RE KW 18
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Fernpass-Problematik - A never ending story<br />
Die Stimmung in der Bevölkerung könnte nicht unterschiedlicher sein als derzeit<br />
Seit Ende Jänner 2024, als die Tiroler Regierungsspitze in Reutte<br />
das 500 Millionen (inzwischen schon 600 Mio.) schwere Gesamtpaket<br />
in Sachen Fernpass vorgestellt hat, gibt es fast täglich Neues von<br />
der „Fernpassfront“ zu berichten. Die Gegner werden mehr und so<br />
mancher Befürworter hegt neuerdings auch Zweifel.<br />
Von Bruno Dengg<br />
DIE FERNPASSPROBLEMA-<br />
TIK – EIN BUNTER BLUMEN-<br />
STRAUSS? Dieser einmal „gekaufte“<br />
Blumenstrauß beginnt – so schön<br />
er am Anfang auch war – bei genauerem<br />
Hinsehen langsam zu verwelken.<br />
Es ist zu befürchten, dass<br />
dieser nicht weiter gedeiht, da es zu<br />
viele unterschiedliche Meinungen,<br />
Vorschläge und Expertisen dazu gibt.<br />
Auf die Bevölkerung prasseln wöchentlich<br />
scheinbar neue Erkenntnisse<br />
und Nachrichten ein, die eine<br />
gesunde und faire Meinungsbildung<br />
verkomplizieren. Wem oder was soll<br />
man eigentlich als „Otto-Normalverbraucher“<br />
noch glauben? Momentan<br />
scheint es sich so darzustellen, dass<br />
jede Gemeinde entlang der B179 versucht<br />
ihr „Fell“ zu retten, anstatt eine<br />
gemeinsame Strategie zu entwerfen.<br />
Aber auch eine solche würde nicht<br />
ausreichen, denn die B179 endet<br />
nicht auf der Fernpasshöhe, sie führt<br />
weiter in den Bezirk Imst und, wenn<br />
man den „Ausweichtourismus“ noch<br />
dazu nimmt, sind auch das Mieminger<br />
Plateau und der Raum Seefeld<br />
betroffen.<br />
DER G<strong>RE</strong>NZTUNNEL – START<br />
FÜR DAS FERNPASSDILEMMA.<br />
Die Fernpassroute und deren Problematik<br />
beginnen schon kurz nach<br />
AUTO EXPORT ACHOUR<br />
Tel. 0650 33<strong>18</strong>761<br />
24<br />
Stunden<br />
Erreichbarkeit<br />
(auch per SMS<br />
oder E-Mail)<br />
dem Grenztunnel Füssen, also dort,<br />
wo eine neue große Werbetafel mit<br />
der Aufschrift „Tirol“ steht. Egal, ob<br />
hier abgefahren oder von der Security<br />
zurückgewiesen wird, dem<br />
Stau kann niemand entkommen<br />
und Ausweichrouten durch Dörfer<br />
machen das Leben in diesen nicht<br />
mehr lebenswert. Haben sich nicht<br />
die verantwortlichen Politikerinnen<br />
und Politiker unseres Landes auf die<br />
Fahnen geheftet, dass sie für die Gesundheit<br />
der Bevölkerung einstehen?<br />
Der erste Hotspot ist Musau, eine<br />
380 Seelengemeinde, die ganzjährig<br />
– sowohl bei der Einreise als auch<br />
bei der Ausreise – äußerst stark betroffen<br />
ist. Hier haben sich Anrainer<br />
der L69 (= Ausweichroute) zusammengetan,<br />
um gemeinsam Lösungen<br />
zu finden, da sie von der Gemeinde<br />
in den letzten zehn Jahren bis dato<br />
keine Hilfe erhalten haben. Die seit<br />
Februar bestehende Oppositionsliste<br />
„Für Muasa“ hat sich u. a. zum Ziel<br />
gesetzt, die verfasste Petition der Anrainer<br />
zu unterstützen. Diese stellen<br />
zur Verbesserung der Lebensqualität<br />
nachfolgende Forderungen: Abfahrverbot<br />
auf die L69 und dessen<br />
Kontrolle. Die Securityleute stehen<br />
momentan an einer falschen Stelle.<br />
Sie sollten bei der Ulrichsbrücke die<br />
Zurückweisungen vornehmen, sodass<br />
kaum noch Autos durch Musau<br />
fahren. Bei der Nachbargemeinde<br />
Tel. 0049 175 4462726<br />
achourko@live.de<br />
Ich kaufe alle Autos,<br />
egal welcher Zustand,<br />
mit oder ohne Pickerl,<br />
Motorschaden, Unfall oder viele km...<br />
Bitte alles anbieten!<br />
Wir kaufen ohne Gewährleistungspfl icht, ab Hof mit Barbezahlung.<br />
Ihr Auto geht in den Export. Standort spielt keine Rolle!<br />
Eines der wenigen normalen Reisewochenenden im Jahr – und trotzdem Stau<br />
und das sogar bei der Ausreise. Bild vom 28.4.2024.<br />
RS-Foto: Bruno Dengg<br />
Pinswang funktioniert dies ja auch.<br />
Warum werden die Musauer benachteiligt?<br />
Die Anrainer finden, dass die<br />
Kontrolle beim Kreisverkehr Wiesbichl<br />
zu spät ist. Weiters muss auch<br />
die Rückreise kontrolliert und abgeleitet<br />
werden, am Bestehen durch<br />
Abfahrverbote bei Reutte Süd und<br />
eine nochmalige Kontrolle bei Reutte<br />
Nord. Motorräder nehmen hauptsächlich<br />
die Route durch die Dörfer,<br />
deshalb sollten diese auch auf der<br />
B179 bleiben müssen. Die Ortstafel<br />
Rossschläg sollte Richtung Reutte<br />
versetzt werden. Zusammengefasst<br />
hat die kleine Gemeinde Musau 80<br />
% Durchreiseverkehr. Die belasteten<br />
Personen hoffen auf baldige Umsetzung<br />
ihrer Vorschläge, werden jedoch<br />
weiterhin nicht müde, bei allen<br />
Behörden, bei der Politik, beim Transitforum<br />
usw. ihre schwierige Lage zu<br />
thematisieren.<br />
Weitere Hotspots auf der B179<br />
sind die Gemeinden von Heiterwang<br />
bis Ehrwald. Auch wenn schon ein<br />
Sekundärwegenetz zur Verbesserung<br />
der lokalen Mobilität, Linksabbiegeverbote,<br />
Dosierampeln usw.<br />
angedacht sind, bleiben noch viele<br />
Fragen offen, die auch vergangenen<br />
Dienstagabend, an dem alle ÖVP-<br />
Mitglieder der Tiroler Landesregierung<br />
in Breitenwang anwesend<br />
waren, nicht zur Gänze beantwortet<br />
werden konnten.<br />
Die Bevölkerung sollte unbedingt<br />
ihre Meinung äußern können. In einer<br />
spontanen Umfrage der NEOS<br />
vor einem Einkaufszentrum in Reutte<br />
wurden Einheimische zum Thema<br />
Scheiteltunnel befragt. Über 90<br />
% lehnten diesen ab. Das ist für die<br />
NEOS Grund genug, zu diesem Thema<br />
ein Marktforschungsinstitut zu<br />
beauftragen, um repräsentative Ergebnisse<br />
zu erhalten.<br />
Viele Fragen sind natürlich noch<br />
offen in den Gemeinden Biberwier<br />
und Nassereith, was den Scheiteltunnel,<br />
die Mautstellen und generell<br />
die Einhebung der Maut betrifft.<br />
Hält das 7,5t Limit? Wird der Scheiteltunnel<br />
wirklich zur Sicherheit benötigt?<br />
Ökobilanzstudie versus Umweltverträglichkeitsprüfung?<br />
– usw.<br />
Natürlich ist die Bemautung auch<br />
ein großes und kontrovers diskutiertes<br />
Thema mit vielen ungeklärten<br />
Fragen, wie z. B. : Welcher Teil an<br />
Mauteinnahmen fließt in den Bezirk<br />
Reutte nach Amortisierung der Projekte<br />
zurück? Wie lange werden die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner des<br />
Bezirkes Reutte die „Förderung“ erhalten?<br />
Wie schaut es für Reuttener<br />
Studenten, die auswärts wohnen, mit<br />
Zweitwohnbesitzern und Vereinen<br />
aus? Diese Liste könnte noch beliebig<br />
verlängert werden.<br />
<strong>RE</strong>SÜMEE. Es ist für die Politikerinnen<br />
und Politiker höchste Zeit, die<br />
betroffenen Bürgerinnen und Bürger<br />
entlang der B179 im Bezirk Reutte<br />
– vorbildlich agiert hier Nassereith<br />
– zu befragen. Das hätte den Vorteil,<br />
dass eine Meinungsbildung innerhalb<br />
der Gemeinden stattfindet, dass<br />
neue Vorschläge auf den Tisch kommen<br />
würden, dass die Bevölkerung<br />
nicht „außen fern gehalten wird,<br />
sondern mitten drin ist“. UND DAS<br />
WICHTIGSTE: Die politischen Parteien<br />
und die Interessenvertretungen<br />
müssen im Sinne der Außerferner<br />
Bevölkerung einen Schulterschluss<br />
– auch wenn es ein Kompromiss sein<br />
wird – so schnell wie möglich zusammenbringen.<br />
RUNDSCHAU Seite 6 2./3. Mai 2024