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2023-10-oebm-der-osterreichische-baustoffmarkt - BACHL - Dämmen Natürlich?

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A U F T A K T<br />

P U T Z E / F A S S A D E / F A R B E<br />

unterstützen die Innentemperatur und<br />

das Klima im Gebäude zu regulieren,<br />

was zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs<br />

beiträgt. Ein weiterer Vorteil<br />

ist die Tatsache, dass Putze aus natürlichen<br />

Materialien keine schädlichen<br />

Gase o<strong>der</strong> Chemikalien abgeben. Letztendlich<br />

zeichnen sich Putzfassaden bei<br />

fachgerechter Verarbeitung auch durch<br />

ihre Langlebigkeit und einen vergleichsweise<br />

geringen Wartungsaufwand aus.<br />

Das schont auf lange Sicht nicht nur<br />

Materialressourcen, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Geldbörse von Gebäudeeigentümern,<br />

was verputzte Fassaden zu einer höchst<br />

kosteneffizienten Wahl macht und weshalb<br />

sie sich auch seit Jahrhun<strong>der</strong>ten ungebrochener<br />

Beliebtheit erfreuen.<br />

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal<br />

von Putzen ist das jeweilige<br />

Bindemittel, das bei <strong>der</strong> Verarbeitung<br />

zum Einsatz kommt. Diese glie<strong>der</strong>n sich<br />

in anorganische bzw. mineralische sowie<br />

organische Bindemittel.<br />

MINERALISCHE PUTZSYSTEME<br />

Mineralische Putze setzen auf anorganische<br />

Bindemittel wie Kalk, Zement,<br />

Silikat o<strong>der</strong> für den Innenbereich auch<br />

auf Lehm. Im Außenbereich sind Lehmputze<br />

aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit<br />

gegenüber Feuchtigkeit nur in<br />

Ausnahmefällen zu finden, Kalk- und Silikatputze<br />

hingegen sind weit verbreitet.<br />

Bei mineralischen Putzsystemen im<br />

Außenbereich werden in <strong>der</strong> Regel eino<strong>der</strong><br />

zweilagige Kalkputze eingesetzt –<br />

oft auch als Putzsystem in Verbindung<br />

mit einem Wärmedämmverbundsystem.<br />

Einer <strong>der</strong> größten Vorteile beim Einsatz<br />

von Kalk als Bindemittel ist seine biozide<br />

Wirkung. Kalk reduziert deutlich<br />

das Wachstum von Schimmelpilzen o<strong>der</strong><br />

Algen – ganz ohne Einsatz von Chemie<br />

und somit auch ohne Nebenwirkungen.<br />

Selbst, wenn die Ursachen für<br />

eine erhöhte Feuchtigkeit an <strong>der</strong> Fassade<br />

noch nicht beseitigt sind, lässt sich mit<br />

Kalk eine deutliche Verbesserung des<br />

Schimmel- o<strong>der</strong> Algenbefalls erzielen.<br />

In Verbindung mit Zement sind Kalk-<br />

Zementputze extrem hart und nahezu<br />

wasserundurchlässig und damit auch<br />

frostsicher. Typisches Einsatzgebiet für<br />

Kalk-Zementputze sind damit die Außenwände<br />

von Kellern o<strong>der</strong> die Sockelzonen<br />

von Gebäuden.<br />

Ebenfalls unter die mineralischen<br />

Putzsysteme fallen Silikatputze – trotz<br />

eines geringen Anteils von Kunstharzen,<br />

wodurch sie genau genommen nicht rein<br />

mineralisch sind. Sie haben dadurch<br />

aber ebenfalls wie Kalkputze eine relativ<br />

hohe Wasserdampfdurchlässigkeit. Zudem<br />

entsteht beim Aushärten des Silikatputzes<br />

Wasser, das wie ein Konservierungsmittel<br />

für Putz und Außenwand<br />

wirkt. Damit sind Silikatüutze beson<strong>der</strong>s<br />

wetterbeständig und haltbar.<br />

ORGANISCHE PUTZE<br />

Zu den organischen Putzsystemen zählen<br />

alle Arten von Silikonharz- bzw.<br />

Kunstharzputzen. Durch die Zugabe<br />

einer Silikonharzemulsion sind Silikonharzputze<br />

wasserdurchlässiger als herkömmliche<br />

Kunstharzputze, wobei <strong>der</strong><br />

Anteil des Silikonharzes <strong>der</strong> wesentlich<br />

bestimmende Faktor für die Diffusionsfähigkeit<br />

des Putzes darstellt. Mit Silikonharzputzen<br />

geschützte Oberflächen<br />

sind schlagregenfest und wasserabweisend.<br />

Per Definition sind Kunstharzputze<br />

„organisch gebundene Beschichtungen<br />

mit putzartigem Aussehen“. Im Unterschied<br />

zu anorganischen, mineralischen<br />

Putzen sind Kunstharzputze aus ökologischer<br />

Sicht weniger empfehlenswert<br />

und auch unter den Denkmalschützern<br />

sind sie bei <strong>der</strong> Sanierung, Restaurierung<br />

o<strong>der</strong> Rekonstruktion historischer Fassaden<br />

verpönt. Zudem sind sie kaum diffusionsoffen.<br />

Dennoch werden sie häufig<br />

als Oberputze eingesetzt, was in erster<br />

Linie an einer sehr großen Farbauswahl<br />

und dementsprechendem Gestaltungsspielraum<br />

liegt.<br />

FASSADENSCHUTZ OHNE BIOZIDE<br />

Gegen Schimmel und Algen setzt eine<br />

vergleichsweise noch recht junge Putz-<br />

Technologie, die sich die Physik zunutze<br />

macht. Die sogenannte AquaBalance-Technologie<br />

setzt <strong>der</strong> „chemischen<br />

Keule“ ein physikalisches Prinzip entgegen.<br />

Die speziellen Putze auf Basis<br />

von Kalk und Weißzement vergrößern<br />

die Oberfläche <strong>der</strong> Wassertropfen<br />

und beschleunigen so die Verdunstung.<br />

Bild: Fomstock.com<br />

Feinste Kapillarporen nehmen zudem<br />

überschüssige Feuchtigkeit vorübergehend<br />

auf und geben sie rasch wie<strong>der</strong> ab.<br />

Die Putzoberfläche trocknet dadurch<br />

deutlich schneller ab und <strong>der</strong> Feuchtehaushalt<br />

<strong>der</strong> Fassade wird in einem natürlichen<br />

Gleichgewicht gehalten. Das<br />

Ergebnis: Algen und Pilze finden keinen<br />

Nährboden, und die Fassade bleibt langfristig<br />

befallsfrei.<br />

PUTZ-ZUSCHLÄGE UND -ZUSÄTZE<br />

Neben den Bindemitteln bilden natürlich<br />

auch Zuschläge und Zusätze eine<br />

große Rolle für die Eigenschaften eines<br />

Putzsystems. Unter mineralische Zuschläge<br />

fallen beispielsweise Quarzsand,<br />

Kies o<strong>der</strong> etwaige Gesteinsmehle.<br />

Zu den organischen Zuschlägen zählen<br />

Glasfaser o<strong>der</strong> Glasmehl, Stroh o<strong>der</strong><br />

Hanffasern und sogar Tierhaare. Grundsätzlich<br />

wird zwischen Zuschlägen und<br />

Zusätzen unterschieden, wobei Zusätze<br />

o<strong>der</strong> Zusatzstoffe – wie Trass o<strong>der</strong><br />

Portlandzement – das Abbindeverhalten<br />

beeinflussen und Zuschläge, wie zum<br />

Beispiel Kork, Blähton o<strong>der</strong> Blähglas,<br />

die Eigenschaften, nicht aber die Abbindung,<br />

verän<strong>der</strong>n. Letztere sind sogenannte<br />

Leichtzuschläge und machen das<br />

Putzsystem zu einem Leicht- o<strong>der</strong> Wärmedämmputz,<br />

die vor allem die thermischen<br />

Eigenschaften des Wandaufbaus<br />

verbessern.<br />

y<br />

Ob klassisch o<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>n – Putz an <strong>der</strong> Fassade<br />

erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit –<br />

einerseits aufgrund <strong>der</strong> vergleichsweise niedrigen<br />

Kosten, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber auch weil Putze<br />

eine umfassendes Portfolio an Gestaltungsmöglichkeiten<br />

bieten.<br />

<strong>10</strong> | <strong>10</strong> . <strong>2023</strong>

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