Ausgabe 03/2023
| Neue Wege beschreiten: Coverinterview mit Thomas G. Winkler & Erich Wiesner | Zu Tisch mit … Simone Rongitsch und Reinhard Schertler | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Elisabeth Rohr - de Wolf Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Karin Fuhrmann, Katrin Gögele-Celeda | Round Table mit Frank Brün, Michael Klement und Alina Nichiforeanu | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Kreislaufwirtschaft
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Zum Autor
Erich Benischek ist Eigentümer und Geschäftsführer der
Blauen Lagune. und war zuvor als Generalunternehmer
im Bereich Fertigbau tätig. Er studierte Medizin und
beschäftigt sich seit 1979 mit dem Immobiliengeschäft.
Die Nutzungsdauer ist oberste
Prämisse der Kreislaufwirtschaft
Kommentar: Erich Benischek
Alle reden von kreislauffähigen Gebäuden, viele verstehen darunter
aber bloß deren Recyclingfähigkeit. Meiner Ansicht nach ein irreführender
Ansatz, denn eigentlich geht es um die Vermeidung des hohen
Ressourcenverbrauchs beim Bau. Doch wie wird dieser niedrig gehalten?
Schlicht und einfach indem die Nutzungsdauer eines Gebäudes
möglichst lange ist. Das bedeutet, dass Gebäude genau in diesem Bewusstsein
geplant und gebaut werden müssen – klingt einfach, ist es in
der Praxis aber nicht. Natürlich kann sich der Grundnutzen im Laufe
der Jahre ändern, deshalb muss bei der Planung auch eine allfällige
Um- und Nachnutzung mitberücksichtigt werden. Erst danach geht es
um die zweitbeste Möglichkeit: die Wiederverwendung von Bauteilen
(zum Beispiel Wand- oder Deckenelemente, ganze Module). Sollten
diese Bauteile nicht mehr verwendet werden können, so wird das Gebäude
– wir sind bei der drittbesten Möglichkeit – zum Materiallager:
Eingebaute Bauprodukte wie Fenster, Türen oder Parkettböden werden
„gerettet“ und bei anderen Gebäuden in gleicher Funktion wieder
eingesetzt. Nur dann, wenn ein Bauprodukt nicht mehr verwendbar
ist, sollte es, sortenrein getrennt, einem Recycling zugeführt werden,
um zumindest in anderer Form im Nutzungs-Kreislauf zu bleiben und
nicht auf der Deponie zu landen. Das Bauzentrum, das derzeit in der
Blauen Lagune errichtet wird, wurde mit dem ÖGNI/DGNB-Vorzertifikat
in der höchsten Stufe Platin ausgezeichnet. Nicht zuletzt auch in
Hinblick auf seine Kreislauffähigkeit: Der Grundriss der fünf Gebäude
ist maximal flexibel, und die eingezogene Erdgeschoss-Decke der zehn
Themenzentren kann teilweise oder vollständig wieder herausgenommen
werden. Diese maximale Flexibilität stellt auch eine besondere
Herausforderung hinsichtlich der Statik dar, die entsprechende
Spannweiten mit nur wenigen Stützen ermöglichen muss. Wesentlich
dabei war auch die Wahl einer optimalen Deckenkonstruktion
– als Konsequenz entschied man sich für eine Decke
aus Ortbeton.
ÖGNI forciert die Kreislaufwirtschaft
in vielerlei Hinsicht
ÖGNI zertifiziert Gebäude mit hohem ökologischem, ökonomischem
und soziokulturellem Mehrwert – die Kreislauffähigkeit
wird dabei naturgemäß mitberücksichtigt:
Je länger die Nutzungsdauer eines Gebäudes, desto mehr
Punkte gibt es in der Bewertung. Darüber hinaus setzt
ÖGNI von sich aus große Anstrengungen zur Förderung
der Nachhaltigkeit und einer gelebten Kreislaufwirtschaft:
von der Etablierung einer eigenen Arbeitsgruppe „Stop talking,
start acting“ mit einschlägigen Diskussionsrunden
und einhergehendem Positionspapier mit Forderungen
und Best-Practice-Beispielen über Fachseminare und ein
interaktives Online-Format „DEEP DIVE SUSTAINABI-
LITY“ bis hin zur Initiative „ C02-freie Baustelle“.
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock
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