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Verbandsberichte 2008 - AWO Bundeskonferenz 2012

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Wilhelm Schmidt,<br />

Vorsitzender des Präsidiums<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Wolfgang Stadler,<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

die Jahre <strong>2008</strong>-2011 waren für den sozialen Zusammenhalt<br />

unserer Gesellschaft keine guten Jahre. Die<br />

schwarz-gelbe Bundesregierung hat die Bedürfnisse<br />

der Bevölkerungsmehrheit aus den Augen verloren.<br />

Das Vertrauen der Bevölkerung in die staatlichen Institutionen<br />

und die politischen Entscheidungsträger<br />

schwindet. Die soziale Ungleichheit wächst. Armut ist<br />

längst kein Randgruppenphänomen mehr und klar ist<br />

auch, dass es keiner Rentnergeneration mehr so gut<br />

gehen wird, wie der heutigen.<br />

Was die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes benötigen<br />

sind Zuversicht und Vertrauen in den Staat,<br />

Chancengleichheit unabhängig von Herkunft oder<br />

Wohnort, Zugang zu kostenloser Bildung von der<br />

Geburt an, gerechte und faire Entlohnung und die<br />

Einführung einer gerechten und solidarischen Bürgerversicherung<br />

für die Kranken- und Pflegeversicherung.<br />

Für uns als Arbeiterwohlfahrt heißt das, dass wir<br />

unsere <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2012</strong> nutzen müssen, um<br />

das politische Profil der Arbeiterwohlfahrt weiter<br />

zu schärfen. Dafür müssen wir bei den wichtigen<br />

sozialen Themen wie der Pflege, der Bekämpfung von<br />

Kinder- und Altersarmut, der Kinderbetreuung, dem<br />

großen Bereich der Inklusion, der Arbeitsmarktpolitik,<br />

der Migration und in der Gesundheitspolitik und<br />

vielen anderen Themen die richtigen sozialen<br />

Weichen stellen und uns klar positionieren.<br />

Darüber hinaus müssen wir die <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

<strong>2012</strong> nutzen, um das nicht immer einfache<br />

Verhältnis zwischen anwaltschaftlicher Funktion,<br />

wertegebundenem Auftrag und dem Handeln als<br />

sozialer Dienstleister in ein gesundes Verhältnis<br />

zueinander zu rücken. Denn nur so hat die <strong>AWO</strong><br />

langfristig eine Chance, glaubwürdig zu sein.<br />

Die klare Weichenstellung für unser politisches<br />

Profil und die klare Positionierung der <strong>AWO</strong> als<br />

wertegebundenes Unternehmen benötigen wir,<br />

um den zahlreichen sozialpolitischen Herausforderungen<br />

gewachsen zu sein und als sozialer,<br />

starker, moderner und stolzer Mitgliederverband<br />

und als erfolgreicher Dienstleister in die Zukunft<br />

schauen zu können.<br />

In diesem Sinne findet Ihr auf den nächsten Seiten<br />

die <strong>Verbandsberichte</strong> <strong>2008</strong>-2011. Dabei haben wir<br />

Euch aus jedem Jahr die Berichte über den Bundesverband,<br />

seine Partner und die <strong>AWO</strong> Stiftungen<br />

zusammengefasst.<br />

Euer Euer<br />

<strong>AWO</strong>_buko_editorialgesamt_120911.indd 1 11.09.12 17:23


Umschlag_VB<strong>2008</strong>_2011.indd 2 12.09.12 11:42


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VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 13.08.2009 13:45 Uhr Seite 4<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong><br />

Blickpunkt<br />

<strong>2008</strong> war ein sehr bewegendes Jahr für die <strong>AWO</strong>: Es<br />

hat sich viel bewegt.<br />

Die große Zustimmung der <strong>Bundeskonferenz</strong> zum<br />

Präsidialmodell und die Wahl von Rainer Brückers<br />

zum <strong>AWO</strong> Bundesvorstandsvorsitzenden, sowie des<br />

bisherigen Vorsitzenden Wilhelm Schmidt zum Präsidenten,<br />

bedeuten eine wichtige Zäsur in der Verbandsentwicklung.<br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong> beschloss auch den „<strong>AWO</strong><br />

Unternehmenskodex – Grundsätze der <strong>AWO</strong> in<br />

Deutschland“ und damit verbindliche Standards für<br />

eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung.<br />

Die Umsetzung des Kodex verschafft den<br />

Betrieben und Unternehmen der <strong>AWO</strong> strategische<br />

Wettbewerbsvorteile auf dem Markt sozialer Dienstleistungen<br />

und führt zu einer Stärkung des Vertrauens<br />

unserer Klienten und Kunden, sowie der Kreditgeber<br />

und Kostenträger und nicht zuletzt der Politik<br />

und der Öffentlichkeit.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte waren die Leitanträge des<br />

Bundesvorstands zur Bekämpfung von Kinderarmut<br />

und für die Stärkung der Pflegeversicherung als Solidarsystem.<br />

Herausragend war die Selbstverpflichtung der <strong>AWO</strong>,<br />

sich schwerpunktmäßig am Ausbau der Kinderbetreuung<br />

besonders für Unter-Dreijährige im Rahmen des<br />

Kinderförderungsgesetzes zu beteiligen. Angestrebt<br />

wird, den <strong>AWO</strong>-Marktanteil in diesem Bereich bis 2013<br />

zu halten, was eine Verdopplung der bisherigen <strong>AWO</strong>-<br />

Betreuungsplätze für Kinder notwendig macht.<br />

Das Projekt „Selbstbestimmung am Ende des<br />

Lebens“ wurde konsequent weitergeführt. Zahlreiche<br />

<strong>AWO</strong> Gliederungen engagieren sich in diesem Bereich<br />

und bauen Hospize auf und entwickeln Pflegekonzepte<br />

weiter.<br />

Verbandspolitisch hat sich die engagierte Weichenstellung<br />

für die Einführung eines Mindestlohns in der<br />

Pflegebranche außerordentlich gelohnt: Der <strong>AWO</strong><br />

Unternehmensbereich wird davon profitieren und der<br />

Mitgliederverband zeigt damit öffentlichkeitswirksam<br />

das Engagement der <strong>AWO</strong> gegen Dumpinglöhne und<br />

unsoziale Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Neue Wege wurden auch in der Engagementförderung<br />

beschritten: Der Testlauf zur professionellen<br />

Gewinnung von <strong>AWO</strong> Förderern hat trotz operativer<br />

Schwierigkeiten zu erfolgreichen Ergebnissen geführt.<br />

Auch rein optisch hat sich die traditionsreiche <strong>AWO</strong><br />

modern entwickelt und zeigt sich nun mit einem<br />

neuen Logo und frischem Design.<br />

So wurden im Jahr <strong>2008</strong> vielfältige Weichen gestellt,<br />

damit die <strong>AWO</strong> den zahlreichen sozialpolitischen<br />

Herausforderungen gewachsen ist und als sozialer,<br />

starker, moderner Mitgliederverband in die Zukunft<br />

schaut.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:45 Uhr Seite 5<br />

ches Engagement<br />

Kooperation Solidaritä<br />

professionelle Dienstleistung<br />

leranz Sozialpolitik kämpft<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

kämpft<br />

ichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

eigenständig<br />

unabhängig<br />

sozial gerechte Gesellschaft<br />

rdert Kooperation ehrenamtlich<br />

iere Solidarität<br />

Zugehörigkeit<br />

unabhängig<br />

praktizierte Solidarit<br />

Verantwortung<br />

fördert<br />

Verband<br />

Das Jahr <strong>2008</strong> im Bundesverband<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong><br />

Mitglieder


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:45 Uhr Seite 6<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong><br />

Bericht Bundesvorstand <strong>2008</strong><br />

Die Umsetzung der Magdeburger Beschlüsse war ein<br />

zentrales Arbeitsfeld des Bundesvorstandes im gesamten<br />

Jahr <strong>2008</strong>. Der Vorstand konnte die Umsetzung<br />

der Eckpunkte zur Verbandsentwicklung zum<br />

großen Teil abschließen. Nach intensiver Vorbereitung<br />

konnte die <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2008</strong> insbesondere den<br />

„<strong>AWO</strong> Unternehmenskodex – Grundsätze der <strong>AWO</strong> in<br />

Deutschland für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung<br />

und – kontrolle“ beschließen.<br />

Mit dem <strong>AWO</strong> Unternehmenskodex werden Standards<br />

für eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung<br />

für alle <strong>AWO</strong> Betriebe und Unternehmen<br />

verbindlich. Die wichtigsten Kriterien zur<br />

Verbesserung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit<br />

von <strong>AWO</strong> Unternehmen sind:<br />

• Klare Organisationsstrukturen<br />

• Eindeutige Abgrenzungen der Zuständigkeiten<br />

und Verantwortlichkeiten<br />

• Geregelte und verbindliche Kommunikationsstrukturen<br />

• Berichtspflichten gegenüber den Aufsichtsgremien<br />

• Aussagefähige Frühwarnsysteme zur Erkennung<br />

und Minimierung wirtschaftlicher Risiken<br />

Die Umsetzung des <strong>AWO</strong> Unternehmenskodex verschafft<br />

den Betrieben und Unternehmen der <strong>AWO</strong><br />

strategische Wettbewerbsvorteile auf dem Markt sozialer<br />

Dienstleistungen. Die Anwendung des Kodex<br />

führt zu einer Stärkung des Vertrauens der Öffentlichkeit,<br />

insbesondere der Klienten und Kunden,<br />

sowie der Spender, Kreditgeber, Kostenträger, Investoren<br />

und Geschäftspartner, und nicht zuletzt<br />

der Politik und der Medien in die Unternehmensführung<br />

der <strong>AWO</strong>.<br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong>: Satzungsarbeit und<br />

Leitanträge<br />

Die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung<br />

der <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2008</strong> in Berlin war ein<br />

Schwerpunkt der Vorstandsarbeit. Dabei wurde intensiv<br />

über die Satzung des Bundesverbands, das<br />

Statut sowie die Mustersatzungen und den Unternehmenskodex<br />

beraten.<br />

Die große Zustimmung der <strong>Bundeskonferenz</strong> zum<br />

Präsidialmodell und die Wahl von Rainer Brückers<br />

zum <strong>AWO</strong>-Bundesvorstandsvorsitzenden, sowie des<br />

bisherigen Vorsitzenden Wilhelm Schmidt zum<br />

Präsidenten, bedeutet eine wichtige Zäsur in der<br />

Verbandsentwicklung und ist mit Blick auf die<br />

Vorstandsarbeit <strong>2008</strong> als großer Erfolg zu werten.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte bei den Vorbereitungen<br />

der <strong>Bundeskonferenz</strong> waren die Arbeit an den Leitanträgen<br />

des Bundesvorstands zur Bekämpfung von<br />

Kinderarmut und für die Stärkung der Pflegeversicherung<br />

als Solidarsystem. Darüberhinaus wurden<br />

zahlreiche weitere fachpolitische Anträge aus den<br />

Fachausschüssen im Bundesvorstand diskutiert und<br />

in die <strong>Bundeskonferenz</strong> eingebracht. Herausragend<br />

war der Antrag zum Ausbau der Kinderbetreuung bis<br />

2013, mit dem sich die <strong>AWO</strong> verpflichtet, sich<br />

schwerpunktmäßig am Ausbau der Kinderbetreuung<br />

besonders für unter 3jährige Kinder nach dem<br />

Kinderförderungsgesetz zu beteiligen. Angestrebt<br />

wird, den <strong>AWO</strong>-Marktanteil in diesem Bereich bis<br />

2013 zu halten, was eine Verdopplung der bisherigen<br />

<strong>AWO</strong>-Betreuungsplätze für Kinder notwendig<br />

macht.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:45 Uhr Seite 7<br />

Neues <strong>AWO</strong>-Design<br />

Für die Modernisierung des Erscheinungsbildes der<br />

<strong>AWO</strong> hat der Bundesvorstand die Verwendung eines<br />

neuen Logos beschlossen. Er empfiehlt allen Gliederungen,<br />

das neue Design zu verwenden. Dem Beschluss<br />

folgend wurde das neue Logo beim Markenamt<br />

eingetragen und der Bundesausschuss über<br />

die Einführung und alle technischen Fragen der<br />

Umsetzung informiert.<br />

Beratung sozialpolitischer Stellungnahmen<br />

Inhaltlich hat sich der Bundesvorstand mit wichtigen<br />

sozialpolitischen Gesetzesvorhaben und aktuellen<br />

Fragen der Bundespolitik beschäftigt. So wurde<br />

beispielsweise eine vom Bundesverband erstellte<br />

Stellungnahme zum Thema „Zukunft der ARGEn“ im<br />

Fachausschuss Arbeit und Soziales erörtert und<br />

öffentlich breit gestreut. Auch eine umfassende<br />

Stellungnahme des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes zum<br />

Entwurf des 3. Armuts- und Reichtumsberichts fand<br />

die Zustimmung des Vorstandes.<br />

Mindestlohn Pflege<br />

Das Thema Mindestlohn in der Pflege, für dessen<br />

Einführung sich die <strong>AWO</strong> im Rahmen der Diskussion<br />

über das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz massiv<br />

eingesetzt hatte, erwies sich zunächst lange Zeit als<br />

politisch nicht mehrheitsfähig. Es ist deshalb gerade<br />

auch für die <strong>AWO</strong> ein großer Erfolg, dass schließlich<br />

doch noch die Weichen für die Einführung eines<br />

Mindestlohns in der Pflegebranche gestellt werden<br />

konnten, indem der <strong>AWO</strong> Arbeitgeberverband und<br />

Verdi beim Bundesarbeitsministerium die Aufnahme<br />

der Pflegebranche in das Entsendegesetz angemeldet<br />

hatten. Der Bundesvorstand hat sich mit diesem<br />

Thema intensiv befasst und insbesondere<br />

die Problematik diskutiert, dass im Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />

ortsübliche und nicht tariflich<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong><br />

ausgehandelte Löhne als Vergleichsrahmen zur<br />

Refinanzierung von Löhnen in den Pflegesatzverhandlungen<br />

herangezogen werden.<br />

Engagementförderung<br />

Der mehr als 8 Wochen lang in Zusammenarbeit mit<br />

einer Agentur durchgeführte Testlauf zur professionellen<br />

Gewinnung von Förderern hat trotz operativer<br />

Schwierigkeiten zu erfolgreichen Ergebnissen<br />

geführt. Anfang 2009 soll die Kampagne zur<br />

Gewinnung von Förderern in den süddeutschen<br />

Raum ausgeweitet werden. Sollten die Ergebnisse<br />

im zweiten Testlauf ähnlich positiv sein, wird die<br />

Ausweitung auf das gesamte Bundesgebiet angestrebt.<br />

Das Projekt „Was hält die Gesellschaft zusammen?“<br />

Die Arbeit an dem Projekt „Was hält die Gesellschaft<br />

zusammen“ wurde in <strong>2008</strong> intensiviert und sowohl<br />

in der Öffentlichkeit als auch im Verband weiter bekannt<br />

gemacht. Der Bundesvorstand hat den Stand<br />

der Projektarbeit, die Kommunikationskampagne,<br />

die Gestaltung der Internetseite whdgz.de sowie die<br />

Ergebnisse einer Expertenanhörung zu den ersten<br />

Ergebnissen der Arbeit in den fünf Teilprojekten<br />

erörtert und sich mit den weiteren Projektschritten<br />

befasst.<br />

Das Projekt „Selbstbestimmung am Ende<br />

des Lebens“<br />

Wichtiger Bestandteil des vom Bundesvorstand<br />

beschlossenen Projekts wird eine große Befragung<br />

der <strong>AWO</strong> Ortsvereine zum Thema Sterbebegleitung<br />

und Selbstbestimmung am Ende des Lebens sein.<br />

Anhand der Auswertung sollen ethische Grundpositionen<br />

der <strong>AWO</strong> und ein Handlungsleitfaden für<br />

alle in diesem Bereich arbeitenden Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter erstellt werden.<br />

6|7


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:45 Uhr Seite 8<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong><br />

| Der Bundesvorstand bis November <strong>2008</strong><br />

Ehrenvorsitzender<br />

Dr. Manfred Ragati, Herford<br />

Bundesvorsitzender<br />

Wilhelm Schmidt, Salzgitter<br />

Stellvertreter/innen<br />

Iris Spranger, Sts, Berlin<br />

Bodo Champignon, Dortmund<br />

Rudi Frick, Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

Rainer Brückers, Berlin<br />

| Der Bundesvorstand seit November <strong>2008</strong><br />

Vorsitzender des Bundesvorstands<br />

Rainer Brückers<br />

| Das Präsidium seit November <strong>2008</strong><br />

Ehrenvorsitzender<br />

Dr. Manfred Ragati, Herford<br />

Vorsitzender des Präsidiums<br />

Wilhelm Schmidt<br />

Stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums<br />

Iris Spranger, Sts, Berlin<br />

Bodo Champignon, Dortmund<br />

Rudi Frick, Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />

Beisitzer/innen<br />

Bärbel Fox, Erfurt<br />

Dr. Harald Groth, Oldenburg<br />

Jutta Helm, Erlangen<br />

Frank Heltzig, Freital-Wurgwitz<br />

Dr. Helga Henke-Berndt, Bengheim<br />

Paul Quirin, Dorf im Warndt<br />

Christiane Reckmann, Nienstädt<br />

Florian Ritter, MdL, München<br />

Hans-Gerhard Rötters, Moers<br />

Melanie Rocksin, Greifswald<br />

Hansjörg Seeh, Freiburg<br />

Gerwin Stöcken, Kiel<br />

Ute Wedemeier, Bremen<br />

Bundesjugendwerk<br />

Michael Rosellen, Vorsitzender, Grevenbroich<br />

Ab Mai <strong>2008</strong>: Georg Förster, Vorsitzender,<br />

Würzburg<br />

Revisoren:<br />

Dr. Lothar Koring, Bremerhaven<br />

Manfred Schlegel, Castrop-Rauxel<br />

Mitglied des Bundesvorstands<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

Beisitzer/innen<br />

Bärbel Fox, Erfurt<br />

Dr. Harald Groth, Oldenburg<br />

Dr. Thomas Beyer, MdL, München<br />

Petra Grimm-Benne, MdL, Magdeburg<br />

Helga Kühn-Mengel, MdB, Leun<br />

Horst Moser, Spiesen-Elversberg<br />

Michael Rosellen, Grevenbroich<br />

Jutta Helm, Erlangen<br />

Christiane Reckmann, Nienstädt<br />

Hansjörg Seeh, Freiburg<br />

Gerwin Stöcken, Kiel<br />

Ute Wedemeier, Bremen<br />

Bundesjugendwerk<br />

Michael Rosellen, Vorsitzender, Grevenbroich<br />

Ab Mai <strong>2008</strong>: Georg Förster, Vorsitzender,<br />

Würzburg<br />

Revisoren:<br />

Dr. Lothar Koring, Bremerhaven<br />

Manfred Schlegel, Castrop-Rauxel


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:45 Uhr Seite 9<br />

| Fachausschuss Arbeit, Gesundheit, Soziales<br />

Hansjörg Seeh, Vorsitzender Freiburg<br />

Dr. Harald Groth Oldenburg<br />

Prof. Dr. Gertrud M. Backes Kassel<br />

Thomas Blum Bützow<br />

Hartmut Brocke Berlin<br />

Jochen Flitta Hannover<br />

Jutta Helm Erlangen<br />

Wolfgang Kremson Hamburg<br />

Eva-Maria Lemke-Schulte Bremen<br />

Dietrich Schoch Duisburg<br />

Melanie Rocksin Greifswald<br />

Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt Köln<br />

Hans-Georg Weigel Frankfurt/Main<br />

| Fachausschuss Jugend, Frauen, Familie und Senioren<br />

Christiane Reckmann, Vorsitzende Nienstädt<br />

Prof. Dr. Gerd Stüwe Frankfurt/Main<br />

Gerwin Stöcken Kiel<br />

Dr. Birgit Hoppe Berlin<br />

Jens-Holger Ahrens Berlin<br />

Markus Schnapka Bonn<br />

Petra von Bargen Hannover<br />

Donata Reinecke Köln<br />

Prof. Dr. Carol Hagemann-White Osnabrück<br />

Michael Schöttle Essen<br />

Christine Schubert Nürnberg<br />

Klaus-Ulrich Sembill Pinneberg<br />

Karin Jurczyk München<br />

Dennis Peinze Berlin<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong><br />

8|9


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:45 Uhr Seite 11<br />

Gemeinschaft<br />

erte Solidarität<br />

sakademie<br />

hauptamtlich<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Teilhabe<br />

Aufbruch<br />

Zugehörigkeit<br />

Ehrenamt<br />

Stärken<br />

Toleranz<br />

Menschen<br />

Solida<br />

Zukunft ehrenamtlich<br />

praktizierte Solidar<br />

erechte Gesellschaft<br />

Qualität<br />

Bundesakademie<br />

Mitarbeiterinnen Mitarbeiter<br />

Sozialmanagement<br />

Verbandsarbeit<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong>


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:45 Uhr Seite 12<br />

Verbandsarbeit<br />

Wegweisende <strong>AWO</strong> <strong>Bundeskonferenz</strong> in Berlin<br />

„... Gerechtigkeit. Zusammenhalt.“<br />

„Ich kann schon sagen, dass wir uns sehr freuen,<br />

mit unserer Bundesgeschäftsstelle wieder in Berlin<br />

zu sein“, sagte der <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzende Wilhelm<br />

Schmidt zum Auftakt der 30. <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

Ende November <strong>2008</strong> in der Hauptstadt. „Von Berlin<br />

aus begann 1919 mit unserer Gründerin Marie<br />

Juchacz die Erfolgsgeschichte der <strong>AWO</strong>, an die wir<br />

mit unserer Arbeit und den Beschlüssen auf dieser<br />

<strong>Bundeskonferenz</strong> in Berlin anknüpfen möchten.“<br />

Schmidts Hoffnungen wurden nicht enttäuscht.<br />

Zahlreiche bedeutsame Beschlüsse wurden in den<br />

drei Tage in Berlin gefasst.<br />

Neue Struktur des <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong> beschloss mit der Einführung<br />

eines Präsidiumsmodells eine richtungsweisende<br />

Umstrukturierung des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes. Mit<br />

überwältigender Mehrheit wurde der bisherige<br />

Bundesvorsitzende Wilhelm Schmidt zum Vorsitzenden<br />

des neuen Präsidiums gewählt. „Ich freue mich<br />

über den grundlegenden Beschluss für ein Präsidiumsmodell<br />

und danke den Delegierten für das<br />

entgegengebrachte Vertrauen“, sagte der frischgewählte<br />

Präsident Schmidt.<br />

Das Präsidium erhält zwei neue bedeutende Funktionen:<br />

Die Aufsicht und Kontrolle des Bundesverbandes<br />

sowie strategische Steuerungsaufgaben.<br />

Demgegenüber ist der neue hauptamtliche Vorstand<br />

für sämtliche operativen Aufgaben und die Außenvertretung<br />

verantwortlich.<br />

Das Präsidium wählte im Anschluss an die <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

Rainer Brückers einstimmig zum Vorsitzenden<br />

des Bundesvorstandes. Als Mitglied des<br />

Bundesvorstandes wurde Hans-Peter Niemeier<br />

ebenfalls einstimmig gewählt.<br />

Großes Stelldichein<br />

Die <strong>AWO</strong> <strong>Bundeskonferenz</strong> zog zahlreiche Repräsentanten<br />

befreundeter Organisationen und der<br />

Stadt Berlin an, darunter waren der SPD-Vorsitzende<br />

Franz Müntefering, Bundesarbeitsminister Olaf<br />

Scholz, Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt,<br />

der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, die<br />

stellvertretende SPD-Parteivorsitzende Andrea Nahles,<br />

Josef Wildenholzer von SOLIDAR, Annelie Bun-


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 13.08.2009 13:48 Uhr Seite 13<br />

tenbach vom DGB, der Berliner <strong>AWO</strong>-Landesvorsitzenden<br />

Hans Nisblé und der Vorsitzende des Bundesjugendwerks<br />

Georg Förster.<br />

„Menschen für Menschen“ –In Krisenzeiten<br />

erst recht<br />

Die Finanzmarktkrise undihre noch ungewissen<br />

Folgen für die Wirtschafts- und Sozialpolitik waren<br />

ein roter Faden der Redebeiträge. Alle Redner/-innen<br />

verwiesen in diesem Zusammenhang auf die<br />

Bedeutung der <strong>AWO</strong> – gerade in Zeiten der Krise –<br />

zur Wahrung sozialer Gerechtigkeit und des Zusammenhalts<br />

in der Gesellschaft.<br />

Franz Müntefering beispielsweise mahnte in seiner<br />

Grundsatzrede, dass das Primat der Politik, ihre<br />

Gestaltungskraft, nicht verlorengehen dürfe. Alles<br />

politische über den Markt zu regeln, gefährde die<br />

Demokratie. Der Sozialstaat basiert, so Müntefering,<br />

auf der Idee „Menschen für Menschen, Generationen<br />

für Generationen“.<br />

WilhelmSchmidtbetonteinseinerRededieBedeutung<br />

von Gerechtigkeit und Zusammenhalt in der<br />

Gesellschaft: „Zusammenhalt zu organisieren ist auch<br />

Verbandsarbeit<br />

eine Frage von Gerechtigkeit. Sei es ein gerechter<br />

Zugang zu Bildung, unabhängig von Herkunft und<br />

ökonomischen Voraussetzungen; sei es in der Frage<br />

angemessener Kinderbetreuung; sei es mit Blick auf<br />

Hilfe und Pflege im Alter oder sei es für die Integration<br />

von Menschen mit Behinderung und von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund.“<br />

Beispielhaft für Gerechtigkeit und die Organisation<br />

von Zusammenhalt, auch dies betonten die Redner/<br />

-innen unisono, sei eine dringend notwendige<br />

Trendumkehr im Bereich niedriger und niedrigster<br />

Löhne. Wer arbeitet, muss davon leben können!,<br />

waren sich alle Redner der <strong>Bundeskonferenz</strong> einig.<br />

Ein gesetzlicher Mindestlohn sei notwendig, um<br />

armutsfeste Löhne garantieren zu können. Die <strong>AWO</strong><br />

habe sich dabei vor allem im Kampf für den Mindestlohn<br />

in der Pflege als einziger Wohlfahrtsverband<br />

eindeutig positioniert, unterstrich Wilhelm Schmidt.<br />

Innovationen für soziale Arbeit, Pflege<br />

und Weiterbildung<br />

Aber nicht nur beim Mindestlohn in der Pflege war<br />

und ist die <strong>AWO</strong> Speerspitze der sozialen Bewegung.<br />

Der Bundesverband habe auch – mit tatkräftiger<br />

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VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 14<br />

Verbandsarbeit<br />

Unterstützung der Gesellschaft für Organisationsentwicklung<br />

(GOS) – „einen wesentlichen Beitrag zur<br />

inhaltlichen Weiterentwicklung und Innovation<br />

sozialer und pflegerischer Arbeit“ geleistet, betonte<br />

Bundesgeschäftsführer Rainer Brückers in<br />

seinem Bericht. Gemeinsam mit <strong>AWO</strong>-Trägern wurden<br />

in zahlreichen Einrichtungen und Diensten <strong>AWO</strong><br />

Pilotprojekte durchgeführt, beispielsweise zur Qualifizierung<br />

des Freiwilligenmanagements, für die Demenzversorgung<br />

in stationären Einrichtungen, zum<br />

persönlichen Budget in der Behindertenhilfe und<br />

auch zur Sterbebegleitung in der Palliativversorgung.<br />

In der berufsbegleitenden Weiterbildung hat sich<br />

die <strong>AWO</strong> unter anderem bei der wegweisenden<br />

Gründung eines Transferzentrums an der Professionals-School<br />

der Universität Lüneburg engagiert.<br />

„Ein Meilenstein“, betonte Brückers, „der es uns<br />

erlaubt, Berufserfahrung als anerkannten Qualifizierungsbaustein<br />

in die Hochschul- und Erwachsenenbildung<br />

zu integrieren.“<br />

Kräfte bündeln: Kinderbetreuung ausbauen<br />

Ein Schwerpunkt der sozialpolitischen Lobbyarbeit<br />

war und ist das Thema Kinderarmut. Im Zusammen-<br />

hang mit den ISS-Armutsstudien von 1997 und 2005<br />

sowie mit dem viel beachteten Sozialbericht 2006 hat<br />

die <strong>AWO</strong> ein „klares Bekenntnis zu der erforderlichen<br />

Zukunftsinvestition in ,Bildung von Anfang‘ abgegeben“,<br />

hob Brückers hervor. Auf dieser Grundlage fordert<br />

die <strong>AWO</strong> ein neues System der Kinderförderung,<br />

um „Leistungen zu bündeln und gezielt einzusetzen<br />

für direkte Transfers und Infrastrukturmaßnahmen“,<br />

so der Bundesgeschäftsführer. „In diesem Punkt haben<br />

wir gegenüber anderen Verbänden ein Alleinstellungsmerkmal:<br />

Kindergrundsicherung und freier<br />

Zugang zu Bildung und Erziehung.“<br />

Richtungsweisend für die <strong>AWO</strong> ist dabei der Beschluss<br />

der <strong>Bundeskonferenz</strong>, die Bildungs, Betreuungs-<br />

und Erziehungsangebote insbesondere für<br />

Kinder unter drei Jahren massiv auszubauen.<br />

„Chancengerechtigkeit in der Bildung und Chancengerechtigkeit<br />

durch Bildung sind für die <strong>AWO</strong> schon<br />

immer Aufgabe und Verpflichtung gewesen“, sagte<br />

Rainer Brückers. „Deshalb ist der Ausbau unserer<br />

Betreuungseinrichtungen und Angebote bis 2013<br />

nur konsequent und folgerichtig“. Die <strong>AWO</strong> strebt<br />

an, im Rahmen des KiFög-Gesetzes ihre derzeit mehr<br />

als 2.000 Einrichtungen auf 4.000 Tageseinrichtungen<br />

für Kinder auszuweiten. Dies soll vor allem in


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 15<br />

Regionen geschehen „wo wir als <strong>AWO</strong> bisher wenig<br />

bis keine Angebote gemacht haben“, so Brückers.<br />

Zugleich sollen auch die <strong>AWO</strong>-Angebote in der Kindertagespflege<br />

deutlich ausgeweitet werden. Dieses<br />

Engagement „leistet auch einen wichtigen Beitrag<br />

für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, unterstrich<br />

Rainer Brückers.<br />

Um ihre Ziele zu erreichen, wird sich die <strong>AWO</strong> auch<br />

verstärkt in der Ausbildung und Qualifizierung des<br />

entsprechenden Personals engagieren. Wer den<br />

„Zusammenhalt der Gesellschaft stärken und Chancengerechtigkeit<br />

für Kinder ernsthaft erreichen<br />

möchte, der muss in einem so wichtigen Feld<br />

wie Bildung, Erziehung und Betreuung erkennbar<br />

Flagge zeigen“, bekräftigte <strong>AWO</strong>-Chef Rainer<br />

Brückers. „Deshalb packen wir dieses zukunftsweisende<br />

Vorhaben an.“<br />

Einmütig beschloss die <strong>Bundeskonferenz</strong> auch, dass<br />

sich die Arbeiterwohlfahrt intensiv der Prävention<br />

und Bekämpfung von Kinderarmut widmen wird.<br />

Konkret wird der <strong>AWO</strong> Bundesverband gemeinsam<br />

mit seinem familienpolitischen Fachverband Zukunftsforum<br />

Familie (ZFF) und seinem Bundes-<br />

Verbandsarbeit<br />

jugendwerk ein Armutsbündnis mit zentralen Akteuren<br />

der Kinder- und Jugendhilfe organisieren.<br />

So machte die <strong>Bundeskonferenz</strong> in aller Deutlichkeit<br />

klar: Die Gliederungen der Arbeiterwohlfahrt<br />

verstehen sich auf allen politischen Ebenen als Interessenvertretung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

sowie Familien.<br />

„Vorwärts und aufwärts“<br />

Zum Abschluß der <strong>Bundeskonferenz</strong> zog Gesine<br />

Schwan mit ihrer Grundsatzrede zum Thema des<br />

nächsten Sozialberichts „Was hält die Gesellschaft<br />

zusammen?“ die 700 Delegierte und Gäste in den<br />

Bann.<br />

Wilhelm Schmidt erinnerte an einen nach wie vor<br />

aktuellen Satz von Marie Juchacz aus dem Jahr<br />

1930: „Wir sind stolz auf unseren Erfolg. Wir sind<br />

aber nicht zufrieden damit. Vorwärts und aufwärts<br />

muss die Entwicklung des sozialen Staates gehen.<br />

Wir wollen unseren Teil dabei leisten, und das nach<br />

bester Kraft.“ Mit der 30. <strong>Bundeskonferenz</strong> habe<br />

die <strong>AWO</strong> ihren Teil nach bester Kraft geleistet – für<br />

„… Gerechtigkeit. Zusammenhalt“.<br />

14 | 15


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 16<br />

Verbandsarbeit<br />

| Die <strong>AWO</strong> in neuem Design<br />

Im Vorfeld ihres 90. Geburtstags hat die <strong>AWO</strong> ihr<br />

Erscheinungsbild zeitgemäß aufgefrischt: Das neue<br />

Corporate Design wurde vom Institut für Markenkommunikation<br />

und Design (IMD) an der Hochschule<br />

Mannheim unter Beteiligung von fünfzehn<br />

Master-Studierenden der dortigen Fakultät für<br />

Gestaltung sowie externen Partnern entwickelt. Für<br />

Axel Kolaschnik, federführender Professor für<br />

Corporate Identity und Markenkommunikation<br />

und Leiter des IMD, wagt die <strong>AWO</strong> mit dem neuen<br />

Auftritt einen für ihre Zukunft wichtigen Schritt: „Die<br />

29 Landes- und Bezirksverbände haben nun die<br />

Möglichkeit, die <strong>AWO</strong> als ihre gemeinsame, starke<br />

Marke zu kommunizieren. Mit dem neuen <strong>AWO</strong>-<br />

Design macht der Wohlfahrtsverband sichtbar, dass<br />

er auch im stolzen Alter von 90 Jahren nicht an<br />

Relevanz verloren hat.“<br />

Das neue Logo und behutsam modernisierte Erscheinungsbild<br />

spiegele den traditionsreichen Verband<br />

„treffend und emotional ansprechend“ wider,<br />

meinen die Macher des Corporate Designs. Und <strong>AWO</strong>-<br />

Chef Rainer Brückers ist überzeugt: „Mit dem neuen,<br />

selbstbewußten Auftritt unterstreicht die <strong>AWO</strong> ihre<br />

Rolle als bedeutender Impulsgeber im sozialpolitischen<br />

Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland.“<br />

| <strong>AWO</strong> gewinnt Förderer zur Stärkung ihres sozialen Engagements<br />

Die <strong>AWO</strong> möchte langfristig Qualität und Leistungsniveau<br />

ihrer sozialen Einrichtungen sichern und ihre<br />

Aufgaben als sozialpolitischer Interessensverband<br />

und Vertretung für sozial Benachteiligte in unserer<br />

Gesellschaft wahrnehmen. Um dem fortschreitenden<br />

Mitgliederrückgang entgegenzuwirken sowie<br />

zusätzliche finanzielle Mittel für wichtige gesellschaftliche<br />

Aufgaben zu akquirieren und die Marke<br />

<strong>AWO</strong> insgesamt bekannter zu machen, muss der<br />

Verband neue Wege gehen.<br />

Deshalb beschloss der <strong>AWO</strong> Bundesverband <strong>2008</strong>, sich<br />

verstärkt dem Bereich der Förderergewinnung zuzuwenden<br />

und eine Fundraising-Kampagne zu starten.<br />

Nach einer breiten Diskussion mit den Verbandsgliederungen<br />

führte der Bundesverband mit 8 Gliederungen<br />

eine erste Pilotkampagne in Norddeutschland<br />

erfolgreich durch. Gemeinsam mit der<br />

Agentur „Face-2-Face“, die sich auf die Unterstüt-<br />

zung von Charity- und Non-Profit-Organsationen<br />

spezialisiert hat, konnten binnen acht Wochen<br />

1.359 Zusagen für eine langfristige Förderung der<br />

<strong>AWO</strong> gewonnen werden.<br />

Obwohl die <strong>AWO</strong> für eine Födererkampagne aufgrund<br />

ihrer regional unterschiedlich gesetzten<br />

Schwerpunkte teilweise als nicht einfache Organisation<br />

einzuschätzen ist, wurde deutlich, dass die<br />

Fördererwerbung für die <strong>AWO</strong> mittels Infostand generell<br />

funktioniert. Bis Ende des Jahres <strong>2008</strong> konnten<br />

bereits Spenden in Höhe von 47.048 Euro erzielt<br />

werden. Bis Ende März 2009 gingen bereits insgesamt<br />

83.686,50 Euro ein.<br />

Auf Grund des Erfolges der 1. Kampagne beschloss<br />

der Bundesverband eine 2. Kampagne im Sommer<br />

2009 im Süden Deutschlands unter Teilnahme von<br />

4 Gliederungen und erneut in Norddeutschland<br />

durchzuführen.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 17<br />

| Mitgliederentwicklung<br />

Die Mitgliederzahl ist trotz großer Anstrengungen<br />

bei vielen Mitgliederwerbeaktionen insgesamt weiter<br />

gesunken.<br />

Ende Dezember <strong>2008</strong> hatte die Arbeiterwohlfahrt<br />

385 747 Mitglieder (2007: 400.263)<br />

Die Auswertung der bundesweiten Altersstruktur<br />

unserer Mitglieder ergab per 31.12.<strong>2008</strong> folgendes<br />

Bild:<br />

5%<br />

5%<br />

27 %<br />

27 %<br />

65,5 %<br />

65 %<br />

2,5 %<br />

3%<br />

bis 30 J. bis 60 J. bis 90 J. ohne<br />

Alters-<br />

<strong>2008</strong><br />

angaben<br />

2007<br />

Verbandsarbeit<br />

Die Bundesgeschäftsstelle hat die örtlichen Verbandsgliederungen<br />

bei der Einrichtung der Zentralen<br />

Mitglieder- und Adressverwaltung (ZMAV) weiterhin<br />

intensiv unterstützt.<br />

Ab <strong>2008</strong> übernahmen die Bezirks- und Landesverbände<br />

die Regie für die ZMAV-Schulungen.<br />

Eine Anmeldung der Grund- und Aufbauschulungen<br />

war ebenfalls direkt über unseren externen<br />

Seminarleiter möglich.<br />

Von dem freiwilligen Angebot, die innerverbandliche<br />

Beitragsabrechnung über die ZMAV durchzuführen,<br />

machen inzwischen 82 % der <strong>AWO</strong>-Kreisverbände<br />

Gebrauch.<br />

Im Bereich zentrale Datenpflege durch die Gliederungen,<br />

haben wir folgende Anzahl an Netzteilnehmer<br />

in unserem Intranet zu verzeichnen:<br />

insgesamt Netzaufschaltungen: 1440 Teilnehmer<br />

davon sind 819 Ortsvereine<br />

darauf entfallen DSL-<br />

Aufschaltungen: 610 Teinehmer<br />

davon sind 302 Ortsvereine.<br />

16 | 17


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 13.08.2009 13:49 Uhr Seite 18<br />

Verbandsarbeit<br />

| gos Pilotprojekt „Sterben, Tod und Abschied“<br />

Die <strong>AWO</strong> betrachtet es als eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe, den Menschen für ihre letzte Lebensphase<br />

eine flächendeckende hospizlich-palliative<br />

Versorgung mit ambulanten und stationären Diensten<br />

anzubieten. „Die <strong>AWO</strong> möchte den ihr anvertrauten<br />

Menschen ein würdevolles und schmerzfreies<br />

Sterben ermöglichen und die Angehörigen in<br />

der Zeit des Abschiednehmens begleiten“, sagt <strong>AWO</strong><br />

Vorstandsvorsitzender Rainer Brückers.<br />

Denn die Würde des Menschen beinhaltet nach<br />

Auffassung der <strong>AWO</strong> auch das Recht auf Selbstbestimmung<br />

in der letzten Lebensphase: Über<br />

Patienten- und Betreuungsverfügungen sowie Vorsorgevollmachten<br />

können Menschen persönliche<br />

Freiheitsrechte hinsichtlich grundlegender Fragestellungen<br />

am Lebensende wahrnehmen und gestalten.<br />

Sie können darin Festlegungen über die<br />

Fortsetzung oder den Abbruch lebenserhaltender<br />

Maßnahmen, über die Anwendung bestimmter Therapien<br />

am Lebensende und Maßnahmen der Sterbebegleitung<br />

vornehmen. Und sie können für den<br />

Fall, dass sie in dieser Situation nicht mehr in der<br />

Lage sind, selbstbestimmt zu handeln, festlegen,<br />

wer ihre Interessen wahrnehmen soll. Bei der Ermittlung<br />

des „mutmaßlichen Willens“ eines nicht<br />

mehr einwilligungsfähigen sterbenden Menschen<br />

werden die Beteiligten mit grundlegenden ethischen<br />

Fragestellungen konfrontiert.<br />

Die <strong>AWO</strong> stellt sich als moderner Dienstleistungsverband<br />

diesen Herausforderungen durch ein im<br />

Jahre 2007 begonnenes bundesweites Pilotprojekt<br />

„Abschiedskultur-Standards einer Hospiz- und<br />

Palliativkompetenz in den Pflegeeinrichtungen und<br />

Pflegediensten der <strong>AWO</strong>“. Mit Unterstützung des<br />

Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes (DHPV)<br />

nehmen an dem Pilotprojekt zur Entwicklung einer<br />

neuen Abschiedskultur 120 Pflegeeinrichtungen<br />

und Pflegedienste der <strong>AWO</strong> teil. Damit werden Standards<br />

der Palliativpflege, der Sterbebegleitung und<br />

des Abschieds von Verstorbenen entwickelt und in<br />

der pflegerischen Praxis in den beteiligten Einrichtungen<br />

erprobt, um sie anschließend allen <strong>AWO</strong>-<br />

Pflegeeinrichtungen zur Umsetzung bereitzustellen.<br />

Im Rahmen des Pilotprojektes werden insgesamt<br />

240 Pflegekräfte aus den am Pilotprojekt beteiligten<br />

Pflegeeinrichtungen zu sog. „Palliative Care“-Fach-<br />

kräften ausgebildet. Auch die Leitungskräfte werden<br />

in „Palliative Care“ qualifiziert. Diese Qualifizierungen<br />

finden in enger Kooperation mit dem<br />

Deutschen Hospiz- und PalliativVerband statt. Deren<br />

Vorsitzende Birgit Weihrauch misst dem Pilotprojekt<br />

der <strong>AWO</strong> eine herausragende Bedeutung für<br />

die Weiterentwicklung der Hospiz- und Palliativkompetenz<br />

der Altenhilfe- und Pflegeeinrichtungen<br />

in Deutschland bei. „Wir haben deshalb“, so Weihrauch,<br />

„die strategische Partnerschaft für dieses<br />

<strong>AWO</strong>-Pilotprojekt übernommen und werden die<br />

<strong>AWO</strong> bei der Umsetzung beraten und intensiv unterstützen.“<br />

Die <strong>AWO</strong> ist darüber hinaus aber auch als sozialpolitischer<br />

Mitgliederverband gefordert, sich in den<br />

gesellschaftlichen Diskussionsprozess zum Umgang<br />

mit dem Thema „Sterben, Tod und Abschied“ aktiv<br />

einzubringen und mit eigenen Initiativen zur<br />

Sicherung der Selbstbestimmung der Menschen am<br />

Ende des Lebens und der Gestaltung von Rahmenbedingungen,<br />

die ein Sterben in Würde ermöglichen,<br />

beizutragen.<br />

An dieser Stelle setzt ein neues Pilotprojekt an: „Mut<br />

zur Vorsorge/Selbstbestimmung am Ende des Lebens<br />

– <strong>AWO</strong> Ortsvereine unterstützen Ratsuchende“. Das<br />

Projekt startet mit einer bundesweiten Befragung<br />

der rund 32.000 Vorstandsmitglieder in den 4.000<br />

<strong>AWO</strong> Ortsvereinen. Durch die Befragung soll ein<br />

Diskussionsprozess zur Selbstbestimmung am Ende<br />

des Lebens in Gang gesetzt werden mit dem Ziel,<br />

entsprechende Angebote der Information, Beratung<br />

und Hilfe in den <strong>AWO</strong> Ortsvereinen zu entwickeln.<br />

Die Ergebnisse der Befragungen sollen Hinweise für<br />

das verbandspolitische Entwicklungs- und Ressourcenpotenzial<br />

liefern. Die <strong>AWO</strong> plant, eine Bundeskommission<br />

zu berufen, die den Auftrag hat, auf der<br />

Grundlage der Befragungsergebnisse eine Gesamtkonzeption<br />

zur Etablierung von Dienstleistungen zur<br />

Aktivierung und Unterstützung der <strong>AWO</strong> Ortsvereine<br />

zu entwickeln.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband und der Deutsche Hospizund<br />

PalliativVerband werden damit zu wichtigen<br />

Impulsgebern gesellschaftspolitischer Entwicklungen,<br />

die ein Leben bis zum Lebensende lebenswert<br />

machen.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 19<br />

| Marie-Juchacz-Stiftung<br />

Die Marie-Juchacz-Stiftung erfüllt bei der <strong>AWO</strong> zwei<br />

Funktionen:<br />

Sie dient der Förderung der Aufgaben der freien<br />

Wohlfahrtspflege auf allen Ebenen des Staates und<br />

der Gesellschaft und in allen Bereichen der sozialen<br />

Arbeit.<br />

Und sie fungiert als Treuhandstiftung für unselbständige<br />

Stiftungen, die von Gliederungen der <strong>AWO</strong><br />

mit unterschiedlichen Zielsetzungen ins Leben gerufen<br />

wurden.<br />

Die Marie-Juchacz-Stiftung verwaltet inzwischen<br />

treuhänderisch vier unselbständige Stiftungen mit<br />

einem Vermögen von zusammen ca. 1 Million Euro.<br />

Das Stiftungskapital der Marie-Juchacz-Stiftung beträgt<br />

zum Jahresende <strong>2008</strong> rund 678.000 Euro.<br />

Vorstand<br />

Der Vorstand wird für vier Jahre berufen und besteht<br />

aus höchstens drei Personen. Die Mitglieder<br />

des Vorstandes sind ehrenamtlich tätig.<br />

Die Mitglieder der Stiftungsorgane:<br />

Stiftungsrat<br />

Wilhelm Schmidt (Vorsitzender)<br />

Dr. Manfred Ragati (stellvertretender Vorsitzender)<br />

Wolfgang Altenbernd<br />

Jörg Busatta<br />

Max von Heckel<br />

Verbandsarbeit<br />

Der Vorstand vertritt die Stiftung vor Gericht, entscheidet<br />

über die Verwendung der Stiftungsmittel<br />

und verwaltet das Stiftungsvermögen.<br />

Anlageausschuss<br />

Der Anlageausschuss berät und beschließt für den<br />

Stiftungsrat und den Stiftungsvorstand verbindlich<br />

die Richtlinien zur Vermögensverwaltung. Er besteht<br />

aus einem vom Stiftungsrat benannten Mitglied<br />

sowie je einem Vertreter von treuhänderisch verwalteten<br />

Stiftungen oder Fonds, soweit diese im<br />

Einzelfall ein Stiftungskapital von mehr als 100.000<br />

Euro haben.<br />

Der Anlageausschuss legt die Richtlinien für die Vermögensverwaltung<br />

für Stiftungsrat und Vorstand<br />

fest und berät den Vorstand bei anstehenden Entscheidungen<br />

über Geldanlagen.<br />

Dank einer konservativen Anlagestrategie in den<br />

vergangenen Jahren musste zum Jahresabschluss<br />

<strong>2008</strong> lediglich geringfügige Wertberichtigungen auf<br />

Vermögensanlagen vorgenommen werden.<br />

Vorstand<br />

Rainer Brückers<br />

Torsten Sandersfeld<br />

Anlageausschuss<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

Johannes Schemann<br />

18 | 19


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 20<br />

Verbandsarbeit<br />

| „Was hält die Gesellschaft zusammen?“ – <strong>AWO</strong> geht in die Offensive<br />

Für die Jahre <strong>2008</strong> und 2009 hat die <strong>AWO</strong> sich ein<br />

ambitioniertes Vorhaben auf die Arbeitsagenda<br />

gesetzt: In den fünf Projektgruppen Arbeitsmarkt,<br />

Altenhilfe, Behindertenhilfe/Psychiatrie, Bildung<br />

und Erziehung und Migration soll die Rolle und<br />

Funktion sozialer Arbeit für den Zusammenhalt<br />

unserer Gesellschaft untersucht werden.<br />

Das Projekt will die folgenden zentralen Fragen beantworten:<br />

Wie muss eine Hilfe aussehen, die vielschichtige<br />

Formen von Ausgrenzung berücksichtigt und betroffene<br />

Menschen wieder zu integrieren vermag?<br />

Wie wird einerseits Teilhabe ermöglicht? Und wann<br />

ist eine Dienstleistung andererseits durch Selbstbestimmung<br />

gekennzeichnet?<br />

Ende Juni <strong>2008</strong> fand auf Einladung der Steuerungsgruppe<br />

des Gesamtprojekts eine zweitägige Expertenanhöhrung<br />

statt, auf der Fachleute aus Wissenschaft<br />

und Forschung die bisherige Arbeit der Teilprojekte<br />

kritisch beleuchteten. Die Analysen sind auf den Teil-<br />

projektseiten der Internetseite www.whdgz.de dokumentiert.<br />

Die Homepage ist ein zentrales Instrument<br />

der Kommunikationskampagne, mit der die fortlaufende<br />

Arbeit dokumentiert und zur Diskussion eingeladen<br />

wird.<br />

Ein zweites zentrales Informationsmittel ist der im<br />

Rahmen des Projektes entstandene Imagefilm zur<br />

<strong>AWO</strong>. Dieser ist allen Gliederungen kostenlos zugegangen<br />

und kann auf der Internetseite besichtigt<br />

werden.<br />

Auf der <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2008</strong> wurde erstmalig ein<br />

Informationsstand zum <strong>AWO</strong> Projekt „Was hält die<br />

Gesellschaft zusammen?“ vorgestellt, um einen Dialog<br />

mit allen Interessierten anzuregen. Diesen Stand<br />

können Einrichtungen, Dienste und Gliederung für<br />

interne Veranstaltungen ausleihen.<br />

Das Projekt ist nun in der heißen Diskussionsphase<br />

zur Fertigstellung des Sozialberichtes, der im Dezember<br />

2009 in einer Bundespressekonferenz vorgestellt<br />

werden soll.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 21<br />

verlässlich<br />

Pflege<br />

professionelle<br />

Dienstleistungen<br />

sozial gerechte Gesellschaft<br />

hheit Gerechtigkeit für alle<br />

schen<br />

innovativ<br />

qualifiziert Freiheit<br />

Qualitätsmanagement<br />

beiterinnen Mitarbeiter<br />

professionelle Dienstleistungen<br />

praktizierte Solidarität<br />

Integration<br />

Kinderarmut<br />

eigenständig<br />

Kooperation<br />

Verantwortung<br />

Migration<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

kompetentSolidarität Toleranz Freiheit Gleichheit Gerech<br />

Fachpolitik<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong>


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 13.08.2009 13:49 Uhr Seite 22<br />

Fachpolitik<br />

| <strong>AWO</strong>-Initiative: Ausbau der Kinderbetreuung<br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong> der Arbeiterwohlfahrt hat<br />

einen massiven Ausbau des Engagements im Bereich<br />

frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung<br />

beschlossen. Die <strong>AWO</strong> in Deutschland ist mit<br />

ihren rund 2000 Kindertageseinrichtungen nicht<br />

nur quantitativ, sondern vor allem auch im Hinblick<br />

auf die fachliche Qualität ein leistungsstarker<br />

Anbieter für Kinder von 0 bis 12 Jahren.<br />

Dabei fühlen sich unsere Kindertageseinrichtungen<br />

den Leitsätzen der <strong>AWO</strong> verpflichtet und richten<br />

ihre pädagogischen Ziele auf die Verwirklichung von<br />

Chancengerechtigkeit durch Bildungsförderung und<br />

Integration aus. Die familien- und auch frauenpolitischen<br />

Grundaussagen des <strong>AWO</strong>-Verbandes<br />

bilden das Gerüst für ein intensives und erfolgreiches<br />

Engagement im Bereich der Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf mit dem Ziel, das Armutsrisiko für<br />

Familien zu senken und allen Kindern eine erfolgreiche<br />

Bildungskarriere zu ermöglichen. Mit diesem<br />

Anspruch und der daraus resultierenden Selbstverpflichtung<br />

grenzt sich die <strong>AWO</strong> erfolgreich von anderen<br />

Trägern und hier vor allem von Anbietern aus<br />

dem kommerziellen Bereich ab.<br />

Die aktuelle politische Initiative zum bundesweiten<br />

Ausbau der Kinderbetreuung, die durch eine starke<br />

finanzielle Förderung flankiert wird, hat zu einem<br />

gravierenden Umbruch und einer dynamischen<br />

Weiterentwicklung in diesem Bereich geführt. Als<br />

modernes Dienstleistungsunternehmen steht die<br />

<strong>AWO</strong> im Wettbewerb mit anderen Trägern und Leistungserbringern<br />

von Angeboten zur Kinderbetreuung<br />

und den daraus resultierenden Gefahren und<br />

Herausforderungen. Die <strong>AWO</strong> hat deshalb den<br />

Ausbau von qualitativen, bedarfsorientierten und<br />

flexiblen Angeboten zur Kinderbetreuung als ein<br />

wichtiges, strategisches Geschäftsfeld erkannt!<br />

Die angestrebte Erhöhung der Platzzahlen für Kinder<br />

– insbesondere für die Kleinsten unter drei<br />

Jahren – und die gestiegenen Erwartungen an Qualität,<br />

Flexibilität und Vernetzung mit anderen<br />

Unterstützungsangeboten für Familien, sind für die<br />

<strong>AWO</strong> Verpflichtung und zugleich eine Chance, ihren<br />

sozialpolitischen Anspruch mit einer starken Positionierung<br />

in diesem Bereich zu verbinden.Die <strong>AWO</strong><br />

nimmt diese gesellschaftspolitische Herausforderung<br />

an und beteiligt sich bundesweit aktiv am Ausbauprogramm.<br />

Dazu wurden folgende Maßnahmen und Entwicklungsschritte<br />

beschlossen:<br />

• Landesverbände, Bezirksverbände und Kreisverbände<br />

der <strong>AWO</strong> werden durch den Konferenzbeschluss<br />

verpflichtet, den Ausbau dieses zentralen<br />

Geschäftsfeldes zu unterstützen und – im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten – neue Angebote und<br />

Betreuungsplätze für Kinder zu initiieren und<br />

auf- respektive auszubauen.<br />

Zum zentralen Geschäftsfeld „Bildungsförderung,<br />

Betreuung und Erziehung“ von Kindern gehören<br />

insbesondere:<br />

• Betreuung in allen Formen von Tageseinrichtungen<br />

für Kinder,<br />

• Betreuung in der Kindertagespflege, also Tagespflegepersonen<br />

im eigenen Haushalt, im Haushalt<br />

des Kindes oder in externen Räumen,<br />

• Schulkinderbetreuung, schulbegleitend, außerschulisch,<br />

oder Ferienangebote,<br />

• Kurzzeitbetreuung und Notfallbetreuung von<br />

Kindern.<br />

• Die <strong>AWO</strong> entwickelt verbindliche Qualitätskriterien<br />

und Mindeststandards, um den Ausbau des<br />

Arbeitsbereiches Kinderbetreuung einheitlich im<br />

Sinne eines Markenzeichens der <strong>AWO</strong> zu steuern.<br />

Dabei müssen die landesspezifischen Regelungen<br />

bei der Festlegung der Standards berücksichtigt<br />

werden. Dazu wird durch die Geschäftsführerkonferenz<br />

eine Kommission eingerichtet. Mitglieder<br />

dieser Kommission sind verbandsinterne und<br />

-externe Expert/innen.<br />

• Die Bezirks- und Landesverbände der <strong>AWO</strong> übernehmen<br />

eine steuernde Funktion in den Regionen<br />

und unterstützen die regionalen Gliederungen<br />

bei der Umsetzung. Der Auf- und Ausbau von<br />

qualifizierten Kinderbetreuungsangebote muss<br />

über kooperative und steuernde Verbundsysteme<br />

der <strong>AWO</strong> Träger gemeinsam gestaltet werden.<br />

• Überregional sollte dies über eine zentrale und<br />

für alle zugängliche Kommunikationsplattform<br />

unterstützt werden. Der Bundesverband der <strong>AWO</strong><br />

in Deutschland entwickelt und organisiert eine<br />

solche Plattform und fungiert als zentraler Ansprechpartner<br />

im Sinne eines Kompetenzzentrums<br />

für den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten.<br />

Dieses Kompetenzzentrum ist – je


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 23<br />

nach Anforderung und Absprache– in der Lage,<br />

Fach- und Organisationsberatung durchzuführen<br />

oder die konkrete Umsetzung zu übernehmen.<br />

• Der ElternService <strong>AWO</strong> ist Vermittlungsagentur von<br />

Dienstleistungen zur Kinderbetreuung für Arbeitgeber<br />

und deren Beschäftigte und übernimmt<br />

eine Portalfunktion im Bereich Kinderbetreuung.<br />

Zum einen indem er neue Kunden und Interessenten<br />

für die <strong>AWO</strong> gewinnt und zum anderen die<br />

dazu notwendige Beratung und Unterstützung für<br />

den ElternService im Verband zum Auf- und Ausbau<br />

neuer Strukturen und Angebote leistet. Es<br />

müssen verstärkt regionale Strukturen für ein flächendeckendes<br />

Netzwerk des ElternService <strong>AWO</strong><br />

geschaffen werden, um diese wichtigen Leistungen<br />

gewährleisten zu können.<br />

| Weiterentwicklung der Altenhilfe<br />

Zum 1. Juli <strong>2008</strong> trat das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />

(PfWG) in Kraft. Mit der Erhöhung der<br />

Beitragssätze konnte dabei kurzfristig eine Stabilisierung<br />

der finanziellen Ausstattung der Pflegeversicherung<br />

erreicht werden, die damit längst fällige<br />

Leistungsverbesserungen und – erstmalig seit Einführung<br />

der Versicherung – auch eine Dynamisierung<br />

der Leistungsentgelte möglich gemacht hat. Zu<br />

den grundlegenden Leistungsverbesserungen des<br />

PfWG für Pflegebedürftige zählen:<br />

• Anhebung der Leistungsbeträge und Dynamisierung<br />

der Leistungen,<br />

• Verbesserung der Leistungen zur Tages- und<br />

Nachtpflege,<br />

• Verbesserung der Leistungen für Menschen mit<br />

Demenz,<br />

• Verbesserung der ärztlichen Versorgung von Pflegebedürftigen<br />

in Heimen durch Stärkung der<br />

Kooperationsmöglichkeiten mit niedergelassenen<br />

Ärzten respektive der Möglichkeit Heimärzte einzustellen,<br />

• Stärkung von Beratung, Prävention und Rehabilitation,<br />

• Einführung einer Pflegezeit für Angehörige.<br />

• Der bundesweite Ausbau von flexiblen und<br />

bedarfsorientierten Kinderbetreuungsangeboten<br />

muss mit dem gleichzeitigen Ausbau einer Qualifizierungsinitiative<br />

„Kinderbetreuung“ einhergehen,<br />

um gut qualifizierte Fachkräfte für die<br />

Einrichtungen und Angebote der <strong>AWO</strong> gewinnen<br />

zu können. Hierbei sind die Durchlässigkeit der<br />

Ausbildungen, Weiterqualifizierungen von Kinderpfleger/innen<br />

und Qualifizierungsangebote<br />

für „Seiteneinsteiger/innen“ grundlegende Faktoren.<br />

In einem ersten Schritt wird der Bundesverband<br />

beauftragt, auf der Grundlage einer<br />

Fachkräftebedarfsanalyse mit den Landes- und<br />

Bezirksverbänden über die Schaffung neuer<br />

Ausbildungsstätten eine Verständigung herbeizuführen.<br />

Mit der Reform der Pflegeversicherung sind auch<br />

Neuerungen im Bereich der Qualitätssicherung<br />

verbunden, die auf dem Verhandlungswege durch<br />

Vertragsparteien des SGB XI zu vereinbaren sind:<br />

• die Einrichtung einer Schiedsstelle<br />

,Qualitätssicherung‘ (§113b SGB XI),<br />

• die Entwicklung von Expertenstandards<br />

(§ 113a SGB XI),<br />

• die Veröffentlichung von Prüfergebissen<br />

(§ 115 SGB XI)<br />

• die Maßstäbe und Grundsätze zur Sicherung<br />

und Weiterentwicklung der Pflegequalität<br />

(§ 113 SGB XI).<br />

Die <strong>AWO</strong> war sowohl bei den Vorbereitungen zu den<br />

Verhandlungen als auch bei den Verhandlungen<br />

selbst auf der Seite der Leistungserbringerverbände<br />

maßgeblich beteiligt. Geeint wurden dabei die<br />

Geschäftsordnung und Besetzung der Schiedsstelle,<br />

die Verfahrensordnung zur Entwicklung von<br />

Expertenstandards sowie die Veröffentlichung von<br />

Prüfergebnissen von stationären Pflegeeinrichtungen.<br />

Die Verhandlungen werden 2009 weitergeführt.<br />

Fachpolitik<br />

22 | 23


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 24<br />

Fachpolitik<br />

| GesundheitsService <strong>AWO</strong><br />

Mit der geplanten Gründung des GesundheitsService<br />

<strong>AWO</strong> entsteht nach dem Elternservice <strong>AWO</strong><br />

und dem Seniorenservice <strong>AWO</strong> der dritte bundesweite<br />

Serviceanbieter in einem Bereich, in dem<br />

sich viele <strong>AWO</strong> Unternehmen betätigen, die Vorsorge-<br />

und Rehabilitationsmaßnahmen sowie gesundheitsfördernde<br />

Angebote bereit halten. Durch<br />

die Zusammenarbeit der Trägergruppe <strong>AWO</strong> und<br />

deren Kliniken mit den zahlreichen Beratungsstellen<br />

der <strong>AWO</strong> ergibt sich die Möglichkeit einer<br />

bundesweiten Vernetzung, die ein zielgruppenspezifisches<br />

und vielfältiges Dienstleistungsangebot<br />

beinhaltet.<br />

Anders als der ElternService und SeniorenService<br />

wird der GesundheitsService <strong>AWO</strong> nur von den <strong>AWO</strong>-<br />

Landes-und Bezirksverbänden getragen, die zugleich<br />

Träger von Mutter-Kind-Kliniken sind sowie<br />

dem Bundesverband.<br />

Die <strong>AWO</strong> ist In ihrer Eigenschaft als Anbieterin von<br />

gesundheitsbezogenen Dienstleistungen zunehmend<br />

mit neuem und sich schnell bewegendem<br />

Wettbewerb konfrontiert.<br />

In vielfältiger Weise wurde darauf reagiert.<br />

Bereits 1997 haben sich die Träger von Vorsorgeund<br />

Reha- Einrichtungen zusammengeschlossen,<br />

dieser marktorientierte Zusammenschluss hat zur<br />

Gründung der Interessengemeinschaft Gesundheit<br />

(IG Gesundheit) geführt.<br />

Schwerpunkte bisheriger Aktivitäten sind die seit<br />

1997 betriebene hotline für Mutter-Kind-Kurmaßnahmen,<br />

die Entwicklung und der Betrieb<br />

von Gesundheitszentren sowie eines bundesweiten<br />

Nachsorgeprogramms und mehrere gemeinsame<br />

PR Kampagnen.<br />

In einem weiteren Schritt in Richtung einer strategischen<br />

Ausrichtung der <strong>AWO</strong> erweist es sich nun als<br />

notwendig, die Vermittlung und Vermarktung von<br />

gesundheitsbezogenen Produkten organisatorisch<br />

zusammenzufassen.<br />

Um eine bessere Außenwirkung zu erzielen, wirtschaftliche<br />

Spielräume zu nutzen und haftungsrechtliche<br />

Fragen klar zu stellen ist hierbei die Rechtsfähigkeit,<br />

die durch die Schaffung einer eigenständigen<br />

Rechtsform gewährleistet wird, unabdingbar.<br />

Mit Blick auf die Bündelung von Kompetenzen und<br />

Ressourcen sind derzeit 14 Mitglieder der IG Gesundheit<br />

als Gesellschafter des GesundhieitsService<br />

<strong>AWO</strong> vorgesehen, deren Produktportfolio einem<br />

bundesweiten Vermittlungs- und Vermarktungsangebot<br />

genügt.<br />

So ist die Prämisse, der sich der zukünftige „GesundheitsService<br />

<strong>AWO</strong>“ verpflichtet, eine zeitgemäße<br />

und zukunftsfähige Wettbewerbsorientierung. Besonderen<br />

Wert wird dabei auf eine qualitativ<br />

hochwertige Leistungserbringung der Mitglieder in<br />

ihren Einrichtungen gelegt.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 25<br />

| Das Sozialmonitoring der Freien Wohlfahrtspflege und der Bundesregierung<br />

Das Sozialmonitoring bildete auch in <strong>2008</strong> ein<br />

wichtiges Forum für die Spitzenverbände der Freien<br />

Wohlfahrtspflege, um mit der Bundesregierung<br />

Umsetzungsprobleme und Ungerechtigkeiten von<br />

Sozialgesetzen zu erörtern und nach Lösungswegen<br />

zu suchen.<br />

Gesundheitspolitik<br />

Im ersten Halbjahr <strong>2008</strong> stand der Austausch im<br />

Zeichen des sogenannten Gesetzes zur Stärkung des<br />

Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(kurz: GKV-WSG). Die Wohlfahrtspflege hat das<br />

Ziel begrüßt, für alle Bürgerinnen und Bürger einen<br />

Krankenversicherungsschutz einzuführen. Gleichzeitig<br />

wurden im Monitoring negative Folgen der<br />

Reform für die Versicherten thematisiert.<br />

In einigen Punkten konnten die Wohlfahrtsverbände<br />

die Bundesregierung nicht zum Handeln bewegen.<br />

Dennoch hat das Gespräch auch konkrete<br />

positive Ergebnisse gebracht.<br />

So führt etwa die Pflicht zur Krankenversicherung<br />

gerade für Wohnungslose zu großen Problemen. Bei<br />

ihnen liefen in der Folge ungeahnte Beitragsschulden<br />

bei den Krankenkassen auf, die sie voraussichtlich<br />

langfristig aufgrund ihrer Lebensumstände nicht<br />

bezahlen können. Zudem droht ihnen, falls sie den<br />

Ausstieg aus SGB II-Leistungen schaffen, zu denen<br />

auch die Übernahme der Krankenversicherungskosten<br />

gehört, wegen den Beitragsschulden nur ein eingeschränkter<br />

Krankenversicherungsschutz. Die Bundesregierung<br />

hat die Problemanzeige der Wohlfahrtsverbände<br />

als zutreffend eingestuft und auch die Ansicht<br />

geteilt, dass in derartigen Fällen die Beitragsschulden<br />

zu erlassen respektive zu ermäßigen sind. Das Bundesministerium<br />

für Gesundheit hat sich daraufhin an<br />

die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen<br />

gewandt, sowie einzelne von der Wohlfahrtspflege<br />

gemeldete Fälle zu lösen versucht. Eine gesetzliche<br />

Lösung, wie von den Wohlfahrtsverbänden gefordert,<br />

wurde allerdings abgelehnt.<br />

Eine klare Verbesserung für die Betroffenen bedeutete<br />

hingegen das Einschreiten der Bundesregierung<br />

gegen die aus Sicht der Wohlfahrtsverbände rechtswidrige<br />

Praxis privater Krankenkassen, im Jahr <strong>2008</strong><br />

Wartezeiten bei der Aufnahme in den Standardtarif<br />

einzuführen. Bei der Streitfrage, ob das Ruhen der<br />

Leistungen bei Beitragsschulden nicht nur den Versicherten,<br />

sondern auch die familienversicherten<br />

Kinder trifft, ist dem Anliegen der Wohlfahrtsverbände<br />

in vollem Umfang Rechnung getragen<br />

worden. Sie hatten dafür plädiert, dass bei Beitragsschulden<br />

der Eltern sowohl Vorsorgeuntersuchungen<br />

der Kinder als auch weitere Leistungen im<br />

Krankheitsfall nicht eingeschränkt werden dürfen.<br />

Die Bundesregierung hat diese Ansicht geteilt und<br />

dementsprechend dem Spitzenverband der Krankenkassen<br />

ihre Rechtsauffassung dargelegt.<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

Die Monitoringpartner haben sich in der zweiten<br />

Jahreshälfte <strong>2008</strong> intensiv mit den Auswirkungen<br />

der Reformen auf dem Arbeitsmarkt befasst. Die<br />

Wohlfahrtsverbände thematisierten ihre praktischen<br />

Erfahrungen mit den Arbeitsmarktinstrumenten,<br />

beispielsweise den Programmen Kommunal-Kombi<br />

und Jobperspektive. Die Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen<br />

Instrumente war auch für die<br />

<strong>AWO</strong> ein Schwerpunktthema im Bereich der Arbeitsmarktpolitik.<br />

Ein weiteres war die Diskussion über<br />

eine verfassungskonforme Nachfolgeregelung für<br />

die ARGEn, in der sich der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

unter anderem mit einer eigenen Stellungnahme<br />

klar positioniert hat.<br />

Mit Blick auf den Beschäftigungszuschuss für Menschen<br />

mit multiplen Vermittlungshemmnissen hat<br />

sich die Freie Wohlfahrtspflege im Sozialmonitoring<br />

dafür eingesetzt, die Höhe des Zuschusses für diese<br />

Arbeitsverhältnisse nicht zu begrenzen und das<br />

Instrument mit sozialpädagogischer Begleitung<br />

kombinierbar auszugestalten. Im Zuge des parlamentarischen<br />

Verfahrens zur Reform der arbeitsmarktpolitischen<br />

Instrumente wurde eine Aufstockung<br />

nach § 16f SGB II für diesen Personenkreis<br />

letztlich ermöglicht und auch eine Kombinierbarkeit<br />

mit Hilfen zur Stabilisierung der Maßnahme<br />

nach § 46 SGB III geregelt.<br />

Fachpolitik<br />

24 | 25


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 13.08.2009 13:49 Uhr Seite 26<br />

Fachpolitik<br />

| Nationaler Integrationsplan<br />

Die <strong>AWO</strong> hat in Kooperation mit den Verbänden der<br />

Freien Wohlfahrtspflege im Nationalen Integrationsplan<br />

von 2007 ein Paket von 60 Selbstverpflichtungen<br />

zur Optimierung und Weiterentwicklung von<br />

interkulturellen Konzepten abgegeben. Durchgängige<br />

Leitlinie der Selbstverpflichtungen war die Verpflichtung<br />

zur interkulturellen Öffnung in allen<br />

Handlungsfeldern Sozialer Arbeit. Für die Umsetzung<br />

dieser Selbstverpflichtungen ist die <strong>AWO</strong> gut aufgestellt,<br />

denn dieses sozialpolitische Grundkonzept<br />

entspricht der Beschlusslage des Verbandes seit der<br />

<strong>Bundeskonferenz</strong> 2000.<br />

Beschlusslagen sind aber kein Garant für praktische<br />

Umsetzung und Konkretisierung in den einzelnen<br />

Handlungsfeldern. Zum dritten Integrationsgipfel im<br />

November <strong>2008</strong> haben die Verbände der Freien<br />

Wohlfahrtspflege einen Umsetzungsbericht dieser<br />

Selbstverpflichtungen veröffentlicht. Ein Arbeitschwerpunkt<br />

der Bundesgeschäftsstelle im Berichtsjahr<br />

war deshalb eine Zusammenstellung und Auswertung<br />

einer Vielzahl von Leuchtturmprojekten,<br />

die beispielhaft für die Umsetzung dieser Selbstverpflichtungen<br />

stehen.<br />

Eine Vielzahl dieser Projekte wurde auf der Jahrestagung<br />

der Migrationssozialarbeit im November<br />

<strong>2008</strong> präsentiert und diskutiert. Dabei wurde<br />

deutlich, dass die sozialpolitische Gestaltung der<br />

Einwanderungsgesellschaft als eine Kernaufgabe<br />

der Arbeiterwohlfahrt verstanden wird. Realisiert<br />

wird diese Gestaltung in den Kindertagesstätten, in<br />

denen ein kindgerechtes Deutschförderkonzept<br />

angeboten wird, in den Einrichtungen der Jugendberufshilfe,<br />

in denen migrationssensible Konzepte<br />

der Berufsvorbereitung entwickelt worden sind, sowie<br />

in den Senioreneinrichtungen, in denen ein<br />

kultursensibler Pflegeansatz praktiziert wird.<br />

In allen Handlungsfelder sozialer Arbeit hat die<br />

Arbeiterwohlfahrt zunehmend beachtenswerte<br />

Ansätze und Konzepte entwickelt, die in den Umsetzungsbericht<br />

eingeflossen sind.<br />

Das wichtigste Ergebnis der drei Integrationsgipfel<br />

ist aus Sicht der Arbeiterwohlfahrt die seit langem<br />

überfällige politische Aufwertung der Migrantenorganisationen.<br />

Allerdings bedeutet dies für die<br />

Weiterentwicklung der <strong>AWO</strong> auch, dass die Frage des<br />

Bürgerschaftlichen Engagements mit dem Hand-<br />

lungsfeld Migration künftig miteinander verknüpft<br />

werden muss. Hier entsteht eine neue Aufgabe für<br />

den Verband.<br />

<strong>AWO</strong>-Rahmenkonzeption „Interkulturelle<br />

Öffnung (IKÖ) der ambulanten und stationären<br />

Angebote für ältere Menschen“<br />

Die Bundesregierung hat <strong>2008</strong> den Ersten Fortschrittsbericht<br />

zum Nationalen Integrationsplan mit<br />

konkreten Umsetzungsbeispielen veröffentlicht. Ein<br />

Schwerpunkt der Selbstverpflichtungen der Verbände<br />

der BAGFWist die interkulturelle Öffnung der<br />

Dienste und Einrichtungen im Bereich der Gesundheit<br />

und Altenhilfe. Hierzu gibt es bereits zahlreiche<br />

Initiativen und Maßnahmen der Verbände, die zu<br />

einer Verbesserung des Zugangs der Einwanderer/innen<br />

zu den Versorgungssystemen beitragen.<br />

Im Bereich der Altenhilfe hat der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis<br />

Altenhilfe und Koordinierungskreis Migration Ende<br />

<strong>2008</strong> eine Rahmenkonzeption zur interkulturellen<br />

Öffnung (IKÖ) der ambulanten und stationären<br />

Angebote für ältere Menschen erarbeitet und verabschiedet.<br />

Mit der Rahmenkonzeption leistet die <strong>AWO</strong> einen<br />

Beitrag zur Umsetzung im Bereich der interkulturellen<br />

Öffnung. Das Ziel ist es dabei, allen älteren Menschen<br />

und ihren Angehörigen, unabhängig von<br />

ihrer Herkunft, Abstammung und sozialen Lebenslage,<br />

Hilfen und Angebote im Bereich der Altenhilfe<br />

zugänglich zu machen. Durch die Umsetzung der IKÖ<br />

werden Rahmenbedingungen in der Organisation<br />

für interkulturelle Lernprozesse und für einen sensiblen<br />

Umgang mit Bedürfnissen eingewanderter<br />

Menschen geschaffen, sowie Zugangsbarrieren zur<br />

Zielgruppe der älteren Einwanderer/-innen abgebaut.<br />

Diese Rahmenkonzeption wurde auf der Grundlage<br />

von Praxiserfahrungen und Ergebnissen der Befragung<br />

von ambulanten und stationären Einrichtungen<br />

der <strong>AWO</strong> unter anderem aus Bremen, Hannover,<br />

Hamm, Herten, Nürnberg und Ulm, die bereits<br />

interkulturell arbeiten, erstellt. Die Rahmenkonzeption<br />

stellt hierzu eine Orientierungshilfe für die<br />

Praxis dar und richtet sich sowohl an das Arbeitsfeld<br />

Altenhilfe als auch Migrationsarbeit.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 13.08.2009 13:49 Uhr Seite 27<br />

| Positionspapier „Zukunft der Eingliederungshilfe“<br />

Die Behinderungshilfe und die Psychiatrie sind in<br />

den vergangenen Jahren wie kaum ein anderer<br />

Bereich im sozialen System von sozialpolitischen<br />

Änderungen und konzeptionellen Weiterentwicklungen<br />

gekennzeichnet. Generell geht es um die<br />

Frage: Wie stellt sich die jetzige Lebenssituation von<br />

behinderten Menschen in unserer Gesellschaft dar<br />

und wie müssen wir das künftige Leistungsprofil der<br />

<strong>AWO</strong>-Einrichtungen und Dienste verändern, damit<br />

behinderte und psychisch kranke Menschen als<br />

gleichberechtigte Bürger und Bürgerinnen in die<br />

Gesellschaft integriert sind.<br />

Die Sozialpolitik für Menschen mit Behinderungen<br />

steht vor einem grundlegenden Wandel, der als<br />

Paradigmenwechsel – von der Fürsorge zur Selbstbestimmung<br />

und Teilhabe – betrachtet werden<br />

kann. Es entwickelten sich neue Ansätze für das<br />

Zusammenleben von Menschen mit und ohne<br />

Behinderung. Unter Schlagworten wie „Empowerment“,<br />

„Partizipation“ oder „Inklusion“ finden sie<br />

Einzug in die Arbeit mit und für Menschen mit<br />

Behinderungen. Insbesondere die Leitidee der „Inklusion“<br />

führt dabei für alle am Prozess Beteiligten<br />

zu einem Wechsel der Perspektiven.<br />

Entscheidende Bedeutung für diese neue Entwicklung<br />

hat das am 13. Dezember 2006 von der Generalversammlung<br />

der Vereinigten Nationen verabschiedete<br />

Übereinkommen über die Rechte von<br />

Menschen mit Behinderungen. Die Übereinkunft<br />

zielt darauf ab, Menschen mit Behinderungen als<br />

gleichberechtigte Bürger anzuerkennen, die ein<br />

selbstbestimmtes Leben führen und von der Gesellschaft<br />

erwarten können, dass sie sich im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten für Barrierefreiheit einsetzt und<br />

die Diskriminierung behinderter Menschen bekämpft.<br />

Mit ihrem Positionspapier „Zur Zukunft der Eingliederungshilfe<br />

– neue Weichenstellung in der Sozialpolitik“<br />

legt die <strong>AWO</strong> Leitthesen vor, die ihr Handeln<br />

zur Verwirklichung der gleichberechtigten und<br />

uneingeschränkten Teilhabe von behinderten Menschen<br />

am Leben in der Gemeinschaft bestimmen.<br />

Mit den Thesen wird sich die <strong>AWO</strong> in die politische<br />

Diskussion einbringen und Veränderungen zur Weiterentwicklung<br />

der Eingliederungshilfe anregen:<br />

1. These<br />

Eingliederungshilfe – ein gesellschaftlicher Auftrag<br />

Für die <strong>AWO</strong> heißt der Auftrag: Solidarisches Handeln<br />

und Unterstützung behinderter Menschen bereiten<br />

den Weg zu einem selbstbestimmten Leben.<br />

2. These<br />

Eingliederungshilfe – ein Leben lang<br />

Für die <strong>AWO</strong> ist eine an das Lebensalter geknüpfte<br />

Begrenzung von Eingliederungshilfe inhuman und<br />

nicht akzeptabel.<br />

3. These<br />

Eingliederungshilfe – Inklusion schafft Chancen<br />

Für die <strong>AWO</strong> bedeutet dies: Mit Inklusion verbindet<br />

sich die Forderung gemeinsamen Lebens und Lernens<br />

aller Menschen von Anfang an.<br />

4. These<br />

Eingliederungshilfe – nicht ohne Selbstbestimmung<br />

und Autonomie<br />

Für die <strong>AWO</strong> gilt: Wir verwirklichen Selbstbestimmung<br />

und Autonomie behinderter Menschen durch<br />

den Abbau von Barrieren, die ihrer Partizipation am<br />

gesellschaftlichen Leben entgegenstehen.<br />

5. These<br />

Eingliederungshilfe – nur mit Teilhabe<br />

und Mitbestimmung<br />

Für die <strong>AWO</strong> heißt das: Weit über gesetzliche bestehende<br />

Möglichkeiten hinaus muss behinderten Menschen<br />

ein selbstverständliches Recht auf Mitbestimmung<br />

eingeräumt werden. „Nichts ohne sie, nichts<br />

über sie“ kennzeichnet künftig das verbandliche Handeln<br />

der <strong>AWO</strong> in all ihren Diensten und Angeboten.<br />

6. These<br />

Eingliederungshilfe – und Arbeit<br />

Die <strong>AWO</strong> ruft zu einem Pakt für Arbeit und Beschäftigung<br />

für behinderte Menschen auf. Alle Akteure<br />

am Arbeitsmarkt müssen sich intensiver als bisher<br />

engagieren.<br />

7. These<br />

Eingliederungshilfe – Teil des Ganzen<br />

Die <strong>AWO</strong> hält eine grundlegende Klärung im Zusammenspiel<br />

von Eingliederungshilfe, Krankenversicherung<br />

und Pflege für dringend notwendig. Es muss<br />

sichergestellt werden, dass jeder behinderte Mensch<br />

die ihm wegen seines individuellen Bedarfs zustehende<br />

Pflegeleistung erhält. Ebenso muss jeder<br />

Pflegebedürftige Zugang zu der ihm wegen einer<br />

Behinderung zustehenden Leistung erhalten, egal in<br />

welcher Wohn- und Lebenssituation er sich befindet.<br />

Fachpolitik<br />

26 | 27


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 28<br />

Fachpolitik<br />

8. These<br />

Eingliederungshilfe – so hat sie Zukunft<br />

Die <strong>AWO</strong> lädt alle an unserem Sozialleistungssystem<br />

Beteiligten zu einem konstruktiven Dialog ein. Die<br />

<strong>AWO</strong> stellt sich mit Engagement und Kompetenz den<br />

Zukunftsaufgaben, die mit einer neuen Sichtweise<br />

von Eingliederungshilfe im Sinne von Teilhabe und<br />

| „Schauplatz Familienbildung“<br />

Die Familienbildung als Angebot zur Förderung und<br />

Unterstützung aller Familien hat bei der Arbeiterwohlfahrt<br />

eine lange Tradition.<br />

Mit dem Ende des Krieges und dem Wiederaufbau der<br />

<strong>AWO</strong> nach Verbot und Verfolgung erfolgten die<br />

(Neu-) Gründungen erster Einrichtungen der Mütterbildung.<br />

Angeboten wurden vornehmlich für die<br />

Nachkriegszeit spezifische Angebote wie Näh- und<br />

Stopfkurse, Kurse zur Pflege und Erziehung von Kleinkindern<br />

und Gesprächskurse für die kriegsbedingt<br />

hohe Zahl an alleinerziehenden Müttern. In den<br />

darauffolgenden Jahren enstanden in zahlreichen<br />

<strong>AWO</strong>-Gliederungen Bildungsprogramme und Ansätze<br />

der Familienbildung, die sich an den regionalen<br />

Bedürfnissen orientierten und Familien in ihren<br />

unterschiedlichen Lebenssituationen unterstützten.<br />

1960 startete bei der <strong>AWO</strong> das Bundesmodellprojekt<br />

Mobile Elternschule (MES). Die MES wurde als<br />

eine bundesweit tätige familienpädagogische Einrichtung<br />

des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes e.V über 44<br />

Jahre, also bis zum Jahr 2004, durch das heutige<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Sie trug in mehr 100<br />

Landkreisen dazu bei, freie und öffentliche Träger<br />

zur Institutionalisierung neuer Angebote der Familienbildung<br />

zu motivieren. Heute finden Mütter,<br />

Väter, Kinder und Jugendliche eine Vielzahl familienbezogener<br />

Informations- und Bildungsangebote<br />

in unterschiedlichen Formen bei <strong>AWO</strong>-Diensten und<br />

-Einrichtungen im gesamten Bundesgebiet.<br />

1991 erfolgte mit der Verabschiedung des Kinderund<br />

Jugendhilfegesetzes (SGB VIII) die gesetzliche<br />

Verankerung von Familienbildung auf der Bundesebene,<br />

für die sich auch die <strong>AWO</strong> über viele Jahre<br />

eingesetzt hatte. § 16 des SGB VIII schreibt Familienbildung<br />

als eine auf Bedürfnisse und Interessen<br />

sowie auf Erfahrungen von Familien in unter-<br />

Selbstbestimmung behinderter Menschen und zugleich<br />

gesellschaftlicher Verantwortung verbunden<br />

sind. Die <strong>AWO</strong> wird mit ihren vielfältigen Diensten und<br />

Einrichtungen prozesshaft dafür Sorge tragen, dass<br />

behinderte Menschen nicht weiter von Isolation und<br />

Ausgrenzung betroffen sind, sondern dass ihre Belange<br />

in allen Lebenslagen Berücksichtigung finden.<br />

schiedlichen Lebenslagen und Erziehungssituationen<br />

gerichtete Leistung zur Förderung der Erziehung<br />

in der Familie fest. Dies entspricht der Position der<br />

<strong>AWO</strong>, die besagt, dass Erziehung und Bildung<br />

gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgaben sind und<br />

Eltern in ihren verantwortungsvollen Erziehungsaufgaben<br />

nicht allein gelassen werden dürfen.<br />

Zum 30. September 2004 beendete die <strong>AWO</strong> das<br />

Erfolgsprojekt Mobile Elternschule, um nun eine<br />

weiterführende Familienbildungsidee unter dem<br />

Titel „mobile Familienbildung – moFa“ auf den Weg<br />

zu bringen. moFa setzte sich die Verbreitung,<br />

Verstetigung und Vernetzung von Familienbildung<br />

in strukturschwachen, ländlichen Gebieten zum Ziel<br />

und richtete sich an Träger und Einrichtungen aus<br />

den Bereichen Jugendhilfe, Bildung und Gesundheit<br />

insbesondere in den neuen Bundesländern.<br />

Dieses Projekt endete im Juni <strong>2008</strong> mit einer Fachtagung<br />

im Alten Rathaus Potsdam.<br />

Zentrale Arbeitsergebnisse sind im Internet zu<br />

sehen unter www.familienbildung.info, Dokumentationen<br />

von Fachtagen und Gesamtprojekt unter<br />

www.mobile-familienbildung.de<br />

In der Weiterentwicklung des Handlungsfeldes<br />

Familienbildung, das vielerorts einen festen Bestandteil<br />

von Jugendhilfe und Erwachsenenbildung<br />

ausmacht, liegt auch künftig eine bedeutsame<br />

Aufgabe der Arbeiterwohlfahrt: Mit Blick auf die gesellschaftlichen<br />

Lebensbedingungen von Familien,<br />

aber auch mit Bezug auf aktuelle familienpolitische<br />

Themen gilt es, Familien in ihren unterschiedlichen<br />

Lebenssituationen beispielsweise durch Angebote<br />

zur Stärkung der Erziehungs- und Alltagskompetenzen,<br />

der Gesundheits-, Bildungs- und Entwicklungsförderung<br />

oder der Armutsprävention bei der<br />

Wahrnehmung ihrer vielfältigen Aufgaben und Verantwortungen<br />

zu unterstützen.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 13.08.2009 13:50 Uhr Seite 29<br />

Gleichzeitig muss es darum gehen, Einrichtungen<br />

und Angebote der Familienbildung noch stärker als<br />

bisher interkulturell zu öffnen. Als hilfreich in diesem<br />

Prozess der Weiterentwicklung könnten sich ei-<br />

ne stärkere bundesweite, auch arbeitsfeldübergreifende<br />

Vernetzung der Familienbildungsträger der<br />

Arbeiterwohlfahrt sowie eine Stärkung des Transfers<br />

von Know-how innerhalb des Verbandes erweisen.<br />

| „Gemeinsam Chancen schaffen“ – <strong>AWO</strong> auf dem 13. Deutschen Kinder- und<br />

Jugendhilfetag in Essen<br />

Auf Europas größtem von der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) veranstalteten<br />

Fachkongress der Jugendhilfe mit rund 40.000 Besucher/innen<br />

hat sich die Arbeiterwohlfahrt eindrucksvoll<br />

präsentiert. Unter dem Leitmotiv der <strong>AWO</strong><br />

„Gemeinsam Chancen schaffen“ präsentierten auf<br />

einem 300 qm großen Messestand der <strong>AWO</strong> Bundesverband,<br />

die Landesarbeitsgemeinschaft der<br />

<strong>AWO</strong> aus NRW sowie weitere <strong>AWO</strong>-Träger ihre innovativen<br />

Angebote und Projekte. Der Messestand bot<br />

darüber hinaus Platz für die Aufführung von Kindermusicals<br />

und Diskussionsrunden zu fachpolitischen<br />

Themen.<br />

Neben der Fachmesse war die <strong>AWO</strong> auch im Rahmen<br />

des Fachkongresses mit 14 Veranstaltungen<br />

| Innovative Kooperation <strong>AWO</strong> und Uni Leuphana<br />

Der demographische Wandel wird – so die einhellige<br />

Meinung der Experten – zu einem allgemeinen<br />

Fachkräftemangel in der Sozialwirtschaft führen.<br />

Bereits jetzt ist insbesondere in erzieherischen und<br />

pflegerischen Berufen ein Mangel an Fachpersonal<br />

zu verzeichnen.<br />

Um diesen Fachkräftemangel kompensieren zu<br />

können und auch in Zukunft gut ausgebildetes<br />

Fachpersonal zu generieren, muss die Ausbildungssituation<br />

in der Sozialen Arbeit und Sozialwirtschaft<br />

grundlegend reformiert werden. Es müssen innovative<br />

Strukturen geschaffen werden, die theoretisches<br />

Grundlagenwissen mit praktischem Erfahrungswissen<br />

verzahnt. Die Ausbildung sowie Weiter- und<br />

Hochschulbildung müssen in kluge Vernetzungsformen<br />

zusammengebracht werden, Wissensmanagement<br />

muss organisiert und Beschäftigungsfähigkeit<br />

gefördert werden. Hierbei gilt es, bereits vorhan-<br />

stark vertreten. Das vom Bundesverband und der<br />

LAG der <strong>AWO</strong> NRW gemeinsam veranstaltete zentrale<br />

Fachforum mit dem Titel „Bildung und Förderung<br />

ohne Armutszeugnis“ fand eine gute Resonanz,<br />

ebenso auch die anderen Veranstaltungen. Das<br />

Thema „Armut von Kindern“ stand eindeutig im<br />

politischen Mittelpunkt des Jugendhilfetages.<br />

Der Jugendhilfetag bietet die Möglichkeit, sich als<br />

Verband öffentlichkeitswirksam in seiner konzeptionellen<br />

Vielfalt darzustellen. Das Konzept eines<br />

gemeinsamen Messeauftritt von Bundesverband<br />

und Trägern und Einrichtungen der <strong>AWO</strong> hat sich<br />

bewährt und bot allen Beteiligten neue Möglichkeiten<br />

sich auf phantasievolle und kreative Weise einer<br />

breiten Fachöffentlichkeit zu präsentieren.<br />

dene Kompetenzen und erworbene Lernleistungen<br />

der Mitarbeiter/-innen aufzugreifen und anzuerkennen,<br />

um Aus- und Weiterbildungszeiten zu<br />

verkürzen und Hochschulzugänge zu erleichtern.<br />

Inhaltlich braucht fachliche Arbeit wissenschaftliche<br />

Fundierung und wissenschaftliche Forschung<br />

das Feld praktischer Anwendung. Diese Erkenntnis<br />

hat die Leuphana Universität und die Arbeiterwohlfahrt<br />

dazu bewogen, ein in dieser Form einzigartiges<br />

Kooperationsmodell zu gestalten.<br />

Beide Organisationen gründeten das Transferzentrum<br />

für Sozial- und Gesundheitswirtschaft, angesiedelt<br />

an der Professional School der Leuphana<br />

Universität. Seitens unseres Verbandes sind die <strong>AWO</strong><br />

Bundesakademie, die Gesellschaft für Organisationsberatung<br />

und Sozialplanung und die Hans-<br />

Weinberger-Akademie beteiligt.<br />

Fachpolitik<br />

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VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:46 Uhr Seite 30<br />

Fachpolitik<br />

Ziel dieser Kooperation ist die Intensivierung des<br />

Wissens- und Kompetenztransfers zwischen Wissenschaft<br />

und Praxis, mit dem berufs- und bildungspolitischen<br />

Anspruch der Durchlässigkeit<br />

unterschiedlicher Bildungssysteme und der Anerkennung<br />

von an verschiedenen Lernorten erworbenen<br />

Lernleistungen.<br />

Das Transferzentrum will Ort eines offenen, kritischen<br />

und fruchtbaren Dialogs zwischen Wissenschaft<br />

und sozialwirtschaftlicher Praxis sein. Hier<br />

sollen drängende Herausforderungen und Zukunftsfragen<br />

der Sozialwirtschaft identifiziert und durch<br />

entsprechende Entwicklungsimpulse und Produkte<br />

operationalisiert werden. Mitglieder sind Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler der Universität<br />

und Praxisexperten aus der Arbeiterwohlfahrt.<br />

Die zentralen Tätigkeitsfelder des Transferzentrums<br />

sind:<br />

• Entwicklung gemeinsamer Weiterbildungsangebote<br />

und Öffnung der Hochschule für Berufsgruppen<br />

für die der Hochschulzugang weitgehend<br />

verschlossen ist.<br />

• Weiterbildungsprodukte planen, konzipieren und<br />

durchzuführen. Die Angebote reichen von Zertifikatsreihen<br />

bis hin zu universitären Bachelorund<br />

Masterstudiengängen und sollen die Akademisierung<br />

sozialer Berufe befördern.<br />

• Realisierung angewandter Forschungs- und Entwicklungsprojekte,<br />

die gezielt zu Fragen und Problemstellung<br />

der Praxis und zusammen mit ihr<br />

durchgeführt werden.<br />

• Durchführung von Kongressen, Symposien, Foren<br />

etc., die dem Dialog von Praxis und Wissenschaft<br />

dienen und zukunftsweisende praxis- und forschungsrelevante<br />

Entwicklungen aufgreifen.<br />

• Förderung von Fach- und Führungskräften in der<br />

Sozialwirtschaft sowie von wissenschaftlichen<br />

Nachwuchskräften. Durch Stipendien, gezielte<br />

Fach- und Führungskräftetrainings sollen Leistungsträger<br />

der Sozialwirtschaft und Nachwuchswissenschaftler,<br />

die zu sozialwirtschaftlich relevanten<br />

Fragestellungen forschen, gezielt gefördert<br />

werden.<br />

Das Transferzentrum wird von einem Expertenbeirat<br />

unter Vorsitz der Bundesbildungsministerin a.D.<br />

und MdB, Frau Edelgard Bulmahn, beraten. Der Beirat<br />

setzt sich aus namhaften Vertreterinnen und<br />

Vertretern der Wissenschaft, Praxis, Politik, Gewerkschaft,<br />

Wirtschaft, öffentlichen und freien Träger<br />

sozialer Arbeit zusammen.<br />

Seine Aufgabe besteht darin, zentrale, aktuelle und<br />

zukünftige Anforderungen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft,<br />

insbesondere in den Bereichen<br />

Erziehung, Bildung und Pflege zu identifizieren.<br />

Er erörtert bildungspolitische Maßnahmen zur<br />

Niveauanhebung des Erzieher/-innnen- und Pflegeberufes,<br />

liefert Beiträge zur Akzeptanz dieser<br />

Berufe und unterbreitet Vorschläge zur Weiterentwicklung<br />

der Ausbildung.<br />

Darüber hinaus arbeitet der Beirat an implementierbaren<br />

Ansätzen zur Lösung sozialwirtschaftlicher<br />

Fragestellungen und Probleme und unterstützt das<br />

Transferzentrum bei der Bildung und Pflege von<br />

politischen, wissenschaftlichen und sozialwirtschaftlichen<br />

Netzwerken.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 38<br />

| Organigramm seit November <strong>2008</strong><br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Rainer Brückers<br />

– Stabsstellen<br />

Sozialpolitik – Johannes Wörn<br />

Qualitätsmanagement – Ullrich Wittenius<br />

Personalmanagement – Kirsten Fengler<br />

Europa – Peggy Saß<br />

– Grundsatzreferenten/-innen<br />

Migration – Wolfgang Barth<br />

Pflege und Gesundheit – Werner Eike<br />

Bürgerliches Engagement – NN<br />

– Referenten/-innen<br />

– <strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

Michael Kriegel<br />

– Office<br />

Jan Buchaniec<br />

Vorstand<br />

§ 26 BGB<br />

Vorstandsmitglied<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

– Stabsstelle – Controlling<br />

Werner Gegner<br />

– Marketing/PR<br />

Berit Gründler<br />

– Finanz- und Rechnungswesen<br />

Torsten Sandersfeld<br />

– Fördermittel-Management<br />

Ana Diaz-Gonzàles<br />

Präsidium<br />

Aufsichtsgremium<br />

Vorsitzender Wilhelm Schmidt


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Mitglieder, Einrichtungen, Beteiligungen und Mitgliedschaften<br />

Mitglieder des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes als juristische Personen sind die Landes- und<br />

Bezirksverbände der <strong>AWO</strong> sowie 10 korporativ angeschlossene Mitglieder:<br />

Bezirksverband Baden e.V.<br />

Hohenzollernstr. 22<br />

76135 Karlsruhe<br />

Landesverband Bayern e.V.<br />

Edelsbergstr. 10<br />

80686 München<br />

Landesverband Berlin e.V.<br />

Blücherstraße 61/62<br />

10961 Berlin<br />

Landesverband Brandenburg e.V.<br />

Nansenstr. 18<br />

14471 Potsdam<br />

Bezirksverband Braunschweig e.V.<br />

Peterskamp 21<br />

38108 Braunschweig<br />

Landesverband Bremen e.V.<br />

Auf den Häfen 30-32<br />

28203 Bremen<br />

Landesverband Hamburg e.V.<br />

Rothenbaumchausee 44<br />

20148 Hamburg<br />

Bezirksverband Hannover e.V.<br />

Körtingsdorfer Weg 8<br />

30455 Hannover<br />

Bezirksverband Hessen-Nord e.V.<br />

Lilienthalstr. 3<br />

34123 Kassel<br />

Bezirksverband Hessen-Süd e.V.<br />

Borsigallee 19<br />

60388 Frankfurt/M.<br />

Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />

Wismarsche Str. 183-185<br />

19053 Schwerin<br />

Bezirksverband Mittelrhein e.V.<br />

Rhonestr. 2a<br />

50765 Köln<br />

Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e.V.<br />

Brennesstr. 2<br />

93059 Regensburg<br />

Bezirksverband Niederrhein e.V.<br />

Lützowstr. 32<br />

45141 Essen<br />

Bezirksverband Oberbayern e.V.<br />

Edelsbergstr. 10<br />

80686 München<br />

Bezirksverband Ober- und Mittelfranken e.V.<br />

Karl-Bröger-Str. 9/I<br />

90459 Nürnberg<br />

Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V.<br />

Detmolder Str. 280<br />

33605 Bielefeld<br />

Bezirksverband Pfalz e.V.<br />

Maximilianstr. 31<br />

67433 Neustadt/Wstr.<br />

Bezirksverband Rheinland e.V.<br />

Dreikaiserweg 4<br />

56068 Koblenz<br />

Landesverband Saarland e.V.<br />

Hohenzollernstr. 45<br />

66117 Saarbrücken<br />

Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.<br />

Klausenerstr. 17<br />

39112 Magdeburg<br />

Landesverband Sachsen e.V.<br />

Georg-Palitzsch-Str. 10<br />

01239 Dresden<br />

Landesverband Schleswig-Holstein e.V.<br />

Feldstr. 5<br />

24105 Kiel<br />

Bezirksverband Schwaben e.V.<br />

Sonnenstr. 10<br />

86391 Stadtbergen<br />

Landesverband Thüringen e.V.<br />

Pfeiffersgasse 12<br />

99084 Erfurt<br />

Bezirksverband Unterfranken e.V.<br />

Kantstr. 45a<br />

97074 Würzburg<br />

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VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 40<br />

Bezirksverband Weser-Ems e.V.<br />

Klingenbergstr. 73<br />

26133 Oldenburg<br />

Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.<br />

Westfalen e.V.<br />

Kronenstr. 63-69<br />

44139 Dortmund<br />

Korporative Mitglieder<br />

Familienferien- und Häuserwerk<br />

der Naturfreunde Deutschlands e.V.<br />

Mühsamstraße 40<br />

10249 Berlin<br />

Aufgabe: Verwaltung und Beratung<br />

der Naturfreundehäuser, Rückgewinnung von<br />

Immobilien in den neuen Bundesländern<br />

Förderverein der Gehörlosen<br />

der neuen Bundesländer e.V.<br />

Schönhauser Allee 36<br />

Eckturm – 1. Etage<br />

10435 Berlin<br />

Tel.: 030 28599409<br />

Aufgabe: Beratungs- und Betreungsarbeit für<br />

Gehörlose in den neuen Bundesländern<br />

Gesellschaft für Organisationsentwicklung<br />

und Sozialplanung mbH<br />

Brachvogelstr. 1<br />

10961 Berlin<br />

Aufgabe: Organisationsberatung, Interne<br />

Trainingsmaßnahmen, Leitungsberatung/<br />

Supervision für Führungskräfte<br />

Institut für Sozialarbeit<br />

und Sozialpädagogik e. V.<br />

Zeilweg 42<br />

60439 Frankfurt/Main<br />

Tel.: 069 957890<br />

Fax: 069 95789-190<br />

Aufgabe: Wissenschaftliche Begleitung,<br />

Praxisforschung, Beratung/Planung,<br />

Organisationsentwicklung, Gutachten/Expertisen,<br />

Fort- und Weiterbildung<br />

Bezirksverband Württemberg e.V.<br />

Oberer Hoppenlauweg 26-28<br />

70174 Stuttgart<br />

Marie-Schlei-Verein<br />

Dr. J. Hoffmann-Str. 15<br />

55278 Hahnheim<br />

Aufgabe: Unterstützung von Frauenprojekten<br />

in der Dritten Welt<br />

meravis Wohnungsbau- und Immobilien GmbH<br />

(ehemals Reichsbund Wohnungsbau)<br />

Krausenstr. 46<br />

30171 Hannover<br />

M.S.K. e.V.<br />

Initiative Selbsthilfegruppe<br />

Multiple Sklerose Kranker<br />

Hofwiese 5, 69488 Bad Birkenau<br />

Aufgabe: Kontakte, Informationen,<br />

Erfahrungsaustausch MS-Kranker<br />

pädal-pädagogik aktuell e.V.<br />

Museum Kindertagesstätten<br />

in Deutschland Kita-Museum<br />

Fontanestr. 2<br />

14715 Nennhausen<br />

www.paedal.de<br />

Aufgabe: Darstellung der Entwicklungsgeschichte<br />

von öffentlichen Kindereinrichtungen in<br />

Deutschland, länderübergreifende Kooperation<br />

mit Fach-, Fachhochschulen und Universitäten,<br />

Fortbildung und Lernwerkstatt für sozialpädagogische<br />

Fachkräfte


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 41<br />

SoVD Sozialverband Deutschland e.V.<br />

Stralauer Str. 63<br />

10179 Berlin<br />

Tel.: 030 726222-0<br />

Fax: 030 726222-311<br />

Aufgabe: Hilfe und Fürsorge für Behinderte,<br />

Sozialrentner, Hinterbliebene, Kriegs- und<br />

Wehrdienstopfer, Arbeitsunfallverletzte,<br />

Sozialhilfeempfänger und jugendliche Behinderte<br />

ZMO – Zusammenarbeit mit Osteuropa e.V.<br />

Luxemburger Str. 337<br />

50354 Hürth<br />

Aufgabe: Soziale und kulturelle Betreuung<br />

von Vertriebenen, Flüchtlingen, Aussiedlern,<br />

Zuwanderern und politischen Asylanten<br />

Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

Markgrafenstr. 11<br />

10969 Berlin<br />

www.zff-online.de<br />

Aufgaben: Entwicklung familienpolitischer<br />

Positionen, Interessenvertretung für Familien,<br />

Kooperation mit gesellschaftlichen, politischen<br />

und wissenschaftlichen Akteuren in der Familienpolitik,<br />

Vertretung von Interessen der Mitgliedsverbände<br />

in familienpolitischen Kontexten<br />

40 | 41


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 42<br />

| Einrichtungen des Bundesverbandes<br />

• Geschäftsstelle Berlin<br />

• Marie-Juchacz-Stiftung/Kinder sind unsere Zukunft<br />

• Tagungszentrum Haus Humboldtstein<br />

| Beteiligungen des Bundesverbandes<br />

• Gesellschaft für Organisationsentwicklung u. Sozialplanung (GOS) (100 Prozent)<br />

• <strong>AWO</strong> Seniorenservice GmbH<br />

• <strong>AWO</strong> Elternservice GmbH<br />

• Bank für Sozialwirtschaft (BFS)<br />

• Bürgschaftsbank für Sozialwirtschaft<br />

| Mitgliedschaften des Bundesverbandes<br />

• AG Familienerholung — Familienferien<br />

• Aktion Deutschland Hilft (ADH)<br />

• Arbeitsgemeinschaft für Erziehungshilfe (AFET)<br />

• Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe (AGJ)<br />

• Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB)<br />

• Arbeitskreis Lernen und Helfen in Ubersee e.V. (AKLHÜ)<br />

• ARD-Fernsehlotterie<br />

• <strong>AWO</strong> International<br />

• Bensheimer Kreis<br />

• Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste u. Wohlfahrtspflege (BGW)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAG FW)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe (BAGS)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe (BAG WOLO)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit (BAG JAW)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (BAR)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienbildung und -beratung (AGEF)<br />

• Bundesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr (BAK FSJ)<br />

• Bundesjugendwerk der Arbeiterwohlfahrt (BJW)<br />

• Bundesvereinigung für Gesundheit (BfGe) e.V.<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ)<br />

• Care-Erinnerungsstiftung<br />

• CEDAG


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 43<br />

• Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung<br />

• Deutsche Behindertenhilfe – Aktion Mensch (AM)<br />

• Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS)<br />

• Deutsche IPA-Sektion<br />

• Deutsche Krankenhausgeselischaft (DKG)<br />

• Deutsche Welthungerhilfe (DWH)<br />

• Deutscher Landesausschuss der Internationalen Konferenz für Sozialarbeit<br />

• Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (DV)<br />

• Deutsches Hilfswerk (DHW)<br />

• Deutsches Jugendherbergswerk (DJW)<br />

• Deutsches Jugendinstitut (DJI)<br />

• Elly-Heuss-Knapp Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk (MGW)<br />

• Europäische Akademie für Elementarerziehung (EAFE)<br />

• Europäische Bewegung – Europa Zentrum<br />

• European Consultation on Refugees und Exiles (ECRE)<br />

• Familienferien- und Häuserwerk der Deutschen Naturfreunde<br />

• Gesellschaft für sozialen Fortschritt (GSF)<br />

• Gesellschaft für Datenschutz<br />

• Haus der Behinderten – Gustav-Heinemann-Haus<br />

• Initiative für Frieden, internationalen Ausgleich und Sicherheit, (IFIAS)<br />

• Intern. Rat für Hauspflegedienste – International Council of Homehelp Services<br />

• Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, (ISS)<br />

• Internationale Vereinigung für das Recht auf Spiel, (IPA)<br />

• Informationsverbund Asyl (ZDWF)<br />

• Konferenz Zentraler Fortbildungsinstitutionen für Jugend- und Sozialarbeit<br />

• Kuratorium Deutsche Altershilfe, (KDA)<br />

• Nationale Armutskonferenz in Deutschland (NAK)<br />

• NGO-Group for the Convention on the Rights of the Child<br />

• Paritätischer Arbeitskreis für Familienerholung (PAK)<br />

• Pro Asyl<br />

• SOLIDAR<br />

• SPD-Parteirat<br />

• Stiftung Deutsche Behindertenhilfe<br />

• Verband Entwicklungspolitik deutscher NRO’s<br />

• Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (VZBV)<br />

• Versorgungsverband VBLU<br />

• WIBU-Wirtschaftsbund sozialer Einrichtungen<br />

• Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

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VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 45<br />

Gerechtigkeit<br />

Solidarität Toleranz F<br />

Sozialpolitik<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Verband<br />

Teilhabe<br />

Kooperation<br />

praktizierte Solidarität Sozialpolitik<br />

Gemeinschaft<br />

kämpft ehrenamtlich professionelle Dienstleistungen<br />

Kooperation<br />

Kooperation Zugehörigkeit<br />

sozial gerechte Gesellschaft<br />

unabhängig fördert<br />

Zugehörigkeit<br />

kämpft eigenständig Menschen<br />

Mitglieder<br />

Solidarität Toleranz Freiheit Gleichheit G<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Zusammenarbeit<br />

Stiftungen & Partner<br />

Verbandsbericht <strong>2008</strong>


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 46<br />

Stiftungen & Partner<br />

| Bundesjugendwerk<br />

Das Bundesjugendwerk als eigenständiger<br />

Kinder- und Jugendverband der <strong>AWO</strong><br />

engagiert sich auf politischer und pädagogischer<br />

Ebene für die Interessen der<br />

jungen Generation. Die Schwerpunkte<br />

liegen in der Bildungsarbeit für und mit<br />

JugendwerklerInnen auf Landes- und<br />

Bezirksebene und in der offenen Auseinandersetzung<br />

mit Kinderrechten und<br />

-gerechtigkeit, Armut und Sozialpolitik,<br />

Bildung und Erziehung sowie der Interkulturellen<br />

Öffnung des Jugendwerks.<br />

Mit der <strong>Bundeskonferenz</strong> im Mai <strong>2008</strong><br />

haben sich folgenreiche Neuerungen ergeben:<br />

Mit Georg Förster hat das Bundesjugendwerk<br />

einen neuen Vorstandsvorsitzenden.<br />

Gleichzeitig vertritt er<br />

das Jugendwerk im Präsidium der <strong>AWO</strong>.<br />

Zudem ist das sozialpolitische Papier<br />

„Wohlstand, Baby“ verabschiedet worden,<br />

in dem das Jugendwerk sich mit<br />

Symptomen und Ursachen von Kinderarmut<br />

auseinandersetzt, die sozialen<br />

Sicherungssysteme in Deutschland unter<br />

die Lupe nimmt und sich für ein „Bedingungsloses<br />

Grundeinkommen“ als<br />

mögliche Alternative ausspricht. Damit<br />

wurde das Signal für eine intensivere<br />

Beschäftigung mit dem Thema – wie<br />

beispielsweise die Mitarbeit im Netzwerk<br />

Grundeinkommen – und das Hineintragen<br />

der Diskussion in den Gesamtverband<br />

gegeben.<br />

Im Mai <strong>2008</strong> jährte sich auch die Gründung<br />

des Bundesjugendwerks zum 30.<br />

Mal, was Anlass für einen kleinen Festakt<br />

auf der <strong>Bundeskonferenz</strong> war. In<br />

Anwesenheit des Autoren und ehemaligen<br />

Bundesvorsitzenden Marcus Mesch<br />

wurde in diesem Zusammenhang das<br />

Buch zur Geschichte des Jugendwerks<br />

vorgestellt. Neben den ehemaligen Bun-


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 47<br />

desvorsitzenden war auch eine Delegation<br />

der französischen Partnerorganisation<br />

Francas vertreten, mit denen<br />

das Jugendwerk <strong>2008</strong> mehrer<br />

Austauschmaßnahmen und Seminare<br />

durchführte.<br />

Neu ist die Beschäftigung mit dem Thema<br />

„Qualität der pädagogischen Betreuung“<br />

von Ferienfreizeiten. In weiterführenden<br />

Workshops werden Rahmenbedingungen<br />

und Ausbildungskonzepte<br />

zusammengetragen und überarbeitet,<br />

um den Gliederungen des Jugendwerks<br />

eine Orientierungshilfe geben zu können.<br />

Damit verbunden wird auch eine<br />

Methodensammlung zur Unterstützung<br />

der Ausbildungen von Fahrtenbetreuer/<br />

-innen erstellt, von der auch die Gliederungen<br />

der <strong>AWO</strong> profitieren sollen.<br />

Stiftungen & Partner<br />

Auf der <strong>Bundeskonferenz</strong> der <strong>AWO</strong> <strong>2008</strong><br />

wurden für das Jugendwerk wichtige<br />

Beschlüsse getroffen: Erstens wird in die<br />

Mustersatzungen der <strong>AWO</strong>-Ortsvereine<br />

aufgenommen, dass Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt<br />

bis zur Vollendung ihres<br />

30. Lebensjahres gleichzeitig dem Jugendwerk<br />

angehören, es sei denn sie<br />

möchten das nicht. Zweitens wurde<br />

beschlossen, dass eine gemeinsame<br />

Kommission aus Jugendwerk und <strong>AWO</strong><br />

gebildet wird, die Vorschläge und Maßnahmen<br />

zur inhaltlichen und verbandlichen<br />

Einbeziehung junger Menschen in<br />

die <strong>AWO</strong> erarbeitet und den Übergang<br />

von jungen Menschen vom Jugendwerk<br />

in die <strong>AWO</strong> erleichtert. Und drittens ist ab<br />

sofort ein/e VertreterIn des Jugendwerks<br />

bei Konferenzen und im Ausschuss antrags-<br />

und stimmberechtigt.<br />

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VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 48<br />

Stiftungen & Partner<br />

| <strong>AWO</strong> International<br />

International<br />

<strong>2008</strong> feierte <strong>AWO</strong> International ihren<br />

10. Geburtstag. Die Aktivitäten zeigen<br />

einen Verband, der auch zehnjährig viel<br />

Neues auf den Weg bringt: einen Benefizabend,<br />

das neue Magazin „Weitblick“,<br />

die Gründung eines Auslandsbüros, den<br />

ersten Mitgliederworkshop und den Startschuss<br />

für das „weltwärts“-Programm –<br />

<strong>2008</strong> war ein Jahr mit vielen Highlights.<br />

<strong>AWO</strong> International ist längst den Kinderschuhen<br />

entwachsen, sagte der Vorsitzende<br />

Rudi Frick auf dem Benefizabend<br />

im Herbst <strong>2008</strong>: „Wir sind eine geachtete<br />

Organisation mit starkem Profil:<br />

klein aber fein.“ Als solche lud sie zu<br />

einem Benefiz-Abend ein, der mit Bundeskanzler<br />

a. D. Gerhard Schröder als<br />

Ehrengast und Redner ein voller Erfolg<br />

wurde: Mehr als 15 000 Euro betrug der<br />

Reinerlös des Abends für den Katastrophennothilfefonds.<br />

Das Wachstum von 84 auf 104 Mitgliedsorganisationen<br />

in <strong>2008</strong> zeigt: <strong>AWO</strong> International<br />

wird als Fachverband geschätzt.<br />

Ein wesentlicher Schritt, die Netzwerkarbeit<br />

der Mitgliedsorganisationen auszubauen<br />

und zu festigen, war der erste<br />

Mitglieder-Workshop. Fachlicher Austausch<br />

und Möglichkeiten der Kooperation<br />

prägten die inhaltliche Debatte. Im<br />

feierlichen Rahmen übergab der ehren-<br />

amtliche Geschäftsführer Hans-Wilhelm<br />

Pollmann den symbolischen Geschäftsführerstab<br />

an Ingrid Lebherz. Seit Februar<br />

<strong>2008</strong> ist sie erste hauptamtliche Geschäftsführerin<br />

von <strong>AWO</strong> International.<br />

Fairer Handel mit Rückenwind<br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong> der Arbeiterwohlfahrt<br />

gab dem Engagement von <strong>AWO</strong> International<br />

weiteren Aufwind: Mehr fairer<br />

Kaffee soll in Zukunft in der <strong>AWO</strong> getrunken<br />

werden – als exemplarisches Beispiel<br />

für die Möglichkeiten fairen Handelns.<br />

Folgerichtig will sich der Verband an den<br />

bundesweiten Aktionswochen 2009 zum<br />

fairen Handel beteiligen. Solidarität konkret,<br />

das ist <strong>AWO</strong> International-Kaffee: im<br />

Jahr <strong>2008</strong> wurden 1,5 Tonnen, mehr als<br />

4 000 Päckchen, verkauft.<br />

Auslandsarbeit ausgeweitet<br />

Auf einem guten Weg ist auch die<br />

Auslandsarbeit von <strong>AWO</strong> International:<br />

Nachdem seit 2007 El Salvador neues<br />

Partnerland im Regionalprogramm Zentralamerika<br />

ist, konnte das Jugendgewaltpräventionsprogramm<br />

im Januar<br />

<strong>2008</strong> auf Nicaragua ausgeweitet werden.<br />

Inzwischen unterstützen Organisationen<br />

und Jugendnetzwerke in Mexiko,<br />

Honduras, El Salvador, Guatemala und<br />

| 01 Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder war Ehrengast und Redner des Benefizabends von <strong>AWO</strong><br />

International. Foto: koko-berlin.de<br />

| 02 Fairer Genuss: <strong>AWO</strong> International-Kaffee. Foto: <strong>AWO</strong> International<br />

| 03 <strong>AWO</strong> International-MitarbeiterInnen und TeilnehmerInnen erarbeiteten gemeinsam die Themen<br />

des Mitglieder-Workshops. Foto: <strong>AWO</strong> International<br />

| 01 | 02 | 03


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 49<br />

Nicaragua Jugendliche dabei, sich zu<br />

organisieren und für ihre Rechte und<br />

bessere Zukunftschancen zu kämpfen.<br />

In Nepal wurde das erste Auslandsbüro<br />

eingerichtet: Auch wenn die offizielle<br />

Eröffnung erst im Herbst 2009 stattfindet,<br />

hat die Arbeit in Kathmandu längst<br />

begonnen. Für Büroleiterin Eileen Gehrke<br />

hieß das im Januar 2009 Koffer packen:<br />

Büromaterial und Projektdokumente<br />

mussten verschifft, Verträge unterzeichnet<br />

und Räume gefunden werden. Das Büro<br />

ist eine wichtige Voraussetzung, um sich<br />

in Südasien noch stärker zu engagieren.<br />

Solidarität mit Kuba<br />

| 04 | 05<br />

Im September <strong>2008</strong> fegten vier Wirbelstürme<br />

über die Karibikinsel Kuba hinweg.<br />

Zwei von ihnen mit fatalen Folgen:<br />

Über 300.000 Häuser wurden beschädigt<br />

oder zerstört, außerdem Fabriken, Schulen,<br />

Krankenhäuser, Regierungs- und<br />

Verwaltungsgebäude, Warenlager sowie<br />

Strom- und Telefonleitungen. <strong>AWO</strong> International<br />

stellte der Provinzregierung<br />

von Las Tunas 10 000 Euro für die Reparatur<br />

von Schuldächern in der Kleinstadt<br />

Jesus Menendez zur Verfügung.<br />

| 04 Aufräumarbeiten nach den Wirbelstürmen<br />

auf Kuba. Foto: <strong>AWO</strong> International<br />

| 05 2009 wird das Auslandsbüro in Nepal<br />

offiziell eröffnet. Foto: <strong>AWO</strong> International<br />

Und wie geht`s weiter?<br />

Stiftungen & Partner<br />

<strong>AWO</strong> International wächst und will weiter<br />

lernen: Steigende Mitgliederzahlen, ein<br />

erfreulich wachsendes Spendenaufkommen<br />

und erhöhte Zuwendungen des Ministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ) erfordern<br />

eine sorgfältige Abstimmung der Projektsteuerung<br />

zwischen dem Berliner Aktionsbüro,<br />

den Mitgliedern, dem Auslandsbüro<br />

und den Projektpartnern vor Ort.<br />

Nicht Wachstum um jeden Preis, sondern<br />

die Sicherstellung intensiver Kooperation<br />

zwischen allen Beteiligten ist unser Ziel.<br />

Das Berliner Aktionsbüro von <strong>AWO</strong> International<br />

plant die Verlegung seines<br />

Sitzes 2009 in die Markgrafenstraße 11.<br />

Das heißt Tür an Tür mit dem Zukunftsforum<br />

Familie und dem Bundesjugendwerk<br />

der <strong>AWO</strong>.<br />

<strong>AWO</strong> International ist Mitglied von<br />

48 | 49


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 50<br />

Stiftungen & Partner<br />

| Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

Rote Würfel und Roter Faden:<br />

Zukunftsforum Familie kämpft gegen<br />

Kinderarmut und für eine sozial<br />

gerechte Familienpolitik<br />

Als die Bundesregierung <strong>2008</strong> ihren Dritten<br />

Armuts- und Reichtumsbericht vorlegte,<br />

hat das Zukunftsforum Familie insbesondere<br />

den Skandal der steigenden<br />

Armut von Kindern und Familien zum<br />

Thema gemacht. Folgerichtig zogen sich<br />

die Bekämpfung der Kinderarmut und<br />

der Einsatz für eine sozial gerechte Familienförderung<br />

als „Roter Faden“ durch<br />

sämtliche Aktivitäten des familienpolitischen<br />

Fachverbandes. Dabei kooperierte<br />

das ZFF eng mit seinen Mitgliedsverbänden<br />

aus der Arbeiterwohlfahrt.<br />

Konzept Kindergrundsicherung<br />

Den Auftakt bildete das erste „Forum<br />

Familie“ im Mai <strong>2008</strong>. In Sichtweite des<br />

Reichtags und mit Unterstützung der<br />

Wissenschaftler/-innen Gerda Holz (Institut<br />

für Sozialarbeit und Sozialpädagogik)<br />

und Dr. Claus Schäfer (Wirtschaftsund<br />

sozialwissenschaftliches Institut der<br />

Hans-Böckler-Stiftung) fand eine leben-<br />

Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium<br />

und AGJ-Vorsitzender Norbert Struck<br />

(2. u. 3.v.l.) informieren sich bei ZFF-Geschäftsführerin<br />

Barbara König (1.v.l.).<br />

Foto: AGJ<br />

dige und fruchtbare Debatte um das<br />

Instrument einer Kindergrundsicherung<br />

statt. Dieser intensive Austausch blieb<br />

nicht folgenlos: Eine Autorengruppe aus<br />

<strong>AWO</strong>, GEW, vamv (Verband alleinerziehender<br />

Mütter und Väter) und ZFF entwickelte<br />

das Konzept für die mutige<br />

Forderung nach einer allgemeinen<br />

Grundsicherung in Höhe von monatlich<br />

500 Euro für jedes Kind.<br />

Diese Intitiative fand mit dem Deutschen<br />

Kinderschutzbund und pro familia weitere<br />

Unterstützer. Bis Ende des Jahres feilten<br />

zahlreiche Experten an dem Konzept,<br />

um es im Frühjahr 2009 pressewirksam<br />

als Kampagne öffentlich zu machen.<br />

(www.kinderarmut-hat-folgen.de)<br />

Streitpunkt: Geld UND Bildung<br />

Das gerechte Aufwachsen von Kindern<br />

stand auch auf dem 13. Deutschen Kinder-<br />

und Jugendhilfetag in Essen im Mittelpunkt.<br />

Im Juni <strong>2008</strong> informierten sich<br />

dort 40.000 Fachkräfte, Multiplikatoren<br />

und Politiker/-innen über neue Konzepte,<br />

Forderungen und Positionen. In direkter<br />

Nachbarschaft zum größten Stand<br />

Christiane Reckmann, ZFF-Vorsitzende


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 51<br />

der einzigartigen Fachmesse – dem<br />

300 qm großen Gemeinschaftsstand der<br />

<strong>AWO</strong> – präsentierte sich auch das ZFF. Auf<br />

roten Würfeln konnten Besucher/-innen<br />

ihre Ideen zur Bekämpfung von Kinderarmut<br />

einbringen und festhalten.<br />

Provokant war das vom ZFF organisierte<br />

Streitgespräch zwischen dem Armutsforscher<br />

Christoph Butterwegge und dem<br />

stern-Reporter Walter Wüllenweber zu<br />

dem Thema „Was bekämpft Kinderarmut<br />

besser: monetäre Transferleistungen<br />

oder der Ausbau der Bildung?“.<br />

Während der Wissenschaftler mehr Umverteilung<br />

von Einkommen und Vermögen<br />

forderte, warnte der Journalist<br />

davor, armen Familien ohne Erziehungskompetenz<br />

mehr Geld zu geben.<br />

Einen Sieger gab es bei diesem sehr interessanten<br />

Wortgefecht nicht. Es könne<br />

ihn auch nicht geben, bemerkte die<br />

ZFF-Moderatorin versöhnlich, denn Kinderarmut<br />

könne man nur mit Geld UND<br />

Bildung wirksam bekämpfen.<br />

Diese Position fand sich am Ende des<br />

Jahres auch in umfangreichen Beschlüssen<br />

der <strong>AWO</strong>-<strong>Bundeskonferenz</strong> wieder,<br />

Barbara König, Franz Müntefering,<br />

Birgit Merkel, Wilhelm Schmidt<br />

(bei der <strong>AWO</strong>-<strong>Bundeskonferenz</strong>, Nov. <strong>2008</strong>)<br />

Stiftungen & Partner<br />

dort präsentierte sich das ZFF mit einem<br />

Stand und warb um weitere Mitglieder.<br />

Lobby für das Elterngeld und die<br />

Generationenbeziehungen<br />

Neben der Kinderarmut hat sich das ZFF<br />

<strong>2008</strong> durch Veranstaltungen sowie Presse-<br />

und Lobbyarbeit vor allem für eine<br />

Verbesserung des Elterngelds und für<br />

gerechtere Beziehungen zwischen den<br />

Generationen eingesetzt.<br />

Darüber hinaus wird die Zeitschrift<br />

„vielfalt familie“ sowie der Newsletter<br />

„ZFF-Info“ von den 45 Mitgliedsverbänden<br />

sowie rund 1.000 familienpolitischen<br />

Entscheidungsträger/-innen rege<br />

als Informations- und Diskussionsplattform<br />

genutzt.<br />

Ingesamt stand das Jahr <strong>2008</strong> unter<br />

dem Motto: Gemeinsam sind wir<br />

stärker! Nur durch die stetige Arbeit an<br />

Themen und im engen Austausch mit<br />

befreundeten Organisationen lässt sich<br />

die Familienpolitik in Deutschland sozial<br />

gerechter gestalten. Und genau dort<br />

setzt das ZFF auch 2009 an …<br />

„Forum Familie“ zur Kinderarmut, Mai <strong>2008</strong><br />

50 | 51


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 52<br />

Stiftungen & Partner<br />

| Elly Heuss-Knapp Stiftung, Müttergenesungswerk<br />

Positive Gesamtentwicklung<br />

Eine wesentliche Aufgabe<br />

des Müttergenesungswerkes<br />

und seiner fünf Trägergruppen<br />

ist die Schaffung<br />

und Sicherung von<br />

Rahmenbedingungen, die<br />

Müttern den Zugang zu<br />

diesem spezifischen Gesundheitsangebot erleichtern.<br />

Mit den im Jahr <strong>2008</strong> im Rahmen der Gesundheitsreform<br />

erzielten gesetzlichen Änderungen<br />

setzte sich die bereits 2007 eingeleitete positive<br />

Entwicklung und Stabilisierung des Marktes fort.<br />

Die Nachfrage nach mütterspezifischen Vorsorgeund<br />

Rehabilitationsmaßnahmen hat sich in allen<br />

Beratungsstellen und stationären Einrichtungen<br />

im Müttergenesungswerk (MGW) deutlich erhöht.<br />

Gegenüber 2007 sind die Aufwendungen der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung <strong>2008</strong> um weitere<br />

10,58 % gestiegen.<br />

Darüber hinaus wirkt sich eine weitere Gesetzesänderung<br />

positiv auf den Leistungszugang aus:<br />

Auch privat versicherte Mütter und Väter haben<br />

künftig ein Recht auf eine Mutter/Vater-Kind-<br />

Maßnahme, wenn sie im Basistarif versichert sind.<br />

Im Zuge der Trendwende konnten die Einrichtungen<br />

ihre Auslastung <strong>2008</strong> deutlich verbessern, sie<br />

lag im Durchschnitt aller MGW-Einrichtungen bei<br />

83,7 %.<br />

Problematisiert wird zunehmend die Schere zwischen<br />

den unzureichenden Tagessätzen und den<br />

gesetzlich geforderten Qualitätssteigerungen sowie<br />

den Aufwendungen und der Sachkosten.<br />

Bundes-/Landesmittel<br />

Das BMFSFJ stellte auch <strong>2008</strong> Investitionszuschüsse<br />

in Höhe von 4 Millionen Euro für Umbau- und Sanierungsmaßnahmen<br />

für Einrichtungen der Trägergruppen<br />

im MGW zur Verfügung. Die Zweckbindung<br />

der Mittel beträgt 25 Jahre.<br />

Drei Projekte der <strong>AWO</strong> – in Bad Windsheim,<br />

Gunzenhausen und Kühlungsborn – wurden mit<br />

Bundesmitteln in Höhe von 1.084.823 € gefördert.<br />

Darüber hinaus beteiligte sich das Bayrische Staatsministerium<br />

für Arbeit, Soziales, Familien und<br />

Frauen mit 184.823 € an der Förderung der beiden<br />

bayrischen Einrichtungen.<br />

Anerkennungs- und Qualitätskriterien<br />

Vor dem Hintergrund mehrerer Gesetzesänderungen<br />

sowie der vertragsrechtlichen Neugestaltung<br />

und Umsetzung des § 111a SGB V wurde eine<br />

inhaltliche und strukturelle Überarbeitung des Konzeptes<br />

der Elly Heuss-Knapp-Stiftung zur Qualitätssicherung<br />

und -entwicklung in den stationären<br />

Vorsorge und Rehabilitationseinrichtungen notwendig.<br />

Ein wichtiges Ziel der vom Kuratorium <strong>2008</strong><br />

beschlossenen neuen Qualitätskriterien ist die Darstellung<br />

von Alleinstellungsmerkmalen und die<br />

Stärkung und Festigung der Marktposition der Einrichtungen.<br />

Die Qualitätskriterien beinhalten darüber hinaus<br />

auch das Verfahren zur Neu-Anerkennung von Mütter-<br />

und Mutter-Kind-Kliniken durch das MGW.<br />

Forschungsprojekt in Mutter-Kind-Einrichtungen<br />

der <strong>AWO</strong><br />

Gefördert vom BMBF wird seit 2007 ein Forschungsprojekt<br />

zur „Prävention der familialen<br />

Transmission von Depression“ in Mutter-Kind-<br />

Kliniken der <strong>AWO</strong> vom Institut für Therapieforschung<br />

in München (IFT) durchgeführt. Das Projekt wird<br />

wissenschaftlich begleitet und auf seine Wirksamkeit<br />

überprüft. Ziel ist es, ein primärpräventives Programm<br />

für die Risikogruppe der Kinder depressiver<br />

Mütter zu entwickeln und dieses flächendeckend zu<br />

implementieren. Kinder eines depressiven Elternteils<br />

haben ein bis zu 6-mal höheres Risiko, selbst<br />

eine schwere Depression zu entwickeln; sind beide<br />

Elternteile an einer Depression erkrankt, beträgt die<br />

Wahrscheinlichkeit, selbst im Laufe des Lebens eine<br />

Depression zu entwickeln, sogar 70 %.<br />

Das Wissen über Risikofaktoren legt nahe, dass<br />

über die Vermittlung bestimmter Fertigkeiten an<br />

Mütter und Kinder (u.a. Stärkung der mütterlichen<br />

Erziehungskompetenz, Problemlösefähigkeiten, Förderung<br />

der sozialen Kompetenz, Bewältigungsstrategien)<br />

dieses Risiko reduziert werden kann. Obwohl<br />

effektive Programme zur Vermittlung dieser Fertigkeiten<br />

entwickelt wurden, ist es häufig schwierig,<br />

die in den vorhandenen Versorgungsstrukturen<br />

unterversorgte Zielgruppe zu erreichen. Aus wissenschaftlicher<br />

Sicht bieten Mutter-Kind-Kliniken ein<br />

geeignetes Setting und idealen Zugangsweg, da hier<br />

Mütter mit psychischen Belastungen mit ihren überwiegend<br />

noch unauffälligen Kindern behandelt<br />

werden und die Rahmenbedingungen für ein präventives<br />

Angebot besonders günstig sind.<br />

Erwartet werden evidenzbasierte Aussagen zur<br />

Wirksamkeit eines primärpräventiven Programms<br />

mit Aussagen zu Einsetzbarkeit, Rahmenbedingungen<br />

und Effekten des Trainings. Strukturelle Erfolge<br />

sind in der Etablierung eines evidenzbasierten<br />

präventiven Angebots in der Versorgungsstruktur zu<br />

sehen.


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 53<br />

| Kuratorium Deutsche Altenhilfe (KDA)<br />

| Glücksspirale<br />

Das Kuratorium Deutsche Altenhilfe<br />

(KDA) fördert in Zusammenarbeit mit<br />

den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege<br />

innovative Ansätze in der<br />

Altenhilfe und die Fort- und Weiterbildung<br />

von ehren- und hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter/innen.<br />

<strong>2008</strong> wurden über den Bundesverband<br />

unter anderem mit einer Gesamtfördersumme<br />

in Höhe von 463.788 Euro gefördert:<br />

• Stationäre Mahlzeitenangebote<br />

(9.771 Euro)<br />

• Konzeptentwicklungen und kleinere<br />

Modellvorhaben der Träger von Diensten<br />

und Einrichtungen (14.980 Euro)<br />

• Fort- und Weiterbildung von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in<br />

In <strong>2008</strong> wurden 29 Projekte der Arbeiterwohlfahrt<br />

mit insgesamt 2,7 Millionen<br />

Euro bezuschusst. Im Berichtszeitraum<br />

lag der Schwerpunkt der Anträge<br />

in den Bereichen „Hilfen für Beratungsund<br />

Betreuungsdienste“ sowie „Hilfen<br />

für Seniorenarbeit“.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband ist allen Trägern<br />

dankbar, die durch eine medienwirksame<br />

Stiftungen & Partner<br />

der Altenhilfe durch Lehrgänge<br />

und Fachveranstaltungen<br />

(389.038 Euro)<br />

• Spezielle Qualifizierung im Hinblick<br />

auf Schwerpunktbereiche wie<br />

Demenz, Dekubitusprophylaxe,<br />

Steuerung des Pflegeprozesses<br />

(12.499 Euro)<br />

• Erholungsmaßnahmen für ältere<br />

Menschen (37.500 Euro)<br />

Fortbildungen sind für viele Pflegekräfte<br />

eine Möglichkeit, um ihre eigene Rolle in<br />

den Blick zu nehmen sowie Innovationen<br />

im Altenhilfebereich kennenzulernen<br />

und in den eigenen Einrichtungen<br />

umzusetzen. Im Jahr <strong>2008</strong> waren weiterhin<br />

die Betreuung Demenzkranker<br />

und die Steuerung von Pflegeprozessen<br />

thematische Schwerpunkte.<br />

Öffentlichkeitsarbeit ihre Projekte vorstellen<br />

und die Herkunft der Fördermittel<br />

entsprechend darstellen. Dies ist wichtig,<br />

um den Bekanntheitsgrad der Lotterie zu<br />

erweitern und damit ihre Hilfs- und Fördermöglichkeiten<br />

weiterhin attraktiv zu<br />

gestalten. Der Dank gilt auch und vor allem<br />

den Mitspielern bei der Lotterie. Durch<br />

ihren Spieleinsatz sichern sie die Mittel zur<br />

Förderung von sozialen Projekten.<br />

52 | 53


VB <strong>2008</strong> druckfrei:Layout 1 06.08.2009 15:47 Uhr Seite 54<br />

Stiftungen & Partner<br />

| Aktion Mensch<br />

| Deutsches Hilfswerk<br />

Die Zahl der Anträge nimmt erheblich zu<br />

Die finanzielle Eigenmittelsituation und<br />

die zum Teil erheblichen Kürzungen im<br />

Bereich der Sozialhilfe haben direkte<br />

Auswirkungen auf die Beantragung von<br />

Zuschüssen bei der Aktion Mensch. So<br />

wurden für die <strong>AWO</strong> 2007 insgesamt<br />

587 Anträge bewilligt – Im Jahr <strong>2008</strong><br />

waren es bereits 725 Anträge mit einem<br />

Volumen von ca. 16 Millionen für die<br />

Einrichtungen und Dienste der <strong>AWO</strong>. Das<br />

bedeutet eine Antragzunahme von ca.<br />

25 %. Vermehrt werden in der Bundesgeschäftsstelle<br />

auch Anträge mit geringen<br />

Zuschusssummen eingereicht, was<br />

ein Beleg dafür ist, dass die Eigenmittel<br />

der Träger und Dienste immer geringer<br />

12 Mio. €<br />

10 Mio. €<br />

8 Mio. €<br />

6 Mio. €<br />

4 Mio. €<br />

2 Mio. €<br />

0 Mio. €<br />

Die Arbeiterwohlfahrt erhielt im Jahr<br />

<strong>2008</strong> aus der ARD-Fernsehlotterie „Die<br />

Goldene Eins“ rund 10,9 Millionen Euro<br />

für die Förderung von insgesamt 55 Projekten.<br />

Schwerpunkt der Lotterie ist die Förderung<br />

von Einrichtungen der Altenhilfe.<br />

Außerdem werden Einrichtungen und<br />

Projekte im Bereich Kinder-, Jugendund<br />

Gesundheitshilfe bezuschusst. Die<br />

größte Anzahl der Anträge aus der Ar-<br />

Antragsvolumen 2003-<strong>2008</strong><br />

werden und die Zuschussfinanzierung<br />

der Aktion Mensch dringend für soziale<br />

Projekte und Investitionen benötigt<br />

wird.<br />

Mit dem neuen 5 Sterne-Los und einer<br />

breiten Öffentlichkeitskampagne mit<br />

dem Titel „die gesellschafter“ soll auch<br />

weiterhin die Einnahmesituation der<br />

Aktion Mensch auf einem hohen Niveau<br />

erhalten werden.<br />

Das Förderprogramm von „die Gesellschafter“<br />

ist mit einer Fördersumme von<br />

4000 Euro von der <strong>AWO</strong> besonders positiv<br />

angenommen worden und erlaubt es<br />

auch weiterhin den Gliederungen, kleine<br />

Projekte vor Ort durchzuführen.<br />

2003 2004 2005 2006 2007 <strong>2008</strong><br />

Basisförderung Kinder- und Jugendhilfe Impulsförderung ZZ 5000xZukunft/diegesellschafter.de<br />

beiterwohlfahrt ist der Altenhilfe zuzuordnen.<br />

Dabei sind Einrichtungen des<br />

gesamten Spektrums gefördert worden.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband dankt allen<br />

Trägern, die durch die öffentliche Dokumentation<br />

der Herkunft der Mittel dazu<br />

beitragen, die Attraktivität der Lotterie<br />

zu steigern. Der Dank bezieht ebenso<br />

diejenigen mit ein, die durch den Erwerb<br />

von Losen für sich selbst oder auch<br />

als Geschenk diese Fördermittel sichern.


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Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 02.08.2010 17:32 Uhr Seite 4<br />

Verbandsbericht 2009<br />

Blickpunkt<br />

2009 war ein so engagiertes wie stolzes Jahr für<br />

die <strong>AWO</strong>: Landauf und landab feierten unsere Mitglieder<br />

und Freundinnen und Freunde der Arbeiterwohlfahrt<br />

den 90. Geburtstag unseres Verbandes.<br />

Ein großes Bürgerfest in der Dortmunder<br />

Innenstadt mit Zigtausenden Besuchern und viel<br />

politischer Prominenz sowie ein ebenfalls hochkarätig<br />

besetzter offizieller Festakt im Reichsstag<br />

in Berlin waren die zentralen Höhepunkte. Ebenso<br />

die Einweihung des <strong>AWO</strong> „Mahnmals an die Generationen“<br />

im ehemaligen Konzentrationslager<br />

Sachsenhausen. Der Gedenkstein, gestaltet von<br />

MitarbeiterInnen der <strong>AWO</strong> Werkstätte für behinderte<br />

Menschen in Dortmund, erinnert an Hunderttausende<br />

verfolgte und ermordete Mitglieder<br />

der Arbeiterbewegung unter der nationalsozialistischen<br />

Gewaltherrschaft.<br />

Zugleich führten wir im Jubiläumsjahr unsere stolze<br />

Tradition als sozialpolitischer Anwalt fort und<br />

legten einen höchst aktuellen <strong>AWO</strong> Sozialbericht<br />

vor zum Thema „Was hält die Gesellschaft zusammen?<br />

– Zur Zukunft der sozialen Arbeit in Deutschland“.<br />

Große Aufmerksamkeit und besondere Relevanz<br />

erlangte der Bericht durch das Super-Wahljahr und<br />

die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise.<br />

In diese Konflikte hat sich die <strong>AWO</strong> sowohl<br />

als sozialpolitischer Lobbyverband als auch in der<br />

konkreten sozialen Arbeit vor Ort mit zahlreichen<br />

Aktivitäten sowie Stellungnahmen aktiv eingemischt.<br />

Ein Schwerpunkt war das „Bündnis Mindestlohn“<br />

und insbesondere das erfolgreiche Vorantreiben<br />

der <strong>AWO</strong> Initiative für den Mindestlohn in der<br />

Pflege. Auch in der Familienpolitik wurde mit dem<br />

„Bündnis Kindergrundsicherung“ ein starker Akzent<br />

gesetzt. Zugleich trieb das <strong>AWO</strong> Kinderförderungszentrum<br />

den Ausbau der Betreuungsangebote insbesondere<br />

für Unter-Dreijährige voran.<br />

Zudem wurde das Qualitätsmanagement zahlreicher<br />

<strong>AWO</strong> Einrichtungen fortgeführt und wir sind stolz<br />

darauf, dass die <strong>AWO</strong> der erste Wohlfahrtsverband<br />

ist, der auf Bundesebene nach Qualitätsmanagement<br />

Normen zertifiziert wurde.<br />

Nicht zuletzt hat eine Findungskommission den<br />

Nachfolger des langjährigen Geschäftsführers und<br />

Vorsitzenden des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes, Rainer<br />

Brückers, ausgewählt, der zu seinem Abschied<br />

Ende 2009 die Marie Juchacz Plakette erhielt, die<br />

höchste Ehrung der <strong>AWO</strong>. Einstimmig wählte das<br />

Präsidium Wolfgang Stadler zum neuen Bundesvorsitzenden<br />

der <strong>AWO</strong>. Er war seit 1993 Geschäftsführer<br />

des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe<br />

sowie Geschäftsführer der Eltern Service GmbH und<br />

engagiert sich seit mehr als 20 Jahren in den vielfältigen<br />

sozialpolitischen Aktivitäten der <strong>AWO</strong>.<br />

So wurden im Jahr 2009 zahlreiche Weichen<br />

gestellt, damit unser Verband gut gerüstet in die<br />

Zukunft schaut und als sozialer, starker und moderner<br />

Mitgliederverband mit vereinten Kräften auf<br />

die 100 losmarschiert.


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 5<br />

ches Engagement<br />

Kooperation Solidaritä<br />

professionelle Dienstleistung<br />

leranz Sozialpolitik kämpft<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

kämpft<br />

ichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

eigenständig<br />

unabhängig<br />

sozial gerechte Gesellschaft<br />

rdert Kooperation ehrenamtlich<br />

iere Solidarität<br />

Zugehörigkeit<br />

unabhängig<br />

praktizierte Solidarit<br />

Verantwortung<br />

fördert<br />

Verband<br />

Das Jahr 2009 im Bundesverband<br />

Verbandsbericht 2009<br />

Mitglieder


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 6<br />

Verbandsbericht 2009<br />

Bericht des Präsidiums und des Bundesvorstands<br />

Verbandsentwicklung<br />

Die in Magdeburg (2007) und in Berlin (<strong>2008</strong>) zur<br />

Verbandsentwicklung gefassten Beschlüsse sind<br />

von zentraler Bedeutung für den Verband. Die Beschlüsse<br />

sind seit 2007 in zahlreichen Prozessen auf<br />

Bundesebene bearbeitet worden. Die Umsetzung ist<br />

in vielen Bereichen erfolgt (Präsidiumsmodelle,<br />

Mustersatzungen etc.).<br />

Die Umsetzung erfolgte auf Bundesebene im Wesentlichen<br />

in den Gremien des Bundesverbandes.<br />

Teils sind auch Kommissionen eingesetzt worden,<br />

sofern die Umsetzung eine Einbindung verschiedener<br />

Akteure aus dem Verband und die Ausarbeitung<br />

einer Strategie erfordert. Des weiteren sind Umsetzungsschritte<br />

auf Gliederungsebene erfolgt. Weitere<br />

Schritte sind auf dem Weg, unter anderem bei<br />

der Stärkung des Bürgerschaftliches Engagement,<br />

der Mitgliederentwicklung, der Förderergewinnung<br />

und der Entflechtung bei gleichzeitiger Wertebindung.<br />

Kommission zur Schlichtung von Streitigkeiten<br />

beim Gebietsschutz<br />

Die Kommission zur Schlichtung von Streitigkeiten<br />

beim Gebietsschutz ist Ende <strong>2008</strong> eingesetzt worden<br />

und hat 2009 ihre Arbeit fortgesetzt. Sie entscheidet<br />

bei Streitigkeiten über den Gebietsschutz,<br />

wenn auf regionaler Ebene kein Einvernehmen hergestellt<br />

werden kann.<br />

Die Kommission hat in den bisher entschiedenen<br />

Fällen auf die statuarischen Regeln zum Gebietsschutz<br />

hingewiesen, dabei aber auch zum Ausdruck<br />

gebracht, dass Kooperationen zwischen Gliederungen<br />

geeignet sein können, Konflikte zu lösen.<br />

Kommission „Junge Menschen aktiv in der <strong>AWO</strong>“<br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2008</strong> hat beschlossen, dass<br />

die <strong>AWO</strong> auf allen Ebenen eine aktivere und engere<br />

Zusammenarbeit mit dem Jugendwerk in Gang<br />

bringen soll. Die von der <strong>Bundeskonferenz</strong> eingesetzte<br />

(paritätisch besetzte) Kommission von <strong>AWO</strong><br />

und Jugendwerk hat im Laufe des Jahres 2009 intensiv<br />

beraten und auf ein Konzept hingearbeitet.<br />

Die Kommission hat an verschiedener Stelle zum<br />

Ausdruck gebracht, dass es Aufgabe des gesamten<br />

Verbandes ist, eine engere Zusammenarbeit mit<br />

dem Jugendwerk und eine Gewinnung von Jugendwerkler/innen<br />

für die ehrenamtliche <strong>AWO</strong>-Arbeit zu<br />

organisieren. Die Kommission wird ihre Arbeit intensiv<br />

fortsetzen und dabei auch weitere Akteure<br />

aus dem Verband einbeziehen.<br />

Soziale Integration und Weiterentwicklung<br />

der Zivilgesellschaft<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

Im Arbeitsfeld Arbeitsmarktpolitik war weiterhin die<br />

Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts<br />

beherrschend, das die etablierte Zusammenarbeit<br />

der Kommunen und der Bundesagentur für<br />

Arbeit bei der Betreuung Langzeitarbeitsloser in den<br />

gemeinsamen Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) für<br />

verfassungswidrig erklärt und bis Ende 2010 eine<br />

verfassungsgemäße Lösung verlangt hat. Die Neuorganisation<br />

der Jobcenter hat weitreichende Folgen:<br />

Rund 7 Millionen Menschen (darunter rund 2<br />

Millionen Minderjährige) müssen Grundsicherungsleistungen<br />

des Sozialgesetzbuchs II beanspruchen<br />

und sind folglich auf die Bescheide, den Rat und die<br />

Hilfe der Grundsicherungsträger angewiesen.


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 7<br />

Die Organisationsfrage sowie zahlreiche andere<br />

Fragen, beispielsweise über die internen Prozesse<br />

in der Bundesagentur für Arbeit oder die Wirkung<br />

der Beschäftigungsprogramme „Jobperspektive“<br />

und „Kommunal-Kombi“ wurde auf der Ebene der<br />

BAGFW in regelmäßigen Gesprächen auf Staatssekretärsebene<br />

sowie mit dem Vorstand der Bundesagentur<br />

für Arbeit, Heinrich Alt, intensiv erörtert.<br />

Diese Fragen wurden dann auch in einer Anhörung<br />

des BMFSFJ thematisiert, bei der die <strong>AWO</strong> durch die<br />

Stabsstelle Sozialpolitik vertreten war.<br />

Initiativen zur Zurückdrängung von Armut und<br />

sozialer Ausgrenzung<br />

Die Zielsetzung, Armut und Ausgrenzung zu vermeiden<br />

und zu verhindern spiegelt sich auch in der<br />

Leitfrage des 2007 begonnenen <strong>AWO</strong> Sozialberichts<br />

„Was hält die Gesellschaft zusammen?“ In Rahmen<br />

dieses Projekts wurden die Arbeitsfelder Behindertenhilfe/Psychiatrie,<br />

Arbeitsmarkt, Altenhilfe, Bildung<br />

und Erziehung und Migration auf den Prüfstand<br />

gestellt und Ende 2009 wurde als Ergebnis<br />

der Sozialbericht der <strong>AWO</strong> veröffentlicht.<br />

Zudem hat sich die <strong>AWO</strong> in 2009 auf politischer<br />

Ebene intensiv für die Einführung eines gesetzlichen<br />

Mindestlohnes eingesetzt. Aus Sicht der<br />

<strong>AWO</strong> muss die immer weiter fortschreitende Erosion<br />

des Arbeitsmarkts dringend gestoppt und dem<br />

europaweit stärksten Anwachsen des Niedriglohnsektors<br />

durch die Einführung verbindlicher Lohnuntergrenzen<br />

und eine Stärkung der Tariflöhne<br />

begegnet werden. Mittlerweile arbeiten in Deutschland<br />

rund 6,5 Millionen Menschen in der Bundesrepublik<br />

im Niedriglohnsektor. Bei 1,3 Millionen<br />

Beschäftigten, die Hälfte von Ihnen in Vollzeit tätig,<br />

reicht der Lohn nicht zum Lebensunterhalt,<br />

Verbandsbericht 2009<br />

weshalb sie ihn durch Grundsicherungsleistungen<br />

aufstocken müssen.<br />

Die Forderung nach einem Mindestlohn wurde von<br />

der <strong>AWO</strong> einzelverbandlich und im Rahmen des<br />

„Bündnis soziales Deutschland – Stimmen für den<br />

Mindestlohn“ vertreten, das seine Forderungen im<br />

März 2009 in der Bundespressekonferenz vorstellte.<br />

Zudem hat sich die <strong>AWO</strong> besonders aktiv für einen<br />

Branchenmindestlohn in der Pflege eingesetzt.<br />

Der <strong>AWO</strong> Arbeitgeberverband und Verdi haben die<br />

Aufnahme der Pflegebranche ins Arbeitnehmerentsendegesetz<br />

angemeldet. So hat die <strong>AWO</strong> die in<br />

2009 auf den Weg gebrachte Verhandlungskommission<br />

zur Erarbeitung eines Vorschlags für einen<br />

Mindestlohn Pflege begrüßt.<br />

Soziale Sicherung<br />

Die <strong>AWO</strong> hat sich in 2009 intensiv mit Fragen der<br />

sozialen Mindestsicherung beschäftigt. Ein Schwerpunkt<br />

ist im Verband seit vielen Jahren – ausgehend<br />

von den 1997 begonnenen Langzeitstudien,<br />

mit der die <strong>AWO</strong> das ISS in Frankfurt beauftragt<br />

hat – das Thema Kinderarmut und die Frage, mit<br />

welchen infrastrukuriellen und monetären Leistungen<br />

das Aufwachsend von Kindern und Jugendlichen<br />

in Armut verhindert und bekämpft werden<br />

kann.<br />

In 2009 hat die <strong>AWO</strong> sich an der Erarbeitung und<br />

Ausarbeitung des Konzept einer Kindergrundsicherung<br />

beteiligt. Dieses Konzept wurde von einem<br />

Bündnis aus Verbänden und mit der Unterstützung<br />

aus der Wissenschaft im April im Rahmen einer<br />

Bundespressekonferenz vorgestellt und anschließend<br />

breit öffentlich und im politischen Raum zur<br />

Diskussion gestellt.<br />

6|7


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 02.08.2010 17:39 Uhr Seite 8<br />

Verbandsbericht 2009<br />

| Das Präsidium 2009<br />

Vorsitzender des Präsidiums<br />

Wilhelm Schmidt<br />

Ehrenvorsitzender<br />

Dr. Manfred Ragati, Herford<br />

Stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums<br />

Bodo Champignon, Dortmund<br />

Rudi Frick, Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />

Iris Spranger, Sts, Berlin<br />

| Der Bundesvorstand 2009<br />

Bundesvorstandsvorsitzender<br />

Rainer Brückers<br />

Beisitzer/innen<br />

Bärbel Fox, Erfurt<br />

Dr. Harald Groth, Oldenburg<br />

Dr. Thomas Beyer, MdL, München<br />

Petra Grimm-Benne, MdL, Magdeburg<br />

Helga Kühn-Mengel, MdB, Leun<br />

Horst Moser, Spiesen-Elversberg<br />

Michael Rosellen, Grevenbroich<br />

Jutta Helm, Erlangen<br />

Christiane Reckmann, Nienstädt<br />

Hansjörg Seeh, Freiburg<br />

Gerwin Stöcken, Kiel<br />

Ute Wedemeier, Bremen<br />

Bundesjugendwerk<br />

Georg Förster, Vorsitzender, Würzburg<br />

Revisoren:<br />

Dr. Lothar Koring, Bremerhaven<br />

Friedhelm Merkentrup, Emden<br />

Vorstandsmitglied<br />

Hans-Peter Niemeier


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 9<br />

| Bundesfachausschuss Arbeit, Gesundheit, Soziales<br />

Hansjörg Seeh, Vorsitzender Freiburg<br />

Dr. Harald Groth Oldenburg<br />

Hartmut Brocke Berlin<br />

Jochen Flitta Hannover<br />

Sabine Grethlein Stuttgart<br />

Götz-Peter Lohmann Schwerin<br />

Monika Müller Berlin<br />

Siegfried Pogadl Dortmund<br />

Katrin Riedel Berlin<br />

Dietrich Schoch Duisburg<br />

Karl Stengler Hamburg<br />

Angela Trockle Saarland<br />

Franz-Josef Windisch Bonn<br />

| Bundesfachausschuss für Jugend und Bildungspolitik<br />

Christiane Reckmann, Vorsitzende Nienstädt<br />

Dieter Eckert Berlin<br />

Jens-Holger Ahrens Berlin<br />

Dr. Birgit Hoppe Berlin<br />

Barbara König Berlin<br />

Birgit Merkel Hannover<br />

Jürgen Otto Essen<br />

Dennis Peinze Berlin<br />

Michael Rosellen Grevenbroich<br />

Markus Schnapka Bornheim<br />

Dr. Eric van Santen München<br />

Verbandsbericht 2009<br />

8|9


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 11<br />

Gemeinschaft<br />

erte Solidarität<br />

sakademie<br />

hauptamtlich<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Teilhabe<br />

Aufbruch<br />

Zugehörigkeit<br />

Ehrenamt<br />

Stärken<br />

Toleranz<br />

Menschen<br />

Solida<br />

Zukunft ehrenamtlich<br />

praktizierte Solidar<br />

erechte Gesellschaft<br />

Qualität<br />

Bundesakademie<br />

Mitarbeiterinnen Mitarbeiter<br />

Sozialmanagement<br />

Verbandsarbeit<br />

Verbandsbericht 2009


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 12<br />

Verbandsarbeit<br />

| 90 Jahre <strong>AWO</strong> – Festakt der „riesengroßen Bürgerinitiative“ im Reichstag<br />

„Wir sind Schwestern, die etwas gemeinsam haben:<br />

das rote Herz, das seit 90 Jahren für die <strong>AWO</strong><br />

steht. Wir sind Kinder der Arbeiterbewegung“, sagte<br />

SPD-Chef Sigmar Gabriel auf dem offiziellen<br />

Festakt zum 90. Geburtstag der <strong>AWO</strong> am 13. Dezember<br />

2009 im Reichstag in Berlin. Gabriel, der<br />

seit 30 Jahren <strong>AWO</strong> Mitglied ist, erinnerte daran,<br />

dass die Arbeiterwohlfahrt als Selbsthilfeorganisation<br />

gegründet wurde, „eine Selbsthilfe, die Not<br />

tat, weil die Arbeiterbewegung als Paria galt und<br />

| „Gerechtigkeit und Solidarität – wir leben das seit 90 Jahren!“<br />

<strong>AWO</strong> Präsident Wilhelm Schmidt würdigte unter der<br />

Kuppel des Reichstags die erste Frau, die vor einem<br />

deutschen Parlament sprach. Es war die SPD-Abgeordnete<br />

Marie Juchacz. Auf den Tag genau vor 90<br />

Jahren, „überredete sie die Herren des Parteivorstandes<br />

einen „Hauptauschuß für Arbeiterwohlfahrt“<br />

der SPD zuzulassen, so muss man es formulieren“,<br />

sagte Wilhelm Schmidt, denn eine moderne<br />

Frauenpolitik steckte ja auch in der Arbeiterpartei<br />

noch in den Anfängen.<br />

aus der bürgerlichen Gesellschaft ausgeschlossen<br />

war“. Als Partei wie als Verein für organisierte Solidarität<br />

und sozialpolitischer Lobbyist habe die Arbeiterbewegung<br />

in den vergangenen Jahrzehnten<br />

viel erreicht – „doch jetzt gibt es erneut Bestrebungen<br />

der Unionsparteien, die „bürgerliche Mitte“<br />

für sich alleine zu reklamieren und erneut<br />

große Teile der Gesellschaft auszugrenzen. Diese<br />

Ausgrenzungen dürfen wir uns nicht gefallen lassen!“,<br />

forderte der SPD-Chef.<br />

| Gabriel „Wir können von unserer kleinen Schwester lernen“<br />

Die Angst der Bürger wachse, abgehängt und ausgegrenzt<br />

zu werden, viel zu viele hätten von vornherein<br />

keine Chance dazuzugehören, sagte Gabriel.<br />

„Was für ein Skandal, dass jedes Jahr 80 000 junge<br />

Leute die Schule ohne Abschluss verlassen!“ Eine<br />

moderne Sozialpolitik sei viel mehr als bürokratische<br />

Rechenkunststücke um die Höhe staatlicher<br />

Transferleistungen: „Wir müssen wieder ins Zentrum<br />

rücken, für wen Sozialpolitik da ist: Um den<br />

Menschen zu stärken, für Selbstbestimmung statt<br />

Abhängigkeit vom Sozialstaat.“<br />

Dabei sei die Beziehung zwischen <strong>AWO</strong> und SPD so,<br />

„wie das bei Schwestern so ist, sie wollen nicht zugeben,<br />

dass man voneinander lernen kann, vor allem<br />

die ältere Schwester. Tatsächlich kann die ältere<br />

SPD von der etwas jüngeren <strong>AWO</strong> lernen, nämlich<br />

die gelebte, praktische Solidarität für ein selbstbestimmtes<br />

Leben der Benachteiligten in unserer Gesellschaft“.<br />

„Mildtätigkeit und Almosen für Benachteiligte waren<br />

nicht die Motive, vielmehr war die <strong>AWO</strong> von Anfang<br />

an kein rein karitativer Wohlfahrtsverband, sondern<br />

die organisierte „Hilfe zur Selbsthilfe“ der Arbeiterschaft<br />

und stritt als politischer Lobbyverband für die<br />

Verankerung sozialer Rechte“, betonte der <strong>AWO</strong> Präsident.<br />

„So ist der Aufbau und der Ausbau des Sozialstaatsprinzips<br />

zweifellos auch ein Verdienst der<br />

<strong>AWO</strong>“ sowohl als politischer Lobbyist als auch in der<br />

praktischen sozialen Arbeit. „Unsere Leitmotive or-


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 13<br />

ganisierte Solidarität, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit<br />

und Toleranz sind seit 90 Jahren nicht Theorie<br />

– wir leben das!“, sagte Schmidt.<br />

Die aktuellen Herausforderungen der Sozialpolitik<br />

unterstreicht der jüngste <strong>AWO</strong> Sozialbericht „Was<br />

hält die Gesellschaft zusammen? – Zur Zukunft der<br />

| Marie Juchacz Plakette für Ulla Schmidt<br />

Auf der Fraktionsebene im Reichstag gibt es zu Ehren<br />

der <strong>AWO</strong> Gründerin einen „Marie Juchacz Saal“ und<br />

unter der gläsernen Kuppel hängt ein stilisiertes Porträt<br />

der Vorkämpferin für Frauenrechte und Sozialpolitik.<br />

Die „Marie-Juchacz-Plakette“, höchste Ehrung<br />

der <strong>AWO</strong>, erhielt auf der Jubiläumsfeier die langjährige<br />

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzende Rainer Brückers beschrieb<br />

in seiner Laudatio den klaren, gerne auch<br />

kühnen Verstand von Ulla Schmidt. Mit „Zielstrebigkeit,<br />

Beharrlichkeit und Erfolg hat Ulla Schmidt<br />

Maßstäbe gesetzt für eine soziale Politik die auf Gerechtigkeit,<br />

Solidarität und Teilhabe ausgerichtet<br />

ist“, lobte der <strong>AWO</strong> Chef.<br />

„Von all den Ehrungen die ich in 20 Jahren als<br />

Politikerin bekommen habe, bedeutet mir, ganz<br />

ehrlich, die Marie Juchacz Plakette am meisten“,<br />

bedankte sich Ulla Schmidt. Denn die <strong>AWO</strong> Gründerin<br />

habe eine beispielhafte Vision verfolgt, wie unsere<br />

Gesellschaft gestaltet sein soll, „nämlich auf<br />

der Grundlage: Keine Herren, keine Knechte“. So<br />

verkörpere die <strong>AWO</strong> den Leitgedanken: „Nur derjenige<br />

ist frei über sein Leben zu entscheiden, der für<br />

sich selbst sorgen kann“.<br />

Von Anfang an wurde die <strong>AWO</strong> von starken Frauen<br />

geprägt und bis heute dominieren sie die ehrenamtliche<br />

Aktivitäten und auch die Arbeit des modernen<br />

Dienstleistungsunternehmens. So diskutierte<br />

Verbandsarbeit<br />

sozialen Arbeit in Deutschland“. Angesichts der großen<br />

sozialpolitischen Aufgaben unserer alternden<br />

Gesellschaft und der Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />

dürfe sich der Staat nicht immer weiter aus<br />

seiner Verantwortung zurückziehen, sagte Schmidt<br />

vor 200 geladenen Gästen in der Reichstagskuppel.<br />

eine mit starken Frauen besetzte Podiumsrunde auf<br />

der Jubiläumsfeier „Was wurde erreicht, was fehlt?“,<br />

fragte ZDF Moderatorin Dunja Hayali.<br />

„Nach wie vor sind Frauen völlig überrepräsentiert<br />

in den Niedriglohngruppen und völlig unterpräsent<br />

in den Chefetagen“, sagte Professorin Dr.<br />

Jutta Limbach, ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts<br />

und des Goethe Instituts.<br />

„Es gibt keine Gleichwertigkeit der Arbeit von<br />

Männern und Frauen. Was dazu führt, dass wir jetzt<br />

um den Mindestlohn in der Pflege kämpfen müssen,<br />

damit wir alle in Würde alt werden können“,<br />

sagte Petra Grimm-Benne, SPD Landtagsabgeordnete<br />

und Vorsitzende des <strong>AWO</strong> Landesverbandes<br />

Sachsen-Anhalt.<br />

„Wissen ist Macht – das wussten die SPD wie die<br />

<strong>AWO</strong> schon in der Gründerzeit“, bekräftigte Jutta<br />

Limbach. „Für ein besseres Miteinander kann auch<br />

jeder Einzelne etwas tun“, verdeutlichte sie anhand<br />

der <strong>AWO</strong> Projekte „Kinderpaten“. „Allerdings sind<br />

von den 110 000 Menschen, die sich ehrenamtlich<br />

in der <strong>AWO</strong> engagieren, der allergrößte Teil Frauen<br />

und Männer entdecken dieses Möglichkeit, sich<br />

sinnvoll einzusetzen, erst ganz allmählich“, sagte<br />

Olitta Seifriz, langjährige Vorsitzende des <strong>AWO</strong><br />

Landesverbandes Bremen. „Wie Marie Juchacz die<br />

Menschen motivieren konnte mitzumachen – das<br />

brauchen wir auch heute“.<br />

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Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 14<br />

Verbandsarbeit<br />

90 Jahre <strong>AWO</strong> – Ein Familienfest der Superlative in Dortmund<br />

Die Arbeiterwohlfahrt hat unsere Gesellschaft<br />

menschlicher gemacht. „Die <strong>AWO</strong> hilft den Schwachen,<br />

stark zu werden“, brachte es Wilhelm Schmidt,<br />

Vorsitzender des Präsidiums im Bundesverband, auf<br />

den Punkt. Genau das war die Absicht von Marie Juchacz,<br />

als sie vor 90 Jahren den Wohlfahrtsverband<br />

aus der Taufe hob. „Wir wollen und müssen uns<br />

immer wieder einmischen in die sozialpolitische<br />

Gestaltung unserer Gesellschaft“, sagte der <strong>AWO</strong><br />

Präsident. Dank des Engagements der Mitglieder<br />

und ehrenamtlichen Helfer sei es der <strong>AWO</strong> gelungen,<br />

„immer wieder nah an den Menschen zu sein“ und<br />

„als Lobbyverband für die, die sonst keine Lobby<br />

haben zu kämpfen“.<br />

Es war ein Fest der Superlative, das der <strong>AWO</strong>-Bezirk<br />

Westliches Westfalen in Dortmund zwei Tage lang<br />

(21./22. August) auf die Beine gestellt hat. Der<br />

Erfolg ließ alle strahlen: Die <strong>AWO</strong> ist stolz, mehr<br />

als 100.000 Besucher in die Dortmunder City gezogen<br />

zu haben. Bodo Champignon, Vorsitzender<br />

des Bezirks Westliches Westfalen, freute sich: „Wir<br />

wussten, dass es ein großes Fest wird, aber von<br />

dieser Resonanz sind wir wirklich überwältigt. Die<br />

<strong>AWO</strong> aus ganz Deutschland, von Schleswig-Holstein<br />

bis Bayern und vom Saarland bis nach Sachsen<br />

ist nach Dortmund gekommen. Gemeinsam<br />

haben wir gezeigt wie vielfältig und leistungsstark<br />

unser Verband heute ist.“ Deutlich wurde: „Diese<br />

Arbeit, und nicht soziales Geschwafel hält die<br />

Gesellschaft zusammen“, zitierte <strong>AWO</strong> Präsident<br />

Wilhelm Schmidt in seiner Festrede das Dortmunder<br />

Urgestein der Arbeiterwohlfahrt Günter Samtlebe.<br />

„Auch wenn die <strong>AWO</strong> einer der größten sozialen<br />

Dienstleister in Deutschland ist, sind wir kein<br />

gewöhnlicher Wohlfahrtskonzern“, betonte <strong>AWO</strong>-<br />

Chef Rainer Brückers. „Tatsächlich sind wir mit<br />

unseren mehr als 400.000 Mitgliedern und mehr<br />

als 100.000 ehrenamtlich engagierten Bürgern die<br />

größte soziale Bewegung Deutschlands, weil die<br />

<strong>AWO</strong> mit einem klaren Konzept und unerschütterlichen<br />

Grundwerten nicht nur Hilfe zur Selbsthilfe<br />

gestaltet und mit ihrer sozialen Arbeit Millionen<br />

Menschen in die Gesellschaft einbindet, sondern<br />

auch die gesellschaftspolitischen Ursachen von Ausgrenzung,<br />

Armut und Not bekämpft.“<br />

Auch andere Zahlen sind beeindruckend: 50.000<br />

<strong>AWO</strong>-Mitglieder und Mitarbeiter der <strong>AWO</strong> aus ganz<br />

Deutschland sorgten für einen reibungslosen und<br />

harmonischen Ablauf. Ein Jahr Vorbereitung habe<br />

es gekostet, berichtete Champignon. Jede Anstrengung<br />

habe sich aber gelohnt: Ganz Dortmund war<br />

in rote T-Shirts oder Schals getaucht, die City glich<br />

einer Zeltstadt mit mehr als 100 Ständen. Das<br />

war beste Werbung für eine soziale Sache, meinte<br />

Wolfgang Altenbernd, Geschäftsführer des Bezirks<br />

Westliches Westfalen: „Ein solches Fest lebt von den<br />

Menschen die es gestalten. Mehr als 500 ehrenund<br />

hauptamtliche Mitarbeiter waren am Freitag<br />

und Samstag im Einsatz. Am Infostand, am Kochtopf<br />

und Grill, als Fahrer oder Aufbauhelfer. Ihnen<br />

allen möchte ich ganz herzlich für ihren Einsatz<br />

danken.“<br />

Begonnen hatte der Geburtstag mit einem Festmahl<br />

am Freitag für 300 geladene Gäste im Dortmunder


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 15<br />

Rathaus. Der gesamte Bundesausschuss der <strong>AWO</strong>,<br />

der Bezirksausschuss sowie Kooperationspartner<br />

und Politiker feierten bei Pfefferpotthast.<br />

Zum Auftakt hatte die <strong>AWO</strong> eine multimediale Ausstellung<br />

ihrer 90-jährigen Geschichte im Rathaus<br />

eröffnet. Es ist eine sehr bewegte und bewegende<br />

Geschichte, geprägt von der wechselvollen deutschen<br />

Zeitgeschichte, die in der eindrucksvollen Ausstellung<br />

mit Bildern und Tönen sprichwörtlich wieder auflebt.<br />

So ist die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt ein Spiegelbild<br />

der Deutschen Geschichte – seit 90 Jahren<br />

haben herausragende Menschen und die ewig gültigen<br />

Werte der <strong>AWO</strong> die Entwicklung Deutschlands<br />

zu einem demokratischen und sozialen Rechtsstaat<br />

mit geprägt und gestaltet. Davon erzählt die Ausstellung<br />

„90 Jahre <strong>AWO</strong>“ in beeindruckenden Bildern,<br />

Worten und Taten. Die Ausstellung kann ausgeliehen<br />

werden und ist bereits mit großem Erfolg kreuz und<br />

quer durch die Republik gereist.<br />

Zum Geburtstagsfest wurden in der Zeltstadt jede<br />

Menge Informationen über die soziale Arbeit und<br />

die ganze Vielfalt der <strong>AWO</strong> geboten. Gleichzeitig<br />

wurde den Besuchern Musik, Spiele und Unterhaltung<br />

geboten. Publikumsmagneten wie das Ensemble<br />

vom Geierabend – das ist das Ruhrgebietskabarett<br />

mit Biss – und das Rock Orchester Ruhrgebiet<br />

rockten die Bühne an der Reinoldikirche. Und die<br />

Resonanz? Jeweils 5.000 Zuhörer unterhielten sich<br />

bei ihren Auftritten vorzüglich.<br />

Für positiven Wirbel sorgte auch Politprominenz:<br />

Bodo Champignon: „Wir freuen uns, das mit Franz<br />

Verbandsarbeit<br />

Müntefering, Frank-Walter Steinmeier und Hannelore<br />

Kraft prominente Sozialdemokraten zu uns gekommen<br />

sind. Nicht weil Wahlkampf ist, sondern weil<br />

alle drei auch <strong>AWO</strong> Mitglieder sind und mit uns gemeinsam<br />

für den Erhalt des Sozialen in unserer Gesellschaft<br />

stehen.“ Hannelore Kraft, Landesvorsitzende<br />

der SPD, besuchte auch die Ausstellung „90 Stühle<br />

– für eine Gesellschaft, in der alle Platz finden.“ Die<br />

Kunstwerke, über 150 sind es geworden, wurden<br />

dann im Dezember im Freizeitzentrum West in Dortmund<br />

versteigert. Der <strong>AWO</strong>-Unterbezirk Dortmund<br />

hatte in einer bundesweiten Aktion Gruppen, Institutionen,<br />

Einzelpersonen und Prominente aufgefordert,<br />

einen Stuhl für das Hilfsprojekt „Tischlein deck dich“<br />

zu gestalten. Der Erlös aus der Versteigerung floß<br />

direkt in das Projekt. Wer einen Stuhl ersteigerte,<br />

erwarb automatisch eine Einladung für die gedeckte<br />

Tafel auf der stillgelegten Autobahn A 40 am 18. Juli<br />

2010, wenn das Revier Kulturhauptstadt ist.<br />

Drei Dinge machen die <strong>AWO</strong> so lebendig und<br />

zukunftsorientiert, meint Wolfgang Altenbernd: „Wir<br />

haben engagierte Mitglieder, wir bieten soziale<br />

Dienstleistungen auf hohem Niveau und wir positionieren<br />

uns zu den soziale Fragen unserer Zeit.<br />

Dieser Dreiklang macht die <strong>AWO</strong> zu etwas Besonderem<br />

und prägte auch das Fest hier in Dortmund.“<br />

Die anhaltende Wirtschaftskrise, die Finanzmisere<br />

und die soziale Schieflage in unserem Land machen<br />

die Arbeiterwohlfahrt unverzichtbar. Und warum<br />

engagiert sich die <strong>AWO</strong> so unermüdlich seit 90 Jahren?<br />

„Keiner soll sich bücken müssen, um Hilfe zu<br />

bekommen.“ Das ist ein Zitat von Franz Müntefering.<br />

Und dem ist nichts hinzu zu fügen.<br />

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Verbandsarbeit<br />

<strong>AWO</strong> „Mahnmal an die Generationen“ im ehemaligen<br />

KZ Sachsenhausen<br />

Gedenkstein der <strong>AWO</strong> Werkstätte für behinderte<br />

Menschen Dortmund erinnert an Hunderttausende<br />

verfolgte und ermordete Mitglieder<br />

der Arbeiterbewegung unter der nationalsozialistischen<br />

Gewaltherrschaft<br />

„Kein Mensch, der hier gelitten hat, ist vergessen“,<br />

sagte SPD-Chef Franz Müntefering in einer bewegenden<br />

Rede zur Einweihung des <strong>AWO</strong> Mahnmals für<br />

die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft<br />

im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen<br />

am 20. Juni 2009.<br />

„Hunderttausende <strong>AWO</strong> Mitglieder sind verfolgt,<br />

misshandelt, vertrieben oder ermordet worden.<br />

Sie teilten das Schicksal vieler Millionen Menschen,<br />

deren Ideale und Werte die Nazis gezielt und<br />

brutal vernichteten“, sagte <strong>AWO</strong> Präsident Wilhelm<br />

Schmidt. Er erinnerte daran, dass die SPD und die<br />

aus ihr hervorgegangene Arbeiterwohlfahrt gleich<br />

nach der Machtergreifung Hitlers verboten wurden<br />

und Tausende ihrer Mitglieder als „Politische Gefangene"<br />

in das nahe Berlin gelegene KZ Sachsenhausen<br />

verschleppt wurden, das als Modell und<br />

Zentralverwaltung für das Nazi-Vernichtungssystem<br />

diente.<br />

SPD-Chef Müntefering erinnerte an die SPD-Reichstagsabgeordnete<br />

Marie Juchacz, die 1919, vor genau<br />

90 Jahren, die Arbeiterwohlfahrt ins Leben rief.<br />

„Traditionell kümmerten sich die Frau Direktor und<br />

die Frau Bürgermeister um Almosen für die Armen.<br />

Doch Marie Juchacz ging es um die Gründung eines<br />

Demokratischen Wohlfahrtswesens“, betonte Müntefering.<br />

„Die Gründerin der <strong>AWO</strong> wusste, es muss<br />

beides geben: Einen Sozialstaat mit sozialen Rech-<br />

ten und die organisierte Solidarität der Menschen.“<br />

Nicht mehr nur auf Barmherzigkeit zu hoffen, sei<br />

ein „menschheitsgeschichtlicher Fortschritt der Arbeiterbewegung<br />

und der <strong>AWO</strong>“ gewesen – auch darin<br />

begründete sich die erbitterte Gegnerschaft der<br />

Hitler Partei, „die sich, welch ein Hohn!, Nationalsozialistische<br />

Deutsche Arbeiterpartei nannte und<br />

die Vorherrschaft über die deutsche Arbeiterbewegung<br />

beanspruchte“, sagte Müntefering. Deshalb<br />

wurde am 12. Mai 1933 das <strong>AWO</strong> Büro in Berlin<br />

brutal geräumt, die <strong>AWO</strong> Geschäftsführerin Lotte<br />

Lemke musste alle Schlüssel und Kassenbücher abgeben<br />

und erhielt Hausverbot. „Die Nazis beschlagnahmten<br />

das Vermögen und die Einrichtungen der<br />

<strong>AWO</strong> – aber die Menschen bekamen sie nicht. Die<br />

Menschen der Arbeiterbewegung leisteten Widerstand.<br />

Und viele, sehr viele bezahlten das mit ihrem<br />

Leben“, sagte Müntefering.<br />

„Stellvertretend für die Vielen erinnern wir an Paul<br />

Gerlach, der hier in im KZ Sachsenhausen am 10.<br />

Oktober 1944 im Alter von 56 Jahren sein Leben<br />

lassen musste“, sagte der <strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzende<br />

Rainer Brückers bei der Enthüllung des „Mahnmals<br />

an die Generationen“. Paul Gerlach war geprägt<br />

von den Erfahrungen des 1. Weltkriegs, den er<br />

schwerverwundet überlebte. Diese Prägung war<br />

„Motor für sein sozialpolitisches Engagement, mit<br />

dem er sich als SPD-Stadtverordneter in Düsseldorf<br />

und ab 1928 auch als Reichstagsabgeordneter für<br />

Gesundheitsfürsorge, Arbeitslosenversicherung und<br />

Wohlfahrt einsetzte“, erzählte <strong>AWO</strong>-Chef Brückers.<br />

„Ab 1933 kämpfte Paul Gerlach gegen den brutalen<br />

Machtanspruch der Nazis, die ihn mehrfach verhafteten<br />

und schließlich hier im KZ umbrachten“, erzählte<br />

Brückers vor dem versammelten <strong>AWO</strong> Präsi-


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:19 Uhr Seite 17<br />

dium und Bundesausschuss sowie zahlreichen Gästen<br />

aus dem Verband und der Länder- und Bundespolitik.<br />

„Sie kämpften für eine freiheitliche und gerechte<br />

Gesellschaft“<br />

Im KZ Sachsenhausen waren unter vielen anderen<br />

<strong>AWO</strong>-Mitgliedern auch Clemens Högg inhaftiert, der<br />

1945 auf dem „Todesmarsch“ in das KZ Bergen-<br />

Belsen starb, sowie Robert Görlinger aus Köln, der<br />

1945 von britischen Truppen befreit und kurz darauf<br />

der erste Bundesvorsitzende der wieder gegründeten<br />

<strong>AWO</strong> wurde.<br />

Die Inschrift des Gedenksteins nennt Paul Gerlach<br />

„stellvertretend für alle während der Nazi Diktatur<br />

verfolgten und ermordeten Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt.<br />

Sie kämpften für eine freiheitliche und<br />

gerechte Gesellschaft und mussten für ihre Überzeugung<br />

und ihren sozialen Einsatz leiden und sterben“.<br />

Das eindrucksvolle <strong>AWO</strong> Mahnmal zeigt einen fallenden<br />

Menschen, aus Metall gefräst und von bedrohlichen<br />

Stahlstiften umgeben. Es wurde von<br />

Mitarbeitern der <strong>AWO</strong> Werkstätte für behinderte<br />

Menschen Dortmund unter Anleitung des Dortmunder<br />

Künstlers Dietrich Lacker entworfen und gefertigt.<br />

Unter dem Arbeitstitel „es darf kein Gras darüber<br />

wachsen“ beschäftigte sich die Projektgruppe<br />

insbesondere mit der „Euthanasie“-Politik der Nazis,<br />

die behinderte Menschen gezielt als angeblich<br />

„unwertes Leben“ vernichteten, und entschied sich<br />

für diesen Entwurf, weil die Symbolkraft der Figur<br />

ihren Vorstellungen von Schmerz, Qual, Angst, Verzweiflung<br />

und Tod am nächsten kam. Das Spiel von<br />

Licht und Schatten macht Veränderungen sichtbar<br />

Verbandsarbeit<br />

und steht somit auch für gesellschaftliche Veränderungsprozesse,<br />

die sowohl in Richtung Humanität<br />

als auch in Richtung Barbarei möglich sind.<br />

<strong>AWO</strong>-Präsident Schmidt sagte: „Die ehemaligen<br />

Konzentrationslager sind Tatorte der schrecklichsten<br />

Verbrechen an Millionen unschuldiger Menschen.<br />

Sie sind Geschichtsorte, die die Erinnerung<br />

an diese Taten wach halten. Sie sind Gedenkorte<br />

für jeden einzelnen betroffenen Menschen, und sie<br />

sind Mahnorte, die alle Generationen aufrufen,<br />

sich der Greueltaten bewusst zu werden und fest<br />

dafür einzutreten, dass so etwas Nie Wieder geschieht!“<br />

„Soziale Gerechtigkeit muss immer wieder<br />

erkämpft werden!“<br />

DenndieKraft,dieinderIdeeundindenIdealen<br />

der Arbeiterwohlfahrt liegt, konnte auch von der<br />

nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nicht gebrochen<br />

werden. Diese lebendige Kraft der Arbeiterwohlfahrt,<br />

für eine freie, faire und soziale Gesellschaft<br />

zu kämpfen, feierte nun ihren 90.<br />

Geburtstag. Zu diesem stolzen Jubiläum wollte die<br />

<strong>AWO</strong> allen Mitstreitern danken und gedenken, „so<br />

entstand die Idee des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes, unseren<br />

Opfern ein Denkmal zu setzen“, sagte Präsident<br />

Schmidt. Er dankte der Leitung der Gedenkstätte<br />

Sachsenhausen für ihre Zustimmung und die<br />

Kooperation bei der Umsetzung.<br />

Der Gedenkstein erinnert heutige und künftige Generationen:<br />

„Sicher ist nichts, soziale Gerechtigkeit<br />

muss immer wieder erkämpft und gestaltet werden“,<br />

betonte Müntefering. „Die <strong>AWO</strong>, mit ihrem<br />

Symbol des Roten Herzens, wird wie seit 90 Jahren<br />

dafür sorgen, dass es weiter schlägt.“<br />

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Verbandsarbeit<br />

<strong>AWO</strong> Sozialbericht „Was hält die Gesellschaft zusammen?“<br />

<strong>AWO</strong> analysiert Entwicklungen bei Kinderarmut<br />

und Integration, Bildungsversagen und<br />

Prekariat, Minilöhnen und Pflegekollaps<br />

„Wenn die Reintegration von Langzeitarbeitslosen<br />

in den Arbeitsmarkt künftig nicht deutlich besser<br />

gelingt, hat das weitreichende Folgen: Die Altersarmut<br />

in Deutschland wird rapide wachsen. Und<br />

die skandalöse Armut der Kinder von Langzeitarbeitslosen<br />

wird auch der nächsten Generation<br />

Zukunftschancen verbauen“, unterstrich der <strong>AWO</strong><br />

Bundesvorsitzende Rainer Brückers vor der Bundespressekonferenz<br />

am 9. Dezember in Berlin bei der<br />

Vorstellung des neuen <strong>AWO</strong> Sozialberichts „Was hält<br />

die Gesellschaft zusammen? – Zur Zukunft der sozialen<br />

Arbeit in Deutschland“<br />

Der Sozialbericht untersucht Hintergründe und Entwicklungen<br />

in den fünf Bereichen Bildung und Erziehung,<br />

Arbeitsmarkt, Migration, Behindertenhilfe<br />

und Psychiatrie sowie in der Altenhilfe. <strong>AWO</strong> Chef<br />

Brückers warnt vor alarmierenden Zusammenhängen:<br />

„Lohnarmut führt zu Kinderarmut und mündet<br />

in Altersarmut“.<br />

„Unser stark selektiv wirkendes Bildungssystem<br />

produziert soziale Ausgrenzung – und damit hohe<br />

sozialpolitische Folgekosten“, kritisiert Brückers.<br />

Insbesondere zeigt der Sozialbericht die Probleme<br />

am Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf<br />

auf und empfiehlt das Konzept „Lokales Übergangsmanagement“<br />

als Alternative.<br />

„Um Langzeitarbeitslose kümmern sich zig Institutionen.<br />

Doch viel zu viele sind nach zwei Jahren im<br />

Maßnahmendschungel immer noch ausgegrenzt<br />

und chancenlos“, stellte der <strong>AWO</strong> Chef fest. „Was<br />

geht da schief?“ Arbeitslose von Schalter zu Schalter<br />

zu schicken nutzt wenig und kostet viel. „Es sind<br />

individuell passende Maßnahmen nötig – paßgenau<br />

für den Kunden, nicht paßgenaue Kunden für<br />

standardisierte Maßnahmen.“ Der Sozialbericht dokumentiert,<br />

dass das „Case Mangagement“ noch<br />

nicht funktioniert, also die persönlichen Lebensumstände<br />

etwa von Alleinerziehenden nicht mitgedacht<br />

werden, oder auch die häufig multiplen Probleme<br />

von Langzeitarbeitslosen, etwa Sucht oder<br />

Depressionen.<br />

Der Sozialbericht unterstreicht, wie dringend eine<br />

Trendumkehr im Bereich niederiger und niedrigster<br />

Löhne ist: Schon jetzt können weit mehr als eine<br />

Million Bürger von ihrer harten Arbeit nicht leben<br />

und brauchen Zuschüsse der Grundsicherung, um<br />

über die Runden zu kommen. „Es ist im Interesse<br />

der ganzen Gesellschaft Mini-Löhne zu bekämpfen<br />

und Mindestlöhne durchsetzen“, sagte Brückers.<br />

„Löhne müssen grundsätzlich armutsfest sein, sonst<br />

zahlen alle drauf.“<br />

Zudem analysiert der Sozialbericht das Diktat der<br />

demografische Entwicklung, dass wir deutlich mehr<br />

Beschäftigung für Ältere brauchen. „Mit der Erhöhung<br />

des Renteneintrittsalters muss die Integration<br />

Älterer in den Arbeitsmarkt deutlich verbessert werden,<br />

andernfalls führt die Heraufsetzung zu inakzeptablen<br />

Rentenkürzungen und verstärkt massiv<br />

das Problem der Altersarmut“.<br />

Unsere alternde Gesellschaft steht insbesondere im<br />

Bereich der Pflege vor enormen Aufgaben, betonte<br />

<strong>AWO</strong> Präsidiumsmitglied Harald Groth auf der Bundespressekonferenz.<br />

„Das Postulat „ambulant vor<br />

stationär“ funktioniert immer noch nicht“, kriti-


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 19<br />

sierte er. Der Sozialbericht zeigt, dass die geltenden<br />

Finanzierungsstrukturen dem Vorrang der ambulanten<br />

und häuslichen Pflege im Wege stehen. „Die<br />

Finanzierung ambulanter Dienste muss deutlich<br />

verbessert werden“, forderte Groth.<br />

Insbesondere die stark zunehmende Zahl der Demenzerkrankten<br />

erfordert einen Strukturwandel der<br />

Pflege, sowohl bei der ambulanten Unterstützung<br />

pflegender Angehöriger als auch bei den Konzepten<br />

– und der Vergütung! – der Pflege im Heim und in<br />

betreuten Wohngruppen. Dazu müssen bei der Reform<br />

des Pflegebedürftigkeitsbegriffs die Beiratsvorschläge<br />

aufgegriffen werden.<br />

Zudem gibt der Sozialbericht eine Antwort auf die<br />

Frage: Wenn alle die Integration behinderter Menschen<br />

bejahen und fördern wollen, warum sind<br />

dann so wenige wirklich im Arbeitsmarkt integiert?<br />

Tatsache ist, dass spätestens mit dem 10. Lebensjahr<br />

die Integration behinderter Menschen aufhört<br />

und es nur noch „Sonderschulen“ gibt. „Nun endlich<br />

gibt es in der Behindertenhilfe eine Paradigmenwechsel:<br />

Von der Fürsorge zur Selbstbestimmung<br />

und Teilhabe“, sagte Groth. Das ist eine klare<br />

Absage an große Einrichtungen und Heime. Die<br />

Leitidee der „Inklusion“ kann und muss dabei zu<br />

einem Perspektivwechsel für die Angebote der Behindertenhilfe<br />

und Psychiatrie führen.<br />

Insgesamt warnte Groth vor einem „Kollaps der<br />

Pflege“ durch den jetzt schon akuten Mangel an<br />

Fachkräften. Die <strong>AWO</strong> steht für qualitativ hochwertige<br />

Dienstleistungsangebote, nicht für eine Low-<br />

Level-Pflege – dafür braucht es dringend den entsprechenden<br />

gesundheitspolitischen Rahmen. Dazu<br />

gehört eine Bürgerversicherung in die alle Einkom-<br />

Verbandsarbeit<br />

mensgruppen einbezahlen – nicht etwa durch eine<br />

unsinnige „Kopfpauschale“.<br />

In der Realität sozialer Arbeit zeigt sich: „Nicht die<br />

Migranten sind integrationsunwillig, die Institutionen<br />

sind integrationsunfähig!“ Auf der Bundespressekonferenz<br />

erzählte Christine Schubert aus der<br />

Praxis der <strong>AWO</strong>. „Aber es geht auch anders: Das<br />

Hausbesuchsprogramm Hippy holt Menschen raus<br />

aus der Isolation von „40 Quadratmeter Deutschland“,<br />

sie sind nicht schwer erreichbar, man muss<br />

nur auf sie zugehen“, erläuterte die Leiterin Integration<br />

und Migration der <strong>AWO</strong> Nürnberg.<br />

In Migrantenfragen, Migranten fragen! Das ist das<br />

Leitmotiv für eine Neuausrichtung der Migrationssozialarbeit<br />

der <strong>AWO</strong>. Konkret: Die erste Migrantengeneration<br />

wird älter und kränker, doch in den Beratungs-<br />

und Pflegeeinrichtungen sind sie deutlich<br />

unterproportional zum Bevölkerungsanteil vertreten.<br />

So hat die <strong>AWO</strong> schon im Jahr 2000 ein Konzept<br />

zur Interkulturellen Öffnung ihrer Angebote beschlossen,<br />

das als wegweisend gilt.<br />

Sozialbericht mit Selbstkritik „Zur Zukunft der<br />

sozialen Arbeit in Deutschland“<br />

Auf der Grundlage fundierter Analysen in den fünf<br />

Bereichen formuliert der <strong>AWO</strong> Sozialbericht konkrete<br />

Forderungen an Politik und Gesellschaft, um<br />

eine weitere Spaltung unserer Gesellschaft in Arm<br />

und Reich, in „Drinnen und Draußen“, zu verhindern.<br />

Und erstmals packt sich ein Wohlfahrtsverband<br />

auch an die eigene Nase und fragt: Was<br />

bewirkt soziale Arbeit für die Integration benachteiligter<br />

Menschen? Ist sie Teil der Lösung, oder gar<br />

Teil des Problems?<br />

18 | 19


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 20<br />

Verbandsarbeit<br />

| Mitgliederentwicklung<br />

Ende Dezember 2009 hatte die Arbeiterwohlfahrt<br />

381.288 Mitglieder (<strong>2008</strong>: 385.747).<br />

Damit ist der Trend der letzten Jahre, nämlich eine<br />

deutliche Verminderung der Mitgliederzahlen, zwar<br />

noch nicht gebrochen, aber die Zahl der Mitglieder<br />

stabilisiert sich auf einem hohen Niveau. Dabei verlieren<br />

die alten Bundesländer tendenziell Mitglieder,<br />

während in den neuen Bundesländern ein Mitgliederzuwachs<br />

zu verzeichnen ist.<br />

So hat sich das Verhältnis der Altersgruppen zueinander<br />

in den letzten Jahre nur marginal verändert.<br />

Es kann aber festgestellt werden, dass der Arbeiterwohlfahrt<br />

konstant junge Menschen beitreten.<br />

| Marie-Juchacz-Stiftung<br />

Die Marie-Juchacz-Stiftung erfüllt bei der <strong>AWO</strong> zwei<br />

Funktionen:<br />

Sie dient der Förderung der Aufgaben der freien<br />

Wohlfahrtspflege auf allen Ebenen des Staates und<br />

der Gesellschaft und in allen Bereichen der sozialen<br />

Arbeit.<br />

Und sie fungiert als Treuhandstiftung für unselbständige<br />

Stiftungen, die von Gliederungen der <strong>AWO</strong><br />

mit unterschiedlichen Zielsetzungen ins Leben gerufen<br />

wurden.<br />

Die Marie-Juchacz-Stiftung verwaltet inzwischen<br />

treuhänderisch vier unselbständige Stiftungen mit<br />

einem Vermögen von zusammen ca. 1 Million Euro.<br />

Das Stiftungskapital der Marie-Juchacz-Stiftung beträgt<br />

zum Jahresende 2009 rund 705.000 Euro.<br />

Vorstand<br />

Der Vorstand wird für vier Jahre berufen und besteht<br />

aus höchstens drei Personen. Die Mitglieder<br />

des Vorstandes sind ehrenamtlich tätig.<br />

Die Mitglieder der Stiftungsorgane im Jahr2009:<br />

Stiftungsrat<br />

Wilhelm Schmidt (Vorsitzender)<br />

Dr. Manfred Ragati (stellvertretender Vorsitzender)<br />

Wolfgang Altenbernd<br />

Jörg Busatta<br />

Max von Heckel<br />

Die Auswertung der bundesweiten Altersstruktur<br />

unserer Mitglieder ergab per 31.12.2009 folgendes<br />

Bild:<br />

4,1 %<br />

5%<br />

27 %<br />

Der Vorstand vertritt die Stiftung vor Gericht, entscheidet<br />

über die Verwendung der Stiftungsmittel<br />

und verwaltet das Stiftungsvermögen.<br />

Anlageausschuss<br />

27 %<br />

Der Anlageausschuss berät und beschließt für den<br />

Stiftungsrat und den Stiftungsvorstand verbindlich die<br />

Richtlinien zur Vermögensverwaltung. Er besteht aus<br />

einem vom Stiftungsrat benannten Mitglied sowie je<br />

einem Vertreter von treuhänderisch verwalteten Stiftungen<br />

oder Fonds, soweit diese im Einzelfall ein Stiftungskapital<br />

von mehr als 100.000 Euro haben.<br />

Der Anlageausschuss legt die Richtlinien für die<br />

Vermögensverwaltung für Stiftungsrat und Vorstand<br />

fest und berät den Vorstand bei anstehenden Entscheidungen<br />

über Geldanlagen.<br />

Dank einer konservativen Anlagestrategie in den<br />

vergangenen Jahren musste zum Jahresabschluss<br />

2009 keine Wertberichtigungen auf Geldanlagen<br />

vorgenommen werden.<br />

Vorstand<br />

Rainer Brückers<br />

Torsten Sandersfeld<br />

Anlageausschuss<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

Johannes Schemann<br />

67,1 %<br />

65,5 %<br />

1,8 %<br />

2,5 %<br />

bis 30 J. bis 60 J. bis 90 J. über<br />

90 J.<br />

2009<br />

<strong>2008</strong>


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 21<br />

| GOS Pilotprojekt „Teilhabe für Menschen mit Behinderung oder psychischen<br />

Erkrankungen“<br />

Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen<br />

erleben trotz einer in der Fachwissenschaft<br />

fortgeschrittenen Diskussion um Teilhabe und<br />

Selbstbestimmung häufig Vorurteile und Ausgrenzung.<br />

Eine Verbesserung sowohl im Sinne einer sozialen<br />

Teilhabe als auch der gesellschaftlichen Integration<br />

in den Piloteinrichtungen zu erreichen, ist Ziel des<br />

gos-Projektes. Es konzentriert sich auf den Aspekt<br />

der sozialen Teilhabe und der Förderung der Partizipation<br />

bezogen auf die Lebensbedingungen und<br />

den Alltag sowie auf die Zufriedenheit mit den Partizipationsmöglichkeiten<br />

und der Lebenssituation.<br />

Der Übergang zur Förderung der politischen Partizipation<br />

kann hier fließend sein und wird ins Pilotprojekt<br />

mit einbezogen. Weiteres Ziel des Projektes<br />

ist die Einordnung entwickelter Standards ins Qualitätsmanagement-Konzept<br />

der <strong>AWO</strong>.<br />

Im ersten Schritt wurden durch eine Expertengruppe<br />

auf Grundlage der Ergebnisse einer Literaturrecherche<br />

sowie vorhandenen Erfahrungswissens,<br />

die für das Projekt notwendigen methodischen<br />

Instrumente (Checkliste zur Bestandsaufnahme, Befragungsinstrumente<br />

und Interviewleitfaden) entwickelt.<br />

| <strong>AWO</strong>-Qualitätsmanagement<br />

Schon im Jahr 1999 hat die <strong>AWO</strong> ihre Qualitätsoffensive<br />

gestartet. Sie hat dabei für vielfältige Arbeitsfelder<br />

verbindliche Qualitätskriterien der fachlichen<br />

Arbeit sowie besondere Qualitätsmaßstäbe<br />

aus dem Leitbild der <strong>AWO</strong> festgelegt und über Qualitätsmanagement<br />

(QM) abgesichert. Wegen der Verknüpfung<br />

der inhaltlichen Kriterien mit dem QM-<br />

Modell der DIN EN ISO 9001:2000 als methodischem<br />

Instrument wird dieser Ansatz auch als <strong>AWO</strong>-Tandem-QM<br />

bezeichnet. Damit wurde sowohl die Managementqualität<br />

als auch die fachliche Qualität<br />

gleichermaßen in den Fokus gerückt.<br />

In den Grundsätzen zur Verbandsentwicklung, die<br />

2007 in Magdeburg verabschiedet wurden, wurde<br />

das <strong>AWO</strong>-Tandem-Konzept als verbindliche Grundlage<br />

innerhalb der <strong>AWO</strong> festgelegt. Im Bereich der<br />

stationären Pflegeeinrichtungen wird dieses Konzept<br />

inzwischen breit angewendet. Mehr als jedes<br />

fünfte Pflegeheim der <strong>AWO</strong> ist inzwischen sogar zertifiziert<br />

nach dem <strong>AWO</strong>-QM-Konzept.<br />

Die Zahl zertizierter Einrichtungen der <strong>AWO</strong><br />

beträgt zum Stichtag 31.12.<strong>2008</strong> insgesamt 747<br />

(siehe Grafik Seite 22).<br />

Verbandsarbeit<br />

Mit diesen Instrumenten wurde eine Bestandsaufnahme<br />

der bestehenden Beteiligungsverfahren in<br />

den beteiligten Einrichtungen durchgeführt, bewertet<br />

und auf der Grundlage der Ergebnisse eine Weiterentwicklung<br />

der individuellen Beteiligung vorgenommen.<br />

Auf bereits vorhandenen Verfahren wurde<br />

dabei aufgebaut.<br />

Im Rahmen einer institutionellen Beteiligung<br />

wurde ermittelt, welche Verfahren zur Beteiligung<br />

oder welche Gremien bereits in den Einrichtungen<br />

vorhanden sind und wie weit diese gelebt, respektive<br />

umgesetzt werden. Im Rahmen einer Dokumentenprüfung<br />

wurden Verträge und Leistungsbeschreibungen<br />

auf ihre Adressatenorientierung und<br />

auf Verständlichkeit hin überprüft.<br />

Die Verständnis einer systematischen Qualitätsentwicklung<br />

im Projekt geht davon aus, dass Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sowie die ihre Dienstleistungen<br />

in Anspruch Nehmenden die entscheidenden<br />

Akteure sind. Qualitätsmanagementsysteme müssen<br />

beteiligungsorientiert aufgebaut sein, respektive Beteiligung<br />

fördern. Ziel des Projektes ist es in diesen<br />

Bereichen Entwicklungspotentiale aufzudecken und<br />

Qualitätsverbesserungen anzuregen.<br />

<strong>AWO</strong>-Qualitätskriterien wurden bislang in 23 Arbeitsfeldern<br />

und übergreifend für den Bereich<br />

„Führungs und Organisation“ entwickelt:<br />

• Ambulante Pflege/Stationäre Pflege/Tagespflege<br />

• Kindertageseinrichtungen<br />

• Hilfen zur Erziehung/Jugendsozialarbeit<br />

• Suchtberatung<br />

• Schuldner- und Insolvenzberatung<br />

• Schwangerschaftsberatungsstellen<br />

• Kurberatungsstellen<br />

• Fachdienste für Migration und Integration<br />

• Behindertenhilfe/Einrichtungen für psychisch Kranke/WfbMs<br />

• Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für<br />

Mutter/Vater und Kind (Stationäre Einrichtungen)<br />

• Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

• Eltern- und Familienbildung<br />

• Beschäftigungsförderung/Arbeitsmarktprojekte<br />

• Wohnungslosenhilfe<br />

• Chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke<br />

• Frauenhäuser<br />

• Geschäftsstellen/Zentrale Verwaltungsdienste<br />

• Beratungsstellen (Basisnorm)<br />

20 | 21


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 22<br />

Verbandsarbeit<br />

240<br />

Stationäre Pflege<br />

63<br />

Ambulante Pflege<br />

14<br />

255<br />

Tagespflege<br />

Kindertageseinrichtungen<br />

Die zu <strong>AWO</strong>-Normen zusammengeführte <strong>AWO</strong>-Qualitätskriterien<br />

unterliegen der regelmäßigen fachlichen<br />

Überprüfung und Weiterentwicklung. Spätestens<br />

3 Jahre nach der Verabschiedung wird jede<br />

<strong>AWO</strong>-Norm zwingend auf ihre Aktualität hin überprüft<br />

und einem Revisionsprozess unterzogen.<br />

Erste Ergebnisse aus den Pflegetransparenzprüfungen<br />

der Medizinischen Dienste der Krankenkas-<br />

sen zeigen, dass <strong>AWO</strong>-Einrichtungen im Durchschnitt<br />

bessere Ergebnisse erlangen als der Gesamtdurchschnitt<br />

aller Einrichtungen. Vor allem ist<br />

auch erkennbar, dass <strong>AWO</strong>-QM zertifizierte Pflegeeinrichtungen<br />

insgesamt besser abschneiden. Die<br />

<strong>AWO</strong> warnt jedoch davor, solche Vergleiche angesichts<br />

der fragwürdigen Validität der MDK-Prüfungen<br />

überzubewerten.<br />

| <strong>AWO</strong> als erster Wohlfahrtsverband auf Bundesebene QM zertifiziert<br />

Nach einem dreitägigen Zertifizierungsaudit hat am<br />

8. Juli 2009 der Auditor der Deutschen Gesellschaft<br />

zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS)<br />

dem <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzenden Rainer Brückers mitgeteilt,<br />

dass die Bundesgeschäftsstelle der <strong>AWO</strong> erfolgreich<br />

die Qualitätsprüfung bestanden hat.<br />

Somit ist die Qualitätsarbeit der <strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />

nun zertifiziert nach DIN EN ISO<br />

28<br />

Hilfen zur Erziehung<br />

7<br />

Jugendsozialarbeit<br />

4<br />

Bildungseinrichtungen<br />

18<br />

11<br />

Beratungsstellen<br />

Hilfen für Menschen mit Behinderungen<br />

Werkstätten für Menschen mit Behinderungen<br />

6 5<br />

9001:<strong>2008</strong> und den spezifischen <strong>AWO</strong>-Qualitätskriterien.<br />

Sie erfüllt somit das integrierte Qualitätsmanagement-Konzept,<br />

zu dem sich die <strong>AWO</strong> bundesweit<br />

in ihrem Statut verpflichtet hat.<br />

Wir sind stolz darauf, dass die <strong>AWO</strong> der erste<br />

Wohlfahrtsverband ist, der auf Bundesebene nach<br />

Qualitätsmanagement Normen zertifiziert wurde.<br />

2<br />

Rehabilitationseinrichtungen<br />

Einrichtungen für psychisch kranke Menschen<br />

20<br />

Geschäftsstellen<br />

74<br />

Sonstige


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 23<br />

| Projektbericht Freiwilligenmanagement<br />

Für die Bereiche Psychiatrie und Behindertenhilfe<br />

hat der <strong>AWO</strong> Bundesverband in Kooperation mit der<br />

„Aktion Mensch“ von 2007 bis 2009 das Modellprojekt<br />

„Aufbau und Entwicklung eines Freiwilligenmanagement<br />

für spezifische Arbeitsfelder der<br />

Freien Wohlfahrtspflege“ durchgeführt. An insgesamt<br />

fünf Standorten wurden innerhalb von zwei<br />

Jahren Erkenntnisse, Erfahrungen und erfolgreiche<br />

Vorgehensweisen gesammelt, um auf diesem speziellen<br />

Sektor die Einbindung Freiwilliger systematisch<br />

zu verstärken und zu optimieren.<br />

Einer der teilnehmenden Standorte war der Unterbezirk<br />

Ennepe-Ruhr, der durch gemeinsame Freizeitund<br />

Bildungsaktivitäten das Miteinander von Menschen<br />

mit und ohne Behinderungen gestärkt hat.<br />

In Dortmund hat der Unterbezirk das Projekt<br />

„Kunst und Kultur für Menschen mit und ohne Behinderungen“<br />

initiiert. Ziel war es, das Projekt dauerhaft<br />

(also über den allgemeinen Förderzeitraum<br />

von 2 Jahren hinaus) zu etablieren. Dabei soll aber<br />

nicht der Umstand „behindert oder nicht-behindert“<br />

im Vordergrund stehen, sondern primär das<br />

Thema Kunst und Kultur.<br />

Spaß an der Bewegung stand beim V.I.B. im saarländischen<br />

Dillingen im Mittelpunkt. Das Teilprojekt<br />

| Periodika des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

Die Fachzeitschrift TuP – Theorie und Praxis<br />

der Sozialen Arbeit<br />

Die Zeitschrift TuP – Theorie und Praxis der Sozialen<br />

Arbeit – ist eine der führenden Fachzeitschriften in<br />

den Feldern der sozialen Arbeit. Sie wird vom <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband herausgegeben und erscheint<br />

sechsmal jährlich.<br />

| Projekt Mitgliederzeitung<br />

Innerhalb der <strong>AWO</strong> wurde auch in 2009 über neue<br />

Informations- und Publikationsformate diskutiert.<br />

So gab es eine lebhafte Debatte über die Einführung<br />

einer Mitgliederzeitung. Ziel ist es, für jedes<br />

Mitglied Informationen aus und über den Verband<br />

Verbandsarbeit<br />

„Vereinen“ hat die gesellschaftliche Einbindung von<br />

behinderten Menschen verbessert, indem diese<br />

dauerhaft ins dortige Vereinsleben integriert wurden.<br />

Das Projekt diente auch dazu, neue Kontakte<br />

zu knüpfen und sich mit anderen Vereinen der Region<br />

zu beraten und auszutauschen.<br />

In Landsberg am Lech wurden von den Sozialtherapeutischen<br />

Einrichtungen (STE) unterschiedliche<br />

Freizeitaktivitäten für Psychiatrieerfahrene angeboten.<br />

Hier haben die Ehrenamtlichen keinerlei Berührungsängste,<br />

engagieren sich mit viel Freude<br />

und bereichern somit das Leben der Klienten.<br />

Beim <strong>AWO</strong>-Landesverband Thüringen haben<br />

Menschen mit psychiatrischen Krankheitsbildern<br />

auch selbst die Möglichkeit geboten bekommen,<br />

sich freiwillig zu engagieren. Die Koordinierungsstelle<br />

Ehrenamt übernahm dabei die Aufgabe, Psychiatrieerfahrene<br />

mit entsprechenden Einsatzorten<br />

in Kontakt zu bringen, zu qualifizieren und dauerhaft<br />

zu begleiten.<br />

Die Entwicklung und Durchführung des Gesamtprojekts<br />

wurde durch die externe Beratungsgesellschaft<br />

OptionBE aus Bremen begleitet Die Ergebnisse<br />

dieses Projektes werden in einem Handbuch<br />

veröffentlicht.<br />

Seit Ende 2009 können sich alle Interessierten auf<br />

der neu gestalteten Internetseite tup-online.com<br />

unter anderem über die vielfältigen Themen und<br />

die Inhalte der aktuellen Ausgaben informieren. Zudem<br />

gibt es dort beispielsweise ein Kontaktformular,<br />

Hinweise für Autorinnen und Autoren, Angaben<br />

zur Redaktion oder die direkte Verlinkung zum<br />

Verlag.<br />

bereitzuhalten. Ob dies mittels einer zentrale Mitgliederzeitung<br />

oder über die je regionalen Publikationen<br />

der Landes-, Bezirks- oder Kreisverbände<br />

erreicht werden soll, wurde noch nicht abschließend<br />

entschieden.<br />

22 | 23


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 25<br />

verlässlich<br />

Pflege<br />

professionelle<br />

Dienstleistungen<br />

sozial gerechte Gesellschaft<br />

hheit Gerechtigkeit für alle<br />

schen<br />

innovativ<br />

qualifiziert Freiheit<br />

Qualitätsmanagement<br />

beiterinnen Mitarbeiter<br />

professionelle Dienstleistungen<br />

praktizierte Solidarität<br />

Integration<br />

Kinderarmut<br />

eigenständig<br />

Kooperation<br />

Verantwortung<br />

Migration<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

kompetentSolidarität Toleranz Freiheit Gleichheit Gerech<br />

Fachpolitik<br />

Verbandsbericht 2009


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 26<br />

Fachpolitik<br />

| <strong>AWO</strong> Kompetenzzentrum für Kinderförderung<br />

Fachtagung: „Wer soll das eigentlich alles<br />

machen?“<br />

Fachkräftemangel in Kindertageseinrichtungen und<br />

Kindertagespflege<br />

Im Januar 2009 veranstaltete die <strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

in Kooperation mit dem Institut für Bildungsund<br />

Sozialpolitik der FH Koblenz (Prof. Dr. Stefan<br />

Sell) eine große Fachtagung zum Thema Fachkräftemangel<br />

in Berlin Friedrichshain. Rund 150 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer waren anwesend.<br />

Neben Fachvorträgen aus Politik, Wissenschaft und<br />

Praxis wurde in sechs Foren lösungsorientiert zu<br />

verschiedenen Fragestellungen gearbeitet, Diskussionspunkte<br />

geschärft und Handlungsempfehlungen<br />

abgeleitet. Alle Beiträge sowie die abschließende<br />

Plenumsdiskussion können in der ausführlichen<br />

Dokumentation nachgelesen werden, die<br />

über verlag@awo.org zu bestellen ist.<br />

Kompetenzzentrum für Kinderförderung<br />

Im August 2009 startete das Kompetenzzentrum für<br />

Kinderförderung des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes. Hin-<br />

| „Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG“<br />

In unserem reichen Land sind offiziell mehr als 3 Millionen<br />

Kinder arm. Und jeden Tag werden es mehr.<br />

Dagegen kämpft das „Bündnis KINDERGRUNDSICHE-<br />

RUNG“, in dem sich Anfang 2009 die <strong>AWO</strong> und das<br />

Zukunftsforum Familie mit zahlreichen weiteren<br />

Verbänden zusammengeschlossen haben, darunter<br />

dem Deutschen Kinderschutzbund, der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft und pro familia.<br />

Auch namhafte Experten wie Prof. Hans Bertram,<br />

Prof. Heiner Keupp, Prof. Ronald Lutz, Prof. Stefan<br />

Sell, Prof. Margharita Zander, Prof. Ernst-Ulrich<br />

Huster unterstützen das Bündnis.<br />

Kinderarmut hat Folgen!, warnte das Bündnis zum<br />

Auftakt in der Bundespressekonferenz in Berlin.<br />

Mehr als 3 Millionen arme Kinder – das heißt nicht<br />

nur, dass viel zu viele Kinder schlecht ernährt und<br />

mangelhaft gefördert werden. Das heißt vor allem,<br />

dass es für Millionen Kinder keine Chancengleichheit<br />

gibt, dass sie durch Armut ausgegrenzt und<br />

stigmatisiert werden. Und dass sie schlecht gerüstet<br />

sind, um dem Teufelskreis von ungenügender<br />

tergrund der Gründung war der Beschluss des <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

im November <strong>2008</strong>, die Kinderbetreuung<br />

in der Arbeiterwohlfahrt quantitativ und<br />

qualitativ strategisch auszubauen.<br />

Das Kompetenzzentrum ist ein bis <strong>2012</strong> gefördertes<br />

ESF-Projekt. Es berät vor allem <strong>AWO</strong> Gliederungen<br />

in Regionen, die wenige Kitas und Kindertagespflegestrukturen<br />

aufweisen können. Es bietet Unterstützungen<br />

bei den Verhandlungen mit dem örtlichen<br />

Jugendamt an, liefert eine genaue Analyse der<br />

örtlichen Bedarfe und Prognosen und erarbeitet<br />

Konzeptionen für den U3 Bereich.<br />

Das Kompetenzzentrum unterstützt die Qualität der<br />

Arbeit mit Kindern unter drei Jahren insbesondere<br />

durch seine innovative Zertifikatsreihe „Fachkraft<br />

für Frühpädagogik U3“, die Erzieher/-innen in fünf<br />

Modulen für die Zielgruppe der „neuen Kleinen“<br />

aktuelles Wissen vermittelt und methodische Anregungen<br />

liefert. Das Deutsche Jugendinstitut evaluiert<br />

diese Reihe umfangreich und wird seine Erkenntnisse<br />

im Anschluss veröffentlichen.<br />

Weitere Informationensind auf der Seite<br />

„kinderfoerderung.awo.org“ zu finden.<br />

Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Mini-Löhnen und der<br />

Abhängigkeit von Sozialhilfe zu entrinnen und sich<br />

ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen.<br />

Das gültige System der Familienförderung hat das<br />

empörende Ausmaß der Kinderarmut in Deutschland<br />

nicht verhindert. Deshalb sagt das Bündnis Nein! zu<br />

noch mehr Flickschusterei und mehr Rumdoktern an<br />

Regelsätzen, Freibeträgen und Zuschlägen mal hier,<br />

mal da und fordert einen mutigen Systemwechsel.<br />

Chancengleichheit durch EINE Grundsicherung für<br />

ALLE Kinder!<br />

Die Kindergrundsicherung aus öffentlichen Mitteln<br />

soll zahllose bisherige Leistungen durch ein vernünftiges<br />

und gerechtes System ersetzen. Sie errechnet<br />

sich durch das materielle Existenzminimum,<br />

das laut Bundesverfassungsgericht 322 Euro im<br />

Monat beträgt. Hinzu kommt der Bedarf für Betreuung,<br />

Erziehung und Ausbildung, für den Eltern monatlich<br />

mindestens 180 Euro zahlen, wie höchstrichterlich<br />

festgestellt wurde.


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 27<br />

Geboten ist also eine monatliche Kindergrundsicherung<br />

von 502 Euro.<br />

Diese Summe ist nötig, jedenfalls solange der Staat<br />

nicht den kostenlosen Zugang zu allen Einrichtungen<br />

für Betreuung, Erziehung und Ausbildung sicherstellt.<br />

Dies versprechen politische Sonntagsredner<br />

immer wieder, aber tatsächlich passiert das<br />

Gegenteil: Die Gebühren und Zuzahlungen werden<br />

von der Krippe bis zur Hochschule immer mehr.<br />

Die Kindergrundsicherung soll vorrangig vor anderen<br />

Sozialleistungen sein. Damit werden Kinder aus<br />

| Weiterentwicklung der Altenhilfe<br />

Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />

Das Jahr 2009 war in der Altenhilfe geprägt von der<br />

Umsetzung des im Juli <strong>2008</strong> in Kraft getretenen<br />

Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes. Zu Jahresbeginn<br />

lagen in den Bundesländern Vereinbarungen<br />

oder Regelungen zur Umsetzung des § 87 b SGB XI<br />

vor, so dass in den stationären Pflegeeinrichtungen<br />

zusätzlichen Betreuungskräfte für Demenzkranke<br />

eingestellt werden konnten. Dies wurde überwiegend<br />

als Verbesserung der Betreuungssituation gewertet<br />

und in der Praxis daher begrüßt.<br />

Nach dem im Dezember <strong>2008</strong> mit den Kassen die<br />

Vereinbarung zur Veröffentlichung von Prüfergebissen<br />

beschlossen wurden, folgte im Januar 2009 der<br />

Beschluss für eine entsprechende Vereinbarung für<br />

die ambulante Pflege. Praktische Umsetzungsfragen,<br />

insbesondere auf Seiten der Kassen und Medizinischen<br />

Dienste, verzögerten die Umsetzung und<br />

Veröffentlichung bis in den in den Herbst. Auch<br />

danach mussten noch viele Anlaufprobleme und<br />

Umsetzungschwierigkeiten konstatiert werden, die<br />

auch zu viel Öffentlicher Kritik an den Vereinbarungen<br />

führte. Doch trotz Weiterentwicklungsbedarf im<br />

Verfahren konnte mit den Pflege-Transparenzvereinbarungen<br />

ein wichtiger Schritt hin zu einer besseren<br />

Information der Verbraucher getan werden.<br />

Ministerin Schmidt und <strong>AWO</strong> fördern Ehrenamt<br />

in der Pflege<br />

„Prognosen stellen uns vor eine Riesenaufgabe:<br />

Binnen weniger Jahre brauchen wir rund 220 000<br />

neue Altenpfleger“, sagte Bundesgesundheitsminis-<br />

dem stigmatisierenden Bezug insbesondere von<br />

Hartz IV-Leistungen und aus der verdeckten Armut<br />

herausgeholt. Dafür soll die Kindergrundsicherung<br />

der Einkommensteuer unterliegen. So erhalten Gutverdiener<br />

weniger als Niedrigverdiener; Bedürftige<br />

bekommen die volle Summe.<br />

Das Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG hat 2009<br />

zahlreiche Aktionen und Diskussionen veranstaltet<br />

und eine große Öffentlichkeit erreicht. Das Konzept,<br />

Dokumente und weitere Informationen sind unter<br />

www.kinderarmut-hat-folgen.de zu finden.<br />

terin Ulla Schmidt im September auf einer Pressekonferenz<br />

mit der <strong>AWO</strong> zum Thema „Ehrenamt in der<br />

Pflege“ in Berlin. „Es ist ganz klar: Würdige Pflege ist<br />

unser aller Wunsch und Ziel“, verdeutlichte die Ministerin,<br />

„diese riesige Aufgabe ist ohne ehrenamtliches<br />

Engagement nicht zu bewältigen.“<br />

Insbesondere die wachsende Zahl der Demenzerkrankten<br />

stellt Familien und Angehörige wie Pflegeheime<br />

und ihre Träger vor enorme Herausforderungen.<br />

„Bei allem Einsatz sind die Kräfte und Möglichkeiten<br />

der Angehörigen oft begrenzt, insbesondere<br />

Demenzkranke auf Dauer zu Hause zu betreuen“,<br />

sagte der <strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzende Rainer Brückers.<br />

„Die <strong>AWO</strong> als Träger von mehr als 1000 stationären<br />

Pflegeeinrichtungen hat darauf reagiert und in einem<br />

bundesweiten Pilotprojekt Qualitätsstandards<br />

entwickelt, um Demenzkranken ein Leben in Geborgenheit<br />

zu bieten“, erläuterte Brückers.<br />

Auf der Pressekonferenz zeigte das beispielhafte<br />

<strong>AWO</strong>-„Feierabendhaus“, dass es geht: Wohlfühlen<br />

trotz Demenz. Sonja Rodschinka, Leiterin des <strong>AWO</strong><br />

Seniorenzentrums in Bad Salzuflen, berichtete aus<br />

der alltäglichen Praxis mit der Umsetzung der <strong>AWO</strong><br />

Qualitätstandards und dem Einsatz ehrenamtlicher<br />

Helfer. „Das Herzstück der <strong>AWO</strong>-Qualifizierung für<br />

Freiwillige Mitarbeiter ist der „Seniorenbegleitdienst“,<br />

sagte Heimleiterin Rodschinka. Zugleich<br />

betonte sie, dass eine gelungene Einbindung ehrenamtlicher<br />

Mitarbeiter die Hauptamtlichen Pflegekräfte<br />

viel Zeit und Resourcen kostet, die auch<br />

finanziell unterstützt werden müssen.<br />

Fachpolitik<br />

26 | 27


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 28<br />

Fachpolitik<br />

„Ohne bürgerschaftliches Engagement hat das Leben<br />

im Alter kein Gesicht“, sagte Jürgen Gohde,<br />

Vorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe.<br />

Gohde. Er betonte zuddem die Bedeutung der neuen<br />

Definition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs als<br />

„Paradigmenwechsel vom Defizit zum Potential –<br />

die Pflegeversicherung wird damit vom Kopf auf die<br />

Füße gestellt“. Zur Weiterentwicklung der Demenzversorgung<br />

führte Gohde die Empfehlungen des<br />

Beirats aus.<br />

Ministerin Zypries lobt <strong>AWO</strong>-Vorsorgeordner<br />

mit neuer Patientenverfügung<br />

„Mit dem <strong>AWO</strong>-Formular zur Patientenverfügung ist<br />

man auf der sicheren Seite“, sagte Bundesjustizministerin<br />

Brigitte Zypries im August auf einer Pressekonferenz<br />

mit der <strong>AWO</strong> zu dem neuen Gesetz, das<br />

am 1. September in Kraft trat.<br />

„Viele Menschen wünschen sich Selbstbestimmung<br />

bis zum Ende des Lebens, dafür braucht es einen<br />

rechtlichen Rahmen und den gibt es nun, nach langem<br />

Ringen, worüber wir in der praktischen Beratung<br />

und Begleitung sehr froh sind“, sagte <strong>AWO</strong>-<br />

Chef Rainer Brückers.<br />

„Der lästige Diskurs zur Rechtslage muss jetzt nicht<br />

mehr auf der Intensivstation stattfinden“, lobte der<br />

Medizinethiker der Uniklinik Aachen, Dr. Arnd May,<br />

das neue Gesetz. Seine Umsetzung in dem <strong>AWO</strong>-<br />

Formular „greift die Fragen und Ängste um Sinn,<br />

Ziel und auch Risiko einer Patientenverfügung sensibel<br />

und weltanschaulich neutral auf. Es ermöglicht<br />

eine mündige Abwägung und ist ein gelungener<br />

Ausgleich von Selbstbestimmung und Fürsorge“,<br />

sagte May.<br />

„Was ist den Menschen wichtig? Das ist ja nicht nur<br />

der große Wurf, die Frage nach künstlicher Ernährung<br />

oder komatösem Hinwegdämmern“, berich-<br />

tete Hilke Buchholz aus der praktischen Arbeit von<br />

„EsCor – <strong>AWO</strong> Begleitdienste in Abschiedszeiten“,<br />

der den Vorsorge-Ordner entwickelt hat. Er enthält<br />

auch Informationen und Formulare für eine Vorsorgevollmacht<br />

und Betreuungsverfügung sowie Beratung<br />

für all die „großen Fragen“ rund um Pflege,<br />

Betreuung, Mündigkeit, Sterben, Tod und Trauer.<br />

„Uns geht es um die Entwicklung einer würdigen<br />

Abschiedskultur. Dafür hat die <strong>AWO</strong> eine einzigartige<br />

Initiative auf den Weg gebracht“, sagte <strong>AWO</strong>-Chef<br />

Brückers. Mit Pilot-Projekten und der Einbeziehung<br />

der mehr als 4.000 <strong>AWO</strong>-Ortsvereine werden verbindliche<br />

Standards entwickelt für die Beratung und<br />

Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen<br />

in der Palliativversorgung der <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />

und Dienste.<br />

Der <strong>AWO</strong>-Vorsorgeordner, den es auch in türkisch<br />

und russischer Sprache gibt, wurde mit der Pressekonferenz<br />

bundesweit zum „Renner“.<br />

<strong>AWO</strong>-Chef Vorsitzender der Kommission<br />

für Mindestlohn in der Pflege<br />

Im September setzte Bundesarbeitsminister Olaf<br />

Scholz die Verhandlungskommission für den Mindestlohn<br />

in der Pflege ein. Minister Scholz beauftragte<br />

den <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzenden Rainer Brückers,<br />

die Kommission zu leiten. Vier Mitglieder sind Vertreter<br />

der kommunalen Arbeitgeber, des Arbeitgeberverbandes<br />

Pflege, der Caritas und der Diakonie.<br />

Zwei der vier Arbeitnehmervertreter werden von der<br />

Dienstleistungsgewerkschaft verdi gestellt, sowie je<br />

einer von den Arbeitsrechtlichen Kommissionen von<br />

Caritas und Diakonie. Die Kommission machte sich<br />

sofort an die Verhandlungen, um dem Minister einen<br />

Vorschlag zu den Arbeitsbedingungen in der<br />

Pflege und damit zur Höhe des Mindestlohns zu unterbreiten<br />

und unter anderem auch den genauen<br />

Geltungsbereich abstecken.


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 29<br />

| GesundheitsService <strong>AWO</strong><br />

Mitte Mai 2009 fand die konstituierende Sitzung der<br />

neu gegründeten GesundheitsService <strong>AWO</strong> GmbH in<br />

Hannover statt. Zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates<br />

wurde Michael Bauer, Geschäftsführer der <strong>AWO</strong><br />

Sano GmbH, gewählt und Anne Hoffmann-Krupatz,<br />

Referentin des Bundesverbandes, die Geschäftsführung<br />

übertragen.<br />

Gesellschafter des GesundheitsService <strong>AWO</strong> sind<br />

<strong>AWO</strong> Unternehmen, die zugleich Träger der 21 Mutter-Kind-Kliniken<br />

der <strong>AWO</strong> sind und der Bundesverband.<br />

Sie bieten stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen<br />

sowie eine breite Palette<br />

gesundheitsfördernder Angebote an. Erste Schwerpunkte<br />

der Aktivitäten des GesundheitsService <strong>AWO</strong><br />

waren die Sicherung der Gemeinnützigkeit, die<br />

Überleitung der Beratungsstellen in Berlin und<br />

Hamburg in die Verantwortung einzelner Klinikträger<br />

sowie die Übernahme und der Betrieb der Gesundheits-Beratungsstelle<br />

in Köln in Trägerschaft<br />

des GesundheitsService <strong>AWO</strong>.<br />

Entsprechend der konzeptionellen Ausrichtung der<br />

GmbH wurde der Ausbau weiterer Beratungsstellen<br />

in Kooperation bzw. im Verbund mit dem GesundheitsService<br />

initiiert und gefördert. Zudem wurde<br />

mit dem Ausbau der seit langem betriebenen, gemeinsamen<br />

Hotline, angesiedelt beim ElternService,<br />

zu einer bundeszentralen telefonischen Beratungsstelle<br />

begonnen. Entwickelt wurden einheitliche<br />

Vertriebsmaterialien und ein gemeinsamer Marktauftritt,<br />

im Rahmen der Marketingaktivitäten eine<br />

umfangreiche PR Kampagne gestartet.<br />

Weitere Schwerpunkte 2009 waren die Implementierung<br />

des modellhaften <strong>AWO</strong> eigenen Nachsorgeprogramms<br />

in allen Kliniken sowie Verhandlungen<br />

mit Kooperationspartnern und Gesundheitswissenschaftlern<br />

über die wissenschaftliche Begleitung<br />

und Auswertung des Programms.<br />

Grundlage der Zusammenarbeit der Träger im GesundheitsService<br />

ist die Bereitschaft, vorhandene<br />

Konzepte und Kompetenzen Einzelner allen Gesellschaftern<br />

kostenlos zur Verfügung zu stellen. Unter<br />

dieser Prämisse wird eine Multiplikatorenschulung<br />

zur betrieblichen Gesundheitsförderung vorbereitet,<br />

in die bereits vorliegende Konzepte und Erfahrungen<br />

einzelner Gesellschafter mit Programmen<br />

zum betrieblichen Gesundheitsmanagement einbezogen<br />

werden. Angestrebt wird eine Vermarktung<br />

der Angebote in Kooperation mit dem Eltern- und<br />

SeniorenService und eine stärkere Präsenz auf diesem<br />

wichtigen Markt.<br />

Perspektivisch sieht der GesundheitsService seine<br />

Aufgabe darin, die <strong>AWO</strong>, trotz aller inhaltlichen, regionalen<br />

und territorialen Unterschiede, im stark<br />

wettbewerbsorientierten und zugleich wachsenden<br />

Gesundheitsmarkt erfolgreich zu positionieren.<br />

Fachpolitik<br />

28 | 29


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 30<br />

Fachpolitik<br />

| Das Sozialmonitoring zwischen den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege<br />

und der Bundesregierung<br />

Das Sozialmonitoring bildete auch in <strong>2008</strong> ein<br />

wichtiges Forum für die Spitzenverbände der Freien<br />

Wohlfahrtspflege, um mit der Bundesregierung<br />

Umsetzungsprobleme und Ungerechtigkeiten von<br />

Sozialgesetzen zu erörtern und nach Lösungswegen<br />

zu suchen.<br />

Das 2003 eingerichtete Sozialmonitoring, zunächst<br />

beschränkt auf die Reformen der Agenda 2010 und<br />

später erweitert auf sämtliche Sozialgesetze, hat<br />

sich zu einem wichtigen Austauschinstrument zwischen<br />

der Bundesregierung und der Freien Wohlfahrtspflege<br />

über die Wirkungen von Sozialgesetzen<br />

entwickelt. Im Rahmen der Monitoringgespräche<br />

weisen die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege<br />

die Bundesregierung auf unbeabsichtigte<br />

soziale Härten in der Folge von Gesetzgebungsverfahren<br />

und unterbreiten eigene Vorschläge, wie<br />

Gesetze sozial und integrativ gestaltet werden können.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband ist an dem Monitoringprozess<br />

aktiv beteiligt und wird dabei durch die<br />

Rückmeldungen aus den Gliederungen, Einrichtungen<br />

und Diensten gut unterstützt.<br />

In 2009 stand insbesondere die Vorbereitung der<br />

gemeinsamen Abschlussveranstaltung der Monitoringrunde<br />

der 16. Legislaturperiode des Deutschen<br />

Bundestages im Vordergrund, die im Juni 2009<br />

stattfand. Dazu wurden die Ergebnisse der vorangegangenen<br />

Gespräche umfassend analysiert. Darin<br />

ging es insbesondere um das Persönliche Budget,<br />

die Sozialgesetzbücher II und XII und die Folgen<br />

des größtenteils im April 2007 in Kraft getretenen<br />

Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung.<br />

Sowohl die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege<br />

als auch die Bundesregierung bewerteten<br />

den gegenseitigen Austausch in der 16. Legislaturperiode<br />

als Erfolg. Sie waren sich einig, dass das Sozialmonitoring<br />

fortgesetzt werden sollte, was voraussichtlich<br />

im 2. Halbjahr 2010 geschehen wird.<br />

| Aktivitäten des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes zum Thema Rechtsextremismus<br />

Im Jahr 2009 hat der Fachbereich an folgenden<br />

Schwerpunkten gearbeitet:<br />

– Erarbeitung von Strategien zur Umsetzung der<br />

Magdeburger Beschlüsse hinsichtlich interkultureller<br />

Öffnung aller <strong>AWO</strong>-Einrichtungen.<br />

– Anpassung des Aus- und Fortbildungsprogramms<br />

der <strong>AWO</strong>-Akademie Veranstaltungen wie Seminare<br />

oder Workshops zum Thema Rechtsextremismus,<br />

beispielsweise die Seminare und<br />

Workshops, Interkulturelles Training für die Mitarbeitenden<br />

im Bereich des Freiwilligen Sozialen<br />

Jahres (FSJ), Interkulturelles Sensibilisierungstraining<br />

für Mitarbeitende verschiedener <strong>AWO</strong>-Einrichtungen,<br />

„Umgang mit rechtsextremen Parolen<br />

in sozialen Einrichtungen“<br />

– Enge Vernetzung mit politischen und sozialen<br />

Akteuren. Zu nennen sind hier v.a. die Zusammenschlüsse<br />

auf der Ebene der BAGFW, das Netz<br />

gegen Rassismus (DGB) oder das Forum gegen<br />

Rassismus (BIM).<br />

– Mit einem Bandwettbewerb auf der Internetplattform<br />

www.myspace.com begann das Projekt<br />

„Nazis aus dem Takt bringen – Starke Stim-<br />

men gegen Rechts“. Die Initiatoren des Projekts,<br />

unter anderem der ehemalige Außenminister<br />

und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier, DGB-<br />

Chef Michael Sommer oder Smudo von den Fantastischen<br />

Vier, haben junge Bands eingeladen,<br />

sich mit einer klaren musikalischen Botschaft gegen<br />

Rechtsextremismus zu engagieren. Der <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband hat diesen Musikwettbewerb<br />

bzw. die Produktion der CDs im Rahmen des<br />

Musikwettbewerbs mit den Mitteln der Glücksspirale<br />

mit insgesamt 30.000,– € unterstützt.<br />

Insgesamt wurden 6.500 der produziertzen CDs<br />

durch den Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt<br />

bestellt und an die unterschiedlichen <strong>AWO</strong>-Träger<br />

im gesamten Bundesgebiet versendet.<br />

– Zudem hat der Bundesverband gemeinsam mit<br />

den Kooperationspartnern Amadeu-Antonio-<br />

Stiftung, dem Generali-Zukunftsfond sowie DIE<br />

ZEIT das Projekt „Generation 50plus aktiv im Netz<br />

gegen Nazis“ ins Leben gerufen. Dabei werden<br />

Menschen, die über 50 Jahre sind, an den interaktiven<br />

Teil der virtuellen Welt herangeführt. Ziel<br />

ist es, diese Menschen für politische Diskussionen<br />

zu gewinnen, um so die reichhaltigen Erfahrungen<br />

dieser Generation auch im Internet nutzen<br />

und verbreiten zu können.


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 31<br />

| Weiterentwicklung der Behindertenhilfe<br />

Europäische Qualifizierung von Mitarbeitern in<br />

der Behindertenhilfe und Psychiatrie<br />

Die <strong>AWO</strong> betreibt in der Bundesrepublik rund 30<br />

Werkstätten für behinderte Menschen, sowie ca. 25<br />

Integrationsbetriebe und ist Träger von vielfältigen<br />

Arbeitsangeboten im niedrigschwelligen Bereich für<br />

Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung.<br />

Als einen fachpolitischen Schwerpunkt hat<br />

sich die <strong>AWO</strong> das Ziel gesetzt, die Teilhabe von<br />

behinderten Menschen am Arbeitsleben sicherzustellen<br />

und das Engagement aller Akteure am<br />

Arbeitsmarkt zur Schaffung von Arbeitsplätzen für<br />

behinderte Menschen zu intensivieren. In diesem<br />

Kontext führt der <strong>AWO</strong> Bundesverband e.V. das Projekt<br />

„Als Mensch mit Behinderung in Europa Arbeit<br />

finden“ mittels folgender Strategien für eine zukunftsorientierte<br />

Behindertenhilfe durch:<br />

– Kennenlernen der Behindertenhilfe (Reformansätze,<br />

Ziele, administrative und finanzielle Rahmenbedingungen)<br />

in einem anderen Europäischen<br />

Land und Vergleich mit dem System im<br />

eigenen Land,<br />

– Kennenlernen der Angebote für behinderte Menschen<br />

im Übergang von der Schule ins Berufsleben<br />

und Vergleich mit denen in Deutschland,<br />

– künftige Angebotsstrukturen für Menschen mit<br />

Behinderungen zu entwickeln und zu diskutieren<br />

– Mitarbeiterqualifizierung und -bedarfe in der<br />

Europäischen Behindertenhilfe<br />

– Wissens-/Praxistransferwerkzeuge für die Europäische<br />

Behindertenhilfe (z. B. Einrichten und<br />

Moderation von Online-Foren auf der ILIAS-Plattform<br />

zu abgestimmten Themen und Problemfeldern<br />

in der Behindertenhilfe)<br />

– Europäische Austauschmöglichkeiten in der Ausbildung<br />

zum Heilerziehungspfleger und in der<br />

beruflichen Tätigkeit<br />

Im Laufe des Projektes sollen von 2009 bis 2011<br />

insgesamt fünf einwöchige Studienbesuche von<br />

Verantwortlichen in der Beruflichen Bildung und in<br />

der Qualifizierung von Mitarbeiter/innen in der<br />

Behindertenhilfe in den Partnereinrichtungen in<br />

Frankreich (FR), Slowenien (SL), Dänemark (DK),<br />

Finnland (FL) und der Türkei (TR) durchgeführt werden.<br />

Die erste Studienreise fand im Oktober nach Frankreich<br />

statt. Die französische Partnerorganisation<br />

A.P.A.J.H 34 in Montpellier organisierte ein fachlich<br />

sehr anspruchsvolles Programm mit interessanten<br />

Begegnungen mit Menschen mit Behinderungen,<br />

mit Leiter/-innen und Mitarbeiter/-innen von Einrichtungen.<br />

So besuchten die Teilnehmer/-innen<br />

u.a.eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen,<br />

die Agentur für Arbeit, eine Anlaufstelle für<br />

Menschen mit Behinderungen, die Arbeit suchen<br />

und für Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderungen<br />

einstellen, eine Tages- und Begegnungsstätte<br />

und eine Wohnstätte für Menschen mit psychischer<br />

Erkrankung sowie eine Ausbildungseinrichtung für<br />

Menschen mit Behinderungen.<br />

Zusammenfassend kann eingeschätzt werden, dass<br />

die Strukturen in der Behindertenhilfe in Frankreich<br />

teilweise vergleichbar sind mit denen in Deutschland.<br />

Die finanziellen Rahmenbedingungen unterscheiden<br />

sich jedoch erheblich von denen in<br />

Deutschland, u.a. schon durch die Beteiligung des<br />

Bundes in Frankreich an den Kosten für die Eingliederungshilfe<br />

und durch die Zahlung eines Mindestlohn<br />

in Höhe von 8,71 € pro Stunde.<br />

Jede Studienreise wird evaluiert und die Ergebnisse<br />

werden nach Beendigung des Projektes veröffentlicht.<br />

Reform der Eingliederungshilfe-Eckpunkte<br />

der ASMK<br />

Ein Schwerpunkt unserer fachpolitischen Arbeit war<br />

2009 das Thema „Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe<br />

für Menschen mit Behinderungen“. Die<br />

Bund-Länder Arbeitsgruppe der Arbeits- und Sozialministerkonferenz<br />

hat <strong>2008</strong> und 2009 dazu Eckpunkte<br />

unter Einbeziehung der Verbände und<br />

Selbsthilfeorganisationen erarbeitet.<br />

Die <strong>AWO</strong> hält die Reformbemühungen zur Weiterentwicklung<br />

der Eingliederungshilfe, insbesondere<br />

mit Blick auf die Umsetzung der UN-Konvention<br />

über die Rechte von Menschen mit Behinderungen<br />

für zwingend notwendig<br />

Unserer <strong>AWO</strong> Positionen haben wir in die Unterarbeitsgruppen<br />

„Vertragsrecht/Steuerung“, „Ambulante<br />

Wohnformen/Ambulantisierung“ und „Teilhabe<br />

am Arbeitsleben“ und in zwei Verbändeanhörungen<br />

eingebracht und vertreten.<br />

Fachpolitik<br />

30 | 31


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 32<br />

Fachpolitik<br />

Wir haben zu den Eckpunkten zwei Stellungnahmen<br />

veröffentlicht und Aussagen insbesondere zu diesen<br />

Themen gemacht:<br />

– Verbesserung der Steuerung und Wirkungskontrolle<br />

der Leistungsgewährung durch die Leistungsträger,<br />

– Stärkung von Selbstbestimmung, Eigenverantwortung<br />

und Selbsthilfepotentialen, Annäherung der<br />

Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen<br />

an die allgemeinen Lebensbedingungen,<br />

| Weiterentwicklungsstrategien der <strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

Die <strong>AWO</strong> Bundesakademie hat das Portfolio ihrer<br />

Angebotsstruktur weiterentwickelt und damit ihr<br />

Profil für künftige Qualifizierungsanforderungen in<br />

der Sozialen Arbeit und Sozialwirtschaft geschärft.<br />

Im Mittelpunkt steht die originäre Aufgabe der Fortund<br />

Weiterbildung von Fach- und Führungskräften<br />

der Arbeiterwohlfahrt. Fachspezifische Qualifikationen,<br />

Managementqualifikationen und Qualifizierung<br />

von Schlüsselkompetenzen sind die bevorzugten<br />

Qalifizierungarten.<br />

In der Sache nicht neu, aber bislang noch zu wenig<br />

ausgeprägt, beschäftigt sich die Akademie zunehmend<br />

auch mit Qualifizierungsformaten im Freiwilligenmanagement<br />

beziehungsweise Management<br />

des bürgerschaftlichen Engagements. Langfristig<br />

wird angestrebt, bürgerschaftliches Engagement als<br />

verbandsspezifisches Bildungsziel zu verankern,<br />

weshalb Qualifizierungsangebote im Verbandsbereich<br />

sysystematisch mit den Unternehmens- und<br />

Organisationsthemen verknüpft werden.<br />

Fort- und Weiterbildung ist ein zentraler Bestandteil<br />

der Personalentwicklung. Da ist es logisch, dass<br />

die <strong>AWO</strong> Bundesakademie die Federführung der<br />

Interessengemeinschaft für Personalentwicklung<br />

des Bundesverbandes inne hat. Diese hat ein umfangreiches,<br />

dynamisch gestaltetes Handbuch zur<br />

Personalentwicklung herausgegeben und im Internetportal<br />

awo-wissen.de veröffentlicht. Die Praxisanleitung<br />

und -empfehlung dient der Information,<br />

Umsetzung und Implementierung von Personalmanagementkonzepten<br />

im Gesamtverband.<br />

Als nächster Schwerpunkt steht das Thema Fachkräftemangel<br />

auf der Tagesordnung.<br />

– Ermöglichung der Erprobung neuer Formen der<br />

Leistungserbringung und Leistungsfinanzierung<br />

und<br />

– Verbesserung der Teilhabe am Arbeitsleben<br />

Auch 2010 werden die Eckpunkte und deren Umsetzungsperspektiven<br />

(Einbringung in Gesetzesinitiativen)<br />

Bestandteil der verbandlichen Diskussion<br />

in unseren Gremien sein.<br />

Die Kooperation mit der Leuphana Universität und<br />

der damit verbundene Anspruch eines systematischen<br />

Theorie-Praxis-Dialogs wurde weiter vorangetrieben.<br />

Im Frühjahr gingen der weiterbildende<br />

Masterstudiengang Sozialmanagement sowie ein<br />

neuer Durchgang der universitären Zertifikatsreihe<br />

zum Sozialwirt/zur Sozialwirtin an den Start.<br />

Der Expertenbeirat des Transferzentrums für Sozialwirtschaft<br />

der Leuphana Uni unter Vorsitz von<br />

Edelgard Bulmahn (MdB) erörterte zentrale und<br />

aktuelle Ansätze zur Lösung sozialwirtschaftlicher<br />

Fragestellungen und plant dazu eine öffentlichkeitswirksame<br />

Fachtagung. Schließlich wurde eine<br />

Untersuchung zur „Bestimmung der Qualifizierungsbedarfe<br />

von Führungskräften der <strong>AWO</strong> und Möglichkeiten<br />

der Führungskräftegewinnung“ eingestielt,<br />

die im nächsten Jahr durchgeführt werden soll.<br />

Flankierend zum operativen Geschäft gehört für die<br />

<strong>AWO</strong> Bundesakademie die aktive Beteiligung am<br />

bildungspolitischen Diskurs. Seit Jahren streitet sie<br />

für mehr Transparenz und Durchlässigkeit in unserem<br />

Bildungssystem, beteiligte sich an Positionspapieren<br />

zum Deutschen Qualifikationsrahmen und<br />

bereitete eine Stellungnahme zur Reform der Pflegeausbildung<br />

vor.<br />

Eine aktuelle Publikation: Das Glossar Neue Medien.<br />

Das Verzeichnis definiert IT-Begriffe, dient als Einführung<br />

in die Informations- und Kommunikationstechnik<br />

und zeigt Möglichkeiten auf, wie Neue<br />

Medien auf dem großen Gebiet der sozialen Arbeit<br />

und Sozialwirtschaft genutzt werden können.<br />

www.akademie.awo.org


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 40<br />

| Organigramm 2009<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Rainer Brückers<br />

– Stabsstellen<br />

Sozialpolitik – Johannes Wörn<br />

Qualitätsmanagement – Ullrich Wittenius<br />

Personalmanagement – Kirsten Fengler<br />

Europa – Peggy Saß<br />

Pressesprecherin – Karin Deckenbach<br />

– Grundsatzreferenten/-innen<br />

Migration – Wolfgang Barth<br />

Pflege und Gesundheit – Werner Eike<br />

Bürgerliches Engagement – NN<br />

– Referenten/-innen<br />

– <strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

Michael Kriegel<br />

– Office<br />

Jan Buchaniec<br />

Vorstand<br />

§ 26 BGB<br />

Vorstandsmitglied<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

– Stabsstelle – Controlling<br />

Werner Gegner<br />

– Marketing/PR<br />

Berit Gründler<br />

– Finanz- und Rechnungswesen<br />

Torsten Sandersfeld<br />

– Fördermittel-Management<br />

Ana Diaz-Gonzàles<br />

Präsidium<br />

Aufsichtsgremium<br />

Vorsitzender Wilhelm Schmidt


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 41<br />

Mitglieder, Einrichtungen, Beteiligungen und Mitgliedschaften<br />

Mitglieder des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes als juristische Personen sind die Landes- und<br />

Bezirksverbände der <strong>AWO</strong> sowie korporativ angeschlossene Mitglieder:<br />

Bezirksverband Baden e.V.<br />

Hohenzollernstr. 22<br />

76135 Karlsruhe<br />

Landesverband Bayern e.V.<br />

Edelsbergstr. 10<br />

80686 München<br />

Landesverband Berlin e.V.<br />

Blücherstraße 61/62<br />

10961 Berlin<br />

Landesverband Brandenburg e.V.<br />

Kurfürstenstr. 31<br />

14467 Potsdam<br />

Bezirksverband Braunschweig e.V.<br />

Peterskamp 21<br />

38108 Braunschweig<br />

Landesverband Bremen e.V.<br />

Auf den Häfen 30-32<br />

28203 Bremen<br />

Landesverband Hamburg e.V.<br />

Rothenbaumchausee 44<br />

20148 Hamburg<br />

Bezirksverband Hannover e.V.<br />

Körtingsdorfer Weg 8<br />

30455 Hannover<br />

Bezirksverband Hessen-Nord e.V.<br />

Wilhelmshöher Allee 32A<br />

34117 Kassel<br />

Bezirksverband Hessen-Süd e.V.<br />

Borsigallee 19<br />

60388 Frankfurt/M.<br />

Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />

Wismarsche Str. 183-185<br />

19053 Schwerin<br />

Bezirksverband Mittelrhein e.V.<br />

Rhonestr. 2a<br />

50765 Köln<br />

Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e.V.<br />

Brennesstr. 2<br />

93059 Regensburg<br />

Bezirksverband Niederrhein e.V.<br />

Lützowstr. 32<br />

45141 Essen<br />

Bezirksverband Oberbayern e.V.<br />

Edelsbergstr. 10<br />

80686 München<br />

Bezirksverband Ober- und Mittelfranken e.V.<br />

Karl-Bröger-Str. 9/I<br />

90459 Nürnberg<br />

Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V.<br />

Detmolder Str. 280<br />

33605 Bielefeld<br />

Bezirksverband Pfalz e.V.<br />

Maximilianstr. 31<br />

67433 Neustadt/Wstr.<br />

Bezirksverband Rheinland e.V.<br />

Dreikaiserweg 4<br />

56068 Koblenz<br />

Landesverband Saarland e.V.<br />

Hohenzollernstr. 45<br />

66117 Saarbrücken<br />

Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.<br />

Klausenerstr. 17<br />

39112 Magdeburg<br />

Landesverband Sachsen e.V.<br />

Georg-Palitzsch-Str. 10<br />

01239 Dresden<br />

Landesverband Schleswig-Holstein e.V.<br />

Sibeliusweg 4<br />

24109 Kiel<br />

Bezirksverband Schwaben e.V.<br />

Sonnenstr. 10<br />

86391 Stadtbergen<br />

Landesverband Thüringen e.V.<br />

Pfeiffersgasse 12<br />

99084 Erfurt<br />

Bezirksverband Unterfranken e.V.<br />

Kantstr. 45a<br />

97070 Würzburg<br />

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Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 42<br />

Bezirksverband Weser-Ems e.V.<br />

Klingenbergstr. 73<br />

26133 Oldenburg<br />

Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.<br />

Kronenstr. 63-69<br />

44139 Dortmund<br />

Korporative Mitglieder<br />

<strong>AWO</strong> International<br />

Markgrafenstr. 11<br />

10969 Berlin<br />

Aufgaben: Entwicklungszusammenarbeit,<br />

Humanitäre Hilfe, Internationaler Austausch<br />

Familienferien- und Häuserwerk<br />

der Naturfreunde Deutschlands e.V.<br />

Mühsamstr. 40<br />

10249 Berlin<br />

Aufgabe: Verwaltung und Beratung<br />

der Naturfreundehäuser<br />

Förderverein der Gehörlosen<br />

der neuen Bundesländer e.V.<br />

Schönhauser Allee 36<br />

10435 Berlin<br />

Aufgabe: Beratungs- und Betreungsarbeit<br />

für Gehörlose in den neuen Bundesländern<br />

Gesellschaft für Organisationsentwicklung<br />

und Sozialplanung<br />

Brachvogelstr. 1<br />

10961 Berlin<br />

Aufgabe: Organisationsberatung,<br />

Interne Trainingsmaßnahmen,<br />

Leitungsberatung/Supervision für Führungskräfte<br />

Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.<br />

Zeilweg 42<br />

60439 Frankfurt/Main<br />

Aufgabe: Wissenschaftliche Begleitung,<br />

Praxisforschung, Beratung/Planung,<br />

Organisationsentwicklung, Gutachten/Expertisen,<br />

Fort- und Weiterbildung<br />

Bezirksverband Württemberg e.V.<br />

Kyffhäuserstr. 77<br />

70469 Stuttgart-Feuerbach<br />

Marie-Schlei-Verein<br />

Dr. J. Hoffmann-Str. 15<br />

55278 Hahnheim<br />

Aufgabe: Unterstützung von Frauenprojekten<br />

in der Dritten Welt<br />

M.S.K. e.V.<br />

Initiative Selbsthilfegruppe<br />

Multiple Sklerose Kranker<br />

Schelmengrubenweg 29<br />

69198 Schriesheim<br />

Aufgabe: Kontakte, Informationen,<br />

Erfahrungsaustausch MS-Kranker<br />

pädal-pädagogik aktuell e.V.<br />

Fontanestr. 2<br />

14715 Nennhausen<br />

Aufgabe: Lernwerkstatt Kita-Museum,<br />

Kulturangebot und Erzieherinnenfortbildungsprogramm<br />

SoVD Sozialverband Deutschland e.V.<br />

Stralauer Str. 63<br />

10179 Berlin<br />

Aufgabe: Hilfe und Fürsorge für Behinderte,<br />

Sozialrentner, Hinterbliebene, Kriegs- und<br />

Wehrdienstopfer, Arbeitsunfallverletzte,<br />

Sozialhilfeempfänger und jugendliche Behinderte<br />

ZMO – Zusammenarbeit mit Osteuropa e.V.<br />

Freiberger Str. 8<br />

01067 Dresden<br />

Aufgabe: Soziale und kulturelle Betreuung<br />

von Vertriebenen, Flüchtlingen, Aussiedlern,<br />

Zuwanderern und politischen Asylanten


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 43<br />

Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

Markgrafenstr. 11<br />

10969 Berlin<br />

Aufgaben: Bekämpfung von Kinderarmut<br />

und Forderungen nach einer sozial gerechten<br />

Familienpolitik, Familienbildung, Gleichstellung<br />

der Geschlechter, bessere Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf, Zeitpolitik für Familien<br />

awo.org


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 44<br />

| Einrichtungen des Bundesverbandes<br />

• Geschäftsstelle Berlin<br />

• Marie-Juchacz-Stiftung/Kinder sind unsere Zukunft<br />

• Tagungszentrum Haus Humboldtstein<br />

| Beteiligungen des Bundesverbandes<br />

• Gesellschaft für Organisationsentwicklung u. Sozialplanung (GOS)<br />

• SeniorenService <strong>AWO</strong><br />

• ElternService <strong>AWO</strong><br />

• GesundheitsService <strong>AWO</strong><br />

• Bank für Sozialwirtschaft (BFS)<br />

• Bürgschaftsbank für Sozialwirtschaft<br />

| Mitgliedschaften des Bundesverbandes<br />

• AFET Arbeitsgemeinschaft für Erziehungshilfe<br />

• AGEF Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienbildung und –beratung<br />

• AGJ Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe<br />

• AK Deutscher Bildungsstätten<br />

• Aktion Deutschland Hilft (ADH)<br />

• Aktionsbündnis seelische Gesundheit<br />

• Arbeitskreis Migration und öffentliche Gesundheit der Beauftragten der<br />

• Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration l<br />

• <strong>AWO</strong> Arbeitgeberverband – neu!<br />

• <strong>AWO</strong> International<br />

• BAGKinder- und Jugendschutz<br />

• BAGStraffälligenhilfe<br />

• BAGWohnungslosenhilfe BAGW<br />

• BAGFreie Wohlfahrtspflege<br />

• BAGSO (Senioren-Organisationen e.V.)<br />

• BBE – Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement<br />

• Bensheimer Kreis<br />

• Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste u. Wohlfahrtspflege BGW<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation BAR<br />

• Bundesarbeitskreis FSJ<br />

• Bundesverband der Verbraucherzentrale<br />

• Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung bvpg<br />

• Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung<br />

• Deutsche Hauptstelle gegen Suchtfragen e.V. DHS<br />

• Deutsche IPA-Sektion<br />

• Deutsche Krankenhausgesellschaft DKG<br />

• Deutsche Welthungerhilfe DWH<br />

• Deutscher Landesausschuss der Internationalen Konferenz für Sozialarbeit<br />

• Deutscher Verein<br />

• Deutsches Jugendinstitut e.V. DJI


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 45<br />

• eLearning in der Pflege e.V.<br />

• ENITEC European Network for Intercultural E<br />

• Europäische Akademie für Elementarerziehung (EAFE)<br />

• Europäische Koordination für d. Recht v. Migranten<br />

• European Council on Refugees und Exiles (ECRE)<br />

• European Network on Intercultural Elderly Care (ENIEC)<br />

• European Sozial Network<br />

• Familienferien- und Häuserwerk der Deutschen Naturfreunde<br />

• Förderverein der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren DHS<br />

• Frauenhauskoordinierung<br />

• Gesellschaft für Datenschutz<br />

• Gesellschaft für sozialen Fortschritt GSF<br />

• GesundheitsService <strong>AWO</strong><br />

• IFIAS Initiative für Frieden e. V.<br />

• Informationsverbund Asyl<br />

• Initiative für Frieden, internationalen Ausgleich und Sicherheit, IFIAS<br />

• Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, ISS<br />

• Intern. Rat für Hauspflegedienste – International Council of Homehelp Services<br />

• Internationale Vereinigung für das Recht auf Spiel, IPA<br />

• Konferenz Zentraler Fortbildungsinstitutionen für Jugend- und Sozialarbeit<br />

• Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten<br />

• Kuratorium Deutsche Altershilfe, KDA<br />

• Nationale Armutskonferenz<br />

• NGO Group for the Convention on the Rights of the Child<br />

• Paritätischer Arbeitskreis für Familienerholung PAK<br />

• Pro Asyl<br />

• SOLIDAR, Brüssel<br />

• SPD-Parteirat<br />

• Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv)<br />

• Versorgungsverband VBLU<br />

• WlBU-Wirtschaftsbund sozialer Einrichtungen e. V.<br />

• ZFF – Zukunftsforum Familie<br />

44 | 45


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 47<br />

Gerechtigkeit<br />

Solidarität Toleranz F<br />

Sozialpolitik<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Verband<br />

Teilhabe<br />

Kooperation<br />

praktizierte Solidarität Sozialpolitik<br />

Gemeinschaft<br />

kämpft ehrenamtlich professionelle Dienstleistungen<br />

Kooperation<br />

Kooperation Zugehörigkeit<br />

sozial gerechte Gesellschaft<br />

unabhängig fördert<br />

Zugehörigkeit<br />

kämpft eigenständig Menschen<br />

Mitglieder<br />

Solidarität Toleranz Freiheit Gleichheit G<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Zusammenarbeit<br />

Stiftungen & Partner<br />

Verbandsbericht 2009


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 48<br />

Stiftungen & Partner<br />

Das Bundesjugendwerk der <strong>AWO</strong> –<br />

Die eigenständige Interessenvertretung der jungen Generation<br />

Das Bundesjugendwerk als eigenständiger<br />

Kinder- und Jugendverband der <strong>AWO</strong><br />

engagiert sich auf politischer und pädagogischer<br />

Ebene für die Interessen der<br />

jungen Generation. Die Schwerpunkte<br />

liegen in der Bildungsarbeit für und mit<br />

JugendwerkerInnen auf Landes- und<br />

Bezirksebene und in der offenen Auseinandersetzung<br />

mit Themen wie Kinderrechte,<br />

Armut und Sozialpolitik, Bildung<br />

und Erziehung sowie der (interkulturellen)<br />

Öffnung des Jugendwerks.<br />

Das Highlight des Jahres 2009 war das<br />

Bundesjugendwerkstreffen, die größte<br />

Zusammenkunft von Jugendwerkerin-<br />

| Ein Schwerpunkt: Die Qualität von Ferienfreizeiten<br />

Intensiv beschäftigen sich ehren- und<br />

hauptamtliche MitarbeiterInnen des<br />

Jugendwerks im Jahr 2009 mit dem<br />

Thema „Qualität der pädagogischen Betreuung“<br />

von Ferienfreizeiten. In Workshops<br />

wurden Ausbildungskonzepte<br />

von JugendleiterInnenschulungen zusammengetragen<br />

und überarbeitet. So<br />

konnten Standards zu Inhalten, Rahmenbedingungen<br />

und Evaluationen<br />

entwickelt werden, um den Gliederungen<br />

des Jugendwerks eine Orientierungshilfe<br />

zu geben. Auf längere Sicht<br />

sollen auch <strong>AWO</strong>-Gliederungen von den<br />

Ergebnissen dieser Arbeit profitieren.<br />

nen und Jugendwerkern bundesweit.<br />

Mehr als 400 Teilnehmende trafen sich<br />

über Himmelfahrt in Schwangau bei<br />

Füssen – am Fuße von Schloß Neuschwanstein.<br />

Das Angebot war vielfältig:<br />

Es gab Sportturniere, Workshops und<br />

„Lounges“, in denen über die Inhalte<br />

der Wahlen, Rassismus, Sozialpolitik, die<br />

„Öffnung des Jugendwerks“ und auch<br />

über die Qualität der pädagogischen Betreuung<br />

auf Ferienfahrten diskutiert<br />

werden konnte. Noch dazu lockte ein<br />

Zirkuszelt mit Spielen und Angeboten für<br />

die Jüngsten, und es wurden Ausflüge in<br />

die Umgebung und ein buntes Abendprogramm<br />

angeboten.<br />

Das Bundesjugendwerk bot mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

„Partizipation und<br />

Verbandsentwicklung“ (AGPuV) Raum<br />

für die gemeinsame Arbeit an Positionen<br />

und Konzepten. Der AK Mitglieder<br />

entwickelte in diesem Zusammenhang<br />

neue Mustersatzungen, der AK Partizipation<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

setzte sich mit Möglichkeiten der Beteiligung<br />

auseinander und der AK Wohlstand<br />

erarbeitete sozialpolitische Forderungen<br />

– etwa, was die Harzt IV-Gesetzgebung<br />

anbelangt.


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:20 Uhr Seite 49<br />

| Impulse: „Jugendwerk für alle!?“<br />

Ein wichtiger Teil der Arbeit des Bundesjugendwerkes<br />

lag außerdem in der<br />

Bildungsarbeit. Das Impulsseminar zum<br />

Thema „Jugendwerk für alle!?“ ermöglichte<br />

die Auseinandersetzung mit den<br />

Chancen und Stolpersteinen einer „Öffnung<br />

des Jugendwerks“. Dabei beschäftigten<br />

sich die teilnehmenden<br />

JugendwerkerInnen mit Jugendwerks-<br />

Identität und nahmen Ausgrenzungsfaktoren<br />

unter die Lupe.<br />

| Junge Menschen in die <strong>AWO</strong> einbeziehen<br />

In regelmäßigen Treffen der neu gegründeten<br />

Kommission aus Jugendwerk<br />

und <strong>AWO</strong> wurden Vorschläge und Maßnahmen<br />

zur inhaltlichen und verbandlichen<br />

Einbeziehung junger Menschen in<br />

die <strong>AWO</strong> erarbeitet, die den Übergang<br />

von jungen Menschen vom Jugendwerk<br />

in die <strong>AWO</strong> erleichtern sollen.<br />

Zudem wurde ein Arbeitskreis eingerichtet,<br />

um sich mit der Neugestaltung der<br />

Stiftungen & Partner<br />

Die Seminarreihe „Jugendwerks-Akademie“<br />

wurde als MultiplikatorInnen-Ausbildung<br />

angeboten. Hier erhielten die<br />

Teilnehmenden Unterstützung für ihre<br />

Bildungsarbeit vor Ort, entwickelten Seminarpläne<br />

zu relevanten Themen im<br />

Jugendwerk und konnten Methoden<br />

praktisch erproben. Mit dem Arbeitskreis<br />

Bildung wurden das Angebot des Bundesjugendwerk<br />

geplant und weiterentwickelt<br />

sowie Impulse erarbeitet.<br />

Bundesjugendwerk-Homepage zu befassen,<br />

die im Mai 2010 freigeschaltet<br />

wurde (www.bundesjugendwerk.de).<br />

Weiterhin engagierten sich die MitarbeiterInnen<br />

des Bundesjugendwerks in<br />

Gremien des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes,<br />

des Deutschen Bundesjugendrings, der<br />

AGJ, der National Coalition, IDA e.V. sowie<br />

des Instituts Sozialarbeit und Sozialpädogik<br />

e.V. (ISS).<br />

48 | 49


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 50<br />

Stiftungen & Partner<br />

| <strong>AWO</strong> International Meilensteine 2009<br />

2009 feierte die <strong>AWO</strong> ihren<br />

90. Geburtstag und selbst-<br />

International<br />

verständlich feierte auch<br />

<strong>AWO</strong> International beim<br />

großen Straßenfest in Dortmund<br />

mit. Viele Festbesucher nutzten die Gelegenheit,<br />

am eigenen Leib zu erfahren, wie sich ein<br />

Erdbeben anfühlt: Sie stellten sich auf den Erdbebensimulator<br />

und ließen sich kräftig durchrütteln.<br />

Darunter auch SPD-Chef Franz Müntefering (Bild 1).<br />

2009 war ein ereignisreiches Jahr für <strong>AWO</strong> International.<br />

Unsere zahlreichen Aktivitäten zeigen einen<br />

Verband, der weiter wächst und im In- und Ausland<br />

an Kontur gewinnt: Das Magazin „weitblick“ ist<br />

nun fester Bestandteil der Kommunikation mit den<br />

Mitgliedern, das Büro in Nepal wurde offiziell eröffnet<br />

und die Mitgliederzahlen steigen weiter.<br />

„Faire Wochen“<br />

Im Juli gab es kein Durchkommen im Aktionsbüro<br />

von <strong>AWO</strong> International: Eine große Verschickungsaktion<br />

versorgte alle Mitglieder mit Informationsmaterial<br />

zum Fairen Handel und den fairen Produkten,<br />

darunter ein neues Poster und Postkarten.<br />

Kurz darauf spuckte das Fax in Berlin eine Bestellung<br />

nach der nächsten aus: Viele Mitglieder beteiligten<br />

sich an den fairen Wochen und orderten den<br />

neuen Kaffee.<br />

Seit Juli bezieht <strong>AWO</strong> International einen hochwertigen<br />

Gourmetkaffee aus Nicaragua von einer Kooperative<br />

aus dem Landesbezirk Boaco, in dem auch<br />

das Jugendgewaltpräventionsprogramm des Projektpartners<br />

ADM unterstützt wird. Neu im Angebot ist<br />

der <strong>AWO</strong>presso, so dass nun auch Espresso-Liebhaber<br />

auf den (fairen) Geschmack kommen können.<br />

Aufgrund der hohen Nachfrage wurde pünktlich zur<br />

Weihnachtszeit der <strong>AWO</strong> International-Tee lanciert.<br />

Ausweitung der Auslandsarbeit<br />

Auf einem guten Weg ist auch die längerfristige Entwicklungszusammenarbeit<br />

von <strong>AWO</strong> International. Im<br />

November fand die offizielle Eröffnung des Auslandsbüros<br />

Südasien mit Sitz in Kathmandu, Nepal, statt.<br />

Dort arbeiten neben der Büroleitung jetzt ein<br />

Indien-Referent und eine Nepal-Referentin, ein<br />

Buchhalter sowie ein Assistent. Zur Bearbeitung der<br />

Finanzen der indischen Projektpartner wurde eine<br />

Außenstelle mit zwei Personen in Pune eingerichtet.<br />

Viele Projektpartner freuen sich, nun mehr Kontakt<br />

zu <strong>AWO</strong> International zu haben. Für einige brachte<br />

die größere Nähe auch Nachteile. Sie konnten den<br />

Schritt zu mehr Qualität und Transparenz in den<br />

Projekten nicht mitgehen, so dass wir uns von ihnen<br />

verabschieden mussten.<br />

In das Programm der Jugendförderung in Mittelamerika<br />

haben sich zwei Frauenorganisationen integriert,<br />

die ihre wertvolle Erfahrung mit Gewaltprävention<br />

und Gender Mainstreaming einbringen:<br />

IMU in El Salvador und UNAMG in Guatemala. Beide<br />

arbeiten an Schulen mit Schülern, Lehrern und Eltern<br />

mit dem Ziel, Gewalt zu thematisieren und Wege<br />

zu finden, sie zu reduzieren.<br />

Neu ist auch die Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen<br />

Einrichtung FLACSO, die im Auftrag von<br />

<strong>AWO</strong> International und der Heinrich-Böll-Stiftung<br />

eine Studie über Jugendliche in El Salvador erarbeitet.<br />

Im Zentrum stehen Fragen nach der Identität<br />

und den Orientierungen von Jugendlichen.<br />

Im November waren Mitarbeiter aller Partnerorganisationen<br />

aus Mittelamerika zu einem Erfah-<br />

| 01 Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin von <strong>AWO</strong>International, erklärt Franz Müntefering den Erdbebensimulator.<br />

| 02 Neu: fairer <strong>AWO</strong>presso und fairer Tee.<br />

| 03 Die deutsche Botschafterin in Nepal, Verena Gräfin von Roedern, beim Durchschneiden des Bandes zur Eröffnung des Nepal-Büros.<br />

| 01 | 02 | 03


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 51<br />

rungsaustausch in Deutschland. Sie lernten Ansätze<br />

der Jugendarbeit der Arbeiterwohlfahrt in Berlin<br />

und Erfurt kennen, hinterließen wichtige Ideen aus<br />

ihren Projekten und nahmen wertvolle Anregungen<br />

für ihre Arbeit mit.<br />

In Indonesien hat der Aufbau neuer Partnerstrukturen<br />

begonnen: Seit Oktober arbeitet <strong>AWO</strong> International<br />

dort mit zwei neuen Organisationen zusammen:<br />

Da die Reisbauern in Indonesien mit<br />

konventionellem Anbau kaum überleben können,<br />

bildet Bina Desa sie in organischem Landbau aus<br />

und unterstützt ihren Organisationsprozess. Ziel des<br />

Projekts mit der IBU Foundation ist es, in der Region<br />

Cianjur die Angebote der frühkindlichen Förderung<br />

und die Qualität der ehrenamtlichen Mutter-<br />

Kind-Vorsorge-Untersuchungen zu verbessern.<br />

In Indonesien soll 2011 außerdem das zweite<br />

Auslandsbüro die Arbeit aufnehmen. Ein drittes Büro<br />

ist in Vorbereitung: 2009 wurde eine Vorstudie<br />

zu dem künftigen Bürostandort in Zentralamerika<br />

in Auftrag gegeben. In der Endauswahl sind Guatemala<br />

und El Salvador, beides ehemalige Bürgerkriegsländer<br />

mit sehr hohen Gewaltindizes. Ausschlaggebend<br />

für die Wahl von Indonesien und<br />

Zentralamerika als künftige Bürostandorte war, dass<br />

dort gehäuft Erbeben und Wirbelstürme auftreten<br />

und die Präsenz vor Ort Hilfeleistungen bei Katastrophen<br />

vereinfachen kann.<br />

Soforthilfe nach Überschwemmungen<br />

und Erdbeben<br />

Burkina Faso war von den heftigen Überschwemmungen<br />

in Westafrika im September 2009 besonders<br />

betroffen. Im Rahmen des europäischen Netzwerks<br />

Solidar kooperierte <strong>AWO</strong> International mit<br />

dem Schweizerischen Arbeiterhilfswerk (SAH), das<br />

| 04 Mobile Klinik für die Erdbebenopfer in Indonesien<br />

| 05 Haiti: Verteilung von Lebensmittelpaketen nach dem Erdbeben<br />

| 04 | 05<br />

Stiftungen & Partner<br />

seit Jahren in Burkina Faso arbeitet, und stellte<br />

10.000 € aus dem Nothilfefonds zur Verfügung.<br />

Im September und Oktober gab es mehrere<br />

schwere Erdbeben in Indonesien. <strong>AWO</strong> International<br />

gab 37.500 € für Soforthilfe frei und war selbst zur<br />

Koordination der Nothilfemaßnahmen vor Ort. Lebensmittel<br />

und Hilfsgüter wurden verteilt und mobile<br />

Kliniken organisiert. Die Kooperation mit der<br />

Partnerorganisation IBU Foundation hat sich bei<br />

diesem Einsatz bewährt.<br />

Im Januar 2010 gab es in Haiti ein verheerendes<br />

Erdbeben mit mehr als 220.000 Toten. Die Schäden<br />

trafen das bitterarme Land besonders schwer:<br />

250.000 Menschen wurden verletzt, 1,5 Millionen<br />

obdachlos. <strong>AWO</strong> International entschloss sich, eigene<br />

Mitarbeiter nach Haiti zu entsenden. Zunächst<br />

wurden große Mengen an Hilfsgütern und Lebensmitteln<br />

verteilt und eine Zeltklinik in vier Flüchtlingslagern<br />

aufgebaut.<br />

Aufgrund der großen Spendenbereitschaft in<br />

Deutschland und unter <strong>AWO</strong> Mitgliedern kamen bei<br />

<strong>AWO</strong> International mehr als 340.000 € zusammen.<br />

Damit wird <strong>AWO</strong> International vor allem die Situation<br />

der Kinder in den Flüchtlingslagern verbessern.<br />

Weitere Informationen: www.awointernational.de<br />

oder im kostenlosen Magazin weitblick<br />

<strong>AWO</strong> International ist<br />

Mitglied von<br />

50 | 51


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 52<br />

Stiftungen & Partner<br />

| Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

Die Lobby für Familien –<br />

ein Vierklang aus Zeit,<br />

Geld, Bildungsinfrastruktur<br />

und Gleichstellung<br />

Die Bekämpfung der Kinderarmut und die damit<br />

verbundene Forderung nach einer materiellen Existenzsicherung<br />

für Kinder waren im Jahr 2009 ein<br />

großer Schwerpunkt der Arbeit des ZFF. Ein Meilenstein<br />

war die Gründung des „Bündnisses KINDER-<br />

GRUNDSICHERUNG“ unter Federführung des ZFF. Das<br />

Bündnis setzt sich aus acht Organisationen – darunter<br />

<strong>AWO</strong>, Deutscher Kinderschutzbund und GEW<br />

– sowie namhaften Wissenschaftlern/-innen zusammen.<br />

Mit einem in den Medien viel beachteten<br />

Auftritt in der Bundespressekonferenz startete<br />

eine rege Debatte um den längst überfälligen<br />

Systemwechsel in der Familienförderung. Die Kindergrundsicherung<br />

von monatlich 502 € soll alle<br />

bisherigen Familienleistungen ersetzen (siehe<br />

www.kinderarmut-hat-folgen.de)<br />

Kinder brauchen mehr!<br />

In der fruchtbaren und teilweise auch kontroversen<br />

Diskussion mit Politik, Wissenschaft und Fachpraxis<br />

sind ein Expertenworkshop mit dem Deutschen<br />

Jugendinstitut (DJI) sowie Gespräche mit der SPD-<br />

Bundestagfraktion und vielen SPD-Landtagfraktionen<br />

hervorzuheben. Das ZFF war auch im Projektbeirat<br />

der von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten<br />

Studie „Vom Kindergeld zu einer Grundsicherung<br />

für Kinder“ vertreten. Aufgrund erster Ergebnisse<br />

und des regen Austauschs bei vielen internen<br />

Bündnistreffen und Workshops veröffentlichte das<br />

Bündnis im Oktober ein erweitertes Konzeptpapier<br />

in Form einer Broschüre. Neben Flyern, Plakaten<br />

und einer eigenen Homepage rundete diese Broschüre<br />

die öffentlichkeitswirksame Kampagne ab.<br />

Ergänzend zum „Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG“<br />

veranstaltete das ZFF gemeinsam mit dem <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesverband, der <strong>AWO</strong> Bundesakademie und<br />

dem <strong>AWO</strong> Landesverband Berlin im Oktober die<br />

Fachtagung „Kinderarmut und Bildungschancen –<br />

Armutsprävention jenseits von Tafeln und Suppenküchen“.<br />

Klar wurde: Die Verantwortung für das<br />

Aufwachsen eines Kindes darf und kann nicht nur<br />

bei den Eltern liegen, sondern ist auch eine gesellschaftliche<br />

und politische Aufgabe. Dabei darf es<br />

keinesfalls ein „entweder oder“ bei der Finanzierung<br />

von monetären oder infrastrukturellen Maßnahmen<br />

geben, denn Bildung verhindert Armut auf<br />

lange Sicht. Gleichzeitig müssen die Eltern und Kinder<br />

aber auch durch direkte finanzielle Transfers<br />

unterstützt werden, beispielsweise durch eine Kindergrundsicherung.<br />

Der Kampf gegen Kinderarmut wird auch nach dem<br />

Superwahljahr 2009 und mit Beginn des „Europäischen<br />

Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung“<br />

2010 für das ZFF ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt<br />

sein, um die dringend notwendige<br />

Debatte für eine Existenzsicherung für Kinder weiter<br />

zu beleben. Denn Kinder brauchen mehr! Mehr<br />

Bildung, mehr Teilhabe, mehr Chancengleichheit!<br />

| 01 ZFF-Geschäftsführerin Barbara König bei der Konferenz Kinderarmut der <strong>AWO</strong>LAG NRW, Februar 2009<br />

| 02 Relaunch der Homepage www.zukunftsforum-familie.de<br />

| 03 ZFF-Vorsitzende Christiane Reckmann bei der Bundespressekonferenz Kindergrundsicherung, April 2009<br />

| 01 | 02 | 03


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 02.08.2010 17:41 Uhr Seite 53<br />

Zeit für Familie?!<br />

Mit der Zeitpolitik hat sich das ZFF in diesem Jahr<br />

eines neuen Themengebiets angenommen. Auf einem<br />

zweitägigen Fachkongress ging es im Dezember<br />

in Berlin um „Zeit für Familie?!“.<br />

Die Frage, welche Maßnahmen dazu beitragen<br />

könnten, den Alltag von Familien zu erleichtern,<br />

stand im Mittelpunkt des Kongresses. Insbesondere<br />

in der Arbeitswelt wurde erheblicher Änderungsbedarf<br />

erkennbar, um „Zeit zum Leben“ neben der<br />

Erwerbsarbeit zu schaffen. Ein Fazit war die Forderung<br />

nach einer verkürzten Normalarbeitszeit von<br />

ca. 32 Stunden pro Woche. Außerdem wurde für Arbeitnehmer/-innen<br />

das Recht zur Aufstockung auf<br />

Vollzeit nach einer Teilzeitphase verlangt.<br />

Deutlich wurde aber auch, dass eine familien- und<br />

geschlechtergerechte Zeitpolitik eine Veränderung<br />

des ökonomisch ungleichen Geschlechterverhältnisses<br />

voraussetzt: Solange Männer in der Regel<br />

mehr verdienen als Frauen, werden im Zweifelsfall<br />

immer die Frauen zugunsten unbezahlter Sorgearbeit<br />

beruflich zurückstecken (müssen). Die Sorgearbeit<br />

und der damit verbundene Zeitbedarf, der für<br />

Familien lebensnotwendig ist, müssen aber im Leben<br />

beider Geschlechter Platz finden. Wichtig sind<br />

dafür bezahlte und sozialrechtlich abgesicherte<br />

Auszeiten, zum Beispiel für die Erziehung kleiner<br />

Kinder oder die Pflege älterer Angehöriger. Zudem<br />

Stiftungen & Partner<br />

können Instrumente wie Lebensarbeitszeitkonten<br />

dazu beitragen, Zeit für Familie oder Zeit für Eigenzwecke<br />

zu gewinnen.<br />

Frauen- oder Familienpolitik?<br />

Das Verhältnis von Frauen- und Familienpolitik hat<br />

das ZFF im Juni 2009 auf seinem zweiten „forum<br />

familie“ in den Blick genommen. Unter dem Titel<br />

„Familienpolitik versus Frauenpolitik?“ ging es um<br />

die Frage, welche familienpolitischen und welche<br />

gleichstellungspolitischen Ziele die Große Koalition<br />

in den letzten vier Jahren verfolgt hat und ob hier<br />

Widersprüchlichkeiten beziehungsweise Defizite<br />

festzustellen sind.<br />

Die Diskussion mit den Bundestagsabgeordneten<br />

Caren Marks (SPD) und Dr. Eva Möllring (CDU) sowie<br />

mit den Journalistinnen Tissy Bruns (Tagespiegel)<br />

und Barbara Streidl („Wir Alphamädchen“, Blog<br />

Mädchenmannschaft) spannte sich von der Unterhaltsrechtsreform<br />

bei gleichzeitigem Fortbestand<br />

des Ehegattensplittings über die Frage der weiteren<br />

Ausdehnung des Elterngeldbezugs bis hin zum Für<br />

und Wider von Teilzeitarbeit.<br />

Deutlich wurde, dass eine moderne Familienpolitik<br />

nicht ohne Gleichstellungspolitik auskommen<br />

kann. Dafür sind nicht nur Veränderungen in den<br />

Köpfen, sondern auch gesetzliche Regelungen vonnöten.<br />

| 04 SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles steht beim ZFF-Kongress „Zeit für Familie“ Rede und Antwort, Dezember 2009<br />

| 05 ZFF-Vorstandsmitglieder Jürgen Otto (links) und Michael Scheffler (rechts) beim Fest „90 Jahre <strong>AWO</strong>“, August 2009<br />

| 06 Christiane Reckmann und die Autorin Barbara Streidl diskutieren über „Frauen- oder Familienpolitik“, Juni 2009<br />

| 04 | 05 | 06<br />

52 | 53


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 54<br />

Stiftungen & Partner<br />

| SOLIDAR – Plattform der <strong>AWO</strong> in Europa<br />

SOLIDAR ist für die <strong>AWO</strong> als<br />

Vertreter in Brüssel „vor Ort“<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

SOLIDAR ist in zahlreiche Europäische<br />

Netzwerke eingebunden,<br />

die direkt Einfluss auf die Arbeit der Europäischen<br />

Institutionen nehmen.<br />

SOLIDAR ist für die <strong>AWO</strong> zugleich eine Plattform des<br />

Erfahrungsaustauschs und der strategischen bilateralen<br />

Zusammenarbeit mit anderen – der <strong>AWO</strong> politisch<br />

nahestehenden – Organisationen im Ausland.<br />

SOLIDAR fördert die enge Zusammenarbeit mit<br />

den Mitgliedsorganisationen und ermöglicht es so<br />

der <strong>AWO</strong>, europapolitische Positionen in Brüssel<br />

einzubringen.<br />

2009 war ein ereignisreiches Jahr auf der europäischen<br />

Ebene und SOLIDAR hat zahlreiche politische<br />

Prozesse begleitet und die Positionen seiner Mitglieder<br />

und Partner aktiv eingebracht. Dabei ist<br />

unser gemeinsamer Nenner der Einsatz für mehr<br />

soziale Gerechtigkeit in Europa und der Welt. Jeder<br />

Bürger soll sein Recht auf Zugänge hin zu einem<br />

würdigen Leben verwirklichen können. Dazu gehören<br />

der Zugang zu Bildung und bezahlbaren und<br />

guten Sozialversicherungs- und Gesundheitssystemen.<br />

Dazu gehört auch die Durchsetzung würdiger<br />

Arbeitsbedingungen sowie die Gleichberechtigung<br />

und Nicht-Diskriminierung.<br />

Für ein soziales Europa!<br />

Die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

auf die Arbeitsmärkte haben das „soziale Europa“ in<br />

besonderem Maße getroffen. In allen Ländern stieg<br />

die Arbeitslosigkeit und damit die Gefahr sozialer<br />

Ausgrenzung. Als europäisches Netzwerk sozialer<br />

Dienstleister hat sich Solidar beständig dafür eingesetzt,<br />

dass die sozialen Systeme in Europa gestärkt<br />

werden und in die soziale Infrastruktur investiert<br />

wird. Dabei ist SOLIDAR der Grundüberzeugung,<br />

dass die Menschen im Mittelpunkt europäischer<br />

Politik stehen müssen, insbesondere die Bedürfnisse<br />

benachteiligter Bürger und besonders verletzbarer<br />

Bevölkerungsgruppen wie Kinder, junge Erwachsene,<br />

Menschen mit Behinderung und Migranten.<br />

Gegenüber dem neugewählten Europäischen Parlament<br />

und der Kommission sowie im Zusammenhang<br />

mit dem Lissabon Vertrag und der Strategie<br />

„Europa 2020“ hat sich Solidar aktiv dafür eingesetzt,<br />

dass die sozialen Belange der Menschen im<br />

Fokus europäischer Politik stehen. Dazu hat SOLI-<br />

DAR mit zahlreichen Stellungnahmen, Konferenzen,<br />

Diskussionsrunden und Seminaren auf allen Ebenen<br />

der EU-Politik beigetragen.<br />

Die Kampagne „Zusammen für ein soziales Europa“<br />

und das Projekt „decent work/decent life“ waren<br />

zentrale Lobby-Aktivitäten. Zu beiden Projekten hat<br />

auch die <strong>AWO</strong> aktiv beigetragen.<br />

Auch der Beitrag von SOLIDAR zu den Konsultationen<br />

der EU-Kommission für die Strategie „Europa 2020“<br />

wurde durch ein Seminar bereichert, das mit <strong>AWO</strong><br />

Mitarbeitern im Oktobern 2009 stattfand. Insbesondere<br />

trug die <strong>AWO</strong> im Bereich „Finanzielle Inklusion<br />

– Das Recht auf ein Girokonto“ zu der Stellungnahme<br />

bei, die Solidar bei den Konsultationen vertrat.<br />

<strong>AWO</strong> Vorsitz im Sozial-Kommittee<br />

Die <strong>AWO</strong> hat den Vorsitz des Sozial-Kommittees, das<br />

drei Mal jährlich tagt und alle SOLIDAR-Mitglieder<br />

sowie die Mitarbeiter des Brüsseler Büros zusam-


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 55<br />

menbringt. Diskutiert werden die aktuelle politische<br />

Arbeit, Projekte und Lobby-Kampagnen für eine<br />

fortschrittliche Sozialpolitik und Anregungen für gute<br />

Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen. Weitere<br />

Themen sind das Engagement gegen Armut und<br />

Ausgrenzung, der Einsatz für Integration und Migration<br />

sowie das bürgerschaftliche Engagement,<br />

die aktive Staatsbürgerschaft und der Zivilgesellschaftliche<br />

Dialog.<br />

Solidar-Kampagne<br />

Die erfolgreiche Kampagne „Zusammen für ein soziales<br />

Europa“ lief über das gesamte Jahr 2009. Sie<br />

sollte das Bewußtsein europäischer Entscheidungsträger<br />

für die sozialen Realitäten der EU-Bürger<br />

schärfen, insbesondere für die Lebenswirklichkeit<br />

sozial und wirtschaftlich benachteiligter Bevölkerungsgruppen,<br />

für die sich die Solidar-Mitglieder in<br />

ihrer täglichen Arbeit einsetzen.<br />

So gab es beispielsweise am 29. April vor den Europawahlen<br />

eine Konferenz mit dem Europaparlamentarier<br />

Jan Cremer als Gastgeber, auf der die<br />

große Erfahrung der Sozialarbeiter von SOLIDAR-<br />

Mitgliedern mit etlichen Politikern des EU-Parlaments<br />

zusammentraf. Als Resultat der Veranstaltung<br />

verfassten 50 Sozialarbeiter aus ganz Europa eine<br />

Deklaration mit zentralen Empfehlungen für die EU-<br />

Institutionen, um die soziale Infrastruktur in Europa<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Von April bis Dezember organisierten SOLIDAR-Mitglieder<br />

und Partner aus 11 EU-Ländern zahlreiche<br />

nationale Aktivitäten zusammen mit Bürgerinitiativen,<br />

um lokale und regionale Regierungsvertreter<br />

mit sozial benachteiligten Bürgern und von Ausgrenzung<br />

bedrohten Gruppen zusammen zu bringen.<br />

Dazu gab es zwei <strong>AWO</strong> Veranstaltungen von<br />

Stiftungen & Partner<br />

regionalen <strong>AWO</strong> Gliederungen: Der Workshop „Gemeinsam<br />

neue Wege gehen“ im Rahmen des <strong>AWO</strong><br />

Sozialberichts „Was hält die Gesellschaft zusammen“<br />

und eine Veranstaltung des <strong>AWO</strong> Arbeitskreises<br />

Behindertenhilfe/Psychiatrie.<br />

Lobbying für sozialpolitische Themen<br />

Um neue Europaparlamentarier mit SOLIDAR bekannt<br />

zu machen, haben wir 5 Fallstudien zu unseren<br />

zentralen Themen herausgegeben: Allgemeine<br />

Soziale Dienstleistungen, soziale Inklusion und<br />

aktive Inklusion, Migration/Integration, Gute Arbeit<br />

in Europa und Bürgerschaftliches Engagement.<br />

Eine Fallstudie zum Thema soziale Dienstleistungen<br />

für Menschen mit Behinderung, wurde von der <strong>AWO</strong><br />

erarbeitet. Sie enthält Darstellungen der sozialen<br />

Realitäten, die Erwartungen der Betroffenen, Erfahrungen<br />

von Sozialarbeiter und Forderungen der<br />

<strong>AWO</strong> und von SOLIDAR an nationale und europäische<br />

Politiker.<br />

Weitere Arbeitsschwerpunkte von SOLIDAR in 2009<br />

waren:<br />

• ein Report über die Auswirkungen von EU Gesetzen<br />

auf Soziale Dienste. Er wurde erstellt von dem<br />

informellen Netzwerk Sozialer Dienstleister.<br />

• Beiträge zu Reports des EU-Parlaments unter<br />

anderem in den Bereichen Entwicklungen der<br />

Öffentlichen Auftragsvergabe, Soziale und Ökologische<br />

Verantwortung der Öffentlichen Auftragsvergabe,<br />

Neue Arbeits-Richtlinien, Arbeitnehmer-Fragen<br />

in der Strategie Europa 2020.<br />

Weitere aktuelle Informationen unter:<br />

www.solidar.org<br />

54 | 55


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 56<br />

Stiftungen & Partner<br />

| Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS-Frankfurt a. M.)<br />

| 01<br />

Vielfältige Kooperation in Forschungsund<br />

Beratungsfragen<br />

Vor bald 40 Jahren, genau 1974 gründete<br />

der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt<br />

e.V. (<strong>AWO</strong>) das seit 1991 als rechtlich selbständiger<br />

gemeinnütziger Verein organisiert<br />

ISS, dessen Mitglieder hauptsächlich<br />

aus den Reihen der <strong>AWO</strong> stammen. Das<br />

Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik beobachtet,<br />

analysiert, begleitet und gestaltet Entwicklungsprozesse<br />

der Sozialen Arbeit und erbringt wissenschaftliche<br />

Dienstleistungen für Ministerien,<br />

Kommunen, Wohlfahrtsverbände und Einrichtungsträger.<br />

Aktuelle Schwerpunkte der Institutsarbeit sind Menschen<br />

in besonderen Lebenslagen, insbesondere<br />

mit Migrationshintergrund sowie Strukturfragen der<br />

sozialen Dienste, wie zum Beispiel die Integration<br />

von bürgerschaftlichem Engagement. Neben der<br />

Bearbeitung bundeszentraler Fragestellungen sind<br />

die Beobachtung und Analyse landes- und regionalspezifischer<br />

Disparitäten sowie der Auswirkungen<br />

von Entscheidungen auf europäischer Ebene<br />

von zunehmender Bedeutung.<br />

Aktuelle Projekte in Zusammenarbeit mit der <strong>AWO</strong><br />

Die Arbeiterwohlfahrt hat das ISS-Frankfurt a.M. mit<br />

der Fortsetzung der Langzeitstudie zu „Lebenslagen,<br />

Lebensverlauf und Zukunftschancen von (armen)<br />

Kindern“ (Kurztitel: Kinder- und Jugendarmut IV)<br />

beauftragt. Das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben<br />

startete im Mai 2009 und setzt damit die<br />

seit 1997 laufende Forschung von ISS und <strong>AWO</strong> fort.<br />

Im neuen Vorhaben werden die 1993 geborenen<br />

Kinder und deren Eltern nunmehr zum dritten Mal<br />

befragt. Eine erfolgreiche Suche sowie die quantitativen<br />

und qualitativen Befragungen werden dann<br />

ganz neue Einsichten in den Lebensverlauf, aber<br />

auch das Bewältigungshandeln von jungen Menschen<br />

geben, die unter Armutsbedingungen aufgewachsen<br />

sind bzw. weiter aufwachsen.<br />

Ziele der Studie sind:<br />

• Fachliche Weiterentwicklung der praktischen (Sozial-)Arbeit<br />

mit (armen) Minderjährigen und ihren<br />

Familien,<br />

• Verbesserung der Verbandsarbeit,<br />

• Einflussnahme auf Fach-/Sozialpolitik, insbesondere<br />

zur Umsetzung struktureller Armutsprävention.<br />

Mo.Ki – Monheim für Kinder beschreibt den Leitgedanken<br />

der Monheimer Jugendhilfeplanung. Die<br />

seit 2002 mit den Bausteinen Mo.Ki I und II von<br />

<strong>AWO</strong> Niederrhein und Stadt Monheim am Rhein<br />

praktisch entwickelte und im Rahmen der wissenschaftliche<br />

Begleitung des ISS-Frankfurt a.M. theoretisch<br />

fundierte Präventionskette „Von der Geburt<br />

bis zum erfolgreichen Berufseinstieg“ wird immer<br />

mehr zur Grundlage einer bundesweit Neuausrichtung<br />

kommunaler Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.<br />

Vor dem Hintergrund dieses andauernden<br />

Entwicklungs- und Gestaltungprozesses vor Ort ist<br />

der neue Baustein „Mo.Ki 0“– Frühes Fördern von<br />

Anfang an“ als ein Start einer lebenslauforientierten<br />

Bildungskette zu sehen, der einen systematischen<br />

Umbau der Kinder- und Jugendhilfe zum Ergebnis<br />

hat: Weg von der Reaktion auf Defizite, hin<br />

zur Prävention als aktive Steuerung und Gestaltung.<br />

| 01 Gruppenbild der ISS-MitarbeiterInnen – aufgenommen auf einer gemeinsamen Klausurtagung im Dezember 2010<br />

| 02 Mo.Ki Präventionskette<br />

| 02


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 57<br />

Die Projektziele von „Mo.Ki 0“ sind die Entwicklung<br />

von Angeboten für armutsgefährdete Familien mit<br />

Kindern unter drei Jahren sowie die Verknüpfung<br />

mit der Mo.Ki-Präventionskette. Übergeordnet geht<br />

es um allgemeine Erkenntnisse zu zwei Forschungsfragen:<br />

• Was brauchen armutsbetroffene Eltern von Kindern<br />

unter 3 Jahren an unterstützenden Angeboten,<br />

und<br />

• wie ist eine bedarfsorientierte Arbeit mit benachteiligten<br />

Eltern in der frühsten Kindheitsphase zu<br />

gestalten?<br />

„… jeder will doch eine Ausbildung!“ unter diesem<br />

Motto stand im Dezember 2009 die <strong>AWO</strong>/ISS Fachtagung<br />

mit dem Schwerpunkt „Junge MigrantInnen<br />

zwischen Hauptschule und Ausbildung – Resilienz,<br />

Bewältigungsstrategien und institutionelle Unterstützung“<br />

in Berlin.<br />

Präsentiert wurden die zentralen Ergebnisse der<br />

<strong>AWO</strong>/ISS-Studie „Resilienz und Bewältigungsstrategien<br />

von jungen Menschen mit Migrationshintergrund“,<br />

die zwischen 2006 und 2009 im Auftrag<br />

des Bundesverbandes der <strong>AWO</strong> und in Kooperation<br />

der <strong>AWO</strong>-Gliederungen bundesweit durchgeführt<br />

wurde. In Vorträgen, Gesprächsrunden und Fachforen<br />

diskutierten Experten aus Bildung, Arbeitsmarkt,<br />

Migration und Jugend gelungene Bewältigungsstrategien<br />

und deren Umsetzung. Handlungsvorschläge<br />

für die Förderpraxis standen dabei im Mittelpunkt.<br />

| 03<br />

| 04<br />

Stiftungen & Partner<br />

Die Studie bietet einen neuen Blickwinkel auf die<br />

Situation von jungen Menschen mit Migrationshintergrund<br />

und niedrigen Bildungsabschlüssen beim<br />

Übergang von Schule in Ausbildung: Nicht die Defizite,<br />

sondern die Ressourcen stehen auf Grundlage<br />

der Konzepte Resilienz und Bewältigung im Mittelpunkt.<br />

Zentrale Ergebnisse der Studie:<br />

• Schulerfolg stützt den Übergang in Ausbildung.<br />

Die Sprachkompetenz in Deutsch ist ein wichtiges<br />

Merkmal für eine erfolgreiche Bildungs- und Übergangsbiografie.<br />

• Die individuelle und herkunftsspezifische Migrationsgeschichte<br />

bestimmt den Spracherwerb. Junge<br />

Menschen mit eigener Migrationserfahrung bewerten<br />

den gezielten Spracherwerb als wichtiger.<br />

• Der Erwerbsstatus der Väter in Hinblick auf Arbeitsmarktintegration<br />

sowie Rollenvorstellungen in der<br />

Familie stellen die Weichen für den Übergang.<br />

• Die Unterstützung durch die Eltern spielt auch bei<br />

jungen Erwachsenen eine entscheidende Rolle für<br />

Resilienzförderung und Bewältigungskompetenz.<br />

• Unterstützungsleistungen durch Vertraute aus anderen<br />

Personengruppen können Defizite in der<br />

Unterstützung durch die Eltern ausgleichen.<br />

• Die meisten jungen Menschen verfügen über Ressourcen<br />

im sozialen Netzwerk. „Erfolgreiche“, denen<br />

der Übergang in Ausbildung gelingt, nehmen<br />

die Ressourcen jedoch deutlicher wahr und nutzen<br />

sie besser.<br />

Weitere Informationen zum ISS, zu Projekten, Veröffentlichungen<br />

und Fortbildungsreihen auf der ISS-<br />

Website www.iss-ffm.de<br />

|03+04 Hans-Georg Weigel, ISS-Direktor und Wolfgang Barth, <strong>AWO</strong>-Grundsatzreferent „Migration“ auf der Fachtagung<br />

„… jeder will doch eine Ausbildung!“<br />

| 05 Zusammenfassung der Studie „Resilienz und Bewältigungsstrategien von jungen Menschen mit Migrationshintergrund<br />

beim Übergang von Schule in Ausbildung“ und Handlungsempfehlungen<br />

| 05<br />

56 | 57


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 58<br />

Stiftungen & Partner<br />

| Elly Heuss-Knapp Stiftung, Müttergenesungswerk (MGW)<br />

In den Gremien des MGW<br />

standen 2009 vor allem<br />

politisch-strategische Beratungen<br />

zu gesundheitsund<br />

familienpolitischen<br />

Entwicklungen sowie Gespräche<br />

zur weiteren Unterstützung<br />

und Absicherung<br />

des MGW- Verbundes<br />

und seiner Strukturen im Vordergrund. Darüber<br />

hinaus hat sich das Kuratorium unter anderem<br />

intensiv mit der Situation der Beratungsstellen,<br />

der Neuentwicklung eines Kurvermittlungssystems,<br />

den Verfahren zur externen Qualitätssicherung,<br />

der Spendensammlung, den konzeptionellen und<br />

strukturellen Anforderungen zur Aufnahme von<br />

Vätern sowie mit der Vorbereitung des 60 jährigen<br />

Jubiläums der Stiftung befasst.<br />

Mit der Umsetzung der letzten Stufe der Gesundheitsreform<br />

und der Einführung eines einheitlichen<br />

Beitragssatzes für alle gesetzlich Versicherten, der<br />

Erhebung eines Zusatzbeitrages sowie dem „Gesundheitsfonds“<br />

setzte 2009 ein verstärkter Wettbewerb<br />

zwischen den Kassen ein. Die im Koalititonsvertrag<br />

der neuen Bundesregierung enthaltenen<br />

Aussagen zur künftigen Gestaltung des Gesundheitswesens<br />

sorgten für zusätzliche Dynamik.<br />

Die mit der Gesundheitsreform 2007 eingeleitete<br />

positive Entwicklung und Stärkung des Leistungsbereiches<br />

Vorsorge und Rehabiliatation setzte sich<br />

nicht fort, obwohl die Nachfrage ungebrochen und<br />

der hohe Bedarf nachgewiesen sind. Befürchtet<br />

werden weitere Sparmaßnahmen zu Lasten der<br />

Gesundheit von Müttern. Ein Indiz dafür ist die auf<br />

31 % gestiegene Ablehnungsquote der Anträge. Die<br />

Schaffung und Sicherung von Rahmenbedingungen,<br />

die den Zugang zu mütterspezifischen Vorsorge- und<br />

Rehamaßnahmen verbessern, stellt gerade auch in<br />

diesem Zusammenhang eine wichtige Aufgabe des<br />

MGW und seiner fünf Trägergruppen dar. Deutlich<br />

wird dies beispielsweise daran, das rund 50 % der<br />

mit Unterstützung einer Beratungsstelle geführten<br />

Widerspruchsverfahren erfolgreich waren.<br />

2009 nahmen insgesamt 43.000 Frauen und<br />

64.000 Kinder an den mütterspezifischen Maßnahmen<br />

nach §§ 24, 41 SGB V teil.<br />

Die <strong>AWO</strong> hat, um die Nachhaltigkeit der geschlechtsspezifischen<br />

Vorsorge- und Reha-Maßnahmen<br />

zu sichern, ein spezifisches Konzept für<br />

eine strukturierte bundesweite telefonische Nachsorge<br />

erarbeitet. Nach einer Pilotphase konnte das<br />

Nachsorgeprogramm erfolgreich in allen 21 <strong>AWO</strong><br />

Kliniken implementiert werden.<br />

Therapeutische Kette<br />

Die Beratung der Wohlfahrtsverbände im Rahmen<br />

der Therapeutische Kette des MGW stellt ein niedrigschwelliges,<br />

familienfreundliches Angebot für<br />

Mütter/Väter in belasteten Lebenssituationen dar,<br />

das insbesondere auch sozial- und bildungsschwache<br />

Familien erreicht. Sie kann als gelungenes Beispiel<br />

für eine vernetzte Versorgung gelten.<br />

Mehr als 130.000 Frauen haben auch 2009 eine<br />

kostenlose Beratung in einer der rund 1.400 Kurberatungsstellen<br />

der Wohlfahrtsverbände in Anspruch<br />

genommen.<br />

Die 2009 vorgestellten Ergebnisse einer vom<br />

Bundesministerium FSFJ geförderten und vom Forschungs-verbund<br />

Prävention und Rehabilitation der<br />

Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführten<br />

Studie über Inhalt und Umfang der Beratungsarbeit<br />

sowie der Bedarfslagen von Müttern bestätigen<br />

die Notwendigkeit der Beratung, deren hohe<br />

Qualität und Zufriedenheit der KundenInnen. Sie<br />

zeigt darüber hinaus, dass Anträge und Widersprüche<br />

über Beratungsstellen erfolgreicher sind und<br />

dass die Beratung im Vorfeld Effektivität und Effizienz<br />

der stationären Maßnahmen deutlich zu steigern<br />

vermag.<br />

Da fast 30 % der Antragstellerinnen über ein<br />

Familieneinkommen von weniger als 1.500 € verfügen,<br />

können Beratungsstellen Familien in finanziellen<br />

Schwierigkeiten mit Spendenmitteln des<br />

MGW unterstützen, damit eine notwendige Kurmaßnahme<br />

nicht an finanziellen Hürden scheitert.<br />

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt verwies<br />

bei ihrem Besuch in der Beratungsstelle in<br />

Aachen auf den besonderen Wert der therapeutischen<br />

Kette und die hier geleistete engagierte und<br />

kompetente Unterstützung der Wohlfahrtsverbände<br />

für Familien.<br />

Bundesmittel<br />

Um die gestiegenden strukturellen, fachlichen und<br />

versicherungstechnischen Anforderungen und Auflagen<br />

zu erfüllen wurden 2009 zwei Bauprojekte der<br />

<strong>AWO</strong> in Büsum und Kühlungsborn mit Bundesmitteln<br />

gefördert. Ein weiteres großes Bauprojekt wurde<br />

aufgrund der erforderlichen Ausschreibung und<br />

Durchführung eines VOF Verfahrens zurückgestellt.<br />

Insgesamt stellte das BMFSFJ 2009 Investitionszuschüsse<br />

in Höhe von 4 Millionen Euro für Umbauund<br />

Sanierungsmaßnahmen für Einrichtungen der<br />

Trägergruppen im Müttergenesungswerk zur Verfügung.<br />

Die Zweckbindung der Mittel beträgt 25 Jahre.


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 59<br />

| Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

| Glücksspirale<br />

| Deutsches Hilfswerk<br />

2009 erhielte die Arbeiterwohlfahrt vom<br />

Kuratorium Deutsche Altershilfe Fördermittel<br />

für folgende Bereiche:<br />

• Stationäre Mahlzeitenangebote<br />

37.194 Euro<br />

• Besondere Formen ambulanter<br />

Dienste (mobile Hilfsdienste)<br />

18.000 Euro<br />

• Konzeptentwicklung und kleinere<br />

Modellvorhaben 6.185 Euro<br />

• Maßnahmen zur berufsbegleitenden<br />

Qualifizierung 419.256 Euro<br />

In 2009 wurden 47 Projekte der Arbeiterwohlfahrt<br />

mit insgesamt 2,9 Millionen<br />

Euro bezuschusst. Der Schwerpunkt<br />

der Anträge lag in den Bereichen „Hilfen<br />

für Beratungs- und Betreuungsdienste“<br />

sowie „Hilfen für Seniorenarbeit“.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband ist allen Trägern<br />

dankbar, die durch eine medienwirksame<br />

Öffentlichkeitsarbeit ihre Pro-<br />

Die Arbeiterwohlfahrt erhielt in 2009<br />

aus der ARD-Fernsehlotterie „Die Goldene<br />

Eins“ rund 12,7 Millionen Euro für<br />

die Förderung von insgesamt 64 Projekten.<br />

Schwerpunkt der Lotterie ist die Förderung<br />

von Einrichtungen der Altenhilfe.<br />

Außerdem werden Einrichtungen und<br />

Projekte im Bereich Kinder-, Jugendund<br />

Gesundheitshilfe bezuschusst. Die<br />

größte Anzahl der Anträge aus der Ar-<br />

Stiftungen & Partner<br />

• Spezielle Qualifizierung im Hinblick<br />

auf Schwerpunktbereiche wie<br />

Demenz, Dekubitusprophylaxe,<br />

Steuerung des Pflegeprozesses<br />

23.315 Euro<br />

• Wohnberatungsstellen für ältere<br />

Menschen 10.095 Euro<br />

• Erholungsmaßnahmen für ältere<br />

Menschen 37.500 Euro<br />

• Gesamtfördersumme 551.545 Euro<br />

jekte vorstellen und die Herkunft der<br />

Fördermittel entsprechend darstellen.<br />

Dies ist wichtig, um den Bekanntheitsgrad<br />

der Lotterie zu erweitern und sie<br />

weiterhin attraktiv zu gestalten. Der<br />

Dank gilt auch und vor allem den Mitspielern<br />

bei der Lotterie. Erst durch<br />

ihren Spieleinsatz sichern sie die Mittel<br />

zur Förderung von sozialen Projekten.<br />

beiterwohlfahrt ist der Altenhilfe zuzuordnen.<br />

Dabei sind Einrichtungen des<br />

gesamten Spektrums gefördert worden.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband dankt allen<br />

Trägern, die durch die öffentliche Dokumentation<br />

der Herkunft der Mittel dazu<br />

beitragen, die Attraktivität der Lotterie<br />

zu steigern. Der Dank bezieht ebenso<br />

diejenigen mit ein, die durch den Erwerb<br />

von Losen für sich selbst oder auch<br />

als Präsente diese Fördermittel sichern.<br />

58 | 59


Verbandsbericht 2009 19.07. f. Dpdf:Layout 1 20.07.2010 10:21 Uhr Seite 60<br />

Stiftungen & Partner<br />

| Aktion Mensch<br />

8 Mio. €<br />

7 Mio. €<br />

6 Mio. €<br />

5 Mio. €<br />

4 Mio. €<br />

3 Mio. €<br />

2 Mio. €<br />

1 Mio. €<br />

0 Mio. €<br />

Die Zahl der Anträge nimmt weiter zu<br />

Die finanzielle Eigenmittelsituation und<br />

die zum Teil erheblichen Kürzungen im<br />

Bereich der Sozialhilfe haben direkte<br />

Auswirkungen auf die Beantragung von<br />

Zuschüssen bei der Aktion Mensch. So<br />

stieg die Gesamtzahl der Anträge erneut,<br />

von 513 Anträgen im Jahr <strong>2008</strong> auf 561<br />

Anträge im Jahr 2009. Allerdings fiel das<br />

gesamte Antragsvolumen leicht von etwas<br />

mehr als 10 Millionen Euro in <strong>2008</strong><br />

auf 9.327.141 Euro in 2009 für die Einrichtungen<br />

und Dienste der <strong>AWO</strong>.<br />

Vermehrt werden in der Bundesgeschäftsstelle<br />

auch Anträge mit geringen<br />

Zuschusssummen eingereicht, was ein<br />

Beleg dafür ist, dass die Eigenmittel der<br />

Antragsvolumen Aktion Mensch 2003-2009<br />

Träger und Dienste immer geringer werden<br />

und die Zuschussfinanzierung der<br />

Aktion Mensch dringend für soziale Projekte<br />

und Investitionen benötigt wird.<br />

Zugleich gibt es jedoch insbesondere<br />

aus der Kinder- und Jugendhilfe der<br />

<strong>AWO</strong> auffallend wenig Anträge.<br />

Im Bereich Investition Wohnen wurden<br />

in 2009 die Förderbedingungen verändert,<br />

der Zuschuss wurde von 250.000<br />

Euro auf 110.000 Euro reduziert.<br />

Mit dem 5 Sterne-Los und einer breiten<br />

Öffentlichkeitskampagne unter dem Titel<br />

„die gesellschafter“ sollen auch weiterhin<br />

die Einnahmen der Aktion Mensch<br />

auf einem hohen Niveau erhalten werden.<br />

2003 2004 2005 2006 2007 <strong>2008</strong> 2009<br />

Basisförderung Kinder- und Jugendhilfe Impulsförderung ZZ 5000xZukunft/diegesellschafter.de


Unbenannt-1 1 07.09.12 17:10


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 30.06.2011 13:13 Uhr Seite 3<br />

Editorial<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Wilhelm Schmidt,<br />

Vorsitzender<br />

des Präsidiums<br />

2010 haben wir das politische Profil der Arbeiterwohlfahrt<br />

weiter geschärft und uns mit wichtigen Themen<br />

prägnant in der Öffentlichkeit geäußert. Hervorzuheben<br />

ist hier sicherlich unsere Kampagne „Jetzt geht’s<br />

ans letzte Hemd".<br />

Wir konnten so in Berlin und ganz Deutschland –<br />

unter erfreulich reger Beteiligung der Ortsvereine und<br />

Kreisverbände – wirkungsvoll und erkennbar unsere<br />

Lobbyarbeit für arme Menschen fortsetzen. Auch die<br />

Sozialkonferenz in Essen war in diesem Zusammenhang<br />

für den Verband ein großer Erfolg, der erkennbar<br />

in der Fachöffentlichkeit wahrgenommen wurde.<br />

Im vergangenen Jahr begannen wir intensiv damit,<br />

unsere Zusammenarbeit mit den befreundeten und<br />

nahestehenden Institutionen wie der gos, dem Institut<br />

für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS), dem Zukunftsforum<br />

Familie (ZFF), der <strong>AWO</strong> International, dem<br />

Bundesjugendwerk und Solidar zu verstärken. Erste<br />

Erfolge machen sich schon bemerkbar.<br />

Mit der Konstituierung des Ethikrates im letzten Jahr<br />

gelang der <strong>AWO</strong> der wichtige Einstieg in eine inten -<br />

sivere Auseinandersetzung mit sozialethischen Fragestellungen<br />

auf Bundesebene.<br />

Weitere Schwerpunkte in der Verbandsarbeit 2010<br />

waren die Themen Werteorientierung im Unternehmen<br />

und das bürgerschaftliche Engagement. Es handelt sich<br />

dabei um existentielle Fragen für die Arbeiterwohlfahrt,<br />

die wir alle auch 2011 gemeinsam, gründlich und<br />

sorgfältig bearbeiten werden müssen.<br />

Ihr<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Wolfgang Stadler,<br />

Vorsitzender<br />

des Vorstandes<br />

Verbandsbericht 2010<br />

die Bundesgeschäftsstelle wurde 2010 einer erfolg -<br />

reichen Strukturreform unterzogen. Die neuen Fachund<br />

Dienstleistungsabteilungen bieten eine gute<br />

Grundlage für die Arbeit des Bundesverbandes. Die<br />

Kommunikations- und Abstimmungsprozesse mit den<br />

Bezirks- und Landesverbänden, zwischen Präsidium<br />

und Vorstand und zwischen Fachausschüssen und der<br />

Bundesgeschäftsstelle wurden transparenter gestaltet<br />

und verbessert.<br />

Im letzten Jahr richteten wir zahlreiche Fachveranstaltungen,<br />

Tagungen und Wettbewerbe aus. Unter anderem<br />

wurden Themen wie Pflege, Inklusion, Familienbildung,<br />

Arbeitsmarktpolitik, Migration, Kindesschutz,<br />

Gesundheitsreform, Kinderbetreuung, Hartz IV-Regelsätze<br />

intensiv diskutiert.<br />

Im Namen der Kolleginnen und Kollegen aus der<br />

Bundesgeschäftsstelle und natürlich vor allem meiner<br />

Vorstandskollegen Brigitte Döcker und Hans-Peter<br />

Niemeier kann ich versichern, dass wir uns mit voller<br />

Kraft auch in den folgenden Jahren dafür engagieren,<br />

dass die Arbeiterwohlfahrt eine verlässliche und anerkannte<br />

sozialpolitische Größe in Deutschland bleibt.<br />

Ihr<br />

2 | 3


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 5<br />

Gemeinschaft<br />

erte Solidarität<br />

sakademie<br />

hauptamtlich<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Teilhabe<br />

Aufbruch<br />

Zugehörigkeit<br />

Ehrenamt<br />

Stärken<br />

Toleranz<br />

Menschen<br />

Solida<br />

Zukunft ehrenamtlich<br />

praktizierte Solidar<br />

erechte Gesellschaft<br />

Qualität<br />

Bundesakademie<br />

Mitarbeiterinnen Mitarbeiter<br />

Sozialmanagement<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Verbandsbericht 2010


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 30.06.2011 13:13 Uhr Seite 6<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Die <strong>AWO</strong><br />

Die Arbeiterwohlfahrt (<strong>AWO</strong>) gehört zu den sechs<br />

Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in<br />

Deutschland. Auf der Grundlage ihrer unverrück -<br />

baren Grundwerte von Solidarität, Toleranz, Freiheit,<br />

Gleichheit und Gerechtigkeit hat die <strong>AWO</strong> seit<br />

über 90 Jahren jene Menschen im Blick, die aus<br />

unterschiedlichen Gründen zu den sozial Schwachen<br />

der Gesellschaft gehören. Die <strong>AWO</strong> setzt sich<br />

unter anderem ein für benachteiligte Kinder und<br />

Erwachsene, Senioren/innen, Menschen mit Behinderung,<br />

Menschen mit Migrationshintergrund,<br />

Wohnungslose, Arbeitslose oder Kranke.<br />

Trotz der Herausforderung, diese Grundwerte umzusetzen,<br />

schaffen es die ehrenamtlichen und<br />

Die <strong>AWO</strong> gliedert sich bundesweit in:<br />

29 Bezirks- und Landesverbände<br />

480 Kreisverbände<br />

3.800 Ortsvereine<br />

Die <strong>AWO</strong> wird bundesweit getragen von:<br />

390.226 Mitgliedern<br />

69.476 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen (Helfer/innen)<br />

165.610 hauptamtlichen Mitarbeiter/innen<br />

Die <strong>AWO</strong> unterhält in allen Bundesländern:<br />

über 14.000 Einrichtungen und Dienste mit insgesamt<br />

über 330.000 Betten bzw. Plätzen<br />

Die <strong>AWO</strong> ist Trägerin von:<br />

hauptamtlichen Mitarbeiter/innen der <strong>AWO</strong> immer<br />

wieder, gemeinsam mit den Betroffenen Teilhabe<br />

zu organisieren und sie nicht außen vor zu lassen,<br />

ihnen eine Stimme zu geben und bei der Bewältigung<br />

ihres Lebensalltags zu helfen. Helfen jedoch<br />

nicht im Sinne von Almosen. Ziel ist es vielmehr,<br />

betroffenen Menschen den Einstieg oder die Rückkehr<br />

in die Gesellschaft zu ermöglichen.<br />

Mehr denn je geht es darum, die Stimme für<br />

Gerechtigkeit und Zusammenhalt unserer Gesellschaft<br />

zu erheben. Dies tut die <strong>AWO</strong> in ihrem Wirken<br />

für und nahe am Menschen.<br />

über 2.100 Heimen, wie Heime für Kinder und Jugendliche, Altenheime, Fort- und<br />

Weiterbildungsstätten, Kurheime und Frauenhäuser<br />

Außerdem sind im Rahmen der <strong>AWO</strong> rund:<br />

3.500 Selbsthilfe-, Helfer- und andere Gruppen Bürgerschaftlichen Engagements tätig<br />

Über 800 selbstständige Einrichtungen, Initiativen und Organisationen haben sich der <strong>AWO</strong> auf allen<br />

Ebenen als korporative Mitglieder angeschlossen.<br />

Die <strong>AWO</strong> hat ein eigenständiges Jugendwerk.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 30.06.2011 16:27 Uhr Seite 7<br />

| Mitgliederentwicklung<br />

Mitgliederzahlen gestiegen<br />

Ende Dezember 2010 hatte die Arbeiterwohlfahrt<br />

rund 390.000 Mitglieder (2009: 381.288).<br />

Die Anzahl der Mitglieder hat sich im Gesamtverband<br />

wieder leicht erhöht. Ob sich damit eine<br />

Trendwende abzeichnet oder nur eine Stagnation<br />

bei den Mitgliederzahlen zu verzeichnen ist, bleibt<br />

abzuwarten. Die Vision von Magdeburg <strong>2008</strong><br />

„1.000.000 Mitglieder bis 2010“ konnte nicht umgesetzt<br />

werden.<br />

| Der <strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

Der Bundesverband der <strong>AWO</strong> vertritt die fachpoli -<br />

tischen Interessen des Gesamtverbandes auf der<br />

bundespolitischen und der europäischen Ebene.<br />

Er nimmt darüber hinaus Außenvertretungen in<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Die Auswertung der bundesweiten Altersstruktur<br />

unserer Mitglieder ergab per 31.12.2010 folgendes<br />

Bild:<br />

4,4 %<br />

4,1 %<br />

26,4 %<br />

27 %<br />

67,1 %<br />

67,1 %<br />

2,1 %<br />

1,8 %<br />

bis 30 J. bis 60 J. bis 90 J. über<br />

90 J.<br />

2010<br />

2009<br />

Stiftungen, Hilfswerken, anderen Fachverbänden<br />

und Netzwerken auf der nationalen und euro -<br />

päischen Ebene wahr. Die <strong>AWO</strong> ist föderal organisiert.<br />

6 | 7


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 30.06.2011 13:14 Uhr Seite 8<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

| Organe des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

Die Aufgaben und Dienstleistungen des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

ergeben sich aus dem Statut, der<br />

Satzung und dem Grundsatzprogramm der <strong>AWO</strong>.<br />

Die satzungsgemäßen Gremien und Organe des <strong>AWO</strong><br />

Bundesverbandes und des Gesamtverbandes sind:<br />

• das Präsidium (17 Mitglieder),<br />

• der Vorstand (3 Mitglieder),<br />

• die <strong>Bundeskonferenz</strong> (440 Delegierte),<br />

• und der Bundesausschuss (90 Mitglieder).<br />

Das Präsidium<br />

Das Präsidium wird von der <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

für die Dauer von vier Jahren gewählt. Die Tätigkeit<br />

im Präsidium ist grundsätzlich ehrenamtlich.<br />

Aufgaben sind unter anderem die Zustimmung zu<br />

grundsätzlichen Fragen der Verbandsführung, der<br />

sozialpolitischen Leitlinien sowie der strategischen<br />

Steuerung der Unternehmen, die Beschlussfassung<br />

über die Grundsätze und Richtlinien zur Förderung<br />

des Freiwilligen Engagements, die Berufung und<br />

Abberufung des Vorstandes und der weiteren Mitglieder<br />

des Vorstandes sowie die Bestimmung der<br />

Anzahl der Vorstandsmitglieder.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 30.06.2011 13:14 Uhr Seite 9<br />

| Präsidium des Bundesverbandes<br />

Präsidiumsmitglieder<br />

Wilhelm Schmidt,<br />

Vorsitzender<br />

Dr. Thomas Beyer<br />

Bodo Champignon,<br />

Stellvertreter<br />

Maike Eckel,<br />

Bundesjugendwerk<br />

Dr. Harald Groth Jutta Helm<br />

Rudi Frick,<br />

Stellvertreter<br />

Bärbel Fox<br />

Helga Kühn-Mengel<br />

Iris Spranger,<br />

Stellvertreterin<br />

Christiane Reckmann Michael Rosellen<br />

Hansjörg Seeh Gerwin Stöcken Ute Wedemeier<br />

Revisoren:<br />

Johannes Schemann<br />

Friedhelm Merkentrup<br />

Wir danken unseren Revisoren für ihre Arbeit.<br />

Georg Förster,<br />

Bundesjugendwerk<br />

Erika Lotz<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Dr. Manfred Ragati,<br />

Ehrenvorsitzender<br />

Petra Grimm-Benne<br />

Horst Moser<br />

8 | 9


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 10<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Sitzungen des Präsidiums<br />

Das Präsidium tagte 2010 insgesamt sechs Mal.<br />

Vier Treffen waren ordentliche Sitzungen des Präsidiums,<br />

ein Treffen war eine außerordentliche<br />

Schwerpunkte der Sitzungen 2010:<br />

Sitzung und einmal traf sich das <strong>AWO</strong> Präsidium<br />

mit dem Vorstand des Bundesjugendwerks der<br />

<strong>AWO</strong>.<br />

19. Februar 2010:<br />

• 20 Jahre „Wiedervereinigung“ der <strong>AWO</strong> in Deutschland – Festakt am 30. Oktober 2010<br />

• Zwischenbericht Ethikrat<br />

• Vorbereitung einer Stellungnahme der <strong>AWO</strong> zur Bewertung und Weiterentwicklung von Hartz IV<br />

16. April 2010:<br />

• Kommission „Junge Menschen aktiv in der <strong>AWO</strong>“<br />

• Ethikrat<br />

• Positionspapier Hartz IV<br />

• Bestandsaufnahme/Umsetzung der Magdeburger Beschlüsse<br />

• Vorbereitung Veranstaltungen und Konferenzen<br />

• Feierliche Veranstaltung 20 Jahre <strong>AWO</strong> in Deutschland<br />

• Fachkonferenz Sozialpolitik<br />

• <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2012</strong> – Veranstaltungsort<br />

27. August 2010:<br />

• Fachkonferenz der <strong>AWO</strong> zur „Zukunft der Sozialpolitik“ am 01. Oktober 2010 in Essen<br />

• Entscheidermagazin/Mitgliederbrief<br />

• Kampagne „Jetzt geht’s ans letzte Hemd!“<br />

• Umsetzung des Sozialberichtes 2009 „Zur Zukunft der Sozialen Arbeit“<br />

• Regelsätze für Kinder<br />

30. September 2010:<br />

• Regelsätze für Kinder<br />

• Auswirkungen möglicher Veränderungen der Wehrpflicht für den Zivildienst und die<br />

Funktionsfähigkeit sozialer Infrastruktur<br />

• Überarbeitung Grundsatzprogramm<br />

• Historische Kommission<br />

• Positionspapier zum DQR<br />

• Ergebnisse der Befragung der Ortsvereinsvor stände „Mut zur Vorsorge“<br />

29. Oktober 2010:<br />

• Positionen der <strong>AWO</strong> zur Integrationsdebatte<br />

• Ethikrat – Einrichtung eines Büros Ethikrat sowie Verabschiedung einer Grundsatzposition für eine<br />

Sterbe- und Abschiedskultur in der Altenpflege der <strong>AWO</strong><br />

• Bundesfreiwilligendienst<br />

• Regelsätze für Kinder<br />

29. Oktober 2010 – gemeinsame Sitzung mit dem Vorstand des Bundesjugendwerks:<br />

• Sozialpolitische Positionen der <strong>AWO</strong> und des Jugendwerkes<br />

• Zusammenarbeit zwischen Jugendwerk und <strong>AWO</strong><br />

• Qualität der Betreuung auf Ferienfreizeiten<br />

• Zukunft der Freiwilligendienste und des Zivildienstes nach Aussetzung der Wehrpflicht


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 11<br />

Wolfgang Stadler<br />

Brigitte Döcker<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

Der Vorstand<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Der Vorstand besteht gemäß § 26 BGB aus zwei, maximal drei hauptamtlichen<br />

Mitgliedern: einer/einem Vorsitzenden und mindestens<br />

einem, höchstens zwei weiteren Mitgliedern. Sie werden jeweils für<br />

die Dauer von fünf Jahren berufen. Der Vorstand leitet den Verein<br />

eigenverantwortlich und vertritt ihn gerichtlich und außergerichtlich.<br />

Wolfgang Stadler<br />

Der Bundesverband bekam mit Wolfgang Stadler am 1. Januar 2010<br />

einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Der Bielefelder Diplom-Soziologe<br />

leitete seit 1993 als Geschäftsführer den <strong>AWO</strong> Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe.<br />

Er verfügt über große Erfahrung insbesondere in der Kinder-<br />

und Jugendhilfe und engagiert sich seit mehr als 20 Jahren auch<br />

auf der <strong>AWO</strong>-Bundesebene in den vielfältigen sozialpolitischen Aktivitäten<br />

des Verbandes. Seit 2006 ist er Geschäftsführer der ElternService<br />

<strong>AWO</strong> GmbH.<br />

Brigitte Döcker<br />

Im Mai 2010 wurde Brigitte Döcker neues Vorstandsmitglied der <strong>AWO</strong>. Die<br />

Sozialmanagerin wurde einstimmig vom <strong>AWO</strong> Präsidium gewählt. Ihr<br />

Aufgabenschwerpunkt wird im Bereich der Sozialpolitik liegen. Frau<br />

Döcker verfügt über lange und inten sive Beziehungen zur <strong>AWO</strong> und war<br />

zuletzt für die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege<br />

(BAGFW) tätig.<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

Hans-Peter Niemeier ist bereits seit 1993 bei der <strong>AWO</strong>. Als <strong>2008</strong> auf der<br />

Buko das Vorstandsmodel beschlossen wurde, wählte man ihn zum<br />

Vorstandsmitglied des Bundesverbandes. Hans-Peter Niemeier ist in<br />

seiner Vorstandsfunktion zuständig für Finanzen.<br />

10 | 11


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 12<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Der Bundesausschuss<br />

Der Bundesausschuss setzt sich aus stimmberechtigten<br />

Vertreter/innen aller Landes- und Bezirksverbände,<br />

der/dem Vorsitzenden des Präsidiums und<br />

ihren/seinen Stellvertretern/innen, dem/der Vorsitzenden<br />

des Vorstandes, einer/einem Vertreter/in des<br />

Bundesjugendwerkes und je einer/einem bevollmächtigten<br />

Vertreter/in der korporativen Mitglieder.<br />

Er unterstützt die Arbeit des Präsidiums. Der Bundesausschuss<br />

beschließt über Angelegenheiten des<br />

Gesamtverbandes, sofern nicht die Rechte der <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

tangiert sind.<br />

Schwerpunkte der Sitzung:<br />

Laut Verbandssatzung tagt der Bundesausschuss<br />

mindestens zwei Mal jährlich. 2010 tagte er aber<br />

nur ein Mal. Die ursprünglich für April angesetzte<br />

erste Sitzung des Jahres musste ausfallen, da auf<br />

Island ein Vulkan ausbrach und dessen Aschewolken<br />

den europäischen Flug- und Reiseverkehr völlig<br />

zum Erliegen brachten.<br />

30. Oktober 2010:<br />

• Ausbau der Kinderbetreuung bei der <strong>AWO</strong> – Umsetzung des <strong>Bundeskonferenz</strong>beschlusses<br />

• Die Sozialpolitik in Deutschland – Rückblick auf die Sozialreformen und die Kampagne<br />

„Jetzt geht’s ans letzte Hemd!“<br />

• Aussetzen des Zivildienstes – Aufbau eines neuen „staatlichen Freiwilligendienstes“<br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong> ist das oberste Beschlussorgan<br />

des Verbandes und setzt sich nach einem<br />

festgelegten Schlüssel aus gewählten Vertreter/<br />

innen (Delegierten) des Gesamtverbandes, den<br />

Mitgliedern des Präsidiums, dem Vorstand, einem<br />

Mitglied des Bundesjugendwerkes und Beauftragten<br />

der korporativen Mitglieder zusammen. Die Bun-<br />

deskonferenz tagt alle vier Jahre. Sie nimmt unter<br />

anderem Rechenschaftsberichte entgegen, wählt<br />

das Präsidium, beschließt die Mitgliedsbeiträge,<br />

verabschiedet Anträge und legt Arbeitsschwerpunkte<br />

fest. Ihre Beschlüsse sind für den Gesamtverband<br />

bindend. Die nächste <strong>Bundeskonferenz</strong> findet vom<br />

23.-25. November <strong>2012</strong> in Bonn statt.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 13<br />

| Gremien des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

Geschäftsführerkonferenz<br />

Die Geschäftsführerkonferenz (GeKo) setzt sich<br />

aus den Geschäftsführern/innen der Landes- und<br />

Schwerpunkte der Geschäftsführerkonferenzen 2010:<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Bezirksverbände zusammen und trifft sich in der<br />

Regel vier Mal im Jahr.<br />

25./26. Februar 2010:<br />

• Gremien des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes unter Beteiligung der Geko/Träger etc.<br />

• Hartz IV – Stellungnahme des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

• Strategiepapier Altenhilfe<br />

• <strong>AWO</strong>-Transparenzstrategie in der Pflege<br />

• Umgang mit Inhalten von <strong>AWO</strong>-Wissen.de<br />

• Integrationsvereinbarungen: Einführung von Integrationsverträgen<br />

• Stand Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />

• Aufbau eines Übersetzungsdienstes „Einfache Sprache“<br />

• Einführung eines Arbeitskreises „Bürgerschaftliches Engagement“<br />

• Verabschiedung <strong>AWO</strong>-Norm „Kindertageseinrichtungen“<br />

• Umgang mit Missständen und Vorwürfen ehemaliger Heimkinder in <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />

06./07. Mai 2010:<br />

• Diskussion um die Rolle der Wohlfahrtspflege<br />

• Gremien der Geko – Vorschlag für eine neue AK Struktur<br />

• Bestandsaufnahme/Umsetzung der Magdeburger Beschlüsse<br />

• <strong>AWO</strong>-Strategie zum Fachkräftemangel<br />

• Mitgliederzeitung – Entscheidermagazin<br />

• Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Einrichtungen und Diensten der Jugendhilfe bei der <strong>AWO</strong><br />

durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

• Zukunft des SeniorenService <strong>AWO</strong><br />

• Zwischenstand <strong>AWO</strong>-ISS Langzeitstudie „Kinder- und Jugendarmut IV“<br />

• Vorstellung des <strong>AWO</strong>-Portals „Online-Beratung“<br />

29./30. September 2010:<br />

• Neue Abteilungsstruktur der Geschäftsstelle<br />

• Entscheidermagazin/Zukunft des <strong>AWO</strong>-Magazins<br />

• Kampagne gegen Sozialabbau „Jetzt geht’s ans letzte Hemd!“<br />

• Fachkonferenz der <strong>AWO</strong> zur „Zukunft der Sozialpolitik“ am 01. Oktober 2010 in Essen<br />

• Regelsätze für Kinder<br />

• Auswirkungen möglicher Veränderungen der Wehrpflicht für den Zivildienst und die<br />

Funktionsfähigkeit sozialer Infrastruktur<br />

• Bundesnetzwerk für Bürgerschaftliches Engagement<br />

• Modellprojekt der Bürgerarbeit<br />

• Ergebnis Schiedsstelle zu Maßstäben und Grundsätzen zur Pflegequalität nach § 113 SGB XI<br />

• Positionspapier zur Reform der Pflegeausbildung<br />

• Projekt (Online-)Pflege- und Seniorenberatung<br />

• Projekt Ortsvereinsvorstände „Mut zur Vorsorge“<br />

• Projekt „Beratung und Betreuung in der <strong>AWO</strong>/Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen<br />

und Betreuungsvereine der <strong>AWO</strong>“<br />

• Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen<br />

• Evaluation der Mindestlohnregelung<br />

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Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 14<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

01. bis 03. Dezember 2010:<br />

• Bundesfreiwilligendienst<br />

• Wertegebundenes Unternehmen<br />

• Finanzielle Ausstattung der Freien Wohlfahrtspflege<br />

• Maßnahmen zur Stärkung des Bundesjugendwerkes im Verband und im Unternehmen<br />

• Pflege-Transparenzvereinbarung<br />

• SeniorenService und <strong>AWO</strong>-Pflegeberatung<br />

• Umsetzung des QM in allen Bereichen<br />

• Corporate Design der <strong>AWO</strong><br />

• Verbandliches Beschwerdemanagement<br />

Arbeitskreise<br />

Die Arbeitskreise wurden im Mai 2010 neu strukturiert.<br />

Laut ihrer Geschäftsordnung sind sie ein<br />

Gremium der <strong>AWO</strong>-Geschäftsführerkonferenz. Sie<br />

arbeiten der GeKo zu und führen Aufträge der<br />

GeKo aus.<br />

Ziel der Arbeit der Arbeitskreise ist die Unterstützung<br />

der fachlichen und organisatorischen Abstimmung<br />

der <strong>AWO</strong>-Interessen, insbesondere bezüglich träger -<br />

Arbeitskreise 2010:<br />

� Kinder, Jugend, Familie, Frauen<br />

� Behindertenhilfe, Psychiatrie<br />

� Vorsorge und Reha<br />

� Altenhilfe<br />

� Finanzen<br />

� Arbeitsmarkt<br />

� Europa<br />

relevanter Entwicklungen in den jeweiligen Handlungsfeldern.<br />

Die Beratungsergebnisse dienen als<br />

Grundlage für Verbandspositionen. Den Vorsitz hat<br />

ein/e Vertreter/in der GeKo inne. Die Federführung<br />

liegt bei der <strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsstelle. Mitglieder<br />

werden von den Landes- und Bezirksverbänden<br />

schriftlich benannt. Jeder Arbeitskreis tagt in der<br />

Regel zwei Mal jährlich und legt der GeKo seine<br />

Ergebnisse vor.<br />

� Migration<br />

� Engagementförderung<br />

� Kommunikation<br />

� Recht<br />

� Personal<br />

� Qualitätsmanagement – QM


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 15<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

2010 beschloss der Bundesvorstand die Arbeitsweise<br />

der Bundesgeschäftsstelle neu zu strukturieren,<br />

um eine effizientere und transparente Arbeitsweise<br />

zu erzielen. Dafür wurden die bisherige Struktur<br />

aufgelöst und 13 Abteilungen eingeführt.<br />

| Organigramm 2010<br />

Das <strong>AWO</strong>-Verbandsprofil<br />

Die Abteilungsstruktur wurde im Juni 2010 eingeführt.<br />

Im Rahmen einer konstituierenden Sitzung<br />

nahmen die Abteilungen im August ihre Arbeit auf.<br />

Vorstandsmitglied Vorstandsvorsitzender Vorstandsmitglied<br />

Brigitte Döcker Wolfgang Stadler Hans-Peter Niemeier<br />

Abt. 1<br />

Gesundheit/Alter/Behinderung<br />

Werner Eike<br />

Abt. 2<br />

Migration<br />

Wolfgang Barth<br />

Abt. 3<br />

<strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

Michael Kriegel<br />

Stabsstelle 4<br />

<strong>AWO</strong>-QM/GS QM<br />

Ullrich Wittenius<br />

Abt. 5<br />

Arbeit/Soziales/Europa<br />

Johannes Wörn<br />

Abt. 6<br />

Kinder/Jugend/Frauen/Familie<br />

Klaus Theißen<br />

Abt. 7<br />

Verbandsangelegenheiten/<br />

Engagementförderung/<br />

Zukunft der Bürgergesellschaft<br />

Barbara Dieckmann<br />

Abt. 8<br />

Kommunikation<br />

Berit Gründler<br />

Stabsstelle 9<br />

Justiziariat/Personal<br />

Anja Weyl<br />

Abt. 10<br />

Zentraler Dienst<br />

Jan Buchaniec<br />

Abt. 11<br />

Fördermittel-Management<br />

Ana Diaz-Gonzales<br />

Abt. 12<br />

Finanz- und Rechnungswesen<br />

Torsten Sandersfeld<br />

Stabsstelle 13<br />

Controlling<br />

Werner Gegner<br />

14 | 15


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 17<br />

ches Engagement<br />

Kooperation Solidaritä<br />

professionelle Dienstleistung<br />

leranz fördert<br />

Sozialpolitik kämpft<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

kämpft<br />

leichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

eigenständig<br />

unabhängig<br />

rdertsozial gerechte Gesellschaft<br />

Kooperation ehrenamtlich<br />

iere Solidarität<br />

Zugehörigkeit<br />

unabhängig<br />

praktizierte Solidarit<br />

Verantwortung<br />

Verband<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Verbandsbericht 2010<br />

Mitglieder


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 30.06.2011 13:14 Uhr Seite 18<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

| Gesundheit, Alter, Behinderung<br />

Die Schwerpunktthemen der Abteilung Gesundheit,<br />

Alter, Behinderung sind Altenhilfe, Menschen mit<br />

Behinderung und psychischen Erkrankungen, Ge-<br />

| Bereich: Alter<br />

Weiterentwicklung der Altenhilfe:<br />

Pflege-Transparenzvereinbarungen<br />

Das Jahr 2010 war in der Altenhilfe geprägt von der<br />

Umsetzung des bereits im Juli <strong>2008</strong> in Kraft getretenen<br />

Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes. Im Fokus<br />

standen insbesondere die Begleitung der Umsetzung<br />

der Pflege-Transparenzvereinbarungen durch<br />

Information und Schulung der Einrichtungen und<br />

Träger, die Beteiligung am öffentlichen und politischen<br />

Diskurs zu Qualität und Transparenz in der<br />

Pflege sowie die aktive Unterstützung der Weiterentwicklungen<br />

auf dem Gebiet der Qualität und<br />

Transparenz.<br />

Pflege-Transparenzvereinbarungen<br />

2010 gab es ein BAGFW-Monitoring der Umsetzung<br />

der Pflege-Transparenzvereinbarungen. Hier wurden<br />

alle ambulanten und stationären Einrichtungen der<br />

Freien Wohlfahrtspflege gebeten, mittels eines Fragebogens<br />

Erfahrungen und Probleme bei der MDK-<br />

Prüfung zu beschreiben. Die Auswertung von insgesamt<br />

rund 440 Rückmeldungen wurde in einem<br />

Abschlussbericht zusammengefasst und fand in den<br />

Verbänden wie auch in der Politik gute Resonanz.<br />

„Entwicklung und Erprobung von Instrumenten<br />

zur Beurteilung der Ergebnisqualität<br />

in der stationären Altenhilfe“<br />

Das Modellprojekt „Entwicklung und Erprobung von<br />

Instrumenten zur Beurteilung der Ergebnisqualität<br />

in der stationären Altenhilfe“ wurde im Dezember<br />

2010 abgeschlossen und die Ergebnisse in einer<br />

Abschlusstagung in Berlin vorgestellt. Die <strong>AWO</strong> war<br />

mit vier Piloteinrichtungen vertreten und begleitete<br />

das Projekt im Steuerungskreis und im Beirat. Die<br />

Ergebnisse des Projekts haben das Potenzial, die<br />

öffentliche Qualitätsberichterstattung wie auch die<br />

externe Qualitätssicherung auf neue, fundiertere<br />

Füße zu stellen und mit dem internen QM zu verzahnen.<br />

sundheit und die Themen Suchthilfe und besondere<br />

Lebenslagen.<br />

Qualifizierungsprojekt OPuS –<br />

Online Pflege- und Seniorenberatung<br />

Im März 2010 begann in Bielefeld der erste von 20<br />

dezentralen Qualifizierungskursen der Reihe OPuS.<br />

Durch diese Maßnahme wird der Tatsache entgegengewirkt,<br />

dass <strong>AWO</strong>-Mitarbeiter/innen in der Alten -<br />

hilfe oft um Rat gefragt werden, dabei aber schnell<br />

an ihre Grenzen stoßen. Mit dem 140-stündigen<br />

OPuS-Kurs werden professionell Pflegende, mehrheitlich<br />

Frauen, aber auch Mitarbeiter/innen aus<br />

anderen Arbeitszusammenhängen zu den Themen<br />

• Grundlagen der Erwachsenenberatung,<br />

• Leistungsanspruchs- und Dienstleistungsberatung,<br />

• Demenz, Sterben, Tod, Trauer, Vorsorgemöglichkeiten<br />

und<br />

• aktive Lebensgestaltung weiterqualifiziert.<br />

Darüber hinaus wird die Möglichkeit der Onlineberatung<br />

als eine neue Form der Beratung vorgestellt.<br />

Durch die Weiterqualifizierung von Mitarbeiter/innen<br />

wird die Pflege- und Seniorenberatung vor<br />

Ort verbessert. Die Teilnehmer/innen können nach<br />

den Schulungen umfassender beraten und ge nauer<br />

auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Die<br />

regionale Vernetzung der Akteure im Feld Alten hilfe<br />

wird durch das Projekt gestärkt. Ein weiteres<br />

Projektziel ist der Aufbau eines bundesweiten<br />

Online-Kompetenznetzwerkes der <strong>AWO</strong>, auf das die<br />

Kursteilnehmer/innen auch nach der Schulung noch<br />

zurückgreifen können.<br />

Das Neue an den Qualifizierungskursen ist, dass die<br />

Kurse als Blended Learning stattfinden. Das heißt,<br />

zwischen drei Vor-Ort-Einheiten (80 Unterrichtsstunden)<br />

lernen die Teilnehmenden selbstständig online<br />

auf der Lernplattform ILIAS (60 Unterrichtsstunden).<br />

Im Jahr 2010 begannen elf Kurse, von denen sieben<br />

noch im selben Jahr abgeschlossen werden konnten.<br />

Das Projekt erreicht mit verschiedenen Schulungs -<br />

orten regionale <strong>AWO</strong>-Träger im ganzen Bundesgebiet.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 19<br />

| Bereich: Behinderung<br />

UN-Behindertenrechtskonvention<br />

Zur Entwicklung von neuen Formen der Teilhabe<br />

und Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen<br />

standen 2010 die behindertenpolitischen<br />

Themen „Reformüberlegungen zur Weiterentwicklung<br />

der Eingliederungshilfe für Menschen mit<br />

Behinderungen“ und „Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention“<br />

im Mittelpunkt der behindertenpolitischen<br />

Arbeit der <strong>AWO</strong>.<br />

„Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe<br />

für Menschen mit Behinderungen“<br />

Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung<br />

der Eingliederungshilfe für Menschen mit<br />

Behinderungen“ der ASMK führte unter Einbeziehung<br />

der <strong>AWO</strong> sowie aller Mitgliedsverbände der<br />

BAGFW und Selbsthilfeorganisationen Workshops<br />

und Arbeitsgruppen zu den Themen Bedarfsermittlung<br />

und Hilfeplanfeststellungsverfahren, Zuordnung<br />

von Leistungen, Vertragsrecht, Teilhabe am<br />

Arbeitsleben, inklusiver Sozialraum, Persönliches<br />

Budget und Konversion stationärer Einrichtungen<br />

durch. Im November 2010 konnten so Eckpunkte<br />

für die Reformgesetzgebung verabschiedet werden,<br />

die eine Grundlage für ein Gesetzgebungsverfahren<br />

noch in dieser Legislaturperiode darstellen. Zu ihren<br />

Reformvorschlägen konnte die Bund-Länder-Ar -<br />

beitsgruppe eine verbandsübergreifende Stellungnahme<br />

zur Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe<br />

verabschieden.<br />

Die <strong>AWO</strong> beteiligte sich 2010 an diversen Veranstaltungen<br />

und an zwei Workshops des BMAS zur<br />

Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.<br />

Ziel war es, die Erstellung eines Nationalen Aktions-<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

planes auf Bundes- und Landesebene vorzubereiten.<br />

Als Mitgliedsverband der BAGFW brachte sich<br />

die <strong>AWO</strong> aufgrund ihrer vielfältigen zivilgesellschaftlichen<br />

Funktionen dabei aktiv in diesen Prozess<br />

ein. In den <strong>AWO</strong>-Fachgremien der Behindertenhilfe<br />

und Psychiatrie wurde zudem beschlossen,<br />

ein Positionspapier der <strong>AWO</strong> zur Umsetzung der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention zu erarbeiten und bis<br />

Mitte 2011 in den <strong>AWO</strong>-Gremien zu verabschieden.<br />

Büro für Leichte Sprache in Vorbereitung<br />

Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

und mit dem Inkrafttreten des Wohnund<br />

Betreuungsvertragsgesetzes wurden die zivilrechtlichen<br />

Positionen von Menschen mit Behinderungen<br />

nachhaltig gestärkt. So zum Beispiel soll<br />

ihnen der gleichberechtigte Zugang zu Kommunikation<br />

und Information gewährleistet werden.<br />

Dazu gehören auch Textdarstellungen in Leichter<br />

Sprache. Der <strong>AWO</strong> Bundesverband bereitete deshalb<br />

im Jahr 2010 die Einrichtung eines Büros für Leichte<br />

Sprache vor, dass seine Übersetzungsdienste ab<br />

2011 anbieten wird.<br />

Inklusion von Kindern und Jugendlichen<br />

Infolge der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

rückte das Thema „Inklusion von<br />

Kindern und Jugendlichen“ in den Mittelpunkt<br />

der fachlichen Diskussion. Im April 2010 führten<br />

deshalb die „Abteilung Gesundheit, Alter, Behin -<br />

derung“ und die „Abteilung Kinder, Jugend,<br />

Frauen, Familie“ des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes eine<br />

Expertenklausur zum Thema „Große Lösung und<br />

Schnittstelle SGB XII/SGB VIII“ durch. Die geladenen<br />

Experten/innen und Fachleute aus den Berei-<br />

18 | 19


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:07 Uhr Seite 20<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

chen Wissenschaft, Landes- und Kommunalpolitik,<br />

Behindertenhilfe und Kinder- und Jugendhilfe<br />

unterstützen die <strong>AWO</strong> bei der Entwicklung einer<br />

verbandlichen Positionierung.<br />

Zur strategischen Ausrichtung der Behindertenhilfe<br />

und Psychiatrie wurde gemeinsam diskutiert und<br />

überprüft, wie sich die <strong>AWO</strong>-Einrichtungen und<br />

-Dienste auf einen notwendigen Veränderungsprozess<br />

– von der Fürsorge zur Selbstbestimmung und<br />

Teilhabe – inhaltlich, strukturell und organisatorisch<br />

eingestellt und verändert haben. Die Fachgremien<br />

erarbeiteten einen Entwurf zu strategischen<br />

Eckpunkten und wollen diesen bis 2011 im Verband<br />

beraten und verabschieden.<br />

<strong>AWO</strong>-Projekte<br />

Drei Projekte des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes – „Teil habe<br />

für Menschen mit geistiger Behinderung“, „Teil habe<br />

für Menschen mit psychischer Erkrankung“ und<br />

„Persönliches Budget“ – konnten Ende 2010 im<br />

Rahmen einer großen Fachtagung mit rund 120<br />

Teilnehmer/innen erfolgreich abgeschlossen werden.<br />

Ausgewählte Ergebnisse des Projektes „Teil -<br />

habe für Menschen mit psychischer Erkrankung“<br />

stellten wir auf der ConSozial in Nürnberg in einem<br />

Fachgespräch vor.<br />

| 01 + 02 Bürgerschaftliches Engagement<br />

Darüber hinaus wurde Bürgerschaftliches Engagement<br />

als gesellschaftliche Aufgabe, die sämtliche<br />

Gesellschafts- und Politikbereiche umfasst und<br />

damit gesellschaftliche Teilhabe gewährleistet, als<br />

eine verbandliche Querschnittsaufgabe identifiziert.<br />

Im Mittelpunkt standen die Chancen und der Nutzen<br />

des freiwilligen Engagements von Menschen<br />

und für Menschen mit Behinderungen. Am 28. und<br />

29. September 2010 fand dazu die Fachtagung<br />

| 01 | 02<br />

„Engagierte Bürger sind unverzichtbar – Freiwillige<br />

in Einrichtungen der Behindertenhilfe und Psychiatrie“<br />

statt. Teilnehmer/innen waren Menschen mit<br />

Behinderung, Freiwillige, die sich im Bereich der<br />

Behindertenhilfe und Psychiatrie engagieren, und<br />

Mitarbeiter/innen von Einrichtungen und Diensten.<br />

Fachtagung „Zukunft Teilhabe“<br />

Am 18. und 19. November 2010 lud der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

nach Berlin zur Fachtagung „Zukunft<br />

Teilhabe“, um sich vor allem mit Betroffenen zu den<br />

Ergebnissen der vom Bundesverband in den Jahren<br />

<strong>2008</strong>-2010 durchgeführten Aktion-Mensch-Pro -<br />

jekte zu den Themen „Teilhabe und Selbstbestimmung“<br />

und „Persönliches Budget“ auszutauschen.<br />

In den letzten beiden Jahren beschäftigten sich<br />

viele Menschen im Rahmen der zweijährigen <strong>AWO</strong>-<br />

Teilhabe-Projekte bundesweit mit dem Thema. Teilhabe<br />

setzt möglichst normale Lebensbedingungen<br />

für behinderte Menschen voraus. Sie verlangt<br />

Barrierefreiheit, keine Ausgrenzung und setzt auf<br />

Wahlmöglichkeiten zwischen individuell bedarfs -<br />

gerechten Lebens-, Wohn- und Arbeitsformen. Zur<br />

Stärkung der Selbstbestimmung können Teilhabeleistungen<br />

als Persönliches Budget ausgeführt werden.<br />

Selbst- und Mitbestimmung von Menschen mit<br />

Behinderungen treten zunehmend in den Vordergrund<br />

der <strong>AWO</strong>-Einrichtungen und -Dienste. Sozialraumbezüge<br />

und die Nutzung des Persönlichen<br />

Budgets beleben und bestimmen die Diskussionen<br />

und Entwicklungen der <strong>AWO</strong>-Einrichtungen. Teilhabe<br />

wird somit zum Projekt des gesamten <strong>AWO</strong><br />

Verbandes.<br />

Die Fachtagung bildete einen würdigen Abschluss<br />

für die durchgeführten Projekte. Vorgestellt wurden


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8 Mio. €<br />

7 Mio. €<br />

6 Mio. €<br />

5 Mio. €<br />

4 Mio. €<br />

3 Mio. €<br />

2 Mio. €<br />

1 Mio. €<br />

0 Mio. €<br />

Antragsvolumen Aktion Mensch 2003-2010<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

2003 2004 2005 2006 2007 <strong>2008</strong> 2009 2010<br />

Basisförderung Kinder- und Jugendhilfe Impulsförderung ZZ 5000xZukunft/diegesellschafter.de<br />

Projektergebnisse und Projekterkenntnisse, Ideen<br />

und erarbeitete Handlungsempfehlungen. Nicht zu<br />

kurz kamen die Beteiligten und Interessierten<br />

selbst: In offenen World Cafés informierten und diskutierten<br />

die Betroffenen, die mit 80 Prozent die<br />

Mehrheit der 120 Gäste bildeten.<br />

Aktion Mensch – eine Erfolgsgeschichte<br />

Im Jahr 2010 wurden 451<br />

Anträge für Projekte, Investitionsmaßnahmen,Fahrzeugförderung,<br />

Ferien- und Bildungsmaßnahmen und<br />

zur Schaffung von Arbeitsplätzen gestellt und mit<br />

9,2 Millionen Euro von der Aktion Mensch gefördert.<br />

Ohne die Förderung und Bezuschussung von sozialen<br />

Projekten durch die Aktion Mensch wäre eine<br />

Arbeit in der Behindertenhilfe, Psychiatrie und<br />

Jugendhilfe an vielen Stellen weder finanzier- noch<br />

durchführbar. Aktion Mensch war auch 2010 wieder<br />

ein stets verlässlicher Partner für innovative Projekte<br />

und Veranstaltungen.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband konnte deshalb gemeinsam<br />

mit der gos 2010 drei Projekte zur Verbesserung<br />

der Teilhabe von Menschen mit Behinderung und<br />

Menschen mit psychischer Erkrankung und ein<br />

Modellprojekt zur Einführung des Persönlichen Budgets<br />

gemeinsam mit Landes-, Bezirks- und Kreisverbänden<br />

erfolgreich erproben und durchführen.<br />

20 | 21


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Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

| Bereich: Gesundheit<br />

Eckpunkte der <strong>AWO</strong> zur sozialen Gesundheitspolitik<br />

(Beschluss des <strong>AWO</strong> Präsidiums März 2010)<br />

Nach intensiven Vorberatungen im Bundesfachausschuss<br />

Sozialpolitik beriet und verabschiedete das<br />

<strong>AWO</strong> Präsidium im März 2010 ein Eckpunktepapier<br />

zum Thema Gesundheitspolitik. Die Eckpunkte<br />

beinhalten als zentrale Forderung, dass niemand<br />

von sozialer Teilhabe und vom medizinischen Fortschritt<br />

abgekoppelt werden dürfe. Sie beinhalten<br />

weiterhin Aussagen für die zukünftige Finanzierung<br />

in Form einer solidarischen Bürgerversicherung und<br />

die klare Absage an jegliche Art von Kopfpauschalen.<br />

Weitere Themen in dem Papier sind die Weiterentwicklung<br />

der Versorgungsstrukturen, das Thema<br />

Prävention, das Thema seelische Gesundheit, die<br />

Zukunft der Pflegeversicherung sowie die Forderung<br />

einer Stärkung der Rechte von Patienten/innen.<br />

DGB Reform-Kommission „Für ein solidarisches<br />

Gesundheitssystem“<br />

Die vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ins<br />

Leben gerufene Reform-Kommission „Für ein solidarisches<br />

Gesundheitssystem der Zukunft: Bürgerversicherung<br />

statt Kopfpauschale“ legte im<br />

Dezember 2010 ihren Abschlussbericht vor. Ausgehend<br />

von einer Analyse der Stärken und des<br />

Reformbedarfs sowie der Darlegung künftiger<br />

Herausforderungen setzte sich die Kommission das<br />

Ziel, auf der Grundlage einer grundsätzlichen Positionsbestimmung<br />

für eine nachhaltige, solidarische<br />

Weiterentwicklung der GKV Optionen zur konkreten<br />

Umsetzung zu erarbeiten. Der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

wirkte engagiert an der Erarbeitung des Berichtes<br />

mit, indem er seine Position zur Bürgerversicherung<br />

einbrachte.<br />

Kurz vor dem Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens<br />

der Gesundheitsreform von CDU/CSU und FDP<br />

im Bundesrat überreichte DGB-Vorstandsmitglied<br />

Annelie Buntenbach eine gemeinsame Erklärung<br />

der Kommission aus Gewerkschaften, Verbänden<br />

der Freien Wohlfahrtspflege und Wissenschaft an<br />

die amtierende Präsidentin des Bundesrates, die<br />

Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-West -<br />

falen Hannelore Kraft. Darin wendet sich die<br />

Kommission gegen die Regierungspläne zur Kopfpauschale<br />

in der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) und fordert den Ausbau der solidarischen<br />

Finanzierung zu einer sozialen Bürgerversicherung.<br />

Elly Heuss-Knapp-Stiftung<br />

Müttergenesungswerk (MGW)<br />

Unter dem Motto „Seit 60<br />

Jahren stark für Mütter!“ feierte<br />

die Elly Heuss-Knapp-Stiftung,<br />

Müttergenesungswerk (MGW) am 31.<br />

Januar 2010 ihren 60. Geburtstag. Während des<br />

gesamten Jubiläumsjahres fanden von der Bundesbis<br />

zur Ortsebene zahlreiche Veranstaltungen und<br />

Aktivi täten statt, die von einer breiten Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit begleitet wurden, in der die<br />

gesundheits- und familienpolitische Bedeutung und<br />

Leistung des starken Verbundes MGW betont wurde.<br />

Darüber hinaus standen in den Gremien des MGW<br />

politisch-strategische Beratungen im Vordergrund.<br />

Aufgrund des sich abzeichnenden Ausgabenrückgangs<br />

wurde 2010 die Lobbyarbeit intensiviert.<br />

Informations- und Beratungsoffensive<br />

Im Herbst 2010 startete das MGW mit seinen Trägergruppen<br />

eine Informations- und Beratungs -<br />

offensive, in die alle 1400 Kurberatungsstellen der<br />

Wohlfahrtsverbände eingebunden worden waren.<br />

Hintergrund und Anlass für die Offensive waren zum<br />

einen die Ergebnisse der Ifes-Studie, veranlasst vom<br />

BMFSFJ, die einen hohen Bedarf an Kurmaßnahmen<br />

bei gleichzeitigem Informationsdefizit feststellte,<br />

und zum anderen sollte die Wirksamkeit der therapeutischen<br />

Maßnahmen in den Herbst- und<br />

Wintermonaten, verstärkt durch die jahreszeitlich<br />

bedingten klimatischen Effekte, besonders herausgestellt<br />

werden.<br />

Die Beratung im Rahmen der therapeutischen Kette<br />

des MGW stellt ein niedrigschwelliges, familien -<br />

nahes Angebot für Mütter und Väter in schwierigen,<br />

gesundheitlich belastenden Lebenslagen dar, das<br />

insbesondere auch Familien mit Migrationshintergrund<br />

und/oder Unterversorgung erreichen möchte.<br />

Rund 130.000 Mütter und zunehmend auch Väter<br />

nahmen 2010 eine kostenlose Beratung in einer<br />

der 1.400 Kurberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände<br />

in Anspruch. Die Erfahrungen zeigen, dass<br />

Anträge und Widersprüche über Beratungsstellen<br />

erfolgreicher sind und dass die Beratung im Vorfeld<br />

Effektivität und Effizienz der stationären Maßnahmen<br />

deutlich zu steigern vermag.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 23<br />

Da fast 30 Prozent der Antragsteller/innen über ein<br />

monatliches Familieneinkommen von weniger als<br />

1.500 Euro verfügen, können Beratungsstellen<br />

Familien in finanziellen Schwierigkeiten mit Spendenmitteln<br />

des MGW unterstützen, damit eine<br />

notwendige Kurmaßnahme nicht an finanziellen<br />

Hürden scheitert.<br />

Bundesmittel<br />

Das BMFSFJ stellte auch 2010 Investitionszuschüsse<br />

in Höhe von 4 Millionen Euro für Umbau- und<br />

Sanierungsmaßnahmen für Einrichtungen der Trägergruppen<br />

im MGW zur Verfügung. Die Zweckbindung<br />

der Mittel beträgt 25 Jahre. Mit Bundesmitteln<br />

in Höhe von insgesamt 1.892.900 Euro wurden<br />

2010 fünf Bauprojekte der <strong>AWO</strong> gefördert.<br />

Suchthilfe und die Selbsthilfe Sucht:<br />

Freiwilliges Engagement in der Suchthilfe<br />

Ein Schwerpunkt im Arbeitsbereich Suchthilfe ist die<br />

Koordinierung und Beratung der Selbsthilfe Sucht.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen professionellen Einrichtungen<br />

und der Selbsthilfe ist ein integrativer<br />

Bestandteil der Arbeit.<br />

Mittlerweile stehen viele Einrichtungen der Suchthilfe<br />

in regelmäßigem Kontakt mit Selbsthilfe -<br />

gruppen und bemühen sich auch, ihre jeweiligen<br />

Klienten/innen zu motivieren, eine Selbsthilfegruppe<br />

aufzusuchen. Seit einigen Jahren werden aus<br />

den Beratungsstellen heraus mit Klienten/innen<br />

eigene Selbsthilfegruppen initiiert.<br />

In den Qualitätsmanagement-Handbüchern der<br />

<strong>AWO</strong> gilt im Bereich der Suchthilfe die Zusammenarbeit<br />

zwischen professionellen Einrichtungen und<br />

der Selbsthilfe als integraler Bestandteil. Die <strong>AWO</strong>-<br />

Normen der QM-Handbücher für die Einrichtungen<br />

der Suchthilfe besagen, dass „Aussagen zur Korporation<br />

mit der Selbsthilfe und die Förderung von<br />

Selbsthilfe“ innerhalb der Konzepte der Einrichtungen<br />

festgelegt werden müssen.<br />

Die Suchthilfe in der <strong>AWO</strong> geht mit positivem<br />

Beispiel voran, da hier eine enge Kooperation und<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Vernetzung zwischen ehrenamtlichen Selbsthilfe-<br />

Initiativen und professionellen Einrichtungen für<br />

alle Beteiligten selbstverständlich gewährleistet<br />

wird. Die Hilfestellung erfolgt hier durch die Kooperation<br />

und Vernetzung für Hilfesuchende, um diese<br />

bei einer individuellen und selbstständigen Lebensgestaltung<br />

zu unterstützen. Die Rückmeldungen aus<br />

den Selbsthilfegruppen und den professionellen<br />

Einrichtungen der Suchthilfe belegen, dass dieser<br />

eingeschlagene Weg zu positiven Ergebnissen führt.<br />

„Beratung und Betreuung in der <strong>AWO</strong>:<br />

Schuldnerberatung und Betreuungsvereine“<br />

Im August 2010 begann das zweijährige <strong>AWO</strong>-<br />

Projekt „Beratung und Betreuung in der <strong>AWO</strong>:<br />

Schuldnerberatung und Betreuungsvereine“, das<br />

sich in drei Teile gliedert: „Beratung und Betreuung<br />

in der <strong>AWO</strong>“, „Schuldnerberatung“ und „Betreuungsvereine“.<br />

Der Projektteil „Beratung und Betreuung in der<br />

<strong>AWO</strong>“ wird mit dem Ziel, alle Beratungsangebote<br />

der <strong>AWO</strong> bundesweit zu erfassen und mittels einer<br />

Datenbank zu systematisieren, neu aufgebaut. Ziel<br />

ist es, allen Interessierten und Ratsuchenden<br />

sowohl verbandsintern als auch verbandsübergreifend<br />

die Möglichkeit zu bieten, sich schnell und<br />

umfassend über das Beratungsangebot der <strong>AWO</strong><br />

informieren zu können. Darüber hinaus werden<br />

die fachübergreifenden Kriterien einer „Beratung“<br />

identifiziert, von denen sich Strategien zu ihrer<br />

Verbesserung und Optimierung ableiten lassen, wie<br />

zum Beispiel Fortbildungen, fachliche Austauschmöglichkeiten,<br />

Anpassung und Ergänzung von<br />

<strong>AWO</strong>-QM-Normen.<br />

Zu den Aufgaben in den beiden Projektteilen<br />

„Schuldnerberatung“ und „Betreuungsvereine“ gehören<br />

die Koordinierung der Arbeitsfelder, die fachliche<br />

Beratung der Gliederungen, adäquate Weiterleitung<br />

von Informationen zu neuen Entwicklungen<br />

im Fachbereich und die Organisation und Durchführung<br />

von Seminaren und Arbeitstagungen. Hierzu<br />

gehört auch die Mitarbeit in innerverbandlichen<br />

sowie verbandsübergreifenden Gremien und die<br />

Erarbeitung von fachpolitischen Stellungnahmen.<br />

22 | 23


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 24<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

| Migration<br />

Die Abteilung Migration hat die Aufgabe, die Inte -<br />

grationsprogramme des Bundes zu steuern und zu<br />

koordinieren. Der Schwerpunkt liegt in der Migrationsberatung.<br />

Dabei soll ein bedarfsorientiertes und<br />

individuelles Beratungsangebot für Migranten/innen<br />

entwickelt werden, um deren individuellen Integra-<br />

Volle Geltung der UN-Kinderrechtskonvention<br />

in Deutschland<br />

Die Bundesrepublik ratifizierte 1992 die UN-Kinderrechtskonvention,<br />

allerdings nur unter Vorbehalt.<br />

Das bedeutete, dass die Konvention keinerlei<br />

Beschränkung und Veränderung des nationalen<br />

Ausländerrechts zur Folge haben durfte. Weil aber<br />

das deutsche Ausländerrecht vorsieht, dass minderjährige<br />

ausländische Staatsangehörige mit 16 Jahren<br />

handlungsfähig sind, kam es jahrzehntelang zu<br />

systematischen menschenrechtswidrigen Widersprüchen<br />

zwischen dem Ausländerrecht und dem<br />

Jugendhilferecht. Insbesondere unbegleitete minderjährige<br />

Flüchtlinge waren davon betroffen.<br />

Die <strong>AWO</strong>-Forderung, den Vorbehalt zurückzunehmen,<br />

wurde endlich Anfang Mai 2010 von der Bundesregierung<br />

umgesetzt. Nun gilt die UN-Kinderrechtskonvention<br />

in der Bundesrepublik in vollem<br />

Umfang. Die Konvention legt fest, dass das Kindeswohl<br />

Vorrang bei allen Maßnahmen hat. Die Konvention<br />

spricht insbesondere Flüchtlingskindern<br />

besonderen Schutz durch den aufnehmenden Staat<br />

zu und enthält auch ein Diskriminierungsverbot.<br />

Die Rücknahme hat unmittelbare Auswirkungen<br />

auf die Angebote der Jugendhilfe, das Vormundschaftswesen,<br />

die Behandlung von Flüchtlingskin-<br />

tionsprozess zu initiieren, zu begleiten und zu steuern.<br />

Die Beratung erfolgt vor, während und nach<br />

Integrationskursen. Eine weitere Aufgabe der Abteilung<br />

besteht darin, Konzepte und Umsetzungsvorschläge<br />

für die interkulturelle Öffnung in den einzelnen<br />

Handlungsfeldern sozialer Arbeit zu entwickeln.<br />

dern durch Behörden und Dienste der <strong>AWO</strong>. Die<br />

Praxis wurde im Berichtsjahr kritisch beobachtet<br />

und analysiert. Der nun uneingeschränkt gültige<br />

Vorrang des Kindeswohls bei allen staatlichen<br />

und nichtstaatlichen Maßnahmen und die Kinder<br />

betreffendem Handeln ist nun auch für Flüchtlingskinder<br />

maßgeblich und wird von allen Diensten<br />

und Einrichtungen der <strong>AWO</strong> eingefordert und<br />

berücksichtigt.<br />

Richtlinienumsetzungsgesetz<br />

Im September 2010 legte die Bundesregierung den<br />

Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung aufenthaltsrechtlicher<br />

Richtlinien der EU und zur Anpassung<br />

nationaler Rechtsvorschriften an den EU-Visakodex<br />

vor. Mit dem Gesetzentwurf soll im Wesentlichen<br />

das nationale Recht an drei EU-Richtlinien und<br />

eine EU-Verordnung angepasst werden.<br />

Im Zuge der Neujustierung des Aufenthaltsgesetzes<br />

und des entsprechenden Gesetzgebungsverfahrens<br />

im März 2011 wurden einige Veränderungen im<br />

Aufenthaltsrecht eingeführt, die über die europäischen<br />

Richtlinien hinausgehen und im Kern folgende<br />

Punkte behandeln:<br />

• Die Anhebung der Ehebestandzeit zur Erlangung<br />

eines eigenständigen Aufenthaltsrechts für Ehegatten<br />

von zwei auf drei Jahren und


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 25<br />

• die Überprüfung des Spracherwerbs durch die<br />

den Aufenthalt zu erteilende Behörde und<br />

etwaige Sanktionsmöglichkeiten.<br />

Die Arbeiterwohlfahrt ist als Träger vieler Beratungsstellen<br />

für Migranten/innen sehr nah an den Schwierigkeiten,<br />

die sich für die betroffenen Menschen<br />

durch die veränderte Gesetzeslage ergeben. Aus dieser<br />

Situation positionierte sich die <strong>AWO</strong> in vielen<br />

Punkten kritisch zu den geplanten Neuregelungen.<br />

Überprüfung des Asylbewerberleistungsgesetzes<br />

Das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) wurde<br />

1993 mit dem Ziel geschaffen, durch Leistungseinschränkungen<br />

für in Deutschland lebende Asylbewerber<br />

den „Asylmissbrauch“ zu bekämpfen. Das<br />

Gesetz ist ein diskriminierendes Sondergesetz,<br />

dessen Zweck darin besteht, Flüchtlinge aus der<br />

Gesellschaft auszugrenzen.<br />

Insgesamt sind davon mehr als 80.000 Menschen<br />

in Deutschland betroffen. Durch das einjährige<br />

asylverfahrensrechtlich vorgeschriebene Arbeitsverbot<br />

und einen anschließenden vierjährigen nur<br />

nachrangigen Zugang zum Arbeitsmarkt sind ihre<br />

Möglichkeiten, den Lebensunterhalt selbst zu<br />

beschaffen, beschränkt.<br />

Die Beträge, die inzwischen um mehr als ein Drittel<br />

unterhalb der Leistungen der Sozialhilfe bzw.<br />

des Arbeitslosengeldes II liegen – ein Erwachsener<br />

erhält monatlich insgesamt 224,97 Euro – wurden<br />

seit der Einführung des Gesetzes nie an die Preisentwicklung<br />

angepasst.<br />

Das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen erklärte<br />

mit seinem Urteil vom 26. Juli 2010 die Leistungen<br />

nach § 3 Asylbewerberleistungsgesetz für<br />

offensichtlich unzureichend und verfassungswidrig.<br />

Nun liegen sie dem Bundesverfassungsgericht zur<br />

Prüfung vor. Die <strong>AWO</strong> begrüßte die Prüfung und<br />

veröffentlichte dazu gemeinsam mit der BAGFW<br />

eine Stellungnahme. In diesem Zusammenhang<br />

bat das BMAS die <strong>AWO</strong> unter anderem um eine<br />

Stellungnahme zum Sachleistungsprinzip. In einer<br />

zweiten gemeinsamen Stellungnahme von <strong>AWO</strong> und<br />

BAGFW sprechen sich die Verbände für die bundesweite<br />

Gewährung von Geldleistungen aus.<br />

Kompetenzfeststellungsverfahren in der Praxis<br />

Das Thema Kompetenzfeststellungsverfahren gewann<br />

in der Praxis der <strong>AWO</strong> im Zusammenhang mit<br />

dem geplanten Bundesgesetz „Anerkennung ausländischer<br />

Abschlüsse“ immer mehr an Bedeutung.<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

In der zweiten Jahreshälfte befasste sich die <strong>AWO</strong><br />

intensiv mit dem Thema Kompetenzfeststellungsverfahren<br />

mit Blick auf Einwanderer/innen. Die Ergebnisse<br />

aus der <strong>AWO</strong>-Praxis zeigen vor allem, dass<br />

im Anerkennungsverfahren der Migrationsberatung<br />

für erwachsene Zuwanderer und den Jugendmigrationsdiensten<br />

eine wichtige Funktion zukommen<br />

wird. Die Fachkräfte in Migrationsfachdiensten sind<br />

bereits wichtige Ansprechpartner/innen in Fragen<br />

hinsichtlich der Anerkennung ausländischer Qualifikationen.<br />

Daher ist und bleibt die Weiterentwicklung<br />

und Implementierung von Kompetenzfeststellungsverfahren<br />

für die berufliche Integration von<br />

Einwanderer/innen ein Dauer-Arbeitsauftrag.<br />

Zum Thema Kompetenzfeststellungsverfahren fanden<br />

beim Bundesverband mehrere Veranstaltungen<br />

statt. Zwei Arbeitstagungen mit insgesamt knapp<br />

60 Teilnehmer/innen bildeten den Höhepunkt.<br />

Diese wurden Ende November und Anfang Dezember<br />

2010 in Berlin und Rolandseck durchgeführt.<br />

Mit den Ergebnissen der beiden Veranstaltungen<br />

wurden zunächst Grundlagen geschaffen, auf<br />

deren Basis Qualifizierungsbausteine und Handlungsinstrumente<br />

für die Migrationsfachdienste<br />

entwickelt werden. Geplant ist, ein Methodenkoffer<br />

für die Praxis, aus dem vor allem das <strong>AWO</strong>-Profil<br />

hervorgeht, zu erarbeiten. Mittels verschiedener<br />

Instrumente soll dieser Methodenkoffer zur Kompetenzermittlung<br />

dienen.<br />

Integrationsvereinbarung<br />

Die Bundesregierung stellte die Integrationspolitik<br />

in ihrem Koalitionsvertrag unter das Motto „Mehr<br />

Verbindlichkeit“. Als ein Instrument der neuen Verbindlichkeit<br />

sollten nach französischem Vorbild sogenannte<br />

Integrationsverträge eingeführt werden.<br />

In der ursprünglichen Fassung plante die Bundesregierung,<br />

die Berater/innen der <strong>AWO</strong> zur Überprüfung<br />

der Vertragserfüllung zu verpflichten. In einer<br />

Reihe von Fachgesprächen mit der Integrations -<br />

beauftragten gelang es der <strong>AWO</strong>, den Gesetzgeber<br />

davon zu überzeugen, diese Idee zu verwerfen.<br />

Im Sommer 2010 führten das Bundesinnenministerium,<br />

das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge<br />

und die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege fünf<br />

Fachveranstaltungen mit Beratern/innen der Migrationsberatung<br />

für Erwachsene durch. Dabei fungiert<br />

die <strong>AWO</strong> bei drei Veranstaltungen als Einladende<br />

und Organisatorin der Fachgespräche. Wichtigstes<br />

Ergebnis dieser Veranstaltung war, dass Integrationsprozesse<br />

langwierig und kompliziert sind und<br />

vor allem verlässlicher lokaler Aufnahmestrukturen<br />

bedürfen. Damit gelang es der <strong>AWO</strong>, die Perspekti-<br />

24 | 25


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 26<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

ve von dem vermeintlichen individuellen „Integrationsverweigerer“<br />

auf die versagenden Aufnahmestrukturen<br />

zu lenken.<br />

Angesichts dieser Erkenntnisse veränderte sich die<br />

Debatte um die Integrationsverträge. Nunmehr wird<br />

es um Integrationsvereinbarungen gehen und die<br />

Integrationsbeauftragte wird an 18 Standorten<br />

untersuchen lassen, welche Wirkung und Effektivität<br />

die Beratungsangebote der Freien Träger haben.<br />

Das Vorhaben wird 2011 beginnen. Die <strong>AWO</strong> wird<br />

daran an 16 Standorten beteiligt sein.<br />

Integrationsgipfel<br />

Im November 2010 lud die Bundeskanzlerin zum<br />

4. Integrationsgipfel. Rund 120 Teilnehmer/innen<br />

waren dazu eingeladen. Für die Verbände der<br />

Freien Wohlfahrtspflege nahm der federführende<br />

Verband (DRK) teil. Dieser 4. Integrationsgipfel fand<br />

nach einer bundesweit emotional geführten Integrationsdebatte<br />

statt, die das damalige Bundesbank-<br />

und SPD-Mitglied Thilo Sarrazin angestoßen<br />

hatte und die fast das gesamte dritte Quartal die<br />

deutschen Medien beherrschte. Im Sinne der Politik<br />

von „Mehr Verbindlichkeit“ präsentierte die Bundesregierung<br />

während des Integrationsgipfels das<br />

sogenannte „Gesetz zur Verhinderung von Zwangsheiraten“.<br />

Im Kern beinhaltet dieses Gesetz eine<br />

Verschärfung des Ehegattennachzugs. Nach Auffassung<br />

der <strong>AWO</strong> verstößt es aber gegen die Bestimmungen<br />

des Assoziationsabkommen zwischen der<br />

Republik Türkei und der Europäischen Union.<br />

Darüber hinaus kündigte die Bundesregierung auf<br />

dem Integrationsgipfel die Erstellung eines „Nationalen<br />

Aktionsplans Integration“ an, der den 2007<br />

erarbeiteten „Nationalen Integrationsplan“ überprüfbar<br />

machen soll. Durch Indikatoren soll Integration<br />

künftig mess- und abrechenbar werden.<br />

Wie sein Vorgänger wird dieser Aktionsplan von<br />

Arbeitsgruppen erarbeitet. Die <strong>AWO</strong> wird ihre<br />

Kenntnisse und Erfahrungen bei den Themen<br />

„Frühkindliche Bildung“ und „Gesundheit und<br />

Pflege“ einbringen. Die Ergebnisse werden 2011 auf<br />

einem 5. Integrationsgipfel präsentiert.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 27<br />

| <strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

Neue Angebote der Akademie<br />

Die <strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

plant, organisiert und führt<br />

bundesweite Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für haupt-, ne-<br />

Im Rahmen der Umstrukturierung des Bundes -<br />

verbandes hat die Bundesakademie ihr Profil weiter<br />

geschärft und konzentriert sich nunmehr auf drei<br />

Weiterbildungsstränge: Managementqualifizierung,<br />

Qualifizierung von Schlüsselkompetenzen und Fachspezifische<br />

Qualifizierung. Methodisch-didaktisch<br />

setzt die Akademie zunehmend auf die Modularisierung<br />

ihrer langfristigen Kursreihen. So wurde im<br />

Bereich Management in sozialen Organisationen ein<br />

zeitgemäßes Format entwickelt, das es Absolventen<br />

ermöglicht, sich auf spezifische Themenkomplexe zu<br />

konzentrieren und passgenau weiterzubilden und<br />

bei der Belegung bestimmter Module gleichzeitig<br />

auch ein Zertifikat erwerben zu können.<br />

Fachkräftemangel<br />

Fachkräftemangel beziehungsweise Fachkräfte si -<br />

cherung war und ist ein zentrales Thema unseres<br />

Verbandes. Die <strong>AWO</strong> beschäftigt sich auf unterschiedlichen<br />

Ebenen sowohl mit dem quantitativen<br />

Fachkräftemangel im Sinne eines zählbaren Bedarfs<br />

wie mit dem qualitativen Fachkräftemangel im<br />

Sinne eines Defizits an geeignetem Personal. Hintergrund<br />

ist der erschreckend zunehmende Mangel<br />

an Fachkräften, insbesondere in der Pflege und<br />

Kindertagesbetreuung sowie der damit verbundene<br />

Handlungsdruck auf die verbandsstrategische Personalpolitik.<br />

Ein von der Geschäftsführerkonferenz initiierter und<br />

von der <strong>AWO</strong> Bundesakademie durchgeführter<br />

Workshop zum Thema Fachkräftemangel machte<br />

deutlich, dass es bereits eine Vielzahl von Maßnahmen,<br />

Ideen und Interventionen im Verband gibt,<br />

der bestehenden Problematik zu begegnen. Gleichzeitig<br />

mangelt es noch an repräsentativen wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen.<br />

Aus diesem Grund haben die Arbeitskreise Alten -<br />

hilfe und Mitarbeiter/innen des Bundesverbandes<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

ben- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen der <strong>AWO</strong><br />

durch. Dagegen richten sich die Fort- und Weiterbildungen<br />

der Akademie an alle Fach- und Führungskräfte<br />

der Sozialwirtschaft.<br />

entschieden, eine onlinebasierte Befragung durchzuführen,<br />

um relevante Daten und Erfahrungen<br />

zum Fachkräftemangel und den damit verbundenen<br />

Maßnahmen in den Regionen zu erheben. Aus<br />

den Ergebnissen wird die Bundesakademie Quali -<br />

fizierungsnotwendigkeiten ableiten, konzeptionell<br />

umsetzen und in ihr Weiterbildungsprogramm aufnehmen.<br />

Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR)<br />

Mit dem Thema Fachkräftemangel eng verbunden<br />

ist die Diskussion um den Deutschen Qualifikationsrahmen<br />

(DQR). In beratender Funktion hat die<br />

Bundesakademie den Bundesfachausschuss für<br />

Jugend- und Bildungspolitik bei der Erstellung<br />

des Positionspapiers „Strategien im Umgang mit<br />

dem Deutschen Qualifikationsrahmen“ unterstützt.<br />

Zudem beteiligte sie sich an der überverbandlichen<br />

Positionierung zu diesem Thema und hat<br />

zusammen mit anderen bundeszentralen Wohlfahrtsakademien<br />

eine Arbeitsgruppe beim Deutschen<br />

Verein für öffentliche und private Fürsorge<br />

zur Anerkennung von informell und nichtformal<br />

erworbenen Bildungsleistungen in die Wege geleitet.<br />

ConSozial<br />

Die <strong>AWO</strong> Bundesakademie hat auch 2010 an der<br />

ConSozial in Nürnberg teilgenommen, einer der<br />

größten und erfolgreichsten Kongress- und Fachmessen<br />

des Sozialmarktes, die sich unter anderem<br />

der Qualifizierung von Fach- und Führungskräften<br />

inhaltlich und konzeptionell widmet.<br />

Die Akademie in Zahlen<br />

2010 konnte die Akademie 172 Weiterbildungs -<br />

veranstaltungen und acht Fachtagungen mit insgesamt<br />

3.132 Teilnehmenden an unterschiedlichen<br />

Seminarorten Deutschlands erfolgreich durchführen.<br />

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Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 28<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

| <strong>AWO</strong>-QM, Geschäftsstellen-QM<br />

<strong>AWO</strong> Ethikrat<br />

Die Stabsstelle <strong>AWO</strong>-QM, Geschäftsstellen-QM<br />

ist verantwortlich für das Qualitätsmanagement<br />

der <strong>AWO</strong>, darunter<br />

fallen die Erarbeitung der konzeptio-<br />

Mit der Einrichtung eines <strong>AWO</strong> Ethikrates im März<br />

2010 unternahm das Präsidium des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

den Einstieg in eine intensivere Auseinandersetzung<br />

mit sozialethischen Fragestellungen<br />

auf Bundesebene. Der Ethikrat befasste sich<br />

zunächst im Schwerpunkt mit der Erarbeitung der<br />

„Grundpositionen für eine Sterbe- und Abschiedskultur<br />

in der Altenpflege der <strong>AWO</strong>“, die vom Präsidium<br />

des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes am 29. Oktober<br />

2010 verabschiedet wurden. Mit diesen Grundpositionen<br />

will die <strong>AWO</strong> eine grundlegende Orientierung<br />

zu ihren ethischen Positionen zum Thema<br />

„Selbstbestimmung am Ende des Lebens und<br />

Abschiedskultur in der Altenpflege“ geben.<br />

Im Rahmen eines Pilotprojektes zur Weiterentwicklung<br />

von Palliative Care und einer Abschiedskultur<br />

in Pflegeeinrichtungen der <strong>AWO</strong> wurde der Bedarf<br />

einer tiefergehenden Befassung mit dem Umgang<br />

mit Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten,<br />

mit ethischen Konflikten im Pflegealltag und<br />

mit den Anforderungen an palliative Pflege am Ende<br />

des Lebens deutlich. Gerade die Entwicklungen<br />

im Bereich der Altenpflege, in der sich die Einrichtungen<br />

und Dienste zunehmend zu Fachinstitutionen<br />

der Sterbebegleitung und Abschiedsgestaltung<br />

wandeln, führen zu einer Zunahme ethischer Fragestellungen,<br />

für deren Handhabung sozialethische<br />

Grundpositionen von großer Bedeutung sind.<br />

Akkreditierung Reha<br />

Das integrierte Qualitätsmanagement der <strong>AWO</strong> und<br />

das Verfahren zu dessen Zertifizierung ist von der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (BAR) als<br />

zulässiges Verfahren für die gesetzlich vorgeschriebene<br />

Reha-spezifische QM-Zertifizierung akkreditiert<br />

worden. Damit können <strong>AWO</strong>-QM-zertifizierte<br />

stationäre Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation<br />

der <strong>AWO</strong> die Anforderungen des SGB V und<br />

SGB IX erfüllen, die vorsehen, dass zur Erlangung<br />

oder Aufrechterhaltung des Versorgungsvertrages<br />

eine Zertifizierung vorgelegt werden muss. Das in<br />

diesem Arbeitsbereich größte Arbeitsfeld stellen die<br />

22 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen für<br />

Mütter und Väter dar.<br />

nellen Grundlagen, die Entwicklung der <strong>AWO</strong>-Normen,<br />

die <strong>AWO</strong>-QM-Zertifizierung, das Wissensmanagement,<br />

der <strong>AWO</strong>-Ethikrat und der Schutz der<br />

Verbandswerte.<br />

<strong>AWO</strong>-Normen und -Zertifizierungen<br />

Im Rahmen des verbandlichen Qualitätsmanagements<br />

der <strong>AWO</strong> werden QM-Normen der DIN EN ISO<br />

9001:<strong>2008</strong> mit spezifischen <strong>AWO</strong>-Qualitätskriterien<br />

für die Managementprozesse und die verschiedenen<br />

Dienstleistungsfelder der <strong>AWO</strong> verknüpft. Neue<br />

<strong>AWO</strong>-Normen wurden 2010 für die Bereiche „Betreuungsvereine“<br />

und „Dienstleistungen Bildung,<br />

Erziehung und Betreuung in Ganztagsschulen“<br />

verabschiedet. Die Interkulturelle Öffnung als<br />

Managementaufgabe wurde in die <strong>AWO</strong>-Norm<br />

„Führung und Organisation“ aufgenommen. Bestehende<br />

weitere <strong>AWO</strong>-Normen wurden an die aktuellen<br />

fachlichen und rechtlichen Entwicklungen<br />

angepasst. Alle diese <strong>AWO</strong>-Normen wurden von der<br />

Kommission „<strong>AWO</strong>-Standards“ geprüft und beschlossen.<br />

Die Zahl der <strong>AWO</strong>-QM-zertifizierten Einrichtungen<br />

liegt inzwischen bei 900. Diese verteilen sich auf<br />

alle Arbeitsfelder. Die höchste Zertifizierungsquote<br />

findet sich im Bereich der stationären Pflege -<br />

einrichtungen der <strong>AWO</strong>, hier ist inzwischen jede<br />

vierte Einrichtung <strong>AWO</strong>-QM-zertifiziert. Die Transparenzprüfungen<br />

der Medizinischen Dienste der<br />

Krankenkassen stellten fest, dass zertifizierte Pflegeeinrichtungen<br />

deutlich bessere Noten erreichen<br />

als nicht zertifizierte Einrichtungen. Zudem liegen<br />

drei Viertel der zertifizierten Einrichtungen mit<br />

ihren Ergebnissen über dem Notendurchschnitt des<br />

jeweiligen Bundeslandes.<br />

Ergebnisindikatoren in der Pflege<br />

Das Projekt im Bereich der Pflege zur Entwicklung<br />

von Ergebnisindikatoren konnte erfolgreich abgeschlossen<br />

werden. Die entwickelten und in Pilotprojekten<br />

erprobten Indikatoren zu den Bereichen:<br />

Sturz, Ernährungs- und Flüssigkeitsdefizit, Dekubitus<br />

und Hospitalisation wurden den Anwendern des<br />

Qualitätsmanagements vom Arbeitskreis <strong>AWO</strong>-QM<br />

zur Anwendung in stationären Pflegeeinrichtungen<br />

empfohlen. Damit greift die <strong>AWO</strong> einer Entwicklung<br />

vor, die mit dem Forschungsprojekt des Bundesgesundheitsministeriums<br />

zur Indikatorenentwicklung<br />

angestoßen wurde.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 29<br />

| Arbeit, Soziales, Europa<br />

Die Schwerpunktthemen der Abteilung Arbeit,<br />

Soziales, Europa sind Beschäftigungsförderung,<br />

Arbeitsmarktintegration, Jugendberufshilfe, der<br />

Übergang von Schule zu Beruf, aber auch die<br />

Beschäftigung und Initiierung von gesellschafts -<br />

| Bereich: Arbeit<br />

Grundsätze der <strong>AWO</strong> zur Weiterentwicklung<br />

der Grundsicherung für Arbeitsuchende<br />

Am 16. April 2010 beschloss das <strong>AWO</strong> Präsidium<br />

Grundsätze zur Weiterentwicklung für Arbeit -<br />

suchende. Diese waren unter anderem im Bundesfachausschuss<br />

Sozialpolitik der <strong>AWO</strong> intensiv<br />

vorabgestimmt und nach der Beschlussfassung breit<br />

in den Verband, die Politik und über die Presse und<br />

die Fachöffentlichkeit kommuniziert worden.<br />

Fünf Jahre nach den einschneidenden Arbeitsmarktreformen<br />

und der Einführung der Grundsicherung<br />

für Arbeitsuchende wurde noch immer<br />

das Ziel verfehlt, der Mehrheit der Langzeitarbeitslosen<br />

wirkliche Perspektiven auf ihre Integration<br />

in den Arbeitsmarkt zu eröffnen und damit ihre<br />

Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen zu<br />

beenden. Hartz IV wird von den Menschen nicht als<br />

ein Hilfegesetz für Erwerbslose empfunden, sondern<br />

wird gleichgestellt mit sozialem Abstieg, Armut,<br />

Ausgrenzung und Diskriminierung.<br />

In dem Grundsatzpapier fordert die <strong>AWO</strong> einen<br />

Paradigmenwechsel in der Politik wie in der öffentlichen<br />

Debatte: weg von der bisweilen unerträg -<br />

lichen Diffamierung von Arbeitslosen, hin zu einer<br />

echten Förderung und Stärkung der Betroffenen<br />

(„Belohnen statt strafen“). Sie müssen selbst den<br />

gesamten Prozess der Eingliederung auf Augenhöhe<br />

mitgestalten können. Nur die Mitwirkung<br />

der Bürger ermöglicht die nachhaltige Eingliederung<br />

in den Arbeitsmarkt. Dies betrifft nicht nur die<br />

Hilfestellungen des SGB II, sondern den gesamten<br />

Hilfe- bzw. Integrationsplan, der für die Eingliederung<br />

in den Arbeitsmarkt zur Verfügung steht.<br />

Weiter fordert das Grundsatzpapier unter anderem<br />

die Absicherung der Hilfen aus einer Hand, den<br />

Ausbau behördenunabhängiger Sozialberatung,<br />

die Stärkung dauerhafter öffentlich geförderter<br />

Beschäftigungsangebote, eine Trendumkehr im<br />

Bereich niedriger und niedrigster Löhne durch<br />

die Stärkung von Tariflöhnen und die Einführung<br />

existenzsichernder Mindestlöhne.<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

politischen Diskussionen im Bereich der Arbeitsmarkt-<br />

und Sozialpolitik, im Zusammenhang von<br />

Armut und Reichtum, den sozialen Sicherungssystemen,<br />

der Förder- und Bildungspolitik und dem<br />

europäischen Jugendaustausch.<br />

Mit Blick auf das soziokulturelle Existenzminimum,<br />

das jedem Menschen für ein menschenwürdiges<br />

Leben zu gewähren ist, fordert die <strong>AWO</strong> perspek -<br />

tivisch einen Umbau der heutigen Grundsicherung<br />

zu einem Hilfesystem, dass das soziokulturelle<br />

Existenzminimum sichert und – davon getrennt –<br />

Eingliederung in Arbeit durch positive Anreize fördert.<br />

<strong>AWO</strong>-Entwicklungswerkstatt Übergang<br />

Schule-Beruf 2010-2011<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband initiierte im Jahr <strong>2008</strong><br />

einen umfassenden Profilierungsprozess zur systematischen<br />

Neuausrichtung der verbandlichen<br />

Aktivitäten am Übergang Schule-Beruf. Ziel des<br />

Prozesses war, dass sowohl <strong>AWO</strong>-Einrichtungen mit<br />

einer breiten Angebotspalette als auch solche, die<br />

mit ihren Angeboten eher „Nischen“ besetzen,<br />

dazu befähigt werden sollten, Chancen und Risiken<br />

der Entwicklungen vor Ort frühzeitig zu reflektieren<br />

und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde die <strong>AWO</strong>-Entwicklungswerkstatt<br />

Übergang Schule-Beruf 2010-2011<br />

konzipiert. Diese sollte, anknüpfend an das Wissen<br />

und die Erfahrungen aus der <strong>AWO</strong>-Praxis, einen<br />

systematischen Entwicklungsprozess für die Träger<br />

ermöglichen. Das Modellprojekt, an dem neun<br />

<strong>AWO</strong>-Standorte teilnahmen, wurde vor allem durch<br />

Mittel der Glücksspirale ermöglicht. Im einjährigen<br />

Projektzeitraum wurden Konzepte für Geschäftsfeldentwicklungen<br />

entworfen und umgesetzt, neue<br />

Projekte geplant und akquiriert, Kooperationen<br />

gestärkt und ausgeweitet. Die im Anschluss erar -<br />

beitete Arbeitshilfe „Freie Träger im Übergang<br />

Schule-Beruf: Die strategische Positionierung von<br />

<strong>AWO</strong>-Einrichtungen im Übergangsgeschehen“ stellt<br />

die Inhalte der begleitenden Workshops, Projektmanagementinstrumente<br />

und Ergebnisse der<br />

beteiligten Standorte praxisnah vor und sichert<br />

so den Transfer in die breitere <strong>AWO</strong>-Praxis. Die<br />

Arbeitshilfe ist zu beziehen unter verlag@awo.org.<br />

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Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 30<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

| Bereich: Soziales<br />

Stellungnahme zum Gesetzentwurf<br />

zur Ermittlung von Regelbedarfen<br />

Am 22. November 2010 fand im Ausschuss für Arbeit<br />

und Soziales des Deutschen Bundestags eine öffentliche<br />

Anhörung von Sachverständigen zum Gesetzentwurf<br />

zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur<br />

Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch<br />

statt. Die <strong>AWO</strong> nahm zu dem Gesetz -<br />

entwurf zum einen über die BAGFW gemeinsam mit<br />

den anderen Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege<br />

Stellung. Darüber hinaus erarbeitete sie<br />

anlässlich der Anhörung eine eigene Stellungnahme,<br />

die in der Ausschussdrucksache abgedruckt wurde.<br />

In ihrer Stellungnahme kritisierte die <strong>AWO</strong> die mangelnde<br />

Nachvollziehbarkeit der Bedarfsermittlung,<br />

beginnend bei den unterschiedlich gewählten<br />

Referenzgruppen. Sie übte Kritik an der Angemessenheit<br />

der angesetzten Pauschalen, verdeutlicht<br />

am Beispiel der ÖPNV-Pauschale für Verkehr und<br />

Mobilität. Denn diese deckte vielerorts nicht einmal<br />

die Kosten eines Sozialtickets. Weitere Kritikpunkte<br />

der <strong>AWO</strong> waren:<br />

• die Begrenzung der Lernförderung auf diejenigen<br />

Kinder, deren Versetzung gefährdet ist,<br />

• der Aufbau einer dysfunktionalen Parallelstruktur<br />

zur Kinder- und Jugendhilfe,<br />

• die besorgniserregenden Neuerungen im Bereich<br />

der Sanktionsregelungen und<br />

• die drohenden Leistungskürzungen im Zusammenhang<br />

mit der Pauschalierung der Unterkunftskosten.<br />

Die <strong>AWO</strong> gelangte deshalb zu dem Resümee, dass<br />

der Gesetzentwurf den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts<br />

und den Erwartungen und Hoffnungen<br />

vieler Menschen nur unzureichend gerecht<br />

wurde.<br />

Das Bildungs- und Teilhabepaket im Rahmen des<br />

Gesetzes zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur<br />

Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch<br />

war Gegenstand eines öffentlichen<br />

Fachgesprächs am 29. November 2010 im Deutschen<br />

Bundestag. Die <strong>AWO</strong> nahm hierzu über die<br />

BAGFW Stellung. Zentrale Forderungen der BAGFW-<br />

Stellungnahme waren:<br />

• die Leistungen für Bildung und Teilhabe von<br />

Kindern und Jugendlichen – weg von zunächst<br />

diskutierten Gutscheinmodellen – möglichst<br />

stigmatisierungsfrei auszugestalten und<br />

• auch Kindern aus Geringverdienerfamilien Zugang<br />

zum Bildungspaket zu gewähren.<br />

Über ihre Stellungnahmen zu den beiden Anhö -<br />

rungen hinaus begleitete die <strong>AWO</strong> den weiteren<br />

parlamentarischen Prozess und das sich ab dem<br />

18. Dezember 2010 anschließende Vermittlungsverfahren<br />

zum Regelbedarfsermittlungsgesetz durch<br />

eine aktive Presse- und Medienarbeit.<br />

Sozialkonferenz in Essen<br />

Auf der Grundlage eines <strong>Bundeskonferenz</strong>be -<br />

schlusses aus dem Jahr <strong>2008</strong> organisierte der <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband als erste Veranstaltung dieser Art am<br />

1. Oktober 2010 eine „Fachkonferenz zur Zukunft der<br />

Sozialpolitik in Deutschland" mit dem Titel „Zusammenhalt<br />

stärken – Ausgrenzung verhindern“.<br />

Kürzung Mindestelterngeld für Hartz-IV-Empfänger<br />

Zur Vorbereitung einer Besprechung im Bundes -<br />

ministerium für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend (BMFSFJ) am 28. Juli 2010 zum Referentenentwurf<br />

„Kürzung des Elterngeldes für Hartz-IV-<br />

Empfänger“ erarbeitete der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

eine Stellungnahme. Darin stellten wir uns massiv<br />

gegen die Pläne der Bundesregierung, das Mindestelterngeld<br />

für Hartz-IV-Empfänger zu streichen. Der<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband kritisierte in der Stellung -<br />

nahme und im Rahmen des Gesprächstermins, dass<br />

die Kürzungen einseitig zu Lasten benachteiligter<br />

Familien gehen und warnte davor, dass sich<br />

dadurch die ohnehin bestehende soziale Schieflage<br />

weiter verstärken könnte. Gerade im Europäischen<br />

Jahr 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung<br />

wurde mit dieser Kürzung eine Maßnahme<br />

vorangetrieben, die Kindern Chancen nimmt, sie in<br />

Armut aufwachsen lässt und Einschränkungen hinsichtlich<br />

Teilhabechancen und Bildungsperspek tiven<br />

bedeutet. Insgesamt machte der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

deutlich, dass er Einsparungen bei Familienleistungen<br />

aus kurzfristigen und rein fiskalischen<br />

Gründen für falsch und verantwortungslos hält.<br />

Nationale Armutskonferenz<br />

Am 1. Dezember 2010 wählte die Delegiertenkonferenz<br />

der Nationalen Armutskonferenz (nak) in<br />

Köln den Landesvorsitzenden der <strong>AWO</strong> Bayern und<br />

das <strong>AWO</strong> Präsidiumsmitglied Dr. Thomas Beyer mit<br />

sehr großer Mehrheit zum neuen Sprecher des<br />

Netzwerks „Nationale Armutskonferenz“. Mit der<br />

Übernahme der Sprecherfunktion durch Dr. Thomas<br />

Beyer wird der <strong>AWO</strong> Bundesverband auch die<br />

Geschäftsführung in der Nationalen Armutskonferenz<br />

übernehmen.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 31<br />

Die Nationale Armutskonferenz gründete sich im<br />

Herbst 1991 als deutsche Sektion des Europäischen<br />

Armutsnetzwerks. Ziel der Zusammenarbeit ist es,<br />

Armut zu überwinden bzw. die Selbsthilfeansätze<br />

der von Armut betroffenen oder bedrohten Menschen<br />

zu unterstützen. Sie sieht ihren Auftrag unter<br />

anderem darin, einen Beitrag zu einer veränderten<br />

Politik zu leisten, damit die Lebenslage armer Menschen<br />

verbessert und strukturelle Überwindung von<br />

Armutsbedrohung erreicht wird.<br />

| Bereich: Europa<br />

Die deutsch-französischen Kooperationen<br />

Am 16. März 2010 trafen sich auf Einladung des<br />

französischen Partners Vertreter/innen aus der <strong>AWO</strong>,<br />

dem Bundesjugendwerk und von Les Francas zu<br />

einem institutionellen Partnertreffen in Paris.<br />

Inhalt dieses Treffens war unter anderem, sich über<br />

die aktuelle politische Situation in den beiden<br />

Ländern Deutschland und Frankreich auszutauschen<br />

und dabei die Lage der drei Verbände zu<br />

betrachten. Daneben wurden neue Ansätze und<br />

Konzepte vorgestellt und Kooperationsmöglich -<br />

keiten in den Bereichen des deutsch-französischen<br />

Kinder- und Jugendaustausches, des Fachkräfteaustausches<br />

sowie der Fortbildung für Pädagogen/innen<br />

der drei Partnerverbände diskutiert.<br />

Dr. Thomas Beyer, Sprecher nak<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Die nak besteht aus folgenden Mitgliedern:<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband, Armut und Gesundheit in<br />

Deutschland, BAG Schuldnerberatung, BAG Soziale<br />

Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit, BAG<br />

Wohnungslosenhilfe, Bundesbetroffeneninitiative<br />

wohnungsloser Menschen, Bundesverband Die<br />

Tafeln, Der Paritätische Gesamtverband, Deutscher<br />

Bundesjugendring, Deutscher Caritasverband, Deutscher<br />

Gewerkschaftsbund, Deutsches Rotes Kreuz,<br />

Diakonisches Werk der Ev. Kirche in Deutschland,<br />

Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.<br />

Vom 3. bis 5. November 2010 waren die drei größten<br />

französischen Partnerorganisationen der <strong>AWO</strong> –<br />

Les Francas, les CEMEA, La Ligue de l’enseignement<br />

– der Einladung des <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzenden Wolfgang<br />

Stadler nach Bielefeld gefolgt und trafen sich<br />

dort zu einem institutionellen Partnertreffen.<br />

Ziel war es, den französischen Kollegen/innen<br />

einen tieferen Einblick in die diversen Einrichtungen<br />

und Konzepte der <strong>AWO</strong> zu geben und somit zu<br />

einer inhaltlichen Diskussion und einem fachlichen<br />

Austausch zu gelangen, um abschließend neue<br />

Felder der deutsch-französischen Zusammenarbeit<br />

zu eröffnen. Thematische Schwerpunkte waren die<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinder- und<br />

Jugendhilfe, Freiwilligendienste sowie Fachkräftemangel.<br />

Es wurden Einrichtungsbesuche organisiert<br />

und Fachgespräche mit den dortigen Pädagogen/innen<br />

geführt.<br />

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Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 32<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Lernen in Europa – Lernen durch Begegnungen –<br />

Mobilitätsprojekte im „Programm für Lebenslanges<br />

Lernen/Leonardo da Vinci!“<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

nutzt das europäische<br />

Bildungsprogramm<br />

„Lebenslanges Lernen“,<br />

um Auszubildenden und<br />

Beschäftigten das Lernen im europäischen Ausland<br />

zu ermöglichen.<br />

Eine europäische Ausrichtung von Ausbildungen<br />

erhöht die Attraktivität der Ausbildungseinrichtung<br />

und auch des Berufsfeldes, die Erfahrungen aus<br />

anderen Ländern bringen neue Ideen für die Arbeit<br />

der Beschäftigten und die Reflexion der Konzepte<br />

und Systeme in den europäischen Partnerländern<br />

fließt in die Weiterentwicklung nationaler Strategien<br />

ein. Mit diesen Zielen führt der Bundesverband<br />

zwei Mobilitätsprojekte durch, die sich besonders<br />

an Beschäftigte in Einrichtungen und Fachschulen<br />

der <strong>AWO</strong> richten, aber bundesweit offen für alle<br />

Personen aus den Berufsfeldern Altenpflege und<br />

Behindertenhilfe sind. Die Projekte basieren auf<br />

einer Partnerschaft mit über 15 0rganisationen in<br />

zwölf europäischen Ländern.<br />

Mobilitätsbüro für Auszubildende in der<br />

Alten- und Behindertenhilfe –<br />

Leonardo da Vinci – Mobilitätsprojekt<br />

Mit dem Mobilitätsbüro in der Alten- und Behindertenhilfe<br />

bietet der <strong>AWO</strong> Bundesverband insgesamt<br />

250 Auszubildenden der Alten- und Behinderten -<br />

hilfe die Möglichkeit, einen dreiwöchigen fachpraktischen<br />

Einsatz im europäischen Ausland im Zeitraum<br />

von Juni 2009 bis Mai 2011 zu absolvieren, um<br />

• die Fachpraxis in der Alten- bzw. Behindertenhilfe<br />

des Gastlandes kennenzulernen,<br />

• ihre Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt<br />

zu erhöhen und diese anschließend als Normalität<br />

zu betrachten,<br />

• ihre eigene Beschäftigungsfähigkeit europaweit<br />

zu erhöhen,<br />

• die europäische Alten- bzw. Behindertenhilfe als<br />

attraktive berufliche Sektoren wahrzunehmen<br />

und damit verstärkt auch jüngere Personen für<br />

diese Berufsfelder zu gewinnen.<br />

Das Projekt ist bundesweit und trägerübergreifend<br />

ausgerichtet, 28 Fachschulen der Altenpflege,<br />

davon neun <strong>AWO</strong>-Schulen, und zwei Fachschulen<br />

für Heilerziehungspflege, sowie eine Krankenpflegeschule<br />

nahmen am Projekt teil. Die ausbildenden<br />

Einrichtungen nutzten das Angebot auch als Motivationsanreiz,<br />

die besonders engagierten Auszubildenden<br />

zu belohnen.<br />

Einzelne Schulen nutzten das Projekt durch Berichte<br />

in der lokalen Presse für ihre Öffentlichkeits arbeit.<br />

Insgesamt ergriffen 207 Auszubildende die Chance<br />

nach Schweden, Dänemark, Tschechien, Ungarn,<br />

Italien, Frankreich, Spanien, Estland, Lettland,<br />

Österreich, England und in die Türkei oder in die<br />

Niederlande zu gehen. Die Auszubildenden arbeiten<br />

während ihres Aufenthaltes in den Einrichtungen<br />

unserer Partner. Über den Online-Vorbereitungslehrgang<br />

auf der Kommunikationsplattform ILIAS,<br />

der für alle Teilnehmer/innen Pflicht war, erhielten<br />

die Auszubildenden Informationen über das Sozial-<br />

und Gesundheitswesen des Gastlandes. Die<br />

sprachliche Vorbereitung musste in Eigenregie<br />

erfolgen.<br />

Für die einzelnen Auszubildenden ist ein Praktikum<br />

immer Anlass zur intensiven persönlichen und<br />

beruflichen Entwicklung. Neben der fachlichen Ausein<br />

andersetzung in der Pflegepraxis gewinnen sie<br />

ein differenziertes Berufsverständnis und erweitern<br />

ihre interkulturelle Kompetenz. Gerade jüngere Auszubildende<br />

erleben große Schritte in ihrer Persönlichkeitsentwicklung,<br />

indem sie Situationen bewältigen,<br />

die sie sich zuvor nicht zugetraut hätten. Für<br />

den Erfolg des Projektes waren alle Beteiligten verantwortlich.<br />

Eine gewichtige Rolle spielt dabei die<br />

Fachschule vor Ort, die die Praktikanten auswählt.<br />

Eine ausführliche Evalua tion wird nach Beendigung<br />

des Projektes veröffentlicht.<br />

Als Mensch mit Behinderung in Europa Arbeit<br />

finden – Studienbesuche für Beschäftigte in der<br />

Behindertenhilfe<br />

Mit dem Angebot von vier einwöchigen Studien -<br />

besuchen zu Partnereinrichtungen in Frankreich,<br />

Finnland, Schweden und der Türkei erhielten Verantwortliche<br />

in der Beruflichen Bildung und in der<br />

Qualifizierung von Mitarbeiter/innen in der Behindertenhilfe<br />

die Möglichkeit, das System, die Konzepte<br />

und die Umsetzung der Behindertenarbeit in<br />

anderen europäischen Ländern kennenzulernen.<br />

Das Projekt hatte eine Laufzeit von 2009 bis 2011<br />

und sollte unter anderem dazu beitragen, durch die<br />

Erfahrungen im Ausland künftige Angebotsstruk -<br />

turen für Menschen mit Behinderungen zu entwickeln<br />

und durch neue Austauschmöglichkeiten<br />

für die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger dieses<br />

Berufsfeld attraktiver zu gestalten.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 33<br />

Die Studienreise 2010 führte im Oktober nach<br />

Finnland. Die finnische Partnerorganisation Laurea<br />

University of Applied Sciences in Espoo organisierte<br />

ein interessantes Programm, das verschiedenste<br />

Einblicke in das finnische System der Behindertenhilfe<br />

gab. Die Gruppe besuchte zum Beispiel kommunale<br />

Werkstätten, den finnischen Blinden -<br />

verband, für den in eindrucksvoller Architektur ein<br />

Gebäude entstand, das sich komplett nach den<br />

Bedürfnissen von blinden und sehbehinderten<br />

Menschen richtet, eine Berufsschule und die pri vate<br />

Einrichtung Lichty. Die Studienreise wurde zusammen<br />

mit den anderen Studienreisen ausgewertet<br />

und die Ergebnisse werden nach Ablauf des Projektes<br />

veröffentlicht.<br />

ESF-Programm<br />

„rückenwind – Für die<br />

Beschäftigten in der<br />

Sozialwirtschaft“<br />

Im Rahmen des opera -<br />

tionellen Programms im<br />

Europäischen Sozialfonds<br />

(ESF) des Bundes für die<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Förderperiode 2007-2013 verständigte sich die<br />

Bundesregierung unter Federführung des Bundesministeriums<br />

für Arbeit und Soziales (BMAS) mit der<br />

BAGFW auf das ESF-Programm „rückenwind – Für<br />

die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“.<br />

Mit diesem Programm soll auf die beiden zentralen<br />

Herausforderungen in der Sozialwirtschaft – Personalbindung<br />

und Personalgewinnung – reagiert<br />

werden.<br />

Um weiterhin die Qualität sozialer Dienstleistungen<br />

sicherzustellen und die Personalentwicklung<br />

in der Sozialwirtschaft zu fördern, wurden für<br />

das Programm insgesamt 60 Millionen Euro aus<br />

ESF- und Bundesmitteln für Personalentwicklungsprojekte<br />

von gemeinnützigen Trägern bereitgestellt.<br />

In vier Aufrufen konnten 2009 und 2010 bisher<br />

87 Projekte zur Förderung empfohlen werden, zwölf<br />

davon von <strong>AWO</strong>-Einrichtungen. Mehr Informa -<br />

tionen über das Programm „rückenwind“ und die<br />

geförderten <strong>AWO</strong>-Projekte unter:<br />

www.bagfw-esf.de.<br />

32 | 33


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 34<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

| Kinder, Jugend, Frauen, Familie<br />

Die Schwerpunktthemen der Abteilung Kinder,<br />

Jugend, Frauen, Familie sind Tageseinrichtungen für<br />

Kinder, Kindertagespflege, Hilfe zur Erziehung,<br />

| Bereich: Kinder<br />

Kompetenzzentrum für Kinderförderung<br />

Das ESF-geförderte Projekt hat den Auftrag, den im<br />

Rahmen des Beschlusses der <strong>AWO</strong>-<strong>Bundeskonferenz</strong><br />

von <strong>2008</strong> geforderten quantitativen und qualita -<br />

tiven Ausbau der Kinderbetreuung in der <strong>AWO</strong> zu<br />

begleiten und zu unterstützen. Dies wird im<br />

Wesentlichen durch folgende Bereiche umgesetzt:<br />

| 01-03 Qualifizierung<br />

Das Kompetenzzentrum für Kinderförderung führte<br />

im Rahmen des qualitativen Ausbaus U3 im Jahr<br />

2010 fünf Zertifikatsreihen zur Fachkraft für Frühpädagogik<br />

U3 durch. Damit konnten insgesamt<br />

86 Teilnehmer/innen für die adäquate Bildung,<br />

Betreuung und Erziehung für Kinder bis drei Jahre<br />

qualifiziert werden. Wichtige Erkenntnisse aus der<br />

Pilotreihe wurden zeitnah umgesetzt, sodass die<br />

Anregungen direkt in die curriculare Weiterentwicklung<br />

der folgenden Qualifizierung mündeten. Ein<br />

maßgeblicher Faktor für die Nachhaltigkeit der Weiterbildung<br />

ist die Entwicklung der Projektarbeiten,<br />

die im Rahmen des abschließenden Moduls mit einer<br />

Präsentation vor geladenem Fachpublikum ihren<br />

Höhepunkt findet. Zentrale und für die Praxis relevante<br />

Themen sind zum Beispiel Eingewöhnungs-<br />

| 01 | 02<br />

Familienbildung, Frauen, Jugend sozialarbeit, Jugendberufshilfe<br />

und das Projekt Kinderförderung.<br />

modelle, optimale Raumgestaltung und abgestimmte<br />

Bildungskonzepte für Kinder unter drei Jahren.<br />

Die umfangreiche Evaluation des Angebots durch<br />

das Deutsche Jugendinstitut (DJI) sieht neben der<br />

Befragung der Seminarteilnehmer/innen auch eine<br />

Befragung der Leitungen der Kindertagesstätten<br />

sowie die Befragung einer Kontrollgruppe vor, um<br />

möglichst dezidierte Aussagen über den Transfer der<br />

erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen ins<br />

Praxisfeld treffen zu können. In dieser Form ist die<br />

Evaluation bundesweit einmalig und hilft nachhaltig,<br />

Qualitätsstandards in der Weiterbildung frühpädagogischer<br />

Fachkräfte zu etablieren.<br />

Beratung<br />

Das Beratungsspektrum des Kompetenzzentrums für<br />

Kinderförderung erstreckt sich auf die vielfältigen<br />

Fragestellungen zum Auf- und Ausbau von Strukturen<br />

und Angeboten der Kindertagesbetreuung.<br />

Von der Analyse der regionalen Ausbaubedarfe über<br />

die Bearbeitung von betriebswirtschaftlichen Fragen<br />

der Finanzierung und Förderung bis hin zur<br />

gemeinsamen Entwicklung von bedarfsorientierten<br />

Konzeptionen unterstützt das <strong>AWO</strong>-Kompetenzzentrum<br />

die <strong>AWO</strong>-Gliederungen mit seinen Angeboten.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 35<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.kinderfoerderung-awo.org<br />

Förderung in Kindertageseinrichtungen<br />

Kindertageseinrichtungen sind soziale Dienstleistungen<br />

für Familien und ihre Kinder. Das heißt, dass<br />

die <strong>AWO</strong> ihr Angebot an den Bedürfnissen der<br />

Familien und ihrer Kinder orientiert. Das gilt für die<br />

Öffnungszeiten ebenso wie für das pädagogische<br />

Konzept. Unsere Leistungen werden dabei für die<br />

Eltern transparent beschrieben.<br />

Dies gilt für die soziale, kognitive, emotionale und<br />

körperliche Förderung der Kinder. Dies gelingt am<br />

besten, wenn eine Zusammenarbeit von Kita und<br />

Eltern besteht.<br />

Diesem Dienstleistungsaspekt entspricht auch, dass<br />

sich das <strong>AWO</strong>-Angebot an alle Familien, unabhängig<br />

von weltanschaulicher, ethnischer oder konfessioneller<br />

Zugehörigkeit, richtet.<br />

Fachtagung „Qualität in Kindertageseinrichtungen<br />

und Kindertagespflege“<br />

Unter dem Titel „Qualität in Kindertageseinrich -<br />

tungen und Kindertagespflege – Anforderungen,<br />

Steuerung und Trägerverantwortung“ führte der<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband vom 10. bis 11. November<br />

2010 in Berlin eine Fachtagung durch. Diese<br />

beleuchtete sowohl die Anforderungen an Kinder -<br />

tagesbetreuung unter entwicklungspsychologischer<br />

Sicht als auch die Qualität durch Qualifizierung.<br />

Dabei wurden Fragen des Rechts und der Steuerung<br />

intensiv beleuchtet. Neben der aktiven fachlichen<br />

Begleitung. Neben der intensiven fachlichen Begleitung<br />

des „Bundesprogrammes Schwerpunktkitas<br />

Sprache und Integra tion“ wurde auch über das<br />

Bundesprogramm „Mehr Männer in Kitas“ infor-<br />

| 03 | 04<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

miert. Hier gelang es zwei <strong>AWO</strong>-Gliederungen, einen<br />

Modellstandort für das Programm zu gewinnen.<br />

Die Tagungsbeiträge sind dokumentiert unter:<br />

http://www.kinderfoerderung-awo.org/<br />

publikationen/dokumentation/<br />

Förderung in Kindertagespflege<br />

Mit dem Beschluss der <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2008</strong><br />

machte die <strong>AWO</strong> den Ausbau von qualitativen,<br />

bedarfsorientierten und flexiblen Angeboten zur<br />

Kinderbetreuung zu einem wichtigen strategischen<br />

Geschäftsfeld. Seit 2010 ist die Kindertagespflege<br />

konkret im <strong>AWO</strong> Bundesverband angesiedelt und<br />

wird analog den Regelungen des SGB VIII als gleichrangiges<br />

Förderungsangebot neben den Kinder -<br />

tageseinrichtungen ausgebaut. Das Thema Kindertagespflege<br />

wurde im Rahmen der Fachtagung<br />

„Qualität in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege“<br />

intensiv bearbeitet.<br />

| 04 Häsin Dr. Hilde Hoppel bewegt Kita-Kinder<br />

Sie hat zwei lange Löffel, sprüht vor Energie und ist<br />

dabei ganz schön kuschelig. Die Häsin Dr. Hilde<br />

Hoppel stand im Mittelpunkt der Kampagne „Kinder<br />

in Form. Gemeinsam begeistern, zusammen bewegen.“<br />

Ziel der vom Bundesministerium für Gesundheit,<br />

dem Nationalen Aktionsplan „IN FORM“ und<br />

der Glücksspirale unterstützten Aktion war es, die<br />

Kinder in den rund 2.100 Kindertagesstätten der<br />

<strong>AWO</strong> zu motivieren, sich mehr zu bewegen.<br />

Zwei Millionen Kinder sind in Deutschland übergewichtig,<br />

dadurch sind sie anfälliger für Krankheiten,<br />

ihr Herz und ihre Gelenke tragen einfach zu viel<br />

Gewicht mit sich herum. Und die Hänseleien der<br />

anderen sind noch eine zusätzliche Belastung für<br />

die Kleinen. Das muss nicht sein und das soll auch<br />

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Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 37<br />

nicht so bleiben – dagegen turnt jetzt Dr. Hoppel<br />

an. Sie zeigt Kindern und Eltern, wie man gesünder<br />

und spaßiger lebt. Die zentrale Botschaft der breit<br />

angelegten, bundesweit stattfindenden <strong>AWO</strong>-Kampagne<br />

gegen die Bewegungsarmut des modernen<br />

Lebens in den Worten Dr. Hoppels: „Statt Chips futtern<br />

auf der Couch, den Hintern hoch und sich fit<br />

tanzen zum Dr. Hoppel-Song!“<br />

Die <strong>AWO</strong> hatte die Dr. Hoppel-Kampagne dezentral<br />

ausgerichtet, um damit möglichst viele Kinder zu<br />

erreichen.<br />

Regionale Schwerpunktveranstaltungen bildeten den<br />

Auftakt zu den bundesweit stattfindenden Aktionstagen<br />

in den <strong>AWO</strong>-Kitas, mit denen die Kampagne<br />

schließlich ihre volle Breitenwirkung entfaltete.<br />

Besonderen Wert legt die <strong>AWO</strong> dabei auf die Nach-<br />

| Bereich: Jugend<br />

Schutz von Kindern und Jugendlichen<br />

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen war im<br />

Jahr 2010 eines der zentralen fachlichen und fachpolitischen<br />

Themen in der Jugendhilfe. Außer- wie<br />

innerverbandlich fanden hierzu vielfältige Aktivi -<br />

täten statt.<br />

1. Teilnahme am „Runden Tisch Kinderschutzgesetz“<br />

Zur Vorbereitung des Gesetzentwurfes eines Bundeskinderschutzgesetzes<br />

fanden vom Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

mehrere Sitzungen mit Vertreter/innen von öffentlichen<br />

und kommunalen Spitzenverbänden sowie<br />

Fachorganisationen statt. Die <strong>AWO</strong> begleitete den<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

haltigkeit der Aktion: deshalb sind auch die Eltern<br />

eine wichtige Zielgruppe. Um niemanden auszugrenzen,<br />

lassen sich die Bewegungsspiele ohne großen<br />

Aufwand und Kosten zu Hause wiederholen.<br />

Zusätzlich stellte die <strong>AWO</strong> die Informationen zu den<br />

Bewegungsspielen in verschiedenen Sprachen bereit.<br />

Netzwerktagungen<br />

Das Thema „Kinderschutz“ und dessen aktuelle Entwicklungen<br />

wurden auf den relevanten Netzwerktagungen<br />

der Abteilung „Kinder, Jugend, Familie,<br />

Frauen“ thematisiert. Hier wurden auch erste<br />

Arbeitsergebnisse erzielt zur Frage der Umsetzung<br />

der Kinderrechte im Verband und zu Verfahrensstandards<br />

für Einrichtungen und Dienste der<br />

Jugendhilfe zum Schutz von Kindern und Jugend -<br />

lichen vor Gewalt von Mitarbeiter/innen.<br />

Gesetzgebungsprozess intensiv durch eigene<br />

Stellungnahmen und durch die Mitarbeit in den<br />

Sitzungen des Ministeriums sowie in weiteren<br />

Gremien, die mit der Thematik befasst waren. Hierbei<br />

sprach sich die <strong>AWO</strong> grundsätzlich für eine Anpassung<br />

bundesrechtlicher Vorgaben aus, wo identifizierte<br />

Regelungslücken im Kinderschutz bestehen<br />

– bei gleichzeitiger Beachtung einer weitgehenden<br />

Handlungsautonomie des zuständigen Jugend -<br />

amtes. Die <strong>AWO</strong> forderte, den Schwerpunkt gesetzlicher<br />

Neuregelungen auf den Ausbau präventiver<br />

Maßnahmen zu legen und von der einseitigen<br />

Verstärkung von Kontrollmaßnahmen abzusehen.<br />

Dazu gehörte unter anderem die Verankerung eines<br />

individuellen Rechtsanspruchs auf Frühe Hilfen,<br />

wozu innerhalb der BAGFW unter <strong>AWO</strong>-Federführung<br />

eine entsprechende Position entwickelt wurde.<br />

36 | 37


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Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

2. Teilnahme am „Runden Tisch Kindesmissbrauch“<br />

Ausgelöst durch die aufgedeckten Fälle von Gewalt<br />

und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in<br />

Internaten und Heimen haben die drei Ministerinnen<br />

des BMJ, BMFSFJ und BMBF ein Runden Tisch<br />

eingerichtet. Hier sollten Strategien zur Vermeidung<br />

von gewalttätigen Übergriffen in pädagogischen<br />

Einrichtungen, Sportvereinen, Bildungsinstitutionen<br />

gegenüber Kindern und Jugendlichen durch Mitarbeiter/innen<br />

erarbeitet werden. Hierzu wurden<br />

vielfältige Vorschläge entwickelt, die bereits in den<br />

Entwurf eines Kinderschutzgesetzes eingingen. Der<br />

Bundesverband griff die Thematik frühzeitig auf<br />

und behandelte sie auf Arbeitstagungen im Bereich<br />

der Jugendhilfe. Daraus gewonnene Erkenntnisse<br />

konnten in die Arbeit des Runden Tisches eingebracht<br />

werden. Neben der konsequenten Anwendung<br />

formaler Instrumentarien wie zum Beispiel<br />

der regelmäßigen Vorlage von Führungszeugnissen,<br />

sind insbesondere Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für Leitungs- und Fachkräfte dazu angetan, eine<br />

größere Sensibilisierung und Handlungsfähigkeit<br />

innerhalb von Einrichtungen und Diensten der <strong>AWO</strong><br />

zu erreichen.<br />

3. „Runder Tisch Heimerziehung“<br />

Die <strong>AWO</strong> war am Runden Tisch Heimerziehung mit<br />

einem Sitz für nichtkonfessionelle Träger ver treten,<br />

der vom Paritätischen Wohlfahrtsverband wahrgenommen<br />

wurde. In enger Abstimmung mit dem<br />

Paritätischen Verband wurden die Ergebnisse erörtert<br />

und Positionen für die Diskussion am Runden<br />

Tisch abgestimmt. Die <strong>AWO</strong> selbst ist in bisher<br />

einem Fall betroffen. Hier arbeitete der Bundesverband<br />

eng mit dem betreffenden Träger zusammen.<br />

Die Geschäftsführerkonferenz nahm sich 2010<br />

dieses Themas an und wird im Jahr 2011 über die<br />

Frage von Entschädigungsleistungen entscheiden.<br />

4. Beirat des Informationszentrums Kindesmisshandlung/Kindesvernachlässigung<br />

(IzKK)<br />

des Deutschen Jugendinstituts (DJI)<br />

Die <strong>AWO</strong> vertritt die Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Freien Wohlfahrtspflege im oben genannten Beirat.<br />

Das IzKK entwickelte sich – neben dem Nationalen<br />

Zentrum Frühe Hilfen – in den letzten Jahren zu der<br />

zentralen Informationsplattform für diese Thematik.<br />

Der Bedeutungszuwachs des IzKK spiegelt sich<br />

ebenfalls in einer gesteigerten Nachfrage von Politikberatung<br />

wieder.<br />

Die <strong>AWO</strong> wirkte im Rahmen der Gremienmitarbeit in<br />

Fachausschüssen der Arbeitsgemeinschaft der Kin-<br />

der- und Jugendhilfe (AGJ), des Deutschen Vereins<br />

(DV), der Arbeitsgemeinschaft für Erziehungshilfe<br />

(AFET) und der Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) aktiv an der<br />

Diskussion und Positionierung der Fachverbände<br />

in Fragen des Kinderschutzes mit.<br />

Beitrag aus dem Arbeitsfeld Jugendsozialarbeit<br />

zum Verbandsbericht 2010<br />

Die Entwicklungen der Jugendsozialarbeit waren in<br />

den letzten Jahren insbesondere durch folgende<br />

Themen geprägt:<br />

1. die nach wie vor für benachteiligte Jugendliche<br />

schwierige Übergangssituation von der Schule in<br />

den Beruf,<br />

2. die strukturellen und methodische Probleme des<br />

Übergangssystems,<br />

3. die Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen auf<br />

die Rahmenbedingungen für die Träger beruf -<br />

licher Fördermaßnahmen für benachteiligte<br />

Jugendliche,<br />

4. die Reform der allgemeinbildenden Schule zu<br />

einer Ganztagsschule.<br />

Schwierige Übergangssituation von der Schule in<br />

den Beruf für benachteiligte Jugendliche<br />

Inzwischen befinden sich im sogenannten Übergangssystem<br />

fast genauso viele Jugendliche wie im<br />

Regelsystem der Berufsausbildung. Der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

beteiligt sich an vielfältigen Aktivitäten<br />

auf der Bundesebene und auch in verschiedenen<br />

Kooperationen, insbesondere im Kooperationsverbund<br />

Jugendso zialarbeit mit anderen Verbänden,<br />

um Einfluss auf die Politik und die Gesellschaft<br />

zu nehmen, die Rahmenbedingungen zugunsten<br />

einer besseren Förderung durch die Schule, den<br />

Ausbau von Ausbildungsmöglichkeiten mit einem<br />

anerkannten Abschluss und die Effizienz des sogenannten<br />

Übergangssystems zu verbessern.<br />

Strukturelle und methodische Probleme<br />

des Übergangssystems<br />

Als vorübergehend gedachte Maßnahmen der<br />

Arbeitsverwaltung für Jugendliche haben sich zu<br />

einem festen und durch die vielen unterschiedlichen<br />

Fördermaßnahmen auf Bundes-, Landes- und<br />

kommunaler Ebene nicht mehr überschaubaren<br />

Übergangsbereich entwickelt. Deshalb setzt sich der<br />

Bundesverband dafür ein, dass der Förderdschungel<br />

gelichtet wird, die Wege überschaubarer werden,<br />

das Ziel eines anerkannten Abschlusses im<br />

Vordergrund steht und die individuelle Unterstüt-


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 39<br />

zung der Jugendlichen durch methodisch fundierte<br />

Angebote gesichert wird.<br />

„Lokales Übergangsmanagement“<br />

Mit Bezug auf diese strukturelle Problematik<br />

befasste sich der Bundesverband mit dem Thema<br />

„Lokales Übergangsmanagement“, also mit einem<br />

Konzept der systematischen Steuerung von Angeboten<br />

im Bereich der Kommune durch Koopera -<br />

tionen aller beteiligten Akteure und erstellte dazu<br />

eine Arbeitshilfe.<br />

Hinsichtlich der methodischen Weiterentwicklung<br />

von Förderkonzepten entwickelte der Bundesverband<br />

mit eigenen Modellprojekten seit 2009, aufbauend<br />

auf dem Konzept eines „Potenzial-Assessments“,<br />

die Methode einer potenzialorientierten<br />

Förderung weiter. Dabei ist das Konzept eines<br />

„Integrierten Potenzial-Assessments“ (iPASS) entstanden,<br />

das auf wissenschaftlich fundierter Basis<br />

vorhandene Potenziale von Jugendlichen ermittelt,<br />

die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung fördert und<br />

valide Ansatzpunkte für die weitere schulische und<br />

berufliche Entwicklung liefert. Parallel zu dieser<br />

Entwicklungsarbeit werden Mitarbeiter/innen in der<br />

Jugendsozialarbeit für die Umsetzung dieses Konzeptes<br />

von der <strong>AWO</strong> Bundesakademie im Rahmen<br />

einer Zertifikatsreihe qualifiziert. Eine Veröffent -<br />

lichung der Ergebnisse des Projektes ist für 2011<br />

geplant.<br />

Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen auf die<br />

Rahmenbedingungen für die Träger beruflicher<br />

Fördermaßnahmen für benachteiligte Jugendliche<br />

Die Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen, insbesondere<br />

die Ausschreibung fast aller Fördermaßnahmen<br />

mit der Entwicklung zur radikalen Kostensenkung,<br />

hatte für die Träger dramatische Folgen.<br />

| Bereich: Frauen<br />

Frühe Hilfen<br />

Die Arbeitsbereiche Schwangerschaftsberatung und<br />

Unterstützungssystem gegen Gewalt an Frauen griffen<br />

2010 die Diskussion um die Frühen Hilfen auf. Sie<br />

erarbeiteten ein gemeinsames Positionspapier „Zur<br />

Bedeutung der Schwangerschaftsberatung in den<br />

Netzwerken Früher Hilfen“ und veröffentlichten dies.<br />

Die in der Frauenhauskoordinierung e.V. zusammengeschlossenen<br />

Verbände entwickelten und ver-<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Diese Situation stellt hohe Anforderungen an die<br />

Professionalität der Träger. Um sie zu unterstützen,<br />

bearbeitete der Bundesverband mit einigen von<br />

ihnen unter der Zuhilfenahme von externen Experten/innen<br />

die Frage, wie Träger aufgestellt sein<br />

müssen, um zukünftig trotz der schwierigen Rahmenbedingungen<br />

sinnvolle und wirksame Förderangebote<br />

für benachteiligte Jugendliche auf dem<br />

Arbeitsmarkt zu entwickeln und umzusetzen. Das<br />

Ergebnis wurde als Arbeitshilfe veröffentlicht.<br />

Die Reform der allgemeinbildenden Schule<br />

zur Ganztagsschule<br />

In einer von der <strong>AWO</strong> beauftragten Expertise zur<br />

Leistungsfähigkeit des Bildungssystems bezüglich<br />

der Integration benachteiligter Jugendlicher wurden<br />

die Schwachstellen sehr deutlich. Der Bildungserfolg<br />

hängt maßgeblich von der Herkunft ab.<br />

Deshalb setzt sich der <strong>AWO</strong> Bundesverband für eine<br />

Reform des Bildungssystems ein. Dazu gehört auch<br />

die Forderung nach inklusiver Bildung, also die Aufhebung<br />

der Trennung des Schulsystems in Förderund<br />

Regelschulen. Die entsprechende Forderung an<br />

die Politik lautet, die Entwicklung der Ganztagsschule<br />

mit einer entsprechenden Ausstattungs- und<br />

pädagogischen Qualität voranzutreiben. Die Integration<br />

der Schulsozialarbeit mit ihrem sozialpädagogischen<br />

Ansatz und der Individualisierung und<br />

Zielgruppenorientierung der Förderung sind weitere<br />

wesentliche Erfolgsfaktoren, wenn es darum<br />

geht, Ungleichheiten der Herkunft für den Lernprozess<br />

zu kompensieren und gleiche Bildungschancen<br />

zu realisieren.<br />

2010 initiierte der Bundesverband die erste bundesweite<br />

Arbeitstagung „Die <strong>AWO</strong> in der Ganztagsschule<br />

– ein neues Markenzeichen?“ auf der<br />

Eckpunkte einer <strong>AWO</strong>-Position zur Arbeit in der<br />

Ganztagsschule erarbeitet wurden.<br />

öffentlichten unter Mitarbeit des NZFH und des Bundesverbandes<br />

Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe<br />

(bff) eine Handreichung sowie Empfehlungen<br />

zu Frühen Hilfen im Kontext häuslicher Gewalt.<br />

Häusliche Gewalt<br />

Aufgrund der desolaten Finanzierung von Frauenunterstützungseinrichtungen<br />

beschloss die <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

der <strong>AWO</strong> <strong>2008</strong>, dass die Finanzierung der<br />

Frauen- und Kinderschutzhäuser eine Pflichtaufga-<br />

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Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 40<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

be der Politik sei. Deshalb kam es 2010 zu der<br />

gemeinsamen Forderung der in der Frauenhaus -<br />

koordinierung e.V. zusammengeschlossenen Verbände<br />

nach einem Rechtsanspruch auf Schutz und<br />

Hilfe bei Gewalt. Der Rechtsanspruch soll allen<br />

| Bereich: Familie<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

Seit Ende 2010 wird Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf wieder als Schwerpunktthema beim <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband diskutiert. Mit Blick auf den kommenden<br />

8. Familienbericht steht die „Zeit für Verantwortung<br />

in der Familie“ im Fokus der Diskus -<br />

sionen und Aktivitäten des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes.<br />

Expertise „Familien in benachteiligten und von<br />

Armut bedrohten oder betroffenen Lebenslagen<br />

als Adressaten von Elternbildung und Elternarbeit“<br />

Aus der Lebenssituation benachteiligter Familien<br />

entstehen insbesondere für die betroffenen Kinder<br />

schmerzhafte und mitunter lebenslang wirksame<br />

negative Konsequenzen. Eltern- und Familien -<br />

bildungsangebote zu schaffen, die Familien in<br />

benachteiligten Lebenslagen bei der Bewältigung<br />

ihres schwierigen Familien- und Erziehungsalltags<br />

zu unterstützen und die Entwicklung neuer Handlungsmöglichkeiten<br />

anzuregen, ist seit Jahren zentrales<br />

Anliegen von Familienbildung bei der <strong>AWO</strong>.<br />

Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass diese Familien<br />

oft nicht durch klassische Wege und Strukturen<br />

erreicht werden.<br />

Die Expertise „Familien in benachteiligten und von<br />

Armut bedrohten oder betroffenen Lebenslagen als<br />

Adressaten von Elternbildung und Elternarbeit“, die<br />

2010 im Auftrag des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes von<br />

Dr. Katherine Bird und Wolfgang Hübner erarbeitet<br />

wurde, untersucht Familienarmut in Deutschland<br />

und deren Folgen. Besonderes Augenmerk liegt auf<br />

der Gestaltung des Familien- und Erziehungsalltags<br />

durch die Eltern. In der Expertise wird deutlich, wie<br />

unterschiedlich Familien mit ihrer Lebenssituation<br />

umgehen. Sechs Kategorien von Armutserfahrungen,<br />

von Bird und Hübner auf der Basis aktueller<br />

Forschungsbefunde und als Diskussionsgrundlage<br />

entwickelt, lassen die unterschiedlichen Belastungen<br />

und Ressourcen betroffener Familien sichtbar<br />

werden und geben Hinweise auf ebenso unterschiedliche<br />

Bedürfnisse und Bedarfe in Bezug auf<br />

Eltern- und Familienbildungsangebote. Ausgehend<br />

von diesen Erkenntnissen werden Handlungsemp-<br />

betroffenen Frauen und ihren Kindern unabhängig<br />

vom Einkommen, Aufenthaltsstatus und gesundheit<br />

lichen Zustand einen bedarfsgerechten Zugang<br />

zu Schutz und Hilfe garantieren.<br />

fehlungen für die (Bildungs-)Arbeit mit benachteiligten<br />

Familien formuliert.<br />

Fachtagung „Bildungswünsche – Bildungsängste:<br />

Familienbildung aus der Sicht<br />

benachteiligter Familien“<br />

Die Expertise wurde im November 2010 auf der<br />

<strong>AWO</strong>-Fachtagung „Bildungswünsche – Bildungsängste:<br />

Familienbildung aus der Sicht benach -<br />

teiligter Familien“ in Berlin der Fachöffentlichkeit<br />

vorgestellt. In der Familienbildungspraxis wurden<br />

insbesondere die Kategorien und die daraus abgeleiteten<br />

Handlungsempfehlungen mit großem<br />

Interesse aufgenommen. Ein Folgeprojekt ist vorgesehen.<br />

Zwischenergebnisse der 4. <strong>AWO</strong>-ISS-Studie<br />

zur Kinderarmut in Deutschland<br />

Das ISS Frankfurt/M. hat im Auftrag des <strong>AWO</strong> Bundesverbands<br />

den ersten Zwischenbericht zur vierten<br />

Studie der bundesweit einmaligen Langzeitstudie<br />

über „Lebenslagen und Zukunftsperspektiven<br />

von (armen) jungen Menschen“ vorgelegt. Im<br />

Zentrum steht die Aufbereitung und Diskussion des<br />

bisherigen Forschungsstandes in Deutschland zu<br />

„Jugend und Armut“. Dabei werden die relevanten<br />

Theorien sowie das empirische Wissen über den<br />

Forschungsgegenstand der Armutsstudie IV skizziert<br />

und in Bezug zur Armutsfrage gesetzt. Eine wesentliche<br />

Erkenntnis ist: Die „mittlere Jugend“ (d. h. die<br />

16-/17-Jährigen) ist forschungsmäßig weitgehend<br />

noch unbekannt, vor allem, wenn man der Frage<br />

nach dem Armutsgesicht nachgeht.<br />

Bundesfachausschuss für Jugend- und<br />

Bildungspolitik<br />

<strong>AWO</strong>-Positionspapier zum DQR<br />

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um<br />

die Ausgestaltung des Deutschen Qualifikationsrahmens<br />

(DQR) hat sich das <strong>AWO</strong> Präsidium intensiv mit<br />

dessen Struktur und den damit verbundenen<br />

Herausforderungen für die Träger und Einrichtungen<br />

der Sozialen Arbeit befasst. Das Positionspapier


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 41<br />

„Die <strong>AWO</strong> hat eine Verantwortung wahrzunehmen!<br />

Anforderungen an die Umsetzung des Deutschen<br />

Qualifikationsrahmens (DQR)“ benennt Verbes -<br />

serungen und gibt Anregungen für die weitere<br />

Umsetzung des DQR. Es richtet sich an Verantwortliche<br />

aus Verbänden und Institutionen und möchte<br />

diese ermutigen, sich intensiv mit den zu erwartenden<br />

Veränderungen der Bildungslandschaft<br />

durch den DQR zu beschäftigen.<br />

Inklusion<br />

Inklusion ist mehr als ein modisches Fremdwort, es<br />

ist ein Perspektivwechsel. Nicht die Defizite des<br />

Individuums stehen im Mittelpunkt des Handelns,<br />

sondern die Institutionen mit ihren eigenen Strukturen,<br />

die sich den Menschen mit all ihren Unter-<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

schieden und Besonderheiten anpassen sollen.<br />

Durch die UN-Behindertenrechtskonvention geraten<br />

insbesondere die Bildungs- und Erziehungs -<br />

systeme in Bewegung. Der Bundesfachausschuss<br />

für Jugend- und Bildungspolitik stellt sich dieser<br />

Anforderung, indem er diese Herausforderung zu<br />

einem Schwerpunktthema seiner Arbeit bestimmte.<br />

Am 23. November 2010 veranstaltete er ein<br />

Expertengespräch zum Thema „Anforderungen an<br />

ein zukunftsweisendes Konzept der <strong>AWO</strong> zur Inklusion<br />

in der Kinder- und Jugendhilfe“. In der Folge<br />

wird der Fachausschuss seine Expertise in die Ausarbeitung<br />

einer <strong>AWO</strong>-Positionierung einbringen<br />

und auf dem 14. Deutschen Jugendhilfetag 2011 in<br />

Stuttgart zu dieser Thematik mit einem eigenen<br />

Fachforum vertreten sein.<br />

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Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

| Verbandsangelegenheiten, Engagementförderung, Zukunft der Bürgergesellschaft<br />

Die Abteilung Verbandsangelegenheiten, Engagementförderung,<br />

Zukunft der Bürgergesellschaft<br />

behandelt alle Angelegenheiten des Verbandes, wie<br />

die Entwicklung von Leitlinien und die strategische<br />

Verbandsausrichtung. Darüber hinaus ist sie mit<br />

| Bereich: Verbandsangelegenheiten<br />

Wertegebundenes Unternehmen<br />

In der Ausgestaltung und Umsetzung des Verbandsentwicklungsprozesses<br />

gilt es, die Wertebindung<br />

und die hohe zivilgesellschaftliche Bedeutung der<br />

<strong>AWO</strong> mit einer Neuausrichtung der unternehmerischen<br />

Tätigkeiten zu verknüpfen. Vorrangiges Ziel ist<br />

es deshalb, den Verband und die Unternehmen<br />

„unter einem Dach" an die Werte der <strong>AWO</strong> zu binden.<br />

Dazu ist im Verband ein breiter Diskussionsprozess<br />

um Eckpunkte eines wertegebundenen<br />

<strong>AWO</strong>-Unternehmens initiiert worden. Von zentraler<br />

Bedeutung in der Diskussion ist die Kopplung der<br />

unternehmerischen Tätigkeiten der <strong>AWO</strong> an die von<br />

der <strong>AWO</strong> aufgestellten sozialpolitischen Forderungen.<br />

Schwerpunkt der Diskussion sind darüber<br />

hinaus Standards hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse<br />

in der <strong>AWO</strong>. Geprägt ist die Diskussion<br />

insbesondere aber auch durch eine Auseinandersetzung<br />

mit den Rahmenbedingungen, in denen<br />

Soziale Arbeit organisiert werden muss. Die <strong>AWO</strong><br />

ist einem immer größer werdenden Preisdruck<br />

ausgesetzt, der die <strong>AWO</strong>-Unternehmen vor große<br />

Herausforderungen stellt. Diesen Anforderungen<br />

mit wertegebundenen Unternehmen zu begegnen,<br />

wird auch nach 2010 intensiv mit Akteuren im Verband<br />

und darüber hinaus diskutiert.<br />

Einsetzen und Arbeit des „koordinierenden<br />

Gremiums GEKO Präsidium“<br />

Das Präsidium der <strong>AWO</strong> hat am 16. April 2010<br />

beschlossen, dass ein koordinierendes Gremium,<br />

das sich aus Vertretern/innen des Präsidiums, der<br />

Geschäftsführerkonferenz sowie des Jugendwerkes<br />

zusammensetzt, eingesetzt wird. Das Gremium hat<br />

sich Mitte 2010 konstituiert.<br />

Hintergrund ist die Notwendigkeit, insbesondere<br />

Themen, die für die <strong>AWO</strong> als Mitgliederverband<br />

sowie als Anbieter sozialer Dienstleistungen von<br />

großer Bedeutung sind, besser gemeinsam koordinieren<br />

zu können. Dazu gehören als Schwerpunkte<br />

dem Themenbereich Engagementförderung, in dem<br />

zum Beispiel das Thema Freiwilligendienste fällt,<br />

betraut und hat zudem die Aufgabe das bürgerschaftliche<br />

Engagement zu fördern.<br />

die Bestandsaufnahme der Umsetzung und die<br />

Weiterentwicklung der Magdeburger und Berliner<br />

Beschlüsse zur Verbandsentwicklung von 2007 und<br />

<strong>2008</strong>.<br />

Schwerpunkte der Arbeit waren die Themen<br />

Mitglieder- und Förderergewinnung, Bürgerschaft -<br />

liches Engagement, Wertebindung von <strong>AWO</strong>-Unternehmen<br />

sowie die Weiterentwicklung der Grundlagen<br />

der <strong>AWO</strong>.<br />

Kommission „Junge Menschen aktiv in der <strong>AWO</strong>“<br />

Die Kommission „Junge Menschen aktiv in der <strong>AWO</strong>“<br />

wurde durch die <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2008</strong> eingesetzt.<br />

Ziel der Kommission ist es, Konzepte zu entwickeln,<br />

wie die Zusammenarbeit zwischen Jugendwerk und<br />

<strong>AWO</strong> verstärkt und der Übergang von Jugendwerklern/innen<br />

in die <strong>AWO</strong> erleichtert werden kann. Die<br />

Kommission möchte außerdem mit ihrer Arbeit<br />

einen breiten Diskussionsprozess im Verband über<br />

die Einbindung junger Menschen initiieren. Die<br />

Kommission arbeitete an einer Bestandsaufnahme<br />

und diskutierte ein Konzept und die Umsetzung von<br />

Instrumenten zur Stärkung der Zusammenarbeit.<br />

Besonders die Umsetzung vor Ort ist von zentraler<br />

Bedeutung. Die Kommission hat deshalb auf allen<br />

Gliederungsebenen der <strong>AWO</strong> einen Dialog darüber<br />

angeregt.<br />

Umsetzung der Magdeburger Beschlüsse<br />

Die in Magdeburg (2007) und in Berlin (<strong>2008</strong>)<br />

zur Verbandsentwicklung gefassten Beschlüsse<br />

sind von zentraler Bedeutung für den Verband. Im<br />

Hinblick auf die nächste <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2012</strong><br />

wurde die bisherige Umsetzung geprüft und eine<br />

Bestandsaufnahme vorgenommen. Die Umsetzung<br />

der Beschlüsse erfordert ganz überwiegend eine<br />

langfristige Befassung. Die Beschlüsse sind seit<br />

2007 in zahlreichen Prozessen auf Bundesebene<br />

bearbeitet worden. Zu den Schwerpunktthemen der<br />

Umsetzung 2010 gehörten: Stärkung Bürgerschaft-


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liches Engagement/Ehrenamt, Stärkung Mitgliederverband<br />

(Mitglieder, Förderer), Stärkung Jugendwerk/Einbeziehung<br />

und Übergang in die <strong>AWO</strong>,<br />

Entflechtung bei gleichzeitiger Bindung an die<br />

<strong>AWO</strong>-Werte, Bestandsaufnahme Entflechtungs- und<br />

Leitungsstrukturen und Qualitätsmanagement.<br />

Überarbeitung des Grundsatzprogramms<br />

Das Grundsatzprogramm der <strong>AWO</strong> von 1996 umfasst<br />

das Leitbild, die Leitsätze sowie fach- und verbandspolitische<br />

Grundsatzpositionen. Seit 1996<br />

sind zahlreiche Beschlüsse zur Fach- und Verbandspolitik<br />

gefasst worden. Das Präsidium leitete<br />

deshalb einen Diskussionsprozess zur Überarbeitung<br />

des Grundsatzprogramms in die Wege.<br />

Historische Arbeit<br />

Im Zusammenhang mit dem 90-jährigen Verbandsjubiläum<br />

2009 wurde bei der Erstellung der Chronik<br />

| Bereich: Engagementförderung<br />

Das Freiwillige Soziale Jahr und die<br />

Veränderungen im Zivildienst<br />

Der Jugendfreiwilligendienst Freiwilliges Soziales<br />

Jahr (FSJ) bei der <strong>AWO</strong> als soziales Bildungs- und<br />

Orientierungsjahr ist eine Erfolgsgeschichte. Das FSJ<br />

muss sich mit sich verändernden Rahmenbedingungen<br />

auseinandersetzen.<br />

Im Jahr 2010 betreute die <strong>AWO</strong> schon ca. 2.700<br />

Freiwillige, 2004 waren es erst rund 1.500 junge<br />

Menschen, die ein FSJ absolvierten. In den letzten<br />

Jahren fand eine Ausdifferenzierung der Trägerlandschaft,<br />

eine Zunahme von Angeboten im<br />

Freiwilligenbereich sowie von Bildungsangeboten<br />

im Qualifizierungsbereich statt. Hinzu kommen<br />

verbandliche Entwicklungen sowie die sich verändernden<br />

Lebenswelten von jungen Menschen, die<br />

die Erwartungen an das FSJ prägen. Diese Bedingungen<br />

führen die <strong>AWO</strong> zunehmend in eine<br />

Wettbewerbssituation mit anderen Anbietern. Ein<br />

weiteres Faktum war die Tatsache der Verkürzung<br />

der Wehrpflicht auf sechs Monate, die auch in den<br />

Profilierungsprozess im FSJ einbezogen wurde.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde 2010 der im Vorjahr<br />

begonnene Profilierungsprozess im FSJ gemeinsam<br />

mit den Mitgliedern des Koordinierungskreises FSJ<br />

intensiviert, um das FSJ innerhalb und außerhalb<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

und dem Aufbau der großen Wanderausstellung die<br />

Notwendigkeit erkannt, die Geschichte der <strong>AWO</strong><br />

dauerhaft wieder verstärkt greifbar zu machen.<br />

Regionale Archive und Bestände sowie ihre<br />

Zugänge müssen erfasst, Zeitzeugen befragt, Zeitzeugnisse<br />

und Dokumente bewahrt und digitalisiert,<br />

Geschichtswerkstätten und historisch Engagierte<br />

in den <strong>AWO</strong>-Gliederungen müssen vernetzt<br />

werden. Diese beispielhaft genannten Maßnahmen<br />

sind für das heutige Selbstverständnis und die heutige<br />

Arbeit der Arbeiterwohlfahrt von zentraler<br />

Bedeutung.<br />

Das Präsidium hat eine Historische Kommission<br />

berufen, die die Aufarbeitung der Geschichte steuern<br />

und Impulse geben soll. In der Geschäftsstelle<br />

des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes ist eine Stelle in der<br />

Abteilung Verbandsangelegen heiten, Engagementförderung,<br />

Zukunft der Bürgergesellschaft für das<br />

Thema „<strong>AWO</strong>-Geschichte“ eingerichtet worden.<br />

des Verbandes zu stärken und den genannten<br />

Veränderungen begegnen zu können. Es wurden<br />

ein Grundlagenpapier erarbeitet und abgestimmt<br />

sowie weitere Maßnahmen und Möglichkeiten im<br />

Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit zur Unterstützung<br />

des Prozesses aufgezeigt.<br />

Veränderungen im Zivildienst<br />

Im Jahr 2010 sah sich die <strong>AWO</strong> mit einer weiteren<br />

Verkürzung des Zivildienstes sowie bald darauf mit<br />

der Ankündigung der Aussetzung der Wehrpflicht<br />

und damit dem Wegfall des Zivildienstes konfrontiert.<br />

Durchschnittlich hatte die <strong>AWO</strong> 2010 im<br />

gesamten Verbandsbereich ca. 2.500 Zivildienstleistende.<br />

Die Bundesregierung legte in ihrem Bericht<br />

zum Prüfauftrag bei einem Wegfall der Wehrpflicht<br />

den Vorschlag eines Freiwilligen Zivildienstes vor.<br />

Die <strong>AWO</strong> hat sich mit den Verbänden in vielen Verhandlungen,<br />

Diskussionen und Stellungnahmen<br />

über eine überflüssige Doppelstruktur zu den<br />

Jugendfreiwilligendiensten FSJ und FÖJ geäußert.<br />

Aufgrund von notwendigen Alternativen zum Wegfall<br />

des Zivildienstes haben sich die Verbände mit<br />

dem per Gesetz eingebrachten Bundesfreiwilligendienst<br />

befasst. Es wurde ihnen zugesichert, dass<br />

eine größtmögliche zivilgesellschaftliche Ausgestaltung<br />

und Umsetzung des neuen Freiwilligendiens-<br />

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Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

tes gegeben sein wird. Außerdem soll durch eine<br />

Koppelung an das FSJ/FÖJ erreicht werden, dass keine<br />

Verdrängung des alten Formates FSJ stattfindet.<br />

Die <strong>AWO</strong> verständigte sich darauf, dass in einem<br />

ersten Schritt vor allem junge Menschen angesprochen<br />

werden sollen und die beiden Formen über<br />

| Bereich: Bürgerschaftliches Engagement<br />

Bürgerschaftliches Engagement 2010<br />

Freiwilliges ehrenamtliches Engagement ist ein<br />

zentraler Wert und ein Wesensmerkmal der <strong>AWO</strong>.<br />

Dies wird umfassend als Bürgerschaftliches Engagement<br />

bezeichnet und stellt im Sinne der <strong>AWO</strong> die<br />

lebendige Bürgergesellschaft dar, macht solida -<br />

rischen Zusammenhalt erlebbar und gestaltet<br />

das demokratische Gemeinwesen. Den Wert dieses<br />

Engagements haben mittlerweile Politik und Verwaltung<br />

erkannt, aber nicht als demokratischen<br />

zivilen Wert, sondern primär, um Kosten insbesondere<br />

in sozialen Dienstleistungen zu kompensieren.<br />

Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag<br />

2009 die Erstellung einer Nationalen Engagementstrategie<br />

beschlossen und 2010 im Rahmen des<br />

Nationalen Forums für Engagement und Partizipa -<br />

tion umgesetzt. An diesem Forum beteiligte sich<br />

der Bundesverband der <strong>AWO</strong> und ließ seine Expertise<br />

und auch Forderungen für die Förderung<br />

von freiwilligem Engagement einfließen. Vonseiten<br />

der Bundesregierung blieben die Empfehlungen<br />

dieses Beteiligungsprozesses der Verbände unbeachtet.<br />

Im Oktober 2010 wurde eine Nationale<br />

Engagementstrategie verabschiedet, die keine<br />

Anknüpfungspunkte für Wohlfahrtsverbände bietet.<br />

Offen beschreibt die Bundesregierung, dass das<br />

Bürgerschaftliche Engagement als Beitrag zur<br />

Träger angeboten werden, die der Zentralstelle beim<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband zugeordnet sind. Entscheidend<br />

für das Jahr 2011 wird die Umsetzung und die<br />

Gewinnung von Freiwilligen für die <strong>AWO</strong> sowie die<br />

Veränderung für die Einsatz- bzw. Dienststellen in<br />

Bezug auf den Wechsel von einem Pflicht- zu einem<br />

Freiwilligendienst sein.<br />

Bewältigung politischer Aufgaben und zur Sicherung<br />

von Wachstum und Wohlstand benötigt wird.<br />

Aus Sicht der <strong>AWO</strong> bestärkt dies den kritischen Trend<br />

eines funktionalen Verständnisses von Engagement,<br />

und die Fortführung der Nationalen Engagementstrategie<br />

wird daher kritisch begleitet.<br />

Um Bürgerschaftliches Engagement in der <strong>AWO</strong><br />

insgesamt zu stärken und den Austausch der Gliederungen<br />

zu fördern, beschloss die Geschäftsführerkonferenz<br />

im Frühjahr 2010 die Gründung eines<br />

„Arbeitskreises Engagementförderung“, in dem die<br />

Landes- und Bezirksverbände sowie das Bundes -<br />

jugendwerk ebenfalls vertreten sind. Die konstituierende<br />

Sitzung des AK fand im Oktober statt. Über<br />

den Bundesverband erfolgt die zentrale Koordinierung,<br />

wo 2010 die Stelle eines Referenten/in für<br />

Bürgerschaftliches Engagement geschaffen wurde.<br />

Somit sind 2010 wichtige Rahmenbedingungen für<br />

eine zentrale Förderung des Themas Bürgerschaftliches<br />

Engagement in der <strong>AWO</strong> geschaffen worden.<br />

Die Entwicklungen des BBE (Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches<br />

Engagement) führten in den Gliederungen<br />

in den vergangenen Jahren zur vermehrten<br />

Kritik. 2002 originär zur besseren Vernetzung der<br />

Akteure im Engagementbereich auch von der <strong>AWO</strong><br />

mitgegründet, fand eine Ausweitung der Aktivi täten<br />

statt, die teilweise in Konkurrenz zu den Strukturen<br />

der <strong>AWO</strong> steht. Nach intensiver Diskussion unter<br />

Beteiligung der Landes- und Bezirksverbände wurde<br />

der Austritt des Bundesverbandes aus dem BBE<br />

zum Jahresende beschlossen.


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| Kommunikation<br />

Die Abteilung Kommunikation beschäftigt sich vor<br />

allem mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, den<br />

Neuen Medien, strategischen Kampagnen, der<br />

Durchführung von bundesweiten Projekten und<br />

Wettbewerben und dem Tagungsmanagement.<br />

Europäisches Jahr gegen Armut<br />

Die Aktivitäten der Abteilung Kommunikation standen<br />

im Jahr 2010 ganz im Zeichen des Europäischen<br />

Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung<br />

(EJ 2010). Der Bundesverband der <strong>AWO</strong> nahm das<br />

EJ 2010 zum Anlass, eine offensive und zielgruppenspezifische<br />

Öffentlichkeitsarbeit zu lancieren<br />

und die <strong>AWO</strong> als einen der großen Akteure zu etablieren.<br />

Verbandsintern wurden die Landes- und<br />

Bezirksverbände angeregt, sowohl selbstständig als<br />

auch in Kooperation mit dem Bundesverband<br />

Projekte zu diesem Thema durchzuführen und sich<br />

durch eine intensive regionale Öffentlichkeitsarbeit<br />

zu engagieren.<br />

Schüler- und Fotowettbewerb<br />

Zum Auftakt des<br />

EJ 2010 initiierte<br />

und organisierte<br />

die Abteilung<br />

Kommunikation zwei bundesweite Wettbewerbe.<br />

„Ohne Moos nix los!?“ hieß der deutschlandweit erfolgreiche<br />

Schüler- und Jugendwettbewerb und<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

„Arm in einer reichen Gesellschaft“ nannte sich der<br />

sehr gelungene Fotowettbewerb. Ziel beider Wettbewerbe<br />

war es, Menschen aller Altersklassen und<br />

Schichten dazu anzuregen, sich kreativ mit den Themen<br />

des EJ 2010 auseinanderzusetzen. Die jeweiligen<br />

Preisverleihungen stellten die öffentlichkeitswirksamen<br />

Höhepunkte der Wettbewerbe dar. Die<br />

Preisverleihung des Fotowettbewerbs wurde dabei<br />

passenderweise im Rahmen der Messe photokina in<br />

Köln, dem Highlight und dem Zentrum der Fotografie<br />

für alle Fotobegeisterten, durchgeführt.<br />

Die Webseiten www.awo-schuelerwettbewerb.org<br />

und www.awo-fotowettbewerb.org wurden selbst<br />

nach Beendigung der Wettbewerbe noch rege besucht.<br />

Fokuswoche<br />

Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war die sogenannte<br />

„Fokuswoche“, die dazu diente, konzentrierte<br />

Aktionen in Berlin unter der Leitung der<br />

Nationalen Armutskonferenz (nak) vom 19. bis zum<br />

25. Juni 2010 durchzuführen. Hier stellte sich die<br />

<strong>AWO</strong> mit gleich vier Aktionen breit auf. Mit dem<br />

„Aktionstag“ wurden vor allem Jugendliche angesprochen.<br />

Deren Interesse sollte vor allem durch<br />

eine aufgestellte „Protestwand“ am Potsdamer<br />

Platz, an der jede/r seine/ihre Meinung zum Thema<br />

„Armut und soziale Ausgrenzung“ schreiben konnte,<br />

geweckt werden. Zeitgleich wurden die Fußgän-<br />

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ger/innen durch Plakataktionen, die Kinderarmut<br />

anprangerten, sensibilisiert. Diese Aktion führte der<br />

Bundesverband gemeinsam mit dem Berliner Jugendwerk<br />

der <strong>AWO</strong> durch.<br />

Darüber hinaus organisierte der Bundesverband<br />

in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Berlin<br />

und der Nationalen Armutskonferenz (nak)<br />

sogenannte „Kieztouren“. Hier wurden Bürger/<br />

innen, Politiker/innen und die Presse in Einrichtungen<br />

der <strong>AWO</strong> eingeladen, um sich ansehen zu können,<br />

wie bei der <strong>AWO</strong> vor Ort täglich gegen Armut<br />

und sozi ale Ausgrenzung gekämpft wird.<br />

Das Sozialpolitische Institut Berlin (SPI) führte im<br />

Rahmen des Aktionstages ein selbst geschriebenes<br />

Theaterstück auf. In diesem wurden Alltagsszenen<br />

rund um das Thema Armut und soziale Ausgrenzung<br />

dargestellt.<br />

Des Weiteren organisierte der Bundesverband während<br />

der „Fokuswoche“ in Zusammenarbeit mit<br />

dem Zukunftsforum Familie (ZFF) und dem Verband<br />

alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) einen<br />

Workshop zum Thema „Kinder und Armut – Kindergrundsicherung“<br />

für eine breite Fachöffentlichkeit.<br />

Dieser Workshop war in den „Forumstag“ der<br />

nak eingebettet, der in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz<br />

stattfand und etliche weitere Workshops<br />

rund um das Thema Armut anbot.<br />

<strong>AWO</strong> läuft gegen Armut<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Im September 2010 beteiligten sich der Bundesverband<br />

und die Berliner und Brandenburger <strong>AWO</strong>-<br />

Gliederungen am großen „Berliner Firmenlauf“.<br />

Unter dem Motto „<strong>AWO</strong> läuft gegen Armut“ gaben<br />

die fast 50 <strong>AWO</strong>-Mitarbeiter/innen auf der Strecke<br />

rund um die Straße des 17. Juni alles. Insgesamt<br />

starteten dort 7.500 Teilnehmer/innen.<br />

Kampagne gegen Sozialabbau: Jetzt geht’s ans<br />

letzte Hemd!<br />

Im „Herbst der Entscheidungen“<br />

entschloss sich der Bundesverband<br />

zusammen mit<br />

seinen Gliederungen gegen die<br />

Sozialpolitik der Bundesregierung<br />

eine Kampagne unter<br />

dem Motto „Jetzt geht’s ans<br />

letzte Hemd!“ ins Leben zu rufen, um gegen den<br />

Sozialabbau zu protestieren. So wurden im ganzen<br />

Land „letzte Hemden“ gesammelt, die die <strong>AWO</strong><br />

am 16. September 2010 vor dem Reichstagsge -<br />

bäude aufhängte. Darüber hinaus startete die <strong>AWO</strong><br />

eine Unterschriftenaktion gegen den Abbau des<br />

Sozialstaates. Für die Kampagne wurden eine eigene<br />

Webseite www.awo-dasletztehemd.org und<br />

erstmalig eine Facebook-Seite eingerichtet. Damit<br />

sollte nicht nur über Kampagnenaktivitäten informiert,<br />

sondern auch ein Diskussionsforum geboten<br />

werden, was erfreulicherweise auf reges Interesse<br />

stieß.<br />

<strong>AWO</strong>-Kampagne: „ Jetzt geht´s ans letzte Hemd!“, Protesttag am 16. September 2010 vor dem Reichstagsgebäude in Berlin.<br />

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Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Sozialkonferenz in Essen<br />

Politischer Höhepunkt der öffentlichkeitswirksamen<br />

<strong>AWO</strong>-Aktivitäten im EJ 2010 war die „Sozialpoli -<br />

tische Fachkonferenz“ im Herbst in Essen. Auf der<br />

Grundlage eines <strong>Bundeskonferenz</strong>beschlusses aus<br />

dem Jahr <strong>2008</strong> organisierte der <strong>AWO</strong> Bundes verband<br />

als erste Veranstaltung dieser Art am 1. Oktober<br />

2010 eine „Fachkonferenz zur Zukunft der Sozialpolitik<br />

in Deutschland“ mit dem Titel „Zusammenhalt<br />

stärken – Ausgrenzung verhindern“.<br />

Im Vorfeld der Konferenz entwickelten die <strong>AWO</strong>-<br />

Gremien eine sozialpolitische Grundsatzerklärung<br />

als Diskussionsvorlage für die Delegierten. Alle<br />

Beteiligten der Konferenz erhielten diese „Essener<br />

Erklärung“ vorab. Die Erklärung wurde breit kommuniziert<br />

und unter anderem in der vom <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband herausgegebenen Fachzeitschrift<br />

„Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit“ abgedruckt<br />

(Heft 6/2010). An der „Sozialpolitischen Fachkonferenz“<br />

beteiligten sich prominente Redner/innen<br />

wie beispielsweise die damalige Verfassungsrichterin<br />

Dr. Hohmann-Dennhardt und der SPD-Bundesparteivorsitzende<br />

Sigmar Gabriel.<br />

<strong>AWO</strong>-Sozialbarometer misst den sozialen<br />

Zusammenhalt in Deutschland<br />

Am 5. Juli 2010 lag<br />

das Ergebnis des<br />

ersten <strong>AWO</strong>-Sozialbarometers<br />

vor. Mit<br />

dem Sozialbarometer fragt die <strong>AWO</strong> zu Beginn<br />

jeden Monats 1.000 Bürger/innen nach ihrer<br />

Meinung zu sozialpolitisch relevanten Themen in<br />

Deutschland. Idee des <strong>AWO</strong>-Sozialbarometers ist es,<br />

mit Daten unterfütterte Debatten für den sozialen<br />

Zusammenhalt in Deutschland anzustoßen und<br />

dabei die Öffentlichkeit für Standpunkte der <strong>AWO</strong><br />

zum Thema zu sensibilisieren.<br />

Die Daten erhebt das Institut TNS Infratest. Die<br />

Ergebnisse der Umfrage und vertiefende Informationen<br />

sind für den jeweiligen Monat auf der Startseite<br />

von www.awo-sozialbarometer.org einsehbar<br />

und stehen als Download zur Verfügung. Mit jeder<br />

neuen Umfrage werden die vorherigen Materialien<br />

in einem Archiv gespeichert. Die Jahresergebnisse<br />

werden jährlich in einer Broschüre zusammenfassend<br />

präsentiert.<br />

Die Sozialkonferenz stieß auf regen Andrang. Als Redner kam der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel.


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20 Jahre <strong>AWO</strong>-Einheit in Deutschland –<br />

Festakt im Roten Rathaus<br />

„Es war ein wunderbarer Moment 1990 als wir –<br />

Ost und West – gemeinsam unsere soziale Arbeit<br />

aufnehmen konnten“, so <strong>AWO</strong> Präsident Wilhelm<br />

Schmidt auf der 20-Jahr-Feier der Arbeiterwohlfahrt<br />

im Roten Rathaus zu Berlin. In einer feierlichen<br />

Stunde erinnerten Zeitzeugen an die bewegten Verbandsjahre<br />

nach der offiziellen <strong>AWO</strong>-Wiedervereinigung<br />

am 10. November 1990 bis zum Jahr 2010.<br />

Der ehemalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang<br />

Thierse hob in seiner Festrede die Bedeutung eines<br />

Wohlfahrtsverbandes wie der <strong>AWO</strong> für den gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt hervor. „Die <strong>AWO</strong> ist für<br />

die politischen Debatten um eine sozial gerechte<br />

Gesellschaft von großer Bedeutung, aber eben<br />

auch, weil sie zugleich menschliche Zuwendung vor<br />

Ort, soziale Arbeit nahe am Menschen leistet“,<br />

betonte Thierse.<br />

Nach dem Verbot 1933 und der gewaltsamen<br />

Teilung Deutschlands nach Kriegsende 1945 musste<br />

die <strong>AWO</strong> nach 1989 in Ostdeutschland bei null<br />

anfangen. In den folgenden zwei Jahrzehnten ist<br />

sie zu einem wichtigen Sozialdienstleister von<br />

Mecklenburg-Vorpommern bis Sachsen geworden.<br />

Anlässlich der Feier hat der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

unter dem Titel „20 Jahre <strong>AWO</strong>-Einheit in Deutschland“<br />

eine kleine Broschüre herausgegeben. Hier<br />

berichten Zeitzeugen aus Ost und West über die<br />

rasanten Jahre nach dem Mauerfall und dem Einigungsprozess<br />

des Verbandes.<br />

Festredner Wolfgang Thierse.<br />

„Zusammenhalt mit Herz.“<br />

Die neue Imagebroschüre der <strong>AWO</strong><br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

Im Sommer 2010 erschien die neue Imagebro schüre<br />

„Zusammenhalt mit Herz.“ Die Broschüre gibt<br />

einen Einblick in die Arbeitsfelder und Positionen<br />

der <strong>AWO</strong>. Sie enthält einen Beileger mit kompakten<br />

Informationen zur <strong>AWO</strong>. Die Broschüre kann unter<br />

www.awo.org/awo-deutschland angesehen und<br />

heruntergeladen werden.<br />

v.l.n.r.: <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzender Wolfgang Stadler,<br />

<strong>AWO</strong> Präsident Wilhelm Schmidt, ehem. Bundestagspräsident<br />

Wolfgang Thierse und Prof. Dr. Manfred Ragati, Ehrenvorsitzender<br />

des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes.<br />

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Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

| Justiziariat/Personal<br />

Die Stabsstelle Justiziariat/Personal umfasst folgende<br />

Tätigkeitsbereiche:<br />

Justiziariat<br />

Das Justiziariat ist zuständig für die Beratung des<br />

Vorstandes des Bundesverbandes in allgemeinen<br />

Rechtsangelegenheiten, die gerichtliche und außergerichtliche<br />

Vertretung sowie für die Verständigung<br />

zu rechtlichen Themen auf Bundesebene. Seine<br />

Aufgabe ist es, rechtliche Probleme im Vorfeld zu<br />

erkennen, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen<br />

mit dem Ziel, Streitigkeiten zu vermeiden.<br />

Personal/Arbeitsrecht<br />

Der Bereich Personal betrifft die Fragen der Personalbeschaffung<br />

und Personalverwaltung der<br />

Beschäftigten des Bundesverbandes.<br />

| Zentraler Dienst<br />

Die Abteilung Zentraler Dienst unterstützt die Fachabteilungen<br />

bei der Durchführung ihrer Aufgaben.<br />

Zu dieser Abteilung gehören die Arbeitsfelder mit<br />

ihren Schwerpunkten:<br />

Betriebsdienst<br />

Versorgung der Geschäftsstelle mit allen für die<br />

Durchführung eines reibungslosen Bürobetriebs<br />

notwendigen Materialien sowie der Büroausstattung.<br />

Darüber hinaus werden in diesem Arbeitsfeld<br />

die im Bundesgebiet vorhandenen Immobilien<br />

bewirtschaftet.<br />

IT<br />

Aufgabe der IT ist die Bereitstellung einer möglichst<br />

redundanten, aber auch funktionalen Arbeitsum -<br />

gebung sowie die sichere Aufbewahrung der elektronischen<br />

Daten.<br />

Verlag/Vertrieb<br />

Der Bundesverband verlegt Informationsmaterialien<br />

und Broschüren. Die effektive Abwicklung dieser<br />

Arbeiten obliegt diesem Team. Diese Druckereierzeugnisse<br />

werden neben Werbeartikeln, Ausstellungen<br />

und Wohlfahrtsmarken innerhalb des<br />

Verbandes vertrieben und unterstützen die Gliederungen<br />

in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben.<br />

Rahmenverträge & <strong>AWO</strong> Einkaufsverbund<br />

In der Stabsstelle Justiziariat/Personal erfolgt die<br />

vertragliche Arbeit für den Bereich der <strong>AWO</strong> Rahmenverträge<br />

und den <strong>AWO</strong> Einkaufsverbund.<br />

Wirtschaftsrecht, insbesondere Gewerblicher<br />

Rechtsschutz<br />

Zu den Aufgaben des Justiziariats gehört die Bearbeitung<br />

vielfältiger juristischer Fragestellungen<br />

des Wirtschaftsrechts, unter anderem im Handelsrecht,<br />

Gesellschaftsrecht und Vergaberecht.<br />

Neben der Hauptaufgabe der Abteilung 10 „Zentraler<br />

Dienst“ ist seit Kurzem ein wichtiges Zukunftsprojekt<br />

innerhalb der Abteilung angesiedelt.<br />

Umweltbewusst handeln: Energie- und Umweltberatung<br />

für den <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

Im September 2009 richtete der Bundesverband<br />

eine Energie- und Umweltberatungsstelle ein. Mit<br />

telefonischer Hotline, Beratung vor Ort sowie Artikeln<br />

in unseren Verbandsmedien werden Anstöße<br />

zu Energieeffizienz und Umweltschutz gegeben.<br />

Beispielberichte für <strong>AWO</strong>-Kitas, Senioreneinrichtungen<br />

oder ein Verwaltungshaus stehen bereits als<br />

Anregungen zur Verfügung. Neben Energie- und<br />

Umwelteffekten werden auch handfeste Kostenvorteile<br />

erreicht.<br />

Workshops und ein neues <strong>AWO</strong>-Internetforum<br />

intensivieren den Erfahrungsaustausch der Fachkollegen/innen<br />

untereinander, stärken die Wissensbasis<br />

und bringen neue Impulse von außen in<br />

die <strong>AWO</strong>. Ein Softwaretool zum Erfassen und<br />

Bewerten von Energie- und Umweltdaten wurde<br />

entwickelt. Hiermit können Chancen für Verbes -<br />

serungen besser erkannt und Energiebezugs -<br />

verhandlungen erleichtert werden. Umweltverträglichkeitsaspekte<br />

beziehen wir bei unseren zentralen<br />

Einkaufsverhandlungen mit ein. Vorschläge zu<br />

einem Umweltkonzept für die <strong>AWO</strong> werden erar -<br />

beitet.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:08 Uhr Seite 51<br />

| Fördermittelmanagement<br />

Die Abteilung Fördermittelmanagement ist die<br />

zentrale Serviceeinrichtung für die Verwaltung von<br />

Förderprogrammen des Bundes sowie einiger<br />

Stiftungen. Die Querschnittsaufgaben dienen der<br />

| Glücksspirale<br />

| Deutsches Hilfswerk<br />

| Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

2010 bezuschusste die Glücksspirale<br />

42 Projekte der <strong>AWO</strong> mit insgesamt 3,0<br />

Mio. Euro. Der Schwerpunkt der unterstützten<br />

Projekte lag in den Bereichen<br />

„Hilfen für Beratungs- und Betreuungsdienste“<br />

sowie „Hilfen für Senioren -<br />

arbeit“.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband ist allen Trägern<br />

dankbar, die durch eine medien-<br />

Die Arbeiterwohlfahrt erhielt 2010 aus<br />

der ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an<br />

der Sonne“ rund 12,1 Mio. Euro für die<br />

Förderung von insgesamt 70 Projekten.<br />

Schwerpunkt der Lotterie ist die Förderung<br />

von Einrichtungen der Alten -<br />

hilfe. Außerdem werden Einrichtungen<br />

und Projekte im Bereich Kinder-,<br />

Jugend- und Gesundheitshilfe bezuschusst.<br />

Die größte Anzahl der Anträge<br />

aus der Arbeiterwohlfahrt ist der Altenhilfe<br />

zuzuordnen. Dabei wurden Ein-<br />

2010 erhielt die Arbeiterwohlfahrt vom<br />

Kuratorium Deutsche Altershilfe Fördermittel<br />

für folgende Bereiche:<br />

• Hospitation in innovativen Wohnund<br />

Betreuungskonzepten<br />

3.287 Euro<br />

• Spezielle Qualifizierung im Hinblick<br />

auf Schwerpunktbereiche<br />

758.520 Euro<br />

• Umsetzung von Quartierskonzepten<br />

20.000 Euro<br />

Das Jahr 2010 im Bundesverband<br />

sachgerechten verwaltungsmäßigen Abwicklung<br />

von Fördermaßnahmen und -projekten und der<br />

gesicherten Mittelweiterleitung an die örtlichen<br />

Projektträger.<br />

wirksame Öffentlichkeitsarbeit ihre Projekte<br />

vorstellen und die Herkunft der<br />

Fördermittel entsprechend darstellen.<br />

Dies ist wichtig, um den Bekanntheitsgrad<br />

der Lotterie zu erweitern und weiterhin<br />

attraktiv zu gestalten. Der Dank<br />

gilt auch und vor allem den Mitspielern/innen<br />

bei der Lotterie. Erst durch<br />

ihren Spieleinsatz sichern sie die Mittel<br />

zur Förderung von sozialen Projekten.<br />

richtungen des gesamten Spektrums<br />

gefördert.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband dankt allen<br />

Trägern, die durch die öffentliche Dokumentation<br />

der Herkunft der Mittel dazu<br />

beitragen, die Attraktivität der Lotterie<br />

zu steigern. Der Dank bezieht ebenso<br />

diejenigen mit ein, die durch den<br />

Erwerb von Losen für sich selbst oder<br />

auch als Präsente diese Fördermittel<br />

sichern.<br />

• Umsetzung von Bürgerschaftlichem<br />

Engagement, u.a. von Hilfen von<br />

älteren für ältere Menschen<br />

98.398 Euro<br />

• Wohnberatungsstellen für ältere<br />

Menschen 5.082 Euro<br />

• Konzeptentwicklung und kleinere<br />

Modellvorhaben 23.200 Euro<br />

Die Gesamtfördersumme belief sich auf<br />

908.487 Euro.<br />

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Gerechtigkeit<br />

Solidarität Toleranz F<br />

Sozialpolitik<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Verband<br />

Teilhabe<br />

Kooperation<br />

praktizierte Solidarität Sozialpolitik<br />

Gemeinschaft<br />

kämpft ehrenamtlich<br />

Kooperation<br />

professionelle Dienstleistungen<br />

unabhängig<br />

Kooperation Zugehörigkeit<br />

fördert<br />

sozial gerechte Gesellschaft Zugehörigkeit<br />

kämpft eigenständig Menschen<br />

Mitglieder<br />

Solidarität Toleranz Freiheit Gleichheit G<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Zusammenarbeit<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände<br />

und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Verbandsbericht 2010


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:09 Uhr Seite 58<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| <strong>AWO</strong> International Meilensteine 2010<br />

International<br />

Katastrophenhilfe<br />

Im Januar 2010 kam es in<br />

Haiti zu einem verheerenden<br />

Erdbeben, das mehr<br />

als 220.000 Menschenleben forderte. Die Schäden<br />

trafen das bitterarme Land, das schon lange ohne<br />

eine funktionierende Regierung ist, besonders<br />

schwer: 250.000 Menschen wurden verletzt, 1,5<br />

Millionen obdachlos. <strong>AWO</strong> International unterstützt<br />

seit Februar 2010 die lokale Partnerorganisation CSDI<br />

(Centre de Santé et Développement Integré – Zentrum<br />

für Gesundheit und integrierte Entwicklung) in<br />

vier Notlagern in Croix-des-Bouquets am Stadtrand<br />

von Port-au-Prince. Dort leben 10.000 Menschen<br />

unter prekären Bedingungen, darunter 2.500 Kinder.<br />

CSDI kümmert sich vor allem um die medizi -<br />

nische Versorgung und die Bildung der Kinder. In<br />

den Lagern wurden eine kleine Grundschule und ein<br />

Kindergarten errichtet sowie zwei Gesundheitsstationen.<br />

Aufgrund der großen Spendenbereitschaft in<br />

Deutschland und unter <strong>AWO</strong>-Mitgliedern kamen über<br />

400.000 Euro für das Projekt in Haiti zusammen. Es<br />

zeichnet sich ab, dass es in absehbarer Zeit für die<br />

Bewohner/innen der Flüchtlingslager keine Möglichkeit<br />

gibt, in neue Häuser umzuziehen. Haiti wird<br />

noch lange auf Übergangshilfe angewiesen sein.<br />

Im Juli 2010 sind infolge der schweren Überschwemmungen<br />

in Pakistan mehr als 1.000 Menschen<br />

gestorben, fast zwei Millionen Häuser wurden<br />

zerstört. Die von den Wassermassen verwüstete Fläche<br />

war mit 160.000 Quadratkilometern größer als<br />

England. <strong>AWO</strong> International unterstützte in Pakistan<br />

die Arbeit des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks<br />

(SAH). Es wurde 1.450 Familien in den von der<br />

Katastrophe besonders betroffenen Gemeinden Agra<br />

(Distrikt Charsadda) und Pir Sabak (Distrikt Nowshera)<br />

geholfen. Sie erhielten zunächst Schubkarren,<br />

Werkzeug und Zeltplanen, damit sie ihre Häuser<br />

ausgraben oder behelfsmäßige Unterkünfte bauen<br />

konnten. Für 800 Familien wurden außerdem katastrophenresistente<br />

Behausungen mit separaten Toilettenhäuschen<br />

und Waschmöglichkeiten errichtet.<br />

Ausweitung der Auslandsarbeit<br />

Die längerfristige Entwicklungszusammenarbeit von<br />

<strong>AWO</strong> International ist weiterhin auf einem guten<br />

Weg. Das im November 2009 eröffnete Auslands büro<br />

in Südasien mit Sitz in Kathmandu, Nepal, hat seine<br />

Arbeit konsolidiert. 2011 werden zwei weitere<br />

Regionalbüros in Guatemala und Indonesien eröffnet.<br />

Das Büro in Guatemala-Stadt wird zukünftig die<br />

Projekte mit den Partnern in der Region Zentralamerika<br />

begleiten, das Büro in Yogyakarta/Java die<br />

Projekte in Südostasien. Beide Regionen werden<br />

häufig von Erd- und Seebeben sowie Wirbelstürmen<br />

und Vulkanausbrüchen heimgesucht. <strong>AWO</strong> International<br />

verbessert mit der Präsenz vor Ort auch die<br />

Einsatzfähigkeit im Katastrophenfall.<br />

Innerhalb des Programms der Jugendförderung in<br />

Mittelamerika hat sich eine regionale Schule für<br />

Kommunikation entwickelt, ein Kursprogramm, das<br />

Jugendlichen aus allen zentralamerikanischen<br />

Ländern offen steht. In sechs dreitägigen Modulen<br />

lernen die Jugendlichen alles von der Technik der<br />

| 01 Mittelamerikanische Partner von <strong>AWO</strong> International im Jugendclub „Judith Auer“ in Berlin-Lichtenberg.<br />

Foto: Christiane Eitel/<strong>AWO</strong> International<br />

| 02 Oswaldo Alvarenga, Lehrer an der Videoschule in El Salvador, erklärt die Bedienung einer Videokamera.<br />

Foto: ACISAM. El Salvador.<br />

| 03 Notlager in Haiti: Diese drei Kinder besuchen wie ca. 125 andere den neu errichteten Kindergarten.<br />

Foto: Vera Siber/<strong>AWO</strong> International<br />

| 01 | 02 | 03


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Videokamera über das Schreiben eines Drehbuches<br />

bis hin zur Produktion eines Videos. Der Projektleiter<br />

Noé Valladares sagt: „Unsere Filmstars sind die<br />

ganz normalen Menschen von nebenan: die Señora,<br />

die Tortillas bäckt, der Nachbar, der Mais sät. Wir<br />

möchten unsere Belange in die Medien bringen.“<br />

Im November 2010 waren zum zweiten Mal Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen aller Partnerorganisationen<br />

von <strong>AWO</strong> International aus Mittelamerika<br />

zu einem Erfahrungsaustausch in Deutschland. Sie<br />

lernten Ansätze der Jugendarbeit der Arbeiterwohlfahrt<br />

in Berlin und Erfurt kennen, hinterließen<br />

wichtige Ideen aus ihren Projekten und nahmen<br />

wertvolle Anregungen für ihre Arbeit mit.<br />

Auf den Philippinen hat der Aufbau neuer<br />

Partnerstrukturen begonnen: Seit November 2010<br />

kooperiert <strong>AWO</strong> International auf der Insel Mindanao<br />

mit drei neuen Organisationen. Die Organi -<br />

sationen Child Alert und Talikala arbeiten im<br />

Bereich der Prävention von Kinderhandel. Armut<br />

und Unwissenheit lassen Eltern leicht Opfer von falschen<br />

Versprechen werden. Statt einer versprochenen<br />

Ausbildung erwartet die Kinder meist Zwangsarbeit<br />

und teilweise Prostitution. Child Alert und<br />

Talikala betreiben Aufklärungsarbeit in Schulen,<br />

auf öffentlichen Plätzen, Märkten, bei Elternorganisationen<br />

und Gemeindevorstehern/innen. Die<br />

Organisation Kaugamon Center ist im Bereich der<br />

Prävention von Kinderarbeit tätig. Oft leisten Kinder<br />

schwere Arbeit, um das Familieneinkommen zu<br />

erhöhen. Bestehende Gesetze zum Schutz der Kinder<br />

werden in der Realität oft ignoriert. Zusammen<br />

mit ihren Familien erarbeitet Kaugamon Center<br />

Lösungen, die die Ausbeutung der Kinder beenden.<br />

| 04 Die pakistanische Familie Asghar Khan vor ihrer neuen Unterkunft<br />

in Hassan Khel (Distrikt Charsadda). Foto: SAH<br />

| 05 Das Büroteam von Nepal und das Team Sahamati besuchen die<br />

Projektregion der Magar-Ethnie im Bergland.<br />

Foto: <strong>AWO</strong> International<br />

| 04 | 05<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Mitgliederkampagne<br />

Im November 2010 startete <strong>AWO</strong> International eine<br />

Mitgliederkampagne. Ziel ist es, <strong>AWO</strong> International<br />

im Verband noch stärker als Organisation für internationale<br />

Katastrophenhilfe bekannt zu machen.<br />

Möglichst viele <strong>AWO</strong>-Mitglieder sollen wissen, dass<br />

sie im Katastrophenfall für den eigenen Verband<br />

spenden können. Klimabedingte Katastrophen wie<br />

Wirbelstürme, Überschwemmungen oder extreme<br />

Dürren haben im letzten Jahrzehnt zugenommen.<br />

Gleichzeitig hat auch die Spendenbereitschaft zugenommen.<br />

Für Spender und Spenderinnen vor allem<br />

aus der <strong>AWO</strong> möchte <strong>AWO</strong> International Ansprechpartner<br />

sein. Bis Ende 2011 sollen deshalb 50 Kreisverbände<br />

als neue Mitglieder und als Multiplikatoren<br />

und Multiplikatorinnen geworben werden.<br />

Mehr Informationen:<br />

www.awointernational.de bzw.<br />

www.awonepal.org.np<br />

<strong>AWO</strong> International e.V., Markgrafenstraße 11<br />

Hof 1, Aufgang B, 10969 Berlin<br />

Kontakt: Tel.: 030 25292-771<br />

E-Mail: mail@awointernational.de<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.awointernational.de<br />

oder im (kostenlosen) Magazin „weitblick“<br />

<strong>AWO</strong> International<br />

ist Mitglied von<br />

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Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:09 Uhr Seite 60<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Das Bundesjugendwerk der <strong>AWO</strong><br />

Das Bundesjugendwerk als<br />

eigenständiger Kinder- und<br />

Jugendverband der <strong>AWO</strong><br />

en gagiert sich auf politischer<br />

und pädagogischer<br />

Ebene für die Interessen der<br />

jungen Generation. Als Kind<br />

der <strong>AWO</strong> und damit der<br />

Arbeiter/innenbewegung<br />

Bundesjugendwerkskonferenz 2010:<br />

Das Jugendwerk der <strong>AWO</strong> schärft sein politisches<br />

und pädagogisches Profil und wählt erstmals<br />

eine Doppelspitze in den Vorstand<br />

Ein wichtiges Ereignis des Jahres 2010 war die Bundesjugendwerkskonferenz<br />

in Münster. Mit dem<br />

Beschluss der neuen Leitsätze fanden sämtliche<br />

Beschlüsse der letzten Jahre – wie die Position zum<br />

Thema Gender oder das sozialpolitische Konzept –<br />

Eingang, womit das Jugendwerk der <strong>AWO</strong> sein Profil<br />

weiter schärfen konnte.<br />

„Jederzeit wieder – Qualität der pädagogischen<br />

Betreuung auf Jugendwerksreisen“<br />

Ein weitreichender Beschluss betrifft das Papier<br />

„Jederzeit wieder – Qualität der pädagogischen<br />

Betreuung auf Jugendwerksreisen“. Es dient allen<br />

Jugendwerksgliederungen, die Ferienfahrten anbieten,<br />

als verbindliche Grundlage für die Ausbildung<br />

von Teamleiter/innen, für Rahmenbedingungen<br />

und für die Evaluation der pädagogischen<br />

kämpft das Jugendwerk für soziale Gerechtigkeit<br />

und gegen Diskriminierung jeglicher Art. Die<br />

Schwerpunkte des Bundesjugendwerks liegen in der<br />

Bildungsarbeit für und mit Jugendwerkler/innen auf<br />

Landes- und Bezirksebene und in der offenen politischen<br />

Auseinandersetzung mit Kinderrechten und<br />

-gerechtigkeit, Armut und Sozialpolitik, Bildung und<br />

Erziehung sowie der Interkulturellen Öffnung des<br />

Jugendwerks.<br />

Betreuung. Das Jugendwerk verpflichtet sich, die<br />

vorliegenden Standards bestmöglich und flächendeckend<br />

umzusetzen. Auch <strong>AWO</strong>-Gliederungen sollen<br />

auf längere Sicht von den Ergebnissen dieses<br />

Papiers profitieren.<br />

Das Jugendwerk der <strong>AWO</strong> positionierte sich außerdem<br />

zur Situation von Kindern und Jugendlichen in<br />

Flüchtlingsunterkünften und will sich dafür einsetzen,<br />

dass die Jugendverbandsarbeit weiterhin als<br />

wichtiger Bestandteil der Bildungsarbeit für Kinder<br />

und Jugendliche wahrgenommen wird und in der<br />

Diskussion um die Neugestaltung der Bildungs -<br />

systeme nicht in Vergessenheit gerät.<br />

„Wohlstand ist Menschenrecht“<br />

Mit dem Papier „Wohlstand ist Menschenrecht“<br />

wurde die bisher aktuellste sozialpolitische Position<br />

des Jugendwerks verabschiedet. Darin fordert das<br />

Jugendwerk die Beendigung der Idee einer Kopfpauschale<br />

im Gesundheitswesen, der sozialen<br />

Selektion des Schulsystems oder der Privatisierun-


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:09 Uhr Seite 61<br />

gen öffentlicher Güter. Das Jugendwerk macht sich<br />

stark für eine wirksame finanzielle Umverteilung<br />

von oben nach unten, für den Ausbau öffentlicher<br />

Güter, Dienstleistungen und Angebote, für soziale<br />

und an Menschen orientierte Stadtplanungsentwürfe,<br />

für eine Bürgerversicherung im Gesundheitswesen<br />

sowie für die Einführung eines allgemeinen<br />

bedingungslosen Grundeinkommens.<br />

Es wurde zudem ein neuer Vorstand für das<br />

Bundesjugendwerk gewählt: Georg Förster vom<br />

Bezirksjugendwerk der <strong>AWO</strong> Unterfranken wurde als<br />

Vorsitzender bestätigt. Neu ist der Beschluss, dass<br />

ab sofort eine paritätisch besetzte Doppelspitze den<br />

Vorsitz übernimmt. Maike Eckel aus dem Bezirks -<br />

jugendwerk Ostwestfalen-Lippe wird Georg Förster<br />

damit nun gleichberechtigt zur Seite stehen.<br />

Zusammenarbeit Jugendwerk und <strong>AWO</strong><br />

Ein deutliches Signal der <strong>AWO</strong> für die Bereitschaft<br />

einer engen Zusammenarbeit mit dem Jugendwerk<br />

setzte Wolfgang Stadler in seinem Grußwort an die<br />

Bundesjugendwerkskonferenz: „So oder so, eines<br />

war mir immer klar: Die <strong>AWO</strong> ist ohne Jugendwerk<br />

nicht mehr denkbar, die <strong>AWO</strong> – das sagt sie vielleicht<br />

zu wenig – ist stolz auf ihr Jugendwerk.“<br />

Das Bundesjugendwerk setzte die bisherige Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>AWO</strong> Bundespräsidium über die<br />

bereits bestehende Kommission „Junge Menschen<br />

aktiv in der <strong>AWO</strong>“ weiter fort. Eine Idee aus der<br />

Kommission wurde im Oktober 2010 umgesetzt: Das<br />

Präsidium der <strong>AWO</strong> tagte gemeinsam mit dem<br />

Bundesvorstand des Jugendwerks, um sich über<br />

den begonnenen Prozess einer engeren Verflechtung<br />

des Kinder- und Jugendverbandes mit dem<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Erwachsenenverband auszutauschen. Viele Beispiele<br />

aus dem gesamten Verband wurden erörtert und<br />

fließen in die weitere Arbeit der Kommission ein.<br />

Die gemeinsame Sitzung wurde von den Beteiligten<br />

als „historisch“ und „richtungsweisend“ gewertet.<br />

Schwerpunkt: Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ein besonderer Schwerpunkt des Jahres 2010 lag<br />

in der Überarbeitung und Neugestaltung der<br />

Medienpräsenz des Bundesjugendwerks. Sowohl in<br />

Bezug auf digitale Medien wie die Homepage<br />

(www.bundesjugendwerk.de) oder soziale Netzwerke<br />

(Facebook, Twitter, StudiVZ) als auch auf die Verbandszeitschrift<br />

„Exzess“ hat das Bundesjugendwerk<br />

seine Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit weiter<br />

ausgebaut und ihr ein frisches Aussehen verpasst.<br />

Politisch aktiv und vernetzt<br />

Das Bundesjugendwerk engagiert sich in verschiedenen<br />

Netzwerken und Kampagnen. Dazu gehört<br />

seit 2010 das Bündnis „Änder das!“ – ein Zusammenschluss<br />

verschiedener Jugendverbände und<br />

politischer Jugendorganisationen, um gegen den<br />

politischen Kurs des Sozialabbaus, der Selektion und<br />

Unsicherheit, des Sparwahns, des Atommülls, eines<br />

Gesellschaftsbilds von gestern und der Geschlech -<br />

ter ungerechtigkeit gemeinsam Widerstand zu leisten.<br />

Weitere Kampagnen, die das Bundesjugendwerk<br />

im Jahr 2010 unterstützte, sind „Jetzt erst<br />

Recht(e) für Flüchtlingskinder!“, „Transaktions -<br />

steuer: Steuer gegen Armut“, „Vermögensteuer<br />

jetzt!“, „Pro Netzneutra lität“. Besonders am Herzen<br />

lag dem Bundesjugendwerk die Unterstützung<br />

und Verbreitung der <strong>AWO</strong>-Kampagne „Jetzt geht’s<br />

ans letzte Hemd“.<br />

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Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| GOS – Gesellschaft für Organisationsentwicklung und Sozialplanung mbH<br />

Nach über 10-jähriger<br />

Arbeit kann die gos auf<br />

vielfältige Leistungen zurückblicken.<br />

Große Pilotprojekte<br />

der QM-Entwicklung<br />

beispielsweise im Bereich der Pflege, der<br />

Kinder- und Jugendhilfe und der Behindertenhilfe<br />

haben die verbandliche QM-Strategie flankiert und<br />

wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung in der<br />

Praxis geliefert.<br />

Wichtige fachliche Qualitätsentwicklungsprojekte<br />

haben Impulse für die Versorgung demenz -<br />

erkrankter Pflegebedürftiger in ambulanten und<br />

stationären Pflegeeinrichtungen erbracht bzw. werden<br />

noch im Bereich der Palliativversorgung und<br />

Abschiedskultur sowie der Teilhabe von Menschen<br />

mit Behinderungen wirksam.<br />

Die Erstberatungen der gos im Rahmen der<br />

Entflechtungsstrategie nach den Beschlüssen zur<br />

| Aus den Projekten<br />

Palliative-Care-Ausbildung:<br />

Im Rahmen des Pilotprojektes „Palliative Care und<br />

Abschiedskultur“ konnten knapp 240 Palliative-<br />

Care-Fachkräfte ausgebildet werden. Durch die<br />

enge Kooperation mit dem Deutschen Hospiz- und<br />

Palliativverband gelang es, qualifizierte Dozententeams<br />

zu gewinnen, um diese zertifizierten und<br />

anerkannten Ausbildungen umzusetzen. Nach den<br />

positiven Erfahrungen ist eine Fortführung dieser<br />

Ausbildungsgänge geplant.<br />

Palliative Care und Abschiedskultur:<br />

Die Ergebnisse der Befragung von Angehörigen verstorbener<br />

Pflegebedürftiger aus 120 Pflegeeinrichtungen<br />

wurden inzwischen ausgewertet. Bei 1.560<br />

ausgegebenen Fragebögen wurde ein Rücklauf von<br />

ca. 30 Prozent erreicht. Eine derart große Untersuchung<br />

über die Zufriedenheit von Angehörigen mit<br />

der Sterbebegleitung von Pflegeeinrichtungen ist für<br />

die Bundesrepublik einmalig.<br />

Die Fragestellungen bezogen sich vor allem auf die<br />

Zufriedenheit mit der Berücksichtigung von Patientenverfügungen<br />

und Vorsorgevollmachten sowie der<br />

individuellen Wünsche der Pflegebedürftigen im<br />

Rahmen der Pflege und Betreuung am Ende des<br />

Verbandsentwicklung haben Anstöße für die<br />

Umsetzung der Magdeburger Grundsätze und die<br />

verschiedenen Entflechtungsmodelle gegeben.<br />

Bei alldem ist ein großer Fundus an methodischen<br />

Materialien für Kunden/innen- und Mitarbeiter/<br />

innenbefragungen, für die Erhebung der Zufriedenheit<br />

im Rahmen von Assessments, für die demenzgerechte<br />

Gestaltung von Räumlichkeiten, für interne<br />

Audits und an Grundlagen-Handbüchern für die<br />

Themen „Bürgerschaftliches Engagement“, „Pflege<br />

und Betreuung Demenzkranker“ und „Abschiedskultur“<br />

entstanden.<br />

2010 bemühte sich die gos, ihre Kompetenzen<br />

stärker in die trägerspezifische Beratungsarbeit einfließen<br />

zu lassen. War in der Vergangenheit die Teilnahme<br />

an Pilotprojekten oft Voraussetzung für die<br />

Inanspruchnahme von Beratungsdienstleistungen,<br />

so sollten Beratungsangebote künftig sehr viel breiter<br />

und trägerindividuell zur Verfügung stehen.<br />

Lebens. Auch die Zufriedenheit der Angehörigen<br />

mit deren Beratung und Begleitung sowie mit<br />

Abschieds- und Erinnerungsritualen wurde abgefragt.<br />

Insgesamt konnte eine hohe Zufriedenheit in den<br />

Piloteinrichtungen festgestellt werden. Als ein<br />

wesentlicher Faktor der Kritik stellte sich die aus<br />

Sicht der Angehörigen unbefriedigende Information<br />

der Pflegekräfte über Zeitpunkt und Zeithorizont des<br />

Sterbeprozesses ihrer pflegebedürftigen Angehörigen<br />

heraus. Auch wenn sich die Erwartungen hinsichtlich<br />

der Sicherheit von Prognosen meistens<br />

nicht erfüllen lassen, wird doch ein intensives<br />

Bedürfnis nach Kommunikation erkennbar, die<br />

Angehörige über die Situation im Sterbeprozess<br />

umfassender informiert.<br />

Schon vor Ablauf des Projektes lässt sich feststellen,<br />

dass das Abschiedsprojekt der <strong>AWO</strong> große Aufmerksamkeit<br />

in der Fachwelt genießt. Der Deutsche<br />

Hospiz- und Palliativverband attestiert der <strong>AWO</strong>,<br />

dass kein anderer Verband derart konsequent und<br />

systematisch die Weiterentwicklung der Palliativund<br />

Hospizkultur in der Pflege betreibt. Die Berater/innen<br />

der gos, die im Projekt tätig sind, wurden<br />

bereits mehrfach auf Fachveranstaltungen der Mildred-Scheel-Stiftung<br />

und der Universität Köln als<br />

Referenten/innen eingeladen.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:09 Uhr Seite 63<br />

Teilhabe für Menschen mit Behinderungen oder<br />

psychischen Erkrankungen:<br />

Die beiden Teilhabe-Projekte konzentrierten sich<br />

auf den Aspekt der sozialen Teilhabe und auf<br />

die Förderung der Partizipation – bezogen auf die<br />

alltäglichen Lebensbedingungen im Sozialraum. Der<br />

Übergang zur Förderung der politischen Partizi -<br />

pation kann hier fließend sein und wird in die<br />

Pilotprojekte mit einbezogen. Zu Beginn der Partizi<br />

pationsprojekte wurde bei den vier beteiligten<br />

<strong>AWO</strong>-Trägern eine Bestandserhebung durchgeführt,<br />

in der es neben der Erfassung relevanter Strukturdaten<br />

auch um eine inhaltliche Bewertung<br />

des Sachstandes zum Thema „Partizipation“ ging.<br />

Ergänzt wurde die Erhebung durch eine in Kooperation<br />

mit Prof. Iris Beck von der Universität Hamburg<br />

konzipierte Nutzerbefragung, bei der ca. 80<br />

Prozent der insgesamt 381 Klienten/innen zu<br />

relevanten Fragen ihrer Teilhabemöglichkeiten interviewt<br />

werden konnten. Ebenfalls erstellt wurden<br />

umfangreiche Analysen des jeweiligen Sozialraums<br />

der teilnehmenden Einrichtungen und Dienste.<br />

| Marie-Juchacz-Stiftung<br />

Die Marie-Juchacz-Stiftung<br />

erfüllt bei der <strong>AWO</strong><br />

zwei Funktionen:<br />

Sie dient der Förderung<br />

der Aufgaben der freien<br />

Wohlfahrtspflege auf allen Ebenen des Staates und<br />

der Gesellschaft und in allen Bereichen der sozialen<br />

Arbeit.<br />

Und sie fungiert als Treuhandstiftung für unselbständige<br />

Stiftungen, die von Gliederungen der <strong>AWO</strong><br />

mit unterschiedlichen Zielsetzungen ins Leben<br />

gerufen wurden.<br />

Die Marie-Juchacz-Stiftung verwaltet inzwischen<br />

treuhänderisch vier unselbständige Stiftungen mit<br />

einem Vermögen von zusammen ca. 1,2 Million<br />

Euro.<br />

Das Stiftungskapital der Marie-Juchacz-Stiftung<br />

beträgt zum Jahresende 2009 rund 748.000 Euro.<br />

Vorstand<br />

Der Vorstand wird für vier Jahre berufen und<br />

besteht aus höchstens drei Personen. Die Mitglieder<br />

des Vorstandes sind ehrenamtlich tätig.<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Die Ergebnisse der Analysen und Befragungen haben<br />

zu einer ganzen Reihe von Maßnahmen geführt, die<br />

im laufenden Jahr realisiert wurden, um wesentliche<br />

Aspekte von Teilhabe nachhaltig zu implementieren.<br />

gos-Assessment „Demenz“:<br />

Das von der gos entwickelte Beobachtungsinstrument<br />

zu Erfassung der Lebensqualität demenzkranker<br />

Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen<br />

wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend als positiver Beitrag zur<br />

Professionalisierung der Pflege und Betreuung<br />

demenzkranker Menschen begrüßt. Auch die Tatsache,<br />

dass es zusammen mit Prof. Kruse von der Universität<br />

Heidelberg als Praxisinstrument entwickelt<br />

wurde, trägt sicherlich zu dieser Bewertung bei.<br />

Die gos geht davon aus, dass dieses oder vergleichbare<br />

Instrumente künftig zur Grundausstattung der<br />

Pflege und Betreuung in der stationären Pflege<br />

gehören werden. Das gos-Assessment sticht dabei<br />

jedoch dadurch heraus, dass es vom Verhältnis zwischen<br />

Aufwand und Nutzen den besten Wert erreicht.<br />

Der Vorstand vertritt die Stiftung vor Gericht, entscheidet<br />

über die Verwendung der Stiftungsmittel<br />

und verwaltet das Stiftungsvermögen.<br />

Anlageausschuss<br />

Der Anlageausschuss berät und beschließt für den<br />

Stiftungsrat und den Stiftungsvorstand verbindlich<br />

die Richtlinien zur Vermögensverwaltung. Er besteht<br />

aus einem vom Stiftungsrat benannten Mitglied<br />

sowie je einem Vertreter von treuhänderisch verwalteten<br />

Stiftungen oder Fonds, soweit diese im<br />

Einzelfall ein Stiftungskapital von mehr als 100.000<br />

Euro haben.<br />

Der Anlageausschuss legt die Richtlinien für die Vermögensverwaltung<br />

für Stiftungsrat und Vorstand<br />

fest und berät den Vorstand bei anstehenden Entscheidungen<br />

über Geldanlagen.<br />

Dank einer konservativen Anlagestrategie in den<br />

vergangenen Jahren musste zum Jahresabschluss<br />

2010 keine Wertberichtigungen auf Geldanlagen<br />

vorgenommen werden.<br />

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Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:09 Uhr Seite 64<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS-Frankfurt a. M.)<br />

Vielfältige Kooperation in Forschungs-<br />

und Beratungsfragen<br />

Seit bald 40 Jahren – 1974 vom Bundesverband<br />

der Arbeiterwohlfahrt e.V. (<strong>AWO</strong>)<br />

gegründet und seit 1991 als rechtlich<br />

selbstständiger gemeinnütziger Verein organisiert,<br />

dessen Mitglieder sich hauptsächlich<br />

aus den Reihen der <strong>AWO</strong> stellen – beobachtet,<br />

analysiert, begleitet und gestaltet<br />

das ISS-Frankfurt a. M. als Praxisinstitut Entwicklungsprozesse<br />

der Sozialen Arbeit und erbringt wissenschaftliche<br />

Dienstleistungen für Ministerien, Kommunen,<br />

Wohlfahrtsverbände und Einrichtungsträger.<br />

Aktuelle Schwerpunkte der Institutsarbeit sind Menschen<br />

in besonderen Lebenslagen, insbesondere<br />

mit Migrationshintergrund, sowie Strukturfragen<br />

der sozialen Dienste, wie zum Beispiel die Integration<br />

von Bürgerschaftlichem Engagement. Neben<br />

der Bearbeitung bundeszentraler Fragestellungen<br />

sind die Beobachtung und Analyse landes- und<br />

regionalspezifischer Disparitäten sowie der Auswirkungen<br />

von Entscheidungen auf europäischer<br />

Ebene von zunehmender Bedeutung.<br />

Vor allem im Themenschwerpunkt „Prekäre Lebenslagen“<br />

arbeiten das ISS-Frankfurt a. M. und die<br />

<strong>AWO</strong> eng zusammen: Geringe Spielräume zur<br />

Gestaltung des eigenen Lebens, etwa aufgrund von<br />

materieller und immaterieller Unterversorgung,<br />

gefährden in grundlegender Weise das Wohlergehen<br />

der Betroffenen. Diesbezüglich zeichnen sich<br />

gegenwärtig für verschiedene soziale Gruppen problematische<br />

Entwicklungen ab. Insbesondere im<br />

Kontext der Globalisierung der Wirtschaftsmärkte,<br />

der Arbeitsmarkt- und Sozialreformen hat die Ein-<br />

kommensarmut in Deutschland und hier insbesondere<br />

die Zahl armer Familien und Erwerbstätiger<br />

(working poor) zugenommen und auch die Schere<br />

zwischen armen und reichen Gruppen bleibt groß.<br />

Weiterhin ist das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung<br />

für Kinder und Familien gewachsen.<br />

Viele soziale Fragen, zum Beispiel zur adäquaten<br />

Existenzsicherung von Kindern, bleiben gegenwärtig<br />

unbeantwortet. Für weitere soziale Probleme<br />

zeichnet sich bereits jetzt ab, dass sie in naher<br />

Zukunft deutlich an Relevanz gewinnen werden.<br />

Dazu gehört auch langfristig die Altersarmut, von<br />

der in zunehmendem Maße ältere Erwerbslose<br />

aufgrund ihrer Langzeitarbeitslosigkeit und ganz<br />

herausragend Frauen betroffen sind. Verschärfend<br />

gilt Altersarmut für Gruppen mit Migrationshintergrund,<br />

mit unterbrochenen Erwerbsbiografien<br />

sowie Erwerbsgruppen im Niedriglohnsektor.<br />

Aktuelle Projekte in Zusammenarbeit mit der <strong>AWO</strong><br />

Die Arbeiterwohlfahrt hat das ISS-Frankfurt a.M. mit<br />

der Fortsetzung der Langzeitstudie zu „Lebens -<br />

lagen, Lebensverlauf und Zukunftschancen von<br />

(armen) Kindern“ (Kurztitel: Kinder- und Jugendarmut<br />

IV) beauftragt. Das auf drei Jahre angelegte<br />

Forschungsvorhaben startete im Mai 2009. Es setzt<br />

die seit 1997 laufende Forschung in ISS und <strong>AWO</strong><br />

fort. Im neuen Vorhaben werden die 1993 geborenen<br />

Kinder und deren Eltern nunmehr zum dritten<br />

Mal befragt. Die quantitativen und qualitativen<br />

Befragungen werden ganz neue Einsichten in den<br />

Lebens verlauf, aber auch das Bewältigungshandeln<br />

von jungen Menschen geben, die unter Armuts -<br />

bedingungen aufgewachsen sind bzw. weiter aufwachsen.<br />

Claudia Laubstein, Dr. Jörg Dittmann und Gerda Holz bearbeiten das Projekt<br />

„Kinder- und Jugendarmut IV“.


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:09 Uhr Seite 65<br />

Ziele der Studie sind:<br />

• Fachliche Weiterentwicklung der praktischen<br />

(Sozial-)Arbeit mit (armen) Minderjährigen und<br />

ihren Familien,<br />

• Verbesserung der Verbandsarbeit,<br />

• Einflussnahme auf Fach-/Sozialpolitik, insbesondere<br />

zur Umsetzung struktureller Armutsprävention.<br />

Veröffentlichungen<br />

Claudia Laubstein/Jörg Dittmann/Gerda Holz (ISS-<br />

2010): Jugend und Armut. Forschungsstand und<br />

Untersuchungsdesign der <strong>AWO</strong>-ISS-Langzeitstudie<br />

„Kinder- und Jugendarmut IV“. Frankfurt a. M.<br />

ISBN: 978-3-88493-213-1<br />

Mo.Ki – Monheim für Kinder beschreibt den Leitgedanken<br />

der Monheimer Jugendhilfeplanung. Die<br />

seit 2002 mit den Bausteinen Mo.Ki I und II von<br />

<strong>AWO</strong> Niederrhein und Stadt Monheim am Rhein<br />

praktisch entwickelte und im Rahmen der wissenschaftlichen<br />

Begleitung des ISS-Frankfurt a. M.<br />

theoretisch fundierte Präventionskette „Von der<br />

Geburt bis zum erfolgreichen Berufseinstieg“ wird<br />

immer mehr zur Grundlage einer bundesweiten<br />

Neuausrichtung kommunaler Kinder-, Jugend- und<br />

Familienhilfe. Vor dem Hintergrund dieses andauernden<br />

Entwicklungs- und Gestaltungsprozesses<br />

vor Ort ist der neue Baustein „Mo.Ki 0 – Frühes Fördern<br />

von Anfang an“ als ein Start einer lebens -<br />

lauforientierten Bildungskette zu sehen, der einen<br />

systema tischen Umbau der Kinder- und Jugend hilfe<br />

zum Ergebnis hat – weg von der Reaktion auf Defizite,<br />

hin zur Prävention als aktive Steuerung und<br />

Gestaltung.<br />

Die Projektziele von „Mo.Ki 0“ sind die Entwicklung<br />

von Angeboten für armutsgefährdete Familien mit<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Kindern unter drei Jahren sowie die Verknüpfung<br />

mit der Mo.Ki-Präventionskette. Übergeordnet geht<br />

es um allgemeine Erkenntnisse zu zwei Forschungsfragen:<br />

• Was brauchen armutsbetroffene Eltern von Kindern<br />

unter 3 Jahren an unterstützenden Angeboten<br />

und<br />

• wie ist eine bedarfsorientierte Arbeit mit benachteiligten<br />

Eltern in der frühsten Kindheitsphase zu<br />

gestalten?<br />

Veröffentlichungen<br />

Gerda Holz (2010): Frühes Fördern in der Grundschule.<br />

Der Präventionsansatz des Projekts „Monheim<br />

für Kinder – Mo.Ki II“ 2010. Reinhardt Verlag.<br />

Gerda Holz/Ludger Stallmann (2010): „Mo.Ki 0 –<br />

Frühes Fördern von Anfang an“.<br />

2. Sachstandsbericht der wissenschaftlichen Begleitung<br />

des Modellprojektes: Monheim für Kinder.<br />

Nationale Armutskonferenz<br />

Die Nationale Armutskonferenz (nak) ist ein Zusammenschluss<br />

der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege,<br />

bundesweit tätiger Fachverbände<br />

und Selbsthilfeorganisationen und des Deutschen<br />

Gewerkschaftsbundes. Die Konferenz gründete sich<br />

im Herbst 1991 als deutsche Sektion des Europäischen<br />

Armutsnetzwerkes. Jörg Dittmann (ISS-Frankfurt<br />

a. M.) unterstützt die nak u.a. durch die Erfahrungen,<br />

die er in den gemeinsamen Projekten<br />

sammeln konnte.<br />

Weitergehende Informationen zum ISS-Frankfurt<br />

a. M. wie auch zu Projekten, Veröffentlichungen<br />

und Fortbildungsreihen finden Sie auf der ISS-Website<br />

www.iss-ffm.de.<br />

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Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| SOLIDAR – Plattform der <strong>AWO</strong> in Europa<br />

SOLIDAR ist ein europäisches<br />

Netzwerk von nationalen,<br />

europäischen, wie<br />

nichteuropäischen Nichtregierungs-<br />

und Gewerkschaftsorganisationen.<br />

Aktuell zählt SOLIDAR 52<br />

Mitgliedsorganisationen aus 25 Ländern. SOLIDARs<br />

Engagement erstreckt sich über die Arbeitsbereiche<br />

Soziales, Internationale Kooperation und Bildung<br />

und zielt auf die Förderung von Solidarität, Gleichstellung,<br />

Teilhabegerechtigkeit und für ein Leben<br />

aller Menschen in Würde.<br />

Für die <strong>AWO</strong> ist SOLIDAR als Interessenvertreter in<br />

Brüssel von besonderer Bedeutung. SOLIDAR ist in<br />

zahlreiche europäische Netzwerke eingebunden, die<br />

direkt Einfluss auf die Arbeit der europäischen<br />

Institutionen nehmen. SOLIDAR ist für die <strong>AWO</strong><br />

zugleich eine Plattform des Erfahrungsaustauschs<br />

und der strategischen bilateralen Zusammenarbeit<br />

mit anderen – der <strong>AWO</strong> politisch nahestehenden –<br />

Organisationen im Ausland. SOLIDAR fördert die<br />

enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedsorgani -<br />

sationen und ermöglicht es so der <strong>AWO</strong>, europa -<br />

politische Positionen in Brüssel einzubringen.<br />

Politische Arbeit: Für gesellschaftliche Teilhabe<br />

und Integration, die verbesserte Anerkennung<br />

und Förderung von Freiwilligentätigkeiten und<br />

qualitativ hochwertige Sozialdienstleistungen<br />

Im Bereich Soziales hat SOLIDAR 2010 erneut zahlreiche<br />

politische Prozesse begleitet und Positionen<br />

sowie die Expertise seiner Mitglieder und Projekt-<br />

partner aktiv in Entscheidungsfindungen eingebracht.<br />

Schwerpunkte waren das Europäische Jahr<br />

im Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung<br />

sowie die Freiwilligentätigkeit als Thema des Europäischen<br />

Jahres 2011.<br />

Als europäisches Netzwerk sozialer Dienstleister<br />

hat sich SOLIDAR besonders dafür eingesetzt, dass<br />

die sozialen Systeme in Europa nicht den sozial -<br />

poli tischen Spar- und wirtschaftspolitischen Aufschwungmaßnahmen<br />

im Lichte der Wirtschaftskrise<br />

geopfert werden und gerade jetzt in soziale<br />

Dienstleistungen und Infrastrukturen investiert<br />

wird. Im Rahmen der Erarbeitung des neuen Binnenmarktgesetzes<br />

hat SOLIDAR die Berücksichtigung<br />

des besonderen Charakters und der Ziele<br />

sozialer Dienstleistungen betont und eine Ausnahme<br />

dieser Leistungen von den Binnenmarktregeln<br />

gefordert. Auf dem „Dritten Forum zu sozialen<br />

Dienstleis tungen“ im Oktober 2010 hielt SOLIDAR<br />

einen Vortrag zu öffentlicher Auftragsvergabe und<br />

sozialen Dienstleistungen, welcher auf Alternativen<br />

zum öffent lichen Vergabewesen aufmerksam<br />

machte und gesetzliche Änderungsmöglichkeiten<br />

für eine stärkere politische Unterstützung qualititiv<br />

hochwertiger und universell zugänglicher sowie<br />

bezahlbarer Sozialdienstleistungen aufzeigte. Zum<br />

Abschluss des Forums konnte SOLIDAR zur Formulierung<br />

eines Empfehlungs katalogs an die belgische<br />

Ratspräsidentschaft beitragen und brachte seine<br />

Erkenntnisse in die Arbeit des Europäischen Parlaments<br />

ein, welches an einem Initiativbericht zur<br />

Zukunft der sozialen Dienstleistungen von allgemeinem<br />

Interesse arbeitet.


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Projekt: „Menschenwürdige Arbeit in Europa –<br />

Die Rolle des sozialen Dialogs“<br />

Das Projekt befasste sich mit der Frage, wie Initiativen<br />

und Maßnahmen von Regierungen, Arbeit -<br />

gebern und Gewerkschaften sowie Organisationen<br />

der Zivilgesellschaft dazu beitragen können, menschenwürdige<br />

Arbeitsbedingungen in Europa zu<br />

fördern. Außerdem ging es um die Beantwortung<br />

der Frage, was in sechs EU-Mitgliedsstaaten in ausgewählten<br />

Sektoren (insbesondere Bau und Pflege)<br />

und für bestimmte Zielgruppen (Migranten, junge<br />

Erwachsene) diesbezügich in den letzten Jahren<br />

erreicht werden konnte. Die Projektpartner identifizierten<br />

Inititativen und Maßnahmen, die der Verwirklichung<br />

dieses Ziels dienen sollen – insbesondere<br />

im engen Austausch mit Gewerkschaften und<br />

NGOs des sozialen Bereichs. Hauptaugenmerk war<br />

die besondere Rolle des sozialen Dialogs zur Verbesserung<br />

menschenunwürdiger und diskriminierender<br />

Arbeitsbedingungen. Erarbeitet wurden u.a.<br />

Länderberichte, ein Abschlussbericht, Arbeitspapiere<br />

und ein Handbuch für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />

sowie eine Fotoausstellung. Zudem<br />

entstand ein Papier „Menschenwürdige Arbeit und<br />

qualitative Beschäftigung“, welches 16 Empfehlungen<br />

für die Implementierung der Europa-Strategie<br />

2020 formuliert.<br />

Der SOLIDAR-Sozialausschuss: Ein erweiterter<br />

<strong>AWO</strong>-Wirkungskreis<br />

Die <strong>AWO</strong> hat momentan den Vorsitz des SOLIDAR-<br />

Sozialausschusses, der drei Mal im Jahr tagt und<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

dem alle SOLIDAR-Mitlgieder aus dem Sozialbereich<br />

sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des Brüssler Büros angehören. Der Ausschuss widmet<br />

sich in den Treffen organisations-und akti -<br />

vitätsübergreifenden Themen der EU-politischen<br />

Agenda und der Erarbeitung verschiedener Arbeitspapiere.<br />

Diskutiert werden außerdem aktuelle<br />

politische Entwicklungen, Projekte und Lobby-<br />

Kampagnen.<br />

Schwerpunkte in diesem Jahr waren sämtliche<br />

Aktivitäten rund um das Europäische Jahr im Kampf<br />

gegen Armut und soziale Ausgrenzung sowie die<br />

Freiwilligentätigkeit als Thema des Europäischen<br />

Jahres 2011. Daraus hervorgegangen sind zwei<br />

Arbeitspapiere, die SOLIDAR in seine Lobbyaktivitäten<br />

einfließen lassen hat. Das erste verweist auf<br />

das Menschenrecht auf ökonomische, soziale, kulturelle<br />

und politische Teilhabe, welches materiell<br />

abgesichert sein muss und eine tragende Säule<br />

moderner Demokratien ist. Das zweite betont den<br />

Wert der Freiwilligentätigkeit für den sozialen<br />

Zusammenhalt unserer Gesellschaften und deren<br />

Unerlässlichkeit für gesellschaftliche Integration,<br />

menschliche Wertschöpfung, individuelle Befähigung<br />

und Weiterbildung sowie für die Entwicklung<br />

einer Zivilgesellschaft und die Entfaltung aktiver<br />

Bürgerschaft. Dem müsse durch politische, finanzielle<br />

und rechtliche Unterstützung Rechnung<br />

getragen werden – auf nationaler wie auf europäischer<br />

Ebene.<br />

Weitere Informationen unter: www.solidar.org<br />

66 | 67


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Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

2010: Kampf gegen<br />

Kinderarmut und Vielfalt<br />

Familie im Fokus des ZFF<br />

2010 sollte ein Meilenstein bei der Armutsbekämpfung<br />

werden: Die Europäische Union rief das „Jahr<br />

gegen Armut und soziale Ausgrenzung“ (EJ 2010)<br />

aus und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

(BVerfG) beauftragte den Gesetzgeber, die Hartz-IV-<br />

Regelsätze neu zu gestalten. Es kam allerdings ganz<br />

anders ...<br />

Im Februar bewertete das ZFF die BVerfG-Entscheidung<br />

positiv. Es wurde im Bundesarbeitsministe -<br />

rium angehört und mischte sich mit zahlreichen<br />

Pressemitteilungen und Stellungnahmen ein. Die<br />

zentrale Forderung war die transparente und<br />

sachgerechte Auswertung der Einkommens- und<br />

Verbrauchsstichprobe (EVS) und in der Folge eine<br />

Erhöhung der Regelsätze für Kinder und Erwach -<br />

sene. Auf den dann enttäuschenden Gesetzentwurf<br />

der Bundesregierung reagierte das ZFF in einem<br />

breiten Bündnis aus Verbänden, Gewerkschaften<br />

und Wissenschaftler/innen mit einem „5-Punkte-<br />

Plan gegen Kinderarmut“.<br />

Im Rahmen des EJ 2010 veranstaltete das ZFF im<br />

Juni gemeinsam mit dem <strong>AWO</strong> Bundesverband und<br />

dem Verband alleinerziehender Mütter und Väter<br />

(VAMV) auf dem Forumstag der Nationalen Armutskonferenz<br />

(nak) einen Workshop zum Thema „Kindergrundsicherung“.<br />

Die dazu geladenen Experten/innen<br />

Dr. Jürgen Borchert und Dr. Irene Becker<br />

sowie die anwesenden Verbände bemängelten die<br />

ausbleibende Nutzung ihrer Expertise durch die<br />

Politik. Weiter diskutierten die Workshop-Teilnehmer/innen<br />

über die mögliche Realisierung einer<br />

Kindergrundsicherung.<br />

Auf das Jahr 2010 zurückblickend, sind die Ergebnisse<br />

aus Sicht der Kinder sehr enttäuschend: Die<br />

Armutsbekämpfung wurde durchgehend vernachlässigt.<br />

Stattdessen wurde die Kinderarmut durch<br />

die Streichung des Mindestelterngeldes für SGB-II-<br />

Empfänger/innen und die ausbleibende Ausweitung<br />

des Kinderzuschlags vergrößert. Noch zum Jahresende<br />

stand eine Neuregelung der Hartz-IV-Sätze<br />

aus. Ein gerechtes Aufwachsen aller Kinder garantiert<br />

für das ZFF und seine Mitstreiter/innen im<br />

Bündnis weiterhin nur die Einführung einer Kindergrundsicherung!<br />

Vielfalt Familie<br />

2010 hat das ZFF auch ein anderes seiner Kernthemen<br />

wieder aufgegriffen, nämlich die Vielfalt von<br />

Familie. Konkret standen die Themen Familienplanung<br />

und -gründung sowie Patchwork-Familien im<br />

Mittelpunkt zweier Veranstaltungen.<br />

Familienplanung und -gründung<br />

Das Lore-Agnes-Haus, ein <strong>AWO</strong>-Beratungszentrum<br />

für Familienplanung, Schwangerschaftskonflikte<br />

und Fragen der Sexualität in Essen, bildete im April<br />

den passenden Rahmen für die Fachtagung „Ein<br />

Kind um jeden Preis?! Vielfalt bei der Gründung von<br />

Familien“. Welche Faktoren fördern bzw. behindern<br />

die Entscheidung, eine Familie zu gründen? Was<br />

kann die Politik zur (weiteren) Verbesserung der<br />

| 01 Die Kampagne Kindergrundsicherung wurde 2010 erfolgreich fortgesetzt.<br />

| 02 Die Kabarettistin Uta Rotermund als „ökumenische Männerbeauftragte“ auf dem ZFF-Kongress „Ein Kind um jeden Preis?!“<br />

am 21. April 2010 in Essen.<br />

| 01 | 02


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Rahmenbedingungen beitragen? Und was ist,<br />

wenn es mit der Realisierung des Kinderwunsches<br />

auf „natürlichem“ Wege nicht klappt, etwa bei<br />

unfruchtbaren oder gleichgeschlechtlichen Paaren?<br />

Diesen Fragen ging das ZFF mit seiner Tagung auf<br />

den Grund.<br />

Als Ergebnis der Tagung kann festgehalten werden:<br />

„Nein, kein Kind um jeden Preis!“.<br />

Vielmehr sollte auch bei der Gründung von Fami lien<br />

die Vielfalt im jeweiligen Einzelfall berücksichtigt<br />

werden. Bei der Reproduktionsmedizin plädierten<br />

die Teilnehmer/innen für die Beachtung ethischer<br />

Grenzen und bei der Adoption für das Recht des<br />

Kindes auf das Wissen um die eigene Herkunft.<br />

Im Anschluss an die Tagung hat der ZFF-Vorstand<br />

ein Positionspapier zum Thema Familienplanung<br />

und -gründung verabschiedet, das unter<br />

www.zukunftsforum-familie.de zum Herunterladen<br />

bereitsteht.<br />

Patchwork-Familien<br />

Auf die Lebenssituation von Stief- bzw. Patchwork-<br />

Familien schaute im November die Fachtagung „Die<br />

Liebe wird es schon richten …?! Patchwork-Fami -<br />

lien zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ in Berlin.<br />

Deutlich wurde, dass sich diese Familienform<br />

schwer zahlenmäßig erfassen lässt, da die amtliche<br />

Statistik Daten nicht haushaltsübergreifend und<br />

lebenslaufbezogen erhebt. Laut des DJI-Survey<br />

„AID:A“ leben in Deutschland ca. 8 Prozent der Kinder<br />

in einer Stief- bzw. Patchwork-Konstellation.<br />

| 03 Sozialministerin Manuela Schwesig (3. v.l.) bei der ZFF-Tagung „Die Liebe<br />

wird es schon richten …?!“ mit der Vorsitzenden Christiane Reckmann,<br />

Geschäftsführerin Barbara König und dem stv. Vorsitzenden Dieter Heinrich<br />

(von links).<br />

| 03<br />

Das Jahr 2010 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Anders als in der medialen Wirklichkeit ist die „Normalfamilie“,<br />

also verheiratete Paare mit leiblichen<br />

Kindern, mit über 70 Prozent die häufigste Fami -<br />

lienform.<br />

Kontrovers diskutiert wurde, ob Kinder bei Scheidung<br />

und Trennung zwangsläufig immer die Verlierer<br />

sind. Die neue Herausbildung von Patchwork-<br />

Familien böte auch Chancen. Voraussetzung sei,<br />

dass beide (leiblichen) Elternteile weiterhin als<br />

verlässliche Ansprechpartner/innen zur Verfügung<br />

stehen. Bei den rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

standen – auch im Talk mit der mecklenburgischen<br />

Sozialministerin Manuela Schwesig – die Neuregelung<br />

des Sorgerechts für nicht miteinander<br />

verheiratete Eltern und ihre Auswirkungen auf<br />

Patchwork-Konstellationen im Mittelpunkt.<br />

Die Dokumentation der Veranstaltung steht unter<br />

www.zukunftsforum-familie.de zum Herunterladen<br />

bereit.<br />

Neues „altes“ Vorstands-Team<br />

Ende 2010 wählte die ZFF-Mitgliederversammlung<br />

auch einen neuen Vorstand. Alle bisherigen Vorstandsmitglieder<br />

wurden für zwei weitere Jahre<br />

im Amt bestätigt. Christiane Reckmann (<strong>AWO</strong> Bundespräsidium)<br />

leitet als Vorsitzende weiterhin<br />

den Verband, ihre Stellvertreter sind Birgit Merkel<br />

(<strong>AWO</strong> Bezirksverband Hannover) und Dieter Heinrich<br />

(PEV NW), Beisitzer sind Jürgen Otto (<strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />

Niederrhein), Michael Scheffler (<strong>AWO</strong><br />

Bezirksverband Westliches Westfalen) sowie der <strong>AWO</strong><br />

Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler.<br />

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Teilhabe<br />

Kontrolle<br />

Zugehörigkeit<br />

eigenständig<br />

ehrenamtliches Engagement<br />

Mitglieder wirtschaftlich<br />

Gemeinschaft<br />

Arbeit<br />

nachhaltig<br />

professionelle Dienstleistung<br />

für alleTransparenz Sozialpolitik<br />

Menschen<br />

ökologisch<br />

eigenständig<br />

Zugehörigkeit Verantwortung<br />

fördert sozial g<br />

ehrenamtliches Engagement<br />

Mitwirkung<br />

Ressourcen<br />

Kooperation<br />

Gleichheit Gerechtigkeit für alle<br />

Mitglieder & Mitgliedschaften<br />

der <strong>AWO</strong><br />

Verbandsbericht 2010<br />

sorgsam


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Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

Mitglieder, Einrichtungen, Beteiligungen und Mitgliedschaften<br />

Mitglieder des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes als juristische Personen sind die Landes- und<br />

Bezirksverbände der <strong>AWO</strong> sowie korporativ angeschlossene Mitglieder:<br />

Bezirksverband Baden e.V.<br />

Hohenzollernstr. 22<br />

76135 Karlsruhe<br />

Landesverband Bayern e.V.<br />

Edelsbergstr. 10<br />

80686 München<br />

Landesverband Berlin e.V.<br />

Blücherstraße 62/63<br />

10961 Berlin<br />

Landesverband Brandenburg e.V.<br />

Kurfürstenstr. 31<br />

14467 Potsdam<br />

Bezirksverband Braunschweig e.V.<br />

Peterskamp 21<br />

38108 Braunschweig<br />

Landesverband Bremen e.V.<br />

Auf den Häfen 30-32<br />

28203 Bremen<br />

Landesverband Hamburg e.V.<br />

Rothenbaumchausee 44<br />

20148 Hamburg<br />

Bezirksverband Hannover e.V.<br />

Körtingsdorfer Weg 8<br />

30455 Hannover<br />

Bezirksverband Hessen-Nord e.V.<br />

Wilhelmshöher Allee 32 A<br />

34117 Kassel<br />

Bezirksverband Hessen-Süd e.V.<br />

Borsigallee 19<br />

60388 Frankfurt/M.<br />

Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />

Wismarsche Str. 183-185<br />

19053 Schwerin<br />

Bezirksverband Mittelrhein e.V.<br />

Rhonestr. 2a<br />

50765 Köln<br />

Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e.V.<br />

Brennesstr. 2<br />

93059 Regensburg<br />

Bezirksverband Niederrhein e.V.<br />

Lützowstr. 32<br />

45141 Essen<br />

Bezirksverband Oberbayern e.V.<br />

Edelsbergstr. 10<br />

80686 München<br />

Bezirksverband Ober- und Mittelfranken e.V.<br />

Karl-Bröger-Str. 9/I<br />

90459 Nürnberg<br />

Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V.<br />

Detmolder Str. 280<br />

33605 Bielefeld<br />

Bezirksverband Pfalz e.V.<br />

Maximilianstr. 31<br />

67433 Neustadt/Wstr.<br />

Bezirksverband Potsdam e.V.<br />

August-Bebel-Str. 86<br />

14482 Potsdam<br />

Bezirksverband Rheinland e.V.<br />

Dreikaiserweg 4<br />

56068 Koblenz<br />

Landesverband Saarland e.V.<br />

Hohenzollernstr. 45<br />

66117 Saarbrücken<br />

Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.<br />

Klausenerstr. 17<br />

39112 Magdeburg<br />

Landesverband Sachsen e.V.<br />

Georg-Palitzsch-Str. 10<br />

01239 Dresden<br />

Landesverband Schleswig-Holstein e.V.<br />

Sibeliusweg 4<br />

24109 Kiel<br />

Bezirksverband Schwaben e.V.<br />

Sonnenstr. 10<br />

86391 Stadtbergen<br />

Landesverband Thüringen e.V.<br />

Pfeiffersgasse 12<br />

99084 Erfurt


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:13 Uhr Seite 107<br />

Bezirksverband Unterfranken e.V.<br />

Kantstr. 45 a<br />

97070 Würzburg<br />

Bezirksverband Weser-Ems e.V.<br />

Klingenbergstr. 73<br />

26133 Oldenburg<br />

Korporative Mitglieder<br />

<strong>AWO</strong> International<br />

Markgrafenstr. 11<br />

10969 Berlin<br />

Aufgaben: Entwicklungszusammenarbeit,<br />

Humanitäre Hilfe, Globales Lernen<br />

Familienferien- und Häuserwerk<br />

der Naturfreunde Deutschlands e.V.<br />

Warschauer Straße 58a<br />

10243 Berlin<br />

Aufgabe: Verwaltung und Beratung der Naturfreundehäuser,<br />

Rückgewinnung von Immobilien<br />

in den neuen Bundesländern<br />

Förderverein der Gehörlosen<br />

der neuen Bundesländer e.V.<br />

Schönhauser Allee 36<br />

10435 Berlin<br />

Eckturm – 1. Etage<br />

Aufgabe: Beratungs- und Betreungsarbeit<br />

für Gehörlose in den neuen Bundesländern<br />

Gesellschaft für Organisationsentwicklung<br />

und Sozialplanung<br />

Brachvogelstr. 1<br />

10961 Berlin<br />

Aufgabe: Organisationsberatung,<br />

Interne Trainingsmaßnahmen,<br />

Leitungsberatung/Supervision für Führungskräfte<br />

Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.<br />

Kronenstr. 63-69<br />

44139 Dortmund<br />

Bezirksverband Württemberg e.V.<br />

Kyffhäuserstr. 77<br />

70469 Stuttgart-Feuerbach<br />

Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.<br />

(ISS)<br />

Zeilweg 42<br />

60439 Frankfurt/Main<br />

Aufgabe: Wissenschaftliche Begleitung,<br />

Praxisforschung, Beratung/Planung,<br />

Organisationsentwicklung, Gutachten/Expertisen,<br />

Fort- und Weiterbildung<br />

Marie-Schlei-Verein<br />

Grootiushof, Grootsruhe 4<br />

20537 Hamburg<br />

Aufgabe: Unterstützung von Frauenprojekten<br />

in der Dritten Welt<br />

M.S.K. e.V.<br />

Initiative Selbsthilfegruppe<br />

Multiple Sklerose Kranker<br />

Schelmengrubenweg 29<br />

69198 Schriesheim<br />

Aufgabe: Kontakte, Informationen,<br />

Erfahrungsaustausch MS-Kranker<br />

Pädal-pädagogik aktuell e.V.<br />

Fontanestr. 2<br />

14715 Nennhausen<br />

Aufgabe: Lernwerkstatt Kita-Museum,<br />

Kulturangebot und Erzieherinnenfortbildungs -<br />

programm<br />

SoVD Sozialverband Deutschland e.V.<br />

Stralauer Str. 63<br />

10179 Berlin<br />

Aufgabe: Hilfe und Fürsorge für Behinderte,<br />

Sozialrentner, Hinterbliebene, Kriegs- und<br />

Wehrdienstopfer, Arbeitsunfallverletzte,<br />

Sozialhilfeempfänger und jugendliche Behinderte<br />

106 | 107


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:13 Uhr Seite 108<br />

Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

ZMO – Zusammenarbeit mit Osteuropa e.V.<br />

Herrn Rainer Pietrusky<br />

50354 Hürth<br />

Luxemburger Str. 337<br />

Aufgabe: Soziale und kulturelle Betreuung<br />

von Vertriebenen, Flüchtlingen, Aussiedlern,<br />

Zuwanderern und politischen Asylanten<br />

Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

Markgrafenstr. 11<br />

10969 Berlin<br />

Aufgaben: Bekämpfung von Kinderarmut<br />

und Forderungen nach einer sozial gerechten<br />

Familienpolitik, Familienbildung, Gleichstellung<br />

der Geschlechter, bessere Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf, Zeitpolitik für Frauen


Druckdatei Verbandsbericht 2010:Layout 1 28.06.2011 16:13 Uhr Seite 109<br />

| Einrichtungen des Bundesverbandes<br />

• Marie-Juchacz-Stiftung<br />

• Tagungszentrum Haus Humboldtstein<br />

| Beteiligungen des Bundesverbandes<br />

• Gesellschaft für Organisationsentwicklung u. Sozialplanung (GOS)<br />

• ElternService <strong>AWO</strong><br />

• GesundheitsService <strong>AWO</strong><br />

• Bank für Sozialwirtschaft (BFS)<br />

• Bürgschaftsbank für Sozialwirtschaft<br />

| Mitgliedschaften des Bundesverbandes<br />

• AFET Arbeitsgemeinschaft für Erziehungshilfe<br />

• AGEF Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienbildung und –beratung<br />

• AGJ Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe<br />

• AG SBV – Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände<br />

• AK Deutscher Bildungsstätten<br />

• Aktionsbündnis seelische Gesundheit<br />

• Arbeitskreis Migration und öffentliche Gesundheit der Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Migration, Flüchtlinge und Integration<br />

• <strong>AWO</strong> Arbeitgeberverband<br />

• <strong>AWO</strong> International<br />

• BAG Kinder- und Jugendschutz<br />

• BAG Straffälligenhilfe e.V. (BAGS)<br />

• BAG Wohnungslosenhilfe e.V. (BAGW)<br />

• BBE – Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement<br />

• Bensheimer Kreis<br />

• Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste u. Wohlfahrtspflege, BGW<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. (BAGSO)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Familienmediation, BAFM, Berlin<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation, BAR<br />

• Bundesarbeitskreis FSJ<br />

• Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung, bvpg<br />

• Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung<br />

• Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS)<br />

• Deutsche IPA-Sektion<br />

• Deutsche Krankenhausgesellschaft, DKG<br />

• Deutsche Welthungerhilfe, DWH<br />

• Deutscher Landesausschuss der Internationalen Konferenz für Sozialarbeit<br />

• Deutscher Verein<br />

• Deutsches Jugendinstitut e.V., DJI<br />

Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

108 | 109


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Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

• eLearning in der Pflege e.V.<br />

• Elly Heuss-Knapp-Stiftung, MGW<br />

• ENITEC European Network for Intercultural E<br />

• Europäische Akademie für Elementarerziehung (EAFE)<br />

• Europäische Koordination für d. Recht v. Migranten<br />

• European Anti-Poverty Network (EAPN)<br />

• European Council on Refugees und Exiles (ECRE)<br />

• European Network on Intercultural Elderly Care (ENIEC)<br />

• European Social Network<br />

• Familienferien- und Häuserwerk der Deutschen Naturfreunde<br />

• Förderverein der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)<br />

• Frauenhauskoordinierung<br />

• Gemeinsamer AK für Familienerholung<br />

• Gesellschaft für Datenschutz<br />

• Gesellschaft für sozialen Fortschritt, GSF<br />

• Informationsverbund Asyl<br />

• Initiative für Frieden, internationalen Ausgleich und Sicherheit, IFIAS<br />

• Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, ISS<br />

• Internationaler Rat für Hauspflegedienste – International Council of Homehelp Services<br />

• Konferenz Zentraler Fortbildungsinstitutionen für Jugend- und Sozialarbeit<br />

• Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten<br />

• Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit<br />

• Kuratorium Deutsche Altershilfe, KDA<br />

• Nationale Armutskonferenz, nak<br />

• NGO Group for the Convention on the Rights of the Child<br />

• Pro Asyl<br />

• SOLIDAR, Brüssel<br />

• SPD-Parteirat<br />

• Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv)<br />

• Versorgungsverband VBLU<br />

• WlBU – Wirtschaftsbund sozialer Einrichtungen e. G.<br />

• ZFF – Zukunftsforum Familie


Umschlag_VB<strong>2008</strong>_2011.indd 2 12.09.12 11:42


| Editorial<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

2011 war für die <strong>AWO</strong> ein ereignisreiches Jahr. So<br />

bestimmten zum Beispiel das Ende des Zivildienstes<br />

und die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />

einen Teil des Jahres die Aktivitäten des Bundesverbandes.<br />

Bedeutsam war dabei die bundesweite<br />

Kampagne „freiwillich“. Damit gelang es der <strong>AWO</strong><br />

vor allem die jungen Menschen auf das Thema Freiwilligendienste,<br />

aber auch auf die <strong>AWO</strong> selbst aufmerksam<br />

zu machen. Die Kampagne war – nicht<br />

zuletzt dank der regen Beteiligung und Unterstützung<br />

aller Landes- und Bezirksverbände - ein großer<br />

Erfolg.<br />

Mit der 2. Sozialkonferenz gelang es der <strong>AWO</strong>, das<br />

bedeutsame Thema der Pfl ege in einer angemessenen<br />

Form aufzuarbeiten und zu diskutieren. Diese<br />

Veranstaltung ermöglichte den fachlichen Dialog<br />

zwischen Ehren- und Hauptamt. Das Ergebnis ist<br />

für jedermann in der „Berliner Erklärung“ nachzulesen,<br />

in der wir unsere Positionen und Forderungen<br />

zur Zukunft der Pfl ege zusammengefasst<br />

haben.<br />

Der Bundesverband führte 2011 wieder zahlreiche<br />

Veranstaltungen durch. Erwähnen möchte ich die<br />

Veranstaltung zur Abschiedskultur, den Workshop<br />

Wertegebundenes Unternehmen, die Verleihung<br />

des Heinrich-Albertz-Friedenspreises an Jutta Limbach<br />

und die 1. Historische Konferenz der <strong>AWO</strong>.<br />

2011 haben wir ganz wesentlich an dem für die<br />

<strong>AWO</strong> existentiellem Thema Wertegebundenes Unternehmen<br />

gearbeitet. Der intensive Diskussionsprozess<br />

wird uns auch <strong>2012</strong> noch weiter beschäftigen.<br />

Ihr<br />

Wilhelm Schmidt,<br />

Vorsitzender des<br />

Präsidiums<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Verbandsbericht 2011<br />

die Werte der <strong>AWO</strong> sind ihr Fundament. Deshalb arbeitet<br />

die Bundesgeschäftsstelle daran, ihren Worten<br />

Taten folgen zu lassen. Das Thema Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf hat hohe Priorität. Damit<br />

sich das für die Beschäftigten auch in der täglichen<br />

Arbeitspraxis widerspiegelt, begann der Bundesverband<br />

2011 mit dem Auditierungsprozess „audit<br />

berufundfamilie“, um die Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie verbindlich verankern zu können.<br />

Die stärkere Ausrichtung auf ein fachpolitisches<br />

Profi l und die anwaltschaftliche Funktion der <strong>AWO</strong><br />

sorgten 2011 mit dafür, dass unsere Medienpräsenz<br />

deutlich stieg. Daneben arbeiteten wir intensiv<br />

an der zunehmenden Vernetzung in Bündnissen<br />

mit Gewerkschaften, Verbraucherzentralen, Fachverbänden<br />

und anderen Sozialverbänden, was unsere<br />

Lobbyarbeit deutlich unterstützt.<br />

Im Namen der Kolleginnen und Kollegen aus der<br />

Bundesgeschäftsstelle und natürlich vor allem meiner<br />

Vorstandskollegen Brigitte Döcker und Hans-<br />

Peter Niemeier kann ich versichern, dass wir uns<br />

mit voller Kraft auch in den folgenden Jahren dafür<br />

engagieren, dass die Arbeiterwohlfahrt eine verlässliche<br />

und anerkannte sozialpolitische Größe in<br />

Deutschland bleibt.<br />

Ihr<br />

Wolfgang Stadler,<br />

Vorsitzender<br />

des Vorstandes<br />

| 3


Der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

Verbandsbericht 2011


<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

| 6<br />

| Die <strong>AWO</strong><br />

Die Arbeiterwohlfahrt (<strong>AWO</strong>) gehört zu den sechs<br />

Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspfl ege in<br />

Deutschland. Auf der Grundlage ihrer unverrückbaren<br />

Grundwerte von Solidarität, Toleranz, Freiheit,<br />

Gleichheit und Gerechtigkeit hat die <strong>AWO</strong> seit ihrer<br />

Gründung 1919 jene Menschen im Blick, die aus<br />

unterschiedlichen Gründen zu den sozial Schwachen<br />

der Gesellschaft gehören. Die <strong>AWO</strong> setzt sich<br />

ein für benachteiligte Kinder und Erwachsene, Seniorinnen<br />

und Senioren, Menschen mit Behinderung,<br />

Menschen mit Migrationshintergrund, Wohnungslose,<br />

Beschäftigungslose oder Kranke.<br />

Trotz der Herausforderung, diese Grundwerte umzusetzen,<br />

schaffen es die ehrenamtlichen und<br />

Die <strong>AWO</strong> gliedert sich bundesweit in:<br />

30<br />

480<br />

3.800<br />

Die <strong>AWO</strong> wird bundesweit getragen von rund:<br />

382.000<br />

70.000<br />

173.000<br />

Die <strong>AWO</strong> unterhält in allen Bundesländern:<br />

über 14.000<br />

über 330.000<br />

Die <strong>AWO</strong> ist Trägerin von:<br />

über 2.100<br />

Außerdem sind im Rahmen der <strong>AWO</strong> rund:<br />

3.500<br />

Bezirks- und Landesverbände<br />

Kreisverbände<br />

Ortsvereine<br />

Mitgliedern<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitenden (Helfer/innen)<br />

hauptamtlichen Mitarbeitenden<br />

Einrichtungen und Dienste mit insgesamt<br />

Betten bzw. Plätzen<br />

hauptamtlichen Mitarbeiter/innen der <strong>AWO</strong> immer<br />

wieder, gemeinsam mit den Betroffenen Teilhabe<br />

zu organisieren und sie nicht außen vor zu lassen,<br />

ihnen eine Stimme zu geben und bei der Bewältigung<br />

ihres Lebensalltags zu helfen. Helfen jedoch<br />

nicht im Sinne von Almosen. Ziel ist es vielmehr,<br />

betroffenen Menschen den Einstieg oder die Rückkehr<br />

in die Gesellschaft zu ermöglichen.<br />

Mehr denn je geht es darum, die Stimme für Gerechtigkeit<br />

und Zusammenhalt unserer Gesellschaft<br />

zu erheben. Dies tut die <strong>AWO</strong> in ihrem Wirken für<br />

und nahe am Menschen.<br />

Heimen, wie Heime für Kinder und Jugendliche, Altenheime, Fort- und<br />

Weiterbildungsstätten, Kurheime und Frauenhäuser<br />

Selbsthilfe-, Helfer- und andere Gruppen Bürgerschaftlichen Engagements tätig<br />

Über 800 selbstständige Einrichtungen, Initiativen und Organisationen haben sich der <strong>AWO</strong> auf<br />

allen Ebenen als korporative Mitglieder angeschlossen.<br />

Die <strong>AWO</strong> hat ein eigenständiges Jugendwerk.


| Mitglieder<br />

Das Fundament der Arbeiterwohlfahrt sind seine<br />

Mitglieder. Denn sie sind es, die sich in den Verband<br />

einbringen, Verantwortung übernehmen,<br />

mit Leben füllen und diesen auch mit ihren Beiträgen<br />

unterstützen. 2011 legte der Bundesverband<br />

den „Bericht zur Mitgliederentwicklung der<br />

Arbeiterwohlfahrt 2010“ vor. Erstmals stehen den<br />

Gliederungen detaillierte Informationen nicht nur<br />

zum Stand der Mitgliederzahl zur Verfügung, sondern<br />

auch weitere wichtige Informationen wie die<br />

Ab- und Zugänge, Austrittsgründe oder Alterszusammensetzung.<br />

Die Zahl der Mitglieder betrug Ende Dezember<br />

2011: 381.878<br />

Der Mitgliederbericht offenbart im Bereich der<br />

Mitgliederentwicklung große regionale Unterschiede:<br />

So ist es besonders erfreulich, dass es<br />

weiterhin sehr lebendige und wachsende Ortsvereine<br />

gab und gibt. Auf der anderen Seite gibt es<br />

aber auch Ortsvereine, die von Überalterung oder<br />

| Der <strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

Der Bundesverband der <strong>AWO</strong> vertritt die fachpolitischen<br />

Interessen des Gesamtverbandes auf der<br />

bundespolitischen und der europäischen Ebene.<br />

Er nimmt darüber hinaus Außenvertretungen in<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

Mitgliederrückgang betroffen sind. Dem will der<br />

Bundesverband der <strong>AWO</strong> aktiv entgegenwirken. Das<br />

Ziel ist es, allen Ortsvereinen die nötige Unterstützung<br />

zukommen zu lassen, damit diese attraktive<br />

zielgruppengerechte Angebote anbieten können.<br />

Der Mitgliederbericht der <strong>AWO</strong> offenbarte zudem,<br />

dass sich auch die <strong>AWO</strong> den Folgen der bundesdeutschen<br />

demografi schen Entwicklung nicht<br />

entziehen kann. Einer immer älter werdenden<br />

Mitgliedschaft stehen immer weniger junge Neu-<br />

Mitglieder gegenüber.<br />

Auch wenn die Mitgliederzahl bereits in der Vergangenheit<br />

größeren Schwankungen unterlag,<br />

kann und soll ihr Rückgang nicht nur als natürliche<br />

Entwicklung hingenommen werden: Die Menschen<br />

sind der <strong>AWO</strong> wichtig, und mit dem Wegfall von<br />

<strong>AWO</strong> Strukturen verlieren Menschen auch die ihnen<br />

wichtige <strong>AWO</strong> vor Ort. Deshalb wird sich die <strong>AWO</strong><br />

zukünftig verstärkt mit den Fragen der Mitgliedergewinnung<br />

und Mitgliederbindung auseinandersetzen.<br />

Stiftungen, Hilfswerken, anderen Fachverbänden<br />

und Netzwerken auf der nationalen und europäischen<br />

Ebene wahr. Die <strong>AWO</strong> ist föderal organisiert.<br />

| 7


<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

| Organe des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

Die Aufgaben und Dienstleistungen des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

ergeben sich aus dem Statut, der<br />

Satzung und dem Grundsatzprogramm der <strong>AWO</strong>.<br />

Die satzungsgemäßen Gremien und Organe des <strong>AWO</strong><br />

Bundesverbandes und des Gesamtverbandes sind:<br />

• das Präsidium (17 Mitglieder)<br />

• der Vorstand (3 Mitglieder)<br />

• die <strong>Bundeskonferenz</strong> (440 Delegierte)<br />

• der Bundesausschuss (90 Mitglieder)<br />

Foto: <strong>AWO</strong> Imagebroschüre<br />

Das Präsidium<br />

Das Präsidium wird von der <strong>Bundeskonferenz</strong> für<br />

die Dauer von vier Jahren gewählt. Die Tätigkeit ist<br />

grundsätzlich ehrenamtlich. Aufgaben sind u.a. die<br />

Zustimmung zu grundsätzlichen Fragen der Verbandsführung,<br />

der sozialpolitischen Leitlinien sowie<br />

der strategischen Steuerung der Unternehmen, die<br />

Beschlussfassung über die Grundsätze und Richtlinien<br />

zur Förderung des freiwilligen Engagements,<br />

die Berufung und Abberufung des Vorstandes und<br />

der weiteren Mitglieder des Vorstandes sowie die<br />

Bestimmung der Anzahl der Vorstandsmitglieder.


| Präsidiumsmitglieder 2011:<br />

Wilhelm Schmidt,<br />

Vorsitzender<br />

Dr. Thomas Beyer<br />

Dr. Harald Groth<br />

Christiane Reckmann<br />

Bodo Champignon,<br />

Stellvertreter<br />

Maike Eckel,<br />

Bundesjugendwerk<br />

Jutta Helm<br />

Michael Rosellen<br />

Rudi Frick,<br />

Stellvertreter<br />

Georg Förster,<br />

Bundesjugendwerk<br />

Helga Kühn-Mengel<br />

Hansjörg Seeh<br />

Iris Spranger,<br />

Stellvertreterin<br />

Bärbel Fox<br />

Erika Lotz<br />

Gerwin Stöcken<br />

Dr. Manfred Ragati,<br />

Ehrenvorsitzender<br />

Dr. Petra Grimm-Benne<br />

Horst Moser<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

Ute Wedemeier<br />

| 9


<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

| 10<br />

Sitzungen des Präsidiums<br />

Das Präsidium traf sich 2011 insgesamt vier Mal zu<br />

ordentlichen Sitzungen.<br />

Schwerpunkte der Sitzungen 2011:<br />

Januar 2011<br />

• Fachkräftemangel in der <strong>AWO</strong><br />

• Nationale Armutskonferenz<br />

• Überarbeitung der Essener Erklärung mit dem Ergebnis der Verabschiedung der Sozialpolitischen<br />

Grundsatzerklärung „Zusammenhalt stärken - Ausgrenzung verhindern“<br />

• Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />

• Kooperation mit ver.di im Bereich der Pfl ege<br />

• Wertegebundenes <strong>AWO</strong>-Unternehmen<br />

Mai 2011<br />

• Start der <strong>AWO</strong>-Kampagne „freiwillich“ zur Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />

• Strategiepapier zur Förderung Bürgerschaftlichen Engagements in der <strong>AWO</strong> und Positionierung zu<br />

aktuellen Entwicklungen 2011<br />

• Wertegebundenes <strong>AWO</strong>-Unternehmen<br />

• Förderer in der <strong>AWO</strong><br />

• <strong>AWO</strong> und ver.di zur „Zukunft der Pfl ege“<br />

August 2011<br />

• Bundesfreiwilligendienst – Umsetzung für über 27-Jährige<br />

• Wertegebundenes <strong>AWO</strong>-Unternehmen<br />

• SOLIDAR – neue Strategie der Zusammenarbeit<br />

• Mitgliederentwicklung in der Arbeiterwohlfahrt bis 2010<br />

November 2011<br />

• Strategiepapier zur Förderung Bürgerschaftlichen Engagements in der<br />

<strong>AWO</strong> und Positionierung zu aktuellen Entwicklungen 2011<br />

• „Sozialombudsleute“<br />

• Lösungsansätze für wegfallende Ortsvereinsstrukturen<br />

• Strategien der <strong>AWO</strong> gegen Rechtsextremismus<br />

• Neuer <strong>AWO</strong>-Onlineservice: Redaktions- und Informationsservice, Sitzungsservice


Wolfgang Stadler<br />

Brigitte Döcker<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

Der Vorstand<br />

Der Vorstand besteht gemäß § 26 BGB aus zwei, maximal drei hauptamtlichen<br />

Mitgliedern: einer/einem Vorsitzenden und mindestens einem,<br />

höchstens zwei weiteren Mitgliedern. Sie werden jeweils für die<br />

Dauer von fünf Jahren berufen. Der Vorstand leitet den Verein eigenverantwortlich<br />

und vertritt den Verein gerichtlich und außergerichtlich.<br />

Wolfgang Stadler<br />

Der Bundesverband wird seit dem 01. Januar 2010 von Wolfgang<br />

Stadler geleitet, der zudem Geschäftsführer des ElternService ist, einem<br />

Unternehmen aller <strong>AWO</strong> Bezirks- und Landesverbände. Bevor<br />

der Bielefelder Diplom-Soziologe zum Bundesverband kam, leitete<br />

er als Geschäftsführer von 1993 bis 2009 den <strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />

Ostwestfalen-Lippe.<br />

Brigitte Döcker<br />

Seit Mai 2010 ist die Sozialmanagerin Brigitte Döcker Mitglied des<br />

<strong>AWO</strong> Vorstandes. Frau Döcker verfügt über lange und intensive Beziehungen<br />

zur <strong>AWO</strong>. Bevor sie zur <strong>AWO</strong> kam, war sie für die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrtspfl ege (BAGFW) tätig.<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

Hans-Peter Niemeier ist bereits seit 1993 bei der <strong>AWO</strong>. Als auf der<br />

<strong>Bundeskonferenz</strong> von <strong>2008</strong> in Berlin das Vorstandsmodell beschlossen<br />

wurde, wurde er direkt zum Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes<br />

gewählt.<br />

| 11


<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

| 12<br />

Der Bundesausschuss<br />

Der Bundesausschuss setzt sich zusammen aus<br />

den stimmberechtigten Vertreterinnen und Vertretern<br />

aller Landes-und Bezirksverbände, der/<br />

dem Vorsitzenden des Präsidiums und ihren/seinen<br />

Stellvertretern und Stellvertreterinnen, dem/<br />

der Vorsitzenden des Vorstandes, einer/einem<br />

Vertreter/in des Bundesjugendwerkes und je einer/einem<br />

bevollmächtigten Vertreter/in der kor-<br />

Schwerpunkte der Sitzung:<br />

Mai 2011<br />

• Junge Menschen aktiv in der <strong>AWO</strong><br />

• Pfl ege-Bürgerversicherung<br />

• Vorstellung der Arbeit von ZFF, ISS, GOS<br />

• Kampagne „freiwillich“ der <strong>AWO</strong> zur Bewerbung der Freiwilligendienste<br />

• Sachstand zur Umsetzung des Bundesfreiwilligendienstes<br />

• Mitgliederentwicklung der <strong>AWO</strong><br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong> ist das oberste Beschlussorgan<br />

des Verbandes und setzt sich nach einem<br />

festgelegten Schlüssel aus gewählten Vertreterinnen<br />

und Vertretern (Delegierten) des Gesamtverbandes,<br />

den Mitgliedern des Präsidiums, dem<br />

Vorstand, einem Mitglied des Bundesjugendwerkes<br />

und Beauftragten der korporativen Mitglieder zu-<br />

porativen Mitglieder. Er unterstützt die Arbeit des<br />

Präsidiums und beschließt über Angelegenheiten<br />

des Gesamtverbandes, sofern nicht die Rechte der<br />

<strong>Bundeskonferenz</strong> tangiert sind.<br />

Der Bundesausschuss tagt nach Bedarf, mindestens<br />

aber einmal jährlich oder auf Verlangen von<br />

mindestens der Hälfte seiner Mitglieder. 2011 tagte<br />

er zwei Mal.<br />

Mai 2011<br />

• Zur Arbeit des „vorwärts“<br />

• Vorstellung der Arbeit von SOLIDAR und <strong>AWO</strong> International<br />

• Eckpunkte „Wertegebundenes <strong>AWO</strong>-Unternehmen“<br />

• <strong>AWO</strong>-Positionspapier zum Bürgerschaftlichen Engagement<br />

• <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2012</strong> (Delegiertenzahlen)<br />

• Finanzierbarkeit der Bürgerversicherung – Vorstellung des Gutachtens von Prof. Rothgang,<br />

Universität Bremen<br />

• Pfl ege-Memorandum <strong>AWO</strong> und ver.di, Perspektiven für GUTE PFLEGE<br />

sammen. Die <strong>Bundeskonferenz</strong> tagt alle vier Jahre.<br />

Sie nimmt unter anderem Rechenschaftsberichte<br />

entgegen, wählt das Präsidium, beschließt die<br />

Mitgliedsbeiträge, verabschiedet Anträge und legt<br />

Arbeitsschwerpunkte fest. Ihre Beschlüsse sind für<br />

den Gesamtverband bindend. Die nächste <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

fi ndet vom 23. bis 25. November <strong>2012</strong><br />

in Bonn statt.


| Gremien des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

Geschäftsführerkonferenz<br />

Die Geschäftsführerkonferenz (GeKo) setzt sich<br />

aus den Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern<br />

der Landes- und Bezirksverbände zusam-<br />

Schwerpunkte der Geschäftsführerkonferenzen 2011:<br />

Februar 2011<br />

• Maßnahmen zur Stärkung des Jugendwerkes im Verband und im Unternehmen<br />

• Kampagne der <strong>AWO</strong> zur Bewerbung der Freiwilligendienste FSJ und BFD<br />

• Umsetzungen des Bundesfreiwilligendienstes – Übergang Zivildienst<br />

• Fachkraftmangel<br />

• Wertegebundenes <strong>AWO</strong>-Unternehmen<br />

Sondersitzung April 2011<br />

• Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />

Mai 2011<br />

• Einsatz von Zeitarbeit<br />

• Wertegebundenes <strong>AWO</strong>-Unternehmen<br />

• Transparenz in der Sozialwirtschaft<br />

• Förderer in der <strong>AWO</strong><br />

September 2011<br />

• Mitgliederentwicklung in der <strong>AWO</strong><br />

• Memorandum „Perspektiven für die Pfl ege älterer Menschen in Deutschland“<br />

• Situation Bundesfreiwilligendienst und FSJ<br />

• Ehemalige Heimkinder bei der <strong>AWO</strong><br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

Dezember 2011<br />

• Stand der QM-Umsetzung im Verband und Übergangsgestaltung der Zertifi zierungsverpfl ichtung<br />

im Rahmen der Magdeburger Beschlüsse<br />

• Verbindlicher Handlungsrahmen für ein verbandliches Beschwerdemanagement<br />

• Das neue Online-Portal des Bundesverbandes (Informations-, Redaktions- und Sitzungsservice)<br />

• Instrumentenreform – Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt<br />

• Entwicklung bundesweit verbindlicher <strong>AWO</strong>-Qualitätskriterien und Mindeststandards für den<br />

Ausbau des Bereichs Kinderbetreuung<br />

Arbeitskreise<br />

Die Arbeitskreise sind laut ihrer Geschäftsordnung<br />

ein Gremium der <strong>AWO</strong> Geschäftsführerkonferenz<br />

(GeKo). Sie arbeiten ihr zu und führen deren Aufträge<br />

aus.<br />

Ziel der Arbeit der Arbeitskreise ist die Unterstützung<br />

der fachlichen und organisatorischen Abstimmung<br />

der <strong>AWO</strong>-Interessen, insbesondere<br />

bezüglich trägerrelevanter Entwicklungen in den<br />

men und trifft sich in der Regel vier Mal im Jahr.<br />

2011 gab es zu den vier regulären Sitzungen ein<br />

außerordentliches Treffen anlässlich der Einführung<br />

des Bundesfreiwilligendienstes.<br />

jeweiligen Handlungsfeldern. Die Beratungsergebnisse<br />

dienen als Grundlage für Verbandspositionen.<br />

Den Vorsitz hat ein/e Vertreter/in der<br />

GeKo inne. Die Federführung liegt bei der <strong>AWO</strong><br />

Bundesgeschäftsstelle. Die Mitglieder werden von<br />

den Landes- und Bezirksverbänden schriftlich benannt.<br />

Jeder Arbeitskreis tagt in der Regel zweimal<br />

jährlich und legt der GeKo seine Ergebnisse vor.<br />

| 13


<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

| 14<br />

Arbeitskreise 2011:<br />

» Kinder, Jugend, Familie, Frauen<br />

» Behindertenhilfe, Psychiatrie<br />

» Vorsorge und Reha<br />

» Altenhilfe<br />

» Finanzen<br />

» Arbeitsmarkt<br />

» Europa<br />

» Migration<br />

» Engagementförderung<br />

Bundesgeschäftsstelle:<br />

Um eine effi ziente und transparente Arbeitsweise<br />

sicherzustellen, sind die verschiedenen Aufgaben<br />

| Organigramm 2011<br />

Vorstandsmitglied<br />

Brigitte Döcker<br />

Abt. 1<br />

Gesundheit/Alter/Behinderung<br />

Dr. Anja Ludwig<br />

Abt. 2<br />

Migration<br />

Wolfgang Barth<br />

Abt. 3<br />

<strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

Karin Kaltenbach<br />

Stabsstelle 4<br />

<strong>AWO</strong>-QM/GS QM<br />

Ullrich Wittenius<br />

Abt. 5<br />

Arbeit/Soziales/Europa<br />

Dr. Joß Steinke<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Wolfgang Stadler<br />

Abt. 6<br />

Kinder/Jugend/Frauen/Familie<br />

Klaus Theißen<br />

Abt. 7<br />

Verbandsangelegenheiten/<br />

Engagementförderung/<br />

Zukunft der Bürgergesellschaft<br />

Susanne Rindt<br />

Abt. 8<br />

Kommunikation<br />

Berit Gründler<br />

Stabsstelle 9<br />

Justiziariat/Personal<br />

Anja Weyl<br />

» Kommunikation<br />

» Recht<br />

» Personal<br />

» Qualitätsmanagement – QM<br />

» Betreuungsvereine<br />

» Schuldnerberatung, Suchtberatung,<br />

Straffälligenhilfe, Wohnungslosenhilfe<br />

» Nachhaltigkeit<br />

und Themenschwerpunkte der Bundesgeschäftsstelle<br />

in 13 Abteilungen bzw. Stabsstellen untergliedert.<br />

Vorstandsmitglied<br />

Hans-Peter Niemeier<br />

Abt. 10<br />

Zentraler Dienst<br />

Jan Buchaniec<br />

Abt. 11<br />

Fördermittelmanagement<br />

Ana Díaz González<br />

Abt. 12<br />

Finanz- und Rechnungswesen<br />

Torsten Sandersfeld<br />

Stabsstelle 13<br />

Controlling<br />

Werner Gegner


Tarifvertrag<br />

2011 wurden erste Schritte unternommen, um ein<br />

transparentes und für alle Beteiligten rechtssicheres<br />

Entgeltsystem in der Geschäftsstelle einzuführen.<br />

Infolgedessen ergriff der Vorstand des Bundesverbandes<br />

in der zweiten Jahreshälfte 2011<br />

gegenüber ver.di die Initiative. Gegen Ende des<br />

Jahres kam es zu einem Sondierungsgespräch und<br />

einer ersten Verhandlungsrunde.<br />

Grundlage der Verhandlungen, die Anfang <strong>2012</strong> zu<br />

einem Ende geführt werden sollten, war der TVöD<br />

Bund und die in den Ländern zwischen der <strong>AWO</strong><br />

und ver.di bereits vereinbarten Tarifverträge. Zum<br />

Zwecke der Tarifverhandlungen wurde eine Tarifkommission<br />

eingesetzt. Ziel dieser Verhandlungen<br />

war ein für alle verständlicher und transparenter<br />

Tarifvertrag unter der Prämisse der Besitzstandswahrung.<br />

D.h. niemand sollte unter dem neuen<br />

Tarifvertrag schlechter gestellt sein als vorher.<br />

Vereinbarkeit Familie und Beruf<br />

Für den <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

hat das Thema<br />

Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf oberste<br />

Priorität. Damit sich das für die Beschäftigten<br />

auch in der täglichen Arbeitspraxis widerspiegelt,<br />

möchte der Bundesverband ab <strong>2012</strong> einen Auditierungsprozess<br />

„audit berufundfamilie“ durchlaufen,<br />

um eine entsprechende Zielvereinbarung<br />

zu entwickeln und natürlich auch umzusetzen.<br />

In dieser Zielvereinbarung soll deutlich werden,<br />

dass Beschäftigte in vielfältigen Lebensformen<br />

integriert und Leistungen im familiären Umfeld<br />

wertgeschätzt werden. Die Vielfalt der Beschäftigten<br />

bildet die gesellschaftliche Vielfalt ab. Sie ist<br />

damit Realität für den <strong>AWO</strong> Bundesverband als Arbeitgeber<br />

und darüber hinaus die Grundlage für<br />

die Erfüllung des Verbandsauftrages, der vielfältige<br />

Perspektiven erfordert.<br />

Personalpolitisch soll das audit einen Beitrag zur<br />

Positionierung als attraktiver Arbeitgeber leisten.<br />

Dazu gehört insbesondere die Bindung von Beschäftigten<br />

an das „Unternehmen“ <strong>AWO</strong> Bundesverband.<br />

Über das audit berufundfamilie sollen<br />

Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden,<br />

die gute Arbeitsergebnisse der Beschäftigten ermöglichen.<br />

Letztere sollen dazu in ihrer Selbstverantwortung<br />

und Handlungssouveränität gestärkt<br />

werden, gerade dann, wenn sie familiäre Aufgaben<br />

wahrnehmen.<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />

Der 2011 begonnene und voraussichtlich <strong>2012</strong><br />

abzuschließende Auditierungsprozess eröffnet<br />

dem <strong>AWO</strong> Bundesverband die Chance, die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie verbindlich strukturell<br />

zu verankern. Handlungsleitende Prinzipien<br />

sind dabei die transparente Gestaltung und der<br />

gerechte Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

und Ansprüchen von Beschäftigten.<br />

Geschlechtergerechte Sprache<br />

Beim <strong>AWO</strong> Bundesverband hat das Thema Geschlechtergerechtigkeit<br />

einen sehr hohen Stellenwert.<br />

Um das zu verdeutlichen, wurde eine Handreichung<br />

für die „Geschlechtergerechte Sprache“<br />

entwickelt. Bei der Verwendung von geschlechtergerechter<br />

Sprache geht es darum, die gesellschaftliche<br />

Realität abzubilden, also eine Sprache zu<br />

nutzen, die Frauen und Männer sicht- und hörbar<br />

macht. „Denn in unserer Sprache gilt die Regel:<br />

99 Sängerinnen und 1 Sänger sind zusammen 100<br />

Sänger. Futsch sind die 99 Frauen, nicht mehr<br />

auffi ndbar.“<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband empfi ehlt die Nutzung<br />

geschlechtergerechter Sprache und hat als Grundlage<br />

für eine aktive Umsetzung im Verband 2011<br />

eine Handreichung dazu veröffentlicht.<br />

Die Frau in Klammern<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

47 Prozent aller Führungspositionen beim <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband sind in weiblicher Hand. Das zeigt<br />

die hohe Bedeutung der Geschlechtergerechtigkeit<br />

für den Bundesverband. Hier bleibt die Gleichstellung<br />

von Mann und Frau nicht nur ein politisches<br />

Lippenbekenntnis, sondern sie wird gelebt und<br />

durch familienfreundliche Arbeitsbedingungen<br />

gefördert.<br />

Quelle: Luise F. Pusch „Alle Menschen werden Schwestern“ aus der<br />

<strong>AWO</strong> Handreichung zur geschlechtergerechten Sprache.<br />

| 15


3 Uhr<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

Verbandsbericht 2011


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 18<br />

| Gesundheit, Alter, Behinderung<br />

Die Schwerpunktthemen der Abteilung Gesundheit,<br />

Alter, Behinderung sind Altenhilfe, Menschen<br />

mit Behinderung und psychischen Erkrankungen,<br />

| Bereich: Gesundheit<br />

Elly Heuss-Knapp-Stiftung<br />

Heuss-Knapp-Stiftung<br />

Müttergenesungswerk (MGW)<br />

Der Leistungsbereich Vorsorge<br />

und Rehabilitation wird<br />

seit vielen Jahren durch eine<br />

hohe Wettbewerbsorientierung<br />

sowie einen hohen<br />

Kosten- und Effi zienzdruck<br />

geprägt. Der mit dem GKV-Finanzierungsgesetz<br />

(2011) intendierte Preiswettbewerb verschärfte<br />

die Situation zusätzlich. In der Folge führte dies,<br />

trotz gleichbleibend starker Nachfrage, zu hohen<br />

Ablehnungsquoten für Mutter-Kind- bzw. Vater-<br />

Kind-Kuren und zu deutlichen Ausgabenrückgängen<br />

für diese Maßnahmen aufseiten der Krankenkassen.<br />

So gingen 2011 die Ausgaben um fast<br />

zwölf Prozent zurück.<br />

Dieser nicht nachvollziehbare Rückgang alarmierte<br />

den Haushaltsausschuss des Bundestages, der<br />

schließlich den Bundesrechnungshof mit einer<br />

entsprechenden Prüfung beauftragte. In seinem<br />

im Juni 2011 vorgestellten Prüfbericht bestätigte<br />

dieser die langjährigen Erfahrungen der MGW-<br />

Beratungsstellen. Festgestellt wurden erhebliche<br />

Mängel im Verwaltungshandeln der Krankenkassen,<br />

insbesondere eine eklatante Verletzung des<br />

Grundsatzes der Gleichbehandlung von Versicherten.<br />

Der Bundesrechnungshof sprach von „Anschein<br />

von Willkür und rechtswidrigem Verhalten“<br />

sowie „Intransparenz“.<br />

Als Konsequenz auf den Bericht forderte der Gesundheitsausschuss<br />

des Deutschen Bundestages<br />

in einem überfraktionellen Entschließungsantrag<br />

grundlegende Verbesserungen. Nach langwierigen<br />

Verhandlungen des MGW mit dem Spitzenverband<br />

der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)<br />

konnten Ende 2011 die Überarbeitung der Begutachtungs-Richtlinie<br />

für Vorsorge und Reha sowie<br />

die Entwicklung von Umsetzungsempfehlungen<br />

abgeschlossen werden.<br />

Im Mittelpunkt der Arbeit des Kuratoriums standen<br />

2011 zudem politisch-strategische Beratungen<br />

zur aktuellen Entwicklung, zur Lobbyarbeit sowie<br />

zur politischen Unterstützung und Absicherung der<br />

MGW-Strukturen und zur Weiterentwicklung der<br />

Gesundheit und die Themen Suchthilfe und besondere<br />

Lebenslagen.<br />

Stiftung. Die Weiterentwicklung und Abstimmung<br />

der mütter-/väterspezifi schen Qualitätskriterien<br />

in den Gremien des MGW bildete dabei einen<br />

Schwerpunkt.<br />

Suchthilfe und Selbsthilfe Sucht<br />

2011 war die <strong>AWO</strong> Trägerin von bundesweit rund<br />

200 unterschiedlichen Einrichtungen der Suchthilfe,<br />

die durch ca. 250 Sucht-Selbsthilfegruppen<br />

ergänzt werden. Die Angebote der Suchthilfe orientieren<br />

sich dabei an den Bedürfnissen der Hilfesuchenden<br />

und werden fortlaufend und fl exibel<br />

an die sich verändernden Bedarfslagen angepasst.<br />

Einer der Höhepunkte des Arbeitsfeldes war 2011<br />

die von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen<br />

durchgeführte dritte Aktionswoche Alkohol vom<br />

21. bis 29. Mai 2011, an der sich viele <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />

und Sucht-Selbsthilfegruppen beteiligten.<br />

Trotz geringerer fi nanzieller Unterstützung<br />

als in den Vorjahren war die Aktion ein großer Erfolg.<br />

Die <strong>AWO</strong> beteiligte sich fi nanziell am Druck<br />

des Flyers „Alkohol und Gesundheit: Weniger ist<br />

besser!“, der bundesweit verteilt wurde.<br />

2011 waren das Beratungsportal und die Online-<br />

Beratung der <strong>AWO</strong>, an der die Suchtberatungsstellen<br />

in der Pilotphase teilnehmen werden, wichtige<br />

Themen der jährlichen Arbeitstagung der <strong>AWO</strong>.<br />

Für die Bereiche Suchtberatung, Einrichtungen für<br />

chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke,<br />

Wohnungslosenhilfe wurden 2011<br />

die QM-Normen überarbeitet.<br />

2011 beschloss die GeKo einen gemeinsamen Arbeitskreis<br />

für die Arbeitsfelder Schuldnerberatung,<br />

Suchthilfe, Straffälligenhilfe und Wohnungslosenhilfe<br />

einzurichten, da hier viele Schnittstellen bestehen.<br />

Die konstituierende Sitzung fand im Dezember<br />

2011 statt.<br />

Ende 2011 wurde die 4. Kursreihe zur „Ausbildung<br />

für die freiwillige Mitarbeit in der Suchthilfe“<br />

erfolgreich abgeschlossen. Es fanden weitere<br />

Seminare für die Gruppenleiter/innen der Selbsthilfegruppen<br />

Sucht statt. Die Beratung von Selbsthilfeinitiativen<br />

war ein wesentlicher Schwerpunkt<br />

der Arbeit.


| Bereich: Alter<br />

2. Sozialkonferenz 2011 „Pfl ege von morgen<br />

braucht eine starke Gemeinschaft“<br />

Am 16. Dezember 2011 fand in Berlin die 2. Sozialkonferenz<br />

der <strong>AWO</strong> statt. Mit dem Titel „Pfl ege<br />

von morgen braucht eine starke Gemeinschaft“<br />

demonstrierte die <strong>AWO</strong>, welche herausragende<br />

Bedeutung sie dem Thema Pfl ege gibt.<br />

Mit der Veranstaltung richtete die <strong>AWO</strong> den Blick<br />

nach vorn. Sie formulierte und diskutierte zukünftige<br />

Anforderungen der Pfl ege. Dabei ging es<br />

um die vier großen Eckpfeiler: Personal, Finanzierung,<br />

Strukturen und Nutzerorientierung.<br />

Die zentralen Kernbotschaften der Veranstaltung<br />

waren:<br />

Es muss neben den Bemühungen zur Gesunderhaltung<br />

des Personals mehr denn je darum gehen,<br />

die Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen zu erhalten,<br />

sie zu steigern oder sie wiederherzustellen. Es<br />

muss zudem gelingen, die Rahmenbedingungen<br />

der Pfl ege so auszugestalten, dass Menschen gern<br />

in diesem Beruf arbeiten wollen. Dazu gehört aber<br />

auch, dass die Einrichtungen noch transparenter<br />

werden und nach außen offensiv darstellen, dass<br />

sie viel besser sind als ihr Ruf.<br />

Der demografi sche und soziale Wandel wird eine<br />

Wandlung der Pfl egeangebote nach sich ziehen<br />

müssen. Die Menschen wollen Teil der Gemeinschaft<br />

auch im Fall von Pfl egebedürftigkeit sein.<br />

Pfl ege muss ins Quartier und nicht „auf die grüne<br />

Wiese“. Und Pfl ege braucht künftig Unterstützung<br />

durch viele, nach dem Prinzip der geteilten Verantwortung<br />

auch außerhalb klassischer Familienstrukturen.<br />

Die <strong>AWO</strong> muss Ansätze gemeinschaftlicher<br />

Unterstützung fördern, moderieren und/oder<br />

Teil dieser Unterstützung sein. Die 2. Sozialkonferenz<br />

mündet in der Berliner Erklärung.<br />

Berliner Erklärung<br />

Unter dem Leitmotiv „Das solidarische Einstehen<br />

aller Gesellschaftsmitglieder für diejenigen, die<br />

alleine nicht zurechtkommen, ist der uns leitende<br />

Gedanke für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit<br />

von Altenhilfe, Pfl ege und Pfl egeversicherung“<br />

wurde in der Berliner Erklärung die Positionierung<br />

der <strong>AWO</strong> zur Pfl egepolitik zusammengefasst.<br />

Kernforderungen der Berliner Erklärung:<br />

• Einführung der Pfl ege-Bürgerversicherung und<br />

• eines neuen Pfl egebedürftigkeitsbegriffes,<br />

• bedarfsorientierte personelle Ausstattung,<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

• Vernetzung der Versorgungsstrukturen,<br />

• Stärkung der ambulanten Dienste und<br />

• Verbesserung der Situation von pfl egenden Angehörigen.<br />

Pfl ege-Bürgerversicherung.<br />

Die <strong>AWO</strong> fordert seit Langem die Einführung einer<br />

Pfl ege-Bürgerversicherung als solidarische Finanzierungsgrundlage<br />

in der Pfl egeversicherung, denn<br />

sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Verminderung<br />

von sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit.<br />

Das von der <strong>AWO</strong> in Auftrag gegebene und von<br />

Prof. Heinz Rothgang von der Uni Bremen vorgestellte<br />

Gutachten bestätigt die <strong>AWO</strong> in ihrer Forderung,<br />

dass von einer solidarischen Bürgerversicherung<br />

alle profi tieren, dass sie zukunftsfähig und<br />

nachhaltig ist und eine Finanzierungsbasis für eine<br />

menschenwürdige Pfl ege bietet.<br />

Die Ergebnisse des Gutachtens machen deutlich,<br />

dass eine Pfl ege-Bürgerversicherung sogar Leistungsverbesserungen<br />

für pfl egebedürftige Menschen<br />

und ihre Angehörigen möglich machen<br />

würde. Das grundsätzliche Problem der Sozialen<br />

Pfl egeversicherung liegt in ihrer Einnahmeschwäche.<br />

Die Mehreinnahmen, die man durch die Einbeziehung<br />

der gesamten Bevölkerung, die Verbeitragung<br />

aller Einkommensarten in einer Säule<br />

und die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze<br />

auf die derzeit in der Rentenversicherung geltende<br />

Höhe von 5.500 Euro pro Monat erzielen würde,<br />

lösen dieses Problem. Auch die sofortige Umset-<br />

| 19


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 20<br />

zung des neuen Pfl egebedürftigkeitsbegriffes<br />

wird mit der Pfl ege-Bürgerversicherung möglich.<br />

Selbst wenn weitere Leistungsverbesserungen<br />

vorgenommen, alle Leistungen dynamisiert<br />

und sich die Zahl der Pfl egebedürftigen bis 2050<br />

verdoppeln würde, könnte nach dem Rothgang-<br />

Gutachten die Pfl ege-Bürgerversicherung dazu<br />

beitragen, den Beitragssatz bis 2050 unter drei<br />

Prozent zu halten. Eine private Zusatzvorsorge<br />

wäre dann überfl üssig.<br />

<strong>AWO</strong> und ver.di – Memorandum für Perspektiven<br />

in der Pfl ege<br />

„Wir können und wollen die Situation in der Pfl ege<br />

nicht mehr länger hinnehmen“, erklären das<br />

<strong>AWO</strong> Vorstandsmitglied Brigitte Döcker und ver.di-<br />

Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke im Rahmen<br />

einer Pressekonferenz am 1. Juli 2011 zur<br />

Vorstellung des gemeinsamen Memorandums<br />

„Perspektiven für die Pfl ege älterer Menschen in<br />

Deutschland“. In diesem Memorandum haben<br />

<strong>AWO</strong> und ver.di zusammen Forderungen zur Verbesserung<br />

der Situation pfl egebedürftiger sowie<br />

pfl egender Menschen in Deutschland aufgestellt.<br />

An der Erarbeitung des Memorandums haben einige<br />

Mitglieder des Präsidiums und des Fachausschusses<br />

Sozialpolitik mitgearbeitet.<br />

Hintergrund für die vielleicht auf den ersten Blick<br />

ungewöhnliche Verbindung von <strong>AWO</strong> und der<br />

Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist der zunehmend<br />

unerträglich werdende Kosten- und Leistungsdruck<br />

im Pfl egebereich. Dazu kommt die zu<br />

Recht hohe Erwartungshaltung der zu Pfl egenden<br />

und deren Angehörigen. Kosten- und Leistungsdruck<br />

auf der einen Seite und eine berechtigt<br />

hohe Anspruchshaltung der zu Pfl egenden und<br />

ihrer Angehörigen auf der anderen Seite miteinander<br />

zu vereinbaren, wurde in den letzten Jahren<br />

immer mehr zum Balanceakt. Deshalb sahen<br />

<strong>AWO</strong> und ver.di die Leidensgrenze erreicht. Ziel<br />

des Memorandums war es, die Situation der Pfl ege<br />

in Deutschland zu verbessern.<br />

Eckpunkte des Memorandums sind:<br />

• das Recht auf Selbstbestimmung und Teilhabe<br />

pfl egebedürftiger Menschen in der Gesellschaft,<br />

• die individuelle sowie bedarfsgerechte Pfl ege<br />

und Betreuung,<br />

• ein neuer, erweiterter Pfl egebedürftigkeitsbegriff,<br />

• eine höhere Wertschätzung und bessere Bezahlung<br />

der Pfl egearbeit, mehr Personal und humanere<br />

Arbeitsbedingungen sowie<br />

• die Schaffung angemessener Rahmenbedingungen<br />

für Pfl ege mit entsprechenden Leistungsvergütungen.<br />

Vom Memorandum zum Bündnis<br />

Auf Basis der Inhalte<br />

des gemeinsamen<br />

Memorandums „Perspektiven<br />

für die Pfl ege<br />

älterer Menschen in<br />

Deutschland“ haben der <strong>AWO</strong> Bundesverband und<br />

ver.di Verbände und Organisationen gebeten, die<br />

Positionen zu unterstützen und ein gemeinsames<br />

Bündnis für Pfl ege ins Leben zu rufen. Dazu gab<br />

es ab August 2011 Sondierungstreffen und am<br />

17. Oktober erfolgte das Gründungstreffen, bei<br />

dem gemeinsame Positionen in Form von Kernbotschaften<br />

verabschiedet wurden. Dort wurde<br />

beschlossen, dass das Bündnis den Titel „Bündnis<br />

für Gute Pfl ege“ tragen wird. Die zwölf Gründungsmitglieder<br />

stellten das „Bündnis für Gute<br />

Pfl ege“ im Februar <strong>2012</strong> vor. Ziel des Bündnisses<br />

ist es, das Thema Pfl ege in den Fokus der Öffentlichkeit<br />

und Politik zu rücken und somit frühzeitig<br />

die „richtigen“ Weichen zu stellen.<br />

Weiterentwicklung der Altenhilfe<br />

Das Jahr 2011 war in der Altenhilfe weiterhin geprägt<br />

von der Umsetzung des bereits im Juli <strong>2008</strong><br />

in Kraft getretenen Pfl ege-Weiterentwicklungsgesetzes.<br />

Hier insbesondere bei der Begleitung der<br />

Umsetzung der Pfl ege-Transparenzvereinbarungen<br />

durch die Beteiligung am öffentlichen und<br />

politischen Diskurs zu Qualität und Transparenz in<br />

der Pfl ege sowie durch aktive Unterstützung der<br />

Umsetzung der vorliegenden Ergebnisse des Modellprojekts<br />

„Entwicklung und Erprobung von Instrumenten<br />

zur Beurteilung der Ergebnisqualität<br />

in der stationären Altenhilfe“ als Instrument zur<br />

Beurteilung der Ergebnisqualität in der stationären<br />

Altenhilfe.


Als weiterer Baustein für mehr Transparenz und<br />

Verbraucherorientierung in der Pfl ege ist aus dem<br />

laufenden Qualifi zierungsprojekt (Online-)Pfl ege-<br />

und Seniorenberatung (OPuS) des <strong>AWO</strong> Bundesverbands<br />

die onlinebasierte Pfl ege- und Seniorenberatung<br />

entstanden. Bundesweit werden Senioren<br />

sowie Hilfs- und Pfl egebedürftige und ihre Angehörigen<br />

durch den Bundesverband online beraten.<br />

Vereinbarkeit von Pfl ege und Beruf<br />

Immer mehr Bürger/innen pfl egen ihre Angehörigen.<br />

Von den derzeit rund 2,34 Millionen pfl egebedürftigen<br />

Menschen in Deutschland werden<br />

rund 1,6 Millionen zu Hause gepfl egt. Pfl egende<br />

Angehörige, in der Mehrzahl Frauen, tragen damit<br />

die Hauptlast. In einem ganz besonderen Maße<br />

sind berufstätige pfl egende Angehörige belastet,<br />

die sich tagtäglich den mangelnden Vereinbarkeitsmöglichkeiten<br />

von Pfl ege und Beruf stellen<br />

müssen.<br />

2011 verabschiedete die Bundesregierung ein Gesetz<br />

mit dem Ziel einer besseren Vereinbarkeit von<br />

Pfl ege und Beruf. Die <strong>AWO</strong> begleitete permanent<br />

den Gesetzgebungsprozess. So verabschiedete sie<br />

dazu Stellungnahmen und Positionspapiere und<br />

betrieb eine intensive Pressearbeit. Der Hauptkritikpunkt<br />

war, dass das Gesetz keinen Rechtsanspruch<br />

auf eine Pfl egezeit vorsah.<br />

Für eine bessere Vereinbarkeit von Pfl ege und<br />

Berufstätigkeit entwickelte die <strong>AWO</strong> im Septem-<br />

| Bereich: Behinderung<br />

UN-Behindertenrechtskonvention (BRK)<br />

Auch im Jahr 2011 stand die Umsetzung der UN-<br />

BRK im Mittelpunkt unserer fach- und verbandspolitischen<br />

Arbeit. Es wurde ein Diskussionspapier<br />

zur Umsetzung der UN-BRK erarbeitet, welches<br />

<strong>2012</strong> in unserem Verband zu einer intensiven<br />

Auseinandersetzung führen wird.<br />

Um den Anforderungen der UN-BRK heute und in<br />

Zukunft gerecht zu werden, hat die Bundesregierung<br />

den Nationalen Aktionsplan erarbeitet, der<br />

im Juni 2011 vom Bundeskabinett verabschiedet<br />

wurde. Gemäß Art. 35 der UN-BRK sind die Vertragsstaaten<br />

zur regelmäßigen Vorlage von Staatenberichten<br />

verpfl ichtet, in denen sie über die<br />

Maßnahmen berichten, die sie zur Erfüllung ihrer<br />

Pfl ichten aus der Konvention getroffen haben.<br />

Der erste Staatenbericht wurde im August 2011<br />

vom Bundeskabinett verabschiedet. Die Behindertenverbände<br />

beschlossen, einen gemeinsamen<br />

Parallelbericht zum offi ziellen Bericht der<br />

Bundesregierung, der <strong>2012</strong> fertiggestellt und an<br />

den Ausschuss in Genf übermittelt werden soll, zu<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

ber 2011 ein Positionspapier und stellte folgende<br />

Forderungen:<br />

• gesellschaftliche Anerkennung für pfl egende<br />

Angehörige,<br />

• Einführung von Beratungsgutscheinen,<br />

• verbesserter ambulanter Leistungsanspruch,<br />

• Anspruch auf kurzfristige Freistellung von Arbeitnehmern<br />

und Arbeitnehmerinnen in Pfl egeverantwortung<br />

analog zu den Freistellungsregelungen<br />

bei der Pfl ege eines erkrankten Kindes<br />

(§ 45 SGB V),<br />

• Anspruch auf stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen<br />

für pfl egende Angehörige<br />

sowie<br />

• Zeit für familiale Sorgearbeit.<br />

Auch wenn die massive öffentliche Kritik ein paar<br />

Änderungen bewirkte, ist das Gesetz, das im Oktober<br />

2011 vom Bundestag verabschiedet wurde<br />

und zum Jahreswechsel <strong>2012</strong> in Kraft trat, aus Sicht<br />

der <strong>AWO</strong> enttäuschend. Das Ziel, Beruf und Pfl ege<br />

miteinander vereinbaren zu können, wird damit<br />

verfehlt. Ohne einen gesetzlichen Rechtsanspruch<br />

werden viele Arbeitnehmer/innen die Pfl egezeit<br />

nicht in Anspruch nehmen. Das bietet pfl egenden<br />

Angehörigen nicht die notwendigen Leistungen<br />

und Rechte, um die gesamtgesellschaftlich so<br />

wichtige Verantwortung der Angehörigenpfl ege zu<br />

übernehmen.<br />

erarbeiten. Sie gründeten dazu eine „Allianz zur<br />

UN-Behindertenrechtskonvention“. Der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

ist dieser Allianz beigetreten.<br />

„Inklusiv leben – Wege zur Inklusion<br />

im sozialen Raum<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband hat ein neues, von Aktion<br />

Mensch gefördertes zweijähriges Projekt für und mit<br />

Menschen mit geistiger Behinderung initiiert, mit<br />

dessen Hilfe an vier <strong>AWO</strong>-Standorten in Hamburg,<br />

Dortmund, Dillingen und Karlsbad neue Möglichkeiten<br />

der Inklusion von Menschen mit Behinderungen<br />

erschlossen werden sollen. Die Projektbegleitung<br />

wird von der Gesellschaft für Organisationsentwicklung<br />

und Sozialplanung (gos) durchgeführt. Ziel<br />

des zweijährigen Projektes ist es, sozialräumliche<br />

Strukturen, vorhandene Ressourcen im Sozialraum<br />

einschließlich der Schlüsselstellen zu erfassen und<br />

existierende Barrieren zu identifi zieren sowie sozialräumliche<br />

Handlungsmuster durch systematische<br />

Befragungen und Beobachtungen festzustellen.<br />

Auf dieser Basis wird die Gewinnung, Aktivierung<br />

| 21


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 22<br />

und Vernetzung möglichst vieler Akteure im lokalen<br />

Raum angestrebt, um durch gemeinsame Planungen<br />

neue Chancen zur Inklusion im Sozialraum zu<br />

eröffnen. Dies umfasst auch die Gewinnung, Qualifi<br />

zierung und Begleitung von Freiwilligen, die die<br />

Menschen mit Behinderungen in konkreten sozialräumlichen<br />

Projekten unterstützen können.<br />

Menschen mit Behinderung sollen dadurch unterstützt<br />

werden, sich durch gezielte sozialraumbezogene<br />

Initiativen und Veranstaltungen in den<br />

Bereichen Wohnen, Beschäftigung, Bildung, Bürgerschaftliches<br />

Engagement, politische Teilhabe<br />

und Freizeit stärker in der Gemeinde zu vernetzen<br />

und ihre Kompetenzen und Ressourcen einzubringen.<br />

Fachtagung „<strong>AWO</strong> all inclusive – UN-BRK und<br />

Inklusion“<br />

Am 16. und 17. Juni 2011 lud der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

nach Berlin zur Fachtagung „<strong>AWO</strong> all inclusive<br />

– UN-Behindertenrechtskonvention und<br />

Inklusion“ ein.<br />

In dieser Fachtagung setzten sich Mitarbeiter/innen<br />

aus verschiedenen Einrichtungen und Diensten<br />

arbeitsfeldübergreifend und gemeinsam mit<br />

Menschen mit Behinderungen mit der Bedeutung<br />

und Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention,<br />

mit der Leitidee der Inklusion und mit<br />

deren Auswirkungen auf die strukturelle und inhaltliche<br />

Arbeit der <strong>AWO</strong> auseinander. Auch wenn<br />

die Teilnehmer/innen zum großen Teil aus dem<br />

Arbeitsfeld Behindertenhilfe kamen, stellt diese<br />

Tagung einen Auftakt für die Umsetzung der Leitidee<br />

Inklusion in allen Arbeitsfeldern unseres Verbandes<br />

dar.<br />

Die interessante und praxisorientierte Tagung beinhaltete<br />

vielfältige Anregungen und Erfahrungen,<br />

die gute Ansatzpunkte für die Entwicklung<br />

einer Verbandsstrategie enthalten, mit der eine<br />

Fachtagung „Behinderung und Migration“.<br />

umfassende Teilhabe und Teilnahme aller Menschen<br />

mit und ohne Behinderung und in jedem<br />

Lebensalter auf allen Ebenen der Gesellschaft ermöglicht<br />

wird.<br />

Fachtagung „Behinderung und Migration“<br />

In den letzten beiden Jahren setzte sich der <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband intensiv mit der Situation von<br />

Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund<br />

und mit der Vernetzung von behinderten-<br />

und migrationsspezifi schen Angeboten auseinander.<br />

Am 16. und 17. Mai 2011 führte der<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband zu dieser Thematik in Berlin<br />

eine Fachtagung „Behinderung und Migration“<br />

durch.<br />

Menschen mit Behinderungen, die einen Migrationshintergrund<br />

haben, fi nden nicht immer den<br />

Zugang zu den Unterstützungs- und Assistenzsystemen.<br />

Es sind einerseits Zugangsbarrieren aufseiten<br />

der Familien identifi zierbar: Unkenntnis<br />

des Hilfesystems, vielleicht andere Gesundheits-<br />

und Krankheitskonzepte und Scham.<br />

Aufseiten des Systems der Behindertenhilfe bestehen<br />

Zugangsbarrieren in dem eher unübersichtlichen<br />

Leistungsrecht und der Bürokratie mit ihrer<br />

Komplexität. Vor allem gibt es erst sehr wenig<br />

Wissen darüber, welche Bedürfnisse und Wünsche<br />

behinderte Migrantinnen und Migranten und ihre<br />

Familien an diese Unterstützungs- und Assistenzsysteme<br />

haben.<br />

In der Fachtagung kamen Angehörige von Behinderung<br />

betroffener Familien, Vertreter/innen von<br />

Selbsthilfegruppen und Mitarbeiter/innen von unterschiedlichen<br />

Modellvorhaben zusammen. Ihr<br />

gemeinsames Fazit war wegweisend: mehr miteinander<br />

reden, aufeinander in Offenheit zugehen,<br />

Informationen über die unterschiedlichen kulturellen<br />

Sichtweisen und religiösen Traditionen austauschen<br />

und einander mit Respekt begegnen.


Das Büro Leichte Sprache<br />

Beim Bundesverband der <strong>AWO</strong> gibt es seit April 2011<br />

das Projekt „Büro Leichte Sprache“ mit einer dreijährigen<br />

Laufzeit. Das Projekt wird durch Aktion Mensch<br />

gefördert. Gemäß UN-BRK soll für Menschen mit Behinderungen<br />

alles barrierefrei sein. Vor allem in Artikel<br />

9 wird die Zugänglichkeit zu Informationen und<br />

Kommunikationstechnologien beschrieben. Ziel ist es,<br />

Menschen mit Behinderungen eine unabhängige Lebensführung<br />

und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen<br />

zu ermöglichen. Leichte Sprache ist eine<br />

wichtige Voraussetzung, um sich unabhängig und<br />

selbstbestimmt Informationen aneignen zu können.<br />

Im Büro Leichte Sprache werden zum Beispiel Texte für<br />

Internetseiten, Leistungsbeschreibungen, Tagungsunterlagen,<br />

Konzeptionen und Leitbilder in Leichte Sprache<br />

übersetzt. Weiter werden Erklärungen zu Wohn-<br />

und Betreuungsverträgen erstellt sowie Flyer und<br />

Broschüren gestaltet.<br />

Leichte Sprache ist ein Konzept zur besseren Lesbarkeit<br />

und Verstehbarkeit von Texten. Es geht um die<br />

Barrierefreiheit im Bereich der Schriftsprache. Leichte<br />

Sprache ist vor allem für Menschen mit Lernschwierigkeiten<br />

geeignet. Aber auch für andere Zielgruppen.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Menschen mit geringen Lesefähigkeiten<br />

• Menschen mit Migrationshintergrund<br />

• Ältere Menschen<br />

Es geht darum, komplizierte Sachverhalte verstehbar<br />

darzustellen. Dafür gibt es feste Regeln. Diese beziehen<br />

sich zum Beispiel auf die Wort-, Satz- und Textebene<br />

sowie auf die Gestaltung des Dokuments. Menschen<br />

mit Lernschwierigkeiten überprüfen alle übersetzten<br />

Texte auf Lesbarkeit und Verstehbarkeit. Es besteht<br />

von Anfang an eine inklusive Zusammenarbeit mit<br />

Prüferinnen und Prüfern für Leichte Sprache. Dienste<br />

und Einrichtungen der <strong>AWO</strong> sowie Selbsthilfeorganisationen<br />

und Verbände der Behindertenhilfe und Psychiatrie<br />

können das Dienstleistungsangebot nutzen.<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

Aktion Mensch<br />

Im Jahr 2011 wurden 532<br />

Anträge für Projekte, Investitionsmaßnahmen,Fahrzeugförderung,<br />

Ferien- und<br />

Bildungsmaßnahmen und<br />

zur Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen<br />

gestellt und mit 11,8 Millionen Euro von<br />

der Aktion Mensch gefördert (siehe Grafi k). Die Arbeit in<br />

der Behindertenhilfe, Psychiatrie und Jugendhilfe wäre<br />

an vielen Stellen ohne die Förderung und Bezuschussung<br />

von sozialen Projekten durch die Aktion Mensch<br />

weder fi nanzier- noch durchführbar. Auch 2011 war<br />

Aktion Mensch wieder ein stets verlässlicher Partner für<br />

innovative Projekte und Veranstaltungen.<br />

Positionspapier Schuldnerberatung<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband e.V. arbeitet in der Arbeitsgemeinschaft<br />

Betreuungsvereine bei der BAGFW mit.<br />

In Zusammenarbeit mit den anderen Wohlfahrtsverbänden<br />

wurde ein Positionspapier erarbeitet. Die dort<br />

formulierten Forderungen und Grundsätze werden von<br />

der <strong>AWO</strong> vollumfänglich geteilt und unterstützt:<br />

• Betreute sollen nicht allein bleiben, auch wenn keine<br />

Person im Ehrenamt bereit oder in der Lage ist,<br />

die Aufgaben eines rechtlichen Betreuers wahrzunehmen.<br />

• Die Betreuungsvereine fi nden, informieren und unterstützen<br />

ehrenamtliche Betreuer/innen, wodurch ein<br />

gesellschaftliches Klima unterhalten und geschaffen<br />

wird, in welchem es normal ist, anderen zu helfen.<br />

• Menschen, für die eine rechtliche Betreuung eingerichtet<br />

wurde, sollen ein selbstbestimmtes Leben<br />

führen können, ihre Grundrechte sollen geachtet<br />

und die Forderungen, die sich aus der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

ergeben, umgesetzt werden.<br />

• Die Finanzierung für die Betreuungsvereine muss<br />

langfristig, auskömmlich und gesichert sein, damit sie<br />

ihre qualitativ hochwertige und gesellschaftlich wertvolle<br />

Arbeit weiterführen und entwickeln können.<br />

| 23


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 24<br />

| Migration<br />

Die Abteilung Migration hat die Aufgabe, die Integrationsprogramme<br />

des Bundes zu steuern und zu<br />

koordinieren. Der Schwerpunkt liegt in der Migrationsberatung.<br />

Dabei soll ein bedarfsorientiertes<br />

und individuelles Beratungsangebot für Migranten<br />

und Migrantinnen entwickelt werden, um deren<br />

individuellen Integrationsprozess zu initiieren, zu<br />

ESF-Projekt „FaDA – Fachsprache Deutsch in der<br />

Altenpfl ege“<br />

Am 1. Mai 2011 startete das <strong>AWO</strong>-Projekt „FaDA –<br />

Fachsprache Deutsch in der Altenpfl ege“, das aus<br />

dem ESF-Bundesprogramm „rückenwind - Für die<br />

Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“ gefördert<br />

wird.<br />

Die fachsprachlichen und kommunikativen Anforderungen<br />

an Pfl egekräfte insbesondere in der<br />

stationären Altenpfl ege sind in den letzten Jahren<br />

durch zunehmende Pfl egedokumentation,<br />

neue Pfl egestandards, gestiegene Erwartungen<br />

der Kunden und Kundinnen sowie multikulturell<br />

zusammengesetzte Teams gestiegen.<br />

In Pfl egeeinrichtungen der <strong>AWO</strong> haben 30 bis 60<br />

Prozent der Pfl egekräfte einen Migrationshintergrund.<br />

Aufgrund des Fachkräftemangels gehen<br />

zunehmend <strong>AWO</strong>-Träger dazu über, Pfl egekräfte<br />

aus osteuropäischen Ländern anzuwerben. Da in<br />

der pfl egerischen Tätigkeit eine personenbezogene<br />

Dienstleistungs- und Unterstützungsbeziehung<br />

hergestellt wird, ist die kommunikative und fachsprachliche<br />

Kompetenz der Pfl egekräfte von entscheidender<br />

Bedeutung für die Qualität der Pfl ege.<br />

Das Projekt FaDA bietet Schulungen für die betriebsinterne<br />

Qualifi zierung von Pfl egekräften im<br />

Bereich der fachsprachlichen Kommunikation in<br />

stationären Einrichtungen der <strong>AWO</strong> an. Dazu wurden<br />

zusammen mit Experten und Expertinnen acht<br />

Schulungsmodule entwickelt, die ab März <strong>2012</strong> in<br />

zwei Standorten der <strong>AWO</strong> erprobt und evaluiert<br />

werden. Die Qualifi zierung richtet sich insbesondere<br />

an Pfl egehilfskräfte und Pfl egefachkräfte, deren<br />

Muttersprache nicht die deutsche Sprache ist<br />

bzw. die Deutsch als Zweitsprache gelernt haben.<br />

Ziel der Qualifi zierung ist die Förderung der fachsprachlichen<br />

und kommunikativen Kompetenzen<br />

der Pfl egekräfte. Die Pfl egekräfte bekommen mehr<br />

Sicherheit in der fachsprachlichen Kommunikation<br />

innerhalb und mit Partnerinnen und Partnern<br />

sowie Kundinnen und Kunden außerhalb der Einrichtung.<br />

Zudem werden sie durch projektbegleitende<br />

Beratung in der Motivation zu weiterführender<br />

Fort- und Weiterbildung gefördert.<br />

Damit sollen Voraussetzungen für zukünftige Qua-<br />

begleiten und zu steuern. Die Beratung erfolgt vor,<br />

während und nach Integrationskursen. Eine weitere<br />

Aufgabe der Abteilung besteht darin, Konzepte<br />

und Umsetzungsvorschläge für die Interkulturelle<br />

Öffnung in den einzelnen Handlungsfeldern<br />

Sozialer Arbeit zu entwickeln.<br />

lifi zierungen für diese Zielgruppe erreicht werden,<br />

um so deren Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit<br />

für die Pfl egetätigkeit zu verbessern, die Qualität<br />

der Pfl ege in <strong>AWO</strong>-Einrichtungen zu sichern sowie<br />

Pfl egekräfte zu gewinnen und Mitarbeiter/innen<br />

an das Unternehmen zu binden.<br />

„Integration verbindlicher machen – Integrationsvereinbarungen<br />

erproben“<br />

Das bundesweite Modellvorhaben zur Erprobung<br />

von Integrationsvereinbarungen, das am 1. April<br />

2011 gestartet ist, hat eine Projektlaufzeit von<br />

rund 18 Monaten. Zielsetzung des Modellvorhabens<br />

ist es, Handlungsempfehlungen für die<br />

Kooperation zwischen den Jugendmigrationsdiensten<br />

(JMD) und der Migrationsberatung für<br />

erwachsene Zuwanderer (MBE) sowie allen am<br />

Integrationsprozess beteiligten Stellen zu erarbeiten.<br />

Angesiedelt wurde das Projekt bei der Beauftragten<br />

der Bundesregierung für Migration, Integration<br />

und Flüchtlinge, Frau Prof. Maria Böhmer,<br />

unter Beteiligung von ausgewählten Jugend- und<br />

Erwachsenenmigrationsfachdiensten der Wohlfahrtsverbände,<br />

des Bundes der Vertriebenen und<br />

des Internationalen Bundes. Insgesamt sind 18<br />

Modellstandorte ausgewählt, darunter 16 unter<br />

Beteiligung von MBEs und 8 JMDs in <strong>AWO</strong>-Trägerschaft.<br />

Weiterhin eingebunden sind die Kommunen,<br />

Jobcenter, Ausländerbehörden und weitere<br />

Kooperationspartner, wie zum Beispiel Integrationskursträger<br />

vor Ort. Das Modellvorhaben wird<br />

durch ein Evaluationskonsortium wissenschaftlich<br />

begleitet und ausgewertet. Dies geschieht durch


qualitative und quantitative Erhebungen sowie<br />

Bereisungen und Workshops für die Modellstandorte.<br />

Inhaltlich werden in der Evaluation zwei Schwerpunkte<br />

gelegt: Zum einen sollen Praxis und Erfahrungen<br />

der beteiligten JMDs und MBEs mit dem<br />

Einsatz von verbindlichen Integrationsvereinbarungen<br />

(mit oder ohne Unterschrift) im Rahmen<br />

des Case Managements evaluiert werden und zum<br />

anderen werden die Kooperationen mit am Integrationsprozess<br />

beteiligten Stellen sowie die lokale<br />

Netzwerkarbeit untersucht.<br />

Nach gut der Hälfte der Projektlaufzeit kann als<br />

zentrales Zwischenergebnis festgehalten werden,<br />

dass die Qualität des Beratungsprozesses deutlich<br />

von der Qualität der Kooperation und der Netzwerkarbeit<br />

der Migrationsberatungsdienste vor Ort<br />

abhängt: „Die Vernetzung und Kooperation mit<br />

Netzwerkpartnern ist somit eine wesentliche Voraussetzung<br />

für das Gelingen des Beratungs- und<br />

Unterstützungsprozesses“ (erster Zwischenbericht<br />

der wissenschaftlichen Begleitung des Modellvorhabens,<br />

2011). Demzufolge kann also das Projektziel,<br />

nämlich „Integration verbindlicher zu machen,<br />

nur im Rahmen einer Zusammenarbeit vor<br />

Ort […] erreicht werden.“ (ebd.).<br />

Für <strong>2012</strong> ist eine Fokussierung auf diesen zweiten<br />

Schwerpunkt „Kooperation und lokale Vernetzung“<br />

vorgesehen. Hierzu werden zwei bundesweite<br />

Workshops zum Thema „Professionelles<br />

Netzwerkmanagement“ sowie drei Regionalkonferenzen<br />

zum Austausch der beteiligten Standorte<br />

angeboten.<br />

Kinderrechtskampagne „Jetzt erst Recht(e) für<br />

Flüchtlingskinder!“<br />

Die Arbeiterwohlfahrt engagiert sich in einem<br />

Kampagnen-Netzwerk von über 50 deutschen<br />

Nichtregierungsorganisationen (NGO), die sich<br />

für einen verbesserten, umfassenden Menschenrechtsschutz<br />

einsetzen – weltweit, in bestimmten<br />

Weltregionen, Ländern und in Deutschland. Die<br />

Kampagne „Jetzt erst Recht(e) für Flüchtlingskinder!“<br />

möchte mit kreativen Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit<br />

und politischem Druck Gesetzesänderungen<br />

und weitere konkrete Verbesserungen für<br />

Flüchtlingskinder in Deutschland erreichen. Denn<br />

obwohl die Bundesregierung im Juli 2010 offi ziell<br />

den seit 18 Jahren bestehenden Vorbehalt zur<br />

UN-Kinderrechtskonvention zurücknahm, werden<br />

Flüchtlingskinder im Vergleich zu Kindern mit<br />

deutschem Pass weiterhin massiv benachteiligt.<br />

So zum Beispiel haben sie Nachteile unter anderem<br />

in der Gesundheitsversorgung, bei Schul- und<br />

Berufsbildung, Arbeitsmöglichkeiten, der Be-<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

wegungsfreiheit sowie der Möglichkeit, mit ihrer<br />

Familie oder Verwandten zusammenzuwohnen.<br />

Nach wie vor widersprechen einige gesetzliche<br />

Regelungen, zum Beispiel im Aufenthaltsgesetz,<br />

im Asylverfahrensgesetz und im SGB III, sowie das<br />

Asylbewerberleistungsgesetz an sich den Vorgaben<br />

der UN-Kinderrechtskonvention. Diese Regelungen<br />

müssten dringend im Hinblick auf ihre Auswirkungen<br />

auf das Wohl des Kindes überarbeitet werden.<br />

Die Kampagne, die im Juni 2011 begann, verfolgt<br />

drei Ziele:<br />

• die Öffentlichkeit für das Thema „Flüchtlingskinder“<br />

sensibilisieren und gewinnen,<br />

• die Politik von der Notwendigkeit gesetzlicher<br />

und verfahrenstechnischer Anpassungen nach<br />

der Rücknahme des Vorbehalts überzeugen,<br />

• dazu beitragen, dass sich die Lebensbedingungen<br />

von Flüchtlingskindern tatsächlich verbessern.<br />

Übergeordnetes Ziel ist die vollständige Umsetzung<br />

der Kinderrechtskonvention in Deutschland. Bisher<br />

ist durch die Ansprache von Prominenten als<br />

Unterstützende der Kampagne und eine Pressekonferenz<br />

mit dem Schirmherrn, Prof. Dr. Lothar<br />

Krappmann, die Öffentlichkeit auf das Anliegen<br />

der Kampagne aufmerksam gemacht worden. Für<br />

den weiteren Verlauf der Kampagne stehen Aktivitäten<br />

und Maßnahmen für eine konkrete Umsetzung<br />

der Kinderrechte in den Einrichtungen der<br />

Kinder- und Jugendhilfe sowie der Jugendberufshilfe<br />

der <strong>AWO</strong> an.<br />

<strong>AWO</strong> gegen Rechtsextremismus<br />

Im November 2011 erschütterte die Republik die<br />

Aufdeckung der NSU (Nationalsozialistischer Untergrund),<br />

von den Medien auch als „Zwickauer<br />

Terrorzelle“ bezeichnet. Die rechtsextreme terroristische<br />

Vereinigung konnte für etliche rassistisch<br />

motivierte Morde verantwortlich gemacht werden.<br />

| 25


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 26<br />

Die <strong>AWO</strong> beschloss schon mit dem Magdeburger<br />

Appell von 2007 ihr aktives Eintreten gegen Rassismus.<br />

Die Entwicklungen der nachfolgenden<br />

Jahre machten allerdings deutlich, dass die Anstrengungen<br />

in diesem Bereich noch deutlich verstärkt<br />

werden müssen. Vor dem damals aktuellen<br />

Hintergrund der NSU-Morde beschäftigte sich das<br />

<strong>AWO</strong> Präsidium mit dem Thema <strong>AWO</strong> gegen Rechtsextremismus<br />

und Rassismus.<br />

So beschloss das Präsidium der <strong>AWO</strong> am 18. November<br />

2011, dass sich die <strong>AWO</strong> zunehmend als<br />

politische Akteurin begreifen muss, die für die sozialdemokratischen<br />

Werte steht und diese selbstbewusst<br />

und offen propagiert. Die <strong>AWO</strong> muss<br />

mehr Mut zum „Farbe bekennen“ aufbringen und<br />

gleichzeitig deutlich gegen ausgrenzende und<br />

menschenverachtende Ideologien Stellung beziehen.<br />

Das beinhaltet sowohl die Positionierung<br />

nach außen als auch eine Sensibilisierung innerhalb<br />

der <strong>AWO</strong>. Unsere Vorbildhaltung lässt sich<br />

dann auch problemloser auf andere Institutionen<br />

in der Gesellschaft übertragen.<br />

Rechtsextreme treten nicht mehr mit Glatze und<br />

Springerstiefel auf; sie tarnen sich als bürgerlich<br />

und versuchen, sich den tatsächlichen Problemen<br />

der Bürgerinnen und Bürger anzunehmen und sie<br />

dort abzuholen, wo diese stehen, betätigen sich<br />

als „soziale Kümmerer“, die Hartz-IV-Beratung<br />

und Kinderspielnachmittage anbieten. Dazu bauen<br />

sie soziale Netze auf und versuchen bereits<br />

bestehende Strukturen vor Ort zu unterwandern.<br />

Dies geschieht beispielsweise durch Eltern-Engagement<br />

in Kitas und Schulen oder durch ehrenamtliche<br />

Funktionen.<br />

Auch <strong>AWO</strong>-Einrichtungen sind zunehmend von<br />

rechtsextremistischen Unterwanderungstendenzen<br />

bedroht. Gleichzeitig ist festzustellen, dass<br />

vielerorts die Sensibilität bei den Mitarbeitenden<br />

und den ehrenamtlich Engagierten für den Umgang<br />

mit diesem Phänomen gering ist. Häufi g ist<br />

das leider mit einem mangelnden Bewusstsein für<br />

Geschichte und Tradition der <strong>AWO</strong> gepaart.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband will <strong>2012</strong> einen Maßnahmen-<br />

und Umsetzungsplan entwickeln und<br />

ein Positionspapier zum Thema Rechtsextremismus<br />

mit klaren Botschaften für die Gliederungen<br />

der <strong>AWO</strong> erstellen.


| <strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

Die <strong>AWO</strong> Bundesakademie<br />

plant, organisiert und<br />

führt bundesweite Qualifizierungsmaßnahmen<br />

Fachkräftemangel<br />

Auch 2011 waren der Fachkräftemangel und Personalbindungskonzepte<br />

zentrale Themen für die<br />

Bundesakademie. Auf allen Ebenen des Verbandes<br />

gibt es bereits eine Fülle von Maßnahmen, Ideen<br />

und Interventionen, um der Problematik mit<br />

adäquaten und zukunftsorientierten Lösungen zu<br />

begegnen. So zum Beispiel führten die Arbeitskreise<br />

des Bundesverbandes Altenhilfe und Personal<br />

eine onlinebasierte Befragung durch, um relevante<br />

Daten und Erfahrungen zum Fachkräftemangel<br />

und den damit verbundenen Maßnahmen in den<br />

Regionen zu erheben.<br />

Die Ergebnisse zeigen deutliche regionale Unterschiede.<br />

Nichtsdestotrotz gibt es überall die Tendenz,<br />

dass es immer schwieriger wird, Fachkraftstellen<br />

zu besetzen. Zukünftig werden Strategien<br />

zur Mitarbeiterbindung und Fachkraftakquise immer<br />

wichtiger werden. Des Weiteren wurde eine<br />

Fülle an notwendigen Maßnahmen zur Personalrekrutierung,<br />

-bindung und -qualifi zierung identifi<br />

ziert, die vor Ort bereits mit unterschiedlicher<br />

Wirksamkeit durchgeführt werden.<br />

Ein weiteres Resultat der Befragung ist die Einschätzung,<br />

dass der Wirkungserfolg durch gesamtverbandliche<br />

Kampagnen, Strategien und Medieneinsatz<br />

noch positiver verstärkt werden kann. Ein<br />

Meilenstein könnte hier bereits die geplante bundesweite<br />

<strong>AWO</strong>-Stellenbörse sein, an deren Entwicklung<br />

auch die Bundesakademie beteiligt ist.<br />

Deutscher Qualifi kationsrahmen (DQR)<br />

Mit dem Thema Fachkräftemangel eng verbunden<br />

ist die Diskussion um den Deutschen Qualifi kationsrahmen<br />

(DQR). In beratender Funktion unterstützte<br />

die Bundesakademie den Bundesfachausschuss<br />

für Jugend- und Bildungspolitik bei der<br />

Erstellung des Positionspapiers „Strategien im Umgang<br />

mit dem Deutschen Qualifi kationsrahmen“.<br />

Zudem beteiligte sie sich an der überverbandlichen<br />

Positionierung zu diesem Thema und ist aktives<br />

Mitglied der Arbeitsgruppe beim Deutschen<br />

Verein zur Anerkennung von informell und nichtformal<br />

erworbenen Bildungsleistungen.<br />

Insgesamt hat die Bundesakademie aus den Ergebnissen<br />

zum einen Qualifi zierungsbedarfe abgeleitet,<br />

konzeptionell umgesetzt und in ihr Wei-<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

für haupt-, neben- und ehrenamtliche Mitarbeiter/<br />

innen der <strong>AWO</strong> durch. Die Fort- und Weiterbildungen<br />

der Akademie richten sich insbesondere an alle<br />

Fach- und Führungskräfte der Sozialwirtschaft.<br />

terbildungsprogramm aufgenommen und zum<br />

anderen gemeinsam mit Verbundpartnern ein<br />

ESF-rückenwind-Projekt erarbeitet, das sich als<br />

Lernwerkstatt intensiv mit unterschiedlichen Personalbindungskonzepten<br />

auseinandersetzen und<br />

diese erproben wird. Führungskräfte spielen dabei<br />

eine zentrale gestaltende Rolle.<br />

Profi lschärfung<br />

Die Profi lschärfung der Bundesakademie auf die<br />

drei Weiterbildungsstränge Managementqualifi -<br />

zierung, Qualifi zierung von Schlüsselkompetenzen<br />

und Fachspezifi sche Qualifi zierung bietet eine<br />

klarere Struktur und hat sich 2011 sehr bewährt.<br />

Die Entwicklung und Realisierung der eigenen<br />

Akademie-Homepage ist ein weiterer Schritt, um<br />

das Fort- und Weiterbildungsangebot noch transparenter<br />

und kundenorientierter präsentieren zu<br />

können. Methodisch-didaktisch setzt die Akademie<br />

zunehmend auf die Modularisierung ihrer<br />

langfristigen Kursreihen. So wurde im Bereich Sozialmanagement<br />

ein zeitgemäßes Format entwickelt,<br />

das es Absolventinnen und Absolventen ermöglicht,<br />

sich auf spezifi sche Themenkomplexe zu<br />

konzentrieren und sich passgenau weiterzubilden<br />

sowie bei der Belegung bestimmter Module verschiedene<br />

Zertifi kate zu erwerben.<br />

Messen<br />

Die <strong>AWO</strong> Bundesakademie nahm 2011 aktiv an der<br />

Planung und Durchführung des Sozialwirtschaftskongresses<br />

in Magdeburg teil und war ebenfalls<br />

an der ConSozial in Nürnberg beteiligt, einer der<br />

größten und erfolgreichsten Kongress- und Fachmessen<br />

des Sozialmarktes.<br />

Die Akademie in Zahlen<br />

2011 wurden 170 Weiterbildungsveranstaltungen,<br />

8 Fachtagungen, 4 Sonderveranstaltungen und 9<br />

Netzwerktagungen mit insgesamt 3116 Teilnehmenden<br />

bundesweit durchgeführt. Von den 146<br />

Fortbildungsseminaren wurden 91 im Bereich der<br />

Fachspezifi schen Qualifi zierung, 30 zu Managementthemen<br />

und 21 im Bereich der Schlüsselkompetenzen<br />

durchgeführt; dazu gab es 4 internationale<br />

Fachkräfteaustauschseminare.<br />

| 27


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 28<br />

| <strong>AWO</strong>-QM, Geschäftsstellen-QM<br />

Die Stabsstelle <strong>AWO</strong>-QM, Geschäftsstellen-QM<br />

ist verantwortlich für das Qualitätsmanagement<br />

der <strong>AWO</strong>. Darunter fallen<br />

die Erarbeitung der konzeptionellen<br />

Überdurchschnittliche Pfl egenoten für die <strong>AWO</strong><br />

In zwei Erhebungswellen wurden die Bewertungen<br />

der Medizinischen Dienste der Krankenkassen<br />

(MDK) hinsichtlich der Transparenzkriterien<br />

untersucht. In beiden Fällen konnte festgestellt<br />

werden, dass die <strong>AWO</strong>-Pfl egeeinrichtungen und<br />

-Pfl egedienste im Vergleich zum jeweiligen Landesdurchschnitt<br />

insgesamt klar überdurchschnittlich<br />

abschnitten. Nähere Analysen zeigten auf,<br />

dass sich vor allem in solchen Kriterienbereichen<br />

die Einzelbewertungen verschlechtern, in denen<br />

ein allgemein anerkannter Stand der fachlichen<br />

Kunst nicht gegeben ist (zum Beispiel Pfl ege bei<br />

Kontrakturen). Die Analysen ermöglichen es, Fortbildungs-<br />

und Entwicklungsbedarfe der Einrichtungen,<br />

aber auch Defi zite des Prüfverfahrens<br />

aufzudecken. Insofern liefern die Analysen auch<br />

Argumente für eine grundlegende Neugestaltung<br />

der externen Qualitätssicherung, an deren<br />

Konzipierung die <strong>AWO</strong> mit anderen Verbänden in<br />

der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspfl<br />

ege (BAGFW) arbeitet.<br />

Die Anerkennung einer auf internationalen Normen<br />

wie der DIN EN ISO 9001 basierten, integrierten<br />

Qualitätsmanagement-Zertifi zierung als Basis<br />

für gleichwertige Prüfverfahren im SGB XI konnte<br />

im Rahmen des Schiedsstellenergebnisses zu den<br />

35<br />

39<br />

35<br />

43<br />

Grundlagen, die Entwicklung der <strong>AWO</strong>-Normen,<br />

die <strong>AWO</strong>-QM-Zertifi zierung, das Wissensmanagement,<br />

der <strong>AWO</strong>-Ethikrat und der Schutz der Verbandswerte.<br />

Maßstäben und Grundsätzen zur Sicherung und<br />

Weiterentwicklung der Pfl egequalität (§ 113 SGB<br />

XI) erreicht werden. Neben dem Reha- und dem<br />

Bildungsbereich ist dies eine weitere Rechtssetzung<br />

für eine auf QM aufbauende Qualitätsüberprüfung.<br />

Diese Entwicklung wird bekräftigt durch eine 2011<br />

vorgelegte Studie des Zentrums für Qualität in der<br />

Pfl ege (ZQP), nach der das <strong>AWO</strong>-Qualitätsmanagementkonzept<br />

zur Gruppe der marktführenden<br />

Qualitätszertifi kate im Pfl egebereich zählt. Die<br />

fachwissenschaftliche Studie unterstreicht ausdrücklich<br />

die Pfl egespezifi tät der <strong>AWO</strong>-QM-Zertifi<br />

zierung, was die allgemeine Akzeptanz dieses<br />

Testates weiter erhöhen wird.<br />

Ausbau der <strong>AWO</strong>-QM-Zertifi zierung<br />

Mit der Akkreditierung des <strong>AWO</strong>-Qualitätsmanagementkonzeptes<br />

bei der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

für Rehabilitation gelang es 2011 die <strong>AWO</strong>-<br />

QM-Zertifi zierung mit der gesetzlich geforderten<br />

Reha-Zertifi zierung zu verbinden. Inzwischen<br />

konnten vier Einrichtungen nach diesem Ansatz<br />

erfolgreich geprüft werden.<br />

Insgesamt stellt sich Ende 2011 folgendes Gesamtbild<br />

zur <strong>AWO</strong>-QM-Zertifi zierung dar:<br />

2005 2006 2007 <strong>2008</strong> 2009 2010 2011<br />

Die Anzahl der Zertifi zierungsverfahren hat sich seit 2007 verdoppelt. Die insgesamt 1.170 zertifi zierten Einrichtungen aus diesen Zertifi -<br />

zierungsverfahren sind mehrheitlich den Arbeitsfeldern „Pfl ege“ und „Kinder- und Jugendhilfe“ zuzuordnen.<br />

51<br />

63<br />

73


Palliative Care und Abschiedskultur<br />

Das dreijährige Projekt zur Qualitätsentwicklung<br />

„Palliative Care und Abschiedskultur in der Altenpfl<br />

ege“ wurde am 15. Juni 2011 mit einer großen<br />

Fachtagung sowie einer Publikation der Projektergebnisse<br />

abgeschlossen. Auf der Fachtagung wurden<br />

vielfältige Praxisbeispiele zur Gestaltung von<br />

ethischen Fallbesprechungen, zur Unterstützung<br />

bei der Bewertung von Patientenverfügungen<br />

oder Vorsorgevollmachten, zur Gestaltung von Abschiedsritualen,<br />

zur Kooperation mit Hospizvereinen<br />

u. a. präsentiert. Franz Müntefering stellte als<br />

Mitglied des <strong>AWO</strong>-Ethikrates die „Grundpositionen<br />

für eine Sterbe- und Abschiedskultur in der Altenpfl<br />

ege der <strong>AWO</strong>“ vor. Die unzureichenden fi nanziellen<br />

Rahmenbedingungen bei der Umsetzung<br />

der allgemeinen und speziellen Palliative-Care-<br />

Versorgung wurden in der Abschlussdiskussion<br />

kritisch betrachtet.<br />

291<br />

Stationäre Pfl ege<br />

37<br />

Ambulante Pfl ege<br />

16<br />

Tagespfl ege<br />

435<br />

Kindertageseinrichtungen<br />

91<br />

Hilfen zur Erziehung<br />

12<br />

Jugendsozialarbeit<br />

55<br />

Bildungseinrichtungen<br />

Unter Einbeziehung der Verbandsgremien werden<br />

vor dem Hintergrund der Erfahrungen im Pilotprojekt<br />

verbindliche <strong>AWO</strong>-Qualitätskriterien erarbeitet,<br />

die Bestandteil des <strong>AWO</strong>-Qualitätsmanagements<br />

in Pfl egeeinrichtungen werden.<br />

Verbandliches Beschwerdemanagement<br />

Mit der Entwicklung von Grundsätzen zum Umgang<br />

mit Beschwerden konnten eine gemeinsame<br />

Grundlage und einheitliche Standards für die Beschwerdemanagement-Verfahren<br />

aller <strong>AWO</strong>-Organisationen<br />

erarbeitet werden. Diese Grundsätze<br />

regeln auch die Frage der gliederungsübergreifenden<br />

Zusammenarbeit. In den <strong>AWO</strong>-QM-Systemen<br />

der <strong>AWO</strong>-Unternehmen und -Träger können nun<br />

wichtige Erweiterungen vorgenommen werden,<br />

die im Ergebnis zu einem verbandlichen Beschwerdemanagement<br />

führen.<br />

Entsprechend den Beschlüssen zur Verbandsentwicklung strebt die <strong>AWO</strong> die Zertifi zierung aller ausgegliederten<br />

Unternehmen und deren Einrichtungen an.<br />

34<br />

Beratungsstellen<br />

52<br />

Hilfen für Menschen<br />

mit Behinderungen<br />

11<br />

Werkstätten für Menschen<br />

mit Behinderungen<br />

10<br />

Rehabilitationseinrichtungen<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

48<br />

Geschäftsstellen<br />

78<br />

Sonstige<br />

| 29


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 30<br />

| Arbeit, Soziales, Europa<br />

Integration in den Arbeitsmarkt, Fördermöglichkeiten<br />

für besonders benachteiligte Personengruppen,<br />

Ausgestaltung von Angeboten einer<br />

sinnvollen öffentlich geförderten Beschäftigung<br />

und Jugendberufshilfe sind ebenso Schwerpunktthemen<br />

der Abteilung wie die Organisation und<br />

| Bereich: Arbeit<br />

Reform der arbeitsmarktpolitischen Instrumente<br />

Die Bundesregierung beschloss <strong>2008</strong> in ihrem Koalitionsvertrag,<br />

die Instrumente der Arbeitsförderung<br />

zu evaluieren und gegebenenfalls zu reformieren.<br />

Im April 2011 legte das Bundesarbeitsministerium<br />

daraufhin einen Referentenentwurf zur Reform der<br />

arbeitsmarktpolitischen Instrumente vor, der von<br />

der <strong>AWO</strong> scharf kritisiert wurde. Die Gesetzesinitiative<br />

diente in erster Linie dem Ziel, Gelder zu<br />

sparen. Einsparungen, die besonders zulasten arbeitsmarktferner<br />

Menschen gehen sollten.<br />

In zwei weiteren Beratungen im Mai und September<br />

2011 wurde der „Entwurf eines Gesetzes zur<br />

Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt“<br />

mit leichten Änderungen im Bundestag<br />

behandelt. Der Bundesrat rief im Oktober den<br />

Vermittlungsausschuss an und kritisierte verschiedene<br />

Punkte, an der grundsätzlichen Stoßrichtung<br />

änderte sich aber bis zur endgültigen Veröffentlichung<br />

im Bundesgesetzblatt Ende Dezember 2011<br />

nichts mehr.<br />

Mit dem Gesetz sind die Bedarfe langzeitarbeitsloser<br />

Menschen mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen<br />

zu wenig berücksichtigt. Ihnen Möglichkeiten<br />

im Bereich der öffentlich geförderten<br />

Beschäftigung oder überhaupt noch sinnvolle Förderungen<br />

zu eröffnen, ist im Grunde nicht mehr<br />

möglich. Darauf wies der <strong>AWO</strong> Bundesverband in<br />

seinen Stellungnahmen, in seiner Pressearbeit und<br />

in Musterschreiben für die <strong>AWO</strong>-Träger an Bundestagsabgeordnete<br />

hin. Innerhalb des breiten Bündnisses<br />

„Arbeitsmarktpolitik für alle“ forderte der<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband als einer der Erstunterzeichner<br />

die Bundesregierung zu einer Rücknahme der<br />

Sparbeschlüsse und Korrekturen der Arbeitsmarktreform<br />

auf.<br />

Abschluss der Entwicklungswerkstatt Übergang<br />

Schule-Beruf<br />

Die <strong>AWO</strong>-Entwicklungswerkstatt Übergang Schule-<br />

Beruf 2010–2011 verfolgte das Ziel, die Neuausrichtung<br />

der operativen und verbandlichen Aktivitäten<br />

der <strong>AWO</strong>-Träger der Jugendsozialarbeit am<br />

Durchführung von Jugendaustauschen, das Anstoßen<br />

gesellschaftlicher Debatten rund um das<br />

Problem der steigenden Armut und die Schwächen<br />

der nationalen und europäischen sozialen Sicherungssysteme.<br />

Übergang zwischen Schule und Beruf zu unterstützen.<br />

Hierzu wurden im Rahmen des Projektes<br />

an neun <strong>AWO</strong>-Standorten Entwicklungsprojekte<br />

initiiert und umgesetzt. Dabei wurde ein Ansatz<br />

verfolgt, der diese Neuausrichtung und die damit<br />

verbundenen Veränderungsprozesse direkt im operativen<br />

Alltag verankerte. In begleitenden Workshops<br />

fand eine standortübergreifende Refl exion<br />

der lokalen Projektideen und Umsetzungsansätze<br />

statt, wodurch der Entwicklungsstand unter bestimmten<br />

fachlichen Themenstellungen regelmäßig<br />

refl ektiert wurde. Ergänzt wurde die Arbeit der Entwicklungswerkstatt<br />

durch Coachingtage vor Ort.<br />

Die Entwicklungsstrategien an den Standorten lassen<br />

sich folgenden Themenbereichen zuordnen:<br />

• Etablierung einer Kultur für systematische Projekt-<br />

bzw. Konzeptentwicklung<br />

• Implementation einer neuen Organisationsstruktur<br />

mit konsequenter Projektausrichtung<br />

• Verknüpfung (bisher selbstständiger) Organisationseinheiten<br />

• Profi lentwicklung bzw. Erweiterung des Angebotsprofi<br />

ls/Geschäftsfeldentwicklung


Im März 2011 endete das Projekt; die Ergebnisse<br />

wurden auf einer Tagung vorgestellt und mit weiteren<br />

interessierten <strong>AWO</strong>-Trägern diskutiert.<br />

Die Instrumente und Ergebnisse der <strong>AWO</strong>-Entwicklungswerkstatt<br />

2010-2011 dokumentiert die Ar-<br />

| Bereich: Soziales<br />

Sozialpolitische Grundsatzerklärung<br />

der <strong>AWO</strong> 2011<br />

Die 1. Sozialkonferenz in Essen 2010 mündete in<br />

der Sozialpolitischen Grundsatzerklärung „Zusammenhalt<br />

stärken – Ausgrenzung verhindern“, die<br />

am 28. Januar 2011 vom Präsidium beschlossen<br />

wurde.<br />

In der Erklärung spricht sich die <strong>AWO</strong> für einen<br />

starken Sozialstaat als Markenzeichen einer sozial<br />

gerechten Gesellschaft aus. Sie formuliert Forderungen<br />

zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut,<br />

Forderungen für die Arbeitsmarktpolitik<br />

und erhebt Forderungen an die Politik zur Bekämpfung<br />

von Altersarmut.<br />

Darüber hinaus lauten die Hauptforderungen:<br />

Perspektiven der Arbeitsmarktpolitik:<br />

• Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von<br />

8,50 Euro, ergänzt durch branchenspezifi sche<br />

Mindestlöhne<br />

• Verantwortungsvoller Einsatz von Zeitarbeit und<br />

anderer prekärer Beschäftigungsverhältnisse.<br />

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der Zeitarbeit<br />

• Forderung eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors<br />

und eines Paradigmenwechsels in<br />

der Arbeitsmarktpolitik: „Belohnen statt strafen“<br />

Kinder- und Jugendarmut bekämpfen:<br />

• Kostenfreier Zugang zu Bildungs-, Betreuungs-<br />

und Erziehungsangeboten für alle Kinder und<br />

Jugendlichen<br />

• Stärkung von präventiven und partizipativen<br />

Angeboten in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe<br />

• Höhere Regelbedarfe für Erwachsene und Kinder<br />

• Forderungen zum Bildungs- und Teilhabepaket:<br />

unbürokratische Umsetzung, Sicherstellung<br />

eines breiten Zugangs, Investitionen in die Infrastruktur<br />

Altersarmut bekämpfen<br />

• Wiedereinführung der staatlichen Zuschüsse zur<br />

Rentenversicherung für Hartz-IV-Empfänger/<br />

innen und Streichung der Zusatzbeiträge in der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

beitshilfe “Freie Träger im Übergang Schule-Beruf.<br />

Die strategische Positionierung von <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />

im Übergangsgeschehen“. Die Arbeitshilfe<br />

ist über den <strong>AWO</strong> Bundesverband zu beziehen.<br />

• Wiederherstellung der solidarischen und paritätischen<br />

Finanzierung in der Kranken- und<br />

Pfl egeversicherung. Weiterentwicklung zu einer<br />

Bürgerversicherung<br />

• Erhalt des Solidarprinzips in der Rentenversicherung.<br />

Gezielte Maßnahmen zur Anhebung<br />

des durchschnittlichen Renteneintrittsalters<br />

Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen<br />

Im Jahr 2011 war der Gesetzgeber gefordert, die<br />

Ermittlung der Regelbedarfe im SGB II und SGB XII<br />

neu aufzustellen, da das Bundesverfassungsgericht<br />

zuvor deren Verfassungswidrigkeit festgestellt<br />

hatte. Den entsprechend schwierigen und<br />

konfl iktreichen Gesetzgebungsprozess begleitete<br />

der <strong>AWO</strong> Bundesverband aktiv bis zur Einigung<br />

über das Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen<br />

und zur Änderung des Zweiten und Zwölften<br />

Buches Sozialgesetzbuch am 25. Februar 2011 im<br />

Bundestag und im Bundesrat.<br />

Im Rahmen einer aktiven Presse- und Medienarbeit<br />

bekräftigte die <strong>AWO</strong> im Lauf der Verhandlungen<br />

ihre Position aus den Stellungnahmen<br />

zum Referentenentwurf vom 6. Oktober 2010 und<br />

anlässlich der Anhörung im Ausschuss für Arbeit<br />

und Soziales des Deutschen Bundestages am 22.<br />

November 2010. Sie kritisierte insbesondere die<br />

Art der Bedarfsermittlung, die Ausgestaltung der<br />

Lernförderung, die Verschärfungen bei den Sanktionen<br />

und die drohenden Kürzungen im Zusammenhang<br />

mit der Pauschalierung von Unterkunftskosten.<br />

Informationsveranstaltung zum Bildungs- und<br />

Teilhabepaket<br />

Ebenfalls neu eingeführt wurde das Bildungs- und<br />

Teilhabepaket, dem der Bundesrat zusammen mit<br />

der Neuregelung der Regelbedarfe im SGB II und<br />

SGB XII zugestimmt hat. Die Neuerungen traten mit<br />

Verkündung im Bundesgesetzblatt am 29. März<br />

2011 in Kraft. Der Bundesverband informierte unter<br />

Federführung der Abteilung Arbeit, Soziales,<br />

Europa am 10. Mai 2011 im Rahmen einer Veranstaltung<br />

zur Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepaketes<br />

die <strong>AWO</strong>-Gliederungen umfassend. So<br />

wurden zum Beispiel mögliche Verfahrensweisen<br />

| 31


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 01<br />

| 32<br />

| 01<br />

| 02<br />

der Umsetzung auf kommunaler Ebene vorgestellt.<br />

Dazu gab es Raum zu Diskussionen sowie<br />

zur handlungsfeldbezogenen Bewertung der<br />

entsprechenden Leistungen. Formuliert wurden<br />

konkrete Empfehlungen der <strong>AWO</strong> zur Umsetzung<br />

des Bildungs- und Teilhabepakets. Eine Dokumentation<br />

der Informationsveranstaltung erfolgte<br />

in der Schriftenreihe Theorie und Praxis 2011.<br />

Bekämpfung von Altersarmut<br />

In Umsetzung des <strong>Bundeskonferenz</strong>beschlusses<br />

aus dem Jahr <strong>2008</strong>, Altersarmut frühzeitig vorzubeugen<br />

sowie eine Trendumkehr im Bereich<br />

niedriger und niedrigster Löhne zu bewirken,<br />

widmete sich die <strong>AWO</strong> 2011 verstärkt den Themen<br />

Alterssicherung und Bekämpfung von Altersarmut.<br />

Im Rahmen der SPD-Kommission „Zukunft der Alterssicherung<br />

und Schutz vor Altersarmut“ nahm<br />

die <strong>AWO</strong> am 16. Juni 2011 an einem Hearing mit<br />

Vertreterinnen und Vertretern von Wohlfahrts-<br />

und Sozialverbänden sowie Gewerkschaften in<br />

Berlin teil und erarbeitete eine Stellungnahme.<br />

Hierin positionierte sich die <strong>AWO</strong> u. a. zur Frage,<br />

welche Maßnahmen während der aktiven<br />

Erwerbsphase ergriffen werden können, um der<br />

Entstehung von Armutsrisiken im Alter vorzubeugen,<br />

und welche Maßnahmen besonders das Armutsrisiko<br />

von Frauen verringern können.<br />

Als die Bundesregierung im Herbst 2011 in den<br />

Regierungsdialog Rente eintrat, brachte sich die<br />

<strong>AWO</strong> über die Nationale Armutskonferenz und<br />

die BAGFW in den breit angelegten Diskussionsprozess<br />

mit Rentenversicherung, Fachpolitikern<br />

und -politikerinnen, Wohlfahrtsverbänden und<br />

Arbeitgebervertretern und -vertreterinnen ein.<br />

Die Reformdiskussion ist noch in vollem Gange<br />

und wird im Vorfeld der Bundestagswahlen 2013<br />

möglicherweise noch an Fahrt gewinnen. Die<br />

<strong>AWO</strong> wird sich aktiv daran beteiligen.<br />

Nationale Armutskonferenz<br />

Die <strong>AWO</strong> engagiert sich in der Nationalen Armutskonferenz<br />

(nak), die 1991 als deutsche<br />

Sektion des Europäischen Armutsnetzwerks gegründet<br />

wurde, um den Menschen, die in Armut<br />

leben, eine Stimme zu geben und Selbsthilfeansätze<br />

gezielt zu unterstützen. Im Jahr 2011<br />

prägte die <strong>AWO</strong> die nak deutlich: Am 1. Februar<br />

2011 trat der bayerische <strong>AWO</strong> Landesvorsitzende<br />

Dr. Thomas Beyer das Sprecheramt der nak an.<br />

Die Geschäfte führt Frau Carola Schmidt vom <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband.<br />

Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Arbeit<br />

der nak zählten 2011 u. a. die Begleitung des<br />

„Nationalen Reformprogramms“, die Begleitung<br />

der Konzeptionierung des 4. Armuts- und Reichtumsberichts<br />

der Bundesregierung, die Beteiligung<br />

im Rahmen des Regierungsdialogs Rente<br />

sowie die Erarbeitung der nak-Positionierung<br />

zum Thema „Grundsicherung für Arbeitsuchende:<br />

Armutsverwaltung oder Armutsbekämpfung?“.<br />

Im September 2011 fand zum sechsten Mal das<br />

zweitägige nationale Treffen von Menschen mit<br />

Armutserfahrung der nak statt. Unter dem Motto<br />

„Den Kreislauf der Not durchbrechen! - Wege<br />

aus der Armut“ diskutierten rund 100 von Armut<br />

Betroffene mit Vertreterinnen und Vertretern der<br />

Bundesregierung sowie des EU-Parlamentes na-<br />

Treffen der Menschen mit Armutserfahrung.<br />

Thomas Beyer, Vorsitzender der nak, anlässlich der Feier „20 Jahre Nationale Armutskonferenz – (k)ein Grund zu feiern?!“.<br />

| 02


tionale und europäische Strategien, die Auswege<br />

aus der Armut und sozialen Isolation eröffnen sollen.<br />

Am 2. Dezember 2011 fand in der Landesvertretung<br />

Rheinland-Pfalz in Berlin die Veranstaltung „20<br />

Jahre Nationale Armutskonferenz – (K)ein Grund zu<br />

feiern?!“ statt. In Audiospots hatten u.a. Arbeits-<br />

und Sozialministerin Ursula von der Leyen, der<br />

Präsident des Deutschen Vereins Wilhelm Schmidt<br />

sowie Professorin Gesine Schwan, Präsidentin der<br />

Humboldt-Viadrina School of Governance, Gelegenheit,<br />

zu dieser Fragestellung Position zu be-<br />

| Bereich: Europa<br />

Die deutsch-französischen Kooperationen<br />

Die deutsch-französischen Aktivitäten waren 2011<br />

inhaltlich stark durch das Thema der „frühkindlichen<br />

Pädagogik“ geprägt. Die <strong>AWO</strong> Karlsruhe unterstützte<br />

das Deutsch-Französische Jugendwerk<br />

bei der Konzeption der „deutsch-französischen<br />

Kinderkiste“, einer pädagogischen Materialsammlung,<br />

die Kinder für die Partnersprache sensibilisieren<br />

soll und besonders auf die Zielgruppe<br />

der 3- bis 6-Jährigen zugeschnitten ist. Mit dem<br />

Einsatz der Kinderkiste in Kindertageseinrichtungen<br />

sollen das Interesse an anderen Klängen und<br />

Kulturen geweckt und Kinder auf einen späteren<br />

Spracherwerb vorbereitet werden.<br />

Am 17. und 18. Oktober 2011 fand in Stuttgart<br />

eine vom <strong>AWO</strong> Bundesverband organisierte Fortbildung<br />

zur Anwendung der einzelnen Elemente<br />

der Kinderkiste statt, die bei den pädagogischen<br />

Fachkräften auf großes Interesse stieß.<br />

Im Bereich der Freizeitpädagogik organisierte der<br />

Bundesverband in Kooperation mit Les Francas<br />

vom 28. März bis 2. April 2011 in Mèze (Frankreich)<br />

die erste Fortbildung für Teamer/innen zum<br />

Thema „Internationale Kinderbegegnungen“. Dabei<br />

wurden deutsche und französische Freizeitpädagogen<br />

und -pädagoginnen für die Entwicklungen,<br />

Bedürfnisse und Interessen von Kindern im<br />

Alter von 6 bis 12 Jahren sensibilisiert. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt lag auf der Vermittlung methodischer<br />

Kenntnisse hinsichtlich der Vorbereitung,<br />

Durchführung und Auswertung einer internationalen<br />

Kinderbegegnung.<br />

Mit der Ausrichtung auf die frühkindliche Pädagogik<br />

setzte die <strong>AWO</strong> ein Pilotprojekt des Deutsch-<br />

Französischen Jugendwerkes in die Praxis um.<br />

ESF-Programm „rückenwind – Für die Beschäftigten<br />

in der Sozialwirtschaft“<br />

Im Rahmen des Operationellen Programms im Europäischen<br />

Sozialfonds (ESF) des Bundes für die<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

ziehen. Professor Walter Hanesch von der Hochschule<br />

Darmstadt nahm in seinem Redebeitrag<br />

einen Vergleich zwischen der Lissabon-Strategie<br />

der EU und der neuen EU-Strategie 2020 vor und<br />

zeigte anhand der Geschichte der Nationalen Armutskonferenz<br />

ihre bedeutsame Rolle im Einsatz<br />

gegen Armut und soziale Ausgrenzung.<br />

Als Neumitglieder wurden 2011 die Vereine Gesundheit<br />

Berlin-Brandenburg sowie die BAG der<br />

Landesseniorenvertretungen von der Delegiertenkonferenz<br />

aufgenommen.<br />

Förderperiode 2007-2013 hat sich die Bundesregierung<br />

unter Federführung des Bundesministeriums<br />

für Arbeit und Soziales (BMAS) mit der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrtspfl ege<br />

auf das ESF-Programm „rückenwind – Für die Beschäftigten<br />

in der Sozialwirtschaft“ verständigt.<br />

Mit diesem Programm soll auf die beiden zentralen<br />

Herausforderungen in der Sozialwirtschaft – Personalbindung<br />

und Personalgewinnung – reagiert<br />

werden. Um weiterhin die Qualität sozialer Dienstleistungen<br />

sicherzustellen und die Personalentwicklung<br />

in der Sozialwirtschaft zu fördern, wurden<br />

für das Programm insgesamt 60 Millionen Euro<br />

aus ESF- und Bundesmitteln für Personalentwicklungsprojekte<br />

von gemeinnützigen Trägern bereitgestellt.<br />

In 6 Aufrufen konnten seit 2009 bisher 133 Projekte<br />

zur Förderung empfohlen werden, 18 davon von<br />

<strong>AWO</strong>-Einrichtungen.<br />

Mehr Informationen über das Programm „rückenwind“,<br />

die geförderten <strong>AWO</strong>-Projekte und die Antragstellung<br />

sind unter www.bagfw-esf.de zu fi nden.<br />

Soziale und gerechte Gestaltung der Arbeitnehmerfreizügigkeit!<br />

Im Rahmen der EU-Osterweiterung können seit<br />

dem 1. Mai 2011 Arbeitnehmer/innen aus Polen,<br />

Slowenien, der Slowakei, Tschechien, Estland,<br />

Lettland, Litauen und Ungarn ohne Beschränkungen<br />

in Deutschland zu den gleichen Bedingungen<br />

wie deutsche Arbeitnehmer/innen arbeiten.<br />

Leider werden Menschen aus Osteuropa in deutschen<br />

Privathaushalten häufi g prekär und rechtlich<br />

fragwürdig beschäftigt. Daher setzte sich die<br />

<strong>AWO</strong> intensiv mit dem Thema „Arbeitnehmerfreizügigkeit“<br />

auseinander. So beschloss der Bundesausschuss<br />

der <strong>AWO</strong> im Mai 2011, dass der Grundsatz<br />

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen<br />

Ort“ gelten müsse.<br />

| 33


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 34<br />

Die <strong>AWO</strong> begrüßt in ihren Stellungnahmen grundsätzlich<br />

die Öffnung der Grenzen für Arbeitnehmer/innen.<br />

Diese Freiheit müsse aber politisch<br />

begleitet und gestaltet werden, um Lohn- und<br />

Sozialdumping insbesondere bei nach Deutschland<br />

entsandten Beschäftigten und in der grenzüberschreitenden<br />

Leiharbeit zu verhindern. Dabei<br />

müssen für alle Arbeitnehmer/innen die am Arbeitsort<br />

geltenden Arbeits- und Entlohnungsvorschriften<br />

gelten, unabhängig von ihrer Herkunft.<br />

Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der<br />

aktuellen Diskussion um den Fachkräftemangel in<br />

der Pfl ege.<br />

EU-Richtlinie zur Anerkennung ausländischer<br />

Berufsqualifi kationen<br />

Die gegenseitige Anerkennung von Berufsqualifi -<br />

kationen zwischen den Mitgliedsstaaten der EU ist<br />

in zweierlei Hinsicht für die <strong>AWO</strong> von Bedeutung:<br />

Zum einen werden in der entsprechenden Richtlinie<br />

für bestimmte Berufe die Zugangsvoraussetzungen<br />

festgelegt; zum anderen könnte damit<br />

auch erreicht werden, dass die Kompetenzen vieler<br />

auf dem europäischen Arbeitsmarkt aufgewertet<br />

werden.<br />

Die EU-Kommission veröffentlichte im Juni 2011<br />

ein Grünbuch zur Überarbeitung der Richtlinie zur<br />

Anerkennung ausländischer Berufsqualifi katio-<br />

Deutsch-französischer Austausch.<br />

nen. In der anschließenden Konsultation beteiligte<br />

sich die <strong>AWO</strong> mit einem eigenen Beitrag.<br />

Die <strong>AWO</strong> will erreichen, dass die hochwertigen Berufsausbildungen<br />

im Sozial- und Gesundheitsbereich,<br />

die außerhalb des tertiären Bereichs erworben<br />

wurden, zu einer angemessenen Anerkennung<br />

kommen. Die Anerkennung muss kompetenzorientiert<br />

erfolgen, damit auch Berufserfahrungen<br />

ausreichend berücksichtigt werden können.<br />

Zum anderen sprach sich der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

gegen eine Anhebung der Zugangsvoraussetzungen<br />

für die Krankenpfl egeausbildung von zehn auf<br />

zwölf allgemeinbildende Schuljahre aus. Hintergrund<br />

für diese Position ist die in Deutschland geplante<br />

generalisierte Ausbildung im Pfl egebereich.<br />

Mit ihr wäre auch zukünftig die Ausbildung für<br />

die Altenpfl ege von dieser Regelung betroffen. Da<br />

nur eine kleine Gruppe von Auszubildenden heute<br />

diese Voraussetzung mitbringt, würde mit einer<br />

solchen Regelung der Fachkräftemangel in diesem<br />

Bereich verstärkt werden.<br />

Die Kommission hat auf der Basis der Konsultationen<br />

zum Grünbuch am 19. Dezember 2011<br />

den Entwurf der neuen Richtlinie vorgelegt. Da<br />

die Kommission weiterhin eine Anhebung der Zugangsvoraussetzungen<br />

für die Krankenpfl egeausbildung<br />

vorsieht, wird die <strong>AWO</strong> diese Entwicklung<br />

<strong>2012</strong> weiterverfolgen.


| Kinder, Jugend, Frauen, Familie<br />

Die Schwerpunktthemen der Abteilung Kinder, Jugend,<br />

Frauen, Familie sind Tageseinrichtungen für<br />

Kinder, Kindertagespfl ege, Hilfe zur Erziehung,<br />

| Bereich: Kinder<br />

Kompetenzzentrum für Kinderförderung<br />

Das Kompetenzzentrum für Kinderförderung ist ein<br />

ESF-gefördertes Projekt des Programmes „rückenwind<br />

– Für die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“.<br />

Verbandlicher Hintergrund des Projektes<br />

ist der Beschluss der <strong>AWO</strong> <strong>Bundeskonferenz</strong> von<br />

<strong>2008</strong>, der der Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes<br />

eine zentrale strategische Rolle für den Verband zuschreibt.<br />

Gestartet ist das Kompetenzzentrum am 1.<br />

August 2009 für einen Zeitraum von drei Jahren.<br />

Vier Mitarbeiter/innen realisieren die Projektaufgaben,<br />

die sich in zwei Hauptbereiche gliedern:<br />

• Beratung von Entscheidungsträgerinnen und<br />

-trägern zum Auf- und Ausbau von Angeboten<br />

für Kinder und deren Familien und<br />

• Qualifi zierung von pädagogischen Fachkräften<br />

in Kitas zur Arbeit mit Kindern unter drei Jahren.<br />

Beratung<br />

Nach ersten Gesprächen und Planungen zu möglichen<br />

Ausbauaktivitäten stand die Frage der Kalkulation<br />

und Finanzierung oftmals an einer der<br />

ersten Stellen. Unter Beachtung landes- und regionalspezifi<br />

scher Vorgaben und Förderbedingungen<br />

wurden Kalkulationen für die jeweils angedachten<br />

Kinderförderungsangebote für die anfragenden<br />

Landes- und Bezirksverbände erstellt.<br />

Kompetenzzentrum für Kinderförderung.<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

Familienbildung, Frauen, Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe<br />

und das Projekt Kinderförderung.<br />

Im Rahmen von kleinen Regionalkonferenzen, Zusammenkünften<br />

von Geschäftsführerinnen und<br />

Geschäftsführern oder in Gesprächsrunden mit<br />

Entscheidungsträgern und -trägerinnen wurden<br />

die trägerrelevanten Fragestellungen aufgegriffen.<br />

In einigen Regionen, die erst seit Kurzem ein Angebot<br />

zur Kindertagesbetreuung vorhalten, standen<br />

auch Fragen der Sicherung und Erweiterung<br />

im Vordergrund.<br />

Die verschiedenen Formen der betriebsnahen Kindertagesbetreuung<br />

haben durch den forcierten<br />

Ausbau der Kinderförderungsangebote insbesondere<br />

in den letzten Jahren vermehrt an Bedeutung<br />

gewonnen. Auch verschiedene <strong>AWO</strong>-Gliederungen<br />

haben Kooperationen mit Unternehmen zur Unterhaltung<br />

einer Betriebskita geschlossen. Das<br />

Förderprogramm „Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung“<br />

des Europäischen Sozialfonds gab<br />

deswegen im Berichtsjahr vermehrt Anlass für Beratungen.<br />

Qualifi zierung<br />

Im Mittelpunkt dieses Bereiches stand die Weiterbildung<br />

zur „Fachkraft für Frühpädagogik U3“,<br />

die sich an pädagogische Fachkräfte richtet und<br />

Know-how für die Arbeit mit Kindern unter drei<br />

Jahren vermittelt. Die Qualifi zierung wurde unter<br />

| 35


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 36<br />

dem Dach der <strong>AWO</strong> Bundesakademie realisiert. In<br />

dem Projektzeitraum wurden insgesamt neun Reihen<br />

ins Leben gerufen und rund 150 Erzieherinnen<br />

weitergebildet. Im Jahr 2011 „boomte“ dieser<br />

Bereich, insgesamt wurden 26 Module umgesetzt.<br />

Die Tagungsorte waren: Haus Humboldtstein in<br />

Rolandseck, Hotel Haus Oberwinter, Hotel Delphin<br />

in Bad Nenndorf, die Wolfsburg in Mülheim an der<br />

Ruhr, die Akademie Remscheid, die <strong>AWO</strong> Ludwigsburg<br />

gGmbH sowie Haus Schlachtensee und der<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband in Berlin.<br />

2011 wurden vier Zertifi katsreihen beendet und<br />

mit beeindruckenden Präsentationen der Teilnehmerinnen<br />

abgeschlossen. Darin ging es um folgende<br />

Themen:<br />

• Eingewöhnung von Kindern unter drei Jahren in<br />

die Kindertageseinrichtung<br />

• Bedürfnisorientierte Raumgestaltung für U3-<br />

Kinder<br />

• Kooperation und Erziehungspartnerschaft mit<br />

Eltern<br />

• Bedeutung von Lerngeschichten in der pädagogischen<br />

Arbeit<br />

• Sprachentwicklung von Kindern unter drei Jahren<br />

• Musik als Unterstützung bei der Sprachentwicklung<br />

• Lernprozesse von Kindern durch Bewegungs-<br />

und Sinneserfahrungen<br />

Um die Nachhaltigkeit der Reihe und den Transfer<br />

abzusichern, wurden Follow-up-Module entwickelt,<br />

die nach einem halben Jahr nach Abschluss<br />

der Zertifi katvergabe realisiert werden und die<br />

Übertragung der Inhalte der Weiterbildung in die<br />

Praxis refl ektieren. Im Berichtsjahr fanden zwei<br />

Follow-up-Veranstaltungen statt. Die Qualifi zierung<br />

wird durch eine ausführliche Evaluation über<br />

das DJI begleitet. Weitere Informationen fi nden Sie<br />

unter kinderfoerderung.awo.org.<br />

Kompetenzzentrum für Kinderförderung.<br />

Fachtagung Kindertagespfl ege<br />

Die Lebensrealitäten von Familien sind heute von<br />

einer Vielfalt gekennzeichnet, die sich in unterschiedlichen<br />

Familienformen, Lebenslagen und<br />

Bedürfnissen widerspiegeln. Genauso heterogen<br />

sind auch die Betreuungsbedarfe. Die Kindertagespfl<br />

ege kommt diesem Bedarf entgegen.<br />

Diesem Thema hat sich der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

gemeinsam mit dem Deutschen Jugendinstitut im<br />

Rahmen einer Fachtagung am 21. und 22. Juni<br />

2011 gestellt. Diskutiert wurden Rahmenbedingungen,<br />

die insbesondere die Qualitätsentwicklung<br />

der unterschiedlichen Formen von Kindertagespfl<br />

ege unterstützen. Als besonders positiv<br />

wurde die Formenvielfalt der Kindertagespfl ege<br />

bewertet. Allerdings wurde in diesem Zusammenhang<br />

auch festgestellt, dass die quantitativen<br />

und qualitativen Betreuungsbedarfe der Familien<br />

und die Bedürfnisse der Kinder beim Ausbau von<br />

Förderungsangeboten differenzierter und kontinuierlicher<br />

als bisher vor Ort erhoben und berücksichtigt<br />

werden müssen. Insgesamt fehlen der<br />

Kindertagespfl ege, so ein Resümee der Fachtagung,<br />

Ressourcen und Rahmenbedingungen, die<br />

eine verlässliche und vergleichbar hohe Qualität<br />

der Betreuungsformen sicherstellen.<br />

Jugendliche ohne Perspektive – eine Zielgruppe<br />

der Jugendsozialarbeit - <strong>AWO</strong>-Positionspapier<br />

zur Arbeitsmarktpolitik verabschiedet<br />

Die Stellungnahme will einen Beitrag zur Veränderung<br />

der Rahmenbedingungen in der Förderung<br />

benachteiligter junger Menschen mit dem Ziel<br />

leisten, ihnen die für sie notwendigen Förderangebote<br />

bereitzustellen. Hierdurch soll ihre Chance<br />

auf eine nachhaltige gesellschaftliche Integration<br />

verbessert werden. Die Positionierung dient der<br />

Stärkung der Jugendsozialarbeit als ein eigenständiges<br />

Angebot der Jugendhilfe für schwierige Personengruppen<br />

auf dem Arbeitsmarkt.


Bildungs- und Teilhabepaket in der <strong>AWO</strong><br />

Auf einer Informationsveranstaltung am 10. Mai<br />

2011 wurden die <strong>AWO</strong>-Träger ausführlich über die<br />

Möglichkeiten der Beteiligung an den neuen Angeboten<br />

für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />

Familien unterrichtet und durch<br />

arbeitsfeldbezogene Einschätzungen fachlich begleitet.<br />

Das <strong>AWO</strong> Präsidium hat aufbauend auf den<br />

Ergebnissen einer Verbandsumfrage Forderungen<br />

zur Verbesserung der Ausgestaltung des Bildungs-<br />

und Teilhabepakets verabschiedet.<br />

Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag<br />

Der 13. Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) in<br />

Stuttgart bot der <strong>AWO</strong> vom 7. bis 9. Juni 2011 die<br />

Gelegenheit, auf einem Stand auf dem „Markt<br />

der Möglichkeiten“ Beispiele fortschrittlicher Kinder-<br />

und Jugendhilfe zu präsentieren. In Zusammenarbeit<br />

mit zahlreichen Einrichtungen aus verschiedenen<br />

Landes-, Bezirks- und Kreisverbänden<br />

wurden aktuelle Themen wie Familienbildung,<br />

Gewaltprävention, Ehrenamt, Jugendsozialarbeit,<br />

Migrationsberatung, Kinder- und Jugendförderung,<br />

Hilfen zur Erziehung und der Fortbildung<br />

präsentiert. Es fanden rege Fachdiskussionen mit<br />

den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern<br />

des Standes statt, die zeigten, wie interessiert<br />

die Fachöffentlichkeit an der Arbeit der <strong>AWO</strong> ist.<br />

Der DJHT wurde von mehr als 40.000 Besucherinnen<br />

und Besuchern als Gelegenheit für Fachgespräche<br />

genutzt. Diese fanden in einer Vielzahl<br />

von Fachforen, Workshops und Projektpräsentationen<br />

statt. Die <strong>AWO</strong> war mit über zehn Fachveranstaltungen<br />

an dem Fachkongress beteiligt.<br />

Obwohl die Veranstaltungen und die Standpräsentation<br />

gut angenommen wurden, wäre es für den<br />

| Bereich: Jugend<br />

Bundeskinderschutzgesetz verabschiedet<br />

Im Jahr 2011 verabschiedeten Bundestag und<br />

Bundesrat ein Gesetz zum Schutz von Kindern<br />

(Bundeskinderschutzgesetz), das den Kinderschutz<br />

in Deutschland deutlich verbessern soll. Es bringt<br />

Prävention und Intervention im Kinderschutz gleichermaßen<br />

voran und stärkt alle Akteure, die sich<br />

für das Wohlergehen von Kindern engagieren -<br />

angefangen bei den Eltern, über den Kinderarzt<br />

oder die Hebamme bis hin zum Jugendamt oder<br />

Familiengericht.<br />

Die Eckpfeiler des Bundeskinderschutzgesetzes sind:<br />

• Aktiver Kinderschutz durch Frühe Hilfen und<br />

verlässliche Netzwerke<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

nächsten DJHT im Jahr 2014 wünschenswert, nicht<br />

nur die Vielfalt der Angebote zu verdeutlichen,<br />

sondern auch das besondere Profi l der <strong>AWO</strong>-Kinder-<br />

und Jugendhilfe noch deutlicher herauszuarbeiten<br />

– eine schwierige Aufgabe für einen Verband,<br />

der von einer föderalen Struktur geprägt ist.<br />

Frühe Hilfen<br />

Die Bedeutung der frühen Kindheit ist in den letzten<br />

Jahren zunehmend diskutiert und deren Wichtigkeit<br />

anerkannt worden. Bei den Frühen Hilfen<br />

steht die Entwicklung eines möglichst frühzeitigen,<br />

koordinierten und multiprofessionellen Angebots<br />

im Hinblick auf das gesunde Aufwachsen<br />

von Kindern in den ersten Lebensjahren für deren<br />

Eltern sowie für schwangere Frauen und werdende<br />

Väter im Fokus. Im November 2011 fand mit<br />

über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine<br />

Arbeitstagung der <strong>AWO</strong> mit dem Titel „Frühe Hilfen<br />

- Impulse geben, Praxis entwickeln“ statt.<br />

Neben Fachvorträgen hatten die Teilnehmer/innen<br />

die Möglichkeit, sich über unterschiedliche Praxisansätze<br />

innerhalb der <strong>AWO</strong> zu informieren und eigene<br />

Strategien zu diskutieren und zu entwickeln.<br />

Frühe Hilfen sind vor allem auch eine Frage der<br />

Kooperation unterschiedlicher Professionen. Dazu<br />

passt und trug zum Erfolg bei, dass diese Tagung<br />

arbeitsfeldübergreifend von der Jugendhilfe und<br />

der Schwangerschaftsberatung unter Einbeziehung<br />

weiterer Arbeitsbereiche wie der Familienbildung<br />

und der Frühförderung durchgeführt wurde.<br />

Vielfalt und Engagement, Neugier und Bereitschaft:<br />

„Frühe Hilfen - Impulse geben, Praxis entwickeln“<br />

– es war eine gelungene Tagung und ein Thema,<br />

das die <strong>AWO</strong> weiter beschäftigen wird.<br />

• Aktiver Kinderschutz durch mehr Handlungs- und<br />

Rechtssicherheit<br />

• Aktiver Kinderschutz durch verbindliche Qualitätsstandards<br />

Bis zur endgültigen Verabschiedung des Gesetzes<br />

im Dezember 2011 war es ein langer Weg. So<br />

arbeiteten auf Bundesebene mehrere Gremien,<br />

deren Ergebnisse in den Gesetzestext einfl ossen.<br />

Vorrangig zu nennen sind hier die Runden Tische<br />

zur Thematik des sexuellen Missbrauchs in Institutionen<br />

sowie zur Heimerziehung der 50er und<br />

60er Jahre. Der <strong>AWO</strong> Bundesverband hat in den<br />

Gremien mitgearbeitet.<br />

Mit mehreren Stellungnahmen und einer aktiven<br />

| 37


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 38<br />

Pressearbeit begleitete die <strong>AWO</strong> das Gesetzgebungsverfahren<br />

zum Bundeskinderschutzgesetz<br />

stets kritisch. Das Gesetz, das letztlich zu Jahresbeginn<br />

<strong>2012</strong> in Kraft trat, bewertet die <strong>AWO</strong> aber<br />

grundsätzlich positiv. Trotzdem gibt es vonseiten<br />

der <strong>AWO</strong> Kritikpunkte. So zum Beispiel hätte die<br />

Inanspruchnahme von Angeboten der Frühen Hilfe<br />

verbindlicher geregelt werden müssen. Zudem<br />

erscheint es unverständlich, dass das Gesundheitsministerium<br />

sich nicht an der Entwicklung<br />

des Kinderschutzgesetzes beteiligte, denn ohne<br />

die Einbindung des Gesundheitswesens wird ein<br />

effektiver Kinderschutz nur unzureichend gelingen<br />

können.<br />

Zehn Jahre Deutsch-Russischer Fachkräfteaustausch<br />

Seit mehr als zehn Jahren tauschen sich deutsche<br />

Fachkräfte der Jugendhilfe mit russischen Kolleginnen<br />

und Kollegen aus Jekaterinburg (Ural) aus. Sie<br />

besuchen Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und<br />

Familienhilfe und Seminare zu aktuellen Fachthemen,<br />

um zu erfahren, mit welchen Methoden<br />

und Herangehensweisen dort bzw. hier gearbeitet<br />

wird. Beide Seiten kennen die Hilfebedarfe in der<br />

Kinder- und Jugendhilfe hier wie dort und suchen<br />

gemeinsam nach Wegen für die Weiterentwicklung<br />

der Arbeit. Verglichen mit den Verhältnissen in<br />

Deutschland sind tragfähige Strukturen nach dem<br />

Zusammenbruch des Sowjetsystems noch immer<br />

im Aufbau.<br />

Das enorme Engagement der russischen Fachkräfte<br />

(weit überwiegend Frauen), mit dem sie den Mangel<br />

an monetären und strukturellen Ressourcen<br />

ausgleichen, versetzt die deutschen Teilnehmenden<br />

immer wieder in Erstaunen. Ebenso erstaunt<br />

zeigten sich die deutschen Teilnehmer/innen über<br />

| Bereich: Frauen<br />

Gewalt an Frauen - Rechtsanspruch auf Schutz<br />

und Hilfe<br />

Obwohl Gewalt an Frauen als gesellschaftliches<br />

Problem und die Notwendigkeit von Frauenhäusern<br />

und anderen Gewaltschutzangeboten allgemein<br />

anerkannt sind, hat dies bisher nicht zu einer<br />

befriedigenden öffentlichen Finanzierung geführt.<br />

Die <strong>AWO</strong> fordert seit Jahren, dass die bisherige<br />

uneinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern<br />

durch die Länder oder Kommunen durch eine bundesweit<br />

einheitliche Finanzierung abgelöst werden<br />

muss.<br />

Da die Frauenhausfi nanzierung keine gesetzliche<br />

Pfl icht ist, sind die Einrichtungen permanent von<br />

die fehlenden rechtsstaatlichen, verbindlichen<br />

Grundlagen für die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.<br />

Wir konnten erfahren, dass der Gemeinschaftsgeist,<br />

das soziale Miteinander und die weitverbreitete<br />

Art von Mitdenken und professionellem<br />

Mitfühlen in Russland viel stärker ausgeprägt sind<br />

als in der Bundesrepublik. Auf der Basis dieser<br />

menschlich-fachlichen Fähigkeit wird in Russland<br />

effektiv gearbeitet und mancher Mangel kompensiert.<br />

Wesentliches Ergebnis der Austauscharbeit ist<br />

stets, sich selbst in seiner Fachlichkeit grundsätzlich<br />

kritisch zu sehen und – in der Folge – sich<br />

selbst mit seinen Stärken und Besonderheiten<br />

besser einschätzen zu können. Bei den deutschen<br />

Teilnehmenden entstanden durch den Austausch<br />

viele Fragen, wie zum Beispiel: Ist es richtig,<br />

hauptsächlich individuumszentriert zu arbeiten?<br />

Wo bleibt die Orientierung des Einzelnen auf das<br />

Gemeinwesen?<br />

Oder: Ist staatliche Autorität (und damit auch seine<br />

Verantwortung!) in Deutschland zu schwach ausgebildet?<br />

(Stichwort: Versagen der Institutionen<br />

und Strukturen).<br />

Natürlich lassen sich die Eindrücke und Ergebnisse<br />

des Austausches oft nicht unmittelbar auf deutsche<br />

Verhältnisse übertragen. Die Systeme sind<br />

sehr verschieden. Impulse dafür, die eigene Arbeit<br />

zu verbessern, gibt es reichlich in den persönlichen<br />

fachlichen Begegnungen und Auseinandersetzungen,<br />

die sehr vertrauensvoll und intensiv verlaufen.<br />

Wir wollen den entstandenen Weg gemeinsam<br />

zu noch anspruchsvolleren Projekten gehen:<br />

Einrichtungspartnerschaften und eine Ausweitung<br />

des Austausches auf Jugendgruppen aus genau<br />

diesen Einrichtungen sind bereits in Planung.<br />

Kürzungen oder sogar Schließungen bedroht. Das<br />

führte 2011 dazu, dass das <strong>AWO</strong>-Frauenhaus Lübeck<br />

mit dem Verweis auf zu niedrige Belegungszahlen<br />

geschlossen werden musste. Krisen, die zu<br />

einem Aufenthalt in einem Frauenhaus führen,<br />

sind aber nicht planbar.<br />

Die 37 <strong>AWO</strong>-Frauenhäuser dienen dazu, Frauen<br />

und ihren Kindern im Falle von häuslicher Gewalt<br />

Hilfe, Beratung und vorübergehend eine geschützte<br />

Unterkunft anzubieten. Die länderuneinheitlichen<br />

Finanzierungsregelungen führen jedoch zu<br />

unsinnigen bürokratischen Hemmnissen bis hin<br />

zu Rechtsstreitigkeiten über die Kostenerstattung.<br />

Schutz und Hilfe dürfen nicht von Kommunal- und


Ländergrenzen abhängig sein. Eine Frau aus Niedersachsen<br />

muss auch in einem Bremer Frauenhaus<br />

Schutz fi nden, ohne sich dafür verschulden<br />

zu müssen.<br />

Deshalb fordert die <strong>AWO</strong> einen Rechtsanspruch auf<br />

Schutz und Hilfe - unabhängig von Herkunft, Aufenthaltsstatus,<br />

Einkommen und Gesundheitszustand.<br />

Nur dieser ermöglicht es betroffenen Frauen<br />

und ihren Kindern, sich so früh wie möglich aus<br />

gefährlichen Lebenssituationen zu befreien. Die<br />

momentane Regelung zur Kostenübernahme benachteiligt<br />

Personengruppen, die keinen Anspruch<br />

auf Sozialleistungen haben, wie zum Beispiel Studentinnen.<br />

Diese müssen alle Kosten für einen<br />

Aufenthalt im Frauenhaus selber tragen. Auch gering<br />

verdienende Frauen müssen die Kosten min-<br />

| Bereich: Familie<br />

Projekt Elternchance<br />

Das Programm „Elternchance ist Kinderchance“<br />

des BMFSFJ will durch die Unterstützung von Eltern<br />

die Bildungschancen für deren Kinder verbessern.<br />

Ein Trägerkonsortium aus sechs großen Trägern<br />

der Familienbildung – unter der Leitung des <strong>AWO</strong><br />

Bundesverbandes – beteiligt sich während der<br />

Projektlaufzeit von 2011 bis 2014 maßgeblich an<br />

der Umsetzung. So wird eine Weiterbildung zum/<br />

zur Elternbegleiter/in angeboten.<br />

Diese Weiterbildung richtet sich an Fachkräfte der<br />

Familienbildung und ist kostenfrei. Die Kurse fi n-<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

destens zum Teil selber übernehmen. In der Praxis<br />

führt das dazu, dass die Frauen das Schutzangebot<br />

gar nicht erst in Anspruch nehmen oder aber in<br />

die gewaltbelastete Situation zurückkehren. Die<br />

Konsequenzen tragen die Frauen und Kinder, die<br />

Folgekosten die Gesellschaft. Hier sind Bund, Länder<br />

und Kommunen in der Verantwortung, endlich<br />

tragfähige Lösungen zu fi nden, die nicht zulasten<br />

der betroffenen Frauen und ihrer Kinder gehen.<br />

Gemeinsam mit den anderen Wohlfahrtsverbänden<br />

wurde daher eine Expertise in Auftrag gegeben, die<br />

die Möglichkeiten einer bundeseinheitlichen Regelung<br />

prüfen und Vorschläge zur Umsetzung eines<br />

Rechtsanspruches vorlegen soll. Mit deren Fertigstellung<br />

ist im Juni <strong>2012</strong> zu rechnen.<br />

den bundesweit an vielen verschiedenen Standorten<br />

statt. Sie bestehen aus drei Qualifi zierungsmodulen,<br />

in denen es unter anderem um Bildung<br />

in Familie und Institutionen geht, um die Erarbeitung<br />

besserer Zugänge auch zu sozial benachteiligten<br />

Eltern und um vorurteilsbewusste Ansätze in<br />

der sozialen Arbeit mit Familien. Darüber hinaus<br />

werden Vernetzungs- und Einsatzmöglichkeiten<br />

der Kursteilnehmenden thematisiert. Die Präsenzphasen<br />

werden ergänzt durch Selbststudium, Treffen<br />

in regionalen Arbeitsgruppen und die Durchführung<br />

eines Praxisprojektes vor Ort.<br />

| 39


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 40<br />

| Verbandsangelegenheiten, Engagementförderung,<br />

Zukunft der Bürgergesellschaft<br />

Die Abteilung Verbandsangelegenheiten, Engagementförderung,<br />

Zukunft der Bürgergesellschaft<br />

behandelt alle Angelegenheiten des Verbandes,<br />

wie die Entwicklung von Leitlinien und die strategische<br />

Verbandsausrichtung. Die Abteilung ist<br />

| Bereich: Verbandsangelegenheiten<br />

Wertegebundenes <strong>AWO</strong>-Unternehmen<br />

Die Wertebindung des unternehmerischen Bereichs<br />

bleibt für die <strong>AWO</strong> eine Herausforderung. Im Jahr<br />

2010 haben verschiedene öffentliche Debatten,<br />

u. a. um Zeitarbeit, Einsatz von Ein-Euro-Jobbern<br />

und Verwendung der Mittel in Wohlfahrtsverbänden,<br />

wieder klargemacht, von welcher Bedeutung<br />

dies für die Glaubwürdigkeit der Wohlfahrtsverbände<br />

ist. Wenn die <strong>AWO</strong> ihre Glaubwürdigkeit<br />

und Berechtigung als Verband der Freien Wohlfahrtspfl<br />

ege nicht einbüßen möchte, muss sie<br />

auch im Alltag nach ihren Grundwerten handeln.<br />

Die <strong>AWO</strong> hat deshalb einen breiten Diskussionsprozess<br />

im Verband zu Eckpunkten eines wertegebundenen<br />

<strong>AWO</strong>-Unternehmens angestoßen.<br />

Ausgangslage dieses Diskussionsprozesses ist die<br />

Grundüberzeugung, dass sich die Wertebindung<br />

der <strong>AWO</strong> in ihrem täglichen Handeln widerspiegeln<br />

muss. Die <strong>AWO</strong>-Unternehmen müssen sich<br />

am Leitbild und den sozialpolitischen Forderungen<br />

der <strong>AWO</strong> orientieren.<br />

Im Laufe des Jahres 2011 wurden im Verband<br />

„Eckpunkte für ein wertegebundenes <strong>AWO</strong>-Unternehmen“<br />

diskutiert. Diese sollen durch die<br />

<strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2012</strong> verabschiedet werden.<br />

Sie enthalten Aussagen zur Unternehmenspolitik,<br />

zum Bürgerschaftlichen Engagement in <strong>AWO</strong>-<br />

Unternehmen und der Sozialraumorientierung der<br />

Unternehmen sowie zur Führungs- und Personalpolitik<br />

und zur Trennung von Führung und Aufsicht.<br />

Besonderes Augenmerk liegt auf den Aussagen<br />

zu „guter Arbeit“ in der <strong>AWO</strong>, die intensiv<br />

diskutiert wurden.<br />

Die Diskussion verläuft nicht ohne Blick auf die<br />

Rahmenbedingungen, in denen soziale Dienstleistungen<br />

erbracht werden. Ein Streiten um Rahmenbedingungen,<br />

die einen fairen, gestalteten<br />

Wettbewerb erlauben und einen Wettbewerb über<br />

die Löhne verhindern, gehört zum Selbstverständnis<br />

der <strong>AWO</strong> und ist deshalb wichtiger Bestandteil<br />

des Diskussionsprozesses.<br />

mit dem Themenbereich Engagementförderung,<br />

in den zum Beispiel das Thema Freiwilligendienste<br />

fällt, betraut und hat die Aufgabe, das Bürgerschaftliche<br />

Engagement zu fördern.<br />

Junge Menschen aktiv in der <strong>AWO</strong><br />

Die <strong>AWO</strong> ist ein Verband, der allen offen steht,<br />

die die Werte der <strong>AWO</strong> unterstützen, denn gerade<br />

die Vielfalt ist die Stärke der <strong>AWO</strong>. Sie bindet verschiedene<br />

Menschen und damit auch Menschen<br />

verschiedenen Alters ein. Die Motive und die Bereitschaft<br />

der Menschen sich zu engagieren, verändern<br />

sich. Es ist deshalb ständige Aufgabe der<br />

<strong>AWO</strong>, sich die Frage nach der Motivation für Engagement<br />

zu stellen.<br />

Die <strong>AWO</strong> hat das Ziel, junge Menschen durch offene<br />

Mitwirkungsmöglichkeiten im Verband zu gewinnen.<br />

Um diese Ziele in der Praxis umzusetzen,<br />

muss sich die <strong>AWO</strong> jungen Menschen öffnen und<br />

deren Mitarbeit ermöglichen und befördern. Partner<br />

dafür ist das Jugendwerk der <strong>AWO</strong>.<br />

Die <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2008</strong> beschloss, eine Kommission<br />

zu bilden, deren Ziel es war, Vorschläge<br />

und konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, wie<br />

eine aktive inhaltliche und verbandliche Einbeziehung<br />

von jungen Menschen in die <strong>AWO</strong> erfolgen<br />

und wie der Übergang vom Jugendwerk zur<br />

<strong>AWO</strong> erleichtert werden kann.<br />

Die Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt waren im<br />

Jahr 2010 zu knapp 70 Prozent älter als 61 Jahre.<br />

Rund 26 Prozent waren 31 bis 60 Jahre alt,<br />

und nur rund 4 Prozent waren unter 30-Jährige.<br />

Der Handlungsauftrag aus dem Jahr <strong>2008</strong>, junge<br />

Menschen in die Vereinsstrukturen der <strong>AWO</strong> einzubeziehen<br />

und junge Menschen in ihren Strukturen<br />

zu fördern, besteht unvermindert fort. Die<br />

von der <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2008</strong> eingesetzte Kommission<br />

„Junge Menschen aktiv in der <strong>AWO</strong>“ hat<br />

Ursachen und Haltungen näher untersucht. Sie<br />

legt der <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2012</strong> einen Leitfaden<br />

vor und regte bereits 2011 einen breiten Diskussionsprozess<br />

darüber an. Ziel ist es, das Thema auf<br />

allen Gliederungsebenen zu verankern und Hilfen<br />

zur Gewinnung und Bindung von jungen Menschen<br />

zu geben.


Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt<br />

Das Präsidium hat Ende 2010 eine Diskussion<br />

über die Überarbeitung des Grundsatzprogramms<br />

in die Wege geleitet. Die dazu berufene Kommission<br />

verfolgt zwei Schritte. Das Grundsatzprogramm<br />

wird bis zur <strong>Bundeskonferenz</strong> <strong>2012</strong> um die bereits<br />

vorhandenen Positionen und Beschlüsse seit 1998<br />

ergänzt. Die politische und fachliche Weiterentwicklung<br />

in den einzelnen Bereichen wird in ihrem<br />

jeweiligen Kontext dargestellt und veröffentlicht.<br />

Parallel dazu wird ein grundlegender Prozess über<br />

das Grundsatzprogramm und eine Vision eingeleitet,<br />

die dann in einer Neufassung des Grundsatzprogramms<br />

nach <strong>2012</strong> münden soll.<br />

1. Historische Konferenz der <strong>AWO</strong><br />

„Dass sich die <strong>AWO</strong> zu einem Wohlfahrtsverband<br />

mit über 14.000 sozialen Einrichtungen und<br />

Diensten entwickelt, hätte unsere Gründerin Marie<br />

Juchacz wohl kaum gedacht“, erklärte <strong>AWO</strong> Präsident<br />

Wilhelm Schmidt zu Beginn der 1. Historischen<br />

Konferenz der <strong>AWO</strong>, „umso wichtiger ist,<br />

dass die <strong>AWO</strong> ihre Grundwerte Solidarität, Toleranz,<br />

Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit nicht<br />

aus den Augen verliert“, betonte er weiter und<br />

erklärte, „diese Wertebindung muss sich in unserer<br />

tagtäglichen Arbeit widerspiegeln, denn nur so<br />

kann sich die <strong>AWO</strong> von anderen Anbietern sozialer<br />

Dienstleistungen unterscheiden.“<br />

In diesem Sinne stellte die Konferenz eine Startveranstaltung<br />

zur systematischen Aufbereitung<br />

der Verbandsgeschichte nach Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges dar und fand am 24. November 2011<br />

in Berlin mit über 80 Teilnehmenden aus ganz<br />

Deutschland statt. Geleitet von dem Wunsch, die<br />

neue zentrale Aufgabe der historischen Arbeit in<br />

einem geeigneten Format zu präsentieren und<br />

Startimpulse zu setzen, wurde ein reichhaltiges<br />

Programm angeboten. Vormittags führten zwei Initialreferate<br />

von Bernd Faulenbach (Ruhr-Universität<br />

Bochum) und C. Wolfgang Müller (Technische<br />

Universität Berlin) in die thematische Diskussion<br />

ein, die sich nachmittags in vier Arbeitsgruppen<br />

fortsetzte. Die abendliche Gemeinschaftsveranstaltung<br />

und drei historische Fachexkursionen<br />

(u.a. zum <strong>AWO</strong>-Mahnmal in der Gedenkstätte des<br />

ehemaligen KZ Sachsenhausen oder zum Friedhof<br />

der Märzgefallenen in Berlin) am Folgetag erfüll-<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

ten mehrheitlich die Erwartungen der Angereisten.<br />

Unter dem Leitthema „Innere Solidarität durch<br />

kritische Distanz“ wurde versucht, einen Bogen<br />

zwischen der Nutzung des Erfahrungsschatzes, der<br />

Standortbestimmung auf dem heutigen Tableau<br />

der Sozialarbeit und der Unternehmensstruktur im<br />

Wettbewerb sozialer Dienstleistungen zu schlagen.<br />

Darüber hinaus wurden für die pragmatischen<br />

Aufgaben der lokalen Geschichtsarbeit Beispiele<br />

vorgestellt und Forderungen formuliert, u.a. verbunden<br />

mit dem Appell, keine weitere Zeit in der<br />

„Beweissicherung“ noch vorhandener Zeugnisse,<br />

Dokumente sowie Zeuginnen und Zeugen verstreichen<br />

zu lassen.<br />

Über die gesamte Veranstaltung ist im <strong>AWO</strong>-Verlag<br />

& Vertrieb eine Dokumentation unter der Art.Nr.<br />

06016 erhältlich.<br />

Historische Kommission<br />

Die neu konstituierte Historische Kommission trat<br />

im vergangenen Jahr zwei Mal zusammen. Sie besteht<br />

aus zehn Personen. Themen der Sitzungen in<br />

Berlin und Bonn waren u. a.:<br />

• verbandliche und politische Erinnerungspfl ege,<br />

• Vernetzung zu historischen Archiven und Sammlungen,<br />

• Aufbau eines historischen Raumes und Magazins<br />

im Berliner „Heinrich-Albertz-Haus“,<br />

• Erfassung vorhandener und erforschter Unterlagen<br />

der Empfänger/innen der Marie-Juchacz-<br />

Plakette als sogenannte Personendossiers.<br />

Ein weiteres Schwerpunktthema war die Bündelung<br />

und Weitergabe der zeitgeschichtlichen Erfahrungen<br />

als Bestandteil einer Wertediskussion<br />

und als Stärkung des demokratischen Gemeinwesens<br />

in der nicht enden wollenden Auseinandersetzung<br />

und Diskussion um rechte und populistische<br />

Tendenzen in Gesellschaft und Alltagsleben.<br />

Auch die ständige Recherche nach bedeutenden<br />

Exponaten der Verbandsgeschichte gehört zu den<br />

Aufgaben der Historischen Kommission.<br />

Natürlich wurde die Planung und Durchführung<br />

der 1. Historischen Konferenz aktiv begleitet. Zudem<br />

erstellten die Kommissionsmitglieder ein Anforderungsprofi<br />

l an den neuen Online-Auftritt und<br />

das vorgesehene historische Portal, das <strong>2012</strong> an<br />

den Start gehen soll.<br />

| 41


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 42<br />

| Bereich: Engagementförderung<br />

Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />

Das Jahr 2011 stellt bundesweit eine Zäsur für die<br />

Entwicklung der Freiwilligendienste dar. Mit der<br />

Aussetzung des Zivildienstes und der Einführung<br />

des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) im Juli 2011<br />

wurde ein Paradigmenwechsel vom Pfl icht- zum<br />

Freiwilligendienst vollzogen. Die staatliche Förderung<br />

betreffend wurden insgesamt 350 Millionen<br />

Euro in den Bereich des freiwilligen Engagements<br />

umgeschichtet. Der BFD steht jüngeren und älteren<br />

Menschen offen. Er sieht wie auch in den Jugendfreiwilligendiensten<br />

eine soziale Absicherung der<br />

Freiwilligen vor, ermöglicht darüber hinaus einen<br />

Dienst in Teilzeit und die Einbeziehung neuer Einsatzfelder.<br />

Die <strong>AWO</strong> sah den neuen Freiwilligendienst von<br />

Beginn an als Chance für die Stärkung und Profi -<br />

lierung des freiwilligen Engagements im Verband.<br />

Daher bereitete sie sich bereits seit Ende 2010 intensiv<br />

auf die Umstellung vor. Dabei waren sich die<br />

Verantwortlichen auf der Ebene des Bundesverbandes<br />

und der Gliederungen einig, dass die im<br />

Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) seit fast 50 Jahren<br />

entwickelte hohe Qualität der pädagogischen Begleitung<br />

auch für den BFD gelten soll, gerade für<br />

die Gruppe der unter 27-Jährigen.<br />

Die <strong>AWO</strong> gestaltete das FSJ als soziales Bildungs-<br />

und Orientierungsjahr aus und gab damit vielen<br />

jungen Menschen die Möglichkeit, durch aktive<br />

Mitarbeit soziale Berufsfelder kennenzulernen,<br />

interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und Impulse<br />

für die eigene Persönlichkeitsentwicklung<br />

zu bekommen. Diese guten Erfahrungen auch für<br />

den Bundesfreiwilligendienst nutzbar zu machen,<br />

war und ist der <strong>AWO</strong> ein großes Anliegen. Der im<br />

Berichtsjahr neu eingesetzte Unter-Arbeitskreis<br />

„Freiwilligendienste“ widmet sich den Fragen der<br />

Umsetzung und der Qualitätsentwicklung sowohl<br />

im FSJ als auch im BFD.<br />

Die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />

fand unter recht schwierigen Rahmenbedingungen<br />

statt. Wegen des politischen Reformdrucks<br />

war der zeitliche Vorlauf kurz, wichtige rechtliche<br />

Regelungen z.B. zur Kindergeldberechtigung<br />

waren noch nicht abgeschlossen. Dennoch ist es<br />

der <strong>AWO</strong> gelungen, bis zum Jahresende 2011 zusätzlich<br />

zum FSJ nahezu 2.000 Plätze im BFD zu<br />

schaffen und zu besetzen. Dieser Erfolg geht vor<br />

allem auf das große Engagement der beteiligten<br />

<strong>AWO</strong> Landes- und Bezirksverbände und der<br />

vielen Einrichtungen und Einsatzstellen zurück.<br />

Der Bundesverband hat mit seiner „freiwillich“-<br />

Kampagne maßgeblich dazu beigetragen, vor<br />

allem bei jungen Menschen das Interesse an ei-<br />

nem Freiwilligendienst bei der <strong>AWO</strong> zu wecken.<br />

Auch das Interesse von Menschen über 27 an einem<br />

Freiwilligendienst ist hoch. Die <strong>AWO</strong> hat im<br />

Berichtsjahr damit begonnen, neben geeigneten<br />

Einsatzmöglichkeiten auch passgenaue Bildungsangebote<br />

zu entwickeln, die die besonderen Lebenslagen<br />

und Bedürfnisse der Älteren berücksichtigen.<br />

Dabei ist es der <strong>AWO</strong> ein besonderes<br />

Anliegen, den BFD gezielt als Engagementangebot<br />

auszugestalten und klar von regulärer Beschäftigung<br />

und Eingliederungsmaßnahmen in den Arbeitsmarkt<br />

abzugrenzen. Ein im August 2011 vom<br />

<strong>AWO</strong> Präsidium verabschiedetes Papier bezieht hier<br />

deutlich Position und ist handlungsleitend für alle<br />

verbandlichen Akteure in den Freiwilligendiensten.<br />

Kampagne „<strong>AWO</strong> – freiwillich“<br />

Freiwillig engagiert<br />

mit der <strong>AWO</strong> ist das<br />

Motto der erfolgreichen<br />

Kampagne<br />

„<strong>AWO</strong> – freiwillich“. Ausgang der Kampagne war<br />

die Frage, wie die <strong>AWO</strong> das Europäische Jahr der<br />

Freiwilligentätigkeit 2011 sinnvoll nutzen kann. Da<br />

bereits 2010 der Wegfall des Zivildienstes angekündigt<br />

war, wurde von Beginn an auf eine Kampagne<br />

gesetzt, die allgemein für freiwilliges Engagement<br />

in der <strong>AWO</strong> wirbt, aber gezielt junge Menschen für<br />

ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den neuen<br />

Bundesfreiwilligendienst (BFD) ansprechen sollte.<br />

Obwohl gesetzliche Grundlagen noch nicht beschlossen<br />

waren und das zuständige Bundesministerium<br />

selbst noch nicht den neuen BFD bewarb,<br />

begann die <strong>AWO</strong> am 1. April <strong>2012</strong> als erster Wohlfahrtsverband<br />

überhaupt mit ihrer Informations-<br />

und Werbekampagne „freiwillich“. Die Kampagne<br />

sollte den neuen Freiwilligendienst bekannt machen<br />

und junge Menschen von der Teilnahme an<br />

einem Freiwilligendienst überzeugen.<br />

Die Leitidee der Kampagne bestand darin, mit<br />

echten Freiwilligen zu arbeiten. Niemand kann<br />

authentischer und überzeugender motivieren als<br />

jene, die sich tatsächlich freiwillig engagieren. Die<br />

Homepage www.awo-freiwillich.de und die Facebookseite<br />

<strong>AWO</strong> freiwillich waren die zentralen<br />

Elemente der Kampagne und bestehen auch noch<br />

über den Aktionszeitraum 2011 hinaus. Auf der<br />

Homepage konnten und können sich Interessierte<br />

nicht nur über die Möglichkeiten der Freiwilligendienste<br />

informieren, sondern auch über die verschiedenen<br />

Einsatzmöglichkeiten. Zudem bietet<br />

die Homepage eine Stellenplatzbörse, die eine direkte<br />

Suche nach Einsatzstellen ermöglicht. Bei Facebook<br />

können sich Interessierte und Teilnehmer/


innen miteinander vernetzen, sie können Beiträge<br />

über ihre Dienste posten und andere Beiträge<br />

kommentieren.<br />

Zeitgleich waren bundesweit in vielen Städten<br />

Großfl ächenplakate zu sehen, Zeitschriften wie<br />

zum Beispiel die „Brigitte“ stellten kostenfrei Platz<br />

für Anzeigen zur Verfügung, auch viele Radio- und<br />

Fernsehstationen sendeten einen eigens produzierten<br />

Radio- bzw. TV-Spot, den sie umsonst ausstrahlten.<br />

Auch auf YouTube wurde der „freiwillich“-Spot<br />

der <strong>AWO</strong> gezeigt und stieß dort auf großes Interesse.<br />

Die Innen- und Außenwirkung der Kampagne ist<br />

ein Erfolg: Die <strong>AWO</strong> war öffentlich stark präsent und<br />

es gab mehr Anfragen nach freiwilligem Engagement<br />

in den regionalen Verbänden der <strong>AWO</strong>. Durch<br />

den frühzeitigen Kampagnenbeginn ist der <strong>AWO</strong> die<br />

| Bereich: Bürgerschaftliches Engagement<br />

Nationales Forum für Engagement und<br />

Partizipation<br />

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgt die <strong>AWO</strong> die<br />

von der Bundesregierung bereits 2010 beschlossene<br />

Nationale Engagementstrategie (NES). Werden<br />

von der Regierung Strategien entwickelt, um<br />

zivilgesellschaftliche Organisationen und Selbstorganisation<br />

zu stärken? Oder geht es der Regierung<br />

nur um die Förderung des Engagements als<br />

kostengünstige Gewährleistung sozialer Hilfen<br />

und öffentlicher Einrichtungen? Aus Sicht der <strong>AWO</strong><br />

weist die NES Grundmängel auf, da sie unkonkret<br />

bleibt und keine Anknüpfungspunkte für zivilgesellschaftliche<br />

Organisationen wie die <strong>AWO</strong> bietet.<br />

2011 sollte im Nationalen Forum für Engagement<br />

und Partizipation die NES konkretisiert und weiterentwickelt<br />

werden. Unter dem Dach des NFEP<br />

wurden vier Foren mit Experten und Expertinnen<br />

durchgeführt zu den Themen „Engagement lernen<br />

Die 1. Historische Konferenz der <strong>AWO</strong>.<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

Umstellung weg vom Zivildienst hin zu Freiwilligendiensten<br />

gut gelungen.<br />

als Unterrichtsmethode“, „Bürgerschaftliches Engagement<br />

in ländlichen Räumen“, „Haupt- und<br />

Ehrenamt in der Pfl ege“ und „Hybride Organisationen<br />

- neue Chance für die Engagementlandschaft“,<br />

an denen sich die <strong>AWO</strong> beteiligte oder zu<br />

denen sie Stellung nahm. Die Grundmängel konnten<br />

aber in den Foren nicht beseitigt werden: Es<br />

fand keine Unterscheidung zwischen verschiedenen<br />

Formen Bürgerschaftlichen Engagements statt,<br />

somit auch keine Konkretisierung von Engagementförderung.<br />

Unbearbeitet blieb das Ehrenamt<br />

als Wert für sich in einer demokratischen Gesellschaft<br />

und wie Verbands- bzw. Vereinsstrukturen<br />

als wichtige Orte der Demokratie gestärkt werden<br />

können. Die <strong>AWO</strong> setzt sich für eine Konkretisierung<br />

und Weiterentwicklung der Nationalen Engagementstrategie<br />

ein, die die Zivilgesellschaft breit<br />

stützt und freiwilliges Engagement in allen gesellschaftlichen<br />

Themenfeldern fördert.<br />

| 43


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 44<br />

| Kommunikation<br />

Die Abteilung Kommunikation beschäftigt sich vor<br />

allem mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

den Neuen Medien, strategischen Kampagnen, der<br />

Durchführung von bundesweiten Projekten und<br />

Wettbewerben und dem Tagungsmanagement.<br />

„<strong>AWO</strong> Ansicht“: Das neue Verbandsmagazin des<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverbands<br />

Seit 2011 ist die „<strong>AWO</strong> Ansicht“ das neue Magazin<br />

des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes. Es erscheint vier Mal<br />

im Jahr. In zeitgemäßer Aufbereitung wird die Soziale<br />

Arbeit der <strong>AWO</strong> präsentiert. Der Magazinaufbau<br />

ist von Heft zu Heft identisch. In jeder Ausgabe<br />

werden Hintergründe, Reportagen, Interviews und<br />

Kommentare relevanter Akteure zu einem sozialpolitisch<br />

relevanten Thema präsentiert und diskutiert.<br />

Zielgruppe sind vor allem Verantwortliche<br />

aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und den<br />

Medien.<br />

Heinrich-Albertz-Friedenspreis für Jutta Limbach<br />

Im Beisein namhafter Gäste aus Politik und Gesellschaft<br />

verlieh die <strong>AWO</strong> am 8. November 2011 der<br />

ehemaligen Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts<br />

Jutta Limbach den Heinrich-Albertz-Friedenspreis.<br />

<strong>AWO</strong> Präsident Wilhelm Schmidt empfand<br />

„eine tiefe Ehre, dass wir mit Jutta Limbach<br />

eine der großen Demokratinnen in diesem Lande<br />

ehren dürfen, die sich besonders durch ihre unermüdliche<br />

Bereitschaft, sich für das Gemeinwesen<br />

zu engagieren, auszeichnet.“ Jutta Limbach setzte<br />

sich stets und vor allem in ihren früheren Positionen<br />

als Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts<br />

und als Präsidentin des Goethe-Instituts für das<br />

Recht, für die demokratischen Grundwerte und für<br />

die Gleichberechtigung von Frauen ein.<br />

Während der Verleihung des Heinrich-Albertz-Friedenspreises 2011 an Jutta Limbach.<br />

In seiner Laudatio betonte der vorangegangene<br />

Preisträger Hans-Jochen Vogel unter anderem,<br />

dass Jutta Limbach „die mit ihren Positionen in<br />

der öffentlichen Verantwortung verbundenen<br />

Machtbefugnisse nicht zur Stärkung des eigenen<br />

Egos, sondern stets für die Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />

ihrer Mitmenschen nutzte.“<br />

Die Preisträgerin war sichtlich gerührt und erinnerte<br />

daran, dass der Namensgeber des Preises „unter<br />

Politik die Aufgabe verstand, die Mühsal der<br />

menschlichen Existenz zu erleichtern.“ Deshalb<br />

könne die Arbeiterwohlfahrt zu Recht stolz sein,<br />

dass Heinrich Albertz von 1949 bis 1965 auch ihr<br />

Bundesvorsitzender war.<br />

Heinrich-Albertz-Friedenspreis<br />

Mit dem Heinrich-Albertz-Friedenspreis ehrt<br />

die <strong>AWO</strong> seit 1999 Persönlichkeiten, die Solidarität<br />

und soziale Verantwortung in den<br />

Mittelpunkt ihres Lebens und Wirkens stellen<br />

und die sich um die Ausgestaltung der <strong>AWO</strong>-<br />

Grundwerte Solidarität, Toleranz, Freiheit,<br />

Gleichheit und Gerechtigkeit sowie um den<br />

inneren und äußeren Frieden in besonderer<br />

Weise verdient gemacht haben.<br />

Bisherige Preisträger:<br />

1999: Johannes Rau<br />

2001: Paul Spiegel<br />

2005: Gerhard Schröder<br />

<strong>2008</strong>: Hans-Jochen Vogel


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 45


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 46<br />

<strong>AWO</strong>-Sozialbarometer: Gesellschaftlicher Zusammenhalt<br />

in Deutschland ist bedroht<br />

Ein Jahr nach Erscheinen des ersten <strong>AWO</strong>-Sozialbarometers<br />

im Juli 2010 konnte in Form einer Broschüre<br />

das zurückliegende „Sozialbarometer-Jahr“<br />

komprimiert präsentiert werden. Die Ergebnisse<br />

auf einen Blick zeigen noch einmal sehr deutlich,<br />

dass zahlreiche politische Entscheidungen bzw.<br />

Nicht-Entscheidungen die Menschen zusehends<br />

verunsichern, der alltägliche Druck auf wachsende<br />

Teile der Bevölkerung zunimmt, gleichzeitig aber<br />

das Vertrauen in staatliche Institutionen und politische<br />

Entscheidungen schwindet.<br />

Vertrauen in Staat und Politik, Zuversicht in den<br />

eigenen Lebensentwurf – unabhängig von Status<br />

und Herkunft – müssen wiederhergestellt werden.<br />

Wenn der Zugang zu Bildung kostenlos ist, Mindestlöhne<br />

eingeführt werden oder die Bürgerversicherung<br />

in der Kranken- und Pfl egeversicherung<br />

endlich kommt, dann wären für viele Menschen<br />

schon wichtige Schritte gemacht. Passiert dies<br />

nicht, droht der gesellschaftliche Zusammenhalt<br />

in Deutschland zu schwinden.<br />

Mit dem Sozialbarometer fragt die <strong>AWO</strong> zu Beginn<br />

jedes Monats nach sozialpolitisch relevanten Themen<br />

in Deutschland. Idee des <strong>AWO</strong>-Sozialbarometers<br />

ist es, mit Daten unterfütterte Debatten für<br />

den sozialen Zusammenhalt in Deutschland anzustoßen<br />

und dabei die Öffentlichkeit für Standpunkte<br />

der <strong>AWO</strong> zum Thema zu sensibilisieren.<br />

Die Daten erhebt das Institut TNS Infratest. Befragt<br />

werden jeweils 1.000 Personen. Die Ergebnisse der<br />

Umfrage und vertiefende Informationen sind für<br />

den jeweiligen Monat auf der Startseite von www.<br />

awo-sozialbarometer.org einsehbar und stehen<br />

als Download zur Verfügung. Mit jeder neuen Umfrage<br />

werden die vorherigen Materialien in einem<br />

Archiv gespeichert und einmal im Jahr zusammengefasst<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

<strong>AWO</strong>-Onlineservices – Neue Informationsstrukturen<br />

für den Verband<br />

Ende 2011 wurde der <strong>AWO</strong>-Onlineservice gestartet.<br />

Das Ziel dieser webbasierten Plattform, die unter<br />

www.awo-onlineservices.org aufgerufen werden<br />

kann, ist es, den Service und die Informationsvermittlung<br />

für den Verband unter der Einhaltung<br />

eines Höchstmaßes an Sicherheit zu verbessern.<br />

Sie soll die tägliche Arbeit unterstützen, indem<br />

u. a. ein nutzerfreundlicher und schneller Zugriff<br />

auf <strong>AWO</strong>-Materialien gewährt wird, fachspezifi -<br />

sche Informationen gebündelt und Prozesse, wie<br />

die Sitzungsorganisation von Gremien, vereinfacht<br />

werden.<br />

Das neue Infoportal enthält zunächst die Module<br />

Redaktionsservice und Sitzungsservice. Der Redak-<br />

tionsservice richtet sich ausschließlich an die Kommunikationsverantwortlichen<br />

der Gliederungen.<br />

Mit einem personifi zierten Zugang fi nden diese<br />

Presseinformationen, Bilder, Texte, Materialien<br />

zu Kampagnen sowie Hinweise und Vorlagen zum<br />

Corporate Design der <strong>AWO</strong>.<br />

Im Sitzungsservice erhalten die Mitglieder der innerverbandlichen<br />

Gremien, die durch den Bundesverband<br />

organisiert werden, alle notwendigen<br />

Informationen über die jeweiligen Sitzungen: Tagesordnungen,<br />

Vorlagen und Protokolle werden<br />

eingestellt und bleiben nachhaltig sichtbar. So ist<br />

sichergestellt, dass Dokumente aller Gremien an<br />

einem Ort, je nach Berechtigung, jederzeit eingesehen<br />

werden können.<br />

Für <strong>2012</strong> sind weitere Informationsportale in Planung.<br />

2. Sozialkonferenz 2011 „Pfl ege von morgen<br />

braucht eine starke Gemeinschaft“<br />

Am 16. Dezember fand im Berliner Umweltforum<br />

die 2. Sozialkonferenz der <strong>AWO</strong> statt. Unter dem<br />

Motto „Pfl ege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft“<br />

kamen rund 150 Teilnehmer/innen<br />

zusammen, um u. a. bei Fachvorträgen des ver.di-<br />

Vorsitzenden Frank Bsirske oder von Prof. Heinz<br />

Rothgang miteinander zu debattieren. Mit dem<br />

Titel „Pfl ege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft“<br />

hob die <strong>AWO</strong> hervor, dass sie nicht<br />

nur im Jahr der Pfl ege, wie es von der Regierung<br />

ausgerufen wurde, diesem Thema Raum gibt. Mit<br />

der Veranstaltung richtete die <strong>AWO</strong> den Blick nach<br />

vorn; sie formulierte und diskutierte zukünftige<br />

Anforderungen der Pfl ege. Dabei ging es um die<br />

vier großen Eckpfeiler der Pfl ege: Personal, Finanzierung,<br />

Strukturen und Nutzerorientierung.<br />

Die Abteilung Kommunikation war mit der Organisation<br />

und Durchführung dieser großen Fachveranstaltung<br />

betraut.<br />

Im Rahmen der Veranstaltung fand eine Pressekonferenz<br />

statt, an der der ver.di-Vorsitzende


Frank Bsirske, der <strong>AWO</strong> Präsident Wilhelm Schmidt<br />

und der <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler<br />

teilnahmen. In ihren Statements betonten sie den<br />

hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert des<br />

Themas Pfl ege: „Damit Pfl ege morgen noch bezahlbar<br />

und von hoher Qualität erbracht werden<br />

kann, müssen wir schon heute über entsprechende<br />

Konzepte diskutieren“, erklärte beispielsweise<br />

der <strong>AWO</strong> Präsident Wilhelm Schmidt und fügte<br />

hinzu: „Das von der Regierung ausgerufene Jahr<br />

der Pfl ege ist eine Farce. Vollmundige Versprechungen<br />

- und am Ende stand eine Reform, die<br />

den Namen nicht verdient.“<br />

„Der demografi sche und soziale Wandel wird das<br />

Thema Pfl ege in den kommenden Jahren immer<br />

weiter ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken.<br />

Doch statt Horrorszenarien zu zeichnen, wurden<br />

auf der Sozialkonferenz die zentralen Eckpfeiler<br />

der Pfl ege von morgen diskutiert: gerechte<br />

Finanzierungssicherheit, qualifi ziertes Personal,<br />

zukunftstaugliche Versorgungsstrukturen und Stärkung<br />

der Zivilgesellschaft“, ergänzte der <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzende<br />

Wolfgang Stadler im Rahmen der<br />

Pressekonferenz.<br />

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske erklärte<br />

schließlich: „Wir brauchen eine materielle und<br />

ideelle Aufwertung der Pfl egeberufe. Nur so lässt<br />

sich langfristig und im Interesse der Pfl egebedürftigen<br />

die Fachlücke schließen.“<br />

Die „freiwillich“- Kampagne 2011<br />

„Freiwillig engagiert mit der <strong>AWO</strong>“ – unter diesem<br />

Motto startete die <strong>AWO</strong> am 1. April 2011 als erster<br />

Wohlfahrtsverband ihre Informations- und Werbekampagne<br />

„freiwillich“. Anlass der Kampagne<br />

| 01<br />

| 02<br />

| 03<br />

| 04<br />

2. Sozialkonferenz 2011 „Pfl ege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft“:<br />

<strong>AWO</strong> Präsident Wilhelm Schmidt.<br />

<strong>AWO</strong> Bundesvorsitzender Wolfgang Stadler.<br />

ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske.<br />

<strong>AWO</strong> Vorstandsmitglied Brigitte Döcker.<br />

war der Wegfall des Zivildienstes und die Einführung<br />

des neuen Bundesfreiwilligendienstes (BFD).<br />

Die Kampagne sollte den neuen Freiwilligendienst<br />

bekannt machen und junge Menschen von der<br />

Teilnahme an einem Freiwilligendienst überzeugen.<br />

Die Kampagne richtete sich vorrangig an die<br />

Altersgruppe der 16- bis 27-Jährigen.<br />

Die Leitidee von „freiwillich“ bestand darin, mit<br />

echten Freiwilligen zu arbeiten. Niemand kann<br />

authentischer und überzeugender motivieren als<br />

jene, die sich tatsächlich freiwillig engagieren.<br />

Neben verschiedenen Printmaterialien, wie Flyer<br />

und Plakate, waren die Homepage www.awofreiwillich.de<br />

und die Facebookseite <strong>AWO</strong> freiwillich<br />

die zentralen Elemente der Kampagne. Sie bestehen<br />

auch noch über den Aktionszeitraum 2011<br />

hinaus. Auf der Homepage konnten und können<br />

sich Interessierte nicht nur über die Möglichkeiten<br />

der Freiwilligendienste informieren, sondern auch<br />

über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Zudem<br />

bietet die Homepage eine Stellenplatzbörse,<br />

die eine direkte Suche nach Einsatzstellen ermöglicht.<br />

Bei Facebook können sich Interessierte und<br />

Teilnehmende miteinander vernetzen, sie können<br />

Beiträge über ihre Dienste posten und andere Beiträge<br />

kommentieren.<br />

Durch eine intensive und erfolgreiche Pressearbeit<br />

und die gelungene Akquisition von kostenlosen<br />

Medialeistungen konnte großer medialer Druck<br />

ausgeübt und eine enorme Reichweite generiert<br />

werden.<br />

| 01 | 02<br />

| 03 | 04<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 47


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 48<br />

Die Kampagne in Zahlen:<br />

1. Anzeigen:<br />

* erreichte Menschen<br />

2. Online-Banner:<br />

3. Internetseite: awo-freiwillich.de<br />

6. Funk:<br />

77.000<br />

950.000<br />

4. Facebook<br />

5. TV<br />

1,27 Mio.<br />

1,8 Mio.<br />

107.000<br />

625<br />

über 30 Mio.<br />

über 2 Mio.<br />

Kontakte*<br />

Kontakte<br />

Besucher/innen<br />

besuchte Seiten<br />

Beitragsaufrufe<br />

Feedbacks zu Beiträgen<br />

Kontakte<br />

Kontakte<br />

Mit der „freiwillich“-Kampagne konnte sich die<br />

<strong>AWO</strong> einer sehr großen Öffentlichkeit präsentieren.<br />

Zwar war sie primär auf eine junge Zielgruppe<br />

zugeschnitten, doch durch die Art der medialen<br />

Freileistungen wurde sie allen Altersgruppen zugänglich<br />

gemacht. Mit „freiwillich“ konnte sich<br />

die <strong>AWO</strong> einerseits als innovatives Sozialunternehmen<br />

positionieren und andererseits den Bekannt-<br />

7. Großfl ächen (1.500 Stück in 18 Städten):<br />

8. Printmaterialien:<br />

9. YouTube:<br />

Fazit:<br />

ca. 45 Mio.<br />

1.300*<br />

über 500 Stk.**<br />

* via Shop auf der Homepage, das heißt: über 1000 Mal wurden<br />

die Druckunterlagen für die unterschiedlichen Printmaterialien von<br />

der <strong>AWO</strong> heruntergeladen<br />

** Gliederungen, Landes- und Bezirksverbände, die Vermarktungspakete<br />

bestellt haben: 40<br />

• Im Zusammenhang mit der Kampagne hat der<br />

Bundesverband einen eigenen Kanal „eröffnet“.<br />

• Dort wurde der Spot zur Bewerbung der Kampagne<br />

eingestellt, den sich bis Ende August<br />

2011 bereits knapp 1.300 Menschen angesehen<br />

haben.<br />

• Nach Einstellung des Spots erhöhte sich die<br />

Zahl der Anfragen zu den Freiwilligendiensten<br />

sprunghaft.<br />

ca. 81 Mio.<br />

Kontakte<br />

Downloads der Druckunterlagen<br />

Vermarktungspakete<br />

Kontakte gesamt<br />

heitsgrad der <strong>AWO</strong> an sich signifi kant steigern.<br />

Zudem wurde auf www.awo-freiwillich.de die<br />

erste bundesweite <strong>AWO</strong>-„Stellenbörse“ (Datenbank)<br />

für freie Plätze im BFD und im FSJ implementiert.<br />

Mit dieser Kampagne gelang es der <strong>AWO</strong> erstmals,<br />

in ganz Deutschland mit einem identischen Erscheinungsbild<br />

wahrgenommen zu werden.<br />

Plak


Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

| 50<br />

| Justiziariat/Personal<br />

Die Stabsstelle Justiziariat/Personal umfasst folgende<br />

Tätigkeitsbereiche:<br />

Justiziariat<br />

Das Justiziariat ist zuständig für die Beratung des<br />

Vorstandes des Bundesverbandes in allgemeinen<br />

Rechtsangelegenheiten, für die gerichtliche und<br />

außergerichtliche Vertretung sowie für die Verständigung<br />

zu rechtlichen Themen auf Bundesebene.<br />

Seine Aufgabe ist es, rechtliche Probleme im Vorfeld<br />

zu erkennen, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen,<br />

mit dem Ziel, Streitigkeiten zu vermeiden.<br />

Personal/Arbeitsrecht<br />

Der Bereich Personal beschäftigt sich mit den Fragen<br />

der Personalbeschaffung und Personalverwaltung<br />

der Beschäftigten des Bundesverbandes.<br />

| Zentraler Dienst<br />

Die Abteilung Zentraler Dienst unterstützt die<br />

Fachabteilungen bei der Durchführung ihrer Aufgaben.<br />

Dabei umfasst der Zentrale Dienst folgende<br />

Arbeitsfelder:<br />

Betriebsdienst<br />

Versorgung der Geschäftsstelle mit allen für die<br />

Durchführung eines reibungslosen Bürobetriebs<br />

notwendigen Materialien sowie der Büroausstattung.<br />

Darüber hinaus werden in diesem Arbeitsfeld<br />

die im Bundesgebiet vorhandenen Immobilien bewirtschaftet.<br />

IT<br />

Aufgabe der IT ist die Bereitstellung einer möglichst<br />

redundanten, aber auch funktionalen Arbeitsumgebung<br />

sowie die sichere Aufbewahrung der elektronischen<br />

Daten.<br />

Verlag / Vertrieb<br />

Der Bundesverband verlegt Informationsmaterialien<br />

und Broschüren. Diese Druckereierzeugnisse<br />

werden neben Werbeartikeln, Ausstellungen und<br />

Wohlfahrtsmarken innerhalb des Verbandes vertrieben<br />

und unterstützen die Gliederungen in der<br />

Wahrnehmung ihrer Aufgaben. Die effektive Abwicklung<br />

dieser Arbeiten obliegt dem Team des<br />

Zentralen Dienstes.<br />

Rahmenverträge und <strong>AWO</strong>-Einkaufsverbund<br />

In der Stabsstelle Justiziariat/Personal erfolgt die<br />

vertragliche Arbeit für den Bereich der <strong>AWO</strong>-Rahmenverträge<br />

und den <strong>AWO</strong>-Einkaufsverbund.<br />

Wirtschaftsrecht, insbesondere gewerblicher<br />

Rechtsschutz<br />

Darüber hinaus bearbeitet die Stabsstelle vielfältige<br />

juristische Fragestellungen des Wirtschaftsrechts,<br />

unter anderem im Handels-, Gesellschafts- und<br />

Vergaberecht.<br />

In der Abteilung Zentraler Dienst war von 2009 bis<br />

2011 ein wichtiges Zukunftsprojekt angesiedelt:<br />

Umweltbewusst handeln: Energie- und Umweltberatung<br />

für den <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

Im September 2009 richtete der Bundesverband<br />

eine Energie- und Umweltberatungsstelle ein. Mit<br />

telefonischer Hotline, Beratung vor Ort sowie Artikeln<br />

in unseren Verbandsmedien wurden bis August<br />

2011 Anstöße zu Energieeffi zienz und Umweltschutz<br />

gegeben. Beispielberichte für <strong>AWO</strong>-Kitas,<br />

Senioreneinrichtungen oder ein Verwaltungshaus<br />

standen als Anregungen zur Verfügung. Neben<br />

Energie- und Umwelteffekten wurden so auch<br />

handfeste Kostenvorteile erreicht. Aufgrund der<br />

guten Erfahrungen wird das Projekt <strong>2012</strong> wieder<br />

aufgegriffen und weitergeführt werden.<br />

Workshops und ein neues <strong>AWO</strong>-Internetforum intensivierten<br />

den Erfahrungsaustausch der Fachkollegen<br />

und -kolleginnen untereinander, stärkten die<br />

Wissensbasis und brachten neue Impulse von außen<br />

in die <strong>AWO</strong>. Ein Softwaretool zum Erfassen und<br />

Bewerten von Energie- und Umweltdaten wurde<br />

entwickelt. Hiermit können Chancen für Verbesserungen<br />

besser erkannt und Energiebezugsverhandlungen<br />

erleichtert werden.


| Fördermittelmanagement<br />

Die Abteilung Fördermittelmanagement ist die<br />

zentrale Serviceeinrichtung für die Verwaltung<br />

von Förderprogrammen des Bundes sowie einiger<br />

Stiftungen. Die Querschnittsaufgaben dienen der<br />

Glücksspirale<br />

2011 wurden 31 Projekte der Arbeiterwohlfahrt<br />

mit insgesamt 3,2 Mio. Euro bezuschusst. Der<br />

Schwerpunkt der Anträge lag in den Bereichen<br />

„Hilfen für Beratungs- und Betreuungsdienste“<br />

sowie „Hilfen für Seniorenarbeit“.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband ist allen Trägern dankbar,<br />

die durch eine medienwirksame Öffentlichkeitsarbeit<br />

ihre Projekte vorstellen und die Herkunft<br />

der Fördermittel entsprechend darstellen. Dies ist<br />

wichtig, um den Bekanntheitsgrad der Lotterie zu<br />

erweitern und diese weiterhin attraktiv zu gestalten.<br />

Der Dank gilt auch und vor allem den Mitspielerinnen<br />

und Mitspielern bei der Lotterie. Erst<br />

durch ihren Spieleinsatz sichern sie die Mittel zur<br />

Förderung von sozialen Projekten.<br />

ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“<br />

Die Arbeiterwohlfahrt erhielt 2011 von der ARD-<br />

Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ rund 4,6<br />

Mio. Euro für die Förderung von insgesamt 34 Projekten.<br />

Schwerpunkt der Lotterie ist die Förderung von<br />

Einrichtungen der Altenhilfe. Außerdem werden<br />

Einrichtungen und Projekte im Bereich Kinder-,<br />

Jugend- und Gesundheitshilfe bezuschusst. Die<br />

größte Anzahl der <strong>AWO</strong>-Anträge kommt aus dem<br />

Bereich Altenhilfe. Dabei wurden Einrichtungen<br />

des gesamten Spektrums gefördert.<br />

Der <strong>AWO</strong> Bundesverband dankt allen Trägern, die<br />

durch die öffentliche Dokumentation der Herkunft<br />

Das Jahr 2011 im Bundesverband<br />

sachgerechten verwaltungsmäßigen Abwicklung<br />

von Fördermaßnahmen und –projekten und der<br />

gesicherten Mittelweiterleitung an die örtlichen<br />

Projektträger.<br />

der Mittel dazu beitragen, die Attraktivität der Lotterie<br />

zu steigern. Der Dank bezieht ebenso diejenigen<br />

mit ein, die durch den Erwerb von Losen für<br />

sich selbst oder auch als Präsente diese Fördermittel<br />

sichern.<br />

<strong>2012</strong> wird sich die Fernsehlotterie umbenennen<br />

in „Deutsche Fernsehlotterie“ und mit dem Slogan<br />

„macht mehr als glücklich“ werben - um noch<br />

mehr Aufmerksamkeit auf den guten Zweck der<br />

Lotterie zu lenken.<br />

Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

2011 erhielt die <strong>AWO</strong> vom Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

(KDA) Fördermittel für folgende Bereiche:<br />

• Spezielle Qualifi zierung im Hinblick auf Schwerpunktbereiche<br />

752.920 ¤<br />

• Umsetzung von Quartierskonzepten 26.993 Euro<br />

• Umsetzung von Bürgerschaftlichem Engagement,<br />

u.a. von Hilfen von älteren für ältere Menschen<br />

48.335 ¤<br />

• Wohnberatungsstellen für ältere Menschen<br />

3.592 ¤<br />

• Konzeptentwicklung und kleinere Modellvorhaben<br />

22.079 ¤<br />

Die Gesamtfördersumme belief sich auf 853.919 ¤.<br />

| 51


Das Jahr 2011 für die Fachverbände<br />

und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Verbandsbericht 2011<br />

| 57


| <strong>AWO</strong> International<br />

Internationale Arbeit braucht<br />

politische Einmischung<br />

Wenn ich über unsere Arbeit im vergangenen Jahr<br />

nachdenke, stand am Ende oft die Frage, welche<br />

Entwicklungen unserem Engagement Grenzen setzen.<br />

Es sind vor allem zwei Perspektiven, die sich<br />

für mich immer klarer abzeichnen: Wir erleben<br />

tagtäglich das Desaster einer tödlich gespaltenen<br />

Welt, die Menschen und Natur zerstört. Weltweit<br />

leidet knapp eine Milliarde Menschen an Hunger<br />

und chronischer Unterernährung. Es kommt zu<br />

Hungerrevolten und die Preise für Nahrungsmittel<br />

erreichen neue Rekordhöhen. Und das obwohl genügend<br />

Lebensmittel produziert werden, um alle<br />

Menschen ausreichend zu ernähren. Wir reagieren<br />

auf Katastrophen und müssen erleben, dass es<br />

immer die Ärmsten sind, die es unverhältnismäßig<br />

hart trifft und deren Schicksal zwar Spenden mobilisiert,<br />

die politisch Verantwortlichen aber nicht<br />

zu Strukturveränderungen bewegt.<br />

So waren im Osten Afrikas im Jahr 2011 über zehn<br />

Millionen Menschen akut vom Hungertod bedroht,<br />

obwohl die Frühwarnsysteme funktionierten und<br />

entsprechende Hinweise von internationalen Organisationen<br />

lange bekannt waren. Aber es fehlt<br />

an politischem Willen, die Signale wahr- und die<br />

Ursachen in den Blick zu nehmen. Hungerkrisen<br />

sind keine Naturkatastrophen, sondern Resultat<br />

der Verwüstungen durch Krieg, der Folgen des Kli-<br />

Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

mawandels, der Nutzung von Bodenfl ächen durch<br />

Investoren aus den Industrienationen, des Anbaus<br />

von Agrartreibstoffen sowie der Börsenspekulation<br />

auf Weizen und andere Grundnahrungsmittel.<br />

Kurz: Es gibt vielfältige Interessen, wirtschaftliche<br />

Strukturen aufrechtzuerhalten, die Hungerkatastrophen<br />

mit verursachen und in Kauf nehmen.<br />

Unser Wirtschaftssystem plündert die Erde, produziert<br />

endlos Abfall, führt zu katastrophalen Folgen<br />

des Klimawandels und zementiert die schreiende<br />

Ungerechtigkeit zwischen armen und reichen Ländern.<br />

Gleichzeitig kooperieren wir mit lokalen Organisationen<br />

und Bündnissen, die uns immer wieder<br />

aufs Neue anspornen und auf beeindruckende Art<br />

und Weise die Augen öffnen. In der Zusammenarbeit<br />

mit unseren Regionalbüros erleben wir, dass<br />

partnerorientierte Entwicklungszusammenarbeit<br />

keine Einbahnstraße ist, sondern entscheidend<br />

von den Erfahrungen, Einschätzungen, Strategien<br />

und Kenntnissen der engagierten Mitarbeiter/<br />

innen und Partnerorganisationen in den jeweiligen<br />

Ländern lebt. Auch das alte Bild einer Katastrophenhilfe,<br />

das im beherzten Zugreifen europäischer<br />

Techniker/innen besteht, hat sich längst<br />

gewandelt: Die Betroffenen, die Frauen und Männer<br />

vor Ort, wissen sehr genau, was hilfreich und<br />

nützlich ist. Erst durch ihren Beitrag eröffnen sich<br />

sinnvolle Handlungsmöglichkeiten. Erst sie bewirken,<br />

dass aus „gut gemeint“ auch „gut gemacht“<br />

wird. Sie suchen vom Standpunkt der Opfer aus<br />

nach Auswegen und neuen Optionen.<br />

| 01 Hungerkatastrophe in Ostafrika: <strong>AWO</strong> International hat in Zusammenarbeit mit internationalen und lokalen Nichtregierungsorgani-<br />

+ sationen in Kenia und in Somalia Nothilfe für die betroffene Bevölkerung geleistet. Erste Maßnahme waren Nahrungsmittelvertei-<br />

| 02 lungen.<br />

| 03 Ein Ziel von <strong>AWO</strong> International ist, die <strong>AWO</strong> für die Themen Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Fairness im Welthandel zu sensibilisieren.<br />

<strong>AWO</strong> International bietet Beratung, Material und faire Produkte zur Durchführung eigener fairer Aktionen an.<br />

| 04 Naturreisernte in West Aceh im Norden Sumatras. <strong>AWO</strong> International unterstützt dort die Organisation Bhina Desa bei der Umstellung<br />

auf ökologische Landwirtschaft.<br />

| 02 | 03 | 04<br />

| 59


Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

<strong>AWO</strong> International ist Mitglied von<br />

| 01<br />

| 02<br />

Mitgliederversammlung: Wilhelm Schmidt, Vorsitzender des <strong>AWO</strong> Präsidiums (2.v.l.), und Wolfgang Stadler, Vorstandsvorsitzender<br />

des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes (3.v.l.), betonten, dass zur <strong>AWO</strong> zwingend auch internationale Arbeit gehöre.<br />

Besuch aus Nepal: Mitarbeiter/innen des Regionalbüros in Nepal nahmen an der Verleihung des Heinrich-Albertz-Friedenspreises<br />

(an Prof. Dr. Jutta Limbach) in Berlin teil.<br />

| 01 | 02<br />

| 60<br />

Unsere Partner in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit<br />

engagieren sich für die Durchsetzung<br />

der Menschenrechte, den Schutz von Minderheiten,<br />

die Solidarität mit Unterdrückten und<br />

wissen viel genauer, welche kulturellen Regeln es<br />

zu beachten gilt, damit die Menschen vor Ort sich<br />

beteiligen. Mehr noch: Planungstreffen mit den<br />

Partnerorganisationen in den jeweiligen Ländern<br />

und bei uns in Deutschland führen dazu, dass allen<br />

Beteiligten „die Augen aufgehen“, neue Fragen<br />

zum Ausgangspunkt von neuen Strategien und<br />

überraschende Ideen zu neuen Projekten werden.<br />

Unsere Partner beeinfl ussen dabei entscheidend<br />

die Fachdiskussion. Auch dadurch werden wir immer<br />

wieder daran erinnert, dass es – neben der<br />

Projektarbeit mit den Partnerorganisationen vor Ort<br />

- die große Aufgabe der bundesdeutschen Hilfsorganisationen<br />

bleibt, den politischen Druck zu erhöhen,<br />

um das Geschäft mit dem Hunger an den<br />

Börsen, den Anbau von Agrartreibstoffen und die<br />

Plünderung von Rohstoffen zu verhindern. Dazu<br />

braucht es Menschen wie Sie und mich, die sich<br />

öffentlich gegen dieses Wirtschaftssystem wehren.<br />

Denn: Unser Wirtschaftssystem ist nicht gerechtigkeitsfähig,<br />

aber eine andere Welt ist möglich!<br />

Wir wissen um die Begrenztheit unseres Tuns.<br />

Aber mit der Forderung nach weltweiter Gerechtigkeit<br />

und mit der konkreten Unterstützung von<br />

Menschen, die in ihren Überlebensmöglichkeiten<br />

eingeschränkt und bedroht sind, knüpfen wir an<br />

die Gründungsmotive jener politisch und sozial<br />

engagierten Menschen an, die die Arbeiterwohlfahrt<br />

gegründet haben. Die heutige Unterstützung<br />

für <strong>AWO</strong> International aus den Reihen der <strong>AWO</strong>-<br />

Mitglieder zeigt, wie groß die Sehnsucht danach<br />

ist, dass die Welt gerechter wird. „Einfach besser<br />

leben“, also gut, aber nicht auf Kosten anderer,<br />

und so leben, dass alle leben können – uns dafür<br />

als <strong>AWO</strong>-Gliederungen und <strong>AWO</strong>-Mitglieder gemeinsam<br />

zu engagieren, bleibt ein lohnendes Ziel.<br />

Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin<br />

von <strong>AWO</strong> International<br />

Kontakt: <strong>AWO</strong> International e.V.<br />

Markgrafenstraße 11, Hof 1, Aufgang B<br />

10969 Berlin<br />

Tel.: 030 / 25292-771<br />

E-Mail: mail@awointernational.de<br />

www.awointernational.de<br />

bzw. www.awonepal.org.np


| Das Bundesjugendwerk der <strong>AWO</strong><br />

Das Jugendwerk als eigenständiger Kinder- und<br />

Jugendverband der <strong>AWO</strong> engagiert sich auf politischer<br />

und pädagogischer Ebene für die Interessen<br />

der jungen Generation. Als Kind der <strong>AWO</strong> und damit<br />

der Arbeiter/innenbewegung kämpft das Jugendwerk<br />

für soziale Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung<br />

jeglicher Art. Die Schwerpunkte des<br />

Bundesjugendwerkstreffen 2011<br />

„Jugendwerk – Das sind wir!“ lautete das Motto<br />

des Bundesjugendwerkstreffens 2011. Knapp 300<br />

Teilnehmende kamen Anfang Juni im schönen<br />

Niederrhein (Kerken/Eyll) zusammen und machten<br />

die geballte Vielfalt des Jugendverbandes der<br />

<strong>AWO</strong> sichtbar. Die damit größte Jugendwerksveranstaltung<br />

wird alle zwei Jahre von und für Jugendwerkler/innen<br />

organisiert.<br />

Neben sportlichen Aktivitäten wie Klettern, Kanufahren,<br />

Fuß- und Volleyballturnieren gab es<br />

Workshops für Improvisationstheater, Selbstverteidigung<br />

oder Zirkuseinlagen. Natürlich kam<br />

der inhaltliche Austausch nicht zu kurz: Das neue<br />

Grundsatzprogramm wurde intensiv diskutiert.<br />

Die „Wohlstandslounge“ beschäftigte sich diesmal<br />

mit dem Thema „Grenzen des Wachstums“,<br />

weitere Gesprächskreise und interaktive Aushänge<br />

hinterfragten „Sinn und Unsinn der Extremismusdebatte“,<br />

die Asylpolitik, Genderfragen, das Demokratieverständnis<br />

des Jugendwerks sowie die<br />

Zukunft der Jugendverbandsarbeit. Die Abende<br />

waren geprägt von Spielen, Tanzeinlagen, Lagerfeuer<br />

und Gitarrenmusik.<br />

Insgesamt war es ein wunderbares Bundesjugendwerkstreffen<br />

– vielleicht eines der schönsten<br />

bisher –, auch dank des unermüdlichen Einsatzes<br />

Auf dem Bundesjugendwerkstreffen 2011.<br />

Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Bundesjugendwerks liegen in der Bildungsarbeit<br />

für und mit Jugendwerklerinnen und -werklern<br />

auf Landes- und Bezirksebene und in der offenen<br />

politischen Auseinandersetzung mit Kinderrechten<br />

und -gerechtigkeit, Armut und Sozialpolitik,<br />

Bildung und Erziehung sowie der Interkulturellen<br />

Öffnung des Jugendwerks.<br />

der Gastgeber/innen aus dem Bezirksjugendwerk<br />

Niederrhein. So wurde aus dem Motto „Jugendwerk<br />

- Das sind wir!“ ein gelebtes Programm mit<br />

Gänsehautfaktor.<br />

Neues Grundsatzprogramm für das Jugendwerk<br />

Die Neuformulierung unseres Grundsatzprogramms<br />

wurde 2010 von der Bundesjugendwerkskonferenz<br />

beschlossen. 2011 wurde der<br />

Prozess angestoßen und Impulse und Anregungen<br />

dazu wurden während verschiedener Veranstaltungen<br />

und Gremien diskutiert. Im Sommer 2011<br />

konstituierte sich eine Arbeitsgemeinschaft zur<br />

Formulierung einer Diskussionsvorlage. In das<br />

neue Papier sollten die Positionen und Entwicklungen<br />

der vergangenen Jahre sowie die 2010<br />

beschlossenen Leitsätze einfl ießen. Das neue<br />

Grundsatzprogramm steht <strong>2012</strong> auf der <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

zur Abstimmung.<br />

Zukunft der Jugendverbandsarbeit<br />

Mit der 2011 gestarteten Zukunftswerkstatt „Herausforderungen,<br />

Lösungen und Visionen für das<br />

Jugendwerk“ wurden aktuelle Problemlagen der<br />

Jugendverbandsarbeit herausgearbeitet und konkrete<br />

Lösungsstrategien für das Jugendwerk entwickelt.<br />

Zudem soll damit ein Entwicklungsprozess<br />

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Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| 62<br />

eingeläutet werden. Die vier zentralen Zukunftsthemen<br />

waren: „Aktive Mitgliedergewinnung“,<br />

„Zeit und Rahmenbedingungen“, „projektbezogene<br />

Jugendarbeit und Professionalisierung“ sowie<br />

„neue und alte Kommunikationsformen“.<br />

Deutscher Jugendhilfetag (DJHT)<br />

Auf dem Deutschen Jugendhilfetag (DJHT) in Stuttgart<br />

war das Jugendwerk mit einem Informationsstand<br />

vertreten. Gemeinsam mit dem Bund der<br />

Alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ)<br />

wurde ein erfolgreicher Workshop zu „Strategien<br />

und Umsetzung (Interkultureller) Öffnung von Jugendverbänden“<br />

durchgeführt.<br />

Ferienfahrten<br />

Ferienfahrten bildeten auch 2011 wieder einen<br />

wichtigen Schwerpunkt des Jugendwerks. Ein neu<br />

eingerichteter Arbeitskreis beschäftigte sich in diesem<br />

Zusammenhang zum Beispiel mit dem Thema<br />

„Ehrenamt und Anerkennungskultur“. Zudem<br />

wurde das 2010 beschlossene Papier „Jederzeit<br />

wieder – Qualität der pädagogischen Betreuung“<br />

erneut aufgegriffen, das künftig um eine Internetplattform<br />

mit Best-Practice-Methoden erweitert<br />

werden soll.<br />

News aus einem Guss<br />

Der Verbandszeitschrift „Exzess“ bekam ein neues<br />

Layout, dementsprechend wurden auch der Newsletter<br />

„Infoline“ und die Homepage angepasst.<br />

Unsere Verbandszeitschrift wurde nach einer Leserbefragung<br />

komplett neu gestaltet. So erscheint<br />

sie nun in handlicherem Format, in Farbe und auf<br />

Umweltpapier. Die erste „neue“ Ausgabe erschien<br />

Ende 2011 zum Schwerpunktthema Demokratie.<br />

Seit 2011 nutzen wir auch verstärkt das Online-<br />

Netzwerk Facebook, um unsere Mitglieder und andere<br />

Interessierte anzusprechen.<br />

Extremismusdebatte<br />

Das Bundesjugendwerk setzte sich weiterhin kritisch<br />

mit dem „Extremismus-Begriff“ auseinander<br />

und lehnt die faktische Gleichsetzung von „Rechts-<br />

und Linksextremismus“ durch die Bundesregierung<br />

ab. Auch setzten wir uns entschieden für die Rücknahme<br />

der sogenannten „Extremismusklausel“ als<br />

Voraussetzung für eine öffentliche Förderung ein.<br />

Demokratieverständnis<br />

Während eines Impulsseminars Anfang 2011 ging<br />

es darum, ein gemeinsames Verständnis von Demokratie<br />

aus den Positionen und Leitsätzen des Jugendwerks<br />

abzuleiten. Das Seminar bildet die Basis<br />

für eine weitere Diskussion zum Umgang mit dem<br />

„Delegiertenschlüssel“ auf Bundesjugendwerkskonferenzen.<br />

Dieser wird nicht von allen Gliederungen<br />

als basisdemokratisches Instrument anerkannt.<br />

Wann wir schreiten Seit’ an Seit’!<br />

Der Prozess zur weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>AWO</strong> und Jugendwerk wurde<br />

auch 2011 vorangebracht. Mehrere Sitzungen der<br />

gemeinsamen Kommission „Junge Menschen aktiv<br />

in der <strong>AWO</strong>“ zeigten Möglichkeiten der strukturellen<br />

und inhaltlichen Forcierung auf und entwickelten<br />

gute Beispiele für eine Kultur der Zusammenarbeit.<br />

Politisch vernetzt<br />

Das Bundesjugendwerk engagiert sich in verschiedenen<br />

Netzwerken und Kampagnen, wie zum Beispiel<br />

im Bündnis „Änder das!“ – einem Zusammenschluss<br />

verschiedener Jugendverbände und<br />

politischer Jugendorganisationen. „Änder das!“<br />

engagiert sich vor allem gegen den politischen Kurs<br />

des Sozialabbaus. Auch die Kampagnen „Transaktionssteuer<br />

gegen Armut“ oder „Jetzt erst Recht(e)<br />

für Flüchtlingskinder!“ unterstützte das Bundesjugendwerk<br />

2011.


| GOS – Gesellschaft für Organisationsentwicklung und Sozialplanung mbH<br />

Das dreijährige Projekt zu Palliative<br />

Care und Abschiedskultur in<br />

Einrichtungen der <strong>AWO</strong> konnte<br />

mit einer umfangreichen Publikation<br />

der Projektergebnisse ab-<br />

Palliative Care und Abschiedskultur bei Menschen<br />

mit schwerer Demenz in stationären<br />

Pfl egeeinrichtungen der <strong>AWO</strong><br />

Aus Sicht der Pfl egeeinrichtungen war es dringend<br />

geboten, für die besondere Zielgruppe der<br />

an schwerer Demenz erkrankten Bewohner/innen<br />

Handlungsleitlinien und Standards für die palliative<br />

Pfl ege und die Gestaltung einer Abschiedskultur<br />

zu entwickeln.<br />

In einem zweijährigen Pilotprojekt mit 20 stationären<br />

Pfl egeeinrichtungen werden u. a. folgende<br />

Zielsetzungen in den Blick genommen:<br />

• Entwicklung von Handlungsleitlinien für „Abschiedskultur<br />

Demenz“, „Palliative Geriatrie“<br />

und „Milieugestaltung für Menschen mit schwerer<br />

Demenz“,<br />

• Entwicklung von Analyse- und Evaluationsinstrumenten<br />

zur Qualitätsentwicklung stationärer<br />

Einrichtungen zur Versorgung von Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern mit schwerer Demenz,<br />

• die Qualifi zierung von Leitungskräften und Mitarbeitenden<br />

zum Thema „Palliative Geriatrie“<br />

und „Abschiedskultur bei schwerer Demenz“ und<br />

Ausbildung von 40 Palliative-Care-Fachkräften,<br />

• die Implementierung von Standards einer „Palliativen<br />

Geriatrie“ und „Abschiedskultur bei<br />

schwerer Demenz“ und die<br />

• Einführung eines Beobachtungsinstrumentes<br />

(Assessment Demenz) einschließlich der Schulung<br />

der Mitarbeiter/innen.<br />

Die Einrichtungen werden bei der Einführung einer<br />

fachlich angemessenen Milieugestaltung für<br />

Demenzkranke in der letzten Lebensphase sowie<br />

beim Aufbau von Pfl egeoasen oder anderen alternativen<br />

Betreuungsformen für die Zielgruppe beraten<br />

und unterstützt.<br />

Inklusiv leben - Wege zur Inklusion im sozialen<br />

Raum für Menschen mit geistiger Behinderung<br />

Im Rahmen des Projektes werden im Anschluss<br />

an die Erstellung von standardisierten Sozialraumanalysen<br />

anonymisierte Befragungen unterschiedlicher<br />

Personengruppen im Sozialraum der<br />

vier teilnehmenden <strong>AWO</strong>-Projektstandorte durchgeführt.<br />

So sollen Menschen mit geistiger Behinderung<br />

Möglichkeiten zur Teilhabe und Barriere-<br />

Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

geschlossen werden. Im Sinne der Neuausrichtung<br />

der Gesellschaft für Organisationsentwicklung und<br />

Sozialplanung mbH (gos) wurden 2011 kleinere<br />

neue Projekte gestartet, in denen eine stärkere<br />

trägerspezifi sche Beratungsarbeit möglich wurde.<br />

freiheit in dem betreffenden Stadtteil eröffnet<br />

werden. Um die subjektive Wahrnehmung bezüglich<br />

der Inklusion in einem Stadtteil und der notwendigen<br />

Veränderungen und potenziellen Ressourcen<br />

in einem Quartier festzustellen, wird eine<br />

Befragung der Bewohner/innen durchgeführt. Mit<br />

dieser Vorgehensweise soll die Perspektive der<br />

Nutzer/innen von <strong>AWO</strong>-Sozialdienstleistungen<br />

stärker in den Fokus der Organisationsentwicklung<br />

von <strong>AWO</strong>-Unternehmen und Verband genommen<br />

werden.<br />

Ortsvereine – Mut zur Vorsorge<br />

Inwieweit eignet sich das Thema „Vorsorgeverfügungen“<br />

als Möglichkeit der Aktivierung von<br />

Ortsvereinen? Dieser Frage widmet sich ein mehrjähriges<br />

Projekt, das <strong>2012</strong> abgeschlossen werden<br />

wird. <strong>AWO</strong> Ortsvereine aus Bielefeld, Paderborn,<br />

Haan und Schloß Holte-Stukenbrock haben über<br />

Informationsveranstaltungen, die regionale Presse<br />

und Flyer erfolgreich Freiwillige als ehrenamtliche<br />

Vorsorgeberater/innen gewonnen. Im Rahmen des<br />

Pilotprojektes wurde ein Curriculum für die Ausbildung<br />

ehrenamtlicher Vorsorgeberater/innen<br />

entwickelt. In Kooperation mit dem niederrheinischen<br />

<strong>AWO</strong>-Hospiz- und Betreuungsverein esCor<br />

führt die gos mehrere Ausbildungswochenenden<br />

durch.<br />

Die ausgebildeten Vorsorgeberater/innen stehen in<br />

den Ortsvereinen allen <strong>AWO</strong>-Mitgliedern und Interessierten<br />

kostenfrei mit Rat und Tat zur Seite,<br />

wenn es darum geht, mittels Vorsorgevollmacht,<br />

Betreuungs- und/oder Patientenverfügung für<br />

alle Fälle des Lebens oder am Ende des Lebens<br />

gewappnet zu sein. Hierbei nutzen sie den <strong>AWO</strong>-<br />

Vorsorgeordner und helfen bei seiner individuellen<br />

Ausgestaltung. Sie ergänzen mit ihrem Beratungsangebot<br />

die Informationsveranstaltungen<br />

der Ortsvereine zu Fragen der Vorsorge oder des<br />

Erbschaftsrechtes. Hierzu haben sie sich zu Arbeitsgruppen<br />

zusammengeschlossen, arbeiten mit<br />

lokalen Kooperationspartnern zusammen und refl<br />

ektieren gemeinsam regelmäßig ihre Beratungstätigkeit.<br />

Die ehrenamtliche Vorsorgeberatung<br />

belebt das Angebotsspektrum der sich beteiligenden<br />

<strong>AWO</strong> Ortsvereine. Es werden Gruppen unterschiedlichen<br />

Alters und Herkunft erreicht.<br />

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Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| 64<br />

Im Rahmen des Abschlusses des Modellprojektes<br />

werden die vielen hierbei gesammelten Erfahrungen<br />

in einem Leitfaden für <strong>AWO</strong> Ortsvereine zur<br />

Ausgestaltung von Unterstützungsangeboten für<br />

Ratsuchende zusammengefasst.<br />

<strong>AWO</strong> – stark vor Ort<br />

Als Angebot zur Verbands- und Organisationsentwicklung<br />

wurde ein Beratungskonzept entwickelt,<br />

mit dem Ziel, <strong>AWO</strong>-Dienstleistungen aus einer<br />

Hand anbieten zu können. Die <strong>AWO</strong>-Gliederungen<br />

tragen vielfältige Einrichtungen, Dienste und Projekte.<br />

Ortsvereine, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände<br />

präsentieren diese Angebote, Leistungen<br />

und sozial-wirtschaftlichen Unternehmungen in<br />

hoher Qualität allen Interessierten vor Ort.<br />

Oftmals ist hierbei jedoch die Situation vorzufi nden,<br />

dass unterschiedliche <strong>AWO</strong>-Gliederungen<br />

unabhängig voneinander für dieselbe Kunden-<br />

gruppen tätig sind, die die unterschiedlichen<br />

<strong>AWO</strong>-Trägerschaften nicht nachvollziehen können<br />

oder dadurch verwirrt werden. Sie erwarten<br />

von „der <strong>AWO</strong>“ ein möglichst umfassendes sowie<br />

aufeinander abgestimmtes Angebot. Sie erwarten,<br />

unkompliziert und umfassend auf das gesamte<br />

<strong>AWO</strong>-Leistungsspektrum in ihrer Region zurückgreifen<br />

zu können. Die Betreuungs-, Hilfe-, Rehabilitations-<br />

und Unterstützungsangebote der <strong>AWO</strong><br />

sollten daher aufeinander aufbauen, fl exibel und<br />

klientenorientiert zusammenwirken und leicht erreichbar<br />

sein. Übergänge zwischen den <strong>AWO</strong>-Angeboten<br />

müssten unabhängig von Trägerschaften<br />

oder unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen<br />

möglich sein. Daraus resultiert für die <strong>AWO</strong>-Träger<br />

eine verbesserte Wettbewerbsposition. Mit diesen<br />

Zielen werden inzwischen mehrere <strong>AWO</strong>-Gliederungen<br />

bzw. –Unternehmen beraten und auf dem<br />

Weg der Weiterentwicklung begleitet.


| Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS-Frankfurt a.M.)<br />

Kooperation in Forschungs- und Beratungsfragen<br />

Das ISS-Frankfurt a.M. als Schnittstelle zwischen<br />

Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit wurde 1974<br />

vom Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt e. V.<br />

(<strong>AWO</strong>) gegründet und ist seit 1991 als rechtlich<br />

selbstständiger gemeinnütziger Verein organisiert,<br />

dessen Mitglieder hauptsächlich aus den Reihen<br />

der <strong>AWO</strong> kommen.<br />

Vor allem im Themenschwerpunkt „Prekäre Lebenslagen“<br />

arbeiten das ISS-Frankfurt a.M. und<br />

| Aktuelle Projekte in Zusammenarbeit mit der <strong>AWO</strong><br />

Kinder- und Jugendarmut IV<br />

Die Forschung zu „Lebenslagen, Lebensverlauf<br />

und Zukunftschancen von (armen) Kindern“ wird<br />

bereits seit 1997 vom ISS-Frankfurt a.M. im Auftrag<br />

des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes durchgeführt.<br />

Im nun vierten Studienabschnitt „Armut im Jugendalter“<br />

werden die 1993 geborenen Kinder<br />

und deren Eltern zum dritten Mal befragt. Eine<br />

erfolgreiche Suche sowie die quantitativen und<br />

qualitativen Befragungen werden ganz neue Einsichten<br />

in den Lebensverlauf, aber auch das Bewältigungshandeln<br />

von jungen Menschen geben,<br />

die unter Armutsbedingungen aufwachsen bzw.<br />

aufgewachsen sind. Ziele der Studie sind der wissenschaftliche<br />

Erkenntnisgewinn, die fachliche<br />

Weiterentwicklung der praktischen (Sozial-)Arbeit<br />

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die <strong>AWO</strong> eng zusammen: Geringe Spielräume<br />

zur Gestaltung des eigenen Lebens gefährden in<br />

grundlegender Weise das Wohlergehen der Betroffenen.<br />

In Deutschland nahm die Einkommensarmut<br />

und hier insbesondere die Zahl armer Familien<br />

und Erwerbstätiger (working poor) stark zu.<br />

Zudem vergrößerte sich die Kluft zwischen Arm<br />

und Reich stetig, ebenso wie für Kinder und ihre<br />

Familien das Risiko, von Armut und sozialer Ausgrenzung<br />

betroffen zu sein, kontinuierlich stieg.<br />

mit (armen) Minderjährigen und ihren Familien,<br />

aber auch die Einfl ussnahme auf Fach- und Sozialpolitik<br />

insbesondere zur Umsetzung struktureller<br />

Armutsprävention.<br />

Veröffentlichung:<br />

• Claudia Laubstein/Jörg Dittmann/Gerda Holz (2011): Jugend und<br />

Armut - Teil II. Methodische Grundsteine, Operationalisierungen<br />

und erste empirische Befunde der <strong>AWO</strong>-ISS-Langzeitstudie „Kinder-<br />

und Jugendarmut IV“. Oktober 2011. ISBN 978-3-88493-<br />

223-0.<br />

• Gerda Holz (2011 + <strong>2012</strong>): Ansätze kommunaler Armutsprävention<br />

– Erkenntnisse aus der <strong>AWO</strong>-ISS-Langzeitstudie „Kinderarmut“.<br />

Teil 1. In: TuP 6/2011, S. 410-414; Teil 2. In: TuP 2/<strong>2012</strong><br />

(im Druck).<br />

• Gerda Holz (2011): Armut bei Kindern und Jugendlichen in<br />

Deutschland – Eine Lebenslage mit vielen Belastungen und<br />

wenig Chancen. In: TPS 10/2011, S. 4-10.<br />

• Gerda Holz (2011): Einmal arm, immer arm? Die <strong>AWO</strong>-ISS-Studie<br />

zur Kinder- und Jugendarmut. In: <strong>AWO</strong>-Bayern 4/2011, S. 4-9.<br />

<strong>AWO</strong>-Fachreferenten und -referentinnen moderierten die Fachforen im Rahmen des <strong>AWO</strong>-Verbandsforums „Jugend und Armut – wir<br />

brauchen jede/n!“.<br />

Gerda Holz (ISS) während des <strong>AWO</strong>-Verbandsforums „Jugend und Armut – wir brauchen jede/n!“.<br />

Dieter Eckert (<strong>AWO</strong> Bundesverband), Claudia Laubstein und Dr. Jörg Dittmann (ISS) während des <strong>AWO</strong>-Verbandsforums „Jugend und<br />

Armut – wir brauchen jede/n!“.<br />

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Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

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Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| 66<br />

Mo.Ki – Monheim für Kinder<br />

Seit 2002 wird „Mo.Ki – Monheim für Kinder“<br />

von der <strong>AWO</strong> Niederrhein und der Stadt Monheim<br />

mit wissenschaftlicher Begleitung durch das ISS-<br />

Frankfurt a.M. sowie mit fi nanzieller Förderung<br />

u.a. durch die Stiftung Wohlfahrtspfl ege NRW und<br />

das Jugendministerium (MFKJKS) NRW als kommunaler<br />

Präventionsansatz entwickelt und umgesetzt.<br />

Monheim am Rhein ist zum Vorreiter und Benchmark<br />

einer strukturellen (Armuts-)Prävention für<br />

Kinder und Jugendliche geworden, nicht nur landes-,<br />

sondern bundesweit.<br />

Herzstück des Strukturansatzes ist die Präventionskette.<br />

Sie ist biografi sch angelegt und darauf<br />

ausgerichtet, Kindern und Jugendlichen eine fördernde<br />

Begleitung von der Geburt bis zum erfolgreichen<br />

Berufseinstieg je nach Bedarf und zu<br />

jedem möglichen Zeitpunkt zuzusichern. Sie steht<br />

für eine Neuorientierung und Neustrukturierung<br />

des Hilfesystems, um ressort-, arbeitsfeld- und<br />

professionsübergreifend präventives Handeln zu<br />

fördern.<br />

Eine Präventionskette kann nur durch Netzwerke<br />

funktionieren. Diese sorgen für die gegenseitige<br />

Information und den fachlichen Austausch. Sie<br />

sollen aber auch gemeinsame Produkte erstellen.<br />

Dass das gelingt, zeigt „Mo.Ki“ in seinen einzelnen<br />

Bausteinen.<br />

Die Präventionskette erzielt Effekte und das in immer<br />

größer werdenden Kreisen:<br />

• Sichtbare strukturelle Auswirkungen: auf das<br />

Stadtleben und in der Gestaltung der sozialen<br />

Daseinsvorsorge der Kommune<br />

• Sichtbare fi nanzielle Auswirkungen: Prävention<br />

rechnet sich<br />

• Sichtbare individuelle Auswirkungen in der Lebenssituation<br />

des jungen Menschen: Potenziale<br />

werden zu Kompetenzen und Ressourcen<br />

• Die konzeptionellen Vorarbeiten des ISS-Frankfurt<br />

a.M. sowie die praktische Arbeit von <strong>AWO</strong><br />

Niederrhein und Stadt Monheim am Rhein zeigen,<br />

wie es vor Ort gehen kann<br />

Veröffentlichung:<br />

• Gerda Holz, Michael Schöttle, Annette Berg (2011): „Fachliche<br />

Maßstäbe zum Auf- und Ausbau von Präventionsketten in<br />

Kommunen: Strukturansatz zur Förderung des ‚Aufwachsens im<br />

Wohlergehen‘ für alle Kinder und Jugendliche“, aber auch vertiefend<br />

in den Evaluationsberichten zu „Mo.Ki“, Essen, Frankfurt<br />

am Main, Monheim am Rhein im Oktober 2011. Download unter<br />

http://www.iss-ffm.de/veroeffentlichungen/publikationen.html.<br />

nak – Nationale Armutskonferenz<br />

Das ISS-Frankfurt a.M. unterstützte auch 2011 die<br />

Nationale Armutskonferenz (nak) – ein Zusammenschluss<br />

der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspfl<br />

ege, bundesweit tätiger Fachverbände,<br />

Selbsthilfeorganisationen und des Deutschen Gewerkschaftsbundes.<br />

Hervorzuheben sind hier die<br />

Erkenntnisse aus den gemeinsamen <strong>AWO</strong>-ISS-Projekten,<br />

erstellte Kurz-Expertisen und die Moderation<br />

eines Zukunftsworkshops der nak.<br />

Veröffentlichung:<br />

• Gerda Holz (2010): Kinderarmut – Erkenntnisse der <strong>AWO</strong>-ISS-<br />

Langzeitstudie und Ansätze zur Armutsprävention. In: nak<br />

Nationale Armutskonferenz (Hrsg.): Armut und Ausgrenzung<br />

überwinden – in Gerechtigkeit investieren. Erfahrungen, Hintergründe,<br />

Perspektiven. Berlin, S. 51-58. Download unter:<br />

http://www.nationalearmutskonferenz.de.<br />

• Jörg Dittmann (2011): Gleichberechtigung fördern heißt Frauenarmut<br />

überwinden! Download unter:<br />

http://www.nationalearmutskonferenz.de.<br />

• Claudia Laubstein (2011): „Recherche Altersarmut“ für <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband/NAK. Frankfurt a.M.<br />

Für weitergehende Informationen zum ISS-Frankfurt:<br />

www.iss-ffm.de.<br />

Das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. beim Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Stuttgart.


| SOLIDAR – Plattform der <strong>AWO</strong> für Sozialpolitik in Europa<br />

SOLIDAR ist ein europäisches<br />

Netzwerk von nationalen, europäischen<br />

wie nichteuropäischen<br />

Nichtregierungs- und gewerkschaftsnahen Organisationen<br />

mit aktuell 56 Mitgliedsorganisationen<br />

aus 25 Ländern. SOLIDARs Engagement erstreckt<br />

sich über die Arbeitsbereiche Soziales, Internationale<br />

Zusammenarbeit und Bildung/Lebenslanges<br />

Lernen und zielt auf die Förderung von Solidarität,<br />

Gleichstellung, Teilhabegerechtigkeit und für ein<br />

Leben aller Menschen in Würde.<br />

Die <strong>AWO</strong> hat SOLIDAR 1995 mitinitiiert und aufgebaut.<br />

Als Interessenvertreter in Brüssel hat SOLIDAR<br />

eine besondere Bedeutung, da es in zahlreiche<br />

europäische Netzwerke eingebunden ist, die direkt<br />

Einfl uss auf die Arbeit der Europäischen Institutionen<br />

nehmen. SOLIDAR ist für die <strong>AWO</strong> zugleich<br />

eine Plattform des Erfahrungsaustauschs und der<br />

strategischen bilateralen Zusammenarbeit mit anderen<br />

– der <strong>AWO</strong> nahestehenden – Organisationen<br />

in Europa.<br />

Europapolitische Arbeit im Arbeitsbereich<br />

Soziales:<br />

SOLIDAR tritt ein für eine starke soziale Dimension<br />

in der Wirtschaftsregierung und die Verwirklichung<br />

der Inklusionsziele der Europa-2020-Strategie. Im<br />

Arbeitsbereich Soziales hat SOLIDAR 2011 vor allem<br />

politische Prozesse rund um die neuen Instrumente<br />

der Wirtschaftsregierung (Economic Governance)<br />

begleitet und sich bei EU-Entscheidungsträgern<br />

für eine Stärkung der sozialen Dimension im Europäischen<br />

Semester eingesetzt. Als europäisches<br />

Netzwerk, das unter anderem Sozialdienstleister<br />

vertritt, setzte sich SOLIDAR besonders dafür<br />

ein, dass die sozialen Systeme in Europa nicht<br />

den fi skalischen und fi nanzpolitischen Spar- und<br />

Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

Haushaltskonsolidierunsgzielen geopfert werden,<br />

sondern dass gerade jetzt in Krisenzeiten in soziale<br />

Dienstleistungen und Infrastrukturen investiert<br />

wird.<br />

Vor dem Hintergrund der Erarbeitung der neuen<br />

Rechtsgrundlagen für die nächste Förderperiode<br />

der EU-Strukturfonds setzte sich SOLIDAR besonders<br />

mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF) auseinander.<br />

Hier konnte SOLIDAR die damit verbundenen<br />

Gesetzesentwürfe positiv beeinfl ussen.<br />

Aus dem Paket der neuen Binnenmarktakte hat<br />

SOLIDAR sich maßgeblich auf die EU-Richtlinien zur<br />

Modernisierung des Vergaberechts und des Beihilfenrechts<br />

für Dienstleistungen von allgemeinem<br />

wirtschaftlichem Interesse sowie auf die Initiative<br />

zur Förderung des sozialen Unternehmertums<br />

konzentriert. Beim Thema soziales Unternehmertum<br />

befasste SOLIDAR sich vor allem mit den Zielen<br />

und Defi nitionen der Kommissionsvorschläge und<br />

wird dies sowie die Implementierung einiger der<br />

angekündigten Maßnahmen weiterhin verfolgen.<br />

Im Zusammenhang mit dem Diskurs um soziale Innovationen<br />

äußerte die Kommission den Wunsch,<br />

SOLIDAR und andere Sozialdienstleister künftig<br />

enger in die Unterfütterung der Idee und deren<br />

politische Gestaltung einbinden zu wollen. Dies ist<br />

besonders mit Blick auf das INNOSERV-Projekt von<br />

Interesse, das Anfang <strong>2012</strong> starten und sich in den<br />

kommenden zwei Jahren intensiver mit sozialer<br />

Innovation auseinandersetzen wird.<br />

Um oben genannte Ziele sowie weitere Aspekte der<br />

Erbringung sozialer Dienstleistungen und des sozialen<br />

Unternehmertums strukturierter und sichtbarer<br />

zu vertreten, gründete SOLIDAR im Dezember<br />

2011 zusammen mit anderen EU-Netzwerken ge-<br />

| 67


Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

| 68<br />

meinnütziger Sozialdienstleister ein neues Netzwerk:<br />

“Social Services Europe“. Dieses wird sich<br />

zukünftig als strategischer Partner in EU-Entscheidungsprozessen<br />

rund um das Thema Sozialdienstleistungen<br />

und sozialer Dialog etablieren.<br />

Projekte: Effektivierung industrieller Beziehungen<br />

und die Förderung des sozialen Dialogs im<br />

sozialen Dienstleistungssektor<br />

2011 war SOLIDAR in zwei EU-Projekte involviert.<br />

Seit September läuft das erste Projekt: „Making Industrial<br />

Relations work for Decent Work“ hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, in ausgewählten Bereichen (Arbeitsmigration,<br />

Beschäftigung junger Menschen,<br />

Niedriglöhner/innen) förderliche Faktoren und<br />

gute Beispiele für effektive Industriebeziehungen<br />

zur Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen<br />

zu illustrieren. Ziel ist die Erarbeitung von<br />

Empfehlungen, mit denen Initiativen und Maßnahmen<br />

seitens Regierungen, Arbeitgeber und<br />

Gewerkschaften sowie Organisationen der Zivilgesellschaft<br />

dazu beitragen können, menschenwürdige<br />

Arbeitsbedingungen in Europa zu befördern.<br />

Bis zum Ende des Projektes im Juni <strong>2012</strong> werden<br />

u.a. sechs Länderberichte, ein Abschlussbericht,<br />

drei EU-Positionspapiere und ein Handbuch für<br />

die gewerkschaftliche Bildungsarbeit sowie eine<br />

Fotoausstellung erarbeitet.<br />

Das zweite Projekt „Promoting Employers‘ Social<br />

Services Organisations in Social Dialogue“ startete im<br />

Dezember 2011 und beschäftigt sich mit der Beförderung<br />

des sozialen Dialogs im sozialen Dienstleistungssektor.<br />

Hier ist die <strong>AWO</strong> direkter Projektpartner<br />

und wird in einem ersten Schritt die Situation des<br />

sozialen Dialogs aus der Perspektive der Arbeitgeber<br />

in Deutschland abbilden und in eine gesamteuropäische<br />

Übersicht einspeisen. In einem nächsten<br />

Schritt sollen dann Faktoren für den Ausbau eines<br />

starken sozialen Dialogs in diesem Sektor erarbeitet<br />

werden, deren Übertragbarkeit auf die Situation in<br />

anderen Ländern geprüft wird, um schließlich einen<br />

sektorspezifi schen sozialen Dialog auf EU-Ebene<br />

zu befördern. Hierbei wird sich „Social Services<br />

Europe“ als strategischer Partner positionieren und<br />

für eine Anerkennung des Beschäftigungspotenzials<br />

im sozialen Dienstleistungssektor sowie die Förderung<br />

qualitativ hochwertiger Arbeitsbedingungen<br />

einsetzten.<br />

Zusammenfassend lässt sich SOLIDAR zugleich als<br />

Lobbyinstrument der <strong>AWO</strong> in Brüssel als auch als<br />

Plattform für strategische Allianzen und Bündnisse<br />

auf bi- und multilateraler Ebene identifi zieren.<br />

Weitere Informationen unter: www.solidar.org.


| Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

2011:<br />

Familien brauchen<br />

Geld, Vielfalt und Zeit<br />

Seit fast zehn Jahren setzt sich das Zukunftsforum<br />

für die Vielfalt von Familie ein.<br />

Im Oktober 2002 wurde der Familienverband auf<br />

Initiative der Arbeiterwohlfahrt aus der Taufe gehoben.<br />

Seither mischt das ZFF kräftig in der Familienpolitik<br />

mit.<br />

Was zeichnet das ZFF aus? An erster Stelle der weite<br />

und dennoch sehr verbindliche Familienbegriff:<br />

„Familie ist überall dort, wo Menschen dauerhaft<br />

füreinander Verantwortung übernehmen, Sorge<br />

tragen und Zuwendung schenken.“ So wichtig das<br />

Aufwachsen von Kindern ist – Familie ist auch dort,<br />

wo Ehe- oder Lebenspartner/innen füreinander<br />

sorgen, wo Schwiegertöchter ihre älteren Angehörigen<br />

pfl egen und wo schwul-lesbische Paare ihren<br />

Kinderwunsch verwirklichen möchten.<br />

Im Jahr 2011 hat sich das ZFF mit den großen Themen<br />

Kinderarmut und Zeitpolitik beschäftigt. Außerdem<br />

war es erneut auf dem Deutschen Kinder-<br />

und Jugendhilfetag vertreten.<br />

Das kindliche Existenzminimum sichern!?<br />

Im April veranstaltete das ZFF gemeinsam mit dem<br />

Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG die Fachtagung<br />

„Das kindliche Existenzminimum sichern?! Das Urteil<br />

des Bundesverfassungsgerichts, die politische<br />

Umsetzung, seine Folgen und mögliche Handlungsoptionen“.<br />

Die gut besuchte Tagung, die in<br />

den Räumen des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes stattfand,<br />

Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

bot u.a. Vorträge von Prof. Anne Lenze, Dr. Siegfried<br />

Haller und Dr. Irene Becker. Neben dem Konzept<br />

der Kindergrundsicherung und dem Ausbau<br />

des Kinderzuschlags (DGB) wurden in World-Cafés<br />

auch das Konzept des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes<br />

zur Sicherung des Existenzminimums<br />

junger Menschen und das Projekt „Mo.Ki. – Monheim<br />

für Kinder“ näher vorgestellt und diskutiert.<br />

Fazit war, dass der neue Kinderregelsatz und das<br />

Bildungs- und Teilhabepaket keinesfalls das kindliche<br />

Existenzminimum sichern und es deshalb<br />

dringend notwendig ist, die vorgestellten Handlungsoptionen<br />

zur Bekämpfung von Kinderarmut<br />

weiterzuverfolgen. Dem stimmten auch einige der<br />

familienpolitischen Sprecher/innen im Bundestag<br />

in einer abschließenden Podiumsdiskussion zu.<br />

Mit dieser Veranstaltung startete das Bündnis KIN-<br />

DERGRUNDSICHERUNG im Jahr 2011 sein Vorhaben,<br />

gemeinsam mit anderen Verbänden, Gewerkschaften,<br />

Kirchen und Parteien Brücken zu verschiedenen<br />

Konzepten und Handlungsoptionen zu bauen,<br />

um die Kindergrundsicherung als langfristiges Ziel<br />

zu etablieren. Ein erster Erfolg dieser Strategie ist<br />

die positive Erwähnung der Kindergrundsicherung<br />

im SPD-Grundsatzpapier „Familienland Deutschland“.<br />

Die Ergebnisse der Tagung stehen unter www.kinderarmut-hat-folgen.de<br />

zum Download bereit.<br />

Gemeinsames Sorgerecht von Anfang an?<br />

Im Rahmen des 14. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages<br />

in Stuttgart veranstaltete das ZFF im Juni<br />

2011 ein Streitgespräch zur Neuregelung des Sorgerechts<br />

für nicht miteinander verheiratete Eltern.<br />

| 01 Fachtagung „Familie im Takt der Arbeitswelt?! Schlussfolgerungen aus dem Achten Familienbericht“: Christiane Reckmann im<br />

Gespräch mit Staatssekretär Dr. Hermann Kues und Alfred Reckmann.<br />

| 02 Fachtagung „Das kindliche Existenzminimum sichern?!“: der Vorsitzende des <strong>AWO</strong> Präsidiums Wilhelm Schmidt (im Vordergrund).<br />

| 03 Titelbild der Kampagne Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG.<br />

| 01 | 02 | 03<br />

| 69


Das Jahr 2011 für die Fachverbände und Partner der <strong>AWO</strong><br />

ZFF-Vorsitzende Christiane Reckmann machte in<br />

ihrer Einführung deutlich, dass aus Sicht des Zukunftsforums<br />

Familie das Wohl des Kindes in den<br />

Mittelpunkt gestellt werden muss.<br />

Auf dem Podium standen sich Dr. Angelika Nake,<br />

als Fachanwältin für Familienrecht im Deutschen<br />

Juristinnenbund aktiv, und Rainer Sonnenberger,<br />

Bundesvorsitzender des Väteraufbruch für Kinder<br />

e. V., gegenüber. Während sich Nake für ein Antragsmodell<br />

aussprach, argumentierte Sonnenberger<br />

für ein automatisches Sorgerecht des Vaters,<br />

sofern er die Vaterschaft anerkannt hat.<br />

Das ZFF hat ein Positionspapier erarbeitet und<br />

spricht sich darin für eine niedrigschwellige Antragslösung<br />

aus. Der Vater soll beim Jugendamt<br />

sein Interesse an einer gemeinsamen Sorge mit der<br />

Mutter bekunden können. Wenn die Mutter nicht<br />

erklärt, der gemeinsamen Sorge nicht zu widersprechen,<br />

bzw. sich überhaupt nicht dazu verhält,<br />

steht dem Vater der Weg zu einem familiengerichtlichen<br />

Verfahren offen.<br />

Das Positionspapier kann unter www.zukunftsforum<br />

-familie.de heruntergeladen werden.<br />

Familie im Takt der Arbeitswelt?<br />

Ende Oktober 2011 wurde das Sachverständigengutachten<br />

für den Achten Familienbericht an Bundesfamilienministerin<br />

Schröder übergeben. Dies<br />

nahm das ZFF zum Anlass, um auf einer Tagung im<br />

November die Arbeitswelt in ihrer zentralen Rolle<br />

als Taktgeber für das Familienleben in den Blick zu<br />

nehmen. Kooperationspartner waren der DGB und<br />

der <strong>AWO</strong> Bundesverband.<br />

Prof. Dr. Dr. Helmut Schneider von der Steinbeis-<br />

Hochschule Berlin machte deutlich, dass Flexibilität<br />

der Arbeitszeiten mit Zeitsouveränität für<br />

die Arbeitnehmer/innen gekoppelt werden muss.<br />

Andernfalls erweist sie sich als wenig familien-<br />

| 01<br />

| 02<br />

verträglich. Dr. Karin Jurczyk argumentierte in ihrem<br />

Input, dass die unterschiedlichen Zeitlogiken<br />

von Familienleben und Arbeitswelt zu Konfl ikten<br />

führen. Sie plädierte ebenso für möglichst selbstbestimmte<br />

Zeit für Familien. Dr. Hermann Kues,<br />

Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfamilienministerium,<br />

räumte in seiner Rede ein, dass<br />

hinsichtlich eines stimmigen Konzepts einer Zeitpolitik<br />

für Familien noch Nachholbedarf bestehe.<br />

Genau hier setze der Achte Familienbericht an. Dr.<br />

Jürgen Rinderspacher von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Zeitpolitik warf die kritische Frage auf,<br />

ob im zeitlichen Interessenkonfl ikt zwischen Unternehmen<br />

und Familien gesamtgesellschaftlich<br />

nicht auch ein Sinken des Wohlstands in Kauf genommen<br />

werden müsste. Die Perspektive der Kinder<br />

müsse Eingang in den Achten Familienbericht<br />

fi nden und auch politisch berücksichtigt werden.<br />

Die Vorträge der Tagung stehen unter www.zukunftsforum-familie.de<br />

zum Herunterladen bereit.<br />

Das ZFF wird <strong>2012</strong> eine Stellungnahme zum Achten<br />

Familienbericht erarbeiten, wenn dieser gemeinsam<br />

mit der Regierungsstellungnahme veröffentlicht<br />

ist.<br />

Ausblick<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> wird das Zehn-Jahres-Jubiläum des<br />

ZFF gefeiert: Im Mai soll in Berlin ein Fest mit Politik,<br />

Verbänden und weiteren Multiplikatoren<br />

stattfi nden. Im Rahmen der dreitägigen <strong>AWO</strong> <strong>Bundeskonferenz</strong><br />

im November in Bonn wird ebenfalls<br />

gefeiert. Das ZFF beteiligt sich mit einem eigenen<br />

Antrag und mit einem Infostand. Eine besondere<br />

Überraschung für die <strong>AWO</strong>-Delegierten wird es<br />

natürlich auch geben. Denn: Das ZFF hat eine besondere<br />

Nähe zur Arbeiterwohlfahrt – und das ist<br />

auch gut so!<br />

DJHT Stuttgart: Stefan Schwartze (MdB), Barbara König (ZFF), Caren Marks (MdB) und Birgit Merkel (ZFF) am Stand des ZFF (v.l.).<br />

DJHT Stuttgart: Rege Beteiligung aller Generationen an den Aktionen am ZFF-Stand.<br />

| 01 | 02<br />

| 70


Mitglieder, Mitgliedschaften,<br />

Beteiligungen<br />

Verbandsbericht 2011


Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

| 106<br />

| Mitglieder, Einrichtungen, Beteiligungen und Mitgliedschaften<br />

Mitglieder des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes als juristische Personen sind die Landes- und Bezirksverbände<br />

der <strong>AWO</strong> sowie korporativ angeschlossene Mitglieder:<br />

Bezirksverband Baden e. V.<br />

Hohenzollernstr. 22<br />

76135 Karlsruhe<br />

Landesverband Bayern e. V.<br />

Edelsbergstr. 10<br />

80686 München<br />

Landesverband Berlin e. V.<br />

Blücherstraße 62/63<br />

10961 Berlin<br />

Landesverband Brandenburg e. V.<br />

Kurfürstenstr. 31<br />

14467 Potsdam<br />

Bezirksverband Braunschweig e. V.<br />

Peterskamp 21<br />

38108 Braunschweig<br />

Landesverband Bremen e. V.<br />

Auf den Häfen 30-32<br />

28203 Bremen<br />

Landesverband Hamburg e. V.<br />

Witthöfftstr. 5–7<br />

22041 Hamburg<br />

Bezirksverband Hannover e. V.<br />

Körtingsdorfer Weg 8<br />

30455 Hannover<br />

Bezirksverband Hessen-Nord e. V.<br />

Wilhelmshöher Allee 32 A<br />

34117 Kassel<br />

Bezirksverband Hessen-Süd e. V.<br />

Kruppstr. 105<br />

60388 Frankfurt/M.<br />

Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />

Wismarsche Str. 183-185<br />

19053 Schwerin<br />

Bezirksverband Mittelrhein e. V.<br />

Rhonestr. 2a<br />

50765 Köln<br />

Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e. V.<br />

Brennesstr. 2<br />

93059 Regensburg<br />

Bezirksverband Niederrhein e. V.<br />

Lützowstr. 32<br />

45141 Essen<br />

Bezirksverband Oberbayern e. V.<br />

Edelsbergstr. 10<br />

80686 München<br />

Bezirksverband Ober- und Mittelfranken e. V.<br />

Karl-Bröger-Str. 9/I<br />

90459 Nürnberg<br />

Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e. V.<br />

Detmolder Str. 280<br />

33605 Bielefeld<br />

Bezirksverband Pfalz e. V.<br />

Maximilianstr. 31<br />

67433 Neustadt/Wstr.<br />

Bezirksverband Potsdam e. V.<br />

August-Bebel-Str. 86<br />

14482 Potsdam<br />

Bezirksverband Rheinland e. V.<br />

Dreikaiserweg 4<br />

56068 Koblenz<br />

Landesverband Saarland e. V.<br />

Hohenzollernstr. 45<br />

66117 Saarbrücken<br />

Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Klausenerstr. 17<br />

39112 Magdeburg<br />

Landesverband Sachsen e. V.<br />

Georg-Palitzsch-Str. 10<br />

01239 Dresden<br />

Landesverband Schleswig-Holstein e. V.<br />

Sibeliusweg 4<br />

24109 Kiel<br />

Bezirksverband Schwaben e. V.<br />

Sonnenstr. 10<br />

86391 Stadtbergen<br />

Landesverband Thüringen e. V.<br />

Pfeiffersgasse 12<br />

99084 Erfurt


Bezirksverband Unterfranken e. V.<br />

Kantstr. 45 a<br />

97070 Würzburg<br />

Bezirksverband Weser-Ems e. V.<br />

Klingenbergstr. 73<br />

26133 Oldenburg<br />

| Korporative Mitglieder<br />

<strong>AWO</strong> International<br />

Markgrafenstr. 11<br />

10969 Berlin<br />

Aufgaben: Entwicklungszusammenarbeit,<br />

Humanitäre Hilfe, Globales Lernen<br />

Naturfreunde Deutschlands e.V.<br />

Warschauer Straße 58a<br />

10243 Berlin<br />

Aufgabe: Verwaltung und Beratung der Naturfreundehäuser,<br />

Rückgewinnung von Immobilien<br />

in den neuen Bundesländern<br />

Förderverein der Gehörlosen<br />

der neuen Bundesländer e.V.<br />

Schönhauser Allee 36<br />

10435 Berlin<br />

Eckturm – 1. Etage<br />

Aufgabe: Beratungs- und Betreungsarbeit<br />

für Gehörlose in den neuen Bundesländern<br />

Gesellschaft für Organisationsentwicklung<br />

und Sozialplanung<br />

Brachvogelstr. 1<br />

10961 Berlin<br />

Aufgabe: Organisationsberatung,<br />

Interne Trainingsmaßnahmen,<br />

Leitungsberatung/Supervision für Führungskräfte<br />

Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.<br />

(ISS)<br />

Zeilweg 42<br />

60439 Frankfurt/Main<br />

Aufgabe: Wissenschaftliche Begleitung,<br />

Praxisforschung, Beratung/Planung,<br />

Organisationsentwicklung, Gutachten/Expertisen,<br />

Fort- und Weiterbildung<br />

Marie-Schlei-Verein<br />

Grootiushof, Grootsruhe 4<br />

20537 Hamburg<br />

Aufgabe: Unterstützung von Frauenprojekten<br />

in der Dritten Welt<br />

Bezirksverband Westliches Westfalen e. V.<br />

Kronenstr. 63-69<br />

44139 Dortmund<br />

Bezirksverband Württemberg e. V.<br />

Kyffhäuserstr. 77<br />

70469 Stuttgart-Feuerbach<br />

M.S.K. e. V.<br />

Initiative Selbsthilfegruppe<br />

Multiple Sklerose Kranker<br />

Schelmengrubenweg 29<br />

69198 Schriesheim<br />

Aufgabe: Kontakte, Informationen,<br />

Erfahrungsaustausch MS-Kranker<br />

Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

Pädal-pädagogik aktuell e. V.<br />

Fontanestr. 2<br />

14715 Nennhausen<br />

Aufgabe: Lernwerkstatt Kita-Museum,<br />

Kulturangebot und Erzieherinnenfortbildungsprogramm<br />

SoVD Sozialverband Deutschland e. V.<br />

Stralauer Str. 63<br />

10179 Berlin<br />

Aufgabe: Hilfe und Fürsorge für Behinderte,<br />

Sozialrentner, Hinterbliebene, Kriegs- und<br />

Wehrdienstopfer, Arbeitsunfallverletzte,<br />

Sozialhilfeempfänger und jugendliche Behinderte<br />

ZMO – Zusammenarbeit mit Osteuropa e. V.<br />

Herrn Rainer Pietrusky<br />

50354 Hürth<br />

Luxemburger Str. 337<br />

Aufgabe: Soziale und kulturelle Betreuung<br />

von Vertriebenen, Flüchtlingen, Aussiedlern,<br />

Zuwanderern und politischen Asylanten<br />

Zukunftsforum Familie e. V. (ZFF)<br />

Markgrafenstr. 11<br />

10969 Berlin<br />

Aufgaben: Bekämpfung von Kinderarmut<br />

und Forderungen nach einer sozial gerechten<br />

Familienpolitik, Familienbildung, Gleichstellung<br />

der Geschlechter, bessere Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf, Zeitpolitik für Frauen<br />

| 107


Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

| 108<br />

| Einrichtungen des Bundesverbandes<br />

• Marie-Juchacz-Stiftung<br />

• Tagungszentrum Haus Humboldtstein<br />

| Beteiligungen des Bundesverbandes<br />

• Gesellschaft für Organisationsentwicklung u. Sozialplanung (GOS)<br />

• ElternService <strong>AWO</strong><br />

• GesundheitsService <strong>AWO</strong><br />

• Bank für Sozialwirtschaft (BFS)<br />

• GLS Bank<br />

| Mitgliedschaften und Kooperationen des Bundesverbandes<br />

• AFET Arbeitsgemeinschaft für Erziehungshilfe<br />

• AGEF Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienbildung und –beratung<br />

• AGJ Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe<br />

• AG SBV – Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände<br />

• AK Deutscher Bildungsstätten<br />

• Aktionsbündnis seelische Gesundheit<br />

• Arbeitskreis Migration und öffentliche Gesundheit der Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Migration, Flüchtlinge und Integration<br />

• <strong>AWO</strong> Arbeitgeberverband<br />

• <strong>AWO</strong> International<br />

• BAG Kinder- und Jugendschutz<br />

• BAG Straffälligenhilfe e. V. (BAGS)<br />

• BAG Wohnungslosenhilfe e. V. (BAGW)<br />

• Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste u. Wohlfahrtspfl ege, BGW<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspfl ege (BAGFW)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO)<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Familienmediation, BAFM, Berlin<br />

• Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation, BAR<br />

• Bundesarbeitskreis FSJ<br />

• Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung, bvpg<br />

• Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung<br />

• Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS)<br />

• Deutsche IPA-Sektion<br />

• Deutsche Krankenhausgesellschaft, DKG<br />

• Deutsche Welthungerhilfe, DWH<br />

• Deutscher Landesausschuss der Internationalen Konferenz für Sozialarbeit<br />

• Deutscher Verein<br />

• Deutsches Jugendinstitut e. V., DJI


• eLearning in der Pfl ege e. V.<br />

• Elly Heuss-Knapp-Stiftung, MGW<br />

• Europäische Akademie für Elementarerziehung (EAFE)<br />

• Europäische Koordination für d. Recht v. Migranten<br />

• European Anti-Poverty Network (EAPN)<br />

• European Council on Refugees und Exiles (ECRE)<br />

• European Network on Intercultural Elderly Care (ENIEC)<br />

• European Social Network (ESN)<br />

• Familienferien- und Häuserwerk der Deutschen Naturfreunde<br />

• Förderverein der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)<br />

• Frauenhauskoordinierung<br />

• Gemeinsamer AK für Familienerholung<br />

• Gesellschaft für Datenschutz<br />

• Gesellschaft für sozialen Fortschritt, GSF<br />

• Informationsverbund Asyl<br />

• Initiative für Frieden, internationalen Ausgleich und Sicherheit, IFIAS<br />

• Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, ISS<br />

• Internationaler Rat für Hauspfl egedienste – International Council of Homehelp Services<br />

• Konferenz Zentraler Fortbildungsinstitutionen für Jugend- und Sozialarbeit<br />

• Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten<br />

• Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit<br />

• Kuratorium Deutsche Altershilfe, KDA<br />

• Nationale Armutskonferenz, nak<br />

• NGO Group for the Convention on the Rights of the Child<br />

• Pro Asyl<br />

• SOLIDAR, Brüssel<br />

• SPD-Parteirat<br />

• Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv)<br />

• Versorgungsverband VBLU<br />

• WlBU – Wirtschaftsbund sozialer Einrichtungen e. G.<br />

Mitglieder & Mitgliedschaften der <strong>AWO</strong><br />

| 109


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