MAINfeeling Herbst 2023
Das Lifestyle-Magazin für Rhein-Main
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Der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am<br />
Universitätsklinikum Frankfurt, Goethe-Universität<br />
und die Frankfurter Krimi-Autorin sprechen in<br />
ihrem True-Crime-Podcast SpurenElemente über<br />
Kriminalfälle, die es zu einiger Berühmtheit<br />
gebracht haben. Da geht es etwa um den Degenweltmeister<br />
Karl Hopf – der seine Eltern, zwei<br />
seiner Ehefrauen und seine beiden Kinder vergiftete<br />
und dafür 1914 in Frankfurt hingerichtet<br />
wurde – oder um den Doppelmord an zwei georgischen<br />
Studenten im Frankfurter Niddapark im<br />
Jahr 2001. Wenn es passt (und sie noch leben)<br />
werden immer auch Zeitzeugen /Ermittler befragt.<br />
Das ist nicht immer etwas für sensible Gemüter<br />
(schließlich referiert Prof. Dr. Marcel A. Verhoff<br />
aus dem Alltag eines Rechtsmediziners) – aber<br />
spannend und sehr aufschlussreich.<br />
WAS IST DAS FÜR SIE JEWEILS FASZINIERENDE AN MORD<br />
UND TOTSCHLAG? MV: Für mich ist es Alltag, im Sinne von detektivischer<br />
Puzzlearbeit. Das Ziel ist die Wahrheitsfindung, damit Täter<br />
verurteilt, aber Unschuldige nicht zu Unrecht verurteilt werden.<br />
FF: Es ist die Psyche des Täters, die mich interessiert. Ich frage mich<br />
stets nach den Motiven, die zu einem Mord führen.<br />
WAS GLAUBEN SIE, WORIN DIE FASZINATION BEIM PUBLI-<br />
KUM BESTEHT – DAS TRUE-CRIME-GENRE IST JA UNGEMEIN<br />
GEFRAGT … MV: Das Gefühl, bei den Ermittlungen, bei dem Puzzlespiel<br />
dabei zu sein, ist wohl für die meisten das Spannende. Ebenso ist<br />
es ein gutes Gefühl, das Buch zuzuklappen oder den Fernseher auszuschalten<br />
und dann wieder in seiner heilen Welt zu sein.<br />
FF: Ich denke, es ist die blanke Vorstellung, dass es sich nicht um<br />
Fiktion, sondern um ein wahres Verbrechen handelt. Menschliche<br />
Abgründe haben auf absurde Weise etwas Faszinierendes.<br />
FRANKFURT GALT UND GILT IMMER MAL WIEDER ALS<br />
HAUPTSTADT DES VERBRECHENS – HABEN WIR MEHR<br />
GRUND, UNS ZU FÜRCHTEN ALS ETWA EIN MAINZER ODER<br />
AUGSBURGER? MV: Klare Antwort: Nein! Die meisten Tötungsdelikte<br />
passieren im persönlichen Umfeld. Der statistisch gesehen<br />
gefährlichste Mensch ist der eigene Partner. In Frankfurt haben wir<br />
darüber hinaus eine nennenswerte Anzahl an Delikten im Umfeld von<br />
sogenannter organisierter und Drogen-Kriminalität; das betrifft den<br />
Normalbürger oder die Normalbürgerin aber nicht. Insofern bin ich auf<br />
Frankfurts Straßen als unbescholtener Bürger keineswegs gefährdeter<br />
als irgendwo anders in Deutschland. Mir ist aus den letzten 10 Jahren in<br />
Frankfurt nicht ein einziger Fall bekannt, bei dem ein Mensch zufällig<br />
Opfer eines Tötungsdelikts wurde.<br />
WO SOLLTEN WIR TATSÄCHLICH VORSICHTIGER SEIN …<br />
MV: Augen auf bei der Partnerwahl! (Lacht) Aber es wäre sicher keine<br />
gute Idee, beispielsweise um 3 Uhr morgens am Hauptbahnhof einen<br />
Streit zwischen zwei offensichtlich drogen- oder alkoholbeeinträchtigten<br />
Personen schlichten zu wollen.<br />
FF: Im Straßenverkehr.<br />
MAN DARF NICHT ZIMPERLICH SEIN, WENN MAN IHREN<br />
PODCAST HÖRT – MACHT ES SIE SELBST NICHT AUCH EIN<br />
WENIG NERVÖS, SO NAHE DRAN ZU SEIN AN DEM, WAS<br />
MENSCHEN EINANDER ANTUN KÖNNEN? MV: Bei meiner<br />
täglichen Arbeit bin ich deutlich näher dran (lacht).<br />
FF: Ich als Krimiautorin lebe mit und von Mord und Totschlag. Ich<br />
finde es daher eher spannend, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.<br />
WAS IST JEWEILS DAS GRÖSSTE MISSVERSTÄNDNIS –<br />
IHRE JEWEILIGE ARBEIT ALS RECHTSMEDIZINER UND ALS<br />
KRIMI-AUTORIN BETREFFEND? MV: Ich glaube, dass die Rechtsmediziner<br />
oftmals als Ermittler gesehen werden, die selbständige<br />
Untersuchungen anstellen. Fakt ist, wir werden immer nur auf ganz<br />
konkreten Auftrag der Ermittlungsbehörden aktiv. Das zweite Missverständnis<br />
ist wohl, dass die Rechtsmediziner nur mit Leichen zu tun<br />
haben. In Wirklichkeit untersuchen wir viel mehr lebende Menschen<br />
(Verletzungen, Fahrtüchtigkeit, Schuldfähigkeit, Behandlungsfehler u.a.).<br />
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff und Franziska Franz