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„Aber bist du wirklich trans?“<br />
Nikki ist 21 und trans. Mit Biber spricht sie darüber, warum Transpersonen in Österreich<br />
von der Zwei-Klassen-Medizin betroffen sind – und über gesellschaftlichen<br />
Druck. Außerhalb und innerhalb der LGBTIQ+ Community. Von Emir Dizdarević, Foto: Zoe Opratko<br />
Das war so ein surrealer<br />
Moment“, erzählt die heute<br />
21-jährige Nikki von dem<br />
Tag, an dem sie das erste<br />
Mal Östrogen und Testosteron-Blocker<br />
genommen hat. „Es hat sich so angefühlt,<br />
als hätte mein ganzes Leben eine<br />
Stimme ununterbrochen in meinem Kopf<br />
geschrien. Als ich das erste Mal Hormone<br />
genommen habe, ist es auf einmal<br />
still geworden und ich habe mich einfach<br />
wohl und glücklich gefühlt.“<br />
Bis zu diesem befreienden Schritt<br />
hat es für Nikki 19 Jahre gedauert. Ihre<br />
Geschichte beginnt in der Steiermark,<br />
wo sie als Bub wahrgenommen wird. Als<br />
sie etwa vier Jahre alt ist, merkt sie zum<br />
ersten Mal, dass etwas nicht stimmt. Sie<br />
fühlt sich nicht als Bub, sondern als Mädchen.<br />
Das sagt sie auch den Erwachsenen<br />
in ihrer Umgebung. „Die haben dann<br />
einfach ‚Nein‘ gesagt und ich habe ihnen<br />
geglaubt.“ Schließlich kennen Erwachsene<br />
die Welt besser als Kinder, das wurde<br />
Nikki damals so eingetrichtert.<br />
„KANN ES SEIN, DASS DU<br />
TRANS BIST?“<br />
In der Pubertät sucht Nikki ihre Identität<br />
und beschreibt sich in dieser Phase als<br />
schwuler Mann. „Ich war schon immer<br />
sehr feminin und hatte vermehrt weibliche<br />
Freunde. Das wird oft Schwulen<br />
zugeschrieben und ich habe mir deswegen<br />
einreden lassen, dass ich schwul<br />
bin.“ Zudem konnte sich Nikki nicht vorstellen,<br />
„der Mann“ in einer Heterobeziehung<br />
zu sein. Doch auch das Schwulsein<br />
fühlt sich für Nikki befremdlich an. Das<br />
erste Outing geschieht durch eine Freundin,<br />
der Nikki ihre Gefühle beschreibt:<br />
„Kann es sein, dass du trans bist?“, fragt<br />
sie die Freundin damals.<br />
Ihre Transition (Anmerkung:<br />
Geschlechtsangleichung) beschreibt<br />
Nikki in zwei Phasen. Einer sozialen und<br />
einer körperlichen Transition. Ihre soziale<br />
Transition beginnt im Freund:innenkreis,<br />
wo sie beginnt, sich bei ihren liebsten<br />
Menschen zu outen. „Ich wurde akzeptiert,<br />
ohne mich körperlich zu verändern.<br />
36 / RAMBAZAMBA /