MAINfeeling Herbst 2023
Das Lifestyle-Magazin für Rhein-Main
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PORTRÄT 38 | 39<br />
oder unter Erwartungshaltung, denn man braucht eine entspannte<br />
Situation.“ Ihm sei das schon bei Trainingsläufen in<br />
seiner Heimat Regensburg an der Donau entlang oder bei<br />
Bergläufen in den Alpen passiert, erinnert er sich.<br />
„Süchtig“ machen könne ein solcher Rausch allerdings nur<br />
bedingt, da er sich eben nicht erzwingen ließe. „Erst wenn<br />
nicht mehr der Spaß an der Bewegung, sondern der Druck,<br />
den man sich selbst macht, im Vordergrund steht und man<br />
beispielsweise eine angestrebte Zeit nicht erreicht, dann<br />
kann sich das ungut entwickeln.“ Wer seinem Körper zu viel<br />
zumute, würde im schlimmsten Fall das Gegenteil erreichen<br />
und an Form einbüßen oder gar Verletzungen provozieren.<br />
„Die richtige Balance zwischen Be- und Entlastung zu finden,<br />
macht ein gutes Training aus.“ Daher kann er auch solchen<br />
Hauruck-Aktionen wie „von 0 auf 42“ in wenigen Wochen<br />
nichts abgewinnen: „Sicherlich kann man Leute innerhalb<br />
kürzester Zeit für einen Marathon fit machen, aber wenn die<br />
dann vielleicht nur mit Ach und Krach ins Ziel kommen,<br />
sagen sie vermutlich ‚einmal und nie wieder‘, aber eigentlich<br />
soll es ja nachhaltig sein. Es ist wie immer im Leben: Wenn<br />
man zu viel zu schnell will, geht es oft nach hinten los.“<br />
Für eine vernünftige und langfristige Vorbereitung mit<br />
vielen längeren Läufen, damit man den Körper daran gewöhnt,<br />
plädiert auch Jost Wiebelhaus. Der Inhaber des<br />
Frankfurter Laufshop beobachtet, dass Laufen in Frankfurt<br />
zum Breitensport geworden ist, nicht zuletzt befeuert durch<br />
die vielen Veranstaltungen – vom JPMCC über diverse Benefizläufe<br />
und den Silvesterlauf bis hin zu Halbmarathon und<br />
Marathon mit der Möglichkeit des Staffelstarts: „Während<br />
Corona hat es einen totalen Kick gegeben, denn Menschen,<br />
die sportlich aktiv sein wollten, aber keine Mannschaftssportarten<br />
betreiben durften, fingen mit dem Laufen an. Das ist ja<br />
auch super einfach, denn man braucht nur vernünftige Laufschuhe,<br />
und schon kann es losgehen.“ Ein Smartphone oder<br />
eine Sport-Watch, mit der man Geschwindigkeit und Distanz<br />
nachverfolgen kann, unterstütze die Motivation.<br />
zwölf Kilometern am Main entlang, und zwar bei Wind und<br />
Wetter. Jeder kann kostenlos und ohne Anmeldung mitmachen.<br />
„Im Winter ist das gerade bei Frauen beliebt, denn<br />
dann müssen sie nicht allein im Dunkeln laufen“, weiß Wiebelhaus.<br />
Eine, die nicht nur deswegen gerne an diesem Lauftreff<br />
teilnimmt, ist Gollan. Die 44-Jährige hat zwar immer schon<br />
Sport gemacht, war aber nie so richtig ambitioniert gelaufen,<br />
erzählt sie. „Doch wie so viele hatte ich in der Corona-Zeit<br />
den Drang, etwas als Ausgleich zu meinem stressigen Job in<br />
einer Großkanzlei zu machen, daher habe ich das Laufen<br />
dann intensiviert und strukturiert – und mir auch mal Trainingspläne<br />
runtergeladen. Rasch habe ich dann gemerkt,<br />
dass ich immer schneller werde, und inzwischen sind das<br />
Zeiten, die ich mir nie vorstellen konnte, jemals laufen zu<br />
können.“ Bei ihrem letzten Halbmarathon war sie nach<br />
beachtlichen 1:28,39 Stunden im Ziel.<br />
„ICH WILL KEINEN EINZIGEN<br />
KILOMETER ZURÜCKHABEN“<br />
Mittlerweile hat sie sich dem Laufverein Spiridon Frankfurt<br />
angeschlossen und mag das gemeinsame Laufen, auch im<br />
Montagslauftreff: „Dort hat man eine echt tolle Community,<br />
die einen nochmal mehr motiviert, aber auch mal bremst,<br />
wenn man dazu neigt, das Training zu übertreiben.“ Insgesamt<br />
läuft sie wöchentlich rund 120 Kilometer, meistens<br />
morgens, direkt am Main entlang, und genießt den Sonnenaufgang<br />
über Offenbach – „und jeden einzelnen Kilometer<br />
mit einem Lächeln im Gesicht; ich will keinen davon zurückhaben“!<br />
Gerade bei längeren Läufen verspüre sie ein „Gefühl<br />
der Glückseligkeit“ und vergäße alles drumherum, sei also<br />
wie in einem Rausch. Als begeisterte Läuferin will sie natürlich<br />
auch andere dafür begeistern: „Allein aus mentalen<br />
Gesichtspunkten kann ich nur jedem das Laufen empfehlen,<br />
weil es so beflügelt!“<br />
Leidenschaftlich:<br />
Jo Schindler<br />
organisiert<br />
seit 2002 den<br />
Frankfurt<br />
Marathon.<br />
ES GEHT NICHT IMMER UM LEISTUNG,<br />
SONDERN UM DAS GUTE GEFÜHL<br />
Der 52-Jährige empfiehlt natürlich eine Fachberatung und<br />
lässt seine Kunden die Schuhe ausgiebig testen: „Manche<br />
probieren regelmäßig die aktuellen Modelle oder auch mal<br />
einen Wettkampfschuh aus und sind dann unter Umständen<br />
positiv überrascht.“ Für ihn geht es beim Laufen nicht immer<br />
um Leistung, sondern um Stressabbau und das gute Gefühl<br />
durch die sportliche Aktivität: „Ab und zu reichen morgens<br />
schon fünf Kilometer, und danach hat man mehr Sauerstoff<br />
und Vitalität für den ganzen Tag!“ Beim Stichwort „Laufrausch“<br />
kommt auch er ins Schwärmen: „Es ist schon cool,<br />
wenn es an manchen Tagen viel leichter und lockerer läuft<br />
und man quasi über die Strecke fliegt, aber das lässt sich<br />
nicht vorhersehen. Einige erreichen diesen Mega-Effekt<br />
schon nach einer Stunde, andere brauchen dazu den Einlauf<br />
in der Festhalle.“<br />
Eine seit Jahren überregional bekannte Institution ist sein<br />
„Montagslauftreff“, der immer um 19.30 Uhr am Laden startet.<br />
In fünf Tempogruppen geht es dann zwischen acht und