Die Neue Hochschule, Heft 4/2023
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: Studieren für den öffentlichen Dienst
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30 FACHBEITRÄGE DNH 4 | <strong>2023</strong><br />
„Auch in z. B. den USA oder Australien erkennen <strong>Hochschule</strong>n<br />
den Mehrwert anwendungsorientierter Forschung und<br />
Lehre und dass hierfür ein Erfahrungsschatz aus einer<br />
außerhochschulischen Berufserfahrung von Vorteil ist.“<br />
in die Praxis – dabei können die Wechsel von kurzfristiger<br />
Dauer (vorübergehend) sein, aber auch<br />
permanent (dauerhaft) vollzogen werden. Der Weg in<br />
eine HAW-Professur lässt sich vermutlich als Wechsel<br />
von der Praxis in die Wissenschaft mit einem<br />
permanenten (im Sinne von einem dauerhaften)<br />
Verbleib im Zielsystem beschreiben. HAW-Professoren<br />
und -Professorinnen verkörpern also „practitioner<br />
to full faculty“ und entsprechen damit einer<br />
Gruppe der in der englischsprachigen Literatur<br />
diskutierten „pracademics“.<br />
Erkenntnisse aus der internationalen<br />
Literatur<br />
Studien thematisieren, dass Prakademiker und<br />
Prakademikerinnen ihre praktischen Erfahrungen<br />
in die Lehre einfließen lassen und dass eine an <strong>Hochschule</strong>n<br />
praktizierte Verbindung aus Theorie und<br />
Praxis den beruflichen Erfolg von Studierenden positiv<br />
beeinflussen kann. Denn Studierende, die eine<br />
praxisorientierte Lehre erfahren, können besser<br />
ihr theoretisches Wissen auf realistische Weise<br />
anwenden und sind besser auf die Anforderungen<br />
des Arbeitsmarktes vorbereitet (z. B. Posner 2009).<br />
<strong>Die</strong>se Erkenntnisse können herangezogen werden,<br />
um die Relevanz der anwendungsorientierten Lehre<br />
sowie eine stetige Ausrichtung der akademischen<br />
Bildung auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zu<br />
bekräftigen.<br />
Interessant sind auch die Motive der „full faculty“-<br />
Prakademiker und -Prakademikerinnen, also derjenigen,<br />
die einen dauerhaften Wechsel in die Wissenschaft<br />
vollziehen (z. B. Knittel Mabry et al. 2004;<br />
Wilson, Wood, Solomonides, Dixon & Goos 2014,<br />
Wilson 2015). Vergleichbar mit Erkenntnissen zu<br />
Professoren und Professorinnen an HAW spielen<br />
persönliche Faktoren und Interessen ebenso eine<br />
Rolle wie Gründe, aus dem alten Beruf in der Praxis<br />
auszusteigen („push-Faktoren“), und die Attraktivität,<br />
eine Professur innezuhaben („pull-Faktoren“).<br />
Dabei zeigen die in der Forschungsliteratur aufbereiteten<br />
Karrierewege, dass auch Prakademiker und<br />
Prakademikerinnen versuchen, immer einen Fuß in<br />
der „anderen“ Welt zu halten – so finden sich Teilzeittätigkeiten<br />
in der Praxis während der Promotion<br />
genauso wie Nebentätigkeiten in der Praxis während<br />
der Beschäftigung in der Wissenschaft.<br />
In ersten Studien wird auch die Sozialisation von<br />
Prakademikern und Prakademikerinnen diskutiert.<br />
Es geht dabei um diejenigen, die von der Praxis in<br />
die Wissenschaft wechseln und sich nun im neuen<br />
System zurechtfinden müssen. <strong>Die</strong>ser Prozess wird<br />
als besonders herausfordernd dargestellt, weil es<br />
sich um einen „tiefgreifenden Wechsel“ handelt,<br />
der zuweilen als „Kulturschock“ mit dem Gefühl der<br />
„Isolation“ empfunden wird (Wilson/Wood/Solomonides/Dixon/Goos<br />
2014). Darauf basierend finden<br />
sich Empfehlungen, wie unterstützend entgegengewirkt<br />
werden kann – die Erkenntnisse decken sich