Die Neue Hochschule, Heft 4/2023
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: Studieren für den öffentlichen Dienst
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DNH 4 | <strong>2023</strong><br />
FACHBEITRÄGE<br />
27<br />
Kosten für ein hochschulweites hybrides<br />
Mobile Learning<br />
Der Aufwand, den eine <strong>Hochschule</strong> für ein hochschulweites<br />
hybrides Mobile Learning treiben muss, ist –<br />
gemessen am Nutzen – relativ gering und sollte sorgfältig<br />
budgetiert werden, damit Projekte nicht auf<br />
dem Rücken von engagierten Lehrenden ausgetragen<br />
werden. Kosten entfallen zum einen auf die Lizenz<br />
für die App und zum anderen auf die Herstellung von<br />
Content und dessen mediale Umsetzung.<br />
Lizenz: <strong>Die</strong> <strong>Hochschule</strong> erwirbt in der Regel eine<br />
Jahreslizenz vom App-Anbieter (z. B. vom Institut<br />
of Microtraining). Weiterhin fällt eine Gebühr für<br />
die Listung im App-Store an. <strong>Die</strong> Lizenz umfasst die<br />
Berechtigung für die Anzahl der gleichzeitigen User<br />
und die Anzahl der möglichen Lehrveranstaltungen.<br />
Meist werden von der <strong>Hochschule</strong> benannte Personen<br />
für Handhabung, Erstellung und Didaktik der<br />
Lernerfolgsfragen und für die Erstellung erster eigener<br />
Lehrveranstaltungen geschult.<br />
Erstellung von Content und mediale Umsetzung:<br />
Bei der Contenterstellung und der medialen Umsetzung<br />
ist die Spanne zwischen Eigenproduktion und<br />
Hinzuziehung von Expertinnen oder Experten sehr<br />
groß. Wer seine Drehbücher selbst schreibt und medial<br />
umsetzen will, sollte einige Erfahrung mitbringen.<br />
<strong>Die</strong> Beteiligung von Expertinnen oder Experten an der<br />
medialen Umsetzung ist aber in der Regel teuer. Es<br />
sollte also zunächst geprüft werden, ob das Budget<br />
dafür vorhanden ist. Für ein Erklärvideo von ca. vier<br />
Minuten Dauer können leicht einige Tausend Euro<br />
anfallen. Hinzu kommt der Aufwand, den die Lehrperson<br />
selbst betreibt, um den Lernstoff zu strukturieren,<br />
die App zu befüllen und die Lehrveranstaltung<br />
im Backoffice zu administrieren.<br />
Nutzen eines hochschulweiten hybriden<br />
Mobile Learning<br />
Ein deutlicher Gewinn bei hybriden Lernkonzepten<br />
besteht in der Senkung der Opportunitätskosten. <strong>Die</strong><br />
Evaluationsergebnisse haben gezeigt, dass mit hybriden<br />
Lernkonzepten ein höherer Lernerfolg erzielt<br />
werden kann, als dies mit reinem Präsenzunterricht<br />
möglich wäre. <strong>Die</strong> gewonnenen Anteile aus reduzierter<br />
Präsenzlehre werden dabei durch die Moderation der<br />
Workshops und das Coaching kompensiert. <strong>Die</strong> Kapazitäten<br />
der Lehrperson werden von der reinen Stoffvermittlung<br />
auf individuelle Lernunterstützung und<br />
Vertiefung verlagert. <strong>Die</strong>s ist möglich, weil sich die<br />
Studierenden in den Selbstlernphasen über die Apps<br />
Grundlagen und theoretische Zusammenhänge selbst<br />
erarbeiten. <strong>Die</strong> Vorteile für die Studierenden resultieren<br />
sowohl aus der individuellen Wahl des Lernortes<br />
als auch der Lernzeit. Unter dem Aspekt des Lernorts<br />
wirkt sich diese Lernform auch positiv auf Umwelt<br />
und Ressourcen (weniger Fahrten) sowie auf die individuellen<br />
Transportkosten der Teilnehmenden aus.<br />
Voraussetzungen für ein Gelingen hybrider<br />
Lernkonzepte<br />
Aus den Erfahrungen der beiden Pilotsemester können<br />
folgende Schlüsse gezogen werden:<br />
– Ein Investitionsbudget für Lizenz und Contenterstellung<br />
ist erforderlich.<br />
– Mobile Learning sollte als weitere mögliche Lehrform<br />
in die Studien- und Prüfungsordnungen der<br />
Fakultäten aufgenommen werden.<br />
– Der Stellenwert der Sozial- und Selbstkompetenz<br />
für das spätere Berufsleben muss klar vermittelt<br />
werden.<br />
– Moderations- und Coachingkompetenzen der<br />
Lehrenden sind gefordert und müssen von der<br />
<strong>Hochschule</strong> gefördert werden.<br />
– <strong>Die</strong> Einführung in das Mobile-Learning-Setting<br />
mit seinen Rahmenbedingungen muss stringent<br />
und klar erfolgen, damit die „guten Gründe“ für<br />
das aktive Lernen (vgl. Grotlüschen 2003) deutlich<br />
werden.<br />
Biggs, John; Tang, Catherine: Teaching for Quality Learning at University. Maidenhead 2011.<br />
Faulstich, Peter; Zeuner, Christine: Erwachsenenbildung. Eine handlungsorientierte Einführung in Theorie, Didaktik und Adressaten. Weinheim und<br />
München 1999.<br />
Grotlüschen, Anke: Widerständiges Lernen im Web - virtuell selbstbestimmt? Eine qualitative Studie über E-Learning in der beruflichen Erwachsenenbildung.<br />
Münster u. a. Waxmann 2003.<br />
Hüther, Gerald: Voraussetzungen für gelingende Lernprozesse aus neurobiologischer Sicht. In: Negri, Christoph (Hrsg.). Angewandte Psychologie für die<br />
Personalentwicklung, Konzepte und Methoden für Bildungsmanagement, betriebliche Aus- und Weiterbildung, Berlin, Springer Verlag 2010, S. 69–113.<br />
Krommer, Axel: Nachhilfe im Simulieren, in: DIE ZEIT 22.01.2022, S. 36.<br />
Lausberg, Isabel; Fischer, Markus: Kompetenzorientiertes Prüfen mit Mahara – Lessons learned aus einem Forschungsseminar, in: <strong>Die</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
(DNH) 4-2022, S. 10–14.<br />
Nitsche, Kathrin; Eymann, Torsten: Erfahrungen mit mobilem Lernen in der Hochschullehre – Vergleich zwischen Massenveranstaltung und Seminar.<br />
In Trahasch, Stephan; Plötzner, Rolf; Schneider, Gerhard; Sassiat, Daniel; Gayer, Claudia u. Wöhrle, Nicole (Hrsg.), DeLFI 2014: <strong>Die</strong> 12. e-Learning<br />
Fachtagung Informatik der Gesellschaft für Informatik e. V., Freiburg, 15.–17. September 2014, S. 217–228.<br />
Wilms. Falko E.P.: Mit Mobile Learning die digitale Transformation der akademischen Lehre voranbringen, in: <strong>Die</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Hochschule</strong> (DNH) 06-2019, S. 28–31.<br />
Zimmer, Gerhard: Ausblick – Perspektiven der Entwicklung der telematischen Lernkultur, in: Arnold, Patrizia: Didaktik und Methodik telematischen<br />
Lehrens und Lernens: Lernräume, Lernszenarien, Lernmedien. State of the art und Handreichung (Medien in der Wissenschaft Bd. 17) Münster<br />
u. a. Waxmann, 2001, S. 126–146.