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Fokus Kamerun – persönlich<br />
«In kurzer Zeit hat die Schule schon<br />
sehr viel erreicht»<br />
Jessy Eben ist die Development Secretary der PCC, Partnerkirche<br />
von Mission 21. Sie führt das Projektmanagement<br />
für alle Projekte der Kirche, darunter auch das Projekt<br />
für die Presbyterian Nursing School, PresNuS. Im Interview<br />
berichtet sie von Erfolgen und Zukunftsaussichten.<br />
Samuel Rink/Mission 21<br />
Das Interview führte Christoph Rácz, Mission 21.<br />
Jessy Eben, aus welchem Grund war die<br />
neue Krankenpflegeschule nötig?<br />
Die Presbyterian Nursing School (PresNuS)<br />
in Limbe ist ein sehr wichtiges Projekt, um<br />
die Qualität der medizinischen Grundversorgung<br />
zu verbessern. Wir streben eine gleichberechtigte<br />
Verteilung von gut ausgebildetem<br />
Pflegepersonal an, insbesondere auch für<br />
ländliche Gebiete. Die meisten anderen Schulen<br />
bieten nur eine allgemeine Ausbildung für<br />
Krankenpfleger*innen an und in vielen ländlichen<br />
Gemeinden herrscht ein Mangel an spezialisierten<br />
Pflegefachleuten. Das betrifft zwar<br />
auch den französischsprachigen Teil von Kamerun,<br />
noch grösser ist das Problem aber im<br />
englischsprachigen Westen. Das hat auch mit<br />
dem bewaffneten Konflikt zu tun, der seit 2016<br />
herrscht und zu einem massiven Abbau des Gesundheitswesens<br />
führte.<br />
Die PresNuS hat zum Ziel, die Qualität der<br />
Pflege zu erhöhen. Wie hoch ist die Qualität<br />
der Schule selbst?<br />
Wir haben von Anfang an darauf geachtet, dass<br />
die Ausbildungsqualität hoch ist. Die PresNuS<br />
ist der staatlichen Universität von Buea angegliedert,<br />
die auch deren Mentoring-Universität<br />
ist und Qualitätskontrollen und Inspektionen<br />
durchführt. Wir bekommen immer ausgezeichnete<br />
Bewertungen, sie sind beeindruckt davon,<br />
was wir in kurzer Zeit erreichen konnten.<br />
Konnten Sie das Hauptziel, die Verbesserung<br />
der medizinischen Grundversorgung, erreichen?<br />
Oh ja. Das hat ganz direkt mit dem Konzept zu<br />
tun: Die Krankenpfleger*innen leisten schon<br />
während der Ausbildung Praktikumseinsätze<br />
in Spitälern oder in Gemeinden, identifizieren<br />
die dortigen Probleme, beraten und überweisen<br />
Fälle, die sie selbst nicht bewältigen können.<br />
Manche leisten auch Ausseneinsätze, gehen zu<br />
den Kranken nach Hause oder sogar zu Vertriebenen,<br />
die in improvisierten Lagern in den Wäldern<br />
leben. Alle Studierenden<br />
waren mindestens<br />
drei Mal im Einsatz in<br />
einer Gemeinde, in einem<br />
Praktikum oder Ausseneinsatz.<br />
So konnten wir in<br />
über 200 Gemeinden Wirkung<br />
erzielen.<br />
Welche konkreten Verbesserungen wurden<br />
erreicht?<br />
Ärzt*innen in den Spitälern stellen bemerkenswerte<br />
Verbesserungen fest bei der Qualität der<br />
Pflegefachleute. Einen besonders guten Ruf geniessen<br />
die Absolventinnen der Neonatologie-<br />
Kurse, die zu einer Reduktion der Kindersterblichkeit<br />
führten.<br />
Dank genauerer Diagnosen wurde klar, dass<br />
in der Region um Manyemen die Krankheit Lepra<br />
wieder zurück ist. Denn die besser ausgebildeten<br />
Pfleger*innen können den Unterschied<br />
zwischen einer gewöhnlichen Hautkrankheit<br />
und Lepra früher feststellen. Eine frühere Diagnose<br />
erhöht die Chancen auf Heilung und einen<br />
milderen Krankheitsverlauf.<br />
Wie sehen die Zukunftsaussichten der<br />
PresNuS aus?<br />
Es ist uns wichtig, die Qualität der Ausbildung<br />
hochzuhalten und auch die Wirtschaftlichkeit<br />
der Schule zu erhalten. Die PresNuS wird nämlich<br />
von Mission 21 mit einer Anschubfinanzierung<br />
unterstützt: Während fünf Jahren leistet<br />
Mission 21 Beiträge an unsere Schule, danach<br />
sollten wir die Finanzierungsquellen selber<br />
sicherstellen. Als Projektleiterin arbeite ich<br />
gemeinsam mit der Schulleitung bereits heute<br />
daraufhin.<br />
Es ist mir auch ein grosses persönliches Bedürfnis,<br />
dass diese Schule funktioniert. Denn<br />
ich wuchs selbst in einer Gemeinde auf, wo<br />
der Mangel in der Pflege und die Herausforderungen<br />
spürbar waren.<br />
Jessy Eben war im<br />
September zu Gast bei<br />
Mission 21 in Basel.<br />
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