Alpsommer & Viehscheid 2023
Das umfangreiche Sonderheft beinhaltet zahlreiche Hintergrundinformationen zum und dem Viehscheid im Allgäu, dem Tannheimer Tal, in Reutte und Außerfern. Außerdem erwarten Sie zahlreiche Veranstaltungs- und Freizeittipps.
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EIN BUNTER KRANZ<br />
FESTLICHER VIEHSCHEID-SCHMUCK<br />
Nach dem Bergsommer werden jeden Herbst die Kühe beim <strong>Viehscheid</strong><br />
wieder ins Tal getrieben. Einige sind dabei festlich geschmückt.<br />
Doch mit welchen Pflanzen wird der beeindruckende Kranz eigentlich<br />
hergestellt? Wir haben uns ein paar der Gewächse, aus denen der<br />
prächtige Kopfschmuck entsteht, näher angeschaut.<br />
SILBERDISTEL<br />
Die Silberdistel ist in Europa weit verbreitet<br />
und wächst vom Tal bis in Höhen von bis<br />
zu 2800 Metern. Die fast stängellose<br />
Pflanze wird auch Wetterdistel genannt, da<br />
sie Regen vorhersagen kann: Erhöht sich die<br />
Luftfeuchtigkeit, krümmen sich ihre Hüllblätter<br />
nach innen und bilden so eine Art<br />
Regenschirm, der die Röhrenblüten im<br />
Innern vor den Tropfen schützt.<br />
Aber Achtung: In Deutschland<br />
steht die Silberdistel unter Naturschutz.<br />
Für das Kranzrindgebinde<br />
kann sie nur gepflückt<br />
werden, weil sie für die Alpwirtschaft<br />
als Unkraut gilt und auf<br />
den entsprechenen Flächen<br />
von den Hirten geschnitten<br />
werden darf.<br />
HAGEBUTTE<br />
Hagebutten, die knallroten Früchte der Wildrose,<br />
werden häufig zum Schmücken der<br />
Kranzkuh verwendet, verleihen sie seiner<br />
Trägerin doch eine königliche Ausstrahlung.<br />
Auch in der Heilkunde und bei der Herstellung<br />
von Tees, Konfitüren und Sirup finden die<br />
Vitamin-C-Bomben häufig Verwendung. Ihr<br />
leicht säuerlicher Geschmack verleiht vielen<br />
Gerichten eine eigene Note. So präsentiert<br />
sich die Hagebutte also nicht nur als gefällige<br />
Zierde am <strong>Viehscheid</strong>-Krone, sondern auch<br />
als wertvolle Frucht mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten.<br />
BLAUER ENZIAN<br />
Enziangewächse gibt es insgesamt unzählige – circa 400 Arten dieser<br />
Pflanzen wurden gezählt. Etwa 35 Arten nennen die Alpen ihr Zuhause.<br />
Für den <strong>Viehscheid</strong>kranz wird gerne der Blaue Enzian verwendet.<br />
Er ist, wie die anderen Enzianarten in den Alpen, geschützt. Da er aber<br />
in freier Wildbahn zu der Zeit, in der der Schmuck für das Kranzrind<br />
vorbereitet wird, nicht mehr blüht, muss er von den Älplern ohnehin<br />
in der Gärtnerei gekauft werden. Seine Laubblätter bilden Rosetten,<br />
seine meist fünfzähligen Blüten stehen aufrecht, haben eine<br />
Glockenform und erstrahlen in einem schönen Blauton.<br />
VOGELBEERE<br />
Wie der Name schon sagt, sind die Früchte des<br />
Vogelbeer-Baumes ein Leckerbissen für Amseln,<br />
Stare und Co. Aber auch andere Tiere, zum Beispiel<br />
Eichhörnchen, lassen sich die leuchtend roten Beeren<br />
schmecken. Eigentlich heißt der Baum mit dem<br />
leckeren Futterangebot Eberesche. In den Allgäuer<br />
Alpen kommt die Eberesche, die als sehr<br />
genügsamer Baum bezeichnet werden kann, bis<br />
in 2000 Metern Höhe vor und hat eine Wuchshöhe<br />
von etwa zehn bis 15 Metern. Im Frühjahr<br />
blüht der Baum schön weiß, im<br />
Herbst verleihen die Beeren dem <strong>Viehscheid</strong>-Schmuck<br />
einen hübschen,<br />
intensiven, roten Farbakzent.<br />
WEISSTANNE<br />
Ein wesentlicher Bestandteil des<br />
Kuh-Kopfschmuckes sind schön geformte<br />
Zweige. Unter anderem werden<br />
die der Weißtanne dafür verwendet.<br />
Seinen Namen hat der Baum von seiner<br />
hübschen, hellgrauen Rinde. Die Weißtanne wird nicht nur<br />
zum Kranzen verwendet. Ihr Holz kann man hervorragend<br />
bearbeiten, Tannenhonig macht sich gut auf einem Butterbrot<br />
und im Mittelalter wurde sogar dem Tannenbier ordentlich<br />
zugesprochen. Zweige von Nadelbäumen nennt man im<br />
Allgäuerischen übrigens »Daas«.<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2023</strong><br />
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