Mit Ritalin leben - E-cademic
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geschriebenen Beiträgen auch Beiträge von Studierenden, die sich mit<br />
einer Darstellung der Ergebnisse ihrer Teilprojekte erstmals einer<br />
interessierten Öffentlichkeit publizistisch präsentieren. Wir hoffen,<br />
dass alle Beiträge zusammengenommen beredtes Zeugnis für den<br />
fruchtbaren und befriedigenden Forschungsprozess ablegen, der er<br />
gewesen ist.<br />
Stichproben<br />
Rolf Haubl / Katharina Liebsch, <strong>Mit</strong> <strong>Ritalin</strong> <strong>leben</strong><br />
Einführung 9<br />
Im Verlauf des Projektes sind sechzig Interviews durchgeführt worden.<br />
Die Kontakte mit den Jungen kamen über verschiedene Aufrufe<br />
und über Hörensagen zustande, wobei geregelt war, dass sich die<br />
Eltern bei uns melden mussten, wenn sie an der Untersuchung teilnehmen<br />
wollten. Wir sind nicht offensiv an sie herangetreten, um so<br />
viel Freiwilligkeit wie möglich zu gewährleisten. Die teilnehmenden<br />
Eltern, bis auf wenige Ausnahmen die Mütter, haben wir gebeten, uns<br />
nur zuzusagen, wenn sie das Einverständnis ihrer Kinder erhalten, sich<br />
interviewen zu lassen. Vor Ort ist das Einverständnis der Jungen dann<br />
noch einmal eingeholt worden. Hätten sie es nicht gegeben, wären die<br />
Interviewer/-innen wieder gegangen. Um die Kinder nicht unnötig zu<br />
verunsichern, haben alle Interviews in vertrauten Umgebungen<br />
stattgefunden: die meisten im Elternhaus, etliche in der Schule.<br />
Als erkennbare Motivation der Mütter, uns zu unterstützen, ergab<br />
sich: mehr wissenschaftliches Wissen über die AD(H)S und deren<br />
medikamentöse Behandlung zu erlangen, nicht selten verbunden mit<br />
der Hoffnung, Wege für zukünftige Generationen zu finden, um auf<br />
Psychopharmaka verzichten zu können. Und spezieller: Die einen<br />
wollten sich bestätigen lassen, dass sie richtig handeln, wenn sie ihren<br />
Kindern Tabletten geben, oder dass sie gar keine andere Wahl haben,<br />
wenn sie den Familienfrieden und die Zukunftschancen ihres<br />
Nachwuchses retten wollen; die anderen suchten eine Gelegenheit,<br />
um ihre Ambivalenzen darzustellen. In allen Fällen war es den Müttern<br />
sehr wichtig, das sichere Gefühl zu haben, dass wir sie wegen der<br />
Medikation ihrer Jungen nicht vorverurteilen.<br />
Eine Bedingung für das Interview war, mit den Kindern alleine zu<br />
sprechen und auch nachher die Eltern nicht darüber zu informieren,<br />
was gesprochen worden ist. Manche Eltern haben damit Schwierig-<br />
© 2010 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 978-3-525-45186-1 — ISBN E-Book: 978-3-647-45186-2