Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker
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Imaginierte Bilderfolge aus drei Ländern<br />
Nach den beiden 1905 und 1907 entstandenen<br />
Serien der „Images“ für (zweihändiges)<br />
Klavier sollte eine weitere<br />
Reihe von „Images“ für Klavier zu vier<br />
Händen folgen. Aber zwei der bereits<br />
konzipierten Stücke wurden für Orchester<br />
bestimmt und bildeten den Grundstock<br />
für „Gigues“ und „Ibéria“, die schließlich<br />
zusammen mit „Rondes de printemps“<br />
zu den „Images“ für Orchester wurden.<br />
Ausgearbeitet wurden die drei Teile der<br />
„Images“ dann allerdings in anderer Reihenfolge<br />
als der Druck suggeriert, nämlich<br />
zunächst „Ibéria“, dann „Rondes de<br />
printemps“ und schließlich, unter Assistenz<br />
des Freundes André Caplet, der die<br />
Instrumentation vollendete, „Gigues“.<br />
Schon die Entstehungsgeschichte, aber<br />
auch die ungleichen Proportionen der<br />
Einzelteile weisen darauf hin, dass die<br />
„Images“ kaum als zusammenhängender<br />
Zyklus gedacht sind. Zwar ist allen<br />
die Imagination folkloristischer Szenen<br />
aus England (Satz 1), Spanien (Satz 2)<br />
und Frankreich (Satz 3) gemeinsam,<br />
jedoch unterscheiden sie sich deutlich in<br />
der Art der angewandten Mittel.<br />
Während etwa „Gigues“ harmonisch<br />
zwischen Diatonik und Ganztonleitern<br />
changiert, bereichern polytonale und<br />
modale Verläufe „Ibéria“, und während<br />
„Rondes de printemps“ eine komplexe<br />
Variationsform aufweist, dominieren in<br />
„Ibéria“ verschiedene Reprisenformen.<br />
Debussys selbst sprach davon, dass er<br />
mit den „Images“ etwas anderes, als<br />
üblicherweise von ihm erwartet, machen<br />
wollte, nämlich „Realitäten schaffen“.<br />
Das heißt nun nicht, dass er sich um realistische<br />
Illustrationen bemühte, vielmehr<br />
geht es um musikalische „Bilder“,<br />
um Beschwörungen imaginierter Landschaften<br />
und Situationen. Bezeichnenderweise<br />
werden die benützten Tänze und<br />
Lieder eben nicht völlig „realistisch“,<br />
sondern in einer für Debussy typischen<br />
leichten Verfremdung eingesetzt. Das<br />
jeweilige Kolorit ergibt sich über authentische<br />
oder nachgeahmte Tänze und<br />
Lieder unter Verwendung von jeweils<br />
charakteristischen Instrumenten. Zwar<br />
befürwortete der Komponist selbst die<br />
Aufführung aller „Images“ im Konzert,<br />
konnte aber bereits zu Lebzeiten Einzelaufführungen<br />
sowie die Vorliebe der<br />
Dirigenten für das mittlere Bild, „Ibéria“,<br />
nicht verhindern.<br />
„Gigues“<br />
Das relativ kurze Stück trug zunächst<br />
den Namen „Gigues tristes“. Die Bezeichnung<br />
wird durch den etwas schwermütigen<br />
Charakter des Hauptthemas<br />
(„doux et mélancolique“) verständlich.<br />
Es ist einer altenglischen Gigue nachempfunden<br />
– einem Tanz, der im 17. Jahrhundert<br />
bezeichnenderweise vor allem<br />
durch französische Komponisten populär<br />
wurde – , wobei der archaische<br />
Charakter durch ein typisches Barockinstrument,<br />
die Oboe d’amore, noch<br />
unterstrichen wird. Schon bald erklingt<br />
aber ein heiterer, scharf rhythmisierter<br />
Gedanke als wirkungsvoller Kontrast.<br />
Er lehnt sich an das Lied „Dansons la