HERDER Magazin HW2024
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Das Leben träumen<br />
Haruki Murakami ist einer der international erfolgreichsten Schriftsteller.<br />
Zu seinem fünfundsiebzigsten Geburtstag hat er sich und uns einen Roman<br />
geschenkt, der ihn auf dem Zenit seines Könnens zeigt.<br />
Manche Dinge brauchen Zeit,<br />
sagt der japanische Schriftsteller<br />
Haruki Murakami, der im<br />
Jänner 75 wurde. Und in der Tat war<br />
der Weg des öffentlichkeitsscheuen<br />
Autors und passionierten Lesers<br />
keineswegs einfach oder geradlinig.<br />
Trotzdem ging er ihn unbeirrt weiter<br />
und hielt an seiner Überzeugung<br />
fest, dass es zum Schreiben nur drei<br />
Dinge braucht: Konzentration, Ausdauer<br />
und Frustrationsresistenz.<br />
Nun legt der immer wieder für den<br />
Nobelpreis gehandelte Autor, der in<br />
den USA ebenso erfolgreich ist wie<br />
in Russland oder China, mit „Die<br />
Stadt und ihre ungewisse Mauer“<br />
einen neuen, großen Roman vor. Er<br />
fußt auf einer vor 40 Jahren weggelegten<br />
Erzählung, die Murakami zu<br />
einem umfangreichen Buch ausbaute.<br />
Er hat dafür alle literarischen Register<br />
gezogen, und natürlich stellt<br />
sich ab der ersten Seite auch der<br />
unvergleichliche Ton dieses Autors<br />
wieder ein – und seine ganz eigene<br />
Weltsicht, in der Realität und Magie<br />
ineinanderfließen. „Die Stadt<br />
und ihre ungewisse Mauer“ handelt<br />
von Sehnsucht, scheuen Menschen,<br />
Geistern, Fabelwesen und der Kraft<br />
Haruki Murakami<br />
Die Stadt und ihre ungewisse Mauer<br />
Übers. v. Ursula Gräfe<br />
DuMont, 640 Seiten<br />
Euro 35,00<br />
ISBN 978-3-8321-6839-1<br />
E-Book 978-3-7558-1000-1<br />
von Literatur und Träumen. Alles<br />
beginnt mit der aufkeimenden Liebe<br />
eines 17-jährigen namenlosen<br />
Erzählers zu einem seltsamen, ein<br />
Jahr jüngeren Mädchen. Sie sehen<br />
sich nicht oft, aber regelmäßig. Irgendwann<br />
erzählt das Mädchen von<br />
einer anderen Welt, einer anderen<br />
Stadt, und dass es eigentlich in der<br />
Welt des Jungen nur ein Schatten sei.<br />
Ihr wirkliches Ich lebe in jener Stadt,<br />
wo sie in einer Bibliothek arbeite, in<br />
der die Träume der Menschen aufbewahrt<br />
würden. Auch der Junge,<br />
so sagt sie, könnte ein Traumleser<br />
sein. Das Mädchen verschwindet,<br />
doch der Junge wird nicht aufhören<br />
ihr und seinen Träumen von einer<br />
anderen Welt nachzujagen. Alles ist<br />
in diesem Buch denkbar, nichts unmöglich<br />
oder einfach weg, auch die<br />
Hoffnung nicht oder die Liebe. Dass<br />
er uns Buch um Buch an all das erinnert,<br />
macht Murakami bedeutend.<br />
Nicht nur literarisch.<br />
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