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Kurier Nr. 1 / 2 11.1.2024 Dorfspiegel Dietlikon<br />
3<br />
Neujahrs-Interview zur Schule Dietlikon<br />
«Die Schule Dietlikon ist eine gute Arbeitgeberin»<br />
Ein turbulentes Jahr liegt hinter der Schule Dietlikon. Rochaden in der<br />
Leitung, Vorwürfe in Leserbriefen und ein Budget, dass der Rückweisung<br />
nur haarscharf entging: Schulpräsident Gabor Csernyk war 2023<br />
gefordert. Trotzdem blickt der 49-Jährige zuversichtlich in die Zukunft.<br />
Interview: Leo Niessner<br />
Kurier: Herr Csernyik, das war<br />
knapp. Beinahe wäre das Budget der<br />
Schule an der Gemeindeversammlung<br />
im Dezember zurückgewiesen<br />
worden. Sind Sie über den Ausgang<br />
der Abstimmung erleichtert?<br />
Gabor Csernyik: Ja, sehr. Ich bedanke<br />
mich an dieser Stelle bei den<br />
Teilnehmer:innen der Gemeindeversammlung<br />
für ihr Augenmass in dieser<br />
Sache, und bei der RGPK für ihr<br />
Entgegenkommen. Wir produzieren<br />
Unterricht für unsere Schüler:innen,<br />
etwa 1700 Lektionen pro Woche,<br />
und in überdurchschnittlicher Qualität.<br />
Das braucht fähige Leute, ein<br />
gutes Image der Schule und eine<br />
hohe Motivation. Dazu gehört auch<br />
die Unterstützung durch die Gemeinde.<br />
Wer gut ist, hat Einiges zu<br />
verlieren. Notbudgets sind ein Risiko<br />
für Dietlikons gute Schulen.<br />
Was hat dazu geführt, dass das<br />
Budget beinahe nicht durchgekommen<br />
wäre?<br />
Die RGPK erwartet detailliertere<br />
Begleitunterlagen als bisher. Die<br />
Schule ist nicht nachgekommen<br />
mit der Bereitstellung. Wir hatten<br />
einige Wechsel im Betrieb. Und das<br />
Schulbudget ist mittlerweile sehr<br />
kompliziert geworden. Die RGPK<br />
möchte genauer hinsehen als dies<br />
in vielen anderen Gemeinden passiert.<br />
Wir begrüssen dieses Engagement.<br />
Es braucht einfach die nötigen<br />
Abstimmungen dazu. Fakt ist<br />
aber auch, dass die Budgetunterlagen<br />
in der bestehenden Form nicht<br />
ausreichend sind, mehrfach zu<br />
Korrekturen führten und der Schulpflege<br />
die Budgetentscheide erschweren.<br />
Ich gebe der RGPK hier<br />
recht. Es besteht dringender Handlungsbedarf.<br />
Was muss nun getan werden,<br />
damit Sie an der nächsten Budget-<br />
Gemeindeversammlung im<br />
Dezember 2024 nicht in derselben<br />
Situation sind?<br />
Der gesamte Budgetprozess wird<br />
2024 wie angekündigt überarbeitet<br />
und neu definiert. Die RGPK wird<br />
so einbezogen werden, dass wir gemeinsam<br />
die Standards definieren<br />
können. Es ist wichtig, dass beide<br />
Behörden und die Verwaltung gleichermassen<br />
verstehen, welche Dokumente<br />
nötig sind, warum und in<br />
welcher Form.<br />
Um die Finanzen ging es im<br />
weitesten Sinne auch in den beiden<br />
Leserbriefen im Kurier, in denen der<br />
Schule im Jahr 2022 mangelnde<br />
Transparenz bei den Finanzen<br />
vorgeworfen wurde. Was hat sich in<br />
diesem Bereich seither getan?<br />
Nicht nur ich war betroffen von<br />
diesen Anschuldigungen, sondern<br />
auch die Lehrpersonen (der Kurier<br />
berichtete). Solche Vorwürfe muss<br />
man ernst nehmen, auch wenn an<br />
ihnen in dieser Form wenig Wahres<br />
dran war, wie sich später zeigte.<br />
Wir haben aber reagiert. Im Bereich<br />
der Finanzen und der damit<br />
verbundenen Transaktionen hat<br />
sich einiges geändert.<br />
Welche Massnahmen<br />
haben Sie ergriffen?<br />
Seit Januar 2023 gibt es keinen<br />
Bargeldverkehr mehr in der Schule.<br />
Die Umstellung war eine anspruchsvolle<br />
Übung. Denn gerade<br />
eine Schule ist gewohnt, mit Bargeld<br />
zu hantieren. Doch nun werden<br />
Rechnungen geschrieben. Das<br />
gilt auch für Bereiche, in welchen<br />
Eltern involviert sind. Denken Sie<br />
an Beiträge für Klassenlager oder<br />
an Schulmaterialien.<br />
Welchen Vorteil hat diese<br />
Umstellung?<br />
Sie schafft Transparenz und macht<br />
den Geldfluss überschaubar. Bargeld<br />
in Couverts und fünfstellige Beträge<br />
in Safes sind schwierig, auch wenn<br />
sie für Schüler:innen und den Unterricht<br />
verwendet wurden.<br />
Welche Folgen hat die Umstellung?<br />
Es ist ruhiger geworden in und um<br />
die Schule. Und ich merke, dass<br />
auch das Vertrauen von allen Seiten<br />
gewachsen ist. Indem nun die internen<br />
finanziellen Angelegenheiten<br />
geregelt waren, konnten wir uns<br />
den nächsten Herausforderungen<br />
stellen. Dazu gehört die Tatsache,<br />
dass der Schulbetrieb 2023 lange<br />
am Limit lief.<br />
Gabor Csernyk: «Es ist ruhiger geworden in und um die Schule». (Foto zvg)<br />
Wegen des allgemeinen Personalmangels<br />
in der Schule, der in<br />
Medien immer wieder aufgegriffen<br />
wurde?<br />
Was den eigentlichen Lehrbetrieb<br />
angeht, darf ich zum Glück Entwarnung<br />
geben. Wir waren in Dietlikon<br />
im letzten Jahr in der glücklichen<br />
Lage, unsere Stellen mit qualifizierten<br />
Personen besetzen zu<br />
können. Das mag erstaunen, wenn<br />
man hört, wie andere Schweizer<br />
Gemeinden um passende Bewerber:innen<br />
ringen. Doch interne<br />
Umfragen und Gespräche zeigen<br />
immer wieder, dass die Zufriedenheit<br />
bei uns hoch ist. Die Schule<br />
Dietlikon ist eine gute Arbeitgeberin,<br />
hat ein gutes Image in der<br />
Schulwelt. Es herrscht ein gutes<br />
Klima, die Teams funktionieren<br />
und arbeiten konstruktiv zusammen.<br />
Das hat sich offenbar herumgesprochen,<br />
sodass wir stets gute<br />
Bewerbungen auf vakante Stellen<br />
erhielten.<br />
Wo war es dann kritisch?<br />
Im Bereich der Schulverwaltung.<br />
Die Neubesetzung nach der Pensionierung<br />
unserer langjährigen Schulverwalterin<br />
hat nicht gut funktioniert.<br />
Die Nachfolgerin ist nach<br />
wenigen Monaten wieder gegangen<br />
und die neue Personalerin hat noch<br />
in der Probezeit gekündigt. Das war<br />
im letzten April und stellte uns vor<br />
grosse Herausforderungen. Plötzlich<br />
stand die Schule ohne Schulverwalterin<br />
und ohne Personalbetreuung<br />
da. Es kann nicht sein, dass<br />
persönliche Entscheide einzelner<br />
Personen den Betrieb unsere Schule<br />
lahmlegen. Wir waren somit gefordert,<br />
die ganze Verwaltung neu aufzustellen.<br />
Doch auch das haben wir<br />
geschafft.<br />
Wie sieht das neue Konzept aus?<br />
Wir haben den Personalbereich auf<br />
zwei Personen aufgeteilt, der Leiterin<br />
der Schulverwaltung eine Assistenz<br />
zugeteilt und alles mit den bestehenden<br />
Stellen organisiert. Statt<br />
vier arbeiten nun sechs Mitarbeiterinnen<br />
auf der Schulverwaltung,<br />
alle Teilzeit, gut qualifiziert und<br />
hochmotiviert. Unsere Interimsleiterin<br />
hat sogar ihre Pensionierung<br />
rückgängig gemacht, sich wieder<br />
anstellen lassen und wird mit uns<br />
bis Sommer 2025 die gesamte<br />
Schulorganisation weiterentwickeln.<br />
Ein schöner Erfolg!<br />
Und es gibt ja auch Erfolge aus der<br />
Schule zu vermelden, Stichwort «Abschlüsse».<br />
Genau, die 60 Schüler:innen der<br />
Sek haben nach Abschluss der obligatorischen<br />
Schulzeit – nicht zum<br />
ersten Mal! – alle eine Anschlusslösung<br />
gefunden. Und natürlich bin<br />
ich auf die nächste Schulbeurteilung<br />
durch den Kanton gespannt,<br />
die nun beginnt (wird alle fünf Jahre<br />
durchgeführt). Bei der letzten<br />
haben wir sehr gut abgeschnitten.<br />
Es wäre natürlich wünschenswert,<br />
wenn das so bleiben würde.<br />
Welche Projekte<br />
haben Sie fürs Jahr 2024?<br />
Wie erwähnt stehen Finanzen und<br />
Organisation an, die Liegenschaften<br />
werden ein Schwerpunkt, aber<br />
auch der Start zum Projekt für neue<br />
Lernformen wie selbstorganisiertes<br />
und projektorientiertes Lernen.<br />
Auch das Thema «Künstliche Intelligenz»<br />
spielt eine Rolle, daran<br />
kommt man heute nicht mehr vorbei.<br />
Es geht weiter um überfachliche<br />
Fähigkeiten wie Konfliktbewältigung<br />
und Selbsteinschätzung,<br />
so genannte Life Skills.<br />
Was versteht man darunter?<br />
Unter diesem Begriff fassen wir alles<br />
zusammen, was wir den<br />
Schüler:innen mitgeben, um den<br />
zukünftigen Anforderungen der<br />
Lebens- und Arbeitswelt besser gerecht<br />
zu werden. Es freut mich<br />
sehr, dass wir im letzten Jahr auch<br />
für die Sek eine neue Leiterin finden<br />
konnten und nun all diese Themen<br />
voranbringen werden. Sie sehen,<br />
es gibt viel zu tun – langweilig<br />
wird es uns an der Schule definitiv<br />
nicht!