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APPLI-TECH 2023<br />
Albedo von unterschiedlichen Fassadenfarben<br />
Albedo von unterschiedlichen Fassadenfarben<br />
geringe Albedo<br />
≤ 30%<br />
hohe Albedo<br />
≥ 80%<br />
dunkle Wand<br />
helle Wand<br />
Sonnenlicht<br />
Wärmeabgabe an die Umgebung<br />
Wärmeaufnahme des Gebäudes<br />
Versiegelte Oberflächen nehmen<br />
nämlich Sonnenstrahlung auf und erwärmen<br />
auch die Umgebung. Gleichzeitig<br />
ist durch die dichte Bebauung die Zirkulation<br />
von kühler Luft eingeschränkt,<br />
wodurch die Temperaturen nachts nicht<br />
ausreichend sinken. Zudem gibt es in<br />
vielen Städten nur wenige Grünflächen,<br />
die tagsüber Schatten spenden und die<br />
Temperaturen senken.<br />
Hinzu kommt, dass auch die Industrie<br />
und der Verkehr Abwärme produzieren,<br />
die zur Bildung von Wärmeinseln<br />
beiträgt.<br />
Analysen und Massnahmen<br />
Um herauszufinden, welche Gebiete besonders<br />
stark von übermässiger Hitze<br />
betroffen sind, haben in den vergangenen<br />
Jahren zahlreiche Kantone, Städte<br />
und Gemeinden fundierte Klimaanalysen<br />
durchgeführt. Auf diesen Daten aufbauend,<br />
haben sie eine ganze Reihe von<br />
Massnahmen entwickelt, mit denen sich<br />
das Stadtklima auch künftig in einem<br />
komfortablen Rahmen bewegen soll.<br />
Zu diesen Massnahmen gehören beispielsweise<br />
der Erhalt von sogenannten<br />
Kaltluftkorridoren, in denen nachts kühle<br />
Luft aus der Umgebung zirkuliert, die<br />
Schaffung von mehr Grünflächen, die<br />
Entsiegelung von Böden oder das gezielte<br />
Zurückhalten von Regenwasser,<br />
das bei seiner Verdunstung einen kühlenden<br />
Effekt hat.<br />
Doch nicht nur auf städtebaulicher<br />
Ebene und in den Aussenbereichen kann<br />
man vieles tun, um die Hitzebildung einzudämmen,<br />
sondern auch am Gebäude<br />
selbst. Dabei gilt es einige Punkte zu beachten.<br />
Idealerweise geschieht dies bereits<br />
bei der Planung.<br />
Dämmung und helle Fassadenfarben<br />
Ein Aspekt ist eine gute Dämmung.<br />
Sie schützt im Winter die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner vor Kälte und trägt<br />
im Sommer dazu bei, dass die Wärme<br />
draussen bleibt und sich die Innenräume<br />
nicht zu stark erhitzen.<br />
Auch die Fensterflächen sind entscheidend<br />
für den solaren Wärmeeintrag.<br />
Bei grossen Verglasungen gelangt<br />
bei Sonneneinstrahlung viel Wärme ins<br />
Innere, die im Winter willkommen, im<br />
Sommer aber unerwünscht ist. Ideal<br />
ist daher eine Beschattung mit einem<br />
beweglichen, aussenliegenden Sonnenschutz.<br />
Dieser kann mit einer intelligenten<br />
Steuerung versehen werden, sodass<br />
das System automatisch schliesst, bevor<br />
die Hitze im Raum ist.<br />
Die Farbgebung der Fassade oder<br />
des Dachs hat ebenfalls grossen Einfluss<br />
auf die Hitzebildung. Helle oder<br />
weisse Fassadenmaterialien respektive<br />
-farben wärmen sich deutlich weniger auf<br />
als dunkle, denn sie reflektieren einen<br />
grossen Teil der Sonnenstrahlung.<br />
Die sogenannte Albedo bezeichnet<br />
das Mass für das Rückstrahlvermögen<br />
von Oberflächen: Je heller eine Oberfläche<br />
oder ein Körper, desto grösser ist<br />
die Albedo. Besonders in südlichen Ländern<br />
wird seit Jahrhunderten nach dieser<br />
Erkenntnis gebaut. Es kommt also<br />
nicht von ungefähr, dass eine Vielzahl<br />
der Häuser weiss gestrichen ist. Natürlich<br />
lässt sich diese Tradition nicht 1:1<br />
bei uns anwenden, da sich unsere Baukultur<br />
sowie die klimatischen Bedingungen<br />
von jenen in mediterranen Ländern<br />
unterscheiden. Doch lohnt es sich auf<br />
jeden Fall, bei der Beratung von Bauherrschaften<br />
darauf hinzuweisen, dass helle<br />
Fassadenfarben im Sommer wesentlich<br />
zu komfortablen Innen- und Aussentemperaturen<br />
beitragen.<br />
Was an der Fassade funktioniert, nützt<br />
übrigens auch andernorts: So helfen helle<br />
Bodenbeläge, Pflasterungen oder Spezialfarben<br />
ebenfalls, die Oberflächentemperaturen<br />
bei Hitze tief zu halten.<br />
Vertikal- und Dachbegrünung<br />
Eine andere Möglichkeit, die Hitze zu<br />
mindern, ist die Fassadenbegrünung.<br />
In den vergangenen Jahren wurden im<br />
Ausland und in der Schweiz mehrere<br />
Gebäude mit «vertikalen Wäldern» errichtet.<br />
Solche grünen Fassaden sollen<br />
das Stadtklima in den immer stärker verdichteten<br />
Innenstädten positiv beeinflussen<br />
und darüber hinaus einen Beitrag<br />
zur Biodiversität leisten. Sie dienen zudem<br />
zur Lärmdämmung und verbessern<br />
die Lufthygiene, indem sie Staub filtern.<br />
Grundsätzlich lässt sich zwischen fassadengebundenen<br />
und bodengebundenen<br />
Systemen unterscheiden.<br />
Im Gegensatz zu Fassadensystemen<br />
benötigen bodengebundene Begrünungen<br />
kein Bewässerungssystem,<br />
da die Pflanzen das Wasser aus dem<br />
ENERGETISCHE SANIERUNG 61