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als Peter Borer, Chef der noblen Peninsula Hotels,<br />

erste Pläne für die Gartengestaltung des im Frühjahr<br />

eröffneten Hauses der Gruppe an Istanbuls<br />

Bosporus-Ufer zu sehen bekam, fand er nichts, was<br />

ihm gefiel. Aber er wusste jemand, der ihm aus der<br />

Patsche helfen könnte. „Ich habe meine Mitarbeiter<br />

gebeten, nach Rapperswil zu fahren und mit Herrn<br />

Enea zu sprechen“, erzählt der Schweizer.<br />

Die Mitarbeiter kannten weder Herrn Enea noch<br />

Rapperswil, doch tatsächlich fanden sie am Ufer des<br />

Zürichsees die Lösung ihres Problems. Enzo Enea schuf nicht nur den größten<br />

Hotelgarten Istanbuls, sondern auch eine Grünlandschaft, die mit dem<br />

speziellen Geist des historischen Stadtviertels Karaköy und des direkt vor<br />

dem Hotel vorbeifließenden Bosporus verbunden ist. Er pflanzte Granatapfel-,<br />

Erdbeer- und Pistazienbäume, Grünen Wacholder, sich senkende Kreppmyrten,<br />

Libanon-Zedern und duftende Magnolienbäume. Die rosafarbenen<br />

Blüten des Judasbaums werden im Frühjahr hübsche Akzente setzen, im<br />

Sommer sorgen die Blätter der Robinie für ein schönes Lichtspiel. Um das<br />

Hotel stehen nun mehr als 250 teilweise ausgewachsene Bäume, die nicht<br />

nur ein angenehmes Mikroklima schaffen, sondern auch einen wichtigen<br />

Beitrag zur Sauerstoffproduktion sowie zur Reduzierung von Feinstaub<br />

und CO 2<br />

leisten. Hinzu kommt die sensorische Wahrnehmung des Gartens:<br />

Dank aromatischer Kräuter wie Thymian, Rosmarin und Lavendel sowie<br />

duftender Blumen wird der Aufenthalt im Freien zu einem sinnlichen Erlebnis.<br />

So entstand ein üppiger, grüner Park mit intimen Nischen, die entdeckt<br />

und wie Zimmer bewohnt werden wollen. „Ich versuche, einen Garten so zu<br />

planen, dass er als Erweiterung der Innenräume empfunden wird“, erklärt<br />

Enzo Enea sein Konzept.<br />

Das Talent, mehrschichtige Vorstellungen umzusetzen und unterschiedliche<br />

Wohnebenen zu einer völlig natürlich wirkenden Einheit zu<br />

verschmelzen, wird niemandem in die Wiege gelegt. Enzo Enea kommt 1964<br />

als Sohn italienischer Einwanderer im Kanton Zürich zur Welt. Nach einer<br />

Ausbildung zum Industriedesigner studiert er Landschaftsarchitektur in<br />

London und reist anschließend – eigentlich zum Surfen – nach Hawaii. Dort<br />

bekommt er seinen ersten Auftrag und entwirft den tropischen Garten eines<br />

Sheraton-Hotels. 1993 übernimmt er das von seinem Vater (so viel Wiege<br />

war schon) gegründete Geschäft für Gartenausstattung und Steinmetzarbeiten.<br />

Doch statt Tontöpfe und Steinbrunnen zu verkaufen, beginnt er, der<br />

wohlhabenden Zürichsee-Kundschaft das Thema Garten als Zusatzsalon<br />

näherzubringen.<br />

Heute zählt Enzo Enea zu den bedeutendsten Landschaftsarchitekten<br />

der Welt. In seinen Büros in Zürich, New York, Miami und Mailand sind<br />

rund 240 Mitarbeiter beschäftigt, er arbeitet mit Top-Architekten wie David<br />

Chipperfield, Tadao Ando oder Sir Norman Foster zusammen. Zu seinen<br />

Kunden zählen Prominente wie<br />

König Charles, Jeff Koons oder die<br />

kürzlich verstorbene Tina Turner,<br />

aber auch Hotels wie The Dolder<br />

Grand in Zürich, The Setai in Miami,<br />

die Mandarin Oriental Residences<br />

in Beverly Hills und Lanserhof<br />

am Tegernsee und auf Sylt.<br />

Sein Erfolgsrezept: Wie kaum<br />

ein anderer beherrscht er die Kunst,<br />

in wenigen Monaten aus dem<br />

Nichts einen scheinbar natürlich<br />

gealterten Garten zu schaffen. Darin<br />

richtet er „Räume“ ein, für die er<br />

Mobiliar, Licht, Accessoires und Böden<br />

nach eigenen Entwürfen produzieren<br />

lässt und in seinem Zürcher<br />

Shop, Enea Outside In, verkauft.<br />

Dank eines Teams aus Schreinern,<br />

Elektrikern, Bildhauern, Schlossern<br />

und Lichtingenieuren kann Enzo<br />

Enea ein komplettes Produkt liefern,<br />

maßgeschneidert und sozusagen<br />

bezugsfertig.<br />

dabei ist er flexibel und<br />

geht auf die Vorlieben<br />

und Bedürfnisse seiner<br />

Kunden ein: Einer<br />

Dame, die feine Seidenstoffe liebt,<br />

stellt er vier Maulbeerbäume vor die<br />

Tür. Den Innenhof des brandneuen<br />

Londoner Hotels The Peninsula legt<br />

er wie einen klassischen englischen<br />

Garten mit Efeukaskaden, Glyzinien<br />

und zwei 120 Jahre alten Japanischen<br />

Ahornbäumen an. Für Münchens<br />

Apple-Campus KARL gestal-<br />

„Ich versuche, Gärten so zu planen, dass sie<br />

als Erweiterung der Innenräume empfunden werden“<br />

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