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1. Sprache und Sprachverarbeitung

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Sprachproduktion. Daher ist es wichtig, dass man für seine Argumentationen immer<br />

das richtige Modell auswählt.<br />

Kontextsensitive Modelle beziehen sich zum Beispiel auf die kommunikative<br />

Gesamtsituation bei der Sprachproduktion <strong>und</strong> betrachten den Einfluss von sozialen<br />

<strong>und</strong> soziologischen Faktoren. Diese Modelle eignen sich also dazu, Aussagen über<br />

die Kommunikation zwischen Menschen zu machen. Sie eignen sich aber nicht dazu,<br />

Aussagen über die Verarbeitung von einzelnen Wörtern zu machen. Im Gegensatz<br />

zu den kontextsensitiven Modellen befassen sich die autonomen Modelle nur mit<br />

dem Sprachproduktionsprozess des Individuums, wobei man davon ausgeht, dass<br />

der Prozess für alle Menschen gleich ist. Mit diesen Modellen versucht man zu<br />

erklären, wie Sprecher eine Aussage generieren <strong>und</strong> produzieren. Mit einem solchen<br />

Modell lassen sich wiederum Aussagen über die Verarbeitung von einzelnen Wörtern<br />

machen, aber keine Aussagen über die kommunikative Gesamtsituation.<br />

In diesem Kurs werden wir uns ausschließlich mit autonomen Modellen befassen.<br />

Als autonom werden diese Modell bezeichnet, weil die <strong>Sprachverarbeitung</strong> völlig<br />

unabhängig vom Kontext betrachtet wird. Eine Gr<strong>und</strong>annahme dieser Modellen ist,<br />

dass der Prozess der Sprachproduktion beim Mensch ein invarianter Prozess ist, d.h.<br />

er läuft bei allen Menschen <strong>und</strong> in allen Situationen gleich ab. Es ist also egal, ob ich<br />

eine Äußerung schreie, oder flüstere der Prozess der <strong>Sprachverarbeitung</strong> bleibt der<br />

gleiche, auch wenn sich die motorische Umsetzung ändert. Außerdem geht man bei<br />

autonomen Modellen davon aus, dass die syntaktische Repräsentation völlig<br />

unabhängig vom Äußerungskontext <strong>und</strong> von der Satzbedeutung generiert wird, aber<br />

dazu später mehr.<br />

Woher weiß ich nun, wie ein Modell zur Sprachproduktion aussehen soll, wenn<br />

die einzelnen Teilprozesse nicht direkt beobachtbar sind? Es gibt zwei Wege ein<br />

solches Modell zu entwickeln.<br />

Weg 1: Ich mache eine Beobachtung wie z.Bsp folgende: Versprecher entstehen<br />

meistens durch die Vertauschung von Lauten wie - Baufaunzirma statt Bauzaunfirma.<br />

Aus dieser Beobachtung könnte ich ein Modell ableiten, in dem es eine<br />

Prozessebene gibt, auf der die Laute in eine bestimmte Abfolge gebracht werden.<br />

Dies wäre also der Weg von der Beobachtung zum Modell.<br />

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