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stay<br />
die Temperamente der<br />
beiden Geschwister<br />
könnten kaum<br />
unterschiedlicher<br />
ausfallen. Während der Verkehr<br />
auf Paros im Sommer fast zum<br />
Erliegen kommt, sind die Straßen<br />
auf Antiparos jahrein, jahraus frei.<br />
Und so entsteht schon der erste<br />
Eindruck: Die nur knapp 35<br />
Quadratkilometer große kleine<br />
Schwester ist eindeutig „anti“ jede<br />
Hektik eingestellt. Sie ist eher<br />
mild gestimmt, ihr Alltag pro<br />
Entschleunigung, die Menschen<br />
herzensfreundlich. Zu erleben<br />
gibt es vor allem: Ruhe.<br />
Die Nachkommen der<br />
Hippies, die die Insel in den<br />
Seventies für sich entdeckten,<br />
bevölkern die Bars in der Altstadt,<br />
skandinavische Familien genießen<br />
jedes Jahr die flachen Sandbuchten<br />
und den fast endlosen,<br />
entspannten Sommer. Man trifft<br />
sie in den Hängematten im „Time<br />
Marine“, einer Bar am Psaraliki-<br />
Strand, beim Lunch in der Taverne<br />
„Peramataki“, die den Soros Beach<br />
überblickt, oder beim Anprobieren<br />
von Sandalen bei Zali, einer<br />
der vielen Boutiquen in der<br />
Alt stadt. Für Beach Hopping oder<br />
Ausflüge zu den 45 Millionen<br />
Jahre alten Tropfsteinhöhlen<br />
stehen zwei Taxis bereit. Auf<br />
Paros, so erzählt der Fahrer des<br />
einen kopfschüttelnd, gibt es<br />
mehr als 100.<br />
Die Aussicht auf eine „Auszeit<br />
wie früher“ lockte vor zwölf<br />
Jahren auch Athanasia Comninos<br />
hierher. Der Tochter eines griechischen<br />
Schiffsmagnaten war ihr<br />
„Warum sollte<br />
man sich für<br />
eine Aussicht<br />
auf Pa ros<br />
entscheiden,<br />
wenn man im<br />
Westen einen<br />
unverstellten<br />
Blick zum<br />
Horizont haben<br />
kann?“<br />
Lebenslauf eigentlich vorgezeichnet:<br />
„Ich bin ein Einzelkind, und<br />
mein Vater wollte, dass ich das<br />
Familienunternehmen übernehme“,<br />
erzählt sie bei einem<br />
Aperitif. „Doch ich hatte andere<br />
Pläne.“ Die führten sie fünf Jahre<br />
nach London, wo sie Fotografie<br />
und Interior Design studierte und<br />
eine Zeit lang bei Sotheby’s arbeitete,<br />
gefolgt von Jobs bei den<br />
Athener Zeitschriften „Life &<br />
Style“ und „Vogue Greece“. Die<br />
Heureka-Momente ihres Lebens<br />
lieferten dennoch immer Reisen.<br />
Und seit dem Besuch als Twentysomething<br />
in einer kleinen<br />
brasilianischen Pousada, in der<br />
VIPs wie Madonna ihr Silvesterdinner<br />
am Gemeinschaftstisch mit<br />
den übrigen Gästen einnahmen,<br />
träumte Athanasia davon, sich<br />
irgendwann einmal als Gastgeberin<br />
zu versuchen.<br />
Der Moment kam Jahre später.<br />
Nach ihrer Trennung von Mykonos<br />
(und ihrem Mann) fand sie in<br />
der südlicher gelegenen Kykladeninsel<br />
einen neuen Seelenort:<br />
„Antiparos“, stellte sie fest, „hat<br />
genau so viel Energie wie Mykonos,<br />
nur geerdeter. Sie ist sanft.<br />
Man fühlt sich vom ersten<br />
Mo ment an sicher und geborgen.“<br />
Bereits im ersten Monat kaufte sie<br />
ein Sommerhaus am Livadia<br />
Beach, zwei Jahre später das<br />
Nachbargrundstück, auf dem sie<br />
ihr Hotel bauen wollte. Doch bis<br />
zur Eröffnung vergingen acht<br />
lange Jahre. „Ich hatte viele<br />
Bedenken und wenig Vertrauen“,<br />
gesteht sie freimütig. „Aber<br />
schließlich habe ich alles hineingepackt,<br />
was mir wichtig ist, sodass<br />
das Hotel viel größer und vielschichtiger<br />
geworden ist, als ich<br />
ursprünglich geplant hatte.“<br />
Mittlerweile gibt es ein Spa,<br />
mehrere Restaurants und insgesamt<br />
17 Villen. Sie fügen sich sanft<br />
in die sonnenverbrannten Hügel<br />
ein, aus deren Stein sie gebaut<br />
sind. Locker gruppieren sie sich<br />
um das Haupthaus, das festungsgleich<br />
auf einem Hügel über der<br />
blauen Bucht thront. „Warum<br />
sollte man sich für eine Aussicht<br />
auf Paros entscheiden“, sagt die<br />
Hotelière fast verächtlich über die<br />
von vielen bevorzugte Ostküste,<br />
„wenn man im Westen freies Meer<br />
und einen unverstellten Blick zum<br />
Horizont haben kann?“<br />
Die sandfarbenen Trockenmauern<br />
der Anlage sind aus der<br />
Ferne kaum auszumachen, so<br />
geschickt sind sie in ihre Umgebung<br />
integriert, und selbst die<br />
Bougainvilleen sind nicht leuchtend<br />
pink, sondern mattorange.<br />
„Der Anspruch ist, die Landschaft<br />
nicht zu stören, sondern zu erhalten“,<br />
sagt Athanasia. Ihr geht es<br />
um Substanz, nicht um Oberfläche.<br />
Dazu gehört etwa, dass jede<br />
Villa über eine eigene Küche und<br />
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