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Die Neue Hochschule, Heft 4/2023

Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: Studieren für den öffentlichen Dienst

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DNH 4 | <strong>2023</strong><br />

STUDIEREN FÜR DEN ÖFFENTLICHEN DIENST<br />

13<br />

„<strong>Die</strong> Studierenden müssen in der Lage<br />

sein, zwischen den Aufgaben eines guten<br />

Bürokraten, einer guten Managerin,<br />

eines guten Unternehmers und einer<br />

integrativen, das Gemeinwesen beschützenden<br />

Planerin wechseln zu können.“<br />

Foto: Stadt Rüsselsheim am Main<br />

PROF. DR. DOMINIK DÜBER<br />

Professor für Nachhaltigkeitstransformation,<br />

insbes. im öffentlichen Sektor<br />

dominik.dueber@h-da.de<br />

ORCID: 0000-0002-5032-2644<br />

– In den letzten Jahren ist diese<br />

Sichtweise unter Druck geraten.<br />

An ihre Stelle ist die Vorstellung<br />

getreten, dass weniger der umfassende<br />

Markt, sondern ein ganzheitliches<br />

Unternehmertum der<br />

Schlüssel sei. Mit „ganzheitlich“<br />

wird hierbei einerseits die Zuordnung<br />

unternehmerischer Qualitäten<br />

auf unterschiedliche Akteure<br />

beschrieben; die Bevölkerung<br />

muss nicht nur mitgenommen,<br />

sondern aktiviert werden. Andererseits<br />

geht es darum, mit unternehmerischem<br />

Handeln nicht nur<br />

private, sondern auch öffentliche<br />

Werte zu schaffen.<br />

– Jüngst ist eine weitere Verlagerung<br />

der Debatte zu beobachten. Vor<br />

dem Hintergrund multipler Krisen<br />

werden vermehrt zentrale Planungselemente<br />

sowie kollektive<br />

Entscheidungen über Ressourcenflüsse<br />

und Transformationspfade<br />

eingefordert. Gründe hierfür sind<br />

unter anderem Zweifel daran, ob<br />

sich tatsächlich nur über Marktdesign<br />

knappe Ressourcen so zu den<br />

Verbrauchern steuern lassen, wie<br />

sie im Sinne der Transformation<br />

die rationalste Anwendung finden.<br />

Zugleich gehen Autorinnen<br />

wie Ulrike Herrmann (2022, insb.<br />

Kap. 18) von einer unvermeidbaren<br />

Knappheit aus, die einen<br />

Verzicht einfordert, der nur durch<br />

staatliche Strukturen koordiniert<br />

werden kann.<br />

Mit den drei beschriebenen Vorstellungen<br />

von Transformation gehen drei<br />

unterschiedliche Framings von transformativer<br />

Staatlichkeit einher:<br />

– Folgt man der Vorstellung einer<br />

marktbasierten und technologieorientierten<br />

Transformation, wird ein<br />

managerialistischer Staat benötigt,<br />

der die von der Wirtschaft vorangetriebenen<br />

Veränderungen möglich<br />

macht und begleitet und Anspruchsgruppen<br />

einbindet. Ein solcher<br />

Staat kann als neo-weberianisch beschrieben<br />

werden (Pollitt/Bouckaert<br />

2017): Er integriert Elemente des<br />

New-Public-Management-Ansatzes,<br />

der nicht die gewünschten Erfolge<br />

erzielen konnte, mit einer Betonung<br />

der Zentralität staatlicher Organe<br />

(siehe Kuhlmann, Bogumil 2019).<br />

– Folgt man der Vorstellung eines<br />

umfassenden Unternehmertums,<br />

wird ein unternehmerischer Staat<br />

benötigt. Repräsentativ für diese<br />

Sichtweise sind die Beiträge von<br />

Mariana Mazzucato (2017), deren<br />

Sichtweise man als neo-schumpeterianisch<br />

beschreiben könnte<br />

(Hanusch/Pyka 2007). Der Staat ist<br />

hier nicht nur selbst unternehmerisch,<br />

er aktiviert Unternehmertum<br />

in den unterschiedlichsten Formen,<br />

mit den unterschiedlichsten<br />

Innovationstypen und durch die<br />

unterschiedlichsten Akteurinnen.<br />

– Folgt man Autorinnen wie Ulrike<br />

Herrmann (2022), würde dies einen<br />

polanyischen Staat erfordern, der<br />

für eine weitreichende Einbettung<br />

privater Initiative in kollektive Entscheidungsprozesse<br />

sorgt. Wie bei<br />

Polanyi (1944) geht es darum zu<br />

fragen, wie der Staat dafür sorgen<br />

kann, das Gemeinwesen vor den<br />

zerstörerischen Kräften einer entfesselten<br />

Wachstums- und Marktlogik<br />

zu schützen.<br />

Foto: privat<br />

Foto: Britta Hüning<br />

Foto: privat<br />

PROF. DR. FRIEDERIKE EDEL<br />

Professorin für Public Management<br />

friederike.edel@h-da.de<br />

PROF. DR. ULRICH KLÜH<br />

Professor für Volkswirtschaftslehre mit<br />

den Schwerpunkten Makroökonomik<br />

und Wirtschaftspolitik<br />

ulrich.klueh@h-da.de<br />

PROF. DR. WERNER STORK<br />

Professor für Organisation und<br />

Management, insbes.<br />

Personalmanagement und Führung<br />

werner.stork@h-da.de<br />

Alle: <strong>Hochschule</strong> Darmstadt<br />

ZNWU (Zentrum für nachhaltige<br />

Wirtschafts- und Unternehmenspolitik)<br />

Fachbereich Wirtschaft<br />

Haardtring 100 | 64295 Darmstadt<br />

www.h-da.de<br />

Permalink:<br />

https://doi.org/10.5281/zenodo.8163183

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