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DER NEUE ANGRIFF<br />
Franz Semper kehrt nach drei Jahren in Flensburg<br />
in seine Heimat zurück und hat noch viel vor<br />
Franz Semper hatte sich standesgemäß verabschiedet,<br />
in seinem letzten Spiel für den SC DHfK das letzte Tor zum<br />
32:27-Heimsieg erzielt. Das heißt, an jenem 8. März 2020<br />
konnte davon ausgegangen werden, dass der Linkshänder<br />
auf seiner Abschiedstour noch mehr Treffer für die Leipziger<br />
erzielen würde. Doch nach der Partie gegen die Eulen wurde<br />
die Saison aufgrund der Corona-Pandemie zunächst unterbrochen<br />
und im April schließlich für beendet erklärt. Nur<br />
26 statt der üblichen 34 Spiele hatte der SC DHfK absolviert.<br />
Nächster Gegner zu Hause in der ARENA wäre die SG<br />
Flensburg-Handewitt gewesen, Sempers künftiger Verein.<br />
Sein Wechsel erschien in jeder Hinsicht logisch. Schließlich<br />
galt er im rechten Rückraum als eines der größten deutschen<br />
Talente, das sich in einem der besten deutschen Clubs und an<br />
der Seite von Weltklassespielern noch weiterentwickeln<br />
würde. Allerdings stand seine Zeit im Norden nicht gerade<br />
unter einem guten Stern. Anfang Dezember 2020 riss sich<br />
Semper im Champions-League-Spiel gegen Szeged das<br />
Kreuzband im linken Knie und fehlte somit auch beim<br />
SG-Gastspiel kurz nach Weihnachten in Leipzig. Als sich der<br />
gebürtige Bornaer nach langer Pause zurückgekämpft hatte,<br />
erlitt er im Oktober 2021 beim Pokal-Spiel in Erlangen eine<br />
Teilruptur des operierten Kreuzbandes. Mehr Pech geht<br />
eigentlich nicht.<br />
Der Kreuzbandriss war in der Leipziger Uniklinik von<br />
DHfK-Mannschaftsarzt Prof. Pierre Hepp operiert worden.<br />
Semper wusste, dass er sich in guten Händen befinden<br />
würde. In der folgenden langen Pause sei es schwierig<br />
gewesen, immer wieder neue Motivation zu finden, gesteht<br />
er. „Weil ich ja auch oft allein trainiert habe. Das ist schon<br />
anders, als wenn noch jemand an deiner Seite ist, der dich<br />
antreibt.“ Die Verletzungen hätten alles nichts mit der SG<br />
Flensburg-Handewitt zu tun, betont Semper. „Das hätte mir<br />
alles auch in Leipzig passieren können. Und deshalb würde<br />
ich diesen Schritt wieder gehen.“ Jetzt freue er sich aber,<br />
wieder richtig trainieren zu können. „Es fühlt sich einfach<br />
super an, den Ball in der Hand zu haben.“<br />
Jeder, der ihn spielen sah, wusste stets, was gleich<br />
passieren würde, sobald Semper den Ball in der Hand hatte.<br />
Dann ging es meistens relativ schnell Richtung gegnerisches<br />
Tor. Damit verschaffte er sich schon in jungen Jahren –inzwischen<br />
ist er 26 – Respekt und wurde nahezu folgerichtig<br />
Nationalspieler. Im Oktober 2018 gab er gegen Israel mit<br />
vier Treffern seinen Einstand und bestritt bislang 16 Länderspiele.<br />
Dass es nicht mehr wurden, lag an einer Herzmuskelentzündung<br />
noch in seiner Leipziger Zeit und an seinem<br />
linken Knie.<br />
Nun, da die Leidenszeit vorbei ist, will er wieder angreifen.<br />
An alter Stelle, wo ihm alles so vertraut ist. Auch wenn er auf<br />
viele neue Gesichter trifft. Dass ihh mit Lukas Binder eine<br />
langjährige Freundschaft verbindet, ist bekannt. Die ist auch<br />
nicht abgerissen, als 550 Kilometer Entfernung zwischen<br />
ihnen lagen. Man hat sich besucht, auch außerhalb des sportlichen<br />
Aufeinandertreffens Kontakt gehalten. Die Spiele der<br />
Flensburger in Leipzig hat Semper nicht gerade in bester<br />
Erinnerung. Im Dezember 2020 fehlte er wie erwähnt<br />
verletzt, als seine SG gewann. „Danach, als ich dabei war,<br />
haben wir zweimal verloren.“ Und zwar jeweils knapp mit<br />
einem Tor Unterschied.<br />
In Flensburg lief sein Vertrag eigentlich noch bis zum<br />
nächsten Jahr. Weil er sich aber mehr Einsatzzeiten erhofft<br />
hatte und der Verein auf seiner Position weitere Spieler<br />
verpflichtete, so den Magdeburger Kay Smits, reifte der<br />
Gedanke eines vorzeitigen Wechsels. Natürlich bekamen<br />
das die Leipziger mit, Karsten Günther nahm Kontakt auf –<br />
und die Angelegenheit ihren Lauf. Im April wurde ein Drei-<br />
Jahres-Vertrag zwischen beiden Parteien unterzeichnet.<br />
Semper ist gewissermaßen wieder zu Hause.<br />
2013 war er zum SC DHfK gekommen, wurde aufgrund<br />
seiner Spielweise und Herkunft schnell „der Unbekümmerte<br />
aus Borna“ genannt, galt stets als eines seiner Aushängeschilder<br />
sowie Beleg für die gute Nachwuchsarbeit. Mit ihm<br />
wurden drei Deutsche Meisterschaften geholt, einmal mit der<br />
B-Jugend (2013/14) und zweimal mit der A-Jugend (2014/15<br />
und 2015/16). Trotz seiner dreijährigen Abwesenheit ist der<br />
Rückkehrer immer noch viertbester DHfK-Torschütze mit 547<br />
Treffern – der bislang letzte stammt aus der eingangs<br />
angeführten Partie gegen die Eulen vor fast dreieinhalb<br />
Jahren – aus seinen bisherigen 176 Pflichtspielen. Nur Lukas<br />
Binder (415 Spiele, 1.176 Tore), Philipp Weber (2<strong>24</strong>, 1.096) und<br />
Lucas Krzikalla (320, 771) liegen in diesem Ranking vor ihm.<br />
„Schön, dass Franz wieder bei uns ist“, freut sich Binder<br />
und bezieht das natürlich auch auf die Mannschaft. „Er ist auf<br />
seiner Position ein anderer Typ als Viggó Kristjánsson, da<br />
haben wir mehr Alternativen.“ Cheftrainer Rúnar Sigtryggsson<br />
ist deshalb besonders angetan, „weil Franz richtig Bock<br />
hat, mit uns aufzulaufen.“ Und weil er in Flensburg die<br />
Erfahrung gesammelt habe, wie es in der Handballwelt läuft<br />
und was man tun muss, um Erfolg zu haben.<br />
Auch Semper strebt nach dem größtmöglichen Erfolg.<br />
Daher sind seine Ansprüche und die des SC DHfK identisch.<br />
Auch die Rückkehr in die Nationalmannschaft ist sein großes<br />
Ziel. „Da will ich wieder hin.“ Die Antwort auf die Frage, wann<br />
er das letzte Gespräch mit Bundestrainer Alfred Gislason<br />
geführt habe, ist ein Achselzucken. Was keineswegs als Gleichgültigkeit<br />
zu werten ist, sondern als Zeichen dafür, dass<br />
Rückblicke auf die jüngste Vergangenheit nicht gerade auf<br />
seiner Tagesordnung stehen. Franz Semper will nach<br />
vorne schauen – und plant einen neuen Angriff.<br />
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SAISON <strong>23</strong>/<strong>24</strong><br />
Die neue Mannschaft