HERDER Magazin HW2024

Ich
und die
anderen
Immer schon hat sich
Literatur – auch – mit Familie,
Zusammenhalt und Zugehörigkeit
befasst. Neue Romane
nehmen sich des Themas aus
unterschiedlichen Perspektiven an.
„Ich versuche,
ganz ohne Übertreibung,
nur das
zu berichten,
was ich selbst
gesehen habe.“
Maria Leitner
Wiederentdeckt
Dieser Debütroman der aus Budapest stammenden
Jüdin Maria Leitner war bei seinem Erscheinen im
Jahr 1939 ein großer Erfolg. Dann verboten ihn die
Nationalsozialisten. Angesiedelt ist die Handlung in
einem New Yorker Luxushotel, wo die irische Wäscherin
Shirley, das schwedische Küchenmädchen
Ingrid und der deutsche Küchenjunge Fritz unter
harten Bedingungen schuften. Der Roman erzählt
einen Tag aus ihrem Leben, der ganz normal mit
den Vorbereitungen einer Hochzeitsfeier beginnt
und in einem Kantinenaufstand sowie einer zarten
Liebesgeschichte endet. Mit diesem Buch lässt sich
eine politisch und sozial hellwache Autorin wiederentdecken.
Was Schwestern bedeuten
Zugehörigkeit kennt William Waters nur vom Basketballplatz.
Das ändert sich, als er am College Julia
Padavano kennenlernt und sich in sie verliebt. Er,
der eine unglückliche Kindheit erlebte, erfährt nun,
was es heißt, Familie zu haben, denn Julia und ihre
drei Schwestern sind unzertrennlich. Zusammen
überstehen sie den Tod des Vaters und den Weggang
der Mutter. Doch Williams innere Einsamkeit
stellt irgendwann nicht nur Julias Zukunftspläne in
Frage, sie treibt auch die Schwestern immer weiter
auseinander – bis ein Schicksalsschlag Zusammenhalt
erfordert. Ein Roman über Liebe und Heilung,
der einfache Antworten auf emotionale Schwierigkeiten
meidet.
Maria Leitner
Hotel Amerika
Reclam, 255 Seiten
Euro 25,70
ISBN 978-3-15-011476-6
Ann Napolitano
Hallo, du Schöne
Übers. v. Werner Löcher-Lawrence
DuMont, 520 Seiten
Euro 25,70
ISBN 978-3-8321-6945-9
E-Book 978-3-7558-1001-8
Foto: shutterstock
16 Buchmedia Magazin 52