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GAUMEN & GENUSS<br />
60 Jahre Stockersekt<br />
DAS WEINGUT STOCKER IST WOHL DIE KLEINSTE SEKTKELLEREI SÜDTIROLS, ABER MIT SICHERHEIT<br />
GEHÖRT SIE ZU DEN ÄLTESTEN. IM JAHR 1963 KAUFTE SEBASTIAN STOCKER DEN HEINRICHSHOF IN TERLAN<br />
Der Verkaufsraum der Sektkellerei Stocker<br />
in der Kirchgasse Nr. 62 ist – unter<br />
freiem Himmel – der Innenhof hinterm<br />
Haus. Idyllisch zwischen dem historischen<br />
Gebäude des Heinrichshofs, der seit 1963<br />
in Familienbesitz ist und den dazugehörigen<br />
Weinbergen, lädt Sigmar Stocker,<br />
Sohn des Altkellermeisters und Sektpioniers<br />
„<strong>Die</strong> Weinstraße“ auf ein Gespräch<br />
ein. Natürlich bei einem Glas Sekt der<br />
Kellerei Stocker.<br />
UND BEGANN MIT DER EIGENEN SEKTPRODUKTION.<br />
DIE ANFÄNGE<br />
<strong>Die</strong> Historie kennt wahrscheinlich jeder,<br />
der mit der Südtiroler Weinwelt zu tun hat.<br />
Doch blicken wir kurz in die Vergangenheit<br />
der Familie, die mit ihrem Namen der<br />
Südtiroler Sektproduktion ihren Stempel<br />
aufgedrückt hat. <strong>Die</strong> Erfolgsgeschichte beginnt<br />
damit, als vor 60 Jahren dem damaligen<br />
Schaffer der Kellerei Terlan, Sebastian<br />
Stocker, die Idee einen Sekt zu produzieren,<br />
vom Vorstand verweigert wurde. Fasziniert<br />
und vor allem überzeugt von diesem Versuch,<br />
ließ sich der Terlaner Weinpionier<br />
aber nicht davon abbringen und begann<br />
selbst mit der Produktion von 100 Flaschen<br />
Schaumwein. Das Qualitätsdenken war<br />
bei Stocker immer von großer Bedeutung<br />
und so wurde nur eigenes Traubenmaterial<br />
aus den besten Lagen dafür verwendet.<br />
Weißburgunder, Chardonnay, Sauvignon<br />
und Terlaner – aus diesen Sorten bestand<br />
der Sektgrundwein. Der Terlaner Rebstock,<br />
in der Literatur „Weiß Terlaner“ genannt,<br />
wurde in den 70-Jahren nicht im DOC-Sortenverzeichnis<br />
aufgenommen, darüber war<br />
Sebastian sehr erzürnt. „Jetzt haben sie uns<br />
unsere Ursorte genommen“, schimpfte er.<br />
Der Name Terlaner wurde aber beibehalten<br />
und heute wird die über die Grenzen hinaus<br />
bekannte Cuvée in der Kellerei produziert.<br />
<strong>Die</strong> Pressung und den ersten Ausbau durfte<br />
Sebastian Stocker im Einvernehmen mit<br />
dem Vorstand in der Kellerei durchführen.<br />
Belohnt wurde die Hartnäckigkeit des<br />
Kellermeisters dann im Jahr 1976 mit der<br />
ersten Auszeichnung – einer Goldmedaille.<br />
DAS ERBE<br />
Heute hat Sohn Sigmar Stocker die Zügel<br />
der Sektkellerei am Heinrichshof in der<br />
Hand. Einiges hat sich verändert, anderes<br />
ist gleichgeblieben, und der Erfolg bleibt<br />
auch hier nicht aus. Sigmar Stocker ist in<br />
der Terlaner Kellerei aufgewachsen und hat<br />
das Handwerk von der<br />
Pike auf gelernt. Er lebte<br />
dort mit seiner Familie<br />
in der Betriebswohnung.<br />
„Der Keller darf nie allein<br />
gelassen werden<br />
und deswegen muss der<br />
Schaffer Tag und Nacht<br />
auch dort sein“, erzählt<br />
Stocker. Unter den Fittichen<br />
seines Vaters hat<br />
Sebastian das Handwerk<br />
des Weinmachens in der<br />
Kellerei gelernt. „Vom Flaschenputzen bis<br />
zum Ausfahren, alles musste ich machen<br />
und bevorzugt wurde ich auch nicht. Im<br />
KLEINE KELLEREIEN<br />
SOLLEN AUF JAHRGANGS-<br />
SEKT SETZEN, DENN DIESE<br />
SCHMECKEN ZWAR IMMER<br />
ANDERS, ABER DAFÜR<br />
AUTHENTISCH.<br />
Gegenteil, als Sohn des Schaffers musste ich<br />
mich doppelt beweisen, vor dem Vater und<br />
vor den Mitarbeitern. Da wurde ich nicht<br />
verschont“, erinnert sich der junge Stocker.<br />
Im Jahr 1993, als Sebastian Stocker in<br />
die verdiente Pension ging, verließ auch<br />
Sigmar gemeinsam mit ihm die Kellerei.<br />
Er wandte der Kellerwirtschaft<br />
für einige Zeit den<br />
Rücken zu, um seine politische<br />
Laufbahn anzutreten.<br />
Politik interessierte ihn immer<br />
schon, der Zeitpunkt<br />
des Einstiegs kam dabei<br />
gelegen. Heimatverbunden<br />
und traditionstreu, so<br />
wie er es vom Vater gelernt<br />
hatte, widmete Sigmar seine<br />
Zeit fast ausschließlich<br />
dem Land Südtirol. In den<br />
wenigen freien Stunden half er dem Vater<br />
am Hof, der dort seine eigene Sektproduktion<br />
weiterführte. „Ein Hektar Grund hat<br />
Quelle: Weingut Stocker<br />
32 // JUNI <strong>2023</strong>