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APPLI-TECH 2023<br />
5 Grad Celsius kühlere<br />
Oberflächentemperaturen<br />
dank Begrünung – das<br />
ist das Resultat der<br />
Drohnen messungen am<br />
Hochhaus Aglaya in der<br />
Suurstoffi in Rotkreuz.<br />
(Bild: Roger Frei, Zürich)<br />
Boden beziehen. Welches System sinnvoll<br />
ist und welche Art der Bepflanzung<br />
gewählt wird, hängt von der Art, der<br />
Höhe und der Lage des Gebäudes sowie<br />
den Eigenschaften der Fassade ab.<br />
Ein Beispiel für eine bepflanzte Fassade<br />
ist das Wohnhochhaus Aglaya auf dem<br />
Suurstoffi-Areal beim Bahnhof Risch-Rotkreuz<br />
ZG. «Zug Estates verfolgte mit der<br />
Begrünung das Ziel, auf dem Areal und<br />
in den Wohnungen ein kühleres Klima zu<br />
erreichen sowie einen positiven Effekt<br />
hinsichtlich Artenvielfalt zu erreichen»,<br />
sagt Viola Kempf von Zug Estates.<br />
Das Prinzip funktioniert<br />
Dass das Prinzip in der Praxis funktioniert,<br />
haben Messungen bewiesen: Ein<br />
Team der Hochschule Luzern habe die<br />
Oberflächentemperaturen mit Drohnenflügen<br />
gemessen und festgestellt, dass diese<br />
aufgrund der Begrünung bis zu 5 Grad<br />
Celsius kühler seien, erklärt Kempf. Die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner profitierten<br />
von einer hohen Wohnqualität durch ein<br />
angenehmes Raumklima und einen hochwertigen<br />
Aussenraum.<br />
In Zürich gibt es seit Frühling 2022<br />
ein Beispiel für eine begrünte Fassade<br />
an einem bestehenden Bau. An der<br />
Südfassade des Turms des Stadtspitals<br />
Zürich Triemli wachsen Pflanzen auf<br />
16 Stockwerken. Haben diese ihre gewünschte<br />
Höhe erreicht, werden sie eine<br />
Fläche von 2300 Quadratmetern begrünen<br />
und durch ihren Schatten sowie die<br />
Verdunstung für kühlere Innenraumtemperaturen<br />
sorgen. Die Begrünung des<br />
Triemli-Hochhauses soll laut Stadt Zürich<br />
Signalwirkung für private Grundeigentümer<br />
haben, die mit Förderbeiträgen<br />
rechnen können, wenn sie ihre Liegenschaft<br />
auf Stadtgebiet begrünen.<br />
Grün und Photovoltaik kombinieren<br />
Ebenso wirksam sind begrünte Dächer.<br />
Sie beschatten und speichern Regenwasser,<br />
das sie später durch Verdunstung<br />
an die Umgebung abgeben. Auch<br />
heizen sich die Dächer deutlich weniger<br />
auf: Können auf herkömmlichen<br />
Flachdächern die Temperaturen gemäss<br />
dem Fachverband für Sonnenenergie<br />
Swissolar 80 Grad Celsius erreichen,<br />
steigt sie auf begrünten Dächern kaum<br />
über 35 Grad Celsius. Auf das Raumklima<br />
der darunterliegenden Räume<br />
wirken sich Begrünungen ausgleichend<br />
aus, was Energie für Kühlung respektive<br />
Heizung spart.<br />
Bepflanzte Flachdächer lassen sich<br />
übrigens auch gut mit Solarenergie kombinieren.<br />
Laut Swissolar ist eine Photovoltaikanlage<br />
mit Dachbegrünung sogar<br />
deutlich effizienter als eine ohne Begrünung,<br />
da der Leistungsgrad mit zunehmender<br />
Temperatur sinkt (mehr Informationen<br />
in der Broschüre «Dachbegrünung<br />
und Solarenergieanlagen»).<br />
Ob bei der Farbwahl, durch die Materialisierung<br />
oder durch eine Begrünung<br />
an der Fassade oder auf dem Dach – wer<br />
frühzeitig hitzemindernde Massnahmen<br />
in die Gebäudeplanung integriert, schafft<br />
ideale Voraussetzungen für ein ganzjährig<br />
angenehmes Innenraumklima. ■<br />
62 ENERGETISCHE SANIERUNG