darf dies nicht der<br />
Immobilienwirtschaft angelastet werden. Es besteht daher die Gefahr,<br />
dass Immobilien, die bereits langfristig im Bestand sind, zu „stranded<br />
Investments“ werden. Hier sind die EU und die Nationalstaaten gefordert,<br />
sich rasch zu überlegen, wie man diese Probleme lösen kann.<br />
Auch, um nicht gegenüber Immobilien in Nicht-EU-Ländern benachteiligt<br />
zu werden.<br />
Wir fordern daher nicht ideologisch, sondern Technologie-offen zu<br />
diskutieren. Denn wer weiß heute, was in wenigen Jahren an technischen<br />
Möglichkeiten zur Verfügung stehen wird?<br />
Mit knapp zehn Prozent Anteil am BIP darf die Immobilienwirtschaft<br />
nicht als Sündenbock für steigende Kosten herangezogen werden.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
73
ImmoFokus.Rubrik<br />
Bewertung<br />
ImFokus<br />
Früher war<br />
alles besser<br />
Die österreichischen Medien sind sich einig: Die Inflation<br />
steigt unaufhörlich, es wird alles teurer, die Situation ist<br />
dramatisch, es ist alles ganz fürchterlich, früher war alles besser.<br />
Kolumne: Wolfgang Fessl<br />
D<br />
ie Situation war 1974 ähnlich:<br />
Streit ums Öl, Energiekrise, und<br />
– wenig überraschend – gab es<br />
damals auch etwa 10 Prozent<br />
Inflation. Was die damalige Situation von der<br />
heutigen unterscheidet: Die Stimmung in der<br />
Gesellschaft war positiver, es wurde weniger<br />
gejammert und die Maßnahmen der Regierung<br />
standen diametral zu jenen von heute. Das mag<br />
auch daran liegen, dass die Verantwortlichen<br />
keine Slimfit-Anzüge trugen und wenig für Eigenmarketing<br />
übrig hatten, sondern im Rahmen<br />
der Sozialpartnerschaft gemeinsam Lösungen<br />
erarbeitet haben.<br />
Wenn der Preis für Butter von 1974 bis heute<br />
valorisiert wird, dann ergibt das einen Wert<br />
von etwa 16 Euro für ein Kilo Butter. Derzeit<br />
liegt der Preis bei etwa 14 Euro.<br />
Ähnlich die Situation beim Benzin: Valorisiert<br />
seit 1974 ergibt sich ein Preis von etwa zwei<br />
Euro pro Liter, und genau da liegt er auch.<br />
Inflationsbereinigt war hier früher also nichts<br />
besser.<br />
74 ImmoFokus
Wolfgang M. Fessl<br />
Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer bei Reinberg & Partner. Insgesamt verfügt er über<br />
mehr als 20 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Immobiliengeschäft. Fessl<br />
ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder<br />
(Makler), Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), zertifiziert<br />
nach CIS Immozert und Recognised European Valuer (REV).<br />
eher schlecht. Aus der Wohnung der Eltern<br />
wollte ich so schnell wie möglich ausziehen,<br />
doch die Chancen auf eine Mietwohnung ohne<br />
Ablöse standen schlecht, und für eine Gemeindewohnung<br />
hatte ich das falsche Parteibuch.“<br />
Auch damals gab es offenbar kein Grundrecht<br />
auf innerstädtisches Wohnungseigentum.<br />
Jugend hat keine Perspektive<br />
Und auch bei Immobilien: Die Preise steigen,<br />
die Situation ist dramatisch, es ist alles ganz<br />
fürchterlich, früher war alles besser. Die Jugend<br />
hat keine Perspektive, weil sie sich kein<br />
Eigentum mehr schaffen kann.<br />
Wer ist denn alt genug, dass er die Situation<br />
zwischen 1974 und 1994 (Mietrechtsgesetz)<br />
kennt?<br />
Da wurden erhebliche Ablösen bezahlt, um<br />
eine Mietwohnung mieten zu dürfen!<br />
Ein eigenes Erlebnis aus dem Jahr 1989: Mietwohnung,<br />
Altbau, 12. Bezirk Arndtstraße, erster<br />
Stock, drei Zimmer, etwa 90 Quadratmeter,<br />
reichlich schattig, Zustand deutlich renovierungsbedürftig.<br />
Der Vormieter brachte eine<br />
Ablöse von 400.000 Schilling ins Spiel, und<br />
zwar für: NICHTS.<br />
Ein guter Freund meinte zur Thematik: „Ich<br />
war 1983 mit der Schule fertig, hatte eine technische<br />
Ausbildung, die verstaatlichte Industrie<br />
war in einer schweren Krise, es gab ein Überangebot<br />
an Technikern, die Jobchancen waren<br />
Früher war NICHT alles besser<br />
Fazit: Früher war NICHT alles besser. Vielleicht<br />
müssen wir als Gesellschaft einfach nur akzeptieren,<br />
dass wir den Zenit unseres Wohlstandes<br />
überschritten haben?<br />
Wir sind es gewohnt, für jede Investition auch<br />
einen unmittelbaren Return (ROI) zu erhalten.<br />
Das dürfte sich ändern, es wird teurer für uns.<br />
Wir werden zukünftig nur einen mittelbaren<br />
Effekt unserer Bemühungen spüren. Oftmals<br />
wird es nicht darum gehen, durch eine Investition<br />
einen unmittelbaren Vorteil zu generieren,<br />
sondern den Bestand für die Zukunft<br />
abzusichern, besonders wenn es um Umweltthemen<br />
geht.<br />
www.cerhahempel.com<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
75
Zum Autor<br />
Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen<br />
Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020<br />
Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im<br />
Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />
Strafen schaffen keinen Wohnraum!<br />
Kommentar: Martin Prunbauer<br />
Die Arbeiterkammer schlägt Alarm und fordert die Abschaffung<br />
befristeter Verträge. Sie behauptet, dass 46,5 Prozent der privaten Mietverträge<br />
im Jahr 2021 befristet waren und diese teurer als unbefristete<br />
Verträge wären. Laut Statistik Austria lag der Befristungsanteil im Jahr<br />
2017 bereits bei 45 Prozent und ist somit in den letzten vier Jahren nicht<br />
maßgeblich gestiegen. Dem Mikrozensus der Statistik Austria ist überdies<br />
zu entnehmen, dass 2021 nur 23 Prozent aller Hauptmietwohnungen<br />
befristet waren. Der Befristungsanteil im öffentlichen Mietsektor,<br />
der in Österreich immerhin 60 Prozent (!) aller Bestandverhältnisse umfasst,<br />
ist relativ gering. Vorarlberg bildet diesbezüglich eine Ausnahme.<br />
Die Situation in Wien<br />
Blickt man auf die einzelnen Bundesländer, ergibt sich folgendes Bild:<br />
In Wien waren im Jahr 2021 nur 17 Prozent aller Hauptmietwohnungen<br />
befristet. Die höchste Zahl an befristeten Mietverträgen gibt es in Vorarlberg.<br />
Im Ländle werden nämlich sowohl Gemeinde- als auch Genossenschaftswohnungen<br />
seit 2001 nur noch befristet vergeben. Tirol hat<br />
den zweithöchsten Anteil an befristeten Mietverträgen, allerdings ist<br />
dort der öffentliche Mietsektor österreichweit am niedrigsten und ein<br />
relativ hoher Prozentsatz der Bevölkerung lebt im Eigentum. In Wien<br />
ist die Situation umgekehrt: Der Eigentumsanteil ist eher gering und es<br />
gibt einen hohen Anteil an Mietverhältnissen. Insofern sind 17 Prozent<br />
an befristeten Verträgen vergleichsweise niedrig.<br />
auch bei geänderten Lebensverhältnissen nicht aufgekündigt werden<br />
kann. Ein weiterer Grund wäre, dass unbefristete Verträge vielfach schon<br />
einen langen Bestand haben. Nach wie vor gibt es zahlreiche besonders<br />
günstige Altmietverträge, die schon vor Jahrzehnten abgeschlossen<br />
wurden oder in Folge von Eintrittsrechten immer noch weit unter den<br />
Marktpreisen liegen.Mit der Möglichkeit, Mietverträge zu befristen,<br />
wurde dem Eigentümer einer Wohnung beziehungsweise eines Hauses<br />
ein gewisses Maß an Flexibilität eingeräumt, das als Ausgleich für die rigiden<br />
Kündigungsbestimmungen des MRG zu sehen ist. Wer die eigene<br />
Wohnung etwa für die Enkelkinder zum Studieren vorgesehen hat oder<br />
aufgrund eines beruflichen Auslandsaufenthaltes eine bestimmte Zeit<br />
nicht benötigt, führt bei befristeter Vermietung dem Markt Wohnraum<br />
zu und vergrößert das Angebot. Denn eines ist sicher: Die Abschaffung<br />
der Befristung und die Bestrafung von Leerstand wird nicht mehr Wohnungen<br />
auf den Markt bringen. Im Gegenteil: Eine Liberalisierung der<br />
Befristung würde dem Markt gut tun.<br />
Apropos Vorarlberg: Warum nicht auch generell im öffentlichen Mietsektor<br />
befristen und die Verlängerung davon abhängig machen, wie<br />
sich die Einkommensverhältnisse gestalten? Wer mehr verdient, kann<br />
bleiben, zahlt aber mehr Mietzins.<br />
Die entstandene Schieflage<br />
Der hohe Anteil an sozialem Wohnbau in Österreich und die Tatsache<br />
der fast ausschließlich – teilweise sehr alten – unbefristeten Vermietung<br />
in diesem Segment ist ein Grund, warum unbefristete Verträge in<br />
der Statistik als billiger als befristete Verträge aufscheinen. Aber hier<br />
herrscht eine eklatante Schieflage: Ein Großteil der dort teilweise über<br />
Eintrittsrechte lebenden Menschen verdient mittlerweile überdurchschnittlich<br />
gut und profitiert von der günstigen Miete, weil ein unbefristeter<br />
Vertrag nicht nur weitergegeben werden (Eintrittsrechte), sondern<br />
Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock<br />
76 ImmoFokus
Advertorial<br />
TIMBER*LAA als Vorzeigeprojekt<br />
im nachhaltigen Holzwohnbau<br />
Holzwohnbau-Kosten. Starke Nachfrage nach dem innovativen Projekt in<br />
der Klederingerstraße im 10. Bezirk in Wien<br />
Foto: DIE WOHNKOMPANIE<br />
I<br />
nmitten der vom Liesingbach<br />
geprägten Erholungslandschaft<br />
schafft DIE WOHNKOMPANIE mit<br />
TIMBER*LAA ein Wohnbauprojekt in<br />
massiver Holzbauweise, das ganzjährig entspannte<br />
Lebensqualität für Jung und Alt ermöglicht. In<br />
den zwei getrennten Baukörpern entstehen<br />
dabei 38 freifinanzierte Wohneinheiten zwischen<br />
47 und 100 Quadratmetern – ergänzt durch<br />
zeitgemäß gestaltete Außenbereiche, welche<br />
eine überdurchschnittlich hohe Aufenthaltsqualität<br />
im Freien garantieren.<br />
Roland Pichler, Geschäftsführer DIE WOHN-<br />
KOMPANIE: „Mit TIMBER*LAA nehmen wir<br />
in Österreich sicher eine Vorreiterrolle ein. Die<br />
Erkenntnisse dieses Projekts, dessen Baustart<br />
bereits im Frühjahr erfolgt ist, fließen auch in<br />
unsere weiteren Projekte – wie beispielsweise<br />
im 23. Bezirk in der Ketzergasse ein.”<br />
Für DIE WOHNKOMPANIE liegt dabei der<br />
Fokus in der Schaffung von gleichzeitig nachhaltigem<br />
und dennoch leistbarem Wohnraum.<br />
Roland Pichler: „Holzwohnbau - besonders<br />
der Vollholzwohnbau – ist für die zukünftigen<br />
Bewohner und Bewohnerinnen in der Anschaffung<br />
etwas teurer. In der langfristigen<br />
Betrachtung amortisiert sich aber der höhere<br />
Anschaffungspreis durch die im Lebenszyklus<br />
der Immobilie durchgerechnet niedrigeren Betriebskosten.”<br />
Bei TIMBER*LAA bestehen alle<br />
Wände und Decken aus Vollholzelementen.<br />
Damit ist dieses Projekt nicht nur nachhaltig,<br />
sondern setzt auch Maßstäbe beim positiven<br />
Wohngefühl für die zukünftigen BewohnerInnen<br />
– inklusive einer hervorragenden Raumakustik.<br />
Die 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen<br />
werden mittels Luftwärmepumpen beheizt<br />
und mit Warmwasser versorgt, Photovoltaik-<br />
Anlagen optimieren den erforderlichen Stromverbrauch.<br />
Die Fertigstellung ist für Sommer<br />
2023 vorgesehen.<br />
Auch bei der Errichtung des Projekts selbst<br />
spielt Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle.<br />
Roland Pichler: „Die Konstruktionsweise mit<br />
einem hohen Grad an Vorfertigung bietet<br />
viele positive Effekte: Durch die Herstellung<br />
in einem Werk ist die Passgenauigkeit deutlich<br />
besser, zudem ist die Standfestigkeit der<br />
Holzwände selbst durch die Konstruktionsart<br />
deutlich höher. Das bringt auch vor Ort einige<br />
Vorteile mit sich: Zunächst einmal wird der<br />
Verkehr rund um die Baustelle deutlich reduziert,<br />
was für die Anrainer eine geringere<br />
Lärm- und Staubbelastung bedeutet. Zusätzlich<br />
leisten wir auch damit einen Beitrag zu einem<br />
geringeren CO2-Ausstoss – nicht nur durch die<br />
geringere Anzahl an Fahrzeugen, sondern auch<br />
beim Maschinenbetrieb vor Ort.”<br />
In der Ketzergasse in Wien Liesing setzt<br />
DIE WOHNKOMPANIE ab dem 4. Quartal <strong>2022</strong><br />
bereits ein weiteres Projekt mit 38 Einheiten in<br />
Holzbauweise um. Roland Pichler: „Bei diesem<br />
Bauvorhaben gehen wir noch einen Schritt<br />
weiter: Neben der Holzbauweise und der hochmodernen<br />
Energieversorgung soll eine Fassadenbegrünung<br />
und Grauwassernutzung zum<br />
Einsatz kommen. Das Projekt wird außerdem<br />
während der gesamten Bauphase von einem<br />
Chemiker begleitet, um sicherzustellen, dass<br />
die BewohnerInnen ein schadstoffarmes Zuhause<br />
erhalten.” <br />
Roland Pichler,<br />
Geschäftsführer<br />
Über DIE WOHNKOMPANIE<br />
DWK Die Wohnkompanie GmbH entwickelt<br />
als inhabergeführter, unabhängiger<br />
Wohnbauträger nachhaltige urbane Lebensräume.<br />
Der Fokus liegt dabei in der<br />
Realisierung freifinanzierter, nachhaltiger<br />
Wohnbauprojekte.<br />
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– eines der stärksten Bau- und Immobilienunternehmen<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong> | <strong>2022</strong><br />
77
ImFokus<br />
148<br />
REAL CIRCLE<br />
Beim 28. Real Circle auf Einladung von<br />
ERSTE BANK, ERSTE Immobilien KAG,<br />
IMMOunited, PwC und ImmoFokus stand<br />
die Stadt- und Raumplanung im Fokus. 30<br />
Experten diskutierten das Stadtquartier<br />
der Zukunft, die Möglichkeiten einer<br />
klimaneutralen bzw. energieautarken<br />
Stadt, die smarte Infrastruktur sowie<br />
die Zukunft der Mobilität und damit<br />
zusammenhängend die Finanzierungs- und<br />
Investmentmöglichkeiten.<br />
148<br />
102<br />
ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Michael Neubauer,<br />
Herausgeber des<br />
ImmoFokus spricht mit<br />
Karl Habsburg über seine<br />
Sender, die Medienfreiheit<br />
und die Situation in<br />
der Ukraine. Aber auch<br />
darüber, wie es nach dem<br />
Krieg weitergehen kann.<br />
EARLY BIRD BREAKFAST<br />
Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause<br />
konnte das ImmoFokus-Team wieder in das<br />
König Ludwig zu einer kleinen Stärkung<br />
- dem Early Bird Breakfast - laden, ein<br />
traditioneller Bestandteil der Expo Real.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
78 ImmoFokus
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ImFokus<br />
Real Circle<br />
#28<br />
Brennpunkt Stadtund<br />
Raumplanung<br />
Stadt entwickelt sich weiter. Beim 28. Real Circle auf Einladung von ERSTE BANK, ERSTE Immobilien KAG,<br />
IMMOunited, PwC und ImmoFokus stand die Stadt- und Raumplanung im Fokus. 30 Experten diskutierten<br />
das Stadtquartier der Zukunft, die Möglichkeiten einer klimaneutralen bzw. energieautarken Stadt, die<br />
smarte Infrastruktur sowie die Zukunft der Mobilität und damit zusammenhängend die Finanzierungs- und<br />
Investmentmöglichkeiten.<br />
Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Lisa Grüner, Amelie Miller und Rudolf Oezelt<br />
D<br />
ie Stadt- und Raumplanung ist<br />
mit gewaltigen Herausforderungen<br />
konfrontiert. Denn auch wenn<br />
die Coronapandemie dem Speckgürtel<br />
einen merkbaren Schub verpasst hat, so<br />
hält der Megatrend der Urbanisierung weiter an.<br />
Gleichzeitig macht sich die Klimakrise immer<br />
stärker bemerkbar. Ganz zu schweigen vom<br />
demographischen Wandel. Attraktiver, nachhaltiger<br />
aber auch leistbarer Wohnraum in lebenswerten<br />
Stadtquartieren ist daher mehr gefragt<br />
denn je.<br />
Was macht eine erfolgreiche Quartiersentwicklung<br />
aus? Ist die 15-Minuten-Stadt ein realistischer<br />
Ansatz oder eine Utopie? Wie stellt<br />
man in der Stadt der Zukunft die – klarerweise<br />
nachhaltige – Energieversorgung sicher beziehungsweise<br />
wie kommt man zur energieautarken<br />
Stadt? Welche Mobilitätskonzepte sind<br />
gefragt? Welche Rolle werden Bestandsimmobilien<br />
in der Quartiersentwicklung künftig<br />
spielen? Wie ist der Status Quo in Sachen<br />
Smart City? Und wie ist die aktuelle Lage am<br />
Investment- und Finanzierungsmarkt?<br />
Über diese und viele andere Fragen wurde<br />
bis in den Abend hinein rege diskutiert. So<br />
viel darf vorweg verraten werden: das Thema<br />
Stadt- und Raumplanung ist keine Blaupause<br />
und auf viele Fragestellungen müssen die Antworten<br />
erst gefunden werden.<br />
Stadtquartiere werden grüner<br />
Kann man heute schon wissen, wie wir in<br />
zwanzig Jahren leben wollen? Eine Frage, die<br />
sich nicht nur anhand der Trends der Gegenwart<br />
beantworten lassen könnte, sondern<br />
auch, indem man einen Blick zwanzig Jahre<br />
zurückwirft. „Vor allem die Metathemen haben<br />
sich innerhalb der letzten zwanzig Jahre<br />
verschoben und die Stadtquartiere der Zukunft<br />
werden energieautark sein müssen, werden<br />
mehr Funktionen anbieten müssen, um so<br />
wesentlich vernetzter mit ihrer Umgebung zu<br />
sein“, beschreibt Gerald Beck, Geschäftsführer<br />
„Eine CO2-Benchmark für<br />
Bauträger und eine „fast<br />
lane“ bei der Bewilligung,<br />
würde den Klimaschutz<br />
massiv beschleunigen.“<br />
Gerald Beck,<br />
UBM Development<br />
der UBM Development Österreich, eine unausweichliche<br />
Entwicklung. Darüber hinaus<br />
ist Beck überzeugt, dass das Stadtquartier der<br />
Zukunft viel grüner sein wird als es heute ist.<br />
80 ImmoFokus
„Das QBC ist ein gutes Beispiel für die Konzeption<br />
eines Stadtquartiers des 20. Jahrhunderts:<br />
verschiedene Nutzungen, Bahnhofsnähe,<br />
Tiefgarage, bisschen Grün in der Mitte. Das<br />
Stadtquartier des 21. Jahrhunderts entwickeln<br />
wir gerade im LeopoldQuartier im zweiten<br />
Bezirk – das ist allein aufgrund der Holzbauweise<br />
schon ganz anders, wir haben dort eine<br />
großteils autarke Energieversorgung und wir<br />
haben 50 Prozent der Flächen entsiegelt. Das<br />
Ganze passierte in einem sehr umfassenden<br />
Nachbarschaftsbeteiligungsprozess, bei dem<br />
viele Wünsche aufgenommen wurden. Da ist<br />
schon ein Paradigmenwechsel und ein neues<br />
Mindset vorhanden, dass die Leute das wollen,<br />
einfordern – und auch bekommen“, so Beck<br />
„Neben Digitalisierung und<br />
Smart Home wird vor allem<br />
Gesundheit ein zentrales<br />
Thema im Bereich Wohnen<br />
werden.“<br />
Sascha Haimovici,<br />
IMMOcontract<br />
Für Sascha Haimovici, geschäftsführender Gesellschafter<br />
der IMMOcontract, ist Entschleunigung<br />
die Devise. „Vor zwanzig Jahren war die<br />
Beschleunigung, die uns umgeben hat, ganz<br />
anders als heute. Stichwort Digitalisierung,<br />
Smart Home oder auch das Gesundheitssystem,<br />
das sich plötzlich ändern muss.“ Gesundheit<br />
ist ein Thema, das für Haimovici auch in<br />
Zukunft gerade im Bereich Wohnen eine wichtige<br />
Rolle spielen wird. Simone Maier-Hülle,<br />
Partnerin Real Estate PwC, ergänzt: „In Zukunft<br />
wird viel Regionalität gefordert sein; insbesondere<br />
auch vor dem Hintergrund, dass es eine<br />
große Herausforderung sein wird, wie sich die<br />
Stadt der Zukunft dem Thema Metaverse stellt.<br />
Wie kann ‚echtes Wohnen, Arbeiten, Leben‘<br />
im Kontext oder in möglicher Konkurrenz<br />
zum Metaverse künftig gestaltet werden?“ Das<br />
Stadtquartier der Zukunft ist sinnvollerweise<br />
energieautark, grün, digital vernetzt, aber auch<br />
mit neuen Freizeitkonzepten ausgestattet, weil<br />
der Faktor Arbeit im Leben der Menschen keinen<br />
so hohen Stellenwert mehr einnehmen<br />
wird wie vor zwanzig Jahren, gibt Maier-Hülle<br />
zu bedenken.<br />
Probleme und mögliche Lösungen<br />
Viel Grün braucht viel Wasser. Wie bekommen<br />
wir das Wasser und warum schaffen wir<br />
es nicht, anders mit unseren Wasserquellen<br />
umzugehen? – Etwa wenn in Kroatien Salzwasser<br />
als Trinkwasser aufbereitet wird, gibt Haimovici<br />
zu bedenken. „Gerade der vergangene<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
81
ImFokus<br />
„Die Wirtschaftlichkeitsrechnungen<br />
sind oft<br />
ohne Förderprogramme<br />
überhaupt nicht<br />
darstellbar.“<br />
Monika Hohenecker,<br />
Regioplan<br />
„Ein Green-Building-<br />
Gebäude mit vielen<br />
Stockwerken zu errichten,<br />
braucht eine lange<br />
Planungszeit.“<br />
Jelena Pirker,<br />
ÖRAG<br />
Sommer hat gezeigt, dass man in der Stadt<br />
mit vielen bodenversiegelten und betonierten<br />
Flächen nicht mehr weiterkommt. Mitunter<br />
wird sich mangels ausreichender Wasserversorgung<br />
auch die Frage stellen, ob die derzeit<br />
vielfach eingesetzten Nebelduschen sinnvoll<br />
sind - nicht zuletzt vor dem Hintergrund<br />
steigender Energiekosten“, wirft Maier-Hülle<br />
in die Diskussion ein. Um weniger Fläche zu<br />
versiegeln und nachhaltiger zu leben, könnte<br />
man vermehrt auf Sharing-Konzepte setzen,<br />
die in anderen Ländern gerade im Bereich der<br />
Infrastruktur bestens funktionieren. Wenn<br />
das Smart Home in Zukunft immer mehr an<br />
Bedeutung gewinnen wird, wird die Bestellung<br />
eines Tages womöglich nicht mehr von einem<br />
Menschen an die Haustür geliefert werden,<br />
sondern von einer Drohne. Für Haimovici ein<br />
Thema, das nicht nur bei der Frage endet, ob<br />
es überhaupt einen Parkplatz für eine Drohne<br />
geben kann, sondern viel zentraler, dass der<br />
Einsatz solcher Technologie auch Sicherheitsbedenken<br />
aufbringt.<br />
Zukunftsmusik<br />
All diese Zukunftsmusik, gerade im Bereich<br />
der Technik, ruft viele rechtliche Themen auf<br />
den Plan, denn das Zusammenleben war in der<br />
Vergangenheit sehr einfach geregelt. Ein Fakt,<br />
der in Zukunft viel komplexer werden wird, ist<br />
Maier-Hülle überzeugt. „Vor zehn Jahren hat<br />
es etwa noch keine Frage zu dem Thema Ladestationen<br />
gegeben. Da hinkt der Gesetzgeber<br />
in entscheidenden Fragen doch noch ziemlich<br />
hinterher.“ „Bestimmte Bereiche werden nach<br />
zusätzlichen Regelungen verlangen“, stimmt<br />
Peter Vcelouch, Leitung Real Estate und Construction<br />
Cerha Hempel Rechtsanwälte, zu. Laut<br />
„Wie echtes Wohnen<br />
neben Freizeit mitgestaltet<br />
werden kann, im Kontext<br />
oder in Konkurrenz zum<br />
Metaverse, wird eine große<br />
Herausforderung werden.“<br />
Simone Maier-Hülle,<br />
Pwc Legal<br />
Vcelouch sieht man das aktuell in der Diskussion<br />
um die Energiequellen. „In der Wiener<br />
Bauordnung verbieten wir die Gasheizungen<br />
und in der Taxonomieverordnung ist Gas eine<br />
grüne Energie. Bitte, was jetzt?“<br />
82 ImmoFokus
CO2-Benchmark für Bauträger<br />
Für Beck ließe sich der Klimaschutz massiv<br />
beschleunigen, indem die Stadt Wien eine<br />
CO2-Benchmark für Bauträger einführt. „Jeder<br />
Bauträger, der diese Benchmark mit seinem<br />
Projekt unterschreitet, kommt auf eine „fast<br />
lane“ und erhält eine Baugenehmigung in drei<br />
Monaten. Da braucht man keine Gesetzesänderung.“<br />
Einen großen Nachholbedarf bei der Umsetzung<br />
von Gebäudestrukturen sieht Jelena<br />
Pirker, Leitung Wohnen, Eigentum, bei ÖRAG<br />
Immobilien: „Es bräuchte Gebäudestrukturen,<br />
bei denen sich ein Stockwerk oder ein Gebäudeteil<br />
wie ein Kubus beliebig je nach Verwendungszweck<br />
modular verändern lassen.“ Denn<br />
eines ist für Priker klar: „Für energieautarke<br />
Gebäude braucht es gute Architekten.“ Bei all<br />
der Stadtentwicklung darf der ländliche Raum<br />
nicht vergessen werden, wirft Monika Hohenecker<br />
in die Diskussion ein: „Im ländlichen<br />
Raum fokussiert man sich jetzt erst darauf, wie<br />
man zum Beispiel mit den Autos umgeht. Da<br />
ist in Österreich gefragt, viel voneinander zu<br />
lernen, damit die kleineren Orte nachrücken<br />
können.“ Denn das Quartier von morgen muss<br />
sehr wohl sowohl im städtischen als auch im<br />
„In der Wiener Bauordnung verbieten<br />
wir die Gasheizungen und in der<br />
Taxonomieverordnung ist Gas eine<br />
grüne Energie. Bitte, was jetzt?“<br />
Peter Vcelouch,<br />
Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />
ländlichen Raum den Bestand integrieren.<br />
„Die Sanierungsquote wird massiv steigen“, ist<br />
Beck überzeugt. „Wir können den Altbau nicht<br />
wegdiskutieren“, bringt es Pirker schließlich<br />
auf den Punkt.<br />
Klimaneutrale Stadt möglich?<br />
Klimaneutral bzw. energieautark soll sie werden<br />
die Stadt, aber ist das überhaupt möglich?<br />
„Seit über 20 Jahren reden wir darüber, dass<br />
Gebäude zur Produktion von Energie herangezogen<br />
werden müssen“, so Anna-Vera<br />
Deinhammer, Director for Circular Cities &<br />
Regions beim Circular Economy Forum Austria<br />
und ÖGNI-Teammitglied. „Jetzt haben<br />
wir von den regulatorischen Grundlagen her<br />
eine bessere Ausgangssituation als früher, z.<br />
B. zur Gründung von Energiegemeinschaften.<br />
Aber es reicht nicht, dass Gebäude so wenig<br />
Energie wie möglich verbrauchen. Wenn wir<br />
beispielsweise die E-Mobilität ernst nehmen<br />
wollen, müssen wir mehr Strom produzieren.<br />
Das funktioniert am besten über Gebäude, die<br />
mit Photovoltaik (PV) und Geothermie ausstattet<br />
sind und langfristig auch die Abwärme<br />
nutzen. Man muss lernen, die Gebäude nicht<br />
als Solitäre, sondern im Wirkungszusammen-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
83
ImFokus<br />
„Man muss Gebäude im<br />
Wirkungszusammenhang<br />
sehen.“<br />
Anna-Vera Deinhammer,<br />
Circular Economy Forum Austria<br />
und ÖGNI<br />
hang zu sehen. Wenn ein Gebäude nicht die<br />
Ausrichtung für eine gute PV-Ausbeute hat,<br />
soll es beispielsweise mit Begrünung zur Kühlung<br />
beitragen. So kann auch ein Energielastenausgleich<br />
sowie eine Verbindung zwischen<br />
Bestand und Neubau geschaffen werden.“<br />
Karin Schmidt-Mitscher, Leiterin Wohnbau<br />
bei der ERSTE BANK, hat die letzten eineinhalb<br />
Jahre auf der Bankkundenseite verbracht und<br />
gesehen, wie schwer sich der Kunde als Einzelkämpfer<br />
tut, will er Gebäude mit nachhaltiger<br />
Energie aufrüsten. „Neben zum Teil fehlenden<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen werden Finanzierungsmittel<br />
für Sanierungen in Bestandsimmobilien<br />
immer wichtiger. Das versuchen<br />
wir als Bank zu unterstützen“, so Schmidt-<br />
Mitscher. „Wir sehen aber auch, dass klassische<br />
Gebäudeverwalter keine Assetmanager sind,<br />
die über das Know-how verfügen, eine bestehende<br />
Immobilie voranzutreiben, sondern in<br />
erster Linie die mannigfaltigen Kundenbedürfnisse<br />
bestmöglich erfüllen wollen. Ich sehe es<br />
als meine größte Aufgabe, als Bank das Thema<br />
Nachhaltigkeit in allen Köpfen zu verankern.“<br />
Gute Idee: Energiegemeinschaften<br />
Christian Hrdliczka, Head of Training & Business<br />
Development RE/MAX Austria, geht das<br />
Thema von einer anderen Seite an: „Ich sehe einige<br />
Gaps zwischen der Realität, der Vision und<br />
dem Weg dorthin. Den Bestand nachrüsten ist<br />
am Land leichter als in der Stadt“, so Hrdliczka.<br />
„Die Idee der Energiegemeinschaften gefällt<br />
mir gut. Nimmt man das Beispiel Illmitz her,<br />
wo Thomas Malloth darum kämpft, diese<br />
„Die Idee der Energiegemeinschaften<br />
könnte langfristig eine<br />
Lösung sein.“<br />
Christian Hrdliczka,<br />
REMAX Austria<br />
Vision umzusetzen, sieht man, mit welchen<br />
Schwierigkeiten die Umsetzung verbunden<br />
ist. Mir fällt in diesem Zusammenhang der Begriff,<br />
die Grundidee der Kolchose ein, wo jeder<br />
Akteur etwas einbringt. Wir stehen bei vielen<br />
Energieformen am Anfang und haben daher<br />
hohe Kosten. Es braucht viele kluge Menschen,<br />
die erforschen und evaluieren, wie man das<br />
Thema am besten angreift. Sonnenenergie ist<br />
ja auch nur so lange toll, solange keine Wolken<br />
am Himmel sind. Wichtig ist, sich passende<br />
Finanzierungsmodelle zu überlegen.“ Das<br />
deckt sich mit der Aussage der ÖGNI, die die<br />
Wichtigkeit eines Geschäftsmodells immer<br />
wieder hervorstreicht. „Das gilt auch für Energiegemeinschaften,<br />
denn nur aus Idealismus<br />
kann man sich nicht zusammenschließen, da<br />
sind die Streitereien vorprogrammiert“, so<br />
Deinhammer.<br />
Schmidt-Mitscher sieht eines der Hauptprobleme<br />
darin, dass jeder seine eigenen Interessen<br />
hat und nicht zurückstecken möchte. „Individualismus<br />
und Egoismus sind sehr groß, ich<br />
weiß nicht, wie man das brechen kann“, so die<br />
Expertin. „Nur durch Regulierungen wird es<br />
84 ImmoFokus
nicht funktionieren, wir wissen ja, wie Leute<br />
darauf reagieren. Andererseits haben wir noch<br />
nicht ausreichende Antworten auf die Energiekrise,<br />
weil uns Lösungen dafür fehlen oder<br />
sie noch teuer sind. Ähnlich wie beim Thema<br />
Blackout herrscht große Sprachlosigkeit, und<br />
es fehlen die Antworten.“ Hrdliczka ergänzt,<br />
dass die Menschen weder Energie sparen noch<br />
Geld für Alternativen ausgeben, solange es<br />
keine vernünftigen Antworten gibt. Für<br />
Für Deinhammer macht die NIMB-Mentalität<br />
(„not in my backyard“) die Sache mit dem<br />
„Role Models sind wichtiger denn je,<br />
um das Energiesparen wieder<br />
schick zu machen.“<br />
Karin Schmidt-Mitscher,<br />
Erste Bank<br />
Energiesparen nicht leichter. „Wir brauchen<br />
eine schonungslose Ehrlichkeit, und das bedeutet<br />
keine 23 Grad im Büro, sondern einen<br />
Pullover anzuziehen.“ In Deutschland gibt es<br />
schon eine Regelung der Heiztemperatur, in<br />
Österreich nicht. „Wir brauchen Maßnahmen,<br />
da sind sich alle einig“, so Schmidt-Mitscher.<br />
Hrdliczka wirft ein, wie wichtig es sei, die<br />
Menschen mitzunehmen. „Wir sind in einer<br />
Vollkaskomentalität unterwegs, egal ob das<br />
Krankheit, Strom, Gas, Lebensmittel sind.<br />
Schuld sind immer alle anderen, auch wollen<br />
wir das gleiche Leben wie vorher und das um<br />
das möglichst gleiche Geld, und wir wollen<br />
es auch gleich warm haben. Es fehlt die viel<br />
zitierte Eigenverantwortung, auf etwas zu<br />
verzichten.“ Deinhammer ist dafür, den Begriff<br />
des Verzichts enger zu sehen: „Ist es wirklich<br />
Verzicht, wenn man zu Fuß geht? Da bekomme<br />
ich ja etwas: Ich senke mein Herzinfarktrisiko<br />
und bleibe fit.“ Veränderung über Motivation<br />
scheint eine gute Möglichkeit zu sein. „Es<br />
muss schick sein, in kühleren Räumen zu sein,<br />
Verzicht muss zu etwas tollem werden und<br />
idealerweise in Lebensqualität umbenannt<br />
werden.“ Schmidt-Mitscher ergänzt, dass Role<br />
Models immer wichtiger werden, damit Energiesparen<br />
wieder schick wird.<br />
Die Diskussionsrunde ist sich einig, dass einerseits<br />
so viel Energie wie möglich aus erneuerbaren<br />
Energien geerntet und gleichzeitig so<br />
wenig Energie wie möglich verbraucht werden<br />
soll. Vor allem, wenn die E-Mobilität weiter<br />
ausgebaut werden soll. Ideal wäre ein Innovationsschub<br />
ähnlich der COVID19-Pandemie,<br />
wo plötzlich weltweit Know-how gebündelt<br />
und fieberhaft an gemeinsamen Lösungen<br />
gearbeitet wurde.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
85
ImFokus<br />
„Umgenutzte Verkehrsflächen<br />
müssen Radfahrern und Fußgängern<br />
vorbehalten sein.“<br />
Wolfgang Fessl,<br />
Reinberg & Partner<br />
„Der E-Mobilität gehört<br />
die Zukunft in der Stadt.“<br />
Martina Hirsch,<br />
s Real<br />
Neue Mobilitätskonzepte gefragt<br />
Außer Diskussion steht für die Experten der<br />
Gruppe B, dass in der Stadt der Zukunft neue<br />
Mobilitätskonzepte gefragt sind. Besonders<br />
wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass<br />
die öffentlichen Verkehrsmittel, Fahrradwege<br />
aber auch die E-Ladeinfrastruktur offensiv<br />
ausgebaut werde. Martina Hirsch, Geschäftsführerin<br />
der s REAL, glaubt etwa, dass der<br />
E-Mobilität die Zukunft gehört. „Fragen der<br />
Mobilität dürfen nicht ideologisch diskutiert<br />
werden“, fügt Stefan Pasquali, Geschäftsführer<br />
Neubau 3SI Immogroup, hinzu. Fahrradfahren<br />
sei wichtig, aber Autofahren dürfe nicht diabolisiert<br />
werden.<br />
Was soll aus den freigewordenen Straßenflächen<br />
werden, wenn der Individualverkehr, wie<br />
von den Diskutanten erhofft, mehr und mehr<br />
aus der Stadt verdrängt wird? „Die Verkehrsflächen,<br />
die jetzt „umgenutzt“ werden, müssen<br />
wieder Verkehrsflächen werden, aber halt<br />
für Radfahrer und Fußgänger“, so Wolfgang<br />
Fessl, Geschäftsführer und Partner Reinberg &<br />
Partner Immobilienberatung. „Wer in Skandinavien<br />
beziehungsweise Städten wie Kopenhagen<br />
war, weiß, dass dort innerstädtisch fast alle<br />
Sehenswürdigkeiten nur mit dem Rad oder zu<br />
Fuß zu erreichen sind“, ergänzt Gerhard Kerbl,<br />
Steuerberater und Partner TPA, um im selben<br />
Atemzug hinzuzufügen: „Die Infrastruktur ist<br />
dort dafür auch hervorragend ausgebaut.“<br />
86 ImmoFokus
1. Bezirk: Individualverkehr sinnlos<br />
Wenn es um die Planung im Bestand geht,<br />
glaubt Martin Ofner, Leiter Marktanalyse Arnold<br />
Immobilien, dass viel radikaler vorgegangen<br />
werden muss, „was politisch nicht immer<br />
einfach ist“. „Aber stellen wir uns einmal vor,<br />
welche Aufwertung die Wohnqualität Immobilien<br />
erfahren würden, wenn man nicht nur<br />
Asphalt und parkende Autos vor dem Fenster<br />
hätte“, meint er. Für Fessl macht etwa im 1. Bezirk<br />
Individualverkehr ohnehin keinen Sinn.<br />
Dieser sollte nur dem Gewerbe vorbehalten<br />
sein. Nachsatz: „Diese Entwicklung wird nicht<br />
an den Grenzen des 1. Bezirks haltmachen.“<br />
„Ich bin überzeugt, dass das Konzept der 15-Minuten-Stadt<br />
auch in Großstädten sehr gut<br />
funktionieren wird“, so Ofner weiter. Gerade<br />
in Wien wären die Pendelzeiten ja vergleichsweise<br />
kurz. Mit den „Öffis“ fahre man vom<br />
Stadtrand in einer Viertelstunde bis zum Stephansplatz.<br />
„Grundsätzlich hängt es nicht von<br />
der Größe einer Stadt ab, ob das Konzept der<br />
15-Minuten-Stadt funktioniert, sondern wie<br />
radikal eine Stadt bereit ist, es umzusetzen. „Es<br />
ist ganz wichtig, dass der öffentliche Verkehr<br />
„In Kopenhagen sind fast<br />
alle Sehenswürdigkeiten<br />
nur mit dem Rad oder zu<br />
Fuß erreichbar.“<br />
Gerhard Kerbl,<br />
TPA<br />
ausgebaut wird – auch um das Entstehen von<br />
Ghettos zu verhindern“, so Pasquali. Schließlich<br />
könnten sich viele Menschen letztlich<br />
nicht aussuchen, wo sie wohnen und arbeiten.<br />
Fest steht für die Diskutanten der Gruppe B<br />
auch, dass Warenströme und Dienstleistungen<br />
„Konzept der 15-Minuten-<br />
Stadt wird auch in<br />
Großstädten sehr gut<br />
funktionieren.“<br />
Martin Ofner,<br />
Arnold Immobilien<br />
neu geregelt werden müssen. Für Fessl stellen<br />
unabhängige Hubs, die von Zustelldiensten<br />
angesteuert werden und wo man sein Paket<br />
abholen kann, die Zukunft dar. Diese könnten<br />
ganz ohne Personal mittels QR-Code funktionieren.<br />
Hirsch räumt ein, dass die Menschen<br />
während der Pandemie viel Online bestellt und<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
87
ImFokus<br />
„Die wertvollsten Daten<br />
für die Stadtentwicklung<br />
sind die demografischen<br />
Daten.“<br />
Anita Körbler,<br />
trovato<br />
„Man muss aus dem<br />
Datendschungel die<br />
richtigen Daten herausholen<br />
und sie verantwortungsvoll<br />
einsetzen.“<br />
Jasmin Soravia,<br />
Kollitsch & Soravia Immobilien<br />
„Mobilitätsfragen dürfen nicht<br />
ideologisch diskutiert werden. Das<br />
Fahrrad ist wichtig, aber das Auto darf<br />
nicht diabolisiert werden.“<br />
Stefan Pasquali,<br />
3SI Immogroup<br />
dauere dann meist noch einmal 20 Jahre, bis<br />
es wirklich funktionieren würde. Gleichzeitig<br />
dürfe es in Zeiten wie diesen keine Diskussion<br />
darüber geben, ob jemand Solarpanele wolle<br />
oder nicht. „Stadtentwicklung ist etwas für<br />
die Gesellschaft, nicht für den Einzelnen“, so<br />
Millonig.<br />
sich liefern hätten lassen. „Aber kann es in der<br />
15-Minuten-Stadt nicht so sein, dass wir vieles<br />
wieder vor Ort kaufen können“, stellt sie in den<br />
Raum.<br />
Stadtentwicklung für die Gesellschaft<br />
IMMOunited-COO Andreas Millonig ist<br />
überzeugt, dass eine Stadt sehr viel mit Nutzungsdaten<br />
zu tun hat. Zu bedenken sei aber,<br />
dass man Städtebau nicht an ein paar Zahlen<br />
festmachen könne. Vielmehr müsse man die<br />
Menschen und ihre Bedürfnisse miteinbeziehen.<br />
Als Beispiel nennt er Dinge, die sich<br />
der Planung entziehen, wie zum Beispiel die<br />
richtigen Lokalbetreiber oder Einzelhändler<br />
für ein Quartier auszuwählen. Überhaupt<br />
gehe es selten gut, ein neues Stadtquartier in<br />
zehn Jahren auf die grüne Wiese zu stellen, es<br />
Jasmin Soravia, Geschäftsführende Gesellschafterin<br />
Kollitsch & Soravia Immobilien, hat<br />
als klares Ziel die 15-Minuten-Stadt vor Augen,<br />
in der alles, was man für den täglichen Bedarf<br />
braucht, in Reichweite liegt. Seien es Sportund<br />
Einkaufsmöglichkeiten, Kindergarten und<br />
Schule oder Arzt und Apotheke. Optimal wäre,<br />
wenn auch das Arbeiten in der Nähe möglich<br />
wäre, beispielsweise in Coworking-Flächen.<br />
88 ImmoFokus
Eine gewachsene Stadt umzumodellieren sei<br />
jedenfalls sehr schwer.<br />
„Die wertvollsten Daten für die Stadtentwicklung<br />
sind die demografischen Daten“,<br />
weiß Anita Körbler, Geschäftsführerin trovato,<br />
aus ihrer täglichen Arbeit. Wünschenswert<br />
sei, dass Daten sinnvoll erhoben und<br />
verwendet würden, um sie mit den nötigen<br />
politischen Mitteln umsetzen zu können.<br />
Aus der Sicht von Manuela Maurer-Kollenz,<br />
Director PwC Legal, stellt sich die Frage, welche<br />
Daten überhaupt erhoben werden und<br />
welche rechtlichen Voraussetzungen gegeben<br />
sind, um sie verarbeiten und verwenden<br />
zu können.<br />
Daten dürfen Denken nicht abnehmen<br />
Squarebytes-Geschäftsführer Ari Benz glaubt,<br />
dass es einen gravierenden Unterschied zwischen<br />
den innerstädtischen Bereichen und<br />
dem Speckgürtel gibt. Seit Jahrzehnten würden<br />
die Umlandgemeinden um die Ansiedlung<br />
von Infrastruktur kämpfen. Dazu müsse man<br />
jedoch keine Daten erheben, das sei Aufgabe<br />
der örtlichen Politik. Es gebe aber auch keine<br />
entsprechenden Förderungen. Es sei sehr gut,<br />
dass Daten erhoben und verwendet würden,<br />
„Es ist gut, dass Daten<br />
erhoben und verwendet<br />
werden, sie dürfen uns<br />
aber nicht das Denken<br />
abnehmen.“<br />
Ari Benz,<br />
squarebytes<br />
er hoffe aber, dass sie uns das Denken nicht<br />
abnehmen.<br />
Für Maurer-Kollenz ist klar, dass ESG gekommen<br />
ist, um zu bleiben. Das sei auch auf der<br />
Expo Real durchgängig zu hören gewesen.<br />
In diesem Zusammenhang gehe es wirklich<br />
um Datensammlung. Daten würden uns hier<br />
zeigen, in welche Richtung wir uns bewegen.<br />
„Wenn wir die technische Möglichkeit haben,<br />
Daten zu erfassen, dann sollte das nicht wahllos<br />
erfolgen, sondern nur, wenn sie sinnvoll<br />
verwendet werden“, meint sie.<br />
Benz hat eine Vision: Man könnte heute ein<br />
hochmodernes Gebäude errichten, das alle<br />
ESG-Voraussetzungen erfüllt und energetisch<br />
erstklassig ist, oder eines mit einer Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage<br />
bauen, mit der man<br />
unbegrenzt Energie erzeugen kann und sich<br />
damit den ganzen Aufwand sparen. Millonig<br />
wendet ein, dass das Perpetuum mobile bis<br />
heute nicht erfunden ist: Solarpanele verlieren<br />
an Leistung, Wärmepumpen werden alt. Und<br />
schließlich würde die Datensammlung zusammenbrechen,<br />
wenn es plötzlich keinen Strom<br />
mehr gebe.<br />
Zentrale Energieversorgung: Katastrophe<br />
Benz bezeichnet die zentrale Energieversorgung<br />
strategisch und systematisch als Katastrophe.<br />
Und zwar nicht erst seit dem Beginn<br />
des Ukraine-Kriegs. „Die Erzeugung und Bereitstellung<br />
von Energie muss viel dezentraler<br />
werden“, meint er. Auch Maurer-Kollenz<br />
glaubt, dass künftig Energieversorgung bei<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
89
ImFokus<br />
„Bei der Stadtentwicklung werden<br />
neue Technologien genutzt, um<br />
besser und effizienter zu arbeiten<br />
und Ressourcen besser einzusetzen.“<br />
„Die Frage ist, welche<br />
Daten werden erhoben, und<br />
was sind die rechtlichen<br />
Voraussetzungen, um sie<br />
verarbeiten und verwenden<br />
zu können?“<br />
Manuela Maurer-Kollenz,<br />
Pwc Legal<br />
der Stadtentwicklung ein maßgeblicher<br />
Punkt sein wird. Die technische Entwicklung<br />
erfolge schließlich schneller als jede Stadtentwicklung.<br />
Und wenn ein Stadtteil einmal<br />
Andreas Millonig,<br />
IMMOunited<br />
stehe, sei die Technologie für 20 bis 30 Jahre<br />
„eingefroren“.<br />
Wichtig sei die Frage, wer entscheidet, welche<br />
Daten gesammelt und verwendet werden, so<br />
Soravia. Man muss aus dem Datendschungel<br />
die richtigen Daten herausholen. Dabei müsse<br />
auch der Datenschutz berücksichtigt werden.<br />
„Daten müssen verantwortungsvoll eingesetzt<br />
werden“, hält sie fest.<br />
“In God we trust, all others must bring data”,<br />
zitiert Millonig den US-Statistiker und Qualitätsmanagement-Pionier<br />
William Edwards<br />
Deming. Datensammeln sei jedenfalls in Ordnung,<br />
aber man müsse darauf basierend die<br />
richtigen beziehungsweise kluge Entscheidungen<br />
fällen – sowohl auf der persönlichen als<br />
auch auf der gesellschaftlichen Ebene. „Bei der<br />
Stadtentwicklung spielen Daten eine riesengroße<br />
Rolle, wir nutzen heute neue Technologien,<br />
damit wir besser und effizienter arbeiten<br />
und Ressourcen besser einsetzen können.“<br />
Nachsatz des Experten: „Wir werden mehr<br />
Daten brauchen, weil sich unsere Gesellschaft<br />
verändert.“<br />
90 ImmoFokus
„Aktuell schaut es nach<br />
einer längeren Phase mit<br />
hohen Zinsen aus.“<br />
Manfred Ton,<br />
Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />
Unsicherheit am Investmentmarkt<br />
Nach wie vor viel Unsicherheit machen Experten<br />
indes am Investmentmarkt aus, der auf<br />
Tisch A auf der Agenda stand. Für Franz Pöltl,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter EHL Investment<br />
Consulting, kann man die Strategie<br />
der Investoren aktuell überwiegend mit „Abwarten“<br />
zusammenfassen. „Jetzt eine schnelle<br />
Aktion zu setzen, könnte die falsche Entscheidung<br />
sein“, umschreibt er die Stimmung. Die<br />
logische Folge dieser Entwicklung: Der Markt<br />
ist weniger liquide als in der Vergangenheit.<br />
„Es ist wirklich schwer, aktuell eine Einschätzung<br />
über den Markt zu geben, weil so<br />
viele Faktoren eine Rolle spielen, die nicht<br />
zwingend mit makroökonomischen und rationalen<br />
Überlegungen zu tun haben“, bringt es<br />
Thomas Hölzl, Director, International Tax &<br />
Transaction Services bei EY Österreich, auf den<br />
Punkt. Er rechnet damit, dass die EZB künftige<br />
Zinsschritte, die zweifellos zu erwarten wären,<br />
mit Hinblick auf hochverschuldete Länder wie<br />
Italien oder Belgien, etwas ruhiger angehen<br />
würde.<br />
Für Manfred Ton, Partner bei Cerha Hempel,<br />
schaut es insgesamt nach einer längeren<br />
Phase mit hohen Zinsen aus. Eine spannende<br />
Frage sei, wann Developer wieder bestehende<br />
Projekte fortsetzen und Investoren Forward<br />
Purchases tätigen würden. In diesem Zusammenhang<br />
würden die hohen Baupreise beziehungsweise<br />
deren aktuelle Unkalkulierbarkeit<br />
eine wesentliche Rolle spielen. Kalkulierbarere<br />
Preise würden jedenfalls Forward-Purchase-<br />
Projekte antreiben. „Im Moment schaut es<br />
etwas danach aus, als ob sich das Angebot verknappen<br />
würde, was generelle Auswirkungen<br />
auf die Immobilienpreise hätte.“<br />
Beste verfügbare Qualität gesucht<br />
Wonach suchen Investoren im Zusammenhang<br />
mit Quartiersentwicklungen? „Natürlich<br />
nach Quartieren, die die aktuellsten Entwicklungen<br />
im Immobilienbereich abbilden und<br />
somit die beste verfügbare Qualität bieten“,<br />
so Polt. In dieselbe Kerbe schlägt auch Daniel<br />
Thum, Bereichsleiter Investments Real Estate<br />
bei der ERSTE Immobilien KAG: „Und zwar<br />
Qualität im Quartier im Hinblick auf ESG,<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
91
ImFokus<br />
„Auch alternative<br />
Finanzierungsformen<br />
wie Whole Loans oder<br />
Mezzaninkapital sind<br />
teurer geworden.“<br />
Franz Pöltl,<br />
EHL Investment Consulting<br />
„Aktuell spielen viele<br />
Faktoren eine Rolle,<br />
die nicht zwingend mit<br />
makroökonomischen und<br />
rationalen Überlegungen zu<br />
tun haben.“<br />
Thomas Hölzl<br />
EY<br />
Energieversorgung, Mobilität, Vielfältigkeit<br />
und Durchmischung.“ Auch wenn in den<br />
letzten Jahren Sortenreinheit für Investoren<br />
immer wichtiger wurde, könnte sich das<br />
nun wieder etwas umkehren. „Wenn ich ein<br />
durchgemischtes Quartier oder Gebäude habe,<br />
kann ich mein Risiko etwas diversifizieren“, so<br />
Thum. Das sei nicht zuletzt eine Lehre aus der<br />
Corona-Pandemie.<br />
92 ImmoFokus
Auch Hölzl hält Diversifizierung für sinnvoll,<br />
um „gewisse Trends abfedern zu können“.<br />
Er hat in den letzten zweieinhalb Jahren am<br />
Transaktionsmarkt beobachtet, dass „befeuert<br />
durch die Pandemie beziehungsweise mehr<br />
Onlinehandel“ Logistik für Investoren eine<br />
zunehmende Rolle gespielt hat. Damit wird sie<br />
ein Thema, das auch bei urbanen Stadt- und<br />
Quartiersentwicklungen nicht wegzudenken<br />
ist. Der EY-Experte glaubt, dass wir uns viele<br />
der künftigen Logistik-Lösungen, die die<br />
„Letzte Meile“ abbilden, aktuell noch nicht<br />
vorstellen können. „Relativ klar ist nur, dass sie<br />
sehr kleinteilig sein und sich in Sockelzonen<br />
befinden werden“, so Hölzl.<br />
Herausforderung: Lange Zeitschiene<br />
Für Thum liegt die große Herausforderung bei<br />
Quartiersentwicklungen in der Zeitschiene.<br />
„Teilweise dauert es 20 Jahre oder mehr bis<br />
solche großen Quartiersprojekte gewidmet,<br />
geplant und dann auch final umgesetzt werden<br />
– und das in einer Zeit, in der alles immer<br />
schnelllebiger wird und man mit immer neuen<br />
Entwicklungen konfrontiert wird, mit denen<br />
man nicht gerechnet hat“, hält er fest. Genau<br />
aus diesem Grund würden die großen Stadtentwicklungsprojekte<br />
sehr oft auch von der öffentlichen<br />
Hand beziehungsweise von Unternehmen,<br />
die im Besitz der öffentlichen Hand<br />
stehen, angegangen, so Polt. Diese könne mit<br />
der langen Entwicklungsdauer und den daraus<br />
resultierenden Risiken besser umgehen. Nachsatz<br />
des EHL-Investmentchefs: „Wer kauft<br />
und darauf angewiesen ist, in drei Jahren den<br />
Exit zu machen, sollte nicht in solche Projekte<br />
investieren.“<br />
Wie schaut es mit Finanzierungen aus? „An<br />
Geld zu kommen, wird nicht das Thema sein,<br />
die Frage ist vielmehr: Was kostet es mich beziehungsweise<br />
rechnet es sich?“, sagt Thum.<br />
Pöltl verweist darauf, dass nicht nur Hypothekarfinanzierungen<br />
teurer geworden sind, sondern<br />
auch alternative Finanzierungsformen<br />
wie etwa Whole Loans oder Mezzaninkapital.<br />
Ton sieht im aktuellen Umfeld kaum Finanzierungen<br />
abseits des klassischen Modells<br />
– sprich einem Mix aus Bankkredit und Veranlagungsgeld.<br />
Einig waren sich die Diskutanten<br />
jedenfalls, dass Bankkredite nach wie vor die<br />
günstigste Finanzierung wären.<br />
„Mit einem<br />
durchgemischten Quartier<br />
kann ich mein Risiko<br />
etwas diversifizieren.“<br />
Daniel Thum,<br />
ERSTE Immobilien KAG<br />
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
93
ImmoFokus.Rubrik<br />
Zum Autor<br />
Silja Tillner ist Architektin und Stadtplanerin in Wien,<br />
Gründerin und Co-Geschäftsführerin von Architekten<br />
Tillner & Willinger.<br />
Vorteile der 15-Minuten-Stadt<br />
Kommentar: Silja Tillner<br />
Aufgrund folgender Punkte werden Städte weniger Treibhausgase<br />
emittieren und Maßnahmen gegen die negativen Auswirkungen des<br />
Klimawandels ergreifen müssen: die Energiewende, innovative Planungslösungen<br />
gegen die Zersiedelung, die Verdichtung und Nachnutzung<br />
von Leerstand, ökologisches Bauen, die energetische Renovierung des<br />
Bestands gemäß den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, CO2-neutraler<br />
öffentlicher Verkehr (ÖV) und die nachhaltige Veränderung des individuellen<br />
Mobilitätsverhaltens.<br />
Städte am Weg zum 1,5-Grad-Ziel<br />
Viele Städte erleben dramatische Auswirkungen des Klimawandels. Die<br />
Erreichung des 1,5-Grad-Ziels bedeutet eine Reduktion der Netto-Emissionen<br />
um 50 bis 55 Prozent bis 2030 (im Vergleich zu 2010). Neben vielen<br />
anderen Maßnahmen haben sich weltweit unter C40 1) Bürgermeister<br />
zusammengeschlossen, um ihre Städte durch das “15-Minuten-Konzept”<br />
sicherer und gesünder zu machen. Dies bedeutet, dass die Bewohner der<br />
Städte ihren täglichen Bedürfnissen mittels eines kurzen Spaziergangs<br />
oder einer Radfahrt nachgehen können. Dafür werden Straßenräume<br />
dauerhaft vom Individualverkehr (IV) auf Fußgänger und Radfahrer<br />
umverteilt und “Nature-based Solutions” umgesetzt, zum Beispiel Parks,<br />
Gründächer, begrünte Fassaden und wasserdurchlässige Oberflächen zur<br />
Minimierung der Risiken extremer Hitze, Trockenheit und Überflutungen.<br />
Aktuelles Bewusstsein für die Dringlichkeit<br />
Paris verändert das städtische Leben bereits nachhaltig: Anne Hidalgo<br />
gewann ihre Wiederwahl mit dem Versprechen, Paris CO-2-neutral zu<br />
machen. Das Konzept zur “15-Minuten-Stadt” basiert auf Forschungsarbeiten<br />
dazu, wie weit Bewohner zu Fuß zur nächsten ÖV-Station, Arbeit,<br />
Geschäften, Unterhaltung, Kultur, Bildung und Gesundheit gehen<br />
würden. Stadtplaner forderten die Verfügbarkeit dieser notwendigen<br />
Angebote innerhalb von 15 Minuten, da sich durch den Verzicht auf das<br />
Auto die Lebens- und Umweltbedingungen für alle verbessern würden.<br />
Carlos Moreno, Sorbonne, entwickelte die aktuellste Interpretation, die<br />
“Ville du quart d’heure”, für Paris, in dem täglich notwendige Wege (siehe<br />
oben) tatsächlich innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder per Rad zu erledigen<br />
sind. 2) Er berät Anne Hidalgo, die bis 2024 60.000 Parkplätze durch<br />
Grünflächen ersetzen und auf jeder Straße einen Radweg anlegen will. Im<br />
Sommer 2021 war die Veränderung hin zur sanften Mobilität mit Radwegen<br />
statt Parkplätzen auf zuvor verkehrsreichen Straßen (zum Beispiel der<br />
Rue de Rivoli) und mit einem Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde<br />
in ganz Paris sichtbar.<br />
Die Ziele decken sich 3)<br />
Der Modal Split in Wien ist: 20 Prozent motorisiert, 40 Prozent Fußgänger/Radfahrer<br />
und 40 Prozent ÖV. Damit deckt sich das 15-Minuten-<br />
Stadt-Konzept mit den Zielen von Smart City Wien. Beim Mobilitätskonzept<br />
werden umweltfreundliche Transportmittel priorisiert. Die Stadt<br />
Wien plant in ihren Klimazielen, die CO2-Emissionen im Mobilitätssektor<br />
um 50 Prozent (im Vergleich zu 20<strong>05</strong>) und den Anteil des motorisierten<br />
Individualverkehrs (MIV) im Modal Split auf 15 Prozent zu verringern.<br />
Fußgängerfreundlichkeit und gute Radinfrastruktur sind wesentliche Kriterien<br />
für die Gestaltung des öffentlichen Raums sowie reduzierte Parkangebote<br />
auf den Straßen und dezentrale Garagen, um Equidistanz von IV<br />
zu ÖV-Stationen und die Gleichwertigkeit des ÖV zu erreichen. Auch in<br />
neuen Quartieren sollen lokale Einkaufsstraßen unnötige Autofahrten<br />
vermeiden.<br />
Lebensqualität: Stadt der Diversität: Jobs, Wohnbau, Erholung, lokale und<br />
soziale Infrastruktur, kulturelle Angebote und Gesundheitszentren in der<br />
Nachbarschaft garantieren eine gute Work-Life-Balance.<br />
Lebensqualität: Stadt der kurzen Wege: In der Seestadt Wien wurde das<br />
Konzept der gemischten Nutzung und der kurzen Wege von Beginn an<br />
umgesetzt und die 15- Minuten-Stadt zur gelebten Realität.<br />
1) C40 Cities, www.c40.org;<br />
2) Whittle N., (2020), Financial Times, FT weekend, www.ft.com,<br />
3) Fuchs P., Wien (2014), Smart City Wien Strategie<br />
94 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Martina Hirsch verantwortete den Neubau- und Vorsorgewohnungsvertrieb<br />
der s REAL Immobilien, 2019 erhielt sie<br />
die Prokura. Als Mentorin im „Salon Real“, hält sie Vorträge.<br />
Seit 1. Oktober <strong>2022</strong> ist sie s REAL-Geschäftsführerin.<br />
Immobilien mit Ladestation auf der Überholspur<br />
Kommentar: Martina Hirsch<br />
Vermeintliche Details können am Immobilienmarkt entscheidende<br />
Assets sein. Derzeit gewinnt bei der Vermarktung von Wohnimmobilien,<br />
neben der nachhaltigen Energieversorgung, das Thema Elektromobilität<br />
massiv an Bedeutung. Eine logische Folge des Aufstiegs der Elektroautos<br />
zum neuen Standard der motorisierten Mobilität: Die Ladestation<br />
fürs E-Auto wird gerade vom „Nice to Have“ zum<br />
„Must Have“. Diese Entwicklung wirkt sich am<br />
Immobilienmarkt bereits preisbildend und<br />
preisbestimmend aus.<br />
My home is my Tankstelle<br />
Wichtig für die Pole-Position am<br />
Wohnimmobilien-Markt sind<br />
fertig installierte Schnellladestationen.<br />
Wer nur die Basics<br />
für die Installation einer Ladeinfrastruktur<br />
anbietet, gerät<br />
im Rennen um potenzielle<br />
Interessenten ins Hintertreffen.<br />
Im Vorsorgebereich ist eine E-<br />
Ladestation ein wichtiges Asset,<br />
um bei möglichen Mietern zu<br />
punkten.<br />
Nach der EU-Kommission hat sich<br />
auch das EU-Parlament dafür ausgesprochen,<br />
dass ab 2035 keine neuen Autos<br />
mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen<br />
werden sollen. Bei Immobilien mit ihrer langfristigen<br />
Nutzungsdauer ist es angebracht, schon jetzt die<br />
Voraussetzungen dafür zu schaffen. Aktuell erfährt die E-Mobility<br />
durch Dienstautos einen starken Boost: Für Unternehmen gibt es attraktive<br />
steuerliche Anreize, die Firmenflotte zu elektrifizieren. Deshalb<br />
bieten viele Firmen Mitarbeitern mit auslaufenden Leasingverträgen ein<br />
E-Auto an. Das betrifft auch mich persönlich: Im Herbst bekomme ich<br />
einen neuen Dienstwagen. Mein aktueller Dienstwagen hat mir treue<br />
Dienste geleistet, dennoch musste ich nach Ablauf der Leasingzeit nicht<br />
lange überlegen. Aus Umweltschutzgründen werde ich selbstverständlich<br />
vom Verbrennungsmotor auf ein E-Auto<br />
umsteigen. Viele andere Dienstnehmer werden<br />
in den nächsten Wochen und Monaten wohl<br />
ebenfalls auf den ersten „Stromer“ wechseln.<br />
Gepusht durch Förderungen<br />
Aber auch immer mehr Private<br />
fahren, motiviert durch Umweltgedanken<br />
und großzügige<br />
Förderungen, elektrisch. 2020<br />
gab es, laut Bundesverband<br />
Elektromobilität Österreich<br />
(BEÖ), hierzulande 44.500 rein<br />
elektrisch betriebene PKW. Mit<br />
Ende August <strong>2022</strong> sind es 96.418.<br />
Diese E-Autos müssen aufgeladen<br />
werden, und das sollte eben<br />
auch zuhause bequem und schnell<br />
möglich sein – am besten mit selbst<br />
produziertem Sonnenstrom.<br />
Die Kombination von Ladestationen mit einer<br />
Photovoltaikanlage ist sehr beliebt am Wohnimmobilien-Markt:<br />
Wer den selbst produzierten Sonnenstrom<br />
tankt, gewinnt etwas Unabhängigkeit von den Preisunsicherheiten<br />
am Energiemarkt. Immobilien, die diese Ausstattung bieten, sind<br />
zunehmend gefragt – und entsprechend attraktiv.<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
95
ImFokus<br />
Zum Autor<br />
Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land<br />
Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &<br />
Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-<br />
GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.<br />
Nachverdichtung<br />
Wohnen auf dem Shoppingcenter<br />
Kommentar: Jasmin Soravia<br />
Vor allem in den Ballungsräumen der Großstädte<br />
wird es immer schwieriger, freie Flächen<br />
für hochqualitatives Wohnen zu erschließen.<br />
Dazu kommt in Zeiten der zunehmenden Erhitzung<br />
der Städte die Frage der Sinnhaftigkeit,<br />
weiteren Boden zu versiegeln. Doch es geht<br />
auch anders: Immer mehr erfolgreiche Projekte<br />
in ganz Österreich zeigen, wie auf den Dächern<br />
von Supermärkten bis hin zu großen Shoppingzentren<br />
smarte Wohnanlagen entstehen, die<br />
für alle beteiligten Interessensgruppen Vorteile<br />
bringen. Die Bauträger nutzen eine günstige Alternative<br />
zu teurem Grund, die Shop-Betreiber<br />
bekommen neue Stammkunden und weitere<br />
Nutzflächen hinzu, die Gemeinden können sich<br />
mit einem nachhaltigen Projekt rühmen – und<br />
die Bewohner freuen sich über eine komplette<br />
Infrastruktur, vom Supermarkt bis zum Ärztezentrum<br />
und Kino, die trockenen Fußes erreichbar<br />
ist.<br />
Als eines der Pionierprojekte für diese Form der Überbauung kann das<br />
Auhof Center in Wien betrachtet werden. Die Projektierung startete bereits<br />
2012, von der Architektengruppe Querkraft wurden 71 Wohnungen<br />
geplant, die mit einer Bruttomiete von 7,50 Euro rasch vergeben waren.<br />
Dies wurde aufgrund der günstigen Kostensituation möglich, da statt hohen<br />
Grundstückskosten nur das Baurecht erworben werden musste und<br />
das Projekt eine Wohnbauförderung erhielt. 1 Neben der ruhigen Lage<br />
auf dem Dach mit begrüntem Innenhof, Spielplätzen und nach außen<br />
Ausblick in den Wienerwald erwies sich auch die gute individuelle und<br />
öffentliche Verkehrsanbindung bis hin zum Stellplatz in der Tiefgarage<br />
vor allem für kleine Familien als attraktiv.<br />
Projekt Auhof Center, Quelle: Querkraft Architekten <strong>2022</strong><br />
Über dem regen Treiben im Shoppingcenter entstand in der Wohnanlage<br />
ein ruhiger und entspannter Bereich, in dem sich auch die Kinder<br />
wohl fühlen. Zudem wurden zwei Gemeinschaftsräume geschaffen<br />
sowie eine gemeinsame Kleinküche. Das Gebäude wurde in Niedrigenergiestandard<br />
errichtet, aufgrund eines hohen Vorfertigungsgrads<br />
konnte eine Verkürzung der Bauzeit erreicht werden. 2<br />
Weitere Projekte in ganz Österreich<br />
Seither entstehen weitere ähnliche Projekte, wie zuletzt von Freimüller<br />
Söllinger Architektur für Palmers Immobilien ein mit mehreren<br />
Geschoßen überbauter Supermarkt in Wien. Im Bezirk Meidling wur-<br />
96 ImmoFokus
Wohnungen auf einem<br />
Supermarkt, Wien Tivoligasse<br />
Quelle: Pollerhof <strong>2022</strong><br />
www.schreinerkastler.at<br />
den 85 Wohnungen in unterschiedlichen Kategorien in Holzbauweise<br />
geschaffen. 3 Wie bei allen Projekten löst ein Neubau nicht nur Begeisterung<br />
aus. Im oben beschriebenen Fall kam es – im Gegensatz zum Projekt<br />
am Auhof Center – zu Widerständen der Nachbarn, zudem kann sich die<br />
Zu- und Ablieferung des Lebensmittelmarktes als Lärmproblem erweisen. 4<br />
Doch die Vorteile überwiegen. So wurden auch in Linz bereits erfolgreich<br />
Wohnobjekte auf Supermärkten realisiert, auf einem Nahversorgungszentrum<br />
im Stadtteil Auwiesen wurden 62 Wohnungen ebenfalls in besonders<br />
leichter Holzbauweise fertiggestellt, in der Nähe der Universität<br />
Linz eine kleine Wohnanlage auf einem Penny-Markt. Ein weiteres Projekt<br />
ist zum aktuellen Zeitpunkt in Salzburg geplant, wo in Obertrum 24<br />
neue Wohnungen geschaffen werden. Der bestehende Supermarkt wird<br />
dabei von 600 auf 1.000 Quadratmeter vergrößert. Auch Soravia setzt in<br />
diesem Sinne auf Nachhaltigkeit. In Abstimmung mit den gewerblichen<br />
Bestandsmietern wurden 45 Liegenschaften der Pfeiffer GmbH in urbanen<br />
Lagen für eine sorgsame Nachverdichtung erworben. Die Standorte<br />
in zentralen Lagen sollen mittels Neu-, Um- oder Zubau aufgewertet<br />
werden. Die zusätzlichen Nutzflächen werden ebenfalls für Wohnen,<br />
aber auch für Gewerbe und Mixed Use entwickelt.<br />
Rechtliche und technische Aspekte, Förderungen<br />
Für die meisten dieser Projekte ist keine Standortgenehmigung erforderlich.<br />
In technischer Hinsicht, von der Statik bis zu Wasserver- und<br />
-entsorgung sowie Strom können die bestehenden Ressourcen in hohem<br />
Maße genutzt werden.<br />
Wie bei allen Projekten bedarf es oft intensiver Diskussionen aller beteiligten<br />
Interessensgruppen, um letztlich eine für alle vorteilhafte Lösung<br />
zu erzielen. Die Zunahme der Anzahl erfolgreich umgesetzter Projekte<br />
zeigt jedoch, dass Überbauungen von Bestandsobjekten eine sinnvolle<br />
Alternative zur Versiegelung und Neuerschließung von Grünland sind.<br />
Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Gesamtkosten und der hohen<br />
Nachfrage an dem geschaffenen Wohnraum erweisen sich diese Investments<br />
auch für Bauträger als lohnend – und bebaubare Objekte mit „Luft<br />
nach oben“ gibt es auch noch genug in Österreich.<br />
1<br />
Vgl. Putschögl 2015, 2 Vgl. Wohnbauvereinigung für Privatangestellte 2017, 3 Vgl. Pollerhof <strong>2022</strong>, 4 Pollerhof <strong>2022</strong><br />
Quellen:<br />
ORF Salzburg (<strong>2022</strong>): Erster Supermarkt mit Wohnungen überbaut. https://salzburg.orf.at/stories/3167326/<br />
Pollerhof, Thorsten (<strong>2022</strong>): Wohnen auf Supermärkten – Drunter und drüber. https://www.derstandard.at/story/2000134212554/wohnen-auf-supermaerkten-drunter-und-drueber<br />
Putschögl, Martin (2015): „Smart“ wohnen auf dem Dach des Auhofcenters. http://derstandard.at/2000018541087/Smart-wohnen-auf-dem-Dach-des-Auhofcenters<br />
Querkraft Architekten (2016): Auhof-Center – Verdichtung auf der Hochebene. http://www.querkraft.at/dateien/7585_AUC-wohnen_plus-03-2015_s7.pdf<br />
Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (2017): Wohnbebauung Auhofcenter – Objektbeschreibung. http://www.wbv-gpa.at/angebot/bestehende-wohnhaeuser/1140/1470/beschreibung<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
97
ImmoFokus.Rubrik<br />
Frech<br />
gesagt<br />
„Gegangen, um zu<br />
bleiben.“<br />
„Wann ziehst du denn wieder zurück in deine Heimat?“ Viele „Zuagraste“ in Wien hören diese Frage<br />
ab dem Zeitpunkt ihres Weggangs aus dieser. Wohl vorbeugend einer kompletten Abwanderung – denn, wer<br />
immer wieder geht, bleibt immerhin auf Zeit.<br />
Kolumne: Anita Körbler<br />
I<br />
st es möglich, vermeintliche Abwanderer<br />
zurück in die „verlassene“ Gegend<br />
zu holen? Es gelingt vermutlich dann,<br />
wenn jemand dafür sorgt, dass sie sich<br />
dort auch wohlfühlen. Damit – auch wenn sie<br />
vielleicht nicht für immer bleiben – sie doch<br />
immer wieder gerne kommen.<br />
Die Corona-Pandemie hat uns eindrucksvoll<br />
gezeigt, wie sehr Menschen Freifläche benötigen<br />
und die kleine Wohnung in der Stadt<br />
zumindest übergangsweise schnell gegen den<br />
Zweitwohnsitz am Land tauschen wollen. Die<br />
Sehnsucht nach Ruhe und Entschleunigung,<br />
hoher Work-Life-Balance, familienfreundlichen<br />
Arbeitszeiten sowie agilen Arbeitsformen<br />
tragen dazu bei, dass so manches, früher aus<br />
Jobsicht uninteressante, Gebiet wieder in einen<br />
attraktiven Standort verwandelt werden kann.<br />
Zudem kann hier durch Engagement ein erfolgreiches<br />
Zusammenarbeiten von Generationen<br />
unter Berücksichtigung der entsprechend damit<br />
verbundenen Stereotype gefördert werden.<br />
Prozentual gesehen werden neuere Generationen<br />
um die 100 Jahre alt. Mit dieser Lebenserwartung<br />
steigen wohl – im Hinblick auf<br />
unsere Staatskassen – ebenso unsere Jahre der<br />
Erwerbstätigkeit, was wiederum zur Folge hat,<br />
dass auch wir im höheren Alter mit viel jüngeren<br />
Zeitgenossen zusammenarbeiten werden.<br />
Je früher wir uns also an den Gedanken gewöhnen,<br />
dass wir am besten in vielfältigen Teams<br />
funktionieren und auch so agieren, desto länger<br />
bereitet uns unsere Arbeit auch Freude. Eine<br />
gute Mischung aller Generationen erscheint<br />
demnach notwendig. Ergo werden New-Work-<br />
Lösungen auch in außerstädtischen Regionen<br />
wichtiger denn je.<br />
Gerne denke ich dabei an einen lieben Kollegen<br />
aus der Spezialtiefbaubranche zurück, der<br />
leider nicht mehr unter uns weilt – andernfalls<br />
wäre er hier der perfekte Zitatgeber gewesen.<br />
Ich weiß noch, wie ich ihn als Berufsanfängerin<br />
mit meiner wissbegierigen Art und permanenten<br />
Fragerei sicherlich phasenweise wahnsinnig<br />
gemacht habe. Es gab so viel Neues zu<br />
erfahren, so viel Wissen aufzusaugen, und ich<br />
wollte damals schon immer von den Besten lernen.<br />
Absolute Bewunderung für ihn empfand<br />
ich, als es Ende der 1990er-Jahre darum ging,<br />
das gesamte Reporting und diverse Rechnungsbeilagen<br />
(wie zum damaligen Zeitpunkt etwa<br />
Rammsondierungs-Protokolle) in Tabellenkalkulationsprogrammen<br />
darzustellen. Er, als anerkannter<br />
Bauleitungsexperte, hat sich mutig<br />
und neugierig mit der neuen Materie auseinandergesetzt<br />
und hat die damals als innovativ<br />
geltende Maßnahme auch voller Passion sofort<br />
mit seinen jüngeren Mitarbeitern geteilt – nebenbei<br />
bemerkt, nur ein paar Jahre vor seiner<br />
wohlverdienten Pensionierung.<br />
Technologie als standortbasierter<br />
Wachstumsmotor<br />
Ein weiterer Anreiz für die Planung von Zuzug<br />
in eher nicht so dicht besiedelte Regionen<br />
könnte etwa sein, ein gewisses Thema zu repräsentieren<br />
und dafür für viele junge Menschen<br />
attraktiv hinsichtlich Ansiedelung zu werden.<br />
Innovation-Hubs, Förderungen sowie technische<br />
Innovationsideen können Möglichkeiten<br />
bieten, unter Gleichgesinnten neue Bereiche<br />
aufzubauen. Bürosituationen verändern sich<br />
gerade vehement und Digitalisierung lässt sich<br />
mittlerweile vielerorts verwirklichen. Ebenso<br />
kommen zukunftsorientierte Home-Office-<br />
Regelungen und Bestrebungen hin zur Vier-<br />
Tage-Woche diesen Lösungen zugute. Da steht<br />
dem „Halbe/Halbe“-Prinzip in der Aufteilung<br />
hektisch/idyllisch nichts mehr im Wege.<br />
Raus aus der Stadt – Rein ins Auto<br />
In zahlreichen Gegenden steht tatsächlich<br />
immer noch genau eine (!) Buslinie zu einer (!)<br />
Fotos: REMG/trovato GmbH<br />
98 ImmoFokus
Ganz frech gesagt: Stadt, Land – im Fluss? Landflucht<br />
hin oder her: Es wäre großartig, wenn die Planer unserer<br />
Zeit Gegenden künftig so attraktiv gestalten, dass<br />
Junge bleiben oder Junggebliebene gerne – zumindest<br />
temporär – heimkehren.<br />
Anita Körbler,<br />
trovato.immo<br />
Tageszeit zur Verfügung, der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes lässt<br />
eben über das Stadtgebiet hinaus rasch zu wünschen übrig. Diese begrenzten,<br />
autofreien Möglichkeiten können ein Dealbreaker sein, wenn man Nahversorgung<br />
direkt vor der Haustüre oder die nächsten erreichbaren Öffis um die<br />
Ecke gewohnt ist. Carsharing könnte hier etwa eine Option darstellen. Denn<br />
wichtig ist: Durch Zuzug könnte Infrastruktur ausgebaut und dem kompletten<br />
demografischen Wandel entgegengearbeitet werden.<br />
Anita Körbler<br />
Managing Partner trovato.immo<br />
Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin<br />
und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf<br />
langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen<br />
sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich<br />
(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte<br />
sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />
und Public Communications, zeichnete jahrelang<br />
für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />
Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich<br />
der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der<br />
Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der<br />
Immobilienbranche.<br />
Welcome back<br />
Auch international betrachtet verschlägt es viele Studierende hinaus in die<br />
weite Welt, um andere Kulturen, Führungsstile, Strategien oder Arbeitsweisen<br />
kennenzulernen. Allzu gerne kommen sie danach erfahrungsgenährt zurück<br />
und brennen darauf, die erworbenen Fähigkeiten in ihrer Heimat umzusetzen.<br />
Gleichzeitig hat man den Vorteil, alte Netzwerke (re-)aktivieren zu können<br />
und erfolgreich mit neu geschlossenen zu verbinden.<br />
Was die – zumindest temporäre – Rückkehr ins Landleben begünstigt, sind neben<br />
Faktoren wie frischer Luft, breitem Zugang zur Natur und erntefrischem<br />
Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten einmal mehr wohl die leistbareren<br />
Immobilienpreise, sei es durch innovative Architektur in Mehrfamilienhäusern<br />
oder völlig neuartige Ansätze. So gab es etwa in Europa in den vergangenen<br />
Jahren vereinzelt vielversprechende Versuche, baufällige Liegenschaften<br />
zu verschenken, sofern sich die neuen Eigentümer verpflichteten, die Immobilie<br />
zu sanieren und damit den Bestand zu erhalten. Schließlich verleiten<br />
immer höhere Mietpreise im urbanen Umfeld zu Alternativlösungen. Mögen<br />
diese durch sinnvolle Expertenmethoden gelingen.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
99
ImmoFokus.Rubrik<br />
Warum geht<br />
nichts weiter?<br />
Es war doch schon immer so. Ein Plädoyer gegen Realisten.<br />
Kolumne: Thomas Malloth<br />
V<br />
or einigen Wochen war ich Gast<br />
auf einem Podium der biologischen<br />
Station Illmitz, einer Außenstelle<br />
des Landes Burgenland. Gelegen<br />
am Rande des Seevorgeländes, dort wo man das<br />
UNESCO Weltkulturerbe und den Nationalpark<br />
noch so richtig spürt. Anlass war eine Tagung<br />
der limnologischen Gesellschaft Österreichs<br />
zum Thema „Tourismus in der Region Neusiedlersee“.<br />
Ich fand mich wieder zwischen einer<br />
Spezialistin der Universität für Bodenkultur für<br />
regionale Entwicklung, dem Vertreter der burgenländischen<br />
Landesregierung/Abteilung<br />
Wasserwirtschaft, Vertretern der Nationalparkverwaltung<br />
und einer Reihe weiterer ausgewiesener<br />
Experten. Ich hielt mich – vor allem<br />
mangels naturwissenschaftlicher Expertise – eine<br />
gute halbe Stunde zurück und lauschte den<br />
Ausführungen am und vom Podium. Rasch<br />
konnte ich feststellen, dass es – trotz erkennbar<br />
guten Willens – auch unter Naturwissenschaftlern<br />
eine Art „Realpolitik“ gibt. Es folgten Aussagen<br />
wie: „Nur die Einheimischen bemerken<br />
das Seesterben“ (ein vollkommenes Verkennen<br />
der tatsächlichen Umstände), „die Gäste kommen<br />
nicht wegen des Sees“ (höchst eingeschränkt<br />
wahr), „man könne den Tourismus dadurch<br />
befeuern, dass man den ausgetrockneten See<br />
als Sensation entsprechend medial positioniere“<br />
(kein Kommentar), „Steppenseen sind schon<br />
immer einmal ausgetrocknet und man müsse<br />
der Natur ihren Lauf lassen“ (welcher Natur – der<br />
vom Menschen zerstörten?). Eine Vielzahl von<br />
Meinungen und Expertisen begann, den Raum<br />
zu füllen. Mein persönliches Fass lief allerdings<br />
in jenem Moment über, in dem der Vertreter der<br />
politischen Verwaltung feststellte: „Zuerst müsse<br />
die Politik (wer?) die Ziele festlegen, dann erst<br />
könne man die Wissenschaft einbinden!“ Gottlob!<br />
Jetzt war ich im Raum nicht mehr allein.<br />
Augenscheinlich auch ein beherzter und im<br />
Thema sicherer Behördenvertreter stellte mit<br />
bestechender Klarheit fest: „Das burgenländische<br />
Naturschutzgesetz schreibt die Erhaltung des<br />
Feuchtbiotops Neusiedlersee als Ziel vor, nach<br />
Durchführung einer UVP werde man die Maßnahmen<br />
festlegen und allenfalls auch den EuGH<br />
beschäftigen müssen.“<br />
Bei höchster Wertschätzung aller an diesem<br />
Prozess beteiligten Personen: Egal welche gesellschaftspolitischen<br />
Weichenstellungen wir<br />
für richtig oder falsch erachten – so kommen<br />
wir keinen Schritt weiter!<br />
Es braucht gemeinsame Werte<br />
Eine kleine Litanei der anstehenden Fragestellungen<br />
und Handlungsnotwendigkeiten<br />
zeigt die Vernetzung und Komplexität der Zusammenhänge:<br />
„Regionale Entwicklung und<br />
Wertschöpfung“, „Neuordnung rechtlicher<br />
Zugänge“, „Raus aus Gas und Öl“, „Kreislaufwirtschaft<br />
statt lineare Wegwerf-Plastikgesellschaft“,<br />
„Artenschutz“, „Bevölkerungsexplosion“,<br />
„Klimawandel und Energiegewinnung“,<br />
„exzessive Landwirtschaft“, letztlich das<br />
Ringen um ein friedvolles Miteinander können<br />
nur auf einer stabilen, gemeinsamen Wertebasis<br />
bewältigt werden. Eine solche kann es aber<br />
Fotos: REMG/trovato GmbH<br />
100 ImmoFokus
Thomas Malloth<br />
ILLMITZER GESPRÄCHE<br />
Thomas Malloth ist Jurist und<br />
hat sich auf die Bereiche Immobilienbewertung,<br />
Immobilienconsulting,<br />
Immobilienverwaltung<br />
und -vermarktung und auf<br />
die Projektentwicklung, v.a. im<br />
dichten städtischen Raum, spezialisiert.<br />
Er ist ständiges Mitglied<br />
des Bundesdenkmalbeirates<br />
und Lehrbeauftragter an sieben<br />
Universitäten. Im November<br />
2016 wurde Malloth in den<br />
Vorstand des österreichischen<br />
Chapters der Royal Institution of<br />
Chartered Surveyors berufen.<br />
nur auf Basis einer gemeinsam erarbeiteten und definierten Vision, weit<br />
vor und oberhalb eines realpolitischen und tagesaktuellen Aktionismus,<br />
geben. Im Changemanagement wissen wir: Vision vor Ziel, Ziel vor Ressourcenfrage<br />
und Hindernissen, letztlich kommt es zur Aktion und zur<br />
Reflexion derselben auf Basis unserer Vision. Zu fragen ist nicht „Wie<br />
werden die Dinge morgen oder übermorgen aussehen?“, zu fragen ist<br />
„Wie wird das alles in zehn Jahren sein, welche Farbe wird es haben, wie<br />
wird es schmecken und woran werden alle anderen die Veränderung<br />
erkennen?“.<br />
Es braucht einen Dialog auf mehreren Ebenen<br />
Ich bin in meinem Immobilienleben viel auf Podien gesessen, ich denke,<br />
ich war in der Sache zumeist recht gut vorbereitet, immer dachte und<br />
denke ich aber bis heute schon in der Früh beim Aufstehen: „Was kann<br />
ich anders machen als ich es gestern gemacht habe und wovon will ich<br />
mehr?“ Nicht einmal, ja fast jedes Mal wurde mir entgegengehalten:<br />
„Jetzt müssen wir aber auf die reale Umsetzungsebene zurück, zurück<br />
zum Machen der Macher.“ Ich kann und will mich auch für den Rest<br />
meines Daseins (geb. 12.10.1962) nicht mit dieser Denkweise abfinden,<br />
vielmehr fordere ich mich selbst und auch euch, liebe Freundinnen und<br />
Freunde, auf: Wir brauchen einen ständigen, interdisziplinären, gewaltfreien,<br />
aus der Realpolitik heraus genommenen, vor allem humanistischen<br />
und entdigitalisierten demokratischen Dialog – nein – das ist nicht<br />
zu viel verlangt, denn:<br />
Wir haben längst schon keine Zeit mehr.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
101
Über den Tellerrand<br />
102 ImmoFokus
Der Radiomacher<br />
Kraina FM. „Der Krieg in der Ukraine bedeutet für mich, dass ich derzeit Entscheidungen, die mein<br />
Engagement in der Ukraine betreffen, nicht auf einer rein ökonomischen Ebene treffen kann“, betont Karl<br />
Habsburg im Interview mit dem ImmoFokus.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
In Krisen und Kriegszeiten kommt den<br />
Medien eine große Bedeutung zu. Wie<br />
ist es heute um die Medienlandschaft in<br />
der Ukraine bestellt? Nach der Maidan-<br />
Revolution im Jahr 2014 gab es Pläne, den<br />
Einfluss des Staates und der Oligarchen<br />
in diesem Bereich zurückzudrängen. Was<br />
wurde aus der Reform?<br />
Karl Habsburg: Die Reformen wurden zum Teil<br />
umgesetzt, aber nur bruchstückhaft. Was ich<br />
prinzipiell in der Ukraine schätze, ist, dass die<br />
National Commission for the State Regulation<br />
of Communications and Informatization (NC-<br />
CIR) relativ schnell und unabhängig arbeitet.<br />
So zumindest meine Erfahrung als Radiomacher.<br />
Im Rundfunkbereich sehe ich, dass es<br />
gute, unabhängige Regionalsender gibt.<br />
In einem Interview aber haben Sie betont,<br />
dass Sie den einzigen nicht staatlichen<br />
Rundfunksender der Ukraine betreiben.<br />
Wie passt das zusammen?<br />
Derzeit. Ich betreibe derzeit den einzigen<br />
Sender, der nicht staatlich sendet. Es gibt auch<br />
andere unabhängige Sender. Aber seit Kriegsbeginn<br />
im Februar 2014 senden praktisch<br />
alle nationalen Radio- und Fernsehsender<br />
ein gemeinsames Programm. Wir haben von<br />
Anfang an gesagt, dass wir dies nicht tun<br />
werden. Es gibt auch regionale Sender, die<br />
weiterhin ihr eigenes Programm senden. Auf<br />
nationaler Ebene sind wir aber die einzigen,<br />
die ein eigenes Programm ausstrahlen.<br />
Alle anderen Sender übernehmen den<br />
Staatsfunk? Eine schwierige Grenze<br />
zwischen Journalismus und Propaganda.<br />
Klingt nach Embedded Journalism wie im<br />
Irakkrieg?<br />
So ist es, ja. Das ukrainische Fernsehen besteht<br />
nur noch aus Nachrichten, 24 Stunden lang.<br />
Wie finanziert man in Kriegszeiten einen<br />
Radiosender? Der Werbemarkt…<br />
…ist tot. Das bedeutet für mich, dass ich<br />
derzeit Entscheidungen, die mein Engagement<br />
in der Ukraine betreffen, nicht auf einer rein<br />
ökonomischen Ebene treffen kann. Ich wollte<br />
immer mein berufliches Engagement von meinen<br />
politischen Interessen getrennt wissen.<br />
Das hat auch immer wunderbar funktioniert<br />
– bis ich mich in der Ukraine engagiert habe<br />
und der Krieg ins Land kam.<br />
Seit wann sind Sie in der Ukraine aktiv?<br />
Ich bin 2007 mit der Übernahme von Radio<br />
Gloria ins Radio-Business eingestiegen.<br />
Daraus haben wir Kraina FM, ein kommerziell<br />
erfolgreiches Musikradio geformt. Das hat<br />
ganz passabel funktioniert. Dann kam der<br />
Kriegsausbruch 2014 – und auch wir wurden<br />
aufgefordert, das staatliche Programm<br />
zu übernehmen. Der damalige Präsident<br />
Petro Poroschenko – ein Gegner Wolodymyr<br />
Selenskyjs – wollte entsprechend der politischen<br />
Kriegs- und Krisensituation der Ukraine<br />
ein patriotisches Programm. Wir haben<br />
abgelehnt. Kurzfristig haben wir auch unsere<br />
Lizenzen zurückgelegt, haben diese aber<br />
später wieder gekauft.<br />
Für Sie hat der Krieg – weil Sie das immer<br />
wieder betonen – schon 2014 begonnen?<br />
Natürlich hat der Krieg 2014 begonnen. Mit<br />
der Okkupation der Krim und des Donbas<br />
hat der Krieg angefangen. Er hat sich am<br />
24. Februar dieses Jahres nur entsprechend<br />
verschärft. Aber der Krieg hat 2014 angefangen.<br />
Der Krieg hat nicht im Februar begonnen.<br />
Nein, nein, nein. Die Ukraine befindet sich seit<br />
2014 im Krieg.<br />
Für mich stellte sich 2014 die Frage, wie wir auf<br />
die Kriegssituation angemessen reagieren. Ab<br />
diesem Zeitpunkt hatte ich alle ökonomischen<br />
Entscheidungen über den Haufen zu werfen.<br />
Mein Ziel war, den Sender so effizient wie<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
103
Über den Tellerrand<br />
möglich aufzustellen, um weiter senden zu<br />
können.<br />
Ein Radiosender ist kein sehr großes Unternehmen.<br />
Man braucht 20, maximal 25<br />
Angestellte, um den Radiobetrieb aufrecht<br />
zu erhalten. Das ist ein Kleinbetrieb, das<br />
muss man auch ganz realistisch sehen. Aber<br />
wir haben dann doch relativ viel bewirken<br />
können, weil wir eben auf die Krim gesendet<br />
haben, weil wir in den Donbas gesendet<br />
haben. Wir haben Programme auf Tatarisch<br />
gemacht, für die Region um Uschhorod haben<br />
wir Ungarisch gesendet. Wir haben versucht,<br />
unser Scherflein im Krieg gegen die russische<br />
Okkupation beizutragen.<br />
Es wurde also auch auf Russisch gesendet?<br />
Wir senden auch auf Russisch – brauchen<br />
dafür aber eine Speziallizenz. Ich halte es<br />
für einen Fehler der Regierung, nur mehr<br />
auf Ukrainisch zu senden. Rund 40 Prozent<br />
der Ukrainer sind russischsprachig – sie sind<br />
russischsprachig, aber keine Russen. Ich bin<br />
linguistisch deutsch, und ich bin kulturell<br />
deutsch, aber das macht mich nicht zum<br />
Deutschen. Ich bin trotzdem ein Österreicher.<br />
Das sind keine Russen – das sind russischsprachige<br />
Ukrainer.<br />
Die meisten Sender aber gehören nach<br />
wie vor einflussreichen Politikern und<br />
Oligarchen. Klingt nicht unbedingt nach<br />
Pressefreiheit. In der von „Reporter ohne<br />
Grenzen“ publizierten Rangliste der<br />
Pressefreiheit steht die Ukraine aktuell im<br />
Mittelfeld – auf Platz 106 von 180.<br />
Das ist absolut richtig. Auch ich habe eine<br />
ganze Reihe von zweifellos äußerst ökonomisch<br />
interessanten Angeboten bekommen.<br />
Aber das wollte ich nicht. Die Ukraine braucht<br />
auch wirklich unabhängige Medien.<br />
Wie kommt man als unabhängiges, vergleichsweise<br />
kleines Medienunternehmen<br />
zu objektiven Nachrichten?<br />
Die Nachrichten kommen auch aus staatlichen<br />
Quellen. Die Tatsache, dass wir kein staatliches<br />
Programm fahren, bedeutet nicht, dass<br />
wir ein schlechtes Verhältnis zum Staat haben.<br />
Wir haben sowohl zur Regierung als auch zum<br />
Militär ein gutes Verhältnis. Natürlich haben<br />
Regierung und Militär Interesse an uns als<br />
Radiosender. Wir haben eine nicht zu unterschätzende<br />
Reichweite. Aus diesem Grund<br />
gibt es einen sehr regen Austausch. Wobei wir<br />
die Nachrichten natürlich auch hinterfragen,<br />
um in keine Propagandafalle zu tappen.<br />
Wenn man sich nur auf staatliches Programm<br />
abstützt, wird natürlich das Risiko, dass die<br />
Propaganda überhandnimmt, entsprechend<br />
stark. Natürlich kann ich nicht jede Nachricht<br />
überprüfen, da bin ich auch ganz realistisch.<br />
Wo wir es können, werden die Nachrichten<br />
mit unabhängigen dritten Quellen überprüft.<br />
Wo befindet sich die Sendestation?<br />
Ich habe eine ganze Weile das Studio in Kiew<br />
nicht verwenden können. Aber jetzt senden<br />
wir wieder aus Kiew. Teile des Programms<br />
kommen aber auch von meinem Radiosender<br />
in Holland, Teile werden auch in Wien<br />
produziert.<br />
Angst vor speziellen Cyber-Attacken?<br />
Nein. Wir sind standardmäßig geschützt.<br />
Dieser Schutz ist hoch, weil die Software zum<br />
großen Teil über meinen Server in Holland<br />
läuft, der sehr gut geschützt ist. Störungen<br />
hat es seit Kriegsbeginn 2014 immer gegeben.<br />
Die gehören einfach dazu. Man lernt, damit<br />
zu leben. Das ist nichts Neues, das gehört zum<br />
Standardprogramm dazu.<br />
Kurz noch zur Medienfreiheit zurück…<br />
Ich kann senden, was ich will, das ist überhaupt<br />
keine Frage. Aber durch die Tatsache,<br />
dass die meisten Medien einzelnen Interessensgruppen<br />
gehören, ist die Medienvielfalt<br />
eingeschränkt. Ich nehme an, dass sich dies<br />
im Ranking von Reporter ohne Grenzen<br />
niederschlägt. Ich sage prinzipiell, wenn ein<br />
Journalist in der Ukraine aktiv werden möchte,<br />
dann ist das auch möglich.<br />
Wie schützten Sie Ihre Mitarbeiter?<br />
Ich habe die Familien meiner Mitarbeiter nach<br />
Holland und Österreich gebracht. Mittlerweile<br />
reisen auch viele hin und zurück – das ist mittlerweile<br />
ja auch wieder möglich. Aber: Männer<br />
können ja das Land nicht verlassen. Für diese<br />
Mitarbeiter haben wir damit ein Umfeld<br />
geschaffen, indem sie ruhig arbeiten können,<br />
ohne sich Gedanken machen zu müssen, wie<br />
es ihren Familien geht. Die Mehrheit meiner<br />
Mitarbeiter stammt aus dem Donbas, viele<br />
aus Luhansk, die haben die Vertreibung im<br />
Krieg 2014 miterlebt. Viele von ihnen haben<br />
sich in den Regionen Butscha und Hostomel<br />
angesiedelt und wurden von dort <strong>2022</strong> wieder<br />
vertrieben – die meisten sind jetzt in Kiew.<br />
104 ImmoFokus
Natürlich schaden die Sanktionen Russland<br />
wesentlich mehr als uns – das ist gar keine<br />
Frage. Dass sie auch uns treffen, ist ganz logisch.<br />
Es ist mir aber wichtig, darauf hinzuweisen,<br />
dass wir uns ja auch im Krieg befinden.<br />
Wir haben nur das riesige Glück, dass die<br />
Ukraine für uns die tatsächlichen Kriegshandlungen<br />
vornimmt. Russland führt Krieg gegen<br />
Westeuropa, gegen westeuropäische Wertvorstellungen,<br />
gegen westeuropäische Ideale. Das<br />
ist ein Krieg zwischen Ideologien. Das heißt,<br />
der Krieg wird auch gegen uns geführt. Auch<br />
wir werden Opfer bringen müssen. Aber das<br />
sind Opfer, die wir zweifellos bringen müssen,<br />
wenn wir nicht in ein paar Jahren fünf russische<br />
Divisionen in unseren Vorgärten stehen<br />
haben wollen.<br />
Vor gut 20 Jahren hat Ihr Vater Otto<br />
Habsburg eindrücklich vor Wladimir<br />
Putin gewarnt. Doch der Westen hat die<br />
Warnungen – so sieht es zumindest aus –<br />
nicht ernst genommen. Warum hat man so<br />
lange zugeschaut?<br />
Es gibt einfach sehr wenige Leute, die Geschichte<br />
wirklich gelesen und verstanden<br />
haben. Mein Vater hat den ersten und den<br />
zweiten Weltkrieg miterlebt. Er hat erlebt, wie<br />
sich Totalitarismus auswirkt. Er hat sich mit<br />
der Sowjetunion auseinandergesetzt, und deswegen,<br />
glaube ich, auch Putin als KGB-Offizier<br />
richtig einschätzen können – wie er es eben in<br />
seiner Rede 2003 entsprechend zum Ausdruck<br />
gebracht hat. Das haben aber die meisten<br />
Leute im Westen nicht getan. Man hat sich<br />
einfach über die Realitäten hinweggeschwindelt.<br />
Man kann das gar nicht beschönigen.<br />
Hat man gehofft, dass die wirtschaftlichen<br />
Verflechtungen so stark sind, dass niemand<br />
einen Krieg riskieren wird?<br />
Europa hat sich energetisch in die Geiselhaft<br />
von Russland begeben. Darüber muss später<br />
diskutiert werden. Jetzt steht im Vordergrund,<br />
dass der Krieg gewonnen wird. Aber danach<br />
sollten wir darüber diskutieren, was man<br />
machen kann, dass so etwas in Zukunft nicht<br />
mehr geschehen kann.<br />
Europa ist in der Einschätzung, ob die<br />
Sanktionen greifen, gespalten.<br />
Aus meiner Sicht greifen sie – absolut. Sanktionen<br />
greifen immer nur langfristig.<br />
Wir bekommen immer wieder von den Russlandverstehern<br />
vorgehalten, dass man sich<br />
den Kurs des Rubel und des Euro anschauen<br />
muss. Da sehe man, wie gut es den Russen<br />
und wie schlecht es Europa geht. Das ist eine<br />
falsche Perspektive. Die russische Staatsbank<br />
hält den Rubel mit allen Mitteln, die ihr zur<br />
Verfügung stehen, künstlich hoch.<br />
Dass die Sanktionen wirken, zeigt Google.<br />
Was sind die zehn meistgestellten Fragen auf<br />
dem russischen Google-Service? „Wann ist der<br />
Krieg zu Ende? Wo kann ich ein ausländisches<br />
Bankkonto eröffnen? Wann macht Ikea wieder<br />
auf?“<br />
Russland hat derzeit mit einem gewaltigen<br />
Brain-Drain zu kämpfen. Allein in den ersten<br />
drei Rekrutierungswochen haben 700.000<br />
Russen das Land verlassen. Unter denjenigen,<br />
die versuchen, Russland zu verlassen, sind die<br />
Bessergestellten und Gutausgebildeten deutlich<br />
überrepräsentiert. Das ist für Russland<br />
langfristig eine demografische Katastrophe<br />
unvorstellbaren Ausmaßes.<br />
Wie lange wird der Krieg noch dauern?<br />
Was immer ich jetzt antworten werde, wird<br />
eine Fehlaussage sein. Aus diesem Grund bin<br />
ich hier sehr vorsichtig. Ich gehe davon aus,<br />
dass der Krieg noch lange dauern wird. Ausreichend<br />
Ressourcen, um den Krieg auch länger<br />
zu führen, sind zweifellos auf beiden Seiten<br />
vorhanden. Ich glaube nicht, dass der Krieg<br />
rasch zu Ende gehen wird. Aber wir haben ja<br />
auch schon erlebt, dass totalitäre Systeme, die<br />
besonders stabil ausschauen, schnell zusammenbrechen<br />
können. Ein gutes Beispiel ist die<br />
Sowjetunion: Auf einmal war sie weg.<br />
Ich rechne aber mit einer weiteren Eskalation.<br />
Eine weitere Eskalation wäre der<br />
Atomwaffeneinsatz…<br />
…den ich für durchaus realistisch halte.<br />
Nach der russischen Doktrin ist es sehr<br />
wahrscheinlich, dass wir den Einsatz von<br />
Atomwaffen erleben werden. Atombomben<br />
gelten als standardmäßige Waffen – und die<br />
Russen haben in der Vergangenheit immer<br />
wieder Massenvernichtungswaffen eingesetzt.<br />
Der aktuelle Einsatz von Drohnen darf<br />
als Vorbereitungshandlung gedeutet werden.<br />
Drohnen gelten nach dem Genfer Abkommen<br />
als verbotene Kriegswaffe. Mit dem<br />
Einsatz von Drohnen wird der spezifische<br />
Einsatz von Massenvernichtungswaffen mit<br />
biologischen und chemischen Kampfstoffen<br />
vorbereitet.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
1<strong>05</strong>
Über den Tellerrand<br />
wurden – dies spielt radikalen Kräften in die<br />
Hände.<br />
Es könnten Männer an die Macht kommen, die<br />
wir im Westen einfach nicht ernst nehmen,<br />
weil wir glauben, so Hyperradikale haben<br />
keine Chance. „Nein, das kann nicht sein. Das<br />
gibt es nicht. Das wäre zu lächerlich.“ Aber in<br />
Russland ist es möglich.<br />
Karl Habsburg<br />
Karl Habsburg ist als internationaler Medienunternehmer tätig. Er investiert und entwickelt<br />
Medien in verschiedenen Ländern Europas, aktuell vor allem in den Niederlanden,<br />
der Ukraine, Bulgarien und Österreich. In der Ukraine ist Habsburg Mehrheits-Gesellschafter<br />
der „Ad Venture Radio B.V.“, einer Holding, die das nationale Radionetzwerk „Kraina<br />
FM“ besitzt und betreibt. 2014 übernahm er ein bereits bestehendes Radionetzwerk und<br />
reorganisierte es als „Radio EC – the European Station“, das als Sprachrohr für europäische<br />
Nachrichten und Informationen für die ukrainische Öffentlichkeit fungierte. Im Jahre<br />
2017 erwarb das Radionetzwerk sechzehn zusätzliche Frequenzen von der Regierung.<br />
Ich tue hier etwas, was ich sonst nie tue. Ich<br />
bete jeden Tag dafür, dass ich unrecht habe.<br />
Normalerweise ist es andersherum. Aber<br />
in dem spezifischen Fall hoffe ich, dass ich<br />
unrecht habe.<br />
Aber das ist für uns kein Grund, die Flinte<br />
ins Korn zu werfen. Die Antwort darauf wird<br />
zweifellos eine sehr handfeste sein. Sie wird sicherlich<br />
nicht nuklear sein, sondern wird mit<br />
konventionellen Waffen erfolgen. Man kann<br />
nur hoffen, dass das Ganze nicht passiert.<br />
Die russische Führung besteht aus Bullys.<br />
Bullys setzen immer rote Linien. Wenn aber<br />
jemand kommt und sagt, diese rote Linie ist<br />
mir jetzt wurscht, dann redet man plötzlich<br />
nicht mehr darüber. Ein konkretes Beispiel:<br />
Wie oft hat Putin gesagt, in dem Augenblick,<br />
in dem die Kertsch-Brücke angegriffen wird,<br />
wird die rote Line überschritten, die Russland<br />
zwingt, Atomwaffen einzusetzen? Was ist<br />
passiert, als die Kertsch-Brücke angegriffen<br />
wurde? Die erste Reaktion war: Wer war das<br />
jetzt? Das könnte jemand von unserer eigenen<br />
Seite gewesen sein. Wir wissen es eigentlich<br />
nicht genau. Also untersuchen wird das<br />
einmal genau – und weg war die rote Linie.<br />
Wenn ein Bully eine rote Linie aufzeigt, muss<br />
man sofort betonen, dass diese rote Linie keine<br />
rote Linie ist, und sie überschreiten. Ein Bully<br />
zieht sich in dem Augenblick, in dem man die<br />
roten Linien überschreitet, zurück.<br />
Kann denn Putin über Nacht verschwinden?<br />
Es könnte passieren – könnte aber die<br />
Situation weiter verschärfen, wenn es zu<br />
einem Machtkampf unter den Hyperradikalen<br />
kommt. Man darf auch nicht vergessen,<br />
dass die Strukturen der Zivilgesellschaft in<br />
Russland durch das System Putin vernichtet<br />
Zurück nach Europa und zu den Sanktionen.<br />
Zufrieden mit der Politik?<br />
Nein. Zufrieden kann man nicht sein, soll<br />
man auch nicht sein. Aber es erstaunt mich<br />
doch, wie stark sich das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
durch den Einmarsch vom 24.<br />
Februar gesteigert hat. Wie stark der Zusammenhalt<br />
sowohl auf der EU- als auch auf der<br />
NATO-Seite ist. Keiner hat dies erwartet. Am<br />
wenigsten Putin selbst. Seine Annahme, dass<br />
es die EU oder die NATO oder beide nach dem<br />
Einmarsch in die Ukraine zerreißen wird, war<br />
eindeutig eine Fehleinschätzung.<br />
Genau das Gegenteil ist eingetreten. Das finde<br />
ich schon sehr positiv. Aber natürlich zeigt es<br />
auch die echten Schwachstellen der Europäischen<br />
Union auf, dass wir keine konsolidierte<br />
Außen- und Sicherheitspolitik haben. Das ist<br />
etwas, woran wir in der Zukunft wesentlich<br />
stärker arbeiten müssen. Wir brauchen im<br />
Bereich Außen- und Sicherheitspolitik eine<br />
echte europäische Linie.<br />
Es gibt zahlreiche humanitäre Hilfsaktionen<br />
für die Ukraine. Kommt die Hilfe auch<br />
richtig an?<br />
Ich würde nicht sagen, dass die Ukraine ein<br />
korruptionsfreies Land ist, so weit gehe ich<br />
garantiert nicht. Ich würde sagen, viel von der<br />
Hilfe kommt sehr gut und sehr richtig an. Also<br />
ich meine, es ist kein Spezialbereich, über den<br />
ich jetzt spezifisch weiß, wie es ist, aber ich<br />
sehe, dass sehr, sehr, sehr viel von der Hilfe<br />
auch gut und richtig ankommt. Also erstaunlich<br />
viel. Sicherlich nicht alles. Da muss man<br />
realistisch sein.<br />
Eine Frage, die sich stellt – ist die Frage wie ein<br />
Kriegsende aussehen muss. Für mich gehört<br />
die umfassende territoriale Wiederherstellung<br />
der Ukraine dazu.<br />
106 ImmoFokus
Also inklusive Donbas und Krim?<br />
Inklusive Donbas und Krim. Völlig klar,<br />
selbstverständlich. Ein Kriegsziel sollte auch<br />
ein Regime-Change in Russland sein. Also<br />
nicht das Ersetzen eines kriminellen Mafioso<br />
durch einen anderen. Das bringt nicht viel.<br />
Es muss zu einem echten Regime-Change<br />
kommen. Aber das dritte, das man nicht aus<br />
der Perspektive verlieren darf, sind die Reparationszahlungen.<br />
Diese haben mittlerweile<br />
ein absolut gigantisches Ausmaß erreicht.<br />
Da geht es um den Wiederaufbau der<br />
Infrastruktur, Entschädigung der Wirtschaft<br />
für Verdienstentgang aber auch um Kompensationszahlung<br />
an die Flüchtlinge.<br />
Kompensationszahlung an Flüchtlinge –<br />
wie könnte dies aussehen?<br />
Was bietet Russland einem ausländischen<br />
Söldner an, wenn er gewillt ist, in der<br />
Ukraine zu kämpfen? Der gegenwärtige Satz<br />
sind etwa 7000 Dollar im Monat, und im<br />
Todesfall 50.000 Dollar. Das wäre ein Satz,<br />
den wir anwenden sollten. Da sind wir bei<br />
der gegenwärtigen Situation bei rund 50, 60<br />
Milliarden Dollar. Das sind keine Peanuts,<br />
von denen wir hier reden. Russland wird<br />
dann halt 40, 50 Prozent des Einkommens<br />
aus Energie als Reparationszahlungen an<br />
die Ukraine zahlen müssen.<br />
Aber: Sind Reparationen sinnvoll. Hat uns<br />
nicht die Geschichte nach dem 1. Weltkrieg<br />
gelehrt, dass Reparationszahlungen<br />
die Basis für neue Kriege sein können?<br />
Ja, es gibt nun einmal geltende internationale<br />
Normen, die müssen eingehalten<br />
werden. Wer dagegen verstößt, und dieser<br />
Krieg ist ein ganz brutaler Verstoß dagegen,<br />
muss mit Sanktionen rechnen. Ein Verzicht<br />
auf Reparationen wäre eine Einladung für<br />
jeden anderen Despoten, es Putin gleich zu<br />
machen. Wir müssen aber gleichzeitig aus<br />
den Erfahrungen lernen und nicht wie nach<br />
dem Ersten Weltkrieg dem Revanchismus<br />
Nahrung geben, sondern eher das Ende<br />
des Zweiten Weltkrieges mit seinen umfassenden<br />
Programmen zur Schaffung eines<br />
demokratischen, rechtsstaatlichen Deutschlands.<br />
Ein reformiertes Russland sollte auch<br />
wieder seinen Platz in der internationalen<br />
Staatengemeinschaft finden.<br />
In Wirklichkeit bräuchte die Ukraine nach<br />
Kriegsende einen Marshall-Plan?<br />
Das sehe ich auch so. Wobei die Ukraine den<br />
riesigen Vorteil hat, dass einige Regionen bis<br />
jetzt von den Kriegshandlungen verschont<br />
geblieben sind. Andere Landesteile wurden<br />
hingegen bereits total zerstört.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
107
Positionen & Meinungen<br />
Das Gfrett mit dem<br />
Kondenswasser<br />
Entfeuchtung. Maximilian Gruber und Benedikt Goehmann haben mit ihrem Start-up abaton beim<br />
Pitch & Vote am Facility Management Day im Park Hyatt Vienna überzeugt. Ihr Produkt puffert die unbeliebte<br />
Feuchtigkeit von Kühlsystemen weg. Mit einer sehr simplen Lösung.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
Sie haben beim Pitch & Vote überzeugt<br />
und gewonnen. Warum?<br />
Maximilian Gruber: Wir lösen augenscheinlich<br />
ein sehr relevantes Problem: Wir reduzieren<br />
den Lüftungs- und vor allem den Entfeuchtungsaufwand.<br />
Das sind die versteckten<br />
Energiefresser bei der sonst sehr effizienten<br />
Flächenkühlung. In Zeiten, in denen Energie<br />
immer teurer und kostbarer wird, haben natürlich<br />
gerade die Menschen, die Gebäude betreiben,<br />
einen starken Fokus auf Effizienz.<br />
Benedikt Goehmann: Obendrauf kommt, dass<br />
wir der Flächenkühlung die gleiche Betriebssicherheit<br />
von Fancoils ermöglichen. Geht ein<br />
Fenster auf, gibt es kein Tauwasserproblem.<br />
Im Gegenteil, unsere HumidityBalance-<br />
Technologie puffert die Luftfeuchte weg. Die<br />
absurd energiehungrige Entfeuchtung der<br />
Zuluft muss eben nicht hochgefahren werden.<br />
Außerdem scheint es, dass wir dieses hochtechnische<br />
Problem doch recht gut aufbereitet<br />
haben.<br />
Welches Problem lösen Sie mit Ihrem<br />
Produkt?<br />
Bene: Wie schon angeschnitten, wir lösen das<br />
Tauwasserproblem von Flächenkühlungen.<br />
Also das Hauptproblem, warum die Flächenkühlung<br />
wartungs-, regelungs- und kostenintensive<br />
flankierende Systeme wie eine überdimensionierte<br />
Lüftung benötigt.<br />
Bene: Das Entfeuchten von Zuluft ist ja der<br />
Oberwahnsinn. Entfeuchten bedeutet nämlich,<br />
dass Luft extrem abgekühlt wird, um sie<br />
auszutrocknen. Bis auf 6 Grad Celsius runter.<br />
Und dann wird diese kalte Luft wieder aufgeheizt,<br />
weil es unangenehm wäre, sie so kalt<br />
einzublasen.<br />
Max: Es ist ja fast schon schizophren: Wir<br />
bauen uns mit der Flächenkühlung ein extrem<br />
effizientes Energiesystem ein, um dann mit der<br />
Entfeuchtung der Luft diesen Effizienzgewinn<br />
wieder zu verschenken.<br />
Bene: Ging halt bisher nicht anders. Und genau<br />
das lösen wir!<br />
Fotos: Jana Madzigon FMA<br />
108 ImmoFokus
die Kühlmitteltemperatur im zentralen Lüftungsregister<br />
kann erhöht werden. Außerdem<br />
fallen störungsanfällige Teile wie Taupunktwächter<br />
weg. Und das alles bei quasi absoluter<br />
Ausfallsicherheit, etwas, was Flächenkühlungen<br />
bisher ohne Lüftung nicht geschafft haben.<br />
Max: Das reduziert also auch den Aufwand im<br />
Beschwerdemanagement deutlich: keine Zugluft,<br />
keine Taupunktwächter, keine Probleme<br />
mit geöffneten Fenstern, keine Geräusche,<br />
keine komplexe Regelung. Das System verzeiht.<br />
Feuchtespitzen werden einfach weggepuffert.<br />
Und zwar automatisch durch physikalische<br />
Prozesse ohne Regelungsaufwand. Für<br />
Nutzer wie Facility Manager ein Traum. Und<br />
das Ganze zu gleichpreisigen Errichtungskosten<br />
wie konventionelle Kühldecken.<br />
„Wir lösen das Tauwasserproblem<br />
von Flächenkühlungen.“<br />
Benedikt Goehmann,<br />
abaton<br />
Wie wird es konkret eingesetzt? Kann es<br />
in bestehende Systeme integriert werden?<br />
Wenn ja, wie?<br />
Max: Unser abaton paneel wird im Endeffekt<br />
wie eine Trockenbauplatte auf konventionelle<br />
Unterkonstruktionen verschraubt.<br />
Bene: Das Paneel eignet sich perfekt für die<br />
Sanierung, speziell im Büro- und Zinshausbereich.<br />
In Büros kann unsere Technologie sehr<br />
zeitsparend als Kühlsegel montiert werden<br />
und an bestehende Kühlwasserkreisläufe angeschlossen<br />
werden.<br />
Wie kam es zur Idee?<br />
Max: Wir sind ein Spin-off aus zwei Ingenieurbüros.<br />
TB Obkircher und TB Käferhaus aus<br />
Wien. In unserem planerischen Alltag kam das<br />
Tauwasserproblem so oft vor, dass wir uns die<br />
Lösung quasi in-house entwickelt haben.<br />
Bene: Wir haben uns dann ein bisschen von<br />
Feuchtmauerputzen inspirieren lassen. Dort<br />
wird seit Jahrzehnten bewährt mithilfe von Porenstrukturen<br />
auf Tauwasserbildung reagiert.<br />
Wir haben also einen Werkstoff entwickelt, der<br />
eine auf den Kühlfall optimierte Porenstruktur<br />
aufweist.<br />
Max: In diesen Werkstoff sind die Kühlrohre<br />
eingebettet. Die Poren verschieben die Kondensationsebene<br />
ins Innere des Bauteils.<br />
Kommt es zur Kondensation, bleibt die Oberfläche<br />
trocken, und die Luftfeuchtigkeit wird<br />
hygienisch gepuffert.<br />
Bene: Eine weitere Besonderheit der Porenstruktur:<br />
Die Feuchtigkeit kann auch wieder<br />
extrem schnell an die Umgebung abgegeben<br />
werden. Das unterscheidet sie letztendlich von<br />
einem Schwamm, der zwar gut aufnehmen,<br />
aber schlecht abgeben kann. Bei uns sind beide<br />
Richtungen etwa gleich flink. Und natürlich ist<br />
das Ganze patentiert.<br />
Warum sollte man Ihr Produkt kaufen?<br />
Wie unterscheidet es sich von anderen?<br />
Bene: Wir ermöglichen die komfortable und<br />
energiesparende Flächenkühlung in Bereichen,<br />
wo sie bisher nicht möglich war. Und<br />
dort, wo sie bereits möglich war, machen wir<br />
sie deutlich effizienter.<br />
Bene: Wir ermöglichen Effizienzgewinne nicht<br />
nur im Betrieb, sondern auch in der Anschaffung.<br />
Zum Beispiel Reduktion von Lüftungsdimensionen<br />
oder unterstützende Systeme. Auch<br />
Max: Aber auch Neubau ist möglich. Wir bieten<br />
umfassende Planungsunterstützung an<br />
und steigen sehr gerne auch schon früh in der<br />
Planungsphase mit ein.<br />
Wie steht es um die Akustik?<br />
Bene: Unser Material absorbiert durch die poröse<br />
Struktur niedere Frequenzen recht gut.<br />
Für die hohen Frequenzen werden die Paneele<br />
entweder als Akustik-Klimasegel mit rückseitiger<br />
Filzauflage verbaut. Oder die Restflächen<br />
werden mit akustisch wirksamen Materialien<br />
eingefasst.<br />
Wie steht es um die Nachhaltigkeit?<br />
Sind die Komponenten austausch- bzw.<br />
recycelbar?<br />
Bene: Nachhaltigkeit war und ist ein leitendes<br />
Entwicklungsziel. Unser abaton paneel verzichtet<br />
auf schwer trennbare Verbundwerkstoffe.<br />
Es ist demontierbar, wiederverwendbar,<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
109
Positionen & Meinungen<br />
„Menschen, die Gebäude betreiben,<br />
müssen jetzt einen starken Fokus<br />
auf Effizienz haben.“<br />
Maximilian Gruber,<br />
abaton<br />
Wo wollen Sie in drei Jahren mit dem<br />
Start-up stehen?<br />
Max: Wenn alles nach Plan läuft, mit je einem<br />
vollautomatisierten Produktionsstandort in<br />
mindestens zwei EU-Ländern. Und in der Ingenieurszene<br />
anerkanntes Puzzlestück für die<br />
Lösung der Energie- und Klimakrise sein.<br />
Welches Weiterentwicklungspotenzial hat<br />
das Produkt bzw. das Start-up?<br />
Max: Wir entwickeln gerade Fertigteildecken<br />
mit werksseitig integrierter abaton Humdity-<br />
Balance. Quasi Fertigteildecken mit oberflächennaher<br />
Betonkernaktivierung und Feuchtigkeitsregulierung.<br />
aber auch sehr leicht sortenrein zu trennen<br />
und damit voll recycelbar.<br />
Max: Außerdem verursachen wir in der Produktion<br />
etwas nur 50 Prozent der Treibhausgasemissionen<br />
verglichen mit konventionellen<br />
Deckensystemen. Der Grund ist, dass hochwertige,<br />
konventionelle Kühldecken einen hohen<br />
Metalleinsatz aufweisen. Dies ist extrem energie-<br />
und CO2-intensiv.<br />
Warum haben Sie sich als Partner zusammengetan?<br />
Wer bringt welche Stärken ein?<br />
Max: Ich bin Planer und Techniker. Bene ist<br />
Volkswirt und Statistiker. Es ist immer wieder<br />
erfrischend zu sehen, wie gut wir uns ergänzen.<br />
Kennengelernt haben wir uns im Planungsbüro<br />
TB Obkircher, wo Bene Forschungsleiter<br />
und ich Projektleiter war. Befreundet waren<br />
wir schon vor der Firmengründung.<br />
Für welche Zielgruppe ist das Produkt<br />
interessant bzw. wen wollen Sie vermehrt<br />
ansprechen?<br />
Max: Unser abaton paneel richtet sich vor<br />
allem an den Bürobau, öffentlichen Bau und<br />
hochwertigen Bürobau. Preissensible Projekte<br />
werden in sechs Monaten die Betonkernaktivierung<br />
bedienen können. Das erste Pilotprojekt<br />
läuft hier bereits.<br />
Bene: Extrem relevant ist unser Produkt für<br />
alle, die gerade den Bau oder die Sanierung<br />
eines Bürogebäudes planen.<br />
110 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Andreas Köttl ist CEO der Value One, Präsident der<br />
Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft<br />
(ÖGNI) und Vize-Präsident der Vereinigung<br />
Österreichischer Projektentwickler (VÖPE).<br />
Stadtentwicklung digitaler denken<br />
Kommentar: Andreas Köttl<br />
Im urbanen Raum stehen wir vor großen Herausforderungen – qualitativ<br />
hochwertige Wohn- und Gewerbeimmobilien der Zukunft werden<br />
durch zahlreiche neue Parameter mitdefiniert und nicht mehr nur<br />
durch das Credo „Lage, Lage und Lage“. Und ja: Konzepte wie Carsharing<br />
und E-Mobility-Infrastruktur stehen ganz oben auf der Agenda, aber<br />
wir müssen hier sogar noch ganzheitlicher denken und Immobilien in<br />
ihrer Gesamtheit unter die Lupe nehmen, beginnend mit einer Lebenszyklus-Konzeption<br />
über die Umsetzung und die Errichtung – Stichwort<br />
ressourceneffizientes Bauen sowie Bauökologie – bis hin zum Thema<br />
Wertbeständigkeit. Im Idealfall sollen ja künftige Generationen die jetzt<br />
errichteten Wohn-, Arbeits- und Lebensräume weiter nutzen und sich<br />
dort wohlfühlen. Eine Immobilie muss künftig also auf die unterschiedlichsten<br />
Bedürfnisse einer heterogenen Gesellschaft zugeschnitten sein.<br />
Vernetzung<br />
Aber was in den vergangenen Jahren besonders an Bedeutung gewonnen<br />
hat, ist die Vernetzung all dieser Komponenten. Der Lebensraum der<br />
Zukunft ist digitaler denn je – und wir stehen jetzt erst am Anfang einer<br />
Entwicklung. In den vergangenen Jahren hat sich klar gezeigt, dass gerade<br />
Wohnraumnutzer all jene Convenience-Lösungen vermehrt nachfragen,<br />
die den Alltag vereinfachen. Und hier liegt auch unser Auftrag:<br />
Wir müssen digitale Lösungen so auf den Endverbraucher zuschneiden,<br />
dass die Usability von Anfang an gegeben und bestmöglich skalierbar ist.<br />
Aber auch für die Projektentwicklerseite sowie für den Verwaltungsbereich<br />
haben wir mit digitalen Tools ein Rüstzeug am Start, mit dem wir<br />
eine neue Ära einleiten können und auch müssen. Denn gerade die Bauund<br />
Immobilienbranche muss sich der eigenen Verantwortung und dem<br />
Thema Dekarbonisierung stellen. Genau hier stellen Vernetzung und Digitalisierung<br />
einen neuen, essenziellen Zugang dar, um dem künftigen<br />
Green-Building-Anspruch gerecht zu werden.<br />
Best-Practice<br />
Aktuelle Best-Practice-Beispiele wie das Viertel Zwei in Wien machen<br />
eindrucksvoll vor, wie Immobilien von morgen funktionieren können.<br />
Zusammengefasst müssen Projektentwickler auf „zahlreichen Hochzeiten“<br />
tanzen und mehrdimensional sowie vor allem digital denken. Aber<br />
genau diesen Herausforderungen stellen wir uns gerne und investieren<br />
stärker denn je in ganzheitliche Konzepte sowie in digitale Perspektiven,<br />
die sich schlussendlich in den Projekten zur einer Erfolgsstory verbinden<br />
und Immobilien-Werte für Generationen schaffen.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
111
Zum Autor<br />
Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes<br />
gemeinnütziger Bauvereinigungen.<br />
Es braucht durchdachte Wohnanlagen<br />
Kommentar: Klaus Baringer<br />
Sie funktioniert in Österreich, sie funktioniert in Wien und sie funktioniert<br />
vor allem im sozialen Wohnbau.<br />
Soziale Durchmischung<br />
Damit soziale Durchmischung stattfindet, braucht es durchdachte<br />
Wohnanlagen, in denen Singles in kleinen Wohnungen neben Großfamilien<br />
mit Fünf-Zimmer-Wohnungen leben können – Wohnanlagen,<br />
in denen Menschen mit körperlichen Einschränkungen ebenso<br />
leistbaren Wohnraum finden wie Seniorinnen oder kinderlose Paare.<br />
Bei den Wohnanlagen, die die 184 gemeinnützigen Bauvereinigungen<br />
jährlich errichten, ist das der Fall, während es im privaten Sektor oft<br />
nicht so ist. Eine neue Studie der Arbeiterkammer Wien hat sich die<br />
Qualität der freifinanzierten Objekte näher angesehen. Wenn es Objekte<br />
gibt, in denen über 90 Prozent der Wohnungen Zwei-Zimmer-<br />
Wohnungen sind, in denen es kaum Raum für spezielle Bedürfnisse<br />
gibt, kann soziale Durchmischung nicht funktionieren. GBV-Wohnanlagen<br />
zeichnen sich im Gegenzug dazu durch Freiflächen, Gemeinschaftsräume<br />
und gemischte Wohnungsgrößen aus. So kommt<br />
es dann, dass auf den Hausspielplätzen der Sohn der Ärztin mit der<br />
Enkelin des Mindestpensionisten spielt.<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben von Stadtplanung ist es, eine lebenswerte<br />
Stadt zu schaffen und zu erhalten. Dazu müssen viele<br />
Teilbereiche mitbedacht werden: öffentlicher Verkehr, soziale Infrastruktur<br />
von Kindergarten bis Altersheim, medizinische Versorgung<br />
und Grünraum. Aber auch gesellschaftspolitische Fragestellungen<br />
müssen beachtet werden. Denn ein wichtiger Punkt, an dem sich die<br />
Lebensqualität einer Stadt zeigt, ist ihr soziales Gefüge. Dieses manifestiert<br />
sich unter anderem bei der sozialen Durchmischung. Sie ist die<br />
Antithese zu den Ghettobildungen, die es auch in einigen mitteleuropäischen<br />
Städten gibt. Soziale Durchmischung muss in einer Stadt, in<br />
einem Bezirk oder Grätzel stattfinden. Sie muss aber auch auf Ebene<br />
der Wohnhausanlage funktionieren. Und das ist in Österreich der Fall:<br />
Man kennt die Folgen<br />
Welche Folgen es für ein Quartier, einen Bezirk, eine Stadt haben<br />
kann, wenn soziale Durchmischung nicht funktioniert, kann man beispielsweise<br />
in Lyon sehen. Dem Bezirk La Duchère in Lyon mangelte<br />
es seit den 1970ern an sozialer Durchmischung. Wer konnte, zog weg,<br />
die, die blieben, waren stigmatisiert und sozialer Aufstieg war fast<br />
unmöglich. Seit nunmehr 20 Jahren wird diese Gegend erfolgreich<br />
umgebaut, Wohnblocks wurden abgerissen, über 1800 Wohnungen<br />
aufgelöst beziehungsweise umgestaltet, kulturelle und soziale Infrastruktur<br />
neu geschaffen. Kosten: fast eine Milliarde Euro. Kosten, die<br />
wir uns in Österreich, in Wien, ersparen. Weil soziale Durchmischung<br />
im sozialen Wohnbau stattfindet.<br />
Fotos: Weinwurm, Adobe Stock<br />
112 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Karina Schunker startete ihre Karriere in der EHL-Gruppe im<br />
Vertrieb von Miet- und Eigentumswohnungen. 2019 wurde<br />
ihr für EHL Wohnen die Prokura verliehen. Seit 2021 ist sie<br />
Geschäftsführerin von EHL Wohnen.<br />
Durch umweltfreundliche Mobilitätskonzepte<br />
zur grünen Stadt<br />
Kommentar: Karina Schunker<br />
Eine Investition gilt im Sinne der EU-Taxonomie unter anderem als<br />
nachhaltig, wenn sie das Kriterium der Vermeidung und Verminderung<br />
der Umweltverschmutzung erfüllt. Neue Mobilitätskonzepte, in die<br />
Wohnbauprojekte miteingebunden werden, spielen hierbei eine große<br />
Rolle. Sieht man sich die Entwicklungen der demografischen Daten<br />
in Bezug auf die Bevölkerungs- und<br />
Haushaltsstrukturen näher an, geht<br />
hervor, dass besonders in urbanen Gebieten<br />
mit gut ausgebauter Infrastruktur<br />
die Zahl der autofreien Haushalte<br />
immer mehr zunehmen wird. Durch<br />
Kundenbefragungen, die wir als EHL<br />
im Zuge von Wohnungsbesichtigungen<br />
durchführen, stellt sich heraus,<br />
dass der Fokus verstärkt auf attraktive,<br />
kostengünstige und vor allem umweltfreundliche<br />
Fortbewegungsmittel<br />
gesetzt wird, wie beispielweise öffentliche<br />
Verkehrsmittel, Fahrräder oder<br />
Carsharing. Voraussetzung dafür ist,<br />
dass genügend Angebot sowie ein dafür<br />
passender Rahmen geschaffen werden,<br />
im Sinne einer gut durchdachten<br />
und nachhaltigen Mobilitätsstrategie.<br />
Innovative Siedlungskonzepte<br />
Um entsprechende Anreize zu schaffen, sind vor allem Stadt- und<br />
Raumplaner gefragt, innovative Siedlungskonzepte in kompakter Form<br />
und gemischter Nutzung zu entwickeln. Denn je besser und dichter<br />
die Infrastruktur innerhalb der Grätzl und Quartiere mitgeplant und<br />
-gestaltet wird, desto weniger relevant wird die Notwendigkeit der täglichen<br />
Nutzung des eigenen Autos und alternative Fortbewegungsmittel<br />
treten vermehrt in den Vordergrund. Durch Nutzungsmischungen der<br />
Immobilien und Erschließungsflächen im direkten Umfeld können<br />
die Versorgungswege des täglichen Bedarfs verkürzt und damit öfter<br />
zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt werden. Dies hilft nicht nur der<br />
Umwelt, sondern schafft auch für die Menschen eine höhere Lebensqualität.<br />
Lärm- und Abgasbelastungen werden gesenkt und die Straßen<br />
mit Passanten belebt. Ergänzend dazu, sollte<br />
zwischenzeitlich trotzdem ein individuelles<br />
Transportmittel benötigt werden, können<br />
multimodale, individualisierte Mobilitätsangebote<br />
wie Carsharing, E-Leihräder, Transporträder<br />
oder Fahrgemeinschaften optimale<br />
Abhilfe schaffen.<br />
Viele Vorteile<br />
Diese Maßnahmen tragen nicht nur dazu bei,<br />
dass die Kosten für ein eigenes Fahrzeug eingespart<br />
werden, sie führen auch zwangsläufig<br />
zu einer Reduzierung der Gesamtzahl der Autos<br />
und des CO2-Ausstoßes. Darüber hinaus<br />
wird der öffentliche Raum für die Gesellschaft<br />
vergrößert und damit mehr Grünflächen,<br />
Parkanlagen sowie Orte der Begegnung geschaffen.<br />
Die Zahl der benötigten Stellplätze<br />
je Wohnbauprojekt würde sich zudem reduzieren,<br />
was auch eine Reduzierung der Gesamterrichtungskosten<br />
mit sich bringt, da der Kostenanteil einer Tiefgarage<br />
für eine durchschnittliche Wohnanlage derzeit bei circa elf Prozent liegt.<br />
Alles in allem ist ein innovatives Mobilitätskonzept im Wohnbau eine<br />
Grundvoraussetzung, um das Thema Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche<br />
mit den wichtigsten Kriterien Environment, Social und Governance<br />
weiter voranbringen und umsetzen zu können und damit grüne<br />
Städte zu schaffen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
113
Zum Autor<br />
ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />
von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />
Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />
Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />
Nachhaltig in unsicheren Zeiten<br />
Kommentar: Georg Flödl<br />
Energie- und Nachhaltigkeitsthemen<br />
haben aufgrund des<br />
Ukraine-Krieges einen bislang<br />
unerreichten Aufschwung erfahren.<br />
Die Anfragen von Wohnungseigentümern<br />
und Mietern<br />
zeigen deutlich die Verunsicherung<br />
und das große Interesse in<br />
der breiten Bevölkerung. Dass<br />
auch die Immobilienbranche<br />
stark gefordert ist, ihren Beitrag<br />
zu leisten, ist unbestritten.<br />
Dennoch, der vorrangige Aktionismus,<br />
der auch in der Bundesregierung<br />
wahrzunehmen<br />
ist (Stichwort „Klimabonus für<br />
alle“), sollte einer nüchternen<br />
Analyse Platz machen. Fragen<br />
der Energieversorgung werden<br />
mit dem Wechsel der Energieträger<br />
vermengt, Klimaaktivitäten mit Arbeitsplatzängsten bekämpft,<br />
absehbare Wohlstandsverringerung und Bequemlichkeitsfaktoren<br />
mit gewerkschaftlichen Maßnahmen beantwortet. Das wird uns nicht<br />
wirklich weiter bringen.<br />
Ohne Kommunikation geht es nicht<br />
Wie kann der Beitrag der Immobilienwirtschaft aussehen? Wichtig<br />
wird es sein, offen und ehrlich mit Strukturproblemen umzugehen.<br />
Die Frage der Bodenversiegelung, die Verödung der Ortskerne und<br />
die Problematik „Abriss-Neubau“ sind nur einige der existenziellen<br />
Themen, die sich hier auftun. Als vor kurzem der Sozialminister dazu<br />
aufgerufen hat, die Kompetenz der Gemeinden hinsichtlich Flächenwidmung<br />
zu hinterfragen, war sofort eine breite Abwehr von allen<br />
möglichen Stakeholdern zu<br />
vernehmen. Hier geht es um<br />
massive wirtschaftliche Interessen<br />
und nicht zuletzt um die<br />
Wählerbindung der Politiker<br />
auf persönlichster Ebene. Die<br />
Vehemenz der Ablehnung ist<br />
daher verständlich und erwartbar,<br />
sie ist aber zu kurz gegriffen.<br />
Die Verantwortung der Gesellschaft<br />
sollte uns allen so viel<br />
wert sein, dass wir nicht nur in<br />
Wahlperioden denken, sondern<br />
generationenübergreifend.<br />
Themen gehören diskutiert<br />
Der ÖVI beschäftigt sich in verschiedensten<br />
Veranstaltungsformaten<br />
mit diesen Themenbereichen.<br />
Nach zwei Jahren im<br />
Online-Format fand kürzlich der fünfte ÖVI-Stadtentwicklungstag<br />
endlich wieder in Präsenz in der voll besetzten Grand Hall des Erste<br />
Campus statt. Schwerpunkte waren Diskussion dazu, wie der Gebäudebestand,<br />
aber auch die Bestandsstadt insgesamt nachhaltig weiterentwickelt<br />
werden können. Impulsreferate und durchaus kontroverse<br />
Podiumsdiskussionen behandelten den Masterplan Gründerzeit,<br />
effizientere Verfahren sowie die vielfältigen Aspekte einer Abwägung<br />
zwischen Bewahren und Entwickeln. Dass mietrechtliche Schutzbedürfnisse<br />
nicht über die Bauordnung der Bundesländer durchgesetzt<br />
werden sollten, war nur eine der Erkenntnisse dieses wertvollen Dialogs.<br />
Der ÖVI als Stimme der Immobilienwirtschaft sieht es als eine<br />
seiner Kernaufgaben, Daten, Fakten und Expertise in den gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklungsprozess einzubringen.<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
114 ImmoFokus
WELTPREMIERE VON KONE -<br />
DER ERSTE CO 2 -NEUTRALE AUFZUG<br />
Ein großer Schritt für mehr Nachhaltigkeit: Nach der ersten CO 2 -neutralen Aufzugswartung<br />
kommt jetzt der erste vollständig CO 2 -neutrale Aufzug – von den Materialien über Herstellung<br />
und Montage bis zur Wartung werden Emissionen reduziert oder kompensiert.<br />
www.kone.at
Zum Autor<br />
Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung<br />
der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.<br />
(VÖPE).<br />
Umweltverträglichkeit<br />
für Stadtentwicklungsprojekte<br />
Kommentar: Sebastian Beiglböck<br />
Große Stadtentwicklungsprojekte erfordern aufwändige Verfahren.<br />
Doch es sind nicht nur Widmungs- und Baubewilligungsverfahren notwendig,<br />
auch Umweltverträglichkeitsprüfungen nach dem „Tatbestand<br />
Städtebauvorhaben“ werden durch die momentan in der Pipeline befindliche<br />
Novelle des Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes (UVP-G)<br />
voraussichtlich häufiger zur Anwendung kommen. Diese sind wegen<br />
der manchmal langen Verfahrensdauer berüchtigt.<br />
Verbesserungen<br />
Durch niedrigere Schwellenwerte werden demnach künftig zwar mehr<br />
Entwicklungen geprüft werden, durch den Einsatz der „Einzelfallprüfung“<br />
werden diese allerdings<br />
vereinfacht und es wird Rechtssicherheit<br />
in einem frühen Stadium<br />
der Entwicklung geschaffen.<br />
Eine langjährige Forderung<br />
der VÖPE wird damit erfüllt. Als<br />
Kriterien werden künftig ausschließlich<br />
Flächeninanspruchnahme<br />
und Bruttogeschossfläche<br />
festgelegt – schwammige<br />
Kriterien wie Multifunktionalität<br />
und „Magnetwirkung“, die in<br />
der Vergangenheit zu unbefriedigenden<br />
Ergebnissen führten,<br />
entfallen erfreulicherweise.<br />
Neuerschließung<br />
Künftig werden nur mehr Städtebauvorhaben<br />
UVP-pflichtig<br />
sein, die mit einer „Neuerschließung“<br />
einhergehen.<br />
Allerdings ist die „Neuerschließung“<br />
im Gesetzesentwurf nicht ausreichend definiert. Unserem<br />
Verständnis nach ist damit eine Entwicklung „auf der grünen Wiese“<br />
gemeint, also auf einem bisher nicht versiegelten und nicht mit Infrastruktur<br />
erschlossenem Gebiet. Entwicklungen, die auf zumindest<br />
teilweise versiegeltem und mit Infrastruktur erschlossenem Gebiet<br />
geplant sind, beispielweise auf Konversionsflächen, sollten im Sinne<br />
eines Anreizes zur Eindämmung des Flächenneuverbrauchs und des<br />
Bodenschutzes explizit von einer UVP-Pflicht ausgenommen sein,<br />
oder zumindest erst ab höheren Schwellenwerten UVP-pflichtig<br />
sein. Ebenso sollten Projekte der Innenverdichtung des bestehenden<br />
Siedlungsgebietes bevorzugt behandelt werden, da die Alternative<br />
in der Regel eine unkontrollierte<br />
Außenentwicklung ist.<br />
Solche Alternativen müssen<br />
bereits im Vorfeld – in der Regel<br />
von Gebietskörperschaften<br />
– definiert und geprüft werden,<br />
meist in Form einer strategischen<br />
Umweltprüfung, auf die<br />
die UVP aufbauen muss.<br />
Immer mehr Entwickler, zum<br />
Beispiel unsere Mitglieder value<br />
one und UBM, fokussieren sich<br />
im Sinne ihrer Nachhaltigkeitsziele<br />
künftig auf die Entwicklung<br />
von bereits erschlossenen und<br />
versiegelten Flächen, um Neuversiegelung<br />
hintanzuhalten.<br />
Jede Möglichkeit des regulatorischen<br />
Anreizes sollte genutzt<br />
werden, so dass ihnen weitere<br />
folgen. Das UVP-G ist eine davon.<br />
Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, Adobe Stock<br />
116 ImmoFokus
SCAN ME
ImFokus<br />
Branche im Umbruch<br />
Die Bilanz der Expo Real <strong>2022</strong> kann sich sehen lassen. 1.887 Austeller und fast 40.000 Besucher aus 73<br />
Ländern besuchten zwischen 4. und 6. Oktober die größte europäische Fachmesse für Immobilien und<br />
Investitionen. Damit konnte nahezu das Niveau von 2019 – 2021 war ja ein Pandemie-bedingtes Ausnahmejahr –<br />
erreicht werden, als 46.747 Besucher gezählt wurden.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
A<br />
ngefangen mit hoher Inflation<br />
und Energiepreisen, über Zinsanstiege<br />
bis hin zum Ukrainekrieg<br />
– tat-sächlich war die Liste an<br />
Herausforderungen schon einmal kürzer als<br />
heuer. Noch dazu war davor das Umfeld für die<br />
Immobilienwirtschaft viele Jahre lang mit niedrigen<br />
Zinsen und starker Nachfrage nach „Betongold“<br />
nahezu ideal gewesen.<br />
Das beherrschende Top-Thema bei der diesjährigen<br />
Expo Real war jedenfalls die Inflation, die,<br />
so Investmentmakler Markus Arnold (Arnold<br />
Immobilien), weiterhin für gute Nachfrage<br />
sorgt. „Solide Immobilien sind ein wirksamer<br />
Inflationsschutz“, so sein Resümee nach zahlreichen<br />
Investorengesprächen.<br />
Suche nach Core-Produkten<br />
Hoch war das Interesse vor allem an Core-<br />
Produkten, speziell in den Segmenten Wohnen<br />
und Büro. Aufgrund der guten Nachfrage dürften<br />
in diesen Assetklassen aller Voraussicht<br />
nach, die Preise weiterhin stabil bleiben. „Immobilien<br />
mit einem langfristigen Cashflow bieten<br />
in unruhigen Zeiten einen sicheren Hafen“,<br />
bringt Arnold den Hintergrund auf den Punkt.<br />
Überraschend großer Beliebtheit erfreut sich<br />
seiner Einschätzung nach auch die Assetklasse<br />
Hospitality. Dort habe das Investitionsvolumen<br />
in Österreich im Vorjahr mit etwas mehr<br />
als 550 Millionen Euro erstmals das Niveau des<br />
Fünfjah-resschnittes erreicht.<br />
Weniger Transaktionen<br />
Sprach man Investoren auf ihre Einschätzung<br />
der Lage beziehungsweise der Stimmung an,<br />
so war in der Regel dasselbe zu hören: Als Folge<br />
der Markbedingungen würde es weniger Im-<br />
118 ImmoFokus
mobilientransaktionen und nur sehr gezielte<br />
An- und Verkäufe geben. Laut S Immo-Vorstand<br />
Herwig Teufelsdorfer wären vor allem<br />
institutionelle Investoren zurückhaltend. „Opportunitätsgetriebene<br />
und Langzeitinvestoren<br />
sind dagegen sehr umtriebing“, sagt er.<br />
Zweifellos gehörten bei der Expo Real aber<br />
auch ESG und die EU-Taxonomie zu den dominierenden<br />
Themen. So wurde unter anderem<br />
über grüne Finanzierungen, nachhaltige<br />
Logistik, die 15-Minuten-Stadt sowie die Rolle<br />
von Lösungen von Prop-Techs in diesem Zusammenhang<br />
diskutiert.<br />
Wichtige Orientierungshilfe<br />
Wie geht es angesichts der vielen Fragezeichen<br />
weiter? Der wirtschaftliche Ausblick<br />
des Chefvolkswirten der Commerzbank, Jörg<br />
Krämer, fällt jedenfalls nicht ganz so schlecht<br />
aus: Er erwartet auf viele Jahre eine Inflation<br />
von weit über zwei Prozent, einen Leitzinsanstieg<br />
auf historische betrachtet moderate<br />
drei Prozent, eine Rezession – aber keinen<br />
Einbruch beim Arbeitsmarkt angesichts des<br />
Arbeitskräftemangels und des demographischen<br />
Wandels, so dass die Nachfrage zum<br />
Beispiel bei Wohnimmobilien bleiben wird.<br />
„Immobilien mit einem<br />
langfristigen Cash-flow<br />
bieten in unruhigen Zeiten<br />
einen sicheren Hafen.“<br />
Markus Arnold,<br />
Arnold Immobilien<br />
„Vor der Kulisse der vielfältigen Umbrüche hat<br />
die Expo Real <strong>2022</strong> wichtige Orientierungshilfe<br />
und ein gutes Sentiment geliefert, wo in den<br />
nächsten sechs bis neun Monaten Abwarten<br />
oder doch eher das sehr gezielte Ausnutzen<br />
von Marktchancen die klügere Strategie sein<br />
wird“, so Fabian Hellbusch, Leiter Marketing<br />
Kommunikation von Union Investment. „Wir<br />
gehen für die Immobilienbranche von einer<br />
komplexen Dynamik aus, die sowohl Chancen<br />
als auch Risiken birgt“, wagt auch Karin Fuhrmann,<br />
Immobilien-Expertin und Mitglied des<br />
TPA-Management Teams, einen Blick in die<br />
Glaskugel.<br />
Abwarten<br />
„Abwarten wird in den kommenden Monaten<br />
auf Grund der vielen Unwägbarkeiten zur<br />
präferierten Strategie der Investoren“, fasst<br />
Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
von EHL Immobilien, die aktuelle Situation<br />
zusammen. „Der Herausforderung durch<br />
die die steigenden Zinsen stehen positive Faktoren<br />
wie die auf Grund der Inflationsentwicklung<br />
stark gestiegenen Mieten gegenüber, von<br />
denen Immobilien noch mehr als alle anderen<br />
Sachwerte profitieren. Insbesondere für langfristig<br />
orientierte und solide finanzierte Inves-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
119
ImFokus<br />
toren bietet die Gesamtsituation daher auch<br />
interessante Perspektiven. Daher sind ESGkonforme<br />
Objekte in sehr guten Lagen und<br />
mit möglichst langfristig gesicherten Erträgen<br />
weiterhin sehr stark gefragt. Der Großteil unserer<br />
internationalen Gesprächspartner sieht<br />
daher mittelfristig mehr Chancen als Risiken<br />
für die Immobilienmärkte. Die Unwägbarkeiten<br />
der nächsten Monate bewirken aber, dass<br />
Entscheidungsprozesse derzeit überwiegend<br />
länger dauern. Das Motto lautet, „im Zweifel<br />
eher etwas abwarten als etwas übers Knie zu<br />
brechen.“<br />
An ESG führt kein Weg mehr vorbei<br />
Neben der aktuellen gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung sind Nachhaltigkeitsfragen heuer<br />
das große Thema für Investoren auf der Expo:<br />
„Immobilieninvestitionen sind ihrer Natur<br />
nach langfristig, daher darf und kann das aktuell<br />
herausfordernde Umfeld nicht dazu führen,<br />
dass wichtige strategische Maßnahmen<br />
in Richtung Nachhaltigkeit nicht konsequent<br />
vorangetrieben werden. Dies gilt sowohl auf<br />
Unternehmens- als auch Immobilienebene“,<br />
so Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment.<br />
„Die EU-Taxonomie, genauso sehr wie<br />
„Das Marktgeschehen<br />
hat sich deutlich<br />
verlangsamt.<br />
Ein Repricing wird<br />
stattfinden müssen.“<br />
Thomas Belina,<br />
Colliers Austria<br />
der steigende Druck seitens internationaler<br />
Mieter, die ebenfalls Nachhaltigkeitsziele zu<br />
erreichen haben, machen es für Investoren<br />
unverzichtbar, Nachhaltigkeitsaspekten einen<br />
äußerst hohen Stellenwert einzuräumen:<br />
Ob-jekte, die ESG-Vorgaben nicht erfüllen,<br />
werden immer schwerer finanzier-, vermietund<br />
veräußerbar. Für Investoren ist es daher<br />
unabdingbar, möglichst nachhaltig zu agieren,<br />
wobei neben der ökologischen immer mehr<br />
auch die soziale Nachhaltigkeit ins Blickfeld<br />
rückt. Auch im Hinblick auf die Bindung von<br />
qualifizierten Mitarbeitern im Rahmen des<br />
„war for talents“ wird es immer wichtiger, eine<br />
gesunde, motivierende und inspirierende Arbeitsumgebung<br />
zu schaffen.“<br />
Office: Neuflächenproduktion bleibt<br />
auf niedrigem Niveau<br />
„Wir beobachten derzeit eine verhaltene<br />
Neubautätigkeit“ berichtet Stefan Wernhart,<br />
Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien<br />
GmbH: „Der Investorenfokus auf Wohn-bau<br />
der letzten zwei bis drei Jahre hat dazu geführt,<br />
dass zuletzt sehr wenige Büropro-jekte zur<br />
Realisierung gelangten und derzeit insbesondere<br />
bei modernen Büroflächen über 3.000<br />
120 ImmoFokus
„Der Investmentmarkt<br />
befindet sich aktuell in einer<br />
Art Schockstarre.“<br />
Thomas G. Winkler,<br />
UBM Development<br />
„Wir gehen für die Immobilienbranche<br />
von einer<br />
komplexen Dynamik aus, die<br />
sowohl Chancen als auch<br />
Risiken birgt.“<br />
Karin Fuhrmann,<br />
TPA<br />
„Opportunitätsgetriebene<br />
und Langzeitinvestoren sind<br />
momentan sehr umtriebing.“<br />
Herwig Teufelsdorfer,<br />
S Immo<br />
Quadratmeter in etablierten Businessclustern<br />
ein deutlicher Nachfrageüberhang gegeben<br />
ist. Wien steht mit einer Flächenproduktion<br />
von 126.000 Quadartmeter im heurigen Jahr<br />
und bloß 42.300 Quadratmeter im Jahr 2023<br />
geradezu prototypisch für die Situation in<br />
vielen deutschsprachigen Großstädten. Flächensuchende<br />
Unternehmen peilen für Umzüge<br />
daher oft 2024/2025 an, wenn wieder in<br />
größerem Ausmaß Projekte zur Fertigstellung<br />
gelangen.“<br />
Retail: Günstige Flächen<br />
liegen im Trend<br />
Das als Folge der Inflation stark gestiegene<br />
Preisbewusstsein der Konsumenten bringt<br />
den Einzelhandel insgesamt unter Druck, aber<br />
es gibt auch Gewinner dieser Entwick-lung:<br />
„Diskonter erleben derzeit einen echten Boom<br />
und davon profitieren vor allem Einzelhandelsimmobilien<br />
wie Fachmarktzentren, die<br />
traditionell viele Mieter aus dem Diskontbereich<br />
haben“, kommentiert Mario Schwaiger,<br />
Einzelhandelsspezialist der EHL Gewerbeimmobilien,<br />
den europaweit feststellbaren Trend<br />
zu guter Nachfrage nach kostengünstigen Einzelhandelsflächen.<br />
„In Österreich mit seinem<br />
„Investoren agieren<br />
vorsichtiger und<br />
selektiver.“<br />
Georg Fichtinger,<br />
CBRE Österreich<br />
starken FMZ-Sektor ist das besonders stark<br />
spürbar. Allerdings profitieren davon praktisch<br />
nur Fachmarktzentren an guten Standorten,<br />
die dadurch sogar wieder Wachstumsperspektiven<br />
bekommen.“<br />
Wohnen: Alle reden übers Heizen -<br />
und wie es leistbar bleibt<br />
„Die Wohnimmobilienbranche spricht schon<br />
seit einigen Jahren über neue Heizungsstrategien<br />
und -möglichkeiten, der Blickwinkel hat<br />
sich jedoch durch das Zeitgeschehen dramatisch<br />
gewandelt“, sagt Karina Schunker, Geschäftsführerin<br />
der EHL Wohnen. „Das Thema<br />
ist weiterhin Reduktion des Energiebedarfs<br />
und Umstieg auf nicht-fossile Energieträger<br />
sowie Energieautarkie mit erneuerbaren<br />
Energiequellen. Die Energiewende wird aber<br />
verstärkt unter dem Kostenaspekt und nicht<br />
nur im Hinblick auf den CO 2<br />
-Ausstoß betrachtet:<br />
Wie kann der Gesamtenergiebedarf<br />
deutlich gesenkt werden, welche Alternativen<br />
gibt es zu fossilen Brennstoffen wie vor allem<br />
Gas und wie können Bestandsimmobilien<br />
zukunftsfit werden. Da für Wohnungsnutzer<br />
die ge-samten Wohnkosten zählen, hat jede<br />
Betriebskostenreduktion eine Auswirkung<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
121
ImFokus<br />
„Preisabschläge von den<br />
bisherigen Spitzenrenditen<br />
werden kommen und sich<br />
durch alle Asset-Klassen<br />
ziehen.“<br />
Sebastian, G. Nitsch,<br />
6B47 Real Estate Investors<br />
„Erstaunlich war hier<br />
für alle, dass besonders<br />
Deutschland bis jetzt mit<br />
den größten Abschlägen<br />
konfrontiert war.“<br />
Andreas Ridder,<br />
CBRE<br />
„Die Energiewende wird<br />
aber verstärkt unter dem<br />
Kostenaspekt und nicht nur<br />
im Hinblick auf den CO2-<br />
Ausstoß betrachtet.“<br />
Karina Schunker,<br />
EHL Wohnen<br />
auf den Mietertrag und ist demnach ein großer<br />
Faktor. Es ist daher zu erwarten, dass die<br />
Wohnimmobilienbranche in den kommenden<br />
Jahren puncto Nachhaltigkeit einen mas-siven<br />
Schub erfahren wird.“<br />
Die letzten Monate haben gezeigt, dass sich das<br />
Marktgeschehen deutlich verlangsamt hat“,<br />
stimmt Thomas Belina, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter bei Colliers zu. „Die Nachfrage<br />
ist weiterhin groß, allerdings sind die Kaufpreisvorstellungen<br />
auf Käufer- und Verkäuferseite<br />
zunehmend auseinandergedriftet.“<br />
Investoren sind vorsichtiger geworden, passen<br />
ihre Investmentstrategien den neuen Marktgegebenheiten<br />
an und warten vorerst einmal ab.<br />
Ein Repricing wird stattfinden müssen. „Nach<br />
einer langen Phase sinkender Renditen werden<br />
diese bis zum Jahresende erstmals in allen<br />
Assetklassen leicht steigen.<br />
Schockstarre<br />
Für Thomas G. Winkler (UBM Development)<br />
befindet sich der Investmentmarkt aktuell in<br />
einer Art Schockstarre. „Das macht es schwer,<br />
über Preise zu sprechen. Multiple von weit<br />
über 30 sind jedenfalls vorbei. Was aufgrund<br />
der Inflation – mit etwas Zeitversatz – steigt,<br />
sind allerdings die zum größten Teil indexierten<br />
Mieten“, so der UBM CEO. Die Krise könnte<br />
aber zu einer Entspannung auf den Grundstückmärkten<br />
führen. „Zunächst wird diese<br />
Krise zum Shakeout einer Reihe von Spielern<br />
füh-ren, deren Projekte und Grundstücke dann<br />
auf den Markt kommen. Insbesondere Banken<br />
sind gut beraten, frühzeitig Partnerschaften<br />
mit bonitätsstarken Developern einzugehen.<br />
Nur so können sie vermeiden, dass der maximale<br />
Schaden eintritt.“<br />
EU-Taxonomie treibt die Preise<br />
Eine Entspannung bei den Grundstückspreisen<br />
sieht Sebastian G. Nitsch (6B47 Real Estate<br />
Investors) nicht: „Die Grundstückspreise reagieren<br />
auf neue Marktsituationen meist mit<br />
Verzögerung. Jede Krise führt zum Zuzug in die<br />
Ballungsräume. Das Thema der Flächenversiegelung<br />
aus der Taxonomie treibt auch die<br />
Preise für schon gewidmete beziehungsweise<br />
bebaute Grundstücke in die Höhe. Im Zusammenspiel<br />
mit steigenden Marktrenditen und<br />
den damit unter Druck geratenen Grundstückpreisen<br />
wird es zu einer neuen Preisfindung<br />
kommen. Eine Entspannung am Markt sehe<br />
ich dabei aber nicht.“ Er ist sich aber sicher,<br />
dass es zu Preisabschlägen von den bisherigen<br />
Spitzenrenditen kommen wird. „Diese werden<br />
sich durch alle Asset-Klassen ziehen.“<br />
Andreas Ridder (CBRE): „Wenn Zinsen steigen,<br />
hat das immer eine negative Auswirkung<br />
auf die Preise, wie stark hängt von der Zinssteigerung<br />
insgesamt ab und wie sehr eine<br />
Asset-Klasse beim Kauf üblicherweise fremdfinanziert<br />
wird. Erstaunlich war hier für alle,<br />
dass besonders Deutschland bis jetzt mit den<br />
größten Abschlägen konfrontiert war. Da dort<br />
aber auch die Renditen am niedrigsten waren,<br />
ist es dann doch auch wieder logisch erklärbar:<br />
Wenn Zinsen zum Beispiel um zwei Prozent<br />
steigen, dann trifft es einen Kreditnehmer<br />
härter bei einer Rendite von 2,5 Prozent als bei<br />
einer Rendite von vier Prozent.“<br />
Anton Bondi de Antoni (Bondi Consult) sieht<br />
aktuell eine Seitwärtsbewegung: „Wobei die<br />
Investoren sehr viel vorsichtiger geworden<br />
sind. Preisabschläge sehe ich eher im Bereich<br />
Wohnen (mittelfristig, weil die Käufer ihr Geld<br />
für den laufenden Unterhalt brauchen) als<br />
auch im Bereich Retail.“ Grundstücke dürften<br />
nur kurzfristig günstiger zu haben sein:<br />
Es ist seit langem ein Phänomen, dass sich<br />
Grundstückspreise zwar rasant ansteigende<br />
Preise angleichen, bei Preisreduktionen jedoch<br />
relativ lange auf hohem Niveau bleiben. Die<br />
einzige mögliche rasche Anpassung sehe ich<br />
bei einer Verlangsamung des (mittelpreisigen)<br />
Wohnbaus, die bereits eingesetzt hat. Hier<br />
ist zu erwarten, dass es, getrieben von hohen<br />
Zinsen und verteuer-ten Krediten, zumindest<br />
vereinzelt zu „Notverkäufen“ bei Vorratsgrundstücken<br />
kommen kann.“<br />
122 ImmoFokus
Für höchste<br />
Ansprüche an<br />
Ästhetik und<br />
Funktion:<br />
Jansen Art’15<br />
Die EXPO REAL <strong>2022</strong> in Zahlen<br />
Knapp 40.000 Teilnehmer aus 73 Ländern (2019: 46.747 / 76)<br />
kamen zur EXPO REAL nach München. Die Gesamtteilnehmerzahl<br />
unterteilte sich in rund 19.500 Fachbesucher (2019: 22.065) und<br />
20.456 Unternehmensrepräsentanten (2019: 24.682). Die Top<br />
Ten-Besucherländer waren nach Deutsch-land: Großbritannien<br />
und Nordirland, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz, Frankreich,<br />
Tsche-chien, Luxemburg, USA und Spanien.<br />
Die 1.887 Aussteller kamen aus 33 Ländern (2019: 2.189 / 44). Die<br />
Top Ten-Ausstellerländer waren neben Deutschland: Österreich,<br />
Niederlande, Schweiz, Polen, Großbritannien und Nordirland,<br />
Frankreich, Portugal, USA und Tschechien gleichauf, Rumänien.<br />
Internationale Gemeinschafts-stände kamen aus Österreich<br />
(„Austria“, „Europa Mitte“), der Schweiz („Swiss Circle“), den<br />
Nieder-landen („Holland Property Plaza“, „Holland Metropole“)<br />
und ein USA-Pavillon. Am CareerDay nah-men 45 Aussteller teil,<br />
um Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen.<br />
Die nächste EXPO REAL findet vom 4. bis 6. Oktober 2023 statt.<br />
WEIL DER MEHRWERT ENTSCHEIDET<br />
alukoenigstahl.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
123
ImFokus<br />
Das Dilemma mit der<br />
Leerstandsabgabe<br />
Leistbarer Wohnraum. Leistbarer Wohnraum: So lautet ein viel beschworenes Credo der Politiker jedweder<br />
Couleur. Ein gutes Argument für die breite Masse, ein perfekter Slogan für den Wahlkampf, doch ganz so<br />
einfach definiert ist weder die Absicht, die auf dem Weg zu leistbarem Wohnraum hinter einer sogenannten<br />
Leerstandsabgabe stehen soll, noch die Umsetzung in der Praxis. Eine Bestandsaufnahme.<br />
Autor: Amelie Miller<br />
D<br />
ie Idee einer Leerstandsabgabe ist<br />
nicht neu. Selbst im aktuellen<br />
Regierungsprogramm ist das<br />
sogenannte Leerstandsmanagement<br />
verankert und führt in Klammern die Schlagworte<br />
Leerstandserhebung, -datenbank und -aktivierung<br />
an. Auch der Bundeshauptstadt ist die Leerstandsabgabe<br />
keine Unbekannte. Wien hat bis<br />
1985 im Alleingang eine solche eingehoben.<br />
Doch die Gesetzgebung hielt dem Verfassungsgerichtshof<br />
(VfGH) nicht stand: Die Kompetenz<br />
für eine Leerstandsabgabe liege beim Bund. Und<br />
dieser ist auch heute nicht bereit, eine solche<br />
Abgabe in Wien einzuführen. Anlass genug<br />
für einzelne Bundesländer, in dieser Frage selbst<br />
aktiv zu werden.<br />
Zwang zur Vermietung<br />
„Die für die Aufhebung grundlegenden Aussagen<br />
des Höchstgerichtes waren, dass einerseits<br />
die Abgabe nicht so hoch sein darf, dass<br />
diese einem Zwang zur Vermietung gleichkommt,<br />
und damit in weiterer Folge keine<br />
Einnahmen durch die Abgabe zu erwarten<br />
wären. Gleichzeitig müssten aber durch die<br />
Abgabe Einnahmen erzielt werden, die über<br />
den zu erwartenden Verwaltungsaufwand<br />
hinausgehen. Zudem läge die Gesetzgebungskompetenz<br />
betreffend die Einführung einer<br />
Leerstandsabgabe nicht ausschließlich bei den<br />
Ländern. Daher fordern die Landeshauptleute<br />
nun auch, die Kompetenzen des ‚Volkswohnwesens‘<br />
des Bundes in diesem Teilbereich auf<br />
die Länder zu übertragen, um entsprechende<br />
Regelungen auf Landesebene zu ermöglichen”,<br />
fasst Roland Weinrauch, Weinrauch Rechts-<br />
124 ImmoFokus
anwälte, die weitere Begründung des VfGH<br />
zusammen.<br />
Eine Leerstandsabgabe könnte dem Staat laut<br />
einer Schätzung des Momentum Instituts bis<br />
zu 1,8 Milliarden Euro an Steuern bringen oder<br />
Eigentümer von bis zu 198.000 Wohnungen<br />
zur Vermietung ihrer Immobilien veranlassen.<br />
Während die Wiener Grünen weiterhin an<br />
einer Leerstandsabgabe festhalten, sieht der<br />
Österreichische Haus- und Grundbesitzerbund<br />
(ÖHGB) einen unzulässigen Eingriff in das Eigentumsrecht.<br />
„Letztlich muss es jedem Eigentümer<br />
überlassen bleiben, was er mit seinem<br />
Eigentum macht“, fordert ÖHGB-Präsident<br />
Martin Prunbauer. Für den Leerstand könne es<br />
viele Gründe geben, von der Sanierung einer<br />
Wohnung über die Suche nach einem geeigneten<br />
Mieter, einem längeren Krankenhausaufenthalt<br />
bis hin zu einer beruflich bedingt<br />
längeren Abwesenheit.<br />
Stichwort Sanierung; in Oberösterreich hatte<br />
eine Linzer Hauseigentümerin Beschwerde<br />
gegen die Abgabe eingelegt und Recht bekommen.<br />
Die besagte Wohnung, die zudem als<br />
Hauptwohnsitz gemeldet war, stand aufgrund<br />
von Sanierungsarbeiten im Jahr 2019 mehr als<br />
26 Wochen leer. Für diesen Zeitraum wurde<br />
eine Abgabe von 72 Euro inklusive Zuschlag<br />
von 144 Euro gefordert. Eine entsprechende<br />
Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht<br />
(LVwG) wurde im Jänner 2021 abgewiesen.<br />
Als Begründung wurde angeführt, dass es im<br />
„rechtspolitischen Gestaltungsspielraum des<br />
Gesetzgebers liege“, für eine Wohnung, die<br />
mehr als 26 Wochen nicht als Hauptwohnsitz<br />
genutzt werde, eine Ferienwohnungspauschale<br />
vorzuschreiben. Diese Entscheidung<br />
wurde beim Höchstgericht angefochten. Der<br />
VfGH teilte die erstinstanzliche Erkenntnis<br />
nicht und hob das Urteil auf, denn es handle<br />
sich um eine Ferienwohnungsabgabe und<br />
keine für allgemeine Leerstände. Jetzt soll<br />
das Tourismusgesetz ergänzt werden, damit<br />
für jene Objekte, die saniert und weiterhin als<br />
Hauptwohnsitz genutzt werden, ausschließlich<br />
für die Dauer der Sanierung keine Abgaben<br />
gezahlt werden müssen.<br />
Spielball Leerstandsabgabe: Bundoder<br />
Ländersache?<br />
„Nur mit einer eigenen Leerstandsabgabe kann<br />
eine saubere rechtliche Trennung zwischen<br />
Freizeitwohnsitzen und echten Leerständen<br />
sichergestellt werden“, kommentiert der<br />
Raumordnungssprecher der Grünen, Rudolf<br />
„Die Effekte einer<br />
Leerstandsabgabe auf den<br />
Wohnungsmarkt sollten<br />
nicht überschätzen werden.“<br />
Roland Weinrauch,<br />
Weinrauch Rechtsanwälte<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
125
ImFokus<br />
Hemetsberger, jenes Urteil des VfGH. Besteht<br />
also tatsächlich rein rechtlich gesehen keine<br />
klare Trennung zwischen Freizeitwohnungspauschale<br />
und Leerstandsabgabe?<br />
Vor allem Tourismusgemeinden leiden unter<br />
leerstehenden Zweitwohnsitzen beziehungsweise<br />
Ferienwohnungen. Abhilfe soll die sogenannte<br />
Freizeitwohnungspauschale schaffen.<br />
Diese kommt in Oberösterreich mit dem OÖ-<br />
Tourismusgesetz seit 2019 zur Anwendung<br />
und trifft jene Haus- und Wohnungsbesitzer,<br />
die in das Gebäude- und Wohnungsregister<br />
eingetragen sind und ihre Immobilie länger<br />
als 26 Wochen nicht als Hauptwohnsitz nutzen<br />
– wobei es hier durchaus Ausnahmen gibt,<br />
etwa, wenn die Wohnung in Zusammenhang<br />
mit der Berufsausübung genutzt wird. Die<br />
Freizeitwohnungspauschale ist eine Selbstbemessungsabgabe<br />
und wird nicht von der Stadt<br />
vorgegeben. Das heißt, die Pauschale ist selbst<br />
zu berechnen und jährlich ohne Aufforderung<br />
zu zahlen.<br />
Die Leerstandsabgabe hingegen würde vorgegeben<br />
werden und könnte so aufgrund der<br />
Höhe der Abgabe den Eigentümer sogar zur<br />
Vermietung zwingen. Laut Verfassungsrechtlern<br />
würde das in die Bundeskompetenz des<br />
sogenannten Volkswohnwesens eingreifen.<br />
Um eine Abgabe mit Lenkungseffekt einzuführen,<br />
bräuchte es eine Verfassungsänderung.<br />
Vorreiter Steiermark<br />
Vorreiter in Sachen Leerstandsabgabe ist die<br />
Steiermark. Das Steiermärkische Zweitwohnsitz-<br />
und Wohnungsleerstandsabgabegesetz<br />
ist seit 1. Oktober <strong>2022</strong> in Kraft. Dieses besagt:<br />
„Gegenstand der Abgabe bilden Wohnungen,<br />
an denen nach den Daten des Zentralen Melderegisters<br />
mehr als 26 Kalenderwochen im Jahr<br />
weder eine Meldung als Hauptwohnsitz noch<br />
als sonstiger Wohnsitz vorliegt.“<br />
Abgabepflichtige sind die Eigentümer der<br />
Wohnung, im Fall eines Baurechts jedoch<br />
die Baurechtsberechtigten. Die Abgabe ist<br />
nach der Nutzfläche der Wohnung und den<br />
Kalenderwochen im Jahr ohne Wohnsitz zu<br />
bemessen. Zur Bestimmung der Nutzfläche<br />
sind die Unterlagen der Baubewilligung und<br />
– falls vorhanden – die entsprechenden Daten<br />
des Gebäude- und Wohnungsregister-Gesetzes<br />
heranzuziehen. Der Abgabensatz ist durch<br />
Verordnung des Gemeinderates festzulegen,<br />
wobei auf den Verkehrswert der Liegenschaften<br />
in der Gemeinde Bedacht zu nehmen ist.<br />
Daher kann der Abgabensatz für bestimmte<br />
Teile des Gemeindegebietes in unterschiedlicher<br />
Höhe festgesetzt werden, wenn sich die<br />
für die Festsetzung maßgeblichen Umstände<br />
innerhalb der Gemeinde erheblich unterscheiden.<br />
Die Höhe der Abgabe für eine Wohnung<br />
mit 100 Quadratmetern Nutzfläche darf im<br />
Kalenderjahr 1.000 Euro nicht überschreiten.<br />
Weinrauch zur steirischen Regelung: „Die Steiermark<br />
ist zwar Vorreiter bei der gesetzlichen<br />
Regelung des Leerstandes, allerdings bestehen<br />
auch zahlreiche Ausnahmen, beispielsweise<br />
wenn die Wohnung als Vorsorgewohnung für<br />
das eigene Kind verwendet wird, es sich um<br />
eine Dienstwohnung handelt oder nachweislich<br />
Gründe bestehen, warum sie unvermietbar<br />
ist.”<br />
Salzburg: Maximal 5.000 Euro pro Jahr<br />
Auch der Salzburger Landtag hat im Juli <strong>2022</strong><br />
eine Leerstandsabgabe beschlossen. Voraussetzung:<br />
In der Wohnung muss mindestens für<br />
ein halbes Jahr kein Wohnsitz gemeldet sein,<br />
die Abgabe bemisst sich nach der Wohnungsgröße.<br />
Die höchste Stufe liegt bei maximal<br />
5.000 Euro im Jahr für Neubauwohnungen<br />
über 220 Quadratmeter. Für die Abgabe müssen<br />
die Wohnungseigentümer den Leerstand<br />
von sich aus bei der Gemeinde anzeigen.<br />
126 ImmoFokus
„Der öffentliche Mietsektor<br />
muss eine bessere<br />
Treffsicherheit aufweisen,<br />
um leistbare Wohnungen auf<br />
den Markt zu bringen.“<br />
Martin Prunbauer,<br />
ÖHGB<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
127
ImFokus<br />
Ähnlich wie im Steiermärkischen Gesetz gibt<br />
es zahlreiche Ausnahmen. So bleiben etwa<br />
Vorsorgewohnungen für Kinder abgabenfrei,<br />
ebenso baufällige Wohnungen oder Wohnungen<br />
in Ein- und Zweifamilienhäusern, bei denen<br />
die Grundeigentümer in einer davon ihren<br />
Hauptwohnsitz haben. Weiters bilden Wohnungen<br />
Ausnahmen, die wegen notwendiger<br />
Pflege oder Betreuung nicht mehr als Wohnsitz<br />
verwendet werden, oder Wohnungen, die<br />
trotz Bemühungen nicht zum ortsüblichen<br />
Mietzins vermietet werden können.<br />
Tirol: Maximal 215 Euro pro Monat<br />
Das Bundesland Tirol ist ebenfalls in Sachen<br />
Leerstandsabgabe selbst aktiv geworden.<br />
Anfang Juli <strong>2022</strong> hat der Tiroler Landtag<br />
mehrheitlich eine solche beschlossen. Auch<br />
hier richtet sich die Höhe der Abgabe nach der<br />
Wohnungsgröße und reicht von mindestens<br />
zehn Euro bis maximal 215 Euro pro Monat,<br />
wobei es durchaus Ausnahmen gibt. Das Gesetz<br />
soll am 1. Januar 2023 in Kraft treten.<br />
Die Leerstandsabgabe baut teilweise auf einer<br />
Verordnung auf, die ebenfalls Anfang Juli <strong>2022</strong><br />
von der schwarz-grünen Landesregierung<br />
erlassen wurde und mit 1. September in Kraft<br />
getreten ist. Demnach wurden vorerst 142 von<br />
277 Tiroler Gemeinden mit besonders hohem<br />
Wohnungsdruck im Grundverkehrsrecht als<br />
„Vorbehaltsgemeinden“ ausgewiesen.<br />
Wer in einer solchen Gemeinde Wohnraum<br />
oder Bauland erwirbt, muss schriftlich erklären,<br />
dass kein Freizeitwohnsitz errichtet<br />
wird. Zudem könne die Leerstandsabgabe in<br />
jenen Gemeinden verdoppelt werden. Dadurch<br />
könnten für ein über 250 Quadratmeter großes<br />
Gebäude bis zu 5.160 Euro fällig werden. Die<br />
Beträge sind Minimum- und Maximum-Steuerbeträge,<br />
die von den Gemeinden festgelegt<br />
werden. Allerdings sind der Abgabenhöhe<br />
auch in diesem Fall rechtliche Grenzen gesetzt.<br />
Bis zum 30. April im Folgejahr haben die<br />
Eigentümer Zeit, den Leerstand des vorangegangenen<br />
Jahres zu melden beziehungsweise<br />
„Nur mit einer Mobilisierung<br />
aus dem Leerstand wird man<br />
den Wohnungsmangel in<br />
Österreich nicht in den Griff<br />
bekommen.“<br />
Michael Klien,<br />
Wifo<br />
einen Ausnahmetatbestand glaubhaft zu<br />
machen. Keine Abgabe bezahlen muss man<br />
beispielsweise dann, wenn sich die Wohnung<br />
im eigenen Gebäude befindet, man einen<br />
zeitnahen Eigenbedarf nachweisen kann,<br />
das Gebäude aus bautechnischen oder rechtlichen<br />
Gründen nicht genutzt werden kann<br />
oder wenn kein Mieter um den ortsüblichen<br />
Mietzins das Objekt anmieten will. Wenn die<br />
Unterlagen nicht vorgelegt werden, werden bis<br />
zu 1.000 Euro fällig, bei Nichtmelden des Ausnahmetatbestandes<br />
bis zu 10.000 Euro und bei<br />
Hinterziehung bis zu 50.000 Euro.<br />
Wohnbau sorgt für<br />
leistbaren Wohnraum<br />
Besteht denn überhaupt ein Zusammenhang<br />
zwischen Leerstand und Preissteigerungen<br />
am österreichischen Wohnungsmarkt? „Realeffekte<br />
auf den Wohnungsmarkt – also ob<br />
tatsächlich mehr Wohnungen günstiger auf<br />
dem Markt sein werden – sind nicht absehbar.<br />
Ich persönlich glaube, dass man diese Effekte<br />
nicht überschätzen sollte, und halte daher<br />
andere Lenkungsmaßnahmen für insgesamt<br />
geeigneter”, ist Roland Weinrauch überzeugt.<br />
Er gibt aber auch zu bedenken, dass es eine derartige<br />
Regelung mit unterschiedlichen Ausgestaltungen<br />
in Zukunft in jedem Bundesland<br />
geben wird.<br />
Für Martin Prunbauer hingegen braucht es<br />
schlichtweg eine Reform des Mietrechtsgesetzes.<br />
„60 Prozent sämtlicher Mietverhältnisse<br />
betreffen Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen.<br />
Um leistbare Wohnungen auf<br />
den Markt zu bringen, muss der öffentliche<br />
Mietsektor eine bessere Treffsicherheit aufweisen.“<br />
Ebenfalls verweist er auf den Fakt, dass es<br />
nach wie vor keine seriöse Definition gibt, was<br />
unter Leerstand überhaupt zu verstehen ist.<br />
Prunbauer gibt zu bedenken: „Vermieten ist<br />
prinzipiell das Geschäftsmodell des Vermieters<br />
und Leerstand verursacht laufend Kosten.<br />
Auch ist die Einhebung einer Leerstandsabgabe<br />
mit einem erheblichen bürokratischen<br />
Aufwand verbunden.“<br />
„Nur mit einer Mobilisierung aus dem<br />
Leerstand wird man den Wohnungsmangel<br />
in Österreich nicht in den Griff bekommen“,<br />
so Wifo(Österreichisches Institut für<br />
Wirtschaftsforschung)-Ökonom Michael Klien<br />
kürzlich im Ö1-“Morgenjournal“ des ORF-<br />
Radio. Helfen könne nur mehr Wohnbau. Es<br />
seien primär wohlhabende Menschen, die sich<br />
einen Zweitwohnsitz leisten könnten, führt<br />
Klien weiter aus. Diese würden die im steirischen<br />
Modell angedachten 1.000 oder 2.000<br />
Euro im Jahr durchaus in Kauf nehmen.<br />
Geförderte Wohnbau ist allerdings<br />
2021 drastisch eingebrochen<br />
Der geförderte Wohnbau ist allerdings 2021<br />
drastisch eingebrochen. Die Zahl der geförderten<br />
Wohneinheiten verringerte sich um 22<br />
Prozent auf österreichweit 18.400 Einheiten,<br />
wie aus der Wohnbauförderungs- und Baubewilligungsstatistik<br />
des Fachverbands der<br />
Stein- und keramischen Industrie und des<br />
Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen<br />
(IIBW) hervorgeht. Der Neubau-Boom im geförderten<br />
Bereich scheint damit endgültig vorbei<br />
zu sein. Die Gründe für diese Entwicklung<br />
sind vielschichtig: Hohe Baukosten, steigende<br />
Energiepreise und neugeordnete Lieferketten<br />
haben wesentlich dazu beigetragen, dass keine<br />
Fixpreisangebote mehr gemacht werden können<br />
– eine Entwicklung, die die Branche noch<br />
lang beschäftigen wird. Währenddessen hat<br />
der VfGH reichlich Zeit, die ein oder andere<br />
Leerstandsabgabe zu kippen.<br />
128 ImmoFokus
Immobilienpreise<br />
finden schlauen<br />
Rechner.<br />
sreal.at
ImFokus<br />
Aufbruchstimmung in<br />
der Immobilienbranche<br />
Klimawandel & Stadtplanung:. Anna-Vera Deinhammer (Circular City Director, Circular Economy Forum),<br />
Michael Csiszar (Head of ESG & Teamlead Technical Property Management CBRE), Marc Guido Höhne<br />
(Geschäftsführer Delta Projectconsult) und Reinhard Labugger (Geschäftsführer RM-Engineerung) diskutieren<br />
auf Einladung des ImmoFokus über die Herausforderungen Klimawandel und Stadtentwicklung.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
Klimaprognosen verheißen nichts Gutes.<br />
Laut ETH Zürich wird in Wien bis 2<strong>05</strong>0<br />
ein Klima wie in Skopje herrschen. In<br />
vielen anderen Städten auf der Welt soll<br />
es dann ebenfalls klimatische Bedingungen<br />
geben, die es nie zuvor gegeben hat.<br />
Haben Sie den Eindruck, dass Politik und<br />
Bau- beziehungsweise Immobilienwirtschaft<br />
bewusst ist, dass Handlungsbedarf<br />
besteht?<br />
Marc Guido Höhne: Also ich glaube nicht<br />
unbedingt, dass das auf breiter Basis in der<br />
Immobilienwirtschaft angekommen ist, zu<br />
sehr steht bei vielen noch der Renditegedanke<br />
im Vordergrund. Aber zumindest die bei der<br />
Stadt Wien dafür Zuständigen haben die Brisanz<br />
verstanden. War es nicht Herr Madreiter<br />
(Thomas Madreiter, Planungsdirektor der<br />
Stadt Wien, Anm.), der vor rund einem Jahr<br />
meinte, dass Wien über dem 1,5-Grad-Ziel liegt<br />
und wir mit mehr als vier Grad Klimaerwärmung<br />
rechnen müssen?<br />
Anna-Vera Deinhammer: Bis 2<strong>05</strong>0 müssen wir<br />
in Wien am heißesten Tag des Jahres sogar mit<br />
sechs bis sieben Grad mehr rechnen. Anschließend<br />
auf Ihre Frage, kann ich jedenfalls<br />
bestätigen, dass das Thema in Wien bei der<br />
Politik angekommen ist. Bei einigen Bauherren<br />
ebenso, auch wenn es da sicherlich noch<br />
Luft nach oben gibt.<br />
Reinhard Labugger: Ich durfte ja von Anfang<br />
an Unternehmen bei Zertifizierungen<br />
begleiten und mein Eindruck ist, dass der<br />
Klimawandel mittlerweile in der Immobilienwirtschaft<br />
angekommen ist. Vor allem bei<br />
großen Unternehmen. Manche nehmen das<br />
sogar sehr ernst und definieren ohne Druck<br />
130 ImmoFokus
eigene Policies. Lassen Sie es mich vorsichtig<br />
ausdrücken: Das ist auch der erste Schritt<br />
zur Besserung, wenn man überhaupt eine<br />
Chance haben will, den drastischen Folgen des<br />
Klimawandels entgegenzutreten.<br />
Michael Csiszar: Ich kann mich den Vorrednern<br />
nur anschließen: Gerade große<br />
Unternehmen nehmen das Thema sehr ernst,<br />
vor allem Fonds. Auf einmal denkt jeder über<br />
Zertifizierungen nach, was vor fünf Jahren<br />
keineswegs der Fall war. Das hat heute einen<br />
richtigen Stellenwert bekommen und Investoren<br />
schauen sich unter anderem an, was eine<br />
Immobilie kann und, ob sie zukunftsfit ist<br />
beziehungsweise gemacht werden kann, wer<br />
die Mieter sind und vor allem: ob mit fossilen<br />
Energien geheizt wird. Aber insgesamt stehen<br />
wir erst ganz am Anfang und müssen viel<br />
schneller Maßnahmen gegen den Klimawandel<br />
setzen.<br />
Was gehört getan?<br />
Csiszar: Wir brauchen strategische Konzepte<br />
auf vielen Ebenen. Man hat nämlich stellenweise<br />
den Eindruck, dass vieles ziellos erfolgt<br />
beziehungsweise sich in der Schwebe befindet.<br />
Von der Gesetzgebung her ist meiner Meinung<br />
nach viel getan worden, vor allem für Bestandsimmobilien.<br />
Ein riesiger Treiber ist da die<br />
Taxonomie. Aber es wird sicher noch weiterer<br />
Maßnahmen des Gesetzgebers bedürfen.<br />
Höhne: Es müssen viel mehr Anreize geschaffen<br />
werden und auch von unserer Seite<br />
her muss mehr Sensibilisierung stattfinden,<br />
was das Thema betrifft. Um die großen<br />
institutionellen Anleger und Bestandshalter<br />
muss man sich keine Sorgen machen, wie die<br />
Expo Real gezeigt hat, auf der das Thema ESG<br />
omnipräsent war. Die große Herausforderung<br />
ist es sicher, jene zu erreichen, die derzeit noch<br />
nicht den Druck der Taxonomie spüren und<br />
für die vielleicht erst die CO2-Steuer ein Grund<br />
ist, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen.<br />
Deinhammer: Mein Eindruck ist, dass immer<br />
mehr Zinshausbesitzer hellhörig werden.<br />
Das merke ich auch in meinem Umfeld. Aus<br />
einigen aufwendig ausgebauten Dachgeschosswohnungen<br />
ziehen die ersten Mieter<br />
bereits aus oder die Eigentümer versuchen zu<br />
verkaufen, weil es dort im Sommer einfach<br />
zu heiß ist. Was man auch nicht vergessen<br />
darf: Einige Dachgeschosswohnungen sind<br />
sommertauglich, weil sie eine Klimaanlage<br />
haben. Angesichts der hohen Energiekosten<br />
fällt aber der Wert dieser Objekte.<br />
Wird in der ganzen Diskussion um<br />
Klimawandel-Fitness der Bestand etwas<br />
vernachlässigt?<br />
Labugger: Klar ist, dass wir die Klimaziele nur<br />
über den Bestand erreichen werden können,<br />
der in Wien ja 98 Prozent des Immobilienvermögens<br />
ausmacht. Dem müsste man sich<br />
mehr annehmen.<br />
Höhne: Vor allem, wenn man bedenkt, dass<br />
wir in Europa und Österreich eine Sanierungsquote<br />
von einem Prozent pro Jahr haben. Um<br />
die Klimaziele zu erreichen, müssten wir auf<br />
„Klar ist, dass wir die<br />
Klimaziele nur über den<br />
Bestand erreichen werden<br />
können.“<br />
Reinhard Labrugger,<br />
RM-Engineering<br />
drei bis vier Prozent pro Jahr kommen. Man<br />
sieht: Wir schieben da eine riesige Welle vor<br />
uns her.<br />
Deinhammer: Eine Studie hat gezeigt, wieso<br />
die ein Prozent sanieren: Nicht wegen Energieeffizienz<br />
oder Sommertauglichkeit, sondern<br />
damit das Anlitz des betreffenden Gebäudes<br />
wieder schön ist. Also da ist offensichtlich<br />
schon noch ein bisschen Bewusstseinsbildung<br />
gefragt.<br />
Wie macht man den Bestand zukunftsfit?<br />
Deinhammer: Das ist im Grunde gar nicht so<br />
schwer. Wenn wir ein Gebäude dem Klimawandel<br />
anpassen wollen, müssen wir es vor<br />
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<strong>05</strong>|<strong>2022</strong> 131
ImFokus<br />
zu viel Sonneneinstrahlung, vor Starkregen<br />
und teilweise auch vor Überschwemmungen<br />
im Keller schützen. Das heißt: Die Gebäudehülle<br />
muss ebenso wie die oberen Geschosse<br />
und die Decke gedämmt werden. Darüber<br />
hinaus muss man schauen, wie man mit dem<br />
Regenwasser zurechtkommt, das geht zum<br />
Beispiel durch die Begrünung des Daches in<br />
Kombination mit einem Retentionsdach.<br />
Viele Hausbesitzer und Bauherren stöhnen<br />
schon jetzt ob der hohen Kostenbelastung.<br />
Können Sie sich solche Maßnahmen<br />
überhaupt leisten?<br />
Labugger: Das würde meiner Meinung nach,<br />
nicht übermäßig hohe Kosten verursachen,<br />
vorausgesetzt man berücksichtigt das bereits<br />
in einer frühen Planungsphase. Vor allem,<br />
wenn man bedenkt, dass das die EU-Taxonomie<br />
ohnehin erfordert und ein Gebäude nur<br />
wirtschaftlich verwertbar ist, wenn man das<br />
Regelwerk einhält, kann man solche Maßnahmen<br />
nicht unbedingt als kostentreibend<br />
umschreiben. Und wenn man das aus der<br />
Lebenszyklusperspektive betrachtet – sprich<br />
Planung, Errichtung und Betrieb – machen<br />
„Durch die EU-Taxonomie<br />
wird Nachhaltigkeit zum<br />
Business Case.“<br />
Anna-Vera Deinhammer,<br />
Circular Economy Forum Austria<br />
sich energieeffiziente, zukunftsfähige<br />
Gebäude schon bezahlt.<br />
Ist die EU-Taxonomie der richtige Weg?<br />
Labugger: Dass man jetzt mit der EU-Taxonomie<br />
Ökologie, Energieeffizienz und Klimaziele<br />
mit Wirtschaftlichkeit verbunden hat und als<br />
Bauherr oder Bestandshalter auch nur erfolgreich<br />
sein kann, wenn man das berücksichtigt<br />
ist erstmals der richtige Weg.<br />
Deinhammer: Danke, dass Sie das angesprochen<br />
haben. Bis jetzt war es ja so, dass man<br />
gesagt hat, dass Nachhaltigkeit etwas kostet.<br />
Und jetzt wird Nachhaltigkeit zum Business<br />
Case.<br />
Höhne: Was mich begeistert ist, dass es<br />
mit der Taxonomie gelingt, alle Aspekte in<br />
Einklang zu bringen: Wirtschaftlichkeit für<br />
Errichter und Nutzer, die sozialen Aspekte für<br />
die Nutzer und dazu auch noch Ökologie.<br />
Csiszar: Man merkt jetzt schon, dass sich gerade<br />
die Philosophie der Banken dahingehend<br />
ändert, dass Finanzierungen für Immobilien<br />
nur noch dann vergeben werden, wenn sie<br />
132 ImmoFokus
und habe das auch Schwarz auf Weiß. Und<br />
Gebäude-Zertifizierungen machen nachhaltige<br />
Qualität sichtbar. Viele nehmen das jetzt<br />
wirklich an, was in der Vergangenheit nicht<br />
der Fall war. Zertifizierungen werden nicht<br />
mehr als Marketing-Instrument gesehen,<br />
sondern als Qualitätsnachweis und das wird<br />
auch eingepreist.<br />
Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Und<br />
wenn nicht, muss der Kreditnehmer mit<br />
Risikoaufschlägen rechnen. Das ist natürlich<br />
ein riesiger Hebel. Am Ende des Tages stellt<br />
sich nicht die Frage, ob nachhaltiges Bauen<br />
teurer ist, sondern, ob nicht-nachhaltiges<br />
Bauen nicht teurer ist. Und angesichts der<br />
hohen Energiepreise wird uns bereits jetzt vor<br />
Augen geführt, wie kostspielig der Betrieb<br />
nicht-effizienter Gebäude ist.<br />
Deinhammer: Und wir reden in diesem<br />
Zusammenhang derzeit nur vom Winter. Dabei<br />
benötigt Kühlen mehr Energie als Heizen. Und<br />
wenn wir über die Verbindung der verschiedenen<br />
Nachhaltigkeitssäulen sprechen, lassen Sie<br />
uns noch einen Schritt weiter gehen: Meiner<br />
Meinung nach ist es notwendig, Gebäude nicht<br />
als Silos zu betrachten, sondern sie immer in<br />
einem Wirkungszusammenhang zu sehen.<br />
Beispielsweise eignet sich das eine Gebäude<br />
im Quartier aufgrund seiner Ausrichtung am<br />
besten zur Energieerzeugung, ein anderes verbessert<br />
mittels Begrünung das Mikroklima zu<br />
verbessern, ein anderes zur Energieerzeugung<br />
und eine andere Liegenschaft könnte wiederum<br />
als Mobilitäts-Point prädestiniert sein.<br />
Ist das nicht äußerst komplex, hier unterschiedliche<br />
Player an einen gemeinsamen<br />
Tisch zu bringen?<br />
Deinhammer: So ein allumfassender Wirkungszusammenhang<br />
ist natürlich nicht<br />
einfach herzustellen. Wenn etwa die Kommune<br />
vorhat, die Straße zu begrünen oder<br />
eine Allee zu machen, sollte man an derselben<br />
Stelle vielleicht nicht unbedingt eine Glasfassade<br />
realisieren, um das zu konterkarieren.<br />
Und ja: Bei liegenschaftsübergreifenden<br />
Projekten kommt man sich manchmal vor wie<br />
ein Dompteur der Komplexität.<br />
Höhne: Das Village im 3. Bezirk ist ein Projekt,<br />
das als Vorbild dafür genommen werden kann,<br />
wie man für ein einheitliches Energiekonzept<br />
im öffentlichen Raum verschiedene Interessenslagen<br />
verbinden beziehungsweise alle<br />
Stakeholder unter einen Hut bringen kann.<br />
Genauso wie Gebäudezertifizierungen sollten<br />
auch Quartierszertifizierungen als Steuerungsund<br />
Dokumentations-Tool genutzt werden. Das<br />
haben einfach noch zu wenige auf dem Radar.<br />
Deinhammer: Auch mir ist die Quartierszertifizierung<br />
ein riesengroßes Anliegen. Sehr<br />
viele Beispiele dafür haben wir in Österreich<br />
noch nicht: Das Viertel Zwei ist DGNB „Platin“<br />
zertifiziert. Dazu kommt noch die Airport City<br />
Vienna sowie Smart City und Reininghaus in<br />
Graz.<br />
Labugger: Ich finde, dass, unterstützt durch<br />
die EU-Taxonomie genau dieser Sinneswandel<br />
gerade stattfindet. Damit kann ich eine<br />
Investition beziehungsweise Immobilie als<br />
nachhaltig oder nicht-nachhaltig bezeichnen<br />
Wenn wir jetzt über konkrete Maßnahmen<br />
sprechen, verfügen wir bereits über die<br />
richtigen Tools oder sind weitere Innovationen<br />
gefragt?<br />
Csiszar: Ich glaube zuerst muss einem mal<br />
bewusst werden, was für einen Energieverbrauch<br />
ein Gebäude tatsächlich hat,<br />
welche Energieträger eingesetzt werden<br />
und in weiterer Folge, wie man darauf<br />
basierend Probleme substituieren kann.<br />
Alles andere leitet sich davon ab. Hat man<br />
beispielsweise einen hohen Primärenergiebedarf<br />
könnte man sich die Fassade<br />
oder die Gebäudetechnik anschauen. Oder<br />
wenn auf dem Dach Platz ist, eine Photovoltaikanlage<br />
realisieren. Was ich sagen<br />
will: Verschiedene Maßnahmen leiten sich<br />
primär aus der Strategie für ein Objekt<br />
ab. Für ein Quartier gilt das natürlich im<br />
übergeordneten Sinn.<br />
Wir brauchen also eine große Strategie,<br />
ebenso wie eine für jedes einzelne<br />
Gebäude.<br />
Csiszar: Das ist auf jeden Fall eines der<br />
wesentlichsten Themen, dass man weiß, wo<br />
man ansetzen muss und versteht, wie man<br />
sich verbessern kann. Macht man das greifbar,<br />
so kann man in weiterer Folge gute Strategien<br />
entwickeln.<br />
Labugger: Ich glaube, dass wir das technische<br />
und inhaltliche Wissen bereits haben. Und<br />
auch die Möglichkeiten und Lösungen liegen<br />
auf dem Tisch. Ich glaube, dass die Rahmenbedingungen<br />
etwas unterstützender sein könnten,<br />
um es technisch machbarer zu machen,<br />
regenerative Energien mehr zu nützen.<br />
Von Umsatzsteuer bis Immobilienertragsteuer.<br />
Einfach Steuerberatung vom Feinsten.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
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133
ImFokus<br />
Deinhammer: Ich sehe das auch so. Wir wissen<br />
genau, was wir zu tun haben. Aber die Möglichkeiten<br />
sollten genau auf ihre Zukunftstauglichkeit<br />
geprüft werden. Dazu fallen mir<br />
zwei Beispiele ein: aktuelle und vor allem<br />
kommende Deponieverbote (für die meisten<br />
mineralischen Baustoffe) und Wärmedämm-<br />
Verbundsysteme. Was mir etwas fehlt, ist der<br />
Mut zur Lücke. Ich wäre für die Einführung<br />
des Muts in der integralen Planung.<br />
Höhne: Auch ich glaube, dass wir zu 95 Prozent<br />
alles haben, was wir brauchen. Aber es gibt für<br />
nichts die standardisierte Lösung. Es ist immer<br />
ein Zusammenspiel der unterschiedlichsten<br />
Faktoren. Gefragt ist der Mut, und auch der<br />
Anreiz, andere Wege zu gehen. Denn sprechen<br />
wir von den normmäßigen Auslegungen der<br />
Gebäudetechnik, die heute gefordert werden,<br />
so sind diese im Betrieb oft wenig wirtschaftlich.<br />
Und wieso weichen Planer nicht davon<br />
ab? Weil sie sich nicht unnötig in die Haftung<br />
begeben wollen und auch weil die Auftraggeber<br />
sich nicht trauen abzuweichen, und auch<br />
keine Anreize vorliegen.<br />
Sie fordern Anreize dafür, mutig zu sein?<br />
Höhne: Es muss ein völliges Umdenken<br />
stattfinden. Wenn Sie fragen, wo wir<br />
etwas erfinden müssen: Wo ich derzeit<br />
die größte Lücke sehe, ist bei allem,<br />
was hoch energieintensiv ist. Da haben<br />
wir keine Lösungen. Wir sprechen über<br />
Wohnen und Büro, aber schauen wir uns<br />
mal die Industrie-Quartiere an. Da wird<br />
Wärme rausgeblasen und Warmwasser<br />
abgelassen, ohne es zu nutzen. Wir müssen<br />
mehr Synergien unter den verschiedenen<br />
Nutzungsarten unterbringen. Und was wir<br />
schon seit Jahren fordern: mehr Mischnutzungen<br />
realisieren.<br />
Deinhammer: Genau. Wir brauchen Mut<br />
zur Synergie. Auch ich verstehe überhaupt<br />
nicht, wieso in Industriegebieten nicht die<br />
Abwärme standardmäßig genutzt wird. Mein<br />
Doktorvater hat immer gesagt: Die Industrie<br />
ist der Abfahrtslauf der Architektur. Ich widerspreche<br />
ihm nur ungern. Das ist vielleicht<br />
der Grund, wieso dieses Thema sträflich<br />
vernachlässigt wurde.<br />
Höhne: Wichtig wäre es auch, dass sich die<br />
Energieversorger ein stückweit von ihren<br />
hohen Rössern begeben und mit uns auf Augenhöhe<br />
diskutieren und auch etwas flexibler<br />
sind. Es kann ja nicht sein, dass die Anschlusskosten<br />
verdreifacht werden, wenn ich sage,<br />
dass ich weniger Fernwärme brauche, weil ich<br />
mich an regenerativen Quellen bediene.<br />
Weil wir vorhin den Bestand angesprochen<br />
haben, wie schaut es mit den klassischen<br />
Wiener Zinshäusern aus?<br />
Labugger: Beim Zinshausbestand hat man<br />
wirklich eingeschränkte Möglichkeiten. Das<br />
muss man schon ehrlich sagen. Da kann man<br />
nicht einfach eine Dämmung draufgeben und<br />
sagen: Jetzt habe ich das Gebäude energieeffizient<br />
gemacht. Vor allem bei wirklich schönen<br />
Häusern. Sie prägen die Identität der Stadt<br />
und sind daher schützenswert. Da muss man<br />
andere Möglichkeiten schaffen.<br />
Welche zum Beispiel?<br />
Labugger: Bei einem alten Zinshaus muss<br />
man zur Kenntnis nehmen, dass man nicht<br />
134 ImmoFokus
dieselben Umnutzungsmöglichkeiten hat<br />
wie bei neuen Gebäuden. Ich glaube, da<br />
sollte man den Schwerpunkt wirklich auf die<br />
energetische Nutzung legen. Es geht darum,<br />
den Verbrauch, den so ein Gebäude hat, so zu<br />
optimieren, dass es auch einen Beitrag leisten<br />
kann.<br />
Deinhammer: Es kommt auch darauf an, aus<br />
welcher Epoche ein Haus kommt. Bei einem<br />
qualitativen Gründerzeitbau sollten etwa die<br />
Fenster und Türen ausgetauscht, die oberste<br />
Geschossdecke sowie die Feuermauer<br />
gedämmt und vielleicht auch noch nach<br />
unten weggedämmt werden. Bringt man<br />
darüber hinaus einen Thermoputz auf, hat<br />
man schon sehr viel gewonnen. Interessant<br />
wird es bei den Gebäuden, die ab den Neunzigerjahren<br />
errichtet wurden. Da stellt sich<br />
noch die Kostenfrage: Was macht man mit<br />
den freigewordenen Materialien, die nicht<br />
getrennt werden können?<br />
Höhne: Es gibt viele gute Beispiele, auch in<br />
Wien, wie man Städte nachverdichten kann.<br />
Das sind dann oft vom Grün her attraktive<br />
Quartiere, aber es gibt da kaum Mischnutzungen.<br />
Und auch auf die Erdgeschosszonen<br />
wird oft vergessen. Schaut man sich die großen<br />
Bestandshalter an, die solche Siedlungen<br />
haben, hat man den Eindruck, dass der<br />
Fokus auf der energetischen Sanierung liegt.<br />
Da werden viele Chancen liegen gelassen.<br />
Labugger: Da kann ich nur zustimmen. Man<br />
muss in solche Quartiere beziehungsweise<br />
Stadtteile einen Nutzungsmix reinbringen<br />
und Monokulturen vermeiden. Die Quartierszertifizierung<br />
verlangt sogar, dass ein<br />
Mindestmaß an erwerbswirtschaftlicher<br />
Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden<br />
muss.<br />
Wird bei der Stadt- und Quartiersplanung<br />
noch immer zu sehr in Nutzungskategorien<br />
gedacht?<br />
Csiszar: Bis zu einem gewissen Grad ist das<br />
wahrscheinlich so. Aus diesem Trott müssen<br />
wir schön langsam rauskommen und uns in<br />
eine Richtung bewegen, in der ganzheitlicher<br />
und einheitlicher gedacht wird. Wir sind<br />
Ingenieure und haben einen ingenieurwissenschaftlichen<br />
Anspruch. Da kann es doch nicht<br />
nur sein, dass man immer auf die einfachsten<br />
Lösungen zurückgreift. Es kann durchaus<br />
etwas herausfordernder sein, um nachhaltige-<br />
Veränderungen zu bewirken.<br />
Welche Best-Practice-Beispiele fallen<br />
Ihnen ein?<br />
Labugger: Ein Vorzeigebeispiel in Wien ist<br />
sicherlich das Viertel Zwei. Dort hat man<br />
versucht, alles was wir hier besprechen zu<br />
realisieren. Das Viertel Zwei zeigt: Die Möglichkeiten,<br />
um ein zukunftsfähiges Quartier zu<br />
schaffen, bestehen bereits. Man muss sie nur<br />
nutzen.<br />
Von Grunderwerbsteuer bis Immobilienfonds.<br />
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135
ImFokus<br />
Csiszar: Am Viertel Zwei, an dem CBRE in<br />
der Verwaltung auch beteiligt ist, sieht man<br />
wirklich was alles funktionieren kann, wenn<br />
es jemanden gibt, der dahinter steht und wenn<br />
auch die Rahmenbedingungen passen.<br />
Höhne: Im Viertel Zwei gibt es einen Eigentümer,<br />
der eine Vision hatte, die er bis ins letzte<br />
verwirklicht sehen wollte, und der weiterhin<br />
daran arbeitet, dass sie weitergetragen wird.<br />
Deinhammer: Was meiner Meinung nach<br />
beim Viertel Zwei ein Erfolgsfaktor gewesen<br />
ist: Der Grünraum wurde in einem geplant.<br />
Und darin stehen die verschiedenen Architekturen.<br />
Meistens ist es ja genau andersrum: der<br />
Grünraum ist eher ein Fleckerlteppich oder<br />
eine Restplatznutzung zwischen den einzelnen<br />
Gebäuden. Was mir auch sehr gefällt ist,<br />
dass man sich am Nordbahnhof getraut hat,<br />
an den Rändern höher zu bauen, um dafür auf<br />
der inneren Fläche diese Wildnis entstehen<br />
zu lassen. Denn je mehr Menschen auf engem<br />
Raum wohnen, desto mehr Freiräume müssen<br />
ihnen zur Verfügung gestellt werden.<br />
Wird eigentlich auch Unvorhersehbares<br />
in den Prognosen beziehungsweise im<br />
Risikomanagement berücksichtigt? Man<br />
geht ja offenbar davon aus, dass es in<br />
Wien künftig genug Wasser geben wird<br />
für Dächer, Bewässerungssysteme und<br />
dergleichen…<br />
Csiszar: Das ist sicher in Österreich eine spannende<br />
Diskussion. Man hat ja schon gesehen,<br />
dass diesen Sommer aufgrund des Ausbleibens<br />
der Schneeschmelze Wasserkraftwerke<br />
abgeschaltet worden sind. Im Umkehrschluss<br />
werden wir uns auch bei Gebäuden die Frage<br />
stellen müssen, wie diese sinnvollerweise<br />
Wasser speichern können?<br />
Höhne: Viele haben bereits erkannt, dass<br />
man einerseits bei Starkregenereignissen<br />
Retentionsflächen benötigt, damit die Stadt<br />
nicht überflutet wird. Aber andererseits wird<br />
von diesen Niederschlägen noch viel zu wenig<br />
für eine spätere Nutzung gespeichert. Dazu<br />
kommt, dass die Möglichkeiten, die uns der<br />
Gesetzgeber bei der Grauwassernutzung<br />
einräumt, sehr beschränkt sind.<br />
Kürzlich war in den Medien am Beispiel<br />
Florida, wo unter anderem Hurrikane<br />
regelmäßig große Verwüstungen anrichten,<br />
zu erfahren, wie der Klimawandel den<br />
Immobilienmarkt gefährdet. Dort weigern<br />
sich private Versicherungen und Kreditgeber,<br />
Polizzen und Kredite zu vergeben. Die<br />
Folge: Häuser verlieren an Wert. Werden<br />
wir ähnliches auch in Österreich sehen?<br />
Csiszar: Ich glaube schon, dass der Klimawandel<br />
noch massivere Auswirkungen<br />
haben wird. Man muss sich nur Überflutungszonen<br />
anschauen, die in der Vergangenheit<br />
relativ stark bebaut worden sind,<br />
weil sich keiner über mögliche Gefahren<br />
Gedanken gemacht hat. Ich glaube, dass<br />
sich damit auch Banken und Versicherungen<br />
beschäftigen werden.<br />
Labugger: Man muss wirklich bei jeder<br />
Immobilie eine Risikoanalyse machen. Und ich<br />
kenne Fälle aus der Praxis, bei denen angesichts<br />
erhöhter Klimarisiken nicht investiert wurde.<br />
Künftig könnten beispielsweise Gebirgsstandorte<br />
nicht mehr bebaubar sein. Man wird auch<br />
136 ImmoFokus
„Insgesamt stehen wir ganz<br />
am Anfang und müssen viel<br />
schneller Maßnahmen gegen<br />
den Klimawandel setzen.“<br />
Michael Csiszar<br />
CBRE<br />
zur Kenntnis nehmen müssen, dass etwa Hotels<br />
in Lawinengebieten nicht taxonomiefähig sind.<br />
In der Vergangenheit ging es oft nur darum,<br />
schneller oder billiger als andere zu sein.<br />
„Die große Herausforderung<br />
ist, jene zu erreichen, die<br />
noch nicht den Druck der<br />
Taxonomie spüren.“<br />
Marc Guido Höhne,<br />
Delta Projectconsult<br />
Höhne: Ich glaube, dass wir solche Auswirkungen<br />
auf den Immobilienmarkt eher im<br />
ländlichen Raum sehen werden, weniger im<br />
städtischen. Dazu kommt, dass bei uns auch die<br />
Bausubstanz eine andere ist als in den USA.<br />
Haben wir eigentlich realistische Chancen,<br />
dem Klimawandel entgegenzutreten? Wie<br />
optimistisch sind Sie?<br />
Höhne: Es gibt natürlich Momente, die einen<br />
weniger optimistisch stimmen, etwa wenn<br />
von kapitalstarken Investoren zu hören ist:<br />
Wir machen dann Nachhaltigkeit, wenn<br />
wir dazu gezwungen werden. Aber auch<br />
wenn einige das Thema aufschieben oder<br />
relativieren, sehe ich grundsätzlich viel<br />
Aufbruchstimmung. Im Übrigen auch hier in<br />
der Diskussionsrunde.<br />
Csiszar: Ich mache auch Aufbruchstimmung<br />
aus. Und nicht von der Hand zu weisen ist,<br />
dass das Thema Nachhaltigkeit durch die<br />
immer präsenteren Folgen des Klimawandels<br />
mehr und mehr beflügelt wird. Schön ist<br />
auch, dass in der Bau- und Immobilienbranche<br />
immer mehr das Gespräch unter den<br />
unterschiedlichen Beteiligten gesucht wird.<br />
Labugger: Ich bin ebenfalls optimistisch.<br />
Vor allem weil es mit der Taxonomie<br />
gelungen ist, den Nachhaltigkeits- mit dem<br />
ökonomischen Aspekt in Verbindung zu<br />
bringen. Dass das so gut klappt, hätte ich<br />
nicht vermutet. Aufbruchstimmung kann<br />
in der Branche nicht geleugnet werden. Wir<br />
betreuen gerade ein Projekt in Deutschland,<br />
bei dem, ähnlich wie beim Viertel Zwei, mehr<br />
gemacht wird als notwendig ist und nicht<br />
einfach irgendetwas hingestellt wird.<br />
In den letzten zwei, drei Jahren ist wirklich<br />
eine komplette Umkehr in der Herangehensweise<br />
an Projekte zu erkennen. Das begeistert<br />
mich schon<br />
Deinhammer: Ich bin grundsätzlich ein<br />
sehr positiver Mensch. Mein Eindruck<br />
ist: Geht es um unseren Lebensraum, so<br />
kommt schnell Fragen auf, wie geht das<br />
überhaupt, wie weit kann ich bestimmte<br />
Grenzen verschieben? Ich finde wir haben<br />
schon viel erreicht, indem wir uns mit dem<br />
Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit<br />
verstärkt auseinandersetzen. Noch dazu<br />
stehen wir auf der richtigen Seite der<br />
Geschichte. <br />
Vom Bauherren- bis zum Vorsorgemodell.<br />
Einfach Steuerberatung vom Feinsten.<br />
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137
ImFokus<br />
Kooperation<br />
auf der Baustelle<br />
Allianzverträge. Allianzverträge werden als Gamechanger für eine erfolgreichere Baustellenabwicklung<br />
gehandelt. Drei Profis diskutierten beim Round Table über Erfahrungen, warum nicht jedes Projekt dafür<br />
geeignet ist und warum es kompetente Bauherren braucht.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
M<br />
iteinander statt gegeneinander,<br />
Problemlösung statt Schuldzuweisung:<br />
Nach wie vor<br />
werden für die Errichtung von<br />
Bauwerken die klassischen Vertragstypen wie<br />
der Einheitspreisvertrag oder Pauschalpreisvertrag<br />
nach der ÖNORM B2110, ÖNORM B2118 oder<br />
dem ABGB herangezogen. Die Zeit für diese<br />
Verträge läuft immer mehr ab, da diese störanfällig<br />
sind. Die Parteien müssen zum Zeitpunkt<br />
der Auftragserteilung einen fixen Preis nennen,<br />
was sich aufgrund sich ständig ändernder Bau-<br />
preise immer schwieriger gestaltet. Auch sind<br />
zu diesem Zeitpunkt oft Risiken oder Probleme,<br />
die während der Bauvertragsabwicklung entstehen,<br />
nicht bekannt. Der Allianzvertrag holt<br />
Auftraggeber und Auftragnehmer in ein Boot:<br />
Es soll eine gemeinsame Interessenlage nach<br />
dem Grundsatz „Best for Project“ geschaffen<br />
werden. Also ein Bündnis, ein vertraglich geregeltes<br />
Verhältnis zwischen gleichberechtigten<br />
Partnern auf Augenhöhe, die gemeinsam<br />
für das Projekt arbeiten und gemeinsam am<br />
Erfolg bzw. Misserfolg des Projekts partizipieren.<br />
ImmoFokus lud Rechtsanwalt Stephan Heid<br />
von Heid & Partner, Wolfgang Pacher, Geschäftsführer<br />
von Swietelsky Tunnelbau, und Klaus<br />
Trefoniuk, Geschäftszweigleiter/Prokurist von<br />
Life Cycle Solutions, Apleona FMS, ein, bei einem<br />
Round Table ihre Erfahrungen zum Thema Allianzverträge<br />
zu diskutieren.<br />
Alternative Vertragsmodelle<br />
„Vor Jahrzehnten haben sich in Australien und<br />
im gesamten angloamerikanischen Raum die<br />
Baubeteiligten alternative Vertragsmodelle<br />
138 ImmoFokus
„Der Auftraggeber ist direkt<br />
an Prozessen, Ergebnissen,<br />
Problemlösungen beteiligt<br />
und muss Entscheidungen<br />
treffen.“<br />
Klaus Trefoniuk,<br />
Apleona FMS<br />
überlegt“, so Heid. „Jetzt ist diese Entwicklung<br />
endlich im europäischen Raum angekommen.<br />
Wir sehen die ersten Pilotprojekte zu hochrangigen<br />
Infrastrukturprojekten im Kraftwerksbau<br />
und im Verkehrswegebau. Anhand dieser<br />
Erfahrungswerte gilt es jetzt, die Modelle nachzuschärfen,<br />
stellenweise zu verbessern, weiterzuentwickeln<br />
und an die österreichische Baupraxis<br />
anzupassen.“ Dabei verweist Heid auf<br />
ein aktuelles Merkblatt der österreichischen<br />
Bauvereinigung mit dem Titel „Alternative<br />
Vertragsmodelle“. „Es zeigt die stufenweise<br />
Modellierung unterschiedlicher Vergabe- und<br />
Vertragsmodelle, vom klassischen ÖNORM-<br />
Vertrag bis hin zum Allianzvertrag“, so der<br />
Rechtsanwalt. „Man kann heute noch nicht<br />
häufig sagen, das ist ein reiner Allianzvertrag,<br />
es gibt auch Mischformen.“<br />
Harmonisierung der Ziele<br />
Pacher ergänzt, dass auch herkömmliche<br />
Einheitspreisverträge vom Allianzgedanken<br />
getragen werden können. „Es ist jedoch nicht<br />
unbedingt die beste Variante, weil ein wesentlicher<br />
Punkt, also die Harmonisierung der<br />
Ziele, fehlt“, so Pacher. „Die Abwicklung des<br />
Einheitspreisvertrags zeigt, dass das Gelingen<br />
eines Projekts von beiden Vertragspartnern<br />
unterschiedlich gesehen werden kann.“ Bezeichnet<br />
der Auftragnehmer das Projekt als<br />
gelungen, heißt das nicht, dass es der Auftraggeber<br />
auch so sieht und umgekehrt. Dies führt<br />
zu unbefriedigenden Situationen für beide<br />
Vertragspartner, so Pacher weiter. „Der Allianzvertrag<br />
könnte da einen Ausweg bieten.“<br />
Trefoniuk bringt ein praktisches Beispiel:<br />
„Wir haben im Sommer mit Strabag und Porr<br />
gemeinsam die Errichtung des Bauteils ‚House<br />
of Science and Engineering‘ der FH Campus<br />
Wien mit einem Allianzvertrag abgeschlossen.<br />
Beim Ausschreibungsverfahren ‚House of<br />
Health‘ waren wir im Vergabeprozess dabei,<br />
sind aber nicht zum Zug gekommen. Beim<br />
Allianzvertrag ist der Auftraggeber stärker<br />
gefordert, er muss viel Know-how und Erfahrung<br />
mitbringen.“ Damit wird auch klar, dass<br />
ein Allianzmodell nicht für jeden Auftraggeber<br />
passt. „Der Auftraggeber muss gut aufgestellt<br />
sein“, so Trefoniuk. „Er will ja partizipieren an<br />
Prozessen, Ergebnissen, Problemlösung, das<br />
heißt, er muss Entscheidungen treffen. Und<br />
das ist gleichzeitig der große Vorteil: Man<br />
kommt schnell zu Entscheidungen, weil der<br />
Auftraggeber tiefer ins Projekt einsteigt und<br />
sich mit dem Auftragnehmer im Sinne des<br />
„Best for Project“-Gedankens auf ein Packerl<br />
haut.“<br />
Die Besonderheit eines echten Allianzvertrags<br />
ist, dass man gemeinsam ein Projekt<br />
auf Zeit realisiert. „Es gibt als wesentlichen<br />
Vertragsbestandteil die Bonus-Malus-Regel“,<br />
ergänzt Pacher. „Beide Parteien haben hier<br />
neben Sicherheit, Qualität und Termin ein<br />
gemeinsames Ziel, die Zielkostenunterschreitung,<br />
welche dann aufgeteilt wird.<br />
Dies ist bei herkömmlichen Verträgen nicht<br />
der Fall. Dazu übernimmt der Allianzvertrag<br />
die üblichen Auftraggeber- und Auftragnehmerrisiken<br />
inklusive Risikogelder in die<br />
gemeinsame Sphäre und „belohnt“ somit die<br />
bestmöglichen Entscheidungen im Sinne der<br />
Projektziele. Das ist der wesentliche Unterschied<br />
in der Struktur des Vertrags.“ Zu diesem<br />
Vertragsmodell braucht es jedoch auch<br />
eine passende Projektkultur, die Beteiligten<br />
brauchen den Sachverstand, um mit einem<br />
Open-Book-Modell umzugehen. „Es werden<br />
die tatsächlichen Baukosten offengelegt, die<br />
der Bauunternehmer auf jeden Fall vergütet<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
139
ImFokus<br />
„Projektteams bei einem<br />
Allianzvertrag haben die<br />
Fähigkeit, aus einem Me-<br />
Projekt ein We-Projekt zu<br />
machen.“<br />
Stephan Heid,<br />
Heid&Partner<br />
erhält – das ist seine Sicherheit“, so Pacher.<br />
Der Auftraggeber erhält dazu sowohl Einsicht<br />
als auch Mitbestimmungsrecht bei allen kostenrelevanten<br />
Entscheidungen von Lieferanten<br />
über Subunternehmer bis hin zu den Löhnen.<br />
Diese muss der Auftraggeber verstehen<br />
und prüfen können.“ Die große Stärke des Allianzvertrags<br />
ist der projektpartnerschaftliche<br />
Ansatz, wie mit schwierigen Situationen<br />
umgegangen wird – wenn sich beispielsweise<br />
die Bodenverhältnisse oder die Tragfähigkeit<br />
von Strukturen im Bestand verändern etc.<br />
„Dann schafft es der Allianzvertrag, dass sich<br />
alle an einen Tisch setzen, um die technisch<br />
beste Lösung zu realisieren“, so Pacher. „Und<br />
die Lösungskompetenz aller Allianzpartner<br />
wird gefordert.“<br />
Risksharing sinnvoll aufsetzen<br />
Damit wird klar: Projekte, Bauherren, finanzielles<br />
Volumen müssen für einen Allianzvertrag<br />
passen, was in der Vergabe ein höherer<br />
Aufwand bedeutet. „Ein gewisses finanzielles<br />
Volumen braucht es, um Mehrkosten im Prozess<br />
abbilden zu können und ein Risksharing<br />
sinnvoll aufsetzen zu können“, so Heid. „Vor<br />
allem bei Projekten, die eine gewisse technische<br />
Komplexität und hohe Abweichungswahrscheinlichkeit<br />
haben.“<br />
Trefoniuk ergänzt, dass Lean Management und<br />
BIM einen zusätzlichen positiven Impact auf<br />
Zusammenarbeit und Prozessoptimierung in<br />
den Phasen Planung und Ausführung bieten.<br />
Finden des Allianzauftragnehmers<br />
Pacher wechselt in der Praxis zwischen Allianzverträgen<br />
und Einheitspreisverträgen hin<br />
und her. „Es ist wichtig, aus alten Mustern<br />
auszubrechen.“ Trefoniuk wirft ein, dass<br />
man sich vorab gut überlegen muss, welcher<br />
Projektleiter zum Auftraggeber passt. „Ideal<br />
wären vorab schon Vorgaben, welche Skills die<br />
Person für das Projekt mitbringen soll.“ Doch<br />
nach welchen Kriterien wird ausgewählt und<br />
wie sieht das vergaberechtlich aus?<br />
„Vergaberechtlich ist es dann sauber gelöst,<br />
wenn neben den harten Fakten auch weiche<br />
Faktoren so dargestellt werden, dass sie für<br />
eine Vergabekontrollbehörde nachvollziehbar<br />
sind“, so Heid. „Wenn man einen Blick in HR-<br />
Abteilungen wirft und sich die Prozesse erläutern<br />
lässt, dann wird man viel wiederfinden,<br />
was auftraggeberseitig zur Bewertung der weichen<br />
Kriterien herangezogen wird. Es geht um<br />
eine Prognose, wie Menschen in der Zukunft<br />
agieren werden, wenn es kritische Situationen<br />
gibt. Eine klassische Methode besteht darin, sie<br />
einer Stresssituation auszusetzen.“ Das ausgewählte<br />
Team des Bieters erhält eine Problemstellung,<br />
die mit einer Vorbereitungszeit von<br />
30 Minuten bis mehrere Stunden gemeinsam<br />
bearbeitet und dann präsentiert werden muss.<br />
Die Bewertungskommission erkennt die Dynamik<br />
des Herangehens an die Lösung, die sie<br />
ins Votum einbeziehen kann. Personalberater<br />
haben entsprechende Erfahrungen bei diesen<br />
Hearings und können die Teamfähigkeit der<br />
Mitglieder und ihre Skills im interdisziplinären<br />
Arbeiten bewerten. Beim Assessment zeigt<br />
sich sofort, ob man eine homogene Gruppe<br />
vor sich hat oder Alpha-Tiere mit divergierenden<br />
Lösungen. Die Ergebnisse sind nicht nur<br />
spannend, sondern auch aussagekräftig für die<br />
zukünftige Auftragsabwicklung.<br />
Schlüsselfaktor Soft-Skill<br />
Pacher ergänzt, dass jemand für ein Allianzprojekt<br />
geeignet ist, wenn er seiner Wahrnehmung<br />
zufolge einen herkömmlichen Einheitspreisvertrag<br />
erfolgreich abgewickelt hat und<br />
auch sein Vertragspartner das so sieht. „Das<br />
wäre die erste Bedingung. Die zweite Voraussetzung<br />
wäre ein nicht erfolgreich abgewickeltes<br />
Einheitspreismodell, dann weiß er, was er<br />
nicht mehr will und wie man das bei einem geeigneten<br />
vertraglichen Rahmen zukünftig im<br />
140 ImmoFokus
Sinne des Projekts vermeidet. Trefoniuk wirft<br />
ein, dass die Auswahl des richtigen Partners im<br />
Soft-Skill-Bereich der Schlüsselfaktor für eine<br />
erfolgreiche Projektabwicklung ist. „Es ist wie<br />
überall, schlussendlich sind es die Menschen,<br />
die miteinander tun und können müssen.“<br />
Heid ergänzt, dass die Techniker in Führungspositionen<br />
langjährig im Geschäft sind und<br />
eine gute Einschätzungsgabe für das Vis-à-vis<br />
mitbringen, also auch anhand der Praxis geschult<br />
sind, von Konflikten zu Kompromissen<br />
zu kommen. „Wo es um die Verstärkung der<br />
Objektivierung von Entscheidungsprozessen<br />
geht, wird man externe Experten, wie Personalberater<br />
oder Human-Resources-Manager<br />
hinzuziehen.“<br />
Kein Schönwetterprogramm<br />
Pacher wirft noch einmal ins Rennen, dass<br />
ein gelungenes Projekt kein Schönwetterprogramm<br />
ist. „Bauen ist in Krisensituationen<br />
eine Riesenherausforderung, der Allianzvertrag<br />
gibt uns den Rahmen, dass wir uns nicht<br />
mit einem Rechtfertigungssystem belasten<br />
müssen, sondern nach bestem Wissen und<br />
Gewissen ohne Taktiererei eine Entscheidung<br />
treffen können. Diese Entscheidungen stellen<br />
meistens Kompromisse aus einer Vielzahl<br />
an Optionen dar und können auch weh tun.“<br />
Heid bestätigt, dass in Allianzverträgen harte<br />
Entscheidungen zu treffen sind, sich diese<br />
aber um sachliche Fragen, wie das Projekt aus<br />
technischer Sicht betriebswirtschaftlich und<br />
bauwirtschaftlich am besten gelöst werden<br />
kann, drehen. „Die Energie läuft nicht wie<br />
beim klassischen ÖNORM-Vertrag zu Dokumentation<br />
und Warnschreiben, um dann im<br />
Konfliktfall solitär bestmöglich auszusteigen.“<br />
Das spricht zwangsläufig auch andere Menschen<br />
an, es ist nicht jeder geeignet, Mitglied<br />
eines Projektteams bei einem Allianzvertrag<br />
zu sein. „Das sind Menschen, die die Fähigkeit<br />
haben, aus einem Me-Projekt ein We-Projekt<br />
zu machen, die interdisziplinär in der Gruppe<br />
arbeiten und Gedanken der Schwarmintelligenz<br />
zulassen“, so Heid. Pacher ergänzt, dass<br />
auch im Allianzvertrag, die übliche Routinedokumentation<br />
gepflegt wird, allerdings der<br />
Druck der Stichtagsabrechnung wegfällt. „Die<br />
Qualitätskontrolle und eine zweite Meinung<br />
einer externen örtlichen Bauaufsicht ist nach<br />
wie vor wichtiger Bestandteil des Projekts“, so<br />
Pacher. Alle drei Diskutanten sind sich einig,<br />
dass das Modell des Allianzvertrags besonders<br />
die junge Generation anspricht und damit zum<br />
wesentlichen Aspekt wird, helle Köpfe anzuziehen<br />
und das Arbeitsklima auf der Baustelle<br />
wesentlich zu verbessern.<br />
„Der Allianzvertrag schafft,<br />
dass sich alle an einen Tisch<br />
setzen, um die technisch<br />
beste Lösung zu realisieren.“<br />
Wolfgang Pacher,<br />
Swietelsky Tunnelbau<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
141
ImFokus<br />
Die Basis ist das Produkt<br />
Marketing-Profi. Bernhard Klein, Head of International Marketing & Brand Management bei der Immofinanz,<br />
spricht im Interview unter anderem über die Markenstrategie der Immofinanz, was den Erfolg einer Marke<br />
ausmacht und den Status Quo mit „On Top Living“.<br />
Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />
Was ist überhaupt eine Marke?<br />
Bernhard Klein: Wenn sehr viele Menschen,<br />
also die Masse, wenn man so will, dasselbe<br />
über ein Unternehmen, ein Produkt oder<br />
eine Dienstleistung denken, kann man<br />
von einer Marke sprechen. Das kann<br />
genau so der Dorfbäcker sein, der für seine<br />
hervorragenden Semmeln bekannt ist, wie<br />
ein multinationaler Konzern wie Volvo.<br />
Dass Volvo für Sicherheit steht, weiß man<br />
von Nordschweden bis Südafrika – auch<br />
wenn man noch nie einen gefahren hat. Im<br />
Immobilienbereich kennt man Marken wohl<br />
am ehesten im Hotelsegment. Hilton oder<br />
Motel One sind nur zwei Beispiele. Weniger<br />
bekannt sind sie im Retail- und Bürosektor.<br />
Wie man auch dort eine erfolgreiche Marke<br />
entwickelt, ist genau das, womit wir uns<br />
beschäftigen.<br />
Die Immofinanz fährt ja schon seit längerem<br />
eine Markenstrategie. Wenn ich mich<br />
zurückerinnere, ist das in der Real Estate<br />
Community anfangs nicht durchwegs auf<br />
Verständnis gestoßen…<br />
Festgelegt wurde die Markenstrategie vor<br />
meiner Zeit. Nachdem entschieden wurde,<br />
das Portfolio auf die Assetklassen Retail und<br />
Büro aufzuteilen, entstanden die Office-<br />
Marke myhive sowie die Retail-Pendants<br />
STOP SHOP (Fachmarktzentren) und VIVO!<br />
(Shoppingcenter). Die dazugehörigen<br />
Logos waren schon entwickelt. Gemeinsam<br />
mit meinem Team habe ich mich dann<br />
darangesetzt, diese Marken von Grund auf<br />
aufzubauen.<br />
Wie sind Sie dabei vorgegangen?<br />
Die Basis ist das Produkt. Aber in Wahrheit<br />
ist fast jedes Produkt, außer man redet<br />
wirklich von Semmeln vom Dorfbäcker, viel<br />
zu komplex, als dass von vornherein klar ist,<br />
was man im Marketing in den Vordergrund<br />
stellen soll. Begonnen haben wir daher mit<br />
Markenanalysen. Dabei haben wir ermittelt,<br />
was die sogenannten Markentreiber sind.<br />
Also was die Menschen dazu bringt, gerade<br />
in ein VIVO!-Shoppingcenter zu gehen.<br />
142 ImmoFokus
Dabei kommen auch statistische Analysen<br />
(Regressionsanalysen) zum Einsatz, die Ursache<br />
und Wirkung zusammenbringen. Der<br />
Unterschied zwischen beiden: Die Ursachen<br />
kann ich managen, die Wirkung nicht. Über<br />
allem steht am Ende des Tages das Image,<br />
das von konkreten Ursachen gefüttert wird.<br />
Und diese Ursachen haben wir in der Hand.<br />
Also wieso geht man beispielsweise in ein<br />
STOP-SHOP-Fachmarktzentrum?<br />
Die Standorte unserer STOP-SHOP-Fachmarktzentren<br />
sind kein Zufall. Die Auswahl<br />
erfolgt immer nach dem gleichen Prinzip:<br />
Sie sind von der Stadtgrenze aus – wobei die<br />
jeweilige Stadt mindestens 10.000 Einwohner<br />
haben muss – in drei Minuten mit dem<br />
Auto zu erreichen. Mindestens über eine<br />
Landstraße. Sowie mindestens mit Bus,<br />
Straßenbahn oder Zug. Kurz: Jedes STOP-<br />
SHOP-Fachmarktzentrum muss schnell<br />
erreichbar sein. Darüber hinaus gehören<br />
zu den weiteren Markentreibern von STOP<br />
SHOP günstige Angebote und eine spezifische<br />
Auswahl an Shops.<br />
Sind die Retailer an allen Standorten<br />
dieselben?<br />
Egal von welchem Standort, über welchen<br />
unserer Märkte wir sprechen, über zehn<br />
Prozent wird der Anteil der lokalen Mieter<br />
nie liegen. Weil uns auch die internationalen<br />
Ketten bei der Schaffung neuer Standorte<br />
begleiten. Das hat den angenehmen<br />
Nebeneffekt, dass wir schon mal von Haus<br />
aus eine gewisse Grundauslastung sicherstellen<br />
können.<br />
Eine gewisse Duplizierbarkeit ist sicher<br />
kein Nachteil, wenn es um die Entwicklung<br />
neuer Objekte geht?<br />
Nach innen hat eine Marke natürlich<br />
massive Vorteile. Bei der Entwicklung eines<br />
Bernhard Klein<br />
Bernhard Klein, Absolvent der Hochschule St. Gallen (Executive MBA General Management)<br />
verantwortet als Head of International Marketing & Brand Management seit 2016<br />
die Entwicklung von Retail- und Immobilienmarken in Ost- und Südosteuropa bei der<br />
Immofinanz. Davor leitete er unter anderem die touristische Markenführung der Stadt<br />
Wien in 21 Ländern, die internationale Kommunikation beim Spezialisten für Medizinund<br />
Hygieneprodukte Lohman & Rauscher sowie die Marketingabteilung von Fischer-Ski.<br />
Darüber hinaus ist der allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige<br />
für Marketing und Medienwesen Vortragender an Universitäten und Associate der<br />
Brandmeyer Markenberatung in Hamburg.<br />
neuen Fachmarktzentrums muss man sich<br />
nicht jedes Mal Gedanken darüber machen,<br />
wie die Toilettenanlage oder die Beleuchtung<br />
ausschauen soll. Egal ob STOP SHOP,<br />
VIVO! oder myhive – alle Standorte sind<br />
duplizierbar wie eine McDonalds-Filiale und<br />
können dementsprechend schneller als andere<br />
einschlägige Projekte errichtet werden.<br />
Auch Fehler werden dadurch vermieden.<br />
Dasselbe gilt für die Vermarktung: Wir<br />
wissen genau, worauf es ankommt, was die<br />
Kundschaft hören will, und richten unser<br />
Handeln danach aus.<br />
„Wir wissen genau, worauf es<br />
ankommt, was die Kundschaft hören<br />
will, und richten unser Handeln<br />
danach aus.“<br />
Bernhard Klein,<br />
Immofinanz<br />
Für was steht wiederum die Marke myhive?<br />
Da gibt es den internen Arbeitstitel: Es ist<br />
kein Office für Start-ups, sondern ein Office<br />
für Grown-ups, also erwachsene Unternehmen.<br />
Wir wollen Unternehmen ansprechen,<br />
die in ihrer Entwicklung vielleicht schon<br />
etwas über die Start-up-Phase hinaus sind.<br />
Das spiegelt sich natürlich auch in der<br />
Qualität der Ausstattung und im Platzangebot:<br />
Wir bieten nicht Klapptische auf<br />
zwei Quadratmetern an, sondern Tische<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
143
ImFokus<br />
aus Vollholz auf zwölf Quadratmetern.<br />
Gleichzeitig beschäftigen wir an jedem<br />
Standort Community-Manager, die sich um<br />
die Gemeinschaft vor Ort kümmern und<br />
beispielsweise After-Work-Events, Weiterbildungen<br />
und Vorträge organisieren.<br />
Durch solche Angebote differenzieren wir<br />
uns am Markt sehr gut vom Mitbewerb.<br />
myhive gehört also zum gehobeneren<br />
Segment?<br />
Durchaus. Wir reden aber nicht von Luxury,<br />
sondern sehen uns als Bridge-Marke<br />
zwischen Wework und Luxury. Wie gesagt:<br />
Wir wollen Grown-ups ansprechen, also<br />
Unternehmen, die ihre Geschäftsidee vielleicht<br />
schon weiter vorangetrieben haben<br />
und fünf bis zehn Angestellte beschäftigen.<br />
Sie können ihre Flächen beliebig erweitern<br />
oder, falls es mal nicht so läuft, auch<br />
reduzieren.<br />
myhive steht auch für Flexibilität?<br />
Genau. Dieses Thema ist bekanntlich durch<br />
die Pandemie nochmals befeuert worden.<br />
Auch wir bieten heue etwa noch kurzfristigere<br />
Mietverträge an als zuvor. Flexibilität<br />
ist sicher heute der wichtigste Markentreiber<br />
in der Bewerbung von myhive. Die<br />
Pandemie hat darüber hinaus noch einen<br />
weiteren Aspekt des Office befeuert.<br />
„Die Sehnsucht<br />
nach dem Social-<br />
Office-Life ist<br />
groß. Die Leute<br />
wollen sich wieder<br />
austauschen und<br />
vernetzen.“<br />
Bernhard Klein,<br />
Immofinanz<br />
Der wäre?<br />
Die Rolle als Social Hub. In die Tasten klopfen<br />
sowie E-Mails abarbeiten und Calls erledigen,<br />
das kann man sehr gut von zuhause<br />
aus, wie wir in den letzten beiden Jahren<br />
alle gesehen haben. Aber den Austausch<br />
mit den Kollegen, das schafft man halt nicht<br />
nur von zuhause aus. Wir haben es auch in<br />
unseren myhive-Standorten gesehen: Die<br />
Sehnsucht nach dem Social-Office-Life ist<br />
groß. Die Leute wollen sich wieder austauschen<br />
und vernetzen. Vielleicht nicht fünf<br />
Tage die Woche, aber drei oder vier.<br />
Wie man hört, reservieren immer mehr Büroentwickler<br />
bei neuen Projekten Flächen,<br />
die flexibel vermietet werden und auch<br />
für eine entsprechende Auslastung ihrer<br />
Objekte sorgen. Nimmt insgesamt Ihre<br />
Konkurrenz von verschiedenen Seiten zu?<br />
Jein. Zwar wächst hier wie da das Angebot<br />
an flexibel anmietbaren Flächen, sich am<br />
Markt erfolgreich zu positionieren, ist<br />
aber nicht so einfach. Es geht ja nicht nur<br />
darum, Flächen anzubieten, sondern auch<br />
die Vernetzung der Mieter untereinander zu<br />
fördern. Dass myhive in der Ungargasse, der<br />
Standort, an dem wir uns gerade befinden,<br />
unmittelbar nach dem Aufsperren mehr<br />
oder weniger „fully leased“ war, zeigt die<br />
Strahlkraft, die die Marke mittlerweile<br />
erreicht hat.<br />
Bei einer neuen Marke der Immofinanz,<br />
die kürzlich offiziell vorgestellt wurde – On<br />
Top Living – kann ich mir vorstellen, dass<br />
der Aufbau etwas schwieriger sein könnte.<br />
Mit „Wohnen über dem Fachmarktzentrum“<br />
wird wohl so mancher in erster Linie<br />
eine Lage im Gewerbegebiet vor einer<br />
Stadt verbinden. Erlauben Sie mir die<br />
etwas überspitzte Formulierung: „Wohnen<br />
beim Kreisverkehr“…<br />
Also der USP Living ist einerseits günstiges<br />
und andererseits nachhaltiges Wohnen.<br />
Also wir reden hier einerseits von einer<br />
gewissen Basismiete, die nicht überschritten<br />
werden darf. Und andererseits von<br />
Holzmodulbau.<br />
Bei der Bilanzpressekonferenz im April<br />
wurde ja vom Management (Ex-COO<br />
Dietmar Reindl, Anm.) bestätigt, dass<br />
die Miete von maximal zehn Euro pro<br />
Quadratmeter mehr oder weniger in Stein<br />
gemeißelt ist...<br />
Genau. Dennoch soll „On Top Living“ nicht<br />
als Billigmarke positioniert werden. Der<br />
„Smart Living“-Aspekt gefällt uns besser.<br />
Erlauben Sie mir ein Beispiel aus der<br />
Automobil-Welt. Fährt man heute einen<br />
Skoda, gilt das nicht als „billig“ oder gar<br />
„peinlich“, sondern als „smart“. So oder so<br />
hilft eine gewisse Duplizierbarkeit dabei,<br />
Kosten zu sparen. Für mich ist es ohnehin<br />
schwer zu verstehen, wieso man in der<br />
Immobilienbranche jedes Wohnprojekt so<br />
144 ImmoFokus
Wäre es eigentlich auch möglich, bestehende<br />
Fachmarktzentren zu „adaptieren“?<br />
Wenn ja, bei laufendem Betrieb oder<br />
müsste man sie während der Arbeiten<br />
zumindest vorübergehend schließen?<br />
Wir haben ein System entwickelt, bei<br />
dem der betreffende Retail Park während<br />
der laufenden Bauarbeiten offen bleiben<br />
könnte. Nehmen wir als Beispiel ein Objekt<br />
in I-Form – die Objekte werden ja in I-, U-<br />
und L-Form realisiert. Da würde im hinteren<br />
Teil eine Art Brücke errichtet werden. Auf<br />
diesen Brückensockel würden die Module<br />
draufgestellt werden. Der laufende Betrieb<br />
wäre dadurch nicht beeinträchtigt. Die<br />
Kunden würden die Arbeiten großteils nicht<br />
wahrnehmen – auch weil beispielsweise<br />
Baumaterialien et cetera auf der Rückseite<br />
angeliefert werden würden.<br />
„Für mich ist es ohnehin schwer<br />
zu verstehen, wieso man in<br />
der Immobilienbranche jedes<br />
Wohnprojekt so angeht, als ob es zum<br />
ersten Mal gebaut würde.“<br />
Bernhard Klein,<br />
Immofinanz<br />
Wie schaut es mit Garagenplätzen aus?<br />
Es werden Außenparkplätze realisiert. Die<br />
sind schon da beziehungsweise bei neuen<br />
STOP-SHOP-Retail-Parks ohnehin Teil des<br />
Konzepts, wodurch eine gewisse Grundvoraussetzung<br />
abgedeckt wird.<br />
Bedeutet On Top Living einen Rückschritt<br />
in der Strategie beziehungsweise die<br />
Rückkehr zum Wohnsegment, das man ja<br />
mit dem Buwog-Spin-off 2014 abgegeben<br />
hatte? Damals waren ja Pure-Play-Portfolios<br />
en vogue…<br />
Wir sehen das etwas anders: Mit On Top<br />
Living gehen wir nicht erneut direkt in<br />
den Residential-Sektor rein, sondern in die<br />
Zweitnutzung unserer STOP-SHOP-Retail-<br />
Parks.<br />
angeht, als ob es zum ersten Mal gebaut<br />
würde. Das Prinzip des Duplizierens versuchen<br />
wir jedenfalls auch bei On Top Living<br />
umzusetzen.<br />
Wie ist die Idee eigentlich entstanden?<br />
Der Ausgangspunkt war ein intensiver<br />
Nachdenkprozess über die Zweitnutzung<br />
unserer bestehenden Immobilien. Da<br />
dachten wir etwa an Sachen wie Windparks<br />
auf unseren unbebauten Grundstücken oder<br />
Solardächer auf Bestandsgebäuden. Da ist<br />
dann irgendwann die Idee entstanden, Wohnungen<br />
auf Fachmarktzentren beziehungsweise<br />
unsere STOP-SHOP-Retail-Parks<br />
draufzusetzen. Die Idee ist ja in Wahrheit<br />
sehr simpel. Aber bis zu den ersten Renderings<br />
hat sich keiner vorstellen können, wie<br />
das Ganze ausschauen könnte.<br />
Gehe ich richtig davon aus, dass On Top<br />
Living bei neuen Märkten umgesetzt wird?<br />
Genau. Wir bauen jetzt einen Piloten, in<br />
Simmering. Danach schauen wir weiter. Wir<br />
haben gerade in der Triester Straße einen<br />
Mockup-Room gebaut. Um auch ein Gefühl<br />
dafür zu bekommen, ob das Ganze funktionieren<br />
wird.<br />
Viele Experten, die ich in den vergangenen<br />
Wochen und Monaten darauf angesprochen<br />
habe, sind jedenfalls von On Top<br />
Living begeistert. International gebe es<br />
nichts Vergleichbares, so der Grundtenor…<br />
Uns ist auch nichts bekannt – zumindest in<br />
großem Stil. Ideal wäre es, On Top Living als<br />
Franchise zu betreiben. Die Wohnmodule<br />
müssen ja nicht zwangsweise auf einem<br />
STOP-SHOP-Retail-Park stehen, sondern<br />
könnten beispielsweise auch auf Hoferoder<br />
Billa-Märkte draufgesetzt werden. Vor<br />
allem am Land gibt es ja genügend freistehende<br />
Gewerbeimmobilien, wo das Konzept<br />
umgesetzt werden könnte.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
145
ImFokus<br />
Metaverse<br />
Digitaler Immobilienkauf. Real-Estate-Verkäufe erreichten im Metaverse 2021 ein<br />
Verkaufsvolumen von 500 Millionen US-Dollar. <strong>2022</strong> könnte sich der Wert verdoppeln.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
F<br />
irmen investieren massiv in Metaverse-Grundstücke<br />
und planen<br />
Präsenzen wie virtuelle Gebäude.<br />
Dabei geht es um richtig viel Geld.<br />
Ein paar Zahlen gefällig? Ein digitales Grundstück<br />
wird im Metaverse um 2,34 Millionen US-Dollar<br />
verkauft, also um mehr, als ein Apartment in<br />
New York City kostet. Der italienische Fußballer<br />
Marco Verratti kaufte ein virtuelle Privatinsel – um<br />
120.000 US-Dollar. Dubai plant bis 2030 vier<br />
Milliarden Euro im Metaverse zu investieren,<br />
Seoul kündigte ein Investment von 3,3 Milliarden<br />
Dollar bis 2030 an.<br />
Das Metaverse ist ein Netzwerk von 3D-Welten,<br />
wo Menschen mit ihrer digitalen Identität<br />
in virtuellen Gebäuden miteinander interagieren,<br />
einkaufen, arbeiten, lernen, spielen und<br />
sich unterhalten. Manch einen mag das an<br />
den Film Matrix erinnern. Sehen wir uns das<br />
Beispiel Seoul an: Die Hauptstadt Südkoreas<br />
möchte seinen Bürgern und Unternehmen<br />
ein zweites Leben im Metaverse ermöglichen.<br />
Es soll ein Rundumerlebnis von Kultur bis<br />
Shopping im Metaverse möglich sein, wobei<br />
der Fokus auf digitalem Kommerz und einer<br />
leichten Zugänglichkeit für Unternehmen und<br />
Bürger liegt. In anderen Worten: Es wird ein attraktives<br />
Umfeld für Unternehmen geschaffen,<br />
die sich dort präsentieren, aber auch Erlebnisse<br />
bieten können. Erstellt werden digitale Zwillinge<br />
zur Optimierung der Stadtentwicklung.<br />
Hohe Investitionen<br />
Die Namen der Firmen, die im Metaverse investieren,<br />
lesen sich wie das Who is who der<br />
Markenwelt. Hier sollen nur einige genannt<br />
werden: Samsung, Forever21, Philipp Plein,<br />
adidas, Warner Music, Binance … Die Firmen<br />
verwenden Metaverse-Stores als digitale<br />
Foto: Adobe Stock<br />
146 ImmoFokus
Die Metaverse-Liegenschaft vs. Immobilien Tokenisation<br />
Metaverse-Liegenschaft<br />
Rein digitales Asset<br />
Alternatives Produkt zum kl.<br />
Immobilienmarkt<br />
Legal Implications<br />
Übertragung von rechtlichen<br />
Fragestellungen in eine digitale<br />
Umgebung<br />
Generelle Anwendbarkeit von<br />
bestehenden Bestimmungen? -<br />
Jurisdiktion?<br />
Geltendmachung von<br />
Ausschließlichkeitsrechten? -<br />
Schaffung von Eigentum?<br />
vs.<br />
Buy LAND<br />
Immobilien Tokenisation<br />
Reales Asset mit gesteigerter<br />
Handelbarkeit durch Tokenisierung<br />
Digitalisierung des bisherigen Angebots<br />
Legal Implications<br />
Direkte vs. indirekte Tokenisierung<br />
Aufsichtsrechtliche Fragestellungen -<br />
potenzielle Schaffung eines regulierten<br />
Finanzproduktes<br />
Aushebelungder Sicherheiten des<br />
Grundbuchs<br />
Umgehung des SachenR durch reine<br />
schuldR Ansprüche<br />
Schaufenster, präsentieren neue Modelle in<br />
ihren Flagship-Stores und kombinieren dort<br />
geschickt Erlebnisse mit Produktpräsentationen.<br />
Das lassen sich die Firmen durchaus eine<br />
Menge Geld kosten.<br />
Potenziale einer Liegenschaft<br />
Die Firmen sehen große Potenziale in einer<br />
Metaverse-Liegenschaft. Einerseits ist sie ein<br />
Investment, andererseits eine Bebauungsmöglichkeit<br />
bzw. eine Immobilienentwicklung.<br />
Weiteres Potenzial steckt in der Vermietung<br />
des Grundstücks bzw. der Immobilie. Eine<br />
Vermietung ist eine vorübergehende Überlassung<br />
des (ausschließlichen) Nutzungsrechts.<br />
Die Vermietung kann ohne Transfer des<br />
NFTs durch Smart Contracts geregelt werden.<br />
Kurz zur Erklärung: Ein Non-Fungible Token<br />
(NFT) ist ein „kryptografisch eindeutiges, unteilbares,<br />
unersetzbares und überprüfbares<br />
Token, das einen bestimmten Gegenstand, sei<br />
er digital oder physisch, in einer Blockchain<br />
repräsentiert“. Eine zweite Möglichkeit ist die<br />
tatsächliche Übertragung des NFTs auf eine<br />
Wallet, unter Vereinbarung einer Rückübertragungspflicht.<br />
Und da fangen die rechtlichen<br />
Fragestellungen bereits an: Handelt es sich um<br />
eine Lizensierung oder eine klassische Miete?<br />
Ergibt sich daraus eine Anwendbarkeit von<br />
klassischen mietrechtlichen Bestimmungen?<br />
Wie sieht es mit der Anwendbarkeit von potenziellen<br />
Schutzbestimmungen aus? Welche<br />
technischen Grenzen bestehen bei der rechtlichen<br />
Ausgestaltung?<br />
Darstellung / „Verbriefung“ eines<br />
realen Grundstücks<br />
Eigentum am virtuellen Grundstück<br />
Kein grundbücherliches Eigentum im<br />
rechtlichen Sinne<br />
Rechtliche Einordnung<br />
Klare Zuordnung des virtuellen<br />
Grundstücks zu einem Käufer mittels<br />
NFT (dezentrale Plattform)<br />
Umfang des Nutzungsrechts (Bebauung,<br />
Vermietung, etc.)<br />
Ausschließlichkeitsrechte ggü Dritten /<br />
Rechtsdurchsetzung<br />
Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen<br />
sich in Österreich beispielsweise Martin Hanzl<br />
von EY Law, Pelzmann Gall Größ Rechtsanwälte<br />
und Michael Schramm, Leiter des<br />
Blockchain-Kompetenzzentrums DACH bei EY<br />
Consulting. Sie haben bei der Blockchain Real<br />
<strong>2022</strong> in Wien das Thema unter die Lupe genommen<br />
und kamen zu dem Schluss, dass sich<br />
die Gesetze und die Rechtsprechung mit dem<br />
Thema digitale Immobilien und Grundstücke<br />
in nächster Zeit vermehrt beschäftigen werden<br />
müssen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
147
ImFokus<br />
Frisch gestärkt<br />
in den Tag<br />
Knapp nach Sonnenaufgang. Wenn frühmorgens Immobilienmanager ins König Ludwig<br />
bei dem Riem Arcaden eilen, gibt es nur einen wichtigen Grund: Das Expo Real EarlyBird Frühstück.<br />
N<br />
ach zwei Jahren pandemiebedingter<br />
Pause konnte das ImmoFokus-Team<br />
wieder in das<br />
König Ludwig zu einer kleinen<br />
Stärkung laden – ein traditioneller Bestandteil<br />
der Expo Real.<br />
Bei Süßem und Herzhaften wurde bereits ein<br />
erstes Zwischenresümee gezogen. Sorgen um<br />
hohe Inflation, Zinsanstiege und Ukrainekrieg<br />
lasten auf der diesjährigen Expo Real: Investoren<br />
und Developer sind zurückhaltender, Finanzierer<br />
treten auf die Bremse und Themen wie leistbares<br />
Wohnen stehen ganz oben auf der Agenda<br />
bei der größten europäischen Fachmesse für<br />
Immobilien und Investments. Aber der Blick ist<br />
zweifellos auch in die Zukunft gerichtet, wie das<br />
omnipräsente Thema ESG unterstreicht – egal,<br />
ob es unter anderem um grüne Finanzierungen,<br />
nachhaltige Logistik, die 15-Minuten-Stadt oder<br />
die einschlägigen Lösungen von auffallend vielen<br />
PropTechs geht.<br />
Gemeinsamer Tenor: Immobilien sind gerade<br />
in Krisen immer der gesuchte „sichere Hafen“<br />
gewesen und letzten Endes werde das auch für<br />
die aktuelle Situation gelten.<br />
148 ImmoFokus
Beim von ImmoFokus Relations-Managerin Tanja Klingseis perfekt organisiertem<br />
Frühstück dabei waren unter anderem: Klemens Anderl - value one<br />
development, Ari Benz - squarebytes, Alexander Bosak - Exploreal, Whitney<br />
Chaibane - IMMOunited, Karl Derfler - ADEQAT Investment, Daniel Deutsch<br />
- Plenus, Ingrid Fitzek-Unterberger - BUWOG, Katrin Gögele-Celeda - Immofinanz,<br />
Nina Grillenberger - value one development, Christine Gumpoldsberger<br />
- BUWOG, Kurt Hafenscher - Bank Gutmann, Thomas Hölzl - EY, Karl Karl<br />
Koller - PwC, Ewald Kiss - value one development, Wolfgang Kradischnig -<br />
Delta, Christian Leikam - team neunzehn, Mark Leiter - Art-Invest, Andreas<br />
Liebsch - GoAsset, Philipp Maisel - Otto Immobilien, Michael Michael Kuhn<br />
- United Benefits Holding, Andreas Millonig - IMMOunited, Anna Neubacher<br />
- IMMOunited, Alessia Pasqua - KONE, Klaus Pfeiffer - Weber & Co. Rechtsanwälte,<br />
Andreas Polak-Evans - Modesta, Reinhard Prüfert - Colourfish Real,<br />
Gernot Ressler - EY, Marius Richter - PwC, Franz Rittsteuer - PwC, Wolfgang<br />
Scheibenpflug - Flughafen Wien, Christian Schmück - Colourfish Real, Karina<br />
Schunker - EHL Wohnen, Georg Spiegelfeld - Spiegelfeld Immobilien, Charles<br />
Steiner - DMV – della lucia medien, Elisabeth Stocker - CERHA HEMPEL<br />
Rechtsanwälte, Steffen Tennert - KONE, Albin Thunhart - ÖRAG Österreichische<br />
Realitäten, Peter Ulm - Allora Immobilien, Christoph Urbanek - Schindler<br />
Rechtsanwälte, Peter Vcelouch - CHSH Rechtsanwälte, Jenni Wenkel - Union<br />
Invest, Bernd Winter - BDO, Daniela Witt-Dörring - Weber & Co. Rechtsanwälte,<br />
Peter Wondra - ecoplus.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
149
ImFokus<br />
150 ImmoFokus
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
151
Events & Awards<br />
Events & Partys der<br />
Immobilien-Society<br />
VÖPE-HERBSTKONFERENZ<br />
Bei der VÖPE-Herbstkonferenz am Dienstag, 11.<br />
Oktober im Haus der Industrie stand das Thema<br />
Wirtschaftsstandort im Fokus. Insbesondere, wie<br />
man eine Stadt bzw. eine Region für Betriebsansiedelungen<br />
attraktiv machen kann und wie das<br />
die Immobilienwirtschaft beflügelt. Spannende<br />
Einblicke gaben dabei die beiden Keynote Speaker:<br />
der Münchner Wirtschaftsstadtrat Clemens Baumgärtner<br />
und René Tritscher, Geschäftsführer der<br />
Austrian Business Agency.<br />
Den anschließenden Herbstempfang nützte das<br />
Who is Who der heimischen Immobilienszene um<br />
zu networken. Für gute Stimmung und zahlreiche<br />
Anekdoten sorgte der deutsche Wirtschaftskabarettist<br />
Chin Meyer. DJane Collette sorgte für den<br />
richtigen Sound zum Abend.<br />
152 ImmoFokus
150 JAHRE ÖRAG<br />
Die ÖRAG Gruppe feierte ihr 150-jähriges Bestehen, wenn<br />
auch Corona-bedingt ein Jahr später, dafür umso freudiger.<br />
Rund 500 geladene Gäste kamen dazu im Gartenpalais<br />
Liechtenstein zusammen.<br />
Unter den feiernden Gästen gesichtet: Peter Czapek (Bank<br />
Austria Real Invest), AR-Vorsitzender Erich Hampel,<br />
Stefan Dörfler (Erste Group), Stephanie Ernst (Rainer<br />
Kraftfahrzeughandel), Bruno Ettenauer (ETTERRA Real<br />
Estate), Wolfgang Gleissner (BIG), Daniel Jelitzka (JP<br />
Immobilien), Reinhard Karl (RLB NÖ Wien), Sabine Müller<br />
(Value One Holding), Louis Obrowsky (LLB Immo<br />
Kapitalanlagegesellschaft), Friedrich Reisenhofer (Amisola),<br />
Martina Schmidradner (Amisola), Erwin Soravia<br />
(Soravia Investment), Christoph Stadlhuber (SIGNA<br />
Prime Selection), Monika Freiberger (Wüstenrot), Karlheinz<br />
Dietl (Ermione), Friedrich Scheck (WT 80 Wirtschaftsprüfung),<br />
Eugen Otto (OTTO Immobilien), Jasmin<br />
Soravia (Kollitsch & Soravia), Florian Koschat (Pallas<br />
Capital).<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
153
Events & Awards<br />
THE REAL 100 #9<br />
Nach der Arbeit in gediegener Atmosphäre über den Tellerrand<br />
schauen - 100 Immobilienprofis und 100 Minuten,<br />
die inspirieren, informieren und animieren. Den Tag bei<br />
spannenden Gesprächen, einer bissigen Keynote und einem<br />
prämierten father & son Gin ausklingen lassen. Das<br />
exklusive Event steht für 100 Minuten Inspiration, Ideen<br />
und Innovation für 100 Gäste aus der Immobilienbranche.<br />
Das beliebte Networking-Event sorgt auch dieses Mal<br />
wieder für Abwechslung und lässt uns Neues kennenlernen.<br />
Was uns in der westlichen Welt noch eher fremd und<br />
seltsam erscheint, ist für rund 2 Milliarden Menschen ihre<br />
tägliche Nahrung. Christoph Thomann, CEO und Founder<br />
von ZIRP, nimmt uns auf eine kulinarische Reise der etwas<br />
anderen Art mit.<br />
Wussten Sie, dass Insekten seit 2021 offiziell in die Nahrungskette<br />
aufgenommen wurden? Oder warum wir<br />
Insekten überhaupt essen sollten? Wissen Sie, wie klimafreundlich<br />
dieses Nahrungsmittel ist und deswegen<br />
als absoluter Gamechanger gilt? Wir wagen den Sprung in<br />
eine Keynote mit Biss, eine neue kulinarische Erfahrung,<br />
geleitet von Christoph Thormann – CEO & Founder von<br />
ZIRP.<br />
154 ImmoFokus
WISAG FM CLUB<br />
Die Generation Z hat andere Einstellungen: Sie stellt zwar die eigene<br />
Selbstverwirklichung ins Zentrum, ist aber dennoch enorm<br />
leistungs- und werteorientiert. Unternehmen müssen dem mit<br />
einem entsprechenden Angebot sowie einem klaren Purpose<br />
und einer Kultur begegnen. So können sie junge Menschen ansprechen,<br />
die sich mit dem Unternehmen identifizieren und ihre<br />
Leistung erbringen. Die Experten beim WISAG FM Club appellieren<br />
daher, sich von der Anwesenheitsdiskussion zu trennen<br />
und Effizienz und Lösungsorientierung in den Vordergrund zu<br />
stellen. Carmen Dilch (FHWien der WKW), Dominik Erne (Bondi<br />
Consult GmbH), Kevin Töpfer (BUWOG Group GmbH) und Birgit<br />
Trofer (OCEANS 5 Management Consulting) betonen zudem,<br />
dass die Büroflächen an die neuen Anforderungen der jungen<br />
Generation angepasst werden müssen. Durch die Veranstaltung<br />
führte Journalist Heimo Rollett (immobranche.at).<br />
APTI-AWARD<br />
Bei den diesjährigen apti Awards hieß es gleich zweimal: And the winner is … Brickwise. Die Handelsplattform für digitale Immobilienanteile konnte<br />
sowohl die Kategorie Invest & Finance als auch das begehrte Publikumsvoting für sich entscheiden und gehört damit abermals zu den innovativsten<br />
sowie beliebtesten PropTech-Startups des Landes. Die apti Awards der Austrian PropTech Initiative wurden heuer bereits zum vierten Mal vergeben.<br />
Die Sieger in den einzelnen Kategorien wählte eine 8-köpfige Expert:innen-Jury aus. Michael Murg, CEO und Gründer von Brickwise: „Wir freuen<br />
uns sehr, dass wir bei den diesjährigen apti Awards gleich zweimal als Sieger hervorgegangen sind. Das bestätigt, dass wir mit unserem digitalisierten<br />
Angebot den Nerv der Zeit getroffen haben. Bei Brickwise denken wir das klassische Immobilieninvestment neu und ermöglichen es allen<br />
Investor:innen, ihre digitalen Immobilienanteile dezentral, direkt und in Echtzeit zu übertragen. Ziel war und ist es, den Immobilienmarkt vor allem<br />
auch für jene Personen zugänglich zu machen, die sich ein Investment bisher nicht leisten konnten. Der Erfolg gibt uns recht: Brickwise wurde binnen<br />
kurzer Zeit zu einem wichtigen Player am deutschsprachigen Immobilieninvestmentmarkt.“<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
155
Events & Awards<br />
DBH - DRINKS BEFORE HOME<br />
Das „Programm“ des Formats ist es, „kein Programm“ zu<br />
haben. Das persönliche Kennenlernen und das persönliche<br />
Gespräch zwischen den Entscheidungsträgern ist<br />
das wesentliche Element der Serie. Initiator der Veranstaltungsreihe<br />
ist Reinhard Winiwarter, Herausgeber<br />
ACROSS Magazine und Eigentümer der Reinhard Winiwarter<br />
Winery.<br />
156 ImmoFokus
IMMOUNITED LUD ZUR<br />
FUTUREUNITED<br />
15 Jahr IMMOunited. Roland Schmid lud Weggefährten<br />
zur Jubiläumsfeier ins Kesselhaus<br />
in der Metastadt. Im Rahmen dieser wurde<br />
allerdings nicht nur auf die vergangenen Jahre<br />
angestoßen, sondern auch ein Blick in die<br />
Zukunft gewagt. Im Zeichen der Zukunft eröffneten<br />
mittels Hologramm-Technologie gleich<br />
drei Versionen von CEO Roland Schmid die<br />
Veranstaltung und präsentierten den neuen<br />
Imagefilm der IMMOunited.<br />
„Ich bin wahnsinnig dankbar für alle, die uns<br />
auf unserem bisherigen Weg begleitet haben.<br />
Die Idee der IMMOunited konnte nur wachsen<br />
und erfolgreich werden, weil unsere zahlreichen<br />
Kunden, Partnern und Unterstützer<br />
an sie geglaubt und uns vertraut haben“, so<br />
IMMOunited CEO Roland Schmid.<br />
Unter den Gästen waren unter anderem<br />
Michael Schmidt (3SI Immogroup), Markus<br />
Arnold (Arnold Immobilien), Stefan Schmuckenschlager<br />
(Bürgermeister Klosterneuburg),<br />
Karina Schunker (EHL Immobilien), Andreas<br />
Ivanschitz (ehem. Fußballspieler), Stefan<br />
Dörfler (Erste Bank der österreichischen Sparkassen<br />
AG), Markus Katzer (First Vienna FC<br />
1894), Karl Haring (Haring Group Bauträger),<br />
Sascha Haimovici & Michael Mack (IMMOcontract),<br />
Bernhard Neuhold (ÖFB), Michael Stix<br />
(Pro7Sat1Puls4), Bernhard Reikersdorfer (RE/<br />
MAX Austria), Michael Pisecky (s REAL Immobilienvermittlung),<br />
Franz Kalla (spusu Vienna<br />
Capitals), Kurt Svoboda (UNIQA Österreich),<br />
Ralf B. Six (VGN Medien Holding) und Judith<br />
Kössner (willhaben internet).<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
157
Events & Awards<br />
CITYTAGUNG BY REGIOPLAN<br />
Die bereits zum dritten Mal veranstaltete Citytagung by<br />
RegioPlan brachte erneut hochkarätige Referenten zu<br />
Strategien und Maßnahmen auf die Bühne, um Österreichs<br />
Städte und Gemeinden gemeinsam zukunftsfit zu<br />
machen. Die 3. Citytagung bot am 19. Oktober <strong>2022</strong> ihren<br />
Teilnehmer aus den verschiedensten Bereichen, wie etwa<br />
aus dem öffentlichen Sektor, der Raumplanung, der Politik,<br />
des Marketings, des Handels sowie aus dem Bereich<br />
der Immobilienprojektentwicklung die Möglichkeit, sich<br />
über die Zukunft unserer Städte auszutauschen. Mit 36<br />
ExpertInnen, neun Vorträgen, vier Diskussionsrunden, einem<br />
Hot Seat, einem Elevator Pitch und über 200 Anmeldungen<br />
schaffte es die Citytagung sich selbst zu überbieten.<br />
Auch die Eventlocation im 35. Stock sorgte mit ihrem<br />
Ausblick für Begeisterung. Die 3. Citytagung war somit<br />
nicht nur die größte, sondern auch die höchste Citytagung<br />
in ihrer Geschichte.<br />
158 ImmoFokus
Buchtipps<br />
EDITOR´S<br />
CHOICE:<br />
Lesenswert!<br />
NEU!<br />
Bernd W. Krupka<br />
240 Seiten<br />
ISBN: 9783818614416<br />
Ulmer Verlag | <strong>2022</strong><br />
€ 44,00<br />
Neue Stadtökologie im Klimawandel<br />
Der Klimawandel stellt uns Menschen vor besondere Herausforderungen, insbesondere in dicht besiedelten Wohngebieten.<br />
Ziel dieses Werkes ist es deshalb, Ihnen Hilfestellung bei der Planung und Umsetzung der Revitalisierung von verdichteten<br />
Stadträumen und bei der Anpassung an den Klimawandel zu geben. Um eine dauerhafte, klimawirksame und<br />
gesundheitsfördernde Wirkung zu erreichen, unterstützt Sie dieses Werk mit in der Praxis umsetzbaren Vorschlägen zur<br />
ökologischen Aufwertung von Innenstadtbereichen. Zahlreiche Pflanzenlisten und praktische Handlungsempfehlungen in<br />
Form von „Grünen Bausteinen“ zu verschiedenen Begrünungsarten erleichtern den Überblick.<br />
Turit Fröbe, Katharina Matzig<br />
320 Seiten<br />
ISBN: 978376625837<br />
Callwey Verlag | <strong>2022</strong><br />
€ 61,70<br />
Häuser des Jahres<br />
<strong>2022</strong><br />
Dieses Buch präsentiert die von<br />
einer Expertenjury ausgewählten<br />
50 besten von Architekten<br />
geplanten Einfamilienhäuser im deutschsprachigen Raum.<br />
Die Häuser des Jahres <strong>2022</strong> werden in Text, Bild und mithilfe<br />
von Plänen ausführlich vorgestellt und gewähren so Einblick<br />
in 50 individuelle Planungsgeschichten von Architekten<br />
und Bauherren, die gemeinsam Wohn- und Lebens(t)räume<br />
realisiert haben – ob aus Stein, Holz oder Beton, am Hang,<br />
in der Stadt oder auf dem Land. Zudem überzeugen die<br />
besten ausgezeichneten Produktlösungen durch Innovation,<br />
Gestaltung und Nachhaltigkeit.<br />
Danilo Zatta<br />
256 Seiten<br />
ISBN: 978111990<strong>05</strong>73<br />
Wiley Verlag | <strong>2022</strong><br />
€ 32,30<br />
The Pricing Model Revolution<br />
An incisive and accessible blueprint to pricing your<br />
company‘s products and services.<br />
In The Pricing Model Revolution: How Pricing Will<br />
Change the “Way We Sell and Buy On and Offline”,<br />
world renowned pricing expert Danilo Zatta delivers an<br />
essential and engaging blueprint to building an enduring<br />
competitive advantage with insightful pricing models. In the book, you will learn to<br />
identify the best monetization approaches for your products and how to execute the<br />
one that makes the most sense for your business. From freemium to subscription, payper-use,<br />
and even neuropricing, the author discusses every available option and shows<br />
you how to choose. An essential read for C-level executives, managers, entrepreneurs<br />
and sales team leaders. The Pricing Model Revolution belongs on the bookshelves<br />
of every business leader seeking to learn more about one of the foundational topics<br />
driving top line revenue and bottom line profitability today.<br />
Risikomanagement in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
Dieses Buch führt in die Grundlagen des Risikomanagements ein. Es erläutert Begriffe wie Ungewissheit, Unsicherheit<br />
und Risiko und den Aufbau eines Entscheidungsfelds und beschreibt, welche normativen Entscheidungsregeln bei<br />
Sicherheit beziehungsweise Unsicherheit üblich sind. Zudem geht es auf die speziellen Risiken in der Wohnungs- und<br />
Immobilienwirtschaft ein. Anhand von Kennzahlen und zahlreichen Praxisbeispielen wird gezeigt, welche Risiken in der<br />
Branche drohen und welche Möglichkeiten es generell gibt, mit ihnen umzugehen. Ein verständlicher Überblick für Praktiker<br />
und Studierende der Immobilienwirtschaft gleichermaßen.<br />
Helmut Geyer<br />
228 Seiten<br />
ISBN: 9783648162439<br />
Haufe-Lexware Verlag | <strong>2022</strong><br />
€ 41,10<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
159
Branchen & Services<br />
Energiekosten, die neue<br />
Herausforderung<br />
am Immobilienmarkt<br />
Breit diskutiert. Steigende Energiepreise und höhere Kreditkosten nagen an der Leistbarkeit des Wohnens, so<br />
der O-Ton in der österreichischen Medienlandschaft. Eine Bestandsaufnahme der Brand Intelligence<br />
„OBSERVER.“<br />
K<br />
limakrise, Ukraine-Krieg und<br />
Inflation stellen Europa vor neue<br />
Herausforderungen. Steigende<br />
Kreditzinsen setzen auch dem<br />
österreichischen Immobilienmarkt zu, während<br />
gleichzeitig die hohen Energiekosten ein Problem<br />
für Eigentümer und Mieter darstellen.<br />
Experten rechnen zwar mit einer Stabilisierung<br />
des Marktes, allerdings nicht mit einer Kurskorrektur.<br />
*Die Themenwolke veranschaulicht, welche Begrifflichkeiten in den Artikeln besonders oft Verwendung<br />
fanden. Je größer ein Wort, desto häufiger kam es vor.<br />
In den österreichischen Medien sind die<br />
Themen Energiewende, Energiekosten und<br />
Förderungen im Zusammenhang mit Wohnen<br />
aktueller als noch vor zwei Jahren. Eine<br />
exklusive Studie der Brand-Intelligence-<br />
Agentur Observer zeigt klar, dass auch in<br />
der Print- und Online-Berichterstattung der<br />
Trend in Richtung erneuerbare Energien<br />
zur Energiekostenreduktion geht. Sehr aufschlussreich<br />
sind aber auch die Förderungsoptionen<br />
in Österreich, auf die einige Medien<br />
jetzt verstärkt hinweisen.<br />
Die Begriffe Energiewende und Energiekosten<br />
sind in der Medienlandschaft fast schon<br />
inflationär geworden. Allein dazu gibt es<br />
innerhalb eines Jahres jeweils bis zu 21.000<br />
Meldungen in Tages- und Wochenzeitungen<br />
und Magazinen.<br />
Direkt im Zusammenhang mit Wohnen beziehungsweise<br />
Immobilien thematisieren<br />
151 Print-Artikel die Begriffe Energiewende,<br />
Energiekosten, Energiepreise und Heizkosten,<br />
wobei sich jeweils die Hälfte aus regionalen<br />
Beiträgen (wie zum Beispiel Bezirkszeitungen)<br />
beziehungsweise überregionalen<br />
Tageszeitungen zusammensetzt.<br />
Schwerpunkte sind hier der Anstieg der<br />
Wohn- und Baukosten, Sanierungsmaßnahmen<br />
und energieeffizientes Bauen sowie<br />
„Grüne Immobilien“ und Klimaneutralität.<br />
Besonders häufig erwähnt wurde das Thema<br />
Energie und Wohnen in den Tageszeitungen<br />
„Die Presse“ (13), „Der Standard“ (10) und<br />
„Kurier“ (10).<br />
Energiesparen und Förderungen<br />
in den Medien<br />
In Online-Medien dominieren Berichte über<br />
Inflation im Zusammenhang mit hohen<br />
Strom- und Heizkosten, die für den Immobilienmarkt<br />
zu einer großen Belastungsprobe<br />
werden. Innerhalb der letzten dreizehn<br />
Monate befassen sich 313 Beiträge auf Nachrichtenseiten<br />
und in Pressemitteilungen mit<br />
dem Thema Energiesparen und Wohnen, die<br />
potenzielle Reichweite beträgt über 164 Millionen<br />
User. Häufig geht es darin um Tipps<br />
zum Energiesparen im Haushalt oder um<br />
Alternativen zum Heizen.<br />
Wie aus der Observer-Analyse hervorgeht,<br />
hat die Berichterstattung zu Energieförde-<br />
160 ImmoFokus
*Die Medienresonanzanalyse über die<br />
Branchenkommunikation wird exklusiv von<br />
der Brand Intelligence Agentur „OBSERVER“<br />
zur Verfügung gestellt. In die Analyse fließen<br />
die Berichterstattungen der Print- und<br />
Onlinenewspaper, -magazine, Newsseiten,<br />
Radio und TV sowie Presseaussendungen in<br />
Österreich ein. Der Beobachtungszeitraum<br />
umfasst den Zeitraum Oktober 2019 bis Oktober<br />
<strong>2022</strong>.<br />
rungen innerhalb des letzten Jahres in den<br />
Print-Medien stark zugenommen. Am häufigsten<br />
berichtet wird im Zeitraum 2019-<strong>2022</strong><br />
über den Klimabonus (9.4<strong>05</strong> Meldungen), allerdings<br />
überwiegend negativ: In den Medien<br />
gibt es Kritik an der Auszahlung sowie an der<br />
kurzfristigen Wirkung der Maßnahme zur<br />
Entlastung von Haushalten. Bei Energiekostenausgleich<br />
beziehungsweise Energiekostenzuschuss<br />
(1.362), Anti-Teuerungsbonus<br />
(725) und Stromkostenbremse (175) wird<br />
kritisiert, dass diese zu spät die hohen Energiekosten<br />
abfedern würden.<br />
Ein viel positiveres mediales Echo erhalten<br />
hingegen der „Raus aus Öl und Gas“-Bonus<br />
(1.147), der im Zusammenhang mit Umrüstung<br />
von Heizungen häufig erwähnte Solarbonus<br />
(64) sowie die „Sauber Heizen für<br />
alle“-Umweltförderung (395), von der private<br />
Haushalte profitieren sollen. Über den „Raus<br />
aus Gas“-Zuschuss (253) berichten überwiegend<br />
Wiener Bezirkszeitungen.<br />
Auch in den nächsten Monaten ist mit einer<br />
Erholung des Energiemarktes nicht zu rechnen.<br />
Vor allem die Umrüstung auf erneuerbare<br />
Energieträger und Sanierungsoffensiven<br />
bei Immobilien werden die Berichterstattung<br />
zu den Themen Wohnen, Bauen und Energie<br />
dominieren.<br />
*Das Sentiment der Daten aus den Online-Medien wurde von der Brand-<br />
Intelligence-Agentur Observer über ein KI-basiertes Analysetool erhoben.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2022</strong><br />
161
ImmoFokus.Rubrik<br />
IMPRESSUM<br />
Vorschau<br />
Lesen Sie im ImmoFokus<br />
<strong>Ausgabe</strong> 06/<strong>2022</strong><br />
Retail & Logistik 2030. Das große Interview mit ..., Zu<br />
Tisch mit ..., Retail erfindet sich neu; Ein Widerspruch:<br />
ESG & Logisitik; Energie - Energiemanagement,<br />
Geothermie, Photovoltaik & Solarthermie, Flächen-, Heiz-<br />
, Kühlsysteme, Dezentrale Energieversorgung; Sicherheit<br />
- Gebäudesicherheit, Brandschutz, Luft- & Wasser,<br />
Bauüberwachung; Integrierte Planung - BIM<br />
Medieneigentümer<br />
Real Estate Media Group GmbH<br />
Handelskai 94-96<br />
1200 Wien<br />
Tel. +43 1 890 18 26-100<br />
office@media-group.immo<br />
www.media-group.immo<br />
Herausgeber<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Mag. Lisa Grüner<br />
Grafik<br />
Sophie Frenzel<br />
Lektorat<br />
Dr. Melanie Knünz<br />
Michaela Hocek<br />
Ingeborg Morawetz, BA<br />
Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
Mag. Patrick Baldia,<br />
Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />
Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz,<br />
Rudolf Oezelt, sowie die Kommentatoren<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: Dezember <strong>2022</strong><br />
Täglich top informiert: www.immo-timeline.at<br />
Den ImmoFokus jetzt immer und überall lesen, mit der REMG-App.<br />
Sales & Relation<br />
Rudolf E. Oezelt<br />
Relations Management<br />
Tanja Klingseis<br />
Fotos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />
Michael Hetzmannseder, Gabriel Alarcón -<br />
Rizar<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />
Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />
und Verständlichkeit kann es bei den<br />
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />
Ansprechform verwendet wird.<br />
ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />
162 ImmoFokus
Altes bewahren.<br />
Neues schaffen.<br />
WIR KAUFEN<br />
ZINSHÄUSER &<br />
GRUNDSTÜCKE<br />
Mit unserem gesamten Können legen wir Passion, Fingerspitzengefühl und Handwerkskunst<br />
in die Erhaltung und Entwicklung von Immobilien. Seit 3 Generationen<br />
steht die 3SI Immogroup für Bauprojekte höchster Qualität. Und Partnerschaften,<br />
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