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Extrawurst: Am Elisabethmarkt <strong>werden</strong> auch Vierbeiner gut versorgt<br />
für immer an uns. Aber der Hund war<br />
verrückt wie ein junges Huhn; er lief wie<br />
ein Blitz durch die Wohnung, zerkaute<br />
meine Brille, pinkelte auf den Läufer und<br />
jagte seinen Schwanz, bei welcher Gelegenheit<br />
er sich um sich selbst drehte wie<br />
ein Kreisel. Wenn ich ihm zusah, wurde<br />
mir selbst schwindelig.<br />
In der Zwischenzeit haben wir – keine<br />
Ahnung, wie das vonstattenging – den<br />
Hund zu Stille, Einkehr und Vernunft<br />
erzogen, und manchmal hält er sich daran.<br />
Wir gehen gemeinsam durch die wilden<br />
Straßen der Maxvorstadt und begegnen<br />
dem runden und feinfühligen Roger,<br />
der weißfelligen, leider manchmal etwas<br />
schnippischen Luna, dem blöden Pudel<br />
mit seinem noch blöderen Frauchen, und<br />
allmählich weiß ich schon mit Leuten, die<br />
keinen Hund vor, hinter oder neben sich<br />
haben, gar nichts Vernünftiges mehr zu<br />
reden.<br />
Eines Nachmittags, es war ein warmer<br />
Spätherbstsamstag, ging ich in meiner<br />
Straße spazieren und sah an deren Ende<br />
eine dicke beige Bulldogge – ohne Halsband.<br />
Der Hund wirkte in seiner bulligen<br />
Orientierungslosigkeit einerseits komisch,<br />
andererseits gefährdet, und so ging ich<br />
auf ihn zu, um ihn nach seiner Herkunft<br />
zu befragen. Aber die Bulldogge wich zurück<br />
und betrat die Arcisstraße, woraufhin<br />
auch ich auf die Fahrbahn trat und<br />
den Verkehr mit Handzeichen an der<br />
Bulldogge vorbeidirigierte. Ich kam mir<br />
sehr dämlich dabei vor. Zurück auf dem<br />
Gehsteig, blieben auch meine weiteren<br />
Versuche, Näheres über die Identität der<br />
Bulldogge zu erfahren, fruchtlos, und so<br />
rief ich die Polizei. Aber noch bevor die<br />
eintraf, hielt eine sehr aufgeregte Frau im<br />
Cabrio neben mir und der etwas entfernt<br />
von mir hockenden Bulldogge. Die Frau<br />
stieg aus und rief der Bulldogge zu: „Da<br />
bist du ja, wir haben dich überall gesucht,<br />
Winston!“<br />
Noch ehe die Polizei kam, fuhr ich mit<br />
der Straßenbahn in ein Viertel, wo Hunde<br />
verboten sind.<br />
Text: Hilmar Klute<br />
Foto: Volker Derlath<br />
Hilmar Klute, geboren 1967 in Bochum,<br />
arbeitet als Redakteur und Streifl ichtautor<br />
bei der „Süddeutschen Zeitung“.<br />
Er schrieb die Erzählung „Winston oder<br />
Der Hund, der mich fand“ (Verlag Antje<br />
Kunstmann) und den Kriminalroman<br />
„Herzkammerjäger“ (Blanvalet), der in der<br />
Maxvorstadt spielt.<br />
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