style graS drüBer Um die Mandarin oriental residences in Beverly Hills entfaltet sich eine üppig grüne Gartenlandschaft mit asiatischen und südkalifornischen einflüssen (Bild oben, weiter gegen den Uhrzeigersinn). etwas zurückhaltender: die Gräserfelder im Garten des lanserhofs am Tegernsee. auf der griechischen Insel Kea entwarf enea einen Garten, der mit dem steilen Gelände, dem Wassermangel und heftigen Winden zurechtkommen muss. Große Bäume und Mauern wirken schützend, dazwischen blüht es bunt 70 Traveller‘s World
„Ich verstehe mich eigentlich nicht als Künstler. Ich versuche eher, einen Ort zu verstehen“ tet er eine urbane Hoflandschaft mit fest installierten Sitzecken zwischen sanft geschwungenen Eibenhecken, im Frühjahr blühenden Magnolien und einem markanten Solitärbaum, der in der Region gewachsen ist. Jeder dieser Gärten präsentiert sich als ein grünes, wachsendes Kunstwerk: perfekt komponiert in Form und Farbe. „Ich verstehe mich eigentlich nicht als Künstler“, widerspricht Enzo Enea, „ich versuche eher, einen Ort zu verstehen: Nutzung, Windrichtungen, Sonnendauer, Temperaturen, Geologie. Einen echten Wert hat ein Garten nur, wenn er technisch gut angelegt ist.“ wwie so etwas aussieht, darf man in Enzo Eneas großartigem Baummuseum am Zürichsee in Augenschein nehmen. Es befindet sich in Rapperswil- Jona auf einer 7,5 Hektar großen, einst sumpfigen und ungenutzten Fläche, die er von den katholischen Zisterzienser-Nonnen des benachbarten Klosters Mariazell gepachtet hat – primär, weil er einen Ort für seine Baumsammlung brauchte. Denn Enzo Enea gilt nicht nur als Picasso unter den Landschaftsarchitekten. Er ist auch ein Robin Hood für alte Bäume, die irgendwo im Weg stehen und gefällt werden sollen. Ein zwölf Meter hoher Fächerahorn etwa, der Umbauarbeiten vor dem Zürcher Kongresshaus behinderte. Eine über hundertjährige Rosskastanie, die für eine breitere Straße abgeholzt werden sollte. Oder ein Eisenholzbaum Jahrgang 1895, ein Strauch-Wacholder von 1943 und eine gut 120 Jahre alte Mädchenkiefer, die ihm irgendwer als gefährdet gemeldet hat und die er vorsichtig ausgraben und abtransportieren ließ. „Bäume stehen nie dort, wo man sie gerade braucht“, weiß Enea, der den speziellen Wurzelschnitt, der es ermöglicht, auch große und sehr alte Bäume auszugraben und umzupflanzen, von seinem ehemaligen japanischen Karatelehrer gelernt hat. „In meinem Baummuseum versammle ich, was andere gedankenlos entsorgen – Wildapfel, Wildbirne, Kirsche, Wacholder, alles Mutterpflanzen der Vitamine, die wir zum Leben brauchen.“ sein Baummuseum ist über eine von 38 mächtigen Sumpfzypressen gesäumte Zufahrt zu erreichen und beherbergt neben rund 3300 Bäumen auch das Enea-Büro sowie Werkstätten und Designateliers, die sich um einen eleganten, glasverkleideten Ausstellungsraum mit einem zehn Meter langen Holztisch gruppieren. „Der Tisch ist aus mindestens 40 000 Jahre altem neuseeländischem Kauri-Holz“, erzählt der Hausherr, „der Baum war in ein Moor gefallen und wurde so regelrecht mumifiziert. Und weil der Tisch zuerst da war, bauten wir den Rest um ihn herum.“ Auf dem Gelände ist auch die Sammlung antiker Tontöpfe versammelt, die Enea senior in den 1960er- und 70er-Jahren gesammelt hatte. Hinzu kommt die Kunst, die der Junior zusammengetragen hat, ein Trio glänzender Pilze der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury beispielsweise, eine violette Nonnenskulptur des in New York lebenden Schweizers Ugo Rondinone oder die leuchtend bunten Bienenstöcke des deutschen Konzeptkünstlers Olaf Nicolai, die gleich neben echten Bienenstöcken platziert wurden. „Ich suche Kunst, die mir hilft, in einen Dialog mit der Natur zu treten“, erklärt Enzo Enea. Nice to have, könnte man sagen, aber nicht wirklich nötig. Denn die Kunst, mit der Natur in einen Dialog zu treten, beherrscht der Baum- Meister auch ganz alleine. TW Aus ENEAs ŒuvRE Enea Outside In Di.–Fr. 10–19 Uhr, Sa. 10–17 Uhr, Gessnerhof, Usteristrasse 14, Zürich, T. +41.43.299 99 66, enea.ch/outsidein/outsidein-thestore.html Enea Baummuseum Di.–Fr. 9–18 Uhr, Sa. 10–17 Uhr, Buechstrasse 12, Rapperswil-Jona, T. +41.55.225 55 55, enea.ch/baummuseum/ peninsula Istanbul ab 1050 Euro, Karaköy, Kemankes Caddesi, T. +90.212.931 28 88, peninsula.com/istanbul/ peninsula London ab 1300 Pfund, 1 Grosvenor Pl, London, T. +44.20.39 59 28 88, peninsula.com/en/london/ the Dolder Grand ab 940 CHF, Kurhausstrasse 65, Zürich, T. +41.44.456 60 00, thedoldergrand.com Fotos: Joël Hunn (1), ingenhoven Architects/HGEsch Photography (1), Enea Landscape Architecture (4), DBOx SHVO (1) Traveller‘s World 71