eTOPICOS - Ausgabe 2-2023 - 63. Jahrgang_einseitig

GESELLSCHAFT
Sociedade
des Pluralismus als grundlegende ethische
Werte und Prinzipien des menschlichen
Wesens.
Mit der Schaffung des Mahnmals in
Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung
und auf der Grundlage einer vom
Stadtparlament angenommenen Satzung
wird ein institutioneller Kampf gegen
nationalsozialistisches Gedankengut
geführt, und für die pädagogische
Leiterin Sofia Débora Levy ist es äußerst
wichtig, die Unterstützung öffentlicher
Stellen hervorzuheben. „Ohne die
Partnerschaft der Stadtverwaltung von
Rio und der Kongressabgeordneten hätte
die Gedenkstätte keinen Platz und keine
Möglichkeit, physisch zu existieren. Es wurde
seit vielen Jahren erträumt und geplant.
Besonders hervorzuheben ist der Beitrag
der Stadträtin Teresa Bergher, Witwe von
Gerson Bergher, die den vom Stadtrat von
Rio de Janeiro einstimmig angenommenen
Gesetzentwurf verfasst hat. All dies
gipfelte in einer Reihe von Kämpfen und
wichtigen Momenten, so dass wir die
Gedenkstätte schließlich im Januar 2023
einweihen konnten.“
Sofia Débora Levy unterstreicht: „Die
Geschichte, die wir in der Gedenkstätte
erzählen, ist eine Geschichte, die weit
weg zu sein scheint, aber uns allen nahe
geht, weil sie von der Achtung vor dem
Leben spricht. Die Gedenkstätte für die
Opfer des Holocausts ist eine Einrichtung,
die zur Bildung der Bürger beiträgt, die
der Bevölkerung von Rio de Janeiro
so am Herzen liegt.“
getrieben. Unglücklicherweise ist das
nationalsozialistische Gedankengut auch
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs,
nach dem Ende der Regierung Adolf
Hitlers, mit unzähligen weiteren Vorurteilen
behaftet und richtet sich unter anderem
gegen Sinti- und Roma-Gemeinschaften,
Schwarze Menschen, körperlich und geistig
Behinderte, die LGBTQIA+-Gemeinschaft, die
Zeugen Jehovas und die Freimaurer. Im 21.
Jahrhundert sind diese Ideen nur noch nicht
ausgestorben, sondern verbreiten sich weiter.
Auch in Brasilien. Nach Untersuchungen
der Wissenschaftlerin und Forscherin der
Sozialanthropologie an der Staatlichen
Universität von Campinas (Unicamp), Adriana
Dias, gibt es im Land mindestens 530
rechtsextreme Gruppierungen mit insgesamt
bis zu 10.000 Anhängern. Dies entspricht
einem Wachstum von 270,6% von Januar
2019 bis Mai 2021. Adriana Dias, die
sich seit 2002 der Vermessung des
Rechtsextremismus und -populismus
in Brasilien widmete, starb vor Kurzem
an Krebs.
Sofia Débora Levy glaubt, dass das beste
Mittel die Aufklärung ist. „Diese Ideen sind
nicht tot. Sie haben sich auf der ganzen Welt
verbreitet, auch in Brasilien. Aber für uns ist
es wichtig, dass wir Instrumente haben, um
sie zu bekämpfen. Unser kulturelles Rüstzeug
kommt in diesem Kampf zum Einsatz, der
ständig stattfindet und jederzeit ausgeübt
werden sollte.“ •
Die Naziregierung hatte Antisemitismus
und Judenverfolgung
auf einen schrecklichen Höhepunkt
Fotos: IDG Presse „Memorial“ / Albert Andrade,
Gabriella Lopes, Guilherme Leporace
26 TÓPICOS 2 - 2023
„Centro Vida“