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KREISJUGENDFEUERWEHR<br />
„Leistungsmarsch“<br />
bis Challenge<br />
Interview Der ehemalige Kreisjugendfeuerwehrwart und sein Nachfolger: Thomas Haas<br />
und David Albrecht sprechen über ihren Bildungsauftrag. Von Beatrice Schnelle<br />
Herr Haas und Herr Albrecht,<br />
wissen Sie, wie lange es schon<br />
Jugendfeuerwehren im Landkreis<br />
Hall gibt?<br />
Thomas Haas: Das fiel ungefähr<br />
mit der Kommunalreform 1973<br />
zusammen, als auch die Kreisfeuerwehrverbände<br />
Crailsheim und<br />
Schwäbisch Hall fusionierten.<br />
Damals wurde erkannt, dass man<br />
junge Menschen für den Dienst<br />
in der Feuerwehr frühzeitig begeistern<br />
sollte. Vor allem in ländlichen<br />
Strukturen war früher klar,<br />
wenn der Vater bei der Feuerwehr<br />
ist, geht der Sohn da auch<br />
hin. Mit dem Wandel der Gesellschaft<br />
wurde es aber erforderlich,<br />
andere Anreize für den Nachwuchs<br />
zu setzen.<br />
Ist das heute nicht noch so, dass<br />
vor allem die Kinder von Feuerwehrkameraden<br />
nachrücken?<br />
Haas:Die Familie hat immer noch<br />
Einfluss. Aber im letzten Jahrzehnt<br />
ist vor allem durch die Kindergruppen<br />
der Zuwachs von außen<br />
enorm gestiegen. Ich war<br />
2010 bei der Feuerwehr Satteldorf<br />
Mitbegründer der ersten Kindergruppe<br />
im Landkreis, unseren<br />
‚Löschtigern‘. Uns war klar, dass<br />
Zehnjährige meist schon ihre<br />
Hobbys und Freizeitbeschäftigungen<br />
gefunden haben. Darum<br />
wollten wir potenzielle Interessenten<br />
schon früher an die Feuerwehr<br />
binden. Wenn sie einmal<br />
dabei sind, ist es einfacher, sie zu<br />
halten. Natürlich braucht man dafür<br />
ein entsprechend attraktives<br />
Angebot.<br />
Ist Ihr Plan aufgegangen?<br />
Haas: 2010 hatten alle Jugendfeuerwehrgruppen<br />
im Landkreis zusammen<br />
um die 500 Mitglieder.<br />
Heute sind wir bei über 900.<br />
DavidAlbrecht: Ich selbst bin damals<br />
über die Kindergruppe in<br />
Satteldorf zur Feuerwehr gekommen.<br />
12 der 29 Jugendfeuerwehren<br />
im Landkreis haben inzwischen<br />
ihre Kindergruppen, und<br />
noch nie waren so viele Kinder<br />
Thomas Haas (links) und David Albrecht haben bei der Kreisjugendfeuerwehr Schwäbisch Hall den<br />
Durchblick.<br />
Foto: Beatrice Schnelle<br />
und Jugendliche bei den Jugendfeuerwehren<br />
im Landkreis wie<br />
heute!<br />
Welche Aufgaben hat ein Kreisjugendfeuerwehrwart?<br />
Haas: Da geht es viel um die aufwändige<br />
Organisation von Gemeinschaftserlebnissen,<br />
wie das<br />
beliebte Kreiszeltlager. Ebenso<br />
gibt es die Jugendfeuerwehr-<br />
Challenge und eine ähnliche Veranstaltung<br />
für die Kinder. Der<br />
Walter-Klenk-Pokal ist eine weitere<br />
Sportveranstaltung, die vom<br />
allerersten Kreisjugendfeuerwehrwart<br />
im Landkreis Hall initiiert<br />
wurde und nach ihm benannt<br />
ist. Diese Veranstaltungen<br />
finden jedes Jahr statt und machen<br />
immer an einem anderen<br />
Feuerwehrstandort Station.<br />
Albrecht: Wir sind auch Vermittler.<br />
Zwischen den regionalen Jugendfeuerwehren<br />
und zwischen<br />
der Kreis- und der Landesebene.<br />
Zweimal pro Jahr bieten wir allen<br />
Jugendfeuerwehrwarten im<br />
Landkreis bei einem Treffen eine<br />
Plattform zum Netzwerken. Sie<br />
tragen ihre Anliegen an mich heran,<br />
und ich berichte, was es Neues<br />
vom Landesverband gibt.<br />
Was gibt es denn aktuell Neues<br />
vom Landesverband?<br />
Albrecht: Die Landesjugendfeuerwehr<br />
Baden-Württemberg<br />
bringt Themen und Konzepte in<br />
die regionale Jugendarbeit ein.<br />
Gewaltschutzprävention für Jugendliche<br />
ist ein ganz neues, pädagogisches<br />
Konzept, das dort erarbeitet<br />
wurde.<br />
Ist Gewalt denn ein Thema bei<br />
der Jugendfeuerwehr?<br />
Haas: Die Jugendfeuerwehren<br />
leisten klassische Jugendarbeit,<br />
die ja immer mit einem Bildungsauftrag<br />
verbunden ist. Und natürlich<br />
soll die Jugendfeuerwehr für<br />
junge Menschen ein sicherer Ort<br />
sein. Da müssen wir uns proaktiv<br />
auch mit kritischen Themen<br />
auseinandersetzen, um sie ins Bewusstsein<br />
der Jugendlichen und<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter zu<br />
bringen. In den letzten Jahren<br />
war einmal ‚Wir in Europa‘ das<br />
Thema. Dabei stand die Bedeutung<br />
unserer demokratischen<br />
Werte im Mittelpunkt.<br />
Es geht also eher nicht um Feuerwehrthemen?<br />
Haas: Bei Kindergruppen steht<br />
die Erlebnispädagogik im Vordergrund,<br />
also Spiel und Spaß. Je älter<br />
die Kinder werden, desto<br />
mehr kann man mit ihnen in den<br />
Bereich der Feuerwehrtechnik<br />
einsteigen. Wir wollen in der Jugendarbeit<br />
aber keine Feuerwehrfachleute<br />
heranbilden. Wir<br />
wollen Gesundheitsförderung,<br />
Sport, Teamgeist, Fairness und<br />
andere gesellschaftliche Werte<br />
vermitteln. Das ist unser Bildungsauftrag.<br />
Albrecht: Bei unserem aktuellen<br />
Projekt ‚Hier wächst Zukunft‘<br />
geht es zum Beispiel um Nachhaltigkeit<br />
und Umweltschutz.