Foto: Mike Meyer
IM VERHÖR 6 | 7 ER IST STERNEKOCH, FERNSEHSTAR, UNTERNEHMER UND SOGAR HELIKOPTERPILOT. FÜR GOURMETS AUS DEM RHEIN-MAIN-GEBIET WAR SEIN NUR 68 KILOMETER VOM FRANKFURTER FLUGHAFEN ENTFERNT LIEGENDES RESTAURANT LANGE EIN BEGEHRTES ZIEL. AM 27. SEPTEMBER WIRD JOHANN LAFER 66 JAHRE ALT. IM INTERVIEW ERZÄHLT ER, DASS ERFOLG EIN RAUSCH SEIN KANN. Interview: Sabine Börchers WIR GRATULIEREN ZUM GEBURTSTAG! „MIT 66 JAHREN DA FÄNGT DAS LEBEN AN“, HAT UDO JÜRGENS GESUNGEN. GEHT ES IHNEN GENAUSO? Ich weiß nicht, ob es anfängt, aber man ist auf jeden Fall durch die Erfahrung der letzten 66 Jahre in der Lage, Situationen besser einzuschätzen, und kann dafür sorgen, dass man für den Rest seines Lebens die Dinge macht, die man vorher nicht machen konnte oder heute durch mehr Zeit einfach anders macht. WELCHE DINGE HABEN SIE DENN VERSÄUMT IN IHREM LEBEN? Wenn man Dienstleister ist und immer dann arbeiten muss, wenn der Großteil der Bevölkerung frei hat, dann ist es ungewohnt, wenn man plötzlich am normalen Leben teilhaben kann, wenn man um 19 Uhr sagen kann, ich schalte jetzt die Nachrichten an. Es ist wirklich schön, am Samstagabend ausgehen oder ein Konzert besuchen zu können. Das ist etwas, das ich heute sehr genieße und künftig weiter genießen möchte. SIE KOCHEN, SEIT SIE AUF DEM HEI- MISCHEN BAUERNHOF IN DER NÄHE VON GRAZ BEI IHRER MUTTER IN DER KÜCHE STANDEN, UND PROFESSIO- NELL, SEIT SIE MIT 17 JAHREN EINE AUSBILDUNG IN GRAZ BEGANNEN. WIE SCHWIERIG WAREN DIE ANFÄNGE? HABEN SIE DARAN GEZWEIFELT, DASS DAS DER RICHTIGE BERUF FÜR SIE IST? Ja, definitiv, in den ersten eineinhalb Jahren habe ich nur Zwiebeln geschält, das Kühlhaus geputzt und Fleischreste vom Fett getrennt. Ich hatte jahrelang keine Tränen mehr, weil ich sie alle auf dem Tisch gelassen hatte fürs Gulasch. Die Monotonie des Berufs war dermaßen abstoßend, dass ich zu meiner Mutter damals gesagt habe, unter Kochen verstehe ich etwas anderes, und alles hinschmeißen wollte. Aber meine Mutter und mein Vater haben gesagt, Du bringst das zu Ende. Eine ältere Mitarbeiterin, die damals Mehlspeisenköchin war, hat mir schließlich Aufgaben gegeben, wie Apfelstrudel oder Malakofftorte. Das hat mich dann in eine Sphäre versetzt, in der der Beruf nicht mehr langweilig war. Ich wollte plötzlich mehr und habe Leidenschaft entwickelt. Heute sage ich, Gott sei Dank, dass ich durchgehalten habe, denn es gab viele Situationen in meinem Leben, in denen ich die Schnauze voll hatte. Aber nach drei oder vier Tagen kommt die Frage, was machst Du jetzt, und dann ist mir nichts Besseres eingefallen, als das zu machen, was ich gelernt habe und liebe und was mich glücklich macht.