Alster 05/2023

LOCAL PEOPLE
ENGLAND & SCHOTTLAND RUND
Der Hamburger Fotograf und Autor Christian Irrgang war wieder segeln. Statt Ostsee hieß es
aber diesmal Nordsee und das sogar eine ganz schöne Strecke lang – einmal rund um England und
Schottland. Über den Törn hat der 66-Jährige ein Buch geschrieben, sein drittes Segelbuch.
Alle Fotos: © Christian Irrgang
Alster Magazin: Warum England und Schottland, da ist es doch
immer kalt und abweisend, mit viel Regen und wenig Sonne?
Christian Irrgang: Ich war schon oft in England und Schottland. Aber
immer nur an Land. Aber weil mir die Küste und inländischen Gewässer so
gut gefielen, dachte ich jedesmal, hier muss ich
mal hinsegeln. 1984 hat sich ein Freund von mir
ein Boot gekauft und wir haben uns gesagt, eines
Tages segeln wir nach Schottland. Dazu ist es nie
gekommen. Aber die Idee blieb, allerdings der
Respekt vor den Gezeiten und der Strömung dort
auch. Eigentlich wollte ich die Tour schon 2020
realisieren, aber dann kam Corona. Jetzt passte es
viel besser, ich habe inzwischen ein eigenes Boot
und bin nicht mehr im Arbeitsalter, hatte also viel
mehr Zeit es entspannt anzugehen. Genau wie die
meisten meiner Mitsegler. Gesegelt bin ich immer
zu zweit, teils aber auch alleine.
Und den Respekt vor den Gezeiten und der
Strömung, hattest du ihn zurecht?
Ja. Ich habe zwar auch jetzt immer noch Respekt,
aber keine Angst mehr. Man kann lernen, damit
umzugehen. Aus diesem Grund hatte ich auf
meinem ersten Törn von Brunsbüttel nach Holland
jemand mit Erfahrung für die Bedingungen an Bord.
30 | ALSTER
Nur Regen? Klischee - der Wettergott meinte es
gut mit Christian Irrgang.
Er hat es mir gezeigt. Und noch mal zum Wetter ... das war einfach klasse.
Ich hatte überwiegend schönes Wetter. Natürlich auch mal eine ordentliche
Mütze Wind und Regen, aber wenn man auf den Wetterbericht achtet ist
alles okay. Und was man gar nicht glauben mag, der
Norden Britanniens ist ein Leichtwindgebiet. Ich hatte
es gelesen und die passenden Segel eingepackt.
Jetzt ein Fragenklassiker, der aber gestellt
werden muss ... was war am Schönsten?
Von der Örtlichkeit und Landschaft her auf jeden Fall
die Scilly Inseln. (Überlegt) Aber eigentlich das Ganze
und im Endeffekt die Tatsache, es gemacht zu haben.
Und stellt sich natürlich immer die berühmte Frage
unter Seglern - war der größte Reiz das Segeln oder
das Ankommen. Beides ist für sich schön - die Frage
kann man nicht beantworten. Aber klar ist, man freut
sich irgendwann - vor allem nach einer fünfmonatigen
Tour - auf sein Zuhause. Vor allem auf sein
eigenes Bett. Noch mehr allerdings auf sein eigenes
Badezimmer. Die Sanitäranlagen in den Häfen sind
mal so und mal so …
Gab es denn einen Zeitpunkt, an dem du den
Törn bereut hast?
Auch nicht in nur einem Moment. Ich habe so viel
Schönes erlebt. Aber wie eben gesagt, es ist normal