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Odilia ist heute Stationsleiterin<br />
an ihrem Spital und<br />
hat sich seit der Weiterbildung<br />
an der «Presbyterian<br />
Nursing School» auch<br />
persönlich weiterentwickelt.<br />
Mit raschen Schritten kommt Odilia nach<br />
Hause. Sie ist erschöpft, da sie den ganzen Tag<br />
im Augenspital gearbeitet hat. Aber sie ist auch<br />
dankbar und glücklich: Seit einiger Zeit hat sich<br />
das Leben der Krankenpflegerin zum Besseren<br />
verändert: Sie hat eine Weiterbildung an der<br />
Presbyterian Nursing School (PresNuS) absolviert,<br />
einer von Mission 21 unterstützten<br />
Krankenpflegeschule der Presbyterianischen<br />
Kirche in Kamerun.<br />
Schon lange hatte die Mutter von drei Kindern<br />
den Wunsch gehegt, sich fachlich weiterzubilden.<br />
Denn als Hebammenhelferin kam sie<br />
aufgrund des Personalmangels immer wieder<br />
in Situationen, denen sie eigentlich nicht gewachsen<br />
war. So musste sie Geburten begleiten,<br />
obwohl sie dafür keine Ausbildung hatte. Für<br />
sie selbst bedeutete das viel Druck, für Mutter<br />
und Kind eine grosse Gefahr. Zum Glück verliefen<br />
alle Geburten gut.<br />
Mehr Verantwortung, besseres Einkommen<br />
Als Odilia von der Weiterbildung an der Pres-<br />
NuS hörte, bewarb sie sich – und wurde ausgewählt.<br />
Sie liess sich in kindermedizinischer<br />
Grundversorgung weiterbilden. Im Juli 20<strong>23</strong><br />
hat sie als eine der Besten ihres Jahrgangs abgeschlossen.<br />
Dank ihres neuen Wissens konnte sie nach<br />
dem Abschluss eine leitende Funktion am Augenspital<br />
für Kinder und Jugendliche der Presbyterianischen<br />
Kirche in Limbe übernehmen<br />
– ein grosser Karrieresprung für die ehemalige<br />
Assistenzkraft. Sie fühlt sich heute fachlich<br />
kompetent und das höhere Einkommen ist<br />
eine grosse Entlastung für ihre fünfköpfige<br />
Familie. Denn die wirtschaftliche Lage in Kamerun<br />
ist prekär.<br />
Leben in Unsicherheit<br />
Noch immer befindet sich der Westen Kameruns<br />
im Ausnahmezustand: 2016 eskalierte der<br />
schon lange schwelende Konflikt zwischen der<br />
anglophonen Minderheit und der frankophonen<br />
Mehrheit des Landes. Die Zentralregierung<br />
reagierte mit Härte auf die Forderungen der<br />
anglophonen Minderheit nach mehr Gleichberechtigung<br />
und schlug Proteste brutal nieder.<br />
Gleichzeitig forderten Separatisten mit<br />
gewaltsamen Mitteln die Gründung des unabhängigen<br />
anglophonen Staats «Ambazonien».<br />
Der Konflikt forderte bereits mehrere Tausend<br />
Menschenleben und schlug Hunderttausende in<br />
die Flucht.<br />
Obwohl sich die Situation offiziellen Angaben<br />
zufolge gebessert hat und inzwischen<br />
fast die Hälfte der Vertriebenen in ihre Region<br />
zurückkehren konnte, hat sich die Lage<br />
noch lange nicht entspannt. Zudem stehen die<br />
Rückkehrenden oft vor dem Nichts, da ihr altes<br />
Leben zerstört wurde – zum Beispiel ihr Ackerland,<br />
ihre Häuser und Dörfer.<br />
Lumumba Mukong, Landeskoordinator von<br />
Mission 21 in Kamerun, berichtete im September<br />
20<strong>23</strong>: «Vor einem Monat hätte ich noch bestätigt,<br />
dass der Konflikt zurückgeht und wir<br />
bald mit weiteren positiven Veränderungen<br />
rechnen können.» Doch anfangs September<br />
verstärkten sich die Angriffe der Separatisten<br />
wieder, sie blockierten beispielsweise den<br />
Schulbesuch von Kindern während zwei Wochen.<br />
Mukong sagt: «Dies lässt mich befürchten,<br />
dass wir es bei diesem Konflikt mit einem<br />
schlafenden Vulkan zu tun haben, der jederzeit<br />
wieder ausbrechen kann.»<br />
Am Fuss des Vulkans geht das Leben weiter –<br />
und wird zunehmend zur Durchhalteprobe.<br />
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