Vorschau Herbst 2024
Neuerscheinungen Herbst 2024
Neuerscheinungen Herbst 2024
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
NEUERSCHEINUNGEN<br />
KI: ChatGPT, LLaMA oder Gemini: Angesichts der Textproduktionen durch Große<br />
Sprachmodelle stellt sich auf einer sehr elementaren Ebene die Frage, wer – oder was –<br />
hier eigentlich schreibt.<br />
Die doppelte Standardannahme, die unser<br />
Nachdenken über Schreibpraktiken bislang<br />
bestimmt hat – dass nämlich alles Geschriebene<br />
zuerst als menschengemacht gelesen werde und<br />
dass unser sogenanntes Schreibzeug immer nur<br />
passive Gerätschaft sei –, steht angesichts der<br />
gegenwärtigen Large Language Models (LLMs)<br />
zur Disposition.<br />
Der Sonderband untersucht den Status des<br />
Subjekts darum auf zweierlei Art: Zum einen<br />
geht es darum, den Ort des oder der Menschen<br />
in hybriden Konstellationen verteilter Urheberoder<br />
gar Autorschaft nüchtern zu reflektieren.<br />
Und zum anderen darum, Maschinen, die<br />
bislang lediglich den Status des Instrumentariums<br />
genossen, selbst unaufgeregt als Subjekte<br />
des Schreibens in Betracht zu ziehen.<br />
Das ›Subjekt des Schreibens‹ soll als begriffliche<br />
Alternative dienen, die einerseits den bloß<br />
kausalen, instrumentellen Charakter von<br />
Urheberschaft übersteigt und andererseits den<br />
ideellen, romantischen Charakter von Autorschaft<br />
unterschreitet: Es ist nicht mehr und<br />
nicht weniger als ein variabel besetzbarer Ort<br />
in historisch situierten Gefügen des Schreibens.<br />
Es geht, mit einem Wort, um ›Schreibszenen<br />
Großer Sprachmodelle‹.<br />
Wenn Schreiben nicht mehr exklusiv mit einer<br />
menschlichen Subjektivität in Verbindung steht,<br />
sondern auch Maschinen Urheber- oder gar<br />
Autorschaft an Texten zukommt, berührt das<br />
offenkundig elementare Kategorien der Literatur-,<br />
Medien- und Kulturwissenschaft. Besteht<br />
Anlass, so wäre zu fragen, einige ihrer etablierten<br />
Annahmen, Begriffe und Modelle grundständig<br />
zu überarbeiten? Geben sich andere –<br />
man denke an die Postulate und Programme<br />
des sogenannten Poststrukturalismus – erst in<br />
dieser historischen Lage als vollumfänglich<br />
zutreffend zu erkennen?<br />
Für den Band stellen die Herausgeber daher<br />
Positionen zusammen, die sich der Frage nach<br />
dem (kommenden) Subjekt des Schreibens aus<br />
unterschiedlichen Perspektiven nähern. Das<br />
schließt grundsätzliche Überlegungen theoretischer<br />
und begrifflicher Natur – über Schreibprozesse,<br />
Textbegriffe und Autorschaftskonzepte<br />
– ebenso ein wie Medienarchäologien<br />
historischer und gegenwärtiger Sprachmodelle,<br />
die Analyse ihrer Produkte, Politiken, Techniken<br />
und Ästhetiken sowie Anthropologien ihrer<br />
Praktiken oder des rechtlichen Status ihrer<br />
Agenten.<br />
AUSSERDEM ERSCHIENEN<br />
Hannes Bajohr /<br />
Annette Gilbert (Hg.)<br />
Sonderband<br />
Digitale Literatur II<br />
216 Seiten<br />
€ 36,– (D), € 37,10 (A)<br />
ISBN 978-3-96707-548-9<br />
MIT BEITRÄGEN VON<br />
Hannes Bajohr / Moritz Hiller, Stephanie Catani,<br />
Bernhard J. Dotzler, Alexander Galloway, Eva Geulen,<br />
Gabriele Gramelsberger, Markus Krajewski, Benedikt<br />
Merkle, Luciana Parisi, Rita Raley, Hito Steyerl, Anna<br />
Tuschling, Christina Vagt, Leif Weatherby, Tobias<br />
Wilke / Sarah Porciau, Sandro Zanetti.