Februar 2010 - Deutscher Bridge-Verband e.V.
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<strong>Februar</strong> <strong>2010</strong> DBV Intern 49<br />
aus dem<br />
Schieds- und<br />
disziplinargericht<br />
� Wolrad koehler<br />
Vorsitzender dBV-Schieds- und disziplinargericht<br />
Zweimal hatte das DBV-Gericht<br />
im vergangenen Jahr zu urteilen,<br />
einmal als Disziplinar-, das<br />
andere Mal als Schiedsgericht.<br />
In wechselnder Zusammensetzung<br />
beraten und entscheiden<br />
die mit drei Richtern besetzten<br />
Spruchkammern des neunköpfigen<br />
Richterkollegiums nach<br />
einer im Voraus verabschiedeten<br />
Geschäftsverteilung, die<br />
die regionale Herkunft seiner<br />
Mitglieder, N/S und O/W,<br />
berücksichtigt. So sieht es die<br />
2008 in Kraft getretene Verfahrensordnung<br />
vor.<br />
Der Disziplinaranwalt ersuchte<br />
das DBV-Gericht um eine<br />
Grundsatzentscheidung, für<br />
welche Dauer ein Spieler gesperrt<br />
werden soll, der ein<br />
Turnier ohne hinreichenden<br />
Grund vorzeitig verlässt. Die<br />
Turnierordnung stuft dieses<br />
Verhalten als grobe Unsportlichkeit<br />
ein, wohl weil es damit<br />
die Organisation des Turniers<br />
nachhaltig stört und die Teil-<br />
nehmer zwingt, Zumutungen<br />
im Spielablauf und Verwerfungen<br />
in der Ergebnis-Wertung<br />
hinzunehmen.<br />
In Übereinstimmung mit dem<br />
Disziplinaranwalt hält die<br />
Spruchkammer grundsätzlich<br />
eine 6-monatige Sperre für<br />
angemessen, im konkreten<br />
Fall hat sie der Mitspielerin<br />
allerdings einen Irrtum zugutegehalten<br />
und die Sperre auf 3<br />
Monate begrenzt. Auch konnte<br />
die Sperre auf das Gebiet der<br />
norddeutschen Regionalverbände<br />
beschränkt werden, weil<br />
ihr Verhalten im Wesentlichen<br />
Turnierteilnehmer betroffen<br />
hat, die aus Vereinen dieser<br />
Regionen kommen.<br />
Die vom Disziplinargericht verhängte<br />
Sperre tritt an die Stelle<br />
der vorläufigen Sperre, die laut<br />
Turnierordnung unmittelbar mit<br />
der vom Turnierleiter ausgesprochenen<br />
und vom Turnierschiedsgericht<br />
bestätigten Disqualifikation<br />
eintritt. Sie beginnt<br />
somit rückwirkend und braucht<br />
nicht als Strafe missverstanden<br />
zu werden. <strong>Verband</strong>sinterne<br />
Sanktionen sollen doch mehr<br />
der Wiederherstellung der<br />
Gleichberechtigung aller Mitspieler<br />
auf der sportlich-fairen<br />
Ebene dienen.<br />
Gedanken hat sich die<br />
Spruchkammer auch darüber<br />
gemacht, ob eine vorläufige<br />
Sperre, die faktisch wie ein<br />
Ausschluss vom Spielbetrieb<br />
wirken kann, durch die DBV-<br />
Satzung ausreichend legitimiert<br />
ist. Im vorliegenden Fall<br />
ergab das keine Beanstandung,<br />
weil die Institutionen ihre Auf-<br />
gaben zügig erledigt haben,<br />
sodass die vorläufige Sperre<br />
nicht die Wirkung einer endgültigen<br />
entfalten konnte.<br />
Als Schiedsgericht hatte die<br />
Spruchkammer darüber zu<br />
befinden, ob ein Mitglied zu<br />
Recht vom Vorstand aus dem<br />
Verein ausgeschlossen worden<br />
war. Es hatte Vorstand und Mitglieder<br />
auf der Mitgliederversammlung<br />
mit der Bemerkung<br />
an die Vorsitzende provoziert,<br />
es wisse, dass „Ihre ganzen<br />
Schäfchen gegen mich sind“.<br />
Dies wolle es ebenso als bild-<br />
liche Beschreibung des Mit-<br />
glieder-Verhaltens und nicht als<br />
Beleidigung gewertet wissen,<br />
wie die schriftlich nachgeschobene<br />
Feststellung: “Schäfchen<br />
der <strong>Bridge</strong>-club Bad Malente trauert um seine<br />
gründerin und ehemalige 1. vorsitzende<br />
Else Sievers<br />
war der falsche Ausdruck, folgen<br />
doch die Mitglieder wie<br />
eine hirnlose, blinde Hammelherde<br />
dem schreienden Leithammel.“<br />
Nach Meinung der Spruchkammer<br />
mussten die Mitglieder<br />
den Versuch, ihnen den Makel<br />
der kritik- und bedingungslosen<br />
Anpassung anzuheften, als<br />
gezielte Kränkung verstehen,<br />
auch wenn „Schäfchen“ nicht<br />
unbedingt wörtlich zu nehmen<br />
war. Die von der Mitgliederversammlung<br />
getragene Reaktion<br />
des Vorstandes war daher folgerichtig,<br />
zumal das Mitglied<br />
mit den persönlich diffamierenden<br />
Wendungen seiner<br />
nachgeschobenen Erläuterung<br />
bekräftigt hat, wie man sich<br />
ohne Zutun Dritter ausgrenzt<br />
und seine Zugehörigkeit zur<br />
Vereins-Gemeinschaft bewusst<br />
aufs Spiel setzt.<br />
Dem Gericht bleibt die Hoffnung,<br />
dass sich gerade solche<br />
extremen Beispiele dazu<br />
eignen, uns in Erinnerung zu<br />
rufen, dass wir uns einem geistig<br />
anregenden und zugleich<br />
geselligen Sport widmen, der<br />
umso mehr Freude bereitet, je<br />
bereitwilliger wir uns sportlichfair<br />
begegnen und an die selbst<br />
gesetzten Regeln halten. �<br />
Frau Sievers hat den <strong>Bridge</strong>-Club 1988 gegründet.<br />
Die Verstorbene war eine passionierte <strong>Bridge</strong>-Spielerin<br />
und hat das Leben unseres Clubs entscheidend<br />
geprägt. Bis ins hohe Alter war sie eine aktive Spielerin<br />
und nahm interessiert am Clubgeschehen teil.<br />
Sie wird in unserer Erinnerung immer weiter leben.<br />
Der Vorstand und alle Mitglieder