12 Goldkopf | 79 Au Magazin 3 | 21Von MICHAELA ERNSTDas „Wetter“ war schon mal stabiler – sowohl imsprichwörtlichen als auch im übertragenen Sinne.Stand der im Vorjahr veröffentlichte „InGold We Trust-Report“ – der weltweit wichtigste Reportrund um Gold als Anlage – unter dem Schwerpunkt„Vertrauen“, so fokussieren sich in diesem Jahrdie Autoren und Partner der VermögensverwaltungsgesellschaftIncrementum, Ronald-Peter Stöferle (sieheauch Interview) und Mark Valek, auf den „monetärenKlimawandel“ und dessenAuswirkungen auf Gold.Gleich einleitend beschreibendie beiden Analystenden Paradigmenwechsel,der durch die Pandemie unddie politischen Reaktionendarauf ausgelöst wurde.Dazu halten sie fünf wesentlichePunkte fest:n Seit der international geführtenKlimadebatte,aber vor allem seit Corona,begeben sich die Staatender westlichen Weltzunehmend in die Rolleder Big Spender.n Die Verschmelzung vonGeld- und Fiskalpolitiknimmt zu – eine der Folgenist der Vertrauensverlust ins Geld.n … dadurch wird auch die Sicherung der Preisstabilitätaufgeweicht.n In der aktuellen Diskussion und Entwicklung rundum digitale Währungen positionieren sich die digitalenZentralbankwährungen in Opposition zu Bitcoin,Ethereum & Co.n Und es kommt zu einer neuen Frontenbildung derNationen, bei der sich die „Lager“ Nord gegen Südund West- versus Ost-Staaten (Visegrád) herauskristallisieren.Nimmt man all diese Faktoren zusammen, mussman sagen, dass die Zeiten schon einmal gemütlicherwaren: Das Weltgeschehen schippert auf unruhigerSee. Stöferle und Valek verwenden dazu den Begriff„Zozobra“, ein spanischer Ausdruck für ein Schiff, dasknapp davor ist zu kentern.Eine der Folgen der vielschichtigen Veränderungenund Unsicherheiten, die wir gerade durchlaufen undvon der auch die breite Bevölkerung unmittelbar betroffenist, ist die Anhebung des Vermögens- und Konsumentenpreisniveaus.Unter Ersterem versteht manden zu entrichtenden Kaufpreis beziehungsweise dasEntgelt für Vermögenswerte wie Immobilien oder Fi-KLIMA-WANDELNicht nur im ökologischen, auch immonetären Sinn sind Umdenken undbedachtes, aber rasches Agieren gefragt. Der„In Gold We Trust-Report 2021“ fasst dieaktuelle, finanzpolitische Großwetterlagezusammen: Steigende Inflation und niedrigeZinsen sollen Gold in neue Höhen führen.Ronald-Peter Stöferle, Co-Autor der Studie,ist überzeugt: Wir befinden uns am Anfangdes „goldenen“ Jahrzehnts. Wer also an dieZukunft glaubt, sollte in Gold investieren!nanzaktiva. Zweiteres misst die Preisentwicklung derfür die privaten Haushalte bedeutsamen Waren undDienstleistungen. Letzteres wird meist als Inflation bezeichnetund diese Inflation erlebt derzeit eine Renaissance– das allgemeine Preisniveau einer Ökonomielegt über einen bestimmten Zeitraum beständig zu.Steigt jedoch das allgemeine Preisniveau, kann jederum sein Geld weniger Güter und Dienstleistungen kaufen.Das sei ein guter Rückenwind für Gold, wieStöferle ausführt: „In unseremGoldreport zeigen wir statistischauf, dass Gold in Zeitenvon negativen Realzinsen seinbestes Umfeld vorfindet. Aufgrundvon Corona und desmittlerweile erreichten Schuldenniveausist diese Thesenoch stärker ausgeprägt.“Konkret bedeutet dies: Befördertwurde (und wird) dieseSituation einerseits durchdie globale Wirtschaftskrise,die Corona auslöste, andererseitsdurch die Tatsache, dasswestliche Staaten auch schondavor immer mehr Geld in ihreÖkonomien hineinpumpten.Zu Förderungen rund um dasThema CO2-Reduktion kamennun Corona-Rettungspakete, die das Schlimmste verhindernsollten. Dazu meinen Stöferle und Valek, dassdie stark angestiegene Geldmenge und die Erhöhungder Umlaufgeschwindigkeit des Geldes den Anstieg derInflation begünstigen. Außerdem deute die Veränderungder Geldpolitik der Zentralbanken durch die „Verwässerungdes derzeitigen Inflationsziels auf künftighö here Inflationsraten“ hin. Eine höhere Inflation führtaber zu niedrigen Realzinsen, was wiederum auf denGoldpreis positive Auswirkungen hat.Ein weiterer Aspekt einer hohen Staatsverschuldungist, dass sie signifikante Zinserhöhungen unmöglichmacht, da die Staatsschulden sonst kaum zurückzuzahlenwären. Zieht nun die Inflation weiter an, könnendie Staaten jedoch durch eine negative Realverzinsungihre Schulden deutlich reduzieren. In der jüngerenGeschichte wurde diese Politik schon einmalerfolgreich praktiziert: Nach dem Zweiten Weltkrieggelang es den USA, Frankreich und England auf dieseArt, ihre Staatsverschuldung abzubauen. Es ist daherdavon auszugehen, dass nach den erheblichen Finanzspritzender letzten Zeit von den Staaten nun eine ähnlichePolitik umgesetzt wird.In solch einer Gemengelage lautet das allgemeine
Fotos: Rene Prohaska /VGN