mo. 04.02.2013 - Rondo
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françois Leleux<br />
Oboen-Belcanto<br />
Mindestens einmal im Leben muss jeder Oboist das Standard-repertoire von Vivaldi bis bellini gespielt<br />
haben. nun hat der französische Star-Oboist françois Leleux nicht nur ausgewählte konzerte der Italiener<br />
eingespielt. Wie er rOnDO-autor reinhard Lemelle verriet, ist seine Huldigung an den »Charme der Oboe«<br />
auch eine Verbeugung vor einem berühmten Lehrer.<br />
Wann genau die Scheibe auf dem traditionslabel erato erschienen ist, weiß<br />
françois Leleux nicht mehr genau. Jedenfalls gehörte »Le charme du hautbois«<br />
schon in seiner kindheit zu seinen Lieblingsplatten. eingespielt hatte sie<br />
noch zu Vinyl-Zeiten Pierre Pierlot zusammen mit dem Orchestre de Chambre<br />
Jean-françois Paillard, und für jeden französischen Oboisten war diese<br />
aufnahme damals überhaupt ein erweckungserlebnis. Denn Pierlot hatte da<br />
die Oboen-Concerti von Vivaldi, Marcello, Cimarosa und bellini nicht einfach<br />
schön gespielt, sondern vielmehr traumhaft schön gesungen. Dank einer nicht<br />
zuletzt technischen brillanz, auf die selbst der als Pädagoge berühmte Solist<br />
immensen Wert gelegt hatte.<br />
auch françois Leleux weiß das nur zu gut. Denn als er mit 14 Jahren an das<br />
Pariser Conservatoire national Supérieur de Musique wechselte, kam er gleich<br />
unter die fittiche seines einstigen Plattenhelden. »Pierre Pierlot ist leider vor<br />
fünf Jahren gestorben«, so Leleux über seinen alten Lehrer, der ihn technisch<br />
und im ausdruck maßgeblich prägte. »Daher wollte ich jetzt unbedingt mit<br />
einer einspielung an ihn erinnern.« Doch für seine Hommage hat Leleux nicht<br />
nur die italienischen Oboen-konzerte bzw. komponisten ausgewählt, die Pierlot<br />
auf seinem bestseller-album eingespielt hatte, Leleux’ CD trägt auch genau<br />
denselben titel: »Le charme du hautbois« bzw. »Der Charme der Oboe«.<br />
neben den Original-Concerti von Vivaldi und dem belcantisten bellini übernahm<br />
Leleux von seinem Vorbild auch das arrangement eines Cimarosa-konzerts,<br />
dessen vier Sätze ursprünglich für Cembalo komponiert worden waren.<br />
und als besondere »kleine Süßigkeit« hat der Oboist zudem ein Stück aufgenommen,<br />
das ein enger freund Pierlots zu einem wahren Hit machte. »Der<br />
flötist Jean-Pierre rampel hat regelmäßig die air ’reigen seliger Geister’ aus<br />
Christoph Willibald Glucks refor<strong>mo</strong>per ’Orphée et eurydice’ gespielt. und<br />
es war immer wieder himmlisch, wenn ich es von ihm live gehört habe. Sein<br />
ausdruck war einfach überwältigend.«<br />
ähnliches lässt sich nun natürlich auch von Leleux’ können behaupten,<br />
was eigentlich nicht verwundert. Immerhin hat der 40-Jährige sich allein auf<br />
seinen vielen einspielungen mit Werken von bach über Mozart bis Strauss<br />
als begnadeter Oboen-‚Sänger‘ erwiesen. angesichts der edlen kantabilität,<br />
die sich speziell durch das vorliegende italienische repertoire zieht, lüftet er<br />
endlich das Geheimnis, warum gerade die Oboe so ein herrliches arien-Instrument<br />
ist. »Das liegt einfach nur am bau der Oboe. Die bohrung ist im Gegensatz<br />
zur flöte und klarinette konisch, also am Mundstück enger als am<br />
Schallbecher. Die menschliche Stimme hat auch einen konischen Schallraum.<br />
8 RONDO 3/2012<br />
Eine sichere Bank ist das italienische Konzert-Repertoire nur dann, wenn man –<br />
wie Leleux – sein Instrument in Vollendung zum Singen bringen kann.<br />
Die Oboe besitzt aber sogar mehr Charme als die Stimme, weil man auf ihr<br />
unglaublich lange Melodiebögen spielen – und damit den Hörer auch länger<br />
verzaubern kann.«<br />
für diese kunst benötigt man neben aller technik aber einen ausgesprochen<br />
goldenen atem. und dass françois Leleux damit gesegnet ist, konnte er<br />
schon früh beweisen, als er bereits mit 18 Jahren als Solo-Oboist an die Pariser<br />
Oper geholt wurde. Seitdem ist Leleux’ karriere steil nach oben gegangen. er<br />
konzertiert mit namhaften Dirigenten wie Mariss Jansons und alan Gilbert.<br />
und als begeisterter kammermusiker war er an der inzwischen schon legendären,<br />
vom Pianisten eric Le Sage initiierten Schumann-Gesamteinspielung<br />
beteiligt.<br />
trotz all der internationalen Verpflichtungen und Gastspiele vernachlässigt<br />
françois Leleux auch seine Professur nicht, die er seit 2004 an der Hochschule<br />
für Musik und theater in München hat. er zog sich zwar soeben erst<br />
mit seiner familie für ein Jahr nach frankreich zurück, bis man aber wieder<br />
fest nach München zurückkehrt, fliegt er mehrmals im Monat von Paris aus<br />
zu seinen Studenten. und wie sein Lehrer Pierre Pierlot verlangt er von ihnen<br />
auch das, was ihn groß gemacht hat: eine brillante technik!<br />
Termine:<br />
23.05.12 neumarkt<br />
16.08.12 rheingau Musik festival (Schloss Johannisberg)<br />
09.09.12 Musikfest bremen (emden, Johannes a Lasco bibliothek)<br />
10.09.12 Musikfest bremen (bremen, Glocke)<br />
Neu erschienen:<br />
François Leleux, Münchner Kammerorchester<br />
»Der Charme der Oboe« (Werke von Vivaldi, Marcello, bellini u. a.)<br />
Sony Classical 88697 834562<br />
Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />
der beiliegenden RONDO CD #51 Titel 5<br />
arens