Leseprobe 2_2024
Ausgabe 2_2024 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.
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Biogas Biogas Journal | | x_2022 2_<strong>2024</strong><br />
Biogas:<br />
Kraftwerke der<br />
Zukunft?!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Anfang Februar verkündete Bundeswirtschaftsminister<br />
Dr. Robert Habeck erste<br />
Eckpunkte seiner Kraftwerksstrategie.<br />
Im Zentrum der Einigung in der Regierung<br />
steht vor allem die Erarbeitung von<br />
Konzepten für einen marktlichen, technologieneutralen<br />
Kapazitätsmechanismus.<br />
Neue Großkraftwerke sollen hingegen<br />
deutlich weniger gebaut werden, als ursprünglich<br />
geplant.<br />
Somit ist positiv festzuhalten, dass die<br />
Bundesregierung weniger neue Gasgroßkraftwerke<br />
plant, als noch im Dezember<br />
vorgesehen. Stattdessen sollen zuverlässige<br />
und flexible Kapazitäten angereizt<br />
werden. Genau das können wir, kann<br />
Biogas liefern! Wenn die Bundesregierung<br />
uns lässt. Leider müssen wir mal<br />
wieder feststellen, dass in den Eckpunkten<br />
der Regierung zwar von Technologieneutralität<br />
gesprochen wird, aber mit<br />
keinem Wort der Biogasanlagenpark erwähnt<br />
wird.<br />
Stattdessen hofft die Bundesregierung<br />
auf unausgereifte Technologien wie die<br />
Kernfusion oder den nicht besonders<br />
umweltfreundlichen blauen Wasserstoff,<br />
obwohl mit der Förderung der vorhandenen<br />
Biogaskraftwerke ausgereifte Technologie<br />
schneller und kostengünstiger<br />
zur Verfügung stünde. Allein bis 2030<br />
könnten mit den richtigen Änderungen<br />
am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)<br />
bis zu 12 Gigawatt (GW) flexibler Leistung<br />
aus Biogas zur Verfügung stehen –<br />
langfristig sogar doppelt so viel. Dass<br />
das geht, zeigen die Beispiele in der<br />
Titelstrecke in diesem Biogas Journal.<br />
Mit dem aktuellen Ausschreibungsdesign<br />
hingegen riskiert die Bundesregierung<br />
Anlagenstilllegungen und eine<br />
noch größere Stromlücke, die wiederum<br />
später teuer geschlossen werden muss.<br />
Deutschland muss jetzt auf heimische<br />
Erneuerbare Energie setzen, sonst wird<br />
bei knappen Kassen bestehende Infrastruktur<br />
zerstört. Wenn die aktuelle Regierung<br />
nicht schnell aufwacht, dann ist<br />
insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium<br />
dafür verantwortlich, dass ein<br />
zuverlässiger Biogasanlagenbestand zum<br />
Aufgeben gezwungen wird. Ein Schaden,<br />
den kommende Regierungen nicht wieder<br />
gutmachen können.<br />
Auch Experten aus der Wissenschaft und<br />
der Forschung wundern sich, dass die<br />
Regierung auf den teuersten Ansatz setzt<br />
und heimische Energie nicht auf dem<br />
Schirm hat. Dies mag daran liegen, dass<br />
die zuständigen Ministerien seit Jahren<br />
der Nutzung von Biomasse negativ gegenüberstehen.<br />
Immer wieder wird das<br />
alte Argument der Vermaisung in den<br />
Gesprächsrunden gezogen.<br />
In den nächsten Wochen gilt es, zu zeigen,<br />
dass sich unsere Branche weiterentwickelt<br />
hat und dass wir einen Mehrwert<br />
für das Energiesystem haben. Die Beispiele<br />
in diesem Heft zu Speicherkraftwerken<br />
zeigen den Pfad. Dieser kann als<br />
Einzelanlage, aber auch durch Bündelung<br />
von mehreren Anlagen beschritten<br />
werden.<br />
Weiter darf nicht vergessen werden, dass<br />
der heutige Biogasanlagenbestand ein<br />
wesentlicher Bestandteil der Wärmewende<br />
darstellt. Zahlreiche Kommunen planen<br />
mit der Biogaswärme und sind sich<br />
gar nicht bewusst, dass hier ein K.O.<br />
droht. Es ist nun an uns – als gesamte<br />
Branche – ,möglichst viele wachzurütteln<br />
und als Fürsprecher zu gewinnen.<br />
Nur so kann es gelingen, dass die Entscheidungsträger<br />
wieder pragmatischer<br />
und weniger ideologisch agieren und<br />
Biogasanlagen als Kraftwerke der Zukunft<br />
ihren Beitrag zur Energiewende<br />
liefern können.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Dr. Stefan Rauh,<br />
Geschäftsführer des Fachverbandes<br />
Biogas e.V.<br />
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