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Ausgabe 06/2023

| Der Optimist: Coverinterview mit Michael Schmidt | Zu Tisch mit … Jasmin Soravia | Immobuilien & Insolvenzen| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Anton Bondi | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Nachhaltige Infrastruktur.

| Der Optimist: Coverinterview mit Michael Schmidt | Zu Tisch mit … Jasmin Soravia | Immobuilien & Insolvenzen| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Anton Bondi | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Nachhaltige Infrastruktur.

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Der Optimist<br />

Michael Schmidt<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

94


04 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

05


16 Bilderstrecke<br />

Markt Hallelujah<br />

Der Optimist<br />

40<br />

COVERINTERVIEW MIT<br />

MICHAEL SCHMIDT<br />

INHALT<br />

AUSGABE<br />

Rubriken<br />

Positionen & Meinungen<br />

008 VOM HERAUSGEBER<br />

012 EDITORIAL<br />

130 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

Unternehmen & Projekte<br />

016 BILDERSTRECKE MARKTHALLEN<br />

030 TOP DEAL<br />

032 START UP<br />

033 PROBLEMLÖSER<br />

034 DER MARKETER<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

036 IMMOBILIE IM FOKUS<br />

037 AUFSTEIGER<br />

040 COVERINTERVIEW MIT<br />

Michael Schmidt<br />

052 ZU TISCH MIT<br />

Jasmin Soravia<br />

058 PARTNERSCHAFTLICH DURCH UNRUHIGE<br />

GEWÄSSER<br />

Interview mit Anton Bondi de Antoni, CEO<br />

Bondi Consult, und Christoph Nemetschke,<br />

Projektleiter Bondi Consult<br />

<strong>06</strong>2 WEIN & IMMOBILIEN<br />

Andreas Bauer<br />

<strong>06</strong>4 TOTGESAGTE LEBEN LÄNGER?<br />

Kommentar von Georg Flödl<br />

<strong>06</strong>5 WIR MÜSSEN GEHÖRT WERDEN!<br />

Kommentar von Sebastian Beiglböck<br />

<strong>06</strong>6 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

<strong>06</strong>7 VGBV-WOHNBAU ZUNEHMEND IN NOT<br />

Kommentar von Klaus Baringer<br />

<strong>06</strong>8 STRATEGIEWECHSEL IM GEBÄUDESEKTOR<br />

Kommentar von Martin Prunbauer<br />

<strong>06</strong>9 DAS MIETRECHT - THEMA NUR IN WIEN<br />

ODER IN ALLEN BUNDESLÄNDERN?<br />

Kommentar von Michael Pisecky<br />

070 IMMOBILIENPROJEKTE IN DER KRISE<br />

Crashkurs in Insolvenzrecht von<br />

Rechtsanwalt Mark KrennKommentar von<br />

Michael Pisecky<br />

076 BLACKOUT<br />

Interview mit Christoph Sengstschmid,<br />

Geschäftsführer Otis Österreich<br />

078 ZIEL IST WERTSTEIGERUNG<br />

ERWIRTSCHAFTEN<br />

Interview mit AREAMA Vorstandsmitglied<br />

Britta Berger<br />

Fotos: ATP/Kuball, APA/HELMUT FOHRINGER<br />

<strong>06</strong> ImmoFokus


84<br />

Der 35. Real Circle<br />

Nachhaltige Infrastruktur<br />

Zu Tisch mit ...<br />

52 Jasmin Soravia 58 Interview<br />

Durch unruhige Gewässer<br />

<strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

Im Fokus<br />

084 REAL CIRCLE NACHHALTIGE INFRASTRUKTUR<br />

098 HOCH DIE HÄNDE - KLIMAWENDE!<br />

Kolumne von Frank Brün<br />

100 MIETPREISBREMSE, EIN SCHUSS INS KNIE!<br />

Kommentar von Louis Obrowsky<br />

102 WANN IST INFRASTRUKTUR NACHHALTIG?<br />

Kolumne von Wolfgang Fessl<br />

104 THE LINE: SCIENCE FICTION FÜR NACHHALTIGKEIT IN DER WÜSTE<br />

Kolumne von Jasmin Soravia<br />

1<strong>06</strong> FRECH GESAGT<br />

Kolumne von Andrea Körbler<br />

104 KREISLAUFWIRTSCHAFT: EINER ALLEINE SCHAFFT DAS NICHT<br />

Themenreise von Drees & Sommer<br />

108 BAUTRÄGER UNTER DER LUPE<br />

Analyse der Vorverwertungsquoten bei Projektfertigstellungen in Wien<br />

112 WOHNBAUFÖRDERUNG AUF DEM PRÜFSTAND<br />

Exploreal und Willhaben haben sich die Wohnbauföderung genauer angesehen<br />

114 NACHHALTIG BAUEN - WOFÜR?<br />

Kommentar von Andreas Kreutzer<br />

115 IMMOBILIENBEWERTUNG AUF DEM PRÜFSTAND<br />

Kommentar von Astrid Grantner-Fuchs<br />

116 WAS BRAUCHT DIE STADT DER ZUKUNFT?<br />

Kommentar von Peter Ulm<br />

118 EIN MÖGLICHER WEG<br />

Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />

120 EIN MÖGLICHER WEG<br />

Kommentar von Heide Schicht<br />

122 OBSERVER<br />

124 EVENTS<br />

128 BUCHTIPPS<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

07


Aufbruch<br />

„Digitale Technologien<br />

verändern die Art und<br />

Weise, wie Inhalte<br />

produziert,<br />

verbreitet und<br />

konsumiert werden.“<br />

D<br />

ie Real Estate Media Group<br />

wird zu einem digitalen Medienunternehmen.<br />

Diese <strong>Ausgabe</strong><br />

ist die letzte die Sie in gedruckter<br />

Form in Händen halten. Damit geht<br />

für den ImmoFokus eine Epoche zu Ende.<br />

Es ist ein Umbruch. Und ich habe in meiner<br />

nunmehr 35jähirgen Laufbahn als Medienschaffender<br />

viele Umbrüche miterlebt und<br />

mitgestalten dürfen. Der erste Umbruch war<br />

der digitale Satz – noch ohne WYSIWYG-<br />

Darstellung. Dann digitaler Umbruch.<br />

WYSIWYG-Darstellung. Farbe bei Tageszeitungen<br />

… und so weiter. Die Entwicklung<br />

macht auch vor Fachmagazinen nicht halt.<br />

Medien prägen unseren Alltag. Etwa 5,2<br />

Stunden am Tag verbringt eine Person im<br />

Schnitt in Österreich im Internet. Nutzung<br />

von Videos und Podcasts inklusive. Für die<br />

TV-Nutzung inklusive Streaming entfallen<br />

gute drei Stunden täglich.<br />

der Real Circle und unsere Round Table,<br />

Interviews und Kommentare werden von<br />

Printformaten in digitalen Content übersetzt.<br />

Das Erscheinungsbild der Homepage<br />

grundlegend verändert und das Angebot an<br />

Newslettern erweitert, die Aktivitäten in en<br />

Sozialen Netzen intensiviert. Eine eigene Video-Redaktion<br />

wird für neue Akzente sorgen.<br />

Damit können wir noch schneller reagieren<br />

und Sie so rasch wie möglich über unterschiedlichste<br />

Kommunikationswege über<br />

neueste Entwicklungen informieren.<br />

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.<br />

Bleiben Sie mit uns in Kontakt. Falls Sie sich<br />

bisher noch nicht für einen unserer Newsletter<br />

angemeldet haben – jetzt wäre eine gute<br />

Gelegenheit.<br />

Unser ehrgeiziges Ziel: Wir wollen die Digitalisierung<br />

in der Medienbranche mitgestalten<br />

-und vorantreiben.<br />

Digitale Technologien verändern die Art<br />

und Weise, wie Inhalte produziert, verbreitet<br />

und konsumiert werden. Das setzt die<br />

Medienbranche unter einem enormen Anpassungsdruck.<br />

Allein jene 40 Prozent von<br />

LinkedIn-Nutzern, die täglich auf diese Plattform<br />

zugreifen, führen jeden Monat über 1<br />

Milliarde Interaktionen durch – und das sind<br />

4 von 10 LinkedIn-Nutzern.<br />

Die Positionierung des ImmoFokus bleibt<br />

gleich. Die nachhaltige Immobilienwirtschaft<br />

bleibt weiterhin im Fokus. Interviews,<br />

Lassen Sie sich überraschen.<br />

Michael Neubauer<br />

Herausgeber<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

08 ImmoFokus


Wir leben<br />

Immobilien.<br />

Wir leben<br />

Know-how.<br />

Den Durchblick behalten.<br />

Mit den EHL Marktberichten.<br />

Büro | Einzelhandel | Wohnen | Vorsorge | Zinshaus<br />

Die ständige Beobachtung und Analyse des Marktes durch unser Market Research Team sowie<br />

der laufende Dialog mit unseren KundInnen sind die Grundlage für die EHL Marktberichte.<br />

Unsere Marktberichte bieten einen umfassenden Einblick in die aktuelle Marktsituation im<br />

Gewerbe-, Wohn- und Investmentbereich und stellen eine solide Basis für gezielte Investitionsund<br />

Standortentscheidungen dar. Denn wir leben Know-how.<br />

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Zinshausmarktbericht<br />

Wien |<strong>2023</strong><br />

Vorsorge<br />

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Office<br />

Substanz<br />

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Vorsorgewohnungen<br />

Marktbericht | Frühjahr <strong>2023</strong><br />

Büromarktbericht<br />

Wien | Herbst <strong>2023</strong><br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

09


09. Jg. / Nr. 01/2014 • März 2014<br />

09. Jg. / Nr. 02/2014 • April 2014<br />

Österreich € 12,– • P.b.b. Verlagspostamt A-1020 Wien • Zlg.-Nr. 13Z039777 M, Monatsmagazin<br />

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und handeln<br />

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Klaus Schwertner<br />

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Andrea Dissauer<br />

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Teamplayer<br />

Mission<br />

Andrea Dissauer<br />

Wachstum<br />

Andreas Holler<br />

extra!<br />

Weiterwachsen<br />

Coverinterview mit<br />

Karina Schunker<br />

Mit<br />

20 Seiten<br />

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Erfolgreiche<br />

Transformation<br />

Sascha Haimovici<br />

Michael Mack<br />

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Makler aus<br />

Leidenschaft<br />

Thomas Belina reizt die Veränderung<br />

Der Dynamo<br />

BDO-Partner Bernd Winter<br />

beschleunigt die Immo-Branche<br />

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18 Seiten<br />

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Marathon-Mann<br />

Franz Pöltl<br />

Mit<br />

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Immofinanz<br />

reloaded<br />

Vorstand-Dreamteam:<br />

Dietmar Reindl & Oliver Schumy<br />

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COVID-19<br />

Immo-Branche<br />

im Umbruch<br />

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Herbst 2017<br />

HERR DER<br />

DATEN<br />

Roland Schmid<br />

REAL ESTATE<br />

HUNTER<br />

Dieter Wasserburger<br />

DIE 3 RE’S<br />

Refurbishment<br />

Revitalisierung<br />

Redevelopment<br />

YOUNG TALENTS<br />

Immobilienmanager 4.0<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Erstes PropTech Ranking<br />

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Herbst 2014<br />

Winter 2014<br />

Frühjahr 2015<br />

Österreich € 4,– • P.b.b. Verlagspostamt A-1020 Wien • Zlg.-Nr. <strong>06</strong>Z036886 M, Monatsmagazin •<br />

■ Bewahren & Betreiben<br />

„Historische Gebäude können<br />

mehr“ – Burghauptmann<br />

Mag. Reinhold Sahl im Interview.<br />

■ Neues Geschäftsfeld<br />

Entwickler als Betreiber<br />

berücksichtigen den<br />

Lebenszyklus.<br />

Der neue<br />

Entwickler<br />

= Betreiber<br />

■ Leistbares Wohnen<br />

Bauboom in Wien. Wo wird<br />

was gebaut. Aktuelle Projekte<br />

im Überblick.<br />

Österreich € 4,– • P.b.b. Verlagspostamt A-1020 Wien • Zlg.-Nr. 13Z039777 M, Monatsmagazin<br />

Schwerpunkt<br />

Alternativ<br />

fi nanziert<br />

■ Im Interview<br />

Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig<br />

skizziert seine Pläne für Wien:<br />

Großes ist für Herbst geplant.<br />

■ Luft zum Arbeiten?<br />

Ob Altbau oder Neubau.<br />

Können Immobilien glücklich<br />

machen oder doch nur krank?<br />

■ Hotelentwicklung<br />

Klare Positionierung und<br />

klares Profi l füllen Zimmer und<br />

den Wellness-Bereich.<br />

persönlich.<br />

Bruno Ettenauer<br />

perspektivisch.<br />

Die neue Stadt<br />

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Die Immobilie als Marke<br />

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MISSION<br />

COMPLETED?<br />

Eduard Zehetner über<br />

Pflichten und Konflikte.<br />

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10 ImmoFokus


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Frühjahr 2018<br />

Sommer 2018<br />

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Sommer 2015<br />

Herbst 2015<br />

Winter 2015<br />

Frühjahr 2016 Sommer 2016<br />

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Auslaufmodell Hausbank?<br />

FÜHRUNG NEU!<br />

Georg Edlauer löst<br />

Thomas Malloth ab<br />

FORTSCHRITT<br />

Daniel Jelitzka –<br />

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IMMOBILIEN<br />

Spielball der Politik<br />

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Das Heft<br />

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GLÜCK AB,<br />

GUT LAND!<br />

GUT LICHT!<br />

Der Höhenflug des<br />

Alois Reikersdorfer<br />

SICHERHEIT<br />

Brandaktuell<br />

EXKLUSIV<br />

NEW WORLD OF WORK<br />

ERSTAUNLICH<br />

ORBANS IMMOBILIENWELT<br />

HEISS IM<br />

HOHEN NORDEN<br />

Immobilienmarkt<br />

Skandinavien<br />

DER KOMMUNIKATOR<br />

Die Erfolgsstory des Michael Ehlmaier<br />

SICHERHEIT<br />

Österreich rüstet auf<br />

ENERGIEEFFIZIENZ<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

11


Gesucht:<br />

Optimisten<br />

„Nach wie vor grassiert<br />

der „Zins-Blues“ in der<br />

Branche.“<br />

Z<br />

ukunft braucht Infrastruktur. Und<br />

zwar nachhaltige Infrastruktur.“<br />

Was bringt 2024? Zugegeben: Es<br />

gab schon einmal mehr Anlass,<br />

optimistisch in ein neues Immobilienjahr zu<br />

blicken. Nach wie vor grassiert – unter anderem<br />

wohlgemerkt – der „Zins-Blues“ in der<br />

Branche. Und seitens der EZB gab es zuletzt<br />

keine klaren Signale, dass der Zinsanhebungszyklus<br />

bald ein Ende finden könnte. Auch<br />

wenn die Inflation in der Eurozone in den letzten<br />

Wochen merklich zurückgegangen ist.<br />

Vielmehr deutet einiges darauf hin, dass in<br />

der Immobilienbranche noch einige Zeit ein<br />

rauerer Wind wehen könnte. Nicht wenige<br />

Beobachter sehen eine Insolvenzwelle anrollen.<br />

Tatsächlich hört man derzeit laufend,<br />

dass Branchenplayer ums Überleben kämpfen.<br />

Natürlich überstrahlt die Causa Signa alles andere.<br />

Der Immobilienkonzern von René Benko<br />

verantwortet ja auch die größte Pleite der österreichischen<br />

Wirtschaftsgeschichte.<br />

Aber nun zum aktuellen Magazin. Gerade in einem<br />

schwierigen Umfeld wie dem aktuellen ist<br />

es erbauend, sich mit Zeitgenossen zu beschäftigen,<br />

die sich nicht lange mit Trübsal blasen<br />

aufhalten, sondern optimistisch in die Zukunft<br />

blicken. Mit Optimisten wie 3SI-Immogroup-<br />

Geschäftsführer Michael Schmidt, den Immo-<br />

Fokus-Herausgeber Michael Neubauer zum<br />

Coverinterview bat. „Man muss sich momentan<br />

auch etwas trauen“, so die erfrischenden<br />

Worte Schmidts. In eine ähnliche Tonart fällt<br />

das Interview mit Anton Bondi de Antoni und<br />

Christoph Nemetschke von Bondi Consult. Sie<br />

bekräftigen, worauf es derzeit ankommt: auf<br />

echte Partner.<br />

Pressierendes Thema<br />

Worauf es ebenfalls ankommt: nachhaltige<br />

Infrastruktur – im Übrigen der Schwerpunkt<br />

dieser <strong>Ausgabe</strong>. Das pressierende Thema stand<br />

auch beim mittlerweile 35. Real Circle zur Diskussion.<br />

„Zukunft braucht Infrastruktur. Und<br />

zwar nachhaltige Infrastruktur“, waren sich<br />

die Diskutanten einig. Ebenso wie darüber,<br />

dass bestehende Infrastruktur genutzt und so<br />

weit wie möglich erneuert werden muss, bevor<br />

neue Flächen versiegelt werden. Ein weiteres<br />

Highlight dieser <strong>Ausgabe</strong>: die Bildstrecke mit<br />

spektakulären Foodhalls und Markthallen auf<br />

der ganzen Welt.<br />

Sie werden es vermutlich schon gehört haben:<br />

Sie halten nicht nur die letzte ImmoFokus-<br />

<strong>Ausgabe</strong> des Jahres <strong>2023</strong> in Ihren Händen,<br />

sondern auch das letzte auf Papier gedruckte<br />

Magazin. Ab Jänner wird der ImmoFokus nur<br />

mehr online erscheinen. Für die Leser ändert<br />

sich dadurch nicht viel, außer, dass sie mit<br />

noch mehr tagesaktuellen selbst recherchierten<br />

Geschichten rechnen können.<br />

Viel Spaß beim Lesen sowie ein besinnliches<br />

Weihnachtsfest und einen gute Rutsch<br />

wünscht Ihnen,<br />

Herzlichst,<br />

Patrick Baldia<br />

Chefredakteur<br />

Foto: Adobe Stock<br />

12 ImmoFokus


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<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

13


Unternehmen & Projekte<br />

16<br />

SCHMELZTIEGEL DER GESCHMÄCKER<br />

Foodhallen - lebendige Zentren<br />

kulinarischer Vielfalt. Sie sind<br />

Orte, an denen sich Menschen<br />

verschiedener Hintergründe<br />

treffen, um gemeinsam zu<br />

essen, zu entdecken und sich<br />

von neuen Aromen inspirieren<br />

zu lassen.<br />

30<br />

TOP DEAL<br />

Der Investmentmarkt befindet sich<br />

weiterhin in einem Transformationsprozess.<br />

Während viele Investoren<br />

abwarten bis die Angebotspreise die neue<br />

Realität aus hohen Zinsen und verhaltener<br />

Konjunktur spiegeln, mussten sich andere<br />

mangels Liquidität zurückziehen. Zu<br />

den wenigen Investoren, die selbst im<br />

aktuellen Umfeld aktiv sind, gehört die S<br />

Immo, wobei das Unternehmen natürlich<br />

regelrecht dazu verdammt ist, zu<br />

investieren. bringt es EHL-Investmentchef<br />

Franz Pöltl auf den Punkt.<br />

36<br />

ELBTOWER<br />

Der fertige Elbtower mit seinen<br />

64 Stockwerken wird stolze 245<br />

Meter in die Höhe ragen. Er soll den<br />

krönenden Abschluss des Hamburger<br />

Stadtentwicklungsprojekts Hafencity<br />

darstellen. Inwiefern die geplante<br />

Fertigstellung 2026 angesichts des im<br />

Zuge der zunehmenden finanziellen<br />

Schwierigkeiten der Signa-Gruppe Ende<br />

Oktober erfolgten Baustopps fraglich.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

14 ImmoFokus


lebendig. vielseitig.<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong> 15


Unternehmen & Projekte<br />

Schmelztiegel der Geschmäcker.<br />

Foodhalls - lebendige Zentren<br />

kulinarischer Vielfalt. In diesen<br />

überdachten Märkten finden sich eine<br />

Fülle an Essensständen, die eine breite<br />

Palette an lokalen und internationalen<br />

Speisen anbieten. Von authentischen<br />

lokalen Delikatessen bis hin zu<br />

exotischen Gerichten aus aller Welt<br />

bieten Markthallen eine einzigartige<br />

Möglichkeit, die Vielfalt der Küche zu<br />

erkunden. Sie sind Orte, an denen sich<br />

Menschen verschiedener Hintergründe<br />

treffen, um gemeinsam zu essen, zu<br />

entdecken und sich von neuen Aromen<br />

und Aromen inspirieren zu lassen.<br />

Autor: Tanja Klingseis<br />

16 ImmoFokus


Fotos: Foster + Partner<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

17


Unternehmen & Projekte<br />

MVRDV MARKTHAL<br />

Die Markthalle in Rotterdam ist mehr als nur ein Ort,<br />

an dem Sie Produkte kaufen und etwas essen können.<br />

Es ist eine Attraktion für sich. Es verfügt über<br />

mehr als 100 Imbissstände, acht Restaurants und<br />

15 Geschäfte, die sich alle unter einer imposanten<br />

hufeisenförmigen Struktur mit Glasfassaden befinden,<br />

die aus 4.000 kleinen Fenstern bestehen, die<br />

an Stahlkabeln aufgehängt sind - es ist tatsächlich<br />

die größte Glasfensterkabelstruktur in Europa und<br />

wird als solches von vielen Experten als architektonisches<br />

Meisterwerk angesehen.<br />

Darüber hinaus ist das Innere des Marktes von mehr<br />

als 4.000 bunten Fliesen bedeckt, die dem hufeisenförmigen<br />

Bogen einen Farbtupfer verleihen und<br />

ihn zum größten Kunstwerk in den Niederlanden<br />

machen. Während des Baus des Marktes wurde<br />

sieben Meter unter der Erde ein Bauernhof aus<br />

dem 10. Jahrhundert freigelegt. In der gesamten<br />

Markthalle sind heute mehrere Fundamente und<br />

Artefakte ausgestellt, die der landwirtschaftlichen<br />

Vergangenheit Rotterdams huldigen.<br />

Standort: Rotterdam, Niederlande<br />

Architekturbüro: MVRDV Architects<br />

Fotos: Ossip van Duivenbode<br />

18 ImmoFokus


MERCADO CENTRAL, VALENCIAE<br />

Der Mercado Central von Valencia – eines<br />

der schönsten und charmantesten<br />

Gebäude in Valencia. Er gehört zu Europas<br />

größten Zentralmärkten für frische<br />

Produkte und bringt ca. 300 Kaufleute<br />

zusammen. Der Hauptmarkt von Valencia<br />

bedeckt eine Fläche von über 8000<br />

Quadratmetern und besitzt zwei Etagen.<br />

Der vorherrschende Stil ist ein eklektischer<br />

Frühjugendstil. Das auffällige Dach<br />

besteht aus originellen Kuppeln und<br />

schräg eingesetzten Dächern auf mehreren<br />

Ebenen, während das Innere mit<br />

unterschiedlichen Materialien wie Metall,<br />

Holz, Keramik und farbigen Kacheln verkleidet<br />

ist. Die Schönheit des Komplexes<br />

wird durch das Tageslicht hervorgehoben,<br />

das durch diverse Oberlichter und farbige<br />

Glasfenster einfällt..<br />

Standort: Valencia, Spanien<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

19


Unternehmen & Projekte<br />

SANTA CATERINA MARKET, BARCELONA<br />

Der Santa Caterina Market ist ein belebter<br />

Markt mit einer Vielzahl an Verkaufs- und<br />

Imbissständen in einem Gebäude mit mosaikverziertem<br />

Dach.<br />

Der Mark wurde im Jahr 1848 geöffnet und<br />

war der erste bedeckte Markt in Barcelona.<br />

Er wurde vor kurzem komplett erneuert mit<br />

einem modernen Look aber marktkonform<br />

mit einem traditionellen katalanischen Markt.<br />

Das neue leuchtend farbige wellenförmige<br />

Dach besteht aus 325.000 keramischen<br />

Teilen mit über 60 Farben, die die Farben<br />

des Obst und Gemüse präsentieren, das<br />

innendrin verkauft wird.<br />

.<br />

Standort: Barcelona, Spanien<br />

Fotos: AdobeStock<br />

20 ImmoFokus


SALUHALL, MALMÖ<br />

Einst wurde in den denkmalgeschützten Lagerhallen aus dem Jahr 1898 die Fracht der Güterzüge<br />

verladen. Heute werden hier frische Backwaren, Kaffee von Koppi, Obst, Gemüse, Öle, Tee sowie<br />

Fleisch- und Käsespezialitäten und viele andere leckere Dinge über die Verkaufstheken gereicht. Dabei<br />

ist man umgeben von den Gerüchen der hier ansässigen kleinen Restaurants. Sie laden dazu ein, sich<br />

gleich an Ort und Stelle eine kleine Gaumenfreude zu gönnen. Dazu wurden die ehemaligen Lagerhallen,<br />

sorgsam restauriert und renoviert. Gleichzeitig wurden sie durch einen modernen, architektonisch<br />

spannenden Anbau des renommierten Architekturbüros Wingårdhs arkitekter erweitert.<br />

Standort: Malmö, Schweden<br />

Architekturbüro: Wingårdh Arkitektkontor AB<br />

Fotos: Andre Pihl Wingårdhs<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

21


Unternehmen & Projekte<br />

ANNONARY MARKET, SAN REMO<br />

Das lokale Büro Calvi Ceschia Viganó entwickelte ein neues<br />

Konzept für das 3.300 Quadratmeter große Gebäude.<br />

Anstelle großer architektonischer Veränderungen wurde<br />

die Markthalle in ihrer Grundstruktur erhalten und saniert.<br />

Hinzu kam ein System aus modularen Einbauten aus Holz,<br />

die dem Marktgeschehen Struktur geben sollen. Um die<br />

Marktleute für den Veränderungsprozess zu begeistern,<br />

durfte jeder seinen Stand mitgestalten. Die Variationen erlauben<br />

individuelle Bezugspunkte und auf verschiedene Bedürfnisse<br />

zugeschnittene Lösungen. Sämtliche Einbauten<br />

sind aus Holz gefertigt und unterstreichen den Anspruch<br />

der Architekt*innen, eine flexible und nachhaltige Struktur<br />

zu entwickeln. Auch lassen sich dank der Neuordnung der<br />

Verkaufsflächen die Besucherströme besser durch die säulenfreie<br />

Markthalle führen. Ein neues Café im Zentrum steht<br />

zudem für einen entspannten Plauscher bereit.<br />

Standort: San Remo, Italien<br />

Architekturbüro: Calvi Ceschia Viganò Architetti Associati<br />

Fotos: Aldo Amoretti<br />

22 ImmoFokus


COVENT GARDEN MARKET, LONDON<br />

Der Covent Garden Market ist einer der<br />

bekanntesten Märkte in London. Er findet in<br />

einer alten Markthalle statt, in der sich heute<br />

viele Geschäfte tummeln.<br />

In der Mitte gibt es zahlreiche Stände und<br />

Rund um den Markt stehen verschiedene<br />

Kleinkünstler wie Zauberer, Sänger und Akrobaten<br />

und zeigen ihr Können. Neben den<br />

Marktständen gibt es auch mehrere kleine<br />

Modeläden. Der Covent Garden Market<br />

befindet sich im Herzen der Innenstadt von<br />

London. Auf dem ehemaligen Obst- und<br />

Gemüsemarkt gibt es heute neben Lebensmitteln,<br />

allerhand Schmuck und Kleidung<br />

zu kaufen. Hier befindet sich auch ein<br />

Kunsthandwerksmarkt – der Apple Market.<br />

In der großen Markthalle herrscht ein reges<br />

Treiben, aber auch um den Markt herum<br />

unterhalten Straßenkünstler die Besucher.<br />

.<br />

Standort: London, Großbritannien<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

23


Unternehmen & Projekte<br />

BURSA WHOLESALE GREENGROCER’S AND FISHMONGERS<br />

MARKET<br />

Diese spektakuläre Markthalle liegt auf einem wunderschön<br />

angelegten Hügel an der berühmten Seidenstraße und<br />

besteht aus zwei Gebäuden. Der zentrale Freilufthof des<br />

Gemüsehändlermarktes ist von einer ovalen überdachten<br />

Galerie umgeben. Der Fischhändlermarkt ist ein kleineres,<br />

abgelegenes Gebäude. Die Gestaltung beider Märkte greift<br />

die Idee der großen Basare auf und verbindet die neuen<br />

Gebäude so mit den langjährigen kulturellen Traditionen<br />

Zentralasiens. Gleichzeitig bietet das mit Stahl überspannte<br />

Bogendach völlig moderne Qualitäten wie Platz, Komfort,<br />

Licht und Belüftung.<br />

Standort: Bursa, Türkei<br />

Architekturbüro: Tuncer Cakmakli Architects<br />

Fotos: Tuncer Cakmakli Architects<br />

24 ImmoFokus


Fotos: AdobeStock<br />

ZENTRALMARKTHALLE, BUDAPEST<br />

Die Markthalle wurde im neogotischen Stil<br />

in den Jahren 1894 bis 1896 erbaut nach<br />

längerem Verfall in sozialistischer Zeit 1994<br />

gründlich rekonstruiert.<br />

In der Großen Markthalle laden mehr als<br />

180 Stände und kleine Läden zum Probieren<br />

und Genießen ein. Auf 3 Etagen werden alle<br />

möglichen Waren angeboten: Obst, Gemüse,<br />

Milchprodukte, Wurstwaren, frischer<br />

Fisch, ungarische Paprika, Wein und lokale<br />

Gerichte.<br />

Es ist eine Fundgrube für kulinarische<br />

Köstlichkeiten und bietet eine Vielfalt an<br />

regionalen und internationalen Produkten.<br />

.<br />

Standort: Budapest, Ungarn<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

25


Unternehmen & Projekte<br />

MUNICIPAL MARKET MANLLEU, BARCELONA<br />

Der Mercat Municipal de Manlleu ist ein fester<br />

Bezugspunkt im Leben des Viertels. Es handelt<br />

sich um einen Treffpunkt und einen geselligen<br />

Ort, an dem alle zusammenkommen.<br />

Der 1984 eröffnete Mercat Municipal de Manlleu<br />

verwandelte sich in einen Motor für die<br />

Wiederbelebung der städtischen, gesellschaftlichen<br />

und gewerblichen Struktur des Viertels<br />

Erm. Er wurde mehrfach umgebaut.<br />

Auf einer Fläche von 1.693 m2 befinden sich<br />

17 Stände, an denen man frische regionale<br />

Produkte kaufen kann. Außerdem werden<br />

zusätzliche Dienstleistungen wie eine Bar,<br />

ein Blumengeschäft und eine Buchhandlung<br />

angeboten.<br />

Standort: Barcelona, Spanien<br />

Architekturbüro: Comas-Pont Arquitectes<br />

Fotos: Jordi Comas<br />

26 ImmoFokus


ÖSTERMALM’S MARKET HALL<br />

Die Architekten von Tengbom haben eine temporäre<br />

neue Markthalle entworfen, die als modernes Pendant<br />

neben der klassischen Markthalle in Stockholm steht.<br />

Das Gebäude ist eine Struktur aus Holz und Kunststoffplatten<br />

und wurde mit einem Rahmen aus vorgefertigten<br />

Modulen entworfen, das schnell aufgebaut und<br />

später wieder abgebaut werden kann.<br />

Bei diesem Projekt trugen unter anderem die Bodenverhältnisse<br />

maßgeblich dazu bei. Der Platz hat eine<br />

Neigung von 1,9 Metern und liegt direkt über einer<br />

U-Bahn-Station. Die erarbeiteten Lösungen haben nicht<br />

nur die Food Hall möglich gemacht. Sie führten unter<br />

anderem auch durch den Austausch von Abwasserleitungen<br />

und modernen Müllentsorgungslösungen für den<br />

Platz zu nachhaltigen Verbesserungen.<br />

.<br />

Standort: Stockholm, Schweden<br />

Architekturbüro: Tengbom<br />

Fotos: Felix Gerlach<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

27


Unternehmen & Projekte<br />

WEST SIDE MARKET, CLEVELAND<br />

Der West Side Market ist der älteste<br />

in Betrieb befindliche Markt im Innen-<br />

und Außenbereich in Cleveland,<br />

Ohio. Die Markthalle wurde im europäischen<br />

Stil erbaut und eröffnete<br />

im Jahre 1912. Angeboten werden<br />

frische Lebensmittel, Blumen und<br />

Speisen zum Mittnehmen.<br />

.<br />

Standort: : Cleveland, USA<br />

Fotos: AdobeStock<br />

28 ImmoFokus


Fotos: AdobeStock<br />

TIME OUT MARKET, LISSABON<br />

Der Mercado da Ribeira, in dessen der Time<br />

Out Market Lisboa sich befindet, ist einer<br />

der lebhaftesten und kulinarischsten Orte in<br />

Lissabon. Seit 2014 wurde die Markthalle um<br />

einen Food Court erweitert. Der Time Out<br />

Market besteht aus zwei Markthallen. In der<br />

einen befindet sich der Food Court und in<br />

der anderen der reguläre Wochenmarkt.<br />

Im Time Out Market gibt es mehr als 30<br />

Restaurants und Bars, einige davon sogar<br />

mit portugiesischen Sterneköchen. Die Time<br />

Out Academy bietet Kochkurse mitten in der<br />

Markthalle an. Es gibt Workshops, Mittag-<br />

und Abendessen mit Live-Kochen und<br />

Programmen für Kinder.<br />

.<br />

Standort: Lissabon, Portugal<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

29


Top Deal<br />

ImFokus<br />

Die „Serientäterin“<br />

Deal(s) des Jahres. Kein anderer heimischer Immobilieninvestor war heuer so aktiv wie die S Immo.<br />

Allein für ein tschechisches Portfolio wurde fast eine halbe Milliarde Euro bezahlt.<br />

A<br />

llzu viel wird derzeit ja nicht in<br />

Gewerbeimmobilien investiert.<br />

Nach wie vor befindet sich der<br />

Investmentmarkt in einem<br />

Transformationsprozess. Während viele Investoren<br />

an der Seitenlinie warten bis die Angebotspreise<br />

die neue Realität aus hohen Zinsen und<br />

verhaltener Konjunktur spiegeln, mussten sich<br />

andere mangels des entsprechenden Kleingelds<br />

zurückziehen. Viele Institutionelle dürfen wiederum<br />

gemäß ihrer Veranlagungsrichtlinien<br />

gar nicht investieren. Die Folge: Mit 2,6 Milliarden<br />

Euro liegt das für das Gesamtjahr <strong>2023</strong> prognostizierte<br />

Investmentvolumen deutlich unter<br />

dem Vorjahresniveau (4,1 Milliarden Euro).<br />

So weit, so gut. Es gibt aber selbst im aktuellen<br />

Umfeld Investoren, die auffallend aktiv sind,<br />

sogar als „Serientäter“ bezeichnet werden<br />

können. Dazu gehört heuer sicher die S Immo.<br />

Wobei das Unternehmen natürlich regelrecht<br />

dazu verdammt ist, zu investieren. Bekanntlich<br />

erfolgte mit der Übernahme des heimischen<br />

Immobilienkonzerns durch die Immofinanz,<br />

oder besser gesagt die tschechische CPI Property<br />

Group, die den größeren heimischen Mitbewerber<br />

schluckte, auch ein unfreiwilliger Strategieschwenk.<br />

Fortan wurde der Befehl ausgegeben,<br />

sich von renditeschwachen deutschen Wohnimmobilien<br />

zu trennen und die frei werdende<br />

Liquidität in höher rentierende Büroimmobilien<br />

in der CEE-Region zu investieren.<br />

Ein kleiner Auszug der Zukäufe gefällig, die bislang<br />

heuer von der S Immo getätigt wurden? Im<br />

April wurde die Akquisition von drei Bürogebäuden<br />

und einem Hotel in der Tschechischen<br />

Republik für knapp 170 Millionen Euro abgeschlossen.<br />

Im April sicherte sich die S Immo<br />

die Bürotürme Twin Towers am Wienerberg.<br />

Im Oktober wurde das „Wienerberg-Portfolio“<br />

um weitere Büroimmobilien und ein Hotel<br />

erweitert. Im November folgten schließlich elf<br />

Objekte in der Tschechischen Republik, konkret<br />

sieben Büro- sowie drei Gewerbeimmobilien<br />

und ein Grundstück mit einem Immobilienwert<br />

von 481 Millionen Euro.<br />

Dass es sich bei sämtlichen Transaktionen<br />

um Objekte der CPI beziehungsweise der<br />

Immofinanz handelt, ist eine andere Geschichte.<br />

Stichwort: Related-Party-Transactions.<br />

Man mag von ihnen halten, was man<br />

möchte, um Deals handelt es sich dabei allemal.<br />

Aber einen seltsamen Beigeschmack<br />

hinterlassen sie dennoch. Auch weil über<br />

das dahinterstehende Motiv keine offiziellen<br />

Informationen vorliegen. Der Vorstand<br />

der S Immo macht jedenfalls weiterhin „gute<br />

Miene“. Bei einer Pressekonferenz im Frühling<br />

wurde den anwesenden Journalisten<br />

versichert, „noch nie so professionell begleitete<br />

Deals erlebt zu haben“.<br />

Foto: IMMOFINANZ<br />

30 ImmoFokus


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<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

31


Problemlöser<br />

ImFokus<br />

Gregor<br />

Sampson<br />

Gründer & CEO<br />

Lavis<br />

1. DAS PROBLEM<br />

Das Warten auf eine freie Waschmaschine in einer<br />

Gemeinschaftswaschküche kann mitunter die Nerven gehörig<br />

strapazieren. Und zwar bei immer mehr Menschen. Der Hintergrund:<br />

Gemeinschaftswaschküchen gewinnen wegen der wachsenden Zahl<br />

an kleineren Wohneinheiten und Single-Wohnungen an Bedeutung.<br />

Gemeinsame „Waschküchen“ sind aber auch im „Student Housing“,<br />

in „Serviced Apartments“, im Co-Living sowie in Hostels üblich.<br />

2. DIE LÖSUNG<br />

Geht es nach dem Wiener Start-up Lavis, sind die Zeiten des<br />

Wartens auf freie Waschmaschinen in wenig einladenden<br />

Gemeinschaftswaschküchen vorbei. Die Betreiber von<br />

Mehrfamilienhäusern, Studierenden-Heimen, „Serviced<br />

Apartments“, Reha-Kliniken, Hostels und dergleichen<br />

werden mit dem selbst entwickelten Konzept sowie mit<br />

leistungsstarken, vernetzten Waschmaschinen unterstützt,<br />

die auch gewartet werden, während die Abläufe und<br />

Bezahlvorgänge über eine App gemanagt werden.<br />

„Dunkle, abweisende Gemeinschaftswaschküchen, wochenlang<br />

defekte Geräte, Streitigkeiten um Waschzeiten – das<br />

alles kann der Vergangenheit angehören“, meint Gregor<br />

Sampson, Gründer und CEO von Lavis. So könnten die<br />

Benutzer mit der Lavis-App in den eigenen vier Wänden eine<br />

Waschmaschine reservieren und die fälligen Waschgebühren<br />

bezahlen. Ist der Waschvorgang vorbei, wird der Lavis-Nutzer<br />

benachrichtigt. Indes kommunizieren die intelligent vernetzten<br />

Waschmaschinen mit dem Lavis-Team, das im Falle von<br />

Fehlermeldungen beziehungsweise Auffälligkeiten in Aktion tritt.<br />

50.000<br />

DIE ZAHL<br />

Bislang wurden nicht<br />

weniger als 50.000<br />

Waschprogramme für<br />

rund 2.000 User per<br />

Lavis-App erledigt.<br />

Zum Einsatz kommt<br />

die digitale Lösung<br />

aktuell in mehreren<br />

Kolping-Häusern, vier<br />

Studierenden-Heimen<br />

der Stuwo sowie dem<br />

„Porzellaneum“ in Wien-<br />

Alsergrund.<br />

Fotos: aedifion<br />

32 ImmoFokus


REAL ESTATE MEDIA GROUP<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

33


Der<br />

Marketer<br />

Gedankensplitter zum<br />

ImmoMarketing in<br />

Theorie und Praxis.<br />

Das neue Gesicht des Wohnens:<br />

Kleiner, flexibler, individueller<br />

Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

Die Wohnsituation in unseren Städten und Gemeinden ist im Wandel.<br />

Ein signifikanter Trend, der sich in den letzten Jahren abzeichnet,<br />

ist der Anstieg von Single-Haushalten und der Rückgang traditioneller<br />

Familienstrukturen mit mehreren Kindern. Dieser demografische<br />

Wandel hat weitreichende Auswirkungen auf den Bedarf und die Gestaltung<br />

von Wohnraum.<br />

Die Zahl der Einpersonenhaushalte steigt stetig an. Immer mehr Menschen<br />

entscheiden sich für ein Leben allein, sei es aus beruflichen Gründen,<br />

aufgrund persönlicher Präferenzen oder weil sich familiäre Lebensentwürfe<br />

verändert haben. Diese Entwicklung führt zu einem steigenden<br />

Bedarf an kleineren Wohnungen und flexiblen Wohnkonzepten.<br />

Gleichzeitig sind Familien heute oft kleiner als in der Vergangenheit:<br />

Viele Paare entscheiden sich für ein oder zwei Kinder, und der Trend zu<br />

kinderlosen Lebensmodellen nimmt zu. Dies bedeutet, dass der traditionelle<br />

Bedarf an großen Familienwohnungen und -häusern abnimmt,<br />

während die Nachfrage nach kleineren und effizienter gestalteten Wohnräumen<br />

steigt.<br />

Diese Veränderungen stellen Stadtplaner und Immobilienentwickler vor<br />

neue Herausforderungen. Es geht nicht mehr nur darum, Wohnraum<br />

zu schaffen, sondern auch darum, diesen Wohnraum an die veränderten<br />

Bedürfnisse der Menschen anzupassen. Moderne Wohnkonzepte<br />

müssen flexibel, skalierbar und multifunktional sein, um den Bedürfnissen<br />

von Singles, Paaren und kleinen Familien gerecht<br />

zu werden.<br />

Mikro-Apartments<br />

Ein Beispiel für solche neuen Wohnkonzepte sind<br />

Mikro-Apartments und modulare Wohnungen, die<br />

speziell für Einpersonenhaushalte konzipiert sind. Sie<br />

bieten nicht nur eine effiziente Raumnutzung, sondern<br />

auch Gemeinschaftsbereiche, die soziale Interaktion und ein Gemeinschaftsgefühl<br />

fördern.<br />

Darüber hinaus erfordert dieser Trend auch ein Umdenken in der Infrastruktur.<br />

Öffentliche Einrichtungen, Verkehrsanbindungen und Freizeitangebote<br />

müssen den Bedürfnissen einer zunehmend individualisierten<br />

Gesellschaft Rechnung tragen. In der modernen Stadtplanung und Architektur<br />

gewinnen Konzepte wie Co-Living und Gemeinschaftsräume an<br />

Bedeutung. Diese Ansätze bieten nicht nur eine Antwort auf den Platzmangel<br />

in Städten, sondern auch auf das Bedürfnis nach sozialer Interaktion<br />

und einem Gemeinschaftsgefühl, das in einer zunehmend isolierten<br />

Gesellschaft wichtig ist. Eine weitere Folge dieser Entwicklung ist das<br />

zunehmende Interesse an nachhaltigen und ökologischen Wohnformen.<br />

Kleinere Wohnflächen bedeuten oft einen geringeren Ressourcenverbrauch<br />

und eine Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Dies steht im Einklang mit dem wachsenden Bewusstsein für Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeit in der Gesellschaft. Neben der physischen Gestaltung<br />

des Wohnraums spielt auch die digitale Vernetzung eine immer<br />

wichtigere Rolle. Smart Home-Systeme und digitale Dienste können den<br />

Alltag in kleinen Wohnungen effizienter und komfortabler gestalten. Sie<br />

ermöglichen eine bessere Nutzung des begrenzten Raums<br />

und tragen zur Lebensqualität bei.<br />

Die Evolution des Wohnens ist somit<br />

nicht nur eine Frage der Architektur,<br />

sondern auch ein Zeugnis<br />

unserer sich verändernden<br />

Lebensstile, die eine Balance<br />

zwischen Individualität und Gemeinschaft,<br />

zwischen Privatem<br />

und Geteiltem neu definieren.<br />

34 ImmoFokus


Vereinigung Österreichischer Projektentwickler<br />

voepe.at<br />

Jetzt Mitglied<br />

werden!<br />

voepe.at/mitglied-werden<br />

Wir schaffen Vertrauen<br />

Mit den „Lebensraumentwicklern“ haben wir eine starke Marke aufgebaut,<br />

die die Wahrnehmung der Branche maßgeblich verbessern wird.<br />

Wir zeigen, dass wir ein verlässlicher Partner sind, wenn es um die Schaffung von Lebensräumen geht.<br />

Wir bündeln Expertise<br />

Die VÖPE ist eine unabhängige Kompetenzstelle für die Mitgestaltung neuer Gesetze,<br />

Normen und Verordnungen – ob Baurecht, Steuerrecht oder Mietrecht.<br />

Wir sprechen mit einer Stimme<br />

Wir sind die gemeinsame Stimme der Projektentwicklerinnen und Projektentwickler Österreichs<br />

und stehen im steten Austausch mit Stakeholdern, um die Interessen unserer Mitglieder zu artikulieren.<br />

Durch proaktive Öffentlichkeitsarbeit leisten wir einen maßgeblichen Beitrag zur Bewusstseinsschaffung in Öffentlichkeit und Politik.<br />

Die<br />

Lebensraum<br />

entwickler<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong> 35


Immobilie<br />

ImFokus<br />

245<br />

Der fertige Elbtower mit seinen 64 Stockwerken, für den das Architekturbüro David<br />

Chipperfield Architects verantwortlich zeichnet, wird stolze 245 Meter in die Höhe<br />

ragen. Er soll den krönenden Abschluss der Hamburger Hafencity, einem der größten<br />

Stadtentwicklungsprojekte Europas, darstellen. Gleichzeitig wird er auch als Eingang<br />

zu den künftigen Stadtentwicklungsgebieten Billebogen und Grasbrook fungieren.<br />

104.000<br />

Die Bruttogeschossfläche des Elbtowers von 104.000<br />

Quadratmetern lässt sich auf die Nutzungsarten Büro (73.000<br />

Quadratmeter) und Hotel (20.000) sowie auf öffentlich<br />

zugängliche Flächen (11.000) aufteilen. Zudem werden den Nutzern<br />

rund 600 Stellplätze zur Verfügung stehen. Und wie es sich für<br />

eine Hafenstadt gehört, ist auch ein Bootsanlegeplatz geplant.<br />

75<br />

Die sogenannten Gründungspfähle, die unter der Bodenplatte<br />

das Gebäude im Boden verankern, reichen bis zu 75 Meter<br />

tief in den Erdboden. Da der Baugrund an den Elbbrücken<br />

als nicht einfach gilt, haben Geologen und Ingenieure sogar<br />

Probebohrungen bis in mehr als 200 Meter Tiefe vorgenommen.<br />

2026<br />

Inwiefern die geplante Fertigstellung des Elbtowers 2026 eingehalten werden kann, ist<br />

angesichts des im Zuge der zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten der Signa-Gruppe Ende<br />

Oktober erfolgten Baustopps fraglich. Zumindest gibt sich Andreas Kleinau, Geschäftsführer der<br />

Hafencity Hamburg, optimistisch, dass weitergebaut wird. Dass der Elbtower zur dauerhaften<br />

Ruine wird, halte er für ausgeschlossen, meinte er in einem Interview.<br />

120.000<br />

In den fertigen Elbtower werden um die 120.000 Tonnen<br />

Beton verbaut sein. Davon wurden allein rund 11.000<br />

Kubikmeter – sowie im Übrigen auch 3.500 Tonnen<br />

Betonstahl – für den Bau der vier Meter dicken und 2.600<br />

Quadratmeter großen Bodenplatte benötigt.<br />

3<br />

Nicht wenige Beobachter sehen<br />

im Elbtower, dem im Übrigen<br />

dritthöchsten Gebäude Deutschlands,<br />

ein selbstbewusstes Statement des<br />

wachsenden Hamburgs. Das wird von<br />

der Fassade unterstrichen, die vom<br />

Studio Other Spaces als Lichtkunstwerk<br />

gestaltet wurde. Konkret erkennen<br />

Sensoren kleinste Wetter- und<br />

Witterungsänderungen und übersetzen<br />

diese in Lichteffekte, die den Elbtower<br />

bei Nacht zur Skulptur machen.<br />

Fotos: APA-AFP-Axel Heimken, David-Chipperfield-Architects<br />

36 ImmoFokus


Aufsteiger<br />

Absteiger<br />

Neuer CFO, alter COO<br />

Top-Infrastruktur-Expertise. Am 1. Juni startet Herbert Kasser als CFO bei der Asfinag. An seiner Seite wird<br />

Hartwig Hufnagl für eine weitere Vorstandsperiode als COO wirken.<br />

1 2002<br />

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften nimmt Hartwig Hufnagl<br />

zwei Jahre an einem Trainee-Programm der Industriellenvereinigung<br />

(IV) in Brüssel teil. Nach seiner Rückkehr nach Österreich<br />

arbeitet er in den Kabinetten der Verkehrs- beziehungsweise Infrastrukturminister<br />

Hubert Gorbach und Norbert Hofer.<br />

2 20<strong>06</strong><br />

Der Vöcklabrucker beginnt bei<br />

der Asfinag als Mitarbeiter der<br />

Konzernsteuerung. Er wird<br />

in den kommenden Jahren in<br />

unterschiedlichen Funktionen<br />

bei der Infrastruktur arbeiten,<br />

etwa als Vorstandsassistent oder<br />

als Leiter des Netzmanagements<br />

1<br />

2<br />

3 2019<br />

Hufnagl wird Vorstandsdirektor für<br />

den Bau und Betrieb (COO) in der Asfinag.<br />

In den letzten fünf Jahren hat<br />

er eine weitreichende Neuausrichtung<br />

des Unternehmens eingeleitet.<br />

1<br />

2<br />

4 <strong>2023</strong><br />

Das neue Vorstandsteam der Asfinag startet in voller<br />

Besetzung. Für die beiden Vorstandspositionen gab es<br />

insgesamt 42 Kandidaten. Das Ausschreibungsverfahren<br />

wurde vom Personalberatungsunternehmen Amrop<br />

durchgeführt. Laut der Aufsichtsratsvorsitzenden der Asfinag,<br />

Christa Geyer, konnten die beiden „ausgewiesenen<br />

Infrastruktur-Experten“ bei einem Hearing überzeugen.<br />

3<br />

1 2007<br />

Nach diversen Tätigkeiten, etwa<br />

als Abteilungsleiter der Sektion<br />

Budget des Bundesministeriums<br />

für Finanzen, startet der Absolvent<br />

der Studien der Agrarwissenschaften<br />

und der Wirtschaft<br />

an der Universität für Bodenkultur<br />

Wien im Verkehrs- bzw.<br />

Klimaschutzministerium (BMK).<br />

3<br />

3 2020<br />

Kasser wird Generalsekretär<br />

des BMK. Wieder. Er hat<br />

diese Funktion bereits von<br />

März 2007 bis Dezember 2017<br />

ausgeübt. Seine Funktionsperiode<br />

endet am 31. Mai 2024.<br />

2 2008<br />

Der Infrastrukturexperte<br />

übernimmt die Leitung der<br />

Sektion Mobilität im BMK.<br />

4<br />

Herbert Kasser<br />

Hartwig Hufnagl<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

37


Positionen & Meinungen<br />

528<br />

ZU TISCH MIT...<br />

„Die Projekte bekomme ich nur, weil man<br />

mich kennt und man mir und meinem Team<br />

die Umsetzung der Projekte zutraut“, so<br />

Jasmin Soravia, CEO von Kollitsch + Soravia,<br />

beim Mittagessen mit Herausgeber Michael<br />

Neubauer in der Pizzeria Regina Margherita.<br />

62<br />

WEIN & IMMOBILIEN<br />

Wein und Spachtelmasse<br />

können schon etwas<br />

gemeinsam haben. Neben<br />

der Qualität des Produktes<br />

ist bei beiden das Marketing<br />

mitentscheidend, wie sich im<br />

Laufe dieser Weinverkostung<br />

mit Andreas Bauer, seit 2000<br />

Kommunikationsmanager bei<br />

Knauf Österreich, zeigt.<br />

40<br />

COVERINTERVIEW<br />

„Man muss sich momentan<br />

auch etwas trauen.<br />

Auf den niedrigsten<br />

Punkt zu warten, ist<br />

nicht meine Sache. Wir<br />

wollen auch 2024 wieder<br />

sicher zehn Projekte<br />

an den Start bringen“,<br />

so 3SI Immogroup<br />

Geschäftsführer Michael<br />

Schmidt.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

38 ImmoFokus


Wir setzen neue Standards!<br />

Von der Idee zur<br />

perfekten Immobilie!<br />

CREATING REAL SUCCESS<br />

LAXURY<br />

Wien<br />

DS 90<br />

Wien<br />

BREEZE<br />

Prag<br />

WIDOK TOWERS<br />

Warschau<br />

DC 2<br />

Wien<br />

DANUBEFLATS<br />

Wien<br />

LAX 151<br />

WIEN<br />

in<br />

sb-gruppe.at<br />

S+B Gruppe AG<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong>sb.gruppe<br />

39


Positionen & Meinungen<br />

Der Optimist<br />

Chancen ergreifen. „Man muss sich momentan auch etwas trauen.<br />

Auf den niedrigsten Punkt zu warten, ist nicht meine Sache. Wir wollen<br />

auch nächstes Jahr wieder sicher zehn Projekte an den Start bringen“,<br />

so 3SI Immogroup Geschäftsführer Michael Schmidt.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Das Marktumfeld ist spannend. Wie<br />

kommt man zu guten Projekten?<br />

Michael Schmidt: Wie man zu guten Projekten<br />

kommt? Ich glaube, es war noch nie so<br />

leicht, zu guten Objekten zu kommen. Die<br />

Konkurrenz ist kleiner geworden.<br />

Die Zeiten der Top-Preise sind vorbei. Wir<br />

können wieder gut kaufen. Wir hatten<br />

seit sehr langer Zeit nicht mehr so schöne<br />

Objekte in unserem Portfolio. Wir kaufen<br />

laufend ein. Dieses Jahr haben wir ungefähr<br />

15 Objekte angekauft, 13 davon waren<br />

innerstädtisch.<br />

Wer verkauft im Moment? Es heißt immer<br />

wieder, die Preisfindung ist noch nicht<br />

abgeschlossen. Verkaufen nur die, die<br />

unbedingt müssen?<br />

Es sind die, die müssen oder können. Manche<br />

wollen sich von Zinshäusern trennen,<br />

aus welchem Grund auch immer, weil das<br />

Zinshaus wenig Rendite bringt oder sie nicht<br />

die gleiche Fantasie haben wie wir. Wir sind<br />

nicht nur Bestandshalter. Wir entwickeln<br />

sehr viel. Wir haben mittlerweile 20 Projekte<br />

im Bau. Das sind über 550 hochwertige<br />

Wohnungen. Darauf sind wir stolz.<br />

Bietet sich die Gelegenheit ein interessantes<br />

Haus zu erwerben, greifen wir gerne zu.<br />

Wie viele Zinshäuser finden sich aktuell<br />

in Ihrem Bestand?<br />

Wir haben ungefähr um die 100 Zinshäuser<br />

im Bestand. Das ist eine konstante Größe,<br />

mit der wir gut leben können. 20 Häuser,<br />

die wir entwickeln und deren Wohnungen<br />

in Folge wieder verkaufen, und 80, die<br />

wir durchgehend im Bestand halten. Mit<br />

Zukäufen kommen wir dann wieder auf die<br />

Summe von 100 Zinshäusern. Es hält sich<br />

immer ungefähr die Waage. Wir wollen auch<br />

nächstes Jahr mindestens zehn Projekte an<br />

den Start bringen.<br />

Wir sind intensiv in der Planung vieler<br />

zukünftiger Bauprojekte. In der Hahngasse<br />

im 9. Wiener Gemeindebezirk stehen wir<br />

unmittelbar vor Projektstart. In der Tendlergasse,<br />

ebenfalls im neunten Bezirk, haben<br />

wir ein weiteres tolles Altbau-Projekt mit<br />

rund 2.000 Quadratmetern Bestand und 600<br />

Quadratmetern zu entwickelnder Dachbodenfläche.<br />

Hier warten wir auf die Baubewilligung.<br />

Da geht es also auch bald los.<br />

Es kann mit Sicherheit gesagt werden: Uns<br />

wird nicht langweilig. Wir haben für 2022<br />

ausgerufen, dass wir weiter kaufen und weiter<br />

bauen, und beides ist uns sehr gut gelungen.<br />

Keine Probleme bei der Finanzierung?<br />

Wir haben starke Reserven. Wir haben aus<br />

unseren Unternehmen nicht so viel herausgenommen.<br />

Dadurch haben wir aktuell<br />

einen großen Eigenkapitalpolster. Das ist in<br />

Zeiten wie diesen ein klarer Vorteil.<br />

Aktuell gibt es so viele Chancen wie noch<br />

nie. Wir haben aber – und das unterschei-<br />

Fotos: @Rizar.Photo<br />

40 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

41


Positionen & Meinungen<br />

det uns von unseren Mitbewerbern – nie<br />

aufgehört zu kaufen, auch nicht während der<br />

Pandemie.<br />

Dadurch konnten wir uns 2022 und <strong>2023</strong><br />

auch einige Top-Immobilien sichern – wie<br />

zum Beispiel zwei Objekte im ersten Bezirk,<br />

die wir von der Immofinanz gekauft haben.<br />

Derartige Objekte kommen selten auf den<br />

Markt – wir hatten die Chance und haben sie<br />

ergriffen. Es geht auch darum, dass man sich<br />

traut. Ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher<br />

Punkt: Man muss sich momentan auch<br />

etwas trauen. Auf den niedrigsten Punkt zu<br />

warten, ist nicht meine Sache. Wir kaufen<br />

die ganze Zeit weiter und glauben auch, dass<br />

wieder positivere Nachrichten kommen<br />

werden, sei es durch einen Zinsschritt nach<br />

unten oder durch eine Entschärfung der<br />

KIM-Verordnung.<br />

Welche Auswirkungen hat die KIM-<br />

Verordnung auf das Geschäft?<br />

Wir haben die Auswirkung am Anfang<br />

stärker gespürt. Aber es hat sich gedreht. Die<br />

reicheren Käufer oder die reichere Käuferschicht<br />

können noch immer gut zugreifen,<br />

wie wir in der Wattmanngasse gesehen haben,<br />

wo wir eine Wohnung um 3,8 Millionen<br />

an einen Barzahler verkaufen konnten.<br />

Barzahlung?<br />

Kreditfinanzierungen haben natürlich auch<br />

im gehobenen Bereich durch die KIM-Verordnung<br />

abgenommen. Viele Wohnungen<br />

kosten 700.000, 800.000 Euro. Wer es sich<br />

leisten kann, kauft bar – vielleicht auch<br />

wegen der hohen Inflation und den noch<br />

nicht nachgezogenen Zinsen auf Guthaben.<br />

Was unterscheidet die 3SI Immogroup<br />

von anderen Developern?<br />

Wir haben immer schon Wohungen für<br />

Familien geplant. Das ist vielleicht der große<br />

Unterschied zu unseren Mitbewerbern.<br />

Immer hochwertig und in guter Lage,<br />

auch die Infrastruktur hat immer gepasst.<br />

Viel innerstädtisch, aber auf jeden Fall in<br />

städtischer Lage. Man muss nicht immer<br />

innerhalb des Gürtels sein. Wir schauen<br />

uns die Infrastruktur genau an. Wir haben<br />

immer für den Eigennutzer gebaut und nicht<br />

für den institutionellen Investor. Kleine<br />

Anlegerwohnungen sind momentan schwer<br />

an den Mann oder die Frau zu bringen. Da ist<br />

das Angebot auch riesig.<br />

Die Vorsorgewohnung wird wiederkommen.<br />

Aber nicht als kleine 30 bis 40 Quadratmeter<br />

große Einheit, sondern als größere Familienwohnung<br />

mit drei bis vier Zimmern,<br />

ab 60, 70 Quadratmetern. Derartige Mietwohnungen<br />

werden am Markt aktuell stark<br />

nachgefragt.<br />

Was wird zuerst geändert – die KIM-<br />

Verordnung oder das Mietrechtsgesetz?<br />

Sicher die KIM-Verordnung. Leider wird es<br />

noch sehr lange dauern, bis das Mietrechtsgesetz,<br />

das ich als sehr unfair empfinde,<br />

geändert wird. Nehmen wir hier diese Wohnung.<br />

Sie spielt alle Stückerln. Da kann kaum<br />

eine Neubauwohnung mithalten. Warum soll<br />

diese Wohnung nicht frei vermietet werden<br />

können? Die Wohnung, in der die Bilder<br />

42 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

43


Positionen & Meinungen<br />

„Wir haben starke<br />

Reserven. Wir<br />

haben aus unseren<br />

Unternehmen nicht so<br />

viel herausgenommen,<br />

dadurch haben wir<br />

aktuell einen großen<br />

Eigenkapitalpolster.“<br />

Michael Schmidt,<br />

3SI Immogroup<br />

TIMELINE 3SI Immogroup<br />

Eröffnung Kurhotel Moorheilbad Haarbach - Das<br />

Kurhotel in Haarbach, an dem Harald Schmidt sowie<br />

dessen Vater, Max Schmidt, beteiligt sind, wird eröffnet.<br />

Michael Schmidt wird geboren.<br />

Einstieg ins Immobiliengeschäft<br />

- Harald Schmidt<br />

beginnt mit dem breit gefächerten<br />

Erwerb von Wohnimmobilien<br />

und großen Betriebsund<br />

Garagenflächen. Seine<br />

ersten Projekte: Sagedergasse<br />

und Biedermanngasse.<br />

Intensive Bestandserweiterung<br />

- Harald Schmidt<br />

verfolgt weiter den Ankauf<br />

und die erfolgreiche<br />

Entwicklung zahlreicher<br />

Immobilien in Niederösterreich<br />

und Wien.<br />

Der Ankauf des<br />

ersten Zinshauses<br />

erfolgt<br />

durch Harald<br />

Schmidt in der<br />

Scholzgasse,<br />

1020 Wien.<br />

Gründung der 3SI<br />

Immogroup - Die<br />

3SI Immogroup<br />

wird gegründet<br />

und Ing. Michael<br />

Schmidt steigt<br />

ins Familienunternehmen<br />

ein.<br />

Ankauf von<br />

Immobilien in<br />

Deutschland - Das<br />

Unternehmen weitet<br />

die Ankäufe<br />

von Immobilien<br />

nach Berlin aus.<br />

Ankauf der ersten<br />

Hotelimmobilie - Die<br />

3SI Immogroup erwirbt<br />

ihr erstes Hotel und legt<br />

damit den Grundstein<br />

für den Einstieg in die<br />

Hotelbranche.<br />

Erste große Immobilienpaket-Beteiligung<br />

- Die 3SI<br />

Immogroup verzeichnet<br />

ihre erste große Projektbeteiligung:<br />

13 Immobilien<br />

in Wien und Niederösterreich<br />

werden erworben.<br />

Ankauf Gersthofer Straße<br />

119 - Im Herzen von Gersthof<br />

kauft, saniert und modernisiert<br />

der Immobilienund<br />

Zinshausentwickler<br />

über 100 Eigentums- und<br />

Anlagewohnungen mit über<br />

12.000 m² Wohnfläche.<br />

Ankauf Swarovski-Paket -<br />

Vier Zinshäuser der Familie<br />

Swarovski werden von der 3SI<br />

Immogroup in Wien erworben.<br />

1980<br />

1982/1985 1990–2000 2000 2001 Ab 20<strong>06</strong> 2007 2011 2011<br />

2015<br />

44 ImmoFokus


Fertigstellung<br />

des ersten<br />

Neubauprojekts<br />

- In der<br />

Sobieskigasse<br />

35, 1090<br />

Wien, wird<br />

der erste<br />

durch die 3SI<br />

Immogroup<br />

errichtete<br />

Neubau<br />

fertiggestellt.<br />

100.000 m² Altbau<br />

in Familienbesitz -<br />

Mit Beginn des Jahres<br />

2018 hält die<br />

Familie Schmidt<br />

über 100.000 m²<br />

Fläche in Altbauimmobilien<br />

in<br />

Bestand. Damit ist<br />

die 3SI Immogroup<br />

einer der größten<br />

privaten Bestandshalter<br />

von Altbauimmobilien<br />

in Wien<br />

und Österreich.<br />

Beteiligung an<br />

zwei großen<br />

Immobilienpaketen<br />

- Durch<br />

die Beteiligung<br />

an einem Immobilienpaket<br />

mit 33 Häusern<br />

gelangen<br />

Immobilien<br />

in Wien und<br />

Wien Umgebung<br />

in den<br />

Besitz der 3SI<br />

Immogroup.<br />

Baubeginn „The Masterpiece“<br />

- Mit dem<br />

Zinshausprojekt<br />

„The Masterpiece“ in<br />

der Skodagasse 15,<br />

1080 Wien, festigt<br />

das Unternehmen<br />

seinen Ruf als<br />

renommierter<br />

Zinshausentwickler.<br />

Auszeichnung CÄSAR-<br />

Immobilienpreis - Geschäftsführer<br />

Michael<br />

Schmidt wird mit dem<br />

Immobilienpreis Cäsar<br />

in der Kategorie „Immobilienmanager<br />

des<br />

Jahres“ ausgezeichnet.<br />

Expansion nach<br />

Graz - Der erfolgreiche<br />

Wiener Zinshausund<br />

Immobilienentwickler<br />

expandiert in<br />

die Hauptstadt der<br />

Steiermark.<br />

Neuer Firmensitz & Markenrelaunch<br />

- Im Frühjahr 2021 zieht<br />

die 3SI Immogroup in ihr neues<br />

Büro beim Albertinaplatz. Gekrönt<br />

wird dieser Neubeginn mit einem<br />

sanften Relaunch der Marke.<br />

Investmentrekord &<br />

Preise - 2022 stellt die<br />

3SI Immogroup mit einem<br />

Ankaufsvolumen von über<br />

300 Mio. Euro einen neuen<br />

Ankaufsrekord auf. Drei Immobilienprojekte<br />

werden<br />

mit teils internationalen<br />

Preisen ausgezeichnet.<br />

Eröffnung des<br />

Showrooms am<br />

Graben 12 - 3SI<br />

Immogroup erhält<br />

den Property<br />

Award für das<br />

Projekt Gloria<br />

und wird unter<br />

die „TOP 100 Real<br />

Estate Brokers<br />

and Developers“<br />

gelistet. Im April<br />

wird das Buch<br />

„Das Wiener<br />

Zinshaus. Bauen<br />

für die Metropole“<br />

präsentiert.<br />

2016 2018 2019 2020 2020 2020 2021 2022 <strong>2023</strong><br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

45


Positionen & Meinungen<br />

entstanden sind, kann angemessen vermietet<br />

werden, weil sie über 130 Quadratmeter hat.<br />

Aber grundsätzlich ergibt das Mietrecht gar<br />

keinen Sinn. Man sollte sich irgendetwas<br />

einfallen lassen. Vielleicht könnte man die<br />

freie Vermietung an Energiewerte oder an eine<br />

komplette Durchsanierung koppeln. Wird ein<br />

Zinshaus komplett durchsaniert und steht<br />

dann besser da als ein alter Neubau, dann<br />

muss da auch der freie Mietzins gelten. Alles<br />

andere ist für mich unfair und und verhindert<br />

Investitionen.<br />

Auch bei den ESG-Kriterien wird das Zinshaus<br />

häufig unter seinem Wert klassifiziert.<br />

Mit einer hochwertigen und maßgeschneiderten<br />

Revitalisierung von Wiener Altbauten<br />

werden wertvolle Ressourcen geschont.<br />

Durch die Nachverdichtung im Bestand –<br />

also den Dachgeschoßausbau – wird zusätzliche<br />

Bodenversiegelung verhindert, während<br />

neuer und dringend benötigter Wohnraum<br />

in bestehender Infrastruktur geschaffen<br />

wird. Diesen Aspekt der Immobilienentwicklung,<br />

die Weiterentwicklung historischer<br />

Bausubstanz, vermisse ich oftmals in der<br />

Diskussion über Ressourcenschonung und<br />

Nachhaltigkeit im Wohnbau.<br />

Andere Maßnahmen sind schwerer umsetzbar.<br />

Raus aus Öl und Gas. Wir Bauträger sind<br />

absolut gewillt, so viel wie möglich umzusetzen!<br />

Aber: Wärmepumpen mit Tiefenbohrung<br />

im Zinshaus sind zurzeit teilweise noch nicht<br />

umsetzbar. Fernwärme gibt es nicht überall,<br />

wenn man bedenkt, dass zum Beispiel im 14.<br />

Bezirk Fernwärme fast gar nicht ausgebaut<br />

ist. Fernwärme hat auch Kapazitätsbeschränkungen.<br />

Auch eine Wärmepumpe macht<br />

Geräusche und ist nicht immer gewollt.<br />

Wir reißen nichts weg. Wir bauen sogar auf,<br />

verdichten nach, ändern das Heizungssystem,<br />

tauschen Fenster und verstärken die<br />

Dämmung. Man darf nicht vergessen, ein<br />

Zinshaus hat teilweise eine fast einen Meter<br />

dicke Wand. Ein Neubau hat vielleicht 30<br />

Zentimeter. Das Zinshaus steht schon gut<br />

da. Ich glaube, dass eher die Bauten aus den<br />

„Ich glaube, dass eher die Bauten<br />

aus den 60er-, 70er-, 80er-Jahren<br />

Probleme haben, die wirklich<br />

tendenziell schlecht gedämmt<br />

sind und die weitaus schlechtere<br />

Energiewerte haben als ein Zinshaus.“<br />

Michael Schmidt,<br />

3SI Immogroup<br />

60er-, 70er-, 80er-Jahren Probleme haben,<br />

die tendenziell schlecht gedämmt sind, die<br />

weitaus schlechtere Energiewerte haben als<br />

ein Zinshaus.<br />

Wie sieht es bei den Baukosten aus? Ich<br />

habe bemerkt, dass die 3SI Immogroup<br />

immer mit den gleichen Unternehmen<br />

arbeitet?<br />

Wir bauen immer mit denselben Baufirmen.<br />

Ich liebe es, wenn man mit jemandem<br />

zusammenarbeitet, dem man vertraut und<br />

den man auf Augenhöhe betrachtet. So sieht<br />

es der andere Teil dann auch. Wenn bei mir<br />

einmal etwas gut gelaufen ist, dann ändere<br />

ich das auch nicht so schnell. Natürlich spielt<br />

aktuell ein guter Baupreis eine wesentliche<br />

Rolle, was Beauftragungen anbelangt.<br />

Der Preis allein macht es aber nicht. Es<br />

ist schon gut, verlässliche Partner zu<br />

haben, gerade in dieser teils krisenhaften<br />

Wirtschafslage, in der alles sehr heikel ist<br />

und auch bei Baufirmen vielleicht doch die<br />

eine oder andere Insolvenz eintreten kann.<br />

Darum bauen wir sowohl im Neubau als<br />

auch im Altbau fast immer mit uns bekannten<br />

Firmen.<br />

Wien bleibt Schwerpunkt?<br />

Wien bleibt Schwerpunkt. Aber wir sind<br />

auch in Graz und in Salzburg aktiv. Wir<br />

haben uns aber entschlossen, dass wir uns<br />

während dieser herausfordernden Zeit<br />

voll auf Wien konzentrieren. Das machen<br />

wir auch. Was in Salzburg kommen wird,<br />

werden wir uns auf jeden Fall anschauen.<br />

Aber man darf nicht glauben, dass es hier<br />

so viele Angebote in Top-Lagen zu guten<br />

Preisen gibt. In guten Lagen in Wien oder in<br />

Salzburg, wenn man innerhalb des Gürtels<br />

bleiben will, ist nicht viel da. Was da ist, das<br />

geht schnell weg, wenn es halbwegs normal<br />

eingepreist ist.<br />

Wer sind die stärksten Mitbewerber im<br />

Einkauf ?<br />

Die üblichen Verdächtigen.<br />

Wie wird 2024?<br />

Es gibt nichts zu beschönigen. Wir haben<br />

ein schwieriges Umfeld. 2024 wird sicher<br />

ebenfalls nicht einfach. Aber wir sollten<br />

optimistisch bleiben. Sonst wird das Gejammere<br />

über ein schlechtes Jahr 2024 zu einer<br />

„self fulfilling prophecy“.<br />

Wir starten weiterhin Bauprojekte, geben<br />

Gas und entwickeln mehr Immobilien als<br />

jemals zuvor. Wir werden dieses Jahr rund<br />

100 Wohnungen verkauft haben. Darauf<br />

dürfen wir auch stolz sein.<br />

Aber wir haben ein schwierigeres Umfeld.<br />

Wir dürfen das aktuelle Marktumfeld nicht<br />

mit jenem während der Corona-Pandemie<br />

vergleichen. Die Wirtschaft hat 2020 und 2021<br />

geboomt, weil so viel Geld am Markt war.<br />

Diese Situation war in den Jahren davor auch<br />

46 ImmoFokus


3SI Immogroup<br />

Die 3SI Immogroup ist ein seit drei Generationen<br />

bestehendes Wiener Familienunternehmen,<br />

das sich auf die Revitalisierung<br />

und Entwicklung von Zinshäusern<br />

sowie den hochwertigen Ausbau von<br />

Dachböden spezialisiert hat. Neben der<br />

Sanierung historischer Bausubstanz trägt<br />

die 3SI Immogroup als Bauträger seit<br />

Jahren auch aktiv zu nachhaltiger Wohnraumschaffung<br />

im Neubausegment bei.<br />

Das Familienunternehmen mit Sitz in der<br />

Tegetthoffstraße 7 zwischen Oper und<br />

Albertina hält aktuell über 100 Zinshäuser<br />

mit einer Gesamtfläche von mehr als<br />

120.000 Quadratmetern in seinem Bestand.<br />

Mit über fünfzig Mitarbeitern und<br />

jährlichen Investitionen im dreistelligen<br />

Millionenbereich zählt die 3SI Immogroup<br />

zu den führenden Projektentwicklern<br />

in Wien.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

47


Positionen & Meinungen<br />

Welches Buch<br />

liegt auf Ihrem<br />

Schreibtisch?<br />

Unser heuer<br />

erschienenes<br />

Zinshausbuch „Das<br />

Wiener Zinshaus -<br />

Bauen für die<br />

Metropole“.<br />

Ihren Kaffee<br />

trinken Sie am<br />

liebsten...<br />

Mit Milch<br />

ohne Zucker.<br />

Morgen- oder<br />

Abendmensch?<br />

Ganz eindeutig<br />

Morgenmensch.<br />

Ihr größtes Laster?<br />

Schokolade<br />

und sonstige<br />

Süßigkeiten.<br />

Nehmen Sie<br />

gerne Risiko?<br />

Ich bin schon<br />

risikofreudig. Mir ist<br />

allerdings wichtig,<br />

dass das Risiko<br />

kalkulierbar bleibt.<br />

Mit welcher Person<br />

(lebend oder bereits<br />

verstorben) würden Sie<br />

gerne einen Abend<br />

verbringen?<br />

Warren Buffett.<br />

Wenn Sie im Lotto<br />

gewinnen, was würden<br />

Sie machen?<br />

Ich würde noch viele<br />

weitere gemeinnützige<br />

Organisationen<br />

unterstützen.<br />

48 ImmoFokus


WORDRAP MIT MICHAEL SCHMIDT<br />

In den nächsten<br />

zehn Jahren möchte<br />

ich unbedingt...<br />

noch zahlreiche<br />

Immobilienprojekte mit<br />

meinem großartigen<br />

Team umsetzen.<br />

Lieblingshobbies?<br />

Reisen mit meiner<br />

Familie, Schwimmen,<br />

Skifahren,<br />

Bootsfahren und<br />

natürlich<br />

arbeiten.<br />

Wenn Sie das Radio<br />

im Auto aufdrehen,<br />

was läuft?<br />

Ö3<br />

Womit haben Sie Ihr<br />

erstes Geld verdient?<br />

Ich habe schon<br />

während der Schule<br />

im Unternehmen<br />

meines Vaters mitgearbeitet<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

49


Positionen & Meinungen<br />

50 ImmoFokus


nicht gegeben. Daran kann ich mich noch<br />

erinnern. Ich habe meine erste wesentliche<br />

Berufserfahrung zwischen 2001 und 2008<br />

gesammelt, in der es auch einen Käufermarkt<br />

gab, und jetzt haben wir wieder den Käufermarkt.<br />

Jetzt muss man sich eben wirklich<br />

um den Kunden kümmern. Der Kunde ist<br />

mittlerweile König. Das haben inzwischen alle<br />

verstanden. Jeder, der da mitmacht, wird auch<br />

Erfolge haben. Wir werden weiter Gas geben<br />

und auch 2024 gut durchkommen.<br />

Wo liegen die Preisvorstellungen?<br />

Bei Wohnungen hat sich vor allem im<br />

gehobenen Segment preislich gar nichts<br />

getan. Das Angebot ist gering – die Preise sind<br />

stabil. In der breiten Masse wird man wahrscheinlich<br />

ein bisschen von seinem Wunschpreis<br />

heruntergehen müssen. Aber bei den<br />

Preisen hat sich, für Entwickler erfreulich,<br />

nichts getan. Eine aktuelle Auswertung von<br />

Immobilien Scout sieht sogar bei Wohnungen<br />

ab zwei Millionen Euro eine stark steigende<br />

Nachfrage. Der Wunsch nach Eigentum ist<br />

noch immer gewaltig.<br />

Die KIM-Verordnung im Zusammenhang mit<br />

den Zinsen wirkt sich natürlich nicht positiv<br />

aus. Für viele ist es schwieriger geworden,<br />

einen Kredit zu bekommen – auch für Besserverdienende.<br />

20 Prozent Eigenkapital ist in<br />

der Regel kein Hindernis. Das ist zu stemmen.<br />

Das Problem der Zwischenfinanzierung<br />

wurde mittlerweile gelöst. Aber dass auch bei<br />

wirklich Besserverdienenden die 40-Prozent-<br />

Regel zu Anwendung kommen muss, ist<br />

unverständlich. Hier muss nachgebessert<br />

werden. Sonst stehen bald alle Bauträger, aber<br />

insbesondere auch Baufirmen, vor wirklich<br />

großen Problemen. Die Immobilienunternehmen<br />

zusammen mit den Baufirmen<br />

erwirtschaften aber mit den nachgeordneten<br />

Gewerken rund elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts.<br />

Stürzt die Immobilienwirtschaft<br />

in eine echte Krise, wird dies nicht an der<br />

Gesamtwirtschaft vorübergehen.<br />

Allerorts ist vom Fachkräftemangel zu<br />

hören. Plagen auch die 3SI Personalsorgen?<br />

Gutes Personal zu bekommen, ist immer<br />

schwierig. Wir haben aktuell mehr Mitarbeiter<br />

als vor der Krise. Wir haben in den letzten<br />

Jahren mehr gebaut und mehr verkauft als je<br />

zuvor. Im Bereich Baumanagement könnten<br />

wir noch Verstärkung gebrauchen. Was mich<br />

wundert, ist die Tatsache, dass wir von vielen<br />

Kündigungen hören – der Arbeitsmarkt ist aber<br />

„Wie in jedem Unternehmen gibt<br />

es auch bei uns Diskussionen und<br />

das ist gut so. So können wir unser<br />

Unternehmen weiterentwickeln.“<br />

Michael Schmidt,<br />

3SI Immogroup<br />

leer. Ich habe keine Ahnung, wo diese Personen<br />

hin sind. Aber wir haben ein gutes Team. Das<br />

Team gibt alles für das Unternehmen.<br />

In einem Interview haben Sie das Zinshaus<br />

als „das Grünste, was es gibt“ beschrieben.<br />

Was meinten Sie damit?<br />

Dass Zinshäuser die nachhaltigste Immobilienform<br />

sind, die es gibt. Mir kommt<br />

persönlich generell der Stellenwert von<br />

Bestandsgebäuden in der aktuell geführten<br />

ESG- und Nachhaltigkeitsdebatte zu kurz.<br />

Die zahlreichen Gründerzeithäuser und<br />

Altbauten in Österreich stellen kein Problem<br />

dar, sondern eine Chance. Es ist wichtig zu<br />

verstehen, dass es weitaus ressourcenschonender<br />

ist, ein seit über 100 Jahren bestehendes<br />

Gebäude – umringt von vorhandener<br />

Infrastruktur – von Grund auf zu sanieren,<br />

von Gas auf Fernwärme, Wärmepumpe<br />

oder Geothermie umzusteigen und alles an<br />

Dämmmaßnahmen zu ergreifen, was nur<br />

möglich ist, anstatt Wohnraum durch Abriss<br />

oder Bebauung einstiger Acker- und Grünflächen<br />

neu zu schaffen. Leider sind auch<br />

die derzeitigen Zertifizierungskriterien für<br />

Altbaurevitalisierungen verbesserungswürdig.<br />

Ich erhalte für einen Neubau leichter ein<br />

entsprechendes Nachhaltigkeitsgütesiegel<br />

als für einen Altbau. Das liegt in den Bewertungskriterien<br />

begründet, die auf Neubauten<br />

und Bürogebäude ausgerichtet sind, nicht<br />

auf Immobilien aus dem Jahr 1890. Hier sehe<br />

ich definitiv Verbesserungspotenzial.<br />

Mit Ihnen, ihrem Vater und ihrem Bruder<br />

sind gleich drei Familienmitglieder im<br />

Unternehmen beschäftigt. Ein Herd für<br />

Konflikte?<br />

Wie in jedem Unternehmen gibt es auch<br />

bei uns Diskussionen und das ist gut so. So<br />

können wir unser Unternehmen weiterentwickeln.<br />

Ohne Diskussion droht Stillstand. Dass<br />

es dabei zu unterschiedlichen Auffassungen<br />

kommen kann, liegt in der Natur der Sache.<br />

Wobei es keinen Konflikt „Jung gegen Alt“<br />

gibt. Es wäre auch sehr dumm von uns<br />

Jungen, auf die Expertise unseres Vaters<br />

verzichten zu wollen. Er ist für die Finanzen<br />

zuständig. Wir sind sehr froh, dass wir ihn<br />

haben, und wollen ihn nicht missen. Auch<br />

wenn man als Junger tatkräftig alles alleine<br />

machen will, hat man auf der anderen Seite<br />

den Rückhalt der älteren Generation. Und<br />

unser Vater gibt uns starken Rückhalt.<br />

Stand für Sie immer fest, ins väterliche<br />

Unternehmen einzusteigen?<br />

Von Anfang an stand für mich fest: Ich will<br />

ins Immobiliengeschäft. Es ist immer in<br />

diese Richtung gegangen. Ich habe die HTL,<br />

Spezialrichtung Hochbau, absolviert. Daher<br />

kenne ich mich mit Ausbauten von Wohnungen<br />

und Dachgeschoßausbauten, aber auch<br />

im Bereich Neubau sehr gut aus. Ich glaube,<br />

ich habe da ein gutes Gespür. Die Schule war<br />

mir nicht so besonders wichtig. Ich habe<br />

immer im Büro meines Vaters mitgearbeitet<br />

und Interessenten Wohnungen präsentiert<br />

– auch schon während der Schulzeit. Als<br />

ich mit der Schule fertig war, das war 2001,<br />

haben wir dann die gemeinsame Firma<br />

gegründet. Eine Entscheidung, die ich bis<br />

heute keinen Tag bereut habe.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

51


Positionen & Meinungen<br />

Zu<br />

Tisch<br />

mit …<br />

Jasmin Soravia<br />

Gedanken zu einem Menü verfasst<br />

52 ImmoFokus


Die Netzwerkerin<br />

Vernetzt. „Die Projekte bekomme ich nur, weil man mich kennt und<br />

man mir und meinem Team die Umsetzung der Projekte zutraut“, betont<br />

Jasmin Soravia, CEO von Kollitsch + Soravia.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Fotos: @Rizar.Photo<br />

W<br />

ir treffen einander in der<br />

Pizzeria Regina Margherita<br />

im Palais Esterházy.<br />

„Ich komme gern hierher“,<br />

begründet Jasmin Soravia ihre Wahl. „Das<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Der Service<br />

ist schnell – und das Essen schmeckt mir.“<br />

Vor allem aber: „Es gibt hier glutenfreie Pasta<br />

– für mich als Allergikerin einfach super.“<br />

Wir sind schnell entschlossen. Ich bestelle als<br />

Vorspeise eine vegane Minestrone di verdure<br />

dell‘orto, Jasmin Soravia Insalata mista – der<br />

an diesem Tag leider den Weg aus der Küche<br />

bis zum Tisch nicht fand. Der Service scheint<br />

heute ein wenig überfordert. Doch wir haben<br />

Zeit und viele Gesprächsthemen. Als<br />

Hauptspeise ordert Jasmin Soravia Pasta al<br />

crudo di Parma con olive e pomodorini, leicht<br />

scharfe Pasta mit Parmaschinken, schwarzen<br />

Oliven und Cherry-Tomaten (glutenfrei),<br />

meine Wahl fällt auf Gnocchi tartufo: hausgemachte<br />

Kartoffelgnocchi mit getrüffelter<br />

Grana-Käsesauce und schwarzem Trüffel.<br />

Dazu gibt es Apfelsaft gespritzt.<br />

Zwei linke Hände<br />

Selbst steht die Immobilienmanagerin nicht<br />

in der Küche: „Jasmin und Küche ist inkompatibel.“<br />

Schon ihre Mutter habe ihr gesagt, dass<br />

sie zwei linke Hände hätte. Schon beim ersten<br />

Rendezvous mit ihrem späteren Mann habe sie<br />

ihm reinen Wein eingeschenkt. „Ich habe ihm<br />

gleich erklärt, dass ich nicht kochen kann, damit<br />

er nicht auf falsche Gedanken kommt. Ich<br />

kann noch nicht einmal einen Geschirrspüler<br />

richtig einräumen.“ Sie habe nie Leidenschaft<br />

fürs Kochen entwickelt. „Es macht mir einfach<br />

keinen Spaß. Salat, Nudeln oder Gemüsereis –<br />

das sind die Gerichte, die ich kann.“ Dafür aber<br />

kocht ihr Mann „fantastisch“. „Ich bin auch viel<br />

auf Abendveranstaltungen unterwegs, wo man<br />

immer etwas zu Essen bekommt“, merkt die<br />

bekannte und bekennende Netzwerkerin an.<br />

Bei den Gerichten ist Jasmin Soarvia allergiebedingt<br />

wählerisch. „Gluten ist ganz<br />

schlecht. Milch, Ei, Knoblauch und Orange<br />

sind auch ganz schlimm. Wenn es unbedingt<br />

sein muss, sündige ich, muss aber dann ordentlich<br />

leiden. Gemüsereis und glutenfreies<br />

Butterbrot gehen immer. Und ich liebe asiatische<br />

Küche.“ Hoch im Kurs stehen neben<br />

vegetarischen Speisen auch Wildgerichte:<br />

„Mein Mann ist Jäger.“ Wie sie übrigens auch.<br />

„Gemütlich auf dem Hochsitz“, beschreibt sie<br />

die Beschäftigung.<br />

Starker Mutterkonzern<br />

Die aktuelle Lage in der Immobilienbranche<br />

bereitet der Managerin Sorgen. „Zum Glück<br />

haben wir einen starken Mutterkonzern. Man<br />

muss sich keine Sorgen um uns machen. Es ist<br />

belastend, dass man derzeit keine Wohnungen<br />

verkauft. Es gibt viel Interesse, aber der<br />

Zug zum Tor fehlt.“<br />

Besonders schwierig ist die Situation für jüngere<br />

Menschen, vor allem für jene, die nicht<br />

oder noch nicht geerbt haben. Die Problematik<br />

wurde zwar bereits von der österreichischen<br />

Bankenlandschaft erkannt: So forderte der<br />

Bundesobmann der Bankensparte Willibald<br />

Cernko zuletzt im August <strong>2023</strong>, dass an einem<br />

Konzept für Zinszuschüsse, Laufzeitverlängerung,<br />

Tilgungsunterbrechung oder befristete<br />

reine Zinszahlungen gearbeitet wird. Eine<br />

Lösung, die echte Erleichterung bringt, ist<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

53


Positionen & Meinungen<br />

hier allerdings nicht in Sicht – nachhaltiger<br />

erscheint es zudem, auf die Wohnungsgröße<br />

zu setzen.<br />

Aktuell hat Kollitsch & Soravia zehn Projekte<br />

laufen. „Wir haben lange keine Baugenehmigung<br />

bekommen. Jetzt haben wir bei drei Projekten<br />

eine Baugenehmigung. Die wären jetzt<br />

alle drei im Verkauf. Das eine ist in der Wiener<br />

Neustadt, diese Reihen- und Doppelhäuser,<br />

das ist leider ganz schwierig. Da merkt man,<br />

dass die potenzielle Klientel aktuell wegen der<br />

KIM-Verordnung keine Kreditfinanzierung<br />

bekommt.“ Bei günstigeren Wohnungen spüre<br />

man die KIM-Verordnung deutlicher als bei<br />

höherpreisigen. „Bei teureren Wohnungen<br />

schlagen aktuell viele Barzahler zu. Die haben<br />

keinen Stress.“<br />

„Wir warten ab.“<br />

Aktuell steht Jasmin Soravia beim Einkauf auf<br />

der Bremse. „Wir warten ab, wie sich das alles<br />

entwickelt. Wer weiß, wie lange diese Krise<br />

dauert. Man muss Geld parat haben, um den<br />

Betrieb am Laufen zu halten. Mein Ziel war,<br />

dass wir mindestens zwei Projekte pro Jahr einkaufen.<br />

Wenn die einen fertig werden, sind die<br />

anderen dann in der Entwicklung, damit das<br />

Rad rennt. Aufgrund der aktuellen Situation ist<br />

das leider unterbrochen.“<br />

Als Reaktion auf die aktuelle Situation habe<br />

man auch begonnen, Projektentwicklung für<br />

Dritte anzubieten. „Weil wir die Profis bei uns<br />

im Haus sitzen haben. Das ist wahrscheinlich<br />

jetzt auch nicht so gefragt. Aber wir sind auch<br />

in der Sanierung von Bestandsobjekten aktiv.“<br />

Kollitsch & Soravia ist ein lupenreiner Developer<br />

und soll das – aus heutiger Sicht betrachtet<br />

– auch bleiben. „Der Aufbau eines eigenen<br />

Portfolios ist nicht angedacht.“ Generell war<br />

die Kollitsch eine reine Baufirma – und in Kärnten<br />

vor allem auf Neubau spezialisiert. „In Wien<br />

habe ich eine Mischung und möchte mich<br />

immer mehr auf den Bestand konzentrieren.<br />

Wie zum Beispiel bei unseren Projekten in der<br />

Sechshauser Straße oder der Matzner Gasse.“<br />

Es muss sich rechnen<br />

Bei allen Projekten wird, wo es wirtschaftlich<br />

vertretbar ist – „Es muss sich einfach rechnen“<br />

– auf alternative Energieversorgung umgestellt.<br />

„Photovoltaik ist jetzt sowieso Pflicht,<br />

das machen wir auch überall. Geothermie<br />

ist im Bestand schwieriger umzusetzen als<br />

im Neubau, Fernwärme ist leider auch nicht<br />

überall vorhanden. Wärmepumpen sind eine<br />

Alternative“, so die Immobilienexpertin. „Ich<br />

glaube nicht, dass sich die Bauträger gegen<br />

Klimaschutz wehren, es müssen nur klare<br />

Vorgaben gemacht werden. Förderungen<br />

sind jedenfalls dafür hilfreich, dass die ambitionierten<br />

Klimaschutzziele erreicht werden<br />

können. Aber nachhaltig zu bauen hat seinen<br />

Preis.“ Jasmin Soravia aber ist überzeugt, dass<br />

die Mehrkosten überschaubar sind, wenn man<br />

54 ImmoFokus


von Anfang an mit allen wichtigen Planern<br />

gemeinsam richtig plant.<br />

Nachhaltigkeit wird im Unternehmen groß<br />

geschrieben. „Wir haben ein eigenes kleines<br />

Innovationsteam, das sich ganz stark mit<br />

neuen Entwicklungen auseinandersetzt, damit<br />

wir immer am Puls der Zeit sind.“ In Summe<br />

sind 300 Mitarbeiter bei der Kollitsch Gruppe<br />

beschäftigt. Neben dem Büro in Kärnten, das<br />

es schon in vierter Generation gibt, finden sich<br />

weitere Standorte in Graz und in Wien. „In<br />

Kärnten haben wir auch unser eigenes Architekturbüro.<br />

So klein sind wir also gar nicht.“<br />

Leidenschaft für schnelle Autos<br />

In ihrer Freizeit liebt Jasmin Soravia schnelle<br />

Autos und schnelles Fahren. „Ich bin Geschwindigkeitsfanatikerin.<br />

Ich liebe Geschwindigkeit“,<br />

gibt Jasmin Soravia unumwunden<br />

zu und ist auch bereit – in Maßen<br />

– ins Risiko zu gehen. „Beim Autofahren<br />

„Schon meine<br />

Eltern haben<br />

keinen Sport<br />

betrieben.<br />

Trotzdem kann<br />

ich essen, was ich<br />

will; und bleibe<br />

schlank.“<br />

Jasmin Soravia,<br />

CEO von Kollitsch + Soravia<br />

manchmal schon, aber sonst nicht wirklich.<br />

Ich glaube nicht. Nein. Mehr in Gedanken als<br />

im wirklichen Leben. Beruflich gar nicht. Bei<br />

den Sachen, die ich mache, habe ich schon<br />

immer das Gefühl, dass es gutgeht. Da würde<br />

ich kein Risiko eingehen. Ich bin schon eine<br />

Sicherheitsdenkerin. Deswegen mag ich<br />

eben gerne schnell fahren. Ich habe das als<br />

Ausgleich.“ Einmal, berichtet Jasmin Soravia,<br />

konnte sie mit dem amtierenden Rallye-<br />

Staatsmeister Simon Wagner in einem, wie<br />

sie betont, „echten Rallyeauto“ mitfahren. „So<br />

richtig in Rennmontur, mit Helm und allem<br />

drumherum. Das war geil.“ Sport ist aber nicht<br />

das ihre. „Schon meine Eltern haben keinen<br />

Sport betrieben. Trotzdem kann ich essen, was<br />

ich will; und bleibe schlank. Das muss an den<br />

Genen liegen.“<br />

Doch wann kommt die aktive Netzwerkerin<br />

zum Entspannen? „Mein Hirn arbeitet 24<br />

Stunden. Ich schlafe generell schlecht, aber<br />

Die Gleichung für Exzellenz in der Architektur<br />

+ + = Bessere Lebensräume<br />

Hermann & Valentiny<br />

u. Partner<br />

Architekten ZT GmbH<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

55


Positionen & Meinungen<br />

schon seit der Kindheit. Ich stehe frühmorgens<br />

auf und mache meine E-Mails beim<br />

Kaffee. Dann gehe ich ins Büro. Die meisten<br />

Veranstaltungen, die ich besuche, sind<br />

beruflich. Ich gehe nicht auf irgendwelche<br />

Veranstaltungen mit Privatfreunden, sondern<br />

das ist alles Networking. Das ist am<br />

Ende des Tages genauso Arbeit.“ Arbeit, die<br />

sich auch auszahlt: „Ich habe kein einziges<br />

unserer aktuellen Projekte über einen klassischen<br />

Makler bekommen. Wir müssen nicht<br />

mit 100.000 anderen konkurrieren, wo wir<br />

sicher nicht konkurrenzfähig sind. Irgendeiner<br />

überbietet oder unterbietet dich immer.<br />

Die Projekte bekomme ich nur, weil man<br />

mich kennt und man mir und meinem Team<br />

die Umsetzung der Projekte zutraut. Wir<br />

haben eine Supertruppe. Meine Mitarbeiter<br />

sind alle top ausgebildet und hochmotiviert.“<br />

Was aber macht Jasmin Soravia anders als andere<br />

Developer? „Ich schaue mir die Projekte<br />

immer selbst genau an, bevor wir sie kaufen.<br />

Dabei überlege ich mir, ob ich dort gerne<br />

wohnen möchte oder nicht. Wenn ich das Gefühl<br />

habe, ich würde nie dorthin ziehen, dann<br />

kaufe ich sie auch nicht. Im Nachhinein bin ich<br />

froh, dass ich gewisse Wohn-Burgen nicht im<br />

Portfolio habe. Denn dann hätten wir aktuell<br />

richtigen Stress.“<br />

Nachtisch fällt heute aus. „In den meisten Desserts<br />

sind Eier und Mich verarbeitet. Ein Sorbet<br />

würde gehen, dafür aber ist es mir heute zu<br />

kalt.“ Zum Abschluss also „nur“ starke Espressi.<br />

„In Wirklichkeit müsste man jetzt kaufen<br />

und bauen“, kommt Jasmin Soravia noch<br />

einmal auf die aktuelle Situation zu sprechen.<br />

„Wer genug Geld am Konto hat, sollte jetzt<br />

antizyklisch investieren.“ Bauen – auch ohne<br />

Vorwertung – ist die Devise. „Wenn sich der<br />

Markt wieder dreht – und er wird sich wieder<br />

drehen, nur wann, das ist die entscheidende<br />

Frage – dann wird die Nachfrage ebenfalls<br />

wieder ansteigen. Das geringe Angebot wird<br />

die Preise wieder steigen lassen. Dann sollte<br />

man mit Projekten parat stehen. Aktuell sind<br />

alle in Schockstarre. Alle warten darauf, dass<br />

die Preise weiter nach unten gehen.“<br />

Jasmin Soravia<br />

Jasmin Soravia hat BWL studiert und eine postgraduale Ausbildung im<br />

internationalen Steuerrecht (LL.M.) absolviert. Sie ist Steuerberaterin,<br />

hat die Bauträgerprüfung und diverse Weiterbildungen sowohl im kaufmännischen<br />

Bereich als auch im Immobilienwesen. Seit Mai 2020 ist sie<br />

Geschäftsführerin bei der Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH. Sie war<br />

Vorsitzende des ULI – Urban Land Institute Austria, einem der ältesten<br />

Immobiliennetzwerke mit weltweit derzeit 47.000 Mitgliedern, Beirat<br />

im Advisory Board der Grünstattgrau Forschungs- & Innovations-GmbH,<br />

Vorstand beim Travel Industry Club Austria. Als kaufmännische Leiterin<br />

der SoReal GmbH mit Spezialisierung auf Immobilienprojektentwicklung<br />

verantwortete sie einige große Bauvorhaben wie u. a. TrIIIple, Danube<br />

Flats, Das Hamerling und The Brick.<br />

Gegen<br />

Leerstand.<br />

Auch im<br />

Börserl.<br />

deilma ist eine<br />

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56 ImmoFokus<br />

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Regina Margherita<br />

DAS SAGT DER FALSTAFF<br />

Der original neapolitanische Holzofen verleiht<br />

den Pizzen die wunderbaren Blasen, für den<br />

Rest sorgen Charme und Produktgespür der<br />

Barbaros. Egal, ob bei Pasta oder bei der herrlichen<br />

»Grigliata di mare«.<br />

DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />

Nicht umsonst wurde Regina Margherita<br />

mehrfach zur besten Pizzeria Wiens gewählt.<br />

Neben Pizza ist das Lokal auch für Antipasti,<br />

hausgemachte Pasta bis hin zu raffinierten<br />

authentischen Fleisch- und Fischgerichten<br />

bekannt.<br />

Regina Margherita<br />

Wallnerstraße 4. Palais Esterhazy, 1010 Wien<br />

Tel. +43 1 533 08 12<br />

regina@barbaro.at<br />

www.barbaro.at<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag-Sonntag: 11:30 - 23:30 Uhr<br />

ImmoFokus Restaurantguide<br />

17<br />

PUNKTE<br />

Essen:<br />

Service:<br />

Weinkarte:<br />

Ambiente:<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

57


Im Fokus<br />

Partnerschaftlich durch<br />

unruhige Gewässer<br />

Mit offenen Karten. „Die Finanzierung für den Office Hub ist in trockenen Tüchern. In schwierigen Zeiten<br />

sieht man, wo die echten Partner sitzen“, betonen Bondi Consult CEO Anton Bondi de Antoni und Projektleiter<br />

Christoph Nemetschke.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Was gibt es Neues im TwentyOne?<br />

Anton Bondi de Antoni: Wir haben das Glück,<br />

dass wir mit unserem Rohbau in der Zeit<br />

liegen. Der Rohbau wird im Februar nächsten<br />

Jahres fertig. Wir haben vor mittlerweile<br />

drei oder vier Wochen mit unseren beiden<br />

Generalunternehmern den endgültigen<br />

Fertigstellungstermin für Ende Februar 2025<br />

fixiert. Das heißt, wir sind auch hier in Plan.<br />

Es ist in Zeiten wie diesen schon sehr erfreulich,<br />

dass man das so gesichert sagen kann.<br />

Wir sind bei diesem Projekt ausfinanziert und<br />

gehen im Frühjahr massiv die Vermietung der<br />

Büroflächen an.<br />

Christoph Nemetschke: Wir haben bis jetzt<br />

auch schon Vermittlungsaktivitäten gesetzt.<br />

Im Labor sind wir zu mehr als der Hälfte voll.<br />

Wir verhandeln gerade mit jemandem und<br />

dann sind wir im Laborgeschoss fast ganz<br />

voll. Da ist die Nachfrage ungebrochen.<br />

Bondi: Wir haben im Sommer die drei<br />

anderen Bauteile, also den Hotel, Office und<br />

Student Hub, an das Chorherrenstift verkauft<br />

und einen Baurechtsvertrag abgeschlossen.<br />

Dadurch sind wir in der gerade angespannten<br />

Finanzierungssituation sehr gut aufgestellt.<br />

Wir haben jetzt ein lastenfreies Bauwerk,<br />

haben keine Vorbelastungen aus dem<br />

Development und können schauen, wie wir<br />

weitermachen. Wir stehen der aktuellen Situation<br />

geschuldet momentan auf der Bremse.<br />

Ohne eine ausreichende Vorverwertung zu<br />

„ Für mich gilt<br />

die Faustformel,<br />

dass ich den<br />

Zinsendienst<br />

sicherstellen<br />

können möchte.“<br />

Anton Bondi,<br />

Bondi Consult<br />

haben oder einen Endinvestor, der mir das<br />

Projekt abnimmt, kann ich nicht zu bauen<br />

beginnen.<br />

Wann kann mit diesen drei Projekten<br />

gestartet werden?<br />

Bondi: Für mich gilt die Faustformel, dass<br />

ich den Zinsendienst sicherstellen können<br />

möchte. Wenn ich davon ausgehe, dass ich<br />

derzeit an die 30 Prozent Eigenkapital brauche,<br />

dann ist, wenn ich es durchrechne, ein<br />

Vorvermietungsstand von 40 Prozent nötig.<br />

Das ist, glaube ich, bei den drei Objekten nicht<br />

so schwierig. Der Student Hub als geplantes<br />

Studentenwohnheim für Studenten oder<br />

„Young Urban Professionals“ wird als Ganzes<br />

an einen Investor oder Betreiber vermietet<br />

werden. Wenn wir im Hotel-Hub unseren<br />

Vertrag mit dem Hotelbetreiber abschließen,<br />

dann haben wir eine Vorverwertung von über<br />

50 Prozent. Die kritische Masse ist derzeit<br />

wahrscheinlich der Office Hub. Da schauen<br />

wir einmal, wie wir da weiterkommen.<br />

Wer sind die beiden Generalunternehmen?<br />

Bondi: Bau-GU ist die Habau und als TGA-GU<br />

haben wir die Ortner Gruppe.<br />

Namen, die sich auf Bondi-Bautafeln<br />

immer wieder finden.<br />

Bondi: Habau und die Ortner Gruppe haben<br />

schon den Innovation Hub gebaut. Wir haben<br />

58 ImmoFokus


mit beiden Unternehmen die besten Erfahrungen<br />

gemacht. Ich muss auch sagen, dass<br />

sich im Zuge dieser wirtschaftlichen Veränderungen,<br />

speziell durch die Zinserhöhung und<br />

die daraus resultierenden Diskussionen mit<br />

den Banken, gerade diese beiden Teil-GU als<br />

echte Partner herausgestellt haben. Geldmanagement<br />

stand nicht im Vordergrund.<br />

Im Vordergrund stand, wie wir mit den<br />

geänderten Rahmenbedingungen umgehen.<br />

Und es ist uns gelungen, weiterhin in der<br />

garantierten Zeit und im garantierten Preis zu<br />

sein, was in Zeiten wie diesen ganz wichtig ist.<br />

Daher muss ich sagen, dass das eine wirklich<br />

gute Partnerschaft ist.<br />

Wer finanziert den Central-Hub?<br />

Bondi: Der Central-Hub wird durch die Bank<br />

Austria finanziert. Momentan wird viel über<br />

die Banken geschimpft. Auch wir hatten mit<br />

der Bank viele Diskussionen – diese waren<br />

aber immer lösungsorientiert. Da ging es<br />

nicht darum, dass einer gesagt hat, legt<br />

einmal 20 Millionen Eigenkapital auf den<br />

Tisch und dann schauen wir weiter. Uns war<br />

bewusst: Wir haben ein Gap. Die Frage war<br />

– wir schließen wir diese Lücke? Was passt<br />

für die Bank, was passt für uns? Wie können<br />

wir das strukturieren? Auch hier waren es<br />

Gespräche in einer sehr partnerschaftlichen<br />

Beziehung. Da hat auch hineingespielt,<br />

dass die Bank gesehen hat, dass die Generalunternehmer<br />

nicht blöd spielen, und die<br />

Generalunternehmer haben gesehen, dass die<br />

Bank mit an einem Strang zieht. Das war ein<br />

gemeinsames Erarbeiten einer Lösung. Es gibt<br />

für niemanden einen Haircut und wir sind bis<br />

zum Ende ausfinanziert.<br />

Hat es auch mit anderen Banken Gespräche<br />

gegeben?<br />

Bondi: Wir haben in diesem Fall nur mit der<br />

Bank Austria gesprochen, weil wir schon eine<br />

Erstfinanzierung über die Bank Austria hatten.<br />

Diese Finanzierung hatte, um fortgeführt<br />

zu werden, gewisse Bedingungen, die bis<br />

März zu erfüllen waren. Wir haben in Folge<br />

nur mehr mit der Bank Austria gesprochen,<br />

da sie sich als sehr kooperativ gezeiget hatte.<br />

Wir finanzieren normalerweise den Bau plus<br />

sechs, neun Monate. Wenn wir nicht verkauft<br />

haben, stellen wir auf Projektfinanzierung<br />

um. Das ist in Zeiten wie diesen nicht mehr<br />

machbar. Daher haben wir jetzt die Finanzierungsstruktur<br />

dahingehend umgestellt, dass<br />

wir Bau plus fünf Jahre Projektfinanzierung<br />

hinten angehängt haben. Wir haben für alle<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

59


Im Fokus<br />

Luft geschaffen. Wir haben diese Finanzierung<br />

bis Sommer 2030 auch zinsabgesichert.<br />

Wir sitzen hier relativ entspannt.<br />

Was macht Bondi anders als die anderen?<br />

Bondi: Ich glaube, einer der wesentlichsten<br />

Punkte ist, dass ich als Eigentümer selbst<br />

am Tisch sitze. Das sagen uns auch unsere<br />

Partner immer. Ich komme ursprünglich von<br />

einer Bank. Ich habe mich in meiner ganzen<br />

Karriere immer schon dazu entschieden, mit<br />

offenen Karten zu spielen. Ich habe nie versucht,<br />

zu tricksen. Daher ist da bei allen ein<br />

gewisses Grundvertrauen. Das hilft natürlich<br />

auch, wenn es einmal ein bisschen enger<br />

wird. Dann kann man sagen: Jetzt müsst ihr<br />

uns bitte auch einmal kurz unterstützen,<br />

damit wir wieder weiterkommen. Das hat gut<br />

funktioniert.<br />

Gibt es Projekte am Markt, die man<br />

übernehmen könnte? Einige Developer<br />

haben sich bereits von einigen Developments<br />

getrennt oder werden sich trennen<br />

müssen.<br />

Bondi: Wir sind mit unseren Projekten<br />

„Ich glaube nicht, dass es zu<br />

Abwertungen kommt.“<br />

Anton Bondi,<br />

Bondi Consult<br />

gut beschäftigt. Das heißt aber nicht, dass<br />

wir unseren Markt nicht beobachten und<br />

schauen, was der Mitbewerber gerade bei<br />

den Live-Science-Projekten macht. Wenn<br />

ich meinen Job richtig mache, muss ich den<br />

Markt natürlich auf dem Radar haben. Ich<br />

muss wissen, was der Mitbewerber macht und<br />

wer meine Konkurrenten sind.<br />

Wenn ich mit einem Mietinteressenten rede,<br />

und der versucht mir zu erklären, dass der<br />

andere im Laborbereich die Hälfte von uns<br />

verlangt und das Doppelte bietet, kann ich<br />

dann grinsen und ihm sagen, dass es nicht<br />

ganz so ist. Ich hoffe nicht, dass wir in eine<br />

Situation kommen, in der wirklich eine<br />

Verwertung von Projekten und halbfertigen<br />

Projekten ansteht. Das würde uns allen nicht<br />

guttun. Auf der anderen Seite darf man<br />

niemals nie sagen. Wenn irgendwas auf den<br />

Tisch kommt, das eine gewisse Struktur<br />

hat und wo man vielleicht etwas tun kann,<br />

würden wir uns das natürlich anschauen. Wir<br />

sind aber weder aktiv am Schauen noch am<br />

Leichen fleddern.<br />

Dass die beiden angeführten Projekte im<br />

Moment still stehen, hilft dem Standort<br />

TwentyOne…<br />

Nemetschke: Wenn man sich das Gesamtumfeld<br />

anschaut, was derzeit in Wien im gewerblichen<br />

Bereich passiert, dann wird 2025 nur<br />

der Central Hub fertig. Die Projekte, die dieses<br />

Jahr fertig werden, sind ausvermietet. Da sind<br />

hier 1.000 Quadratmeter leer und dort 1.500<br />

Quadratmeter, aber das ist relativ egal. Es ist<br />

aber kein großes, zusammenhängendes Objekt.<br />

Das heißt, überall dort, wo jemand eine<br />

60 ImmoFokus


„Wenn einer<br />

kommt und<br />

sagt, er tut sich<br />

momentan ein<br />

bisschen schwer,<br />

dann kann<br />

man natürlich<br />

das eine oder<br />

andere Gespräch<br />

durchaus<br />

führen.“<br />

Christoph Nemetschke,<br />

Bondi Consult<br />

Bilanzen leben auch von einem gewissen<br />

Forecast. Wenn man sich die jetzige Entwicklung<br />

anschaut, müssen wahrscheinlich<br />

einige Marktteilnehmer Abwertungen<br />

vornehmen. Ich glaube aber nicht, dass das<br />

reale, sondern dass es weitgehend nur fiktive<br />

Abwertungen sind, weil die meisten mit IFRS<br />

finanzieren. Die haben ganz einfach den<br />

Zwang, den sie manchmal auch extensiv ausgenutzt<br />

haben, laufende Neubewertungen<br />

und Aufwertungen vorzunehmen. Die haben<br />

nicht mehr geschaffen. Es steht nicht mehr<br />

da und es gibt auch nicht mehr Miete. Es fällt<br />

lediglich ein Gebäude, das auf 140 Prozent<br />

der Entstehungskosten aufgeblasen ist,<br />

wieder zurück auf 110 Prozent. Das ist noch<br />

immer nicht schlecht für das Projekt, aber<br />

die Bilanzen schauen natürlich fürchterlich<br />

aus. Wenn man da nicht fristenkongruent<br />

finanziert ist, dann hat man ein echtes<br />

Problem. Man hört manchmal am Markt,<br />

dass manche Leute diese Aufwertungen<br />

auch verwendet haben, um Finanzierungen<br />

nachzuziehen. Dann wird es noch einmal<br />

schwieriger. Aber ich glaube nicht, dass der<br />

nominelle Wert der bestehenden Projekte<br />

wirklich zurückgeht. Vor allem, weil die<br />

Mieten auch steigen. Wir sind das erste Mal<br />

seit vielen Jahren in der Situation, dass wir<br />

speziell im Gewerbebereich mit tatsächlich<br />

steigenden Mieten konfrontiert sind. Das<br />

hilft, auch einen gewissen Wertausgleich zu<br />

finden.<br />

Das heißt, die Indexklauseln in den<br />

Mietverträgen haben gegriffen und die<br />

Mieten konnten erhöht werden?<br />

Nemetschke: Wir haben in unseren Verträgen<br />

überall die Indexierung drin und wir<br />

haben eine erste Anpassung hinter uns. Kein<br />

Mieter ist erfreut, aber wir haben da überhaupt<br />

keine Probleme gehabt.<br />

Das wurde weitgehend einfach akzeptiert.<br />

Wir stellen uns darauf ein. Da muss man als<br />

Vermieter auch ein bisschen flexibel sein.<br />

Wenn einer kommt und sagt, er tut sich momentan<br />

ein bisschen schwer, dann kann man<br />

natürlich das eine oder andere Gespräch<br />

durchaus führen. Das tut der Immobilie<br />

nicht besonders weh, unter Anführungszeichen,<br />

weil ich mit einer gewissen Ausgangsbasis<br />

kalkuliert habe.<br />

größere Fläche oder eine gewisse Infrastruktur<br />

braucht, kommt bis Anfang 2025 nichts<br />

auf den Markt. Da hilft es uns natürlich, wenn<br />

das, was vom Mitbewerber gekommen wäre,<br />

erst ein halbes oder ein Jahr später kommt.<br />

Das hilft uns in der Verwertung.<br />

Wird es zu Abwertungen kommen?<br />

Bondi: Ich glaube nicht, dass es zu Abwertungen<br />

kommt. Wir haben eine Bilanz<br />

und haben jetzt wieder einen Ultimo. Ich<br />

glaube, das ist der Moment, wo noch einiges<br />

hochkommen wird. Als wir die Bilanz für<br />

2022 gemacht haben, haben wir alle gesagt:<br />

Das wird sich <strong>2023</strong> alles wiederholen und<br />

dann geht es wieder gut weiter.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

61


Wein &<br />

Immobilien<br />

Frisch von der Leber weg<br />

Ein lockeres Gespräch bei<br />

einer Weinverkostung mit<br />

Andreas Bauer.<br />

Die Rakete<br />

bleibt am Boden<br />

Leicht und trocken. Wein und Spachtelmasse können schon etwas gemeinsam haben. Neben der Qualität<br />

des Produktes ist bei beiden das Marketing mitentscheidend, wie sich im Laufe dieser Weinverkostung mit<br />

Andreas Bauer, seit 2000 Kommunikationsmanager bei Knauf Österreich, zeigt.<br />

Kolumne: Heimo Rollett<br />

O<br />

bwohl Andreas Bauer eher den<br />

dunklen Beeren zugeneigt ist,<br />

stimmen wir unsere Gaumen<br />

mit etwas Frisch-Fruchtigem aus<br />

Spanien ein. Die Parés-Baltà-Kellerei nahe Barcelona<br />

mengt den Macabeo-Trauben noch ein<br />

paar andere Sorten hinzu, sodass ein gefälliger<br />

Verschnitt entsteht. Das Ergebnis ist aufregend<br />

frisch, jung und vegan, fruchtig mit Zitrusnoten<br />

und angenehm trocken – die schlechte Pointe<br />

mittels Hinweises zum Trockenbau lassen wir<br />

beide weg. Dennoch sei kurz erklärt: Unter<br />

Trockenbau versteht Andreas Bauer Wände<br />

und Decken aus Gipsplatten, Metallprofile,<br />

Dämmstoffe, Spachtelmassen – alles natürlich<br />

hinsichtlich Schallschutzes, Feuerwiderstands<br />

et cetera geprüft. „Was wenige wissen, wir gehen<br />

auch nach außen, die Fassade des ÖAMTC-<br />

Gebäudes in Wien St. Marx ist teilweise eine<br />

Leichtbaufassade von uns.“<br />

500.000 Views auf YouTube<br />

Sowohl für den vergorenen Traubensaft als<br />

auch für Gipswände gilt: Wie macht man der<br />

richtigen Zielgruppe die Produkte schmackhaft?<br />

„Uns hilft da die Digitalisierung“, erzählt<br />

Bauer. Bespielt werden mehrere Kanäle,<br />

es gebe eine eigene App namens KnaufMAX<br />

und How-to Videos auf YouTube. „Ein Video<br />

über Fehler beim Spachteln hat es auf beinahe<br />

500.000 Views gebracht!“, so Bauer.<br />

Weitere Baustein im digitalen Marketing bilden<br />

eigene Tools für Architekten und Planer.<br />

„Die haben beispielsweise eine Herausforderung<br />

beim Schallschutz, geben das in unseren<br />

Systemfinder ein und bekommen Systemvorschläge,<br />

wie sie ihr Problem lösen können.<br />

Damit sind sie auch immer am aktuellsten<br />

Stand der Technik, im Laufe 2024 kommen<br />

auch Ausschreibungstexte dazu.“<br />

Beim Wein helfen die Etiketten, das Produkt<br />

an die richtigen Leute zu bringen, oder überhaupt<br />

das Image. Quereinstiegs-Winzerin<br />

Jutta Ambrositsch macht beides hervorragend.<br />

Der Beschreibungstext unserer nächsten<br />

Kostprobe, eine Cuvée namens Rakete, im<br />

Original: „Kurze Rückschau ins Vorjahr: Sie<br />

erinnern sich an die fülligen Kinder, die sich<br />

mit ihren kleinen, schwitzenden Händchen<br />

laut kreischend an die heißen Eisenstangen<br />

des beängstigend laut und grell surrenden,<br />

irrwitzig schnell sausenden Fahrgeschäftes<br />

‚Panico‘ in Cesenatico krallen? Natürlich erinnern<br />

Sie sich.<br />

Die gute Nachricht: Die Rakete 2021 schmeckt<br />

wieder genauso. Erdbeereis, knusprige Scheibenwischer<br />

eines Lancia Delta, Baujahr 1983,<br />

Eiswürfel erlaubt, weil keine Klimaanlage,<br />

bissl trüber vielleicht als zuletzt, wenig Alkohol,<br />

ein paar Stachelbeeren sonnen sich am<br />

Delta-Dach, mehr Limo als Wein, macht ja<br />

nix. Wie es den Kindern geht? Mittel.“<br />

Was für eine gewandte Beschreibung! Bloß: Die<br />

Rakete hebt nicht ab. Zumindest nicht mit uns,<br />

vielleicht zu wenige Runden am Fahrgeschäft.<br />

„Völlig unerwartet. Ich habe noch nie vorher so<br />

einen Geschmack gehabt, das erinnert eher an<br />

Traubensaft als an Rotwein“, urteilt Bauer.<br />

Was im Geschmack des Weins für uns gerade<br />

eher nachteilig scheint, erweist sich bei einem<br />

Produkt von Knauf als besonders clever: Die<br />

Dünnheit. Bei einer Trennwand heißt das<br />

nämlich, dass mehr Platz zum Wohnen bleibt.<br />

Die Stärke der Wand, die beim Schallschutz<br />

und der Statik dennoch gut performt und<br />

auf den wenig romantischen Namen W115+.<br />

at getauft wurde, kann von 21,5 Zentimetern<br />

auf 16,5 Zentimeter reduziert werden, und<br />

wer nun ein wenig rechnet, wird schnell<br />

verstehen, dass so bei einer 100-Laufmeter-<br />

Wohnungstrennwand gleich mal rund fünf<br />

Quadratmeter mehr Wohnnutzfläche entstehen.<br />

Das noch mit den durchschnittlichen<br />

Wohnungspreisen von aktuell fast 10.000<br />

Euro pro Quadratmeter in Wien Neubau oder<br />

auch schon 7.000 Euro pro Quadratmeter in<br />

Wien Hernals multipliziert, und schon kommt<br />

durch den Flächengewinn ein ordentliches<br />

Kosteneinsparungspotenzial heraus.<br />

Fotos: Christian Fischer<br />

62 ImmoFokus


Die Weine<br />

Parés Baltà, Blanc de Pacs 2022<br />

Cuvèe, hauptsächlich Macabeo<br />

paresbalta.com<br />

Jutta Ambrositsch, Rakete 2022<br />

Cuvée, Eigenbeschreibung:<br />

Sanktktlaurentzweigeltblauburgermerlotgrünerveltliner<br />

www.jutta-ambrositsch.at<br />

Gesellmann, Ried Siglos 2018<br />

Pinot Noir<br />

www.gesellmann.at<br />

Gianni Masciarelli, Marina Cvetic 2018<br />

Montepulciano<br />

www.masciarelli.it<br />

Casa La Rad, Rioja P-38 Vinedo Singular 2020<br />

Grenache<br />

bodegascasalarad.com<br />

Wir loben trotz des ausbleibenden Raketenerlebnisses<br />

das großartige Auftreten der<br />

Ambrositsch-Weine, wir sprechen über das<br />

ebenso außergewöhnliche, weil herausragend<br />

gut gemachte Knauf-Kundenmagzin „Leicht!“<br />

und versuchen unser Glück bei einem Schluck<br />

aus der nächsten Flasche – und Gesellmanns Pinot<br />

Noir lässt uns nicht im Stich. Vielschichtig<br />

mit Kirschtönen und mineralischen Noten, hier<br />

ein bisschen Vanille, da schleichen die Beeren<br />

ums Eck und die schön eingebundenen Tannine<br />

sorgen für einen tragfähigen Untergrund<br />

des Geschmackserlebnisses – der Winter mit<br />

seinen fetten, sanft zum Boden gleitenden Flocken<br />

und dem knisternden Kaminfeuer kann<br />

kommen. Und gerne bleiben.<br />

2024 – ein herausforderndes Jahr<br />

Weine werden gerne in Jahrgängen beurteilt.<br />

Die Baukonjunktur auch. <strong>2023</strong> endete mit<br />

der Schieflage mehrerer Unternehmen in der<br />

Bau- und Immobilienbranche, wie stellt sich<br />

2024 dann für einen Zulieferbetrieb dar? Bauer:<br />

„Reden wir nicht drumherum, es wird ein sehr<br />

herausforderndes Jahr werden. Kosten werden<br />

hinterfragt, wo sinnvoll, wird auch eingespart.<br />

Die fetten Jahre sind vorerst vorbei. Wir haben<br />

unsere Hausaufgaben gemacht und uns auf<br />

die neuen Rahmenbedingungen einstellt.“<br />

Das heißt aber nicht, dass es langweilig wird.<br />

Im April 2024 wird in Weißenbach bei Liezen<br />

sogar eine vierte Produktionslinie eröffnet,<br />

verrät Bauer. Bislang produzierte Knauf in der<br />

Steiermark neben Gipsplatten auch Profile für<br />

den Trockenbau und pulverförmige Spachtelmassen.<br />

Ab dem Frühjahr werden in dem Werk<br />

dann für den österreichischen Markt und für die<br />

umliegenden Nachbarländer pastöse Spachtelmassen<br />

hergestellt – sie können schnell verarbeitet<br />

werden, ohne dass sie zuvor angerührt<br />

werden müssen. Manches muss eben schnell<br />

gehen, manch anderem würde mehr Zeit wohl<br />

noch gut tun: Der Rioja, der als Special Edition<br />

von einer einzelnen Parzelle P-38 stammt und<br />

somit einen ebenso technokratischen Namen<br />

trägt wie die superschlanke Knauf-Trennwand,<br />

ist zwar schon trinkbar, könnte aber ruhig<br />

noch ein wenig schlummern, damit sich seine<br />

johannisbeerigen Klänge noch breiter im Mund<br />

ausbreiten können. Die Röstnoten des Fasses<br />

tun das einstweilen schon ganz brav.<br />

„Ein Wein, der mich an meine Studentenzeit erinnert!“,<br />

kommt es aus Andreas Bauer herausgeschossen,<br />

als wir den letzten Testschluck ins<br />

Glas füllen: den Vorzeige-Montepulciano aus<br />

dem Hause Masciarelli beziehungsweise dessen<br />

nunmehriger Witwe Marina Cvetic. Bauer:<br />

„Ich habe zwei Monate in Siena verbracht und<br />

versucht, meine Italienischkenntnisse zu perfektionieren.<br />

Da lernte ich natürlich auch die<br />

toskanischen Weine kennen. Bei meinem zweiten<br />

Aufenthalt ein paar Jahr später war mein<br />

Sprachlehrer ein Journalist der La Repubblica.<br />

Er hat uns in die sienesische Gesellschaft eingeführt<br />

– was für eine einmalige Erfahrung!“<br />

Innovation: Synthetischer Gips<br />

Seit damals ist ein wenig Zeit vergangen. Gut<br />

so, denn gerade in der Nachhaltigkeit hat sich<br />

viel getan. Knauf verwendet für seine Produktion<br />

sowohl Naturgips aus Tragöß als auch<br />

synthetische Gipse, die per Bahn in das Werk<br />

im Ennstal transportiert werden. „Wir haben<br />

auch das große Glück, dass wir einen Baustoff<br />

verwenden, der sich immer wieder dem Kreislauf<br />

zuführen lässt“, verweist Bauer auf die zirkuläre<br />

Wirtschaft und darauf, dass ab dem Jahr<br />

2026 keine Gipsplatten mehr auf der Deponie<br />

entsorgt werden dürfen. Und freilich spielt die<br />

als nachhaltig gepriesene Nachverdichtung<br />

dem Leichtbau ebenfalls in die Karten.<br />

Auch wenn 2024 ein schwieriges Jahr wird,<br />

Innovationen und Resilienz werden uns durch<br />

die ersten Quartale tragen. Dann im Sommer,<br />

wenn wir den Antrieb unserer Rakete CO2-frei<br />

gemacht und ein paar Finanzierungsthemen<br />

geklärt haben, werden wir bereit für neue<br />

Weinarten sein – gegebenenfalls sogar mit Eiswürfeln.<br />

Bis dahin bleiben wir am Boden.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

63


Zum Autor<br />

ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />

von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />

Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />

Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />

Totgesagte leben länger?<br />

Kommentar: Georg Flödl<br />

Diese Hoffnung hegt man, wenn man an die Aktivitäten rund um<br />

das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) denkt. In wie vielen internen<br />

Besprechungen und politischen Terminen haben sich die Branchenverbände<br />

der Immobilienwirtschaft gemeinsam mit Wohnrechtsexperten<br />

in den vergangenen Jahren den Kopf zerbrochen, um die Umsetzung<br />

der Dekarbonisierung im Gebäudebereich zu unterstützen?<br />

Mit der überraschenden Absage des Gesetzesprojekts EWG ist ein ambitioniertes<br />

Klimaprojekt gleichsam von heute auf morgen abgedreht<br />

worden. Der Gesetzgebungsprozess hatte sich über zwei Jahre hingezogen,<br />

die Immobilienwirtschaft hatte von Beginn an klar gemacht,<br />

welche wohnrechtlichen Begleitgesetze erforderlich sind, damit die<br />

angepeilten Ziele erreicht werden können.<br />

Doch die „Zehn Gebote“ des EWG (von Stilllegung bis Zentralisierung)<br />

sind nun sprichwörtlicher Schnee von gestern. Ein lachendes<br />

und ein weinendes Auge: Die überzogene Zentralisierungspflicht ist<br />

gottlob vom Tisch, doch das Kind ist mit dem Bade ausgeschüttet.<br />

Freiwilligkeit ist nun angesagt: Die Fördertöpfe sollen im Rahmen des<br />

Erneuerbare-Wärme-Pakets aufgefüllt werden. Doch ist das ausreichend?<br />

Die Vertreter des Klimaministeriums argumentieren damit,<br />

dass die wohnrechtlichen Rahmenbedingungen ja bekannt seien,<br />

und an denen möge man sich orientieren. Immobilientreuhändern<br />

ist jedoch bewusst, dass die aktuellen wohnungseigentumsrechtlichen<br />

Voraussetzungen nicht ausreichen, um sinnvolle Lösungen zu<br />

ventilieren. Wenn die Umrüstung auf ein zentrales Heizsystem nicht<br />

Angelegenheit der ordentlichen oder außerordentlichen Verwaltung<br />

ist, sondern eine Verfügungsmaßnahme, dann wird es abstimmungstechnisch<br />

schwierig, da Einstimmigkeit erforderlich ist. Derzeit liegt<br />

bei dezentralen Heizungsanlagen die Verantwortung für die Erhaltung<br />

beim jeweiligen Wohnungseigentümer (Verfügung nach § 16<br />

WEG).<br />

Die Eigentümergemeinschaft kann zwar schon jetzt die Errichtung<br />

einer zentralen Anlage als außerordentliche Verwaltungsmaßnahme<br />

beschließen, die Entscheidung, sich an das zentrale System anzuschließen,<br />

wird aber als Verfügung zu werten sein. Das trifft auch<br />

auf die Aufrechterhaltung der Gasinfrastruktur zu, falls einzelne<br />

weiterhin an ihrer Gasheizung beziehungsweise am Kochen mit dem<br />

Gasherd festhalten wollen. Vertreter von Netzbetreibern weisen<br />

jetzt schon darauf hin, welche Kostenexplosionen aus diesem Titel<br />

auf die Eigentümer (und Mieter?) zukommen werden. Der Gesetzgeber<br />

macht es sich allzu leicht, wenn er sagt, die wohnrechtlichen<br />

Rahmenbedingungen wären ja bekannt. Fördertöpfe allein werden<br />

nicht ausreichen, um hier etwas zu bewegen! Der Wohnrechtsgesetzgeber<br />

ist aufgerufen, im WEG und MRG zu justieren, wenn die<br />

ökologischen Ziele ernst gemeint sind. Die Branche ist bereit dafür.<br />

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />

64 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung<br />

der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.<br />

(VÖPE).<br />

Wir müssen gehört werden!<br />

Für die Projektentwickler ist die Situation aktuell herausfordernd. Die Politik ist gefordert, gegenzusteuern.<br />

Kommentar: Sebastian Beiglböck<br />

Während die Branche einzelne Verschlechterungen der Rahmenbedingungen<br />

in der Vergangenheit immer gut abfedern konnte, kommt<br />

derzeit vieles zusammen. Angesichts einer gefährlichen Mischung aus<br />

hohen Baukosten, hohen Zinsen, deutlich verschärften Regeln für Immobilienkredite,<br />

weiterhin sehr hohen Grundstückspreisen und immer<br />

anspruchsvolleren Regularien und Normen einerseits und gedeckelten<br />

Mieterträgen andererseits stehen wir vor großen Herausforderungen,<br />

die die Realisierung neuer Projekte und den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

massiv erschweren.<br />

Es gibt für Projektentwickler nach wie vor ausreichend zu tun. Wir sehen<br />

aber die Gefahr, dass in zwei bis drei Jahren maßgeblich Wohnraum fehlt,<br />

weil derzeit kaum noch Projekte eingereicht werden. Dadurch werden<br />

die Preise schnell wieder steigen. Sollte die Politik die derzeitigen, für die<br />

Branche ungünstigen Rahmenbedingungen nicht verbessern, rechnen<br />

wir mit einem deutlichen Rückgang bei der Realisierung neuer Projekte<br />

am österreichischen Wohnungsmarkt.<br />

Denn was auch gerne übersehen wird ist, dass die Projektentwicklung ein<br />

sehr langfristiges Geschäft ist. Vom Projekt her gerechnet dauert ein Zyklus<br />

vom Beginn bis zum Ende der Entwicklung mindestens drei bis vier<br />

Jahre. Die Politik wie auch die Gesellschaft denken aber alles andere als<br />

langfristig. Wenn wir aber jetzt nicht an diesen oder jenen Stellschrauben<br />

drehen, dann haben wir bald ein echtes Problem. Und das ist kein Problem,<br />

das die Projektentwickler betrifft, sondern die Gesellschaft, wenn nämlich<br />

zu wenig Wohnräumlichkeiten oder Büroflächen vorhanden sein werden.<br />

Österreich braucht daher jetzt ein Gegensteuern durch neue Impulse, um<br />

diesen Abwärtstrend zu stoppen. Die VÖPE fordert:<br />

Die Politik muss ihre Verantwortung für die kooperative, bauliche Entwicklung<br />

unserer Lebensräume wieder wahrnehmen (wie etwa durch Schaffung eines<br />

Ministeriums mit allen Bau- und Wohnagenden).<br />

Baurecht, Steuerrecht und Wohnungsrecht müssen endlich entbürokratisiert<br />

und zeitgemäß werden (zum Beispiel durch eine Musterbauordnung für alle<br />

Bundesländer).<br />

Genehmigungsverfahren werden flächendeckend digitalisiert und für Projektwerber<br />

voll transparent (etwa durch Einführung des „Gläsernen Aktes“).<br />

Immobilieneigentum wird wieder breiten Bevölkerungsschichten als Altersvorsorge<br />

ermöglicht (zum Beispiel durch steuerliche Erleichterungen für die<br />

selbstbewohnte Immobilie).<br />

Klimafreundliche und innovative Bauprojekte werden durch Anreizsysteme<br />

befördert (beispielsweise mit „Fast Lanes“ in Genehmigungsverfahren).<br />

Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, shutterstock<br />

65 ImmoFokus


Die bewegte<br />

ImmoWirtschaft<br />

Regelmäßige Kolumne<br />

über Fakten und Inhalte, die<br />

verändern und prägen.<br />

#40<br />

Das Ende von Printmedien?<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

In einer Welt, die sich stetig digitalisiert, stellt sich die Frage: Stehen<br />

wir am Ende der Ära der Printmedien? Tageszeitungen, Magazine,<br />

selbst Bücher – sie alle finden zunehmend in digitalen Formaten statt.<br />

Ist das das Ende der Printmedien, wie wir sie kennen? Die Digitalisierung<br />

hat zweifelsohne die Art und Weise revolutioniert, wie wir Informationen<br />

konsumieren und austauschen. Online-Plattformen, soziale<br />

Medien und E-Books bieten schnellen und einfachen Zugang zu einer<br />

Fülle von Informationen und Unterhaltung. Sie passen sich unserem<br />

mobilen und flexiblen Lebensstil an.<br />

Doch bedeutet das wirklich das Ende der gedruckten<br />

Worte? Es ist nicht zu leugnen, dass die Auflagenzahlen<br />

von Printmedien, gleich ob Tageszeitungen<br />

oder Magazine, zurückgehen.<br />

Zeitungen und Zeitschriften kämpfen mit<br />

sinkenden Leserzahlen, während News-<br />

Websites, Vlogs und Blogs boomen.<br />

Die Werbeeinnahmen verschieben sich<br />

ebenfalls in Richtung digitaler Medien<br />

und die großen Profiteure der letzten<br />

Jahre sind Facebook und Google.<br />

Aber Print hat immer noch seinen Platz. Es<br />

gibt eine tiefe Verbindung und ein haptisches<br />

Erlebnis, das digitale Medien nicht nachahmen<br />

können. Das Gefühl, eine Zeitung in der Hand zu halten,<br />

durch die Seiten eines Buches zu blättern oder das geballte Wissen in<br />

einem Magazin zum Hineinlesen im Koffer auf Urlaub mitzunehmen<br />

hat einen eigenen, unersetzlichen Wert.<br />

Vielleicht ist es an der Zeit, Printmedien neu zu definieren, statt von<br />

ihrem Ende zu sprechen. Es könnte eine Koexistenz von Print und<br />

Digital geben, wobei jedes Medium seine einzigartigen Stärken und<br />

Qualitäten hat. Hybridmodelle, bei denen Print und Digital Hand in<br />

Hand gehen, könnten die Zukunft sein.<br />

Revolution oder Evolution<br />

Das Ende der Printmedien? Vielleicht eher eine Evolution, ein Übergang<br />

zu einer neuen Form des Lesens und Informierens. Eine, die die<br />

Traditionen des Vergangenen ehrt und gleichzeitig die Möglichkeiten<br />

der Zukunft nutzt.<br />

In dieser neuen Ära können Printmedien eine Nische für<br />

sich beanspruchen, in der sie nicht nur überleben,<br />

sondern auch gedeihen können. Sie könnten<br />

sich auf qualitativ hochwertigen Journalismus,<br />

detaillierte Analysen und exklusive<br />

Inhalte konzentrieren, die in der Schnelllebigkeit<br />

der digitalen Welt verloren<br />

gehen könnten. Zudem können Printmedien<br />

eine entschleunigte, reflektierte<br />

Form des Konsums bieten. In einer Zeit,<br />

in der wir von ständigem digitalen Lärm<br />

umgeben sind, könnte das entspannte Lesen<br />

einer Zeitung oder eines Magazins eine<br />

willkommene Pause darstellen.<br />

Letztendlich könnte die Zukunft der Printmedien<br />

in einer Symbiose mit den digitalen Medien liegen. Ein<br />

Zusammenspiel, das das Beste aus beiden Welten vereint – die Tiefe<br />

und Bedächtigkeit von Print mit der Schnelligkeit und Vernetzung<br />

der digitalen Medien. Es ist eine Zukunft, die spannend und voller<br />

Möglichkeiten ist, und eine, in der Printmedien ihren eigenen, unverwechselbaren<br />

Weg gehen können. Ich hoffe für den ImmoFokus<br />

seinen Weg weiterhin zu finden und wünsche Michael Neubauer mit<br />

seinem Team das Allerbeste hierfür.<br />

Fotos: Gottfried Poessl<br />

66 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes<br />

gemeinnütziger Bauvereinigungen.<br />

GBV-Wohnbau zunehmend in Not<br />

Kommentar: Klaus Baringer<br />

Stark gestiegene Immobilienpreise, hohe Baupreise und steigende<br />

Kapitalmarktzinsen bringen die Immobilien- und Bauwirtschaft zunehmend<br />

zum Erliegen. Der stagnierende Wohnbau ist ein Problem<br />

für den Wohnungsbedarf der wachsenden österreichischen Bevölkerung.<br />

Das führt zu einer existenziellen Krise der Bauwirtschaft, stellt<br />

eine große Bedrohung für den Arbeitsmarkt mit seinen mehr als<br />

300.000 Beschäftigten in der Bauwirtschaft dar und ist somit eine der<br />

größten Herausforderungen für die Politik.<br />

GBV als wesentlicher Hebel<br />

Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) können ein wesentlicher<br />

Hebel der Problembewältigung sein, allerdings bedarf es dafür<br />

dringend entsprechender Maßnahmen und massiver Veränderungen<br />

der Voraussetzungen. Bund und Länder sind dringend gefordert,<br />

Maßnahmen zu setzen – die drei wichtigsten Maßnahmen sollen hier<br />

vorgestellt werden.<br />

Massive Anhebung der Wohnbauförderung<br />

Die österreichische Wohnbauförderung, die mit vergleichsweise niedrigen<br />

Staatsausgaben einen hohen Output und volkswirtschaftlichen<br />

Mehrwert erzielt, ist erodiert. Während die Wohnbauförderungsausgaben<br />

der öffentlichen Hand noch nach der Jahrtausendwende<br />

bei jährlich bis zu drei Milliarden Euro (rund 1,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes)<br />

lagen, ist die Wohnbauförderung 2022 bereits auf<br />

unter 1,9 Milliarden Euro und somit auf rund 0,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />

gefallen. Hier muss gegengesteuert werden.<br />

Wiedereinführung der Zweckbindung<br />

2022 machten die Rückflüsse aus früheren Wohnbauförderungsdarlehen<br />

1,42 Milliarden Euro aus, die Einnahmen aus den Wohnbauförderungsbeiträgen<br />

weitere 1,30 Milliarden, in Summe sohin 2,72<br />

Milliarden. Dies steht in einem Ungleichverhältnis zu den 2022 von<br />

den Ländern in Summe verausgabten Wohnbauförderungsmitteln<br />

in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Weder die Wohnbauförderungsbeiträge<br />

noch die Rückflüsse aus den Wohnbauförderungsdarlehen sind<br />

zweckgebunden. Die Zeiten günstiger Kapitalmarktzinsen sind allerdings<br />

vorbei, nunmehr muss die öffentliche Hand die GBV wieder in<br />

die Lage versetzen, zinsgünstige Wohnbauförderungsmittel an Stelle<br />

hochverzinster Kapitalmarktdarlehen in Anspruch nehmen zu können.<br />

Es bedarf daher der Wiedereinführung der Zweckbindung der<br />

Wohnbauförderungsbeiträge und der Darlehensrückflüsse.<br />

Förderschiene für die Dekarbonisierung<br />

Neubauten sollen emissionsfrei werden, bei Bestandsgebäuden soll<br />

der Energieverbrauch Schritt für Schritt gesenkt werden. Es liegt<br />

daher auf der Hand, dass der hohe Förderbedarf zur Umsetzung der<br />

Dekarbonisierungserfordernisse in allen österreichischen Gebäuden<br />

nicht Aufgabe der Wohnbauförderungen der Länder sein kann. Es<br />

braucht daher unabhängig von der Wohnbauförderung eine neue Förderschiene<br />

des Bundes für die Dekarbonisierung.<br />

Fotos: Weinwurm, Adobe Stock<br />

67 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen<br />

Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB) und im<br />

Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />

Strategiewechsel im Gebäudesektor<br />

Kommentar: Martin Prunbauer<br />

Für den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger im<br />

Gebäudebestand setzt die Bundesregierung nunmehr auf Anreize<br />

anstelle von Zwang. Mit diesem Strategiewechsel schafft sie eine vernünftige<br />

Basis für die Akzeptanz und Motivation in der Bevölkerung.<br />

Ganz im Gegensatz dazu erwies sich das ursprüngliche Vorhaben,<br />

ein verbindliches Ziel vorzugeben, das nach heutigem Stand weder<br />

technisch noch zeitlich realisierbar gewesen wäre, als eine unlösbare<br />

Aufgabe. Mehr noch: Ein Gesetz, das nicht praxisgerecht umgesetzt<br />

werden kann, führt unweigerlich zu Widerstand und erweist sich in<br />

weiterer Folge als kontraproduktiv.<br />

Der Ansatz der Bundesregierung, die Bevölkerung durch das Setzen<br />

von Anreizen zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, eröffnet<br />

zudem weitere entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft:<br />

Kaum eine andere Branche unterliegt derart rasanten technischinnovativen<br />

Entwicklungen und laufenden Verbesserungen wie der<br />

Energiesektor. Was heute neuartig entwickelt auf den Markt kommt,<br />

kann morgen bereits veraltet und überholt sein. Durch die Gewährung<br />

von Anreizen ist eine gewisse Technologieoffenheit gegeben.<br />

Im Gegensatz dazu ermöglichte der ursprüngliche Entwurf für ein<br />

Erneuerbares-Wärme-Gesetz – geprägt durch einen ideologischen<br />

Tunnelblick – wie eine Momentaufnahme nur eine eingeschränkte<br />

Perspektive.<br />

Das Konjunkturpaket hilft dem Klima<br />

und kurbelt die Wirtschaft an<br />

Nach wie vor sind die Energie-, Bau- und Grundstückspreise hoch,<br />

aber auch die Kreditzinsen sind rasant nach oben geklettert. Die Kreditvergaberichtlinien<br />

weisen seit Inkrafttreten der KIM-Verordnung<br />

unüberwindbare Hürden auf. Die Finanzierung eines Eigenheims ist<br />

für viele Menschen außer Reichweite gerückt. Dies hat gravierende<br />

Folgen für die gesamte Bauwirtschaft, die gegenwärtig mit einem<br />

enormen Auftragsrückgang im Neubaubereich und im Bereich der<br />

Sanierung zu kämpfen hat. Zudem ist zu berücksichtigen, dass nicht<br />

allein der Übergang zu erneuerbaren Energien, sondern – soweit möglich<br />

– auch eine verbesserte Energieeffizienz im Gebäudesektor erstrebenswert<br />

ist, die durch (thermische) Sanierung erreicht wird.<br />

Fotos: Schedl/ÖHGB, Adobe Stock<br />

Ein Blick auf diese komplexe Gesamtsituation zeigt, dass es eines Bündels<br />

zielgerichteter Maßnahmen bedarf. Dies betrifft Erleichterungen<br />

bei der Anschaffung von Eigentum durch Lockerungen bei den Kreditvergaberichtlinien<br />

aufgrund der geänderten Umstände seit Inkrafttreten<br />

der KIM-Verordnung. Aber auch die Investitionsbereitschaft der<br />

Bauherren muss angekurbelt werden. Gerade das Steuerrecht bietet<br />

eine reiche Bandbreite an Möglichkeiten. Dazu zählen Erleichterungen<br />

bei der Absetzung von Aufwendungen oder die Einführung der<br />

steuerfreien Rücklage, um entsprechend ansparen zu können.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

68


Zum Autor<br />

Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real<br />

und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund<br />

Vermögenstreuhänder.<br />

Das Mietrecht – Thema nur in Wien<br />

oder doch in allen Bundesländern?<br />

Kommentar: Michael Pisecky<br />

Das Mietrechtsgesetz – kurz MRG – umfasst einerseits den Mieterschutz<br />

für Mietwohnungen, worüber Konsens besteht und der kaum<br />

Gegenstand der politischen Diskussion ist, und für viele Mietwohnungen<br />

auch eine Preisregelung, die in vielen Facetten existiert und<br />

sehr stark in politischer Diskussion ist. Betroffen sind Mietwohnungen<br />

von privaten und gewerblichen Vermietern sowie Mietwohnungen<br />

der öffentlichen Hand, wie zum Beispiel Gemeindewohnungen.<br />

Nicht betroffen ist die große Anzahl an Wohnungen, die von gemeinnützigen<br />

Bauvereinigungen errichtet wurde. Sie wissen aber längst,<br />

worauf ich hinaus will: Diese Preisregelung geht im Schwerpunkt Wien<br />

mit gravierenden Konsequenzen einher. Ich möchte jetzt nicht auf die<br />

Diskussion und die bevorstehenden Beschlüsse des Nationalrats rund<br />

um die Mietanpassungen zu sprechen kommen, sondern darauf, dass<br />

die Preisregelung in Folge des sehr niedrigen Richtwerts in Wien einen<br />

großen Abstand zu den freien Mieten aufweisen. Dieser Abstand ist in<br />

den anderen Bundesländern klein oder gar nicht vorhanden. Oft wurde<br />

dies bisher durch den Lagezuschlag ausgeglichen, der jedoch durch die<br />

höchstgerichtlichen Entscheidungen der letzten Jahre in vielen Regionen<br />

Wiens kaum oder nicht mehr angewendet werden kann. Dies entspricht<br />

nicht der ursprünglichen Intention des Gesetzgebers, wird aber in dieser<br />

Zeit der allumfassenden Auseinandersetzung um Inflation, hohe Kosten<br />

beim Wohnen, Mietpreisdeckel, leistbares Wohnen et cetera nicht dazu<br />

führen, dass mit einer „Reparatur“ gerechnet werden kann. Noch schlimmer,<br />

es wird kaum jemand das „MRG“ angreifen, um sich nicht in dem<br />

komplexen System zu verlieren, viel auch politische Energie zu verbrauchen,<br />

weil auch kaum etwas zu gewinnen ist, gemeint Wählerstimmen.<br />

Warum? Weil in fast allen Bundesländern außer Wien „kein“ Problem<br />

mit der Preisregelung besteht und „nur“ wegen Wien in einen politischen<br />

Abtausch zu gehen, strebt die derzeitige Regierung nicht an.<br />

Rückgang der Gründerzeithaus-Sanierungen<br />

Die Konsequenz dieser Preisregelung, die nur in Wien wirklich wirkt, ist<br />

ein krasser Rückgang der Sanierungen bei Gründerzeithäusern, wovon<br />

der Großteil in Wien steht. 33 Prozent der CO2-<br />

Äquivalente verursachen die Gebäude, jedoch<br />

75 Prozent der Investitionen, also rund 200<br />

Milliarden Euro, sind im Gebäudebereich<br />

erforderlich. In der „Raus-aus-Gas-und-Öl“-<br />

Diskussion bringen wir laufend ein, dass zuerst<br />

saniert werden muss und dann umgerüstet, alles<br />

andere wäre aus Sicht der Wirtschaftlichkeit<br />

und Ökologie nicht empfehlenswert. Die Regierung<br />

arbeitet daran beziehungsweise erweitert<br />

die Förderungen und plant steuerliche Erleichterungen, erfreulicherweise<br />

auch für die Sanierung und die Umrüstung. Jedoch wirkt die nicht im<br />

preisgeregelten Bereich der Mietwohnungen in Wien, weil die Mieten für<br />

die, trotz Steuerersparnis und Förderungen, erforderlichen Investitionen<br />

nicht ausreichen und diese daher weiterhin nicht erfolgen werden.<br />

Wir brauchen daher Anreize im MRG für die Generalsanierung für Gründerzeithäuser<br />

in Wien wie zum Beispiel einen angemessenen Mietzins für<br />

Neuvermietungen. Dies ist im Lichte der Energiekostenersparnis für den<br />

Mieter von circa drei Euro pro Quadratmeter auch leistbar.<br />

Bekenntnis zur Nachverdichtung<br />

Wir brauchen eine Stadt Wien, die zur Nachverdichtung und zum Ausbau<br />

von Gründerzeithäusern steht, weil der Ausbau oft die Generalsanierung<br />

des gesamten Hauses erst wirtschaftlich ermöglicht. Im Bestand der<br />

mehrgeschossigen Wohnhäuser stellt dieser Bereich einen wesentlichen<br />

Anteil dar, vor allem aus Sicht der möglichen Energieeinsparung.<br />

Wir brauchen daher auch die Unterstützung der anderen Bundesländer<br />

für eine Novelle im MRG, denn andere Regierungskonstellationen,<br />

möglicherweise schon nach der nächsten Nationalratswahl, werden<br />

eine weitreichende Mietrechtsreform anstreben, die dann alle Bundesländer<br />

betreffen könnte.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

69 ImmoFokus


70 ImmoFokus


Immobilienprojekte<br />

in der Krise<br />

Worst-Case-Szenario.. Vor uns bäumt sich ein bedrohlicher Tsunami an Immobilienprojekten auf, die in eine<br />

veritable Krise zu schlittern drohen. Es ist leider (wieder) an der Zeit, sich mit insolvenzrechtlichen Themen<br />

intensiv zu beschäftigen.<br />

Autor: Mark Krenn<br />

H<br />

ohe Zinsen, steigende Baukosten<br />

und nicht zuletzt die<br />

KIM-Verordnung setzen der<br />

Immobilienwirtschaft stark<br />

zu. Ungeachtet dieses toxischen Mixes hielten<br />

sich negative Schlagzeilen in Grenzen<br />

und regierte das Prinzip der Hoffnung darauf,<br />

dass alles nicht so schlimm werden möge. Damit<br />

dürfte es jetzt endgültig vorbei sein. Vor<br />

uns bäumt sich ein bedrohlicher Tsunami an<br />

Immobilienprojekten auf, die in eine veritable<br />

Krise zu schlittern drohen. Es ist leider<br />

(wieder) an der Zeit, sich mit insolvenzrechtlichen<br />

Themen bei Immobilienprojekten<br />

intensiv zu beschäftigen.<br />

Insolvenz des Projektentwicklers<br />

Ein typisches und in vielerlei Hinsicht problematisches<br />

Insolvenz-Szenario besteht darin,<br />

dass der Entwickler eines Projekts während<br />

der Errichtungsphase insolvent wird. Ein finanzieller<br />

Engpass führt zunächst dazu, dass<br />

der Bauherr die laufenden Baukosten nicht<br />

mehr finanzieren kann und das Bauunternehmen<br />

in der Folge die Arbeiten einstellt. Der<br />

Entwickler (=Schuldner) beantragt schließlich<br />

die Eröffnung des Insolvenzverfahrens<br />

bei Gericht. Welche Auswirkungen hat dies<br />

auf das Bauprojekt, also dessen Realisierung<br />

und anschließende Verwertung?<br />

Führen wir uns zunächst vor Augen, welche<br />

Rechtsverhältnisse bei einer typischen<br />

Projektentwicklung – im Wesentlichen – bestehen:<br />

Jedenfalls wird ein Finanzierungsvertrag<br />

bestehen, mit dem der Ankauf der<br />

Liegenschaft und in der Folge die Errichtung<br />

des Bauvorhabens finanziert werden soll(te).<br />

Weiters wird ein Bau- beziehungsweise Generalunternehmervertrag<br />

bestehen, um das<br />

Bauvorhaben zu errichten. Im Idealfall bestehen<br />

hinsichtlich der Verwertung bereits entweder<br />

Bestandverträge und/oder Kaufverträge.<br />

Dem aufmerksamen Leser wird sich an<br />

dieser Stelle die Frage aufdrängen, wie es in so<br />

einem Umfeld eigentlich zu Zahlungsschwierigkeiten<br />

des Bauherrn kommen kann: Denn<br />

üblicherweise wird ja das Bauunternehmen<br />

nach Baufortschritt aus der Finanzierung bezahlt.<br />

Die Gründe können mannigfaltig sein<br />

(zum Beispiel zusätzlich abreifende Anleihen,<br />

die zu bedienen sind, Nichtleistung von<br />

Nachschusspflichten des Projektentwicklers<br />

bei steigenden Baukosten, um die vereinbarte<br />

LTC-ratio [„loan-to-cost“: Verhältnis<br />

von Kredit zu Baukosten] aufrechterhalten<br />

zu können, Verzug mit Zinszahlungen [vor<br />

allem bei variablen Zinsen] et cetera), sollen<br />

aber nicht Thema dieses Beitrags sein.<br />

Welche Rechtswirkungen hat nun die Eröffnung<br />

der Insolvenz auf den Projektentwickler,<br />

dessen Vermögen und dessen Rechtsverhältnisse?<br />

Grundsätzlich übernimmt der Insolvenzverwalter<br />

ab Insolvenzeröffnung das Ruder,<br />

der Schuldner ist von weiteren Verfügungen<br />

ausgeschlossen. Lediglich beim „Sanierungsverfahren<br />

mit Eigenverwaltung“ darf der<br />

Schuldner die „gewöhnlichen“ Geschäfte<br />

selber fortführen und wird hierbei vom Sanie-<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

71


ungsverwalter überwacht. Nur Geschäfte, die<br />

nicht zum gewöhnlichen Unternehmensbetrieb<br />

gehören, bedürfen der Zustimmung des<br />

Sanierungsverwalters.<br />

In beiden Verfahrenstypen gilt jedoch in der<br />

Regel der Grundsatz, dass der Insolvenzverwalter<br />

von beidseitig noch nicht (zur Gänze)<br />

erfüllten Verträgen zurücktreten kann (im<br />

Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung<br />

benötigt der Schuldner dafür die Zustimmung<br />

des Sanierungsverwalters). Dies gilt jedoch<br />

zum Beispiel nicht für Bestandverträge<br />

(Mietverträge), hinsichtlich der der Schuldner<br />

Bestandgeber (Vermieter) ist; diese werden<br />

unverändert fortgeführt.<br />

Schicksal des Bauvertrags<br />

Im Kern wird es bei der Insolvenz des Projektentwicklers<br />

also um das Schicksal des Bauvertrags<br />

gehen. Sofern das Bauunternehmen<br />

nicht schon vor der Insolvenz den Rücktritt<br />

vom Vertrag erklärt hat, hat der Insolvenzverwalter<br />

in unserem Beispiel die Möglichkeit,<br />

entweder den Vertrag fortzuführen oder<br />

den Rücktritt zu erklären.<br />

Die Entscheidung des Insolvenzverwalters,<br />

ob er vom Bauvertrag zurücktritt oder diesen<br />

erfüllt, wird in der Praxis von einer Reihe von<br />

Faktoren abhängen:<br />

- Wie weit ist der Baufortschritt gediehen?<br />

- Wie ist der Stand der Vorverwertung?<br />

Wie wahrscheinlich sind Rücktrittsrechte<br />

von Mietern oder Käufern vor<br />

allem wegen Verzugs?<br />

- Lässt sich das Bauvorhaben mit dem/<br />

den bestehenden Bauunternehmen<br />

fortführen?<br />

- Und nicht zuletzt die Frage nach der Finanzierung:<br />

Wie lässt sich die Fertigstellung<br />

finanziell bewerkstelligen?<br />

Ganz nüchtern betrachtet ist für die Frage, ob<br />

das Unternehmen fortgeführt werden oder<br />

der Betrieb eingestellt werden soll, allein<br />

ausschlaggebend, in welchem der beiden<br />

Szenarien die Gläubiger am besten befriedigt<br />

werden können.<br />

Der Insolvenzverwalter muss nun schnell die<br />

Lage sondieren: In unserem Szenario ist zwar<br />

kein lebendes Unternehmen betroffen, allerdings<br />

ist zu berücksichtigen, dass ein Stillstand<br />

auf Baustellen und die Unterbrechung von<br />

Bauabläufen verheerende Auswirkungen auf<br />

den Bauzustand und nachgelagerte Gewährleistungsansprüche<br />

nach sich ziehen können.<br />

Sofern nicht mit dem bestehenden Bauunternehmen<br />

weitergearbeitet werden kann, kann<br />

72 ImmoFokus


dies das Schicksal des Projekts besiegeln: Ein<br />

neuer Bauunternehmer wird wieder geraume<br />

Zeit für die Baustelleneinrichtung benötigen.<br />

Damit kann sich der Zustand des halbfertigen<br />

Bauprojekts weiter verschlechtern. Der Bauunternehmer<br />

wird dann verständlicherweise<br />

keine Gewährleistungen für die Vorarbeiten<br />

übernehmen und kann sich bei seinen Arbeitsergebnissen<br />

immer darauf berufen, dass<br />

ein Mangel seine Ursache in der Vorleistung<br />

hatte. Ob der „alte“ Bauunternehmer für den<br />

halbfertigen Zustand gewährleistungs- und/<br />

oder schadenersatzpflichtig ist, mag in der<br />

Theorie eine spannende Frage sein; für den<br />

Insolvenzverwalter birgt dies jedoch in der<br />

Regel eine zu große Unsicherheit und wird<br />

den Wert des Projekts signifikant negativ<br />

beeinflussen, sodass eine vorteilhafte Verwertung<br />

in einem solchen Szenario ungleich<br />

riskanter ist. Doch letztlich wird für den Fall<br />

der Fortführung alles davon abhängen, ob<br />

sich dafür ein Finanzierer finden lässt beziehungsweise<br />

ob die bestehende Finanzierung<br />

weiterhin verwendet werden kann, um das<br />

Bauvorhaben überhaupt fertigzustellen.<br />

Sofern daher nicht eine rasche Lösung zwischen<br />

den beteiligten Parteien (Banken, Bauunternehmen,<br />

allenfalls prospektive Käufer<br />

oder Mieter) gefunden wird, scheint eine<br />

Fortführung des unfertigen Immobilienprojektes<br />

durch den Insolvenzverwalter unwahrscheinlich:<br />

In diesem Fall wird es wohl zu<br />

einer Verwertung, das heißt zum Verkauf des<br />

unfertigen Bauvorhabens mit einem massiven<br />

Preisabschlag kommen. Dies könnte wiederum<br />

eine Gelegenheit für Opportunisten sein:<br />

Die Ersparnis beim Kaufpreis könnte dann<br />

zum Beispiel dafür verwendet werden, die<br />

Schnittstellenproblematik bei den Gewährleistungen<br />

für Vorarbeiten durch eine Aufzahlung<br />

an den Bauunternehmer zu umgehen,<br />

der dafür die bereits erbrachten Vorarbeiten<br />

in seinen Leistungsumfang aufnimmt.<br />

Im Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung<br />

steht der Schuldner im Prinzip vor denselben<br />

Herausforderungen, mit dem Unterschied,<br />

dass er sich bereits für die Fortführung des Unternehmens<br />

entschlossen hat. Diese Variante<br />

könnte bei Bauprojekten durchaus Vorteile<br />

haben, da eine hohe Quote von zumindest 30<br />

Prozent winkt. Letztlich hängt es aber vom<br />

Vertrauen der Gläubiger in den Schuldner ab,<br />

ob es ihm tatsächlich gelingt, die versprochene<br />

Quote zu erfüllen. Gelingt ihm dies nicht, und<br />

wird sein Sanierungsplan abgelehnt, hat er<br />

höchstens Zeit gewonnen beziehungsweise<br />

haben die Gläubiger Zeit verloren.<br />

Sonderfall Bauträgerprojekte<br />

nach BTVG<br />

Die Insolvenz eines Bauträgers während der<br />

Errichtungsphase eines Bauträgerprojektes<br />

stellt im Rahmen des Bauträgervertragsgesetzes<br />

(BTVG) eine besondere Herausforderung<br />

dar. Sie erfordert ein ausgewogenes Vorgehen<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong> 73


Obwohl nun das BTVG den Eigentumserwerb<br />

der Wohnungskäufer durch das Anwartschaftsrecht<br />

absichert, bleibt das Problem des<br />

unfertigen Bauvorhabens bestehen. Höchstgerichtlich<br />

ist noch nicht geklärt, ob der Insolvenzverwalter<br />

in Hinblick auf die Baufertigstellung<br />

vom Kaufvertrag zurücktreten kann.<br />

Vieles spricht jedoch dafür, dass der Insolvenzverwalter<br />

einen solchen Teilrücktritt im<br />

Sinne der Insolvenzordnung erklären kann,<br />

weil es sich um abgrenzbare Teilleistungen<br />

handelt (einerseits Verschaffung von Eigentum<br />

und andererseits Errichtung des Gebäudes/der<br />

Wohnung). Mit einem Rücktritt wird<br />

in der Praxis auch zu rechnen sein. In einem<br />

solchen Fall ist die Verwertung des unfertigen<br />

Bauvorhabens (beziehungsweise wohl nur der<br />

noch nicht verkauften Wohnungen) praktisch<br />

unmöglich: Wer will eine Wohnung in einer<br />

Bauruine erwerben, deren Errichtung nicht<br />

gesichert ist? Praktischerweise könnten sich<br />

die Käufer bei kleineren Projekten zusammentun,<br />

den Insolvenzverwalter auf Eintragung<br />

des Eigentums klagen und selbst für die Ferdes<br />

Insolvenzverwalters, um die Interessen aller<br />

Beteiligten – also der Finanzierungspartner<br />

und Erwerber – zu berücksichtigen.<br />

Das BTVG wurde zum Schutz von Konsumenten<br />

vor allem in Verbindung mit dem Kauf<br />

einer noch nicht fertiggestellten Wohnung<br />

erlassen und zielt darauf ab, Wohnungskäufer<br />

vor dem Verlust ihrer Zahlungen zu schützen.<br />

Demnach erfolgt die Zahlung des Kaufpreises<br />

in Raten abhängig vom Baufortschritt nach<br />

einem gesetzlich definierten Ratenplan. Die<br />

übliche Sicherungsvariante ist die grundbücherliche<br />

Sicherstellung des Rechtserwerbs<br />

für den Wohnungskäufer, durch den Erwerb<br />

eines Anwartschaftsrechts. Das Anwartschaftsrecht<br />

sichert dem Wohnungskäufer<br />

das Recht, zu einem späteren Zeitpunkt Eigentum<br />

zu erwerben. Es ist insolvenzfest – das<br />

heißt, der Insolvenzverwalter kann über die<br />

einzelnen Laufobjekte nicht mehr verfügen<br />

–, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind,<br />

für deren Einhaltung der zwischengeschaltete<br />

Treuhänder zu sorgen hat. Das sind im Wesentlichen<br />

das eingetragene Anwartschaftsrecht,<br />

ein eintragungsfähiger Kaufvertrag und<br />

die unbedingte Löschungserklärung hinsicht-<br />

Die Anfechtung zielt darauf ab, vor Insolvenzeröffnung<br />

vorgenommene Rechtshandlungen,<br />

die zum Nachteil der Gläubiger waren,<br />

rückgängig zu machen. Hierzu müssen objektive<br />

Gläubigerbenachteiligung und Befriedigungstauglichkeit<br />

vorliegen. Zusätzlich müssen<br />

je nach Anfechtungstatbestand weitere<br />

spezifische Voraussetzungen erfüllt sein. Zu<br />

den wesentlichen Anfechtungstatbeständen<br />

zählen die Benachteiligungsabsicht, die Verlich<br />

der üblicherweise im Rang vorgehenden<br />

Hypothek der finanzierenden Bank.<br />

tigstellung sorgen. Doch werden dafür wieder<br />

finanzielle Mittel benötigt, die oftmals nicht<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Vorsicht vor allzu guten Schnäppchen!<br />

Ein weiterer relevanter Aspekt in der Insolvenz<br />

von Immobilienprojekten ist die Anfechtbarkeit<br />

von Kaufverträgen. Wenn beispielsweise<br />

ein Kaufvertrag kurz vor der Insolvenzeröffnung<br />

abgeschlossen und vollständig erfüllt<br />

wurde – das Geld ist geflossen, das Eigentum<br />

eingetragen –, hat der Insolvenzverwalter in<br />

der Regel nicht die Möglichkeit, vom Vertrag<br />

zurückzutreten. Er könnte jedoch das Rechtsgeschäft<br />

anfechten und so eine Rückabwicklung<br />

herbeiführen.<br />

74 ImmoFokus


schleuderung, die unentgeltlichen Verfügungen,<br />

die Begünstigung sowie – besonders relevant<br />

– die Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit<br />

des Vertragspartners.<br />

Die Anfechtung wegen Benachteiligungsabsicht<br />

betrifft Handlungen des Schuldners,<br />

die mit der Absicht erfolgten, Gläubiger zu<br />

benachteiligen. Bei der Verschleuderung<br />

liegt ein objektives Missverhältnis zwischen<br />

Leistung und Gegenleistung vor. Unentgeltliche<br />

Verfügungen, wie Schenkungen, sind anfechtbar,<br />

wenn sie in den letzten zwei Jahren<br />

vor Insolvenzeröffnung vorgenommen wurden.<br />

Bei der Begünstigung erhält der Gläubiger<br />

eine Sicherstellung oder Befriedigung,<br />

die ihm zu diesem Zeitpunkt nicht zustand<br />

oder die in Kenntnis der Begünstigungsabsicht<br />

erlangt wurde.<br />

In der Praxis ist die Insolvenzanfechtung besonders<br />

relevant, da Schuldner oft versuchen,<br />

bestimmte Gläubiger, wie Banken oder das<br />

Finanzamt, möglichst lange zu befriedigen.<br />

Eine erfolgreiche Anfechtung kann für die betroffenen<br />

Käufer gravierende Auswirkungen<br />

haben, da sie möglicherweise das Eigentum<br />

an der Immobilie verlieren und mit ihrer Forderung<br />

auf Rückzahlung des Kaufpreises nur<br />

noch Insolvenzgläubiger sind. Bei allzu guten<br />

Schnäppchen ist daher besondere Vorsicht<br />

geboten, um nicht hinterher eine unliebsame<br />

Überraschung zu erleben.<br />

Resümee<br />

Die Insolvenz des Projektentwicklers während<br />

der Bauphase stellt einen Sonderfall<br />

dar, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob<br />

das Unternehmen des Schuldners fortgeführt<br />

werden kann. Sofern die Gläubiger mitspielen<br />

und es sich im Prinzip um ein gutes und<br />

solides Bauprojekt handelt, sollte es zum<br />

Beispiel bei „Forward Deals“ jedoch möglich<br />

sein, eine Lösung zu finden. Im Rahmen einer<br />

BTVG-Abwicklung dürfte jedoch die Insolvenz<br />

des Bauträgers verheerende Auswirkungen<br />

für Wohnungskäufer haben. Auch<br />

wenn der Kaufpreis zumindest teilweise treuhändig<br />

gesichert ist, wird im privaten Bereich<br />

die Kapitaldecke für konstruktive Lösungen<br />

bereits ausgereizt sein.<br />

Mag. Mark Krenn<br />

CERHA HEMPEL<br />

Mag. Mark Krenn ist Rechtsanwalt<br />

und Partner bei CERHA HEMPEL<br />

und leitet dort die Immobilienpraxis<br />

für Österreich und Osteuropa.<br />

Wie klappt Nachhaltigkeit<br />

in der Immobilienbranche?<br />

Nachhaltige Ansätze und Lösungen liegen voll im<br />

Trend. Diese Entwicklung macht auch vor der Real-<br />

Estate-Branche keinen Halt – denn der Sektor ist<br />

einer der wesentlichen CO2-Emittenten.<br />

Entsprechend fordern Öffentlichkeit, Investoren und<br />

Politik Anpassungen in den Geschäfts modellen<br />

der Immobilienunternehmen.<br />

Sind Sie bereit?<br />

www.pwc.at/real-estate<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt. Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.<br />

75


Positionen & Meinungen<br />

Blackout<br />

Und Action.. Wer kennt sie nicht, die Szene im Film „Die Hard/Stirb langsam“, in der Bruce Willis alias John<br />

McClane die Fahrstuhltür zwischen zwei Stockwerken aufdrückt und über enge Lüftungskanäle entkommt?<br />

Autor: Michael Neubauer<br />

V<br />

om Dach eines steckengebliebenen<br />

Lifts in die nächsthöhere<br />

Etage zu klettern, um die Tür zu<br />

öffnen und sich ins Freie zu retten,<br />

das bleibt Hollywood-Helden in Action-<br />

Blockbustern vorbehalten.<br />

Allein schon auf das Dach der Liftkabine zu gelangen,<br />

ist ein Kunststück. In Österreich haben<br />

Aufzüge in der Regel keine Ausstiegsluken,<br />

wie Christoph Sengstschmid, Geschäftsführer<br />

Otis Österreich und Direktor Sales & Marketing<br />

Otis Zentraleuropa, dem ImmoFokus<br />

versichert. Aus Gründen der Sicherheit sollte<br />

man das Klettern in den Aufzugsschächten<br />

den Profis überlassen.<br />

Jeder hat wahrscheinlich schon einmal den<br />

nicht nur für Menschen mit Klaustrophobie<br />

durchaus nervös machenden Gedanken<br />

gehabt, in einem Aufzug – auch über eine n<br />

längeren Zeitraum – stecken zu bleiben. Für<br />

solche Eventualitäten sind Aufzugshersteller<br />

bestens gerüstet. Ihre Telefonzentralen sind<br />

365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag besetzt,<br />

um Aufzugssysteme zu überwachen. Im Falle<br />

einer Störung oder eines Stromausfalls landen<br />

Anrufer in einem Servicecenter und erhalten<br />

Unterstützung, bis ein Servicetechniker am<br />

Ort des Geschehens eintrifft. „Notbefreiung“<br />

heißt das im Fachvokabular.<br />

Funktioniert die Kommunikationskette, sind<br />

die Personen im Fahrstuhl rasch befreit. Stromausfälle<br />

sind unangenehm. Die Lösung des Problems<br />

ist aber absehbar. 2022 musste jeder Verbraucher<br />

in Österreich eine durchschnittliche<br />

Unterbrechung der Stromversorgung von 24,17<br />

Minuten hinnehmen. Zweifellos unangenehm.<br />

Doch was passiert bei einem Blackout? Ohne<br />

Strom stehen alle Aufzüge still. „Aufzüge<br />

werden immer digitaler und damit stärker<br />

abhängig von einer stabilen Energieversorgung”,<br />

betont Sengstschmid. „Deshalb haben<br />

wir einen Notfall-Prozess erarbeitet, mit dem<br />

wir Fahrgäste sicher aus unseren Aufzügen<br />

evakuieren können – auch wenn es keinen<br />

Strom, kein Internet und kein Mobilfunknetz<br />

gibt.“ Otis will für das Worst-Case-Szenario<br />

vorbereitet sein. Wobei der Otis Österreich-<br />

Geschäftsführer Wert auf die Bezeichnung<br />

Fahrgäste legt. „Wir haben weltweit pro Tag<br />

rund zwei Milliarden Fahrgäste – da haben<br />

wir auch eine enorme Verantwortung.“<br />

„Mit der Zertifizierung von Quality Austria<br />

nach ISO 22301 (Business Continuity Management)<br />

sind wir Vorreiter in der Branche“,<br />

betont Sengstschmid sichtlich stolz.<br />

Die Zertifizierung bestätigt die Funktionsfähigkeit<br />

und Koordination kritischer Prozesse<br />

im Falle eines Blackouts. „Die Teams“,<br />

so Sengstschmid, „folgen während eines<br />

Notfalls einem klar definierten Prozess und<br />

arbeiten kontinuierlich aktualisierte, physisch<br />

vorgehaltene Listen nach Prioritäten<br />

ab.“ Das bedeutet in erster Linie, dass im<br />

Falle eines Blackouts kritische Infrastruktur<br />

Vorrang genießt. In vielen Fällen ist aber<br />

gerade kritische Infrastruktur – wie zum<br />

Beispiel Krankenhäuser – mit eigenen Notstromaggregaten<br />

und/oder eigenem Servicepersonal<br />

vor Ort abgesichert. „Das haben<br />

wir in unseren Plänen berücksichtigt.“<br />

Im Fall der Fälle wissen alle Mitarbeiter,<br />

welche Gebäude in welcher Reihenfolge anzufahren<br />

sind. Damit die Servicetechniker<br />

auch anfahren können, dürfen sie bei ihren<br />

Einsätzen mittlerweile den Tank nicht mehr<br />

leer fahren. Der minimale Füllstand darf<br />

30 Prozent nicht unterschreiten: „Gibt es<br />

keinen Strom mehr, funktionieren auch die<br />

Tankanlagen nicht mehr.“<br />

In den Aufzügen jüngerer Generation sind serienmäßig<br />

batteriebetriebene Notbefreiungssysteme<br />

verbaut, die Fahrgäste bei einem<br />

Stromausfall sicher auf die nächstgelegene<br />

Etage bringen. In vielen Fällen kann auch bei<br />

bestehenden Anlagen nachgerüstet werden.<br />

„Bei alten, traditionellen, herkömmlichen<br />

Aufzügen ist es ganz einfach, indem man in<br />

den Triebwerksraum geht und die Bremse lüftet:<br />

Dann bewegt sich der Aufzug automatisch<br />

in die nächste Haltestelle“, so Sengstschmid.<br />

„Das könnten auch gezielt geschulte Personen<br />

vor Ort übernehmen.“<br />

Doch wie lange wird es tatsächlich dauern? Wie<br />

lange müssen die Fahrgäste auf ihre Befreiung<br />

warten? „Üblicherweise sind wir angehalten,<br />

innerhalb von 30 Minuten die Notbefreiung<br />

einzuleiten. Im Falle eines flächendeckenden<br />

Blackouts sind wir von so vielen unterschiedlichen<br />

äußeren Einflüssen abhängig, dass es<br />

sehr schwer ist, Garantien abzugeben. Wir<br />

wissen nicht, ob die Ampeln funktionieren.<br />

Wie schaut es mit dem Verkehr aus? All diese<br />

Dinge können wir nicht vorhersehen. Wichtig<br />

ist aber, dass wir eine priorisierte Liste haben,<br />

mit der wir sehr exakt und sehr rasch in die<br />

Gänge kommen und so schnell wie möglich die<br />

Fahrgäste aus ihrer misslichen Lage befreien.<br />

Wovon wir dringend abraten, ist, zur Selbsthilfe<br />

zu greifen und zu versuchen, irgendwie<br />

die Türen aufzumachen.“<br />

Noch kurz zurück zum Film „Die Hard“: Drehort<br />

war das kurz vor Drehbeginn fertiggestellte 34<br />

Stockwerke hohe Fox Plaza, das Verwaltungsgebäude<br />

von Fox in der Avenue of the Stars in<br />

Los Angeles. Entworfen wurde es von dem USamerikanischen<br />

Architekten William Pereira,<br />

der für seine futuristischen Entwürfe bekannt<br />

ist. Gedreht wurde in der Firmenzentrale der<br />

20th Century Fox. Auch in späteren 20th-Century-Fox-Filmen<br />

wie „Speed“, „Fight Club“ oder<br />

„Airheads“ wurde der Fox Plaza Tower immer<br />

wieder als Kulisse genutzt.<br />

Copyright: Otis Elevator Company<br />

76 ImmoFokus


Christoph Sengstschmid, Geschäftsführer Otis Österreich und Direktor Sales & Marketing<br />

Blackout<br />

Von einem Blackout spricht man bei einem unvorhergesehenen<br />

großflächigen, längerfristigen<br />

Ausfall der Stromversorgung, etwa wenn große<br />

Teile des europäischen Verbundsystems betroffen<br />

sind. Das kann dann passieren, wenn Erzeugung<br />

und Verbrauch großräumig ungleich verteilt sind<br />

und zusätzlich schwere Störungen an wichtigen<br />

Knotenpunkten im Übertragungsnetz auftreten.<br />

Zum Netzwiederaufbau und zur Wiederversorgung<br />

der betroffenen Regionen existieren bei allen Netzbetreibern<br />

Notfallpläne, um eine solche Situation<br />

bewältigen zu können. Im Rahmen von Schulungen<br />

werden bei Netzbetreibern die notwendigen<br />

Abläufe trainiert, damit das Wiederhochfahren des<br />

Systems möglichst reibungslos abläuft.<br />

Brownout<br />

Ein Brownout ist genau das Gegenteil von einem Blackout – nämlich ein kontrollierter<br />

Stromausfall. Wenn der Strombedarf nicht gedeckt werden kann, muss<br />

der Verbrauch reduziert werden. Netzbetreiber müssten in diesem Fall Industriebetriebe<br />

oder ganze Stadtviertel abschalten, um einen solche Strommangel<br />

technisch zu beherrschen. Stromausfälle werden so lokal begrenzt. Damit kann<br />

ein großflächiger Blackout vermieden werden. Die Netzbetreiber sind zu diesen<br />

gezielten Lastabschaltungen nach Energiewirtschaftsgesetz verpflichtet.<br />

In der Regel informieren die Netzbetreiber die betroffenen Kunden im Falle von<br />

Lastabschaltungen, bevor diese Letztmaßnahme zur Systemstabilisierung beginnt.<br />

Dieses kontrollierte Vorgehen unterscheidet den Brownout vom Blackout,<br />

bei dem unvorhergesehen und unkontrollierbar Netzelemente ausfallen.<br />

Sollte es für einen längeren Zeitraum notwendig sein, gezielte Lastabschaltungen<br />

von Kunden vorzunehmen, werden diese rollierend durchgeführt. Das<br />

heißt, die Gebiete werden gewechselt, um die Auswirkungen so gering wie<br />

möglich zu halten.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

77


Positionen & Meinungen<br />

Ziel ist Wertsteigerung<br />

erwirtschaften<br />

Aus- und Weiterbildung. „Wir sind sehr stolz, dass es uns als AREAMA zusammen mit dem ÖVI gelungen<br />

ist, den IREBS Intensivstudiengang Real Estate Asset Management nach Österreich gebracht zu haben“, so<br />

AREAMA Vorstandsmitglied Brita Berger.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Die AREAMA - Austrian Real Estate Asset<br />

Management Association - ist mit zwei Jahren<br />

der jüngste Verband in der Immobilienwirtschaft.<br />

Es gibt zahllose Verbände und<br />

Vereinigungen. Warum war die Gründung<br />

notwendig?<br />

Brita Berger: Ja das stimmt, es gibt unzählige<br />

Verbände und Vereinigungen, ob für Sachverständige,<br />

Projektentwickler, Hausverwalter<br />

oder Facility Manager und viele mehr. Aber bis<br />

zur Gründung der AREAMA vor zweieinhalb<br />

Jahren gab es keine Plattform für die Berufsgruppe<br />

der Asset Managerinnen und Manager,<br />

auf der sich diese austauschen konnten.<br />

Unsere damaligen, wie heutigen Ziele sind die<br />

Definition, die Positionierung und Weiterentwicklung<br />

des Berufsbildes Real Estate Asset<br />

Management. Vielen ist dieses Berufsbild<br />

nicht klar und wir als AREAMA möchten dies<br />

mit den anderen Disziplinen diskutieren und<br />

die Schnittstellen zu Facility Management,<br />

Hausverwaltung und Makelei definieren.<br />

Ziel sollte sein, dass allen Beteiligten bewusst<br />

wird, welchen wertvollen Beitrag sie in ihrem<br />

Verantwortungsbereich leisten können.<br />

Unser Schwerpunkt, um dieses Ziel zu<br />

erreichen, sind Networking-Treffen, auf denen<br />

wir uns untereinander aber auch mit Branchenteilnehmern<br />

zu anspruchsvollen Themen<br />

austauschen. In Arbeitsgruppen erarbeiten<br />

wir mit Branchenteilnehmern umfangreiche<br />

Antworten auf aktuelle Fragen. Im<br />

heurigen Sommer konnten wir als Ergebnis<br />

einer solchen Arbeitsgruppe den AREAMA<br />

Leistungskatalog für Asset Management in<br />

Österreich präsentieren.<br />

„Asset Manager sind in<br />

erster Linie ergebnis- und<br />

organisationsverantwortlich für das<br />

gesamte Immobilien Portfolio.“<br />

Brita Berger,<br />

AREAMA<br />

Mittlerweile gelten wir als etablierter Verein,<br />

der kontinuierlich durch seine Veranstaltungen<br />

wertvollen Input in die Branche und<br />

Fotos: MRICS<br />

78 ImmoFokus


Brita Berger<br />

Brita Berger MRICS die studierte Juristin<br />

und eingetragene Wirtschaftsmediatorin<br />

hat lange Zeit für Institutionelle Eigentümer<br />

größere Portfolien als Asset Managerin im<br />

In- und Ausland betreut. Vor zwei Jahren hat<br />

sie sich selbständig gemacht und neben dem<br />

Asset Management beschäftigt sie sich auch<br />

intensiv mit der Frage der Nachhaltigkeit.<br />

damit einen echten Mehrwert für unsere<br />

Mitglieder bringt.<br />

Was bedeutet Asset Manager? Wo liegt<br />

der exakte Unterschied zwischen Hausverwalter<br />

und Asset-Manager?<br />

Dies ist eine gute Frage, vielen ist nicht klar,<br />

was die Aufgaben und tägliche Herausforderungen<br />

eines Asset Managers sind. Daher<br />

haben wir als AREAMA eine Definition für<br />

Real Estate Asset Management erarbeitet:<br />

Aus dieser ergibt sich, dass der Asset<br />

Manager in erster Linie ergebnis- und<br />

organisationsverantwortlich für das gesamte<br />

Immobilien Portfolio ist. Hingegen sind<br />

die anderen eingebundenen Dienstleister,<br />

wie zum Beispiel Hausverwalter, Facility<br />

Manager, etc. vorwiegend leistungs- und<br />

ausführungsverantwortlich.<br />

Was gehört alles zum Asset Management?<br />

Um diese Frage zu beantworten ist der ARE-<br />

AMA Leistungskatalog Asset Management<br />

in Österreich eine gute Unterstützung. In diesem<br />

sind 20 Bausteine definiert, welche den<br />

gesamten Investmentzyklus einer Immobilie<br />

abbilden. Hier wird von der Entwicklung<br />

einer Strategie über den Ankauf, die Bewirtschaftung<br />

bis hin zum Verkauf der gesamte<br />

Prozess beschrieben. Entsprechend können<br />

Auftraggeber aus diesen Bausteinen, die für<br />

sie Passenden auswählen und beauftragen.<br />

Neu hinzugekommen sind die umfangreichen<br />

Herausforderungen, die sich aus ESG<br />

und der Taxonomie VO ergeben.<br />

Der Leistungskatalog steht allen Marktteilnehmern<br />

kostenfrei auf unserer Homepage www.<br />

areama.at zum Download zur Verfügung.<br />

Warum sollte man eine Asset Manager<br />

beauftragen<br />

Eigentümer von Immobilien streben an,<br />

dass ihr Portfolio nach Möglichkeit eine<br />

Wertsteigerung erwirtschaftet. Wir als<br />

AREAMA sehen die Kernaufgabe des Asset<br />

Managements, gemeinsam mit den anderen<br />

Dienstleistern, dies auf Augenhöhe voranzutreiben.<br />

Beauftragt werden vor allem größere<br />

Portfolien, meist im Gewerbebereich, aber<br />

auch bei Zinshäusern. Die Auftraggeber sind<br />

in der Regel Institutionelle Fonds, Stiftungen<br />

aber auch private Eigentümer.<br />

Welche Ausbildung brauche ich, um als<br />

Asset Manager tätig werden zu können:<br />

Für das Real Estate Asset Management gibt<br />

es keine dezidierte Ausbildung oder ein Studium.<br />

Der Zugang zum Asset Management<br />

erfolgt aus den unterschiedlichsten Grundberufen:<br />

Juristen, Techniker, Kaufleute üben<br />

diesen Beruf aus und erlangen ihre Fähigkeiten<br />

in erster Linie durch Training on the Job.<br />

Es hängt von der jeweiligen Unternehmenseinheiten<br />

und Organisationsstrukturen ab,<br />

was die spezifischen Anforderungen an den<br />

jeweiligen Asset Manager sind.<br />

Wir sind sehr stolz, dass es uns als AREAMA<br />

zusammen mit dem ÖVI gelungen ist, den<br />

IREBS Intensivstudiengang Real Estate Asset<br />

Management nach Österreich gebracht zu<br />

haben. Derzeit sind wir in der Vorbereitung<br />

für den nächsten Lehrgang, dieser startet<br />

in seiner mittlerweile 4. <strong>Ausgabe</strong> im Herbst<br />

2024 in Wien.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

79


Event<br />

REAL ESTATE MEDIA GROUP<br />

ImmoFokus<br />

Digital Edition<br />

Den ImmoFokus<br />

immer und überall lesen<br />

LESEN SIE DEN IMMOFOKUS in der für alle Mobile Devices wie<br />

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die interaktiven E-Paper-Magazine der „Real Estate Media Group“<br />

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Erhalten Sie auf Knopfdruck Zugriff:<br />

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# ... auf www.immo-timeline.at – das Newsportal für die Immobilien- und Baubranche<br />

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80 ImmoFokus


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immo-timeline.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> 03|2022<br />

81


ImFokus<br />

108<br />

VERWERTUNGSSTAND<br />

Ist der Markt zum Stillstand gekommen, wie<br />

viele Bauträger betonen? Oder geht doch<br />

noch was? Der ImmoFokus hat gemeinsam<br />

mit Exploreal das Grundbuch befragt - und<br />

die Vorverwertungsquote bei den einzelnen<br />

Projekten in Wien unter die Lupe genommen<br />

und analysiert, wie viele Wohnungen bei<br />

Fertigstellung bereits verkauft waren.<br />

beiden Tochterfirmen Signa Prime und Signa<br />

Development geführt.<br />

112<br />

WOHNBAUFÖRDERUNG<br />

Rund um das Thema leistbares Wohnen wird<br />

vielfach die Förderung der Wohnraumerrichtung<br />

durch die öffentliche Hand als<br />

(Lenkungs-)möglichkeit ins Treffen geführt.<br />

Gemeinsam mit Exploreal hat sich das Immobilien-Team<br />

von Willhaben diesen Hebel<br />

genauer angesehen.<br />

84<br />

REAL CIRCLE<br />

Grünes Fundament:<br />

Beim 35. Real Circle<br />

auf Einladung von<br />

ERSTE BANK, ERSTE<br />

Immobilien KAG, ERSTE<br />

Group, IMMOunited,<br />

PwC Österreich und<br />

ImmoFokus stand<br />

das pressierende<br />

Zukunftsthema<br />

nachhaltige Infrastruktur<br />

zur Diskussion.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

82 ImmoFokus


Kollitsch &<br />

Soravia.<br />

Inspiriert von<br />

morgen.<br />

Zwei tatkräftige Partner vereinen ihre Erfahrung und<br />

Fähigkeiten: Die innovationsstarke Kollitsch Gruppe<br />

und die erfahrene Immobilienentwicklerin Jasmin<br />

Soravia schaffen gemeinsam hochwertigen Wohnbau<br />

in Wien und Umgebung. Für eine bessere Zukunft. Für<br />

ein besseres morgen.<br />

Neben Neubauten stehen im Sinne der Nachhaltigkeit<br />

die Revitalisierung und Sanierung bestehender<br />

Gebäude im Fokus. Über Projekte und Vorhaben<br />

informieren wir Sie laufend auf unserer Webseite.<br />

Anfragen senden Sie uns bitte gerne an<br />

immobilien.wien@kollitsch.eu<br />

Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH.<br />

Gußhausstraße 2, 1040 Wien. +43 1 226 2600 750.<br />

kollitsch.eu/soravia<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

83


ImFokus<br />

Real Circle<br />

#35<br />

„Wir sind<br />

Infrastruktur“<br />

Grünes Fundament. Beim 35. Real Circle auf Einladung von ERSTE Bank, ERSTE Immobilien<br />

KAG, ERSTE Group, IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus diskutierten rund<br />

30 Expertinnen und Experten über das pressierende Zukunftsthema nachhaltige Infrastruktur.<br />

Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Michael Neubauer und Rudolf Oezelt<br />

D<br />

ekarbonisierung beziehungsweise<br />

Nachhaltigkeit gehören neben<br />

der Digitalisierung und dem<br />

demografischen Wandel wohl zu<br />

den größten Megatrends unserer Zeit. Klar ist,<br />

dass eine „grüne“ Zukunft von der entsprechenden<br />

nachhaltigen Infrastruktur abhängig ist.<br />

Was wird konkret alles benötigt? Wo herrscht<br />

der größte Handlungsbedarf? Welche Maßnahmen<br />

können Kommunen am einfachsten und<br />

schnellsten umsetzen? Laut Studien ist der Investitionsbedarf,<br />

um nachhaltige Infrastruktur<br />

zu schaffen, und nicht zuletzt, um die Klimaziele<br />

einzuhalten, enorm. Kann der Staat das überhaupt<br />

alleine stemmen? Müssen einmal mehr Private<br />

einspringen? Welche Finanzierungsmöglichkeiten<br />

bieten sich an? Wird die Assetklasse<br />

Infrastruktur künftig an Bedeutung gewinnen?<br />

Oder ist die Einhaltung der Klimaziele ohnehin<br />

eine Illusion? Und wie könnten innovative<br />

Betreibermodelle ausschauen?<br />

Hebel Flächenwidmung<br />

Pocket-House-Geschäftsführerin Simone Rongitsch<br />

sieht in der Entwicklung nachhaltiger<br />

Infrastruktur ein Stadt-Land-Gefälle. „Raumplanung<br />

hat einen großen Hebel. Wir können<br />

in der Flächenwidmung Themen vorschreiben.<br />

Je größer das Projekt ist, desto mehr nachhaltige<br />

Effekte können über die Flächenwidmung erreicht<br />

werden. Ein gutes Beispiel sind hier die städtebaulichen<br />

Verträge“, eröffnet sie die Diskussion<br />

in der Gruppe A. Dies funktioniere vor allem im<br />

großstädtischen Bereich. „Auf der ländlichen<br />

Ebene wird es schwieriger, weil richtige großvolumige<br />

Projekte fehlen.“ Dass die öffentliche<br />

„Je größer ein Projekt ist, desto<br />

mehr nachhaltige Effekte können<br />

über die Flächenwidmung<br />

erreicht werden.“<br />

Simone Rongitsch,<br />

Pocket House GmbH<br />

84 ImmoFokus


Hier geht‘s<br />

zum Video<br />

www.immo-timeline.at<br />

Hand bei der Quartiersentwicklung von Bauherren<br />

Zugeständnisse fordern darf und soll,<br />

steht für Rongitsch außer Diskussion. Auch<br />

wenn es die Immobilienwirtschaft nicht gerne<br />

hört: „Schlussendlich ist das nur ein Schlüssel,<br />

Widmungsgewinne zu minimieren und das<br />

Bestmögliche für die Anwohner zu erreichen.“<br />

Im Neubau sind städtebauliche Verträge ein<br />

sinnhaftes Instrument, so Rongitsch weiter. „Im<br />

Bestand ist es jedoch deutlich schwieriger“, gibt<br />

sie zu bedenken. „Hier fehlen die Regulative.“<br />

Apropos Regulative: „Wir haben neun unterschiedliche<br />

Raumplanungsgesetze und unterschiedliche<br />

Flächenwidmungs-Ausführungen<br />

– Ost-West-Gefälle inklusive.“ Was im Burgenland<br />

noch möglich sei, sei in Vorarlberg längst<br />

Geschichte. So würden die für Einfamilienhäu-<br />

„Die Flughafen Wien AG<br />

beschäftigt sich seit vielen<br />

Jahren mit nachhaltiger<br />

Infrastruktur.“<br />

Horst Traxler,<br />

Flughafen Wien AG<br />

ser genehmigten Flächen von Osten nach Westen<br />

immer kleiner werden. Dazu würden noch<br />

unterschiedlichste Abgabenverordnungen<br />

kommen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass in<br />

den Ländern nachhaltige Infrastruktur schon<br />

ein Thema ist. Vielleicht im Energiebereich oder<br />

in der Energiegewinnung. Aber im Bereich<br />

Mobilität oder Logistik besteht Handlungsbedarf“,<br />

so die Pocket-House-Expertin.<br />

Sonderfall: Flughafen Wien<br />

Ein Sonderfall ist sicherlich der Flughafen Wien.<br />

Horst Traxler, Head of Real Estate Management,<br />

holt aus: „Wir sind ein Infrastrukturunternehmen.<br />

Das heißt, wir sind Infrastruktur. Wir<br />

stellen die Infrastruktur für die Airlines und<br />

rund 230 Unternehmen mit über 23.000 Arbeitsnehmern<br />

zur Verfügung.“ Die Besonderheit:<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

85


ImFokus<br />

„Das Areal unterliegt dem Luftfahrtgesetz.<br />

Gemäß Flächenwidmungsplan der Stadtgemeinde<br />

Schwechat sind die Flächen als ‚Verkehrsfläche<br />

privat – Flughafen‘ gewidmet.“ Das bedeute,<br />

dass weder auf Bundes- noch auf Landesebene<br />

auf die Gestaltung des Gebiets im Sinne der<br />

Raumplanung Einfluss zu nehmen ist. Dies<br />

bedeute auch, dass alle Maßnahmen für eine<br />

nachhaltige Infrastruktur freiwillig und nicht<br />

aufgrund städtebaulicher Verträge erfolgen<br />

würden.<br />

„Wir beschäftigen uns mit dem Thema ‚nachhaltige<br />

Infrastruktur‘ schon seit vielen Jahren.<br />

Wir haben bereits unterschiedliche Maßnahmen<br />

gesetzt. Die größte davon ist auch weithin sichtbar.<br />

Wir betreiben die größte Photovoltaik-<br />

Anlage in Österreich. 55.000 Paneele liefern 24<br />

Megawatt Peak und 30 Millionen Kilowattstunden<br />

pro Jahr. Wir sind zudem an die Fernwärme<br />

angeschlossen, wir bekommen die Prozessabwärme<br />

der OMV-Raffinerie. „Alle Maßnahmen werden<br />

von der Flughafen Wien AG finanziert. Unser<br />

Ziel ist es, nachhaltiger mit den Ressourcen<br />

umzugehen. Weil wir im Vergleich zu einer<br />

Stadt die komplette Infrastruktur selbst errichten<br />

und selbst betreiben. Das heißt, je schonender<br />

wir mit den Ressourcen umgehen, desto<br />

weniger schnell sind wir gezwungen, die Infrastruktur<br />

weiter auszubauen“, sagt Traxler.<br />

„Ein Grundsatz, den auch immer mehr Kommunen<br />

beherzigen“, wie Christoph Mühlbacher-<br />

Blum, Head of Public Sector & Non Profit Organisations<br />

bei der ERSTE Bank, einwirft. „Bei<br />

nachhaltiger Infrastruktur waren meine ersten<br />

Assoziationen immer Kindergarten, Schule oder<br />

das Gemeindezentrum. Das sind nachhaltige<br />

Infrastrukturen“, sagt er. Jetzt habe sich da die<br />

Bedeutung gedreht. Jetzt zählt nämlich nicht<br />

„Die Gemeinden<br />

denken zunehmend<br />

in überregionalen<br />

Projekten.“<br />

Christoph Mühlbacher-Blum,<br />

ERSTE Bank<br />

86 ImmoFokus


mehr nur, wer sich dort treffe, welchen Zweck<br />

etwas habe und ob dieser erfüllt werde. Jetzt<br />

werde auch auf den Energieverbrauch geachtet.<br />

Schlechtes öffentliches Bild<br />

„Wenn man da genau hineinschaut, sind es zwei<br />

Eckpunkte, die Gemeinden und größere Städte<br />

antreiben. Punkt eins ist die politische Verantwortung<br />

an. Sie wissen, dass sie politische Ziele<br />

zu erfüllen haben, die sie selbst verantworten<br />

oder die woanders beschlossen worden sind,<br />

aber die in jedem Falle zu erfüllen sind. Diese<br />

Ziele werden viel stärker von eingefordert. Die<br />

andere Geschichte ist die Rechnung. Was kriege<br />

ich? Was kostet es? Was bringt es? Da sind Gemeinden<br />

und auch überregionale Zentren in<br />

ihrem Selbsterhaltungstrieb viel stärker ausgeprägt<br />

als oft in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

bekannt. Das hat damit zu tun, dass es viele<br />

Initiativen gibt.“ Zudem wird immer häufiger<br />

in überregionalen Projekten gedacht. „Ich glaube,<br />

dass das öffentliche Bild von Gemeinden oft ein<br />

schlechteres ist, als es der Wahrheit entspricht“,<br />

so Mühlbacher-Blum.<br />

Ein Problem allerdings ist manchmal die beschworene<br />

Nähe zum Bürger. Da kann es dann<br />

schon vorkommen, dass partikuläre Interessen<br />

gute Projekte verhindern. Laut Gernot Ressler,<br />

Partner und Steuerberater bei EY , hat es sich in<br />

der jüngsten Vergangenheit gezeigt, dass „gewisse<br />

Kompetenzen wahrscheinlich nicht unbedingt<br />

bei den Bürgermeistern gut aufgehoben sind“.<br />

Das Problem sei, dass der Bürgermeister gewählt<br />

werden will. „Es kann nicht immer „bottom-up“<br />

funktionieren – oft ist ein Top-Down-Approach<br />

zielführender.“<br />

Entscheider denken<br />

in Legislaturperioden<br />

„Ich glaube, dass Entscheider auf Gemeindeebene<br />

sowieso nur die Legislaturperiode denken“, wirft<br />

Matthias Nödl, Senior Counsel CERHA HEMPEL<br />

Rechtsanwälte, ein „… oder ein Entscheider<br />

kommt aus der größten Familie aus dem Dorf.<br />

Das ist dann immer ‚safety first‘“, fügt Rongitsch<br />

hinzu. „Die politisch Verantwortlichen haben<br />

es aber auch schwer“, bricht Mühlbacher-Blum<br />

den Bürgermeistern eine Lanze. „Es ist eine<br />

Herausforderung, Entwicklungen für die nächsten<br />

zehn, 15 Jahre vorherzusagen. Da kann sich<br />

so manche gut gemeinte Entscheidung ins<br />

Gegenteil verkehren.“<br />

Ein weiteres Problem ortet Nödl in der unterschiedlichen<br />

Auffassung von Begriffen. „Das<br />

Bekenntnis zur Nachhaltigkeit ist überall da.<br />

Die Kommunen bekennen sich prinzipiell zur<br />

Nachhaltigkeit, aber jede versteht etwas anderes<br />

darunter. Viele glauben: ‚Wenn ich eine PV-<br />

Anlage auf das Dach öffentlicher Gebäude baue,<br />

bin ich nachhaltig.‘ Gleichzeitig erlaube ich aber<br />

nach wie vor das Fachmarktzentrum auf der<br />

grünen Wiese am Ortsrand oder baue einen<br />

Kindergarten, von dem ich weiß, dass der in<br />

zehn Jahren schon viel zu klein sein wird, weil<br />

der Zuzug so groß ist. Solche Dinge passieren<br />

nach wie vor. Auch das zählt zur Nachhaltigkeit.“<br />

Aber können auch Kleinstgemeinden nachhaltige<br />

Infrastrukturprojekte stemmen? Mühlbacher-<br />

Blum sieht hier kein Problem: „Jeder Gemeinde<br />

ist klar, wie viel Kapital zur Verfügung steht. Es<br />

gibt Projektionen der Steuerteilung. Ihr Aufwand<br />

ist ihnen bekannt. Jede Gemeinde in Österreich<br />

„Die Kommunen bekennen<br />

sich zur Nachhaltigkeit,<br />

aber jede versteht etwas<br />

anderes darunter.“<br />

Matthias Nödl,<br />

CERHA HEMPEL Rechtsanwälte<br />

„Nicht immer funktioniert<br />

‚bottom-up‘. Oft ist ein<br />

Top-Down-Approach<br />

zielführender.“<br />

Gernot Ressler,<br />

EY Österreich<br />

muss ihren Investitionsplan einreichen. Das<br />

Budget dafür wird von der Gemeindeaufsicht<br />

freigegeben. Wenn, so in Jahren wie jetzt, die<br />

Steuereinnahmen der Steuerteilungen schwanken,<br />

kann es Herausforderungen geben.“<br />

Problem mangelnde Ausbildung<br />

Ein großes Problem allerdings ist immer wieder<br />

die mangelnde Ausbildung der Bürgermeister,<br />

so der Grundtenor der Gruppe A. Nicht wenige<br />

würden unvorbereitet ins Amt gewählt werden.<br />

„Viele Bürgermister, vor allem in den kleineren<br />

Städten und Gemeinden, sind hauptberuflich<br />

anderweitig tätig, haben einen anderen Brotberuf.<br />

Da muss man sich ehrlich fragen, ob die<br />

Bürgermeister überhaupt die fachliche, wirt-<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

87


ImFokus<br />

schaftliche Kompetenz haben, derartig wichtige,<br />

langfristige Entscheidungen zu treffen“, stellt<br />

Rongitsch in den Raum. Zu oft würden Entscheidungen<br />

von nahenden Wahlterminen beeinflusst<br />

werden. „Man muss den Bürgermeistern bis zu<br />

einem gewissen Grad Kompetenzen entziehen<br />

– oder sie mit mehr finanziellen Mitteln ausstatten,<br />

damit sie sich professionelle Unterstützung<br />

holen können.“<br />

Das Ergebnis der Machtfülle der Bürgermeister<br />

sehe man jedenfalls in vielen Gemeinden – „Ein<br />

Potpourri an Hässlichkeiten“, findet Rongitsch.<br />

Das aber entstehe auch oft, weil die Bürgermeister<br />

daran interessiert wären, Leute zu halten.<br />

Da werde dann Ansiedlungswilligen günstiger<br />

Baugrund nachgeworfen. „Was darauf gebaut<br />

wird – das ist nicht entscheidend.“ Im Südburgenland<br />

schenke man Grundstücke her, weil<br />

dort niemand mehr wohnen wolle. „Kommt<br />

nun doch ein Interessent, wird sich ein Bürgermeister<br />

schwertun zu sagen: ‚Schön, dass Du da<br />

bist. Wir freuen uns. Schön, dass du die Textilfabrik<br />

umbaust, aber bitte nach unseren Vorgaben.‘„,<br />

hält Rongitsch fest.<br />

Digitalisierungslücke<br />

Ein weiteres Problem ist für die Pocket-House-<br />

Geschäftsführerin, dass viele Gemeinden noch<br />

nicht in der digitalisierten Welt angekommen<br />

sind. „Wir reden von Entwicklungskonzepten,<br />

Masterplänen, Bebauungsplänen auf Gemeindeebene<br />

und von vielem anderen mehr. Es gibt<br />

aber auch Gemeinden, die immer noch nicht<br />

digitalisiert sind. Weder in der Flächenwidmung,<br />

noch in der Vermessung.“<br />

Mühlbacher-Blum kommt wieder auf die Definition<br />

von Nachhaltigkeit zu sprechen. „Als<br />

Bank sind wir massiv an Nachhaltigkeit interessiert.<br />

Nachhaltigkeit wird oft als Energieeffizienz<br />

definiert. Ich bin auf der Suche nach einem<br />

Indikator, der beschreibt, wie viel Nachhaltigkeit<br />

in der Bevölkerung ankommt und als solche<br />

wahrgenommen wird. Was macht Nachhaltigkeit<br />

aus? Ich nehme bewusst die Energieeffizienz<br />

und die CO2-Effizienz heraus.“<br />

Dekarbonisierung<br />

Für Herbert Bartik, Abteilungsleiter Quartiere<br />

& Immobilien bei der UIV Urban Innovation<br />

Vienna GmbH, muss nachhaltige Infrastruktur<br />

die Grundvoraussetzung erfüllen, dass sie überhaupt<br />

funktioniert. „Zweitens muss der Ausstoß<br />

von CO2 so weit wie möglich vermieden werden“,<br />

so der Experte in seinem Eingangsstatement in<br />

der Gruppe B und verweist auf „Raus aus Gas“<br />

beziehungsweise das Ziel der Wiener Stadtregierung,<br />

bis 2040 klimaneutral zu werden. Der<br />

Wiener Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky<br />

habe dies einmal mit der Mondlandung verglichen,<br />

weil es ähnlich ambitioniert sei, für 600.000<br />

Haushalte eine Alternative zum Energieträger<br />

Gas zu finden.<br />

„Bei uns in Niederösterreich ist eines der Kernthemen<br />

die Sicherung und Erneuerung von Betriebsgebieten“,<br />

erklärt Martin Fassl, Leiter<br />

Beteiligungsmanagement und Finanzen bei der<br />

ecoplus Niederösterreichs Wirtschaftsagentur<br />

GmbH. Da sei der wichtigste Aspekt der Nachhaltigkeit<br />

die Nutzung alter Betriebsstandorte<br />

beziehungsweise deren Weiterentwicklung und<br />

„Es kommt mehr<br />

darauf an, bestehende<br />

Infrastruktur<br />

nachhaltiger zu<br />

gestalten, als neue zu<br />

schaffen.“<br />

Markus Steinböck,<br />

3SI Immogroup<br />

Upgrade. Wichtig sei es, bestehende Betriebsgebiete<br />

zu verbessern, etwa durch eine bessere<br />

Erschließung beziehungsweise Anbindung an<br />

den öffentlichen Verkehr und nicht dadurch,<br />

neue Objekte auf die grüne Wiese zu stellen.<br />

„Nachhaltige Infrastruktur sollte auch noch in<br />

hundert Jahren genutzt werden können“, sagt<br />

Markus Steinböck, Leitung Immobilienankauf<br />

bei der 3SI Immogroup. Gleichzeitig sollte sie<br />

kurze Wege beziehungsweise den Verzicht aufs<br />

Auto ermöglichen, Stichwort 15-Minuten-Stadt.<br />

„Meines Erachtens kommt es mehr darauf an,<br />

bestehende Infrastruktur nachhaltiger zu ge-<br />

„Nachhaltige Infrastruktur<br />

muss flexibel sein, also auch<br />

mitwachsen können.“<br />

„Infrastruktur<br />

muss auch sozial<br />

nachhaltig sein.“<br />

„In Niederösterreich ist eines der<br />

Kernthemen die Sicherung und<br />

Erneuerung von Betriebsgebieten.“<br />

Peter Engert,<br />

ÖGNI<br />

David Beran,<br />

IMMOunited<br />

Martin Fassl,<br />

ecoplus Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH<br />

88 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

89


ImFokus<br />

stalten, als neue zu schaffen“, bringt es Steinböck<br />

auf den Punkt. David Beran, Markenbotschafter<br />

bei IMMOunited, weist in diesem Zusammenhang<br />

auf einen weiteren wichtigen Aspekt hin: „Auch<br />

die soziale Nachhaltigkeit, darf nicht außer Acht<br />

gelassen werden.“<br />

Infrastruktur muss flexibel sein<br />

Aus der Sicht von Peter Engert, Geschäftsführer<br />

ÖGNI, gibt es drei Punkte, denen nachhaltige<br />

Infrastruktur gerecht werden muss: „Erstens,<br />

sie muss dem Menschen dienen. Ich hab ja nichts<br />

davon, wenn sie ideologisch ‚aufgeladen‘ ist.<br />

Zweitens muss Infrastruktur flexibel sein, also<br />

mitwachsen können, was auch im Kontext der<br />

Verdichtung in städtischen Ballungszentren<br />

wichtig ist. Der dritte Punkt ist, dass sich Infrastruktur<br />

auch wirtschaftlich rechnen muss.“<br />

„Bei der Schaffung<br />

nachhaltiger Infrastruktur<br />

muss auch der private Sektor<br />

einen Beitrag leisten.“<br />

Herbert Bartik,<br />

UIV Urban Innovation Vienna<br />

Nachsatz: „Infrastruktur ist ein sehr herausforderndes<br />

Thema, weil es viele Angelpunkte<br />

gibt, die beachtet und geplant werden müssen.“<br />

Dass die öffentliche Hand eine ganz wesentliche<br />

Rolle spielt bei der Realisierung von nachhaltiger<br />

Infrastruktur, steht für die Experten<br />

der Gruppe B fest. Bartik verweist auf das<br />

Beispiel Wien Energie, die gerade ein milliardenschweres<br />

Investitionsprogramm fährt, um<br />

Großwärmepumpen und dergleichen zu errichten.<br />

Dasselbe gelte für nachhaltige Mobilität.<br />

„Aber da wird es wichtig sein, dass auch<br />

der private Sektor seinen Beitrag leistet.“ In<br />

dieselbe Kerbe schlägt auch Beran, der auf die<br />

Bedeutung von innovativen kleinen Unternehmen<br />

hinweist, wie etwa beim Car-Sharing oder<br />

im Online-Handel.<br />

90 ImmoFokus


„Unser Bestreben muss<br />

sein, dort, wo es bereits<br />

Infrastruktur gibt, diese<br />

auch zu nutzen.“<br />

Michael Priebsch,<br />

ERSTE Bank<br />

„Ein Neubau kann nie so<br />

nachhaltig sein, wie ein<br />

bestehendes Gebäude<br />

wieder zu nutzen.“<br />

Kerstin Robausch-Löffelmann,<br />

Value One<br />

„Nachhaltigkeit hat oft auch mit öffentlichen<br />

Förderungen zu tun, denken wir nur an den<br />

Umstieg von Gasheizungen auf alternative<br />

Energieträger“, sagt Steinböck. Bekomme man<br />

etwas, so sei es allerdings meist so, dass man<br />

dafür auch was geben müsse. So könnte es auch<br />

sein, dass man von seiner Bank nur dann eine<br />

Finanzierung für ein Projekt erhalte, wenn man<br />

im Gegenzug gewisse Kriterien erfülle, wie etwa<br />

ein ÖGNI-Zertifikat nachweisen zu können.<br />

Keine Sozialisierung der Verluste<br />

Auch Fassl ist der Meinung, dass bei der Schaffung<br />

nachhaltiger Infrastruktur ein großer<br />

Anreiz von der öffentlichen Hand ausgehen<br />

muss. Wichtig sei jedoch, dass es nicht zu einer<br />

Sozialisierung der Verluste komme beziehungsweise<br />

alle Stakeholder an einem Strang ziehen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

91


ImFokus<br />

keine Kriterien für den Bestand. „Ein bestehendes<br />

Gebäude durch Sanierung langfristig nutzbar<br />

zu machen, sollte auch einen Wert in der<br />

EU-Taxonomie Beachtung finden. Das wäre<br />

sinnvoll“, findet Robausch-Löffelmann.<br />

„Wenn man Taxonomiekonform<br />

werden möchte<br />

im Neubau, darf die grüne<br />

Wiese eigentlich nicht<br />

versiegelt werden.“<br />

Simo Gabriel,<br />

CBRE<br />

„Es kann nicht sein, dass einer alle Vorteile hat<br />

und der andere zahlt.“ Gleichzeitig müsse es<br />

auch für die öffentliche Wirtschaft möglich sein,<br />

wirtschaftlich zu agieren.<br />

Bartik verweist weiters auf ein spannendes, von<br />

der FFG gefördertes Projekt hin, das man bei der<br />

UIV Urban Innovation Vienna gerade umsetze.<br />

Dabei gehe es um die Nutzung von Satellitendaten<br />

für die nachhaltige Stadtentwicklung.<br />

„Wir sind gerade dabei, mit Stakeholdern auszuloten,<br />

inwieweit es möglich sein wird, die<br />

generierte Fülle an Daten für uns sinnvoll zu<br />

nutzen. Etwa im Bereich der Mobilität oder im<br />

Gesundheitswesen“, so der Experte, der sich<br />

beeindruckt zeigt, wie detailliert das Datenmaterial<br />

mitunter sein kann.<br />

Beim Datenspezialisten IMMOunited forscht<br />

man intensiv daran, wie es mit Hilfe von KI<br />

möglich ist, Immobiliendaten auszuwerten. „Hier<br />

stehen wir sicherlich noch am Anfang einer sehr<br />

spannenden Entwicklung, wenn wir nur an<br />

Geodaten, Wetterdaten und ähnliches denken“,<br />

räumt Beran ein.<br />

Erfolgsbeispiel Wien<br />

„Wien ist das beste Beispiel für nachhaltige<br />

Infrastruktur“, eröffnet Michael Priebsch, Leiter<br />

Großvolumiger Wohnbau bei der ERSTE Bank,<br />

die Diskussion der Gruppe C. Er verweist auf<br />

das Abwassernetz, ebenso wie das öffentliche<br />

Verkehrsnetz, das bereits um 1910 fertig war,<br />

„Neue Methoden der<br />

Auswertung, Analyse<br />

und Interpretation<br />

von Daten haben<br />

für nachhaltige<br />

Infrastruktur höchste<br />

Relevanz.“<br />

Martina Sauer,<br />

IMMOunited<br />

„weil Wien in Wirklichkeit schon auf drei Millionen<br />

Bewohner ausgelegt war“. „Hätte die<br />

Stadt diese Infrastruktur nicht gehabt, hätte sie<br />

den Wachstumsschub, der in den 1980ern eingesetzt<br />

hat, gar nicht verkraften können“, stellt<br />

Priebsch klar.<br />

Die vorhandene Infrastruktur zu nützen, sprich<br />

unter anderem Straßen-, Wasser-, Kanal- und<br />

Elektrizitätsnetz, ist für den ERSTE-Bank-Experten<br />

auch das Gebot der Stunde. „Was anderes<br />

können wir uns gar nicht leisten“, sagt er,<br />

nur um das am Beispiel der Finanzierung eines<br />

Kanalnetzes zu veranschaulichen. Von der<br />

Ursprungsfinanzierung bis zur Ausfinanzierung<br />

würden in der Regel 80 Jahre vergehen. „Da<br />

haben wir das Kanalnetz mehrmals saniert, bis<br />

die Gestehungskosten rückgeführt werden“, so<br />

Priebsch. „Unser Bestreben muss sein, dort, wo<br />

es bereits Infrastruktur gibt, diese auch zu nutzen,<br />

soweit sanier- und modernisierungsfähig.“<br />

Bestehende Gebäude nutzen<br />

„Ein Neubau kann nie so nachhaltig sein, wie<br />

ein bestehendes Gebäude wieder zu nutzen“,<br />

sagt auch Kerstin Robausch-Löffelmann, Managing<br />

Director Development bei Value One.<br />

Allerdings wären Sanierungsprojekte in Hinblick<br />

auf die EU-Taxonomie schwer darzustellen.<br />

Beispielsweise würde man gewisse Werte, die<br />

man für die EU-Taxonomie benötige, wie etwa<br />

Dämmwerte, gar nicht erreichen. Die EU-Taxonomie<br />

ziele auf Neubauprojekte ab und hat noch<br />

„Wenn man Taxonomie-konform werden möchte<br />

im Neubau, darf die grüne Wiese eigentlich<br />

nicht versiegelt werden“, bestätigt Simo Gabriel,<br />

Consultant und EU Taxonomy Advisor bei CBRE.<br />

Aber ist Verdichtung im urbanen Raum überhaupt<br />

mit Lebensqualität der Bewohner zu vereinen?<br />

Gabriel glaubt jedenfalls „ja“. Bei CBRE habe<br />

man sich kürzlich entschieden, bei der Quartiersplanung<br />

Ästhetik als Kriterium neu aufzunehmen<br />

und sich nicht nur auf das Thema<br />

Ökologie zu konzentrieren. „Das ist gerade für<br />

das Wohlbefinden und die Lebensqualität der<br />

Bewohner wichtig“, erklärt Gabriel. Fühlten sich<br />

die Leute nämlich wohl, so würden sie ihre<br />

Umgebung nachweislich besser behandeln, was<br />

auch Immobilien betreffe.<br />

Architektur wichtig<br />

In die gleiche Kerbe schlägt auch Robausch-<br />

Löffelmann. Auch bei Value One spielten Ästhetik<br />

und schöne Architektur eine große Rolle<br />

bei Projektentwicklungen, was auch das Beispiel<br />

„Viertel Zwei“ veranschauliche. Weitere Erfolgsfaktoren<br />

wären, auf reichlich Grün zu setzen,<br />

auch in der Dachgeschosszone, sowie die Entscheidung,<br />

das Quartier autofrei zu planen, und<br />

dadurch die Erdgeschosszone aufzuwerten und<br />

den Bewohnern als gemeinsamen Raum zu<br />

überlassen. Grundsätzlich sieht die Expertin in<br />

Wien viel Potenzial, die Erd- und Dachgeschosszone<br />

benützbar zu machen.<br />

„Einschlägige regulatorische<br />

Vorgaben müssen besser<br />

erklärt werden.“<br />

Andreas Hofstätter,<br />

PwC Österreich<br />

92 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

93


ImFokus<br />

„Wird eine der drei Säulen der<br />

Nachhaltigkeit vernachlässigt,<br />

kann nicht von Nachhaltigkeit<br />

gesprochen werden.“<br />

Constance Weiser,<br />

Renowave<br />

Dass in den letzten 15 Jahren Investitionen in<br />

nachhaltige Infrastruktur stark zugenommen<br />

haben, führt Martina Sauer, Chief Sales Officer<br />

bei IMMOunited, nicht zuletzt auf das Bevölkerungswachstum<br />

und die Globalisierung der<br />

Wirtschaft zurück. „Somit haben auch neue Methoden<br />

der Auswertung, Analyse und Interpretation<br />

von digital erfassten Daten auch für nachhaltige<br />

Infrastruktur höchste Relevanz“, so Sauer.<br />

Standards machen Sinn<br />

Braucht es Standards, um für nachhaltige Infrastruktur<br />

zu sorgen? Für Gabriel wäre es gar<br />

nicht so schlecht, für Projekt- und Quartiersentwicklungen<br />

dieselben Ideen zu übernehmen.<br />

Auch Robausch-Löffelmann findet gewisse<br />

Standards „gar nicht so schlecht“, da man sich<br />

an ihnen „anhalten“ könne, wie sie meint. Dass<br />

etwa das Viertel Zwei als erstes Quartier Europas<br />

für Nachhaltigkeit mit Platin ausgezeichnet<br />

wurde, darauf sei man „schon ein bisschen stolz“<br />

bei Value One.<br />

Was die Finanzierung von nachhaltiger Infrastruktur<br />

betrifft, sehen die Experten der Gruppe<br />

in erster Linie den Staat gefordert. „Etwa über<br />

Staatsanleihen“, so Priebsch, der sich auch in<br />

geringerem Ausmaß eine Beteiligung Privater<br />

vorstellen kann. Aber Infrastruktur in private<br />

Hände geben, das würde er nie. „Diese Fehler<br />

wurden schon gemacht“, sagt der Finanzierungsexperte<br />

und verweist auf das „Negativbeispiel“<br />

der Privatisierung der britischen Staatsbahn.<br />

Ein Problem für Robausch-Löffler ist in diesem<br />

Zusammenhang, dass bei Quartiersentwicklun-<br />

94 ImmoFokus


„Nachhaltigkeit<br />

hat nicht nur einen<br />

Hebel, der eine<br />

Rolle spielt.“<br />

Anita Körbler,<br />

trovato<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

95


ImFokus<br />

96 ImmoFokus


gen sehr hohe Qualität beziehungsweise das<br />

Schaffen einer „Wohlfühl-Umgebung“ auch<br />

ihren Preis haben. „Damit schließt man gewisse<br />

Bevölkerungsgruppen aus“, sagt sie. Daher sei<br />

es schon notwendig, dass in irgendeiner Art und<br />

Weise Unterstützung vom Staat kommt. Sonst<br />

blühe Wien ein Szenario wie anderen Großstädten<br />

zuvor: „Die Reichen leben in einem Viertel.<br />

Die Armen in einem anderen Viertel.“<br />

Fokus auf Dekarbonisierung<br />

Wie Andreas Hofstätter, Lead Sustainability in<br />

Real Estate bei PwC Österreich, vom Sustainability-Team<br />

von PwC Österreich, zu Beginn der<br />

Diskussion in der Gruppe D festhält, wird in der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie aktuell ein Fokus auf<br />

„Wir hätten es in der<br />

Hand, wahnsinnig viel<br />

zu bewegen.“<br />

Karin Schmidt-Mitscher,<br />

ERSTE Bank<br />

Dekarbonisierung und Lebenszyklusbetrachtung<br />

gesetzt. „Dabei wäre durchaus ein gesamtheitlicherer<br />

Zugang angebracht, etwa mit Hinblick<br />

auf soziale Aspekte wie die Verfügbarkeit von<br />

Kindergärten und Sozialwohnungen oder die<br />

Deckelung der Mietpreise.“ Derselben Meinung<br />

ist auch Constance Weiser, Architektin und<br />

Technische Leiterin bei Renowave: „Wird eine<br />

der drei Säulen der Nachhaltigkeit vernachlässigt,<br />

egal ob die soziale, die ökologische oder die<br />

ökonomische, kann nicht von Nachhaltigkeit<br />

gesprochen werden.“ „Nachhaltigkeit hat nicht<br />

nur einen Hebel, der eine Rolle spielt“, sagt auch<br />

Anita Körbler, geschäftsführende Gesellschafterin<br />

von trovato.<br />

Karin Schmidt-Mitscher, Bereichsleitung Wohnbau<br />

bei der ERSTE Bank, tut sich mitunter auch<br />

schwer mit der Klassifizierung von Nachhaltigkeit,<br />

wie sie einräumt. Bislang habe sie die<br />

Vorgabe gehabt, dass es in ihrem Kreditportfolio<br />

einen gewissen Anteil an „Grün“ geben müsse,<br />

was bei neuen Projekten ganz gut gelinge. „Wenn<br />

wir aber bis 2050 ein CO2-neutrales Kreditportfolio<br />

haben sollen, ist unklar, wie sich das ausgehen<br />

soll“, sagt sie und verweist auf die Laufzeiten<br />

bestehender Kredite im Wohnbau, die<br />

bis weit über 2050 hinausgehen würden.<br />

Nachsatz: „Wenn es hier keine zusätzlichen<br />

Anreize seitens des Gesetzgebers gibt, wie zum<br />

Beispiel Änderungen im Wohnrecht, wird es<br />

schwer.“<br />

EU-Taxonomie größter Hebel<br />

Schmidt-Mitscher glaubt, dass mehr bewegt<br />

werden könne, wenn beispielsweise Sanierungen<br />

vorgeschrieben werden, anstatt nur erwünscht.<br />

Für Architektin Weiser ist die EU-Taxonomie<br />

der derzeit größte Hebel zum Thema Nachhaltigkeit.<br />

„Davon sind allerdings nur die großen<br />

Player betroffen.“ PwC-Experte Hofstätter sieht<br />

den Gesetzgeber zwar als wichtigen Impulsgeber,<br />

verweist aber auf dessen eingeschränkte Wirkungszeit<br />

von fünf Jahren in Österreich – Stichwort<br />

Legislaturperiode. „Wichtig ist es, nicht<br />

nur regulatorische Vorgaben zu erlassen, sondern<br />

dabei auch eine Geschichte zu erzählen, durch<br />

die erst ein positiver Effekt ausgelöst werden<br />

kann“, meint er.<br />

„Infrastruktur und Nachhaltigkeit bedeuten am<br />

Land etwas anderes als in der Stadt“, steigt<br />

Wolfgang Fessl, Geschäftsführer von Reinberg<br />

& Partner, mit einem interessanten Aspekt in<br />

die Diskussion ein. „Am Land bedeutet gut<br />

ausgebaute Infrastruktur: eine Busstation und<br />

ein Lebensmittelhändler in Reichweite. In der<br />

Stadt gehört dazu nicht nur die Gas-, Wasser- und<br />

Fernwärmeleitung, sondern auch Schulen,<br />

Arztpraxen et cetera“, sagt Fessl.<br />

Körbler hat in den letzten beiden Jahren im<br />

Wohnbau eine interessante Entwicklung ausgemacht.<br />

„Für potenzielle Mieter reicht der<br />

Energieausweis allein nicht mehr aus. Heute<br />

wird danach gefragt, wann der Ausstieg aus<br />

fossilen Energieträgern geplant ist. Davor ist es<br />

noch darum gegangen, wann man einziehen<br />

kann oder wie die Grundrisse aussehen.“<br />

Bequemlichkeit statt Nachhaltigkeit<br />

„Seit Jahrzehnten stellen wir auf unsere Bequemlichkeit<br />

ab, nicht auf Nachhaltigkeit.<br />

Damit hat man die Leute gut fangen können.<br />

Man muss das durchbrechen und ehrlich sagen,<br />

dass es ein Stück unbequemer wird. Das ist aber<br />

nicht populär“, spricht Fessl ein grundsätzliches<br />

Problem an, wenn es ums Thema Nachhaltigkeit<br />

geht. PwC-Nachhaltigkeitsexperte Hofstätter<br />

pflichtet dem bei, meint aber, dass Verbote der<br />

falsche Hebel wären auf dem Weg in Richtung<br />

Nachhaltigkeit. „Unser gesellschaftliches System<br />

ist auf Wachstum und Bequemlichkeit ausgelegt,<br />

nicht auf Rückschritte. Das Verbot, mit dem<br />

Auto in die Arbeit fahren zu dürfen, ist nicht<br />

durchsetzbar“, sagt er. Erst wenn das Öffi-Ticket<br />

wesentlich billiger sei oder das Sammeltaxi am<br />

Stau vorbeifahren dürfe, wäre das sinnvoll. „Der<br />

Glauben, dass Wirtschaftswachstum unser<br />

Überleben sichert, geht sich mit Nachhaltigkeit<br />

nicht aus“, pflichtet Renowave-Expertin Weiser<br />

„Infrastruktur und Nachhaltigkeit<br />

bedeutet am Land etwas<br />

anderes als in der Stadt.“<br />

Wolfgang Fessl,<br />

Reinberg & Partner<br />

bei. „Auch der Gedanke, dass man besser lebt,<br />

wenn man weniger verbraucht, hat sich noch<br />

nicht durchgesetzt.“<br />

Insgesamt ist es für Anita Körbler wichtig,<br />

offen für Neues zu sein. „Man spricht zurzeit<br />

viel mehr über die Krisen und das Schlechte.<br />

Es geht uns aber offensichtlich immer noch<br />

zu gut, denn es ändert sich nichts.“ Für den<br />

Nachhaltigkeitsexperten Hofstätter sind sowohl<br />

Innovation wie auch Information wichtig.<br />

„Veränderungen sind immer mit großer Angst<br />

verbunden. Der Mensch ist in seiner Betrachtungsweise<br />

immer rückwärtsgewandt, daher<br />

machen es ihm positive Beispiele wesentlich<br />

leichter, Entscheidungen in die richtige Richtung<br />

zu lenken.“ Karin Schmidt-Mitscher hat<br />

schließlich das Schlusswort in der Gruppe D:<br />

„Wir hätten es in der Hand, wahnsinnig viel<br />

zu bewegen.“ <br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

97


Zum Autor<br />

Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei Phorus<br />

Management und Gründungsvorsitzender der AREAMA -<br />

Austrian Real Estate Asset Management Association.<br />

HOCH DIE HÄNDE – KLIMAWENDE!<br />

Kommentar: Frank Brün<br />

Same procedure as last year? Same procedure as every year! Wenn die<br />

angekündigten 70.000 Teilnehmenden aus 197 Mitgliedsstaaten zu der<br />

jährlich stattfindenden COP28 in Dubai zusammenkommen, dann ist<br />

es wie auf einer Klassenfahrt. Man kennt sich, schätzt sich oder beäugt<br />

sich kritisch. Man verbringt ein paar intensive Tage miteinander – und<br />

hofft, danach in der Gemeinschaft einen großen Schritt vorangekommen<br />

zu sein. Dabei haben die Gastgeber 2022 selbst eine der höchsten<br />

CO2-Emissionen pro Kopf weltweit verursacht. Wahrscheinlich werden<br />

die hiesigen Klimakleber sich dort wieder nichts trauen.<br />

Hand aufs Herz: Können Sie in zwei verständlichen Sätzen den Unterschied<br />

zwischen ESG und der EU-Taxonomie erklären? Als Abonnent<br />

der mittlerweile in Dauerschleife laufenden ESG-Festspiele könnte<br />

man den Eindruck bekommen, dass die Möglichkeit, auch mal die<br />

Treppe hochzusteigen, für einige der Hauptgrund einer Teilnahme sein<br />

könnte. Manche Referenten lesen dann stoisch aus den Verordnungen<br />

vor während andere kryptisch mit ihren ausgiebigen Wortspenden das<br />

faszinierte Auditorium verwirren und mit der Fan-Crowd Nachhaltigkeits-Bullshit-Bingo<br />

spielen. Ein Highlight sind immer die „SchachtelfrageninklusiveSelbstbeantwortungderselbigenSätze“<br />

von bisher<br />

vernachlässigten Klimaprofis im Plenum.<br />

machen. Wenn der Einzelne seine Emissionen nicht mehr viel stärker<br />

verringern kann, kommt also sein Wirken in der Gesellschaft ins Spiel.<br />

Anstatt der vielen Scham-, Schuld- und Scheinheiligkeitsdebatten können<br />

wir stattdessen überlegen, was wir gemeinsam an den Strukturen<br />

verändern können.<br />

Auch politisch bleibt es weiter interessant: Kaum ist der Mietendeckel<br />

fast wieder in der Schublade verschwunden, kommt der Vorschlag<br />

der Fraktion „Vanilleeis-für-alle-außer-se-san-net-unsere-Leit“, mit<br />

leistbarem Wohnen im Verfassungsrang, gepaart mit der rückwirkenden<br />

Aufhebung der Richtwerte 2022 und <strong>2023</strong>. Black-Friday-Super-<br />

Sonderangebote quasi. Schön auch der Hinweis eines Kommentators,<br />

man solle bei der Gelegenheit doch gleich die Inflation mitverbieten.<br />

Hat aber mal wieder nicht jeder verstanden.<br />

Letztens habe ich meine Nachbarin gesehen, wie sie mit ihrem Hund<br />

gesprochen hat. Die arme Frau war offensichtlich der Ansicht, dass der<br />

Hund sie versteht. Als ich heimkam, habe ich das meiner Katze erzählt<br />

– wir haben dann noch lange herzlich darüber gelacht.<br />

Wir Immobilienmenschen sind in unserem Schaffen naturgemäß<br />

durch zwei Umstände geprägt: die fast schon beispielhafte Uneitelkeit<br />

unseres Daseins gepaart mit der unumstößlichen Gewissheit,<br />

dass wir stets auf der richtigen Spur wandeln, zum Wohle<br />

der eigenen Gesellschaft sowie des gerne erwähnten<br />

Allgemeinnutzens. Andere wandeln mittlerweile auf<br />

den Pfaden des Konzepts des „klimatischen Handabdrucks“:<br />

eine Messgröße für positives Handeln – ein<br />

optimistischer und motivierender Gegenentwurf<br />

zum „Fußabdruck“. Ausschlaggebend sind nicht<br />

unsere Klimasünden, sondern das, was wir richtig<br />

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />

98 ImmoFokus


Advertorial<br />

Budgetbegleitgesetz 2024<br />

Photovoltaikanlagen. Geplante Umsatzsteuerfreiheit<br />

M<br />

it dem EU Green Deal wollen<br />

die EU-Mitgliedsstaaten<br />

bis 2050 klimaneutral werden.<br />

Österreich hat sich auf<br />

Basis dieser Vorgaben sehr ehrgeizige Ziele<br />

gesetzt. Dazu gehört unter anderem, dass<br />

Elektrizität klimaneutral produziert wird. In<br />

Österreich erfreuen sich private Photovoltaikanlagen<br />

großer Beliebtheit. Im Rahmen<br />

des Budgetbegleitgesetzes 2024 soll eine Umsatzsteuerbefreiung<br />

für Photovoltaikanlagen<br />

beschlossen werden.<br />

Vorgesehen ist ein 0%iger Umsatzsteuersatz<br />

für die Lieferung, den innergemeinschaftlichen<br />

Erwerb und die Installation von Photovoltaikmodulen<br />

an den Betreiber einer<br />

Photovoltaikanlage. Da dem Verkäufer ein<br />

Vorsteuerabzug nach den allgemeinen Regeln<br />

gewährt wird, entspricht dieser 0%ige Steuersatz<br />

daher einer echten Umsatzsteuerbefreiung.<br />

Die Befreiung gilt für die Lieferung an den<br />

Betreiber (zum Beispiel privater Wohnhauseigentümer),<br />

nicht hingegen in der vorgelagerten<br />

Stufe (zum Beispiel Zwischenhändler).<br />

Anwendung findet die Regelung auf Photovoltaikanlagen<br />

mit einer Engpassleistung<br />

von nicht mehr als 35 Kilowatt (Peak). Weiters<br />

ist Voraussetzung, dass die Anlage auf einem<br />

Gebäude betrieben wird, das Wohnzwecken<br />

dient (zum Beispiel privates Wohnhaus),<br />

von einer Körperschaft öffentlichen Rechts<br />

genutzt wird (zum Beispiel Schulgebäude)<br />

oder von einer Körperschaft oder Personenvereinigung<br />

genutzt wird, die gemeinnützigen,<br />

mildtätigen oder kirchlichen Zwecken<br />

dient. Installiert werden muss die Anlage in<br />

der Nähe dieser Gebäude, das heißt entweder<br />

direkt am Gebäude selbst oder auf dem<br />

betreffenden Grundstück, wie zum Beispiel<br />

einer Garage, einem Schuppen oder Zaun.<br />

Mit der Regelung soll erreicht werden, dass<br />

eine zum Betrieb erforderliche Photovoltaikanlage<br />

an den oben genannten Empfängerkreis<br />

umsatzsteuerfrei geliefert werden<br />

kann. Umfasst sind daher neben dem PV-Modul<br />

und der Installation auch unselbständige<br />

Nebenleistungen (zum Beispiel Vorarbeiten),<br />

aber auch sonstiges Zubehör und Speicher.<br />

2024 und 2025<br />

Wichtig zu wissen ist, dass der Nullsteuersatz<br />

nur vom 1. Jänner 2024 bis 31. Dezember 2025<br />

zur Anwendung kommen soll.<br />

Der Betrieb einer PV-Anlage als Volleinspeiser<br />

oder Überschusseinspeiser begründet grundsätzlich<br />

eine umsatzsteuerpflichtige Tätigkeit.<br />

Gerade durch den jetzt gewährten Nullsteuersatz<br />

für die Lieferung kann aber künftig die<br />

Anwendung der Kleinunternehmerbefreiung<br />

angedacht werden. Für natürliche Personen<br />

besteht eine Einkommensteuerbefreiung für<br />

die Einspeisung von bis zu 12.500 Kilowattstunden,<br />

wenn die Engpassleistung maximal<br />

35 Kilowatt-Peak beträgt. Selbst erzeugte und<br />

verbrauchte Energie ist auch von der Elektrizitätsabgabe<br />

befreit.<br />

Fotos: AdobeStock, Michael Königshofer<br />

www.leitnerleitner.com<br />

+43 1 718 98 90-532<br />

harald.galla@leitnerleitner.com<br />

A 1040 Wien, Schwarzenbergplatz 14<br />

Harald Galla,<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei<br />

LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf<br />

Immobilientransaktionen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

99


Zum Autor<br />

Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen<br />

Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB<br />

Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />

Mietpreisbremse, ein Schuss ins Knie!<br />

Kommentar: Louis Obrowsky<br />

Die Meldungen der letzten Tage und Wochen drehen sich immer<br />

wieder um das Thema Mietpreisbremse. Dieses Thema wurde schon<br />

so oft wiederholt, dadurch wurde es aber nicht sinnvoller. Und trotzdem<br />

ist es passiert – die Mietpreisbremse kommt, noch dazu bei den<br />

sowieso schon gedeckelten Mieten. Das ist aber nicht die Antwort, die<br />

die Menschen brauchen. Denn das Problem ist: Es gibt zu wenige Wohnungen,<br />

dadurch, dass man Mieten reduziert, ändert sich allerdings<br />

nichts am Bestand. Populistisch scheint das aber nicht ins Konzept zu<br />

passen, sondern man wirbt mit unlauteren Mitteln, ohne die dadurch<br />

entstehenden Konsequenzen zu bedenken. Und was genauso tragisch<br />

ist: Die Politik lernt nicht dazu. In Deutschland hat die Mietpreisbremse<br />

zu starken Verwerfungen geführt. Der Wohnungsmarkt ist<br />

eingebrochen. Mietwohnungen werden verkauft, da sich das Vermieten<br />

nicht mehr lohnt. Glaubt denn wirklich jemand, dass das in Österreich<br />

anders sein wird? Schon jetzt sind die Baubewilligungsanträge,<br />

etwa durch stark gestiegene Bau- und Finanzierungskosten, drastisch<br />

zurück gegangen. Dabei würde nur eines gegen die Wohnungsnot<br />

helfen: Bauen, bauen und bauen, Entbürokratisieren und verbesserte,<br />

aber stabile Rahmenbedingungen.<br />

Jährlich nimmt die Bevölkerungszahl zu, vor allem im Ballungsraum<br />

Wien. Die seit 2015 gebauten 1000 Gemeindewohnungen in Wien<br />

werden da wohl nicht reichen, um die Nachfrage zu stillen. Also benötigt<br />

man unter anderem private und institutionelle Investoren, die den<br />

Wohnungsbau forcieren. Diese haben jedoch nur dann ein Interesse<br />

zu bauen, wenn sie nicht nur stabile Rahmenbedingungen vorfinden,<br />

sondern auch eine Rendite erwirtschaften können. Dies wird Investoren<br />

aber gerne abgesprochen, ohne dabei zu überlegen, was das bewirkt.<br />

Aber es geht nicht nur ums jetzt, sondern die Zukunft verlangt<br />

uns noch einiges mehr ab, nämlich die – notwendige – Energiewende<br />

mit dem Ersatz von fossilen Brennstoffen und der energetischen<br />

Sanierung der Gebäude. Dazu müssen enorme Investitionskosten<br />

seitens der Eigentümer gestemmt werden, diese verschlingen oftmals<br />

die Mieteinnahmen von mehreren Jahren eines durchschnittlichen<br />

Zinshauses – ohne dass ein einziger Euro an den Eigentümer und Zahler<br />

zurückfließt. Jeder Politiker, der angesichts dieser Herausforderungen<br />

eine „Mietpreisbremse“ verlangt, muss sich gefallen lassen, als<br />

Umweltsünder bezeichnet zu werden. Denn wer kann sich ob dieser<br />

enormen Kosten dann noch eine energetische Sanierung leisten? So<br />

viel fördern kann man da gar nicht, damit sich das irgendwie rechnet.<br />

Bei Gebühren ist die Politik weniger zimperlich, da wird erhöht mit<br />

dem Argument, man müsse ja erhalten und die höheren Kosten weitergeben.<br />

Den privaten Investoren wird aber eine Erhöhung als kapitalistische<br />

Gewinnmaximierung vorgeworfen! Heucheln wird also zum<br />

Grundsatz erhoben.<br />

Was in all dieser Problematik vor allem von der Politik gerne vergessen<br />

wird, ist der Umstand, dass für die Bau- und Immobilienbranche<br />

lange Planungszeiträume nötig sind und man von heute auf morgen<br />

nichts umsetzen kann. Wer aber heute nicht weiß, wie es in einigen<br />

Jahren rechtlich aussehen wird, wird sich jede Investitionsentscheidung<br />

doppelt überlegen. Überall auf der Welt wird über die künstliche<br />

Intelligenz diskutiert, bei uns regiert die natürliche Dummheit!<br />

Foto: Adobe Stock<br />

100 ImmoFokus


Advertorial<br />

Hotellerie ist Vertrauenssache<br />

Veräußern Sie Ihren Beherbergungsbetrieb mit RE/MAX Commercial. Ob die Zeiten gerade herausfordernd<br />

sind, oder es durch „ruhigere Gewässer“ geht – es gibt eine Vielzahl an guten Gründen, um auf den Service von<br />

RE/MAX Commercial für Beherbergungsbetriebe zurückzugreifen.<br />

A<br />

ls österreichweit aufgestelltes<br />

Maklerunternehmen kennen<br />

wir auch Ihre Region wie unsere<br />

eigene Westentasche, nutzen<br />

aber genauso das überregionale Know-how der<br />

bekanntesten Immobilienmarke Österreichs.<br />

Wir wissen: Hotellerie ist Vertrauenssache –<br />

eine Partnerschaft auf Augenhöhe daher grundlegend<br />

für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

Sie planen, Ihren Beherbergungsbetrieb zu veräußern,<br />

und wollen dabei mit größtmöglicher<br />

Diskretion vorgehen? Dabei die richtigen Aktivitäten,<br />

zur richtigen Zeit und über die richtigen<br />

Kanäle an die richtige Zielgruppe zu bringen:<br />

Klingt so einfach – ist es aber nicht.<br />

RE/MAX Commercial begleitet Sie<br />

gerne auf diesem Weg:<br />

Von der Sichtung und Aufbereitung der Unterlagen,<br />

Bewertung der Liegenschaft und von der<br />

Suche nach potenziellen Käufern/Investoren,<br />

sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler<br />

Ebene, bis hin zum erfolgreichen Abschluss<br />

ist Ihr RE/MAX-Commercial-Partner<br />

immer an Ihrer Seite.<br />

Doch was, wenn Sie Ihren Beherbergungsbetrieb<br />

nicht veräußern wollen? Auch hier ist Ihr<br />

RE/MAX-Partner zur Stelle:<br />

Für uns gilt – RE/MAX lebt Netzwerk: Ausgehend<br />

von Ihren persönlichen Bedürfnissen und<br />

Wünsche arbeiten wir intensiv mit unseren<br />

Partnerbüros in der Umgebung oder auch überregional<br />

für Ihren Erfolg zusammen.<br />

So können wir sicherstellen, dass wir die gesamte<br />

Schlagkraft der Nummer 1 für Sie auf den<br />

Boden bringen.<br />

Foto: REMAX Austria, C. Postl<br />

Mag. Stefan Krejci,<br />

Geschäftsführer von RE/MAX<br />

Commercial Group<br />

Wir definieren mit Ihnen gemeinsam nachhaltige,<br />

mögliche Mietzinse für einen Betreiber,<br />

und setzen konsequent unser Vermarktungs-<br />

Know-how bei der Suche nach potenziellen<br />

Pächtern ein. Mit Hilfe professioneller Videotechnik<br />

erstellen wir schnell und unkompliziert<br />

Werbevideos und steigern so nachweislich den<br />

Verwertungserfolg. Dank innovativer Technologien<br />

bieten wir die Vermarktung mittels<br />

digitaler Rundgänge oder virtueller Touren an,<br />

greifen aber natürlich auch auf bewährte klassische<br />

Tools wie Verkaufsschilder, Banner oder<br />

Inserate zurück.<br />

Firmensitz<br />

RE/MAX Commercial Group<br />

RCG Immobiliendienstleistungs GmbH<br />

Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien<br />

Kontakt<br />

Mag. Stefan Krejci<br />

Geschäftsführer<br />

+43 190 890 50-0<br />

office@remax-commercial.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

101


Bewertung<br />

ImFokus<br />

Wann ist<br />

Infrastruktur nachhaltig?<br />

Vor kurzem ergab sich in einer Diskussion die Frage, was eine gute Infrastruktur ist. Hm, darüber kann<br />

man schon nachdenken…<br />

Kolumne: Wolfgang M. Fessl<br />

S<br />

trom kommt bekanntlich aus der<br />

Steckdose, aber um dort hineinzukommen,<br />

braucht es zuerst<br />

Kraftwerke, Hochspannungsleitungen,<br />

Trafos, Ortsnetze und Hausinstallationen.<br />

Aufgrund unseres zivilisatorischen<br />

Übermutes können wir uns immer noch mit<br />

Trinkwasser duschen, ohne darüber nachzudenken,<br />

dass dieses Wasser aus Gletschergebieten<br />

kommt, und mittels natürlicher<br />

Gefälle über weite Strecken in unsere Städte<br />

transportiert wird. Und seit den Römern<br />

wissen wir die flächendeckende Abwasserentsorgung<br />

in geschlossenen Röhren zu<br />

schätzen.<br />

Bei Verlassen des Hauses können wir uns<br />

selbstverständlich auf dem Gehsteig fortbewegen,<br />

auf der Straße fahren oder überregional<br />

die Autobahnen nutzen und in<br />

städtischen Garagen parken. Und auch der<br />

öffentliche Verkehr beschränkt sich nicht<br />

auf die Busstation, sondern umfasst neben<br />

der Energiebereitstellung (Elektro oder Flüssiggas)<br />

auch die Schienen, Brücken, Tunnel<br />

sowie die Fahrzeuge selbst.<br />

Beim Einkaufen können wir uns darauf<br />

verlassen, dass jeder Österreicher 1,5 Quadratmeter<br />

Verkaufsfläche zur Verfügung<br />

hat – ein Spitzenwert in Europa. Wir müssen<br />

nicht überlegen, ob und wann wir einkaufen<br />

gehen, sondern nur, ob wir nach links oder<br />

rechts abbiegen, weil wir durch die vorhandene<br />

Einzelhandelsdichte verwöhnt sind. Ein<br />

Bekannter von mir lebt in Nevada, bis zum<br />

nächsten Supermarkt sind es 170 Kilometer.<br />

Und auch das Netz an Kindergärten, Schulen,<br />

Spitälern und Altersheimen sehen wir als<br />

selbstverständlich an. Aufgelockert wird das<br />

Ganze durch Parkanlagen und Sportstätten<br />

sowie Kinos, Theater und Kleinkunstbühnen.<br />

All das verstehen wir als Infrastruktur. Bleibt<br />

also noch die Frage: Wann ist diese gut, und<br />

vor allem nachhaltig? Es folgt die klassische<br />

Antwort der Juristen: Das kommt darauf an.<br />

Jugendlichen wird die Kultur- und Partyszene<br />

wichtig sein, junge Eltern werden auf die<br />

schulische Vielfalt Wert legen, Handwerker<br />

wissen um die Wichtigkeit einer guten regionalen<br />

Straßenanbindung.<br />

Und allen gemeinsam wird die Abdeckung<br />

mit der Grundversorgung (Wasser, Strom,<br />

Kanal) wichtig sein. Das bedeutet aber auch:<br />

102 ImmoFokus


Foto: Adobe Stock<br />

Die gesamte Infrastruktur ist wichtig, und je<br />

nach Prioritätenlage wird jeweils eine andere<br />

Auswahl daraus als gut angesehen.<br />

Und was ist jetzt mit Nachhaltigkeit?<br />

Generell ist jegliche Infrastruktur, die schon<br />

vorhanden ist, als nachhaltig anzusehen, weil<br />

sie ja schon gebaut ist, und in der Regel wird die<br />

Materialwahl auf die Nutzung vieler Jahrzehnte<br />

ausgelegt. Ein wichtiges Nachhaltigkeitskriterium<br />

ist neben der Langlebigkeit daher auch die<br />

Skalierbarkeit. Die Strukturen müssen mit der<br />

Stadtentwicklung mitwachsen können.<br />

Und wer bezahlt für all das? Es hat ja einen<br />

Grund, warum eine Immobilie im siebten<br />

Wiener Bezirk mehr kostet als in Mistelbach.<br />

Die Infrastruktur ist ein wesentlicher Faktor<br />

dafür. Die Attraktivität einer Liegenschaft<br />

hängt in hohem Maß von der Infrastruktur<br />

ab. Die Stadtbewohner zahlen also beim Kauf<br />

ihrer Immobilie die Infrastruktur anteilig<br />

mit. Im Gegensatz dazu zahlt der Pendler die<br />

nicht vorhandene durch den erhöhten Verkehrsaufwand.<br />

Das führt auch zur Frage, wer zukünftig bei<br />

einer Umwidmung, und der damit verbundenen<br />

Mehrausnutzung eines Grundstückes,<br />

für die Ergänzung der Infrastruktur verantwortlich<br />

ist, respektive wer dafür bezahlt.<br />

Städtebauliche Verträge sollten dabei zunehmend<br />

eine große Rolle spielen. Und eines ist<br />

auch klar: Infrastruktur ist volkswirtschaftlich<br />

wichtig, aber nicht immer betriebswirtschaftlich<br />

zu sehen, und darf daher nicht<br />

leichtfertig in private Hände übertragen werden.<br />

Wer spüren möchte, wie das ausgehen<br />

kann, der ist herzlich eingeladen, in England<br />

ein wenig mit der Eisenbahn zu fahren.<br />

Wolfgang M. Fessl<br />

Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer<br />

bei Reinberg & Partner. Insgesamt<br />

verfügt er über mehr als 20<br />

Jahre Erfahrung im nationalen und<br />

internationalen Immobiliengeschäft.<br />

Fessl ist allgemein beeideter und<br />

gerichtlich zertifizierter Sachverständiger,<br />

Immobilientreuhänder<br />

(Makler), Member der Royal Institution<br />

of Chartered Surveyors (RICS),<br />

zertifiziert nach CIS Immozert und<br />

Recognised European Valuer (REV).<br />

www.cerhahempel.com<br />

CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs<br />

mit integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit mehr als 100 Jahren steht der<br />

Anspruch höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

103


Zum Autor<br />

Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land<br />

Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &<br />

Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-<br />

GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.<br />

The Line: Science Fiction<br />

für Nachhaltigkeit in der Wüste<br />

Kommentar: Jasmin Soravia<br />

Der futuristische Stadtstaat Neom in Saudi-Arabien wird spektakulär<br />

erweitert – in Form einer autofreien, linearen Smart City: „The<br />

Line”. Ein 170 Kilometer langer Skyscraper, mitten durch die saudische<br />

Wüste. In der Megacity sollen ab etwa 2045 neun Millionen Menschen<br />

leben, und das ganz ohne CO₂-Ausstoß.<br />

Neom: Der 26.000 Quadratkilometer große Wüsten-Stadtstaat der<br />

Superlative auf der nordwestlichen Arabischen Halbinsel wurde<br />

bereits zum Teil umgesetzt, 2024 sollen die ersten Teile besichtigt<br />

werden können. Dieses Mega-Bauvorhaben, das Hochtechnologie<br />

und Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Attraktivität, Tourismus und<br />

Investitionen verbinden soll, wird um das nächste Projekt erweitert:<br />

Eine 200 Meter breite und 500 Meter hohe Doppelmauer aus hypervernetzten<br />

Gemeinden, ohne Autos oder Straßen. Dieses Konzept<br />

einer nachhaltigen „Urban Living Revolution“ für neun Millionen<br />

Menschen wurde als Lösungsansatz für einige der drängendsten Herausforderungen<br />

konzipiert, vor denen die Menschheit heute steht:<br />

Klimawandel, Umweltverschmutzung, Verkehrsstaus an jeder Ecke<br />

und veraltete Infrastruktur.<br />

Die Hightech-Fassade fügt sich scheinbar nahtlos in die weitgehend<br />

unberührte Wüsten- und Küstenlandschaft ein. „The Line“ besteht<br />

im Wesentlichen aus zwei langen, einander gegenüberliegenden<br />

Hochhausblöcken. Zwischen ihnen befindet sich ein offener Raum,<br />

der sogenannte „Canyon“. Bildungs- und Freizeitangebote wie Arbeitsplätze,<br />

Universitäten, Fußballstadien, Theater und Bibliotheken<br />

werden in diese Struktur integriert. Damit kommt die Smart City mit<br />

lediglich 34 Quadratkilometern Grundfläche aus. Nach Angaben der<br />

Planer sind es nur zwei Prozent der Fläche, die sonst für eine traditionelle<br />

Stadt mit neun Millionen Einwohnern benötigt wird. Zudem soll<br />

es die erste Stadt der Welt werden, die keinen CO2-Fußabdruck hat<br />

und vollständig mit erneuerbarer Energie betrieben wird.<br />

Abbildung: The Line. Quelle: Neom <strong>2023</strong><br />

Abbildung: The Line. Quelle: Neom <strong>2023</strong><br />

Emissionen reduzieren und mehr Natur integrieren<br />

Der Masterplan des US-amerikanischen Architekturbüros Morphosis<br />

besagt, dass die höhere Dichte von „The Line“ die Transportemissionen<br />

reduzieren und die Zerstörung der Natur verringern wird. Zusammen<br />

mit dem üppigen Grün im Inneren möchte „The Line“ eine<br />

104 ImmoFokus


Strukturen die derzeit problematische CO₂-Bilanz minimiert werden<br />

kann. Laut der saudischen Regierung will sie ausschließlich auf erneuerbare<br />

Energiequellen setzen und ein innovatives CO₂-neutrales<br />

Stadtmodell aufbauen. Dafür setzt der Wüstenstaat nicht nur auf Photovoltaik,<br />

sondern auch auf Windkraft. 1,4 Millionen Tonnen an Komponenten<br />

für Windkraftanlagen sollen bis 2025 importiert werden.<br />

Mit beiden Ressourcen soll eine Gesamtleistung von vier Gigawatt<br />

erreicht werden, Batteriespeicher werden einen Betrieb rund um die<br />

Uhr gewährleisten. An der Küste wird die Industrie- und Hafenstadt<br />

„Oxagon“ mit vorgelagerten schwimmenden Strukturen errichtet,<br />

eine Anlage für grünen Wasserstoff mit 2,2 Gigawatt Leistung. Die<br />

Produktion soll 2026 starten.<br />

Abbildung: Innenansicht The Line. Quelle: Neom <strong>2023</strong><br />

nachhaltige Alternative zu traditionellen Städten werden. Das vertikale<br />

Design der Stadtgemeinschaft soll die traditionelle horizontale<br />

Struktur von Städten infrage stellen und ein völlig neues Modell für<br />

den Naturschutz und die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen<br />

schaffen.<br />

Kompakte Struktur<br />

Grundsätzlich ist das Konzept der linearen Städte nicht neu. Ein ähnlicher<br />

Vorschlag wurde bereits 1882 vom Stadtplaner Arturo Soria y<br />

Mata mit seiner „Bandstadt“ vorgelegt, allerdings in viel kleinerem<br />

Maßstab. Bis dato scheiterten jedoch alle Konzepte, die eine lineare<br />

Stadtstruktur vorsahen, über die Entwurfsphase hinaus. Die Idee<br />

hinter diesem eindimensionalen Konzept ist immer dieselbe: Extreme<br />

Kompaktheit der Strukturen und integrierte Transportsysteme können<br />

die Effizienz von Großstädten deutlich steigern.<br />

Ziel der CO₂-Neutralität<br />

„The Line“ soll zu 100 Prozent mit „sauberer Energie“ betrieben werden.<br />

Mit der gesamten Neom-Zone will sich der weltweit größte Ölexporteur<br />

Saudi Arabien wirtschaftlich breiter aufstellen. Das gesamte<br />

Neom-Gebiet um „The Line“ umfasst mehrere Zonen wie Industrieund<br />

Logistikzentren. Die Planer gehen davon aus, dass in den dichten<br />

Mobilität<br />

Es gibt keine Autos, keine Straßen und keine Kohlendioxidemissionen.<br />

Dennoch können die Bewohner von „The Line“ mit der<br />

Hochgeschwindigkeits-Metro in nur 20 Minuten von einem Ende der<br />

Stadt zum anderen gelangen. Das Leben in dieser Millionenstadt wird<br />

also fußgängerfreundlich. Alles Notwendige des täglichen Lebens,<br />

darunter Schulen, Kliniken, Freizeiteinrichtungen und Grünflächen,<br />

ist innerhalb von fünf Gehminuten erreichbar. Wenn die Bewohner<br />

Transport benötigen, stehen unterirdische ultraschnelle Transportund<br />

autonome Mobilitätslösungen bereit. Auf diese Weise bleiben 95<br />

Prozent der derzeit vorhandenen Natur erhalten, die zudem von jedem<br />

Punkt der Stadt sofort zugänglich ist. Wem es im „Canyon“ zu eng ist,<br />

der kann in der Wüste spazieren gehen.<br />

Mit Künstlicher Intelligenz (KI) wird darauf abgezielt, die kommunikativ<br />

vernetzten Communitys von „The Line“ in „selbstlernende<br />

Communitys“ zu verwandeln. So schätzen die Neom-Entwickler, dass<br />

90 Prozent der verfügbaren Daten zur kontinuierlichen Verbesserung<br />

der Infrastruktur verwendet werden. Auch für die autonom betriebenen<br />

Fahrzeuge, U-Bahnen und Hochgeschwindigkeitsgütertransporte<br />

wird KI eingesetzt.<br />

Trotz der gewaltigen Dimension ist dieses riesige Projekt keine Utopie,<br />

denn es kann aufgrund der Finanzkraft von Saudi Arabien mit oder<br />

ohne ausländische Investoren umgesetzt werden. Mit Stand Oktober<br />

<strong>2023</strong> wurden Aufträge für 30 Milliarden US-Dollar vergeben, aktuell<br />

sind Projekte im Umfang von 5,1 Milliarden Dollar ausgeschrieben.<br />

Abbildung: The Line aus Satellitenperspektive. Quelle: Neom<br />

Quellen: Albrecht, R. (<strong>2023</strong>): Stadt in der Wüste: Erfolg auf ganzer Linie? In: BDEW<br />

Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft https://www.bdew.de/online-magazinzweitausend50/schwerpunkt-mobilitaet/stadt-in-der-wueste/<br />

Gerst, W. (<strong>2023</strong>): Science-Fiction-Stadt in der Wüste. In: UBM Magazin https://www.ubmdevelopment.com/magazin/neom-the-line-2/<br />

Benkö, L. (<strong>2023</strong>): Revolution des urbanen Wohnens. In: UBM Magazin https://www.ubmdevelopment.com/magazin/neom-the-line/<br />

Neom (<strong>2023</strong>): Das ist Neom https://www.neom.com/de-de<br />

Utkum, S. (<strong>2023</strong>): A closer look at Trojena’s Clusters at NEOM Saudi Arabia. In: Parametric<br />

Architecture https://parametric-architecture.com/a-closer-look-at-trojenas-clusters-atneom-saudi-arabia/<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

105


Frech<br />

gesagt<br />

Fünf Minuten Macht<br />

Stellen wir uns vor: Mit all unseren Wünschen für eine bessere Welt haben wir plötzlich fünf magische<br />

Minuten der ökologischen Macht. Großartig, oder? Bloß: Wie nutzen wir diese nun?<br />

Kolumne: Anita Körbler<br />

F<br />

okussieren wir unsere persönlichen<br />

fünf Machtminuten darauf,<br />

dass unsere elektronischen Geräte<br />

und Lichtquellen auf Energieeffizienz<br />

eingestellt sind, oder investieren<br />

wir die Zeit, um unseren Abfall im Alltag zu<br />

reduzieren, sei es durch Recycling, Wiederverwendung<br />

von Materialien oder den Kauf<br />

von langlebigen Produkten?<br />

Wählen wir für unsere Terminplanung Optionen<br />

im öffentlichen Verkehr in unserer Region<br />

und gehen wir nahe Strecken einfach zu Fuß?<br />

Nutzen wir erneuerbare Energiequellen wie<br />

Solarenergie und Windkraft beziehungsweise<br />

fördern wir die Grünflächen in städtischen<br />

Gebieten? Oder denken wir darüber<br />

nach, wie wir wertvolles H2O im Haushalt<br />

sparen können, sei es mittels Einsatzes von<br />

wassersparenden Geräten oder durch nachhaltigere<br />

Wassernutzungsgewohnheiten?<br />

Freiheit weicht der Bequemlichkeit<br />

Einfach, schnell, bequem: Convenience begleitet<br />

unseren Alltag. Menschen suchen oft<br />

nach Bequemlichkeit, um Zeit und Aufwand<br />

zu sparen, und Unternehmen bemühen sich<br />

häufig, bequeme Lösungen anzubieten,<br />

um den Bedürfnissen und Vorlieben ihrer<br />

Kunden gerecht zu werden. Das Konzept<br />

der Bequemlichkeit ist subjektiv und kann<br />

je nach individuellen Vorlieben, kulturellen<br />

Faktoren und technologischen Fortschritten<br />

variieren. Fakt ist, dass eine Steigerung des<br />

Komforts oft technologische Innovationen<br />

betrifft, die uns Aufgaben abnehmen und<br />

Abläufe erleichtern.<br />

Kritisch ist hier natürlich zu betrachten – und<br />

das sage sogar ich als absolute Digital-Befürworterin<br />

–, dass viele neue Devices entstehen,<br />

die nach Aufladung mit elektrischem Strom<br />

lechzen. Selbst stylishe Kopfhörer, mit denen<br />

wir uns Podcasts oder unsere Playlists auf<br />

unseren Smartphones anhören, versagen auf<br />

einem Langstreckenflug, wenn sie nicht zwischendurch<br />

geladen werden. Freiheit klingt<br />

irgendwie anders.<br />

„Verkehr(t)?“<br />

Betrachtet man das Thema des nachhaltigen<br />

Verkehrs, könn(t)en hier vor allem Gemeinden<br />

auf verschiedene Weisen fördern. Da gibt<br />

es noch viel Luft nach oben.<br />

Ich erinnere mich sehr gut an meine Schulzeit,<br />

als es genau eine Busverbindung im Dorf gab,<br />

um in die nächstgelegene Stadt zu kommen.<br />

Der Schulweg wurde hauptsächlich durch die<br />

vorhandene Zugverbindung wahrgenommen,<br />

erfreulicherweise waren die Abfahrtszeiten<br />

an die Schulstunden-Enden gekoppelt, was<br />

längere Wartezeiten verhindert hat.<br />

Nichtsdestotrotz: Kaum hatten wir unseren<br />

heiß ersehnten PKW-Führerschein in der<br />

Tasche, hat sich bereits in den späten 1990er-<br />

Jahren bei uns das Konzept des Carsharings<br />

bewährt. Wie großartig waren diese Schulfahrten<br />

zu fünft im Auto – zugegebenermaßen<br />

haben wir es dank Umwegen zumeist nicht<br />

zur ersten Schulstunde geschafft, dafür waren<br />

diese Zeiten sozial sehr wertvoll, was uns im<br />

Maturajahr auch menschlich reifen ließ.<br />

Heutige Influencer zeigen ja vor allem in<br />

puncto Mobilität sehr gerne auf, was unsere,<br />

also die ältere Generation alles relativ einfach<br />

verändern könnte und sollte. Gleichzeitig<br />

nimmt man halt auch wahr, dass die derzeit<br />

allseits beliebte „Worcation“ sie an viele Orte<br />

bringt, die größtenteils nur mit einem CO2-<br />

schleudernden Flugzeug erreicht werden<br />

können. Hmm.<br />

„Wasser ist für alle. Da?<br />

Jeder, der schon einmal in London war und<br />

diese großartige Stadt vielleicht so ins Herz<br />

geschlossen hat wie ich, weiß rasch nach der<br />

Rückkehr in unsere Heimat unser Leitungswasser<br />

wieder so richtig zu schätzen. Ich frage<br />

mich nur, warum wir so tun, als wäre die Ressource<br />

Wasser unendlich?<br />

Bereits als Kind wurde mir gelehrt, wassersparend<br />

zu agieren – egal ob im Garten die Regen-<br />

Fotos: REMG/trovato GmbH<br />

1<strong>06</strong> ImmoFokus


Wir ernten, was wir säen. Jede Generation, jeder einzelne<br />

Mensch. Wenn jeder seine fünf Minuten Macht auf<br />

persönliche Themen fokussiert, können wir gemeinsam<br />

schrittweise positive Veränderungen erzielen.<br />

Anita Körbler,<br />

trovato.immo<br />

Anita Körbler<br />

Managing Partner trovato.immo<br />

Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin<br />

und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf<br />

langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen<br />

sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich<br />

(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte<br />

sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />

und Public Communications, zeichnete jahrelang<br />

für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />

Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich<br />

der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der<br />

Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der<br />

Immobilienbranche.<br />

wassertonne für das Blumengießen aufgestellt worden ist oder man unter<br />

der Dusche während des Einseifens das Wasser abgedreht hat. Mir tut es oft<br />

weh, Wasserverschwendung mit anzusehen, weil eben fälschlicherweise angenommen<br />

wird, dass wir über unendliche Kapazitäten verfügen.<br />

Damit wir nicht umsonst gelebt haben<br />

Klar ist: Es wird sich was tun müssen. Ob sich dies durch etwaige Protestaktionen<br />

der „letzten Generation“ beschleunigen lässt, sei dahingestellt. Jedoch<br />

wird auch das Tragen eines Harmoniejäckchens ausgedient haben. Es wird<br />

ein konstruktives Miteinander brauchen – zum einen die Motivation der<br />

jüngeren Generation, zum anderen die Erfahrung und die Umsetzungsstärke<br />

der vorherigen Generationen. Es ist an der Zeit, eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Regierungen, Gemeinden, Bürgern, Unternehmern und anderen<br />

relevanten Akteuren zu forcieren und dadurch neben dem Beitrag zu Umweltzielen<br />

und einer verbesserten Lebensqualität ebenso wirtschaftliches<br />

Wachstum und soziale Gerechtigkeit zu fördern.<br />

IMMOBILIENBEWERTUNG.<br />

Warum wir?<br />

Weil wir´s können.<br />

www.reinberg-partner.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

107


IM FOKUS<br />

Projekte unter der Lupe<br />

Verwertungsstand bei Fertigstellung.. Ist der Markt zum Stillstand gekommen, wie viele Bauträger betonen.<br />

Oder geht doch noch was?<br />

D<br />

er ImmoFokus hat gemeinsam<br />

mit Exploreal das<br />

Grundbuch befragt – und die<br />

Vorverwertungsquote bei den<br />

einzelnen Projekten in Wien unter die Lupe<br />

genommen und analysiert, wie viele Wohnungen<br />

bei Fertigstellung bereits verkauft<br />

waren.<br />

Wobei es sich bei der „Vorverwertungsquote“<br />

besser gesagt um den Verwertungsstand bei<br />

Fertigstellung handelt. Berechnet wurde die<br />

Quote sämtlicher verwerteter zu sämtlichen<br />

fertiggestellten Wohnungen eines Bezirkes.<br />

Berücksichtigt sind nur reine Eigentumsprojekte,<br />

aber inklusive Sanierungen (sonst<br />

könnte man für die inneren Bezirke gar keine<br />

Aussage treffen). Bei nicht bei Exploreal gelisteten<br />

Angeboten wurde die Annahme getroffen,<br />

dass die bereits zu 100 Prozent verwertet<br />

sind, weil diese nie auf den Markt gekommen<br />

sind. Das wird durch Kaufverträge von Wohnungen<br />

vor Fertigstellung bestätigt, wo kein<br />

Angebot erfasst werden konnte (diese wurden<br />

bei der Auswertung und Ermittlung der<br />

Anzahl der mit Sicherheit verwerteten Wohnungen<br />

berücksichtigt). Das Ergebnis nach<br />

Bezirken zeigt ein sehr differenziertes Bild.<br />

Die Entwicklung zeigt sehr schön, wie bis 2022<br />

die Verwertung sehr gut und immer besser<br />

lief. Die Trendwende ist <strong>2023</strong> schon angekommen<br />

und wird mit Sicherheit weiter nach<br />

unten gehen, zumal die Projekte mit aktuell<br />

geringer Verwertung ja in der Regel erst fertiggestellt<br />

werden.<br />

108 ImmoFokus


BEZIRK<br />

VORVERWERTUNGSQUOTE<br />

ANZAHL<br />

WOHNUNGEN<br />

N<br />

ANGEBOTSOBJEKTE/<br />

KAUFOBJEKTE<br />

VORVERWERTETE<br />

ANGEBOTSOBJEKTE/<br />

KAUFOBJEKTE<br />

01. Bezirk, Innere Stadt 69,3% 179 108 53<br />

02. Bezirk, Leopoldstadt 87,3% 472 281 221<br />

03. Bezirk, Landstraße 74,9% 838 456 246<br />

04. Bezirk, Wieden 83,5% 182 89 59<br />

05. Bezirk, Margareten 76,4% 148 52 17<br />

<strong>06</strong>. Bezirk, Mariahilf 66,7% 27 16 7<br />

07. Bezirk, Neubau 80,7% 145 70 42<br />

08. Bezirk, Josefstadt 73,3% 45 15 3<br />

09. Bezirk, Alsergrund 70,3% 555 309 144<br />

10. Bezirk, Favoriten 79,0% 1978 1034 619<br />

11. Bezirk, Simmering 81,2% 361 146 78<br />

12. Bezirk, Meidling 79,9% 533 393 286<br />

13. Bezirk, Hietzing 65,0% 117 93 52<br />

14. Bezirk, Penzing 80,8% 729 448 308<br />

15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 84,7% 190 71 42<br />

16. Bezirk, Ottakring 65,8% 465 276 117<br />

17. Bezirk, Hernals 67,2% 241 162 83<br />

18. Bezirk, Währing 74,2% 298 2<strong>06</strong> 129<br />

19. Bezirk, Döbling 51,6% 279 219 84<br />

20. Bezirk, Brigittenau 80,3% 198 120 81<br />

21. Bezirk, Floridsdorf 66,4% 792 519 253<br />

22. Bezirk, Donaustadt 75,4% 1916 1351 879<br />

23. Bezirk, Liesing 71,4% 1311 853 478<br />

Wien gesamt 74,95% 11999 7287 4281<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

109


IM FOKUS<br />

FERTIGSTELLUNGSJAHR<br />

VORVERWERTUNGSQUOTE<br />

ANZAHL<br />

WOHNEINHEITEN<br />

N ANGEBOTSOBJEKTE/<br />

KAUFOBJEKTE<br />

VORVERWERTETE<br />

ANGEBOTSOBJEKTE/<br />

KAUFOBJEKTE<br />

2017 74,1% 4486 2154 991<br />

2018 73,2% 6307 3490 1802<br />

2019 75,5% 5692 3875 2479<br />

2020 75,5% 5581 4120 2754<br />

2021 80,7% 5133 3966 2975<br />

2022 87,5% 4041 2886 2381<br />

<strong>2023</strong> 80,2% 2968 2072 1485<br />

WIENER BEZIRK<br />

VORVERWERTUNGSQUOTE<br />

2022 - <strong>2023</strong>/07<br />

ANZAHL<br />

WOHNEINHEITEN<br />

N<br />

ANGEBOTSOBJEKTE/<br />

KAUFOBJEKTE<br />

VORVERWERTETE<br />

ANGEBOTSOBJEKTE/<br />

KAUFOBJEKTE<br />

01. Bezirk, Innere Stadt 63% 78 72 43<br />

02. Bezirk, Leopoldstadt 94% 404 303 280<br />

03. Bezirk, Landstraße 91% 103 79 70<br />

04. Bezirk, Wieden 63% 46 46 29<br />

05. Bezirk, Margareten 96% 268 217 205<br />

<strong>06</strong>. Bezirk, Mariahilf 89% 19 16 14<br />

07. Bezirk, Neubau 76% 58 42 28<br />

08. Bezirk, Josefstadt 1 0<br />

09. Bezirk, Alsergrund 89% 19 11 9<br />

10. Bezirk, Favoriten 71% 308 2<strong>06</strong> 117<br />

11. Bezirk, Simmering 92% 295 239 214<br />

12. Bezirk, Meidling 90% 379 305 266<br />

13. Bezirk, Hietzing 64% 50 40 22<br />

14. Bezirk, Penzing 93% 943 481 411<br />

15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 78% 88 48 29<br />

16. Bezirk, Ottakring 92% 333 255 229<br />

17. Bezirk, Hernals 78% 100 41 19<br />

18. Bezirk, Währing 70% 249 209 135<br />

19. Bezirk, Döbling 74% 449 389 273<br />

20. Bezirk, Brigittenau 93% 109 100 92<br />

21. Bezirk, Floridsdorf 84% 731 533 419<br />

22. Bezirk, Donaustadt 83% 1690 1093 802<br />

23. Bezirk, Liesing 75% 290 232 160<br />

Wien 84,4% 7009 4958 3866<br />

110 ImmoFokus


BEZIRK<br />

VORVERWERTUNGSQUOTE<br />

2018&2019<br />

VORVERWERTUNGSQUOTE<br />

2022 - <strong>2023</strong>/07<br />

DIFFERENZ<br />

01. Bezirk, Innere Stadt 69% 63% -6%<br />

02. Bezirk, Leopoldstadt 87% 94% 7%<br />

03. Bezirk, Landstraße 75% 91% 16%<br />

04. Bezirk, Wieden 84% 63% -20%<br />

05. Bezirk, Margareten 76% 96% 19%<br />

<strong>06</strong>. Bezirk, Mariahilf 67% 89% 23%<br />

07. Bezirk, Neubau 81% 76% -5%<br />

08. Bezirk, Josefstadt 73% -73%<br />

09. Bezirk, Alsergrund 70% 89% 19%<br />

10. Bezirk, Favoriten 79% 71% -8%<br />

11. Bezirk, Simmering 81% 92% 10%<br />

12. Bezirk, Meidling 80% 90% 10%<br />

13. Bezirk, Hietzing 65% 64% -1%<br />

14. Bezirk, Penzing 81% 93% 12%<br />

15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus 85% 78% -6%<br />

16. Bezirk, Ottakring 66% 92% 26%<br />

17. Bezirk, Hernals 67% 78% 11%<br />

18. Bezirk, Währing 74% 70% -4%<br />

19. Bezirk, Döbling 52% 74% 23%<br />

20. Bezirk, Brigittenau 80% 93% 12%<br />

21. Bezirk, Floridsdorf 66% 84% 18%<br />

22. Bezirk, Donaustadt 75% 83% 7%<br />

23. Bezirk, Liesing 71% 75% 4%<br />

Wien gesamt 75% 84% 9%<br />

Datenstand: 13.09.<strong>2023</strong><br />

Vorverwertungsquote = Anteil aller Angebotsobjekte, die vor dem Fertigstellungszeitpunkt des Projekts verwertet/verkauft wurden<br />

Fertigstellungsjahre 2018 & 2019 bzw. 2022 - 30.<strong>06</strong>.<strong>2023</strong><br />

Es wurden nur reine Eigentumsprojekte berücksichtigt<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

111


IM FOKUS<br />

Wohnbauförderung<br />

auf dem Prüfstand<br />

Analyse.. Rund um das Thema leistbares Wohnen wird vielfach die Förderung der Wohnraumerrichtung durch<br />

die öffentliche Hand als (Lenkungs-)möglichkeit ins Treffen geführt. Gemeinsam mit den Neubau-Experten von<br />

Exploreal hat sich das Immobilien-Team von Willhaben diesen Hebel genauer angesehen.<br />

W<br />

ie auch aus den jüngsten<br />

Willhaben-Erhebungen<br />

hervorgeht, steigen die<br />

Mieten im Vergleich<br />

zum Vorjahr (Q3/2022 verglichen mit<br />

Q3/<strong>2023</strong> – Link) hierzulande in den meisten<br />

Bezirken weiter.<br />

„Die Entwicklung, dass sich die anhaltend<br />

hohe Nachfrage nach Mietobjekten in weiten<br />

Teilen Österreichs auf die Quadratmeterpreise<br />

niederschlägt, ist weiterhin vieldiskutiert.<br />

Hervorzuheben ist jedoch auch, dass<br />

sich in Österreich in puncto Wohnraumerrichtungs-Förderung<br />

im internationalen Vergleich<br />

bereits einiges tut. Wie Eurostat-Daten<br />

zeigen, liegt Österreich bei der Objektförderung<br />

an siebter Stelle und damit über dem<br />

EU-Durchschnitt“, erklärt Judith Kössner,<br />

Head of Immobilien bei Willhaben.<br />

Geförderte Wohnungen als Trendbrecher<br />

im stagnierenden Wohnbau?<br />

Zuletzt gab es seitens der gemeinnützigen<br />

Bauvereinigungen Österreichs einen eindringlichen<br />

Appell, bei Mitteln der öffentlichen<br />

Hand für den geförderten Wohnbau in<br />

die Offensive zu gehen. Während die Bautätigkeiten<br />

beziehungsweise Fertigstellungen<br />

im Wohnbau weiterhin rückläufig sind,<br />

erscheint die Wohnraumerrichtungs-Förderung<br />

aktuell als einer der wenigen Lichtblicke.<br />

Alexander Bosak, Geschäftsführer von<br />

Exploreal, analysiert: „Grundsätzlich ergeben<br />

sich hier – auch wenn Luft nach oben gemäß<br />

dem Appell der gemeinnützigen Bauvereinigungen<br />

Österreichs durchaus vorhanden ist<br />

– erfreuliche Zahlen: Im Österreich-Schnitt<br />

steigt der Anteil gefördert errichteter Wohneinheiten<br />

im Neubaubereich voraussichtlich<br />

von <strong>2023</strong> auf 2024. Gleichzeitig geht die<br />

Gesamtzahl der aktuell bekannt gegebenen<br />

Fertigstellungen wie erwähnt zurück, wobei<br />

es hier freilich noch zu Verschiebungen<br />

von heuer ins nächste Jahr kommen kann.<br />

Besonders für Jungfamilien wird damit ein<br />

flächendeckendes Angebot von leistbarem<br />

Wohnraum geschaffen.“<br />

Derzeit etwa jede dritte neu errichtete<br />

Wohneinheit in Österreich gefördert<br />

Die Förderungsquote von Wohneinheiten,<br />

die in den Jahren 2022, <strong>2023</strong> und 2024<br />

errichtet wurden bzw. werden, beträgt in<br />

Österreich 31 Prozent. Das bedeutet zum<br />

Beispiel für heuer rund 13.800 geförderte<br />

Wohneinheiten übers gesamte Land verteilt.<br />

Dabei wurde bzw. wird die Förderung bei der<br />

Errichtung von Wohnraum als Maßnahme<br />

im Burgenland von 2022 bis 2024 bei Weitem<br />

am stärksten genutzt. Auf dem zweiten und<br />

Förderungsquote von Wohneinheiten<br />

(Durchschnitt der drei Jahre 2022 bis 2024)<br />

Österreich = 31%<br />

„Ein Drittel der neu<br />

errichteten Wohneinheiten<br />

wird derzeit gefördert.“<br />

Alexander Bosak,<br />

Exploreal<br />

Burgenland<br />

Oberösterreich<br />

Niederösterreich<br />

Tirol<br />

Salzburg<br />

Wien<br />

Steiermark<br />

Vorarlberg<br />

Kärnten<br />

0<br />

70%<br />

47%<br />

45%<br />

38%<br />

32%<br />

26%<br />

21%<br />

19%<br />

16%<br />

10 20 30 40 50 60 70<br />

112 ImmoFokus


dritten Platz in diesem Ranking stehen dicht<br />

aufeinander folgend Oberösterreich und Niederösterreich.<br />

Ein Ausblick auf die Fertigstellungsquoten<br />

im kommenden Jahr verrät, dass die Bundeshauptstadt<br />

Wien, gefolgt vom Burgenland<br />

und Tirol, voraussichtlich die Spitzenreiter<br />

bei der Errichtungsförderung von Wohneinheiten<br />

sein werden (Fertigstellungsquote =<br />

Anzahl der Einheiten/1.000 EinwohnerInnen).<br />

Das Schlusslicht in diesem Ranking bilden<br />

indes Vorarlberg, Salzburg und Kärnten.<br />

Wertet man österreichweit mehr als 12.000<br />

geförderte Mietwohneinheiten aus den<br />

Fertigstellungsjahren 2022 bis 2024 (ohne<br />

betreutes Wohnen, Studentenheimplätze<br />

etc.) aus und vergleicht diese mit rund 13.000<br />

Förderungsquote von Wohneinheiten<br />

(<strong>2023</strong> auf 2024)<br />

Österreich <strong>2023</strong> = 28% – 2024 = 31%<br />

Burgenland<br />

Oberösterreich<br />

Niederösterreich<br />

Tirol<br />

Salzburg<br />

Wien<br />

Steiermark<br />

Vorarlberg<br />

Kärnten<br />

0<br />

62%<br />

81%<br />

42%<br />

43%<br />

38%<br />

46%<br />

34%<br />

48%<br />

26%<br />

33%<br />

21%<br />

29%<br />

15%<br />

25%<br />

17%<br />

23%<br />

9%<br />

14%<br />

10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Voraussichtliche Fertigstellungsquote von<br />

geförderten Wohneinheiten im Jahr 2024<br />

Österreich = 1,42<br />

„Österreich bewegt sich bei<br />

der Objektförderung somit<br />

über dem EU-Durchschnitt.“<br />

Judith Kössner,<br />

Willhaben<br />

Wien<br />

Burgenland<br />

Tirol<br />

Steiermark<br />

Niederösterreich<br />

Oberösterreich<br />

Vorarlberg<br />

Salzburg<br />

Kärnten<br />

0<br />

2,51<br />

1,81<br />

1,66<br />

1,26<br />

1,24<br />

0,95<br />

0,88<br />

0,75<br />

0,36<br />

0,5 1,0 1,5 2,0 2,5<br />

Freifinanzierten, so zeigt sich: Die Wohnfläche<br />

von geförderten Mietwohneinheiten ist mit<br />

durchschnittlich 73,7 Quadratmetern deutlich<br />

größer als jene von freifinanzierten Objekten,<br />

die im Mittel 52,6 Quadratmeter betrug.<br />

Auch bei der Zimmeranzahl lässt sich dieser<br />

Trend bestätigen: 4-Zimmer-Wohnungen<br />

machen bei den geförderten Mietwohneinheiten<br />

21 Prozent aus, während es bei<br />

Freifinanzierten nur etwa 7 Prozent waren.<br />

Ein- bis Zwei-Zimmerwohnungen machten<br />

bei den Freifinanzierten rund 68 Prozent<br />

der Fertigstellungen aus, während bei den<br />

geförderten Mietwohneinheiten nur etwa<br />

39 Prozent in diese Kategorie fielen. Etwa<br />

gleich viele Mietwohneinheiten verfügen<br />

über Freiflächen, bei Freifinanzierten sind<br />

diese jedoch mit 12 Quadratmetern im Mittel<br />

etwas größer als bei Geförderten mit 8,3<br />

Quadratmetern.<br />

Methodik<br />

Die Erhebung erfolgte für die Jahre 2022, <strong>2023</strong><br />

und 2024 auf Basis der Datenbank von Exploreal<br />

(Datenstand: 31.10.<strong>2023</strong>). Ausgewertet<br />

wurden dabei die Anzahl der im jeweiligen<br />

Jahr fertiggestellten geförderten Einheiten sowie<br />

die Gesamtanzahl der Einheiten. Projekte<br />

mit nicht durchgängig öffentlich zugänglicher<br />

Datenerfassungsmöglichkeit fanden keinen<br />

Eingang in die Auswertung.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

113


Zum Autor<br />

Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />

Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />

30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />

Marktanalysen und Projekten.<br />

Nachhaltig bauen – wofür?<br />

Kommentar: Andreas Kreutzer<br />

Das Thema „Nachhaltigkeit“ wird in den letzten Jahren verstärkt<br />

auch im Zusammenhang mit Infrastruktur diskutiert. Für viele steht<br />

zweifelsfrei fest: Eine „grüne“ Zukunft ist ohne „nachhaltige Infrastruktur“<br />

nicht denkbar. Doch was versteht man darunter genau? Geht es<br />

etwa um die Dekarbonisierung des Gebäudebestands, um Kreislaufwirtschaft<br />

und Baustoff-Recycling, die Schaffung beziehungsweise<br />

Nutzung erneuerbarer Energie oder um bauliche Maßnahmen, um<br />

mögliche negative Folgen des Klimawandels auf die Infrastruktur (und<br />

damit auf die Bevölkerung) abzufedern? Denn eines ist sicher: Mit<br />

nachhaltigem Bauen in Österreich wird man den Klimawandel nicht<br />

stoppen. Zur Erinnerung: Der Anteil Österreichs am globalen Kohlendioxid-Ausstoß<br />

beträgt 0,2 Prozent. Das ist weniger als die Messtoleranz.<br />

Selbst wenn Österreich gar keine Schadstoffe mehr emittiert, wird man<br />

beispielsweise Extremwetterereignisse nicht verhindern können. Um<br />

das Klima zu retten, müsste der Hebel primär in Asien und den USA<br />

angesetzt werden, die zusammen für nahezu 70 Prozent der weltweiten<br />

Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich sind.<br />

Im deutschen Sprachraum wird Nachhaltigkeit zumeist mit Umweltbelangen<br />

kontextuiert. Dabei hat „Nachhaltigkeit“ auch eine<br />

wirtschaftliche Dimension. Und diese ist nicht minder wichtig. Nachhaltig<br />

zu bauen kann nämlich auch bedeuten, wirtschaftlich sinnvoll<br />

zu bauen, sowohl hinsichtlich des Einsatzes von natürlichen Ressourcen,<br />

Material und Energie als auch der Personalkapazitäten. Zudem<br />

kann nachhaltiges Bauen dazu führen, Abhängigkeit zu reduzieren,<br />

zum Beispiel von in Monopolen oder Oligopolen organisierten Rohstofflieferanten,<br />

von aus- und inländischen Energieerzeugern oder<br />

staatlichen Besteuerungssystemen. Und schlussendlich subsumiert<br />

Nachhaltigkeit auch Kosteneffizienz, ohne dafür ent-scheidende Qualitätsmerkmale<br />

zu opfern.<br />

Wenn Nachhaltigkeit bei Infrastrukturprojekten im Wesentlichen<br />

ökonomisch verstanden werden würde, könnte neben einem (kleinen)<br />

Umweltbeitrag ein substanzieller volkswirtschaftlicher Nutzen<br />

generiert werden. Möglicherweise sollten sich die öffentliche Hand<br />

oder private Investoren von Infrastrukturprojekten ein Beispiel an<br />

den „kleinen Leuten“ nehmen. Wenn ein Eigenheimbesitzer sich eine<br />

Photovoltaik-Anlage auf sein Hausdach montieren lässt, macht er das<br />

primär, um Stromkosten zu sparen. Umweltaspekte spielen bestenfalls<br />

eine Nebenrolle. Die sind bloß Marketing.<br />

Fotos: Sima.pix, Alexander Chitsazan, Adobe Stock<br />

114 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Astrid Grantner-Fuchs ist Geschäftsführerin der EHL Unternehmenstochter<br />

EHL Immobilien Bewertung GmbH,<br />

diese zählt zu den führenden unabhängigen Bewertungsgesellschaften<br />

in Österreich.<br />

Immobilienbewertung auf dem Prüfstand<br />

Kommentar: Astrid Grantner-Fuchs<br />

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. In der Immobilienbewertung ist die<br />

Adventzeit jene Zeit, in der insbesondere im Rahmen der Gutachten<br />

für Bilanzierungszwecke intensiv gearbeitet wird. Schon das gesamte<br />

Jahr war von besonderen Herausforderungen für die gesamte Branche<br />

und somit auch für die Bewertung geprägt – die Marktsituation<br />

hat sich aufgrund einer noch nie dagewesenen Zinsrallye massiv gewandelt<br />

und wir beobachten aufgrund der deutlich eingebrochenen<br />

Transaktionszahlen ein Marktgeschehen auf niedrigstem Niveau.<br />

Die Transaktionen, die es gab, sind insbesondere aus Sicht der Immobilienbewertung<br />

genau zu prüfen. Dem Argument, dass die eingeschränkte<br />

Verfügbarkeit von Transaktionen die Bewertung derzeit<br />

„nahezu unmöglich“ macht, ist entgegenzuhalten, dass wir gleichzeitig<br />

eine klare Datenlage im Hinblick auf wesentliche wichtige<br />

Bewertungsparameter haben, wie zum Beispiel Finanzierungszinsen<br />

oder Bau- und Instandhaltungskosten. Aus Investorensicht ist im<br />

Hinblick auf Renditeerwartungen der Spread zwischen Staatsanleihen<br />

und Immobilienrenditen einer der wesentlichsten Parameter.<br />

Für Büroimmobilien liegen uns in der EHL dazu langfristige Zeitreihen<br />

vor. Diese zeigen über die vergangenen 15 Jahre einen Spread<br />

von durchschnittlich rund 2,75 Prozent, wobei der Höchststand 2015<br />

mit 377 Basispunkten erreicht wurde und das Minimum 119 Basispunkte<br />

im Jahr 2007 betrug. Darüber hinaus zeigen auch geplante<br />

Transaktionen, die letztlich nicht zustande kommen, dass der Markt<br />

weiterhin in der Situation „Sellers are from Venus, Buyers are from<br />

Mars“ verharrt. Einen weiteren wichtigen und bisher vor allem den<br />

institutionellen Investmentmarkt prägenden Aspekt stellen Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

dar – sowohl im Hinblick auf mögliche<br />

Transaktionen (Stichwort ESG als „Must-have“), als auch im Hinblick<br />

auf die Maßnahmenplanung großer Bestandshalter und damit<br />

verbundene künftige CAPEX. Die Verarbeitung all dieser Daten und<br />

Informationen, die letztlich in einem Verkehrswert beziehungsweise<br />

Marktwert münden, erfordert jetzt umso detailgenauere Analysen<br />

und Marktkenntnis und bezieht sich immer auf den Stichtag,<br />

zu dem die Bewertung erstellt wurde. Diese Stichtagsbezogenheit<br />

bekommt gerade in der derzeitigen Marktlage eine wesentliche<br />

Bedeutung.<br />

Bewertungsexperten sind jetzt gefordert, diese Marktsituation<br />

umsichtig zu interpretieren und letztlich in die Feststellung<br />

eines Marktwertes zu überführen, der jenen Preis darstellt,<br />

der bei der Veräußerung der Liegenschaft im redlichen Geschäftsverkehr<br />

üblicherweise erzielt werden kann. Bei der EHL-Gruppe<br />

profitieren wir daher gerade jetzt von unserer Marktnähe und dem<br />

Austausch mit unseren Kunden.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

115


Zum Autor<br />

Peter Ulm ist Geschäftsführer der Empira Management GmbH<br />

und geschäftsführender Gesellschafter der allora Immobilien<br />

GmbH. Er ist Vizepräsident der Vereinigung Österreichischer<br />

Projektentwickler (VÖPE) sowie Botschafter der Österreichischen<br />

Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI).<br />

Was braucht die Stadt der Zukunft?<br />

Kommentar: Peter Ulm<br />

Mit dem „Green New Deal“ hat die EU beschlossen, bis zum Jahr<br />

2050 CO2-neutral zu werden. Österreich und seine Länder beziehungsweise<br />

Städte haben sich in ihren Strategien teilweise noch<br />

ambitioniertere Ziele gesetzt. Die Erfüllung dieser Ziele stellt uns alle<br />

vor große Herausforderungen, die nicht einfach nur durch eine „Raus<br />

aus Gas“-Strategie beantwortet werden können. Vielmehr stehen<br />

Großstädte wie Wien vor der großen Herausforderung,<br />

die Stadt grundlegend so umzugestalten, dass<br />

Klimaneutralität nicht nur ein Schlagwort<br />

wird.<br />

Insgesamt ist festzustellen, dass die<br />

Zeiten der großen Stadterweiterungen<br />

und der Versiegelung<br />

von Boden der Vergangenheit<br />

angehören und der Umbau<br />

der Bestandstadt das große<br />

Ziel der nächsten Jahrzehnte<br />

sein muss. Der „Stadtumbau“<br />

ist somit das Metathema<br />

der Projektentwicklung der<br />

Zukunft. Mithin stehen die<br />

Verdichtung der Bestandstadt<br />

samt möglicher Entsiegelungen,<br />

die alternative Energieversorgung,<br />

die thermische Sanierung und sehr<br />

stark neue Formen der Mobilität im<br />

Vordergrund. In den Gebäuden der Bestandstadt<br />

stecken bereits große Mengen an<br />

CO2-Emissionen: im Beton, in den Stahlträgern und<br />

in Fensterscheiben. Jeder Bauteil, der hier weiterverwendet wird und<br />

nicht neu gebaut werden muss, trägt dazu bei, dass Emissionen eingespart<br />

werden.<br />

Der Schlüssel des Stadtumbaus liegt somit in der Kreislaufwirtschaft,<br />

in der möglichst restlosen Verwertung von Baustoffen und in der<br />

Reduzierung von Abfall. Die Fokussierung der modernen Projektentwicklung<br />

auf die Sanierung, Adaptierung und Weiternutzung der<br />

Bestandimmobilien wird somit zum praxisorientierten „Do–Tank“ der<br />

„10 R“ der Kreislaufwirtschaft. Der „Re–use“ der Immobilie samt einer<br />

möglichen Verdichtung und Nutzung bereits bestehender versiegelter<br />

Flächen ist vorrangig zu prüfen.<br />

Gerade die Wiener Ringstraße ist ein lebendes<br />

und lebendiges Beispiel für nachhaltige Immobilienentwicklung<br />

von Gebäuden, die schon<br />

seit 150 Jahren vielfältige Nutzungen erlauben<br />

– vom großbürgerlichen Palais<br />

über Wohnungen bis zum Hotel, Büro<br />

et cetera – und macht sich damit zur<br />

gelebten Kreislaufwirtschaft. Dringend<br />

gefordert sind aber nunmehr<br />

auch rechtliche Rahmenbedingungen,<br />

um die energetische Sanierung<br />

der Bestandstadt nicht nur rasch, sondern<br />

vor allem ökonomisch vertretbar<br />

durchführen zu können. Komplizierte<br />

Zustimmungserfordernisse, um die Gasheizung<br />

zu ersetzen, und Diskussionen um<br />

weitere Mietendeckelungen sind hier definitiv<br />

nicht förderlich.<br />

Zu einer Zeit, die den Immobilienbesitzer und Immobilienentwickler<br />

ohnedies schon vor große Herausforderungen<br />

stellt, sind gesetzliche Regelungen, die uns erlauben, die Stadt nachhaltig<br />

umzubauen, mehr denn je gefragt und werden helfen, dass wir<br />

gemeinsam klimaneutral werden.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

116 ImmoFokus


Ihr starker Partner im<br />

Neubauvertrieb - auch in<br />

herausfordernden Zeiten!<br />

sreal.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

117


Zum Autor<br />

Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH,<br />

Bauträger sprecher Österreich, Lektor an der TU Wien<br />

und FH Wien.<br />

Ein möglicher Weg<br />

Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />

Einen der heißesten Sommer und einen der niederschlagstärksten<br />

Novembermonate seit dem Anfang der Wetteraufzeichnungen haben<br />

wir <strong>2023</strong> hinter uns gebracht. Die Regierung wird geklagt wegen<br />

dem nicht vorhandenen Klimaschutzgesetz und der im Eiltempo voranschreitenden<br />

Bodenversiegelung und die letzte Generation bleibt<br />

weiter ohne politischen Erfolg auf unseren Straßen picken.<br />

Politisch sind wir seit Ibiza derart an Korruptionsskandale gewöhnt,<br />

dass es keinen mehr bewegt, wenn sich ein neuer auftut.<br />

beispielsweise die Flüchtlingshelferin Ute Bock oder die heiliggesprochene<br />

Mutter Theresa, sondern bemitleidet. Wer früher als Vorbild<br />

herausstach, wird heute als Idealist oder unbeirrbarer Weltverbesserer<br />

abgetan.<br />

Die großen Profiteure dieser Abgestumpftheit sind – zumindest meiner<br />

Meinung nach – die alteingesessenen politischen Parteien. Noch<br />

nie war es so wie jetzt möglich, über alle Interessen und Interessens-<br />

In so vielen unterschiedlichsten Bereichen, in welchen der<br />

Einzelne mit der öffentlichen Hand zu tun hat, passiert so<br />

viel unglaublich schier Unfassbares, dass man nur mehr<br />

die Schultern zuckend die Boulevardschlagzeilen überfliegt,<br />

bis man endlich erleichtert beim Sport oder irgendeinem<br />

Lifestylebereich angekommen ist.<br />

Die Schreckensnachrichten sind überall. Noch nie<br />

wurden aufgrund der technischen Möglichkeiten<br />

Kriege samt Gräueltaten so nah und so direkt und<br />

offen in unsere Wohnzimmer getragen wie heute.<br />

Es ist kein Wunder, dass wir ob dieser Fülle langsam<br />

abstumpfen, auch, weil es immer schwieriger<br />

wird, Lösungs- oder Hoffnungsstrategien zu<br />

entwickeln. Vom Umsetzen solcher Strategien<br />

rede ich erst gar nicht.<br />

Protest, Gegenstimmen, Initiativen – auch<br />

in diesen Punkten sind die meisten wirklich<br />

schon abgestumpft. Menschen, die versuchen,<br />

etwas zu bewegen, werden, wenn sie<br />

sich nicht gerade auf die eigene Durchfahrt<br />

kleben, heute nicht mehr bewundert, wie einst<br />

Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock<br />

118 ImmoFokus


vertretungen hinweg Politik zu machen, die überwiegend der<br />

engsten eigenen politischen Familie dient.<br />

Das macht unsere Zeit heute besonders unangenehm. Macht<br />

braucht nämlich nur so lange Kontrolle, solange wir Bürger daran<br />

überhaupt interessiert sind.<br />

Und jetzt einmal ganz ehrlich, sind Sie bei der Vielzahl an U-Ausschüssen<br />

im Parlament noch am Laufenden?<br />

Wir können die Informationsflut nicht abstellen. Aber wir können<br />

uns mehr als sonst ein Beispiel an den Unbeirrbaren nehmen,<br />

die sich konsequent und allen Widerständen zum Trotz für das<br />

Richtige einsetzen.<br />

Die Adventzeit ist die beste Jahreszeit dafür. Wir können uns<br />

persönlich ein Bild machen und uns anstecken lassen von der<br />

unermüdlichen Energie.<br />

Ich bitte Sie daher: Besuchen Sie karitative Einrichtungen, ob für<br />

Mensch, Tier oder Umwelt, nehmen Sie ein Stück Idealismus mit<br />

nach Hause und unterstützen Sie. Nicht nur mit einer Spende,<br />

sondern indem Sie sich für 2024 in vielen Belangen mit derselben<br />

Hartnäckigkeit engagieren wie die Menschen, die karitativ unbeirrbar<br />

ihren Weg gehen.<br />

Nur so können wir Österreich – ob beim Klima oder im Miteinander<br />

– ein Stück zum Besseren bewegen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

119


Zum Autor<br />

Heide Schicht ist Head of remarkable Development<br />

bei Value One Development International und<br />

Vorstandsmitglied des Salon Real.<br />

Innovation und Produktentwicklung<br />

Leere, kostspielige Worthülsen oder eine Chance aus der Krise?<br />

Kommentar: Heide Schicht<br />

Die Baubranche steht offensichtlich vor enormen Herausforderungen.<br />

In einer Zeit, die geprägt ist von großer Unsicherheit, wirtschaftlichen<br />

Turbulenzen, knappen Ressourcen und globalen Krisen, scheint<br />

eine Schreckstarre den Innovationsgeist vertrieben zu haben. Doch<br />

gerade jetzt, in dieser Zeit der Veränderung, ist die Notwendigkeit von<br />

Innovation, Pioniergeist und Produktentwicklung dringender denn<br />

je. Diese gewaltige Krise, die zum Teil keinen Stein auf dem anderen<br />

lässt, bietet auch die Chance für ein Um- und Neudenken.<br />

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir durch unsere Produktentwicklung<br />

und Innovationskraft in besseren Zeiten bereits einiges<br />

bewegen konnten: zum Beispiel die Schaffung eines belebten, autofreien,<br />

begrünten Viertels, durchzogen mit dem Element Wasser für<br />

ein einladendes Mikroklima, das auch energetisch mit regenerativen<br />

Ressourcen vor Ort versorgt ist. Oder die nachhaltige Sanierung denkmalgeschützter<br />

Gebäude, die auf innovative Weise revitalisiert wurden,<br />

um neuen, zukunftsweisenden Arbeitsmodellen Raum zu geben.<br />

Jetzt mögen manche einwerfen, dass das vielleicht zu besseren Zeiten<br />

möglich war, aber es jetzt wichtig wäre, innezuhalten und abzuwarten.<br />

Doch gerade in Krisenzeiten ist ein rasches und manchmal sogar<br />

radikales Umdenken erforderlich. Diese Bereitschaft würde nicht<br />

nur in der eigenen Branche, sondern auf allen Ebenen von Politik bis<br />

Gesellschaft einen soliden Grundstein für eine nachhaltige Erholung<br />

und Widerstandsfähigkeit sowie zukunftsfähige Lebens- und Arbeitsmodelle<br />

ermöglichen. Dies beinhaltet nicht nur die Schaffung<br />

förderlicher Rahmenbedingungen für nachhaltigere Bauvorhaben,<br />

sondern auch die Bereitschaft zur Anpassung von Gesetzen und<br />

Vorschriften.<br />

Insgesamt fordert die Krisenbewältigung in der Baubranche eine<br />

komplette Neuorientierung – und das auf allen Ebenen der Gesellschaft,<br />

von der Politik über die Stadtplanung, Gemeinden, Magistrate<br />

und Behörden, Bauträger, Planer und Baufirmen bis hin zu den<br />

Nutzern. Wir allen sollten dabei aktive Akteure sein, die gemeinsam<br />

eine Zukunft gestalten, die nicht nur technologisch fortschrittlich<br />

ist, sondern auch unseren Bedürfnissen und Werten entspricht.<br />

Wir sind die Generation, die einen „neuen Optimismus“ vorbildhaft<br />

mittragen sollte, damit unsere Welt wieder in Balance kommt – und<br />

nicht die Endzeitstimmung überwiegt. Zu dieser Balance und der<br />

Selbstverständlichkeit der gelebten Werte gehört im Übrigen nicht<br />

zuletzt ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis.<br />

Fotos: Sandra Schartel<br />

120 ImmoFokus


The Global<br />

Urban Festival<br />

Pre-opening 11 March<br />

12-15 March 2024<br />

Palais des Festivals, Cannes, France<br />

mipim.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

121


Branchen & Services<br />

Signa überholt RE/MAX<br />

in der Medienpräsenz<br />

<strong>2023</strong> stellte die Immobilienbranche vor neue Herausforderungen. Die Nachwirkungen der Coronavirus-<br />

Pandemie, die in Österreich besonders hohe Inflation sowie ein Fokus auf nachhaltiges und klimaneutrales<br />

Bauen infolge des globalen Klimawandels beeinflussten den Immobilienmarkt in diesem Jahr sehr stark.<br />

Im Jahresrückblick <strong>2023</strong> zeigt das Brand-Intelligence-Unternehmen »OBSERVER«, welche Unternehmen in<br />

Österreich in welchen Monaten die höchste Medienpräsenz erzielt haben.<br />

I<br />

m Beobachtungszeitraum von 01.01.<br />

bis 28.11.<strong>2023</strong> wurden insgesamt 16.649<br />

Beiträge zu Immobilienunternehmen<br />

in den österreichischen Print-, Onlineund<br />

Sozialen Medien sowie in Newslettern<br />

veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist das<br />

eine Steigerung der Medienpräsenz um 22,1 Prozent.<br />

Mit 10.597 Artikeln gab es im Web um 27,2<br />

Prozent mehr Berichterstattung zu Immobilienunternehmen<br />

als in Printmedien, in denen<br />

6.054 Artikel publiziert wurden.<br />

Bei den Printmedien stieg die potenzielle<br />

Reichweite heuer allerdings fast um das<br />

Doppelte im Vergleich zu 2022: Es konnte<br />

eine kumulierte Druckauflage von über 749<br />

Millionen Exemplaren erzielt werden. Das gesamte<br />

Anzeigenpreisäquivalent betrug mehr<br />

als 43,8 Millionen Euro.<br />

Im Unternehmensranking ging Signa mit<br />

4.0<strong>06</strong> Berichten in Print-, Online- und Sozialen<br />

Medien eindeutig als Spitzenreiter<br />

hervor und verdrängte somit RE/MAX vom<br />

ersten Platz. Die Medienpräsenz der Signa-<br />

Gruppe war damit fünfzehn Mal stärker als<br />

die durchschnittliche Berichterstattung der<br />

63 untersuchten Unternehmen. Zu RE/MAX<br />

wurden zwar nur halb so viele Beiträge veröffentlicht,<br />

mit 2.152 Artikeln entsprach seine<br />

Medienpräsenz aber jener von 2022.<br />

Der Großteil der Top-20-Immobilienunternehmen<br />

kam häufiger in Onlinemedien<br />

2,000<br />

1,500<br />

1,000<br />

500<br />

0<br />

Medienpräsenz der Top 5 österreichischen<br />

Immobilienunternehmen im Jahresverlauf<br />

Zeitraum: 01.01.<strong>2023</strong> - 28.11.<strong>2023</strong><br />

Signa<br />

RE/MAX<br />

BIG<br />

EHL<br />

CBRE<br />

Jan 23 Feb 23 Mär 23 Apr 23 Mai 23 Jun 23 Jul 23 Aug 23 Sep 23 Okt 23 Nov 23<br />

Ranking der Top 20 österreichischen<br />

Immobilienunternehmen nach Medienpräsenz<br />

Zeitraum: 01.01.<strong>2023</strong> - 28.11.<strong>2023</strong><br />

Signa<br />

4.0<strong>06</strong><br />

RE/MAX<br />

2.152<br />

BIG 1.141<br />

EHL 843<br />

CBRE 686<br />

Raiffeisen Immobilien 641<br />

Print (Inkl. Newsletter)<br />

Otto Immobilien 592<br />

Online (Inkl. Social Media)<br />

UBM 531<br />

STRABAG 421<br />

CA Immo 415<br />

BUWOG 387<br />

Soravia 354<br />

IMMOunited 353<br />

s REAL 324<br />

ARE Gmbh 313<br />

S IMMO 251<br />

Colliers 237<br />

Immofinanz 224<br />

Immocontract 188<br />

Seestadt Aspern 187<br />

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000<br />

Clippinganzahl<br />

122 ImmoFokus


vor. Dieses Jahr schafften es s Real und ARE<br />

(Austrian Real Estate GmbH) ins Ranking,<br />

während Drees & Sommer und IFA (Institut<br />

für Anlagenberatung) nicht mehr unter den<br />

medienstärksten zwanzig Unternehmen vertreten<br />

waren. Insgesamt deckten die Top 20<br />

die Medienpräsenz der Immobilienbranche zu<br />

85,6 Prozent ab (im Vergleich zu 77,7 Prozent<br />

im Vorjahr). In absoluten Zahlen waren das<br />

14.246 Beiträge, die heuer allein auf die Top-<br />

Player der Branche zurückzuführen waren.<br />

Im Monatsvergleich zeigt sich, dass bis zur<br />

ersten Jahreshälfte RE/MAX die Berichterstattung<br />

dominierte. Dieser Trend änderte<br />

sich aber schlagartig ab Juni <strong>2023</strong>, als Signa<br />

seine Medienpräsenz vervielfachte. Im<br />

November <strong>2023</strong> erreichte Signa mit 1.745<br />

Beiträgen einen Peak, was auf den aktuellen<br />

Insolvenzskandal und die Artikel zum Investor<br />

René Benko zurückzuführen ist. Der<br />

Großteil der Beiträge im Juni nahm wiederum<br />

Bezug auf den Verkauf von Immobilien<br />

und Geschäften der Kette Kika-Leiner durch<br />

die Signa-Gruppe.<br />

Sehr viele Medien bezogen sich im April<br />

<strong>2023</strong> auf eine Analyse des Immobilienvermittlers<br />

RE/MAX, laut der der Höhenflug am<br />

Wohnungsmarkt aufgrund von sinkenden<br />

Verkäufen und Preisen vorüber ist. Auch im<br />

Herbst gab es einige Berichte über rückläufige<br />

Verkaufszahlen mit Bezug auf die RE/<br />

MAX-ImmoSpiegel-Analysen.<br />

Eine relativ gleichmäßige Medienpräsenz erzielte<br />

neben RE/MAX die drittplatzierte Bundesimmobiliengesellschaft<br />

(BIG) mit einem<br />

Durchschnittswert von 100 Berichten im Monat.<br />

Zu den am häufigsten erwähnten Themen<br />

zählte die Grundsteinlegung eines MedUni<br />

Campus in der Wiener Mariannengasse, an<br />

dem BIG, das Wissenschaftsministerium und<br />

die Medizinische Universität Wien beteiligt<br />

sind. Auch die Kooperation des Bildungsministeriums<br />

und der BIG bei der Schaffung von<br />

Standards für energieeffiziente und nachhaltige<br />

Schulgebäude sorgte für Schlagzeilen im<br />

Netz. Mit durchschnittlich 74 beziehungsweise<br />

62 Beiträgen im Monat lagen schließlich<br />

die Unternehmen EHL und CBRE auf Rang 4<br />

und Rang 5 im Ranking.<br />

Nach Clippinganzahl<br />

UNTERNEHMEN<br />

Print (inkl. NL/Dienste) Web/Social Media SUMME<br />

Signa 1174 2832 40<strong>06</strong><br />

RE/MAX 741 1411 2152<br />

BIG 343 798 1141<br />

EHL 344 499 843<br />

CBRE 227 459 686<br />

Raiffeisen Immobilien 284 357 641<br />

Otto Immobilien 180 412 592<br />

UBM 196 335 531<br />

STRABAG 136 285 421<br />

CA Immo 114 301 415<br />

BUWOG 247 140 387<br />

Soravia 188 166 354<br />

IMMOunited 142 211 353<br />

s REAL 114 210 324<br />

ARE - Austrian Real Estate GmbH 172 141 313<br />

S Immo 87 164 251<br />

Colliers 48 189 237<br />

Immofinanz 102 122 224<br />

Immocontract 64 124 188<br />

Seestadt Aspern 150 37 187<br />

Drees&Sommer 42 126 168<br />

Rustler 91 71 162<br />

6B47 87 63 150<br />

JPI 31 115 146<br />

IFA 45 88 133<br />

Arnold 55 75 130<br />

ÖRAG 53 72 125<br />

Delta 15 81 96<br />

Die Wohnkompanie 47 46 93<br />

SÜBA Bau und Baubetreuung AG 86 0 86<br />

INVESTER United Benefits GmbH 30 47 77<br />

S+B Gruppe 55 20 75<br />

C&P 25 45 70<br />

ECE 38 29 67<br />

SES 40 24 64<br />

Milestone 9 53 62<br />

DEKA 9 52 61<br />

Warimpex 13 41 54<br />

Unibail-Rodamco-Westfield 17 30 47<br />

IG Immobilien 17 26 43<br />

Athos 12 29 41<br />

Christie&Co 6 34 40<br />

Bondi Immobilien Consulting 36 0 36<br />

immOH! 19 17 36<br />

Premium 4 31 35<br />

BIP Immobilien 9 25 34<br />

Amisola 10 22 32<br />

Real Invest 5 21 26<br />

Haring Group 23 2 25<br />

WEGRAZ 8 16 24<br />

Generali Real estate 6 12 18<br />

IMV 5 13 18<br />

Pema 11 4 15<br />

Facilitycomfort 5 7 12<br />

Wiener Privatbank 3 7 10<br />

Conwert 1 9 10<br />

Michaeler & Partner 1 9 10<br />

Walter Business Park 8 2 10<br />

Union Invest 8 1 9<br />

Strauss&Partner 2 7 9<br />

BAI 4 3 7<br />

Immorent 2 4 6<br />

WED 1 1 2<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

123


Events & Awards<br />

Events & Partys der<br />

Immobilien-Society<br />

FLAIR MEETS FRIENDS<br />

FLAIR meets Friends – das bedeutet einen netten Abend<br />

mit angeregten Gesprächen, Essen, Trinken und Show<br />

und einfach gemeinsam Zeit zu verbringen. Alles war<br />

festlich erleuchtet und vorbereitet, das Wetter versuchte<br />

einen Strich durch die Rechnung zu machen, doch<br />

davon ließen wir uns alle nicht abbringen. Auch heuer<br />

wurden vom FLAIR-Team Speisen wieder selbst zubereitet,<br />

gebacken und dekoriert.Etwa 170 Wohnungsbesitzer,<br />

Freunde, Lieferanten, Partner & Subunternehmer<br />

fanden sich zum Feiern ein. Im Mittelpunkt des Abends<br />

standen die gemeinsame Zeit, Rückblicke und Ausblicke.<br />

Nach den persönlichen Ansprachen durch Otto Kauf<br />

und Christopher Gebhart, wurde noch bis in die späten<br />

Abendstunden geplaudert, gelacht und miteinander angestoßen.<br />

Auch dieses Jahr hat der Überraschungsgast<br />

mehr als überzeugen können. Mit Lisa Antoni durften<br />

Otto Kauf erstmals eine professionelle Musicaldarstellerin<br />

auf der Bühne begrüßen. Und die persönlichen<br />

Rückmeldungen sprechen Bände – der Gesang und vor<br />

allem die dadurch übermittelten Emotionen ließen einige<br />

staunen.<br />

124 ImmoFokus


ÖGNI FEIERT GEBURTSTAG<br />

Ein besonderes Highlight des Abends war der<br />

Vortrag von Martin Moder, Molekularbiologe<br />

und Science Buster, der das Thema „Klimakrise<br />

endlich gelöst“ auf wissenschaftlich humorvolle<br />

Weise beleuchtete und damit für anregende Diskussionen<br />

sorgte. Im Rahmen der Veranstaltung<br />

wurden zudem herausragende Leistungen in der<br />

nachhaltigen Immobilienwirtschaft gewürdigt.<br />

Das neoom-Projekt „Free City“ erhielt das ÖGNI<br />

Zertifikat in Platin, das Wohngebäude „Süd Spitz“<br />

der Raiffeisen wurde mit Gold zertifiziert. Diese<br />

Anerkennungen unterstreichen das Engagement<br />

für innovative und nachhaltige Immobilienprojekte.<br />

Zusätzlich überreichten Andreas Köttl<br />

und Peter Engert im Rahmen der Veranstaltung<br />

Urkunden an neu ausgebildete ÖGNI Consultants,<br />

Auditor:innen sowie neue Mitglieder, um ihre<br />

Leistung und wertvollen Beteiligungen anzuerkennen.<br />

Der Abend klang schließlich bei einem entspannten<br />

Networking mit kulinarischer Begleitung aus,<br />

bei dem die Gäste die Gelegenheit hatten, Kontakte<br />

zu knüpfen und Ideen auszutauschen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

125


Events & Awards<br />

RECOM<br />

Eröffnet wurde der dreitägige Innovationskongress re.comm<br />

heuer von Iris Einwaller, Geschäftsführerin der Werbeagentur<br />

epmedia Werbeagentur, gemeinsam mit dem Advisory Board,<br />

bestehend aus Andreas Köttl, Vorstand der value one holding,<br />

und Peter Ulm, Geschäftsführer der Empira Management<br />

GmbH. Bestsellerautor John Strelecky, bekannt für sein Buch<br />

„Das Café am Rande der Welt“, stellte mit „Living Your Big Five<br />

for Life“ einen Ansatz vor, der dazu anregt, persönliche und<br />

berufliche Ziele klar zu definieren und zu verfolgen. Seine<br />

lebensbejahenden Prinzipien eröffneten den Zuhörer:innen<br />

neue Wege für ein erfülltes Leben und erfolgreiche Karrieren.<br />

Jeremy Gutsche, CEO von Trend Hunter und anerkannter Innovationsexperte,<br />

begeisterte das Publikum mit seinem Vortrag<br />

„Create the Future - How to Innovate in Times of Chaos, AI<br />

& Change“. Er zeigte auf, wie Innovation in einer sich schnell<br />

verändernden Welt aussehen kann und gab wertvolle Einblicke,<br />

wie die Zukunft auch unter schwierigsten Bedingungen<br />

gestaltet werden kann.<br />

126 ImmoFokus


DRINKS BEFORE HOME<br />

W Reinhard Winiwarter, der Herausgeber des Across<br />

Magazine und Eigentümer der Reinhard Winiwarter<br />

Winery, lud zum Immo-Networking-Event<br />

DBH Real Estate. Zahlreiche Entscheidungsträger<br />

der Branche kamen in den Bene Schauraum in<br />

der Neutorgasse in der Wiener City, um sich unter<br />

dem Motto „Drinks Before Home“ auszutauschen<br />

und das eine oder andere Gläschen Wein von der<br />

Reinhard Winiwarter Winery zu genießen.<br />

Das Eventformat „DBH –Drinks Before Home“<br />

wurde 2014 ins Leben gerufen und ist die Gelegnheit<br />

einmal im Quartal mit einem guten Glas<br />

Wein und Häppchen den Tag mit Kollegen beim<br />

Small Talk und Netzwerken ausklingen zu lassen.<br />

Zielsetzung war und ist die Schaffung einer Netzwerk-Plattform<br />

für die Top-Entscheider der Immobilienszene,<br />

Schwerpunkte Österreich, Wien<br />

und ausgewählte internationale Kontakte. Das<br />

„Programm“ des Formats ist es, „kein Programm“<br />

zu haben - ein Erfolgsrezept.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

127


Buchtipps<br />

NEU!<br />

Stefan Oehler<br />

346 Seiten<br />

ISBN: 9783658414788<br />

Springer Verlag | 2024<br />

€ 72,50<br />

Emissionsfreie Gebäude<br />

Das Konzept der „Ganzheitlichen Sanierung“ für die Gebäude der Zukunft<br />

Dieses Werk stellt die Konzepte „ganzheitliche Sanierung“ und davon abgeleitet „serielle Sanierung“ vor. Es beschreibt den direktesten<br />

Weg hin zum CO2-neutralen Gebäudebestand. Dabei wird vom Zielzustand 2045 aus gedacht und geplant. Durch diese langfristige<br />

Perspektive wird ein effektiveres Vorgehen ermöglicht. Wie solche CO2-neutralen Gebäude bereits heute realisiert werden, beschreibt<br />

die abgeschlossene Sanierung eines Sparkassengebäudes mit einer abgestimmten Kombination aus Energieeffizienz, erneuerbaren<br />

Energien und Einbeziehung der Mitarbeiter. Im letzten Kapitel werden die neuesten Entwicklungen der seriellen Sanierung beschrieben<br />

und ein Ausblick über ihr vielversprechendes Potenzial gegeben.<br />

Philipp Beyer, Stephanie Vöge, Mario<br />

Franz, Jürgen Bui, Jörg Thöne<br />

350 Seiten<br />

ISBN: 9783170411005<br />

W. Kohlhammer | 2024<br />

€ 43,95<br />

Gebäudebrandbekämpfung<br />

Studien und aktuelle Untersuchungen zu<br />

Brandverlaufskurven der DGUV (Deutsche Gemeinde<br />

Unfallversicherung) zeigen, dass ein extremes<br />

Brandverhalten heute schneller auftritt als noch vor 30<br />

Jahren. Dies ist hauptsächlich auf eine veränderte Bauweise sowie auf moderne,<br />

stark isolierende Materialien zurückzuführen. An diesem Punkt möchten die<br />

Autoren ansetzen und Gebäudebrände in ihren verschiedensten Arten (vom<br />

Wohnungsbrand bis hin zum Kellerbrand) aus taktischer und technischer<br />

Sichtweise umfassend betrachten. Es sollen neue Aspekte vermittelt werden, gerade<br />

im Bereich der Erkundung und in der zielführenden Brandbekämpfung. Dem Leser<br />

wird im Verlauf des Buches ein Werkzeugkasten an die Hand gegeben, um Brände<br />

an modernen Gebäuden in Zukunft sicher und effizient bekämpfen zu können.<br />

Anke Strüver, Yvonne Franz<br />

288 Seiten<br />

ISBN: 9783662653814<br />

Springer Spektrum | <strong>2023</strong><br />

€ 36,95<br />

Stadtgeographie: Aktuelle<br />

Themen und Ansätze<br />

Städte sind Gamechanger globaler wie lokaler<br />

Veränderungsprozesse geworden. Ob Klimakrise,<br />

Mobilitäts- und Energiewende, Digitalisierung oder<br />

demografischer Wandel – Städte sind nicht nur Orte, an denen diese Themen<br />

stattfinden, sie versprechen oftmals auch die notwendigen Hebelwirkungen,<br />

um Wandel, Wende und Transformation zu verorten und umzusetzen. Das im<br />

Jahr 2007 eingeläutete „urbane Zeitalter“ benennt einen zentralen globalen<br />

Wendepunkt: Weltweit leben mehr Einwohnerinnen in Städten als in ländlichperipheren<br />

Räumen. Dieses Buch zeigt die Stadt als Ermöglichungsraum für<br />

gesellschaftliche Veränderung auf.<br />

Gerardo Ramírez Uribe, Arturo Ojeda de la Cruz,<br />

Jesus Quintana Pacheco<br />

64 Seiten<br />

ISBN: 9786205948187<br />

Verlag Unser Wissen | <strong>2023</strong><br />

Nachhaltiger urbaner Mobilitätskreislauf in<br />

mittelgroßen Städten<br />

Die Einführung eines nachhaltigen städtischen Mobilitätskreislaufs in mittelgroßen<br />

Städten kann die Mobilität verbessern und den ökologischen Fußabdruck verringern. Der<br />

Schlüssel dazu sind Investitionen in Infrastruktur und Technologie sowie die Förderung der<br />

Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren, einschließlich der Stadtverwaltung,<br />

privater Unternehmen und der Gesellschaft im Allgemeinen. Es ist wichtig, eine<br />

Sensibilisierungskampagne durchzuführen, um die Bürger einzubeziehen und eine effektive<br />

Umsetzung zu erreichen. Durch die Schaffung eines nachhaltigen Kreislaufs wird die<br />

Nutzung alternativer Verkehrsmittel wie Fahrräder und effiziente und nachhaltige öffentliche<br />

Verkehrsmittel gefördert. Mit angemessenen Investitionen können mittelgroße Städte eine<br />

nachhaltigere Mobilität erreichen und die Lebensqualität ihrer Einwohner verbessern.<br />

128 ImmoFokus


Raum und<br />

Wirklichkeit<br />

Wir haben Gegenwart und Zukunft von<br />

Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.<br />

Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder<br />

jederzeit unter:<br />

DiePresse.com/immobilien<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong><br />

129


IMPRESSUM<br />

Vorschau<br />

ImmoFokus<br />

Jahrbuch 2024<br />

Analysen, Trends, Perspektiven. Welche Spuren wird die<br />

Krise auf den Märkten, bei Projektentwicklern, Fonds und<br />

Aktiengesellschaften hinterlassen?<br />

Wie können die Marktteilnehmer diese Herausforderungen<br />

nachhalitg bewältigen? Wo stehen die Prognosen für die<br />

kommenden Jahre? Wer sind die Top-Performer?<br />

Die Hoffnungsträger: 30 unter 30<br />

Medieneigentümer<br />

Real Estate Media Group GmbH<br />

Handelskai 94-96<br />

1200 Wien<br />

Tel. +43 1 890 18 26-100<br />

office@media-group.immo<br />

www.media-group.immo<br />

Herausgeber<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Patrick Baldia<br />

Art Director<br />

Jelio Stefanov<br />

Lektorat<br />

Ingeborg Morawetz, BA<br />

Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

Mag. Patrick Baldia,<br />

Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz, Heimo<br />

Rollett sowie die Kommentatoren<br />

Sales & Relation<br />

Rudolf E. Oezelt<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: März 2024<br />

Täglich top informiert: www.immo-timeline.at<br />

Den ImmoFokus jetzt immer und überall lesen, mit der REMG-App.<br />

Relations Management<br />

Tanja Klingseis<br />

Fotos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />

Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,<br />

Gabriel Alarcón-Rizar<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />

Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />

Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />

und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

und Verständlichkeit kann es bei den<br />

Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />

Ansprechform verwendet wird.<br />

ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />

130 ImmoFokus


JETZT NEU: IMABIS STATS<br />

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