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Inhalt AUFSÄTZE BUCHREZENSIONEN VARIA ... - ZIS

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Ambos, Internationales Strafrecht Kreicker<br />

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296<br />

B u c h r e z e n s i o n<br />

Kai Ambos, Internationales Strafrecht: Strafanwendungsrecht<br />

– Völkerstrafrecht – Europäisches Strafrecht – Rechtshilfe, 3.<br />

Auflage, Verlag C.H. Beck, München 2011, 586 S., € 39,90<br />

Das in der renommierten Reihe „Juristische Kurz-Lehrbücher“<br />

des Beck-Verlages veröffentlichte Lehrbuch von RiLG<br />

Prof. Dr. Kai Ambos zum internationalen Strafrecht, erstmals<br />

erschienen im Jahr 2006, liegt nach nur fünf Jahren bereits in<br />

der dritten Auflage vor. Schon dies zeigt, dass Ambos, der als<br />

Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsvergleichung<br />

und internationales Strafrecht an der Georg-August-<br />

Universität Göttingen tätig und ein weit über die deutschen<br />

Grenzen hinweg anerkannter Völkerstrafrechtler ist, ein großes<br />

Werk gelungen ist, das sich bereits nach kürzester Zeit als<br />

„das“ deutschsprachige Standardwerk zum internationalen<br />

Strafrecht etabliert hat. Für die hier zu besprechende Neuauflage,<br />

deren Bearbeitung im Mai 2011 abgeschlossen wurde,<br />

hat der Verf. – tatkräftig unterstützt von den namentlich in der<br />

Titelei beziehungsweise im Vorwort genannten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern seines Lehrstuhls – das Buch nicht<br />

nur gründlich aktualisiert, sondern in Teilen vollständig überarbeitet,<br />

um der nach wie vor dynamischen Entwicklung im<br />

Bereich des Völkerstrafrechts und Europarechts gerecht zu<br />

werden. Damit spiegelt das Lehrbuch den ganz aktuellen<br />

Stand des internationalen Strafrechts wider; unter anderem<br />

sind im Teil zum Völkerstrafrecht das Ergebnis der Staatenkonferenz<br />

von Kampala zum Aggressionsverbrechen berücksichtigt<br />

und der Teil zum Europäischen Strafrecht aus Anlass<br />

des Inkrafttretens des Vertrages von Lissabon neu strukturiert<br />

worden. Wie schon die Vorauflagen, so deckt auch die Neuauflage<br />

das gesamte internationale Strafrecht im weiten Sinne<br />

ab, also nicht nur das Völkerstrafrecht, sondern auch das<br />

Strafanwendungsrecht und das Europäische Strafrecht einschließlich<br />

des europäischen Rechtshilferechts und der strafrechtlichen<br />

Garantien der EMRK, wenngleich der Schwerpunkt<br />

der Darstellung dem Völkerstrafrecht gewidmet ist.<br />

Der Reihentitel „Juristische Kurz-Lehrbücher“ wird dem<br />

Buch allerdings bei weitem nicht gerecht. Wie auch das<br />

Lehrbuch von Ipsen zum Völkerrecht, das demnächst in derselben<br />

Reihe in sechster Auflage erscheinen wird, handelt es<br />

sich weniger um ein Lernbuch für Studierende als vielmehr<br />

um ein in jeder Hinsicht großes Lehr- und Studienbuch. Insbesondere<br />

im völkerstrafrechtlichen Teil genügt es auch<br />

höchsten Ansprüchen an ein wissenschaftlich fundiertes Handbuch.<br />

Es ist damit auch dem erfahrenen Strafrechtspraktiker<br />

eine große Hilfe, der sich vertieft mit Fragen des internationalen<br />

Strafrechts zu befassen hat.<br />

Das Buch gliedert sich in insgesamt drei Teile. Im ersten<br />

Teil wird das Strafanwendungsrecht dargestellt, der zweite<br />

Teil befasst sich ausführlich mit dem Völkerstrafrecht und<br />

der dritte Teil mit dem Europäischen Strafrecht im weiten<br />

Sinne. Die Teile sind in insgesamt dreizehn klar strukturierte<br />

Kapitel unterteilt, wodurch das Werk auch als „Nachschlagewerk“<br />

zur schnellen Klärung spezieller Rechtsfragen geeignet<br />

ist. Den einzelnen Kapiteln sind jeweils ausführliche<br />

Angaben zur einschlägigen neueren Literatur vorangestellt;<br />

<strong>ZIS</strong> 6/2012<br />

ältere relevante Literatur, die in den Vorauflagen aufgeführt<br />

war, ist über die Internetseite des Lehrstuhls des Verf. 1 leicht<br />

abrufbar, so dass das Werk in Verbindung mit den ergänzenden<br />

Angaben auf der zugehörigen Internetseite eine hervorragende<br />

Basis für eine weitere wissenschaftliche Durchdringung<br />

einzelner Rechtsprobleme darstellt. Im Hinblick auf die<br />

Funktion des Buches als Lehrbuch hat der Rezensent allerdings<br />

gewisse Zweifel, ob es wirklich sachgerecht ist, die<br />

Auswahl der im Druckwerk angeführten Literatur nach dem<br />

Erscheinungsdatum vorzunehmen, also lediglich neuere einschlägige<br />

Literatur in den Literaturverzeichnissen im Buch<br />

anzuführen, hinsichtlich älterer Fundstellen dagegen auf die<br />

Vorauflagen beziehungsweise die Internetseite Bezug zu nehmen,<br />

zumal insbesondere dem studentischen Leser, der sich<br />

das Buch als Lernbuch zulegt, die Vorauflagen nur schwer<br />

verfügbar sein dürften. Möglicherweise wäre jedenfalls dem<br />

Studierenden mit einer allein nach inhaltlichen Kriterien vorgenommenen<br />

Literaturauswahl, die durch Hinweise auf weniger<br />

relevante Literatur auf der dem Buch zugeordneten<br />

Internetseite ergänzt werden könnte, mehr geholfen.<br />

Den Detailerörterungen hat der Autor kleinere didaktisch<br />

aufgearbeitete Fälle vorangestellt, die denjenigen, der das<br />

Buch als Lernbuch verwendet, für die rechtliche Problematik<br />

sensibilisieren und Neugier auf das Kennenlernen des für die<br />

Falllösung erforderlichen normativen Rüstzeugs wecken. Dabei<br />

handelt es sich keinesfalls nur um rein fiktive Sachverhalte,<br />

sondern regelmäßig um interessante reale Fälle aus der<br />

Strafrechtspraxis. Die Falllösungen, die den Textpassagen<br />

nachfolgen, in denen die betreffenden Rechtsfragen erörtert<br />

werden, animieren zum nochmaligen Durchdringen des<br />

Rechtsstoffes und verfestigen das gewonnene Fachwissen<br />

durch dessen Verbindung mit eingängigen Lebenssachverhalten.<br />

Hinzu kommen insgesamt 28 Schaubilder, die komplexe<br />

rechtliche Strukturen grafisch aufarbeiten und durch deren<br />

Visualisierung zu einem besseren Verständnis beitragen.<br />

Der erste Teil des Buches (S. 1-90) befasst sich – wie<br />

auch schon in den Vorauflagen – mit der Frage der Anwendbarkeit<br />

des deutschen materiellen Strafrechts auf Sachverhalte<br />

mit Auslandsbezug; primär geht es hier um die §§ 3-7<br />

StGB und den § 1 VStGB sowie deren völkerrechtliche Fundierung.<br />

Dabei beschränkt sich Ambos nicht darauf, im Sinne<br />

einer bloßen Vermittlung des für die richtige Rechtsanwendung<br />

in einer studentischen Klausur oder in der Strafrechtspraxis<br />

erforderlichen Normwissens die einschlägigen gesetzlichen<br />

Regelungen zu erläutern, sondern er bettet die deutschen<br />

Vorschriften ausführlich in ihren völkerrechtlichen<br />

Kontext ein und diskutiert kritisch, inwieweit der deutsche<br />

Gesetzgeber im Bereich des völkerrechtlich Erlaubten geblieben<br />

ist beziehungsweise die Regelungen des deutschen<br />

Strafrechtwendungsrechts völkerrechtliche Schranken überschreiten.<br />

Nach einer einleitenden Einordnung der Bestimmungen<br />

des so genannten Strafanwendungsrechts, bei der es unter<br />

anderem um den Standort der einschlägigen Normen im deutschen<br />

Verbrechenssystem geht (§ 1), erörtert Ambos zunächst<br />

1 Abrufbar: http://www.department-ambos.uni-goettingen.de/<br />

lehrbuch.html.

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