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ERF Antenne 0910|2023 Grenzen(los)

Das Magazin von ERF – Der Sinnsender

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<strong>Grenzen</strong> überwinden:<br />

Leben und christlicher<br />

Glaube in der DDR<br />

Das Ehepaar Esther<br />

und Eberhard Haupt<br />

lebte in der ehemaligen<br />

DDR. Christen mussten<br />

zu dieser Zeit mit<br />

gezielter Unterdrückung<br />

durch die sozialistische<br />

Staatsführung rechnen.<br />

Hier berichten sie von<br />

ihren Erlebnissen.<br />

Liebe Frau Haupt, lieber Herr Haupt, wie haben Sie<br />

Ihren Glauben in der atheistischen Gesellschaft in der<br />

DDR gelebt?<br />

Esther Haupt: Ich bin in einem christlichen Elternhaus und mit<br />

sechs Geschwistern aufgewachsen. Meine Eltern waren in einer<br />

Freien evangelischen Gemeinde aktiv. Der christliche Glaube gehörte<br />

fest zu unserem Leben dazu. Wenn es deshalb Schwierigkeiten<br />

gab, waren wir innerhalb der Familie füreinander da und haben<br />

uns gegenseitig den Rücken gestärkt. Die Familie war für uns ein<br />

wichtiger Rückzugsort, an dem wir uns geborgen fühlten.<br />

Eberhard Haupt: Meine Eltern haben zwar der Kirche angehört,<br />

hatten aber Angst, den christlichen Glauben offen zu leben, weil sie<br />

vom Staat nicht benachteiligt werden wollten. Ich wurde trotzdem<br />

als Kind getauft und meine Mutter hatte Kontakt zu christlichen<br />

Gemeinschaften. Im Herbst 1983 wurde ich zu einer christlichen<br />

Veranstaltung eingeladen und habe mich danach für ein Leben<br />

mit Jesus entschieden. Ich bin dann auch regelmäßig in eine Freie<br />

evangelische Gemeinde gegangen.<br />

Gab es Einschränkungen oder Verfolgung aufgrund<br />

Ihres Glaubens in der DDR?<br />

Eberhard Haupt: Man wurde eingeschüchtert und ausgegrenzt,<br />

sobald man bei staatlichen Aktivitäten nicht mitmachen wollte.<br />

Zum Beispiel bei der „Jugendweihe“, dem Bekenntnis zum sozialistischen<br />

Staat. Also war ich bei der Jugendweihe dabei, obwohl ich<br />

nicht dahinterstand, und bin aber auch zur Konfirmation gegangen.<br />

Ich war auch nur pro forma in der FDJ, der Freien Deutschen<br />

Jugend – einem kommunistischen Jugendverband. Man hat sich aus<br />

Gruppenzwang den staatlichen Vorgaben angepasst. Der christliche<br />

Glaube wurde aus der Öffentlichkeit verdrängt und durfte nur in<br />

den Kirchen und Gemeinden stattfinden. Und selbst da konnte man<br />

sich nicht sicher sein, ob man überwacht und bespitzelt wurde oder<br />

nicht. Man musste immer überlegen, zu wem man was sagen kann.<br />

In der Gemeinde wurde man trotzdem gut aufgefangen – wir konnten<br />

uns gegenseitig von unseren Erlebnissen mit Gott berichten und<br />

füreinander beten. Das hat mich für meinen Alltag immer wieder<br />

ermutigt und getröstet.<br />

Esther Haupt: Meine Familie und ich haben unseren Glauben offen<br />

gelebt und standen dahinter – was aber auch Einschränkungen für<br />

uns zur Folge hatte. Mein großer Bruder durfte trotz Bestnoten gerade<br />

so eben auf die erweiterte Oberschule, also das heutige Gymnasium,<br />

gehen. Aber ihm wurde vom Staat das Studium versagt,<br />

obwohl er der Klassenbeste war. Ich durfte die erweiterte Oberschule<br />

dann schon nicht mehr besuchen. Trotzdem durften meine<br />

jüngeren Geschwister bei der Berufswahl große Wunder erleben:<br />

Obwohl es vorher aussah, dass es keine guten Lehrstellen für sie<br />

gibt, hat es Gott wunderbar geführt. Und sie haben, jeder einzelne,<br />

im Berufsleben etwas erreichen können. Und meine Mutter wurde<br />

ab und zu gefragt: „Wie kann ich glauben?“ Dadurch konnten Menschen<br />

zu Jesus und damit auch zur Gemeinde finden.<br />

Wie haben Sie die Wendezeit und den Fall der Berliner<br />

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