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ZWISCHEN DEN KULTUREN<br />

Unser erster Halt: eine Ramen-Bar. Elegant zieht Arash<br />

die Nudeln aus der Suppe, hält sie in die Kameralinse unseres<br />

Fotografen und macht große Augen. Man merkt sofort: Er<br />

macht das nicht zum ersten Mal. Das Essen ist schon lange<br />

eine Affinität des Foodbloggers. Während Arash an seinen<br />

Nudeln schlürft, erzählt er, dass für diese Leidenschaft vor<br />

allem die Kochkünste seiner Mama entscheidend waren, und<br />

schwärmt von persischen Eintöpfen. „Müsst ihr abchecken!“<br />

Gelernt hat er das Kochen von seiner Mutter aber nicht: „Sie ist<br />

zu ungeduldig und ich auch, da gibt es nur Fetzerei.“<br />

Doch auch die österreichische Küche liegt ihm nahe: „Das<br />

hat für mich auch etwas Heimisches. Eine Grießnockerlsuppe<br />

ist für mich genauso ein Stück Zuhause.“ Dass die österreichische<br />

und persische Esskultur sehr unterschiedlich sind, hat<br />

Arash jedoch früh gemerkt. Er erzählt: „Wenn meine Freunde<br />

zu uns nach Hause gekommen sind, haben sie gegessen, was<br />

das Zeug hält! Meine Mama hat sicher zehn Speisen aufgetischt.<br />

Bei ihnen daheim habe ich einen Apfel oder eine Birne<br />

bekommen – nicht mal beides!“ Er weiß diese Essensvielfalt<br />

aber zu schätzen, sein Fazit: „Je mehr, desto besser.“<br />

In ihren Gastro-Tests ist Amina in ganz Wien unterwegs –<br />

auch am Brunnenmarkt.<br />

der gebürtige Iraner nicht macht: Als DJ hat er sich schon vor<br />

Jahren einen Namen in der Wiener Musikszene gemacht und<br />

ist außerdem als Eventplaner, Geschäftsführer und eben auch<br />

Food-Content-Creator aktiv – mittlerweile mit 85k Followern<br />

auf TikTok.<br />

Schon als DJ postete Arash immer wieder Food-Content<br />

auf der Plattform, seinen Durchbruch erlebte der 41-Jährige<br />

aber erst während der Corona-Pandemie. „Ich konnte ja nicht<br />

auflegen. Ich bin ein Mensch, der sehr kreativ ist, ich brauche<br />

immer irgendwas zu tun. Da habe ich also begonnen, professionellere<br />

Food-Videos zu machen.“ Besonders erfolgreich sind<br />

hierbei seine Restaurant-Tests: Von Döner bis Pasta hat sich<br />

Arash schon in dutzenden Lokalen den Magen vollgeschlagen.<br />

Gute Restaurants in Wien zu finden, sei nicht schwierig, wie mir<br />

Arash erklärt. „Wien war schon immer eine multikulturelle Stadt<br />

und wird auch immer multikultureller. Man kann hier definitiv<br />

sehr gut essen.“<br />

Einen typischen Restaurantbesuch gibt es für den Foodblogger<br />

nicht. „Oft passiert's ganz spontan.“ Die Reaktionen<br />

der Restaurantbesitzer sind zum Glück immer positiv: „Wir sind<br />

in einer Zeit, in der Social Media unglaublich wichtig ist, da<br />

freut sich natürlich jeder, wenn du ein Video machst und deren<br />

Essen wertschätzt.“ Doch auch Anfragen für Reviews sind mittlerweile<br />

ein fester Teil seines Arbeitsalltags geworden – mittlerweile<br />

muss er sogar selektiv sein.<br />

KONTROVERSE KULINARIK<br />

Wir sind beim Nachtisch angelangt: Eiskaltes Matcha-Mochi ist<br />

bei 35 Grad die perfekte Abkühlung. „In meinem Kopf bin ich<br />

einfach nur Österreicher“, sagt Arash und nimmt einen Biss<br />

von der eiskalten Kugel. Als Content-Creator mit Migrationshintergrund<br />

ist er aber immer wieder mit Hass konfrontiert. Für<br />

Arash völlig unverständlich: „Ich mache Food-Content, das ist<br />

doch eigentlich das unpolitischste Thema, was es gibt. Jeder<br />

macht das, jeden Tag. Eigentlich verbindet man das gar nicht<br />

mit Hass. Es zeigt, wie krass Österreich gespalten ist.“<br />

Auch Naziparolen musste er schon unter seinen Videos<br />

lesen. Der Grund für diese Art von Hass: „Wenn Politiker auf<br />

Arash Rabbani: DJ und Feinschmecker.<br />

40 / RAMBAZAMBA | WIEN /

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