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NK 03_2024

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30<br />

E-MAIL-WAHNSINN THERAPIE<br />

ERLEDIGST DU DEINE MAILS<br />

ODER ERLEDIGEN SIE DICH?<br />

Bist du reif für eine Digitaltherapie?<br />

Hier findest du eine Blitztherapie gegen<br />

unerwünschte digitale Nebenwirkungen<br />

von E-Mail-Wahnsinn. Zu Risiken<br />

und Nebenwirkungen konsultiere<br />

bitte deinen gesunden Menschenverstand.<br />

Du merkst bereits hier: Ich verwende<br />

den Digitaltherapie-Begriff<br />

humorvoll. Falls du ein krankhaftes<br />

Handysucht-, Social-Media- oder<br />

Game-Sucht-Problem bei dir vermutest,<br />

wende dich bitte an einen Arzt<br />

oder Psychotherapeuten.<br />

Bin ich reif für deine Digitaltherapie?<br />

Diese Frage habe ich mir im Jahr<br />

2008 erstmals gestellt. Ich war damals<br />

Start-up-Managerin eines Online-Medienhauses.<br />

Immer online,<br />

volle Dosis.<br />

Eines Morgens kam ein Mitarbeiter in<br />

mein Büro und gab sein S martphone<br />

ab. Tags zuvor hatte er seine Tochter<br />

von der Schaukel geschubst, weil er<br />

durch sein Handy abgelenkt war.<br />

„Papa, dein Handy macht Aua“, hat<br />

die Kleine gesagt und geweint. Als er<br />

mir diese Geschichte erzählte, wusste<br />

ich: Ich bin reif für deine Digitaltherapie!<br />

Die ganze WWWelt ist reif.<br />

Damals befand ich mich im zehnten<br />

Jahr einer ungebremsten Karriere als<br />

Internet-Pionierin an vorderster Digitalisierungsfront.<br />

Ich erkannte, dass<br />

ich unter extrem unerwünschten, zeitraubenden,<br />

stressmachenden und<br />

produktivitätsvernichtenden digitalen<br />

Nebenwirkungen litt und beschloss,<br />

diese zu eliminieren.<br />

Ich gab den unerwünschten digitalen<br />

Nebenwirkungen Namen wie „E-Mail-<br />

Wahnsinn“, „Sinnlos-Surf-Syndrom“<br />

oder „Social-Media-Inkontinenz“ und<br />

erfand das Wort „Digitaltherapie“,<br />

das ich seither stets mit einem Augenzwinkern<br />

verwende.<br />

Ich verordnete mir und meiner Firma<br />

eine Digitaltherapie. Dadurch gewann<br />

ich so viel Zeit, dass ich Zeit<br />

fand, einen Lebenstraum zu verwirklichen:<br />

Ich schrieb ein Buch. 2010 erschien<br />

mein erster humorvoller Digitalisierungs-Ratgeber<br />

„E-Mail macht<br />

dumm, krank und arm – eine Digitaltherapie<br />

für mehr Lebenszeit“.<br />

Das Buch wurde ein Bestseller. So<br />

wurde ich 2011 von der Digitalisierungs-Pionierin<br />

ungewollt zur Digital-<br />

Detox-Pionierin oder, wie ich es formulierte:<br />

zur „Digitaltherapeutin aus<br />

Liebe zum Web“.<br />

Weil es inzwischen so viele ernste<br />

Krankheiten gibt, die unsachgemäßen<br />

Konsum von Digitalika als Ursache<br />

haben, verwende ich den Digitaltherapie-Begriff<br />

heute nur noch im<br />

Kontext meiner business-kabarettistischen<br />

Digital-Detox-Vorträge.<br />

Die Symptome des E-Mail- Wahnsinn<br />

Das kennen wir alle zur Genüge: immenser<br />

Verlust von Schaffenskraft,<br />

Produktivität, Konzentration, Hirn,<br />

Arbeitssinn, Motivation und Lebenszeit<br />

aufgrund unkontrollierbarer, stetiger<br />

Arbeitsunterbrechung durch E-<br />

Mails an allen verfügbaren Endgeräten.<br />

Wir leiden unter einem unerklärlichen<br />

Zwang, alles, aber auch wirklich<br />

alles, per E-Mail zu dokumentieren.<br />

Renaissance der völlig unproduktiven<br />

»Wer schreibt, der bleibt«-<br />

Mentalität aus der Kaiserzeit.<br />

Besonders mailwahnsinnig sind Menschen,<br />

die früher in der Schule gepetzt<br />

haben. Heute werden sie als<br />

manische In-CC-Setzer gefürchtet.<br />

Darunter leiden insbesondere Führungskräfte,<br />

die aus Absicherungs-,<br />

Eskalations- oder auch Mobbinggründen<br />

standardmäßig einkopiert<br />

werden.<br />

Härtefälle reagieren auf Plingtöne mit<br />

Schnappatmung (#email-apnoe) und<br />

Speichelfluss (#digitalesdopamin). Sie<br />

lieben große E-Mail-Verteiler und nutzen<br />

diese bei jeder sich bietenden Gelegenheit<br />

für Selbstdarstellung oder<br />

semi- berufliche Anliegen, wie den<br />

Verkauf der »kaum gebrauchten Winterreifen«,<br />

der Suche nach der »kessen<br />

Stromberg-Kaffeetasse« oder dem<br />

»Geburtstagsgeschenk für Mausi«.<br />

In Folge beschweren sie sich vehement,<br />

wenn mehr als 100 Kollegen<br />

»an alle« antworten. Ihr Beschwerdemedium<br />

ist, du ahnst es, eine »E-Mail<br />

an alle« (#TGIF).<br />

E-Mail-Wahnsinn wurde früher auch<br />

als »Kommunikation« und »Projektmanagement«<br />

bezeichnet und von<br />

führenden Software-Dealern als »Effizienzsteigerung«<br />

und »Produktivitätsturbo«<br />

verkauft.<br />

Anitra Eggler hilft uns mit einer Digital-Blitztherapie<br />

gegen den E-Mail-<br />

Wahnsinn:<br />

1. Mit Offtime starten<br />

Wer mit Mails in den Tag startet – erst<br />

checken, dann strecken – startet reaktiv.<br />

Reaktiv heißt: mit 100.000 Umdrehungen<br />

ins digitale Hamsterrad<br />

und direkt in den Zombiemodus.<br />

Starte deinen Arbeitstag mit einer<br />

stillen halben Stunde im Off-Modus.<br />

Mach deine Agenda. Priorisiere deine<br />

Top 3 To-dos. Erledige das Unangenehmste<br />

zuerst.<br />

Erst dann öffnest du deinen Posteingang.<br />

Mach konzentriert alles, was<br />

wichtig und dringend scheint und das,<br />

was du binnen zwei Minuten erledigen<br />

kannst. Dann schließe dein Postfach<br />

bis zur nächsten Öffnungszeit.<br />

2. E-Mail-Öffnungszeiten<br />

Three times a day keeps the e-mailmadness<br />

away! Der mächtigste Tipp<br />

gegen digitale Dauerablenkung und<br />

Mailflut ist der: Schreibe und bearbeite<br />

Mails nur noch 3 - 5 x am Tag, am<br />

besten zu fixen Zeiten.<br />

Kommuniziere deine Öffnungszeiten<br />

allen, die mit dir kommunizieren und<br />

in deiner Signatur.<br />

Zusatztipp: Gegen FOMO hilft anfangs<br />

eine Abwesenheitsnotiz, Betreffzeile:<br />

Neue E-Mail-Öffnungszeiten.<br />

3. Betreffzeile<br />

Worum geht es in deiner Mail? Das<br />

Anitra Eggler<br />

muss in der Betreffzeile stehen. Ersetze<br />

das Wort Betreffzeile durch BetreffZIELE.<br />

Formuliere die Betreffziele fortan mit<br />

der Präzision eines Nachrichtenredakteurs:<br />

Warum soll der Empfänger<br />

diese E-Mail öffnen? Worum geht es?<br />

Beantworte die wichtigsten W-Fragen<br />

in der Betreffzeile: Wer, was, wann,<br />

warum, bis wann ...<br />

Zusatztipp: Sobald du eine Nachricht<br />

beantwortest oder weiterleitest:<br />

BetreffZIELE unbedingt adaptieren!<br />

Auch Nomenklaturen reduzieren<br />

durch Klarheit die Flut im Posteinangang.<br />

Vereinbare fixe BetreffZIEL-Label<br />

für Mails mit deinen Kollegen,<br />

z.B. „To-do“, „Eilt“, „FYI“, „Bis [Datum]“.<br />

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SCHAFT, KURZ: BUSSI STATT BUSY<br />

https://anitra-eggler.com<br />

© Michael Pinzolits © Adobe Stock | photoschmidt<br />

<strong>03</strong>.<strong>2024</strong>

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