30.12.2012 Aufrufe

Susanne Hehenberger - Löcker Verlag

Susanne Hehenberger - Löcker Verlag

Susanne Hehenberger - Löcker Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Nach dem Geständnis, dass er es als Jugendlicher mit einer Henne getrieben<br />

habe, die ihm von seiner Mutter ins Bett gesetzt worden sei, um sie durch die<br />

Wärme zum Eierlegen zu animieren, werden im Protokoll weitere sodomitische<br />

Praktiken aufgelistet. Er habe mit einem roten Kalb im Stall seines Vaters, einem<br />

anderen roten Kalb im Stall seiner Schwester, einem am Rücken schwarzgefärbten<br />

Kalb eines Nachbarn seiner Eltern und einem weißen Schaf, ebenfalls dem<br />

Nachbarn gehörig, »zu tun« gehabt. Die Liste der sodomitischen Untaten wird<br />

durch zwei kleinere Diebstähle unterbrochen. Dieser Bruch scheint nicht ganz<br />

zufällig, denn die nachfolgend geschilderten »widernatürlichen Unkeuschheiten«<br />

tragen den besonderen Makel, dass sie während des Ehestands von Abraham<br />

Pichler geschahen: »[...] vor zway Jarn, weill Er sein Eheliches Weib hab,<br />

dahaimbt zu Retl, mit ainer seiner Reverendo aigenthumblichen liechtschegkheten<br />

Khue, wider die Menschlich Natur gehandlt, Es sey aber dieselbig Khue nit mer<br />

verhandten«. Darauf folgten die Schilderungen seiner sodomitischen Handlungen<br />

mit seiner »Praun Plassete[n] Stueden«, die er anschließend nach Bayern verkaufte,<br />

»sein[er] aigne[n] Khue, so schwarz Rügkhet«, die er »dahaimb im stall laider<br />

anganngen, und solches hernach widerumben durch Eingebung des bösen feindts<br />

Thuen wellen« und schließlich noch »ain[em] Praun[en] schoff, so sein aigen<br />

gewest, [...] wellches Schoff dann hinach in dem herbst umbgestanden«.<br />

Der mit Sodomieprozessen bereits erfahrene Landgerichtsverwalter Wolf Nidermaier<br />

bat Mitte Jänner den neuen obderennsischen Bannrichter Wolf Schradt, ihm<br />

den Scharfrichter nach Wartenburg zu schicken. Abraham Pichler sollte offensichtlich<br />

peinlich verhört werden. Doch Wolf Schradt vertröstete Wolf Nidermaier auf<br />

einen späteren als den von ihm »begerten« Tag, weil der Scharfrichter gerade<br />

»abgeschryben« sei, d.h. vermutlich bei einem anderen Landgericht seine Dienste<br />

verrichtete. 102<br />

Am 30. Jänner sandte Wolf Nidermaier ein Amtshilfegesuch an Christoph Hültl,<br />

den Verwalter der kaiserlichen Herrschaft Orth im Traunsee. Nidermaier berichtet<br />

vom Geständnis Abraham Pichlers, dass er »mit seiner Stieftochter Madl Pluetschandt<br />

getriben« habe. Die heimlich vom Pichlergut weggelaufene Magdalena<br />

solle sich bei ihrem Bruder Sebastian Schuester im Dorf Pystorf aufhalten, welches<br />

zur Orther Landgerichtsobrigkeit gehöre. Wolf Nidermaier bat seinen Amtskollegen,<br />

dass seine Gerichtsleute Magdalena »bey Tag oder Nacht, Inner oder ausser<br />

des Hauß« ergreifen und dem Amtmann »auf der Cordin des Warttenburgischen<br />

Landtgerichts« übergeben sollen. 103 Christoph Hültl antwortete ablehnend. Eine<br />

Auslieferung von einem Landgericht an das andere sei in malefizischen Angelegenheiten<br />

nicht üblich. Er bat Wolf Nidermaier stattdessen, ihm Abschriften der<br />

gütigen und peinlichen Aussagen von Abraham Pichler zukommen zu lassen. 104<br />

Wolf Nidermaier entgegnete seinem Kollegen etwas beleidigt, dass »in dergleichen<br />

125

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!