2023_26
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4 Dorfspiegel Dietlikon<br />
Kurier Nr. <strong>26</strong> 29.6.<strong>2023</strong><br />
Jeweils im Juni treffen sich Dietlikons Stimmberechtigte auf dem Dorfplatz zur stimmungsvollsten Gemeindeversammlung des Jahres. (Foto lni)<br />
Gemeindeversammlung<br />
Grosse Einigkeit bei den Jahresrechnungen<br />
Rund eine Million Franken mehr als budgetiert: Ohne Gegenstimme nehmen<br />
die Stimmberechtigten am Montag auf dem Dorfplatz die erfreuliche<br />
Jahresrechnung 2022 der politischen Gemeinde ab.<br />
Auch diejenige der Schulgemeinde ist unter Dach und Fach, trotz eines<br />
Minusbetrags.<br />
Leo Niessner<br />
Will man den Montagabend auf dem<br />
Dorfplatz mit zwei Worten beschreiben,<br />
bieten sich zwei Begriffe an:<br />
«Gemütlichkeit» und «Eintracht».<br />
Vergessen ist das «Bratwurst-Gate»<br />
im Vorfeld der Gemeindeversammlung,<br />
welches diese Eintracht kurz<br />
getrübt haben soll, wie der Kurier<br />
erfahren hat. Vereinzelt seien Stimmen<br />
laut geworden, die sich an etwas<br />
störten: Dass am Ende der traditionellen<br />
Juni-Gemeindeversammlung<br />
auf dem Dorfplatz in den letzten<br />
Jahren keine vegetarischen<br />
Würste gereicht werden.<br />
Nun aber, am Montag kurz vor 21<br />
Uhr, ist die daraus resultierende Polemik<br />
verflogen und vergessen. Auf<br />
dem Dietliker Dorfplatz brutzeln<br />
auf zwei Grills Cervelats und Bratwürste<br />
und verströmen einen herrlich<br />
würzigen Duft. Und ja, wer<br />
will, kann eine vegetarische Alternative<br />
bestellen. Dieses kulinarische<br />
Angebot zum Ausklang der<br />
Gemeindeversammlung mögen<br />
sich viele der 146 Stimmberechtigten<br />
nicht entgehen lassen.<br />
Erfreuliche Zahlen in der<br />
Jahresrechnung<br />
In den rund eineinhalb Stunden zuvor<br />
haben sie – nach einem rassigen<br />
Ständchen des Musikvereins<br />
Dietlikon – zuerst den Ausführungen<br />
zur Jahresrechnung der politischen<br />
Gemeinde Dietlikon gelauscht.<br />
Und was sie da zu hören<br />
bekommen haben, ist so erfreulich,<br />
dass sie diese am Ende ohne Gegenstimme<br />
annehmen werden.<br />
«Unsere konsolidierte Jahresrechnung<br />
2022 weist einen Gewinn von<br />
890 000 Franken aus, bei einem<br />
Steuerfuss von 102 Prozent», fasst<br />
Marc Schüpbach, Vorsteher Finanzen<br />
und Sicherheit, die Zahlen und<br />
Tabellen zusammen. Das sei erfreulich.<br />
Obwohl es natürlich auch<br />
dieses Jahr Abweichungen zum<br />
Budget 2022 gebe.<br />
Dazu gehören unter anderem tiefere<br />
Einnahmen bei den Steuern der<br />
natürlichen Personen. Ebenfalls<br />
hoch bleibe der Investitionsgrad<br />
der Gemeinde – ein Punkt, bei dem<br />
Schüpbach kurz etwas besorgt<br />
wirkt. Das ist verständlich, wirft<br />
man einen Blick auf die Tabelle mit<br />
dem Titel «Entwicklung Nettovermögen/-schuld<br />
Steuerhaushalt»:<br />
Die blaue Kurve auf dem Papier<br />
zeigt über die letzten Jahre hinweg<br />
rasant in die Tiefe. Dazu mahnt<br />
Schüpbach: «Unser Nettovermögen<br />
nimmt ab. Wenn das so weiter<br />
geht, haben wir statt eines Nettovermögens<br />
bald eine Nettoschuld».<br />
Eine Einordnung der aktuellen Finanzlage<br />
der Gemeinde gibt es<br />
auch von Beat Lüönd, Präsident der<br />
Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission<br />
(RGPK). Angesichts<br />
der insgesamt rund 1 Million<br />
Franken an Mehreinnahmen gegenüber<br />
dem Budget 2022 dürfe man<br />
sich natürlich die Frage stellen, ob<br />
die Erhöhung des Steuerfusses um<br />
vier Prozent im Dezember 2021 gerechtfertigt<br />
war. Aber es gebe halt<br />
immer Positionen, die sich in einem<br />
Budget nicht genau vorhersagen<br />
lassen. Dass etwa die Grundstückgewinnsteuer<br />
so hoch ausfalle<br />
wie dieses Jahr, habe man nicht<br />
wissen können. Die Gemeinde<br />
habe jedoch korrekt budgetiert, und<br />
die Abweichungen liegen laut<br />
Lüönd ausserhalb des Einflusses<br />
des Gemeinderats. Gleichzeitig<br />
warnt er vor Euphorie. Angesichts<br />
der bevorstehenden Investitionen<br />
und Schulden, welche Dietlikon in<br />
den nächsten Jahren beschäftigen<br />
werden und den damit verbundenen<br />
Schuldzinsen, sei das nicht angebracht.<br />
Auch nicht vergessen<br />
dürfe man die steigenden Energiekosten,<br />
welche die Kasse schon<br />
jetzt belasten. Damit ist der Ball bei<br />
den anwesenden Dietliker:innen.<br />
Erfolgreiche Dietliker Kulturnacht<br />
– in jeder Hinsicht<br />
Die Stimmberechtigten nehmen<br />
die Jahresrechnung der politischen<br />
Gemeinde ohne Gegenstimme<br />
an. Darauf steht ein weiteres<br />
Finanzthema auf der Traktandenliste.<br />
Ein ebenfalls erfreuliches:<br />
Denn obwohl die zweite Dietliker<br />
Kulturnacht wegen der Corona-Pandemie<br />
zweimal verschoben<br />
werden musste, war sie ein grosser<br />
Erfolg. Gemeindepräsidentin<br />
Edith Zuber erinnert erfreut daran,<br />
wie der Anlass im letzten Sommer<br />
700 Besucher:innen anzog – trotz<br />
diverser Konkurrenzveranstaltungen<br />
in unmittelbarer Umgebung<br />
Dietlikons.<br />
Der Erfolg spiegelt sich auch in den<br />
Finanzen: Der Kredit von 81 000<br />
Franken, welchen die Gemeindeversammlung<br />
für diesen Anlass bewilligt<br />
hat, wurde um rund 9500 Franken<br />
unterschritten. Rechnet man den<br />
Betrag dazu, den der Kanton aus der<br />
Kulturförderung ausschüttete, verringert<br />
sich der tatsächliche Aufwand<br />
mit 41 792 Franken auf rund<br />
die Hälfte. Auch hier in der Abstimmung:<br />
Einstimmigkeit. Für die Gemeindepräsidentin<br />
ein Zeichen, die<br />
Kulturnacht auch weiterhin durchzuführen.<br />
Die Jahresrechnung 2022<br />
der Schulgemeinde<br />
Eintracht herrscht am Montagabend<br />
auch im zweiten Teil der regulären<br />
Gemeindeversammlung.<br />
Während auf der Seite erste Rauchschwaden<br />
aus dem Grill aufsteigen<br />
und die dritte, gemütliche, Phase<br />
einläuten, gilt es, die Jahresrechnung<br />
2022 der Schulgemeinde zu<br />
genehmigen. Bei einem Steuerfuss<br />
von 61 Prozent weist sie ein Minus<br />
von 744 000 Franken aus. Die<br />
Gründe dafür erläutert Schulpräsident<br />
Gabor Csernyik: gestiegene<br />
Personalkosten unter anderem<br />
durch die Auszahlung von Überzeit,<br />
aber auch höhere Energiekosten<br />
sowie Mehrkosten bei Stellvertretungen<br />
haben zu diesem Ergebnis<br />
geführt. Hinzu kommen tiefere<br />
Steuererträge der natürlichen<br />
Personen und markant höhere Ausgaben<br />
im Bereich der Sonderpädagogik.<br />
Doch da seien den Schulbehörden<br />
die Hände gebunden, weil<br />
sie kantonale Vorgaben einhalten<br />
müssen. Diese seien für die Mehrkosten<br />
verantwortlich. Immerhin<br />
gab es aber auch einen höheren<br />
Ressourcenzuschuss aus dem<br />
Finanzausgleich – mit 647 000<br />
Franken ein stattlicher Betrag.<br />
RGPK-Präsident Beat Lüönd ordnet<br />
ebenfalls ein: Mit dem Verlust<br />
habe die Schulgemeinde das Budget<br />
um rund 238 000 Franken verfehlt.<br />
Wenn man bedenke, dass die<br />
Schule eine halbe Million mehr<br />
eingenommen habe, als budgetiert,<br />
man dann aber das vorliegende negative<br />
Resultat betrachtet, dann bestehe<br />
ein strukturelles Problem auf<br />
der Aufwand- und Ausgabenseite.<br />
Die Schule sei auch weiterhin gefordert.<br />
Am Ende sprechen die<br />
Stimmberechtigten den Schulbehörden<br />
ihr Vertrauen aus: Auch diese<br />
Jahresrechnung wird einstimmig<br />
angenommen.<br />
Damit ist die Zeit für den dritten<br />
Teil gekommen, ganz unter dem<br />
Motto, mit dem sich der Abend beschreiben<br />
lässt: «Gemütlichkeit».<br />
Wurst, Brot und Getränke stehen<br />
bereit. Das will sich niemand entgehen<br />
lassen.