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Freunde sterben. Für Halina Massouras bedeutet das immer<br />

auch: Wohin jetzt?<br />

Und dann sei da immer noch diese „Straße, die immer weiterführt“.<br />

Gerade. Ziemlich einfach. Und vor allem: schmerzfrei.<br />

Diese Straße führt geradewegs in ein Wohin, in dem es die Probleme,<br />

die im Woher auf einen warten, nicht zu geben scheint.<br />

In diese Straße war Massouras zuerst nur gelegentlich eingebogen.<br />

Als alle anderen Straßen aber immer mehr Schlaglöcher<br />

bekommen und das Woher immer mühsamer wird, biegt sie<br />

komplett ab. „Bier oder Schnaps, das war bald egal.“ Der Alkohol<br />

nimmt die Schmerzen. Alles wirkt weicher, leichter. „Man<br />

merkt einfach nichts mehr, wenn man trinkt. Fragt sich nur,<br />

warum die Leute dauernd so schauen. Aber das ist einem egal.“<br />

Wenn sie in einen Supermarkt geht, um Essen zu kaufen, suchen<br />

ihre Augen sofort das Flaschenregal. Dort bleiben sie. Die Probleme<br />

mit ihren Beinen <strong>werden</strong> immer schlimmer. Aber die Straße,<br />

auf der sie ging, war ja gerade, man kam auch mit Trippelschritten<br />

voran – nur in die falsche Richtung. Dass die Leber<br />

bei alldem auf der Strecke blieb, merkte Halina Massouras erst<br />

nach eineinhalb Jahren.<br />

Sie soll zum Entzug in eine Schwabinger Klinik. Am Tag, als<br />

es losgehen kann, steht sie in der U-Bahn, in der Tasche den Pyjama<br />

einer Freundin, Kleidung für ein paar Tage, alles organisiert.<br />

In Schwabing angekommen, steigt sie aus – und dreht<br />

wieder um. „Als ich dort stand, wurde mir klar: Du wirst in<br />

die Klinik gehen und die Stunden zählen, bis du wieder rausdarfst,<br />

um wieder Alkohol zu kaufen“, sagt Halina Massouras<br />

und lacht dabei. Stolz. Denn sie ist nicht in die Klinik und hat<br />

es trotzdem geschafft. „Ich musste selbst vom Alkohol loskommen“,<br />

sagt sie. „Alles andere hätte nicht funktioniert, weil ich<br />

nicht dahintergestanden hätte.“ Warum es ausgerechnet bei ihr<br />

funktioniert hat, auch ohne professionelle Hilfe mit dem Trinken<br />

aufzuhören, sie weiß es nicht. Sie weiß nur, dass sie auch<br />

heute noch mit den Freunden von damals zusammensitzen kann,<br />

die sie anstacheln und sagen: „Komm trink! Du hältst es doch<br />

eh nicht durch!“ Und sie sitzt daneben und trinkt eben nicht.<br />

Die Gesprächsthemen gingen langsam aus, sagt sie. Man fährt<br />

eben nicht mehr auf der gleichen Straße.<br />

Im Supermarkt ignorieren ihre Augen heute das Flaschenregal.<br />

Als Massouras nach dem Autounfall in Polen zu Besuch<br />

war, hat man dort kaum mitbekommen, wie schlecht es ihr<br />

ging. Ein Korsett stützte den Rücken. „Damals haben wir die<br />

Hochzeit meines Sohnes vorbereitet. Alle waren beschäftigt, keiner<br />

hat mir so recht geglaubt.“ Auch jetzt redet sie so gut wie nie<br />

über ihre Schmerzen. „Mit wem denn?“ Sie will unterwegs sein,<br />

nicht krankgeschrieben zu Hause, wo man die Schmerzen nicht<br />

vergessen kann. Lieber arbeiten. Wie stark Arbeit und Gesundheit<br />

zusammenhängen, merkt man an genau diesen Beinen. Seit<br />

2004 verkauft sie BISS, seit Anfang 2009 ist sie fest angestellt.<br />

Oft ist sie vor der Uni. Eine Arbeit, bei der sie manchmal sitzen<br />

kann, manchmal stehen, manchmal gehen. Je nachdem, was ihr<br />

Körper gerade erlaubt. Eineinhalb Jahre hat sie zwischendurch<br />

pausiert. Genau die Zeit, in der sie mit dem Alkohol ein Wohin<br />

suchte, das es nicht gibt. Seit sie nicht mehr trinkt und wieder<br />

verkauft, sind ihre Beine besser geworden. Keine Sprinterbeine<br />

zwar. Und keine, die mühelos ausschreiten. Aber Beine, die sehr<br />

wohl wissen, wohin es geht.<br />

Text: Christine Auerbach<br />

Foto: Benjamin Ganzenmüller<br />

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