SCDHfK-Grün Weiss-Magazin-23-24_1
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Die neue Mannschaft<br />
EXTRA-SCHICHTEN<br />
IM URLAUB<br />
Lukas Binder und Simon Ernst über<br />
besondere Gegner, den Wunsch nach<br />
mehr Ruhe und Zwei-Meter-Hünen.<br />
„Jein“, antwortet Simon Ernst auf die Frage, ob ein Spiel<br />
gegen die Füchse für ihn noch immer etwas Besonderes sei.<br />
Die Berliner sind der erste Gegner des SC DHfK in der neuen<br />
Saison, bei dem Ernst drei Jahre unter Vertrag stand, bevor<br />
er 2021 nach Leipzig wechselte. „Klar sind da noch einige, die<br />
ich aus den gemeinsamen Zeiten kenne“, sagt er, „aber in der<br />
Zwischenzeit hat sich die Mannschaft auch sehr verändert.“<br />
Wie das eben so sei in eigentlich allen Bundesliga-Teams.<br />
Nach früheren Vereinen und dem Gefühl, wie es denn so<br />
ist, gegen diese anzutreten, muss man Lukas Binder nicht<br />
fragen. Der Linksaußen hat fast sein ganzes Handball-Leben<br />
nur für die <strong>Grün</strong>-Weißen gespielt, nachdem er 2008 als<br />
A-Jugendlicher vom Ortsnachbarn LVB zum SC DHfK stieß.<br />
Daher hat er auch keine ausgesprochenen Lieblingsgegner.<br />
„Höchstens Kiel“, sagt er. „Gegen den THW habe ich eigentlich<br />
immer ganz gute Spiele gemacht.“ Der Sieg beim Rekordmeister<br />
im Februar war vielleicht der beste Auftritt von Simon<br />
Ernst in der vergangenen Saison. Sechs Tore hatte er zum<br />
34:31-Erfolg beigesteuert, was für einen Spieler wie ihn, der<br />
gemeinhin als Abwehrspezialist gilt, eine stattliche Trefferquote<br />
bedeutet.<br />
Das freut ihn natürlich. Was ihn aber schon ärgert, ist der<br />
Umstand, dass er in seiner Leipziger Zeit gegen zwei Teams<br />
jeweils Niederlagen kassiert hat. Zum einen handelt es sich<br />
dabei um die Füchse, was sich der Ex-Berliner verständlicherweise<br />
anders vorgestellt hatte, und zum anderen um den<br />
Bergischen HC. In den letzten vier Begegnungen mit diesen<br />
Kontrahenten gab es für die Leipziger in den zurückliegenden<br />
beiden Spielzeiten nichts zu holen.<br />
Ernst und Binder hatten während ihres Urlaubs aber<br />
vor allem noch den wechselhaften Verlauf der vergangenen<br />
Saison im Kopf. „Ich habe versucht, das Thema Handball<br />
nicht hochkommen zu lassen“, so Ernst. Auch weil er zur<br />
Ruhe kommen wollte und daher teilweise das Handy nicht<br />
anfasste. Aber es gab trotzdem Gespräche über die jüngste<br />
Leipziger Berg- und Talfahrt. Kein Wunder, viele seiner<br />
Freunde sind Handballer. Und da auch in der Familie viele<br />
diesen Sport betreiben, wurde zwangsläufig darüber geredet.<br />
Binder konnte nicht abschalten. „Ich hatte eigentlich die<br />
ganze Zeit ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht fit genug<br />
zum Trainingsauftakt erscheinen würde“, erklärt er. „Deshalb<br />
bin ich viel gelaufen.“ Sogar mehr, als es das Programm<br />
vorsah, das Cheftrainer Rúnar Sigtryggsson jedem Spieler<br />
mitgegeben hatte. In vorhergehenden Jahren sei er keineswegs<br />
so fleißig gewesen, gesteht Binder.<br />
Ernst schloss sich nach seinem Portugal-Urlaub wie schon<br />
häufig zuvor in Köln einer Gruppe von Athletinnen und Athleten<br />
aus mehreren Sportarten an, unter ihnen Basketballer<br />
und Eishockeyspieler. Mitunter beneidete der Handballer seine<br />
Kollegen um ihre beachtlich lange Pause. Im Eishockey liegen<br />
fast vier Monate zwischen dem letzten Spiel der alten und<br />
dem ersten der neuen Saison. Zum Vergleich: Die Handball-<br />
Bundesliga endete am 11. Juni und begann ihren Spielbetrieb<br />
wieder am <strong>24</strong>. August. „Na ja“, sagt Ernst. „Wenn die Pause<br />
länger ist, kann man natürlich besser regenerieren und das<br />
eine oder andere auskurieren. Aber es ist so, wie es ist.“<br />
Für die neue Saison haben der 31-jährige Binder und der<br />
zwei Jahre jüngere Ernst vor allem einen Wunsch: mehr Konstanz.<br />
Warum diese zuletzt der Mannschaft abhandengekommen<br />
war, können sich beide nach wie vor nicht genau erklären.<br />
Die Verletzungsausfälle hätten sich natürlich ausgewirkt,<br />
verweist Ernst auf eine Ursache und verspricht sich durch den<br />
wieder einsatzfähigen Marko Mamić mehr Stabilität in der<br />
Abwehr. Er will auch kein Saisonziel vorgeben. „Von Spiel zu<br />
Spiel denken“, fordert der 39-malige Nationalspieler und Europameister<br />
von 2016. Das heißt für ihn auch: Kleinere Brötchen<br />
backen, aber natürlich ambitioniert auftreten. Er hofft auf<br />
einen ruhigeren Saisonverlauf mit einer besseren Platzierung<br />
als zuletzt – es war Rang elf – und mehr Punkte – es waren<br />
31. Sieben Zähler fehlten zu Platz sechs, den sich die Hannoveraner<br />
sicherten und nun in der European League antreten.<br />
„Sechster waren wir auch schon mal“, seufzt Binder ein<br />
bisschen und verweist damit auf die Saison 2020/21, die<br />
dem SC DHfK damals aber keinen internationalen Startplatz<br />
einbrachte, weil Lemgo den DHB-Pokal gewonnen hatte und<br />
somit als Bundesliga-Achter im Europapokal vertreten war.<br />
Wie Ernst wünscht er sich einen ruhigeren Verlauf der Saison<br />
und dass wieder mehr von den Partien gewonnen werden,<br />
die man eigentlich gewinnen muss. Vor allem zu Hause.<br />
Dafür haben sie in der Vorbereitung geackert. Die Ernst,<br />
Binder & Co. wollen schließlich gerüstet sein für ihren Sport,<br />
der gerade in den letzten Jahren noch schneller geworden sei,<br />
wie Binder erklärt. Dadurch hätten auch kleinere Spieler<br />
wieder gute Chancen. „Du kannst nicht nur mit Zwei-Meter-<br />
Hünen auflaufen, da wirst du einfach überrannt.“ Und Tempo<br />
wird beim SC DHfK mit an erster Stelle stehen. Weshalb schon<br />
im Urlaub so mancher Extra-Lauf eingeschoben wurde. „Und“,<br />
so Binder, „damit es nicht so weh tut, wenn es wieder losgeht.“<br />
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SAISON <strong>23</strong>/<strong>24</strong><br />
Die neue Mannschaft