SCDHfK-Grün Weiss-Magazin-23-24_1
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„ICH BIN EIN OFFENER TYP“<br />
Domenico Ebner erklärt, warum er nach Leipzig<br />
gekommen ist und wie der italienische Handball<br />
vorankommen kann.<br />
Nun hat der SC DHfK also auch einen italienischen Nationalspieler.<br />
International waren die <strong>Grün</strong>-Weißen seit ihrer<br />
Neugründung von Anfang an aufgestellt. Dabei handelte es<br />
sich auch um Akteure, deren Verbände trotz aller Fortschritte<br />
nicht zur absoluten Weltspitze zählen. Was nichts daran<br />
änderte, dass zum Beispiel der Japaner Masayuki Ishiguro<br />
(2007), der Niederländer Machiel Schepers (2008) oder der<br />
Argentinier Juan Pablo Fernandez (2009) von den DHfK-<br />
Fans euphorisch gefeiert wurden.<br />
Jetzt ist Domenico Ebner neu im Team, und der ist in<br />
Leipzig bereits in guter Erinnerung. Wobei das Attribut gut<br />
wohl eher relativ zu bewerten ist. Denn gerade als er zuletzt<br />
am 2. April mit Hannover 31:29 in der ARENA gewann, trug er<br />
wesentlich zum Auswärtssieg der Niedersachsen bei. Damals<br />
wäre es den Leipziger Anhängern bestimmt lieber gewesen,<br />
er hätte etwas weniger gut gehalten. Diese Erwartungshaltung<br />
ist ab sofort anders. Und Ebner freut sich vor allem auch<br />
auf die Begegnungen und Gespräche mit den Fans. „Ich bin<br />
ein offener Typ und daher immer bereit, ihre Fragen<br />
zu beantworten“, sagt er.<br />
Sicher wird er auch zum italienischen Handball<br />
gefragt. Ebner, sein Vor- und Zuname sind<br />
dafür ein Zeichen, besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft.<br />
Seine Mutter ist Italienerin, sein Vater Deutscher. Geboren<br />
wurde er vor 29 Jahren in Freiburg, ist in dieser Gegend aufgewachsen,<br />
hat dort mit dem Handball begonnen und in<br />
verschiedenen Vereinen gespielt. Mit Bietigheim stieg er 2018<br />
in die Bundesliga auf, ein Jahr später kam er nach Hannover.<br />
Seinen Einstand in der italienischen Nationalmannschaft gab<br />
er 2017 gegen Griechenland. „Natürlich haben wir noch einen<br />
weiten Weg vor uns, wir sind ein Aufbauland, aber es hat sich<br />
auch schon einiges getan“, urteilt er. So sei es früher nicht<br />
selten gewesen, dass ein Länderspiel vor vielleicht gerade<br />
mal 300 Zuschauern ausgetragen wurde. Inzwischen kämen<br />
auch schon mal 4.000. „Was uns fehlt, ist die Teilnahme an<br />
einer internationalen Endrunde, das würde noch einmal einen<br />
Schub geben.“ Die Qualifikation für die bevorstehende Europameisterschaft<br />
in Deutschland wurde jüngst verpasst, trotz<br />
durchaus guter Auftritte. So wurde das Heimspiel gegen Polen<br />
(mit Maciej Gębala) nur knapp 29:31 verloren. Ebners Leistungen<br />
werden in Italien sehr geschätzt, zuletzt wurde er viermal<br />
in Folge zum Handballer des Jahres gewählt.<br />
Nach Leipzig wäre er fast ein Jahr früher gekommen,<br />
nachdem Joel Birlehm sich zu einem Wechsel zu den Rhein-<br />
Neckar Löwen entschlossen hatte. „Doch damals hatte ich<br />
Hannover schon meine Zusage gegeben, für sie weiterzuspielen.<br />
Jetzt ergab sich die Möglichkeit zu diesem Schritt.“<br />
Die Gespräche mit Geschäftsführer Karsten Günther und<br />
Torwarttrainer Miloš Putera seien sehr positiv verlaufen,<br />
und er habe schnell gespürt, dass die Atmosphäre passt.<br />
Vor allem verspricht er sich einiges von der Zusammenarbeit<br />
mit Putera. „In Leipzig haben sich eigentlich alle Torhüter<br />
weiterentwickelt und das möchte ich auch.“ Gemeinsam mit<br />
Kristian Sæverås will er ein erfolgreiches Duo bilden und dazu<br />
beitragen, dass der Traum des SC DHfK von einem internationalen<br />
Startplatz Wirklichkeit wird. Der Verein habe sehr<br />
großes Potenzial, so Ebner. „Doch leider hatte er in der vergangenen<br />
Saison enormes Verletzungspech.“ Zur Erinnerung:<br />
Bei der jüngsten Heimniederlage gegen Hannover fehlten<br />
den Leipzigern mit Luca Witzke und Viggó Kristjánsson<br />
zwei wichtige Spieler im Rückraum.<br />
Über seinen neuen Verein hat Ebner in Hannover auch mit<br />
dem dortigen Trainer Christian Prokop und Abwehrspezialisten<br />
Bastian Roscheck gesprochen. Beide haben<br />
vor wenigen Jahren den Weg des SC DHfK<br />
entscheidend geprägt und kennen dessen<br />
Ambitionen. „Auch da hörte ich viel<br />
Positives.“<br />
Natürlich war auch seine<br />
Freundin in dieser Angelegenheit<br />
eine wichtige<br />
Gesprächspartnerin.<br />
Es handelt sich um<br />
Nicole Roth, die einst<br />
beim HC Leipzig im Tor<br />
stand. Wer weiß, ob aus den beiden ein Paar<br />
geworden wäre, hätte der HCL nicht 2017<br />
Insolvenz angemeldet. So schloss sich Nicole<br />
Roth Bietigheim an, wo sie Ebner begegnete,<br />
der im Männerteam zum Bundesliga-Aufstieg<br />
beitrug. Inzwischen pariert die ehemalige<br />
Leipzigerin und gebürtige Nürnbergerin<br />
die gegnerischen Würfe für den Thüringer HC.<br />
Und zwar überaus erfolgreich. In der vergangenen<br />
Saison wurde sie als beste Torhüterin<br />
ausgezeichnet. „Sie hat sehr gute Reflexe“,<br />
lobt Ebner. „Da ist sie besser als ich. Dafür<br />
agiere ich vielleicht mit mehr Emotionen.“<br />
Die etwa eine Stunde kürzere Fahrzeit von<br />
Leipzig nach Erfurt als von Hannover aus war<br />
bei seiner Entscheidung übrigens nicht ausschlaggebend.<br />
Da hatte wohl vor allem Miloš<br />
Putera die richtigen Worte gefunden.<br />
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SAISON <strong>23</strong>/<strong>24</strong><br />
Die neue Mannschaft