11.05.2023 Aufrufe

BS 05-2023

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>05</strong><br />

<strong>2023</strong><br />

SCHIFFFAHRT<br />

Länder wollen mehr<br />

Ausbau-Tempo am Rhein 8<br />

TECHNIK<br />

Gorinchem: Drei Tage<br />

volles Messe-Programm 34<br />

HÄFEN<br />

duisport-Gruppe<br />

zeigt sich krisenfest 42<br />

9770939 191001<br />

<strong>05</strong><br />

Mai <strong>2023</strong> | 78. Jahrgang<br />

ISSN 0939–1916 | C 4397 D | € 10,50<br />

www.binnenschifffahrt-online.de


The most<br />

modern fleet,<br />

shaping a<br />

sustainable<br />

future<br />

Demonstration is in -<br />

here the employees of<br />

the technical department<br />

of GEFO in front of M/T<br />

“Traviata” after the<br />

new classification.<br />

Slim high-rising bow, bow<br />

bulge like a whale to reduce<br />

fuel consumption and<br />

reduce exhaust gases,<br />

14 stainless steel tanks.<br />

One tanker of the fleet of 150 tankers belonging to GEFO.<br />

26 new buildings to reduce pollutant emissions.<br />

<br />

<br />

Which tanker will sail for you?<br />

www.gefo.com


DIESEL<br />

SAUBER, LEISE<br />

ZUKUNFTSFÄHIG<br />

<br />

<br />

<br />

Seit 30 Jahren<br />

Ihr zuverlässiger<br />

Partner für<br />

Rußpartikelfilter,<br />

SCR-Systeme und<br />

Schalldämpfer<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

STL:<br />

Personenschiffe<br />

Frachtschiffe<br />

Behördenschiffe<br />

Besuchen<br />

Sie uns:<br />

Stand G116<br />

TEHAG GmbH<br />

Gutenbergstraße 42<br />

D-47443 Moers<br />

Telefon +49 2841 887850<br />

info@tehag.de<br />

www.tehag.com


INHALT<br />

<strong>05</strong> <strong>2023</strong><br />

22<br />

34<br />

3 EDITORIAL<br />

3 – Verkehrspolitik aus Schilda<br />

5 PERSONALIEN<br />

6 NACHRICHTEN<br />

8 SCHIFFFAHRT<br />

8 – Verkehrskonferenz: Länder wollen mehr Tempo<br />

am Rhein<br />

10 – Weniger Ladung auf dem Wasser<br />

14 SC HIFFSTEC HNIK<br />

14 –Verschwinden kleine Schiffe wegen der ZKR?<br />

16 – Werft Bolle: Schiffe drehen leise auf dem Teller<br />

19 – HGK tauft Chemietanker – maßgeschneidert<br />

und zukunftsweisend<br />

20 – Limmat-Boote: Elektro ersetzt Diesel<br />

22 – Werft Malz: Hybridschiff sorgt für Premiere<br />

24 – Neue Ruhrorter Schiffswerft:<br />

Neu aufgestellt in die Zukunft<br />

26 – Ein Tanker mit italienischer Klasse<br />

28 – Abgasreinigung für zwei »saubere« Schwestern<br />

30 – EST-Floattech: Neue Batterie-Serie mit Klasse<br />

31 – Drei Fragen an:<br />

Josefin Klindt, Sales Account Manager<br />

»10 MWh in diesem Jahr in den Markt gebracht«<br />

32 – Reintjes: Einweihungsparty mit Kicker-Turnier<br />

33 – Ineratec baut Pilotanlage für e-Fuels<br />

34 – Maritime Industry: Drei Tage volles Programm<br />

38 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

38 – Antwerpen: Drohnen kontrollieren aus der Luft<br />

38 – Rotterdam: Einbußen im Containerumschlag<br />

39 – Acht neue Carrier für weniger Emissionen<br />

39 – Schwerlastlogistiker treffen sich in Rostock<br />

40 – Huesker: Mit Betonmatten gegen Erosion<br />

42 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

42 – Duisport-Gruppe zeigt sich krisenfest<br />

44 – Emmerich erweitert Kapazitäten<br />

46 – Donauschifffahrt spürt Verwerfungen<br />

48 – Westdeutsches Kanalnetz: Neue Ladesäulen<br />

49 – Hallen-Recycling am Birsterminal<br />

50 RECHT<br />

50 – Ruderversagen und Kollisionsverhütungsregeln<br />

53 BUYER’S GUIDE<br />

58 BDS<br />

58 – Windkraftanlagen auf die Wasserstraße<br />

59 IMPRESSUM<br />

Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />

Verein für europäische<br />

Binnenschifffahrt und<br />

Wasserstraßen e.V.<br />

4 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


PERSONALIEN<br />

DVF: Heiner Dettmer ist in das Präsidium<br />

des Deutschen Verkehrs-Forums<br />

(DVF) gewählt worden.<br />

Ebenfalls neu<br />

im Gremium sind<br />

Fabian Amini, Geschäftsführer<br />

bei der<br />

Go-Ahead Verkehrsgesellschaft<br />

Deutschland,<br />

und Berthold<br />

Huber, Infrastrukturvorstand<br />

der Deutschen Bahn. Das<br />

DVF sieht sich als verkehrsträgerübergreifende<br />

Wirtschaftsvereinigung des<br />

Personen- und Güterverkehrs in Europa.<br />

WIEN HOLDING: Kurt Gollowitzer<br />

ist als Geschäftsführer der Wien Holding<br />

für weitere fünf Jahre<br />

im Amt bestätigt worden.<br />

Er setzte sich in<br />

einer Ausschreibung<br />

gegen sechs Mitbewerber<br />

durch. Er<br />

führt das Unternehmen<br />

gemeinsam mit<br />

Sigrid Oblak und<br />

Oliver Stribl. Gollowitzer ist zuständig für<br />

die Geschäftsbereiche »Kultur- und Veranstaltungsmanagement«<br />

sowie »Logistik<br />

und Mobilität«.<br />

Personalie des Monats: Nina Luig übernimmt Chefposten bei der KD<br />

KD: Nina Luig ist als Nachfolgerin von Achim Schloemer zur neuen Geschäftsführerin<br />

der Fahrgastreederei Köln Düsseldorfer (KD) berufen worden. Die gebürtige<br />

Kölnerin beginnt am 1. Juni. In ihre Verantwortung fallen künftig die Bereiche<br />

Vertrieb, Operations, Marketing und Kommunikation. Zugleich wird sie Sprecherin<br />

der Geschäftsführung. Luig ist derzeit als stellvertretende Hoteldirektorin im<br />

Hyatt Regency Hotel in Düsseldorf tätig und verfügt den Angaben zufolge über<br />

langjährige Erfahrung in der internationalen Dienstleistungsbranche. Die operativen<br />

Geschäfte der KD bleiben bis zum Amtsantritt von Luig in den Händen der<br />

Geschäftsführer Jelle van der Steeg und Thomas Günther. Die aktuelle Geschäftsleitung<br />

will am 27. April zum Saisonauftakt weitere Neuigkeiten für <strong>2023</strong> bekanntgeben,<br />

teilte die KD mit.<br />

KOMBIVERKEHR: Heiko Krebs ist<br />

in die Geschäftsführung der Kombiverkehr<br />

KG aufgestiegen.<br />

Der 56-Jährige<br />

tritt die Nachfolge<br />

von Alexander Ochs<br />

an und führt das Unternehmen<br />

künftig<br />

gemeinsam mit Armin<br />

Riedl. Zuvor<br />

war Krebs Prokurist<br />

und Leiter des Bereichs Produktion. Er<br />

ist ausgebildeter Betriebseisenbahner bei<br />

der Deutschen Reichsbahn. Von 1986 bis<br />

1991 studierte er Verkehrsingenieurswesen<br />

in Dresden.<br />

JASTRAM: Mark Niedostatek ist seit<br />

dem 1. April neuer Geschäftsführer bei<br />

Jastram mit Sitz in<br />

Hamburg. Er folgt in<br />

dieser Position auf<br />

Niels A. Lange. Niedostatek<br />

ist studierter<br />

Maschinenbauer. Zuvor<br />

war er sechs Jahre<br />

in verschiedenen Positionen<br />

bei SKF Marine<br />

tätig, zuletzt als Executive Manager<br />

Stabilizer Product Line. »Ich freue mich<br />

drauf, die Tradition des Unternehmens<br />

fortzuführen und Jastram zukunftsfähig<br />

aufzustellen«, so Niedostatek.<br />

VDV: Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende<br />

der DB Cargo, vertritt<br />

ab sofort die Deutsche<br />

Bahn und zusammen<br />

mit VDV-<br />

Vizepräsident Joachim<br />

Berends den<br />

Schienengüterverkehr<br />

im Vorstand des<br />

Verbandes Deutscher<br />

Verkehrsunternehmen<br />

(VDV). Die 54-Jährige folgt auf DB-<br />

Vorstand Berthold Huber. »Wenn wir die<br />

verkehrspolitischen Ziele im Klimaschutz<br />

bis 2030 umsetzen wollen, dann geht das<br />

nur gemeinsam«, so Nikutta.<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

5


NACHRICHTEN<br />

<strong>BS</strong>B<br />

»Insel Mainau« startet in ihre erste Saison<br />

Das erste vollelektrisch betriebene Schiff<br />

der Bodensee-Schiffsbetriebe (<strong>BS</strong>B) – die<br />

»Insel Mainau« – hat ihren Betrieb aufgenommen.<br />

Bis Mitte Oktober ist das Fahrgastschiff<br />

auf der Strecke zwischen der namensgebenden<br />

Insel Mainau, Unteruhldingen<br />

und Meersburg im Einsatz. »Unsere<br />

Fahrgäste erwartet ein markantes und<br />

© <strong>BS</strong>B<br />

modernes Schiff mit einem ganz neuen<br />

Fahrgefühl«, so Geschäftsführer Frank<br />

Weber. Dank des vollelektrischen Antriebs<br />

fallen die sonst üblichen Motorengeräusche<br />

weg, sodass der Katamaran leise<br />

über den Bodensee gleitet.<br />

Die »Insel Mainau« bietet Platz für 300<br />

Fahrgäste. An Bord steht ihnen unter anderem<br />

ein überdachtes Freideck zur Verfügung,<br />

auf dem sich Solarzellen befinden.<br />

Die Solaranlage bietet bei sonnigem<br />

Wetter bis zu 20 % des benötigten Energiebedarfs.<br />

Bei der »Insel Mainau« handelt es sich<br />

den Angaben zufolge um das erste vollelektrisch<br />

betriebene Schiff der <strong>BS</strong>B. Es<br />

ist laut dem Betreiber auch das erste auf<br />

dem Bodensee. Die Taufe der »Insel<br />

Mainau« hatte im Juli letzten Jahres stattgefunden.<br />

Ȇber den Winter haben wir<br />

noch ein paar Optimierungen am Schiff<br />

vorgenommen und auch die Anlegesituation<br />

an der Insel Mainau verbessert. Jetzt<br />

freuen wir uns, dass unser neues Flottenmitglied<br />

in seine erste richtige Saison<br />

startet«, sagt Christoph Witte, Mitglied<br />

der Geschäftsführung der <strong>BS</strong>B.<br />

In der Nebensaison (von Saisonbeginn<br />

bis 17. Mai und vom 4. bis 15. Oktober)<br />

fährt das E-Schiff »Insel Mainau« täglich<br />

zwischen Unteruhldingen und der Insel<br />

Mainau hin und her. In der Hauptsaison<br />

(vom 18. Mai bis 3. Oktober) wird auch<br />

Meersburg angesteuert.<br />

<br />

LINZER HAFEN<br />

Neuer Zug nach Antwerpen<br />

Mit der neuen Zugverbindung besteht erstmalig eine direkte Shuttle-<br />

Anbindung zwischen dem Linzer Hafen an der Donau und<br />

Antwerpen. Der Linzer Hafen fungiert dabei laut eigenen Angaben<br />

als neutrale und nachhaltige Logistikdrehscheibe für Gewerbe und<br />

Industrie im oberösterreichischen Zentralraum. Die Nachhaltigkeit<br />

ergebe sich aufgrund der kompletten Elektrifizierung des Linzer<br />

Terminals, so der Hafen. Die Koordination des Shuttleverkehrs<br />

erfolgt durch den Operator Medlog Austria GmbH. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

(EVU) auf österreichischer Strecke ist<br />

die LTE Austria. Die LTE Austria ist das erste EVU, das seine Züge<br />

vollelektrisch im Linzer Containerterminal abwickelt.<br />

<br />

RAUTENKRANZBRÜCKE<br />

Abbrucharbeiten während Sperrung<br />

Am Spree-Oder-Kanal kurz vor Eisenhüttenstadt wird die Rautenkranzbrücke<br />

erneuert. Für den Abbruch der alten Brücke wurde eine<br />

aktuelle Schiffssperrung genutzt. Wie das Wasserstraßen-Neubauamt<br />

Berlin mitteilte, war der Oder-Havel-Kanal wegen einer Havarie<br />

an einer in Privateigentum stehenden Brücke in Fürstenwalde/<br />

Spree gesperrt. In Absprache mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt<br />

Spree-Havel hat das WNA Berlin diese genutzt, um die<br />

alte Rautenkranzbrücke unter Sperrung des Schiffsverkehrs zurückzubauen.<br />

Das WNA Berlin ersetzt die Straßenbrücke mit einer<br />

Investition von 4,1 Mio. €. Diese führt über den Oder-Spree-Kanal<br />

bei Spree-Oder-Wasserstraße km 114,57.<br />

<br />

Werft Malz GmbH<br />

Die Adresse am Oder-Havel-Kanal für:<br />

• Schiffbau: Instandsetzung und Reparatur<br />

• Lieferung von Ersatzteilen für GOTHA ZG 52 Getriebe<br />

• Schweißzulassung: GL / DIN 1090<br />

• 3-lagige Slipananlage bis 67 m<br />

• eigene Tischlerei<br />

• mechanische Fertigung von Maschinenbauteilen<br />

• Stahl- und Aluminiumkonstruktionen<br />

An der Schleuse 7 | 16515 Oranienburg | www.werft-malz.de<br />

6 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


NACHRICHTEN<br />

VEREINBARUNG MIT HYDROGENIOUS LOHC<br />

HGK Shipping will erstes Wasserstoff-Schiff bauen<br />

Europas größte Binnenschifffahrtsreederei<br />

HGK Shipping und die Unternehmen<br />

Hydrogenious LOHC Maritime und<br />

Hydrogenious LOHC Technologies wollen<br />

gemeinsam ein Binnentanker bauen,<br />

der sowohl Wasserstoff transportieren als<br />

auch als Energieträger für den Betrieb einer<br />

Brennstoffzelle verwenden kann. In<br />

Köln wurde jetzt eine Absichtserklärung<br />

unterzeichnet.<br />

Ziel ist es demnach, Wasserstoff für die<br />

Binnenschifffahrt flächendeckend verfügbar<br />

zu machen. Die Basis bildet Wasserstoff,<br />

der in einem flüssigen Träger<br />

(LOHC – liquid-organic hydrogen carrier)<br />

gebunden ist. Bis zum Jahr 2028<br />

wollen die Partner ein Demonstratorschiff<br />

entwickeln und in Betrieb<br />

nehmen, dessen Antriebseinheiten mit<br />

einer Brennstoffzelle angetrieben werden,<br />

die über aus dem LOHC gelösten<br />

Wasserstoff mit Energie gespeist wird.<br />

Der Startschuss für das Projekt »Hy-<br />

Barge« soll 2024 erfolgen. Neben den Experten<br />

der HGK Shipping werden die<br />

Konzeptentwickler der Hydrogenious<br />

LOHC Maritime und der Hydrogenious<br />

LOHC Technologies beteiligt sein. Letztere<br />

sammeln aktuell Erfahrungen zur<br />

emissionsfeien Anwendung der LOHC-<br />

Technologie in der Seeschifffahrt, die sie<br />

im Rahmen des Projektes auf die Binnenschifffahrt<br />

übertragen werden.<br />

Daniel Teichmann( li., Hydrogenious LOHC) und Steffen Bauer (HGK Shipping) unterzeichnen das MoU<br />

Grüner Wasserstoff wird als Schlüsselelement<br />

zur Dekarbonisierung der<br />

Schifffahrt gehandelt. Bisher nicht Teil<br />

des MoU, aber in einem weiteren Schritt<br />

denkbar ist es, mit dem Demonstratorschiff<br />

auch LOHC-Transporte auf<br />

der Wasserstraße zu testen.<br />

Bei dem von Hydrogenious verwendeten<br />

LOHC handelt es sich um Benzyltoluol<br />

– ein Thermalöl, welches<br />

schwer entflammbar und nicht-explosiv<br />

sowie in seinem Gefahrenpotenzial so<br />

niedrig wie Diesel ist. Das mit Wasserstoff<br />

angereicherte Trägeröl kann unter<br />

normalen Umgebungsbedingungen und<br />

mit einer vorteilhaften Speicherdichte gelagert<br />

werden, heißt es.<br />

Steffen Bauer, CEO HGK Shipping:<br />

»Für die klimaneutrale Binnenschifffahrt<br />

könnte die Umsetzung des Demonstratorschiffes<br />

mehr als nur ein Meilenstein<br />

sein – ebenso für die Industrie, die<br />

bei der Dekarbonisierung auf Energieträger<br />

wie Wasserstoff angewiesen ist.« Es<br />

werde keine spezielle Tanktechnologie<br />

benötigt, so dass LOHC mit der vorhandenen<br />

Infrastruktur zu Land und zu<br />

Wasser verfügbar gemacht werden kann.<br />

Das »entladene« Trägermedium Benzyltoluol<br />

kann in einem nachgelagerten chemischen<br />

Prozess in der stationären<br />

LOHC-Infrastruktur (Einspeicher- und<br />

Freisetzungsanlagen) wieder mit Wasserstoff<br />

angereichert werden.<br />

<br />

© HGK Shipping / Hydrogenious LOHC<br />

Dein Partner für<br />

Bunker-Service<br />

Betriebs- und Schmierstoffe für den<br />

sicheren Betrieb Deiner Flotte.<br />

Infos unter:<br />

Tel. +49 40 53798470<br />

hoyer-marine.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

7


SCHIFFFAHRT<br />

Länder wollen mehr Tempo am Rhein<br />

Schulterschluss in Mannheim: Vier Verkehrsminister haben sich bei der diesjährigen<br />

Länderkonferenz Rhein für ein deutlich höheres Tempo beim Ausbau der wichtigen<br />

Wasserstraße zugunsten der Binnenschifffahrt ausgesprochen<br />

Welche Auswirkung große Trockenheit auf die Schiffbarkeit<br />

des Rheins hat, ist im Sommer 2022 einmal mehr drastisch<br />

zu Tage getreten. Durch den Klimawandel, aber auch durch den<br />

mangelhaften Zustand der Bundeswasserstraßen werden solche<br />

Ereignisse zunehmend die Lieferketten entlang Deutschlands<br />

wichtigster Wasserstraße gefährden, wenn nicht zeitnah mit einem<br />

maßvollen Ausbau gegengesteuert wird.<br />

Mit Unterzeichnung der fortgeschriebenen »Düsseldorfer Liste«<br />

machten die Verkehrsminister Winfried Hermann (Baden-<br />

Württemberg), Tarek Al-Wazir (Hessen), Oliver Krischer (Nordrhein-Westfalen)<br />

und Daniela Schmitt (Rheinland-Pfalz) am<br />

Donnerstag in Mannheim deutlich: Für die Stärkung der klimaschonenden<br />

Binnenschifffahrt ist höchste Eile geboten.<br />

Die ebenfalls von Minister Christian Bernreiter (Bayern) mitunterzeichnete<br />

Liste enthält 30 dringend erforderliche Infrastrukturprojekte<br />

zur Stärkung des wichtigen Transportwegs zu<br />

Wasser, der Binnenhäfen und der begleitenden Infrastruktur. Im<br />

Vergleich zur ersten Liste, die vor rund zehn Jahren unterzeichnet<br />

wurde, konnten acht Projekte gestrichen werden. 27 wichtige<br />

Projekte sind hingegen unverändert enthalten, darunter alle Wasserstraßenprojekte.<br />

Zur Länderkonferenz Rhein <strong>2023</strong> sind am Donnerstag rund<br />

120 Expertinnen, Experten und ihre Gäste im Barockschloss<br />

Mannheim zusammengekommen, um sich über künftige Herausforderungen<br />

der Binnenwasserstraßen sowie mögliche Lösungsansätze<br />

auszutauschen.<br />

Die Länderkonferenz Rhein wurde 2013 von den Rheinanrainer-Bundesländern<br />

ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Bedeutung<br />

und die Belange der Schifffahrt im Rheinstromgebiet als klimafreundliche<br />

und sozialverträgliche Transportalternative auf<br />

Bundesebene stärker hervorzuheben. Zudem soll die Ausrichtung<br />

der Güterverkehrsströme auf die belgischen und niederländischen<br />

Seehäfen in der Verkehrspolitik mehr Gewicht bekommen.<br />

Als Binnenländer sind Baden-Württemberg, Bayern,<br />

Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für den Imund<br />

Export von Waren und Rohstoffen auf den Zugang zum<br />

Meer über krisenfeste Wasserstraßen dringend angewiesen.<br />

»Nur wenn es gelingt, die Bundeswasserstraßen und<br />

die umgebende Verkehrsinfrastruktur zu stärken,<br />

werden wir die Verkehrsanteile der<br />

Binnenschifffahrt systematisch steigern können.<br />

Es muss endlich auf Bundesebene gehandelt werden,<br />

damit für den Industriestandort Deutschland auch<br />

künftig leistungsfähige und klimagerechte<br />

Bundeswasserstraßen und Binnenhäfen zur<br />

Verfügung stehen«<br />

Winfried Hermann<br />

Verkehrsminister in Baden-Württemberg<br />

und Gastgeber der Länderkonferenz Rhein<br />

Mehr Infos unter<br />

+352 661 566 000<br />

valentin.mikyta@tmlg.eu<br />

8 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

Als entscheidend gilt die Fahrrinnenanpassung am Mittelrhein,<br />

die auf einer Strecke von rund 50 km punktuell um 20 cm<br />

auf 2,10 m vertieft und damit an die Fahrwasserverhältnisse<br />

ober- und unterhalb von St. Goar und Wiesbaden angeglichen<br />

werden soll. Ebenfalls auf der Liste stehen Straßen- und Schienenprojekte<br />

zur Stärkung der Binnenhäfen. Deshalb sind unter<br />

anderem eine »leistungsfähige Rheinquerung Wörth-Karlsruhe«<br />

oder die Fortführung der Betuwe-Linie zwischen Emmerich und<br />

Oberhausen aufgeführt.<br />

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB)<br />

hatte bereits im Vorfeld der Konferenz bekräftigt: »Die Engpassbeseitigung<br />

am Mittelrhein ist eines der wichtigsten Projekte im<br />

Bundesverkehrswegeplan.« Der Hintergrund laut BDB: Die<br />

Großindustrie, etwa aus dem Stahl-, Chemie-, Kraftwerks- und<br />

Mineralölsektor, habe ihre Logistik maßgeblich auf die Güter-


SCHIFFFAHRT<br />

schifffahrt längs des Rheins ausgerichtet,<br />

wo rund 80 % des wasserseitigen Gütertransports<br />

stattfinde.<br />

Davon profitiere auch der Endverbraucher<br />

in Baden-Württemberg, etwa beim<br />

Transport von Fertigwaren in Containern<br />

oder bei der Lieferung von Benzin,<br />

Diesel und Heizöl. Der Rhein stehe damit<br />

im öffentlichen Interesse und diene der<br />

Versorgungssicherheit Deutschlands.<br />

BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen:<br />

»Alle Instrumente für ein schnelleres Planen<br />

und Genehmigen sollten auch im<br />

Wasserstraßenbereich genutzt werden.<br />

Der am Vortag der Rhein-Konferenz<br />

vom Bundeskabinett in Berlin beschlossene<br />

Entwurf eines Genehmi -<br />

gungsbeschleunigungsgesetzes bietet die<br />

Möglichkeit, Planfeststellungsverfahren<br />

zu erleichtern und den Bau wichtiger<br />

Infrastruk turmaßnahmen zu beschleunigen.<br />

Wasserstraßen-Projekte wurden dabei,<br />

anders als Vorhaben auf Straße und<br />

Schiene, bislang nicht berücksichtigt.<br />

Länder machen Druck<br />

Mindestens die Fahrrinnenanpassung im<br />

Mittelrhein soll nun nach der Willen der<br />

Länder-Verkehrsminister ebenfalls in<br />

diesem Gesetzaufgenommen werden.<br />

Die bisherige Zeitplanung sieht ein Ende<br />

des Ausbau Anfang der 2030er Jahre vor.<br />

Angesichts der jüngsten Ausklammerung<br />

der Binnenschifffahrt befürchten Verbände<br />

und Landespolitiker sogar noch<br />

weitere Verzögerungen.<br />

Konferenz-Gastgeber, Baden-Würt -<br />

tembergs Verkehrsminister Winfried<br />

Hermann erklärte in Mannheim: »Nur<br />

wenn es gelingt, die Bundeswasserstraßen<br />

und die umgebende Verkehrsinfrastruktur<br />

zu stärken, werden wir die<br />

Verkehrsanteile der Binnenschifffahrt<br />

systematisch steigern können.«<br />

Der Grünen-Politiker argumentiert<br />

dabei explizit mit dem Klimaschutz:<br />

»Wie wichtig es ist, dieses Ziel zu erreichen,<br />

zeigen uns die wahrnehmbaren<br />

Folgen der Klimakrise immer deutlicher.«<br />

Nach Angaben des Umweltbundesamts<br />

werden von Gütermotorschiffen<br />

nur 32 g Treibhausgase je<br />

tkm (Tonnenkilometer) ausgestoßen. Mit<br />

dem Lkw sind es 103 g/tkm. Die Binnenschifffahrt<br />

ist zudem, verglichen mit<br />

Straße und Schiene, auch der wirtschaftlichste<br />

Verkehrsträger. Demnach<br />

werden für 100 tkm etwa 1,3 l Diesel verbaucht.<br />

Bei der Bahn sind es etwa 1,7 l<br />

und beim Lkw rund 4,1 l.<br />

RD<br />

PROJEKTE DER DÜSSELDORFER LISTE<br />

WASSERSTRASSEN<br />

Brückenanhebungen im Kanalnetz für den durchgängigen zweilagigen,<br />

wenn möglich dreilagigen Containerverkehr<br />

eine durchgängige Befahrbarkeit des westdeutschen Kanalnetzes mit Großmotorgüterschiffen<br />

Sicherstellung der Fahrrinnentiefe von 2,80 Metern auf dem Rhein stromaufwärts bis Stürzelberg<br />

Erhöhung der Fahrrinnentiefe auf dem Rhein im Streckenabschnitt zwischen Mainz / Wiesbaden<br />

und St. Goar von 1,90 m auf 2,10 m<br />

Erhöhung der Fahrrinnentiefe von Aschaffenburg bis Mündung Rhein<br />

Bau der zweiten Schleusenkammer an den zehn deutschen Moselschleusen<br />

Wasserseitige Anbindung der Binnenhäfen verbessern<br />

Anhebung von Eisenbahnbrücken<br />

Sukzessive Erneuerung der Mainschleusen<br />

Erneuerung und Verlängerung der Neckarschleusen für das 135-Meter-Schiff<br />

STRASSE<br />

Sechsspuriger Ausbau der A 57 zwischen Kreuz Meerbusch und dem Kreuz Kamp-Lintfort<br />

B 37 / B 44 Ersatzneubau der Hochstraße-Nord und Süd in Ludwigshafen<br />

Leistungsfähige Rheinquerung Wörth-Karlsruhe<br />

Ersatzneubau Ehranger Brücke (A 64a)<br />

B 47, OU Lampertheim/ Rosengarten<br />

B 47, vierstreifiger Ausbau der OU Bürstadt<br />

A 5 AK Heidelberg – AK Walldorf<br />

SCHIENE<br />

Ausbau des dritten Gleises in Fortführung der Betuwe-Linie zwischen Emmerich und Oberhausen<br />

(A<strong>BS</strong> 46/2)<br />

Ausbau und Beseitigung der Engpässe auf der Strecke Grenze NL/D–Kaldenkirchen–<br />

Viersen/Rheydt – Rheydt/Odenkirchen (Teil der Rhein-Ruhr-Rail Connection (3RX))<br />

Leistungssteigerung des Bahnknoten Köln<br />

Sukzessiver Ausbau auf drei Gleistrassen zwischen Aachen und Düren und<br />

Beseitigung weiterer Engpässe bis Köln<br />

Elektrifizierung der Bahnstrecken Hof-Regensburg und Hof- Nürnberg<br />

A<strong>BS</strong> Stuttgart-Singen-Grenze Deutschland/Schweiz<br />

A<strong>BS</strong>/N<strong>BS</strong> Karlsruhe-Offenburg-Freiburg-Basel Rheintalbahn)<br />

A<strong>BS</strong> Kehl-Appenweier<br />

N<strong>BS</strong> Rhein/Main-Rhein/Neckar<br />

N<strong>BS</strong> Mannheim-Karlsruhe<br />

Eisenbahnknoten Mannheim<br />

Elektrifizierung der Bahnstrecken Hof-Regensburg und Hof- Nürnberg<br />

Elektrifizierung Nürnberg – Marktredwitz – Schirnding Grenze D/CZ<br />

Alternative Güterzugstrecke zur Entlastung des Rheintals<br />

A<strong>BS</strong> Stuttgart-Singen-Grenze Deutschland/Schweiz<br />

A<strong>BS</strong>/N<strong>BS</strong> Karlsruhe-Offenburg-Freiburg-Basel Rheintalbahn)<br />

A<strong>BS</strong> Kehl-Appenweier<br />

N<strong>BS</strong> Rhein/Main-Rhein/Neckar<br />

N<strong>BS</strong> Mannheim-Karlsruhe<br />

Eisenbahnknoten Mannheim<br />

BINNENLAND<br />

NRW<br />

NRW<br />

NRW<br />

RP / HE<br />

HE / BY<br />

BW - B aden-Württemberg, BY - Bayern, HE - Hessen, NRW - Nordrhein-Westfalen, RP - Rheinland-Pfalz<br />

RP<br />

BY<br />

BY<br />

BY / HE<br />

BW<br />

NRW<br />

RP<br />

RP / BW<br />

RP<br />

HE<br />

HE<br />

BW<br />

NRW<br />

NRW<br />

NRW<br />

NRW<br />

BY<br />

BW<br />

BW<br />

BW<br />

HE / BW<br />

BW / RP<br />

BW<br />

BY<br />

BY<br />

RP / HE / BW / NRW<br />

BW<br />

BW<br />

BW<br />

HE / BW<br />

BW / RP<br />

BW<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

9


SCHIFFFAHRT<br />

Weniger Ladung auf dem Wasser<br />

Im ersten Halbjahr 2022 ist die Güterverkehrsleistung auf Europas Binnenwasserstraßen<br />

im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 2,8 % zurückgegangen. Der Hauptgrund lag<br />

in den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges<br />

Nach der zwei Jahre dauernden<br />

Covid19-Pandemie erlebte der Güterverkehr<br />

gleich zu Beginn des Jahres<br />

2022 eine kleine Erholung. Dennoch begann<br />

der Rheinverkehr aufgrund des im<br />

Februar 2022 begonnenen Krieges Russlands<br />

gegen die Ukraine wieder zu sinken.<br />

Die Hauptgründe waren Engpässe auf<br />

der Angebotsseite bei Rohstoffen, industriellen<br />

Einsatzfaktoren und Energie. Die<br />

einzige Ausnahme war der Kohletransport,<br />

der um beachtliche 25,7 % zunahm,<br />

weil im Energiesektor zunehmend Gas<br />

ersetzt werden musste.<br />

Ein Beispiel für die Auswirkungen der<br />

kriegsbedingten Verknappung von Inputfaktoren<br />

ist nach Angaben der ZKR das<br />

Segment Sand, Steine und Kies, das im<br />

ersten Halbjahr 2022 um 12,5 % zurückging.<br />

Die Anhebung der kurzfristigen<br />

Zinssätze der Europäischen Zentralbank<br />

dürfte weitere negative Auswirkungen auf<br />

diesen speziellen Markt haben.<br />

Donau-Verkehr beeinträchtigt<br />

© ZKR<br />

Der russische Angriffskrieg gegen die<br />

Ukraine hat den Güterverkehr auf der<br />

Donau im ersten Halbjahr 2022 erheblich<br />

beeinträchtigt. Da die Getreideexporte<br />

auf dem Seeweg wegen der Blockade der<br />

ukrainischen Seehäfen ausblieben, wurde<br />

Getreide aus der Ukraine teilweise über<br />

die Häfen der unteren Donau exportiert,<br />

was zu mehr Getreidetransporten auf<br />

dem unteren Donauabschnitt führte.<br />

Auf der mittleren Donau hingegen litten<br />

vor allem Getreide und Lebensmittel<br />

unter dieser Ausnahmesituation und gingen<br />

im Vergleich zum ersten Halbjahr<br />

2021 um -63 % bzw. -75% zurück. Dies ist<br />

darauf zurückzuführen, dass die Länder<br />

der mittleren Donau, insbesondere Ungarn<br />

und Serbien, gleich zu Beginn des<br />

Krieges Beschränkungen für die Ausfuhr<br />

von landwirtschaftlichen Erzeugnissen<br />

und Nahrungsmitteln verhängten, um<br />

die nationalen Vorräte aufzustocken.<br />

Der Personenverkehr wurde durch die<br />

Covid-19-Krise im Jahr 2020 stark beeinträchtigt<br />

und begann sich erst im zweiten<br />

Halbjahr 2021 sowohl auf dem Rhein als<br />

10 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFFAHRT<br />

Zahl der Schiffe und Beladung auf dem Rhein<br />

120<br />

30<br />

100<br />

25<br />

<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Netherlands<br />

Germany<br />

Traditional Rhine<br />

0<br />

BE-Flanders<br />

France<br />

BE-Wallonia<br />

Romania<br />

© ZKR<br />

Zahl der beladenen Trockenschiffe und Beladungsgrad an der Schleuse Iffezheim<br />

<br />

<br />

1,600<br />

1,200<br />

800<br />

400<br />

0<br />

Number of loaded voyages Average loading degree in %<br />

80<br />

58,0<br />

60,6<br />

56,0 56,1<br />

60<br />

53,7<br />

874<br />

846 41,5 868 885<br />

42,1<br />

796<br />

836 829<br />

40<br />

31,3<br />

615<br />

20<br />

0<br />

Jan Feb Mar Apr May Jun Jul Aug<br />

<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Q1 2019<br />

Frachtraten für Gasöl am Spotmarkt aus den ARA-Häfen<br />

Q2 2019<br />

Q3 2019<br />

Q4 2019<br />

Q1 2020<br />

Q2 2020<br />

Q3 2020<br />

Q4 2020<br />

Q1 2021<br />

Q2 2021<br />

Q3 2021<br />

Q4 2021<br />

Q1 2022<br />

Q2 2022<br />

Q3 2022<br />

<br />

dem Oberrhein fahrenden Binnenschiffe<br />

von mehr als 56 % im Mai 2022 auf nur<br />

noch 31 % im August 2022.<br />

Die monatlichen Daten für den wasserseitigen<br />

Güterumschlag in den Oberrheinhäfen<br />

zeigen laut ZKR-Bericht, dass<br />

der Güterumschlag zwischen August<br />

2020 und August 2021 einen Aufwärtstrend<br />

verzeichnete, was eine Erholung<br />

von der Pandemie widerspiegelt. Das<br />

Niedrigwasser Ende 2021 und Mitte 2022<br />

sowie die Auswirkungen des Krieges in<br />

der Ukraine haben diesen Trend jedoch<br />

gestoppt. Der Krieg führte zu Engpässen<br />

bei der Energieversorgung, starken Preissteigerungen<br />

in der Wirtschaft und logistischen<br />

Störungen. Im Zuge dessen wurde<br />

der Güterumschlag in den Binnenhäfen<br />

reduziert.<br />

Die Auswirkungen des Niedrigwassers<br />

2022 beschränkten sich auf die Monate<br />

Juli und August, in denen sie einen V-förmigen<br />

Rückgang des Güterumschlags<br />

entfalteten. Mit dem Beginn der Niedrigwasserperiode<br />

im Juli 2022 sank der<br />

durchschnittliche Beladungsgrad der<br />

Schiffe von 53,7 % im Juni auf 42,1 % im<br />

Juli. Gleichzeitig blieb die Zahl der Fahrten<br />

relativ konstant (836 im Juni gegenüber<br />

829 im Juli).<br />

Im August 2022 sind die Wasserstände<br />

noch weiter gesunken. Dies spiegelt sich<br />

in einem weiteren Rückgang des durchschnittlichen<br />

Ladegrads der Schiffe auf<br />

nur noch 31,3 % wider. Die Navigationsbedingungen<br />

waren schwieriger als im<br />

Juli, was sich in einer geringeren Anzahl<br />

von Fahrten niederschlug (615 im August<br />

gegenüber 829 im Juli).<br />

Infolge der geringeren Beladungsgrade<br />

in beiden Monaten und der geringeren<br />

12 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

<br />

0<br />

<br />

<br />

2015-1<br />

2015-2<br />

2015-3<br />

2015-4<br />

2016-1<br />

2016-2<br />

2016-3<br />

2016-4<br />

2017-1<br />

2017-2<br />

<br />

<br />

2017-3<br />

2017-4<br />

2018-1<br />

2018-2<br />

2018-3<br />

2018-4<br />

2019-1<br />

2019-2<br />

2019-3<br />

2019-4<br />

2020-1<br />

2020-2<br />

2020-3<br />

2020-4<br />

2021-1<br />

2021-2<br />

2021-3<br />

2021-4<br />

2022-1<br />

2022-2<br />

2022-3<br />

2022-4<br />

<strong>2023</strong>-1<br />

<strong>2023</strong>-2<br />

<strong>2023</strong>-3<br />

<strong>2023</strong>-4<br />

2024-1<br />

2024-2<br />

2024-3<br />

2024-4<br />

<br />

230<br />

210<br />

190<br />

170<br />

150<br />

130<br />

110<br />

90<br />

Q1 2019<br />

Q2 2019<br />

<br />

<br />

Q3 2019<br />

Q4 2019<br />

Q1 2020<br />

<br />

<br />

Q2 2020<br />

Q3 2020<br />

Q4 2020<br />

Q1 2021<br />

<br />

Q2 2021<br />

Q3 2021<br />

Q4 2021<br />

Q1 2022<br />

Q2 2022<br />

Q3 2022<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

<br />

<br />

Jan<br />

<br />

<br />

Feb<br />

Mar<br />

<br />

<br />

Apr<br />

<br />

May<br />

<br />

June


SCHIFFSTECHNIK<br />

Alte und kleine Schiffe haben Probleme, die Anforderungen der ZKR zu erfüllen<br />

© Garrelmann<br />

Verschwinden kleine Schiffe wegen ZKR?<br />

Bis 2035 haben viele kleinere Schiffe noch Zeit, die an sie gestellten Anforderungen der<br />

Zentralkommission für die Rheinschifffahrt oder der europäischen Union zu erfüllen. Das<br />

sorgt derzeit für mächtig Unruhe, vor allem in den Niederlanden. Von Hermann Garrelmann<br />

Die Anforderungen basieren auf der<br />

Europäischen Norm über die technischen<br />

Vorschriften für Binnenschiffe (ES-<br />

TRIN), deren Übergangsfrist am 1. Januar<br />

2035 ausläuft. Zuvor galten die jeweiligen<br />

neuen und weitreichenden technischen<br />

Anforderungen nur für neu gebaute Schiffe.<br />

Im Jahr 2003 wurde jedoch im Einvernehmen<br />

mit den internationalen Industrieverbänden<br />

beschlossen, alle bestehenden<br />

Schiffe auf den neuesten Stand<br />

der Technik zu bringen. Für die Schifffahrt<br />

auf dem Rhein ist die ZKR zuständig, für<br />

die Schifffahrt außerhalb des Rheins die<br />

Europäische Kommission. Die festgelegten<br />

Übergangsfristen wurden in das ES-TRIN<br />

aufgenommen.<br />

Im Jahr 2011 beauftragte das niederländische<br />

Infrastrukturministerium das<br />

Forschungsunternehmen KplusV, die<br />

Folgen zu ermitteln und Alternativen zu<br />

den 2010 und 2015 auslaufenden Übergangsbestimmungen<br />

vorzuschlagen. Dabei<br />

wurde eine Reihe von Fehlern in den<br />

Bestimmungen festgestellt, deren Übergangszeit<br />

ab 2035 endet. Dazu gehören<br />

Anforderungen an Stege, die Breite der<br />

Gangborde, die Lage des Kollisionsschotts<br />

und die vordere Verankerung.<br />

Eines der größten Probleme sind die<br />

Lärmvorschriften für Schiffe mit bis zu<br />

1.500 t Tragfähigkeit, die vor 1976 gebaut<br />

wurden. Die meisten dieser Binnenschiffe,<br />

die zur CEMT I-III-Klasse zählen, können<br />

die neuen Anforderungen nicht erfüllen.<br />

Oft geht es um Kempenaars und Spits.<br />

Der Schiffseigner muss künftig den<br />

Nachweis erbringen, dass er aufgrund<br />

technischer oder auch finanzieller Gegebenheiten<br />

die Anforderungen nicht erfüllen<br />

kann. Dann muss er sich auf die<br />

»Hardheitsclausule« berufen, also auf die<br />

Härtefallregelung. Damit verbunden ist<br />

aber ein großer Aufwand im administrativen<br />

und organisatorischen Bereich.<br />

Offen dabei bleibt im Verfahren, ob die<br />

Ausnahme genehmigt wird.<br />

Für viele Eigner der betroffenen Schiffe<br />

sind nach Angaben von Verbandsfunktionären<br />

die Investitionen nicht machbar.<br />

Viele Eigner haben ihre Schiffe bereits<br />

mit hohen Kosten an einen höheren<br />

ZKR-Abgasstandard angepasst, andere<br />

haben durch die Corona-Zeiten massive<br />

finanzielle Einbußen erlebt: Daher fehlt<br />

oft das Geld für weitere Anpassungen. Einige<br />

befürchten, dass diese Schiffe ganz<br />

aus dem Markt verschwinden.<br />

Diese Folge wäre in mehrfacher Hintergrund<br />

kontraproduktiv. Einerseits will die<br />

EU den Anteil der auf Wasserstraßen beförderten<br />

Güter deutlich erhöhen: um<br />

25 % bis 2030 und um 50 % bis 2<strong>05</strong>0. Zudem<br />

braucht die Branche wegen häufiger<br />

auftretender Niedrigwasserphasen mehr<br />

Schiffe mit geringerem Tiefgang. Das kön-<br />

14 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

nen die Kempenaars und Spitse erfüllen.<br />

Auch für kleinere Wasserstraßen sind<br />

Schiffe mit kleineren Abmessungen nötig.<br />

Die Hoffnung, dass aus dem Markt<br />

ausscheidende kleine Schiffe durch technisch<br />

hochwertige Neubauten ersetzt<br />

werden könnten, hat sich in den vergangenen<br />

Jahren nicht erfüllt. Wenn sich<br />

Berechnungen bewahrheiten, wonach in<br />

Folge des Ausscheidens der kleinen<br />

Schiffe 74.000 Lkw zusätzlich auf die<br />

Straßen kommen würden, wäre das auch<br />

fürs Klima wenig förderlich.<br />

Derzeit wird untersucht, welche (wirtschaftlichen)<br />

Auswirkungen und Verlagerungseffekte<br />

eine verringerte Anzahl<br />

kleiner Schiffe hätte, auch in Bezug auf<br />

Betriebsstandorte entlang der Wasserstraßen.<br />

So könnten sich Unternehmen,<br />

die für ihre Versorgung oder den Abtransport<br />

der Produkte auf kleine Schiffe<br />

angewiesen sind, nach Alternativen umsehen<br />

und auf den Straßentransport umsteigen<br />

oder aber größere Schiffe, die<br />

aber eher Hubs anlaufen würden. Dann<br />

muss die letzte Strecke auf der Straße zurückgelegt<br />

werden. »Dies führt automatisch<br />

zu höheren Kosten, die mit<br />

ziemlicher Sicherheit auf die Verbraucher<br />

abgewälzt werden«, befürchten<br />

Brancheninsider.<br />

Der wirtschaftliche Gesamtschaden dieser<br />

»umgekehrten Verkehrsverlagerung«<br />

liegt nach Berechnungen von Panteia zwischen<br />

30 Mio. € und 172 Mio. €, bedingt<br />

durch zusätzliche CO2-Emissionen, mehr<br />

Straßenschäden, mehr Staus und mehr<br />

Unfälle. »Pro kleinem Schiff bedeutet dies<br />

einen Betrag von 129.000 € pro Jahr«,<br />

heißt es in dem Bericht.<br />

Gleichzeitig wird das Problem Experten<br />

zufolge teilweise überschätzt. So hätten<br />

die meisten Schiffseigner noch 18<br />

Jahre Zeit, um die ZKR-Vorschriften zu<br />

erfüllen. Erst ab 2042 sei daher mit einer<br />

Anker müssen künftig von einer Ankertasche<br />

aufgenommen werden<br />

© Garrelmann<br />

möglichen Abwanderung der betroffenen<br />

Schiffe zu rechnen.<br />

Bei der Suche nach Lösungen gibt es<br />

unterschiedliche Ansätze. Die Forscher<br />

von Panteia plädieren in erste Linie für<br />

die Anwendung der Härtefallklausel,<br />

ebenso die einschlägigen Verbände. Bislang<br />

wurde sie jedoch kaum in Anspruch<br />

genommen. Die Schiffer halten das Verfahren<br />

für zu kompliziert und den Ausgang<br />

für zu ungewiss.<br />

Auch eine »warme Sanierung« wäre eine<br />

Option. Dies würde bedeuten, dass alle<br />

kleinen Schiffe bis hoch zur CEMT-<br />

Klasse III aus der Zeit vor 1995 abgewrackt<br />

werden, um den technologischen<br />

Übergang in diesem Sektor zu beschleunigen.<br />

Diese Sanierung müsste<br />

dann allerdings von einem Innovationsprogramm<br />

begleitet werden.<br />

Eine Verbreiterung der Wasserstraßen<br />

gehört ebenso zu den aufgezeigten Möglichkeiten.<br />

Selbst die Verlader könnten zu<br />

einer Lösung beitragen und mit längerfristigen<br />

Verträgen für Schiffer oder der<br />

Zahlung höherer Frachten die Binnenschifffahrtsunternehmen<br />

in die Lage versetzen,<br />

in ihre Schiffe zu investieren.<br />

Modellversuch geplant<br />

Das zuständige Ministerium will sich für<br />

eine kollektive Freistellung durch gebündelte<br />

Härtefall-Anträge einsetzen.<br />

Um zu eruieren, ob das praktikabel ist,<br />

richtet es zwei Demonstrationsprojekte<br />

ein. Dies könnte dann als Beispiel dienen.<br />

Die Branchenverbände sollen einen<br />

»Coach« benennen können, der den<br />

Schiffern in diesem Prozess hilft.<br />

Sollte eine kollektive Lösung nicht<br />

möglich sein, empfehlen Erasmus ETV<br />

und Panteia, die betroffenen Verlader<br />

klar über die Übergangsbestimmungen<br />

zu informieren. Darüber hinaus müssten<br />

intelligente Lösungen für die Schifffahrt<br />

gefördert werden. In einem letzten<br />

Schritt könnte das Ministerium eine verlängerte<br />

Lebensdauer der Flotte mit den<br />

Effekten gegen eine warme Sanierung<br />

oder ein Aufkaufprogramm abwägen<br />

Die Ergebnisse des Berichts decken sich<br />

weitgehend mit den Aussagen, die der Allgemeine<br />

Schifferverband (ASV) seit Jahren<br />

macht: Es sei zu teuer und wirtschaftlich<br />

nicht machbar, Schiffe aus der<br />

Zeit vor 1976 auf den Stand eines Neubaus<br />

zu bringen. Wenn nicht gehandelt wird,<br />

bedeutet dies nach Ansicht des ASV eine<br />

»kalte Sanierung« von Schiffen bis zu<br />

1.500 t. Die Idee, die Vorgaben der ZKR<br />

Wenn das Gangbord zu schmal ist, kann es<br />

bei normalen Frachtern nicht so einfach<br />

auf eine größere Breite umgebaut werden<br />

für Bestandsschiffe zurückzunehmen,<br />

wird derzeit nicht diskutiert.<br />

Aus Sicht von ASV-Sprecherin Sunniva<br />

Fluitsma wird auch das Modellprojekt<br />

des Ministeriums keine Entspannung<br />

bringen. »Wir haben Himmel und Hölle<br />

in Bewegung gesetzt, um das Verfahren<br />

zu vereinfachen. Es sollte nur noch ein<br />

Formular geben, auf dem man ankreuzt,<br />

was man nicht einhalten kann«, sagt<br />

Fluitsma. Eine solche, einfach klingende<br />

Lösung sei aber auf Jahre nicht in Sicht.<br />

Sie widerspricht auch vehement der<br />

Annahme, dass die ZKR-Regelung nur<br />

einen geringen Prozentsatz der Flotte<br />

treffen würde: »Im Gegenteil, wir glauben,<br />

dass die Auswirkungen enorm<br />

sind.« Der schleichende Abbau der Flotte<br />

habe doch längst begonnen … <br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

15


SCHIFFSTECHNIK<br />

Das Fahrgastschiff »Sirius« wurde mit Zuschüssen aus der Bundesförderung auf einen Elektro-Antrieb umgerüstet<br />

© Schiffswerft Bolle<br />

Schiffe drehen leise auf dem Teller<br />

Die Kombination von leistungsstarken Antriebssystemen und Förderprogrammen sorgt<br />

dafür, dass jetzt immer mehr Fähren und Passagierschiffe von Diesel- auf Elektroantriebe<br />

umgerüstet werden. Die Werft Bolle aus Sachsen-Anhalt ist ganz vorn mit dabei<br />

Am südöstlichen Ufer des kleinen<br />

Beetzsees bei Brandenburg an der<br />

Havel gibt es einige alte Getreidemühlen,<br />

die gut in ein historisches Landschaftsgemälde<br />

passen würden. Um den Touristen<br />

die wunderschönen Bauwerke vom<br />

Wasser aus zu zeigen, fährt Reedereibesitzer<br />

Lars Jahnke mit seinen zwei Ausflugsschiffen<br />

regelmäßig in die schmalen<br />

Seitenarme der Havel.<br />

»Früher war das Rangieren hier recht<br />

beschwerlich«, erzählt Jahnke. Das Ruder<br />

seines Fahrgastschiffes »Sirius« hatte mit<br />

dem alten Diesel-Antrieb, einem Sechs-<br />

Zylinder von Volvo Penta, einen Ausschlag<br />

von nur 60 °. »Ich bekam das Ruder nie<br />

quer gestellt. Das war in den schmalen<br />

Mühlenbecken ein ständiges Hin und Her<br />

und Vor und Zurück.«<br />

Dann kam die Corona-Pandemie und<br />

das Fahrgastschiff »Sirius« war mit einer<br />

Länge von 28,67 m und einer Breite von<br />

4,86 m zu klein, um die geltenden Abstandsregelungen<br />

einhalten zu können.<br />

»Sie lag sowieso nur herum«, erinnert<br />

sich der 54-jährige gelernte Binnenschiffer.<br />

Deshalb beantragte er eine Förderung<br />

Werftchef Mario Bolle sieht in der<br />

Elektrifizierung noch großes Potenzial<br />

© Förster<br />

zur »nachhaltigen Modernisierung von<br />

Binnenschiffen«. 90 % der Ausgaben werden<br />

dabei erstattet. Ohne das Bundesprogramm<br />

hätte Jahnke nach eigenen Angaben<br />

die Umrüstung von Diesel- auf<br />

Elektroantrieb nicht darstellen können.<br />

Seit Mai dieses Jahres wird die »Sirius<br />

mit zwei Deep-Blue-Elektromotoren von<br />

Torqeedo mit 50 kW sowie einer Hochvolt-Batterie<br />

mit BMW-i3-Technologie<br />

und einer Gesamtkapazität von<br />

480 kW/h angetrieben. Und das Beste:<br />

»Die Besatzung kann das Schiff in den<br />

engen Mühlenarmen nun »elegant auf<br />

dem Teller drehen«, sagt Jahnke. Möglich<br />

ist das dank den zwei Ruderpropellern<br />

und einem Lenkradius von jetzt 360 °.<br />

Auch beim Anlegen könne man mit dem<br />

Schiff »ganz anders hantieren«.<br />

Neben der deutlich verbesserten Manövrierfähigkeit<br />

bringt die Elektrifizierung<br />

weitere Vorteile für Betreiber,<br />

Passagiere und Umwelt mit sich. Die<br />

Fahrgäste, berichten die Crews, staunen<br />

über die Ruhe an Bord. Sie genießen es,<br />

dass kein Diesel-Motor knattert – und die<br />

gute, frische Luft so rein bleibt wie ihr<br />

Umweltgewissen.<br />

Die Energiespeicher werden mit Landstrom<br />

über Nacht geladen, Gewässerverschmutzungen<br />

durch Betankung oder<br />

Ölaustritt können nicht mehr vorkommen.<br />

Und die Betreiber freuen sich<br />

über den geringeren Wartungsaufwand<br />

und die aktuell geringeren Energiekosten.<br />

16 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Projekte in ganz Europa<br />

Die Bolle Werft in Derben bei Magdeburg<br />

hat neben der »Sirius« seit 2019 bereits<br />

zwölf weitere Fähren und Ausflugsschiffe<br />

mit einem Elektromotor ausgerüstet,<br />

berichtet Mario Bolle, der das<br />

Unternehmen mit seinem Bruder Marcel<br />

führt. Die Schiffe sind auf Moldau, Havel,<br />

Rhein, Donau und der Spree unterwegs.<br />

Das Potenzial von Elektromotoren<br />

wird in der Branche bereits seit rund 20<br />

Jahren gesehen, sagt der Werftchef. Aber<br />

erst seit kurzer Zeit gebe es verlässliche<br />

Hochleistungssysteme wie das Deep-<br />

Blue-System von Torqeedo und die staatlichen<br />

Förderprogramme für mehr Umwelt-<br />

und Klimaschutz. »Viele unserer<br />

umgebauten Schiffe gehen jetzt in die<br />

erste Saison«, sagt Mario Bolle. »Das wird<br />

spannend und von interessierten Reedern<br />

sicherlich genau beobachtet.«<br />

Wenn sich ein neuer Kunde bei der<br />

Werft meldet, um eine Fähre oder ein<br />

Passagierschiff umzurüsten, sei es wichtig,<br />

dass alle Beteiligten in diesem Prozess<br />

möglichst früh eingebunden werden. Auf<br />

welchem Gewässer wird das Schiff eingesetzt?<br />

Wie sieht der Fahrplan aus? Welche<br />

Wünsche haben Betreiber und die Crew?<br />

Die Schiffswerft Bolle arbeitet bereits<br />

seit einigen Jahren eng mit Torqeedo zusammen.<br />

»Schiffsbau bedeutet immer<br />

Teamarbeit. Nur dann können schiffbauliche<br />

und elektrotechnische Synergien entstehen«,<br />

sagt Matthias Schubert, Director<br />

Project Sales bei Torqeedo. »Dann schaut<br />

man gemeinsam, welches Antriebs- und<br />

welches Energiesystem am besten passen.«<br />

Wie lang ein Umbau dauert, hängt immer<br />

ganz von der Größe und der Komplexität<br />

des jeweiligen Projekts ab. Die<br />

Künftig wird die »Sirius« von zwei Elektromotoren sowie einer Hochvolt-Batterie angetrieben<br />

»Sirius« lag drei Monate in der Werft und<br />

bekam parallel eine neue Fahrerkabine.<br />

Die Fahrt von der Bolle Werft zurück<br />

nach Brandenburg lief optimal. »Das war<br />

ein tolles Erlebnis«, erzählt Jahnke.<br />

»Nach 4 h und 50 km hatte ich nur 40 %<br />

der Akkuleistung verbraucht.«<br />

Genug Power für einen langen Tag<br />

Die »Sirius« hat eine Batteriebank mit einer<br />

Gesamtkapazität von 480 kW/h an<br />

Bord, die die Energieversorgung für einen<br />

langen, sonnigen Tag auf der Havel und<br />

den Seen und Flüssen drum herum sichert.<br />

»Ich fahre rund fünf Stunden auf dem Wasser<br />

und habe bei einer Geschwindigkeit<br />

von 10–12 km/h am Ende des Tages noch<br />

60 % Akkuleistung übrig«, sagt Jahnke.<br />

»Damit kann man gut kalkulieren.«<br />

Einzig für die Stromversorgung der<br />

Bordgastronomie wurde der Generator<br />

an Bord belassen. Wenn mehr Strom verbraucht<br />

wird als die 15 kW/h, die der<br />

Umformer für die Hotellast abgibt, kann<br />

Jahnke den Generator zuschalten. Nach<br />

dem letzten Anlegen am Feierabend werden<br />

die Li-Io-Batterien mit Landstrom<br />

und zwei 22 kW-Ladegeräten aufgeladen.<br />

»Das Antriebs- und Energiemanage -<br />

mentsystem von Torqeedo ist flexibel<br />

und ermöglicht auch die Einbindung von<br />

Photovoltaik oder Brennstoffzellen zur<br />

Erzeugung von Energie und für die Rückspeisung<br />

in die Batteriebank«, sagt Matthias<br />

Schubert von Torqeedo.<br />

Besonders spannend wird es auch,<br />

wenn die frisch elektrifizierten Schiffe in<br />

eine Schleuse fahren. Denn in den engen<br />

Kammern, in denen die Schiffe abgesenkt<br />

oder angehoben werden, sammeln sich<br />

sonst Dieselrauch und Motorenlärm auf<br />

begrenztem Raum. »Da mussten die Passagiere<br />

sich früher zwischen zwei Übeln<br />

© Schiffswerft Bolle<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

17


SCHIFFSTECHNIK<br />

Maßgeschneidert und zukunftsweisend<br />

Mit der Doppeltaufe der Chemietanker auf die Namen »Courage« und »Curiosity« hat die<br />

HGK Shipping die Schiffe offiziell in Dienst gestellt. Ausgestattet mit einem Hybrid-Antrieb<br />

und einem für Niedrigwasser optimierten Schiffsdesign fahren sie für Covestro auf dem Rhein<br />

Die innovativen Chemietanker sind<br />

bereits seit einigen Wochen im Auftrag<br />

des Werkstoffherstellers Covestro<br />

auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen<br />

im Einsatz. Mit den beiden Schwesterschiffen<br />

führt die HGK Shipping ihre<br />

Strategie fort, gemeinsam mit Kunden<br />

zukunftsweisende und maßgeschneiderte<br />

Schiffe zu entwickeln. Für die Zusammenarbeit<br />

und die Partnerschaft der<br />

HGK Shipping und der Covestro steht<br />

die auffällige Farbgestaltung der beiden<br />

Neubauten.<br />

Die »Courage« und die »Curiosity« gehören<br />

zu den modernsten und innovativsten<br />

Schiffen ihrer Art. Der<br />

Schiffsrumpf der 93 m langen und 10,5 m<br />

breiten Niedrigwasserschiffe wurde mit<br />

seiner außergewöhnlichen Achter- und<br />

Vorschiffskonstruktion sehr voluminös<br />

und in Leichtbau ausgeführt. Alle an<br />

Bord installierten Komponenten wurden<br />

den Angaben zufolge auf eine Tiefgangsund<br />

Gewichtsreduktion hin optimiert.<br />

Mittels zweier Ruderpropeller mit vergleichsweise<br />

geringen Durchmessern ist<br />

es der HGK Shipping gelungen, hervorragende<br />

Tragfähigkeits- und beste Niedrigwassereigenschaften<br />

zu erzielen. So<br />

können die beiden Schwesterschiffe bei<br />

einem Tiefgang von nur 1,00 m noch<br />

160 t Ladung transportieren und dabei<br />

voll fahr- und manövrierfähig zu sein.<br />

Auch beim Thema Nachhaltigkeit können<br />

die beiden Neubauten punkten. Sie<br />

verfügen über einen besonders effizienten<br />

diesel-elektrischen Antrieb, mit dem<br />

sich der CO2-Ausstoß im Vergleich zu<br />

konventionellen Schiffen um bis zu 30 %<br />

reduzieren lasse. Auch der Ausstoß von<br />

Feinstaub und sonstigen Schadstoffen<br />

werde signifikant verringert, heißt es.<br />

»Mit dem antriebsoffenen Design ist es<br />

uns gelungen, einen weiteren Meilenstein<br />

für das System Wasserstraße, aber auch<br />

für uns als Partner der Industrie im gemeinsamen<br />

Kampf gegen Treibhausgasemissionen<br />

zu setzen«, sagt Norbert<br />

Meixner, Business Unit Director Liquid<br />

Chemicals der HGK Shipping.<br />

Seit rund zwei Jahren werden alle<br />

Schiffsneubauten der HGK Shipping<br />

»Future-Fuel-ready« bzw. »H2-ready«<br />

konzipiert. Auf auf der »Courage« und<br />

der »Curiosity« sind unter Deck zwei<br />

Leerräume, sogenannte »Void Spaces«,<br />

integriert worden, die zu einem späteren<br />

Zeitpunkt mit Speicherlösungen (Batterien<br />

oder Tanks) sowie mit der notwendigen<br />

Technologie für alternative Energieträger<br />

ausgerüstet werden können.<br />

Die beiden Chemietanker wurden vom<br />

Team des HGK Shipping Design Centers<br />

konzipiert, über das Engineering und die<br />

hydrodynamische Optimierung entwickelt<br />

und bis zur Ablieferung erfolgreich<br />

begleitet. Die Kaskos wurden von<br />

der Severnav Shipyard in Rumänien gebaut.<br />

Im Anschluss übernahm als Turn-<br />

Key Partner die niederländische Werft<br />

De Gerlien van Tiem die Ausrüstung bis<br />

zur Indienststellung.<br />

KF<br />

Feierlicher Taufakt für die beiden neuesten Flottenzuwächse der HGK Shipping<br />

© HGK Shipping / Christian Huhn<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

19


Limmat-Boote: Elektro ersetzt Diesel<br />

Mit ihren drei neuen Elektrobooten erreicht die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG)<br />

gleich zwei Ziele. Der CO 2 -Ausstoß wird gesenkt und das Risiko überhitzter<br />

Fahrgasträume ist auch beseitigt. Von Hermann Garrelmann<br />

Drei neue E-Schiffe verkehren seit Anfang April auf dem Zürichsee und dem Flüsschen Limmat<br />

© ZSG<br />

Daten & Fakten zu neuen<br />

ZSG-Fahrgastschiffen<br />

Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . 22,50 m<br />

Breite: . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,80 m<br />

Tiefgang: . . . . . . . . . . . . . . 0,85 m<br />

Brückendurchfahrtshöhe: 1,55 m<br />

Dienstgeschwindigkeit: . 12 km/h<br />

Höchstgeschwindigkeit: . 17 km/h<br />

Anzahl Fahrgäste: . . . . . . . . . . . 61<br />

Batteriekapazität: . . . . . . 384 kWh<br />

Antrieb: . . . . . . 2 x 55 kW Ruderpropeller<br />

In den vergangenen Jahren kämpften<br />

die Limmatboote auf dem Zürichsee<br />

oft mit Hitze. Mehrfach musste der Betrieb<br />

vorübergehend eingestellt werden,<br />

weil es unter den Glasdächern der Boote<br />

zu heiß wurde.<br />

Das hat nun ein Ende. Seit Ende März<br />

sind neue Schiffe im Einsatz, mit Elektroantrieb.<br />

Die Passagierkapazität ist von<br />

bisher 51 Plätzen auf neu 60 Plätze je<br />

Schiff erhöht. Pünktlich zum Auftakt der<br />

Sommersaison wurden die drei bislang<br />

eingesetzten Schiffe »Felix«, »Regula«<br />

und »Turicum«, die aus den Baujahren<br />

1992 und 1993 stammen, durch drei<br />

neue, vollständig elektrisch betriebene<br />

Boote ersetzt. »Fluvius«, »Navalis« und<br />

»Pontus«, so die Namen der neuen Schiffe,<br />

werden ab sofort den Zürichsee und<br />

den Fluß Limmat befahren. Zur Taufe<br />

gab es auf der Werft in Zürich-<br />

Wollishofen ein feierliches Taufevent. Die<br />

Namensgebung entstammt einem Wettbewerb<br />

unter den Mitarbeitern der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft.<br />

Markantes Glasdach bleibt<br />

Das markante Glasdach ist bei den neuen<br />

Limmatbooten geblieben. Die größten<br />

Unterschiede zeigen sich in den Innenbereichen.<br />

Die augenfälligste Veränderung<br />

ist die Anordnung der Sitze.<br />

Die sind nun in Längsrichtung angeordnet,<br />

nicht mehr in Querrichtung.<br />

Auf der U-förmigen Sitzbank finden nun<br />

neun Fahrgäste mehr Platz. Trotz begrenzter<br />

Dimensionen konnte ein separater<br />

Bereich für den Schiffsführer und<br />

den Kassierer geschaffen werden. Die Innenausbauten<br />

mit den Tischlerarbeiten<br />

stammen von der Tischlerei und Alubau<br />

Wessels aus Haren.<br />

Im vorderen Bereich des Fahrgastraums<br />

gibt es auf beiden Seiten speziell<br />

gekennzeichnete Sitze mit Haltegriffen<br />

für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.<br />

Sie können mittels einer absenkbaren<br />

Hebebühne an Bord gelangen. Eine<br />

der wichtigsten Neuerungen ist aber die<br />

Klimatisierung. Mittels einer reversiblen<br />

Wärmepumpe, die die Schiffe kühlen<br />

und beheizen kann, ist im Prinzip auch<br />

ein Winterbetrieb möglich.<br />

Zwei Zürcher Künstler schaffen einen<br />

starken Bezug der Limmatboote zu Zü-<br />

20 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


ich. Ihr schnittiges Aussehen verdanken<br />

die Boote dem auf Schiffe spezialisierten<br />

Designer Adrian Meier. Sie werden dadurch<br />

nahezu zu einem Unikat. Für die<br />

Gestaltung des Innenraums hat die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft<br />

die<br />

Künstlerin Ona Sadkowsky gewinnen<br />

können. Ihre comicartigen, knalligen Figuren<br />

zieren den Streifen Schiffswand<br />

unter der Fensterfront, die sie eigens für<br />

die neuen Limmatboote kreiert hat.<br />

Fahrtunterbrechungen ade<br />

Hinter dem Schiffsführer befinden sich separate Plätze für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen<br />

Die Fahrgäste sitzen U-förmig und haben durch die verglaste Decke eine optimale Sicht auf die<br />

Sehenswürdigkeiten in Zürich<br />

© ZSG<br />

Die rund 30 Jahre alten bisherigen Limmatboote<br />

erfüllten nicht mehr die aktuell<br />

geltenden gesetzlichen Auflagen. Ersatzteile<br />

für Reparaturen waren nur noch<br />

mühsam zu beschaffen. Störend war<br />

auch, dass der nur ungenügend vom<br />

Fahrgastraum abgetrennte Steuerbereich<br />

die Konzentration des Bootsführers störte.<br />

Die Flussrundfahrt ist wegen der Strömung,<br />

den schnell aufeinanderfolgenden<br />

Brückendurchfahrten und auch wegen<br />

des zunehmenden Verkehrsaufkommens<br />

im See technisch anspruchsvoll. In langen<br />

Hitzeperioden und bei Rekordtemperaturen<br />

heizten die bisherigen, nicht<br />

klimatisierten Schiffe derartig auf, dass es<br />

für Personal und Passagiere fast nicht<br />

mehr zumutbar war. Mehrmals pro Saison<br />

mussten Fahrten unterbrochen oder<br />

tagelang eingestellt werden. In Summe<br />

führten die Nachteile der bisherigen<br />

Schiffe zu den Neubauten.<br />

Für die Verantwortlichen der ZSG<br />

zeigte sich, dass herkömmlich mit Diesel<br />

betriebene Schiffe – saniert oder als Neubau,<br />

in mehrfacher Hinsicht nicht zukunftssicher<br />

seien. Die Entscheidung,<br />

neue und voll elektrische betriebene Limmatschiffe<br />

zu ordern, lag auf der Hand.<br />

Für fast sieben Mio. Euro erging der Auftrag<br />

nach Stralsund an das Unternehmen<br />

Osteestaal mit ihrer Tochterfirma Ampereship.<br />

Letztere verfügt über zehnjährige<br />

Erfahrung im Bau von elektrisch- oder<br />

solarbetriebenen Schiffen.<br />

Die drei je 22,50 m langen und<br />

3,80 m breiten Elektro-Fahrgastschiffe<br />

sind der bisher größte und zugleich anspruchsvollste<br />

Schiffbau-Auftrag für<br />

Ostseestaal. Eine besondere Herausforderung<br />

stellt die Schiffskonstruktion<br />

dar. »Da die Schiffe auf dem schmalen<br />

Fluss Limmat wenden müssen und unter<br />

sehr tiefen Brücken verkehren, bedarf<br />

es eines sehr flachen Schiffskörpers«,<br />

erklärte Ingo Schillinger, Manager<br />

bei Ampereship, bereits nach der<br />

Kiellegung. Bei ihrer 55-minütigen<br />

Rundfahrt zwischen Landesmuseum<br />

und Zürichhorn passieren die flachen,<br />

mit einem Glasdach versehenen Boote<br />

sieben Brücken und bieten den Fahrgästen<br />

aus dem In- und Ausland einen<br />

ungewohnten Blick auf die Wahrzeichen<br />

der Altstadt beidseits der Limmat.<br />

Sie gehören im Sommer fast schon<br />

selbst zum Stadtbild von Zürich.<br />

Für die Fahrt mitten durch die Zürcher<br />

Innenstadt eignet sich die neue zeitgemäße<br />

Antriebsform gleich mehrfach: es gibt<br />

keine stinkenden Abgase mehr, die Schiffe<br />

sind damit klimaneutral und sie fahren<br />

fast lautlos. In der Umweltbilanz schlagen<br />

sich die drei Neubauten mit rund 100 t<br />

pro Jahr eingesparter CO 2 -Emission nieder.<br />

Die fast fünf Tonnen schweren Batterien<br />

sollen selbst bei einer außerordentlich<br />

starken Strömung ausreichend<br />

Strom für eine Tagesschicht zur Verfügung<br />

haben. Die Akkus werden nachts<br />

auf der Werft in Zürich-Wollishofen mit<br />

Ökostrom der Elektrizitätswerke der<br />

Stadt Zürich geladen.<br />

<br />

© ZSG<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

21


SCHIFFSTECHNIK<br />

Aus der Vogelperspektive ist die gute Auftragslage für die Werft Malz bereits gut zu erkennen<br />

© Werft Malz<br />

Hybridschiff sorgt für eine Premiere<br />

Die Auftragslage bei der Werft Malz war selten so gut und sorgt für eine Auslastung bis<br />

ins kommende Jahr hinein. Neben zahlreichen Behörden- und Arbeitsschiffen soll auch<br />

das Traditionsschiff »Hertha« endlich angepackt werden. Von Krischan Förster<br />

In der Schiffbauhalle der Werft Malz nahe<br />

Berlin entsteht gerade etwas Besonderes:<br />

Die »WSP 6« ist das erste Aufsichtsboot<br />

der Wasserschutzpolizei in<br />

Brandenburg, das auf einen Hybridantrieb<br />

umgerüstet wird. »Wenn sich das Konzept<br />

bewährt, könnten etliche weitere Projekte<br />

folgen«, sagt Werftchef Ralf Loerke.<br />

Das Boot vom Typ KB 12 liegt schon<br />

längere Zeit bei Malz. Die gut 12,00 m langen<br />

Kontrollboote wurden in den 1970er<br />

und 1980er Jahren in großer Serie für die<br />

Wasserstraßenämter der DDR, den Wasserschutz<br />

und den Wasserstraßenbau auf<br />

der Schiffswerft Königstein gebaut.<br />

Um Platz für die neue Kombination aus<br />

konventionellem Diesel- und Elektroantrieb<br />

samt Batterien zu schaffen, wurde<br />

die »WSP 6« um 1,00 m auf jetzt 13,80 m<br />

bei 2,90 m Breite verlängert. Wie bei vielen<br />

anderen Aufträgen in der jüngeren<br />

Vergangenheit, sorgten Lieferengpässe<br />

bei wichtigen Komponenten auch in diesem<br />

Fall für Verzögerungen. Doch nun<br />

biegen Werft und Auftraggeber in die<br />

Zielgerade ein, im Juli wird das umgerüstete<br />

Aufsichtsboot erprobt und anschließend<br />

an die Wasserschutzpolizei<br />

zurückgeliefert. »Ich bin sehr gespannt,<br />

wie es sich dann bewährt«, sagt Loerke.<br />

Für den Hauptantrieb sorgen künftig<br />

zwei neue Volvo-D8-Motoren mit<br />

200 kW. Der elektrische Antrieb mit<br />

30 kW, der vor allem bei Langsamfahrten<br />

übernimmt, stammt von Esco, die Batterien<br />

kommen von Aentron. Während alle<br />

schiffbaulichen Arbeiten von der Werft<br />

selbst übernommen wurden, hat<br />

Mohrs & Hoppe, wie zuvor schon bei vielen<br />

anderen Projekten, die Arbeiten an<br />

der gesamten Bordelektrik und Steuerungselektronik<br />

übernommen.<br />

Um Anschlussaufträge müssen sich<br />

Loerke und seine 26 Beschäftigten jedenfalls<br />

aktuell nicht sorgen. Die Hallen und<br />

Verschiebe- / Verfahranlage<br />

Auf der Werft Malz entstand aus<br />

einem alten Trockendock eine<br />

computergesteuerte Hebe- und<br />

Verfahranlage. Schiffe können<br />

seither hydraulisch aus dem Wasser<br />

genommen und direkt in die<br />

Schiffbauhalle oder auf einen der<br />

16 Stellplätze für Landreparaturen<br />

abgesetzt werden. Das<br />

war 1986 eine Weltneuheit, die bis<br />

heute störungsfrei funktioniert.<br />

Ähnliche Anlagen entstanden in<br />

Genthin und Tangermünde.<br />

22 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Zwei Schiffe warten auf ihren Stellplätzen im Freien auf die Fertigstellung der nötigen Arbeiten<br />

© Andreas Hansmann<br />

die Stellplätze davor waren selten so voll. Hatten die Behörden,<br />

die für einen Großteil des Arbeitsvolumens auf der Werft sorgen,<br />

während der Corona-Pandemie einige Ausschreibungen noch<br />

zurückgehalten, folgte danach eine umso größere Welle. »Wir haben<br />

richtig gut zu tun«, sagt der Werftchef. Er kann es gut einschätzen:<br />

Bereits seit 2000 ist er Werftleiter und seit 2012 auch Inhaber<br />

des Traditionsbetriebes.<br />

Von WSA Elbe, Außenstelle Dresden, liegt ein Decksprahm<br />

mit Nr. 3027 bei Malz. Er wurde sandgestrahlt, die Elektrik wurde<br />

komplett erneuert, außerdem wurde ein neuer Kran von Atlas installiert.<br />

»Alles wird jetzt noch getestet, und dann geht er zurück<br />

nach Dresden«, berichtet Loerke. Ebenfalls einen neuen Atlas-<br />

Kran hat ein weiterer Decksprahm (Nr. 2857) vom WSA-Standort<br />

Lauenburg bekommen, auch diese Einheit wird noch pünktlich<br />

im Mai für den Auftraggeber fertiggestellt.<br />

Neben den beiden Prahmen befasst sich die Werft mit zwei antriebslosen<br />

Schwimmgreifern. Auf der »Stier« aus Magdeburg<br />

wird die Inneneinrichtung erneuert, was von der eigenen Tischlerei<br />

erledigt wird. Abgesehen von der Schiffswerft Bolle in Derben<br />

ist Malz der einzige Schiffbaubetrieb, der dieses Gewerk<br />

noch selbst in den Händen hält. Zuvor ging es bereits an den<br />

Schwimmgreifer »Hude«, dessen Grundüberholung gerade abgeschlossen<br />

wird.<br />

Die Liste aktueller und kommender Projekte ist lang: So werden<br />

ein Schubboot Typ 22 mit Volvo-D8-Motoren und ein Arbeitsboot<br />

Typ »Spatz« mit Heimathafen Niegripp (bei Magdeburg)<br />

neu motorisiert, während das Schubboot »Robbe« ab August<br />

neue Ruderpropeller von Schottel erhält. Für »normale« Revisionen<br />

werden zwei weitere Schwimmgreifer von der Oberhavel<br />

und das Tankschiff »Wotan« erwartet. Der Schlepper »Hecht«<br />

bekommt ein Komplettpaket – Innenausbau, Neumotorisierung,<br />

neue Heizung mitsamt der Elektrik.<br />

Und dann liegt in der Schiffbauhalle ja immer noch die »Hertha«,<br />

1886 für die Stralauer Dampfschiffahrts-Gesellschaft Manthey,<br />

Wolff und Zwerner in der Werft von Aaron & Gollnow, Stettin<br />

gebaut. Auf dem Dampfschiff mit Doppelschraubenantrieb<br />

wurde der Berliner Fußballverein Hertha <strong>BS</strong>C am 25. Juli 1892<br />

gegründet. Seit 2016 ist der schwimmende »Oldtimer« im Besitz<br />

des Bundesligisten, der das Schiff seinerzeit einer Kyritzer Reederei<br />

abkaufte und es zur Werft Malz brachte. Hier soll es weitgehend<br />

im alten, aber modernisierten Ambiente wieder hergerichtet<br />

werden. Auch dieses Projekt dauert viel länger als ursprünglich<br />

erwartet, sagt Loerke. Im Fall der »Hertha« mussten<br />

neue Vorschriften berücksichtigt werden, um sowohl einen ausreichenden<br />

Brandschutz als auch die nötige Stabilität zu gewährleisten.<br />

Der Schiffskonstrukteur Hans-Ulrich Förster hat daher<br />

einen neuen Salon, ein neues Deck und ein Steuerhaus konzipiert,<br />

die heutigen Ansprüchen genügen sollen.<br />

Die Zukunft der Werft sieht Loerke vor allem in der Reparatur<br />

und Umrüstung von Arbeitsschiffen. In den 1990er Jahren seien<br />

viele Einheiten bei Barthel oder Bolle gebaut worden, in der Substanz<br />

gut, aber inzwischen maschinen- und elektrotechnisch<br />

nicht mehr auf dem neuesten Stand. »Darauf haben wir uns spezialisiert«,<br />

so Werftchef Loerke. Immer häufiger gehe es um eine<br />

Elektrifizierung. Wenn ihn derzeit eine Sorge umtreibt, dann ist<br />

es der Mangel an Fachkräften. »Bei unserer Auftragslage würde<br />

ich sofort ein bis zwei Leute einstellen – finde aber aktuell keine«,<br />

sagt Loerke. Die Werft bildet daher weiter selbst aus – demnächst<br />

fängt wieder ein Lehrling an.<br />

<br />

www.wernz-stromaggregate.de<br />

• <br />

• <br />

• <br />

• <br />

• <br />

• <br />

• <br />

• <br />

Neue Schulstr. 41 | 68623 Lampertheim<br />

Tel. 0163 7956156<br />

wernz@wernz-stromaggregate.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

23


SCHIFFSTECHNIK<br />

Neu aufgestellt in die Zukunft<br />

Die Neue Ruhrorter Schiffswerft (NRSW) will sich mit einer Doppelspitze am Markt<br />

positionieren: Jörg Backhaus kam von Hülskens und steht als technischer Geschäftsführer<br />

künftig an der Seite der langjährigen Geschäftsführerin Heike Haferkamp<br />

Jörg Backhaus hat in seinem bisherigen<br />

Berufsleben so einiges im Schiffbau erlebt.<br />

Nach seinem Studium in den 1980er<br />

Jahren war er zunächst viele Jahre bei der<br />

SuK und danach 23 Jahre lang als Technischer<br />

Leiter bei Hülskens Wasserbau beschäftigt.<br />

»Ich kenne jeden Schiffstyp von<br />

innen und außen«, sagt Backhaus.<br />

Seit dem 1. April ist der 58-Jährige der<br />

Neue auf der Neuen Ruhrorter Schiffswerft<br />

(NRSW) in Duisburg. »Ich habe<br />

noch einmal eine neue Herausforderung<br />

gesucht«, sagt Backhaus. Künftig steuert<br />

er als technischer Geschäftsführer die Geschicke<br />

des Traditionsbetriebes gemeinsam<br />

mit der kaufmännischen Geschäftsführerin<br />

und Gesellschafterin Heike Haferkamp,<br />

die schon fast ein Vierteljahrhundert<br />

auf der Werft verbracht hat.<br />

Doppelspitze hat Tradition<br />

Technische Ausstattung<br />

Die Neue Ruhrorter Schiffswerft verfügt<br />

über eine Längshelling für bis zu<br />

110 m lange und 11,50 m breite<br />

Schiffe mit einem Eigengewicht von<br />

bis zu 1.200 t. Auf der Querhelling<br />

können Einheiten von bis zu 90 m<br />

Länge, 15 m Breite und einem Eigengewicht<br />

von max. 1.500 t bearbeitet<br />

werden. Drei Hellingkrane<br />

können Sektionen mit Einzelgewichten<br />

von bis zu 35 t bewegen.<br />

Ein weiterer Kran (10 t) steht am<br />

Jörg Backhaus und Heike Haferkamp führen künftig gemeinsam die Neue Ruhrorter Schiffswerft<br />

Ausrüstungskai bereit. Zudem gibt es<br />

drei Schiffbauhallen mit einer Grundfläche<br />

von insgesamt 3.750 m2. In zwei<br />

von ihnen erfolgen Blechbearbeitung,<br />

Verformung und das Brennschneiden,<br />

zudem werden dort Flachsektionen<br />

gefertigt. Eine Werkhalle mit Laufkranen<br />

von insgesamt 32 t Tragfähigkeit<br />

dient dem Volumen-Sektionsbau.<br />

In einem weiteren Gebäude befinden<br />

sich die Werkstatt, das Lager und die<br />

Büros auf einer Gesamtfläche von<br />

rund 400 m2.<br />

Eine Doppelspitze hat Tradition bei dem<br />

Schiffbaubetrieb in Duisburg-Ruhrort.<br />

Nun sitzen Haferkamp und Backhaus am<br />

Ruder und wollen das Unternehmen in<br />

eine erfolgreiche Zukunft steuern. »Ich<br />

glaube nach wie vor fest daran, dass man<br />

mit einer Werft Geld verdienen kann«,<br />

sagt Backhaus. Und in Duisburg werde<br />

mehr als eine Werft benötigt, ergänzt er<br />

mit Verweis auf die Meidericher Schiffswerft<br />

in der Duisburger Nachbarschaft.<br />

Die Neue Ruhrorter Schiffswerft, 1921<br />

am Eisenbahnhafen in Ruhrort als Reparaturwerkstatt<br />

von der Reederei Stachelhaus<br />

& Buchloh gegründet, wurde<br />

1938 von der Fried. Krupp AG übernommen.<br />

Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg<br />

wurde bereits im September 1945<br />

mit einem Schwimmdock aus zwei<br />

U-Bootrümpfen der Reparaturbetrieb<br />

wieder aufgenommen.<br />

1950 wurde von der Firma Lohbeck die<br />

Werftanlage in Meiderich, am Hafenbecken<br />

B – dem heute einzigen Standort<br />

übernommen. Die NRSW gehörte in ihrer<br />

Blütezeit, Anfang der 1960er bis Ende<br />

der 1980er Jahre, zu den bedeutendsten<br />

Binnenwerften in Westeuropa und beschäftigte<br />

zeitweise bis zu 370 Mitarbeiter.<br />

Sie gehörte zu den ersten, die<br />

komplett geschweißte Schiffskaskos ablieferte,<br />

und war an Entwicklung und<br />

Einführung der Schubschifffahrt auf dem<br />

Rhein maßgeblich beteiligt. Für die<br />

Schifffahrt in Überseegebieten, deren<br />

Wasserstraßen keine schiffbaren Zugänge<br />

zum Meer haben, konstruierte und<br />

baute die NRSW damals Schiffe in vorgefertigten,<br />

landtransportfähigen Sektionen.<br />

Die Module für nahezu 300 Neubauten<br />

wurden an ihren Bestimmungsorten,<br />

am Nil, Kongo oder Ganges, unter<br />

Anleitung der NRSW-Monteure zusammengebaut.<br />

Aktuell hat die Werft gut zu tun. Neben<br />

einigen Reparaturaufträgen und Klassearbeiten<br />

für Kundenschiffe werden<br />

noch zwei weitere Schubleichter für die<br />

Reederei Veerhaven gebaut. Wie sich das<br />

weitere Jahr entwickeln wird, ist schwer<br />

© Förster<br />

24 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


NEUE RUHRORTER SCHIFFSWERFT<br />

Neubau - Reparatur - Servicecenter<br />

NEUE RUHRORTER SCHIFFSWERFT GMBH | Schlickstraße 15 | 47138 Duisburg<br />

Telefon 02 03- 45 0 <strong>05</strong> - 00 | info@nrsw.de | Mobil 0175-1675572


SCHIFFSTECHNIK<br />

Ein Tanker mit italienischer Klasse<br />

Auf der Kötter Werft in Haren ist der 1961 gebaute Bilgenentöler »Olde Baas« zum<br />

Doppelhüllentanker umgebaut worden. Es war das erste Projekt dieser Art für das deutsche<br />

Büro der Klassifikationsgesellschaft RINA. Von Anna Wroblewski<br />

Ende Dezember 2022 wurde die ehemalige<br />

»Olde Baas« und jetzige<br />

»ASP-Bilgenentöler 1« abgeliefert. Auftraggeber<br />

des Umbaus war die ASP Arges-Surface-Protection<br />

GmbH aus Wilhelmshaven.<br />

Das Unternehmen ist unter<br />

anderem auf das Auffangen von Strahlmittelrückständen,<br />

ölhaltigem Wasser,<br />

Schlamm und grauem Abwasser auf See<br />

sowie an Land spezialisiert. Wie Jacobus<br />

Varossieau, Business Development Manager<br />

– Marine bei RINA Germany, im<br />

Gespräch mit der Zeitschrift »Binnenschifffahrt«<br />

berichtet, habe ASP sich im<br />

Jahr 2021 dazu entschlossen, die Flotte zu<br />

erweitern. »Um im Hafen von Wilhelmshaven<br />

flexibler zu sein, beschloss ASP,<br />

sich nach einem Binnentankschiff umzusehen.<br />

Entweder nach einem Neubau<br />

oder einem Schiff aus zweiter Hand«, so<br />

Varossieau. »Schließlich kaufte ASP das<br />

über 60 Jahre alte Tankschiff ›Olde Baas‹.<br />

Wohl wissend, dass ein vollständiger<br />

Umbau erforderlich sein wird, da solche<br />

Schiffe eine Doppelhülle benötigen«, ergänzt<br />

er. Zusammen mit Sven Brand von<br />

Naval Design and Engineering wurde ein<br />

Technische Daten<br />

»ASP-Bilgenentöler 1« ex »Olde<br />

Baas«<br />

»Olde Baas« im »neuen Gewand«. Als »ASP Bilgenentöler 1« ist sie in Wilhelmshaven unterwegs<br />

© ASP<br />

Bauwerft . . . . . . . Scheel & Jöhnk,<br />

Hamburg<br />

Baujahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1961<br />

Umbau . . . . . . 2022, Kötter Werft<br />

Länge . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47,5 m<br />

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,18 m<br />

Tiefgang . . . . . . . . . . . . . . . 2,11 m<br />

BRZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334<br />

Motorleistung . . . . . . . . . . . 371 PS<br />

Flagge . . . . . . . . . . . . Deutschland<br />

26 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

unserem Kunden viel Spaß mit seinem<br />

neuen Schiff wünschen«, so die Werft.<br />

RINA hat sich speziell auf die Bedürfnisse der Binnenschifffahrt eingestellt und ein Team dafür am<br />

Hamburger Standort gegründet, (v.l.): Patrizio di Francesco, Kai Reichelt und Jaco Varossieau<br />

Umbauplan erstellt. Brand hatte sich an<br />

RINA gewandt, um die Plangenehmigung<br />

durchzuführen.<br />

Nach diesen Plänen musste unter anderem<br />

das Mittelstück des Schiffes – dort<br />

wo sich die Ladung später befinden sollte<br />

– rausgenommen werden und durch einen<br />

Doppelhüllenrumpf ersetzt werden.<br />

RINA hat den Plan auf »Herz und Nieren«<br />

geprüft und dann grünes Licht an<br />

die Werft gegeben, die dann mit dem<br />

Umbau starten konnte.<br />

Wie Kötter bei der Ablieferung im letzten<br />

Dezember auf Social Media mitteilte,<br />

sei diese Umrüstung keinesfalls trivial gewesen.<br />

Zu Beginn dieses Projektes hätte<br />

sich niemand vorstellen können, was für<br />

ein Aufwand nötig sei, das Schiff nach<br />

Kundenwunsch und Wunsch der Klasse<br />

umzubauen, heißt es in einem Post. Nicht<br />

nur der Umbau von Einhülle auf Doppelhülle,<br />

sondern auch die Elektrik, Motortechnik<br />

und Verrohrung seien anspruchsvoll<br />

gewesen. »Gemeinsam mit unserem<br />

Harener Netzwerk haben wir die Herausforderung<br />

jedoch gemeistert und können<br />

© Wroblewski<br />

Erster Tanker für RINA<br />

Das Schiff befindet sich nun nach ausgiebigen<br />

Probefahrten im Dienst. »Für RI-<br />

NA Germany ist dies ein großer Erfolg.<br />

Dieser Binnentanker ist der erste unter<br />

RINA-Klasse in Deutschland«, sagt. Jacobus<br />

Varossieau. »RINA war für diesen<br />

Auftrag prädestiniert, weil wir den ADN-<br />

Code für gefährliche Gütertransporte erfüllen.<br />

Die ADN-Code-Anerkennung haben<br />

2015 vom Bundesverkehrsministerium<br />

erhalten«. Die »ASP-<br />

Bilgenentöler 1« ist nun das erste RINAzertifizierte<br />

Binnenschiff in Deutschland.<br />

Die Klasse hat auch andere aktuelle Projekte<br />

in der Binnenschifffahrtsbranche.<br />

Wie Varossieau berichtet, erneuert die<br />

Reederei M.S. Hanse derzeit ihr Stückgut-<br />

und Containerschiff »GMS Hanse«<br />

zusammen mit der dazugehörigen Barge<br />

»Jale« bei der Hitzler Werft in Lauenburg.<br />

»Wir beaufsichtigen die Überholung des<br />

Schiffes und überprüfen seine Seetüchtigkeit.<br />

Projekte wie diese sind ein<br />

Türöffner in die Branche und wir bauen<br />

dadurch unser Geschäft in der Binnenschifffahrt<br />

kontinuierlich aus«, so Jacobus<br />

Varossieau abschließend. <br />

© RINA<br />

Das 1961 gebaute Schiff wurde bei der Kötter Werft vom Einhüllenschiff zum Doppelhüllentanker umgebaut<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

27


SCHIFFSTECHNIK<br />

Zwei saubere Schwestern<br />

Die Berliner Wassersport und Service Gesellschaft (BWSG) hat die Förderung<br />

des Senats genutzt und zwei ihrer Schiffe – die »Belvedere« und die »Babelsberg« –<br />

mit Abgasreinigungssystemen nachgerüstet<br />

Die »Bärliner« und die »Babelsberg« begegnen sich im Regierungsviertel<br />

© BWSG<br />

Mit der »Babelsberg« und der »Belvedere« fahren zwei weitere<br />

Ausflugsschiffe auf der Spree besonders schadstoffarm.<br />

Die Schiffe gehören zu einer Reihe von Fahrgastschiffen, die in<br />

den 1980er Jahren bei der damaligen Yachtwerft Köpenick gebaut<br />

wurden. Betrieben von der Berliner Wassersport und Service<br />

GmbH & Co. KG, werden die beiden Schiffe heute für Rundfahrten<br />

auf verschiedenen »Sight-Seeing«-Routen in und um Berlin<br />

eingesetzt oder können für Gruppenfahrten und Events gechartert<br />

werden.<br />

Angetrieben werden die beiden gut 30 Jahren alten Schiffe<br />

noch von Schönebecker 6VD14,5 Motoren aus DDR-Produktion.<br />

Auch die Generatoren stammen noch aus Schönebecker Produktion.<br />

Trotz ihres Alters arbeiten die Motoren immer noch einwandfrei.<br />

Einziges Manko waren bisher die Abgasemissionen, die<br />

ebenfalls noch einem Entwicklungsstand der 1980er Jahre entsprachen.<br />

Daher entschied sich die BWSG-Führung im November<br />

2022 das Förderprogramm »Nachhaltige Nachrüstung und<br />

Umrüstung von Fahrgastschiffen« der Berliner Senatsverwaltung<br />

für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz in Anspruch<br />

zu nehmen und bei beiden Schiffen sowohl Antriebsmotor<br />

als auch Generator mit Abgasreinigungssystemen nachzurüsten.<br />

Als Lieferant für die Abgasreinigungstechnik wurde die<br />

Firma Tehag GmbH aus Moers ausgewählt. Das Unternehmen<br />

verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung insbesondere bei der<br />

Nachrüstung von Dieselmotoren mit hoch effektiven Rußpartikelfiltern<br />

und SCR-Systemen zur Reduzierung von Stickoxidemissionen.<br />

Im Hause der BWSG ist die Tehag bereits seit 2018 bekannt. Im<br />

Rahmen des Pilotprojektes »Saubere Schiffe« des Berliner Senats<br />

beteiligte sich die Firma Tehag schon mit der Umrüstung der<br />

systeme für die<br />

abgasnachbehandlung<br />

• hohe Reinigungsleistung, sauberes Abgas<br />

• individuelle Auslegung und Berechnung<br />

• Anpassung an den Maschinenraum<br />

• Engineering im eigenen Haus<br />

Herbert-Ludwig-Str. 12-14<br />

28832 Achim<br />

Tel.: +49(0)4202.9769-0<br />

www.krone-filter.de<br />

28 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


#NACHHALTIGKEIT<br />

#EMISSIONSMINDERUNG<br />

#RESSOURCENSCHONUNG<br />

- INSTANDHALTUNG ALLER MOTOREN<br />

UND ANTRIEBE BIS 7.000 KW<br />

- STORM•EYE®: MONITORING SERVICES<br />

- MOTOREN- UND ERSATZTEILE IM TAUSCH<br />

- SERVICE FÜR ABGASTURBOLADER<br />

UND EINSPRITZPUMPEN<br />

August Storm GmbH & Co. KG · www.a-storm.com


SCHIFFSTECHNIK<br />

Neue Batterie-Serie mit Klasse<br />

Der Batteriehersteller EST-Floattech hat mit Octopus eine neue Produktserie eingeführt.<br />

Vor Kurzem gab die Europaabgeordnete Nagtegaal-van Doorn den Start für die Produktion<br />

am niederländischen Standort in Badhoevedorp<br />

letzten Jahren gab es eine Zunahme von<br />

elektrisch angetriebenen Schiffen. Infolgedessen<br />

werden die von Reedern und<br />

Schiffsbauern benötigten Anwendungen<br />

immer differenzierter, nicht nur für den<br />

direkten Antrieb, sondern auch für verschiedene<br />

Geräte, Maschinen, Spitzenleistungen<br />

und Hotellasten. Darüber hinaus<br />

werden in diesem Moment neue Arten<br />

von Anwendungen erdacht.«<br />

DNV zugelassen<br />

Caroline Nagtegaal-van Doorn hat die Produktion offiziell gestartet<br />

Die neue Produktionslinie wurde<br />

kürzlich eingerichtet. Die ersten<br />

Module des neuen Batteriesystems sind<br />

bereits an Kunden ausgeliefert. Zuvor<br />

hatte die Europaabgeordnete Caroline<br />

Nagtegaal-van Doorn die Produktion offiziell<br />

gestartet.<br />

Die Octopus-Plattform ist ein modulares<br />

Batteriemanagementsystem, das für<br />

die Konfiguration einer Vielzahl von Batterien<br />

entwickelt wurde. Dieses Batteriemanagementsystem<br />

(BMS) bietet eine<br />

benutzerfreundliche Schnittstelle, über<br />

die die Batterie angeschlossen wird. Da es<br />

eine Reihe von Batteriekonfigurationen<br />

integrieren kann, ist es dem Hersteller<br />

zufolge äußerst vielseitig und an verschiedene<br />

Anwendungen anpassbar. Die<br />

Schnittstelle für den Kunden bleibt dabei<br />

einheitlich. Das BMS ist ein integraler<br />

Bestandteil des Sicherheitsmanagements<br />

der Batterien und bietet Fernüberwachung,<br />

Diagnose und Service.<br />

Zwei Batterietypen am Start<br />

Die Octopus-Serie bietet derzeit zwei<br />

Haupttypen von Batteriemodulen an:<br />

High Energy und High Power. Die High<br />

Energy-Batterien sind für Langzeit- und<br />

Großbatterieinstallationen ausgelegt. Sie<br />

eignen sich laut Hersteller daher ideal für<br />

mittelgroße und große Schiffe, die elektrisch<br />

fahren und beispielsweise nachts<br />

aufladen. Die High Power-Module liefern<br />

viel Leistung (kW) bei begrenzter Energiespeicherung<br />

(kWh), was in der Praxis<br />

eine kurze (Ent-)Ladezeit bedeutet. Dies<br />

kann in Schnellladefähren eingesetzt<br />

werden, die kurze Fahrten machen und<br />

während der Stopps aufladen müssen.<br />

Darüber hinaus befindet sich das Unternehmen<br />

in einem fortgeschrittenen Stadium<br />

der Entwicklung einer Lite- und Lite-Xl-Version<br />

der Octopus-Batterien.<br />

Zweitens werden auch Module auf der<br />

Basis von LFP entwickelt.<br />

Neben einer festen Konfiguration, bei<br />

der das System in einem speziellen Batterieraum<br />

untergebracht wird, ist das Batteriesystem<br />

der Octopus-Serie auch als<br />

Containerlösung (10 und 20 TEU-Version)<br />

erhältlich, die auf verschiedenen<br />

Schiffstypen platziert werden kann.<br />

»Der Markt wächst, um die Nachhaltigkeit<br />

zu verbessern und aufgrund<br />

von gesetzlichen Vorgaben«, sagt Walter<br />

van der Pennen, CCO bei EST-Floattech.<br />

»Die Energiewende auf dem maritimen<br />

Markt hat wirklich begonnen, und in den<br />

© EST-Floattech<br />

Das Batteriesystem der Octopus-Serie ist<br />

das zweite System von EST-Floattech, das<br />

die DNV-Typgenehmigung erhalten hat.<br />

Das Unternehmen verfolgt bei der Entwicklung<br />

seiner Produkte eine Philosophie<br />

der Sicherheit durch Design.<br />

Die Octopus-Serie wurde mit mehreren<br />

Sicherheitsebenen in der Hardware und<br />

Software entwickelt. Diese Sicherheitssysteme<br />

verhindern, dass die Batteriezellen<br />

kritische Grenzwerte erreichen,<br />

basierend auf mehr als zehn Jahren Erfahrung<br />

mit maritimen Batteriesystemen.<br />

Dieses Batteriesystem stellt die nächste<br />

Generation von zertifizierten Batteriemanagementsystemen<br />

für den maritimen<br />

Markt dar.<br />

»EST begann bereits vor 14 Jahren mit<br />

der Entwicklung von Batteriesystemen für<br />

den Einsatz an Bord von Schiffen, als sich<br />

Octopus-Kontroller<br />

30 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

abzeichnete, dass Energiespeichersysteme<br />

eine wichtige Rolle bei der Reduzierung<br />

des CO 2 -Ausstoßes in der Schifffahrt spielen<br />

würden«, sagt Mark Witjens, CEO von<br />

EST-Floattech. »Unser innovatives Octopus-System<br />

kann in einem solchen Umfang<br />

eingesetzt werden, dass es den so genannten<br />

positiven Kipppunkt überschreiten<br />

wird, und wir haben unsere neuen<br />

Produktionsanlagen und -verfahren so<br />

ausgelegt, dass sie diesem erwarteten Anstieg<br />

der Nachfrage gerecht werden. Die<br />

damit verbundene Steigerung des Produktionsvolumens<br />

wird eine weitere Kostensenkung<br />

ermöglichen, so dass die<br />

Octopus-Serie ein weiterer großer Schritt<br />

in Richtung einer emissionsfreien maritimen<br />

Industrie ist.«<br />

AW<br />

©EST-Floattech<br />

Die neue Octopus-Produktserie ist seit April am Markt verfügbar<br />

Drei Fragen an …<br />

Josefin Klindt, EST-Floattech GmbH, Hamburg, Sales Account Manager<br />

»10 MWh in diesem Jahr in den Markt gebracht«<br />

EST-Floattech hat mit Octopus eine neue<br />

Produktserie auf den Markt gebracht.<br />

Wie unterscheidet sich diese vom Vorgängerprodukt?<br />

Josefin Klindt: Mit Green Orca 1<strong>05</strong>0 haben<br />

wir in den vergangenen zehn Jahren<br />

ein vielfältig einsetzbares Batteriesystem<br />

für maritime Anwendungen anbieten<br />

können. Seit Anfang <strong>2023</strong> wird Green<br />

Orca 1<strong>05</strong>0 durch die neue Octopus-Serie<br />

ersetzt, die aus unterschiedlichen High<br />

Energy (HE) und einer High Power (HP)<br />

Batterielösung besteht, welche alle im<br />

weitestgehend identischen Hard- und<br />

Softwaredesign zu finden sind. Aktuell<br />

gibt es diese Systeme mit NMC-Zellen, in<br />

den kommenden Monaten wird ebenfalls<br />

eine LFP-Variante für unsere Kunden<br />

verfügbar sein.<br />

Ein wesentlicher Unterschied bezieht<br />

sich auf den thermischen Schutz. Neben<br />

einer optimalen Kühlung und dem verschlossenen<br />

Aluminiumgehäuse, verfügen<br />

alle Octopus-Modelle über einen<br />

Schutz vor der so genannten Cell-to-<br />

Cell-Propagation. Das Octopus Batteriesystem<br />

ist außerdem modular, kann somit<br />

an spezifische Raumgrößen angepasst<br />

werden, und es ist zertifiziert durch<br />

die Klassen DNV, Lloyd’s Register und<br />

Bureau Veritas. Zudem ist das Rackingsystem<br />

deutlich leichter und besitzt eine<br />

integrierte Abgasleitung.<br />

Mit Blick auf die Binnenschifffahrt. Welche<br />

Schiffstypen fokussieren Sie insbesondere<br />

mit dem neuen Batteriesystem?<br />

Klindt: In der Binnenschifffahrt spielt die<br />

effektive Energiespeicherung und -versorgung<br />

eine immer wichtigere Rolle. Für<br />

ein breites Spektrum maritimer Anwendungen<br />

sind zuverlässige und langlebige<br />

Batterien unverzichtbar.<br />

Unser Batterie-Portfolio bietet die perfekte<br />

Lösung für jede Anwendung an<br />

Josefin Klindt<br />

© EST-Floaattech<br />

Bord – ob die Stromversorgung von elektrischen<br />

Antriebsmotoren, das Bordnetz<br />

oder auch im Zusammenspiel mit Verbrennungsmotoren<br />

als hybride Lösung.<br />

Unsere Octopus High Energy und High<br />

Power Lithium-Batterien eignen sich für<br />

den Einsatz auf Passagier- und Frachtschiffen,<br />

welche küstennah oder im Inland<br />

verkehren oder auch Arbeitsschiffen<br />

der Polizei, Feuerwehr oder Forschung,<br />

die auf europäischen Gewässern fahren.<br />

Unsere Batterielösungen sind modular,<br />

leicht, haben eine hohe Energiedichte und<br />

benötigen keine regelmäßige Wartung.<br />

Unabhängig von der Größe der Anwendung<br />

bieten wir eine breite Palette an<br />

Batterietechnologien, die speziell für den<br />

maritimen Einsatz entwickelt wurden.<br />

Das Octopus-Team steht bei der Auswahl<br />

des passenden Systems und bei Fragen<br />

zur Sicherheit und Nutzung immer zur<br />

Verfügung.<br />

Gibt es ein bereits ein konkretes Schiffsprojekt,<br />

bei dem die neuen Batterien zum<br />

Einsatz kommen?<br />

Klindt: EST-Floattech hat seit Beginn<br />

<strong>2023</strong> Octopus High Energy und High<br />

Power Batterien mit mehr als 10 MWh<br />

Kapazität unter anderem in deutsche<br />

Projekte vermitteln können.<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

31


SCHIFFSTECHNIK<br />

SCHIFFSTECHNIK<br />

Einweihungsparty mit Kicker-Turnier<br />

Der Hamburger Standort des Getriebeherstellers Reintjes wächst. Der Platz für Mitarbeiter<br />

war knapp. Darum wurden am Veritaskai 3 in Hamburg-Harburg neue, größere Büros<br />

bezogen. Vor Kurzem fand die »feierlich-sportliche« Einweihung statt. Von Anna Wroblewski<br />

Louis Zander und Alfred Schick begrüßen die Gäste in den neuen Räumlichkeiten Schinck (li.) hat die Leitung 2019 an Zander übergeben<br />

© Visser<br />

Zusammenkommen ist ein Beginn,<br />

Zusammenbleiben ein Fortschritt,<br />

Zusammenarbeiten ein Erfolg – mit diesem<br />

Zitat von Henry Ford begrüßte Louis<br />

Zander Freunde und Partner in den neuen<br />

Räumlichkeiten von Reintjes in Hamburg.<br />

Beim Stichwort »Zusammenbleiben«<br />

freute sich der Reintjes Director<br />

Sales & Service über die Anwesenheit von<br />

Alfred Schinck. Er hat 2016 das erste Büro<br />

des Getriebeherstellers in Hamburg-<br />

Harburg eröffnet. 2019 übergab Schinck<br />

die Leitung an Zander. Seit Anfang dieses<br />

Jahres ist Alfred Schinck wieder da und<br />

unterstützt seine Hamburger Kollegen.<br />

»Das Zusammenbleiben hat geklappt«,<br />

freute sich Louis Zander.<br />

Hinter »Zusammenarbeiten und Erfolg«<br />

kann Reintjes ebenfalls einen Haken<br />

machen. Als Beispiel nannte Zander<br />

die vielen großen Yachten, die in<br />

Deutschland gebaut werden: »Wir können<br />

mit Stolz sagen, dass Reintjes bei vielen<br />

dieser Schiffe mit an Bord ist.« Ein<br />

anderes spannendes Projekt sei der Bau<br />

der »Chicago« gewesen. Das Planierschiff<br />

der HPA wurde bei der Hitzler Werft gebaut<br />

und im vergangenen September abgeliefert:<br />

»Sonderprojekte ist das was wir<br />

können und was uns Spaß macht«, so<br />

Zander.<br />

Projekte hat Reintjes also viele und das<br />

ist auch der Grund, warum ein Umzug in<br />

die neuen Büroräume notwendig war.<br />

»Wir haben hier in Hamburg auch das<br />

Vertriebsgebiet ›Skandinavien‹ dazubekommen.<br />

Wir brauchen also Platz für<br />

weitere Mitarbeiter. Außerdem haben wir<br />

vor, einen Studentenpool aufzubauen.<br />

Das heißt, wir wollen Studierenden, die<br />

Möglichkeit geben, beispielsweise ihre<br />

Abschlussarbeiten bei uns zu schreiben«,<br />

erklärt Louis Zander. Den Studenten<br />

wird ein Großraumbüro zur Verfügung<br />

gestellt werden sowie ein Reintjes-Mitarbeiter,<br />

der sich in Vollzeit um sie kümmert.<br />

Vier bis fünf Studenten könnten<br />

gleichzeitig betreut werden.<br />

Nach der offiziellen Begrüßung der<br />

Gäste ging es in den gemütlichen, aber<br />

auch sportlichen Teil des Abends über. So<br />

hatten die Gäste die Möglichkeit, an einem<br />

Kicker-Turnier teilzunehmen. Dieses<br />

gewann der Gastgeber zusammen mit<br />

seinem Kunden und Kicker-Partner Kai<br />

Klimenko, Geschäftsführer der Hitzler<br />

Werft.<br />

<br />

Tischkicker-Turnier: Bei der Büroeinweihung ging es auch sportlich zu<br />

Die Sieger: Kai Klimenko und Louis Zander<br />

32 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Ineratec baut Pilotanlage für e-Fuels<br />

Das Start-up will in Frankfurt ab 2024 jährlich bis zu 2.500 t an nachhaltigen Kraftstoffen<br />

produzieren, unter anderem für die Schifffahrt. Die »Power-to-Liquid«-Technologie (PtL)<br />

nutzt CO2 und »grünen« Wasserstoff zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten<br />

Mit der PtL-Anlage werden mit den<br />

Ausgangsstoffen CO2 und grüner<br />

Wasserstoff flüssige Kohlenwasserstoffe,<br />

sogenannte e-Fuels, produziert. Der Industriepark<br />

Höchst bietet aufgrund der<br />

bestehenden Infrastruktur und der Biogasanlage,<br />

die Infraserv Höchst am<br />

Standort betreibt, optimale Produktionsbedingungen.<br />

Ineratec will als Pionier die<br />

steigende Nachfrage nach klimafreundlichen<br />

synthetischen Kraftstoffen in der<br />

Schifffahrt, dem Luftverkehr und der<br />

chemischen Industrie decken.<br />

»Mit unserer modularen und skalierbaren<br />

Technologie können wir maßgeschneiderte<br />

Lösungen anbieten, um die<br />

Dekarbonisierung von Industrie und<br />

Mobilität voranzutreiben«, sagt CEO<br />

Tim Böltken. Die Pionieranlage in Frankfurt<br />

sei als erste großindustrielle PtL-<br />

Anlage in Deutschland ein Meilenstein in<br />

der Entwicklung von nachhaltigem e-Fuel<br />

und ein wichtiger Schritt in Richtung<br />

einer klimaneutralen Zukunft.<br />

Die Anlagenmodule werden bereits<br />

seit Sommer 2022 in Karlsruhe gefertigt<br />

und in den folgenden Monaten am<br />

Standort schrittweise integriert, sodass<br />

der Inbetriebnahmeprozess bereits zum<br />

Ende des Jahres beginnt. Der geplante<br />

Produktionsstart für die Gesamtanlage<br />

ist für 2024 geplant.<br />

Nach der Inbetriebnahme wird die Anlage<br />

bis zu 3,5 Mio. l SAF (Sustainable<br />

Aviation Fuel), Schiffsdiesel und synthetische<br />

chemische Rohstoffe liefern.<br />

Von Frankfurt aus will das deutsche<br />

Clean-Tech-Unternehmen die Produktion<br />

von E-Fuels an weiteren Standorten<br />

weltweit vorantreiben, um<br />

CO2-Emissionen im Megatonnen-Maßstab<br />

zu reduzieren und so den Weg in eine<br />

klimafreundliche Zukunft zu ebnen.<br />

Aus Sicht von Hessens Wirtschaftsminister<br />

Tarek Al-Wazir bleiben e-Fuels<br />

auf längere Zeit ein rares Gut. Sie müssten<br />

gezielt dort eingesetzt werden, wo eine<br />

direkte Elektrifizierung nicht möglich<br />

ist, vor allem in der Luft oder auf See.<br />

Gebaut wurde die Anlage in dem von<br />

Infraserv betriebenen Industriepark<br />

Höchst, mit 460 ha einer der größten Forschungs-<br />

und Produktionsstandorte der<br />

Chemie- und Pharmaindustrie in<br />

Europa. Ineratec investiert dort mehr als<br />

30 Mio. €, gefördert durch das Umweltinnovationsprogramm<br />

des Bundesumweltministeriums.<br />

Weitere Anlagen<br />

sind den Angaben zufolge bereits in der<br />

Planung.<br />

Zu den Produkten gehören E-Kerosin,<br />

CO2-neutrales Benzin oder Diesel sowie<br />

synthetische Wachse, Methanol und<br />

SNG. Das 2016 gegründete Unternehmen<br />

hat bereits großtechnische Powerto-Liquid-Anlagen<br />

an deutschen Standorten<br />

realisiert, um die Verfügbarkeit von<br />

nachhaltigen Kraftstoffen und Chemikalien<br />

in verschiedenen Verkehrsbereichen<br />

wie der Luftfahrt zu erhöhen.<br />

Einer der Kunden ist das in Oslo börsennotierte<br />

Schifffahrtsunternehmen<br />

MPC Container Ships, ein Ableger für Investoren<br />

der MPC Capital-Gruppe aus<br />

Hamburg. Entsprechend einem jüngst<br />

abgeschlossenen Vertrag liefert Ineratec<br />

ab 2024 für die mehr als 60 Schiffe zählende<br />

Flotte von Containerschiffen synthetisches<br />

Marine Diesel Oil (MDO) als<br />

Kraftstoff, hergestellt aus biogenem CO2<br />

und »grünem« Wasserstoff.<br />

Dieses MDO kann sowohl auf konventionellen<br />

Schiffenals auch auf den im Bau<br />

befindlichen Schiffen mit Methanolbasiertem<br />

Antrieb eingesetzt werden«,<br />

sagte Constantin Baack, CEO von MPC<br />

Container Ships.<br />

RD<br />

© Ineratec<br />

Vollzogen den ersten Spatenstich für die PtL-Anlage im Industriepark Hoechst: Joachim Kreysing (Geschäftsführer von Infraserv Höchst), Tarek Al-Wazir<br />

(Hessens Wirtschaftsminister), Tim Böltken (Ineratec-CEO) und Caspar Schuchmann (CFO Ineratec)<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

33


SCHIFFSTECHNIK<br />

Drei Tage volles Programm<br />

Nichts weniger als die Zukunft des maritimen Sektors steht im Mittelpunkt der »Maritime<br />

Industry« <strong>2023</strong>. So kündigt es der Veranstalter für die diesjährigen Messetage vom 23.-25. Mai<br />

in der Evenementhal in Gorinchem an. Von Hermann Garrelmann<br />

Die Fachmesse »Maritime Industry« in Gorinchem ist von Dienstag, dem 23. Mai bis zum Donnerstag, dem 25. Mai, täglich von 13:00 bis 21:00 Uhr geöffnet<br />

© Garrelmann<br />

In der maritimen Szene wird derzeit viel und intensiv über neue<br />

Vorgaben, neue Entwicklungen, neue Trends gesprochen. Der<br />

Eindruck, dass die Branche im Aufbruch ist, besser noch: im Umbruch,<br />

täuscht nicht: Innovation, Nachhaltigkeit, Fragen zur<br />

Energienutzung beherrschen die Branche.<br />

Auf diese mit großen Herausforderungen verbundenen Entwicklungen<br />

will die »Maritime Industrie« reagieren. Unter anderem<br />

mit einem »kennistheater«, einer »Bühne des Wissens«, wo<br />

aktuelle Themen wie Digitalisierung, neue Emissionsanforderungen<br />

und der Modal Shift behandelt werden. Außerdem<br />

gibt es einen »Pavillon der Zukunft«, der in Zusammenarbeit<br />

mit Rijkswaterstaat und »Smash« (Programm Smart Shipping)<br />

organisiert wird.<br />

In diesem Jahr dürfte das Rahmenprogramm mehr Gewicht<br />

haben wie in den Vorjahren. An jedem der Messetage gibt es Themenschwerpunkte.<br />

Bereits am ersten Messetag lassen sich im<br />

»kennistheater« neue Erkenntnisse gewinnen. Dabei geht es um<br />

die gemeinsame Nutzung von Schifffahrtsabsichten. Ob sie dazu<br />

beitragen können, die Binnenschifffahrt noch sicherer und effizienter<br />

zu machen, versucht Patrick Potgraven von Rijkswaterstaat<br />

zu klären.<br />

Sein Ansatz: Das Projekt »Intentions Sharing« untersucht den<br />

Mehrwert der gemeinsamen Nutzung von geplanten Schiffsrouten<br />

in der Binnenschifffahrt. Um diese Fahrabsichten mitzuteilen<br />

und anzuzeigen, werden Trackpilots eingesetzt, das sind<br />

fortschrittliche Navigationsinstrumente, die die Binnenschifffahrt<br />

rasch erobern. Eine Simulatorstudie bei Marin hat gezeigt,<br />

dass die gemeinsame Nutzung von Fahrtabsichten die Binnenschifffahrt<br />

sicherer und effizienter machen kann, wenn sie mit<br />

Sorgfalt durchgeführt wird.<br />

Um Digitalisierung geht es auch in einem weiteren Vortrag.<br />

»Die Zukunft der Digitalisierung auf Wasserstraßen und in der<br />

Binnenschifffahrt« wird von Henk van Laar, Policy Manager im<br />

Bureau Telematica Binnenvaart (BTB) beleuchtet.<br />

Steht die nächste digitale Revolution bevor?<br />

Die rasante Digitalisierung der Gesellschaft und unseres täglichen<br />

Lebens betrifft auch die Wasserstraßen und die Binnenschifffahrt.<br />

In den letzten 25 Jahren wurden bereits große Fortschritte<br />

gemacht, zum Beispiel mit elektronischen Seekarten,<br />

elektronischen Meldungen von Ladungs- und Reisedaten (BICS),<br />

AIS, ganz zu schweigen von der allgegenwärtigen E-Mail und<br />

dem Smartphone. Van Laar vermutet, dass die nächste digitale<br />

Revolution bevorsteht. Kann die Binnenschifffahrt dabei eine<br />

wichtige Rolle spielen? Die Fernsteuerung von Schiffen und das<br />

Verschwinden von Papierdokumenten machen die Binnenschifffahrt<br />

zu einem Player, der in der »Champions League der Digitalisierung«<br />

mitspielen kann. Seine Frage lautet also: wie sollte die<br />

Vision in dieser Zeit des großen Wandels aussehen?<br />

34 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Tehag<br />

Die Tehag ist seit rund 30 Jahren auf dem Gebiet der Abgasnachbehandlung<br />

tätig. Gerade bei Schiffen ist eine individuelle Beratung<br />

und Auslegung der Abgasnachbehandlung wichtig. Tehag<br />

arbeitet die passenden Konzepte aus und führt auch die Installation<br />

des Systems im Schiff durch. »So erhalten Sie alles aus<br />

einer Hand«, beschreibt Tehag seinen Arbeitsansatz, zu dem auch<br />

die Beantragung von Fördermitteln gehört. Neben der Abgasreinigung<br />

bietet Tehag auch Schalldämpfer an. Auf der Messe in Gorinchem<br />

ist Tehag auf Stand G116 zu finden.<br />

Der Schiffsausrüster Wittig präsentiert sich ebenfalls in Gorinchem<br />

freut sich in diesem Jahr darauf, ein völlig neues Produkt vorzustellen.<br />

Mit dem von Wittig vertriebenen »VA-Coating« stellt<br />

das Duisburger Unternehmen ein völlig neues Beschichtungsprodukt<br />

vor, das auf viele Anwendungsfelder nun auch in der Binnenschifffahrt<br />

wartet. Auf Zweikomponentenbasis ist es innerhalb<br />

kürzester Zeit ausgehärtet. Die Eigenschaften des Beschichtungssystems<br />

bezeichnet Wittig als nahezu revolutionär.<br />

Der Stand von Wittig ist unter E202 zu finden.<br />

© Förster<br />

Buchloh<br />

Ebenso seit fast 30 Jahren kümmert sich die Schiffstechnik Buchloh<br />

um fortschrittliche Schiffsbaukunst, nun bereits in der zweiten<br />

Generation. Gegründet von Heiko Buchloh beschäftigte sich<br />

das Unternehmen hauptsächlich mit Schiffsentwürfen und Berechnungen.<br />

Nach einer entsprechenden Etablierung am Markt<br />

und dem damit verbundenen Wachstum der Belegschaft wurde<br />

das Portfolio um Konstruktionsleistungen erweitert.<br />

Alubau Wessels<br />

Aus dem emsländischen Haren kommt die Tischlerei und Alubau<br />

Wessels auf Stand F 140 zu ihrer Messepräsenz. Der Spezialist für<br />

Ruderhäuser und die komplette Inneneinrichtung von Schiffen<br />

ist in allen Sektoren des Schiffsbaues zu finden. Kreuzfahrtschiffe<br />

gehören ebenso zu den Referenzen wie Tanker oder Fähren. Aktuell<br />

kann Wessels über die Ausbauarbeiten zu zwei Gefo-<br />

Tankern berichten, die gerade bei Den Breejen entstehen. Mit<br />

leicht verstärkter Belegschaft waren die Wintermonate bei Wessels<br />

ausgefüllt mit vielen Winterwartungen bei Flusskreuzfahrtschiffen.<br />

Und erst Ende März wurden drei Limmat-Boote in der<br />

Schweiz getauft, bei denen die Harener Spezialisten für Tischlerund<br />

Aluarbeiten maßgeblich beteiligt waren. Stoff genug also für<br />

ausgiebige Messegespräche.<br />

HGK Shipping präsentiert ihr umweltfreundliches Portfolio<br />

Im Jahr 2017 übernahm Kai Buchloh, Konstrukteur, Schiffsbauingenieur<br />

und Schiffbauingenieur, die Leitung des Unternehmens<br />

von seinem Vater. Die Arbeitsabläufe haben sich verändert,<br />

da deutlich modernere Werkzeuge in der Schiffskonstruktion<br />

und -simulation zum Einsatz kommen und die daraus resultierenden<br />

Erkenntnisse auch in frühen Entwurfsphasen genutzt<br />

werden können.<br />

Der Schwerpunkt von Schiffstechnik Buchloh liegt im Binnenund<br />

Küstenschiffbau. Im Bereich des Binnenschiffbaus sieht sich<br />

Buchloh als Ansprechpartner mit der größten Kompetenz und<br />

Schlagkraft in Deutschland. In den letzten zehn Jahren hat Buchloh<br />

mehr als 30 Entwürfe mit alternativen Antriebssystemen projektiert.<br />

Auf europäischen Wasserstraßen sind inzwischen 14 von<br />

Schiffstechnik Buchloh entwickelte Schiffe mit alternativen Antrieben<br />

unterwegs. »Wir sind Experten für Elektromobilität. Zu<br />

unseren Referenzen gehören verschiedene batterieelektrische<br />

Fahrzeuge, Solarschiffe (aktuell z.B. die Kabelfähre »Missunde<br />

III) und brennstoffzellenbetriebene Schiffe (z.B. das Fahrgastschiff<br />

»Alsterwasser«)“, beschreibt Buchloh interessante Projekte<br />

aus eigener Feder.<br />

Zu den Referenzen des Büros aus Unkel am Rhein gehören sowohl<br />

Schiffe für Privatkunden als auch Behördenfahrzeuge. Mit<br />

© HGK Shipping<br />

36 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


Getriebeservice<br />

www.brauer-getriebe.de<br />

Tel.: +49 (0) 2871 / 70 33<br />

Instandsetzung aller<br />

Fabrikate und Größen


SEEHÄFEN | HINTERLAND<br />

HAFEN ANTWERPEN<br />

Sechs autonome Drohnen kontrollieren den Hafen täglich aus der Luft<br />

Sechs autonome Drohnen fliegen täglich<br />

im Hafengebiet von Antwerpen. Die Hafengesellschaft<br />

Port of Antwerp-Bruges<br />

und die Partner DroneMatrix, Skeydrone<br />

und Proximus haben dafür Anfang Mai<br />

das »D-Hive drone-in-a-box«-Netz gestartet.<br />

Das Hafengebiet von Antwerpen umfasst<br />

mehr als 120 km2. Dieses Gebiet<br />

deckt das D-Hive-Netz aus sechs automatisierten<br />

Drohnen komplett ab und<br />

bietet sechs »flexible zusätzliche Paare an<br />

Augen«, die die Koordinierung reibungsloser,<br />

sicherer und nachhaltiger Operationen<br />

in diesem komplexen Umfeld unterstützen,<br />

so die Hafenbetreiber.<br />

Die Drohnen ermöglichen es den Hafenbehörden,<br />

ein großes Gebiet schnell<br />

und sicher zu verwalten, zu inspizieren<br />

und zu kontrollieren. Der Hafen wird die<br />

Drohnen unter anderem für die Verwaltung<br />

der Liegeplätze, die Überwachung,<br />

die Inspektion der Infrastruktur,<br />

die Erkennung von Ölverschmutzungen<br />

und Treibgut sowie zur<br />

Unterstützung der Sicherheitspartner bei<br />

Zwischenfällen einsetzen. Die insgesamt<br />

18 täglichen und automatischen BVLOS-<br />

(Beyond Visual Line of Sight)-Drohnenflüge<br />

werden von einem zentral im Hafen<br />

gelegenen Command & Control Centre<br />

ferngesteuert.<br />

An diesen Anblick müssen sich die Hafenbetriebe ab jetzt gewöhnen: Fliegende Drohnen<br />

Es handelt sich um die weltweit erste<br />

Implementierung von BVLOS-Flügen<br />

dieser Größenordnung in einem komplexen<br />

industriellen Umfeld. Im Gegensatz<br />

zu VLOS-Flügen (Visual Line of Sight)<br />

finden diese Flüge außerhalb der Sichtweite<br />

des Piloten statt.<br />

Vor zwei Monaten haben die vier Projektpartner<br />

grünes Licht für den Start des<br />

Drohnennetzes bekommen. Diese Betriebsgenehmigung<br />

basiert auf einem neuen<br />

BVLOS-Rahmen (bekannt als Vor-<br />

U-Space-Luftraum), der von Skeydrone<br />

entwickelt und von der BCAA (Belgischen<br />

Zivilluftfahrtbehörde) und der EASA (Europäischen<br />

Agentur für Flugsicherheit) als<br />

legitimer und sicherer Rahmen für<br />

BVLOS-Drohnenflüge genehmigt wurde.<br />

Der Hafen wollte laut eigenen Angaben<br />

bereits 2019 ein Netz autonomer Drohnen<br />

einrichten. In den letzten Jahren fanden<br />

mehrere Tests sowie die Teilnahme am SA-<br />

FIR-Projekt statt, um die Machbarkeit von<br />

Drohnen im Hafen zu untersuchen. Das<br />

Ziel eines Netzes autonomer Drohnen<br />

wurde nun erreicht, heißt es.<br />

<br />

© Port of Antwerp-Bruges<br />

HAFEN ROTTERDAM<br />

Starke Einbußen im Container-Umschlag<br />

Öl, LNG, Kohle und Erz retteten die Bilanz<br />

© Port of Rotterdam<br />

Der Rotterdamer Hafen hat im 1. Quartal<br />

<strong>2023</strong> im Containerumschlag deutliche<br />

Einbußen hinnehmen müssen. Der Gesamtumschlag<br />

schönt die Entwicklung:<br />

Der Hafen Rotterdam meldet für das<br />

1. Quartal einen Umschlagrückgang von<br />

-1,5 % auf 31,5 Mio. t gegenüber dem<br />

Vorjahreszeitraum. Doch bei den Containermengen<br />

erleidet Europas größter Hub<br />

einen schmerzhaften Einbruch.<br />

In den ersten drei Monaten des Jahres<br />

gingen 11,6 % weniger Boxen über die<br />

Kaikanten. Insgesamt waren es<br />

3,2 Mio. TEU – 11,6 % weniger als von Januar<br />

bis März vorigen Jahres. Nach Gewicht<br />

liegen die Einbußen sogar bei mehr<br />

als 12 %. Als Hauptgrund nennt die Hafenverwaltung<br />

den Ukraine-Krieg, der<br />

am 24. Februar 2022 begonnen hatte. Das<br />

mit Russland gehandelte Volumen machte<br />

dem Angaben zufolge zuvor rund 8 %<br />

des Containerumschlags aus. Aber auch<br />

die Mengen aus Asien sind im Vergleich<br />

deutlich um -14,2 % TEU rückläufig, weil<br />

die Lager voll sind und die Nachfrage<br />

aufgrund von Inflation und Konjunkturschwäche<br />

generell gesunken ist.<br />

Plus bei Kohle<br />

Auch bei RoRo-Ladung (-6 %) ist Umschlag<br />

in Rotterdam verloren gegangen.<br />

Dass insgesamt nur ein Rückgang um<br />

1,5 % auf 113 Mio. t gegenüber 117 Mio. t<br />

in der Bilanz steht, liegt an steigenden<br />

Volumina in den Segmenten Mineralölprodukte<br />

(+12 %), Rohöl (+3,2 %), LNG<br />

(14,3 %), Eisenerz und Schrott (+10,1 %),<br />

Agrarprodukten und vor allem Kohle<br />

(+26,3 %). <br />

38 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


SEEHÄFEN | HINTERLAND<br />

CONTAINERTERMINAL TOLLERORT<br />

Acht neue Van Carrier für weniger Emissionen<br />

Die Hamburger Hafen und Logistik AG<br />

erneuert ihre Van-Carrier-Flotte am Containerterminal<br />

Tollerort (CTT). Ziel dabei<br />

ist es, Emissionen zu sparen.<br />

Wie das Logistikunternehmen mitteilt,<br />

gingen im April acht neue Van-Carrier<br />

(VC) mit Hybrid-Antrieb in Betrieb. Sie<br />

transportieren die Container seither umweltfreundlicher<br />

zwischen Schiff, Lager,<br />

Bahnhof und Lkw-Gate, so die HHLA.<br />

Dabei werde deutlich weniger Kraftstoff<br />

als bei den Vorgängern verbraucht. Dadurch<br />

reduzieren sich dem entsprechend<br />

auch die Emissionen.<br />

18 Hybrid-Carrier am CTT im Einsatz<br />

Inklusive dieser acht neuen Geräte umfasst<br />

die Hybrid-VC-Flotte am Container<br />

Terminal Tollerort (CTT) jetzt bereits 18<br />

Geräte. Das Prinzip der verwendeten Technik<br />

ist dabei, überschüssige Energie, die beispielsweise<br />

beim Bremsvorgang oder beim<br />

Senken der Last freigesetzt wird, in einer Lithium-Ionen-Batterie<br />

zu speichern. Im<br />

Fahrbetrieb nutzt das Fahrzeug diese Energie<br />

aus der Batterie. Der Verbrennungsmotor<br />

wird dadurch entlastet. Jeder Hybrid-<br />

VC spart so gegenüber den diesel-elektrischen<br />

Vorgängermodelle über 30 %<br />

Treibstoff pro Betriebsstunde. Das bedeutet,<br />

Acht neue emissionsarme Hybrid-Van-Carrier für den CTT<br />

dass durch die acht neuen Hybrid-VCs jährlich<br />

ca. 200.000 l Diesel gespart werden können.<br />

Auch die CO 2 -Emissionen gehen entsprechend<br />

um rund 530 t jährlich stark zurück,<br />

so die HHLA.<br />

<br />

© HHLA/Susanne Schmitt<br />

SCHWERLASTSYMPOSIUM<br />

Schwerlastlogistiker treffen sich zum zweiten Mal in Rostock<br />

Umschlag von Monopiles mit dem Hafenportalkran TCC 78000<br />

Die Arbeitsgruppe »Rostock High &<br />

Heavy« hat Ende April das 2. Schwerlastsymposium<br />

im Rostocker Überseehafen<br />

veranstaltet. Unter dem Motto »360 Grad<br />

im Wind On- und Offshore« diskutieren<br />

ca. 100 Experten aus Logistik, Seefahrt<br />

und Wirtschaft über die wachsende Bedeutung<br />

der Windindustrie. Besonders im<br />

Fokus stehen die logistischen Herausforderungen<br />

durch die stetig größer werdenden<br />

Komponenten für Windkraftanlagen<br />

an Land und Meer. »Der Rostocker<br />

Überseehafen hat sich zu einem Drehund<br />

Angelpunkt für den Umschlag von<br />

Projektladung und Schwergut etabliert<br />

und spielt für die maritime Wirtschaft international<br />

eine wichtige Rolle. Der Umschlag<br />

von Windkraftanlagen war hierbei<br />

einer der Wachstumstreiber. Seit 2018<br />

verdoppelte sich die Anzahl der zu verladenden<br />

Komponenten für die Windindustrie<br />

im Rostocker Hafen«, sagte<br />

© Rostock Port<br />

Götz Strahl, Leiter Hafenlogistik, Rostock<br />

Port.<br />

In zahlreichen Vorträgen und Diskussionsrunden<br />

wurden aktuelle Themen<br />

wie die Organisation von Transportlogistikketten,<br />

die logistischen Herausforderungen<br />

beim Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien sowie die damit verbundenen<br />

Ziele der Bundesregierung beleuchtet.<br />

Ein besonderes Augenmerk<br />

wurde auf die Nachhaltigkeit gelegt. Hier<br />

werden insbesondere die Themen Energieeffizienz<br />

und alternative Antriebe für<br />

Transportlösungen besprochen.<br />

Die Arbeitsgruppe »Rostock High &<br />

Heavy« besteht im Kern aus Euroports<br />

Germany, dem größten Unternehmen für<br />

Hafenumschlag im Rostocker Überseehafen,<br />

dem Kranhersteller Liebherr-<br />

MCCtec Rostock GmbH und der Rostock<br />

Port GmbH als Hafenbetreiber und<br />

Infrastrukturentwickler. Sie wird ergänzt<br />

durch erfahrene Logistikpartner und Institutionen<br />

wie zum Beispiel Rostock<br />

Business. Seit Gründung hat die Arbeitsgruppe<br />

gemeinsam an der Entwicklung<br />

von Logistikkonzepten innerhalb des Hafens<br />

gearbeitet.<br />

<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

39


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Mit den Incomat-Betonmatten konnte am Rupeltunnel eine größere Wassertiefe hergestellt werden als mit herkömmlichen Steindeckwerk<br />

© Huesker/Porserve<br />

Mit Betonmatten gegen Erosion<br />

Es funktioniert im Prinzip wie eine Luftmatratze – das Incomat-System von Huesker. Mit<br />

dem Unterschied, dass es nicht mit Luft, sondern mit Beton gefüllt wird. Damit lässt sich<br />

ein zuverlässiger Erosionsschutz unter Wasser herstellen. Von Anna Wroblewski<br />

Häfen, Kanäle, Flüsse etc. sind einer ständigen Erosion ausgesetzt.<br />

Es gibt verschiedene Methoden, dieser entgegenzuwirken.<br />

Dazu gehört beispielsweise die Auslegung eines Steindeckwerks.<br />

Eine Alternative zu diesem konventionellen Vorgehen<br />

bietet die Firma Huesker Synthetic aus Gescher. Das nordrhein-westfälische<br />

Unternehmen ist Hersteller von Geotextilien,<br />

die in verschiedenen Industriebereichen eingesetzt werden. Einer<br />

davon ist der Erosionsschutz im Wasserbau. Hier kommen vor allem<br />

die Textilien der Produktserie Incomat zum Einsatz. Ȇberall<br />

dort, wo Wasser in Kontakt mit dem Boden steht, können wir<br />

mit unseren Produkten die Erosion kontrollieren«, sagt Simon<br />

Ebbert. Im Gespräch mit der Zeitschrift »Binnenschifffahrt«. Ebbert<br />

ist Teamleiter Anwendungstechnik und verantwortlich für<br />

den Bereich Business Development Wasserbau.<br />

Bei Incomat handelt es sich um Matten aus doppellagigem<br />

Kunststoffgewebe. »Im Prinzip, muss man es sich vorstellen, wie<br />

eine große Luftmatratze, die nicht mit Luft, sondern mit Beton<br />

gefüllt wird«, erläutert Ebbert. Bevor diese Matten mit hochfließfähigem<br />

Beton befüllt werden, müssen sie von Tauchern unter<br />

Wasser ausgebracht werden. Ein in der Regel an Land stehender<br />

Betonmischer pumpt erst dann den Beton in die Matten ein. »Bedingt<br />

durch ihr Eigengewicht passt sich die Betonmatte dann<br />

dem Untergrund an«, erläutert der Teamleiter. Um eine große<br />

Fläche herzustellen, werden einzelne Panels der Betonmatten von<br />

Tauchern mit Industriereißverschlüssen miteinander verbunden.<br />

Vorteile habe diese Art der Sohlsicherung viele, so der Wasserbauingenieur.<br />

Dazu zählt unter anderem, dass die Geotextilien es<br />

ermöglichen, Beton unter Wasser sehr kontrolliert, in gleichmäßiger<br />

Dicke und sogar auf geneigten Untergründen einzubauen.<br />

Es ist zudem ein kohärentes System. Im Gegensatz zu einem<br />

konventionellen Steindeckwerk, könnten sich also keine Steine<br />

lösen, die zu Schäden an Schiffen oder der Sohle selbst führen.<br />

Als einen weiteren Vorteil beschreibt Ebbert die geringe erforderliche<br />

Dicke der Matten im Vergleich zu einem Steindeckwerk.<br />

Weil das Incomat-System bis zu siebenmal flacher ist, als<br />

herkömmliche Steindeckwerke, muss auch weniger ausgebaggert<br />

werden, um die benötigte Tiefe zu erreichen. Es müssten außerdem<br />

keine Wasserbausteine zur Baustelle geschafft werden. Das<br />

minimiert den Aufwand und die Kosten, weil diese Steine oft von<br />

weit her transportier werden müssen. In Europa kommen sie zumeist<br />

aus Skandinavien, so der Wasserbauingenieur. Weniger<br />

Transporte bedeute außerdem auch weniger CO 2 -Emissionen.<br />

Kein Ausbaggern, keine Spundwandverlängerung<br />

Werden bestehende Steindeckwerke durch die Betonmatten ersetzt,<br />

ist ein Ausbaggern teilweise gar nicht notwendig, um die<br />

nötige Tiefe zu erreichen, erklärt Ebbert weiter. Dies sei zum<br />

Beispiel oft der Fall, wenn Kajen aufgrund wachsender Schiffsgrößen<br />

vertieft werden müssen. Oft reiche es in solchen Fällen<br />

Die 220 mm dicken Betonmatten wurden von Tauchern verlegt<br />

40 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


Unsere Häfen.<br />

Ihre Zukunft.<br />

www.nports.de<br />

<br />

Folgen Sie uns auf


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Im vergangenen Jahr hat die duisport-Gruppe rund 55,0 Mio. €<br />

investiert, um die Infra- und Suprastruktur des Duisburger Hafens<br />

und damit den Standort Duisburg weiter zu stärken. Im laufenden<br />

Geschäftsjahr wird die Summe auf 100 Mio. € knapp verdoppelt.<br />

Im Bereich der Eisenbahn-Infra struktur wird die Anschlussbahn<br />

Walsum wieder hergestellt, um logport VI anzubinden.<br />

Logport I erhält ein weiteres mit Fahrdraht überspanntes Ausfahrgleis<br />

für 740 m lange Züge. Im Hafen werden neben dem<br />

Aus- und Umbau interner Terminalstraßen Kaianlagen erneuert<br />

sowie der zweite Bauabschnitt der Süd-West-Querspange Hamborn/Walsum<br />

zur Anbindung von logport VI gestartet.<br />

Binnenschifffahrt in der DNA<br />

Der Blick von duisport ist bereits seit längerem auf die große,<br />

weite Welt gerichtet, doch die Binnenschifffahrt im regionalen<br />

Umfeld soll keinesfalls vernachlässigt werden. Der »nasse« Verkehrsträger<br />

habe unverändert Potenzial, auch wenn wichtige<br />

Umschlagmengen nicht mehr per Schiff transportiert werden.<br />

»Wir haben in Duisburg zwar einen Schwerpunkt im Bahnbereich,<br />

aber der Hafen ist Bestandteil unserer DNA und das<br />

bleibt auch so«, bekräftigt Bangen. Gerade erst hat das Unternehmen<br />

angekündigt, alle Häfen mit Landstromanlagen für die Güterschifffahrt<br />

ausrüsten zu wollen.<br />

Allerdings, auch dafür steht die Kohle exemplarisch, sei die<br />

Zeit der großvolumigen Massengüter wohl vorbei. »Wir erleben<br />

nach dem Ende des Bergbaus gerade den zweiten Strukturwandel<br />

in Duisburg«, so Bangen. Dennoch glaube er sehr stark an die<br />

Zukunft der Binnenschifffahrt – allerdings müssten sich alle Akteure<br />

vom Tonnagegedanken lösen. Es gehe um neue, andere Ladungsgüter<br />

wie verflüssigtes CO2 oder andere Energieträger,<br />

»aber die fallen mengenmäßig künftig natürlich in ganz anderer<br />

Größenordnung an.«<br />

Mit der Berufung von Joachim Holstein als Konzernbevollmächtigtem<br />

für die Binnenschifffahrt habe man personell ein<br />

Zeichen gesetzt. Und das aus gutem Grund: »Die Nähe des Hafens<br />

zu den Belangen der Binnenschifffahrt ist ausbaufähig«, formuliert<br />

es Bangen. Holstein soll das wieder ändern.<br />

Als Zukunftsfelder sieht der dreiköpfige Vorstand, zu dem neben<br />

Bangen noch Lars Nennhaus und Carsten Hinne gehören, im<br />

Bereich neuer Energien und in einem Ausbau des internationalen<br />

Netzwerks. Dabei steht weniger die »Neue Seidenstraße«, Lieblingsprojekt<br />

von Bangens CEO-Vorgänger Staake, im Fokus. Die<br />

Zugtransporte mit von und nach China haben im vergangenen<br />

Jahr ohnehin rund 32 % Ladungsverlust erlitten. Der Blick von<br />

duisport richtet sich jetzt verstärkt auf Beteiligungen und Aktivitäten<br />

im Mittelmeerraum.<br />

Dazu zählt der Bau des Intermodal-Terminals »Railport« im<br />

türkischen Kartepe bei Istanbul. Mit der Fertigstellung des ersten<br />

Bauabschnitts ist Mitte 2024 zu rechnen. Im italienischen Triest<br />

ist duisport ebenfalls bereits präsent. »Die Anbindung an die<br />

Westhäfen reicht künftig nicht mehr aus«, sagt Hinne. Die Hafengesellschaft<br />

habe den Auftrag, den Unternehmen in der Region<br />

verlässliche Logistikketten zu allen wichtigen Produktions.- und<br />

Absatzmärkten anzubieten. Wenn Warenströme künftig wegen<br />

der kürzeren Seereise aus Fernost verstärkt über die Häfen im Süden<br />

laufen, »müssen wir darauf reagieren«, so Bangen. 2022 hielt<br />

die Duisport-Gruppe Beteiligungen unter anderem in den Niederlanden,<br />

Belgien, Frankreich, Italien, Polen, Indien, China und<br />

Singapur sowie in der Türkei.<br />

KF<br />

Überblick Geschäftssegmente<br />

Im Geschäftssegment Infra- und Suprastruktur erzielte<br />

die duisport-Gruppe eine Gesamtleistung in Höhe von<br />

60,2 Mio. € und lag damit um 8,2 % über dem Niveau des<br />

Vorjahres (2021: 55,6 Mio. €).<br />

Im Geschäftssegment Logistische Dienstleistungen sank<br />

die Gesamtleistung um 22,9 % auf 90,0 Mio. € (2021:<br />

116,7 Mio. €). Ausschlaggebend hierfür ist hauptsächlich<br />

der bewusste Rückgang des Projektgeschäfts der duisport<br />

consult GmbH.<br />

Das Geschäftssegment Verpackungslogistik erreichte eine<br />

Gesamtleistung von 1<strong>05</strong>,8 Mio. €, nachdem im Vorjahr<br />

Erlöse in Höhe von 94,6 Mio. € erzielt werden konnten<br />

(+11,8 %). Damit konnte das Vor-Corona-Niveau von<br />

102,0 Mio. € aus dem Jahr 2019 übertroffen werden.<br />

Das Geschäftssegment Kontraktlogistik erzielte eine Gesamtleistung<br />

in Höhe von 32,6 Mio. €. Dies entspricht einem<br />

Anstieg von 10,5 % im Vergleich zum Vorjahr (2021:<br />

29,5 Mio. €).<br />

LOGISTIK IST DA,<br />

WO WIR SIND.<br />

Am trimodalen Verkehrsknotenpunkt<br />

der Großregion Trier • Eifel • Saarland •<br />

Luxemburg entsteht ein LOGISTIK HUB<br />

der Zukunft.<br />

<br />

<br />

<br />

www.hafen-trier.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

43


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Emmerich erweitert Kapazitäten<br />

Mit dem ersten Spatenstich für die zweite Ausbaustufe haben die Arbeiten für eine<br />

Erweiterung des Rhein-Hafens Emmerich begonnen. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird<br />

dieser insgesamt eine Fläche von 56.000 m 2 umfassen<br />

Der Hafen Emmerich will in Zukunft auch seine Krankapazität erweitern<br />

© Romen<br />

Bis Oktober soll im Emmericher Hafen<br />

eine 8.000 m2 große Fläche, die<br />

östlich des Hafengeländes und direkt am<br />

Hafenbecken liegt, für den Containerumschlag<br />

erschlossen werden. Der laufende<br />

Betrieb ist nicht beeinträchtigt. Mit der<br />

Erweiterung optimiert der trimodal angeschlossene<br />

Hafen Emmerich am Rhein<br />

seine Umschlagprozesse.<br />

Der Emmericher Hafen hat in den vergangenen<br />

Jahren eine »sehr erfreuliche«<br />

Entwicklung genommen, heiß es in einer<br />

Mitteilung des Hafens. Der Umschlag liege<br />

mittlerweile wieder bei konstant über<br />

100.000 TEU. Die Kunden des Containerhafens<br />

schätzten vor allem die trimodale<br />

Anbindung, die hohe Taktung zu<br />

den Überseehäfen, den persönlichen<br />

Kontakt und die strategisch günstige Lage<br />

des Hafens: Kein deutscher Binnenhafen<br />

liegt so nah an den ARA-Häfen wie<br />

der Emmericher Hafen. Zudem ist die<br />

unmittelbare Nachbarschaft zu den Niederlanden<br />

und die Nähe zu den Absatzmärkten<br />

Niederrhein, Rhein-Ruhr und<br />

dem Münsterland ein großer Vorteil für<br />

Kunden und Investoren.<br />

Um sich für die logistischen Herausforderungen<br />

der Zukunft zu wappnen,<br />

hat in Emmerich nun die zweite von drei<br />

Erweiterungs- und Modernisierungsphasen<br />

mit dem symbolischen Spatenstich<br />

begonnen. Bei der neuen, 8.000 m2<br />

großen Fläche handelt es sich um eine<br />

ehemaliges Werksareal von Nouryon<br />

Chemicals, vormals Akzo Nobel.<br />

»Das Gelände eignet sich hervorragend,<br />

um unsere Umschlagprozesse zu<br />

Der trimodale Standort Emmelsum ist ebenfalls im Hafenverband Delta Port organisiert<br />

© DeltaPort<br />

44 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

optimieren«, sagt Arndt Wilms. Als Prokurist<br />

der Port Emmerich Infrastrukturund<br />

Immobilien GmbH ist er für die Erweiterung<br />

der Containerflächen zuständig<br />

ist. »Wir schaffen Stellplatzkapazitäten<br />

und Umschlagmöglichkeiten,<br />

um dem Trend in den globalen<br />

Lieferketten Rechnung zu tragen.«<br />

Durch Entwicklungen wie den Stau im<br />

Suez-Kanal und die weltweiten Lieferengpässe<br />

in Folge der Corona-Pandemie<br />

befinden sich die globalen Logistikketten<br />

derzeit im Umbruch. »Der Trend geht<br />

dahin, die Lieferketten zu entspannen,<br />

um bei Störungen am anderen Ende der<br />

Welt die Fertigungsprozesse in Deutschland<br />

weniger zu beeinflussen. Das erfordert<br />

Flächenkapazitäten in der Logistik<br />

und in den Umschlaganlagen«, so<br />

Wilms.<br />

Erweiterung im laufenden Betrieb<br />

»Das Gelände eignet sich<br />

hervorragend, um unsere<br />

Umschlagprozesse zu<br />

optimieren«<br />

Arndt Wilms<br />

Die zweite Erweiterungsphase soll planmäßig<br />

bis Mitte / Ende Oktober abgeschlossen<br />

sein. Sie erfolgt im laufenden<br />

Betrieb. Die Abläufe im Hafen werden<br />

durch die Arbeiten nicht beeinträchtigt.<br />

»Der Baustellenverkehr kann glücklicherweise<br />

über das Gelände eines benachbarten<br />

Unternehmens abgeleitet<br />

werden, sodass es im Hafen und im Straßenverkehr<br />

nur minimale Beeinträchtigungen<br />

geben wird«, sagt Wilms.<br />

Durch die neue Fläche wächst der Emmericher<br />

Hafen auf dann insgesamt<br />

56.000 m2 an. Bereits im ersten Schritt<br />

der Erweiterung, die im Dezember 2021<br />

abgeschlossen wurde, war der Hafen<br />

5.000 m2 größer geworden. »Mit den<br />

Maßnahmen, die wir nun umsetzen, sind<br />

wir gut aufgestellt für die Zukunft«, findet<br />

auch Udo Jessner, Geschäftsführer<br />

der Port Emmerich GmbH.<br />

Neue Kranbrücken geplant<br />

© Port Emmerich<br />

Nach dem Abschluss der aktuellen Erweiterung<br />

soll in einem dritten Abschnitt<br />

dann das Fundament der Kranbahn komplett<br />

erneuert werden, auf dem anschließend<br />

zwei neue Kranbrücken in Betrieb<br />

gehen sollen. »Die Containerbrücken<br />

sind das Herzstück unseres Hafens«, sagt<br />

Marcel Lueb, Projektingenieur bei Port<br />

Emmerich. Die neuen Containerbrücken<br />

werden in Emmerich die bestehenden<br />

Brücke ersetzen, die seit über 20 Jahren im<br />

Einsatz sind und nacheinander im laufenden<br />

Betrieb abgelöst werden sollen. Sie<br />

werden leiser arbeiten als ihre Vorgängerinnen,<br />

weil sich sowohl die einzelnen<br />

Anlagenteile als auch das Anheben und<br />

Absetzen der Container weicher steuern<br />

lassen. Eine neue, ausfallsichere Steuerungs-<br />

und Kommunikationstechnik an<br />

Bord ermöglicht das Bestimmen und Auswerten<br />

von Betriebsstatus und Energiekennzahlen.<br />

»Die neuen Kranbrücken<br />

werden so ausgelegt, dass die Lastspielzeiten<br />

um bis zu 20 % reduziert werden<br />

können«, sagt Lueb. Zudem ermöglicht die<br />

eingeplante Rekuperation, je nach vorherrschenden<br />

Betriebsbedingungen, Energieeinsparpotenziale<br />

ebenfalls im zweistelligen<br />

Prozentbereich, heißt es.<br />

Mitglied bei DeltaPort<br />

Die Erweiterungs- und Erneuerungspläne<br />

in Emmerich geben auch dem gesamten<br />

Hafenverbund der DeltaPort Niederrheinhäfen<br />

weiteren Auftrieb. Zu dem<br />

Verbund haben sich der Hafen Emmerich<br />

und die DeltaPort-Standorte<br />

– Rhein-Lippe-Hafen Wesel, Stadthafen<br />

Wesel, Hafen Voerde-Emmelsum – mit<br />

dem NIAG-Hafen in Rheinberg-Orsoy<br />

zusammengeschlossen. Ziel ist es, die<br />

Binnenhäfen am Niederrhein zu stärken<br />

und als gemeinsamer Standort nördlich<br />

von Duisburg aufzutreten.<br />

Dabei bilden die Standorte das gesamte<br />

logistische Portfolio ab – von Schüttgütern<br />

über Stück- und Schwergut bis zu<br />

Flüssiggütern und containerisierter Ware.<br />

Mit Leuchtturmprojekten wie dem<br />

EcoPort 813 und dem Förderprogramm<br />

»Innovative Hafentechnologien« setzen<br />

sie Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit<br />

und Digitalisierung.<br />

RD<br />

KNOW-HOW, DAS HAFEN<br />

UND SCHIENE VERBINDET.<br />

EFFIZIENTE LOGISTIK<br />

CLEVER KOMBINIERT<br />

WWW.RHEINCARGO.COM<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

45


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

© Pixabay<br />

Donauschifffahrt spürt Verwerfungen<br />

2022 hat der Güterverkehr auf der österreichischen Donau einen massiven Einbruch<br />

erlitten. Viadonau setzt flexible Bauwerke gegen die Folgen des Niedrigwassers. Gegen<br />

teure Zuschläge können sich Verlader in Österreich neuerdings versichern. Von Josef Müller<br />

Es wurden schon mal mehr Güter auf<br />

dem 350 km langen österreichischen<br />

Donauabschnitt transportiert. 2022 waren<br />

es lediglich noch 6,3 Mio. t, beinahe<br />

23 % oder 1,9 Mio. t weniger als im Jahr<br />

zuvor (8,2 Mio. t). Dieses Minus wird von<br />

der Statistik Austria als »historischer Tiefstand«<br />

ausgewiesen. Einer der Hauptgründe<br />

dafür ist der Ukraine-Krieg.<br />

Die ukrainischen Donauhäfen sind beschränkt<br />

handlungsfähig und daher sind<br />

die Schiffskapazitäten primär auf der Donau<br />

westlich von Österreich gebunden,<br />

sagt Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer<br />

der österreichischen Wasserstraßengesellschaft<br />

Viadonau im Gespräch<br />

mit der Zeitung Binnenschifffahrt. Die gut<br />

ausgelasteten Schiffe im Westen Europas<br />

bescheren ihren Eignern derzeit einträglichere<br />

Margen als noch vor einem<br />

Jahr.<br />

Selbst im Jahr 1992, als der Rhein-<br />

Main-Donaukanal eröffnet wurde sind<br />

auf der österreichischen Donau mehr<br />

Güter transportiert worden als im vergangenen<br />

Jahr. Im grenzüberschreitenden<br />

Verkehr ging das Volumen<br />

im Vorjahr um 17 % auf 6 Mio. t zurück,<br />

das größte Minus von 55 % verzeichnete<br />

der Ukraine-Verkehr. Im inländischen<br />

Donauverkehr gingen die Mengen um erstaunliche<br />

-81 % auf bescheidene<br />

100.000 t zurück. Das hing vor allem damit<br />

zusammen, dass der Straßen- und<br />

Brückenbau im Raum Linz mit beachtlichen<br />

Transportmengen Ende 2021 abgeschlossen<br />

wurde.<br />

Der Rückgang des Vorjahres ist für Hasenbichler<br />

ein klares Zeichen dafür, wie<br />

sehr sich die geopolitischen Veränderungen<br />

auf den Güterverkehr auf<br />

der Donau auswirken. Als weiteren<br />

Grund nennt Viadonau aber auch die<br />

Niedrigwasserperioden. Wenigstens gegen<br />

die Unbilden der Natur will die Wasserstraßengesellschaft<br />

aber angehen.<br />

In diesem Jahr wird damit begonnen,<br />

sogenannte flexible Bauwerke zu errichten,<br />

um die Wasserrinne für die<br />

Schifffahrt selbst bei Niedrigwasser bestmöglich<br />

befahrbar zu halten. Gelingen<br />

soll das mit Schubleichtern, die als verlängerte<br />

Buhnen in kritischen Flussabschnitten<br />

verankert werden, um so das<br />

Wasser in die Mitte Fahrrinne zu drängen.<br />

Wenn sich das Konzept bewährt, soll<br />

es über Österreichs Grenzen hinaus angewendet<br />

werden. Denn bei Viadonau ist<br />

das technische Sekretariat im Rahmen<br />

der Donauraum-Strategie angesiedelt.<br />

Somit kann und soll grenzüberschreitend<br />

agiert werden.<br />

Der große Vorzug dieser Idee: Schubleichter<br />

lassen sich schnell auf dem Markt<br />

beschaffen, ihr Einsatz ist ökologisch<br />

kompatibel und die Investitionskosten<br />

sind zudem überschaubar, wie Hasenbichler<br />

betont.<br />

Niedrigwasser-Phasen kommen auch<br />

die Verlader in der Regel teuer zu stehen,<br />

weil für den Transport Zuschläge erhoben<br />

werden. Gegen dieses Risiko können<br />

sich Unternehmen in in Österreich<br />

künftig versichern. Bei welchen Versicherungsgesellschaften<br />

das möglich<br />

46 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

sein wird, steht noch nicht fest, »aber wir<br />

sind in Gesprächen mit der Branche«,<br />

heißt es seitens Viadonau.<br />

Dies geschieht dem Vernehmen nach<br />

auf Wunsch der Wirtschaft. Im Gegenzug<br />

wünscht sich Hasenbichler mehr Unterstützung<br />

der Donau als Transportweg.<br />

Dieser Wunsch richtet sich nur an Handel<br />

und Industrie, sondern auch an die<br />

Adresse vieler Spediteure, bei denen der<br />

Verkehrsträger Binnenschifffahrt häufig<br />

unberücksichtigt bleibt. Hasenbichler:<br />

»Es gibt noch zu wenig Bewusstsein für<br />

die Donauschifffahrt«, sagt Hasenbichler.<br />

Aber auch die Politik sei gefordert, mit<br />

attraktiven Anreizen die Verlagerung von<br />

Straße und Schiene auf die Wasserstraße<br />

zu unterstützen.<br />

Einen ersten Schritt hatte das österreichische<br />

Verkehrsministerium im Vorjahr<br />

mit einem neuen Förderprogramm für<br />

die Binnenschifffahrt getan, das von Viadonau<br />

koordiniert wird. Bis Ende 2026<br />

gibt es finanzielle Zuschüsse für Verlader<br />

und Binnenschiffer, die Güter aufs Wasser<br />

bringen.<br />

Das Binnenschiff nimmt auch im<br />

jüngst vom BMK präsentierten Masterplan<br />

Güterverkehr 2030 für Österreich<br />

breiten Raum ein. Massengüter, aber<br />

Hans-Peter Hasenbichler<br />

Geschäftsführer Viadonau<br />

auch schwere und sperrige Güter, rollende<br />

Ladung oder intermodale Ladeeinheiten<br />

mit dem Schiff zu befördern sei eine<br />

umweltfreundliche Option des Transports.<br />

»Logistiker sollten das ernsthaft<br />

zur Kenntnis nehmen«, merkt Hasenbichler<br />

kritisch an.<br />

Viadonau hat in den vergangenen Jahren<br />

zahlreiche Initiativen gestartet, um<br />

Anbieter und Nachfrager zusammenzubringen<br />

und die Donau stärker ins Bewusstsein<br />

zu bringen. Doch nicht allein<br />

© Viadonau<br />

der Güterverkehr ist bei Viadonau ein<br />

wichtiges Thema, sondern überhaupt die<br />

Erhaltung der Infrastruktur, um die Donau<br />

als nutzbaren Wasserweg für die Personen-<br />

und Güterschifffahrt stärker ins<br />

Bewusstsein zu rücken. Der Hochwasserschutz,<br />

das »Betreiben« der zahlreichen<br />

Dämme entlang des Stroms sowie das<br />

Öko-Management der Donau-Auen gehören<br />

zum Aktionsradius der bundeseigenen<br />

Gesellschaft, die Hasenbichler<br />

als »Flussraummanager« bezeichnet.<br />

Ende 2024 geht Viadonau selbst im<br />

wahrsten Sinne des Wortes auf das Wasser.<br />

Dann wird das neue Viadonau-Büroschiff<br />

bezugsfertig sein. Ein 20 m breites<br />

und 100 m langes schwimmendes Gebäude<br />

im Passivhaus-Standard wird<br />

künftig auf dem Wasser 200 Mitarbeiter<br />

beherbergen. Kostenpunkt: 25 Mio. €.<br />

In Wien errichtet Viadonau aktuell zudem<br />

ein Blackout-sicheres Rechenzentrum<br />

für die digitale Wasserstraße. Über<br />

dieses Rechenzentrum werden künftig alle<br />

internen und externen IT-Dienste abgewickelt,<br />

außerdem soll es als »Datendrehscheibe<br />

für nationale und internationale<br />

Informationsdienste fungieren«, erklärt<br />

Hasenbichler. Das neue Rechenzentrum<br />

geht Mitte dieses Jahr in Betrieb. <br />

Baggerarbeiten zur Vertiefung der Fahrrinne nahe Hainburg<br />

© Viadonau/Zinner<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

47


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Westdeutsches Kanalnetz: Neue Ladesäulen<br />

Entlang des Wesel-Datteln-Kanals, des Datteln-Hamm-Kanals, des Dortmund-Ems-Kanals<br />

und an der Liegestelle Emmerich am Rhein stehen jetzt für die Berufs- und Freizeitschiffer<br />

moderne Landstromsäulen bereit<br />

Das Pilotprojekt der Generaldirektion Wasserstraßen und<br />

Schifffahrt (GDWS), bei dem neue Stromanschlüsse entwickelt<br />

und im stark befahrenen Westdeutschen Kanalnetz getestet<br />

wurden, wurde nun erfolgreich realisiert. Wie die GDWS<br />

mitteilt, können an allen 21 Liegestellen des Reviers – von Datteln<br />

über Riesenbeck bis Rünthe – Binnenschiffer nun die neuen<br />

Stromtankstellen nutzen. Auch für die Freizeitschifffahrt hat die<br />

Verwaltung eine Möglichkeit zur Landstromnutzung geschaffen,<br />

somit kann auch sie emissionsarm die Wasserstraßen<br />

befahren.<br />

Mit den neuen Ladesäulen ist Strom »tanken« noch einfacher<br />

Viel Platz für Ihren<br />

Unternehmenserfolg<br />

optimale Lage zu den ARA-Häfen und zum Ruhrgebiet<br />

Logistiklösungen aus einer Hand<br />

DeltaPort 1/6 Eck<br />

mit eigener Bahn und Bahninfrastruktur<br />

trimodale Verkehrsanbindung<br />

in Niederrhein<br />

Umschlag von Schütt-, Stück- und Flüssiggütern<br />

sowie Containern<br />

44 ha Flächenpotential für hafenaffine<br />

Gewerbe- und Industriebetriebe<br />

DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH Orsoy - Voerde - Wesel - Emmerich<br />

info@deltaport-niederrheinhaefen.de | www.deltaport-niederrheinhaefen.de<br />

© GDWS<br />

Pilotprojekt mit modernen Standards<br />

Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes betreibt<br />

an den Bundeswasserstraßen bereits ca. 280 Entnahmesäulen<br />

mit 650 Landstromanschlüssen an 80 Liegestellen. Da den<br />

GDWS-Angaben zufolge etliche Säulen und Anschlüsse bei den<br />

Stromstärken und beim Bezahlsystem nicht mehr den modernen<br />

Standards entsprachen, wurde im Westdeutschen Kanalnetz ein<br />

Pilotprojekt gestartet.<br />

Im Rahmen des Projektes wurden an 21 Liegestellen insgesamt<br />

120 Anschlusseinheiten im Form von 56 Doppelsäulen und acht<br />

Einfachsäulen errichtet. Hinzu kommen 14 Satelliten, die als Verlängerung<br />

einer Anschlusseinheit fungieren.<br />

Die neuen Landstromsäulen bieten den Binnenschiffern während<br />

ihre Ruhezeiten die Möglichkeit, Strom bis zu einer Stärke<br />

von 63 Ampere zu nutzen. Erweiterte Anschlüsse für 16, 32 und<br />

63 A Kabel folgen.<br />

An den für die Freizeitschifffahrt ausgewiesenen Liegestellen<br />

wurden passende Säulen mit 16 A Anschlüssen installiert. Wesentliche<br />

Verbesserungen gibt es laut GDWS auch beim Bezahlsystem.<br />

Wo die Schiffer bisher für die Stromentnahme Wertschlüssel<br />

erwerben mussten, ist die Identifikation jetzt über eine<br />

App, eine RFID-Karte oder über den PC möglich. Bezahlt wird<br />

dann per Rechnung.<br />

Stromtankstellen mit einheitlichen Anschlüssen<br />

Mit den elektrischen Stromtankstellen wurde ein einheitlicher<br />

Standard für alle Landstromanschlüsse entwickelt, der bundesweit<br />

an allen Liegenstellen der WSV eingesetzt werden kann. Darüber<br />

hinaus wird daran gearbeitet, den Service an den Liegestellen<br />

zu verbessern und die Infrastruktur an Landstromanlagen<br />

auszubauen.<br />

Dirk Schwardmann, Vizepräsident der Generaldirektion Wasserstraßen<br />

und Schifffahrt: »Mit den neuen Ladesäulen leisten<br />

wir einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Die<br />

Binnenschifffahrt kann jetzt unkompliziert und mit einem verbesserten<br />

Bezahlservice auf sauberen Landstrom zugreifen.<br />

Durch die Nutzung der Stromtankstellen während der Ruhe- und<br />

Wartezeiten der Binnenschiffe werden Lärm und Emissionen<br />

deutlich reduziert.«<br />

RD<br />

48 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Hallen-Recycling am Birsterminal<br />

Der Birsfelder Hafen bekommt eine »neue« Logistikhalle. Neu im eigentlichen Sinne ist sie<br />

aber nicht, denn vorher stand das Bauwerk im deutschen Grenzach-Wyhlen. Dort wurde es<br />

zerlegt, über den Rhein transportiert und wird am neuen Standort wieder aufgebaut<br />

Eine Logistikhalle zieht um: Von den 19.000 m2 werden 10.000 m2 wiederverwendet<br />

Im Birsfelder Hafen entsteht mit<br />

»i-Log« ein neuer Industrie- und Logistikpark<br />

der Birsterminal AG. Dort<br />

wird die Halle neu aufgebaut, die zuvor<br />

auf der anderen, östlichen Rheinseite<br />

stand und nach ihrem Abbau umweltfreundlich<br />

über den Fluss an den neuen<br />

Standort transportiert wurde. Dort werden<br />

in einem ersten Schritt rund<br />

10.000 m2 der ursprünglich 19.000 m2<br />

großen Halle wieder aufgestellt.<br />

Im kommenden Jahr soll sie Teil der<br />

Energiestrategie des Terminalbetreibers<br />

werden. Die Birsterminal AG ist bereits<br />

Betreiberin einer der größten Solaranlagen<br />

der Region. Auch die Dächer der<br />

neuen Lagerflächen sollen mit einer<br />

hocheffizienten Photovoltaikanlage ausgestattet<br />

werden.<br />

Die Birsterminal AG nutzt für den<br />

Neubau nicht nur die bestehende Halle.<br />

Auch die Unterkonstruktionen werden<br />

mit Recyclingbeton ausgeführt. Verbleibender<br />

Betonbruch wird im direkt<br />

angrenzenden Werk in Birsfelden zu neuem<br />

und nachhaltigem Baumaterial verarbeitet.<br />

»Mit diesem Projekt wollen wir<br />

ein Zeichen setzen und uns für Baustoffrecycling<br />

und nachhaltiges Bauen stark<br />

machen«, sagt Martin Ticks, CEO der<br />

Birsterminal AG.<br />

Das Unternehmen agiert seit mehr als<br />

80 Jahren unabhängig und inhabergeführt<br />

und hat seinen Sitz im<br />

Rheinhafen Birsfelden. Am trimodalen<br />

Terminal werden die Verkehrsträger Binnenschiff,<br />

Bahn und Lkw erfolgreich zu<br />

kosteneffizienten Transportketten verknüpft.<br />

Auf der größten zusammenhängenden<br />

Betriebsfläche in den<br />

Schweizerischen Rheinhäfen mit insgesamt<br />

90.000 m2 werden nach Betreiberangaben<br />

laufend neue logistische<br />

Dienstleistungen entwickelt. RD<br />

© Birsterminal<br />

GD<br />

GEORG DUNCKER<br />

MARINE INSURANCE BROKERS<br />

GeorgDuncker 1/3 quer IN LÄNDER-<br />

SPEZIAL NL<br />

HAMBURG<br />

Alter Wall 20-22<br />

+49 40 376004 0<br />

hamburg@georg-duncker.com<br />

WWW.GEORG-DUNCKER.COM<br />

SINGAPORE HOUSTON<br />

80 Robinson Road, #16-03<br />

+65 69163760<br />

singapore@georg-duncker.com<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

1980 Post Oak Boulevard, Suite 100<br />

+1 346 331 4760<br />

houston@georg-duncker.com<br />

ROTTERDAM<br />

Westplein 12-14<br />

+31 10 266 3842 49<br />

rotterdam@georg-duncker.com


RECHT<br />

Soweit es um ein Verschulden des Beklagten<br />

zu 2 als Eigner des MS »Enyo« geht,<br />

steht aufgrund des unstreitigen Sachvortrags<br />

fest, dass er das Schiff in Betrieb genommen<br />

hat, obwohl kurz nach der umfangreichen<br />

Überprüfung und Reparatur<br />

der Bordelektronik durch die Firma T die<br />

Hauptmaschine erneut ausgefallen war<br />

und auf seinen Wunsch keine weiteren<br />

Maßnahmen zur Fehlerbehebung unternommen<br />

wurden. Durch dieses Verhalten<br />

hat der Beklagte zu 2 weitere Ausfälle der<br />

Hauptmaschine des Schiffs aus ungeklärter<br />

Ursache zumindest fahrlässig in Kauf genommen<br />

und seine Pflicht verletzt, dafür<br />

zu sorgen, dass die Hauptmaschine sich in<br />

einem Zustand befand, der es erlaubte,<br />

das Schiff in Betrieb zu nehmen. Diese<br />

mindestens fahrlässige Pflichtverletzung<br />

war für die Kollision zwischen MS »Enyo«<br />

und TMS »Manouk« ursächlich.<br />

Dem Beklagten zu 1 als Schiffsführer des<br />

MS »Enyo« kann dieses Versäumnis allerdings<br />

nicht angelastet werden. Er kam<br />

nach seinen unbestritten gebliebenen Angaben<br />

im Verklarungsverfahren am Vorabend<br />

des Unfalltags erstmals an Bord des<br />

Schiffs; dass er zuvor oder jedenfalls vor<br />

dem für die Kollision ursächlichen Ausfall<br />

der Hauptmaschine über vorausgegangene<br />

Motorausfälle Kenntnis erlangt hätte,<br />

hat die Klägerin nicht behauptet.<br />

Der Beklagte zu 1 hat jedoch zum einen<br />

nicht darzulegen vermocht, dass der zur<br />

Kollision mit TMS »Manouk« führende<br />

Ausfall der Hauptmaschine des MS<br />

»Enyo« nicht durch ein versehentliches<br />

Abschalten im Steuerhaus, wo der Beklagte<br />

zu 1 sich zu diesem Zeitpunkt mit<br />

dem weiteren Schiffsführer G aufhielt,<br />

verursacht wurde. Diese Möglichkeit ist<br />

nicht auszuschließen, würde sie doch<br />

nach den Ausführungen des Sachverständigen<br />

A im Verklarungsverfahren als einzige<br />

Variante erklären, warum sich zu dem<br />

Ausfall der Hauptmaschine kurz vor der<br />

streitgegenständlichen Havarie in keinem<br />

der vorhandenen Fehlerspeicher des MS<br />

»Enyo« ein Eintrag fand.<br />

Zum anderen haben die Beklagten nicht<br />

dargelegt, dass den Beklagten zu 1 und<br />

den Zeugen G kein Verschulden an der zur<br />

Kollision mit TMS »Manouk« führenden<br />

Kursänderung des MS »Enyo« trifft. Die<br />

Auswertung der auf MS »Enyo« und TMS<br />

»Manouk« aufgezeichneten GPS- und AlS-<br />

Daten durch den Sachverständigen B hat<br />

ergeben, dass MS »Enyo« nach dem Ausfall<br />

der Hauptmaschine 122 Sekunden vor<br />

der Havarie noch rund 90 Sekunden seinen<br />

ursprünglichen, auf eine Begegnung Steuerbord<br />

an Steuerbord gerichteten Kurs beibehalten<br />

hat. Damit ist die Behauptung der<br />

Beklagten nicht zu vereinbaren, MS<br />

»Enyo« sei sofort nach dem Ausfall der<br />

Hauptmaschine trotz Bedienung des Notruders<br />

und des Bugstrahlrudem nicht<br />

mehr steuerbar gewesen. War es somit bis<br />

zum Beginn der Kursabweichung nach<br />

Steuerbord etwa 34 Sekunden vor der Kollision<br />

möglich, den Kurs des Schiffs durch<br />

Notruder und Bugstrahlruder zu stützen,<br />

hätten die Beklagten im Einzelnen darlegen<br />

müssen, wie der Beklagte zu 1 und der<br />

Zeuge G Notruder und Bugstrahlruder bei<br />

und nach Beginn der Kursabweichung einsetzten<br />

und dass es trotz nautisch fehlerfreier<br />

Bedienung der beiden Steuereinrichtungen<br />

nicht zu verhindern war, dass das<br />

Schiff vom bis dahin gehaltenen Kurs nach<br />

Steuerbord abwich.<br />

Daran fehlt es …<br />

Zusammenfassend ist somit festzustellen,<br />

dass es den Beklagten nicht gelungen ist,<br />

den Anscheinsbeweis für ein schuldhaftes<br />

nautisches Fehlverhalten der Schiffsführung<br />

des MS »Enyo‘, für das der Beklagte<br />

zu 2 als Schiffseigner mit verantwortlich<br />

ist, zu erschüttern.<br />

Ein mitursächliches Verschulden des<br />

Schiffsführers des TMS »Manouk« an der<br />

Havarie hat das Rheinschifffahrtsgericht zu<br />

Recht als nicht erwiesen angesehen.<br />

Schiffsführer Q hat zwar den mehrfach abgesetzten<br />

Funkdurchsagen der Schiffsführung<br />

des MS »Enyo«, mit denen auf den<br />

Motorausfall und die damit entfallene<br />

Steuerungsfähigkeit des Talfahrers hingewiesen<br />

wurde, nicht die gebotene Aufmerksamkeit<br />

gewidmet. Die Berufungskammer<br />

teilt aber die Auffassung des<br />

Rheinschifffahrtsgerichts, dass Schiffsführer<br />

Q auch dann, wenn er die Funkdurchsagen<br />

zur Kenntnis genommen hätte, keine<br />

andere Wahl hatte, als seine Fahrt am roten<br />

Tonnenstrich fortzusetzen, um MS »Enyo«<br />

Steuerbord an Steuerbord zu begegnen.<br />

Denn MS »Enyo« näherte sich in der Talfahrt<br />

mit unverändert gesetzter blauer Tafel,<br />

und die Schiffsführung des MS »Enyo«<br />

verlangte auch über Funk keine abweichende<br />

Begegnung, nachdem das Schiff<br />

begonnen hatte, von dem zunächst gehaltenen<br />

Kurs nach Steuerbord abzuweichen.<br />

Zwar war aus der Sicht des Bergfahrers die<br />

Gefahr einer Kollision mit dem immer<br />

mehr nach Steuerbord geratenden Talfahrer<br />

erkennbar. Schiffsführer Q hat in dieser<br />

Situation seine Geschwindigkeit reduziert<br />

und TMS »Manouk« noch mehr nach Backbord<br />

gesteuert, um MS »Enyo« auszuweichen.<br />

Mehr oder Anderes konnte er in dieser<br />

Situation nicht tun, um die Havarie zu<br />

vermeiden.<br />

Insbesondere kann ihm entgegen der Auffassung<br />

der Beklagten nicht als Verstoß gegen<br />

§ 1.04 RheinSchPV vorgeworfen werden,<br />

dass er den Kurs des TMS »Manouk«<br />

nicht nach Steuerbord gelenkt hat, um MS<br />

»Enyo« Backbord an Backbord zu passieren.<br />

Denn für ihn war nicht erkennbar, ob<br />

MS »Enyo« den unvermittelt eingeschlagenen<br />

Steuerbordkurs beibehalten oder aber<br />

– wofür das Beibehalten der blauen Tafel<br />

und fehlende Aufforderungen des Talfahrers<br />

zu einer geänderten Begegnung über<br />

Funk sprachen – wieder aufstrecken würde,<br />

um die Begegnung wie angekündigt<br />

Steuerbord an Steuerbord durchzuführen.<br />

Er musste daher befürchten, mit einer<br />

Kursänderung nach Steuerbord in den<br />

Kurs des Talfahrers zu geraten.<br />

Es kommt hinzu, dass ein Ausweichmanöver<br />

des TMS »Manouk« nach Steuerbord<br />

wegen des geringen Abstands zu MS<br />

»Enyo« riskant gewesen wäre. Als für<br />

Schiffsführer Q erkennbar war, dass MS<br />

»Enyo« den Steuerbordkurs beibehalten<br />

würde, hatten die Fahrzeuge sich bei einer<br />

Annäherungsgeschwindigkeit von zuletzt<br />

5,8 m/sec auf schätzungsweise weniger als<br />

200 m genähert. Dass bei einem so geringen<br />

Abstand ein Steuerbordmanöver des<br />

TMS »Manouk« noch gefahrlos möglich<br />

gewesen wäre, behaupten die Beklagten<br />

nicht …<br />

Schiffsführer Q war entgegen der Auffassung<br />

der Beklagten auch nicht nach internationalen<br />

Kollisionsverhütungsregeln gehalten,<br />

MS »Enyo« nach Steuerbord auszuweichen.<br />

Die Internationalen Kollisionsverhütungsregeln<br />

(Internationale Regeln von 1972 zur<br />

Verhütung von Zusammenstößen auf See<br />

– Kollisionsverhütungsregeln – KVR) gelten<br />

nicht für die Binnenschifffahrt auf dem<br />

Rhein. Das ergibt sich schon aus deren<br />

Regel 1 Buchstabe b). Danach berühren<br />

die KVR-Regeln nicht die von einer zuständigen<br />

Behörde erlassenen Sondervorschriften<br />

für Reeden, Häfen, Flüsse, Seen<br />

und Binnengewässer, die mit der Hohen<br />

See in Verbindung stehen und von Seeschiffen<br />

befahrbar sind und die so weit<br />

wie möglich mit den KVR übereinstimmen.<br />

Sondervorschriften in diesem Sinne<br />

enthält die von der Zentralkommission für<br />

die Rheinschifffahrt als der zuständigen<br />

Behörde erlassene Rheinschifffahrtspolizeiverordnung.<br />

Die Kollisionsverhütungsregeln gelten für<br />

die Rheinschifffahrt auch deswegen nicht,<br />

weil sie für den Rhein nicht in Kraft gesetzt<br />

worden sind. Ein Rechtsakt der Zentralkommission<br />

für die Rheinschifffahrt, der<br />

dazu erforderlich wäre, existiert nicht. Es<br />

fehlt auch an in diesem Sinne gleichlautenden<br />

Rechtsakten der Gesamtheit der<br />

Rheinanliegerstaaten. Die Bundesrepublik<br />

Deutschland hat die Kollisionsverhütungsregeln<br />

nicht für Binnenwasserstraßen,<br />

sondern nur für Seeschifffahrtsstraßen<br />

und an ihnen gelegene öffentliche bundeseigene<br />

Häfen sowie das übrige deutsche<br />

Küstenmeer in Kraft gesetzt …<br />

Bei dieser Sachlage muss es bei dem angefochtenen<br />

Urteil sein Bewenden haben.<br />

Aus den dargelegten Gründen wird daher<br />

für Recht erkannt:<br />

Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil<br />

des Amtsgerichts – Rheinschifffahrtsgerichts<br />

– St. Goar vom 10. Juni 2021 – 4 C<br />

6/19 <strong>BS</strong>chRh – wird zurückgewiesen …<br />

Mitgeteilt durch Rechtsanwalt<br />

Martin Hoffmann, Mannheim<br />

(Sammlung Seite 2813)<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong> Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de<br />

51<br />

bis Sammlung S. 2819


SHIPPING - TECHNICS - LOGISTICS<br />

Deutschlands einzige Fachmesse für die Binnenschifffahrt<br />

26. und 27. September <strong>2023</strong><br />

Deutschlands einzige Fachmesse für die Binnenschifffahrt<br />

- die Shipping Technics Logistics (STL) - ist heute als internationaler<br />

Knotenpunkt der maritimen Branche bekannt. Als Impulsgeber für<br />

zentrale Zukunftsthemen bietet sie Ausstellern und Besuchern eine<br />

qualitativ hochwertige Plattform zum gegenseitigen Austausch.<br />

Die STL vereint Angebot und Nachfrage in einem angenehmen<br />

Ambiente und schafft die Grundlage für langjährige<br />

Geschäftskontakte.<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt?<br />

Kontaktieren Sie uns gerne!<br />

www.shipping-technics-logistics.de<br />

Party “Dock & Rock”<br />

mit Live-Musik<br />

Dienstag, 26. September <strong>2023</strong><br />

Party inkl. Buffet und Live Musik<br />

Kontaktdaten:<br />

E-mail: messe@messekalkar.de<br />

Tel: +49 (0) 2824/910-151<br />

Griether Straße 110-120 • D-47546 Kalkar • www.messekalkar.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

52


Ihr Partner für Motoren<br />

und Komponenten<br />

ScanDiesel GmbH<br />

Ermlandstraße 59 · 28777 Bremen<br />

Tel.: +49 421 67532-10<br />

Fax: +49 421 67532-20<br />

info@scandiesel.de · www.scandiesel.de<br />

Schiffsmotoren von NANNI, JCB, AGCO Power, Scania und<br />

Mitsubishi, Motorregelsysteme von GAC und ComAp.<br />

HITZLER WERFT – innovativ seit 1885<br />

Hitzler Werft GmbH<br />

Bahnhofstr. 4–12<br />

21481 Lauenburg/Elbe<br />

Tel. 04153 / 588-0<br />

info@hitzler-werft.de<br />

www.hitzler-werft.de<br />

Schiffsneubau · Schiffsreparaturen<br />

Schiffskonstruktion · Maschinenbau<br />

<br />

<br />

<br />

Seit über 100 Jahren im Dienst<br />

der Binnenschifffahrt<br />

HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH<br />

47<strong>05</strong>3 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstr. 47 | www.ha-du.de<br />

<br />

<br />

<br />

Energiesysteme und<br />

Elektromobilität aus einer Hand<br />

Elektrische Antriebssysteme (ab 1,7 kW)<br />

Wellen-Antrieb Parallel-Hybrid Pod-Antrieb<br />

<br />

Dieselmotoren für die<br />

kommerzielle Schifffahrt<br />

von 537 kW bis 1,324 kW.<br />

MAN Truck & Bus AG Tel.: +49 911 420-0<br />

Motoren & Komponenten man-engines@man.eu<br />

www.man-engines.com<br />

MAN Engines<br />

Aggregate, Motoren, Getriebe, Dieselservice,<br />

Reparaturen, Kolben, Anlasser,Turbolader, Filter,<br />

<br />

August Sto. KG<br />

Ffo@a-storm.com<br />

www.a-storm.com<br />

Volvo Penta<br />

Central Europe GmbH<br />

Am Kielkanal 1 · 24106 Kiel<br />

Tel. (0431) 39 94 0 · Fax (0431) 39 67 74<br />

E-mail juergen.kuehn@volvo.com<br />

www.volvopenta.com<br />

Motoren für Schiffshauptantriebe, Generatoranlagen, Bugstrahlruder<br />

<br />

<br />

Getriebeservice<br />

Tel.: +49 (0) 28 71 / 70 33<br />

www.brauer-getriebe.de


SCHOTTEL GmbH<br />

Mainzer Str. 99<br />

56322 Spay/Rhein<br />

Tel.: + 49 (0) 26 28 / 6 10<br />

Fax: + 49 (0) 26 28 / 6 13 00<br />

info@schottel.de · www.schottel.deScrew<br />

YOUR PROPULSION EXPERTS<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

SCHOTTEL GmbH<br />

Mainzer Str. 99<br />

56322 Spay/Rhein<br />

Tel.: + 49 (0) 26 28 / 6 10<br />

Fax: + 49 (0) 26 28 / 6 13 00<br />

info@schottel.de · www.schottel.deScrew<br />

YOUR PROPULSION EXPERTS<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

GUMETA H. Maes GmbH<br />

Südstr. 9 | D-66780 Rehlingen-Siersburg<br />

Tel. + 49 (6835) 3094 | Fax + 49 (6835) 670 57<br />

E-Mail: info@gumeta.de<br />

48h-Service<br />

www.gumeta.de<br />

Kunststofftechnik Rodenberg GmbH<br />

Im Seefeld 1 - 3, 31552 Rodenberg<br />

Tel. <strong>05</strong>723 9409-0, verkauf@ktrgmbh.de<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Security & Electronic Technlogies GmbH<br />

Aumühlweg 3/2 • 2544 Leobersdorf<br />

Österreich<br />

T +43 (2256) 20177- 0 • F -11<br />

<br />

Teekay Rohrkupplungen GmbH<br />

Krummenweger Str. 133a • 40885 Ratingen<br />

Tel. +49 (0)21 02 770 78-0 • Fax -29<br />

www.teekay-rohrkupplungen.de<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

SCHOTTEL GmbH<br />

Mainzer Str. 99<br />

56322 Spay/Rhein<br />

Tel.: + 49 (0) 26 28 / 6 10<br />

Fax: + 49 (0) 26 28 / 6 13 00<br />

info@schottel.de · www.schottel.deScrew<br />

YOUR PROPULSION EXPERTS<br />

<br />

<br />

<br />

Abgasanlagen Abgasanlagen ❘ Exhaust Gas Systems<br />

Rußfilter<br />

SCR-Systeme<br />

Katalysatoren<br />

<br />

<br />

HGM Energy GmbH<br />

Windhukstraße 1-3<br />

28237 Bremen<br />

Tel. +49 (421) 649 20-0<br />

HGM<br />

Paraffnischer<br />

Schiffsdiesel<br />

(EN 15940)<br />

www.hgm-energy.com<br />

<br />

Datenlogger<br />

Montagen<br />

Engineering<br />

Herbert-Ludwig-Straße 12-14<br />

28832 Achim<br />

Tel. +49 4202 9769 0<br />

info@krone-filter.de<br />

www.krone-filter.de


Anker-, Verhol-, Forschungs- und Seilwinden<br />

KAPPIS NAUTIC<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Korrosionsschutz-Systeme<br />

Steelpaint GmbH · Am Dreistock 9<br />

97318 Kitzingen · Tel.: +49 (0) 9321/3704-0<br />

Fax: +49 (0) 9321/3704-40<br />

mail@steelpaint.com · www.steelpaint.com<br />

1-komponentige Polyurethan-Korrosionsschutz-<br />

Systeme für Hafen- und Kaianlagen, Spundwände,<br />

Brücken, Schiffsbau, Ballasttanks.<br />

<br />

<br />

<br />

Westendstr. 52 · 77933 Lahr/Kippenheimweiler<br />

Tel. 07825-87 <strong>05</strong> 87 · Fax -89 · mail@kappis-nautic.de<br />

<br />

<br />

www.kappis-nautic.de<br />

Advanced Wastewater Treatment<br />

Technologies for Vessels & Offshore<br />

www.martin-membrane.com<br />

<br />

<br />

+49 40 781 293 44<br />

www.kj-fireoff.com<br />

fireprotection@kj-fireoff.com<br />

FIRE PROTECTION: WATER · GAS · FOAM<br />

New Builds, Conversions, Repairs, Sales<br />

<br />

<br />

<br />

Industriestraße 10<br />

D-49733 Haren/Ems<br />

Tel. +49(0)5932-99 77-0<br />

Fax +49(0)5932-99 77-20<br />

info@wessels.com<br />

www.wessels.com<br />

TISCHLEREI und ALUBAU<br />

SCHIFFSAUSBAUTEN<br />

<br />

<br />

<br />

GmbH<br />

®<br />

Alte Duisburger Str. 11 | D-47119 Duisburg<br />

+49 (0)203 932730 | www.wi-du.de<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

www.alfalaval.de/marine<br />

<br />

<br />

Spende und werde ein Teil von uns.<br />

seenotretter.de<br />

KRAL Kraftstoff-Verbrauchsmessung<br />

für Dieselmotoren.<br />

#teamseenotretter<br />

<br />

KRAL AG, 6890 Lustenau, Austria<br />

Tel.: +43 / 55 77 / 8 66 44 - 0, kral@kral.at, www.kral.at


www.alfalaval.de/marine<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

KRAL Schraubenspindelpumpen<br />

für Kraft- und Schmierstoffe.<br />

KRAL AG, 6890 Lustenau, Austria<br />

Tel.: +43 / 55 77 / 8 66 44 - 0, kral@kral.at, www.kral.at<br />

<br />

<br />

Ihr Spezialist für Generatoren<br />

und Diesel-Stromaggregate<br />

• Verkauf, Überholung und Reparatur<br />

• Auswuchten • Neuwicklungen<br />

• alle Fabrikate und Leistungen<br />

Hubert Tippkötter GmbH • Velsen 49 • 48231 Warendorf<br />

Fon +49 2584 9302-0 • Fax +49 2584 9302-50 • www.tippkoetter.de<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

E info@alphatron.de<br />

W alphatron.de<br />

T +49 41 013 7710<br />

Alphatron Marine Deutschland GmbH<br />

Hamburg - Rostock - Leer/Emden<br />

Neubau - Refit - Umbau - Service<br />

Flussradar, AutoPilot, Wendeanzeiger,<br />

Inland AIS, Inland ECDIS, Funk, SATTV<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Energiesysteme und<br />

Elektromobilität aus einer Hand


ZETFON-Fonomat 4x70s / 1x70s<br />

ZETFON 300/310<br />

Makrofon M125 / M75<br />

<br />

<br />

ZÖLLNER Signal GmbH Tel. +49 431 70 27-219<br />

<br />

<br />

<br />

CONNECT<br />

Die perfekte Internetlösung an Bord<br />

ten Haaft GmbH | Neureutstr. 9 | DE-75210 Keltern<br />

info@ten-haaft.de | +49 (0)7231 58 588-931<br />

G.m.b.H.<br />

Schiffsmakler<br />

Moorhof 2 e<br />

22399 Hamburg<br />

Tel. 040 / 600 466-0 | Fax -33<br />

info@kluth-hamburg.de<br />

www.kluth-hamburg.de<br />

<br />

<br />

<br />

An- und Verkauf von<br />

Binnen-, Küsten- und Seeschiffen,<br />

Baggergeräten aller Art,<br />

Neubaukontrahierungen,<br />

Finanzierungen<br />

<br />

<br />

<br />

Spende und werde<br />

ein Teil von uns.<br />

seenotretter.de<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

SCHWEIZERISCHER ARBEITSVERTRAG<br />

FÜR IHRE BESATZUNG?<br />

valentin.mikyta@tmlg.eu<br />

<br />

Dein Partner für<br />

Bunker-Service<br />

Tel. +49 40 5379847 0<br />

hoyer-marine.de


BDS<br />

Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e. V.<br />

Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz, MS »Stella Maris« und die stellvertretenden<br />

Vorsitzenden Nikolaus Hohenbild, Detlef Maiwald, Stephen Mnich, Gebr. Mnich OHG<br />

Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />

August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228 / 746377 | Fax 0228 / 746569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />

Windkraftanlagen auf die Wasserstraße<br />

Zwei Flügel passen problemlos<br />

in den Laderaum eines Schiffes<br />

© Nikolaus Hohenbild<br />

Mit dem im März vorgelegten Entwurf der »Eckpunkte einer<br />

Windenergie-an-Land-Strategie« will Wirtschaftsminister Robert<br />

Habeck »Hürden und Hemmnissen des Ausbaus der erneuerbaren<br />

Energien aus dem Weg räumen«. Dazu werden insgesamt<br />

zwölf Handlungsfelder identifiziert, von denen eines auch<br />

den Transport von Windenergieanlagen betrifft. Zutreffend wird<br />

festgestellt, dass die Bundeswasserstraßen ein großes Potenzial in<br />

Bezug auf die Entlastung der Straßeninfrastruktur und für die<br />

Entbürokratisierung und Beschleunigung von GST bieten, da auf<br />

der Wasserstraße keine Genehmigung erforderlich ist.<br />

Derzeit würden aber die Wasserstraßen für den Transport von<br />

Komponenten von Windenergieanlagen auch aufgrund fehlender<br />

Umschlagsmöglichkeiten in den Häfen noch nicht im wünschenswerten<br />

Umfang von den Speditionen genutzt. Als Maßnahmen<br />

werden unter anderem vorgeschlagen, eine vollständige<br />

Übersicht über die Erreichbarkeit und Hafenkapazitäten bis Mitte<br />

<strong>2023</strong>, die Einbindung der Binnenwasserstraße für den Hauptlauf<br />

in die Routenplanung, sowie Anreize zur Einbindung der<br />

Binnenwasserstraße in den Transportweg.<br />

Von Seiten der Binnenschifffahrt kann diese Initiative nur begrüßt<br />

werden. Der Wasserweg ist ganz hervorragend geeignet,<br />

schwere und großvolumige Güter zu transportieren, nicht nur<br />

weil dort keine bürokratisch kleinteiligen und langwierigen Genehmigungsprozesse<br />

notwendig sind, sondern vor allem auch,<br />

weil der Transport mit dem Schiff im Gegensatz zum Lkw in der<br />

Durchführung regelrecht entspannt erscheint.<br />

Was auf der Autobahn – wenn auch mit riesigem Aufwand und<br />

großen Behinderungen für den übrigen Verkehr – noch möglich<br />

ist, wird jenseits der Autobahn zum Problem. Fehlende Auffahrten<br />

und Abfahrten an der richtigen Stelle oder lange Umfahrungen,<br />

die notwendig werden, weil viele Brücken und Autobahnabschnitte<br />

für den Schwerlastverkehr gesperrt sind, führen<br />

solche Transporte über Straßen, die hierfür überhaupt nicht geeignet<br />

sind. Dort müssen dann oftmals Ampelanlagen oder Verkehrsschilder<br />

abgebaut, Straßen gesperrt oder private Grundstücke<br />

in Anspruch genommen werden. Gerade auch längere<br />

Flügel von Windenergieanlagen machen auf der Straße zusätzliche<br />

Probleme, die man vermeiden könnte, wenn der Hauptlauf<br />

mit dem Schiff stattfindet.<br />

Die Binnenschifffahrt könnte sehr wesentlich dazu beitragen,<br />

die ambitionierten Ziele hinsichtlich des Anteils der erneuerbaren<br />

Energien bis 2030 bzw. 2035 zu erreichen. Voraussetzung<br />

ist aber – und das wird bei den Eckpunkten leider nicht erwähnt<br />

– Ausbau und Instandsetzung von Schleusen wesentlich zu beschleunigen.<br />

Der Transport von Teilen von Windkraftanlagen ist<br />

termingebunden und es müssen dafür in den Häfen Personal sowie<br />

die entsprechenden Schwergutkräne und Lkw mit Spezialaufliegern<br />

bereitgehalten werden. Da darf es keine Verzögerungen<br />

geben, die an vielen Schleusen leider immer wieder drohen. Diese<br />

Transporte brauchen Planungssicherheit.<br />

Wasserstraße nicht berücksichtigt<br />

Daher musste man sich die Augen reiben, nachdem man den<br />

Entwurf des Genehmigungsbeschleunigungsgesetzes gelesen<br />

hatte und feststellte, dass der Bundesverkehrsminister im Gegensatz<br />

zu Straße und Schiene auf der Wasserstraße kein einziges<br />

Projekt gefunden hatte, das er als im überragenden öffentlichen<br />

Interesse liegend bewertet hätte.<br />

Ziel dieses Entwurfs, der zwischenzeitlich im Kabinett gebilligt<br />

wurde, ist es, Planungs- und Genehmigungsverfahren beim Ausund<br />

Neubau vordringlicher Verkehrsprojekte zu beschleunigen.<br />

Wie man vordringliche Wasserstraßenprojekte hierbei nicht berücksichtigen<br />

kann, ist nicht nachzuvollziehen und es fehlt hierzu<br />

in dem Entwurf auch jede Begründung.<br />

In unserer Stellungnahme zum Entwurf heißt es dazu: »Eine<br />

leistungsfähige Wasserstraßeninfrastruktur ist schon immer von<br />

herausragender Bedeutung für die Wirtschaftskraft und damit<br />

Wachstum und Wohlstand nicht nur in Deutschland sondern in<br />

ganz Europa gewesen. Sie ist unerlässlich für die Unternehmen<br />

im Bereich kritischer Infrastruktur, insbesondere was die Sicherung<br />

der Energieversorgung, der Ernährung und des Transports<br />

angeht. Nicht nur Nahrungs- und Futtermittel, Chemie- oder Mineralölprodukte<br />

sind hier zu nennen, sondern vor allem auch die<br />

zur Sicherung der Energieversorgung notwendigen Kohletransporte<br />

und nicht zuletzt der Transport von Windkraftanlagen.«<br />

Die Sinnhaftigkeit des Transportes von Windkraftanlagen und<br />

anderer für die Energiewende wichtiger Güter auf der Wasserstraße<br />

ist evident. Nicht nur, aber auch deshalb ist eine beschleunigte<br />

Beseitigung von Engpässen auf der Wasserstraße genauso<br />

dringlich, wie auf der Straße und der Schiene.<br />

Für alle drei Verkehrsträger gilt, dass eine funktionierende Infrastruktur<br />

die Mindestvoraussetzung ist, um all die vielen Windräder<br />

auch an ihr Ziel zu bringen. Sonst dürfte es mit der Energiewende<br />

schwierig werden.<br />

<br />

58 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong>


IMPRESSUM<br />

Fortführung der<br />

Binnenschiffahrt<br />

und Wasserstraßen<br />

Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />

(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />

Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />

Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />

Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />

Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />

Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />

Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />

Moselkommission, Trier<br />

Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />

Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />

Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />

Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />

August Storm GmbH & Co KG ............................................................ 29<br />

Brauer Maschinentechnik AG .............................................................. 37<br />

DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH ..................................................... 48<br />

GEFO – Gesellschaft für Oeltransporte mbH ................................... U2<br />

Georg Duncker GmbH .......................................................................... 49<br />

Hoyer Marine GmbH .............................................................................. 7<br />

Kadlec & Brödlin GmbH ....................................................................... 35<br />

Kernwasser Wunderland Freizeitpark GmbH .................................... 52<br />

Krone Filtertechnik GmbH ................................................................... 28<br />

Lux Werft und Schiffahrt GmbH ........................................................... 6<br />

Maximilian Verlag GmbH & Co. KG .................................................. U4<br />

Neue Ruhrorter Schiffswerft GmbH ................................................... 25<br />

Niedersachsen Ports GmbH & Co KG ................................................ 41<br />

RheinCargo GmbH ................................................................................ 45<br />

Schiffswerft Bolle GmbH ...................................................................... 17<br />

Sennebogen Maschinenfabrik GmbH ............................................. Titel<br />

TEHAG GmbH ........................................................................................ 3<br />

TMLG s.tr.o. .............................................................................................. 8<br />

Trierer Hafengesellschaft mbH ............................................................. 43<br />

Werft Malz GmbH ................................................................................... 6<br />

Wernz GmbH ......................................................................................... 23<br />

Wessels GmbH ....................................................................................... 36<br />

Wittig GmbH ............................................................................................ 5<br />

Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />

Es ist kein Bestandteil des Anzeigenauftrags. Der Verlag übernimmt<br />

keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />

Spende und werde ein Teil von uns.<br />

seenotretter.de<br />

#teamseenotretter<br />

Herausgeber<br />

Prof. Peter Tamm †<br />

Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische<br />

Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />

Geschäftsführung<br />

Peter Tamm<br />

Redaktion<br />

Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-206 | k.foerster@hansa-online.de<br />

Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-210 | f.selzer@hansa-online.de<br />

Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-209 | a.wroblewski@hansa-online.de<br />

Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />

Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />

Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />

Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />

Josef Müller (jom, Österreich)<br />

Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />

Redaktionsbeirat<br />

Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,<br />

Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />

Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />

Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />

Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />

Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Binnenschiffahrt e.V.;<br />

Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />

und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />

Redaktionsvorbehalt<br />

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung<br />

vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm<br />

oder ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert werden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber,<br />

Redaktion oder Verlag wieder. Die Redaktion behält sich Änderungen an den Manuskripten<br />

vor. Die Redaktion lehnt jede Verantwortung für unverlangt eingesandtes Material (Manus -<br />

kripte, Fotos, Grafiken etc.) ab.<br />

Verlag und Redaktion<br />

Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG<br />

Ein Unternehmen der TAMM MEDIA<br />

Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />

Postfach 10 57 23, 20039 Hamburg<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-02, Fax -208<br />

www.binnenschifffahrt-online.de<br />

Layout<br />

Sylke Hasse, Tel. +49 (0)40 70 70 80-207<br />

s.hasse@hansa-online.de<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Sandra Winter, Tel. +49 (0)40 70 70 80-225 | Fax -208<br />

s.winter@hansa-online.de<br />

D-A-CH und Niederlande<br />

hansmann.media GmbH<br />

Andreas Hansmann | Dorothee Emde<br />

Tel. +49 (0)40 60 91 88-15<br />

a.hansmann@hansmann.media oder<br />

d.emde@hansmann.media<br />

Abonnentenbetreuung | Vertrieb<br />

Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG | Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-222, e-Mail: abo@binnenschifffahrt-online.de<br />

Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 53. Der Auftraggeber von Anzeigen trägt die volle Verantwortung<br />

für den Inhalt der Anzeigen. Der Verlag lehnt jede Haftung ab. Die Verwendung von<br />

Anzeigenausschnitten oder -inhaltsteilen für die Werbung ist untersagt.<br />

Die Binnenschifffahrt erscheint monatlich. Abonnementspreis Inland: jährlich EUR 120,– inkl.<br />

Versandkosten und MwSt. Ausland: jährlich EUR 168,– (EU ohne VAT-Nr.).<br />

Einzelpreis: EUR 10,50 inkl.Versandkosten und MwSt. Versand per Luftpost Europa und<br />

Übersee auf Anfrage. Die Binnenschifffahrt als E-Paper: EUR 120,– inkl. MwSt.<br />

Abo-PeP (Print + E-Paper) Inland: EUR 130,– inkl. MwSt./Versand, Ausland: EUR 178,–.<br />

Digital-Abo (Print, ePaper + Online-Zugang): Inland EUR 148,–; Ausland EUR 196,–.<br />

Digital-Only EUR 148,–. (Halbjahr EUR 74,–)<br />

Für Mehrfachabos werden ab 100 Abos (unter einer Lieferanschrift) 25 % Rabatt gewährt.<br />

Der Abonnementspreis ist im voraus fällig und zahlbar innerhalb 14 Tage nach Rechnungs -<br />

erhalt. Abonnementkündigungen sind nach dem Ende des ersten Bezugszeitraums mit einer<br />

Frist von vier Wochen zum Ablauf eines jeden Kalendermonates schriftlich oder in Textform<br />

möglich. Für die dann entfallenen Bezugsmonate wird eine anteilige Gutschrift erteilt.<br />

Höhere Gewalt entbindet den Verlag von jeder Lieferungs verpflich tung. Erfüllungs ort und<br />

Gerichtsstand ist Hamburg.<br />

Druck: Lehmann Offsetdruck und Verlag GmbH, Norderstedt<br />

Für die Übernahme von Artikeln in Ihren internen elektronischen<br />

Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen<br />

Rechte unter www.presse-monitor.de oder telefonisch<br />

unter 030 284930 bei der PMG Presse-Monitor GmbH<br />

Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2023</strong><br />

59


SEA CLOUD SPIRIT<br />

Eine Legende unserer Zeit<br />

39,90 €<br />

ISBN 978-3-7822-1510-7<br />

Direkt bei uns bestellen auf<br />

koehler-mittler-shop.de<br />

oder telefonisch unter<br />

040/70 70 80 322<br />

Maximilian Verlag GmbH & Co. KG | Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!